Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes - September 2017 Jahrgang 69 www.tjv.at - Tiroler Jägerverband
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ZUM GELEIT Klare Position des Verbandes! I n letzter Zeit und vor allem im Ausland ist das Thema in aller Munde: Schall- dämpfer oder „Schallmodulator“. Während frühere Vorstöße oft lange als verpönt bei der Jagd galten, stehen Schalldämpfer europaweit immer häufiger im Einsatz. Dies auch aus gutem Grund – es geht hier um den Schutz unserer eigenen Gesundheit! Der Knall bei der Schussabgabe schädigt das Gehör dau- erhaft. Da sich der Schalldruck seitlich von der Mündung ausbreitet, ist nicht nur der Schütze selbst, sondern auch sein Begleiter gefährdet. Eine Reduktion des Schalldruckpegel von 160 auf 120 Dezibel würde dabei für das menschliche Gehör schon eine Entlastung unter die gesundheitsschädliche Grenze bedeuten. Der Vorstand des Tiroler Jägerverbandes hat sich daher klar positioniert: Im Sommer wurde seitens des Vorstandes einstimmig entschieden, sich dafür einzusetzen, dass allen Besitzern einer Tiroler Jagdkarte der Weg zur Nutzung eines Schalldämpfers geebnet wird. Es spricht wenig dagegen, bestehende Technik sinnvoll zu nutzen, um irrever- siblen Gehörschäden vorzubeugen. Dieser Gehörschutz sollte allen Jägerinnen und Jägern bei der Jagdausübung, die schließlich im gesetzlichen Interesse liegt, zuerkannt werden. An einer weidgerechten Jagd sollte dies nichts ändern, im- merhin wird so gejagt wie bisher – nur eben um ca. 30 Dezibel leiser. Für Vorfreude ist es allerdings noch zu früh. Laut Österr. Waffengesetz – einem Bundesgesetz – zählen Schalldämpfer zur Kategorie der verbotenen Waffen, was Besitz und Führung anbelangt. Daher steht noch offen, wie schnell sich eine österreichweite Änderung erwirken lässt, die den Gebrauch folglich auch nach dem Tiroler Jagdrecht zulässt. Wir werden jedenfalls keine Zeit verlieren, um unsere Position im Sinne der Gesundheit der Tiroler Jägerinnen und Jäger zu vertreten. ❙ Weidmannsheil! Anton Larcher Landesjägermeister von Tirol Foto: Neuner (1) JAGD IN TIROL 09 06 | 2017 2015 3
Waldkauz: Vogel des Jahres 2017 10 16 Waldrapp: Reason for Hope – Die Rückkehr des Waldrapps 22 Hirschbrunft: Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte … 3 ZUM GELEIT 16 Waldrapp: Reason for Hope – Die Rückkehr ■ JAGD & GESCHICHTE des Waldrapps 6 FOTO DES MONATS 22 Hirschbrunft: Ein Bild sagt mehr als 46 Kunst: Der heilige Eustachius 1000 Worte … 48 Nostalgische Fundgrube ■ FORSCHUNG & PRAXIS ■ WALD & LEBENSRAUM 08 Drastischer Rückgang bei brütenden 29 Pflanzenserie: Blau- und Preiselbeere ■ INFO & SERVICE Vogelarten in der Agrarlandschaft (Vaccinium myrtillus L. und V. vitis-idaea L.) 50 Mitteilungen der Geschäftsstelle 08 Buchenwälder werden Weltnaturerbe 32 Tiroler MTB-Modell 2.0: Bergwelt Tirol – 51 Jubilare im September 2017 09 Reviere: Starker Keiler auf Bichlbacher Alm Miteinander Erleben 52 TJV-Akademie 09 Reviere: Blinde Steingeiß 09 Reviere: De Weiße 56 Aus- und Weiterbildung ■ JÄGER & REVIER 57 Aus den Bezirken 59 Veranstaltungen ■ WILD & ÖKOLOGIE 34 Trophäenbearbeitung: Auskochen 62 Jäger in der Schule von Gams und Rehbock 64 Vereine 10 Waldkauz: Vogel des Jahres 2017 40 Bergwaldprojekt: Im Einsatz fürs Birkwild 65 Jägerinnen 15 Schweinepest: Afrikanische Schweinepest 44 Jägerwissen auf dem Prüfstand: 66 Jagdkultur – BMGF setzt Vorsorgemaßnahmen Testen Sie Ihr Wissen 67 Bücherecke 4 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Ben Queenborough/shutterstock (1), Waldrappteam (1), Hain (1)
INHALT WILD| IMPRESSUM & ÖKOLOGIE 34 Trophäenbearbeitung: Auskochen von Gams und Rehbock 73 Leseprobe: Gezielt manuell fokussieren IMPRESSUM Herausgeber Medieninhaber (Verleger): Tiroler Jägerverband, Meinhardstraße 9, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-57 10 93, 0800-244 177 Fax: 0512-57 10 93-15, E-Mail: info@tjv.at 68 Autotest: Nissan X-Trail Schriftleitung: Mag. Martin Schwärzler (TJV) Layout: Evelyn Schreder (Bezirksblätter) 70 Kulinarium: Gulasch vom Hirschnacken mit Zwetschken, Speck und Nüssen Hersteller und Anzeigenverwaltung: Bezirksblätter Tirol GmbH, Eduard-Bodem-Gasse 6, 6020 Innsbruck, Tel.: 0512-320 4111, Zeitschrift des Tiroler Jägerverbandes September 2017 • Jahrgang 69 www.tjv.at Fax: 0512-320 720, E-Mail: jagd@jagdintirol.com ■ JAGDHUNDE Redaktion: TJV (Martin Schwärzler, Martina Just, 71 Vereine Christine Lettl, Miriam Traube, Anja Waldburger), 72 Jagdhundetage Bezirksblätter Tirol 73 Leseprobe: Gezielt manuell fokussieren Produktion, Bildbearbeitung: Evelyn Schreder „Jagd in Tirol” wird an alle Mitglieder des Tiroler Jägerver- bandes kostenfrei abgegeben. Sie ist eine Fachzeitschrift, welche die behördlichen Kundmachungen und Verlaut- ■ HUMORVOLLES barungen zu veröffentlichen hat und zusätzlich über grund- sätzliche Fragen und aktuelle Ereignisse auf dem Gebiet 80 Klavinius des Jagdwesens, des Naturschutzes usw. informiert. „Jagd in Tirol” erscheint am Monatsanfang. Redaktionsschluss ist der 10. des Vormonats. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird keine Verantwortung übernommen. Namentlich Das Titelbild dieser Ausgabe stammt oder mit Kürzel gezeichnete Beiträge geben nicht unbe- 81 JAGDMARKT-ANZEIGEN von Gunther Greßmann. dingt die Meinung von Redaktion und Herausgeber wieder. Fotos: Hofer (1), Traube (1) JAGD IN TIROL 09 06 | 2017 2015 5
Größtes Nagetier Europas Biber sind Ur-Tiroler, die sich seit ca. 1990 langsam ihren Le- bensraum von Bayern kommend über den Inn und die Großache wieder zurückerobern. Landesweit wurden inzwischen rund 130 Biberreviere aufgenommen. Biber sind nach der europäischen FFH-Richtlinie, nach dem Tiroler Naturschutzgesetz und der Ti- roler Naturschutzverordnung geschützte Tiere. Danach ist es ver- boten, sie absichtlich zu stören, zu jagen, zu fangen, zu besitzen, zu verletzen oder gar zu töten. Es ist deren gesamter Lebensraum inklusive der Baue und Dämme geschützt. Das Foto des Monats wurde von WM Martin Sprenger im Bezirk Reutte aufgenommen. 6 JAGD IN TIROL 09 | 2017
SEPTEMBER 2017 FOTO WILDDES & ÖKOLOGIE MONATS Wir suchen: IHR FOTO DES MONATS Fotografiebegeisterte Leser der „JAGD IN TIROL“ sind eingeladen, ihr „Foto des Monats“ an die Redaktion (foto@tjv.at) einzusenden. Die Aufnahme sollte ein interessantes Motiv aus Natur, Wald und Wild, Jagd, Forst oder Revier- betreuung abbilden. Eine kurze Erläuterung zur Person des Fotografen, dem Aufnahmeort und den näheren Umständen der Aufnahme wären wünschenswert. Als Gewinn winken die Veröffentlichung als „Foto des Monats“ samt Erwähnung des Fotografen in der JAGD IN TIROL, die Aufnahme in die TJV-Bildergalerie sowie ein Victorinox HUNTER Taschenmesser mit TJV-Logo. Einsendeschluss: 07. des Vormonats an foto@tjv.at Die Bilder sollten eine Dateigröße von ca. 5 MB haben. Die Teilnahme erfolgt durch Übersendung eines oder mehrerer Fotos ausschließlich per E-Mail. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Teilnehmer gewährleisten, dass sie an den übermittelten Fotos sämtliche Rechte uneingeschränkt besitzen und keine Rechte Dritter berühren. Insbesondere bei der Darstellung von Personen versichern die Teilnehmer, dass keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden und die abgebildeten Personen mit einer Veröffentlichung ihres Bildes einverstanden sind. Die Teilnehmer räumen dem TJV mit der Einsendung und Teilnahme uneingeschränkt das Recht ein, übermittelte Fotos unentgeltlich und in sämtlichen Medien zu nut- zen und zu veröffentlichen. JAGD IN TIROL 09 | 2017 7
FORSCHUNG & PRAXIS AKTUELLES Drastischer Rückgang bei brütenden Vogelarten in der Agrarlandschaft E s gibt immer weniger Vögel in Österreich. Es verschwinden vor allem jene, die auf Feldern oder Wiesen leben – wie das Braun- bis 1.500 Brutpaare. Das entspricht einer Ab- nahme von 75 bis 80 Prozent. Eine spezielle Förderung bewahrt in Tirol noch etwa 425 kehlchen, der Wiedehopf oder die Feldlerche. Braunkehlchen-Brutpaare in den Bezirken Die Zahl der Brutpaare in landwirtschaft- Landeck, Imst und Lienz. Trotzdem schwand lichen Gebieten ist in den letzten 30 Jahren gut ein Drittel der Bestände innerhalb der um fast ein Drittel gesunken. Laut Beobach- letzten 15 Jahre. BirdLife Österreich setzt im tungen europäischer Ornithologen könnte Rahmen seiner Arbeit auf Aufklärung und das Vogelgezwitscher vor allem in landwirt- individuelle Beratung der Landwirte. „Dem schaftlichen Gebieten bald noch seltener Braunkehlchen genügt oft schon das Belas- werden. Ursprünglich hatte die traditionelle sen von nicht bewirtschafteten Randstreifen Landwirtschaft die Artenvielfalt erhöht. Heu- als Brachen sowie eine verzögerte Mahd und te ist sie in ihrer zunehmend industriell ge- Etwa ein Drittel der Braunkehlchen-Brutpaare ist der Verzicht auf Düngung“, erklärt Ornitho- prägten Form einer der wichtigsten Gründe in den letzten 15 Jahren in Tirol verschwunden. loge Gàbor Wichmann. „Dazu braucht es für den Rückgang an Arten. aber eine naturverträglichere Agrarpolitik frei Das Braunkehlchen galt einst als Charakter- kehlchen hat die ehemalig gut besetzten nach dem Motto „öffentliches Geld für öffent- vogel und häufiger Brutvogel in der arten- Brutgebiete weitgehend geräumt und sich liche Interessen“, so Wichmann weiter. Es sol- reichen Kulturlandschaft der Niederungen auf kleine Restvorkommen zurückgezogen. len zukünftig jene Landwirte belohnt werden, und Hügelländer des Alpenvorlandes bis in Schätzungen aus dem Jahr 2004 zeigen ei- die aktiv etwas für die Umwelt und die Natur die Bergmähwiesen der Alpen. Heute ist es nen österreichweiten Bestand von etwa 5.500 – wie etwa für das Braunkehlchen – tun. ❙ ein selten gewordener Zaungast. Das Braun- Brutpaaren. Inzwischen sind es nur noch 950 BirdLife Österreich Buchenwälder werden Weltnaturerbe Teile von Dürrenstein und Nationalpark Oö. Kalkalpen ab sofort Teil von UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenwälder Europas“ D as UNESCO-Welterbekomitee hat bei seiner Jahrestagung in Krakau be- kanntgegeben, dass der Urwald Rothwald schaft (BMLFUW) abgewickelte Zertifizie- rungsprozess konnte positiv abgeschlossen werden. „Ein großer Erfolg für den österrei- pagosinseln oder Südtiroler Dolomiten ein. Der Erfolg in Krakau war durch ein enges Zusammenwirken der österreichischen De- in Niederösterreich sowie Teile des Natio- chischen Naturschutz – das Prädikat Welt- legierten des BMLFUW, des Außenmini- nalparks Kalkalpen in Oberösterreich ge- naturerbe zeigt eindrucksvoll, welch einzig- steriums, des Bundeskanzleramts, der Ös- meinsam mit anderen europäischen Wäl- artige Naturschätze wir in unserem Land terreichischen UNESCO-Kommission und dern zum UNESCO-Weltnaturerbe „Alte beheimaten", erklärt Bundesminister An- der Fachexperten vor Ort möglich. Buchenwälder und Buchenurwälder der drä Rupprechter. Mit dieser Entscheidung Die UNESCO World Heritage Nominie- Karpaten und anderer Regionen Europas“ werden erstmals Schutzgebiete aus Öster- rung „Primeval Beech Forests of the Car- erhoben werden. Der unter Federführung reich in die Liste der Weltnaturerbestätten pathians and Other Regions in Europe” des Bundesministeriums für Land- und aufgenommen, sie reihen sich damit in die wurde im Jänner 2016 vom BMLFUW offi- Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt- Riege von Yellowstone National Park, Gala- ziell eingereicht. Formal handelt es sich um eine Erweiterung eines bereits bestehenden Welterbes, das Flächen in der Ukraine, der Slowakei und Deutschland umfasst. Insge- samt sind elf europäische Staaten mit mehr als 60 nominierten Flächen vertreten. Dabei stehen die letzten Reste urwaldähnlicher oder zumindest sehr alter Buchenwaldbe- stände mit geringen Spuren menschlicher Eingriffe im Fokus. Die ausgewählten Ge- biete variieren stark in ihrer Größe, insge- samt sind es ca. 61.000 Hektar. ❙ Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft 8 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Dvorak (1), BMLFUW Fuchs (1)
REVIERE FORSCHUNG & PRAXIS ÖKOLOGIE Starker Keiler auf Bichlbacher Alm Blinde Steingeiß Seit mehreren Jahren hielt sich der Keiler jeweils während der Sommermonate im Am 18. Juli 2017 wurde von Bergstei- Bereich der Bichlbacher Alm auf. gern in den Stubaier Alpen am Habicht auf ca. 2.800 m eine blinde Steingeiß im A m Abend des 24. Juni 2017 wurde in der Genossenschaftsjagd Bichlbach von Revierjäger Patrick Mott von der gegenü- Fels entdeckt und fotografiert. Die in- fektiöse Keratokonjunktivitis (IKK) ist eine bei Gams- und Steinwild seuchen- berliegenden Talseite aus ein schon länger haft auftretende Augenerkrankung, wel- bestätigter Keiler beim Durchqueren einer che teilweise durch die komplette Er- Rinne beobachtet. Er verständigte seinen fenlänge misst links 26,3 und rechts 25,9 cm, blindung zum Tod führen kann. Wich- Jagdkollegen Bernhard Nagele, der sich das Gewicht hingegen ist eher gering mit tig zu wissen ist jedoch, dass die Tiere sofort auf den Weg machte und unterhalb aufgebrochen 65 kg. Dies ist vermutlich auf die Krankheit ausheilen können und eines möglichen Wechsels ansaß. Um 21.00 sein Alter und die harten Lebensbedingun- es daher bei Auftreten eines Seuchen- Uhr konnte er den Keiler in einer Lücke gen in einem Bergrevier zurückzuführen. zuges oberste Priorität haben sollte, das einer Fichtendickung ausmachen und erle- Trotz oftmaligem Ansitz der heimischen Gebiet weiträumig zu beruhigen, um gen. Der Keiler, der sich schon über mehrere Jäger konnte dieser heimliche Einzelgänger die Tiere nicht zusätzlichem Stress und Jahre während der Sommermonate immer jahrelang nicht erlegt werden. Sein Winter- dadurch bedingtem Tod durch z. B. Ab- wieder im Bereich der Bichlbacher Alm auf- einstand war nicht bekannt. ❙ sturz auszusetzen. ❙ hielt, entpuppte sich als kapital. Seine Waf- Otto Wechner MT/TM De Weiße An Pendling drom leb scho longe Zeit a Viech, des mi gonz besondas gfreid. Wia i si as easchte moi gsechn hu, hu i gmoand, a Schafe steht do a da Wond hi dru. A Schafe, na wo gibs denn dossn, amend a Goas om a da Wond da nossn. Hea an Spektiv, etz stands kod guad, des is jo a Gams do an Morgnruad. 2010 is gwen, i woas genau, wia is an Jogdpächta fazöd hu und seina Frau. S´Jahr drauf hui noa as easchte Foto damocht, noa hom oft onane Jaga a nimma glocht. Schneeweiß is gwen mid ruade Liachda, a da Nocht wennst des sigsd, no firchsda. Mid de Johr sand ofd de Foto scho bessa wuan, si wead a scho gfleckat hint und fuan. Jeds Fruahjahr gfrei i mi aufs nei, obs ebba heia hod a Kitz dabei? Mogs ned, oda kus ned, des is die Frog, weis bis etz oiwei nu koas hod. So ren i ia hoid noch so oft i ku, und gfrei mi, boi is wida gsechn hu. Hoffentlich bleibs nu long am Leben, i wünschad mas, sie hod mein Segn. Franz Suchan, Aufsichtsjäger Langkampfen 2 Fotos: Nagele (2), Suchan (1), Privat (1) JAGD IN TIROL 09 | 2017 9
WILD & ÖKOLOGIE VOGEL DES JAHRES 2017 Waldkauz Vogel des Jahres 2017 Einige Krimis kommen ohne seinen Ruf aus, doch sobald sich die Ermittler in den Wald begeben, schallt er auch oft durch die heimischen Wohnzimmer: der Ruf des Waldkauzes. Die häufigste heimische Eulenart wurde 2017 zum Vogel des Jahres gekürt. Stellvertretend für viele andere Höhlenbewohner macht er auf die Bedeutung alter Wälder aufmerksam. Autor: Theresa Walter, MSc. 10 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Foto: Ondrej Chavatal/shutterstock (1)
VOGEL DES JAHRES 2017 WILD & ÖKOLOGIE D er typische Ruf des Waldkauzes ist wohl jedem Jäger und jeder Jägerin bestens bekannt. „Huu-hu-huhuhu- huu“ schallt es vor allem im Herbst durch den nächtlichen Wald, egal, ob man sich in der Dämmerung auf einem Hochstand im Revier am Lech oder nahe Innsbruck befin- det. Großräumig gesehen kann der Wald- kauz in Europa von Portugal bis weit in den Osten Russlands hinein angetroffen wer- den, aber auch im Süden Finnlands und an der Südküste der Türkei. Er fehlt in Europa lediglich in Island und Irland, in allen ande- ren Ländern nur in den baumarmen Gebie- ten Nordeuropas und über der Baumgrenze im Gebirge. Grundsätzlich aber bevorzugt der im Vergleich zu Uhu und Habichtskauz eher kleinere Kauz alte Laub- und Misch- Der dämmerungs- und nachtaktive Wald- wälder; als äußerst anpassungsfähige Art kauz ist die häufigste Eulenart in Öster- kommt er aber auch häufig in Nadelwäl- reich. Er kann in vielen unterschiedlichen dern und in der Kulturlandschaft vor. So- Lebensräumen beobachtet werden. gar in einigen Städten kann der Waldkauz angetroffen werden und reproduziert sich Nächtliche Mäusejäger dort durchaus erfolgreich. In solchen städ- Mit einer Flügelspannweite von ca. 90-100 rungsverfügbarkeit die Orte mit den besten tischen Gebieten brüten die Jäger der Nacht cm und einem Gewicht von rund 400 bis Chancen auf Beute gezielt aufsuchen zu in alten Alleebäumen, Parkanlagen oder auf 600 g segelt der Waldkauz als relativ wen- können. Meist findet die Jagd im Suchflug Friedhöfen. Bei geringer Störung durch den diger Vogel durch den Wald. Wie bei allen entlang von Wegen oder Waldrändern so- Menschen kommt es auch immer wieder zu Eulenarten sind die Weibchen tendenziell wie auf Wiesen statt, wo vermehrt Mäuse zu Bruten in Kaminen von älteren Gebäuden. größer und schwerer als die Männchen. Der erwarten sind. Doch auch die Ansitzjagd ist Körperbau ist vergleichsweise kompakt, mit einem großen runden Kopf und einem ver- hältnismäßig kurzen Stoß. Das Gefieder lässt den Waldkauz oft größer und schwerer erscheinen, als er wirklich ist. Die Färbung des Gefieders wird oft als „rindenähnlich“ beschrieben und ermöglicht dem Waldkauz eine perfekte Tarnung. Waldkäuze kom- men in Europa in verschiedenen Farbmor- phen vor. Neben grauen, grau-braunen und braunen Waldkäuzen sind auch rot-braune Exemplare anzutreffen. Die verschiedenen Farbmorphen können durchaus im glei- chen Gebiet vorkommen und verpaaren sich auch miteinander. Als vorwiegend nachtaktiver Vogel ver- bringt der Waldkauz den Tag meist eng an einen Baumstamm geschmiegt in der Deckung. In der Dämmerung werden die Vögel aktiv und streifen auf der Suche nach Mäusen durch ihr angestammtes Revier, welches sie als Standvögel auch im Winter nicht verlassen. Das eigene Revier gut zu kennen, ist für den Waldkauz überlebens- wichtig, um in Jahren mit schlechter Nah- Im Siedlungsraum nehmen Waldkäuze auch Schornsteine als Tageseinstand an. In seltenen Fällen wird dort sogar gebrütet. Foto: Kaczmar Fotos: Egger (1), (1)Lukas Gojda/shutterstock (1) JAGD JAGD IN TIROL IN TIROL 07-08 09 | 2017 11
WILD & ÖKOLOGIE VOGEL DES JAHRES 2017 möglich. Mit den seitlich hinter den Augen liegenden Ohren kann der Waldkauz nicht nur die Richtung, sondern auch die Entfer- nung eines Geräuschs bestimmen. Feinste Geräusche werden, wie bei allen Eulen- arten, im sogenannten Gesichtsschleier aufgefangen, wie in einem Schalltrichter gebündelt und zu den Ohröffnungen gelei- tet. Der lautlose Flug der Eulen ist bedingt durch ihre Federstruktur: Die feine Zäh- nung der Schwungfedern sowie die weiche Oberfläche der Federn dämpfen den Luft- strom, der beim Fliegen erzeugt wird und vermeiden Wirbelbildungen in der Luft, die einen Flügelschlag hörbar machen würden. An und für sich hat der Waldkauz ein re- lativ breites Nahrungsspektrum. In guten Mäusejahren wie beispielsweise nach einer Buchenvollmast sind die Beutetiere des Waldkauzes überwiegend Wühlmäuse wie die Rötelmaus und echte Mäuse wie die Gelbhalsmaus. In schlechten Mäusejahren können die verhältnismäßig wendigen Eu- werden im Ganzen verschluckt. Die un- chen der Beutetiere, welche auch anhand len auch auf kleinere Vögel, Frösche und verdaulichen Nahrungsreste der Beutetiere von gefundenen Gewöllen analysiert wer- Regenwürmer zurückgreifen. Nur in Aus- werden nach einigen Stunden als verfilzte den können. nahmefällen leben Waldkäuze fast voll- Speiballen wieder ausgespuckt. Diese Ge- ständig von Vögeln. Gefangene Beutetiere wölle enthalten Federn, Haare und Kno- Reviertreue Baumhöhlenbrüter Waldkäuze sind nach ihrem ersten Win- ter geschlechtsreif und können sich dann schon erfolgreich fortpflanzen. Hat sich ein Waldkauzpaar gefunden, verpaaren sie sich auf Lebenszeit und verteidigen ihr Re- vier gegenüber Artgenossen. Ab Mitte Sep- tember beginnt die Herbstbalz, bei der die beiden Partner wieder zusammenfinden, nachdem sie den Sommer eher an getrenn- ten Tageseinständen im Revier verbracht haben. Bis in den November hinein sind die abwechselnden Rufe von Weibchen und Männchen gut zu hören. Nach einer eher rufarmen Zeit im Dezember beginnt die Balz im Jänner erneut. Die Rufduelle enden damit, dass das Männchen beginnt, dem Weibchen Futter zuzutragen. Wie alle Eu- lenarten baut sich der Waldkauz selbst kein Nest. Er bevorzugt in Wäldern frei anflieg- bare Baumhöhlen, in die von den Vögeln kein zusätzliches Nistmaterial eingetragen wird. Da aber in den vergangenen Jahr- zehnten ausgedehnte Altbestände selten ge- worden sind, können auch Horste anderer Greifvogelarten oder Nester von Singvogel- arten wie zum Beispiel Krähen genutzt wer- Der Waldkauz jagt vor allem Mäuse, wie bei- spielsweise die Gelbhalsmaus. Diese werden im Flug oder von einer Ansitzwarte aus erbeutet. 12 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Mächler (2), allanw/shutterstock (1), KOO/shutterstock (1)
VOGEL DES JAHRES 2017 WILD & ÖKOLOGIE Die jungen Waldkäuze verlassen noch flugunfähig ihre Bruthöhlen. Dann erklimmen sie mit Hilfe von Schnabel und Krallen den nächst- gelegenen Baum. den. Ebenso gerne werden Nistkästen an- hängt von der Nahrungsverfügbarkeit ab. genommen. Nachdem das Männchen dem In Jahren mit sehr schlechter Nahrungs- Weibchen mögliche Nistplätze durch An- verfügbarkeit kann es vorkommen, dass die Jagdtechnik. Im Herbst verlassen die Jung- fliegen der Bruthöhle signalisiert hat, wählt Waldkäuze zwar im Revier präsent sind, vögel das Revier der Eltern und gründen ihr das Weibchen den besten Brutplatz aus. jedoch gar nicht erst zur Brut schreiten. eigenes. Brutbeginn ist meist Ende Februar/An- Im Durchschnitt werden zwei bis vier Eier fang März. Im Lauf der Brut von rund 28 gelegt, in sehr guten Jahren können es bis Tagen brütet ausschließlich das Weibchen, zu sechs sein. Nach rund 28 bis 30 Tagen Gefährdungsursachen während es vom Männchen mit Nahrung verlassen die jungen Waldkäuze die Brut- Im Durchschnitt werden Waldkäuze vier versorgt wird. Nur nach Einbruch der Dun- höhle. Am Boden angekommen, erklim- bis fünf Jahre alt. Unter anderem ergibt sich kelheit verlässt das Weibchen kurz die Brut- men sie mit Hilfe von Schnabel und Krallen dieses niedrige durchschnittliche Lebensal- höhle, um in der Nähe aufzubäumen und den nächsten Baum, den sie erreichen und ter durch die sehr hohen Sterblichkeitsraten Kot abzusetzen. Dann kehrt sie schnellst- sitzen als Ästlinge rund um die Bruthöhle der Jungeulen. Im ersten Jahr schwankt die möglich zu ihrem Gelege zurück, da die verteilt in den Bäumen. Dort werden sie Mortalitätsrate der jungen Eulen zwischen Eier nicht zu lange auskühlen dürfen. Die nach wie vor von ihren Eltern versorgt und 47 und 71 %, während sie im zweiten Le- Gelegegröße variiert von Jahr zu Jahr und erlernen im Lauf des Sommers die perfekte bensjahr nur mehr 22-45 % beträgt. Prä-
WILD & ÖKOLOGIE VOGEL DES JAHRES 2017 an Zäunen kann mit dem Einflechten von ten angewiesen. Seit dem Jahr 2009 läuft breiten Bändern (z. B. Absperrbändern) in Ostösterreich ein Projekt zur Wieder- oder auch Holzstöcken etwas vorgebeugt ansiedelung des seltenen Habichtskauzes. werden. Erfreulicherweise entwickelt sich dieses Projekt gut und es schlüpften im Jahr 2017 50 junge Habichtskäuze im Freiland. Im Seltener Verwandter Rahmen des Wiederansiedelungsprojektes Ein naher Verwandter des Waldkauzes ist wurden bisher über 400 Nisthilfen für die der Habichtskauz. Diese große Eulenart großen Waldeulen montiert. Diese werden starb vor 100 Jahren in Österreich aus. Der in der Regel, wenn sie nicht vom Habichts- Grund dafür liegt unter anderem bei den kauz besetzt sind, auch sehr gerne vom Veränderungen in der Forstwirtschaft, die Waldkauz angenommen. Der Erhalt alter bedingen, dass Bäume immer jünger ge- Baumbestände innerhalb – vor allem aber fällt werden. Denn wie der Waldkauz ist auch außerhalb – diverser Schutzgebiete ist auch der Habichtskauz auf alte Baumbe- langfristig für beide Eulenarten sowie viele stände mit geräumigen Höhlen zum Brü- andere Bewohner alter Bäume notwendig. ❙ Stellvertretend für alle Höhlen- bewohner soll der Waldkauz auf die Bedeutung alter Bäume aufmerksam machen. dation durch Uhu, Habicht und Mäuse- bussard, aber auch durch Steinmarder und Fuchs kann vorkommen. Genauso können kalte, schneereiche Winter für ein Mortali- tätsmaximum sorgen. Legen die Mäuse ihre Gänge unter einer hohen Schneedecke an, sind sie für die Käuze schwerer lokalisier- bar und erreichbar. Können die Jungeulen dann nicht auf alternative Beutetiere wie zum Beispiel Singvögel umstellen, werden sie zunehmend geschwächt und sterben an Unterernährung. Eine Sensation stellt der älteste bekannte Waldkauz in der Schweiz dar: Anhand eines Ringes konnte festge- stellt werden, dass ein Waldkauz 21 Jahre alt wurde. Neben Kollisionen mit Bahn- und Stromleitungen stellen der Straßenverkehr und auch Zäune im Wald ein Problem für den Waldkauz dar. Beim Überqueren von Straßen sind die Eulen oftmals zu langsam, um einem Auto auszuweichen. Forstzäune werden von den Eulen in der Nacht nur schwer wahrgenommen, sie kollidieren mit dem unerwarteten Hindernis und verfan- gen sich darin. Der moderne Straßenver- kehr und die dünnen Drahtzäune im Wald existieren noch nicht lange genug, als dass Auch der Habichtskauz, ein naher Verwandter des Waldkauzes, benötigt große Baumhöhlen zur Aufzucht sich die Käuze evolutionär an diese Hin- der Jungvögel. In Österreich galt die große Waldeule bis vor kurzem als ausgestorben. dernisse anpassen hätten können. Unfällen 14 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: scigelova/shutterstock (1), KOO/shutterstock (1), Michal Ninger/shutterstock (1)
SCHWEINEPEST WILD & ÖKOLOGIE Afrikanische Schweinepest BMGF setzt Vorsorgemaßnahmen Autor: ots A m 27. Juni 2017 wurde das Gesund- heitsministerium von den tschechi- schen Veterinärbehörden darüber informiert, dass in Zlín (80 Kilometer von Österreich entfernt) bei zwei Wildschwei- nen Afrikanische Schweinepest (ASP) fest- gestellt wurde. Mittlerweile sind 72 Krank- heitsfälle beim Wildschwein in der Gegend um Zlín bekannt geworden. Tschechien greift nun zu drastischen Maßnahmen und hat in der betroffenen Region die Kri- senlage ausgerufen. Um das Seuchengebiet soll ein 45 km langer Elektrozaun gebaut Wild- und Hausschweine können werden. an der Afrikanischen Schweinepest Die Afrikanische Schweinepest ist eine erkranken. Eine Übertragung auf den Menschen ist jedoch nicht möglich. äußerst ansteckende, meist fieberhaft ver- laufende Tierseuche. Sie befällt Haus- und Eine Übertragung auf Hausschweinbe- Wildschweine, für den Menschen stellt sie stände ist zu unterbinden. Es ist daher be- keine Gesundheitsgefährdung dar. sonders wichtig, zu verhindern, dass das Konsequenzen widerstandsfähige Virus in einen Betrieb eines Ausbruchs eingeschleppt wird. Das bedeutet vor allem: Kommt es zu einem Auftreten von ASP Sofortmaßnahmen, um im Wildtierbestand, sind umfassende und Verbreitung zu verhindern ➠Jeglichen direkten und indirekten großräumige Handelsbeschränkungen in Um eine Verbreitung nach Österreich und Kontakt zwischen Wildschweinen und den betroffenen Gebieten einzuhalten. Da- in den österreichischen Hausschweinebe- Hausschweinen verhindern. rüber hinaus müssen, je nach Vorkommen stand zu verhindern, tagte eine Runde ➠Kein Verfüttern von Speiseabfällen an im Wild- oder Hausschweinbestand, Re- von ExpertInnen aus Gesundheitsmini- Schweine. striktionszonen eingerichtet werden. Die zu sterium, Landwirtschaftsministerium, ➠Keine betriebsfremden Personen in den setzenden Restriktionen und die Ausmaße Bundesländern, Landwirtschaftskammer, Stall lassen. der Regionen sind im Durchführungsbe- Wirtschaftskammer und Jägerschaft. Man ➠Personen, die den Stall betreten, müssen schluss 2014/709/EU der EU-Kommission hat sich auf folgende Sofortmaßnahmen saubere betriebseigene Schutzkleidung festgelegt und betreffen den Handel mit verständigt: oder Einmalschutzkleidung tragen. lebenden Schweinen, aber auch Produkten ➠Mäuse und Ratten sind konsequent zu (Fleisch und verarbeitete Produkte). ❙ ➠Veröffentlichung einer Verordnung, bekämpfen. die erweiterte Sicherheitsvorkehrungen ➠Tiertransportfahrzeuge sind nach jedem in gefährdeten Gebieten vorsieht. Transport zu reinigen und zu desinfizieren. Ergänzend zu den Maßnahmen, die ➠Futtermittel- bzw. Einstreudepots sind Informationen die Nachbarländer setzen, soll in vor dem direkten Kontakt mit Wild- Weitere Informationen zur Krankheit bestimmten Gebieten Österreichs die schweinen zu schützen. finden Sie im Artikel „Afrikanische Freilandhaltung von Schweinen nur ➠Die Einbringung von Grünfutter Schweinepest- in der EU angekommen“ der JAGD IN TIROL 05/2014. unter bestimmten Voraussetzungen (Sauengras) in Haltungsanlagen ist zu möglich sein. unterlassen. Ebenso finden Sie Informationen ➠Einführung eines Monitoringsystems, zur aktuellen Seuchenlage, aber auch das eine frühzeitige Feststellung Der geringste Verdacht auf das Vorliegen rund um das Thema ASP und Jagd auf der Homepage des Bundesministeriums von ASP-Fällen bei Wildschweinen der Afrikanischen Schweinepest ist sofort für Gesundheit und Frauen: ermöglichen soll. dem zuständigen Amtstierarzt zu melden. https://www.verbraucherge- ➠Regelmäßige ExpertInnenrunden, Nur so können schnellstmöglich alle Maß- sundheit.gv.at/tiere/krankheiten/ in denen die zu treffenden Maßnahmen nahmen ergriffen werden, die eine Verbrei- asp_allg.html besprochen werden. tung der Seuche verhindern. Fotos: Sabine Schmidt/shutterstock (1) Foto: Fotolia (1) JAGD IN TIROL 09 06 | 2017 15
WILD & ÖKOLOGIE WALDRAPP Reason for Hope – Die Rückkehr des Waldrapps Der Waldrapp (Geronticus eremita) zählt zu einer der am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Im Rahmen eines EU Projektes (LIFE+ Biodiversity) soll mit Partnern aus Österreich, Italien und Deutschland der Waldrapp in Europa wieder angesiedelt werden. Autor: Julia Huter-Offer, MSc 16 JAGD IN TIROL 09 | 2017
Weitere Aktionen auf www.kettner.com K A RT E MONATS- E s mag schönere Vögel geben, doch AKTIONEN dem Waldrappe im Boden nach Nahrung, mit seinem langen, nach unten ge- hauptsächlich Regenwürmer und Insek- bogenen roten Schnabel und seinem tenlarven, stochern. Glatzkopf ist der Waldrapp eine außerge- wöhnliche Erscheinung. Der Waldrapp gehört zu den Ibisvögeln Vom beliebten Speisevogel JAHTI JAKT Fleecejacke und kann ein Körpergewicht von 1 bis 1,5 zur hoch gefährdeten Art Reversible Kilo sowie eine Flügelspannweite von bis Bis zum 17. Jahrhundert kam diese Art in Art. 620124 zu 125 Zentimeter erreichen. Charakte- Mitteleuropa recht häufig vor. Den Ägyp- ristisch für Waldrappe ist ihr schwarzes, tern galt der Waldrapp als Lichtbringer und statt 89,95 grün-violett glänzendes Gefieder. Wäh- Verkörperung des menschlichen Geistes. 59,95 rend der Kopf adulter Waldrappe unbe- Im süddeutschen Raum und in Österreich fiedert ist und von verlängerten Schopffe- wurde er hingegen wegen seines düsteren dern umrahmt wird, ist er bei Jungvögeln Äußeren als Vorbild des so genannten noch grau befiedert und der Federschopf Nachtkrapps vermutet, der als Kinder- noch nicht vorhanden oder deutlich we- schreckfigur sein Unwesen trieb und jene niger ausgeprägt. Typisch sind auch die Knaben und Mädchen mit sich forttrug, rot gefärbten Beine und der rote, nach die nach Beginn der Nacht noch draußen unten gebogene schlanke Schnabel, mit unterwegs waren. Dieses Märchen allein wurde dem Waldrapp aber nicht zum Ver- hängnis, vielmehr schätzte ihn die Bevöl- kerung, darunter hauptsächlich Mönche, OS-TRACHTEN als Speisevogel. Einst weit von Nordafrika Janker über den mitteleuropäischen Alpenraum, Art. 632043 das Mittelmeergebiet und den Balkan bis hinein in den Nahen Osten verbreitet, wurde dem Waldrapp bis Mitte des 17. Jahrhunderts europaweit derart nachge- statt 109,95 stellt, dass die europäischen Bestände völ- 79,95 lig verschwanden. Vielfach brütete der zu den Ibissen zählende Vogel in Kolonien auf den Mauern und Ruinen von Burgen und Klöstern; heute ist der Waldrapp in seiner arttypischen Lebensweise als Zugvogel MEOPTA in freier Wildbahn ausgestorben. Aktuell Meosight III lebt eine nicht mehr migrierende Wildpo- statt 279,95 Art. 217875 pulation an der Atlantikküste Marokkos; 199,95 gebietsweise von menschlicher Betreuung abhängige sedentäre Waldrapp-Kolonien leben in der Türkei, in Spanien und in Ös- GECO 9mm Para Packung 50 Stk. terreich. Art. 362500109 statt 15,90 10,95 ab 1.000 Stk. Zurück in die Heimat In Kuchl südlich von Salzburg, Burghausen in Bayern und Überlingen in Baden-Würt- temberg hat es sich das österreichische Waldrappteam um den Verhaltensbiologen Nur mit der Kettner Kundenkarte zum reduzierten Preis er- hältlich! Gültig bis 30.09.2017. Solange der Vorrat reicht. Dr. Johannes Fritz zur Aufgabe gemacht, diese bereits in Europa ausgestorbene Vo- gelart erneut zu etablieren und für einen nachhaltigen Bruterfolg der Kolonien zu sorgen. Schon zwei Brutkolonien konnten erfolgreich in Kuchl und Burghausen ge- gründet werden, eine dritte soll in den kom- menden Jahren in Überlingen etabliert wer- den. Ziel ist es, drei selbständig migrierende 12 x in Österreich und auch in... Brutkolonien aufzubauen und den Wald- rapp in seinem ursprünglichen Verbrei- INNSBRUCK, Businesspark tungsgebiet im nördlichen Alpenvorraum Grabenweg 71, 6020 Innsbruck Tel. +43 (0)2626 / 200 26 - 465 Foto: Prill/shutterstock (1) www.kettner.com
WILD & ÖKOLOGIE WALDRAPP Junge, von menschlichen Zieheltern aufgezogene Waldrappen fliegen während dem Zug in die Winterquartiere den Ultraleichtfluggeräten nach. wieder heimisch werden zu lassen. Eine für Den Weg zurück an den Ausgangsort fin- die nachhaltige Wiederansiedlung wichtige den die Vögel spätestens mit Erreichen der Eigenart der Waldrappe ist das weitgehend Geschlechtsreife von alleine. Zehn dieser fehlende Konfliktpotenzial mit Interessens- menschengeführten Migrationsflüge hat gruppen wie Landwirten, Fischern und das Team schon absolviert. Diesen Sommer der Jägerschaft. Auch eine Gefährdung wird eine weitere Waldrapp-Gruppe mit von Menschen oder Haustieren durch den insgesamt 31 Tieren von Überlingen aus harmlosen Vogel ist auszuschließen. abheben. Der Mensch als Zugvogel Wenn die Zieheltern Gestartet hat Dr. Johannes Fritz aus Mut- Menschen sind ters in Tirol sein Projekt zur Wiederansied- Was Verhaltensforscher Konrad Lorenz lung des Waldrapps schon im Jahr 2002, bei seinen Graugänsen einst entdeckt und doch bis die Strategie ausgereift war, dau- vorexerziert hat, machen sich auch die Bio- erte es einige Zeit. Ein wesentlicher Teil des logen des österreichischen Waldrappteams Projekts ist die so genannte „menschenge- zunutze: Die Prägung junger Vögel auf führte Migration“ von handaufgezogenen menschliche Zieheltern. Die Landschafts- Jungvögeln in das Überwinterungsgebiet entwicklerin Anne-Gabriela Schmalstieg in der Toskana, bei der die Zieheltern ihre sowie ihre Kollegin Corinna Esterer, eine Schützlinge in mittlerweile zwei Leichtflug- Umweltingenieurin, übernehmen diesen geräten begleiten. Der Mensch übernimmt Part der Elternschaft – wenige Tage nach in diesem Zusammenhang die Aufgabe des dem Schlüpfen treten sie in Kontakt mit zugerfahrenen Altvogels und weist dem den Jungvögeln, füttern sie und ziehen sie Nachwuchs den Weg in ein geeignetes mit voller Hingabe auf. Von April bis An- Überwinterungsgebiet. Während der er- fang Oktober haben sie sich ganz den kon- sten im Projekt absolvierten Flüge wurden taktfreudigen Vögeln und ihrer sozialen teilweise nur Etappen von 5 Kilometern ge- Prägung verschrieben. schafft, inzwischen liegt der Rekord bei 364 Binnen weniger Wochen werden die Tiere Kilometern. individuell auf ihre menschlichen Ziehmüt- 18 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Foto: Waldrappteam (1), Fritz – Waldrappteam (1)
WALDRAPP WILD & ÖKOLOGIE Die Prägung der Jungtiere auf ihre menschlichen Zieheltern findet in den ersten Monaten statt – Anne-Gabriela Schmalstieg (links) sowie Corinna Esterer (rechts) haben diese Rolle übernommen. sich das Gefieder streicheln oder sprin- gen ihnen sogar auf die Schulter für mehr Streicheleinheiten. Die Zieheltern sitzen gemeinsam mit den Piloten im Ultraleicht- fluggerät, wenn Mensch und Tier gemein- sam Richtung Süden unterwegs sind. Seit 2014 wird die Arbeit des Teams zur Wiederansiedlung des Waldrapps als Ar- tenschutzprojekt „LIFE+ Biodiversity“ von der EU gefördert. Todesursache: illegale Abschüsse Erhebliche Verluste von Waldrappen gibt es immer wieder durch illegale Abschüs- ter geprägt, ohne dabei den Draht zu den Kuscheln und Liebkosen mit den Tieren auf se in Italien. Diese hat in den Jahren 2004 Artgenossen zu verlieren. Die beiden Zieh- keinen Fall fehlen darf. Wenn die beiden die bis 2012 rund 69 % der Verluste bei den eltern verbringen täglich mehrere Stunden Voliere mit ihren zitronengelben Pullovern migrierenden Waldrappen verursacht. Im in der Voliere und bereiten die Vögel auf betreten, werden sie von ihren gefiederten Herbst 2012 konnte mithilfe der Positions- die Wildnis vor – wobei das gemeinsame Schützlingen freudig begrüßt und lassen meldungen der GPS-Geräte, mit denen die Helia 1-5 x 24i Erlebbare Perfektion Die neuen Helia überzeugen durch kompromisslose Konzentration Helia 2-10 x 50i auf das wirklich Wichtige und einen geradlinigen, ehrlichen Qualitäts- anspruch: Erlebbare Perfektion! Jetzt im Handel erlebbar. Helia 2,4-12 x 56i kahles.at
WILD & ÖKOLOGIE WALDRAPP „Den Zugtrieb haben auch die aus dem Zoo stammenden Tiere nicht verloren“, sagt Johannes Fritz. Allerdings kennen sie Richtung und Ziel nicht, da dies über soziales Lernen von den anderen Artgenossen vermittelt wird. am Smartphone oder Computer verfolgt werden. Neben den Waldrappen werden auf der App auch die Positionsmeldungen von Weißstörchen und anderen Vogelar- ten veröffentlicht. Die App basiert auf der etablierten, vom MPI betriebenen Online- Datenbank „Movebank“. Die App erlaubt allen Interessierten, jederzeit und kostenlos die aktuelle Position der besenderten In- dividuen abzurufen. Einzelne Individuen können als Favoriten markiert werden. Die App informiert, wenn diese Favoriten sich aus einem Radius hinausbewegen oder aber in der Nähe des Users auftauchen. Darüber hinaus erlaubt die App auch die „Kommu- nikation“ mit den Individuen. User können Beobachtungen direkt auf der App posten. Dadurch kommt es zu einer Individualisie- rung (allein schon durch die oftmals krea- Vögel ausgestattet waren, ein Vogeljäger in hörden (insbesondere Forst- und Provinzi- tiven Namensgebungen der einzelnen Vö- der Nähe von Livorno/Italien identifiziert alpolizei) und die Öffentlichkeit über den gel), als auch zu einem neuen Nahverhältnis werden, der zwei Waldrappe abgeschossen Aufenthalt der Vögel und das Projekt. für jedermann. Im Falle der Waldrappe will hat. Gegen ihn wurde Anklage erhoben. Vor Parallel erfolgt in Zusammenarbeit unter man mithilfe der App insbesondere in Ita- kurzem wurde dieser italienische Jäger vor anderem mit italienischen Jagdverbänden, lien eine breite öffentliche Wahrnehmung Gericht letztinstanzlich zu einer Geldstrafe der italienischen Zoovereinigung und dem und eine emotionale Bindung an die Vö- von 2.000 € verurteilt, neben dem Entzug Jane Goodall Institut Italien eine intensive gel erreichen. Dadurch soll für potenzielle seiner Jagdlizenz. Das Urteil, am Ende eines Informationskampagne für die Öffentlich- Wilderer die emotionale Schwelle für den fünfjährigen Verfahrens, ist für das Wald- keit, um einen nachhaltigen Schutz der zie- Abschuss beziehungsweise das Risiko und rappteam ein großer Erfolg – es ist mitun- henden Waldrappe zu erreichen. die Ächtung infolge eines Abschusses nach- ter auch ein Meilenstein gegen den Kampf haltig erhöht werden. illegaler Abschüsse in Italien und setzt ein Das Ziel bis 2019 ist eine Gesamtzahl von Zeichen zum Schutz bedrohter Tierarten. Flugroute am Smartphone 120 Tieren. Das Projekt wird mit 50 % Un- Mit der Animal Tracking App ist es jedem terstützung des Finanzierungsinstruments ermöglicht, einzelnen Individuen auch per LIFE der Europäischen Union (LIFE+12- GPS-Rucksack Smartphone zu folgen. In Zusammenarbeit BIO_AT_000143, LIFE Northern Bald Ibis) ermöglicht Schutz mit dem Max-Planck-Institut für Ornitho- finanziert. ❙ Eine wesentliche Voraussetzung für das Ma- logie in Radolfzell und der GEO-Redaktion nagement der Waldrappe ist seit 2012 die wurde eine „Animal Movement App“ ver- Weitere Informationen zur App Ausstattung aller Vögel mit GPS-Sendern. öffentlicht. Mithilfe dieser App können und zu dem Projekt findet man auf Mithilfe dieser Geräte, die am Rücken der die Wanderungen besenderter Individuen www.waldrapp.eu/app Vögel wie ein Rucksack befestigt werden, lässt sich in Intervallen der aktuelle Aufent- haltsort der Tiere bestimmen. Dabei hat sich die Anzahl vermisster Vögel seit Herbst 2013 Mit der Naturalist- App ist jeder in der drastisch reduziert. Der Grund dafür ist ins- Lage, kostenlos besondere ein intensives Management der die verschiedenen Vögel während der Herbstmigration in Ita- GPS-Positionen der lien. Begleitteams mit Fahrzeugen können Waldrappe nachzu- verfolgen; mit dem den migrierenden Vögeln mithilfe der GPS- QR-Code kann man Positionsmeldungen folgen. An Zwischen- sie ganz einfach am landeplätzen der Vögel bleiben die Teams Smartphone instal- in der Nähe der Tiere und informieren lieren. die lokale Jägerschaft, die zuständigen Be- 20 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Foto: Waldrappteam (1)
Bezahlte Einschaltung Franz Hörl Starke Stimme Der Weidmann Franz Hörl hat im Gerloser für Tirol Jagdgebiet die Stellen von drei Berufsjägern nachhaltig erhalten und gesichert. E ine starke Stimme Tirols in Wien: Der Gerloser Franz Dem Einsatz von Franz Hörl – auch gegen- Hörl – Seilbahner, Wirt, Bergbauer und passionierter über den Österreichischen Bundesforsten als Weidmann – tritt bei der Nationalratswahl auf Platz 2 der ÖVP-Landesliste an. Hörl, der bereits über profunde Er- Verpächter – ist es zu verdanken, dass nach dem fahrung am Wiener Parkett verfügt, ist in der Bundeshaupt- Abgang von Krupp als Jagdpächter drei Berufsjä- stadt sehr gut vernetzt und für seine Konsequenz bekannt. ger ihre Stellungen nachhaltig behalten konnten Hörl: „Ich bin ein Vertreter des ländlichen Raumes in der Bundespolitik und einer, der die Dinge beim Namen nennt und die Vorzeige-Reviere erhalten bleiben. Wildmeister Martin Egger – wenn es sein muss, auch in aller Deutlichkeit.“ JÄGER, BERGBAUER, WIRT UND SEILBAHNER andererseits den Menschen zeigen, dass wir in der Lage In Wien, wie auch in Innsbruck, geht es um die Chancen für sind, auf unsere Heimat selbst aufzupassen. Die Jagd in die Menschen in den periphären Regionen. Dazu gehört Tirol, der Tourismus und selbst die Seilbahnwirtschaft sind auch die Pflege der alpenländischen Jagdtraditionen. verlässliche Partner für Landwirtschaft und Grundeigen- tümer. Immerhin gehören all diese Gruppen zu jenen, die bereit sind, für ihre Naturnutzung einen Obolus zu leisten. Jene, die meinen, unsere Naturlandschaft zu jeder Zeit nut- zen zu können, und dabei auch massive Störungen in Kauf nehmen, müssen wir dazu anhalten, sich an die Regeln zu halten. Ich werde jedenfalls im Wiener Parlament darauf achten, dass Tirol eine starke Stimme hat und unsere Leis- tungen entsprechend gewürdigt werden. Wir müssen eine Allianz jener bilden, die etwas weiter bringen wollen und jenen, die uns immer und überall bremsen möchten, in aller Entschiedenheit entgegentreten. Mit diesem Anspruch als Franz Hörl will treffsichere Politik machen. der starke Vertreter für den ländlichen Tiroler Raum „Unsere Vorfahren haben über Jahrhunderte bewiesen, gehe ich in diese Wahl – und damit werbe 3 dass sie mit unserer Natur- und Kulturlandschaft sorgsam ich auch um Ihre Unterstützung. umgehen können. Lange bevor das Wort ‚Nachhaltigkeit‘ Damit Tirols Stimme in 2 eitlic Freih rtei Pa 1 che SebaesuteiaVnoKlkusrpzartei rrei – Öste auftauchte, wurde bei uns nach diesen Grundsätzen ge- Wien stärker lebt, gearbeitet und gewirtschaftet. Mit Fleiß und Klugheit wird!“ ldem okra tis Die n FP ÖVP Nr. Sozia Partei Liste hs konnten die Menschen in den Bergregionen überleben. Öst erreic SPÖ g hnun Die Tourismuswirtschaft hat uns allen neue Perspektiven zeic 1 Part eibe eröffnet – unsere Grundsätze haben wir dabei aber nicht ng ichnu Kurz eze über Bord geworfen. Nur leider gibt es eine immer größer Kurz b e werdende Gruppe von Menschen, die den Bezug zur Natur wählt ie ge 2 Für d im Kreis rt e i e n verloren haben und mit völlig weltfremden Ideen agieren“, Pa ein X einse tz ME - SSTIM VOR- analysiert Franz Hörl die Lage. Ihre Stimme Z VOR ESWAH U G L e an D timm BUN G Hörl für die neue LA einer Vorz ugss erin der ewer b artei SCH Vergabe er eine B ählten P der 3 od Volkspartei und ie ew Für d Bewerber e der g erbers od ungs- er STARKE STIMME TIROLS IM WIENER PARLAMENT Franz Hörl. einen parteili es st des B ew Bund eichnung e und/o despar ez am der un Reich iliste) te zen. die B berin (N eiligen B te einset „Daher“, so Hörl, „ müssen wir uns einerseits gegen all jene Am 15. Oktober er m num entsprech w Bew er der je ende Sp al M E - SSTIM KREIS mme an in die wehren, die uns ihren Lebensstil aufzwingen wollen, und „Hörl“ schreiben. ZUG VOR ESWAHneLr vorzugsserberin der ti sterm 21 a nn Foto: Zauser (1) LAN D rgabe ei eine Bew lten Partei JAGD IN TIROL 07-08 | 2017 1 Mu 60 ie ve oder ewäh er der 19 Für d Bewerber e der g erbers od ngs- hu Max, einen sparteilist des Bew oder Rei liste) u rfrau g ei
WILD & ÖKOLOGIE HIRSCHBRUNFT Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte … Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt und der Herbst vor der Türe steht, beginnt die spektakulärste Zeit im Rotwildrevier: schon von Weitem hört man die Hirsche mit ihrem imposanten Röhren und auf dem Brunftplatz spielen sich die faszinierenden Brunftkämpfe ab. Die Rotwildbrunft ist aber kein wahlloses Imponiergehabe der Hirsche, sondern folgt fixen Ritualen und Verhaltensweisen. Es steckt somit mehr dahinter, als sich zu präsentieren und zu kämpfen. Autorinnen: Martina Just, Miriam Traube 22 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Greßmann (1), Kranabitl (2)
HIRSCHBRUNFT WILD & ÖKOLOGIE Der Brunftplatz wird vom Kahlwild ausgesucht und muss in erster Linie über ein gutes Nahrungsangebot verfügen. Dazu zieht das Kahlwild teilweise über weite Strecken zu geeigneten Plätzen. Dieser Jungspund muss die nächsten Jahre von den älteren Hirschen lernen – bis er mit fünf bis sechs Jahren das komplette Verhaltensmuster der Brunft, mit dem breiten Repertoire an Imponier- und Drohgebärden, beherrscht.
Beim Abhalten der Imponierrituale geht es nicht selten rasant zu. Diese beiden Hirsche messen sich im Röhren und versuchen den anderen durch ihr Erscheinungsbild zu beeindrucken. Erst wenn die Tiere für den Beschlag bereit sind, bekommen die Herren die gewünschte Aufmerksamkeit. Davor zeigen sie sich von dem Getue wenig beeindruckt. Die zwei etwa gleich starken Hirsche sind einander zu nahe gekommen und machen sich nun im Kampf, welcher einem festgesetzten Ritual folgt, den Rang aus. Der Gewinner wird den Unterlegenen anschließend verfolgen und mittels Sprengruf vertreiben. 24 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Naturpix.ch/Gansner (1), Greßmann (6), Kranabitl (1)
immer wachsam jeden Platzhirsches ist es, Das oberste Gebot eines lle Konkurrenz im Aug e zu behalten. zu sein und seine potentie Das Röhren der Hirsche ist einer der wichtigsten Bestandteile der Brunft und nicht nur für die Konkurrenz über ganze Täler hinweg hörbar. Durch die Bewegung des Hauptes nach oben wird die Luftröhre vergrößert und zum optimalen Resonanzkörper. Durch das Suhlen erhalten die Hirsche das passende Brunftparfüm, um das Gebiet, in welchem sich das Kahlwild aufhält, nebst akustischen und optischen Signalen auch durch den Duft gegenüber möglichen Konkurrenten abzugrenzen. Die Anstrengungen der Brunft sind bei den Hirschen deutlich sichtbar. Durch den erhöhten Energieaufwand und die stark reduzierte Nahrungs- aufnahme kommt es bei ihnen zu einem Gewichtsverlust von 20-30 kg. *alle Varianten ab Lager erhältlich solange Vorrat reicht Ihr Blaser-Spezialist im Allgäu Blaser R8 Professional Success* Gerne erstellen wir Ihnen ein persönliches Angebot! Rufen Sie uns an! Tel. +49 (0) 83 75 / 9 73 20 Büchsenmachermeisterwerkstatt mit hauseigenem 100 m-Schießstand JAKELE Jagd + Natur GmbH & Co. KG · Am Werkhaus 8 · D-87480 Weitnau-Hofen · www.jakele.de · Tel. +49 (0) 83 75 / 9 73 20
tzeit dem normalen Tagesrhythmus und Das Kahlwild folgt während der Brunf beschäftigt. Die Hirsche investieren ist großteils mit der Nahrungsaufnahme bis 20 Proze nt ihrer Zeit in die Nahrungsaufnahme. lediglich noch 0 Die Brunft ist in vollem Gange und der Platzhirsch treibt ein Tier und dessen Kalb über den Brunftplatz. Erst wenn der weibliche Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat kommt es zum Beschlag. Dieser ältere Herr beeindruckt schon durch seine Statur und seine mächtige Mähne. Jeder will sich die Aufmerksamkeit der Damen sichern. Dieses Alttier hat vielleicht auch einen besseren Kandidaten in den Blick gefasst, denn gegen die gängige Meinung herrscht hier Damenwahl. Für die Auswahl des geeigneten Fortpflanzungspartners ist aber nicht nur das Brunftverhalten der Hirsche, sondern auch die Größe und Vielseitigkeit des Geweihs ausschlaggebend. Wie durch eine innere Uhr gesteuert, wissen die erfahrenen, älteren Hirsche, wann die Zeit gekommen ist und es sich lohnt, Einsatz zu zeigen. Zwei mittelalte Hirsche präsentieren sich beim sogenannten Parallel-Imponiermarsch. Das Alttier in Begleitung des Kalbes zeigt sich aber kaum beeindruckt. 26 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Greßmann (7), Kranabitl (2)
Junge Hirsche werden vom Platzhirsch nicht als ernstzunehmende Konkurrenten wahrgenommen. Auf dem Brunftplatz werden sie daher geduldet und zusammen mit dem Kahlwild umhergetrieben. Aha, so geht das! Nachdem der junge Hirsch aus der Ferne den älteren Kollegen beobach- tet hatte, zieht er los und ahmt das Verhalten nach. Somit hat er wieder etwas über das Verhaltensmuster bei der Brunft gelernt. Seebühel 6 | 6233 Kramsach office@futtermittel-sommeregger.at WILDFUTTER - www.futtermittel-sommeregger.at DARAUF LEGEN WIR WERT: 9 Kompetente Fachberatung durch unsere Fütterungsspezialisten 9 Umfangreiche Futterpalette 9 Herrlich schmackhaft 9 Gesundes Wild und kapitale Trophäen 9 Verlässliche und rasche Belieferung
WILD & ÖKOLOGIE n. Ob er es selbst Noch muss der junge Hirsch zuschaue zum glück lichen Beihi rsch oder gar Platzhirsch schafft mal , ist noch offen. und somit seine Gene weitergeben kann erfahrenste Irgendwann ist auch der nt sich eine Platzhirsch müde und gön zeit . Die Ans tren gun gen der letzten Aus Zeit sind deutlich sichtbar. Wenn das Röhren der Hirsche verstummt, ist wieder Ruhe in die Berge einkehrt, dann gilt es für die Hirsche, die verlorenen Fettreserven wieder aufzubauen, um den Winter zu überstehen. 28 JAGD IN TIROL 09 | 2017 Fotos: Naturpix.ch/Gansner (1), Greßmann (2)
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