2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME

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2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
Das Magazin für Manager in Einkauf und Logistik

Best in Procurement                            www.bme.de · Ausgabe 6 · November/Dezember 2017

2018: Wohin Einkaufschefs steuern
IT-Sourcing                 Alarm in der Lieferkette         E-Vergabe
Digitale Geschäftsmodelle   Viel Nachholbedarf beim          Öffentliche Beschaffung
als Herausforderung         Risikomanagement                 muss sich umstellen
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
Besu
                                                                                 c
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                                                                        Code        lein       nd       52
                                                                              : „EIN e Überra A03 & er . BME
                                                                                     KAU          s      h
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Schnelle Erfolge
oder Nachhaltigkeit?

                                                                                      Einkauf.
                                                                                      Einsparungen.
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2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
BULLETIN

Wer hat hier den
schwarzen Peter?                                                          Volker Haßmann, Chefredakteur

A
       ls ich die Meldung las, musste ich mir zunächst die Augen reiben:                                      EMI-UMFRAGE:
        In einer Umfrage unter den größten deutschen Familienunternehmen
          durch das Institut für Mittelstandsforschung gaben die Firmen als                                   MACHEN SIE MIT!
           größtes Hemmnis für die Digitalisierung fehlendes Know-how ihrer
            Mitarbeiter an. In einer anderen Trendstudie beklagt die Mehrheit
                                                                                                              Als monatlicher Konjunkturindikator
der befragten Innovationsmanager das geringe Verständnis der Mitarbeiter
für künstliche Intelligenz. Und eine Metastudie des Instituts der deutschen                                   zur Beschreibung der aktuellen Lage
Wirtschaft, die 46 Digitalisierungsstudien zusammengefasst hat, machte                                        in der deutschen Industrie wird der
Lücken bei den Digitalkenntnissen in den Belegschaften als Hauptbremse aus.                                   seit 1996 erscheinende Markit/BME-
                                                                                                              Einkaufsmanager-Index (EMI) nicht
Toll, jetzt wissen wir wenigstens, wo es bei der Digitalisierung hakt. Die
Mitarbeiter sollen sich gefälligst anstrengen. Nun werden in diesen Studien                                   nur von Einkäufern, Logistikern und
in erster Linie Führungskräfte befragt. Interessant wäre, wie Mitarbeiter in                                  Supply-Chain-Managern, sondern
Befragungen wohl die Digitalkompetenz ihrer Chefs beurteilen würden.                                          auch von den Chefvolkswirten vieler
Gleich wie – viel wichtiger ist letztlich die Frage, was die Unternehmen
                                                                                                              Banken geschätzt. Er beruht auf der
selbst tun, um ihre Mitarbeiter für die neuen Anforderungen zu qualifizieren.
In Vorträgen zum Thema Digitalisierung wird gerne beschworen, wie sehr es                                     Befragung von 500 Einkaufsleitern/
darauf ankomme, die Menschen mitzunehmen. Doch Konkretes hört man                                             Geschäftsführern des Verarbeitenden
selten bis gar nicht.                                                                                         Gewerbes in Deutschland. Auch Sie
                                                                                                              können sich beteiligen!
Fachliche Weiterbildung und Trainings sind dabei das eine, die Einstellung
das andere. Jüngst tat ein Bekannter, der seit über 20 Jahre in derselben
Firma arbeitet, die Digitalisierung als einen „weiteren Trend“ mit den Worten                                 Wir suchen vor allem Teilnehmer aus
ab: „Ich habe schon viele Krisen erlebt.“ Solche Mitarbeiter, die viele Verän-                                folgenden Branchen:
derungsprozesse erlebt haben, sind vielleicht müde oder misstrauisch. Kein
Klima, in dem Innovationen entstehen.                                                                         • Kfz-Industrie und Zulieferer
                                                                                                              • Nahrungs- und Genussmittel
BIP wird deshalb im nächsten Jahr verstärkt Change- und Trainingsprojekte
                                                                                                              • Chemische Industrie
vorstellen, in denen Mitarbeiter konkret für den Einkauf 4.0 in ihrem Unter-
nehmen fit gemacht werden. Welche Schulungsinhalte sind notwendig?                                             • Maschinen und Zubehör
Welche Trainingsformate machen Sinn? Wie werden neue Technologien
ausprobiert, werden Startups besucht? Tauschen sich ältere Mitarbeiter mit                                    Was müssen Sie als Teilnehmer tun
Digital Natives aus? Gibt es praxisnahe Planspiele zum Erarbeiten von Zielen?                                 und was ist Ihr Benefit? Sie beant-
Wie wird in Talente investiert, die den Wandel vorantreiben und nicht nur                                     worten regelmäßig zur Mitte des
mitschwimmen? Es ist höchste Zeit für diese Diskussion. Denn wenn der
                                                                                                              Monats dieselben zwölf Fragen
Einkauf sich digital mit Lieferanten vernetzen will, muss er erst einmal
intern besser zusammenarbeiten.                                                                               bequem online. Als Gegenleistung
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In diesem Sinne wünscht die Redaktion allen Lesern                                                            plus Zusatzinfos von Markit) kostenlos.
ein erfolgreiches Jahr 2018.

                                                                                                              Weitere Infos: frank.roesch@bme.de
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BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang                                                                                 3
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
INHALT

                                                                        32

                                                                        „WIR ERLEBEN GERADE EINE ZEITENWENDE“
                                                                        Gregor Gysi im BIP-Interview

                                                                   14
2018: WOHIN EINKAUFSCHEFS STEUERN
Die CPO-Umfrage zu Herausforderungen im Einkauf

    26                                                                  42
    EINKAUF UND IT MÜSSEN AN EINEM STRANG ZIEHEN                        ALARM IN DER LIEFERKETTE
    Neue digitale Geschäftsmodelle fordern den IT-Einkauf heraus        Risikomanagement ist noch keine Selbstverständlichkeit

4                                                                                                           BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
BIP BULLETIN                                                             BIP BEI …
3     Wer hat hier den schwarzen Peter?                                  40    Der Taktiker am Verhandlungstisch
                                                                               Besuch bei Roland Bruckmann, Leiter Einkauf Investitionen,
                                                                               Dienstleistungen und Mobility, Salzgitter AG
      BLITZLICHT
6     Aus Unternehmen und Branchen
         Sino-German Procurement Dialogue; DAX-30: Compliance                  BUSINESS LOGISTICS
      unter dem Radar; Auf Einkaufstour in Italien; Seltene Erden:       42    Alarm in der Lieferkette
      Fraunhofer kooperiert mit China; BMÖ-Awards 2017                           tuelle Umfrage: Eine umfassende Analyse und Überwachung
                                                                               von Risiken ist in den meisten Unternehmen noch keine
                                                                               Selbstverständlichkeit.
      BAROMETER
10    Konjunktur und Rohstoffe                                           46    All inclusive am Nordpol
      Auf dem Weg zur Hochkonjunktur                                           Reportage: Die Versorgung einer Arktisexpedition ist ein
      Preisanstieg bei Industriemetallen                                       logistisches Puzzle.

                                                                         48    Brexit: Folgen für den Mittelstand
      BEGEGNUNG                                                                Der BME-Arbeitskreis Zoll sieht erheblichen Handlungsbedarf in
32    „Wir erleben gerade eine Zeitenwende“                                    den Unternehmen.
      Gregor Gysi, Präsident der Europäischen Linken, im BIP-Interview

                                                                               BRAIN
      BESCHAFFUNG                                                        50    Verbindung von Wissenschaft und Praxis stärken
14    2018: Wohin Einkaufschefs steuern                                        Der Wissenschaftliche Beirat des BME: Ziele und Aufgaben
      Die jährliche CPO-Umfrage zu den Herausforderungen und
      Schwerpunkten des Einkaufs im neuen Jahr

22    Die Bahn braucht innovative Lieferanten                                  BERUF UND KARRIERE
      Wie der DB-Einkauf die Digitalisierung des                         54    Erfolgsporträt
      Lieferantenmanagements vorantreibt.                                      Markus Frank, Vice President Konzerneinkauf und SCM, WMF

24    Von den digitalen Ausreißern lernen                                56    Köpfe und Karrieren
      Best-Practice-Beispiele für die Automatisierung der Beschaffung          Personalien aus Einkauf und Logistik

26    Einkauf und IT müssen an einem Strang ziehen
      Neue digitale Geschäftsmodelle fordern den IT-Einkauf heraus.      66    Impressum

30    Gemeinsam zu besseren Ergebnissen
      Neue Studie: Einkaufsteams mit hohem Frauenanteil sind
      effizienter.

36    E-Vergabe: Einfach machen
      Die öffentliche Beschaffung muss schneller auf elektronische
      Prozesse umstellen.

38    Global Sourcing: Marokko
      Der Wüstenstaat will sich als lukrativer Beschaffungsmarkt
      empfehlen.                                                                           INSSIDE
                                                                              57   News aus dem Bundesverband
                                                                                   Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.
                                                                                   Termine in den Regionen; Regionenporträt Regensburg;
                                                                                   Erfurt-Thüringen: Werksbesuch bei Kahla; Impressionen:
                                                                                   IT-Sourcing in Hamburg, Innovationsschauplatz Berlin

BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang                                                                                                                       5
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
BLITZLICHT

Seltene Erden: Fraunhofer
kooperiert mit China
Strategische Partnerschaft. Seltene Erden sind ein
Schlüsselrohstoff für viele Hightech-Produkte und werden
fast ausschließlich in China abgebaut. Die im Leitprojekt
„Kritikalität Seltener Erden“ engagierten Institute der
Fraunhofer-Gesellschaft haben eine strategische Partner-        Angeregte Podiumsdiskussion bei der Auftaktveranstaltung vor 260 Teilnehmern.
schaft mit dem Baotou Research Institute of Rare Earths
(BRIRE) und der University of International Business and
Economics (UIBE) in Peking vereinbart. Ziele sind stärkere
                                                                1st Sino-German
Zusammenarbeit, regelmäßiger Erfahrungsaustausch und            Procurement Dialogue
gezielte Nachwuchsförderung, teilte das Fraunhofer-Insti-
tut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen              Deutsch-Chinesische Einkaufsplattform. „Smart manufacturing, smart
(IMWS), Halle (Saale), mit. Im Leitprojekt arbeiten Forscher    procurement: Leading supply chain to Industrial 4.0“ war Thema der BME-
aus sieben Fraunhofer-Einrichtungen gemeinsam an neuen          Auftaktveranstaltung zum 1st Sino-German Procurement 4.0 Dialogue in der
Ersatzmaterialien, effizienteren Produktionstechnologien        ostchinesischen Stadt Suzhou. Das neue Netzwerkformat wurde gemeinsam
sowie neuen Wiederverwendungs- und Weiterverwer-                mit dem Institut für Automatisierung und Industrie Technologie (IAIT) entwi-
tungskonzepten für Seltene Erden.                               ckelt und soll zukünftig fest etabliert werden. Das IAIT bringt sein Know-how
                                                                als Partner für den Technologietransfer zwischen chinesischen und deutschen
                                                                Unternehmen in die Kooperation mit dem BME ein. Nach Einschätzung von
                                                                IAIT-Präsident Thomas Nolting wird sich China in den nächsten Jahren mit ho-
                                                                hem Tempo von der Werkbank der Welt zu einer Hightech-Schmiede entwi-
                                                                ckeln. Ziel der neuen Plattform ist es, angesichts des voranschreitenden Inter-
                                                                nets der Dinge einen Dreiklang aus Industrie, Technologie und Wissenschaft
                                         China ist heute der
                                         größte Produzent für   auf deutscher und chinesischer Seite zu erzeugen. Darüber hinaus sollen in-
                                         das Seltenerdmetall    dustrielle Einkäufer aus Deutschland mit leistungsstarken chinesischen Liefe-
                                         Yttrium.               ranten zusammengebracht werden.

                                                                DAX-Konzerne:
                                                                Compliance unter dem Radar
                                                                Rating. Skandale um Kartelle und Korruption sind an der Tagesordnung.
                                                                Die Aktienkurse betroffener Unternehmen stürzen ab. Investoren erwarten
                                                                daher Transparenz über Umfang, Funktionsweise und Relevanz der Compli-
                                                                ance-Systeme. Erstmals liefert jetzt ein Rating des Berliner Verlags Fuchs-
                                                                briefe ein Bild über die Compliance-Qualität der DAX-Unternehmen. „Die
                                                                Compliance-Systeme der DAX-Konzerne sind überwiegend intransparent“,
                                                                konstatiert Chefredakteur Ralf Vielhaber. Am besten schneidet noch Sie-
                                                                mens ab, gefolgt von der Deutschen Telekom und ThyssenKrupp. Siemens
                                                                betreibt seit dem Schmiergeld-Skandal 2006 einen hohen Aufwand, auch
                                                                personell, und ist sowohl beim Lieferantenkodex, beim Compliance Ma-
                                                                nagement System als auch bei der Risikodarstellung „best practice“. Die
                                                                Deutsche Telekom kommuniziert viele Zahlen, wie es um Überwachung der
                                                                Regelkonformität von Mitarbeitern und Zulieferern steht. Auch bei der Dar-
                                                                stellung von Compliance-Risiken ist die Telekom offener als andere DAX-
                                                                                                                                                      Fotos: Fotolia, BME, BMÖ

                                                                Konzerne. Auffallend ist die schlechte Platzierung der Finanzbranche, die
                                                                unterdurchschnittlich performt: Die Deutsche Bank ist Vorletzter.
                                                                Mehr Infos: www.fuchsbriefe.de/compliance2017

6                                                                                                                         BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
Auf Einkaufstour in Italien
   BME Sourcing Days. Drei Tage lang besuchten Einkäufer
   deutscher Unternehmen Turin, Bologna und Varese auf Einla-
   dung dieser Regionen und informierten sich über die dorti-
   gen Beschaffungsmärkte. In Bologna war die Reise angedockt
   an die Farete-Messe, die dort zeitgleich im Exhibition Center
   stattfand. Über die terminierten Lieferantengespräche hinaus
   boten mehr als 200 ausstellende Lieferanten den deutschen
   Einkäufern interessante Anknüpfungspunkte. Die deutschen
   Firmen berichteten von sehr guten Ergebnissen mit ersten
   Geschäftsanbahnungen. In B2B-Gesprächen lernten sie Liefe-                        Preisverleihung im Rahmen des Österreichischen EinkaufsForums in Wien
   ranten kennen, die im Hinblick auf die vorab gemeldeten Be-
   darfe der deutschen Einkäufer ausgewählt wurden. Insgesamt
   stellten sich knapp 200 Lieferanten an den drei Standorten
                                                                                    Ausgezeichnete
   vor. Die BME-Delegationsreise fand bereits zum dritten Mal                       Einkaufskonzepte
   statt; im ersten Halbjahr 2018 plant der BME eine weitere
   Tour.                                                                             Awards. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und
   Mehr Infos bei: anke.immelmann@bme.de                                             Logistik in Österreich (BMÖ) hat drei Unternehmen für exzel-
                                                                                     lente Leistungen entlang der Wertschöpfungskette ausge-
                                                                                     zeichnet. Den „Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0
                                                                                     Award 2017“ in der Kategorie Industrie 4.0/Industrie erhielt
                                                                                     die ÖBB-Holding AG für ihr Konzept der ganzheitlich digitali-
                                                                                     sierten Beschaffung. In der Kategorie Supply Excellence lag
                                                                                     die Logicdata GmbH (Deutschlandsberg) mit der Einführung
                                                                                     einer Risikomanagement-Systematik im Einkauf vorn. Für die
                                                                                     Software-Entwicklung zu innovativem Risk Management mit
                                                                                     lernenden Algorithmen erhielt die Riskmethod GmbH den
                                                                                     Preis in der Kategorie IT und E-Procurement. Die Verleihung
                                                                                     fand während des Österreichischen EinkaufsForums im Haus
                                                                                     der Industrie in Wien statt.
   Lieferantengespräche auf der Farete-Messe in Bolgna gehörten                      Mehr Infos: www.bmoe.at
   zum Programm.

Unsere Informationen bringen Ihren Einkauf nach oben –                                                                SOFTCONCIS
                                                                                                                      Einkaufscontrolling mit System
seit mehr als 20 Jahren!
                                    Einkaufsanalyse
                                    Spend Management
                                    SRM/Risikomanagement
                                    Savings-Tracking

     Einkaufsplanung                Data Quality                  Plan-/Ist-Vergleich
     Maßnahmen-                     Management                    Lieferantenbewertung
     management                     Big Data Structuring          Stücklistencontrolling
                                    Global Data Pooling

                                    Abweichungsanalyse
                                    Ad hoc-/Standard-Reporting
                                    Dashboards

Besuchen Sie uns auf dem BME-Symposium vom 8.-10. November in Berlin und hören Sie den Vortrag unseres Kunden Carl Zeiss AG
(FK2) zum Thema „Smartes Einkaufscontrolling — Innovation trifft Nachhaltigkeit“.
2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
BLITZLICHT

    Smarte Lösungen                                                        Erste Fachmesse für
    für den Einkauf                                                        Produktion im Messejahr 2018
    Einen kompakten Marktüberblick über die wich-
                                                                           Industrielle Produktionstechnik, Maschinen und Werkzeuge für die
    tigsten Anbieter, spannende Best Practices und
                                                                           Metallbearbeitung stehen vom 23. bis 26. Januar 2018 im Mittelpunkt
    Erfolgsstrategien für die digitale Transformation erhal-
                                                                           der NORTEC in Hamburg. Über 400 Aussteller zeigen ihre Lösungen zu
    ten Einkäufer auf den 9. BME-eLÖSUNGSTAGEN am 13.
                                                                           allen Stationen der Wertschöpfung; die rund 12.000 Fachbesucher sind
    und 14. März 2018 im Maritim Hotel Düsseldorf. Im
                                                                           vorwiegend Entscheider und Einkäufer. Der BME kooperiert erneut mit
    Fokus stehen Themen wie Business Analytics & Busi-
                                                                           der Messe Hamburg . Am Mittwoch, dem 24. Januar 2018 findet von 10
    ness Intelligence in Echtzeit; Contracts, Spend und Ri-
                                                                           bis 12:30 Uhr der BME-Einkäufertag zu Beschaffungsthemen im Maschi-
    siken im Blick; Business Networks und Plattformen;
                                                                           nenbau statt. Dem BME-Netzwerk steht für die NORTEC ein Freikarten-
    End-to-end-integrierte Workflows und Cloud Soluti-
                                                                           kontingent zur Verfügung.
    ons. Bis zum 30.11.2017 gilt ein 100 Euro Frühbucher-
                                                                           Kontakt: peter.schloesser@bme.de
    rabatt. Anmeldung bei: jacqueline.berger@bme.de
                                                                           Weitere Infos: www.nortec-hamburg.de

Paperworld:                                                                                              Das Forum für
Procurement                                                                                              Eisenbahn und
Event                                                                                                    Logistik
Das exklusive Businessprogramm Procu-                                                                    Das 11. BME-/VDV-Forum Schienen-
rement am 29. Januar 2018 innerhalb                                                                      güterverkehr am 23. und 24. Januar
der Paperworld (27. bis 30. Januar 2018                                                                  2018 in Bonn ist das jährliche Forum
in Frankfurt) bietet Fachvorträge rund                3. BME Global                                      für alle, die Schienengüterverkehr be-
um das C-Teile-Management, einen Pra-
xisworkshop, eine Fachausstellung der
                                                      Pharma Supply                                      treiben oder netzwerken und Ideen
                                                                                                         sammeln wollen. Diskutiert werden
Markenhersteller des Office Gold Club                 Chain Congress                                     Themen wie Anbindung von Standorten
sowie die internationalen Messeneuhei-                                                                   an das Schienensystem, KPIs für die
                                                       Das Programm des Peer-to-peer-
ten und Trends der Paperworld. Teilneh-                                                                  moderne Bahnlogistik, Verlagerungskon-
                                                       Events vom 26. Februar bis 1. März
men können Einkäufer aus Unterneh-                                                                       zepte, Infrastruktur, Automatisierung
                                                       2018 im Frankfurt Marriott Hotel wird
men mit mehr als 100 Büroarbeitsplät-                                                                    und Elektromobilität.
                                                       getragen von Spitzenmanagern der
zen.                                                                                                     Programm und Infos:
                                                       Branche im BME Pharma Supply Chain
Infos: peter.schloesser@bme.de                                                                           www.bme.de/schienengueterverkehr
                                                       Steering Team. Themen sind End to End
                                                       Supply Chain Management, Supply
                                                       Chain Management Talent, Politics &
                                                                                                                                                    Fotos: BME, NORTEC

                                                       Strategy, Medical Devices sowie Tech-
                                                       nology & Innovation. Field Trips und
                                                       Workshops runden das Programm ab.
                                                       Weitere Infos: www.bme.de/pscc

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2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
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2018: Wohin Einkaufschefs steuern - BME
BAROMETER Konjunktur

Deutsche Wirtschaft nähert
sich der Hochkonjunktur
NACHHALTIGER AUFSCHWUNG. Die deutsche Konjunkturlokomotive steht mächtig unter Dampf.
Experten warnen bereits vor einer möglichen Überhitzung.

D
          eutschlands Konjunkturexper-                     sehr hohe konjunkturelle Dynamik in                     verhalt zu: „Die deutsche Wirtschaft
           ten sehen die einheimische                      der ersten Hälfte des laufenden Jahres                  steigert ihre Leistung schneller, als ihr
           Wirtschaft auch zu Beginn                       werde sich zwar etwas abschwächen.                      guttut. Die konjunkturelle Dynamik
           des 4. Quartals 2017 in bes-                    Gleichwohl nähme die Wirtschaftsleis-                   nimmt zu und mit ihr die Gefahr einer
          ter Verfassung. So betonten                      tung in diesem und im nächsten Jahr                     deutlichen Überhitzung mit entspre-
die an der Gemeinschaftsdiagnose be-                       stärker zu, als die Produktionskapazitä-                chendem Rückschlagpotenzial.“ Stefan
teiligten Wirtschaftsforschungsinstitute                   ten wachsen. Im Ergebnis steige die                     Kooths, Leiter des IfW-Prognosezent-
in ihrem Herbstgutachten für die Bun-                      gesamtwirtschaftliche Auslastung, und                   rums, spricht in diesem Zusammen-
desregierung, dass „der Aufschwung                         die Wirtschaftsleistung liege über dem                  hang von „Hochkonjunktur“. Diese
an Stärke und Breite gewonnen“ hat.                        Produktionspotenzial.                                   fühle sich gut an, sei aber gesamtwirt-
Neben den Konsumausgaben trügen                                                                                    schaftlich schädlich. Die Übertreibun-
nun auch das Auslandsgeschäft und die                      Drohende Überhitzung. Das Institut für                  gen im Boom verführten die privaten
Investitionen zur Expansion bei. Die                       Weltwirtschaft (IfW) spitzt diesen Sach-                Akteure zu Fehlentscheidungen, meist

     EMI: Deutscher Industriemotor bei 60,6 mit unverändert hoher Drehzahl

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             Jan. 07 Jan. 08   Jan. 09     Jan. 10   Jan. 11   Jan. 12 Jan. 13   Jan. 14     Jan. 15   Jan. 16     Jan. 17 Mrz. 17   Mai 17 Juli 17 Sept. 17

             Zeitraum           Gesamtwert           Industrieproduktion   Auftragseingang       Auftragsbestand         Einkaufspreise       Einkaufsmenge

           Januar 2007              58,5                    61,1                 60,9                  60,5                  69,4                  61,1

           Januar 2009              32,0                    27,8                 24,8                  27,2                  26,5                  23,5

          September 2017            60,6                    61,7                 60,8                  62,6                  66,3                  61,7

     PRODUZIERENDES GEWERBE. Die deutsche Industrie ist im September so kräftig gewachsen wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Das signalisiert der finale
     saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI). Er verbesserte sich gegenüber August um 1,3 Punkte und erreichte mit 60,6 den höchsten
     Wert seit April 2011. „Der EMI scheint im Moment nur einen Weg zu kennen – und der führt nach oben. Der anhaltend robuste Aufschwung lässt uns voller
                                                                                                                                                                      Fotos: Fotolia, ifo

     Zuversicht in das 4. Quartal blicken“, betonte Silvius Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des Bundesverbandes Materialwirtschaft,
     Einkauf und Logistik e.V. (BME), in Frankfurt. Etwas Sorge bereiteten dagegen die erneut gestiegenen Einkaufspreise. Einer der Hauptgründe dafür dürften
     die seit Jahresbeginn wieder anziehenden Preise für Industrierohstoffe sein.

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flankiert von einer allzu leichtfertigen
Wirtschaftspolitik. Geschäftsmodelle,          „Wirtschaft legt kleine Verschnaufpause ein“
die nur im Boom funktionieren, müss-
ten früher oder später wieder kassiert                                                         delsunternehmen, die ihre Ausfuhren in die
werden.                                                                                        Eurozone deutlich steigern konnten.
                                                                       Dr. Klaus Wohlrabe
Geringere Risiken. Deutsche Außenhan-                                  ist stellvertretender   Nach Einschätzung des IfW nähert sich die
                                                                       Leiter des
delsbetriebe und Einkäufer, die in glo-                                                        Wirtschaft der Hochkonjunktur. Sehen Sie
                                                                       ifo Zentrums für
balen Beschaffungsmärkten agieren,                                     Konjunkturforschung
                                                                                               auch die Gefahr einer Überhitzung?
werden es mit Freude vernehmen:                                        und Befragungen in      Zwar produziert die Industrie oberhalb der
„Zwar bestehen viele geopolitische Ri-                                 München.                durchschnittlichen    Kapazitätsauslastung.
siken fort und mit der Zuspitzung des                                                          Trotzdem sehen wir die typischen Anzei-
Nordkoreakonflikts ist ein weiteres             Wie bewerten Sie die Stimmung in der            chen für eine Überhitzung gegenwärtig
hinzugekommen. Allerdings haben                deutschen Wirtschaft?                           noch nicht. Sie äußert sich im kräftigen An-
sich die wirtschaftspolitischen Risiken        Sie ist weiterhin sehr gut – trotz des zwei-    stieg von Löhnen und Preisen. Das heißt
in den vergangenen Monaten deutlich            maligen Rückgangs des ifo Geschäftsklima-       aber nicht, dass eine Überhitzung für die
verringert“, geht aus dem Herbstgut-           indexes. Die deutsche Wirtschaft legt offen-    Zukunft ausgeschlossen ist.
achten der führenden Wirtschaftsfor-           bar eine kleine Verschnaufpause ein. Bis
schungsinstitute hervor. Diese Ent-            August eilte der ifo Geschäftsklimaindex        Hat Industrie 4.0 Einfluss auf unsere
wicklung betreffe sowohl die USA als           noch von Rekord zu Rekord. Im September         Wirtschaftsleistung?
auch Europa.                                   ist er zwar von 115,9 auf 115,2 Punkte ge-      Industrie 4.0 ist Teil eines Modernisierungs-
                                               sunken, liegt jedoch weiterhin deutlich         vorgangs oder Innovationsprozesses, der
USA scheinen berechenbarer. Mittlerwei-        über seinem langfristigen Mittelwert von        permanent in der Wirtschaft stattfindet. Die
le habe sich herauskristallisiert, dass        102,1. Angesichts dieses marginalen Rück-       Digitalisierung hat allerdings eine neue Qua-
in den Vereinigten Staaten die republi-        gangs mache ich mir im Moment keine Sor-        lität, weil sie alle Unternehmen in Deutsch-
kanische Kongressmehrheit zum einen            gen um die deutsche Wirtschaft. Dafür ist       land betrifft. Diese können sich dem Internet
sehr eigenständig gegenüber dem Prä-           sie zu breit aufgestellt und der Aufschwung     der Dinge nicht entziehen. Würden sie es
sidenten auftrete und zum anderen              zu robust. Deshalb sollten wir den jetzt zu     dennoch tun, riskierten sie Wettbewerbs-
selbst politisch stark zersplittert sei.       beobachtenden kleinen Stimmungsrück-            nachteile. Das wiederum hätte einen negati-
   Als Konsequenz werden die Absich-           schlag nicht überbewerten.                      ven Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt.
ten der Regierung hinsichtlich Protek-
tionismus, Steuerreform und Infra-             Wir können uns also zurücklehnen?               Vor zehn Jahren brach die Finanz- und
strukturinvestitionen nach Einschät-           Dazu würde ich nicht raten. Ein Ende des        Wirtschaftskrise aus. Haben Politik und
zung der Institute nur graduell umge-          Wachstums ist zwar bisher nicht in Sicht.       Banken die nötigen Lehren aus diesem
setzt. Das Ergebnis der letztendlich er-       Wir sind auch für das kommende Jahr zuver-      Fiasko gezogen?
griffenen Maßnahmen dürfte entspre-            sichtlich. Dennoch sollte sich die deutsche     Wir fragen uns schon, ob sich die Korrektu-
chend weniger weit vom bisherigen              Wirtschaft nicht auf ihren Erfolgen ausru-      ren, die infolge der Finanz- und Wirtschafts-
Status quo entfernt liegen als bisher          hen. Die nächste Krise kommt bestimmt.          krise vorgenommen wurden, als robust und
erwartet.                                                                                      widerstandsfähig erweisen. Selbst wenn
                                               Trotz anhaltender globaler Krisen erweist       Politik und Banken in Deutschland ihre
EU berappelt sich. Wahlniederlagen eu-         sich die deutsche Konjunktur als sehr           Hausaufgaben gemacht haben, sind wir ab-
ropakritischer Parteien hätten in eini-        widerstandsfähig. Worauf führen Sie das         hängig von anderen Ländern. Die geplan-
gen EU-Ländern dazu geführt, dass die          zurück?                                         ten Änderungen zur Finanzregulierung in
Wahrscheinlichkeit einer politischen           Zum einen ernten wir die Früchte der            den USA könnten die Geldinstitute dazu er-
Destabilisierung der Europäischen Uni-         Hartz-IV-Reform. Die deutsche Wirtschaft        muntern, wieder vermehrt ins Risiko zu ge-
on gesunken sei.                               konnte ihre Arbeitskosten im Vergleich mit      hen. Das könnte möglicherweise erneut zu
  Auch werde es nach den jüngsten              anderen Ländern deutlich senken. Das wie-       globalen Ansteckungseffekten führen. Wür-
Stellungnahmen der britischen Regie-           derum stimulierte unsere Exporte. Hilfreich     de jetzt eine schwere Finanzkrise auftreten,
rung wahrscheinlicher, dass sich der           war zudem die Niedrigzinspolitik der Euro-      bestünde die Gefahr, dass der Werkzeug-
Austritt Großbritanniens aus der EU            päischen Zentralbank. Private Sparer klagen     kasten der EZB-Geldpolitik leer wäre. Denn
mit einer ausgedehnten Übergangsfrist          zwar darüber, andererseits hat die EZB mit      die Europäische Zentralbank hat zur Konso-
vollzieht, was abrupte Brüche vermei-          ihrem Kurs dafür gesorgt, dass die europäi-     lidierung der Finanzmärkte bereits viele He-
det, aber auch die Phase der Unsicher-         sche Leitwährung nicht abgeschmiert ist.        bel in Bewegung gesetzt.
heit verlängere.                               Auch davon profitieren deutsche Außenhan-                Das Interview führte Frank Rösch, BME
                            Frank Rösch, BME

BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang                                                                                                                       11
BAROMETER Rohstoffe

Industriemetallpreise:
Aufwärtstrend setzt sich fort

E
        in Blick auf den Rohstoff-Radar                                                     Die Nachfrage nach Industrierohstoffen
        des US-amerikanischen Invest-                                                       ist Weinberg zufolge schon in den ver-
       mentbanking- und Wertpapier-                                                         gangenen Monaten sehr gut gewesen.
       handelsunternehmens Goldman                                                          Das dürfte auch so bleiben. Problema-
        Sachs zeigt: Die Metallpreise                                                       tisch sei dabei, dass das Wirtschafts-
befinden sich seit Jahresbeginn im                                                           wachstum in den westlichen Industrie-
steten Höhenflug. So verteuerten sich                                                        staaten nicht zu einer stärkeren Nach-
die an der LME in London gehandelten                                                        frage nach Rohstoffen, insbesondere
Aluminium-Kontrakte um 27 Prozent,                                                          Metallen, führe. Dafür seien diese Län-
Kupfer und Zink zogen um 20 bezie-                                                          der zu sehr dienstleistungsorientiert.
hungsweise 26 Prozent an, Blei stieg       stieg rechtfertigten. Diese Nachrichten          Wenn, dann komme der zusätzliche
im Preis ebenfalls um fast 26 Prozent.     seien auch konsequent zu Käufen ge-              Rohstoffbedarf aus den Emerging Mar-
Nickel, das unter anderem zur Produk-      nutzt, preisbelastende Nachrichten da-           kets.
tion rostfreien Stahls und von Lithium-    gegen bis zuletzt ignoriert worden.                 Allerdings ergeben dort die Konjunk-
Batterien benötigt wird, kletterte dank    Das Ausmaß des Preisanstiegs hält er             turdaten ein gemischtes Bild. „So kön-
reger Nachfrage aus China um sechs         daher für übertrieben. Zu den wesent-            nen die chinesischen Wirtschaftszahlen
Prozent nach oben.                         lichen Preistreibern der vergangenen             der vergangenen drei Quartale zwar als
                                           Monate zählte der hohe Risikoappetit             sehr gut bezeichnet werden. Die nähe-
Zinn tanzt aus der Reihe. Die Commerz-     der Marktteilnehmer, der sich bis in             re Zukunft sieht dagegen nicht so güns-
bank-Analysten ergänzen: „Einzig Zinn      den August hinein auch in steigenden             tig aus. In anderen Schwellenländern
zeigte sich bislang vom Anstieg der an-    Aktienmärkten widerspiegelte. Zudem              sind ebenfalls Wachstumsdellen deut-
deren Metalle unbeeindruckt und gab        habe der schwache US-Dollar den                  lich erkennbar. Nationen wie Russland,
um zwei Prozent nach. Dagegen machte       Preisen Auftrieb gegeben.                        Brasilien oder die Türkei sind von den
Eisenerz – befeuert von stark steigen-                                                      zuvor prognostizierten BIP-Anstiegen
den Stahlpreisen in China – sämtliche                                                       weit entfernt“, betont Weinberg.
zwischenzeitlich seit Jahresbeginn auf-     Preisprognose 2017/18:
gelaufenen Verluste wieder wett.“ Sein                                                      Märkte kontinuierlich beobachten. Ange-
Preis sei seit Mitte Juni sogar um 46       INDUSTRIEMETALLE                                sichts steigender Datenmengen und
Prozent gestiegen und habe damit die        • Aluminium: 1.825 (1.925)*                     immer unberechenbarer werdender
Industriemetalle in den Schatten ge-        • Blei: 2.225 (2.225)*                          Märkte laufen insbesondere Rohstoff-
stellt.                                     • Kupfer: 5.850 (6.000)*                        einkäufer Gefahr, den Überblick zu
   „Der Preisanstieg bei den Industrie-     • Zink: 2.725 (2.775)*                          verlieren. Wie aber lassen sich Roh-
metallen hat mittlerweile absurde           • Nickel: 10.400 (10.200)*                      stoffmärkte optimal scannen? Eugen
Züge angenommen und ist unseres Er-         • Eisenerz: 59 (71)*                            Weinberg meint dazu: „Es gibt keinen
achtens schon lange übertrieben“,                                                           Königsweg.“ Dafür agierten die Markt-
                                            EDELMETALLE
sagt Eugen Weinberg, Leiter Commo-                                                          teilnehmer zu unterschiedlich. So le-
                                            • Gold: 1.375 (1.275)**
dity Research der Commerzbank AG                                                            sen beispielsweise die großen OEMs
                                            • Silber: 19,5 (17,5)**
(siehe BIP-Interview auf Seite 13). Die                                                     tagtäglich die Rohstoffberichte der
                                            • Platin: 1.125 (975)**
Preise seien zu einem Großteil speku-                                                       Bankenanalysten. Dagegen suchten
                                            • Palladium: 870 (830)**
lativ getrieben und der Anstieg stehe                                                       kleinere Mittelständler, die von einem
daher auf wackeligen Beinen. „Wir er-       ENERGIEROHSTOFFE                                einzigen Rohstoff abhängig sind und
warten in den nächsten Monaten eine         • Brent (USD/Barrel): 53 (51)                   diese Analysen bekommen, immer ge-
                                                                                                                                          Fotos: pixabay.com, Commerzbank

deutliche Preiskorrektur“, blickt Wein-     • WTI (USD/Barrel): 51 (48)                     zielt in den Schlagzeilen nach „ihrem
berg voraus.                                Angaben in Klammern: 2017, Jahresdurchschnitt   Rohstoff“. Wichtig sei, dass sich Roh-
                                            * Angaben in US-Dollar / Tonne                  stoffeinkäufer ständig weiterbilden
                                            **Angaben in US-Dollar / Feinunze
Preisanstieg übertrieben. Es habe durch-                                                    und das Marktgeschehen kontinuier-
aus bei den Metallen spezifische Nach-                                                       lich verfolgen.
                                            Quelle: Commerzbank AG, Frankfurt
richten gegeben, die einen Preisan-                                                                                   Frank Rösch, BME

12                                                                                                            BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang
„Preisabsicherung wird zu oft vernachlässigt“

                                                   manchmal die Spekulationen verselbststän-
                                                   digen und die Preise nur deshalb steigen,
                                                   weil sie eben steigen. Die Preisanstiege
                                                   werden also manchmal selbst als Zeichen
                                                   einer Angebotsverengung interpretiert,
                            Eugen Weinberg
                            ist Leiter Commodity   ohne dass man die fundamentalen Gründe
                            Research der           hinterfragt. Doch diese Phasen sind meist
                            Commerzbank AG         nur kurzfristig und häufig gut zu erkennen.
                                                   Denn insbesondere die US-Warentermin-
  Welche Begründung haben Sie                      marktaufsicht CFTC, aber auch die Londo-
  für die steigenden Metallpreise?                 ner Metallbörse LME veröffentlichen regel-
  Wenn von der Preisgestaltung am Markt            mäßig die sogenannten Positionierungsda-
  die Rede ist, verweisen die einen auf Fun-       ten. Sie zeigen, wer und in welchem Um-
  damentalgründe, wie beispielsweise das           fang in der Woche gehandelt hat. Diese Da-
  Wechselspiel zwischen Angebot und Nach-          ten erlauben, die spekulativen Überhit-
  frage. Die anderen sagen häufig, aktuelle        zungsphasen zu erkennen, weil die Anleger
  Entwicklungen seien längst eingepreist.          dann entweder allesamt sehr optimistisch
  Meiner Meinung nach lassen sich aber die         oder pessimistisch sind.
  gegenwärtigen Preisanstiege bei Industrie-          Wir stellen also fest, dass diese Gruppe
  metallen weder mit der aktuellen Ange-           die Preisvolatilität durchaus beeinflussen
  bots- und Nachfragesituation noch mit ver-       kann, jedoch die meisten Spekulanten eher
  nünftigen Zukunftsprognosen erklären.            Geld verlieren, weil sie sich von der Masse
  Vielmehr ist die gegenwärtige Marktlage          und der Stimmung beirren lassen.
  Ausdruck von Überschüssen oder aber sind
  die Defizite längst in den aktuellen Notie-      Haben Rohstoffeinkäufer die Marktlage
  rungen eskomptiert. Denn die Lagerbestän-        das ganze Jahr über auf dem Schirm oder
  de sind weiter hoch.                             nur dann, wenn Preise eskalieren?
     Die meisten Marktteilnehmer tragen            Häufig ist Letzteres der Fall. So waren viele
  eine rosarote Brille. Sie glauben tatsäch-       unserer Industriekunden noch zu Jahresbe-
  lich, dass sich die Nachfrage in den nächs-      ginn extrem entspannt. Sie glaubten, dass
  ten Monaten weiter stark nach oben ent-          sich die Rohstoffpreise in einem dauerhaf-
  wickeln wird. Ich bin da skeptisch.              ten Tief befinden und wenn, dann nur ein
                                                   geringfügiges Aufwärtspotenzial hätten.
  Wie bewerten Sie die Gefahren, die von           Deshalb haben sie sich auch nicht abgesi-
  Spekulationsgeschäften an den Rohstoff-          chert, obwohl ihnen die etablierten Börsen
  börsen ausgehen?                                 in den USA und Europa eine Vielzahl von
  Wenn von Spekulation die Rede ist, wird          Absicherungsmöglichkeiten bieten. Als die
  damit häufig ein Börsenspekulant assozi-         Preise stark anzogen, kamen viele unserer
  iert, der den anderen Marktteilnehmern           Industriekunden zu uns gelaufen und frag-
  das Leben schwer macht. Eigentlich ist das       ten, warum wir ihnen nicht zur Preisabsi-
  Gegenteil der Fall: In den meisten Fällen        cherung ihrer Rohstoffkäufe geraten ha-
  sind Spekulanten ein Segen. Zum einen sor-       ben, als diese noch günstig zu beschaffen
  gen sie für eine ausreichende Liquidität,        waren.
  das heißt, die anderen Teilnehmer können            Die meisten Klein- und Mittelunterneh-
  sich jederzeit gegen ungewollte Preisbewe-       men wenden erst Absicherungsinstrumente
  gungen absichern. Außerdem haben sie oft         an, wenn es dafür schon zu spät ist. Dage-
  gegenüber Mittelständlern einen Informati-       gen setzen die Konzerne – unabhängig
  onsvorsprung, weshalb die Preise bereits         vom aktuellen Preisumfeld – ihre Absiche-
  im Vorfeld der Konjunkturbeschleunigung          rungsstrategie konsequent um. Hier muss
  oder -verlangsamung reagieren. Jedoch            der Mittelstand noch zulegen.
  stellt man immer wieder fest, dass sich                  Das Interview führte Frank Rösch, BME

BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang                                                                          13
BESCHAFFUNG
2018 – Wohin
                                 Einkaufschefs steuern
                                BIP hat Einkaufsmanager in unterschiedlichen Branchen befragt,
                                wo sie Trends und Herausforderungen im Einkauf und in der Supply Chain sehen:

                                1. Welche Herausforderungen sehen Sie für den Einkauf
                                   in den vor uns liegenden Jahren?

                                2. Welche Projekte/Schwerpunkte stehen bei Ihnen 2018 im Vordergrund?

                                Die Ergebnisse unserer CPO-Umfrage lesen Sie hier.

                                Lieferantenmanagement – Digitalisierung – Mitarbeiterentwicklung
                                Herausforderungen für den Einkauf. Der                                                           das nächste Jahr vorantreiben: Lieferanten-
                                Einkauf wird sich zukünftig noch mehr als                                                        management – Digitalisierung – Mitarbeiter-
                                heute darauf konzentrieren müssen, die                                                           entwicklung. Im Lieferantenmanagement
                                komplette Supply Chain zu managen. Dabei                                                         werden wir die bestehenden Supply Chains
                                bleibt die Preisgestaltung weiterhin die                                                         für die Zukunft fit machen und die notwen-
                                wesentliche Aufgabe des Einkaufs, jedoch                                                         dige Transparenz über die Lieferanten hinaus
                                wird es immer mehr darauf ankommen, die                                                          bis zum Rohmaterialhersteller stetig verbes-
                                termingerechte Belieferung mit Komponen-                                                         sern. Seitens Stabilus werden wir gemäß un-
                                ten sicherzustellen. Der Einkauf muss hierfür                                                    seres Strategieansatzes weiterhin „in der Re-
                                die Supply Chain bis zum Rohmaterialherstel-                                                     gion für die Region“ agieren. Wir werden
                                ler durchleuchten und ein intelligentes Risi-                    Christian Satzek                noch stärker aktiv in den neuen regionalen
                                komanagement aufbauen. Gerade im Hin-                     Head of Strategic Procurement,         Einkäufermärkten unterwegs sein und mit
                                                                                                  Stabilus GmbH
                                blick auf die Globalisierung der Märkte ist es                                                   unseren Lieferanten noch enger zusammen-
                                äußerst wichtig, Risiken zu erkennen und                                                         arbeiten.
                                diese im Vorfeld durch geeignete Maßnah-          stärker im Beziehungs- und Koordinierungs-        Aber nicht nur im Lieferantenmanagement
                                men zu minimieren. Die Nachhaltigkeit un-         management aktiv sein, Netzwerke mit Lie-      werden wir uns weiterentwickeln, auch der
                                serer Supply Chains ist ein essenzieller          feranten aufbauen und pflegen sowie die        Technologiewandel in der Digitalisierung
                                Bestandteil für die Zukunft.                      Kommunikation sowohl auf persönlicher          muss grundlegend gemanagt werden. Dabei
                                   Um schnell Informationen aus den Liefer-       Ebene als auch die digitalisierte Kommunika-   achten wir darauf, dass sowohl die eigenen
                                ketten zu erhalten, hilft die Digitalisierung.    tion weiterentwickeln. Die ursprünglichen      IT-Systeme weiterentwickelt als auch im Rah-
                                Mögliche Risiken können in Echtzeit erkannt       Aufgaben der Bestellbearbeitung werden zu-     men der Digitalisierung stets die neuesten
                                und Abstellmaßnahmen eingeleitet werden.          nehmend von moderner Computertechnik           Trends auf den Nutzen für Stabilus unter-
                                Doch die Digitalisierung hilft nicht nur in der   abgedeckt. Die Tätigkeiten und Qualifikati-    sucht werden und die digitale Vernetzung
                                Prävention möglicher Lieferrisiken. Administ-     onsprofile zukünftiger Einkaufsmitarbeiter     vorangetrieben wird. Gleichzeitig werden
                                rative Tätigkeiten, die heute teilautomatisiert   werden sich grundlegend ändern.                wir unsere Einkaufsmitarbeiter für die neuen
                                im Einkauf erledigt werden, werden zukünf-                                                       Anforderungen schulen und damit als drit-
Fotos: iStock, Stabilus

                                tig von Computersystemen autonom verar-           Schwerpunkte 2018. Wir werden auch wei-        ten Baustein das Personalentwicklungspro-
                                beitet. Der Einkauf 2025+ wird daher viel         terhin drei Bausteine als Schwerpunkt für      gramm ausbauen.

                          BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang                                                                                                                              15
BESCHAFFUNG

     Neue Supply-Chain-Strukturen und Lieferantenentwicklung
     Herausforderungen für den Einkauf. Kür-                                                         zesse mit entsprechender Datentranspa-
     zere Entwicklungszeiten (zum Beispiel re-                                                       renz gilt es für uns, mithilfe von Prozess-
     sultierend aus Methoden wie Scrum) und                                                          kennzahlen die internen und externen
     der immer stärker werdende „Time to                                                             Prozesse zu optimieren und daraus resul-
     Market“-Anspruch erfordern deutlich                                                             tierende Schwachstellen zu beseitigen. Ein
     mehr Agilität, speziell im Projekteinkauf.                                                      Schwerpunkt wird dabei in der Lieferan-
     Neue Geschäftsfelder benötigen völlig an-                                                       tenentwicklung liegen, denn Low Perfor-
     dere Supply-Chain-Strukturen, die es zu                                                         mer werden erst dadurch richtig auffällig.
     verstehen und gestalten gilt. Und da muss                                                       Darüber hinaus ergänzen wir unser sehr
     auch das fachliche Know-how der Mitar-                                                          ausgeprägtes Risikomanagement mit Not-
     beiter mithalten. Deshalb ist deren Ent-                         Ulrich Weigel                  fallplänen für verschiedene Ausfallszenari-
     wicklung von entscheidender Bedeutung,              Bereichsleitung Einkauf, Leica Camera AG    en in der Supply Chain. Schließlich haben
     um nicht zuletzt auch noch mehr auf                                                             wir uns die Entwicklung und die Vereinba-
     Augenhöhe komplexe Kostenstrukturen             Schwerpunkte 2018. Neben der kontinu-           rung von flexiblen, aber auch verbindliche-
     zu verstehen.                                   ierlichen Digitalisierung der Einkaufspro-      ren Verträgen vorgenommen.

     Vertikalisierung des Einkaufs und Optimierung der Lieferkette
     Herausforderungen für den Einkauf und                                                           gebot bei gleichzeitig minimalem Kapitalein-
     Schwerpunkte. Der unserer Branche anhef-                                                        satz ist für Mann+Hummel von zentraler Be-
     tende hohe Kostendruck bleibt bestehen                                                          deutung. Hier werden die zunehmende Digi-
     und wird sich bei allen, die auch zukünftig                                                     talisierung sowie Technologien um das IoT
     am Verbrennungsmotor beteiligt sind, wei-                                                       und Industrie 4.0 zu mehr Transparenz, Ge-
     ter erhöhen. Der in voraussichtlich ein, spä-                                                   schwindigkeit und Risikominimierung in der
     testens zwei Jahrzehnten zurückgehende                                                          Supply Chain führen. Planungs- und Progno-
     Bedarf an Verbrennungsmotoren wird den                                                          sesysteme unter Nutzung von Echtzeit und
     Verdrängungswettbewerb sogar noch be-                                                           Big-Data-Lösungen werden Einzug halten. Ei-
     schleunigen. Auch wir bei Mann+Hummel                                                           nen hohen Stellenwert werden bei uns Pro-
     forcieren die Bearbeitung und den Aufbau                          Hanno Höhn                    jekte zur Verbesserung und Durchgängigkeit
     von neuen Geschäftsfeldern außerhalb der               Group Vice President Purchasing &        einer kundenbedarfsorientierten Planung,
                                                               Supply Chain Management,
     Automobilindustrie, rund um unsere Kern-                                                        zu einem noch konsequenteren Ausbau von
                                                                 Mann+Hummel GmbH
     kompetenz der Filtration von Luft (zum Bei-                                                     Vendor Managed Inventory (VMI) und zu
     spiel in Gebäuden) oder Flüssigkeiten (zum                                                      Transportmanagementsystemen haben.
     Beispiel Wasser). Das erfordert auch vom        Know-how. Die Leitlinien der Einkaufsorga-         Dies führt zu weiteren Anforderungen an
     Einkauf und SCM mehr Flexibilität in Form       nisation sind „One Voice to the Supplier“,      Standardisierung, Datenqualität und Qualifi-
     von Struktur- und Prozessanpassungen. Hier      eine starke funktionale Governance des          kation der Mitarbeiter in Einkauf und SCM.
     sind der Innovationsdruck und der Fokus auf     strategischen Einkaufs und die Konsolidie-      Wann tatsächlich sinnvolle digitale Unter-
     Geschwindigkeit mindestens genauso hoch         rung der taktischen Einkaufstätigkeiten in      stützungsinstrumente zur Entscheidungsfin-
     wie im Automotive-Umfeld.                       den Hubs. Der Einkauf Nichtproduktionsma-       dung bis hin zu voll automatisierten Prozes-
        Wir stehen unmittelbar vor dem Abschluss     terial für Europa erfolgt aus einem Shared      sen über Künstliche Intelligenz Einzug hal-
     der Vertikalisierung/Reorganisation unseres     Service Center aus der Slowakei.                ten, wird man sehen. Mit strategischen Bud-
     globalen Einkaufs mit strategischem Einkauf        Mit der dadurch sichergestellten Erhö-       gets werden wir diese Technologien so weit
     zentral, taktischem Einkauf in Hubs und nur     hung der Professionalität im Einkauf erfolgt    pilotieren und einsetzen, wie sie auch un-
     noch transaktionalen Einkaufstätigkeiten an     nun gemeinsam mit der Fertigung und den         mittelbaren Mehrwert und Payback liefern.
                                                                                                                                                         Fotos: Jochen Günther, Mann+Hummel

     den zirka 50 Fertigungsstandorten. Hierbei      Lieferanten eine Optimierung der gesamten       Zukünftig wird es noch stärker um die Integ-
     streben wir eine noch stärkere Spezialisie-     Lieferkette. Ziele sind zum Beispiel eine       ration von Prozessen über die unterschiedli-
     rung der strategischen Einkäufer an, mit er-    bedarfsgerechte Lieferfähigkeit, eine weitere   chen Stufen der Wertschöpfungskette und
     höhten analytisch/strategisch-konzeptionellen   Verkürzung der Durchlaufzeiten und die Re-      Supply Chain gehen, bis hin zur Einbindung
     Fähigkeiten bei weiterhin fundierten techni-    duzierung der Bestände. Ein jederzeit ver-      aller Partnern in einem „Ecosystem“ und im
     schen Produktkenntnissen und Verhandlungs-      fügbares und strikt kundenorientiertes An-      Rahmen von Partnerschaften.

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                              OD2838DE17
BESCHAFFUNG

     Vertikalisierung des Einkaufs und Optimierung der Lieferkette
     Herausforderungen für den Einkauf. Die                                                         Schwerpunkte 2018. Im operativen Bereich
     Anforderungen an die Lieferanten steigen                                                       werden wir die Digitalisierung im gesamtem
     weiter an! Neben dem besten Preis sind eine                                                    Beschaffungsprozess weiter ausbauen. Ne-
     hohe Lieferqualität und eine termingerechte                                                    ben der obligatorischen Reduzierung der Be-
     Lieferung seit Jahren gefordert. Das alleine                                                   schaffungsprozesskosten versprechen wir
     wird aber zukünftig nicht mehr ausreichen,                                                     uns davon ein verbessertes Risikomanage-
     um die gemeinsame Wettbewerbsfähigkeit                                                         ment und eine höhere Transparenz bis auf
     zu sichern.                                                                                    die Ebene der einzelnen Vorgänge.
        Die Herausforderung wird nun sein, in ei-                                                      Im strategischen Bereich wird weiterhin
     nem sehr gut ausgelasteten Marktumfeld                                                         ganz klassisches Lieferantenmanagement
     die größtmögliche Versorgungssicherheit zu                      Frank Lindenfelser             konsequent umgesetzt, um die nötige Wei-
     gewährleisten und trotzdem reaktionsfähig                   Vice President Procurement,        terentwicklung der Lieferantenbasis zu ge-
                                                          teamtechnik Maschinen und Anlagen GmbH
     auf Gesamtmarktschwankungen zu bleiben.                                                        währleisten.
        Teamtechnik hat Kunden auf der ganzen                                                          Der Kostendruck bleibt hoch, daher sind
     Welt und befindet sich im globalen Wettbe-        den zu entwickeln, die „Time to Market“      umfangreiche „Make or Buy“-Analysen und
     werb, daher müssen im Einkauf die weltweit        nochmals drastisch verkürzen. Darüber hin-   Kostenreduzierungsprojekte geplant. Um
     besten Partner identifiziert und für eine Zu-     aus ist es sehr wichtig, im Wettbewerb um    dem Thema Fachkräftemangel zu begegnen,
     sammenarbeit gewonnen werden. Mit den             die besten Mitarbeiter und Wertschöpfungs-   werden die System- und Entwicklungspart-
     Systempartnern sind Zusammenarbeitsmetho-         partner erfolgreich zu sein.                 nerschaften ausgebaut.

     Agile Organisation und bereichsübergreifende Zusammenarbeit
     Herausforderungen für den Einkauf. In der                                                      Strukturen und unser weltweites Netzwerk
     Automobilbranche ist der Zeit- und Kosten-                                                     weiter zu verbessern. Wir können uns nicht
     druck hoch. Die Fahrzeughersteller erwarten                                                    gegen jedes Risiko absichern, aber mit gut
     die Zulieferteile für ihre Produktion „just in                                                 funktionierenden Schnittstellen und Prozes-
     sequence“. Webasto muss beispielsweise ein                                                     sen sind wir auch in Ausnahmesituationen in
     Panoramadach oder ein Heizsystem in der                                                        der Lage, rasch effiziente Lösungen finden.
     gewünschten Menge genau dann anliefern,                                                           Außerdem liegt unser Fokus auf einer
     wenn es beim OEM in ein bestimmtes Mo-                                                         noch engeren Zusammenarbeit zwischen
     dell verbaut werden soll. In diesem Prozess ist                                                Einkauf, Entwicklung und Produktion. Gera-
     keine Zwischenlagerung vorgesehen, und bei                                                     de bei dem breiten Produktspektrum und
                                                                    Jan Henning Mehlfeldt           dem hohen Anteil an kundenindividuellen
     Lieferverzögerungen haftet der Zulieferer.
                                                                   Executive Vice President
     Materialbeschaffung, Kostenmanagement                                                          Lösungen ist es wichtig, den Einkauf früh in
                                                                Purchasing & Supplier Quality,
     und Logistik müssen perfekt funktionieren.                        Webasto Group                Projekte einzubeziehen. Dieses Wissen ist
     Das ist auch deshalb anspruchsvoll, weil                                                       beispielweise in materialspezifischen Detail-
     Automobilhersteller überall auf der Welt                                                       fragen oder für die Vermeidung von Kos-
     auf standardisierten Plattformen Fahrzeuge                                                     tentreibern wertvoll. Derzeit führen wir
     bauen.                                            Dazu kommt, dass das Risikomanagement        standardisierte Design-Workshops, Herstell-
        Einer unserer Erfolgsfaktoren ist die räum-    stark an Bedeutung gewinnt. Gründe dafür     barkeitsprüfungen und Kostenanalysen ein,
     liche Nähe zu unseren Kunden. Wir sind Sys-       sind die Zunahme von Wechselkursschwan-      die unsere Produkte bis zur Serienreife
     tempartner fast aller Automobilhersteller         kungen, Unsicherheiten bei der Material-     durchlaufen.
     und produzieren an mehr als 30 Standorten         versorgung durch geopolitische Krisen und       Unterstützt wird der bereichsübergreifen-
     weltweit – meist mit regionalen Lieferanten.      Umweltkatastrophen sowie Nachfrage-          de Austausch durch das Raumkonzept im
     Wir müssen sicherstellen, dass überall dort       schwankungen.                                neuen Projektgebäude an unserem Haupt-
     zu jeder Zeit die von uns benötigten Teile                                                     sitz in Stockdorf. Rund 500 Kollegen ziehen
                                                                                                                                                         Fotos: Webasto, teamtechnik

     eine gleichbleibend hohe Qualität haben.          Schwerpunkte 2018. Diese Herausforderun-     in Kürze in eine Bürolandschaft, die sich an
     Alle Lieferanten bewerten wir nach einheitli-     gen kann nur eine sehr agile Organisation    unserem Produktentwicklungsprozess ori-
     chen Kriterien und beziehen sie in unseren        meistern. Im nächsten Jahr arbeiten wir im   entiert und viel Platz zur Abstimmung über
     Entwicklungsprozess mit ein.                      Einkauf intensiv daran, unsere internen      die jeweiligen Kundenprojekte bietet.

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Die Rohstoffpreise können Sie nicht
steuern. Ihr Preisrisiko schon.
Intelligente Absicherung schafft eine
zuverlässige Kalkulationsbasis.

                                                                                                                                   2011–2016
                                                                                                                                   Rohstoffe
                                                                                                                                   1. Platz

         Schwankende Rohstoffpreise bedeuten für Unternehmen ein enormes finanzielles Risiko. Daher wird die aktive
         Steuerung dieser Preisrisiken immer mehr zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Bei Edel- und Industriemetallen, auf den
         Agrarmärkten sowie im Energie- und Emissionshandel: auf die Experten der Commerzbank als langfristig orientierter
         Partner ist Verlass.
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         Weitere Informationen finden Sie unter www.commerzbank.com/Rohstoffprodukte

         Hinweis: Umfrage des Deutsches Risk Magazins (Ausgabe Herbst 2016) zur Bewertung deutscher Derivatehändler. Diese Anzeige ist eine Werbung im Sinne
         des Wertpapierhandelsgesetzes. Diese Information stellt keine Anlageberatung bzw. Anlageempfehlung dar.
BESCHAFFUNG

     In Talente investieren                                                                                 Schwerpunkte 2018. Swissports Einkaufsor-
                                                                                                            ganisation ist erst im Frühjahr 2015 gestar-
     Herausforderungen für den Einkauf. Für                                                                 tet. Das Team, einschließlich mir, ist zum
     viele Organisationen ist der Einkauf die letz-                                                         gleichen Zeitpunkt zu Swissport gestoßen.
     te Goldmine und in den vergangenen Jahr-                                                               Unsere Schwerpunkte sind daher noch rela-
     zehnten haben wir über viele Ideen (Catego-                                                            tiv einfach: Basics wie Category Manage-
     ry Management, Supply Base Management,                                                                 ment und Supply Base Management, Um-
     End-to-End-Prozesse, Digitalisierung usw.)                                                             stellung auf einen integrierten End-to-End-
     gesprochen, um endlich ein Wort am Tisch                                                               Ansatz (Source to Pay) sowie die Beteiligung
     der strategischen Entscheidungen mitzuspre-                                                            am unternehmensweiten Innovationspro-
     chen. Dabei haben wir oft ein wichtiges Ele-                        Marianna Zangrillo                 gramm. Um diese Prioritäten zu erreichen
                                                                          CPO, Swissport
     ment vergessen: Wie führen wir unsere                                                                  ist es erforderlich, die Fähigkeiten und die
     Teams, damit sie diese Ideen auch realisieren                                                          Energie unseres Teams von Millennials zu
     können? Und wer soll diese Ideen umset-              nicht einfach zu, was das Topmanagement           kanalisieren. Wir haben begonnen, Absol-
     zen? Das alte Dilemma der Strategieumset-            kommuniziert, sondern wollen aktiv sein           venten in einjährigen Praktika zu testen.
     zung. Diese Herausforderung bekommt eine             und mitkommunizieren. Wenn wir es schaf-          Wir schauen uns an, wie sie arbeiten, hö-
     ganz neue Bedeutung, weil zunehmend eine             fen, ihre Aufmerksamkeit und ihre Energie         ren uns ihre Ideen an und geben ihnen
     neue Generation von Mitarbeitern unsere              zu gewinnen, können diese Homelanders             anspruchsvolle Aufgaben, die wir vor 20
     Einkaufsorganisationen bevölkert.                    Beiträge leisten, die unsere Organisationen       Jahren nicht einmal unseren erfahrenen
        Während Strategien weiterhin vom Top-             vom Wettbewerb absetzen. Wie gewinnt              Führungskräften zugewiesen hätten. Im
     management entworfen werden, sind die                man diese Talente? Wie schafft man Stellen        Gegenzug liefern sie Spitzenleistungen. Die
     unteren Organisationsniveaus mittlerweile            für solche Talente, die unseren Organisatio-      Investition in Talente, die unternehmerisch
     mit Millennials (die Generation der nach             nen so viel zu geben haben? Und wie moti-         denken können, die Wandel vorantreiben,
     1980 Geborenen) und besonders Home-                  viert man sie, mit uns eine neue Vision zu        anstatt nur mitzuschwimmen, ist ein integ-
     landers (die Generation der nach 2000 Ge-            schaffen und auch umzusetzen? Diese Fra-          rativer Teil des „Swissport Way of Procure-
     borenen) besetzt. Diese Homelanders wollen           gen sind zweifellos eine der größten Heraus-      ment“ geworden, und mit diesem Ansatz
     nicht nur Strategie ausführen, sie wollen die        forderungen jeder Organisation, auch des          glauben wir einen erheblichen Beitrag zur
     Strategie selbst mitbestimmen. Sie hören             Einkaufs, für die kommenden Jahre.                Zielerreichung leisten zu können.

     Effiziente Beschaffungsprozesse,
     Risikomanagement und ein hohes Maß an Flexibilität
     Herausforderungen für den Einkauf. Um in                                                               Schwerpunkte 2018. 2018 liegt der Schwer-
     den nächsten Jahren den weltpolitischen                                                                punkt bei MR in der Weiterentwicklung des
     Geschehnissen (Kriege, Umweltkatastro-                                                                 Risikomanagementprozesses für die Beschaf-
     phen, Wirtschaftssanktionen usw.) und wirt-                                                            fung und der dafür angewandten Methoden
     schaftspolitischen Anforderungen (Umwelt,                                                              und Tools. Im Spezifischen gilt es, die heute
     Sicherheit, Digitalisierung usw.) gewachsen                                                            bereits existierenden Methoden und Tools
     zu sein und den daraus resultierenden Vo-                                                              auf Aktualität und Vollständigkeit zu prüfen,
     latilitäten (Rohstoffpreise, Produktionsauslas-                                                        gegebenenfalls anzupassen und zu konsoli-
     tungen, Materialverknappung, Sanktionen,                                                               dieren. Als nächster Schritt soll dann ein Las-
     Embargos usw.) standhalten zu können, ist                                                              tenheft für eine geeignete ganzheitliche
     es zwingend notwendig, die heutigen Be-                              Michael Rudorf                    Softwarelösung erstellt werden, um anschlie-
                                                          Leiter Einkauf, Maschinenfabrik Reinhausen GmbH
     schaffungsprozesse zu überdenken und neu                                                               ßend im Markt ein Produkt zu ermitteln, das
     auszurichten, sowie die notwendigen organi-                                                            sich in das im Unternehmen bereits 2015
     satorischen Anpassungen vorzunehmen.                 Kosteneffizienz gewährleisten zu können.          eingeführte Supplier Relationship Manage-
     Flexibilität, Geschwindigkeit, Agilität, Zuverläs-   Aus diesem Grund wird das Thema Risikoma-         ment Tool integrieren lässt. Weiterhin sind
     sigkeit und Nachhaltigkeit sind nur ein paar         nagement immer wichtiger. Aus dem recht-          organisatorische Anpassungen aufgrund von
                                                                                                                                                                   Fotos: Swissport, MR

     Schlagworte, die in Zukunft in der Beschaf-          zeitigen Erkennen von Risiken erwirken sich       Veränderungen im Konzern 2018 durchzu-
     fung noch mehr an Bedeutung gewinnen                 oft Chancen, die Effizienzen und hohe Kos-        führen.
     werden, um Versorgungssicherheit und                 teneinsparpotenziale mit sich bringen.

20                                                                                                                                     BIP 6 · 2017, 8. Jahrgang
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