BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER

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BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER
JUNI 2018 | www.ihk-trier.de | Postfach 2240, 54212 Trier | A 4792

NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER

     BLICKPUNKT
     WIRTSCHAFT
      No 06

     ALLER EHREN WERT!

     Dampf          durchstarter.de:                 Blick über die
     im Kessel      Neuer Look, frische Inhalte      Branche hinaus
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                                           Die Bank
                                      für eine Welt
                                         im Wandel
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STANDPUNKT          3

                   EINMISCHEN – MITMACHEN!

                                          Für die Wirtschaft der Region: Dieses Motto hat sich die IHK Trier nicht nur auf
                                          die Fahnen geschrieben, davon lässt sie sich auch bei ihrer täglichen Arbeit leiten. Doch
                                          dabei sind wir ganz maßgeblich auf das ehrenamtliche Engagement unserer Mitglieder
                                          angewiesen. Zahlreiche Vertreter der rund 30 000 Mitgliedsunternehmen zwischen
                                          Saarburg, Morbach und Prüm engagieren sich in Ausschüssen und Arbeitskreisen für
                                          eine zukunftsfähige regionale Wirtschaft.

                                          Wir haben einmal nachgerechnet: Über 1000 ehrenamtliche Prüfer investieren jährlich
                                          rund 20 000 Stunden in die Ausbildung unserer künftigen Fachkräfte und sichern so
                                          deren hohe Qualität. Die Mitglieder der Vollversammlung und des Präsidiums überneh-
                                          men ebenfalls Verantwortung und bestimmen die Richtlinien für die IHK-Arbeit. Mit dem
                                          Blick auf das wirtschaftliche Gesamtinteresse der Region entscheiden sie, für welche
                                          Themen sich die IHK stark machen soll.
FOTO: THEWALT

                                          Ehrenamtliches Engagement in der IHK lohnt sich! Es bietet die großartige Chance,
                                          mitzuwirken und Dinge zu bewegen. Und das Beispiel der engagierten Ausbildungsprü-
                                          fer zeigt, dass das Ehrenamt maßgeblich dazu beiträgt, dass unser System der dualen
                     Peter Adrian,        Ausbildung, für das uns weite Teile der Welt beneiden, so leistungsfähig bleibt. Daher
                Präsident der IHK Trier   danke ich allen Unternehmern, die sich ehrenamtlich einmischen und mitmachen! Und
                                          ich bedanke mich bei allen Geschäftsführern und Abteilungsleitern, dass Sie Ihre Mitar-
                                          beiter, die sich als Prüfer einbringen, unterstützen! Es gehört einiges dazu, ein Ehrenamt
                                          zu übernehmen. Und es gehört ebenso viel dazu, es zu fördern. Aber es zahlt sich aus
                                          – auch für Ihren wirtschaftlichen Erfolg!
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INHALTSVERZEICHNIS                   5

                                               FOTO: THEWALT
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               FOTO: THEWALT

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TITEL                                     25 Maßarbeit statt 08/15:
08 Aller Ehren wert!                         Zöllner feiert 80. Jubiläum
                                          26 Moselland feiert 50. Jubiläum
WIRTSCHAFTSTRENDS                         27 Provinzial-Geschäftsstelle
13 Dampf im Kessel                           in neuem Gewand
14 Neue Wege zur Gewinnung von
   Auszubildenden                         IHK AKTUELL
15 durchstarter.de: Neuer Look,           27 Standortpolitik
   frische Inhalte                        28 Innovation, Umwelt, Energie
16 Unternehmensgründung                   28 International
   in Luxemburg                           30 Wein, Kultur, Tourismus
19 Blick über die Branche hinaus          31 Recht und Steuern
20 STEILes Design                         31 IHK intern
                                          32 Aus- und Weiterbildung
VERLAGSSONDERSEITEN                       33 Nachgefragt
22 Lohn und Brot:                         34 Termine
   So bleibt mehr netto vom brutto        35 Seminarübersicht
                                          36 Registernachrichten
UNTERNEHMENSNOTIZEN
24 Clemens HobbyTec erhält                RUBRIKEN
   Förderbescheid zu Firmenneubau         03 Standpunkt
24 70 Jahres Hees+Peters:                 17 Kreis Junger Unternehmer
   Wissen ist bestes Werkzeug             18 Neues aus Berlin und Brüssel
25 Premosys überzeugt mit                 49 Leben
   energieeffizientem Neubau              50 Impressum
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Magazin

                                Kammern schicken Azubis ins Theater
                                Zweite Laufzeit: Azubikult startet nochmal durch

                                IHK, HWK und das Theater Trier haben neun Azubis zur Vorstellung
                                des Musicals „Into the woods“ eingeladen. Vorab konnten die Teilneh-
                                mer einen exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen und hautnah
                                miterleben, wie sich die Künstler in den letzten Minuten vor der Vor-
                                stellung fertig für den großen Auftritt machen. Die Kammern möch-
                                ten mit der Aktion noch einmal auf die gemeinsame Aktion Azubikult
                                aufmerksam machen, die nun bereits in der zweiten Spielzeit allen
                                Auszubildenden aus der Region ermöglicht, jeden Dienstag, Mitt-

                                                                                                                                                                                         FOTO: JANINE DEWALD
                                woch und Donnerstag für nur einen Euro ins Theater zu gehen. Auch
                                am Wochenende können Azubis inzwischen sparen. Dann kosten

                                                                                                        FOTO: IHK TRIER
                                die Vorstellungen lediglich fünf Euro. Um das vergünstigte Angebot
                                zu nutzen, müssen Azubis lediglich einen Flyer ausdrucken und von
                                ihrem Betrieb unterschreiben lassen. Damit können sie am Eintritt
                                ihren Ausbildungsstatus nachweisen.                                                       „Into the Woods“ hautnah: Neun Azubis werfen dank Azubikult
                                Den Flyer gibt’s im Internet: www.ihk-trier.de                                                        einen Blick hinter die Theaterkulissen.

                                Jetzt anmelden zum „Wirtschaftsmediator (IHK)“
                                Mediation ist als gleichwertig mit einem Gerichtsurteil anerkannt

                                Trotz einer guten Organisation und eingespielter Prozesse kann          Führungskräfte, Personalvertretungen und Betriebsräte, Pro-
                                es inner- wie zwischenbetrieblich zu Konflikten kommen. Im              jektleiter, Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und
Magazin // Seite 6

                                Lehrgang „Wirtschaftsmediator (IHK)“ lernen Teilnehmer ab dem           diejenigen, die vermittelnd tätig sind, Verhandlungen konstruktiv
                                14. Juni 2018, wie sie in solchen Konflikten professionell vermit-      führen oder ihre Kommunikations- und Konfliktkompetenz erwei-
                                teln können. Die Mediation als außergerichtliche Einigung ist als       tern oder verbessern wollen.
                                gleichwertig mit einem Gerichtsurteil anerkannt.                        Nach einer erfolgreichen Abschlussarbeit wird das Zertifikat
                                Inhalte in den neun jeweils anderthalbtägigen Veranstaltungen           „Wirtschaftsmediator (IHK)“ vergeben. Optional besteht die
                                der IHK Trier sind Grundlagen der Wirtschaftsmediation, The-            Möglichkeit, sich durch eine Einzelsupervision und eine Fallar-
                                men- und Interessenklärung, Grundlagen der Kommunikation,               beit für den „zertifizierten Mediator“ nach Mediationsgesetz zu
                                Verhandlungen, Rechtsgrundlagen für die Wirtschaftsmedia-               qualifizieren.
                                tion, Rolle und Selbstverständnis als Mediator und besondere            Kontakt: IHK Trier, Gabriele Deisenhofer, Telefon: (06 51) 97 77-7 55,
                                Fallgestaltungen. Der Lehrgang richtet sich an Unternehmer,             Fax: -7 05, E-Mail: deisenhofer@trier.ihk.de

                                                                                            der clevere römer
                                  du bist mein bester mann im                deshalb stelle ich dich als                         niemand ist besser als
                                          unternehmen.                    ehrenamtler für die anstehenden                        du dafür geeignet, ein
                                                                            ausbildungsprüfungen frei.                         auge auf die prüflinge zu
                                                                                                                                        werfen!
Blickpunkt Wirtschaft 06/2018

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MAGAZIN                    7

                                                                                                    Steuertipp
Diskussion über
                                                                                                     Auslandsbeziehungen:
Weinbezeichnungspyramide                                                                             pflichten gegenüber
Abgeordnete der SPD-Fraktion des Landtags             sie über die Ideen zum Aufbau einer Wein-
                                                                                                     dem Fiskus
Rheinland-Pfalz, die im Arbeitskreis Land-            bezeichnungspyramide und die Aufgaben          Wer hierzulande seinen Wohnsitz, sei-
                                                                                                     nen gewöhnlichen Aufenthalt, seine
wirtschaft und Weinbau zusammenarbeiten,              der in den Weinregionen zu gründenden
                                                                                                     Geschäftsleitung oder seinen Sitz hat,
haben die IHK Trier besucht. Mit IHK-Ge-              Schutzgemeinschaften.
                                                                                                     muss gegenüber dem deutschen Fiskus
schäftsführer Albrecht Ehses und dem                  Kontakt: IHK Trier, Albrecht Ehses,            bestimmte Mitteilungspflichten beach-
Geschäftsführer des Bundesverbandes der               Telefon: (06 51) 97 77-2 01, Fax: -2 05,       ten:
Weinkellereien, Peter Rotthaus, sprachen              E-Mail: ehses@trier.ihk.de                     • Die Gründung und der Erwerb von
                                                                                                     Betrieben und Betriebsstätten im Aus-
                                                                                                     land sowie die Art der wirtschaftlichen
                                                                                                     Tätigkeit des Betriebs beziehungsweise
                                                                                                     der Betriebsstätte.
                                                                                                     • Der Erwerb, die Aufgabe oder die Ver-
                                                                                                     änderung einer Beteiligung an auslän-
                                                                                                     dischen Personengesellschaften sowie
                                                                                                     die Art der wirtschaftlichen Tätigkeit
                                                                                                     dieser Gesellschaft.
                                                                                                     • Der Erwerb oder der Verkauf von
                                                                                                     Beteiligungen an Körperschaften, Per-
                                                                                                     sonenvereinigungen oder Vermögens-
                                                                                                     massen (mit Sitz und Geschäftsleitung
                                                                                                     im Ausland), sofern damit eine Beteili-
FOTO: IHK TRIER

                                                                                                     gung von mindestens 10 Prozent
                                                                                                     erreicht wird oder die Summe der
                                                                                                     Anschaffungskosten aller Beteiligungen
                                                                                                     über 150 000 Euro liegt.
                  Die Wein-Experten Peter Rotthaus und Albrecht Ehses tauschen sich mit
                                                                                                     • Der Umstand, dass erstmals ein
                            Abgeordneten der SPD-Landtagsfraktion aus (v.l.).
                                                                                                     beherrschender oder bestimmender Ein-
                                                                                                     fluss auf Drittstaatengesellschaften aus-
                                                                                                     geübt werden kann, sowie die Art der
                                                                                                     wirtschaftlichen Tätigkeit dieser Gesell-

Kultur- und Kreativpiloten:
                                                                                                     schaft.
                                                                                                     In einem aktuellen Schreiben hat das
                                                                                                     Bundesfinanzministerium (BMF) diese
Jetzt bewerben!                                                                                      Mitteilungspflichten wie folgt erläutert:
                                                                                                     Zur Mitteilungspflicht bei Beteiligungen
Bundesregierung zeichnet 32 Unternehmen aus                                                          an Personenvereinigungen, Körper-
                                                                                                     schaften, oder Vermögensmassen weist
                                                                                                     das BMF darauf hin, dass bei der
Kreative aus allen Bundesländern können               Kreativpiloten ist das ständige Bestre-        Berechnung der maßgeblichen 10-Pro-
sich bis Sonntag, 1. Juli 2018, mit ihren             ben, sich weiterzuentwickeln und sich zu       zent-Grenze unmittelbare und mittel-
Ideen, Unternehmen und Projekten als                  fragen, was sie besser machen können.          bare Beteiligungen zusammenzurech-
                                                                                                     nen sind. Bei der absoluten Wertgrenze
„Kultur- und Kreativpilot Deutschland“                Alle Unternehmen, Selbstständige, Grün-
                                                                                                     von 150 000 Euro müssen auch mittel-
bewerben. Die Auszeichnung wird im                    der und Projekte aus der Kultur- und Krea-
                                                                                                     bare und früher erworbene Beteili-
Namen der Bundesregierung jedes Jahr                  tivwirtschaft und deren Schnittstellen zu      gungen berücksichtigt werden.
an 32 Unternehmen aus der Kultur- und                 anderen Branchen können sich bewerben.         Das BMF weist darauf hin, dass sämt-
Kreativwirtschaft und deren Schnittstel-              Egal, ob allein oder mit dem gesamten          liche Mitteilungen grundsätzlich zusam-
len verliehen. Gesucht werden Leute, die              Team, ob es die Idee bisher nur auf dem        men mit der Einkommen- beziehungs-
Mut beweisen, Engagement zeigen und                   Papier gibt oder schon umgesetzt wird.         weise Körperschaft- oder der Feststel-
                                                                                                     lungserklärung für den betreffenden
sich immer fragen: Was kann ich noch                  Die Bewerbung kann via Online-Formular
                                                                                                     Zeitraum erfolgen müssen, spätestens
besser machen?                                        auf www.kultur-kreativpiloten.de, per
                                                                                                     jedoch 14 Monate nach Ablauf des
Mit der Auszeichnung bekommen Kre-                    Post oder per Mail eingereicht werden.         Besteuerungszeitraums.
ativunternehmer in ganz Deutschland                   Zur Bewerbung reichen drei Dinge: Eine
die Chance, ihre Ideen und Projekte wei-              kurze Beschreibung der Idee, ein paar
terzuentwickeln. Bereits 256 Kreativun-               Informationen zur Person oder zum Team       Josef Ludwig, Steuerberater
ternehmen wurden in den vergangenen                   und ein kurzes Motivationsschreiben,               und Wirtschaftsprüfer,
                                                                                                                                                 FOTO: THEWALT

acht Jahren ausgezeichnet, von denen                  warum man Kultur- und Kreativpilot wer-                Vizepräsident der
                                                                                                         Steuerberaterkammer
92 Prozent noch heute erfolgreich am                  den möchte.
                                                                                                               Rheinland-Pfalz
Markt sind. Ein wichtiges Merkmal von                 Info: www.kultur-kreativpiloten.de
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER
Titelthema

                  ALLER EHREN WERT!
          Einfach unbezahlbar: Mehr als 1000 Frauen und Männer engagieren sich
                        ehrenamtlich für die Wirtschaft der Region
                                                  Autorin: Cornelia Fetzer
                                  Fotos: psdesign1 – fotolia.com, Thewalt, Modehaus Marx

   OB IM PRÄSIDIUM DER IHK TRIER, DER VOLLVERSAMMLUNG, DEN AUSSCHÜSSEN,
 ALS PRÜFER IN DER AUS- UND WEITERBILDUNG, NACHFOLGELOTSE ODER SCHLICHTER:
RUND 1400 PERSONEN BRINGEN SICH JEDES JAHR EHRENAMTLICH IN DER IHK TRIER EIN.
      GEMEINSAM BILDEN SIE DAS STARKE RÜCKGRAT DER KAMMERARBEIT UND
      LEGEN MIT IHREM EINSATZ DAS FUNDAMENT FÜR DIE SELBSTVERWALTUNG
                     DER WIRTSCHAFT IN DER REGION TRIER.

          Gold wert ist das Engagement von rund 1400 ehrenamtlichen IHK-Mitarbeitern für die Wirtschaft der Region.
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER
TITELTHEMA        9

Karin Kaltenkirchen hat viele Ämter inne.       beziffert. Was würde es kosten, wenn der
Die selbstständige Kauffrau leitet das          Einsatz all dieser ehrenamtlichen Mitar-
Modehaus Marx in Trier mit 90 Mitarbei-         beiter entgolten würde? Die Zahl ist beein-
tern und bietet dort ein hochwertiges           druckend: Knapp 1 800 000 Euro kommen
Sortiment an Oberbekleidung für Damen           da pro Jahr zusammen!
und Herren an. Doch das ist längst nicht        Wie die IHK diese Summe berechnet
alles. Neben ihrer Arbeit im Familienunter-     hat? Alle ehrenamtlich Tätigen haben im
nehmen engagiert sie sich auch als ehren-       Jahr 2016 zusammen rund 27 000 Stun-
amtliche Richterin am Arbeitsgericht in         den freiwillig und unentgeltlich für das
Trier, als Beiratsmitglied in der Vereinigung   wirtschaftliche Allgemeinwohl gearbei-
Trierer Unternehmer im Regional-Bezirk          tet. Bewertet man diesen ungeheuren
Trier e.V. (VTU), als Delegierte im Einzel-     Zeitaufwand monetär, kommt man auf
handelsverband Trier und im Vorstand des        knapp 1 800 000 Euro. Dabei bringen
Kreises Junger Unternehmer (KJU) Trier, in      sich die ehrenamtlichen Mitarbeiter in
dem sie dessen Fördermitglieder vertritt.       einem breiten Spektrum an Gremien ein.
Über den KJU kam sie auch in Kontakt            Neben Vollversammlung und Präsidium
mit der Industrie- und Handelskammer            zählen dazu Fachausschüsse mit Themen
Trier. „Seit 2000 bin ich bei den Jungun-       von Verkehr und Logistik über Tourismus
ternehmern aktiv, schon dadurch war die         bis hin zur Berufsbildung, verschiedene
Nähe zur Kammer gegeben.“ Es dauerte            Arbeitskreise wie der zum Bereich Außen-
nicht lange und Kaltenkirchen brachte sich      wirtschaft, zahlreiche Ausbildungs- und
in den Handelsausschuss der IHK ein. Seit       Weiterbildungsprüfer, Ausbildungsbe-
14 Jahren diskutiert sie gemeinsam mit          gleiter, Nachfolgelotsen und Vertreter im
den Händlern der Region über aktuelle           Forum Hochschule Wirtschaft.
Themen. 2009 trat sie erstmals zur Voll-        „Zum Teil geht die tatsächlich aufgewen-
versammlungswahl an und wurde direkt            dete Zeit weit über die hier angerechne-
als Vertreterin des Einzelhandels in der        ten Werte hinaus“, erklärt Dr. Matthias
Stadt Trier in das Parlament der Wirtschaft     Schmitt, IHK-Geschäftsführer Stand-
gewählt. Nach ihrer Wiederwahl 2014 ist         ortpolitik und Unternehmensförderung.
sie auch als eine von fünf Vizepräsidenten      „Denn die Zeiten für Vorbereitung und
der Wirtschaftskammer tätig. Und warum          Fahrt sind gar nicht berücksichtigt.“ Wenn
das alles? „Ich bin der festen Überzeu-         man bedenke, dass die Unternehmer und
gung, dass es uns hier im Land sehr gut         Arbeitnehmer diese Zeit alternativ für ihr
geht“, sagt Kaltenkirchen. „Daher sollten       Unternehmen eingesetzt hätten, könne
wir alle der Gesellschaft etwas zurückge-       man den ehrenamtlichen Mitarbeitern und
ben.“ Jeder könne etwas gut, das er der         Unternehmen nur „von Herzen Danke!“
Gesellschaft zur Verfügung stellen könnte.      sagen. „Dieser Einsatz ist beeindruckend
Ganz vieles laufe nur, weil sich tausende       und von unschätzbarem Wert für die regi-
Menschen in einem Ehrenamt engagieren.          onale Wirtschaft!“
„Sie sind einer der Faktoren, die unsere
Gesellschaft zusammenhalten.“                   Über den Tellerrand schauen
                                                und die Region mitgestalten
Kostbare Zeit                                   Doch wie sieht der ehrenamtliche Einsatz
Karin Kaltenkirchen zählt zu den rund 1400      konkret in der Praxis aus? „Der Zeitauf-
Menschen, die sich ehrenamtlich in der          wand als Vollversammlungsmitglied und
IHK für die Wirtschaft der Region engagie-      Vizepräsidentin ist überschaubar“, sagt
ren und ihre Arbeitskraft, ihr Fachwissen       Karin Kaltenkirchen. „Daran sollte es bei
aus der unternehmerischen Praxis sowie          keinem Unternehmer scheitern, es ist
ihre Zeit unentgeltlich einbringen. Mit Geld    nur wenig Aufwand und macht zudem
lässt sich dieser Einsatz nicht aufwiegen.      auch Spaß.“ Dreimal im Jahr kommt das
Um die Bedeutung dieses Engagements             Parlament der Wirtschaft zusammen und
dennoch einmal zu verdeutlichen, hat die        beschließt die Richtlinien der IHK-Ar-
IHK Trier den Wert der geleisteten Arbeit       beit für die Wirtschaft der Region. Das
BLICKPUNKT WIRTSCHAFT - NACHRICHTEN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER TRIER
Titelthema

                                                                                                                             Industrieelektriker sowie die Fachkräfte
                                                                                                                             für Lagerlogistik. Dazu kommen die Bache-
                                                                                                                             lor-Studenten. Insgesamt hat er 45 Azubis
                                                                                                                             und zehn Bachelor-Studenten unter seinen
                                                                                                                             Fittichen. Seit 2003 ist Christian Rausch
                                                                                                                             als Ausbildungsprüfer für die IHK tätig, für
                                                                                                                             die Berufe Industriemechaniker und Zer-
                                                                                                                             spanungsmechaniker, den Beruf, den er
                                                                                                                             selbst erlernt hat. „Mir liegt etwas an ver-
                                                                                                                             nünftigen und ordentlichen Prüfungen“,
                                                                                                                             sagt Rausch. „Ich habe täglich Kontakt
                                                                                                                             mit der Generation, die geprüft wird, und
                                                                                                                             ich kenne die Hintergründe der täglichen
                                                                                                                             Arbeit.“ Also habe er sich gedacht: „Ich
                                                                                                                             kann gut mithelfen!“ Der Zeitaufwand sei
                                                                                                                             allerdings nicht zu unterschätzen. „Mit
                                                                                                                             Vorbereitungszeit bin ich etwa zehn Tage
                                                                                                                             im Jahr als Ausbildungsprüfer im Einsatz“,
                                                                                                                             schätzt Rausch. Sowohl im Frühjahr wie im
                                                Karin Kaltenkirchen gestaltet die Themen der Region gerne mit.
                                         „Die Arbeit im Präsidium der IHK Trier ist spannend und macht Spaß“, sagt sie.      Herbst stünden vier Tage praktische und
                                                   „Gemeinsam erreichen wir mehr als viele Einzelstimmen.“                   mündliche Prüfungen an. Für die münd-
                                                                                                                             lichen Prüfungen müssten die Fragen vor-
                                                                                                                             bereitet werden. Zwei bis fünf Prüflinge
                                Präsidium tagt jeweils im Vorfeld und legt die von IHK-Mitarbeitern inhaltlich vorberei-     betreut er pro Tag. „Über die Jahre sind da
                                teten Beschlussvorschläge für die Vollversammlung fest. „Wir sind eine bunte Mischung        schon rund 250 junge Menschen zusam-
                                im Präsidium“, erklärt Kaltenkirchen. „Das ist eine gute Voraussetzung, um sich gemein-      men gekommen“, rechnet Rausch.
                                sam für die Region stark zu machen.“ Natürlich gebe es das ein oder andere dicke             Seine Aufgaben als Prüfer sind klar defi-
                                Brett zu bohren. „Spontan fällt mir direkt die Verkehrsproblematik der Region ein, vom       niert: In den praktischen Prüfungen kon-
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                                A1-Lückenschluss bis hin zur Erreichbarkeit der Trierer Innenstadt – das sind Themen, die    trolliert er den Ablauf in der Werkstatt
                                hören nie auf.“ Kaltenkirchen betont: „Die Arbeit im Präsidium und der Vollversammlung       und führt ein Fachgespräch. Dabei sieht
                                ist spannend, man erfährt einfach mehr als das, was in den Zeitungen steht.“ Und ihr sei     er sich auch selbst in der Verantwortung:
                                wichtig, über den Tellerrand zu schauen. „Das Wort der IHK hat Gewicht – gerade auch         „Als Prüfer sollte man mit gesundem
                                gegenüber der Politik. Gemeinsam erreichen wir mehr für die regionale Wirtschaft als         Menschenverstand eine angenehme Prü-
                                viele Einzelstimmen.“ Ihr ginge es um das große Ganze. „Ich gestalte die Themen der          fungssituation schaffen.“ Natürlich seien
                                Region gerne mit, auch wenn sie nicht direkt mein Tagesgeschäft betreffen.“ Kaltenkir-       die Prüflinge aufgeregt. „Es liegt an uns,
                                chen ist überzeugt: „Man darf nicht nur über Rahmenbedingungen meckern, sondern              ihnen die Angst zu nehmen, sodass sie ihre
                                sollte die Möglichkeit nutzen, bei Entscheidungen mitzuwirken und sich für etwas ein-        Arbeit in Ruhe machen können. Dafür ist
                                zusetzen.“ So bringe man die Region voran – und wenn es dieser gut gehe, sei das auch        eine gute Atmosphäre wichtig.“ Das glei-
                                eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des eigenen Unternehmens. Ehrenamt sei            che gelte für die mündlichen Prüfungen.
                                keine Einbahnstraße, sondern gut investierte Zeit.                                           „Es ist wichtig, dass wir konkrete Frage
                                                                                                                             stellen. Sie sollten klar definiert und ein-
                                Aus der Praxis für die Praxis                                                                deutig sein.“ Die menschliche Seite sei
                                Den Großteil der ehrenamtlichen Arbeit leisten die Prüfer in der beruflichen Aus- und Wei-   insgesamt nicht zu unterschätzen. „Am
                                terbildung. „Die Prüfungen abzunehmen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe“, erklärt        Ende muss selbstverständlich eine faire
                                Ulrich Schneider, IHK-Geschäftsführer Ausbildung. „Das Leistungs- und Qualitätsniveau        Beurteilung folgen.“
                                unserer beruflichen Aus- und Fortbildung wird nicht zuletzt durch die Anforderungen in
                                den Prüfungen definiert. Hier leisten die ehrenamtlichen Prüfer einen entscheidenden         Immer up-to-date
                                Beitrag.“ Dank ihres Einsatzes sei die duale Berufsbildung und die Aufstiegsfortbildung      Christian Rausch wird von seinem Unter-
                                besonders praxisnah – eben aus der Praxis für die Praxis. „Auch Unternehmen sind             nehmen für die Prüfertätigkeit frei gestellt.
                                maßgeblich beteiligt: durch ihre Bereitschaft, Prüfer zu stellen und diese auch für ihre     „Dank des dualen Ausbildungssystems mit
Blickpunkt Wirtschaft 06/2018

                                Aufgaben freizustellen.“                                                                     Prüfern aus der Praxis erhalten wir selbst
                                Ein Prüfer ist mehr als ein Wissensabfrager. In der Balance zwischen Empathie und            gute junge Fachkräfte für unser Unterneh-
                                Prüfungsgerechtigkeit beurteilt er fachliche, persönliche und methodische Kompe-             men“, ist er überzeugt. Doch er nimmt aus
                                tenzen der Prüflinge. Er ist Ratgeber und Wegbereiter für die künftige Karriere. Davon       seiner Tätigkeit noch mehr mit: „Mir macht
                                ist Christian Rausch überzeugt. Er arbeitet als Ausbildungsleiter bei thyssenkrupp           es einfach Spaß, die Entwicklung junger
                                Bilstein in Mandern, einem Zulieferer für die Automobilindustrie. „Unser Schwerpunkt         Facharbeiter zu begleiten.“ Es sei schön,
                                ist die Produktion von Stoßdämpfern.“ Rausch betreut die gewerblich-technische Aus-          dabei zu sein, wenn sie ihre Prüfung beste-
                                bildung, insbesondere die Industriemechaniker und Mechatroniker. Darüber hinaus ist          hen, und ihre Freude über diesen wichtigen
                                er Ansprechpartner für die Elektroniker mit der Fachqualifikation Betriebstechnik, die       Lebensschritt zu erleben. „Daneben ist
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                                                    ehrenamtliches Engagement freigestellt,               Prüfungen je nach Berufsbild abgenom-
                                                    berichtet Ulrich Schneider. Wer Prüfer                men werden. „Das macht das Prüfungs-
  Möchten Sie sich als                              werden möchte, kann sich bei der IHK                  wesen so spannend“, sagt Schneider. „Es
  Prüfer engagieren?                                Trier bewerben (siehe Infokasten). Dort               gibt nicht die eine Prüfung, sondern eine
  Sie haben Interesse daran, als Prüfer tätig       werden die fachliche und die persönliche              ganze Bandbreite.“
  zu werden oder einen ihrer Mitarbeiter für        Eignung überprüft, anschließend erhalten              Christian Rausch ist sich auf jeden Fall
  die Prüfungstätigkeit freizustellen und so das    die Bewerber in Gruppen eine Grundschu-               sicher: „Als Ausbildungsprüfer aktiv zu
  duale Ausbildungssystem zu stärken? Gerne         lung und nehmen als Gastprüfer an einer               sein, ist nicht ohne.“ Aber es gebe einem
  schauen wir gemeinsam, welches Berufsbild         Prüfung teil. „Die Prüfer werden für eine             unglaublich viel zurück. „Für mich ist es
  für Sie passend ist. Wir freuen uns auf Ihren
                                                    Periode über fünf Jahre berufen“, sagt                wichtig zu sehen, ob ich als Ausbildungslei-
  Anruf!
  Kontakt: IHK Trier, Christian Reuter,             Schneider. Für ihren Einsatz erhalten sie             ter noch auf dem richtigen Weg bin. Dank
  Telefon: (06 51) 97 77-3 50, Fax: -3 05,          eine Aufwandsentschädigung und bekom-                 meines Einsatzes bleibe ich up-to-date!“
  E-Mail: reuter@trier.ihk.de                       men die Reisekosten erstattet. Bei den                Das Engagement sei wie eine fortlaufen-
                                                    Prüfungsvorbereitungen erhalten die Prü-              de Weiterbildung, verbunden mit dem
man aber auch selbst immer im Geschehen             fer Hilfestellung. „Für die schriftlichen Prü-        Vorteil, gleich das ein oder andere Talent
mit dabei, bekommt die Veränderungen                fungen gibt es bundeseinheitliche Aufga-              kennenzulernen.
der Berufsbilder sofort mit und kann im             ben vom Aufgabenerstellungsausschuss.
eigenen Unternehmen entsprechend früh               Die mündlichen Prüfungen erstellen die                Selbstverwaltung der Wirt-
reagieren.“ Sein Arbeitgeber profitiere             Prüfer zu 90 Prozent selbst, erhalten aber            schaft ist ein enormer Vorteil
zusätzlich davon, dass Rausch die eigenen           von der IHK im Vorfeld entsprechende                  Dr. Dirk Richter stammt aus einer Familie,
Leute sach- und fachgerecht auf ihre Prü-           Workshops, damit wir ein gutes, einheit-              die seit dem 19. Jahrhundert politisch aktiv
fungen vorbereiten kann, schließlich ist er         liches Niveau erreichen.“ Die Dokumenta-              ist. „Mir wurde es quasi in die Wiege gelegt,
ganz dicht dran. Und er sagt: „Wir profi-           tion von Prüfstücken und ihre Auswertung              mich zu engagieren“, erzählt er mit einem
tieren auch durch die Einblicke in andere           stehen in den praktischen Prüfungen an.               Schmunzeln. „Aber es entspricht auch ein-
Unternehmen. Über die Prüfertätigkeit               „Es herrscht insgesamt ein enger Aus-                 fach meiner Neigung.“ Der Geschäftsfüh-
erhalte ich ein breit gefächertes Bild der          tausch zwischen den ehrenamtlichen                    rende Gesellschafter leitet das Weingut
Ausbildungsstrukturen in der Region.“               Prüfern und dem IHK-Prüfungsteam“,                    Max Ferdinand Richter in Mülheim an der
Rund 80 Prozent der Ausbildungsprüfer               berichtet Schneider. Insgesamt gibt es bis            Mosel bereits in der neunten Generation,
werden von ihren Unternehmen für ihr                zu 100 verschiedene Varianten, wie die                gemeinsam mit seinem Sohn Constantin,

      Christian Rausch ist einer von rund 1000 ehrenamtlichen Prüfern der IHK Trier. Für seine Arbeit als Ausbildungsleiter bei thyssenkrupp Bilstein
           nimmt er im Gegenzug für sein Engagement einiges mit: „Ich bleibe immer up-to-date und lerne das ein oder andere Talent kennen.“
Titelthema

                                sowie die Exportweinhandlung Dr. Richter      ist er Mitglied im Weinausschuss der IHK,     die Arbeit der IHK Trier, die im Bereich
                                & Sohn OHG. Richter bringt sich seit jeher    im Herbst 2007 hat er den Vorsitz über-       Weinwirtschaft auf Bundesebene die Spre-
                                für die Region ein, seit einem halben Jahr-   nommen. „Dieser Ausschuss ist etwas           cherrolle für den Deutschen Industrie- und
                                hundert ist er politisch aktiv: im Gemein-    Besonderes“, sagt Richter. Denn er vertritt   Handelskammertag inne hat. „Daher ist es
                                derat Mülheim, als FDP-Fraktionsvorsit-       nicht nur die Region Trier, sondern alle      unbezahlbar, dass sich fachkompetente
                                zender im Kreistag Bernkastel-Wittlich        Kammerbezirke und damit alle Anbauge-         Unternehmer als Mitglied einbringen.“
                                und als Kreisvorsitzender seiner Partei.      biete in Rheinland-Pfalz sowie die Kammer
                                Daneben engagiert er sich im Bauern-          Wiesbaden mit dem Weingebiet Rheingau.        Unternehmer bringen mit
                                und Winzerverband und bis vor kurzem          Die Zusammensetzung des Ausschusses           ihrem Einsatz das Land voran
                                39 Jahre als ehrenamtlicher Richter am        bildet ein buntes Bild der Weinbranche        Und welche Themen stehen im Weinaus-
                                Arbeitsgericht Bernkastel. „Da wird man       ab: Vertreten sind Weingüter, Genossen-       schuss so an? Richter berichtet: „Dau-
                                nicht dümmer von, das kann ich jedem nur      schaften, Wein- und Sektkellereien sowie      erbrenner in der Vollversammlung sind
                                empfehlen“, sagt er.                          Weinkommissionäre. Gemeinsam decken           Themen wie die Mobilität, Industrie 4.0
                                Seit 1999 ist Richter in der Vollversamm-     sie im Schwerpunkt den gewerblichen           und Bildung. Alles Bereiche, in denen wir
                                lung der IHK Trier aktiv und vertritt dort    Bereich der Weinvermarkter ab. „Wir hin-      schauen müssen, wie wir es hinbekom-
                                den Bereich Groß- und Außenhandel. Er         terfragen kritisch Gesetzesvorschläge und     men, Chancen für die Menschen in unserer
                                bestätigt die Einschätzung von Karin Kal-     versuchen, gemeinsame Linien zu finden“,      Region zu schaffen. Wir müssen Abwan-
                                tenkirchen: „Die drei Sitzungen im Jahr       erzählt Richter. Behörden und Ministerien     derung vermeiden, auch um den Weinbau
                                sind kein übermäßig großer Zeitaufwand.“      würden die Diskussionen des Ausschus-         und die Weinwirtschaft – das kulturelle
                                Die Arbeit laufe rund: Im Vorfeld bekom-      ses verfolgen. „Natürlich haben wir nicht     Erbe der Region – aufrecht zu erhalten.“
                                men die Vollversammlungsmitglieder alle       immer Erfolg in Richtung Politik, aber es     Im Weinausschuss selbst stünden The-
                                Themen schriftlich aufbereitet zugesen-       gelingt uns häufig, Einfluss zu nehmen.“      men wie Mostgewichte, Erntemengen und
                                det. Diese Unterlagen lese er sich sorgfäl-   Viele Politiker würden die praktischen        Rebsortenwahl auf dem Programm. Das
                                tig durch, sodass er in den Sitzungen gut     Auswirkungen ihrer Entscheidungen gar         derzeitige „Königsthema“ sei allerdings
                                vorbereitet bei den Beschlussvorschlägen      nicht mehr kennen. „Daher ist es so wich-     die sogenannte Lissabonisierung: die Ver-
                                abstimmen könne. „Die Vollversammlung         tig, dass Praktiker – Unternehmer – sich      lagerung der Kompetenzen vom Staat auf
                                ist als Instrument der Selbstverwaltung       mit einbringen“, sagt Richter. „Das ist ein   die Branche. Statt Landesverordnungen
                                unglaublich wichtig.“ Heute hätten es         Beitrag, den jeder leisten kann!“             sollen künftig von Schutzgemeinschaf-
Titelthema // Seite 12

                                Unternehmer immer schwieriger, da sei         „Mit Hilfe des Weinausschusses soll es        ten gestaltete Lastenhefte gelten. „Wir
                                die Selbstverwaltung ein enormer Vorteil.     gelingen, weinpolitisch marktorientierte      machen uns gemeinsam Gedanken, wie
                                „Ich kann nur jedem empfehlen: Nicht          Akzente zu setzen und die Argumente der       das funktionieren kann“, sagt Richter.
                                grummeln, sondern mitmachen!“                 Weinvermarkter so einzubringen, dass          Bei all diesen Themen sei es von Vor-
                                                                              erfolgreiches Agieren im In- und Ausland      teil, dass sich Unternehmer einbringen.
                                Behörden und Ministerien                      gesichert bleibt“, erklärt Albrecht Ehses,    „Unternehmer wollen gestalten und vor-
                                verfolgen Ausschussarbeit                     Geschäftsführer International und Wein        wärts kommen. Sie sind produktiv, haben
                                Die inhaltliche Arbeit wird laut Richter in   der IHK Trier. Der Einsatz des Weinaus-       ein gutes Zeitmanagement und wollen ein-
                                den Ausschüssen gemacht. Seit 24 Jahren       schusses sei eine wichtige Grundlage für      fach etwas erreichen“, sagt Richter. Und
                                                                                                                            sie bekommen etwas zurück: „Man schafft
                                                                                                                            sich durch ehrenamtliches Engagement
                                                                                                                            auch Netzwerke. Und es ist immer gut,
                                                                                                                            wenn man weiß, an wen man sich wenden
                                                                                                                            kann.“ Außerdem lerne man abseits vom
                                                                                                                            eigenen „Betriebstrott“ vom Austausch
                                                                                                                            mit anderen Unternehmen. „Ich bekomme
                                                                                                                            zudem frühzeitig Informationen und Fra-
                                                                                                                            gen auf den Tisch, die auch unser Unter-
                                                                                                                            nehmen betreffen.“
                                                                                                                            Richter zieht überzeugt sein Fazit: „Es
                                                                                                                            ist unglaublich wichtig, dass sich gerade
                                                                                                                            Unternehmer engagieren. Das ist gut für
Blickpunkt Wirtschaft 06/2018

                                                                                                                            die jeweilige Branche, die Wirtschaft ins-
                                                                                                                            gesamt, aber auch für unser Land.“

                                                                                                                                „Nicht grummeln, sondern mitmachen!“,
                                                                                                                            empfiehlt Dr. Dirk Richter. Ihm liegt es am Herzen,
                                                                                                                             dass sich gerade auch Unternehmer einbringen:
                                                                                                                             „Sie haben den Blick auf die Praxis und wollen
                                                                                                                              etwas erreichen, das bringt uns alle weiter.“
WIRTSCHAFTSTRENDS               13

Dampf im Kessel
Regionale Konjunktur weiter im Höhenflug

                                                                                                                                                                                                                                                       Firmen im Fachkräftemangel ein Hauptrisi-
                                                                                                                                                                                                                                                       ko für die wirtschaftliche Entwicklung ihres
  Konjunkturklimaindex im IHK-Bezirk Trier                                                                                                                                                                                                             Unternehmens im weiteren Jahresverlauf.
 150                                                                                                                                                                                                                                                   Damit rangiert der Fachkräftemangel an ers-

                                                                                                                                                                                                                                   QUELLE: IHK TRIER
 140                                                                                                                                                                                                                                                   ter Stelle der Risikofaktoren, vor den Arbeits-
                                                                                                                                                                                                                                                       kosten (43 Prozent) und den wirtschaftspo-
 130                                                                                                                                                                                                                                                   litischen Rahmenbedingungen (34 Prozent).
 120                                                                                                                                                                                                                                                   Sehr gut gelingt hingegen der Zugang zur
                                                                                                                                                                                                                                                       Unternehmensfinanzierung. Nur 1 Prozent
 110                                                                                                                                                                                                                                                   der Befragten gibt an, keine Finanzierung
                                                                                                                                                                                     Gesamt
 100                                                                                                                                                                                                                                                   erhalten zu haben, und lediglich 4 Prozent
                                                                                                                                                                                     Handel                                                            berichten von einem schlechten Zugang.
   90
                                                                                                                                                                                     Industrie
   80                                                                                                                                                                                                                                                  Industrie: Dampf im Kessel
                                                                                                                                                                                     Dienstleistungen                                                  Die regionale Industrie „brummt“ derzeit.
   70                                                                                                                                                                                                                                                  Im Vorleistungs-, Investitionsgüter- und
        JB 2007
                  JB 2008
                            JB 2009
                                      JB 2010
                                                JB 2011
                                                          JB 2012
                                                                    JB 2013
                                                                              F 2013
                                                                                       H 2013
                                                                                                JB 2014
                                                                                                          F 2014
                                                                                                                   H 2014
                                                                                                                            JB 2015
                                                                                                                                      F 2015
                                                                                                                                               H 2015
                                                                                                                                                        JB 2016
                                                                                                                                                                  F 2016
                                                                                                                                                                           H 2016
                                                                                                                                                                                    JB 2017
                                                                                                                                                                                              F 2017
                                                                                                                                                                                                       H 2017
                                                                                                                                                                                                                JB 2018
                                                                                                                                                                                                                          F 2018                       Baubereich schätzen rund 80 Prozent der
                                                                                                                                                                                                                                                       Unternehmen ihre Geschäftslage als gut
                                                                                                                                                                                                                                                       ein; Negativmeldungen sind Fehlanzeige.
Während sich auf nationaler und euro-                                                                                 sich alle drei großen Branchen, also Indus-                                                                                      Die Kapazitätsauslastung erreicht neue
päischer Ebene in den vergangenen                                                                                     trie, Handel und Dienstleistungsgewerbe,                                                                                         Spitzenwerte: 71 Prozent sprechen von
Monaten wichtige Konjunkturindikatoren                                                                                mit ihrer aktuellen Lage außergewöhnlich                                                                                         überdurchschnittlich ausgelasteten Kapa-
rückläufig zeigten, präsentiert sich die                                                                              zufrieden zeigen. Die Hälfte der Befragten                                                                                       zitäten, lediglich 2 Prozent sehen diese
regionale Wirtschaft in blendender Ver-                                                                               konnte in den vergangenen zwölf Monaten                                                                                          unterausgelastet. Besonders hohe Werte
fassung. Das belegen die Ergebnisse der                                                                               ihre Umsätze steigern; nur jeder zehnte                                                                                          werden aus dem Investitionsgüterbereich
IHK-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2018,                                                                               musste Rückgänge hinnehmen. Auch die                                                                                             und dem Baugewerbe gemeldet. Passend
an der sich 150 Unternehmen mit 14 000                                                                                Geschäftserwartungen für die kommenden                                                                                           hierzu wachsen die Auftragsbestände
Beschäftigten beteiligt haben. Gegenüber                                                                              zwölf Monate zeigen sich intakt. 25 Pro-                                                                                         weiter an. Auch die Auftragseingangs-
der Vorumfrage zu Jahresbeginn ist der                                                                                zent der Unternehmen erwarten bessere,                                                                                           dynamik gestaltet sich sehr positiv. 53
IHK-Konjunkturklimaindikator von 128 auf                                                                              68 Prozent gleichbleibende und lediglich                                                                                         Prozent der Industrieunternehmen haben
137 Punkte gestiegen. In den vergange-                                                                                7 Prozent schlechtere Geschäfte. Damit                                                                                           in den vergangenen drei Monaten Zuwäch-
nen 15 Jahren wurde dieser Wert nur 2011                                                                              haben sich die Aussichten gegenüber der                                                                                          se verzeichnet, nur 10 Prozent berichten
erreicht. Besonders euphorisch zeigt sich                                                                             Vorumfrage, als 24 Prozent Optimisten 12                                                                                         von einer rückläufigen Orderdynamik. Der
die Industrie (141 Punkte), aber auch im                                                                              Prozent Pessimisten gegenüberstanden,                                                                                            positive Befund gilt sowohl für Auslands-
Dienstleistungssektor (134 Punkte) und im                                                                             nochmals weiter verbessert.                                                                                                      als auch Inlandsaufträge. Darüber hinaus
Handel (131 Punkte) herrscht ein ausge-                                                                                                                                                                                                                erwarten 22 Prozent der Industriefirmen
sprochen sonniges Konjunkturklima.                                                                                    Mehr Investitionen,                                                                                                              steigende und lediglich 2 Prozent rückläu-
                                                                                                                      mehr Personal                                                                                                                    fige Exporte für 2018. Da auch im Handels-
Glänzende Geschäftslage                                                                                               Wenn die Konjunktur auf Hochtouren läuft,                                                                                        und Dienstleistungssektor Geschäftslage,
Aktuell berichten 63 Prozent aller Befrag-                                                                            zieht dies auch die Investitions- und Perso-                                                                                     Geschäftserwartungen, Umsatzentwick-
ten von guten, 33 Prozent von befriedigen-                                                                            nalplanungen nach oben. In den kommenden                                                                                         lung, Investitions- und Beschäftigungs-
den und lediglich 4 Prozent von schlechten                                                                            zwölf Monaten wollen 36 Prozent der regio-                                                                                       planungen positiv ausfallen, weisen alle
Geschäften. Damit ergibt sich ein Saldo aus                                                                           nalen Unternehmen mehr, 52 Prozent gleich                                                                                        Umfragedaten auf eine stabile Fortsetzung
Positiv- und Negativbewertungen in Höhe                                                                               viel und 12 Prozent weniger investieren.                                                                                         des Konjunkturaufschwungs hin. Es finden
von +59 Prozentpunkten (Vorumfrage +46                                                                                Knapp vier von zehn Befragten wollen hierbei                                                                                     sich derzeit keine Anzeichen, die regional
Prozentpunkte) – ein Spitzenwert, wobei                                                                               ihre Produktionskapazitäten erweitern.                                                                                           auf eine auf nationaler Ebene diskutierte
                                                                                                                      Auch die Beschäftigungsplanungen gestal-                                                                                         „Wachstumsdelle“ hindeuten.
                                                                                                                      ten sich expansiv. 26 Prozent der Befragten
  Konjunkturbericht                                                                                                   möchten zusätzliches Personal einstellen,
  online                                                                                                              lediglich 9 Prozent befürchten, sich von Mit-
                                                                                                                      arbeitern trennen zu müssen. Diese expan-
  Den aktuellen Konjunkturbericht finden Sie
  unter www.ihk-trier.de/p/Konjunkturbe-                                                                              siven Planungen finden ihre Grenzen jedoch                                                                                                                 Autor
  richte-185.html.                                                                                                    zunehmend in der Verfügbarkeit geeigneter                                                                                                   Dr. Matthias Schmitt
                                                                                                                      Fachkräfte. Derzeit sehen 70 Prozent aller                                                                                                  schmitt@trier.ihk.de
Wirtschaftstrends

                                                                                                                                                                                                FOTO: ALEXANDER LIMBACH - FOTOLIA.COM
                                Neue Wege zur Gewinnung von Auszubildenden
                                Immer mehr Unternehmen bilden Studienabbrecher aus

                                                                                                                                               das ihm dadurch entgegengebracht wurde,
                                                                                                                                               habe ihm gut getan und ihn weiter „wach-
                                                                                                                                               sen und reifen“ lassen.

                                                                                                                                               Nicht bei Null anfangen
                                                                                                                                               Valentin Bulling, Ausbildungskoordinator
                                                                                                                                               bei der Parts Europe GmbH, kann dies nur
                                                                                                                                               bestätigen – auch aus eigener Erfahrung
                                                                                                                                               heraus: „Nach meiner Schulzeit habe ich
                                                                                                                                               zuerst Jura studiert, was sich sehr schnell
                                                                                                                                               als Fehlentscheidung erweisen sollte.
                                                                                                                                               Ich habe mich danach zwar nicht für eine
                                FOTO: THEWALT

                                                                                                                                               Ausbildung entschieden, sondern für ein
                                                                                                                                               BWL-Studium, das ich auch abgeschlossen
                                                                                                                                               habe. Ich kann also bestätigen: Ein Studi-
                                                       Richard Hauser (l.) absolviert nach einem abgebrochenen Studium eine verkürzte          um verändert einen Menschen in vielerlei
                                                Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel bei Parts Europe. Ausbildungskoordinator      Hinsicht. Insbesondere die Fähigkeit zum
                                                                  Valentin Bulling sagt: „Ein absoluter Glücksgriff für uns.“                  eigenverantwortlichen Arbeiten und die
                                                                                                                                               Kompetenz, Sachverhalte zu durchdringen
                                Immer mehr Unternehmen übernehmen                             Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und             und aus mehreren Blickwinkeln heraus zu
Wirtschaftstrends // Seite 14

                                Studienabbrecher in eine Ausbildung.                          Außenhandel. „Für ihre schnelle und unbü-        analysieren, werden im Studium gefördert.
                                Damit beschreiten sie neue Wege bei                           rokratische Hilfe bin ich Frau Scholz noch       Auch blickt man viel klarer auf sein Leben
                                der Gewinnung von Auszubildenden und                          heute dankbar“, betont Hauser.                   – unabhängig davon, ob man das Studium
                                reagieren auf rückläufige Bewerberzah-                        Seine Motivation, sich für eine Ausbildung       abschließt oder nicht.“
                                len. Dies ergab 2017 eine Online-Umfrage                      zu entscheiden, erklärt er so: „Ich habe fest-   Über seinen Auszubildenden sagt er, Hauser
                                der Industrie- und Handelskammern bei                         gestellt, dass ich einen klar strukturierten     sei ein Glücksgriff gewesen. Sehr schnell
                                1900 ausbildenden Betrieben im Land. Die                      Tagesablauf mit praktischen Aufgaben und         habe man im Unternehmen erkannt, dass
                                Gründe der Studienabbrecher, sich für eine                    realen Aufträgen brauche. An der Univer-         er einen hohen Anspruch an seine Ausbil-
                                Ausbildung zu entscheiden, sind vielfältig:                   sität gibt es diese festen Strukturen nicht      dung stelle und bereit sei, Verantwortung
                                Viele sehen darin die Möglichkeit, durch                      und man muss sich selbst organisieren.“          zu übernehmen. Aufträge liefere er in hoher
                                eine verkürzte Ausbildung schnell zu einem                    Ebenso deutlich sagt er aber auch: „Ohne         Qualität und zum gewünschten Termin ab.
                                anerkannten Abschluss zu kommen. Auch                         die Möglichkeit, die Ausbildung verkürzen        „Mit ihm mussten wir nicht von Null anfan-
                                Zusatzqualifizierungen während der Ausbil-                    zu können, hätte ich den Ausbildungsver-         gen, sondern konnten auf soliden Grundla-
                                dung wie der Erwerb von Sprachkenntnis-                       trag nicht unterschrieben.“                      gen und Basisfertigkeiten aufbauen.“
                                sen sowie Karriereperspektiven durch eine                     Auf die Frage, welchen Vorteil er für die        Die Aussagen der Parts Europe GmbH
                                anschließende höhere Berufsbildung, etwa                      Parts Europe GmbH sehe, ihn trotz (oder          decken sich weitgehend mit den positiven
                                zum Meister, Fach- oder Betriebswirt, emp-                    gerade wegen) seines Studienabbruchs             Erfahrungen anderer Unternehmen: Mit
                                finden viele von ihnen als erstrebenswert.                    auszubilden, antwortet Hauser: „Aufgrund         Studienabbrechern ein Ausbildungsver-
                                                                                              meines betriebswirtschaftlichen Vorwis-          hältnis einzugehen, ist eine win-win-Situ-
                                Mit Fachkompetenz                                             sens habe ich eine Fachkompetenz mit in          ation für beide Seiten. Allerdings stehen
                                in die Ausbildung                                             die Ausbildung gebracht, über die junge          Ausbildungsbetriebe damit auch vor der
                                Richard Hauser (28) ist ein Studienabbre-                     Schulabgänger einfach noch nicht verfügen        Herausforderung, keine „Zwei-Klassenge-
                                cher, der diesen Weg gegangen ist. Nach-                      können. Wenn ich überlege, wie ich mit 18        sellschaft“ in ihren Unternehmen zu etab-
                                dem er einige Semester Betriebswirtschaft                     war, finde ich, dass ich heute über weitaus      lieren. Jetzt gilt es, eine Brücke zu schlagen
Blickpunkt Wirtschaft 06/2018

                                studiert hatte, wurde für ihn zur Gewissheit,                 mehr Gewissenhaftigkeit und Flexibilität         zwischen den jungen Auszubildenden, die
                                was er zwar längst geahnt hatte, aber nicht                   verfüge.“ Im Laufe der Jahre sei er gereift,     „frisch“ von der Schule kommen, und den
                                wahrhaben wollte: „Das Studium war es                         habe dadurch eine höhere Reflexionsfä-           „erfahrenen Hasen“ von der Universität.
                                nicht.“ So verschlug es ihn in die Beratung                   higkeit erworben und sei kritikfähiger als
                                der IHK Trier. Mit Hilfe von IHK-Ausbil-                      vor zehn Jahren. Außerdem sei er schon zu
                                dungsplatzvermittlerin Petra Scholz fand                      einem frühen Zeitpunkt seiner Ausbildung
                                er eine Ausbildungsstelle bei der Parts                       in der Lage gewesen, selbstständig zu                                    Autorin
                                Europe GmbH in Wasserliesch. Dort absol-                      arbeiten, ohne dass ihn jemand kontinuier-                    Alexandra Lossjew
                                viert er seit November 2016 eine verkürzte                    lich kontrollieren musste. Das Vertrauen,                   lossjew@trier.ihk.de
WIRTSCHAFTSTRENDS                                     15

durchstarter.de: Neuer Look, frische Inhalte
Auszubildende aus der Region geben Kampagne ihr Gesicht – Youtuber starten mit Filmen zur Ausbildung

Junge Menschen, die von ihrer Berufsaus-
bildung begeistert sind und ihre Erfahrun-
gen mit denen teilen wollen, die vielleicht
einmal in ihre Fußstapfen treten, stehen
im Zentrum der Ausbildungskampagne
durchstarter.de der rheinland-pfälzischen
IHKs. Sie informiert auf einer Homepage
sowie in den sozialen Medien – Facebook,
Instagram, WhatsApp und Youtube – über
die vielen Chancen, die eine Berufsausbil-
dung jungen Leuten bietet.
Noch mehr Bewegung bringt von jetzt an
die Durchstarter-Crew in die Kampagne!
Mit Adrian Metzger und Lena Burdack
werden zwei junge, bekannte Youtuber
Filme über die duale Ausbildung drehen
und Azubis über die Schulter schauen.
Adrian aus Bad Schwalbach – gerade
einmal 19 Jahre alt – hat mit AMPro-
duction bereits seine eigene Firma für
Medienproduktionen, Lena betreibt
einen Lifestyle-Kanal bei Youtube und
absolviert gerade eine Ausbildung bei
der Drogeriekette dm.

                                                                                                                       FOTOS: FRANK HOMANN
Blogger im Foto-Shooting
Auch zwei Auszubildende aus der Regi-
on Trier geben durchstarter.de ein neues
Gesicht: Janine (Leyendecker Holzland,
Trier) und Tina (new media labs, Wittlich)
haben uns ihren Arbeitsplatz bei einem
Fotoshooting gezeigt und machen damit
Lust darauf, mehr über ihre Ausbildung
zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel
beziehungsweise zur Mediengestalterin
zu erfahren.
Natürlich zählen sie auch zu den vielen
Bloggern, die auf www.durchstarter.de
davon berichten, was sie in ihrer Ausbil-
dung im Betrieb sowie in der Berufsschu-
le erleben. Die Auszubildenden kommen
aus ganz Rheinland-Pfalz, vertreten zahl-
reiche Branchen und Berufe. Mit dabei
sind aus der Region Trier die Leyendecker                              Tina (l. oben) und Janine (r.) sind die neuen
Holzland GmbH & Co.KG, das Modehaus                                   Gesichter von durchstarter.de und geben dort
                                                                       spannende Einblicke in ihren Azubi-Alltag.
Marx sowie die Agentur ensch-media
aus Trier, die Bilstein&Siekermann GmbH
& Co.KG aus Hillesheim, die Spedition
Kühne + Nagel, der Bitburger Maschi-
nenbauer Pedax sowie die Werbeagen-
tur new media labs aus Wittlich. Wer                                                       Autorin
auch Lust zum bloggen hat, ist jederzeit                                              Ursula Bartz
willkommen!                                                                      bartz@trier.ihk.de
Wirtschaftstrends

                                Unternehmensgründung in Luxemburg
                                Voraussetzungen im Großherzogtum strikter als in Deutschland

                                Luxemburg gehört zu den beliebtes-
                                ten Investitionsstandorten in der EU.
                                Attraktive wirtschaftliche und steuerli-
                                che Rahmenbedingungen sowie lukra-
                                tive Absatzpotenziale machen es auch
                                für Unternehmen aus der Region Trier
                                interessant, im Nachbarland eine Markt-
                                präsenz aufzubauen. Zudem bietet das         FOTO: SERGIYN - FOTOLIA.COM

                                Großherzogtum gute Sprungbrettoptio-
                                nen zu den Anrainermärkten Frankreich
                                und Belgien.
                                Die Gründung eines Unternehmens ist in
                                Luxemburg allerdings an weiter reichen-
                                de Auflagen als in Deutschland geknüpft.
                                Zudem sollten bei der Rechtsformwahl
                                                                                                           Das Nachbarland Luxemburg ist ein attraktiver Markt. Wer dort ein Unternehmen gründen möchte,
                                haftungs- und steuerrechtliche Gesichts-                                                       muss allerdings eine Vielzahl an Auflagen beachten.
                                punkte sowie die Anforderungen der
                                internationalen Konzernstruktur Berück-      Schritt für Schritt zur                                                       Steuerliche Konsequenzen bei
                                sichtigung finden. Eine gute Vorberei-       Marktpräsenz                                                                  der Rechtsformwahl beachten
                                tung und fachkundiger Rat sind hierbei       Kapitalgesellschaften wie zum Beispiel die                                    Bei grenzüberschreitenden Investitio-
Wirtschaftstrends // Seite 16

                                erfolgskritisch.                             weit verbreitete SARL (Société à responsa-                                    nen muss immer berücksichtigt werden,
                                                                             bilité limité) sowie die SA (Société anony-                                   welche steuerlichen Auswirkungen die
                                Ohne Niederlassungs-                         me) und die SCA (Socièté en commandite                                        Ausschüttung von Dividenden (Kapital-
                                genehmigung geht nichts!                     par actions) werden notariell gegründet.                                      gesellschaften) oder die Entnahme von
                                Voraussetzung für eine unternehmeri-         Hierfür muss zuerst ein Geschäftskonto in                                     Gewinnen (Personengesellschaften) im
                                sche oder selbstständige Tätigkeit in        Luxemburg eröffnet und das Gesellschafts-                                     Ansässigkeitsstaat des Investors haben.
                                den Bereichen Industrie, Handel und          kapital eingezahlt werden. Das Mindestka-                                     Kapitalgesellschaften sind auch bei
                                Handwerk ist in Luxemburg eine Nieder-       pital liegt bei der SARL bei 12 000 Euro, bei                                 Auslandsinvestitionen aufgrund der Haf-
                                lassungsgenehmigung. Beantragt wird          der SA sowie der SCA bei 30 000 Euro. Die                                     tungsbeschränkung und der im Vergleich
                                diese beim Luxemburger Wirtschafts-          Bank stellt ein „Certificat de Blocage“ aus,                                  zu Deutschland oftmals geringeren oder
                                ministerium mittels eines speziellen         das im Anschluss an die notarielle Grün-                                      nicht vorhandenen Vorgaben zur Kapital-
                                Antragformulars, das auf der Luxembur-       dung mittels eines durch den Notar einge-                                     ausstattung beliebt. Bei der Ausschüt-
                                ger Verwaltungsseite www.guichet.lu          reichten „Certificat de Déblocage“ wieder                                     tung von Dividenden fällt in Luxemburg
                                in deutscher Sprache heruntergeladen         freigegeben wird. Mustersatzungen für                                         keine Quellensteuer an. Jedoch muss in
                                werden kann. Die Seite bietet zudem          Luxemburger GeseIlschaften sind online                                        Deutschland bei Ausschüttungen an Kapi-
                                vielfältige Informationen zur Gründung       unter www.guichet.lu abrufbar.                                                talgesellschaften der sogenannte Add
                                und Besteuerung von Unternehmen im           Nach der notariellen Gründung der Gesell-                                     back berücksichtigt werden. Bei Dividen-
                                Großherzogtum bietet. Daneben muss           schaft erfolgt die Eintragung ins Handels-                                    denausschüttungen an Personengesell-
                                der Antragsteller einen Nachweis der         register und die Veröffentlichung der                                         schaften langt der Fiskus in Deutschland
                                beruflichen Ehrenhaftigkeit, einen Befä-     Gründungsurkunde im Bulletin Officiel.                                        über das Teileinkünfteverfahren und bei
                                higungsnachweis in Bezug auf die kauf-       Darüber hinaus muss die Betriebsanmel-                                        Ausschüttungen an Privatpersonen über
                                männische und berufsspezifische Qua-         dung bei der jeweiligen Steuerverwaltung                                      die Abgeltungssteuer zu. Hinsichtlich
                                lifikation, eine eidesstattliche Erklärung   für die direkte (www.impotsdirects.pub-                                       der steueroptimalen Rechtsformwahl in
                                über Konkursfreiheit sowie ein polizei-      lic.lu) und indirekte (www.aed-public.lu)                                     internationalen Konzernstrukturen sollte
Blickpunkt Wirtschaft 06/2018

                                liches Führungszeugnis beibringen. Bei       Besteuerung sowie bei der Zentralkasse                                        rechtzeitig fachkundiger Rat eingeholt
                                der Vergabe der Niederlassungsgeneh-         der Sozialversicherungen (www.ccss.lu)                                        werden.
                                migung wird stichprobenhaft geprüft,         vorgenommen werden. Unterstützung bei
                                ob die Geschäftsräume für die geplante       der Unternehmensgründung in Luxemburg
                                Tätigkeit angemessen sind. Die Geneh-        leisten neben Luxemburger Fachanwälten
                                migung kann während des gesamten             und Steuerberatern auch die Chambre de
                                Gründungsprozesses beantragt werden          Commerce und deren House of Entrepre-                                                                  Autorin
                                und sollte spätestens bei Beginn der         neuership (www.cc.lu, www.houseofentre-                                                       Christina Grewe
                                Geschäftstätigkeit vorliegen.                preneurship.lu).                                                                           grewe@eic-trier.de
KREIS JUNGER UNTERNEHMER              17

Gourmet-Start in den Mai
Jungunternehmer wandern gemeinsam in der Großregion

Zu einem Netzwerktreffen der besonderen        die Mehrwerte der Region zu genießen, sich
Art haben sich die Wirtschaftsjunioren         auszutauschen und zu netzwerken.
aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Frank-      Als alle Wanderer beim Grillplatz eingetrof-
                                                                                                            Terminvorschau
reich, Belgien und Luxemburg am 1. Mai         fen waren, wurde bei herrlichstem Wetter                     Freitag, 8. Juni, bis Sonntag, 10. Juni 2018
getroffen. Im für Europa historischen Ort      das Büffet mit Leckerbissen aus allen Regi-                  Landeskonferenz in Bad Kreuznach
Schengen starteten sie ihre Gourmet-Mai-       onen eröffnet.
                                                                                                            Dienstag, 12. Juni 2018
wanderung mit einem kulinarischen Ein-         Die Mai-Wanderung ist Teil einer Veran-
                                                                                                            Betriebsbesichtigung:
stieg von Marco Zandbergen vom Nitteler        staltungs- und Projektreihe innerhalb der                    Co-working Space Trier
Hof, der zur Stärkung ein kleines Catering     Greater Region – ein Zusammenschluss
vorbereitet hatte. Anschließend hatten die     der Wirtschaftsjunioren in der Großregi-                     Samstag, 16. Juni 2018
wanderwütigen Jungunternehmer die Wahl         on (Rheinland-Pfalz, Saarland, St. Vith,                     Sommerfest
zwischen einer 1,5-stündigen Wanderung         Luxemburg, Lothringen, Elsass). Für die
mit Erklärungen zur Region oder einem          zweite Jahreshälfte stehen eine Tour in die                  Montag, 25. Juni 2018
                                                                                                            Von den Erfahrenen lernen
direkten Weg zu einem Grill- und Aussichts-    Champagne, Essen bei Lea Linster und die
platz mit Blick auf Deutschland, Luxemburg     International Twinning Academy auf dem                       Kontakt & Info: KJU-Geschäfts­stelle,
und Frankreich. Möglichkeiten satt, um die     Programm.                                                    Telefon: (06 51) 97 77-5 60, Fax: -5 05,
                                                                                                            E-Mail: info@kju-trier.de
                                                                                                            www.kju-trier.de

Wie das Internet die Gesellschaft verändert
Gemeinschaftsveranstaltung von Marketing-Club, VTU und KJU lockt hunderte Besucher in die Europahalle

Welche Trends die Zukunft der digitalen        gesendet. Fertig. Sogar Häuser würden
Welt bestimmen werden, darauf gab Sascha       mittlerweile von den Chinesen über den
Lobo, einer der profiliertesten Internetex-    Dienst bezahlt. Lobo umreißt in diesem
perten Deutschlands, einen Ausblick bei der    Zusammenhang seinen Begriff des „Platt-
diesjährigen Gemeinschaftsveranstaltung        form-Kapitalismus“. Nicht mehr der Hard-
vom Marketing Club Trier-Luxemburg, der        warehersteller, sondern die Plattformbe-
Vereinigung Trierer Unternehmer e. V. und      treiber bestimmten die Geschäftsprozesse.
dem Kreis Junger Unternehmer Trier.            Heute sei nicht mehr die Canon-IXUS die
Fast 600 verkaufte Tickets, eine gut           meisterverkaufte Kamera, sondern die
gefüllte Europahalle, begeisterte Zuhörer,     Kamera-App des sozialen Fotonetzwerkes
                                                                                              FOTO: WILLY SPEICHER

ein starker Redner: „Nicht die Technologie     Instagram. Die wertvollsten Unternehmen
verändert die Welt, sondern die Art, wie wir   der Welt: Apple, Google, Amazon, Face-
sie nutzen“, fasste Lobo seine Sicht zusam-    book – allesamt reine Anbieter von digi-
men. Er skizzierte den vernetzten Men-         talen Plattformen. Ebenso wie Tesla, das
schen, der mittlerweile rund um die Uhr zu     in den USA die Verkaufszahlen deutscher
                                                                                                        Sascha Lobo erläutert in der Europahalle Trier
seinem Smartphone greift, um up-to-date        Oberklassen-Karossen längst überholt                               die digitale Revolution.
zu sein. Die persönlichen Daten verschiebe     hätte. Das Auto: Eine Software, die per
der Deutsche gerne ins Netz; es herrsche       Updates und Upgrades funktioniere und          Für Sascha Lobo gilt das Plattformprinzip.
Datenbegeisterung. Lobo nennt es eine          bei der die PS-Zahl und Reichweite online      Leider spielten Deutsche Unternehmen
„mobile soziale Revolution“.                   konfiguriert werde. Lobo selbst outete         bei der digitalen Transformation keine
Eindrucksvoll erläuterte er den Flächen-       sich als Apple-Jünger: Neuestes iPhone,        Rolle. Um jedoch in Zukunft zu existieren,
brand der digitalen Revolution am Beispiel     neueste Apple Watch. Bei letzterem hat         müssten Unternehmen ihre Wertschöp-
Zahlungsmittel: In China erfolge die Zahlung   er allerdings noch nicht herausgefunden,       fung in digitale Plattformen überführen.
von Rechnungen via WeChat, der chine-          wozu er sie braucht. Doch auch sie sei die     Ein eindeutiger Aufruf, bei dem viele
sischen Variante des Messengerdienstes         meisterverkaufte Uhr der Welt, und der         Unternehmer und Marketer aufhorchten
WhatsApp. Der Rechnungsbetrag werde            Umsatz sei höher als der aller Schweizer       und mit vielen Denkanstößen nach Hause
einfach per Nachricht an den Empfänger         Uhrenhersteller.                               gingen.
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