Bei uns fließt alles Gute zusammen - Nachhaltigkeitsbericht 2020 - EMBA ...
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Liebe Leserinnen und Leser, Corona. Noch 2019 war das Virus nur wenigen Menschen ein Begriff, im Jahr 2020 hielt es die ganze Welt in Atem. Tiefe Einschnitte in unser aller Lebensalltag machten klar, dass es so wie es war nie mehr sein wird und sein kann. Und es wurde schnell klar, dass die Corona-Krise in verschiedenen Bereichen direkt mit der Klima-Krise zusammenhängt. Neben Ängsten und Zweifeln öffnete die entscheidende Frage „Wie können wir künftig (über)leben?“ aber auch den Raum für neue Möglich- keiten und Flexibilität: So treffen sich unsere Verwaltungs- beiräte für interne Absprachen mittlerweile – neben Telefon und Mail – auch in Online-Meetings. Die Zukunft denken Wie gehen wir mit Nutztieren um? Wie bestellen wir land- wirtschaftliche Flächen? Und wo können wir Maßnahmen Es ducimusdam eventio repero in perum audis molores modit. setzen, die Schadstoffe reduzieren, um am Ende so wenig wie möglich CO2 auszustoßen? Diese Fragen sind für die EMBA nicht neu, sie werden jedoch alljährlich neu gedacht, disku- tiert und beantwortet. Dabei liegt den Mitgliedern der EMBA das Wohl aller am Herzen. Tier, Mensch und Natur stehen stets im Einklang miteinander. Wie das im Einzelnen um- gesetzt werden kann, möchten wir Ihnen mit diesem Bericht näherbringen. Im Heute leben Auf den Höfen unserer Milcherzeuger leben – wie schon in früheren Zeiten – oft mehrere Generationen nebeneinander. Deshalb ist es für uns nur selbstverständlich, mit Blick in die Zukunft ökologisch-ökonomischsozial zu handeln. Es ist uns pure Freude, wenn unsere Kühe lange und gerne bei uns leben, wenn unsere Milch stets auf einem qualitativ hoch- wertigen Niveau bleibt und ihr Geschmack sich in zahlreichen regionalen Produkten wiederfindet, und wenn auch unsere Enkel und deren Kindeskinder noch die Chance bekommen, unser Tun fortzuführen und dabei Zufriedenheit zu verspüren. Wir wünschen Ihnen viel Gusto bei der Lektüre unseres Nachhaltigkeitsberichts. Herzlich, Ihr Marcel Renz, 1. Vorsitzender der EMBA 4 5
Die EMBA in Bildern Vorwort 5 Inhaltsverzeichnis 6 Die EMBA in Bildern 7 Die EMBA in Zahlen 18 Wir werden unseren Tieren gerecht 21 Wohlbefinden Ernährung Selbständigkeit Wir werden unserer Umwelt gerecht 24 Reduktion Vielfalt Wandel Wir werden unseren Mitgliedern gerecht 28 Teilhabe Jungrinder auf der Sommeralp im Brandnertal in Vorarlberg Gemeinsamkeit Außenwirkung Die EMBA in Zukunft 30 Impressum 34 6 7
Auf der Weide genießen die Kühe neben dem saftigen Grün auch Sonne und Wind In günstigen Lagen ernten die Landwirte der EMBA bis zu sechs Grasschnitte im Jahr 10 11
12 Auch für die Honigbiene ist Platz auf den Weiden der EMBA-Bauern Hier entsteht der Kälberstall von Morgen 13
Die EMBA 55 in Zahlen 2007 hat sich die Erzeugergemeinschaft Milch Bodensee All- gäu – kurz EMBA – gegründet. 17 Mitglieder hatte sie damals. Mittlerweile sind es 55 Höfe, über die sanften Hügel des Allgäus verstreut, die ihre Milch beisteuern. Pro Tag geben 5044 Kühe (Datenerhebung 2020) in der 5.044 Gemeinschaft Milch, insgesamt sind es rund 110 Tonnen. Der Tanklastwagen einer beauftragten Spedition sammelt diese ein und nimmt noch vor Ort eine Qualitätsprobe für das Untersuchungslabor ab. Beprobt werden neben zahlrei- chen anderen Parametern Fett- und Eiweißgehalt, Keim- und Zellzahl sowie die Temperatur der Milch. Seit Juli 2017 darf abgelieferte Rohmilch 4,5 Grad Celsius nicht überschreiten. Abweichende Werte haben einen Milchgeldabzug zur Folge. Gerade in den Sommermonaten ist die vorgegebene Tempera- turgrenze für eine qualitativ einwandfreie Milch wichtig. 40.000 Nach der Messung geht es zur Molkerei, die die Rohmilch weiterverarbeitet. Die Milch wird in einem Radius von 50 Kilometern auf den EMBA-Höfen eingesammelt, der Transport wird von der Gemeinschaft selbst organisiert und auch finan- ziell getragen. Die Milchbauern_bäuerinnen kommen den Molkereien also mit zusätzlichen Dienstleistungen entgegen, diese bezahlen dafür einen angemessenen Preis. Pro Jahr liefert die EMBA übrigens rund 40.000 Tonnen des weißen Goldes an die Molkereien. Gut ein Zehntel davon 4.100 – im Durchschnitt sind es 4.100 Tonnen – sind Biomilch. Der Großteil der 55 EMBA-Mitglieder betreibt nach wie vor konventionelle Landwirtschaft, die höchste Qualität abliefern. Der beste Beweis: Den Kunden_innen schmeckt�s. Es ducimusdam eventio repero in perum audis molores modit. 18 19
Wir werden unseren Tieren gerecht Wohlbefinden Ernährung Zunächst einmal: Unsere Kühe haben Namen. Greta, Mia Beim Blick in die Ställe der EMBA-Höfe sieht selbst der Laie: und Marie, um nur drei Beispiele zu nennen … Und so sprechen Unseren Kühen geht es ausgezeichnet. In der Regel können wir sie dann im alltäglichen Umgang auch an. Das ist uns die Tiere im Sommer auf die Weide gehen, oft verbringen sie wichtig für ein gutes Miteinander, das machen Menschen unter- ihre Zeit dann aber auch gerne im Stall. Gerade an Tagen, einander schließlich auch so. an denen die Wetterbedingungen nicht ideal sind. Keine Kuh Und dann: Wenn sie sich gut verstehen, dürfen sich Bullen ist gerne Hitze oder Dauerregen ausgesetzt. Darüber hinaus und Kühe auf einigen EMBA-Höfen selbst der Fortpflanzung sorgen in manchen Ställen Ventilatoren für die nötige widmen. Weil das aber nicht immer und überall der Fall ist, Frischluft. kann es auch sein, dass die Kühe besamt werden. Die Kälber, Und: Leckeres Futter wartet überall auf die Kühe. die später geboren werden, haben es in ihren ersten Lebens- Auf der Weide ist es das saftige Gras des Allgäus. Und im Stall wochen auf unseren Höfen übrigens auch sehr fein. sind es Heu und an Inhaltsstoffen reiches Futter: Maissi- Zum Wohl unserer Tiere trägt aber noch einiges mehr bei. lage, Grassilage, Mineral- und Ergänzungsfutter, das Ganze Zum Beispiel die Initiative „Q-Wohl“, die das Land Baden- ernährungsphysiologisch ausgewogen und in einer in der Württemberg im Jahr 2016 ins Leben gerufen hat. Ein Instru- Zusammensetzung genau berechneten Menge. Das heißt, die ment, mit dessen Hilfe die Haltungsbedingungen von Milch- Kuh bekommt neben Gras und Heu zusätzliche Nährstoffe. kühen nachhaltig bewertet und verbessert werden können. Und auch Mineralstoffe sowie Salz dürfen nicht vergessen Seit Sommer 2019 lassen sich im Rahmen dieses „Q-Wohl“- werden. Ein ausgeklügeltes System mit zahlreichen Stell- Labels die Betriebe der EMBA in die Ställe schauen und zerti- schrauben, quasi ein Ernährungsplan für Kühe. Das hängt fizieren. Mittlerweile gibt es auch eine „Q-Wohl“-App mit individuell nämlich davon ab, ob die Kuh gerade gekalbt einem Kriterienkatalog, anhand dessen die Bauern_Bäuerinnen hat, mitten im Leistungshoch steht oder in der Trocken- das Tierwohl ihres eigenen Bestandes selbst checken können. stellerphase, also quasi im Mutterschutz sechs Wochen vor Über die Anwendung der App in der Praxis tauschen sich die der Geburt. Dafür ziehen wir Expert_innen, sogenannte Landwirte der EMBA regelmäßig untereinander aus. Darüber Fütterungsberater_innen, zu Rate. Diese nehmen Proben von hinaus nutzen wir vom Bundesland Baden-Württemberg teil- den Grundkomponenten des Futters, das auf unseren Höfen finanzierte Beratungen zu den Themen „Optimierung Tierwohl“, erzeugt wird, und berechnen „Tierbasierte Indikatoren“ und „Höhere Tierschutzstandards“. dann die entsprechende Menge und Zusammensetzung der Gut Ding braucht bekanntermaßen Weile, doch die EMBA- Ergänzungsmittel, die notwendig und nützlich sind. Betriebe arbeiten bereits auf hohem Standard – für ihre Tiere Besonders wichtig ist uns bei der Ernährung obendrein, und ein wohlschmeckendes Produkt. dass die EMBA-Betriebe keinerlei gentechnisch veränderte Futtermittel an die Kühe ausgeben. Das Zertifikat „GVO-frei produzierte Milch“ bestätigt uns das. Darüber hinaus kom- men unsere Futtermittel ausschließlich aus europäischem Anbau, sie sind also „Übersee-frei“. Wir möchten Ressourcen schonen, unnötige Emissionen vermeiden und uns für den Erhalt intakter Ökosysteme einsetzen. Deshalb verzichten wir bewusst auf Tropenfuttermittel. 20 21
Fürsorge Wenn unsere Kühe volle Euter haben, müssen sie nicht warten, bis die Bauern_Bäuer- innen kommen, um sie zu erleichtern. Unsere Tiere gehen selbst in den Melkstand, wenn es ihnen nötig erscheint, sie sind schließlich schlaue Tiere. Das ist eine unserer Visionen für die Zukunft, die wir in manchen Ställen der EMBA mit automatischen Melksystemen aber tatsächlich schon umsetzen. In anderen Ställen gehen die Kühe in den Melkstand, das ist ebenfalls eine hochtechnisierte Anlage. Warum wir das so machen? Weil wir auf der einen Seite die größtmögliche Selbständigkeit der Kühe fördern möchten, gleichzeitig aber auch in verantwor- tungsvoller Fürsorge nach dem Rechten sehen müssen. Dank unserer modernen Melkanlagen auf höchstem digitalen Niveau wissen wir übrigens, welche Kuh wann wie viel Milch gegeben hat. Welche Qualität ihre gegebene Milch hat und auch welche Temperatur. Wann sie ihren Eisprung hat beziehungs- weise wann sie brünftig ist. Außerdem wie viele Kilometer Bewegung sie am Tag schon zurückgelegt, wie viel sie gegessen und getrunken hat. In diesem Umfang werden die Daten derzeit noch nicht auf allen Höfen digital erfasst. Ziel ist es aber, dass sämtliche EMBA-Betriebe nachziehen, weil das der richtige Weg ist. Hier unterstützt und objektiviert die Technik die Beobachtungen der Landwirte. Dennoch können schon heute alle Betriebe die Möglichkeit nutzen, auf die umfassenden Daten zurückzugreifen, die der Milchprüfring täglich ermittelt. Das geht optional online oder per Übermittlung aufs Smartphone. Kuhkomfort im Stall ist für uns Standard. Dazu zählen eine ausreichende Zahl an Liegeboxen mit sauberer und bequemer Einstreu, ausreichend Futter- und Tränkeplätze, genügend Platz auf rutschfesten und trittsicheren Laufgängen (oft mit Gummibelag), um auch mal einer schlecht gelaunten Kollegin ausweichen zu können, Kuhbürsten, Ventilatoren, Kuhterrassen und manchmal sogar Kuhduschen. 22 23
Wir werden unserer Umwelt gerecht Reduktion Der Klimawandel bringt gerade für Landwirte große Heraus- werden kann. Eine signifikante Rolle spielt dabei das Sammeln forderungen mit sich. Einerseits litten und leiden die Bauern_ der Milch auf den Höfen und das Anliefern bei der Molkerei. Bäuerinnen selbst seit Jahren unter den Auswirkungen unge- Über die Jahre wurde das System optimiert, die Milchsammel- kannter Wetterextreme und auf der anderen Seite gerieten wagen bestmöglich ausgelastet und die Fahrwege verkürzt. sie auch als Verursacher_innen dieser Extreme in den Fokus. Darüber hinaus wird seit 2019 der Wasserverbrauch bei der Beides zusammen hat die Mitgliedsbetriebe der EMBA dazu Reinigung der Tankwagen beobachtet und nun mit einem bewegt, noch stärker für den Klimaschutz einzutreten. ausgeklügelten System verringert. Der Großteil der EMBA- Wir haben uns vorgenommen: Wir wollen unsere Milch Höfe hat heute Photovoltaikanlagen und auf zumindest umweltgerecht produzieren – und das wollen wir mit System neun der insgesamt 55 Höfe sind Biogasanlagen in Betrieb. tun. Deshalb hat sich die EMBA entschlossen, am europäi- Nachhaltigkeit ist für uns gleichbedeutend mit Genera- schen Umweltmanagementsystem EMAS teilzunehmen. Das tionengerechtigkeit und hat somit höchste Priorität. Kein heißt für uns: Wir setzen uns klare Ziele, die wir erreichen Wunder – auf den Höfen der EMBA leben zum Teil noch drei wollen, beschließen geeignete Maßnahmen, erarbeiten einen oder vier Generationen miteinander. Deshalb haben wir be- Zeitplan, wann was erledigt sein soll, und erstellen jährlich schlossen, weitere Schritte für den Klimaschutz zu tun. Im einen Bericht über unser Tun. Überprüft wird dieses Vor- Jahr 2019 haben wir für die EMBA relevante Umwelt-Indi- gehen durch einen Umweltgutachter, der jedes Jahr unseren katoren ermittelt und in der Folge Daten erhoben. Inhaltlich Fortschritt überprüft und bescheinigt. Die EMBA ist seit 2011 ging es um die Themen Energie-, Nährstoff-, Herden- und mit dem EMAS-Logo ausgezeichnet. Bereits Anfang 2016 hat Güllemanagement. Anhand der Ergebnisse haben wir gesehen, die EMBA ihren Beitritt zur WIN!-Charta (Wirtschaftsinitia- wo Handlungsbedarf besteht und Maßnahmen zu Verbesse- tive Nachhaltigkeit) des Landes Baden-Württemberg erklärt rungen führen können. Die Nährstoffbilanz zeigte uns zum und sich damit zu nachhaltigem Handeln und Wirtschaften Beispiel, wie viele Nährstoffe dem Boden zu- bzw. abgeführt nach zwölf vorgegebenen Leitsätzen verpflichtet. Die WIN!- wurden. Wir möchten keine Ressourcen-Ausbeutung betrei- Charta ist bundesweit das einzige Nachhaltigkeitsmanage- ben. Deshalb ist unser erklärtes Ziel, einen ausgeglichenen ment-System speziell für kleinere und mittlere Unternehmen, Saldo zu schaffen. es ist gut umsetzbar und transparent. 2020 standen der Tierschutz und die Wahrnehmung der Nachhaltigkeit und Klimaschutz beginnen bei uns direkt EMBA-Betriebe in der Öffentlichkeit im Fokus. Und im Jahr im Stall. Unsere Rinder werden optimal gehalten, ausgewogen 2021 soll der Schwerpunkt der Datenerhebung auf dem wohl- gefüttert und erleben ein angenehmes Umfeld. Das erhöht bekannten CO2-Fußabdruck liegen. Wir möchten unseren ihr Wohlbefinden, sie sind gesünder und leben in der Folge Abdruck berechnen lassen und in der Folge Möglichkeiten länger. Das Besondere an dieser hohen Lebenseffektivität? eruieren, wo und wie wir Emissionen einsparen können. Der CO2 -Fußabdruck der Kuh wird kleiner. Im Vorfeld fragen wir dazu bei unseren Mitgliedern die bereits Effizient möchten die Landwirte der EMBA aber nicht nur bekannten Faktoren zur Minderung von Emissionen – das beim Management ihrer Tiere sein. Es geht ihnen vielmehr sind Effizienz in Tierhaltung und Güllemanagement – ab. gesamtbetrieblich um Energieeinsparung. Gebäude müssen betrieben und Instand gehalten werden, Fahrzeuge genutzt, Flächen bestellt, Gras und Mais (für Heu und Silage), Melk- maschinen gereinigt, Tiere versorgt und so weiter und so fort. Es gibt also zahlreiche Stellschrauben, an denen gedreht 24 25
Vielfalt Wofür ist eine Blühfläche gut? Was ist eine Honigbrache? Was bringt es, wenn man Getreidestoppeln stehen lässt? Wie pflegt man Streuobstwiesen? Wozu sind Dach- und Fas- sadenbegrünungen gut? Was ist der Unterschied zwischen Wald und Traufgehölz? Wie kann man Wildtierschonend mähen? Was bringen Hecken, Krautsäume und Tümpel? Wie entsteht Humus? Und was ist eigentlich eine Trockenmauer? Diese und noch dutzende andere Fragen stellen sich die Mit- gliedsbetriebe der EMBA zum Thema Biodiversität. Vielfalt der Arten sowie Vielfalt der Ökosysteme, auf diese beiden Teilbereiche legen die Milchbauern_Bäuerinnen ihr Augen- Wandel merk. Antworten zum Thema erhalten sie vom Land Baden- Sechs EMBA-Betriebe haben bisher auf ökologische Produk- Württemberg, das spezielle Beratungen anbietet. In der Praxis tionsweise umgestellt. Zunächst mussten diese Mitglieder sieht das dann so aus: Ein Experte_in inspiziert die bewirt- ein umfangreiches Informations- und Schulungsprogramm schafteten Flächen und eruiert mögliche Verbesserungsmaß- durchlaufen, um sich nach den Kriterien der EU-Bio-Vorgaben nahmen im Bereich Natur- und Artenschutz. Wichtig ist zertifizieren lassen zu können. Im Jahr 2018 entschieden sie dabei, dass die Maßnahmen wirtschaftlich vertretbar sind, sich zusätzlich, dem Bioverband Naturland beizutreten. Das wobei es für die Umsetzung auch wieder verschiedene För- erforderte sowohl für die einzelnen Mitglieder als auch für derprogramme gibt, auf die die Landwirte_innen zugreifen die EMBA als Vermarktungsstelle erneute Zertifizierungen. können. Das sind zum Beispiel FAKT (Förderprogramm für Diese Auditierungen der Geschäftsstelle und der Betriebe Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) oder LPR (Land- erfolgen im jährlichen Rhythmus. Doch es lohnt sich! In schaftspflegerichtlinie des Landes Baden-Württemberg). Die der Zwischenzeit liefern die Biomilch-Produzent_innen der Mitglieder der EMBA sind sich der Wichtigkeit von biologi- EMBA alle zwei Tage einen vollen Tankwagen gesondert scher Vielfalt bewusst, weshalb sie die Beratungen bereits an einen Abnehmer für Biomilch. So werden neue Märkte in großer Zahl und mit Freude an der Veränderung nutzen erschlossen und gleichzeitig ein intensiver Beitrag für die und neue Erkenntnisse auch direkt umsetzen. So haben die Umwelt geleistet. EMBA-Bauern_Bäuerinnen im Jahr 2020 bereits 16,2 ha Ge- Ganz unabhängig von der Produktionsrichtung tragen wässerrand- bzw. Blühstreifen angelegt, das entspricht der zu Tierwohl, Ressourcenschonung und zum Schutz der Bio- Größe von fast 23 Fußballfeldern. diversität die konventionell wirtschaftenden Landwirte in Der ein oder andere Hof hat mittlerweile neben den Kühen gleichem Maße bei. Die Anforderungen sind in dieser Hinsicht auch Bienen und kann Honig anbieten. So weiden 259 Bienen- an Bio- sowie konventionell produzierende Betriebe diesel- völker auf den Feldern der EMBA-Betriebe. ben, diesem Wandel haben sich alle gestellt, das fordert die EMBA aber auch ein. 26 27
Wir werden In einem zweitägigen Workshop wurde eine Strategie entwi- ckelt, verschiedene Maßnahmen besprochen und abschließend unseren in einem Papier festgehalten. Diese Maßnahmen orientieren sich an den Zielen der Umwelterklärung der EMBA und bein- halten die Themen Milchqualität, Tierwohl, Biodiversität, Mitgliedern Ressourcenschonung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Arbeits- gruppe beschäftigt sich nun intensiv mit der Umsetzung der ersten Maßnahmen bis 2021 und nachfolgend. Die EMBA gerecht reagiert mit dieser Strategie auf die vielfältigen Herausfor- derungen, die die Öffentlichkeit in der jüngeren Vergangen- heit an die Landwirtschaft herangetragen hat. Und wie sieht die Zukunft der EMBA ganz grundsätzlich aus, welche Vorstellungen haben die Landwirte dazu? Das ist Teilhabe Inhalt eines fortlaufenden Workshops, der im Herbst 2020 Ob alt, ob jung, ob Bauer oder Bäuerin, Tier oder Pflanze – begonnen hat. Engagierte EMBA-Mitglieder beraten in den die EMBA ist vielfältig. Bei 55 Betrieben ist das kein Wunder! kommenden Monaten über Werte, die ihnen wichtig sind, Und so ist es denn auch mit den Vorstellungen der ganz unter- und Wege, die die Vereinigung in Zukunft gehen möchte und schiedlichen Menschen, die hinter der EMBA stecken. In regel- kann. Wenn nicht in Anwesenheit, dann eben über digitale mäßig anberaumten Sitzungen rauchen ihre Köpfe, wenn es Tools, so viel Flexibilität verlangt das Jahr 2020. um neue Ideen und Investitionen geht. In einem sind sich alle einig: Die Vielfalt ist richtig und wichtig. Und sie muss gelebt Außenwirkung werden. Das geht am besten direkt vor Ort, von Mensch zu Mensch. Ganz wichtig ist uns der Kontakt zur Außenwelt. Das sind Zum Beispiel auf regionalen Sprengelversammlungen, bei unsere Milchkäufer (Molkereien), die Firmen, Institute und denen sich die Mitglieder dank kurzer Anfahrtswege persön- Geschäftspartner, die uns in unserem Tun begleiten (Milch- lich austauschen können. Hier werden auch jene Themen prüfring Bayern, Transportunternehmen, EDV-Anbieter, eingebracht, die aus wirtschaftlicher Sicht und für die Führung LAZBW Wangen und Aulendorf), sowie die gesamte Öffent- der Betriebe von Bedeutung sind. Zunächst werden diese im lichkeit. Über unseren neuen Internetauftritt www.emba- Vereinsbeirat erörtert und anschließend den EMBA-Bauern_ milch.de erfährt jede_r Interessierte, wie wir arbeiten und Bäuerinnen zur Diskussion gestellt. warum wir uns für diesen Weg entschieden haben. Einmal monatlich landen in den Briefkästen der EMBA- Der Austausch mit unseren Molkereien ist rege, schließ- Höfe außerdem die EMBA-Nachrichten. Neben Informationen lich geht es darum, alle Interessen zu berücksichtigen und zum Milchpreis und aktuellen Entwicklungen am Markt, dennoch gemeinsame Ziele formulieren zu können. Schwer- erfahren die Mitglieder hierin Neues über Fütterungs- und punktmäßig ging es in den Gesprächen 2020 um die Vermark- Qualitätsmanagement sowie interne Vorgänge und Beschlüsse. tungsfähigkeit der EMBA-Milch. Einer Milch, die qualitativ In Ausnahmefällen flattert ein Rundschreiben auch mal außer- nicht nur sämtliche Produktions- und Hygienekriterien erfüllt, halb des Turnus herein, nämlich immer dann, wenn eine sondern in ihren Merkmalen darüber hinausreicht. Das liegt Information eilt. wohl daran, dass wir in unseren Milchviehbetrieben Wissen, Engagement und Management vereinen, um so effizient wie Gemeinsamkeit möglich zu sein. Und auch daran, dass wir uns längst um- orientiert haben in der Haltung unseres Milchviehs. Wir be- Und dann gibt es die besonderen Aktivitäten, die sich die rücksichtigen das Wohl unserer Tiere und arbeiten nachhaltig EMBA auf die Fahnen schreibt. Damit viele Ideen und Pläne und umweltschonend in der Produktion. Und das kommunizie- nicht in Schubladen verstauben, haben sich im Oktober ver- ren wir dann auch transparent für Jedermann. gangenen Jahres 13 Mitglieder in einer Arbeitsgruppe zusam- Mit diesem Mehrwert heben wir uns von anderen Milch- mengefunden und die EMBA-Zukunftsstrategie formuliert. erzeugern_innen ab und ermöglichen unseren Betrieben einen zufriedenstellenden Milchpreis durch eine selbstver- waltete Mengenregelung. Das ist unser Alleinstellungsmerk- mal am Markt. 28 29
Die EMBA in Zukunft 2018 starteten wir unsere erste EMBA-Hoftour mit Erfolg. Mitglieder der EMBA besuchen mit interessierten Angehörigen andere Höfe, um zu sehen, wie dort gearbeitet wird. Wo decken sich Vorgehensweisen, wo gibt es Unterschiede und warum? Lernen von Landwirt zu Landwirt sozusagen. Die Tour ist so aufgebaut, dass an einem Tag zwei EMBA-Höfe einladen können. So gibt es am Vormittag Einblicke und anschließend ein gemeinsames Mittagessen auf dem ersten Hof, um am Nachmittag bei Kaffee und Kuchen auf dem zweiten Hof weiter zu fachsimpeln. Und weil dieses Format bisher so gut funktioniert hat, möchte die EMBA auch 2021 wieder dazu einladen. Voraussichtlich in Spätsommer und Herbst, wenn große Teile der Ernte geschafft sind und die Bauern_Bäuerinnen sich für dieses Angebot einmal Zeit nehmen können. Genauso die Frühlingswanderung, die 2019 im Zeichen der Biene stand, und in- teressierte Bürger_innen und Bauern_Bäuerinnen auf die Wiesen und Felder zweier EMBA-Mitgliedsbetriebe lockte. Wie lassen sich eine gelungene Landwirtschaft und die Bedürfnisse der Honigbiene sowie ihrer verwandten Wildbienenarten ver- einen? Wo kann der Landwirt im Rahmen seiner Arbeit gleichzeitig Gutes für die Biene tun? Darüber informierten zwei Berufsimker, die zum Beispiel die Diversität von Löwenzahn- und Streuobstwiesen erklärten, die auch nach dem Mähen noch ein ausreichendes Angebot bieten. Oder aber wie wichtig die Pflege von Streuobst- bäumen und Heckenstreifen ist, die zumindest alle 4 Jahre einen Schnitt brauchen, um Kleintieren Deckung und Insekten Nahrung zu verschaffen. Im kommenden Jahr sollen die Vögel im Mittelpunkt stehen. Welche gefiederten Tiere gibt es bei uns, wo leben sie und wovon ernähren sie sich? Spannend sind nicht nur diese Fragen, zu denen ein Vogelkundler referieren wird, sondern auch, unter welchen (Corona-)Bedingungen die Veranstaltung im Frühjahr stattfinden kann. Passend dazu begleitet die EMBA das bereits 2017 in die Wege geleitete WIN!- Projekt Wiesenstadt Wangen im Vorfeld der Landesgartenschau 2024. Einige Landwirte aus der Gemeinschaft der EMBA werden als Berater tätig, darüber hinaus stellen sie geeignete Randflächen für das Projekt zur Verfügung. Und auch das Projekt 1000 schnittige Obstbäume wird von der EMBA teilfi- nanziert. Der Erhalt wertvoller Streubestände liegt dem Landkreis am Herzen und so werden pflegebedürftige Bäume von Obstfachwarten fachgerecht geschnitten. An den Pflegekosten beteiligen sich Landkreis, Gemeinden sowie die Eigentümer zu gleichen Teilen. Das geht aus der jährlichen Berichterstattung zur WIN!-Charta (Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit des Landes Baden-Württemberg) hervor. 30 31
Neu wird 2021 der Tag der offenen Stalltür sein. Der unter- wirtschaftliche Betriebe möglich ist. Die EMBA möchte diese scheidet sich insofern von der Hoftour, indem hier umgebaute Beratungen in 2021 gerne in Anspruch nehmen und mit einem Gebäude, Stallungen und Anlagen erstmals der Öffentlichkeit Kostenzuschuss unterstützen, um den Energieverbrauch in präsentiert werden. Moderne Stallbauprojekte also, die im der Milchvieh-Wirtschaft zu senken. In den Förderrichtlinien Rahmen der EIP (Europäische Innovationspartnerschaft) ge- werden darüber hinaus Biodiversitäts-Beratungen angebo- fördert wurden. Das Besondere daran: Die Umbauten dienen ten, in deren Rahmen zumindest auf zehn Höfen der EMBA im dem Wohl der Tiere und reduzieren gleichzeitig den Emis- kommenden Jahr sensible Flächen ermittelt werden sollen, sionsausstoß. Und dies ist ein schwieriger Balanceakt. Nur ein die sich für eine Extensivierung eignen. Beispiel dafür: Tiere fühlen sich besonders wohl, wenn sie viel Die EMBA ist ständig daran interessiert, die Milchqualität Platz haben. Viel Platz bedeutet aber gleichzeitig viel Energie, auf allen Höfen zu verbessern. Zum Anreiz für die Landwirte um die Einrichtungen betreiben zu können. Zum Beispiel, wurde bereits in 2019 ein Bonussystem entwickelt, das wenn große potentielle Emissionsflächen gereinigt werden niedrige Zellzahlen honoriert. Umso niedriger die Zahl, umso müssen: etwa Flächen, die die Tiere zum Toilettengang ge- mehr bekommt der Landwirt ausbezahlt. Denn aus der Zell- nutzt haben. Wie also lassen sich Tierwohl und Umweltschutz zahl lassen sich direkt Rückschlüsse auf die Gesundheit der in Einklang bringen? Das zeigen die neu umgebauten, innova- Euter der gemolkenen Tiere ziehen. Seit Einführung dieses tiven Gebäude am Tag der offenen Stalltür. Zuschlags- und Abzugssystems (für Zellzahlen, die vorgege- Als Landwirte müssen wir uns an eine Vielzahl von bene Grenzwerte überschreiten, gibt es Abzüge) konnte die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz der Umwelt, zum Tier- EMBA eine spürbare Verbesserung der Milchqualität auf ihren schutz und zur Lebensmittelsicherheit halten, eine Fülle von Höfen feststellen. So wird das Bonussystem denn auch in Aufzeichnungen führen und unterschiedlichste Dokumente 2021 fortgeführt. verwalten. Um hier den Überblick nicht zu verlieren und auch Was, wenn einmal ein Landwirt krankheitsbedingt oder um für uns Rechtssicherheit zu schaffen, bieten wir an, den aus anderen Gründen ausfällt? Da hat sich die EMBA heuer GQSBW -Hof-Check durchzuführen (Gesamtbetriebliche Quali- die Nachbarschaftshilfe überlegt: Die funktioniert so, dass täts-Sicherung). Zur Unterstützung steht uns hier ein fach- jeder Hof ein Betriebshandbuch / Notfallkonzept anlegt, mit kundiger Berater des Landes Baden-Württemberg zur Seite. dem Betriebshelfer_innen auf kollegialer Basis tägliche Auf- Diese Beratung nehmen einige EMBA-Landwirte bereits nahmen übernehmen und erledigen können. Derzeit gibt regelmäßig in Anspruch. Und so sollen auch in 2021 weitere es die Vorlage dazu noch nicht, es ist auch noch unklar, wie Höfe der EMBA hinzukommen, die sich mit GQS BW beraten ausführlich das Handbuch Aufgaben beschreiben soll. lassen. Darüber hinaus werden auf den Betrieben, die das In 2021 wird das Projekt weiterverfolgt. GQS BW -System bereits nutzen, die Beratungen aktualisiert. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg hat ebenso neue Förderrichtlinien, in deren Kontext eine individuelle Energieberatung für land- 32 33
Impressum Kontakt Marcel Renz Bettensweiler 15 88239 Wangen Deutschland info@emba-milch.de www.emba-milch.de – Copyright © EMBA Erzeugergemeinschaft Milch Bodensee Allgäu Auflage 250 Stück Alle Rechte vorbehalten. Dieser Bericht oder Teile dieses Berichtes dürfen nicht ver- vielfältigt, in Datenbanken gespeichert oder in irgendeiner Form übertragen werden ohne die schriftliche Genehmigung der EMBA. – Wir übernehmen Verantwortung Nicht nur für Inhalt und Gestaltung, sondern auch für die Herstellung. Das Papier für diesen Bericht ist zu 100% Altpapier und mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausge- zeichnet. – Gestaltung und Satz Julian Schnaible www.julianschnaible.de Text und Redaktion Nina Hofer Bildauswahl Copyright EMBA Rene Kreupl Steffen Horak (Milkana) 34 35
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