Beratungsresistent? Familienunternehmen und ihre Berater - Eine empirische Studie des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF) im ...

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Beratungsresistent? Familienunternehmen und ihre Berater - Eine empirische Studie des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF) im ...
OKTOBER 2019

               Beratungsresistent?
               Familienunternehmen
               und ihre Berater
               Eine empirische Studie des Friedrichshafener Instituts
               für Familienunternehmen (FIF) im Auftrag von
               COMATCH und Alphazirkel (2019)

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Beratungsresistent? Familienunternehmen und ihre Berater - Eine empirische Studie des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF) im ...
Beratungsresistent?
Familienunternehmen
und ihre Berater
Inhalt

1.   BERATUNGSRESISTENT? DIE KERNERGEBNISSE. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04

2.   DIE WECHSELSEITIGE WAHRNEHMUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26

3.   ZUR EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

4.   DIE ERGEBNISSE IM DETAIL. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

5.   LITERATURVERZEICHNIS. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

                                                                                     3
Beratungsresistent? Familienunternehmen und ihre Berater - Eine empirische Studie des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF) im ...
1

FAMILIENUNTERNEHMEN
                                     Sowohl was die Zahl der Beschäftigten als auch die wirtschaftliche Gesamtleis-
                                     tung angeht, spielen sie die entscheidende Rolle. Trotzdem bestimmen wenige
                                     Großunternehmen aus der Riege der DAX30 die wirtschaftliche Agenda und
                                     ziehen einen Großteil der Aufmerksamkeit auf sich. Nicht ganz zu Recht.

SIND DAS RÜCKGRAT                    Unsere Studie beleuchtet das Verhältnis von Familienunternehmen und Beratern,
                                     die gegenseitigen Vorurteile, Erwartungen und Erfahrungen. Dabei gehen wir
                                     von der These aus, dass gerade Familienunternehmen aufgrund einer stärker an

DER DEUTSCHEN                        der Unternehmerpersönlichkeit ausgerichteten Kultur sowie einer im Vergleich
                                     zu fremdgemanagten Unternehmen geschlosseneren Struktur zurückhaltender
                                     Rat und Unterstützung bei externen Beratern suchen.

WIRTSCHAFT.
                        Die Besonderheiten der Familienunternehmen erfordern eine viel wei-
                      “
                      tergehende Berücksichtigung von Werten und Traditionen sowie der
                      langfristigen Ausrichtung, als es in Konzernen üblich ist, die vergleichs-
                      weise kurzfristigere Entscheidungen aufgrund von Umsatz-und Rendi-
                      tewachstum treffen.“ (Familienunternehmer)

                                     Im Auftrag von COMATCH, einem der weltweit führenden Marktplätze für frei-
                                     berufliche Top-Berater und Industrieexperten und Alphazirkel, dem Forum für
                                     Familienunternehmer in Deutschland, hat das Friedrichshafener Institut für
                                     Familienunternehmen im Frühjahr 2019 rund 300 Familienunternehmen und un-
                                     abhängige Berater befragt. Ziel dieser wissenschaftlichen Studie ist es gewe-
                                     sen, die Vor- und Nachteile einer Zusammenarbeit zwischen beiden Gruppen zu
                                     beleuchten und mehr über mögliche Hürden und Hindernisse zu erfahren.

4                                                                                                 5
Familienunternehmen
                                                                                                                              DIE 3 WICHTIGSTEN GRÜNDE

                                                                                                                              FÜR DIE INANSPRUCHNAHME EINES BERATERS

               nutzen Berater
               zurückhaltend                                                                                           1      FEHLENDE FACHKENNTNISSE

               Familienunternehmen greifen regelmäßig (2,5 Mal/Jahr) auf die Unterstützung
               durch Berater zurück. Beide Gruppen schreiben einander hohe Vertrauenswür-
               digkeit und Kompetenz zu. Familienunternehmen suchen unter Rückgriff auf ex-
               terne Berater vor allem im Unternehmen fehlende Fachkenntnisse zu ersetzen
                                                                                                                     2        NEUTRALE EXPERTISE

               (25 Prozent), sich eine neutrale Expertise zu sichern (24 Prozent) und Projekte
               schneller voranzutreiben (18 Prozent).

               MIT WIE VIELEN UNTERSCHIEDLICHEN BERATERN HABEN SIE IN DEN
                                                                                                                     3        SCHNELLERE PROJEKTREALISIERUNG

               LETZTEN 3 JAHREN ZUSAMMENGEARBEITET?

          0
                     4,5%                                                                                                     MIT WELCHEN BERATERN HABEN SIE

                                                                                                                              BEREITS ZUSAMMENGEARBEITET?
       1–5

                                                            69,5%
      6 – 10
                        20,5%
                                                                                                    FREIBERUFLICHE BERATER/
                                                                                                                FREELANCER                                 78,2%
MEHR ALS 10
                     5,5%
                                                                                                                 BOUTIQUE-
                                                                                                               BERATUNGEN                             48,5%
                                                                                                                    GROSSE,
                                                                                                 INTERNATIONALE BERATUNGEN                         36,6%
                                                                                                                   GROSSE,
                                                                                                     NATIONALE BERATUNGEN                          33,7%
                                                                                                                  SONSTIGE
                                                                                                                                  4%

                6                                                                                                                                                      7
Vorerfahrung in der
    Arbeit mit Familienunter-
    nehmen ist entscheidend
    Entscheidend für eine Zusammenarbeit mit Beratern ist für die Familienunter-    Zitat Familienunternehmer
    nehmen dabei in erster Linie, dass der Berater über einschlägige Vorerfahrung
    und ein tiefes Verständnis von Familienunternehmen verfügt. Der Tagessatz
                                                                                    Erfahrung mit
    ebenso wie spezifische Sachkenntnisse stehen dieser wesentlichen Vorausset-     Familienunternehmen
    zung deutlich nach. Umgekehrt unterschätzen freiberufliche Berater systema-     ist wichtiger als der
    tisch die Bedeutung dieser Vorerfahrung.
                                                                                    Tagessatz.

    HAUPTKRITERIEN BEI DER AUSWAHL DES PASSENDEN BERATERS                           Zitat Freier Berater

                                                                                    Persönliches Vertrauen
                                                                                    zum Unternehmer und

1   ERFAHRUNG MIT FAMILIENUNTERNEHMEN                                               vor allem, dass er das
                                                                                    Gefühl hat, man nimmt
                                                                                    ihm Arbeit ab. Das bedeutet
                                                                                    in den meisten Fällen man

2   TAGESSATZ
                                                                                    nimmt ihm Führungsarbeit
                                                                                    ab, in den Bereichen, in den
                                                                                    er keinen Zugang zu den
                                                                                    Mitarbeitern hat.
    VERTRAUTHEIT MIT BESONDERHEITEN
3   VON FAMILIENUNTERNEHMEN

     8                                                                                                     9
Zitat Freier Berater

     Gute Leistung, Persönlichkeit,
     Loyalität, Engagement, Umsetzungs-
     stärke... aber grundsätzlich auch
     all das, was es in anderen Unterneh-
     mensformen auch zu leisten gilt.

10                                 11
Familienunternehmen
profitieren von Unter-
stützung durch Berater
Familienunternehmen, die bereits Erfahrung mit Beratern gesammelt haben, und
freiberufliche Berater, die bereits für Familienunternehmen tätig waren, billigen
sich gegenseitig hohe Kompetenz zu und bestätigen einander ein hohes gegen-
seitiges Vertrauen.

Zwar werden Berater als kostspielig wahrgenommen – die Tagessätze von rund
75 Prozent der freiberuflichen Berater liegen deutlich über 1.000 Euro, knapp
30 Prozent der Familienunternehmen zahlt sogar mehr als 1.700 Euro am Tag.
Lediglich knapp 23 Prozent der Familienunternehmen empfinden das Preis-
Leistungsverhältnis der Berater als kritisch. Die freiberuflichen Berater im Netz-
werk von COMATCH erzielten beispielsweise durchschnittliche Tagessätze von                        Dabei steigt die Wertschätzung für Berater, wenn die Familienunternehmen bereits
1.200 Euro.                                                                                       mit Beratern zusammengearbeitet haben.

BERATUNGSLEISTUNGEN SIND TEUER, ABER IHR GELD WERT                                                WERTSCHÄTZUNG DER FAMILIENUNTERNEHMER FÜR BERATER

                                                                                     KOMPETENZ
                                                                                                                                                                   4,95
                        ABLEHNUNG                               ABLEHNUNG                                                                                          5,02
                        22,8 %                                  15,8 %

  ZUSTIMMUNG
  35,6 %                                                                              SYMPATHIE
                                                                                                                                                                   3,45
                                               ZUSTIMMUNG
                                               59,4 %
                                                                     NEUTRAL
                                                                     24,8 %                                                                                        3,85
                   NEUTRAL
                   41,6 %
                                                                                     VERTRAUEN
                                                                                                                                                                   4,33
                                                                                                                                                                   4,65
      BIETEN EIN GUTES P/L-VERHÄLTNIS                       TEUER                                 3                                                            7

                                                                                                  WENIG ERFAHRUNG MIT BERATERN
                                                                                                  VIEL ERFAHRUNG MIT BERATERN

 12                                                                                                                                                                   13
So sehen Berater
        Familienunternehmen
        als Kunden

        ES IST SCHWIERIGER EIN PROJEKT BEI EINEM FAMILIEN-
67,0%   UNTERNEHMEN ZU GEWINNEN IM VERGLEICH ZU
        ANDEREN UNTERNEHMEN.

                                                             Zitat Freier Berater

        DIE ZUSAMMENARBEIT MIT FAMILIENUNTERNEHMEN
61,5%   INNERHALB EINES BERATUNGSPROJEKTES IST
        KOOPERATIVER ALS MIT ANDEREN UNTERNEHMEN.
                                                             Ich habe bisher sehr positive
                                                             Erfahrungen mit Familienunter-
                                                             nehmen gemacht. Wenn diese
        FAMILIENUNTERNEHMEN SETZEN BERATUNGS-
                                                             überhaupt bereit sind für ein
59,8%   EMPFEHLUNGEN SCHNELLER UM ALS
        ANDERE UNTERNEHMEN.
                                                             externes Management von
                                                             Projekten, dann werden diese
        FAMILIENUNTERNEHMEN SIND AUFGESCHLOSSENER            unbürokratisch, flexibel und
10,1%   GEGENÜBER EXTERNER BERATUNG ALS ANDERE
        UNTERNEHMEN.                                         mit schnellen projektbezogenen
                                                             Entscheidungen durchgeführt.

61,5%   FAMILIENUNTERNEHMEN SIND ALS KUNDEN ATTRAKTIV.

        14                                                                                15
Familienunternehmen
                           nutzen nur Teile der
                           Kompetenz der Berater
                           und haben unrealistische
                           Erwartungen                                                                                             Umso erstaunlicher ist dann allerdings, mit welcher Erwartungshaltung Familien-
                                                                                                                                   unternehmen auf Berater zurückgreifen. Der Vergleich der Gründe für die Inan-
                                                                                                                                   spruchnahme von Beratern zwischen Familienunternehmen mit und ohne Erfah-
                                                                                                                                   rung in der Zusammenarbeit mit Beratern spricht Bände: Offensichtlich wird die
                           Berater setzen Familienunternehmen vor allem in Themenfeldern ein, in denen                             Leistungsfähigkeit der Berater gerade in der Projektarbeit massiv unterschätzt.
                           sehr spezifisches Know-how gebraucht wird. IT- (66 Prozent) und Rechtsthe-                              Gleichzeitig wird deutlich, dass Familienunternehmen sich tatkräftige Unterstüt-
                           men (49 Prozent) sind deshalb weit vor allem anderen Bereichen die Haupt-                               zung bei Entscheidungen erhoffen. In diesem Punkt müssen Berater die eige-
                           einsatzgebiete. Wenig überraschend ist, dass die Familienunternehmen in den                             ne Rolle offenkundig noch deutlicher erklären als bisher. Die Möglichkeit, einen
                           Kernbereichen der eigenen wirtschaftlichen Tätigkeit über sehr hohe Kompetenz                           Mangel an Fachkräften im eigenen Haus auszugleichen, ziehen Familienunter-
                           verfügen und dort kaum externe Unterstützung nachfragen.                                                nehmen mit wenig Berater-Erfahrung überhaupt nicht in Betracht (0 Prozent).

                           EINSATZBEREICHE VON BERATERN IN FAMILIENUNTERNEHMEN IN DEN LETZTEN 3 JAHREN                             GRÜNDE FÜR DIE INANSPRUCHNAHME VON BERATERN DURCH FAMILIENUNTERNEHMEN

                      IT                                                                         66,3%                 FEHLENDE                                                                        26,1%
    RECHTLICHE THEMEN                                                         48,5%                              FACHKENNTNISSE                                                                        26,2%
          ORGANISATION                                           37,6%
              STRATEGIE                                        35,6%                                                   NEUTRALE                                                   17,4%
M&A (Z.B. DUE DILIGENCE)                                    32,7%                                                      EXPERTISE                                                               23,8%
              PERSONAL                                     31,7%
   NACHFOLGEREGELUNG                                  25,7%                                                          SCHNELLERE                                                                        26,1%
                                                     24,8%                                                   PROJEKTREALISIERUNG
              FINANZEN                                                                                                                               7,1%
             MARKETING                          18,8%
            PRODUKTION                          18,8%                                                            ENTSCHEIDUNGS-                           8,7%
   PROJEKTMANAGEMENT                            18,8%                                                            UNTERSTÜTZUNG                                                                                 28,6%
        KOMMUNIKATION                        15,8%
   FAMILIENVERFASSUNG                       14,9%                                                            KEINE VERFÜGBARKEIT                                          15,2%
  PROZESSMANAGEMENT                       13,9%                                                                VON ANGESTELLTEN    0%
           SUPPLY CHAIN                  12,9%
               VERTRIEB                 11,9%                                                                                            2,3%
                                                                                                                       SONSTIGES
                EINKAUF                10,9%                                                                                                                      11,9%
              SONSTIGE             5,9%
                                                                                                           PERSÖNLICHE BEZIEHUNG             4,3%                                                VIEL ERFAHRUNG
                                                                                                                     ZUM BERATER
                                                                                                                                          2,4%                                                   WENIG ERFAHRUNG

                            16                                                                                                                                                                    17
Familienunternehmen nutzen
Chancen der Digitalisierung
nicht konsequent
Zwar haben die Familienunternehmen nach eigener (80 Prozent) Wahrnehmung                Digitalisierung ist ein größerer Hype als er am Ende tatsächlich ist. Hier
                                                                                      “
die Bedeutung der Digitalisierung erkannt. Mit dem Stand der Auseinander-             geht es bei uns um logisches Denken und kontinuierliche Weiterent-
setzung und Umsetzung im eigenen Unternehmen zeigen sich jedoch knapp
                                                                                      wicklung. Aber der Hype stößt natürlich Gedanken an.“
2/3 der Familienunternehmen auch nach Jahren der Beschäftigung mit diesem
Thema nicht zufrieden.                                                                (Familienunternehmer)

BERATER SIND UNZUFRIEDEN MIT DEM STAND DER DIGITALISIERUNG IN FAMILIENUNTERNEHMEN                       DIGITALISIERUNG IN FAMILIENUNTERNEHMEN STECKT NOCH IN DEN KINDERSCHUHEN

ABLEHNUNG: 68,7%                          FAMILIENUNTERNEHMEN WIDMEN SICH                                                         ANFANGSPHASE
NEUTRAL: 25,7%
ZUSTIMMUNG: 5,6%
                                          AUSREICHEND DER DIGITALISIERUNG

                                          IN MEINEN AUGEN.
                                                                                                        12,9%                     WIR HABEN MIT DER AUSARBEITUNG VON

                                                                                                                                  DIGITALISIERUNGSIDEEN BEGONNEN.

ABLEHNUNG: 60,9%                          ICH BIN MIT DEM STAND DER DIGITALISIERUNG                                               FINDUNGSPHASE
NEUTRAL: 31,8%
ZUSTIMMUNG: 7,3%
                                          VON FAMILIENUNTERNEHMEN IM VERGLEICH

                                          ZU NICHT-FAMILIENUNTERNEHMEN ZUFRIEDEN.
                                                                                                        14,9%                     ÜBERLEGUNGEN ZUR DIGITALISIERUNG LIEGEN

                                                                                                                                  KONKRET VOR, WIR BEREITEN UMSETZUNG VOR.

                                                                                                                                  UMSETZUNGSPHASE
ABLEHNUNG: 56,4%                          IM VERGLEICH ZU NICHT-FAMILIENUNTERNEHMEN

                                                                                                        55,4%
                                                                                                                                  ERSTE PROJEKTE WURDEN INITIIERT UND
NEUTRAL: 35,2%                            SIND FAMILIENUNTERNEHMEN EIN VORREITER
                                                                                                                                  DIE DIGITALISIERUNG HAT IN EINZELNEN PROJEKTEN
ZUSTIMMUNG: 8,4%                          IM BEREICH DER DIGITALISIERUNG.
                                                                                                                                  BEGONNEN.

                                                                                                                                  WACHSTUMSPHASE
ABLEHNUNG: 5,6%                           EIN VOLL DIGITALISIERTES FAMILIEN-

                                                                                                        16,8%
                                                                                                                                  DIE DIGITALISIERUNG VON LEISTUNGSSPEKTRUM UND
NEUTRAL: 11,2%                            UNTERNEHMEN BEDEUTET EINEN
                                                                                                                                  GESCHÄFTSMODELL IST WEITGEHEND ABGESCHLOSSEN
ZUSTIMMUNG: 83,2%                         WETTBEWERBSVORTEIL.
                                                                                                                                  UND WIRD NUN SKALIERT.

 18                                                                                                                                                                     19
Digitalisierung, auch das wird deutlich, ist nicht das beherrschende Thema in Fa-
                     milienunternehmen, sondern eines von vielen Themen, mit denen sich die Famili-
                     enunternehmen beschäftigen. Die freiberuflichen Berater schätzen den Umgang
                     mit der Digitalisierung sowie deren Umsetzung in den Familienunternehmen
                     deutlich kritischer ein. Nur ein kleiner Teil der Familienunternehmen (17%) nutzt
                     Digitalisierung bereits umfassender, alle anderen sind noch in der Testphase.
                     Geradezu erstaunlich ist, dass auch bereits seit vielen Jahren verfügbare Techno-
                     logien und Lösungen in den Familienunternehmen noch immer nicht konsequent
                     genutzt werden: z.B. Mobile Computing.

  Wir sind seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich in unserem Geschäfts-
“
feld tätig. Die von Ihnen beschriebene Digitalisierung wird nur soweit
umgesetzt, als dass wir mithalten“ [...]. Eine Vorreiterrolle in der Digita-
                        “
lisierung würde uns keinen weiteren Marktvorteil beschaffen, weswegen
wir keine Kosten hierfür aufbringen.“
(Familienunternehmer)

                     RANKING DER DIGITALISIERUNGSTHEMEN

DIGITALISIERUNGSTHEMEN                    BERATER          FAMILIENUNTERNEHMEN         DELTA

IT-SICHERHEIT                             1                1                           0

DIGITALE PLATTFORMEN                      2                2                           0

BIG DATA                                  3                5                           2

INDUSTRIE 4.0                             4                4                           0

INTERNET OF THINGS                        5                9                           4

ORGANISATIONSFORM                         6                7                           1

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ                    7                10                          3

CLOUD COMPUTING                           8                6                           2

MOBILE COMPUTING                          9                3                           6

ENTERPRISE CONTENT MANAGEMENT             10               8                           2

                       20                                                                                21
Familienunternehmen
                          betreiben Digitalisierung
                          zu oft angstgetrieben                                                                          Familienunternehmen glauben die Digitalisierung mit traditionellen Ansätzen
                                                                                                                         wie einem intensiven Dialog mit Marktpartnern und Kunden, Initiierung von Pi-
                                                                                                                         lotprojekten und mit den derzeit im Unternehmen vorhandenen Mitarbeitern
                          Als wichtigste Herausforderung der Digitalisierung sehen die Familienunterneh-                 stemmen zu können. Das sehen die freiberuflichen Berater ganz anders. Sie hal-
                          men die IT-Sicherheit. Themen wie KI und andere, die das Potenzial zu einer dis-               ten Kooperationen mit Startups, den Einsatz von externen Spezialisten sowie die
                          ruptiven Veränderung aufweisen, spielen im Alltag in den Familienunternehmen                   Schaffung von Freiräumen für Mitarbeiter für mehr Kreativität für wesentliche
                          nur eine untergeordnete Rolle.                                                                 Voraussetzungen im erfolgreichen Umgang mit der Digitalisierung.

                          DIGITALISIERUNG VOR ALLEM VON DER ANGST GETRIEBEN                                              DIE 3 WICHTIGSTEN MASSNAHMEN IN SACHEN DIGITALISIERUNG AUS SICHT
                          AUF EINER SKALA VON 1 (GAR NICHT) BIS 7 (MAXIMAL)                                              DER FAMILIENUNTERNEHMEN UND BERATER

          IT-SICHERHEIT
                                                                                               6,18
                                                                                                             MASSNAHME   FAMILIENUNTERNEHMEN                       BERATER
 DIGITALE PLATTFORMEN
                                                                                               5,17
    MOBILE COMPUTING
                                                                                               5,00
                                                                                                                    1
                                                                                                                         INTENSIVER DIALOG MIT                     INTENSIVER DIALOG

          INDUSTRIE 4.0
                                                                                               4,92                      MARKTPARTNERN UND KUNDEN                  MIT MARKTPARTNERN UND KUNDEN

              BIG DATA
                                                                                               4,78
     CLOUD COMPUTING
                                                                                               4,66                      SCHNELLE REAKTION AUF

   ORGANISATIONSFORM
       (AGILE, SCRUM)                                                                          4,50
                                                                                                                   2     ANFORDERUNGEN VON KUNDEN

                                                                                                                         ODER BRANCHENTRENDS
                                                                                                                                                                   INITIIERUNG VON PILOTPROJEKTEN

           ENTERPRISE
 CONTENT MANAGEMENT                                                                            4,47
    INTERNET OF THINGS
                                                                                               4,44                3     INITIIERUNG VON PILOTPROJEKTEN            KOOPERATIONEN MIT START-UPS

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ
                                                                                               4,31

                           22                                                                                                                                                               23
Die gegenseitige Wertschätzung von Familienunterneh-

     men und freiberuflichen Beratern könnte zu beiderseiti-

     gem Vorteil noch deutlich häufiger in einer Zusammen-

     arbeit münden. Berater sollten deshalb die spezifischen

     Anforderungen von Familienunternehmen ernst nehmen

     und in ihren Angeboten berücksichtigen. Andererseits

     sind Familienunternehmen gut beraten, wenn sie die Leis-

     tungsfähigkeit der Berater künftig stärker als bisher für

     sich nutzen und die vergleichsweise große Distanz zu

     Beratern reduzieren. Dies könnte ihnen nachhaltig dabei

     helfen, Herausforderungen zu bewältigen, die Digitali-

     sierung mit Mehrwert voranzutreiben und sich entschei-

     dende Wettbewerbsvorteile zu erschließen.

24                                                25
Doch erst in den letzten Jahren rücken                         Gerade den Familienunternehmen wird
                                                                                     Familienunternehmen verstärkt als Ziel-                        allerdings eine gewisse Beratungsre-
                                                                                                                                                                               “

       2
                                                                                     gruppe in den Fokus von Beratungsun-                           sistenz“ nachgesagt (Brink, 2010). Die
                                                                                     ternehmen. Beratungsleistungen werden                          Ursache wird einerseits in der außer-
                                                                                     jedoch – so wird vielfach kolportiert -                        ordentlichen Heterogenität und den
                                                                                     trotz vermeintlich vorhandenem Bera-                           damit verbundenen Unsicherheiten des
                                                                                     tungsbedarf eher zögerlich in Anspruch                         Beratungssektors sowie dem nicht vor-
                                                                                     genommen.                                                      handenen Rechtfertigungszwang der un-
                                                                                                                                                    abhängigen Familienunternehmen ver-
                                                                                     Familienunternehmen stehen in Deutsch-
                                                                                                                                                    mutet (Brink, 2010). Andererseits wird
                                                                                     land faktisch und symbolisch für wirt-
                                                                                                                                                    argumentiert, dass Familienunterneh-

Die wechselseitige                                                                   schaftlichen Erfolg, Innovationskraft und
                                                                                     generationenüberspannenden Unterneh-
                                                                                     mergeist. Sie sind Wirtschaftstreiber,
                                                                                                                                                    mer, vielfach sowohl in operativen, aber
                                                                                                                                                    auch insbesondere in strategischen An-

Wahrnehmung von                                                                      tragen knapp über die Hälfte am Ge-
                                                                                     samtumsatz im privaten Sektor Deutsch-
                                                                                                                                                    gelegenheiten unternehmensexternen
                                                                                                                                                    Entwicklungen und Informationsquel-
                                                                                                                                                    len zunächst eher skeptisch begegnen

Familienunternehmen
                                                                                     lands bei und beschäftigen fast 60 Pro-
                                                                                                                                                    (König, Kammerlander, & Enders, 2013;
                                                                                     zent der sozialversicherungspflichtigen
                                                                                                                                                    Miller & Le Breton-Miller, 2005) und
                                                                                     Beschäftigten (Stiftung Familienunter-

und freien Beratern
                                                                                                                                                    auf der eigenen Erfolgsgeschichte auf-
                                                                                     nehmen, 2019) . Sie stehen zudem für
                                                                                                                                                    bauend, vielfach keinen externen Rat
                                                                                     Stabilität und Langfristigkeit, werden
                                                                                                                                                    suchen, da sie von ihrer eigenen umfas-
                                                                                     sie doch vielfach von Generation zu
                                                                                                                                                    senden Firmen- und Branchenkenntnis
VORWORT PROF. PRÜGL
                                                                                     Generation weitergegeben und in nicht
                                                                                                                                                    ausgehen, und somit keinen klaren Zu-
                                                                                     wenigen Fällen zu weltweit agierenden
                                                                                                                                                    satznutzen in externer Unterstützung
                                                                                     Unternehmen ausgebaut. Die berühmten
                                                                                                                                                    erkennen (Roessl, 2005).
                                                                                      Hidden Champions“ erreichen hierbei
                                                                                     “
In einer sich ständig beschleunigenden Welt, konfrontiert mit einschneidenden Ver-   sogar weltweiten Marktführerstatus.                            Aufgrund der hohen gesellschaftlichen
änderungen durch Globalisierung und Digitalisierung, steigt die Komplexität unter-                                                                  und wirtschaftlichen Relevanz von Fa-
nehmerischer und insbesondere strategischer Entscheidungen. Aus diesem Grund                                                                        milienunternehmen und externen Bera-
greifen viele Unternehmen vermehrt auf externe Unternehmensberater zurück, um                                                                       tungsdienstleistungen sowie der bis dato
das bestehende unternehmensspezifische Know-how und die vorhandenen Erfah-                                                                          lückenhaften wissenschaftlichen Ausei-
rungspotenziale sinnvoll zu ergänzen.                                                                                                               nandersetzung mit der wechselseitigen
                                                                                                                                                    Wahrnehmung dieser zwei Wirtschafts-
Die verstärkte Nachfrage nach externer Beratung durch Unternehmen insgesamt                                                                         akteure untersucht diese empirische Stu-
zeigt sich deutlich in Branchenkennzahlen der Unternehmensberatungen: Im Jahr                                                                       die die Frage, wie Familienunternehmen
2017 legte der Branchengesamtumsatz der Strategie-, Organisations-, IT- sowie Hu-                                                                   externe Beratungsdienstleister wahrneh-
man Resources-Berater um 8,5 Prozent auf 31,5 Milliarden Euro (2016: 29,0 Mrd.                                                                      men und welches Bild diese umgekehrt
Euro) zu. Damit erzielten die Unternehmensberater zum achten Mal in Folge ein                                                                       von Familienunternehmen als potenzielle
Umsatzplus. Das durchschnittliche Branchenwachstum im Zeitraum 2010 bis 2017                                                                        Beratungskunden haben.
beträgt dabei 7,5 Prozent (BDU, Facts & Figures, 2018) . Die deutsche Wirtschaft
reagiert mit dieser vermehrten Nachfrage nach Unterstützung durch externe Spezia-
listen auf die vielfältigen Veränderungsanforderungen, die in hohem Maße von der
laufenden digitalen Transformation bestimmt wird.

                                                                                     1 https://www.bdu.de/media/353280/bdu_facts_figures_2018_final_screen.pdf
                                                                                     2 https://www.familienunternehmen.de/media/public/pdf/publikationen-studien/studien/
                                                                                       Die-volkswirtschaftliche-Bedeutung-der-Familienunternehmen-2019_Stiftung_Familienunternehmen.pdf

 26                                                                                                                                                                                            27
THEORETISCH-KONZEPTIONELLER                    besonders kunden- (Orth und Green,             2009; Schellong, Kraiczy, Malär, und         WAHRNEHMUNG VON
RAHMEN DER STUDIE                              2009; Carrigan und Buckley, 2008) und          Hack, 2018; Lude und Prügl, 2018). Die       BERATERN
                                               qualitätsorientiert (Blodgett, Dumas,          Wahrnehmung von Mitarbeitern von Fa-
Im Rahmen dieser Studie wird ein Fami-                                                                                                     Familienunternehmen sind dafür be-
                                               und Zanzi, 2011), und als langfristorien-      milienunternehmen hat ebenfalls bereits
lienunternehmen als eine Organisation                                                                                                      kannt, vergleichsweise verschlossen
                                               tiert (Botero, Binz, Astrachan, und Cala-      die Aufmerksamkeit der Familienunter-
begriffen, die durch eine oder mehrere                                                                                                     gegenüber externen Partnern zu sein
                                               brò, 2018; Krappe et al., 2011; Binz et al.,   nehmensforscher geweckt. So wurde
Familien wesentlich beeinflusst wird.                                                                                                      (Kammerlander und Prügl, 2016). Eisen-
                                               2013; Carrigan und Buckley, 2008; Kash-        die Auswirkung des Familienunterneh-
Dieser Familieneinfluss kann sich dabei                                                                                                    hardt und Schoonhoven (1996) postulie-
                                               miri und Mahajan, 2014; Orth und Green,        menssignal auf zukünftige Mitarbeiter
auf unterschiedliche Weise manifes-                                                                                                        ren, dass Familienunternehmen nur dann
                                               2009) wahrgenommen. Betrachtet man             näher beleuchtet (Botero, 2014; Covin,
tieren – ob durch die Ausübung einer                                                                                                       auf externe Ressourcen zugreifen, wenn
                                               den aktuellen Stand der Forschung in           1994; Hauswald, Hack, Kellermanns, und
operativen Managementposition im Un-                                                                                                       sie sich in ihrer strategischen Position
                                               Bezug auf die Anzahl der empirischen           Patzelt, 2016; Kahlert, Botero, und Prügl,
ternehmen oder durch Eigentums- und                                                                                                        bedroht fühlen. So haben Poza, Alfred,
                                               Belege, so wird deutlich, dass Familien-       2017). Auch die Wahrnehmung von
Stimmrechte sowie durch die Mitarbeit                                                                                                      und Maheshwari (1997) gezeigt, dass
                                               unternehmen in der externen Wahrneh-           derzeitigen Mitarbeitern wurde einge-
in einem Aufsichtsgremium und durch                                                                                                        Familienunternehmen eine Abneigung
                                               mung vor allem mit Vertrauen (Beck und         hend untersucht, jedoch mit dem Fokus
bestimmte Werte, die die Familie im                                                                                                        gegenüber externen Beratern haben,
                                               Kenning, 2015; Botero et al., 2018; Binz       auf Mitarbeiter, die keine Familienmit-
Unternehmen verankert (Kammerlander                                                                                                        obwohl sie eine wichtige Rolle für den
                                               et al., 2013; Carrigan und Buckley, 2008;      glieder sind (Barnett und Kellermanns,
und Prügl, 2016; Chua, Chrisman, und                                                                                                       langfristigen Erhalt von Familienunter-
                                               Kashmiri und Mahajan, 2014; Orth und           2006; Carsrud, 2006; Chriman, Memili,
Sharma, 1999).                                                                                                                             nehmen einnehmen könnten (Reay, Pe-
                                               Green, 2009), nach neueren Erkennt-            und Misra, 2014; Sieger, Bernhard und
                                                                                                                                           arson und Dyer, 2013). Berater spielen
                                               nissen aufgrund einer höheren Wahr-            Frey, 2011). Zusätzlich haben Lude und
                                                                                                                                           auch in den Anfängen der Familienunter-
                                               nehmung von Authentizität (Lude und            Prügl (2019) und Santiago, Pandey und
                                                                                                                                           nehmensforschung eine besondere Rol-
                                               Prügl, 2018), verbunden werden.                Manalac (2019) die Wahrnehmung von
WAHRNEHMUNG VON                                                                                                                            le: die ersten Fachbeiträge dienten vor
                                                                                              Familienunternehmen durch nicht-insti-
FAMILIENUNTERNEHMEN                                                                                                                        allem dazu, um ihre Praxiserfahrungen zu
                                               Nichtsdestotrotz zeigt die Forschung           tutionelle Investoren untersucht, wohin-
                                                                                                                                           beschreiben und Wissen auszutauschen,
Familienunternehmen verhalten sich in          auch, dass Familienunternehmen nicht           gegen sich Chandler, Payne, Moore und
                                                                                                                                           und somit ihre kollektive Fähigkeit zu
vielerlei Hinsicht anders als anonyme          nur positiv wahrgenommen werden, son-          Brigham (2019) in ihrem Beitrag profes-
                                                                                                                                           verbessern, hilfreiche Dienstleistungen
Publikumsgesellschaften. Diese Anders-         dern diese Eigenschaft durchaus auch           sionellen Investoren gewidmet haben.
                                                                                                                                           für Familienunternehmen zu erbringen
artigkeit im Verhalten scheint im Ein-         negativ konnotiert sein kann. So werden
                                                                                              Allerdings wird deutlich, dass einige An-    (Sharma, Chrisman, und Gersick, 2012).
fluss der Eigentümerfamilie begründet          Familienunternehmen fallweise als sta-
                                                                                              spruchsgruppen in Bezug auf die Wahr-        Diese Aktivitäten führten unter anderem
zu liegen. Im letzten Jahrzehnt fokus-         gnierend (Krappe et al., 2011) und ver-
                                                                                              nehmung von Familienunternehmen bis          zur Gründung der ersten eigenen Fach-
sierte sich die Familienunternehmens-          schlossen (Othman, Darus, und Arshad,
                                                                                              dato noch gar nicht untersucht worden        zeitschrift (Family Business Review),
forschung zunehmend darauf inwiefern           2011) wahrgenommen oder werden mit
                                                                                              sind, beispielsweise Zulieferer oder ex-     um Forschung und Wissensaustauch
diese Andersartigkeit die externe als          einer geringen Produktvielfalt in Verbin-
                                                                                              terne Dienstleister wie Berater. Externe     zu Familienunternehmen zu intensi-
auch interne Wahrnehmung von Fami-             dung gebracht (Orth und Green, 2009).
                                                                                              Berater können für Familienunterneh-         vieren (Reay et al., 2013). Daher ist es
lienunternehmen beeinflusst. Bisherige
                                               In den letzten Jahren differenziert die        men jedoch höchste Relevanz haben,           umso verwunderlicher, dass diese doch
Forschung zeigt, dass die Tatsache, dass
                                               Forschung zur Wahrnehmung von Fa-              zum Beispiel im Nachfolgeprozess (Mi-        so wichtige Perspektive bisher kaum Be-
ein Unternehmen von einer Familie ge-
                                               milienunternehmen deutlich stärker.            chel und Kammerlander, 2015), weshalb        achtung in der jüngeren Forschung zu
führt wird, zu einer besonderen und
                                               Es werden nicht nur generelle Assozia-         die Forschung als auch die Praxis davon      Familienunternehmen (Reay et al., 2013),
unterscheidbaren Reputation beiträgt
                                               tionen mit Familienunternehmen unter-          profitieren könnte zu untersuchen, wie       aber auch in der Wahrnehmungsliteratur
(Binz Astrachan, Botero, Astrachan, und
                                               sucht, sondern es kristallisiert sich auch     Berater (externe Dienstleister) Familien-    gefunden hat.
Prügl, 2018). Dies ist dadurch zu be-
                                               heraus, dass verschiedene Anspruchs-           unternehmen wahrnehmen, um so auch
gründen, dass durch die Familienunter-                                                                                                     Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
                                               gruppen eines Unternehmens die Ei-             ein holistisches Bild über die externe
nehmenseigenschaft vielfach positive                                                                                                       die wechselseitige Wahrnehmung von
                                               genschaft Familienunternehmen unter-           Wahrnehmung von Familienunterneh-
Assoziationen hervorgerufen werden.                                                                                                        Familienunternehmen und Beratern bis-
                                               schiedlich wahrnehmen und bewerten             men zu erhalten.
                                                                                                                                           her in der Literatur kaum Beachtung ge-
In der Literatur werden Familienunter-         können. So wurde bereits die Wahrneh-
                                                                                                                                           funden hat. Daher ist es das Ziel dieser
nehmen unter anderem als sozial ver-           mung der Familienunternehmenseigen-
                                                                                                                                           Studie die wechselseitige Wahrnehmung
antwortungsvoll (Krappe, Goutas, von           schaft von Kunden in der bisherigen For-
                                                                                                                                           von Familienunternehmen und Beratern
Schlippe, 2011; Binz, Hair, Pieper, und Bal-   schung untersucht (Beck und Kenning,
                                                                                                                                           zu untersuchen.
dauf, 2013; Carrigan und Buckley, 2008),       2015; Binz et al., 2013; Orth und Green,

 28                                                                                                                                                                                   29
1.2 STICHPROBENBESCHREIBUNG |                                     1.2.3 Zusammensetzung nach
                                                                                                                                       FAMILIENUNTERNEHMEN                                               Wirtschaftszweigen

           3                                                                                                                           1.2.1 Geschlecht und Alter
                                                                                                                                                                                                         In der Stichprobe stammen 59 Prozent
                                                                                                                                                                                                         aller Befragten aus Familienunterneh-
                                                                                                                                                                                                         men, die dem Wirtschaftszweig der Pro-
                                                                                                                                       Die Geschlechterverteilung bei den be-                            duktion zuzuordnen sind. Fast ein Drit-
                                                                                                                                       fragten Familienunternehmern4 zeigt,                              tel der Familienunternehmer gibt an im
                                                                                                                                       einen deutlich höheren Anteil von männ-                           Dienstleistungssektor tätig zu sein (32
                                                                                                                                       lichen Teilnehmern. In der Stichprobe                             Prozent), gefolgt vom Handel (24 Pro-
                                                                                                                                       sind 81 Prozent der Befragten männlich                            zent) und Handwerk (11 Prozent). Hier

Zur empirischen
                                                                                                                                       und 19 Prozent weiblich.                                          ist anzumerken, dass Unternehmen in
                                                                                                                                       Die Familienunternehmer sind im Durch-                            mehreren Branchen tätig sein können,
                                                                                                                                       schnitt 53 Jahre alt (Median = 54 Jahre).                         weshalb eine Mehrfachnennung möglich

Untersuchung                                                                                                                           Betrachtet man die Altersverteilung er-
                                                                                                                                       gibt sich folgendes Bild: 30 Jahre oder
                                                                                                                                                                                                         war.

                                                                                                                                       jünger: 3 Prozent; 31-35 Jahre: 5 Pro-
                                                                                                                                                                                                         1.2.4 Unternehmensgröße nach
                                                                                                                                       zent; 36-40 Jahre: 8 Prozent; 41-45 Jah-
                                                                                                                                                                                                         Umsatz und Beschäftigten
                                                                                                                                       re: 10 Prozent; 46-50 Jahre: 8 Prozent;
1.1 DATENERHEBUNG
                                                                                                                                       51-55 Jahre: 23 Prozent; 56-60 Jahre: 18                          Auch in Bezug auf die Unternehmens-
                                                                                                                                       Prozent; 61-65 Jahre: 17 Prozent; Über                            größe ist die Stichprobe heterogen.
Die Studie Untersuchung der wechselseitigen Einstellungen und Erwartungen von                                                          66 Jahre: 9 Prozent. Der Großteil der                             Zwei Prozent der befragten Unterneh-
           “
Familienunternehmen und Beratern“ wurde vom Friedrichshafener Institut für Fami-                                                       befragten Familienunternehmer befindet                            mer stammen aus Familienunternehmen
lienunternehmen | FIF an der Zeppelin Universität (Projektleitung: Prof. Dr. Reinhard                                                  sich somit im Alter zwischen 51 und 65                            mit einem Umsatz bis zu 1 Million Euro,
Prügl und Natalie Rauschendorfer) im Auftrag der COMATCH GmbH und der Alpha-                                                           Jahren (58 Prozent).                                              weitere 15 Prozent weisen einen Jahres-
zirkel GmbH durchgeführt.                                                                                                                                                                                umsatz zwischen 1 und 5 Millionen Euro
                                                                                                                                                                                                         auf. Insgesamt 9 Prozent der Befragten
Die Datenerhebung fand im Zeitraum von Dezember 2018 bis März 2019 statt. Es                                                           1.2.2 Ausbildungshintergrund                                      gaben an, dass ihr Familienunternehmen
wurden zwei Fragebögen erstellt: einer für die Zielgruppe der Berater und einer
                                                                                                                                       Die befragten Familienunternehmer zei-                            bis zu 10 Millionen Euro umsetzt und 18
für die Zielgruppe der Familienunternehmer, mit dem Ziel beide Perspektiven mit-
                                                                                                                                       gen einen hohen Ausbildungsgrad. Der                              Prozent der Familienunternehmen haben
einander zu vergleichen. Die Datenerhebung wurde online mittels internetbasierter
                                                                                                                                       Großteil der Familienunternehmer hat                              einen Jahresumsatz bis zu 50 Millionen
Fragebögen durchgeführt. Die Ansprache der Teilnehmer erfolgte primär über die
                                                                                                                                       einen Master oder vergleichbaren Bil-                             Euro. Elf Prozent der Teilnehmer gaben
Kooperationspartner COMATCH GmbH für die Zielgruppe der Berater und Alpha-
                                                                                                                                       dungsabschluss (58 Prozent), wohinge-                             an bis zu 100 Millionen Euro Umsatz zu
zirkel GmbH für die Zielgruppe der Familienunternehmen
                                                                                                                                       gen acht Prozent einen Bachelor absol-                            generieren, während der Großteil der Be-
Die vorliegende Analyse basiert auf insgesamt 179 vollständig ausgefüllten Fragebö-                                                    viert haben. Hierbei haben 58 Prozent                             fragten aus Unternehmen (42 Prozent)
gen für die Zielgruppe der Berater und 101 vollständig ausgefüllten Fragebögen für                                                     der Familienunternehmer, die ein Studi-                           mit einem Jahresumsatz von über 100
die Zielgruppe der Familienunternehmer.3                                                                                               um beendet haben, Betriebswirtschafts-                            Millionen Euro stammt. Die restlichen 4
                                                                                                                                       lehre studiert, gefolgt von 24 Prozent im                         Prozent der Befragten haben keine An-
                                                                                                                                       Bereich der Ingenieurswissenschaften.                             gabe zur Umsatzgröße gemacht.
                                                                                                                                       Zudem sind 17 Prozent der Familienun-                             Die Stichprobe besteht demnach größ-
                                                                                                                                       ternehmer promoviert, sechs Prozent be-                           tenteils aus großen Familienunterneh-
                                                                                                                                       endeten ihre schulische Ausbildung mit                            men. Dies ist auch bei den weltwei-
                                                                                                                                       einer Lehre oder Berufsausbildung, bzw.                           ten Mitarbeiterzahlen zu erkennen. Im
                                                                                                                                       neun Prozent nach dem Fachabitur.                                 Durchschnitt beschäftigen die Familien-
                                                                                                                                                                                                         unternehmen 2070 Mitarbeiter.

3 Alle folgenden Ergebnisse basieren auf 179 vollständig ausgefüllten Fragebögen für die Zielgruppe Berater und 101 vollständig aus-   4 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird in der vorliegenden Studie die männliche Sprachform bei personenbezogenen Substan-
gefüllten Fragebögen für die Zielgruppe Familienunternehmen, sofern nicht anders erläutert.                                            tiven und Pronomen verwendet. Dies impliziert jedoch keine Benachteiligung des weiblichen Geschlechts, sondern soll im Sinne der
                                                                                                                                       sprachlichen Vereinfachung als geschlechtsneutral zu verstehen sein.

  30                                                                                                                                                                                                                                                                      31
1.2.5 Unternehmenshistorie und              1.2.6 Organisation der                    1.3 STICHPROBENBESCHREIBUNG |                Drittel Ingenieurwissenschaften. Auf-
Eigentumsstruktur                           Unternehmerfamilie                        BERATER                                      fällig ist hier, dass vergleichsweise ein
                                                                                                                                   breiteres Spektrum an Studienfächern
Die Familienunternehmen, aus denen die      Die Organisation der Unternehmerfami-
                                                                                                                                   angegeben wurde.
Befragten stammen, wurden im Durch-         lie umfasst die Familienverfassung, das
                                                                                      Im Folgenden werden die demographi-
schnitt im Jahre 1910 gegründet und bli-    Vorhandensein eines Beirats oder Auf-                                                  Aufgrund des hohen Durchschnittsalters
                                                                                      schen Daten der Teilnehmer aus der
cken damit auf eine lange Tradition zu-     sichtsrats und die Kommunikation der                                                   ist es durchaus nicht verwunderlich, dass
                                                                                      Zielgruppe der Berater vorgestellt.
rück. Das älteste Familienunternehmen       Familienunternehmenseigenschaft. Bei                                                   mit 26 Prozent die meisten befragten
der Stichprobe ist bereits 728 Jahre alt.   der Befragung stellte sich heraus, dass                                                Berater zwischen 26 und 30 Berufsjahre
                                            32 Prozent der Stichprobe über eine       1.3.1 Geschlecht und Alter                   haben. 17 Prozent gaben an zwischen 21
In der Gründergeneration befinden sich
                                            Familienverfassung verfügt und 68 Pro-                                                 und 25 Berufsjahre zu haben, während
34 Prozent der Familienunternehmen,                                                   Ähnlich wie bei den Familienunterneh-
                                            zent der Befragten gab an, dass die Fa-                                                11-15, 16-20 und 31-35 Berufsjahre je-
aus denen die Befragten stammen. Bei                                                  mern zeigt die Geschlechterverteilung
                                            milie keine derartige Vereinbarung hat.                                                weils 13 Prozent der Befragten vorwei-
knapp der Hälfte der Familienunterneh-                                                einen deutlich höheren Anteil von männ-
                                            Lediglich ein Prozent hat keine Angabe                                                 sen können.
men besitzt die zweite Generation die                                                 lichen befragten. 81 Prozent der Befrag-
                                            dazu gemacht. Mit 63 Prozent gab der
Anteile am Unternehmen, und 32 Pro-                                                   ten sind männlich und 19 Prozent weib-       Weiterhin zeigt sich, dass mit deutli-
                                            Großteil der befragten Familienunter-
zent der Befragten stammen aus Unter-                                                 lich.                                        chem Abstand die Mehrheit der Berater
                                            nehmer an, dass ihr Familienname dem
nehmen, in denen die dritte Generation                                                                                             vor ihrer Selbständigkeit in einem Kon-
                                            Namen des Unternehmens gleicht. Wei-      Das Durchschnittsalter bei den Beratern
die Mehrheit der Gesellschaftsanteile                                                                                              zern arbeiteten (65 Prozent). An zwei-
                                            terhin haben sieben Prozent angegeben,    beträgt 50 Jahre (Median = 52 Jahre).
hält. Auf die Unternehmen, in denen die                                                                                            ter Stelle bei der Frage in welcher Art
                                            dass der Firmenname eine abgewandel-      Damit ist das Alter im Schnitt nur ge-
Familien bereits in der vierten Genera-                                                                                            von Unternehmen die Berater Berufs-
                                            te Form des Familiennamens entspricht,    ringfügig kleiner als bei den Familienun-
tion dem Unternehmen verbunden sind,                                                                                               erfahrungen gesammelt haben, liegt
                                            während 31 Prozent einen Familienna-      ternehmern. Die Altersverteilung ist wie
entfallen in Summe 22 Prozent. Bei 12                                                                                              die Kategorie Familienunternehmen“
                                            men besitzen, der nichts mit dem Namen    folgt: 30 Jahre oder jünger: 1 Prozent;                         “
Prozent ist bereits die 5. Generation und                                                                                          mit 40 Prozent. Danach folgen "große
                                            des Unternehmens zu tun hat. Außer-       31-35 Jahre: 7 Prozent; 36-40 Jahre: 11
bei 13 Prozent die 6. oder eine höhere                                                                                             internationale Beratungsunternehmen“
                                            dem wird deutlich, dass 84 Prozent der    Prozent; 41-45 Jahre: 10 Prozent; 46-50
Generation Eigentümer des Unterneh-                                                                                                (36 Prozent), Startup-Unternehmen“
                                            Familienunternehmen die Familienunter-    Jahre: 17 Prozent; 51-55 Jahre: 26 Pro-                         “
mens (n=98).                                                                                                                       (30 Prozent), nationale Beratungs-
                                            nehmenseigenschaft klar nach außen        zent; 56-60 Jahre: 18 Prozent; Über 60                          “
                                                                                                                                   unternehmen“ (26 Prozent), Boutique
Insgesamt ist zu beobachten, dass das       kommunizieren. Die Mehrheit (58 Pro-      Jahre: 11 Prozent. Somit liegen 61 Prozent                                  “
                                                                                                                                   Beratungsunternehmen“ (22 Prozent),
Eigentum am Unternehmen sehr stark          zent) gab zudem an, einen Beirat oder     der befragten Berater im Alter zwischen
                                                                                                                                     Inhouse-Consulting“ (15 Prozent), Fi-
auf die Unternehmerfamilien der Befrag-     Aufsichtsrat im Unternehmen zu haben.     46 und 60 Jahren.                            “                                   “
                                                                                                                                   nanzdienstleistungsunternehmen“     (14
ten konzentriert ist. Im Schnitt besitzen
                                                                                                                                   Prozent), und Wirtschaftsprüfungsge-
diese 94,02 Prozent der Gesellschafts-                                                                                                              “
                                                                                                                                   sellschaften“ (7 Prozent).
anteile, in 85 Prozent der befragten                                                  1.3.2 Ausbildungshintergrund
Familienunternehmer liegen die Anteile                                                und Berufserfahrung                          Die befragten Berater wurden neben
vollständig (zu 100 Prozent) in den Hän-                                                                                           ihrer Beschäftigung vor ihrer Selbststän-
                                                                                      Der Großteil der befragten Berater hat
den der Familie.                                                                                                                   digkeit auch nach ihrer Dauer als selb-
                                                                                      einen Master oder vergleichbaren Ab-
                                                                                                                                   ständiger Berater gefragt. Dabei gaben
Bei der Frage wann der letzte Generatio-                                              schluss (79 Prozent). Sieben Prozent der
                                                                                                                                   27 Prozent an, schon mehr als zehn Jah-
nenwechsel vollzogen wurde, gaben die                                                 Befragten gab an, einen Bachelor zu ha-
                                                                                                                                   re als selbständiger Berater zu arbeiten.
Familienunternehmen im Durchschnitt                                                   ben. Außerdem sind weitere 18 Prozent
                                                                                                                                   Weitere 24 Prozent üben ihre aktuelle
an, dass der letzte Generationswechsel                                                promoviert. Außerdem haben sieben
                                                                                                                                   Profession seit zwischen fünf bis zehn
17 Jahre zurückliegt. Außerdem wird der                                               Prozent der Berater ein Abitur/Fachabi-
                                                                                                                                   Jahren aus. Dagegen sind 35 Prozent,
nächste Generationenwechsel in ca. 11                                                 tur als höchsten Bildungsabschluss. Kei-
                                                                                                                                   und damit der größte Teil der befragten
Jahren (Mittelwert) erwartet.                                                         ner der Befragten gab an, als höchsten
                                                                                                                                   Berater, seit zwei bis fünf Jahren selb-
                                                                                      Bildungsabschluss eine Lehre vorweisen
                                                                                                                                   ständig als Berater tätig und 15 Prozent
                                                                                      zu können. In ähnlicher Verteilung wie
                                                                                                                                   erst ein Jahr oder weniger.
                                                                                      bei den Familienunternehmern studier-
                                                                                      ten rund 63 Prozent der befragten Be-
                                                                                      rater Betriebswirtschaftslehre und ein

 32                                                                                                                                                                            33
1.3.3 Zusammensetzung nach                    1.3.4 Art der Kunden
     Wirtschaftszweigen der Kunden
                                                   Auf einer 7-stufigen Likert Skala (1= gar
     Der größte Teil der Kunden der befrag-        keine Erfahrung; 7= sehr viel Erfahrung)
     ten Berater sind mit 79 Prozent der           bewerteten die teilnehmenden Bera-
     Industrie zuzuordnen. Des Weiteren            ter mit welcher Art von Kunden sie in
     sind 62 Prozent in beratender Rolle im        welchem Ausmaß bereits Erfahrung ge-
     Dienstleistungssektor tätig, während 28       macht haben. Große internationale Kon-
     Prozent im Handel wirken. Nur sechs           zerne bilden die Art von Unternehmen,
     Prozent gaben an im Handwerk in bera-         mit welchen die Stichprobe, die meiste
     tender Funktion tätig zu sein.                Erfahrung hat (5,3 von 7). Dicht dahin-
                                                   ter bewerteten die Berater die KMUs mit
     Neben dem Wirtschaftszweig im Allge-
                                                   4,9, Familienunternehmen mit 4,6 und
     meinen wurden zudem die spezifischen
                                                   nationale Konzerne mit 4,5. Die Katego-
     Tätigkeitsfelder der Berater abgefragt.
                                                   rien mit der geringsten Erfahrung sind
     Hierbei kristallisieren sich besonders drei
                                                   Start-Ups mit 3,5 und Unternehmen in
     Bereiche heraus. 63 Prozent der befrag-
                                                   öffentlicher Hand 2,6.
     ten Berater arbeiten im Projektmanage-
     ment, 62 Prozent in der Strategie und
     61 Prozent im Bereich der Organisation.
     Erst mit 45 Prozent folgt die viert häu-
     figste genannte Kategorie: Prozessma-
     nagement. Außerdem folgen Kategorien
     wie M&A (34 Prozent), Finanzen (2 Pro-
     zent), Marketing (25 Prozent), Vertrieb
     (24 Prozent) und Produktion (23 Prozent).

34                                                                                             35
2.2 ZUSAMMENARBEIT VON                        Unternehmen berät, da die Verteilung
                                                                                        BERATERN MIT FAMILIEN-                        größtenteils bei unter 50 Prozent liegt.

       4
                                                                                        UNTERNEHMERN                                  Während noch 16 Prozent der Befrag-
                                                                                                                                      ten ihren Anteil an Aufträgen von Fami-
                                                                                                                                      lienunternehmen auf 41 bis 50 Prozent
                                                                                        Es zeigt sich, dass fast ein Viertel der      schätzen, sagen rund 21 Prozent, dass sie
                                                                                        befragten Berater (24 Prozent) in den         mehrheitlich (über 50 Prozent der Auf-
                                                                                        letzten drei Jahren mit keinem Fami-          träge) Familienunternehmen beraten.
                                                                                        lienunternehmen zusammengearbeitet
                                                                                                                                      Ähnlich wie die befragten Familien-
                                                                                        haben. 15 Prozent arbeiteten mit einem
                                                                                                                                      unternehmen gab ein Drittel der Stich-
                                                                                        Familienunternehmen zusammen und 43

Ergebnisse                                                                              Prozent gaben an, dass sie von zwei bis
                                                                                        drei Familienunternehmen in den letzten
                                                                                                                                      probe der selbständigen Berater an, die
                                                                                                                                      Zusammenarbeit nicht zu verändern. Im
                                                                                                                                      Gegensatz jedoch planen die Berater
                                                                                        drei Jahren beauftragt wurden. In die-
                                                                                                                                      ihre Zusammenarbeit mit Familienunter-
                                                                                        sem Zeitraum arbeiteten 12 Prozent der
                                                                                                                                      nehmen zu intensivieren (31 Prozent)
                                                                                        Berater vier bis fünf Mal und vier Prozent
2.1 ZUSAMMENARBEIT VON FAMILIENUNTERNEHMEN MIT BERATERN                                                                               während die Familienunternehmer die
                                                                                        sechs bis zehn Mal mit Familienunter-
                                                                                                                                      Berateraufträge eher verringern möch-
                                                                                        nehmen zusammen. Nur wenige Berater
                                                                                                                                      ten (25 Prozent).
                                                                                        (2 Prozent) führten in mehr als 10 Fami-
Die 101 Familienunternehmer wurden über die Häufigkeit der Nutzung von Beratern
                                                                                        lienunternehmen ein Beratungsprojekt
befragt. 13 der Teilnehmer konnten darüber keine Auskunft geben. Von den restli-
                                                                                        durch (n=179).
chen 88 Befragten gaben 22 Prozent an, mit drei Beratern in den letzten drei Jahren                                                   2.3 GEGENSEITIGE EINSCHÄTZUNG
zusammengearbeitet zu haben. Des Weiteren arbeiteten 16 Prozent mit zwei Be-            Insgesamt arbeitet der Großteil der be-       VON BERATERN UND FAMILIEN-
ratern, 14 Prozent mit fünf Beratern und 13 Prozent mit vier Beratern in den letzten    fragten Berater weniger als 100 Tage im       UNTERNEHMERN
drei Jahren zusammen. Der Mittelwert beträgt 5,02 Berater pro Unternehmen in den        Jahr an Projekten für Familienunterneh-
letzten drei Jahren.                                                                    men. 20 Prozent der Berater arbeiten bis
                                                                                        zu 25 Tage im Jahr für Familienunter-         Weiterhin wurden Probanden der bei-
In einem nächsten Schritt wurden die Familienunternehmer nach der Anzahl der
                                                                                        nehmen. 29 Prozent arbeiten zwischen          den Gruppen Berater und Familienunter-
unterschiedlichen Beratungsprojekte pro Jahr gefragt. Durchschnittlich haben die
                                                                                        26 und 50 Tagen, 13 Prozent bis zu 75         nehmer nach den wechselseitigen Ein-
befragten Familienunternehmer (n= 88) 2,5 unterschiedliche Beratungsprojekte pro
                                                                                        Tage und 22 Prozent zwischen 76 und           schätzungen gefragt. Dabei sollten die
Jahr. 31 Prozent der Befragten gaben an im Durschnitt zwei verschiedene Beratungs-
                                                                                        100 Tagen im Jahr mit Familienunter-          Befragten elf Eigenschaften zu den Be-
projekte pro Jahr durchzuführen. Außerdem zeigte sich, dass 22 Prozent drei und
                                                                                        nehmen. Kumuliert betrachtet gaben            reichen Kompetenz, Sympathie und Ver-
18 Prozent ein Beratungsprojekt(e) pro Jahr durchschnittlich umsetzen. 17 Prozent
                                                                                        15 Prozent der Berater an, mehr als 100       trauen auf einer 7-stufigen Likert Skala
der Befragten Familienunternehmen führten vier oder mehr Beratungsprojekte durch
                                                                                        Tage an Projekten mit Familienunterneh-       (1=stimme überhaupt nicht zu; 7=stimme
und 10 Prozent führten kein Beratungsprojekt durch (ein Prozent führte 0.5 Bera-
                                                                                        men zu arbeiten (n=134).                      voll und ganz zu) bewerten. Dabei wird
tungsprojekte aus).
                                                                                                                                      deutlich, dass Familienunternehmen von
                                                                                        Von den 179 befragten Beratern, gaben
Es lässt sich deutlich erkennen, dass der Großteil (70 Prozent) der Familienunterneh-                                                 Beratern vor allem als unabhängig und
                                                                                        137 an mit Familienunternehmen zusam-
mer ihre Zusammenarbeit mit Beratern nicht verändern wollen. Weitere 25 Prozent                                                       vertrauenswürdig eingeschätzt werden,
                                                                                        menzuarbeiten. Bei der Frage wie hoch
planen in Zukunft die Zusammenarbeit zu verringern und 5 Prozent planen sie zu                                                        während Familienunternehmer Berater
                                                                                        der Anteil an Aufträgen von Familien-
erhöhen (n=101).                                                                                                                      vor allem als selbstbewusst und kompe-
                                                                                        unternehmen unter den Kunden der 137
                                                                                                                                      tent bewerten. Interessanterweise zeigt
Am häufigsten werden Freiberufler engagiert: 78 Prozent haben bereits mit freien        Berater sei, antworteten 18 Prozent mit 1
                                                                                                                                      sich, dass die die beiden Gruppen sich
Beratern zusammengearbeitet, an zweiter und dritter Stelle folgen Boutiqueberatun-      bis 10 Prozent. Weitere 17 Prozent gaben
                                                                                                                                      gegenseitig relativ positiv wahrnehmen.
gen (49 Prozent) und internationale Beratungen (37 Prozent).                            an 11 bis 20 Prozent der Kunden seien
                                                                                        Familienunternehmen. Der Großteil der
                                                                                        Befragten (19 Prozent) antworteten mit        In einem weiteren Auswertungsschritt
                                                                                        21 bis 30 Prozent. Generell fällt auf, dass   wurde die Gruppe der Familienunterneh-
                                                                                        unter den Befragten der Großteil weni-        mer in zwei Gruppen unterteilt: Fami-
                                                                                        ger Familienunternehmen als sonstige          lienunternehmer mit viel Berater-Erfah-

 36                                                                                                                                                                               37
rung (n=46) und Familienunternehmer                              trauen in selbstständige Berater höher                     dass Beratungen ein gutes Preis/Leis-      2.5.1 Familienunternehmer
mit wenig Berater-Erfahrung (n=42)5.                             ein. Darüber hinaus wird deutlich, dass                    tungs-Verhältnis bieten, wogegen 59
                                                                                                                                                                       Die Familienunternehmer wurden ran-
Bei dieser Unterscheidung zeigt sich,                            sowohl Familienunternehmer als auch                        Prozent der Familienunternehmen Bera-
                                                                                                                                                                       domisiert zu einem der zwei Entschei-
dass Familienunternehmen mit Bera-                               Berater ein gegenseitiges Vertrauen                        tungsleistungen als teuer empfinden.
                                                                                                                                                                       dungsszenarien zugeteilt.
ter-Erfahrung die Berater hinsichtlich al-                       aufweisen und sich gegenseitig hohe
                                                                                                                            Obwohl Familienunternehmer Bera-
ler Eigenschaften positiver einschätzen,                         Kompetenz zuschreiben. Während die                                                                    Es zeigt sich in beiden Szenarien, dass
                                                                                                                            tungsleistungen als teuer bewerten,
bis auf die Eigenschaft selbstbewusst.                           Familienunternehmer die Berater in ihrer                                                              die Option des Beraters mit Familien-
                                                                                                                            herrscht größtenteils Zufriedenheit mit
Die Eigenschaft selbstbewusst wird von                           Kompetenz vergleichsweise höher ein-                                                                  unternehmenserfahrung präferiert wird:
                                                                                                                            den Leistungen. 62 Prozent gaben an
der Gruppe mit wenig Berater-Erfahrung                           schätzen als umgekehrt.                                                                               in Szenario 1 entscheiden sich 81 Prozent
                                                                                                                            zufrieden mit der Arbeit der Berater zu
etwas höher eingeschätzt. Dies zeigt,                                                                                                                                  der befragten Familienunternehmer für
                                                                                                                            sein, 19 Prozent verhielten sich neutral
dass Berater zunächst einmal negativer                                                                                                                                 den Berater mit sehr viel Erfahrung mit
                                                                                                                            und weitere 19 Prozent gaben an unzu-
eingeschätzt werden und durch die Er-                            2.4 GEGENSEITIGE PREISVEREIN-                                                                         Familienunternehmen trotz des höheren
                                                                                                                            frieden zu sein.
fahrung kompetenter, sympathischer                               BARUNG VON BERATERN UND                                                                               Tagessatz von 1.900 Euro. In Szenario 2
und vertrauensvoller wahrgenommen                                FAMILIENUNTERNEHMERN                                       Die Berater wiederrum wurden danach        entscheiden sich 90 Prozent der befrag-
werden.                                                                                                                     gefragt, ob sie bei Familienunterneh-      ten Familienunternehmer für den Berater
                                                                                                                            men bewusst einen anderen Tagessatz        mit sehr viel Beratungserfahrungen mit
Auch die Stichprobe der Berater wurde                            Ein weiterer Befragungsaspekt stellt                       abrufen als bei anderen Unternehmen.       Familienunternehmen und dem niedrige-
in zwei Gruppen unterteilt: Berater mit                          die durchschnittlichen Preisvereinba-                      Der Großteil der befragten Berater gab     ren Tagessatz von 1.600 Euro. Dies zeigt
Erfahrungen mit Familienunternehmen                              rung zwischen Familienunternehmen                          mit 77 Prozent an, dass kein Preisunter-   klar, dass das Attribut der Erfahrung mit
als Kunden (n=137) und Berater ohne                              und Beratern dar. Die befragten Berater                    schied gemacht wird. 16 Prozent hin-       Familienunternehmen gegenüber dem
Erfahrungen mit Familienunternehmen                              wurden danach gefragt, wie hoch ihr                        gegen bieten Familienunternehmen ei-       Tagessatz die Entscheidung für oder ge-
als Kunden (n=42). Hier wird offen-                              durchschnittlicher Tagessatz ist, wenn                     nen niedrigeren Tagessatz an, während      gen einen Berater dominiert.
sichtlich, dass Berater mit und ohne Er-                         sie mit Familienunternehmen zusam-                         2 Prozent einen höheren Tagessatz für
fahrungen mit Familienunternehmen als                                                                                                                                  Anschließend wurden die Teilnehmer
                                                                 menarbeiten. Andererseits wurden die                       Familienunternehmen wählen. Die rest-
Kunden, Familienunternehmen ähnlich                                                                                                                                    nach den Gründen ihrer Entscheidung
                                                                 Familienunternehmer gefragt, wie hoch                      lichen 4 Prozent konnten/wollten keine
einschätzen. Es gibt jedoch kleine Ab-                                                                                                                                 gefragt. Am häufigsten wurde die Erfah-
                                                                 der durchschnittliche Tagessatz ist, den                   Aussage treffen.
weichungen: Berater ohne Erfahrun-                                                                                                                                     rung mit Familienunternehmen genannt:
                                                                 sie in der Vergangenheit an Berater be-
gen mit Familienunternehmen nehmen                                                                                                                                       Erfahrung steht an erster Stelle. Wenn
                                                                 zahlt haben. Dabei wird deutlich, dass                                                                “
Familienunternehmen selbstbewusster,                                                                                                                                   jemand die 'Besonderheiten‘ von Fami-
                                                                 die Zahlungsvereinbarung der Familien-                     2.5 ENTSCHEIDUNGSPARAMETER
kompetenter und wettbewerbsfähiger                                                                                                                                     lienunternehmen kennt, steigert dies
                                                                 unternehmen in den meisten Kategorien
war, während Berater mit Erfahrung mit                                                                                                                                 die Erfolgswahrscheinlichkeit.“, oder
                                                                 niedriger ist als der durchschnittliche
Familienunternehmern       Familienunter-                                                                                   Um wichtige Entscheidungsparameter           Erfahrung mit Familienunternehmen
                                                                 Tagessatz, den Berater erhalten. Jedoch                                                               “
nehmen als sympathischer (gutmütiger,                                                                                       bei der Auswahl von Beratern einerseits    wichtiger als der Tagessatz“ illustrieren
                                                                 in den Kategorien unter 800 Euro, 1701
warmherziger und toleranter) wahrneh-                                                                                       und Aufträgen andererseits zu identifi-    eindrucksvoll das quantitative Ergeb-
                                                                 bis 2000 Euro und über 2500 Euro liegt
men.                                                                                                                        zieren, wurde sowohl bei den befragten     nis, ebenso wie das folgende Statement:
                                                                 die getroffenen Zahlungsvereinbarun-
                                                                                                                            Beratern als auch bei den Familienunter-     Prio. 1) Mehr Erfahrung mit Familien-
Zusammenfassend lässt sich feststel-                             gen der Familienunternehmer über dem                                                                  “
                                                                                                                            nehmern ein Entscheidungsszenario          unternehmen und damit spezifischen
len, dass Familienunternehmen den                                durchschnittlichen Tagessatz, den Bera-
                                                                                                                            durchgespielt.                             Problemstellungen, Prio. 2) Geringerer
Nutzen unabhängiger Berater durchaus                             ter erhalten.
                                                                                                                                                                       Tagessatz“. Außerdem ist es für einige
erkennen, jedoch wird der Nutzen vor                             Darüber hinaus wurden die Familienun-
                                                                                                                                                                       Befragte von Bedeutung, dass der Bera-
allem von den Familienunternehmern                               ternehmen nach ihrer Einschätzung zu
                                                                                                                                                                       ter mit den besonderen Strukturen von
unterschätzt, die keine oder nur wenig                           Beratungsleistungen befragt. Die Mehr-
                                                                                                                                                                       Familienunternehmen vertraut ist: Die
Erfahrung mit Beratern haben. Die Fa-                            heit der befragten Familienunterneh-                                                                                                       “
                                                                                                                                                                       Besonderheiten der Familienunterneh-
milienunternehmer mit viel Erfahrung                             mer steht dem Preis/Leistungs-Verhält-
                                                                                                                                                                       men erfordern eine viel weitergehende
profitieren und schätzen sowohl die                              nis von Beratungen neutral gegenüber.
                                                                                                                                                                       Berücksichtigung von Werten und Tra-
Kompetenz, Sympathie als auch das Ver-                           36 Prozent stimmen der Aussage zu,
                                                                                                                                                                       ditionen sowie der langfristigeren Aus-
                                                                                                                                                                       richtung […]“.
5 13 der befragten Familienunternehmer wählten “weiß nicht“ aus und wurden somit von der weiteren Analyse ausgeschlossen.

 38                                                                                                                                                                                                                39
2.5.2 Berater                               Bei der Begründung der Entscheidung           2.6 SCHWERPUNKT DIGITALISIERUNG              dafür aus, dass Familienunternehmen
                                            zeigt sich, dass einige Berater Fami-                                                      sich nicht ausreichend der Digitalisie-
Auch die teilnehmenden Berater wurden
                                            lienunternehmen bevorzugen, […] da                                                         rung widmen und 61 Prozent der Berater
randomisiert zu einem der zwei Entschei-                                      “
                                            die Entscheidung externe Berater ein-         Es scheint als wären Familienunterneh-       sind mit dem Stand der Digitalisierung
dungsszenarien zugeteilt.
                                            zubeziehen in der Regel eine höhere           men digitalaffin und durchaus bereit,        bei Familienunternehmen im Vergleich
Die Auswertung zeigt, dass hier der Ta-     Akzeptanz im gesamten Management              sich mit neuen technologischen Ent-          zu Nicht-Familienunternehmen unzufrie-
gessatz die dominante Rolle spielt und      erzeugt, da Berater eher die Ausnahme         wicklungen zu beschäftigen. Dies zeigt       den. Die Mehrheit der Befragten lehnen
diese Szenarien von den Beratern favo-      als die Regel sind“, und sie bisher sehr      vor allem folgende Aussage, die einen        die Aussage, dass Familienunternehmen
                                                                         “
risiert werden. 87 Prozent der Berater      positive Erfahrungen mit Familienunter-       sehr hohen Zuspruch bei den Befragten        im Vergleich zu Nicht-Familienunterneh-
wählen in Szenario 1 die Projektanfra-      nehmen gemacht haben. Wenn diese              erfahren hat: Ich beschäftige mich ger-      men Vorreiter im Bereich der Digitalisie-
                                                                                                        “
ge des Familienunternehmens und dem         überhaupt bereit sind für ein externes        ne mit digitalen Produkten und Dienst-       rung sind, ab (56 Prozent).
höheren Tagessatz von 1.900 Euro. Al-       Management von Projekten, dann wer-           leistungen“. Wenngleich sich einige im
                                                                                                                                       In einem nächsten Abschnitt wurden die
lerdings zeigt sich in Szenario 2: Ledig-   den diese unbürokratisch, flexibel und        Umgang mit digitalen Produkten und
                                                                                                                                       Familienunternehmer nach dem wahr-
lich 56 Prozent der Berater entscheiden     mit schnellen projektbezogenen Ent-           Dienstleistungen noch nicht sicher sind:
                                                                                                                                       genommenen Fortschritt der Digitali-
sich für die Zusammenarbeit mit einem       scheidungen durchgeführt“. Anderer-           Die Aussage Ich fühle mich sicher im
                                                                                                        “                              sierung in ihrem Familienunternehmen
Nicht-Familienunternehmen und dem           seits wurden auch Gründe für die Aus-         Umgang mit digitalen Produkten und
                                                                                                                                       befragt. Dabei wurden die Teilnehmer
höheren Tagessatz. Demnach würden           wahl des Nicht-Familienunternehmens           Dienstleistungen“ konnte demnach nicht
                                                                                                                                       gebeten, ihr eigenes Familienunter-
in Szenario 2 44 Prozent der befragten      genannt: In vielen Familienunternehmen        so einen hohen Zuspruch erhalten.
                                                      “                                                                                nehmen in Bezug auf den Grad der Di-
Berater auf einen höheren Tagessatz ver-    sind die Strukturen und ganz wichtig, die     Darüber hinaus zeigt sich, dass es auch      gitalisierung in die Anfangsphase, Fin-
zichten und das Projekt mit dem Fami-       Entscheidungsstrukturen nicht immer           der Familie des Unternehmens wichtig         dungsphase, Umsetzungsphase oder
lienunternehmen und dem niedrigeren         klar und professionell aufgestellt“, oder     ist, die Digitalisierung voran zu treiben    Wachstumsphase einzuordnen. Hierbei
Tagessatz von 1.600 Euro wählen.            der Umgang mit Familienmitglieder ist
                                                 “                                        und sie sich bewusst darüber sind, dass      wurden die Phasen wie folgt näher be-
                                            nicht immer, oder sogar niemals, rational“.   ein voll digitalisiertes Unternehmen ei-     schrieben:
                                                                                          nen Wettbewerbsvorteil darstellt. Dies
                                                                                                                                       Anfangsphase – wir haben mit der Aus-
                                                                                          zeigt der hohe Zuspruch zu den fol-
                                                                                                                                       arbeitung von Digitalisierungsideen be-
                                                                                          genden Aussagen: Der Familie ist es
                                                                                                                “                      gonnen
                                                                                          sehr wichtig, dass die Digitalisierung im
                                                                                          Unternehmen vorangetrieben wird“ (80         Findungsphase – Überlegungen zur Di-
                                                                                          Prozent) und Ein voll digitalisiertes Un-    gitalisierung liegen konkret vor, wir be-
                                                                                                         “
                                                                                          ternehmen bedeutet in unserer Branche        reiten Umsetzung vor.
                                                                                          einen Wettbewerbsvorteil“ (75 Prozent).
                                                                                                                                       Umsetzungsphase – erste Projekte wur-
                                                                                          Einerseits empfinden 50 Prozent der Fa-
                                                                                                                                       den initiiert und die Digitalisierung hat
                                                                                          milienunternehmen sich selbst als Vor-
                                                                                                                                       in einzelnen Projekten begonnen.
                                                                                          reiter der Digitalisierung, andererseits
                                                                                          sind jedoch nur 43 Prozent zufrieden mit     Wachstumsphase – die Digitalisierung
                                                                                          dem Stand der Digitalisierung des Fami-      von Leistungsspektrum und Geschäfts-
                                                                                          lienunternehmens.                            modell ist weitgehend abgeschlossen
                                                                                                                                       und wird nun skaliert.
                                                                                          Betrachtet man im Vergleich dazu die
                                                                                          Einschätzung der aktuellen Situation in      Dabei wird deutlich, dass der Großteil
                                                                                          Bezug auf die Digitalisierung in Familien-   der Befragten ihr Familienunternehmen
                                                                                          unternehmen aus Sicht der Berater, zei-      als in der Umsetzungsphase befindlich
                                                                                          gen sich interessante Ergebnisse. Auch       wahrnehmen, das heißt, dass bereits
                                                                                          unter den Beratern herrscht Konsens          erste Projekte initiiert wurden und die
                                                                                          darüber, dass ein voll digitalisiertes Fa-   Digitalisierung in einzelnen Projekten
                                                                                          milienunternehmen einen Wettbewerbs-         bereits begonnen hat (55 Prozent). Ein
                                                                                          vorteil bildet (83 Prozent). Hingegen        nicht unbeachtlicher Teil sieht das eige-
                                                                                          sprechen sich 69 Prozent der Befragten       ne Familienunternehmen noch in der

 40                                                                                                                                                                                41
Anfangsphase, das heißt, dass mit der        nerell von Bedeutung sind. Die Berater       dadurch auch die Effizienz und Quali-          Daten“. Außerdem wird die Chance zur
Ausarbeitung von Digitalisierungsideen       wurden gebeten den Beratungsbedarf           tät steigern. Weiterhin wird deutlich,         Kostenreduktion häufig genannt. Diese
begonnen worden ist (13 Prozent). In die     von folgenden Digitalisierungsthemen         dass in den Augen der Befragten die            Möglichkeit wurde bei den Familienun-
Findungsphase – Überlegungen zur Di-         bei Familienunternehmen einzuschät-          Prozessabläufe im Unternehmen durch            ternehmern kaum erkannt. Die befragten
gitalisierung liegen konkret vor und die     zen. Familienunternehmen und Berater         die Digitalisierung vereinfacht und ver-       Berater sehen eindeutig mehr Chancen
Umsetzung wird vorbereitet – ordnen          stimmen in einigen Themen, wie IT-           einheitlicht werden können. Außerdem           als Herausforderungen: Chancen: neue
                                                                                                                                                                 “
nur 15 Prozent der Befragten ihr eigenes     Sicherheit, digitale Plattformen und In-     werden oftmals neue Geschäftsmodelle           Geschäftsfelder und Absatzmöglichkei-
Familienunternehmen ein. Ebenso be-          dustrie 4.0 überein. Es gibt allerdings      sowie -felder als Chance genannt. Die          ten, neue Möglichkeiten, Wissensvor-
finden sich nur 17 Prozent der Familien-     auch Themen, wie Mobile-Computing,           Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit            sprung/Wettbewerbsfähigkeit, Flexibili-
unternehmen in der Wachstumsphase,           Internet of Things und Künstliche Intel-     sehen die Familienunternehmer als wei-         sierung von Abläufen, Transparenz und
sprich dass die Digitalisierung des Leis-    ligenz, bei denen die Platzierung stärker    tere Chance: Digitalisierung ist ent-          Vertrauen durch Technologie“. Jedoch
                                                                                                           “
tungsspektrums und des Geschäftsmo-          voneinander abweicht.                        scheidend für die Wettbewerbsfähigkeit         sehen die Berater die Thematik auch kri-
dells des Unternehmens bereits weitge-                                                    des Unternehmens und Voraussetzung             tisch: Große Chancen, aber auch häufig
                                             Es zeigt sich, dass Familienunternehmer                                                            “
hend abgeschlossen ist und nun skaliert                                                   das Unternehmen in die nächste Gene-           Überforderung“ und zeigen durchaus
                                             die Notwendigkeit der Digitalisierung
wird.                                                                                     ration überhaupt zu bringen.“ Trotz der        Herausforderungen auf: Herausforde-
                                             erkannt und schon Maßnahmen ergriffen                                                                                 “
                                                                                          Chancen sehen die Befragten auf der            rungen: Schaffung flexibler Strukturen,
Betrachtet man nun den Fortschritt der       haben. Mit dem Stand der Auseinander-
                                                                                          anderen Seite auch Herausforderungen.          Mindset Change, Veränderungsbewusst-
Digitalisierung von Familienunterneh-        und Umsetzung im eigenen Unterneh-
                                                                                          Die größten Herausforderungen werden           sein schaffen“, Gigantische Herausfor-
men abhängig von dem Umgang mit der          men sind sie jedoch nicht zufrieden und                                                                     “
                                                                                          in den Kosten und dem Aufwand der Di-          derungen: bekommen keine guten Di-
Digitalisierung zeigt sich ein offensicht-   sehen noch Handlungsbedarf. Berater
                                                                                          gitalisierung gesehen: Bedarf intensiver       gital-Experten, verstehen Digital nicht/
licher Zusammenhang. Je fortgeschrit-        schätzen den Stand der Auseinander-                                   “
                                                                                          Beschäftigung“, Mit großem Aufwand             falsch, kommen aus ihren Strukturen/
tener sich die Familienunternehmer im        und Umsetzung mit der Digitalisierung                           “
                                                                                          verbunden. Jedoch in der heutigen Zeit         Denkweise nicht raus“.
Digitalisierungsprozess     wahrnehmen,      in Familienunternehmen kritisch ein.
                                                                                          notwendig. Wer nicht adaptiert, ver-
desto eher beschäftigen sie sich auch        Auch bereits lange verfügbare Einsatz-                                                      Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
                                                                                          liert“. Einige Familienunternehmer sehen
gerne mit digitalen Produkten und            möglichkeiten scheinen nicht genutzt zu                                                     die Digitalisierung aufgrund ihres dis-
                                                                                          zwar die Notwendigkeit sind aber per-
Dienstleistungen und haben einen siche-      werden (z.B. Mobile Computing).                                                             ruptiven Charakters als eine große Her-
                                                                                          sönlich nicht ganz überzeugt: Wir sind
reren Umgang mit diesen.                                                                                                    “            ausforderung wahrgenommen wird. Vor
                                             Im Folgenden Abschnitt werden die            seit mehreren Jahrzehnten erfolgreich in
                                                                                                                                         allem sehen sowohl die Familienunter-
Im weiteren Verlauf des Fragebogens          Chancen und Herausforderungen der Di-        unserem Geschäftsfeld tätig und erfah-
                                                                                                                                         nehmer als auch die Berater aber grund-
wurden die Familienunternehmer und           gitalisierung aus Sicht der Familienunter-   ren die von Ihnen beschriebene Digita-
                                                                                                                                         sätzlich die Potenziale, die sich aus Sicht
Berater gebeten zwischen verschie-           nehmen und Beraten näher betrachtet.         lisierung wird nur soweit umgesetzt als
                                                                                                                                         der Befragten insbesondere aus Mög-
denen Maßnahmen zu wählen, die Sie                                                        dass wir mithalten“ mit jener die essen-
                                             Die befragten Familienunternehmer wur-                  “                                   lichkeiten zur Prozessoptimierung, aber
durchführen würden, um die Digitali-                                                      ziell sind. Eine Vorreiterrolle in der Digi-
                                             den nach den Chancen und Herausforde-                                                       auch der Erweiterung oder Erschließung
sierung in Familienunternehmen voran-                                                     talisierung würde uns keinen weiteren
                                             rungen der Digitalisierung in Ihrem Fami-                                                   neuer Märkte und Geschäftsmodelle für
zutreiben. Grundsätzlich glauben Fami-                                                    Marktvorteil beschaffen, weswegen wir
                                             lienunternehmen gefragt. Am häufigsten                                                      Familienunternehmen ergeben. Wichtig
lienunternehmen die Digitalisierung mit                                                   keine Kosten hierfür aufbringen.“
                                             nannten die befragten Familienunter-                                                        ist den Teilnehmern, dass diese Chancen
eher traditionellen Ansätzen, wie einem
                                             nehmer, die Prozessoptimierung als eine      Auch die befragten Berater haben eini-         und Herausforderungen systematisch
intensiven Dialog mit Marktpartnern und
                                             besondere Chance der Digitalisierung:        ge Chancen und Herausforderungen der           identifiziert, analysiert und beurteilt
Kunden, Initiierung von Pilotprojekten
                                               Digitalisierung bietet uns die Möglich-    Digitalisierung preisgegeben. Die größ-        werden, bevor dann geeignete Maßnah-
und mit den derzeitigen Mitarbeitern,        “
                                             keiten alle Prozesse zu überwachen und       te Chance sehen die Berater, wie auch          men getroffen werden können, ohne eine
stemmen zu können, während hinge-
                                             detailliert zu erfassen. Damit haben wir     die Familienunternehmer, in der Prozess-       Entwicklung zu verschlafen oder aber
gen Berater Kooperation mit Startups,
                                             die Möglichkeit die Qualität signifikant     optimierung: Die Chance liegt grund-           unbedacht einem Trend zu folgen.
Einsatz von externen Spezialisten und                                                                    “
                                             zu verbessern.“, Die Digitalisierung von     sätzlich in der Vereinfachung, Transpa-
Schaffung von Freiräumen für Mitarbei-                         “
                                             Prozessen kann zu Effizienzsteigerungen      renz, Standardisierung und qualitativen
ter für mehr Kreativität für weitaus wich-
                                             führen, allerdings muss man immer die        Verbesserung der Prozesse. Dies führt
tiger halten.
                                             Kosten der jeweiligen Implementierung        letztendlich zu einer Kostenreduzierung
Des Weiteren wurden die Familienunter-       abwägen.“ Das heißt, durch die Digita-       und somit zur Stabilisierung der Wettbe-
nehmer nach Digitalisierungsthemen ge-       lisierung können Familienunternehmen         werbsfähigkeit.“, Wertsteigerung durch
                                                                                                            “
fragt, die für Familienunternehmen ge-       insbesondere Prozesse optimieren und         Prozessoptimierung auf Basis valider

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