Wissen teilen - EUROPARC Federation
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I N T E R N AT I O N A L E R A U S TA U S C H V O N S C H U T Z G E B I E T S A K T E U R E N Wissen teilen
Warum lohnt sich der „Blick über den Tellerrand “? „Der Blick über den Tellerrand weicht die Grenzen im Denken und Lösungen-Finden auf und macht Alternativen, Möglichkeiten, neue Herangehensweisen und Selbstverständnisse deutlich.“ Teilnehmer/in des ANNIKA-Abschlussworkshops Mareike Garms Titelbild/Cover photo: Neele Larondelle Inhalt Vorwort 3 Projektsteckbrief 4 Österreich Barrierefreiheit und Inklusion in Schutzgebieten: Einführung in den Studienaufenthalt 5 In 7 Tagen mit dem Rollstuhl um die Welt? oder: In 6 Tagen barrierefrei durch Österreich? 6 Entwicklung von barrierefreien Naturerlebnismöglichkeiten: Menschen mit Handicap mit einbeziehen! 8 Die Servicekette im barrierefreien Tourismus - Praxisbeispiele aus Österreich 10 Informationsmaterialien für Barrierefreiheit - Praxisbeispiel Rolli Roadbook 12 Vergleich von Hilfsmitteln für mobilitätseingeschränkte Menschen in Schutzgebieten 14 Wildnis hautnah erleben - Angebote für Menschen mit Sehbehinderung 16 Vereinigtes Regionalentwicklung und Tourismus in Schutzgebieten: Einführung in den Studienaufenthalt 18 Königreich Regionalentwicklung durch Trekkingangebote in Nationalparks 19 Erholung und Gesundheit in Schutzgebieten 21 Regionalentwicklung, Tourismus und Naturschutz: Finanzierungsmöglichkeiten aus Drittmitteln 23 Verankerung der Schutzgebiete in der Gesellschaft und Instrumente, diese weiter zu stärken. 25 Oder: Wie es sich mit zahlreichen Verbündeten erfolgreicher lebt. Kooperationsprogramme von Schutzgebieten und Betrieben 27 Freiwilligenengagement und -management 29 Deutschland Regionalentwicklung und Tourismus in Schutzgebieten: Einführung in den Studienaufenthalt 31 Regionalentwicklung und Engagement der lokalen Bevölkerung in Schutzgebieten aus Perspektive 32 des nachhaltigen Tourismus Strategien für nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten 34 Qualitätsmanagement in Unternehmenspartnerschaften von Schutzgebieten 36 Partner-Initiativen in Schutzgebieten – Müritz-Nationalpark 38 Partner-Initiativen in Schutzgebieten – Nationalpark Wattenmeer 40 Tourismusmanagement in deutschen und portugiesischen Schutzgebieten: 42 verschiedene Situationen – gleiche Herausforderungen Finnland Alternative Finanzierungsstrategien für Schutzgebiete: Einführung in den Studienaufenthalt 44 Kooperationen von Schutzgebieten und Unternehmen 45 Gesundheitsvorsorge als Finanzierungsquelle für Naturschutz 47 Freiwilligenengagement in fnnischen Nationalparks 49 Eine Perspektive der Schutzgebietsfnanzierung: Kostenersparnis und -reduktion 51 Niederlande Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schutzgebieten: Einführung in den Studienaufenthalt 53 BNE mit Jugendlichen: Beispiel „Junior Consultant Agency“ 54 Grundschul-Bildungsangebote: Beispiel „Vogelreise“ 56 GPS-Rallye als Bildungsangebot 58 BNE-Wirkung verstärken: Abschlusspräsentation von Bildungsprogrammen 60 Qualifkation ehrenamtlicher Akteure in der Bildungsarbeit niederländischer Nationalparks 62 Freiwilligenengagement als Chance für BNE 64 Besucherzentren in niederländischen Nationalparks 66 „Lessons learned“ und Ausblick 68 Impressum 70
3 vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, dass die im Umwelt- und Naturschutz Mit dieser Broschüre nehmen wir Sie da- bestehenden Probleme nicht nur regio- her mit auf die Reise. Folgen Sie den rund nal, sondern vor allem auch global und in 30 Teilnehmenden der Studienaufenthalte grenzüberschreitender Kooperation gelöst in fünf europäische Länder. Sie widmeten werden müssen, ist bereits seit Jahrzehn- sich den zeitgemäßen Temen Inklusion ten erkannt und die Grundlage für eine und Barrierefreiheit, Regionalentwicklung Prof. Dr. Beate Jessel Guido Puhlmann Foto/Photo: privat Foto/Photo: EUROPARC Vielzahl internationaler Übereinkünfte, und Tourismus, Bildung für nachhaltige Deutschland wie z. B. der Konvention zur Erhaltung Entwicklung sowie alternative Finanzie- der biologischen Vielfalt (CBD) oder rungsstrategien in Schutzgebieten. Lassen unterstützt und ermöglicht haben: insbe- dem Klimaschutzabkommen. Zieht man Sie sich zu einer Vielzahl bewährter und sondere an die Schutzgebietsverwaltungen Bilanz, inwieweit deren Ziele bisher er- anregender Praxisbeispiele, Arbeitsmetho- und Naturschutzorganisationen in Öster- füllt wurden, zeigt sich: Zur Bewältigung den und Strategien des Schutzgebietsma- reich, im Vereinigten Königreich, in den solcher „Herkules-Aufgaben“, wie Klima- nagements führen, die die Teilnehmenden Niederlanden, Finnland und Deutschland. schutz und Bewahrung der biologischen im Ausland erlebt, mit den Kolleginnen Sie waren als Gastgeber bereit, ihr Wissen Vielfalt, ist ein deutlich höherer Einsatz und Kollegen vor Ort diskutiert und auf und ihre Erfahrungen zu teilen. Ebenfalls nicht nur seitens der Politik und der ihre Bedeutung für das eigene Schutzge- danken wir allen Teilnehmenden an den Wirtschaft, sondern der gesamten Gesell- biet hin analysiert haben. Studienaufenthalten für die intensive Auf- schaft erforderlich und zwar auf globaler, bereitung ihrer Erfahrungen. Aus diesen regionaler und lokaler Ebene. Rückblickend können wir zusammen- können Sie und wir zukunftsweisende fassen: Die durchgeführten Studienauf- Schlüsse für den weiteren internationalen Zweifellos leisten Schutzgebiete einen enthalte haben die Teilnehmenden und Wissens- und Kompetenzaustausch von unverzichtbaren Beitrag für den Erhalt damit auch ihre Herkunfts-Schutzgebiete Akteuren aus Schutzgebieten ziehen. der biologischen Vielfalt. Um das erfor- sinnbildlich reicher gemacht. Zum einen derliche Management der Schutzgebiete haben sie aus dem Austausch mit den aus- Auf den Spuren der internationalen Stu- zu gewährleisten und den wachsenden ländischen Gastgebern konkrete Umset- dienaufenthalte wünschen wir Ihnen mit Aufgaben anzupassen, müssen neben einer zungsideen und Handlungshilfen mit nach dieser Broschüre interessante und anre- entsprechenden fnanziellen Ausstattung Hause gebracht. Zum anderen können wir gende Einblicke in verschiedenste Temen auch gut qualifzierte Mitarbeitende in zweifellos von einer Horizonterweiterung der Arbeit in Schutzgebieten. ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. sprechen, von einer Bewusstseinsbildung Sehr hilfreich für die fortlaufende Kompe- für die Unterschiede der Arbeitsbedingun- tenzentwicklung von Schutzgebietsakteu- gen und -kulturen. Ein Verständnis dafür ren ist es, auch einmal über den nationalen ist unverzichtbar für jede nachfolgende Tellerrand zu schauen, d. h. im interna- grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Prof. Dr. Beate Jessel Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz tionalen Rahmen voreinander zu lernen. Darauf aufbauend hat das Projekt den Dies stand im Zentrum des Projektes hohen Wert von internationalem Fach- „Akteure aus Nationalen Naturland- austausch – für die Teilnehmenden, für schaften im internationalen Kompetenz- die beteiligten Schutzgebiete und für das Austausch“ mit seinen fünf einwöchigen, politische und gesellschaftliche Anliegen Guido Puhlmann Vorstandsvorsitzender von grenzüberschreitenden Studienaufenthal- „grenzüberschreitende Zusammenarbeit EUROPARC Deutschland e. V. ten von Haupt- und Ehrenamtlichen aus im Naturschutz“ – verdeutlicht. deutschen Nationalen Naturlandschaf- ten und ausländischen Schutzgebieten, Unser herzlicher Dank geht an all die- inklusive intensiver Vorbereitung und jenigen, die den vielfältigen Kompetenz- Evaluation. austausch im Rahmen des Projektes
4 projeKt-stecKbrief Veit Rifer Stephanie Schubert Projekt-Steckbrief Akteure aus Nationalen Naturlandschaften im internationalen Kompetenzaustausch (ANNIKA) Projektlaufzeit: Oktober 2015 – August 2018 Zentrale Inhalte: • Insgesamt fünf einwöchige Studienaufenthalte von haupt- und ehrenamtlichen Akteuren aus Schutzgebieten zu defnierten Fachthemen und übergreifendem Tema „Freiwilligenmanagement“; jeweiliges Programm u. a. bestehend aus Exkursionen, Vorträgen und Diskussionen mit Expertinnen und Experten vor Ort • „Barrierefreiheit und Inklusion in Schutzgebieten“(Österreich) 04.-10.09.2016: NLP Donau-Auen, NRP Purkersdorf, NLP Gesäuse, NRP Kaunertal • „Regionalentwicklung und Tourismus in Schutzgebieten“ (Vereinigtes Königreich) 17.-22.10.2016: Brecon Beacons NLP, Wye Valley AONB, Te Cotswolds AONB • „Regionalentwicklung und Tourismus in Schutzgebieten (Deutschland) 14.-18.05.2017: Müritz-NLP, NLP Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer • „Alternative Finanzierungsstrategien für Schutzgebiete“ (Finnland) 24.-30.09.2017: Nuuksio NLP, Leivonmäki NLP, Southern Konnevesi NLP, Isojärvi NLP • „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schutzgebieten“ (Niederlande) 01.-07.10.2017: De Sallandse Heuvelrug NLP, Weerribben-Wieden NLP, Dwingelderveld NLP, Drents-Friese Wold NLP • Übersetzung von EUROPARC Deutschland-Fachpublikationen in Englisch und ihre internationale Verbreitung • Insgesamt vier zweitägige Einführungsworkshops für deutsche Teilnehmende an den Studienaufenthalten • Zweitägige Abschlusstagung u. a. für deutsche Teilnehmende zur Refektion der Projekterfahrungen und Erarbeitung von Schluss- folgerungen • Vorliegende Publikation mit Berichten der Teilnehmenden und Projekterkenntnissen • Projektevaluation, u. a. im Rahmen der Auswertung der Einführungsworkshops und der Studienaufenthalte durch Teilneh- mende, der Teilnehmerberichte zu Fachthemen der Studienaufenthalte und der Masterarbeit „Zwischen globalen Ansprüchen und nationaler Wirklichkeit: Internationale Aktivitäten für Großschutzgebiete am Beispiel des Projektes ANNIKA“ (Clarissa Plendl, Fachhochschule Fulda, 2017) Teilnehmende: • Aus Deutschland: 24 Teilnehmende; davon 13 Hauptamtliche aus Verwaltungen der Nationalen Naturlandschaften, 6 Hauptamtliche aus Vereinen/Stiftungen, 4 Ehrenamtliche, 1 vormals Hauptamtliche aus kamerunischem Nationalpark • Aus Schutzgebieten anderer Länder: 7 Teilnehmende; davon 6 aus Verwaltungen, 1 Ehrenamtliche Abkürzungsverzeichnis AONB Area of Outstanding Natural Beauty (Schutzgebietskategorie im Vereinigten Königreich) BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung IUCN International Union for Conservation of Nature (Weltnaturschutzunion) IVN Instituut voor natuureducatie en duurzaamheid (Naturschutz- und Umweltbildungsorganisation in den Niederlanden) NGO Non-governmental organization (Nicht-Regierungsorganisation) NLP Nationalpark NRP Naturpark
5 österreich Christian Grassl Österreich: Barrierefreiheit und Inklusion in Schutzgebieten Einführung in den Studienaufenthalt Besuchte Schutzgebiete demnach seit dem 01.01.2006 (mit einer das an Naturschutz- oder Landschafts- • Nationalpark Donau-Auen Übergangszeit von 10 Jahren) barrierefrei schutzgebiete vergeben wird. Eine weitere (Wien, Niederösterreich) sein, d. h. auch öfentlich zugängliche Großschutzgebietskategorie in Österreich • Naturpark Purkersdorf Besuchereinrichtungen in Schutzgebie- ist der „Biosphärenpark“ (Biosphärenre- (Niederösterreich) ten. Teorie und Praxis klafen jedoch servat). • Nationalpark Gesäuse (Steiermark) auch in Österreich noch weit auseinan- • Naturpark Kaunergrat (Tirol) der. Angelegenheiten des Naturschutzes Verwaltungen der Schutzgebiete: fallen in Österreich ausschließlich in den Trägerorganisationen von Nationalparks Hintergrundinfos Kompetenzbereich der Bundesländer. sind jeweils gemeinnützige GmbHs, deren Österreich hat sich, wie auch Deutsch- Bundesgesetzliche Bestimmungen regeln Gesellschafter Bund und Land sind. Sie land, mit der UN-Behindertenrechtskon- nur die Zusammenarbeit zwischen Bund beschäftigen ganzjährig feste Mitarbeite- vention verpfichtet, die Voraussetzungen und Bundesländern bei der Errichtung rinnen und Mitarbeiter (besuchte Natio- für eine gleichberechtigte gesellschaftliche und Erhaltung von Nationalparks. nalparks: ca. 20-25 Personen), ergänzend Teilhabe zu schafen. Der Unterschied: Saisonkräfte. Zusätzliche Nationalpark- Das deutsche Bundesgleichstellungsgesetz Schutzgebietskategorien: Die sechs Ranger arbeiten meist auf selbstständiger gilt im Wesentlichen nur für öfentliche österreichischen Nationalparks – seit Basis, v. a. in der Gästebetreuung. Träger Träger auf Bundesebene, das österreichi- Anfang der 1980er Jahre ausgewiesen – von Naturparks sind i. d. R. Vereine, in sche Bundesbehindertengleichstellungsge- entsprechen der IUCN Management- denen die Anrainergemeinden, Touris- setz gilt grundsätzlich und schließt auch Kategorie II. Für die knapp 50 Natur- musorganisationen und andere regionale die Privatwirtschaft mit ein. Alle öfentli- parks gilt: „Naturpark“ ist keine eigene Akteure wie Grundbesitzer und Infra- chen Verkehrsmittel und Gebäude müssen Schutzkategorie, sondern ein Prädikat, strukturbetreiber Mitglied sind. Was haben wir diskutiert, was waren wichtige Erkenntnisse? • Barrierefreiheit soll auch Menschen mit Einschränkungen unmittelbare Naturerlebnisse ermöglichen. • Barrierefreiheit bedeutet auch Komfort für nichtbehinderte Menschen. • Barrierefreiheit geht über Maßnahmen für mobilitätseingeschränkte Personen hinaus. • Technische Hilfen für Mobilitätseingeschränkte haben jeweils Vor- und Nachteile. • Ofroadführungen für Blinde sind eine innovative Idee für deutsche Schutzgebiete. • Regionale Netzwerke sind für die Implementierung von Barrierefreiheit in touristische Angebote unverzichtbar. • Barrierefreiheit umzusetzen ist ein Prozess, der Zeit und Beharrlichkeit braucht. • Barrierefreiheit muss ehrlich kommuniziert werden, um glaubwürdig und einladend zu bleiben.
6 österreich In 7 Tagen mit dem Rollstuhl um die Welt? oder: In 6 Tagen barrierefrei durch Österreich? (Textgrundlage: Christian Grassl, Nationalparkverwaltung Berchtesgaden) Sieben Personen samt einem Rollstuhl be- reisen sechs Tage lang vier österreichische National- und Naturparks mit öfentli- chen Verkehrsmitteln – das bedeutet viele Eindrücke, hautnahe Erlebnisse sowohl von Barrieren als auch von Barrierefreiheit und anregenden Austausch mit Expertin- nen und Experten vor Ort. Jedes besuchte Schutzgebiet hat seinen „Charakter“ hinsichtlich Barrierefreiheit, der nachfol- gend in ausgewählten Aspekten stich- wortartig skizziert wird. Und jedes ist ein Puzzlestück im Gesamtbild. So ergibt sich schließlich – mit Blick auf Österreich und Deutschland – die Frage,„wo stehen wir?“ National- und Naturparks mit spezifschen Zugängen zu „Barrierefreiheit“ Im Nationalpark Donau-Auen wird Orientierung für mobilitätseingeschränkte Gäste im Nationalpark Gesäuse (Mareike Garms) Umweltbildung nach dem Zwei-Sinne- Prinzip konzipiert, d. h. die Informations- „Es gibt verschiedene Menschen, manch- Brailleschrift bieten gezielt mobilitäts- aufnahme muss für die Gäste durch mal sind sie halt zufällig blind“, meint eingeschränkten wie auch Menschen mit mindestens zwei Sinne möglich sein. Mit die Leiterin des Naturparks Purkersdorf, Sehbehinderungen Naturerfahrungen und relativ einfacher Ausstattung sensibilisiert und formuliert damit die Aufassung von -information. Eine Schlussfolgerung: Mit die Nationalparkverwaltung somit ein Behinderungen als etwas Normalem. Blick auf die Tafeln mit recht langen, kom- sehr breites Publikum für den Schutz Schülerinnen und Schüler aller Altersstu- plizierten Texten und Wegbeschreibungen der an der Donau heimischen Tiere und fen erhalten im Naturpark Purkersdorf in Braille-Schrift erscheint es sinnvoll, sich Pfanzen, z. B. im Außengelände und un- die Möglichkeit, mit inklusiven Bildungs- stärker nach dem KISS Prinzip – Keep it terirdischen Donau-Aquarium auf Schloss angeboten in die Rolle von sehbehinder- short and simple – zu richten. Orth – beide zugänglich mit Rollstuhl. ten oder gehbehinderten Menschen zu Ein Highlight: Sehbehinderte Menschen schlüpfen und neue Naturerfahrungen mit Im Nationalpark Gesäuse ist ein Gesamt- können mittels Ofroad-Führungen die verschiedenen Sinnen zu machen. Eine konzept für Naturerleben, mit spieleri- Altarme der Donau im Gelände erkunden zentrale Infrastruktur ist der Lehrpfad schen Elementen u. a. für Familien, die (siehe Beitrag „Wildnis hautnah erleben „Blind Date“, erst kürzlich überarbeitet Grundlage der Besuchereinrichtungen – Angebote für Menschen mit Sehbehin- u. a. mit Unterstützung einer Blinden- und Infrastruktur. Diese bieten interessant derung“). Wahrnehmbar ist: hier wird auf und Sehbehindertenschule. Die barrie- aufgebaute Inhalte zum Begreifen (taktil) gut geschulte, erfahrene Mitarbeiterinnen refreie Strecke, das sehr einfache aber und Erkunden (visuell). Der Aspekt und Mitarbeiter Wert gelegt. wirkungsvolle Leitsystem mittels Holz- „Naturerleben von Menschen mit Mobi- Handlauf sowie 15 Tafeln in Tast- und litätseinschränkung“ ist darin integriert.
7 österreich Ein herausragendes, spezielles Angebot Barrierefreiheit in Deutschland und Leider gibt es noch zu wenige Expertin- für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer ist Österreich – Wo stehen wir? nen und Experten auf diesem Gebiet, der „Barrierefreie Wanderführer“ mit Barrierefreies Naturerleben steckt in v. a. auch mit Wissen über fnanzielle Beschreibungen von zwölf verschie- Deutschland wie auch in Österreich noch Fördertöpfe. Wer aber bei Planungen von denen Rollstuhl-geeigneten Touren in in den Kinderschuhen, ist überall noch Anfang an Barrierefreiheit mitdenkt und Verbindung mit dem Swiss-Trac (siehe Stückwerk. Dass das Bedienen einer lokal schwerbehinderte Menschen mit Beitrag „Vergleich von Hilfsmitteln für Minderheit in Wirklichkeit sehr viel mehr ihrer Expertise befragt, wie es gemacht mobilitätseingeschränkte Menschen in Menschen zu Gute kommt, spricht sich werden soll (siehe „Modell-Management- Schutzgebieten“). Die Nationalpark- erst sehr langsam herum. In Deutschland Plan zum Tema ‚Barrierefreiheit‘“ im Infostelle Gstatterboden, die architekto- gibt es ca. 13 Mio. Menschen vom Klein- Nationalpark Berchtesgaden und Beitrag nisch aufwendig und mit einer pffgen kind bis zum älteren Mitbürger, die alle „Entwicklung von barrierefreien Natu- Geologie-Ausstellung sehr anspruchsvoll von barrierefreien Angeboten proftieren. rerlebnismöglichkeiten: Menschen mit gestaltet ist, entspricht jedoch nicht mehr Die Probleme erwachsen aus der Mitte Handicap mit einbeziehen!“) – der spart den heutigen Anforderungen eines barrie- der Gesellschaft und fast jede Familie sich viel Geld und zähe Verhandlungen, refreien und inklusiven Ausstellungsbaus. ist deshalb betrofen: Sie hat mal einen ob hier eine sinnvolle und nachhaltige In- Hier – wie generell in Besuchereinrich- Kinderwagen nötig und ist mit unter- vestition getätigt wird. Leitsatz: Im Zuge tungen von Schutzgebieten – ist es u. a. schiedlichen Größen, Sprachniveaus und der demographischen Entwicklung sollten von geschultem Personal abhängig, wie Lernprozessen konfrontiert. wir alle beginnen, intensiver barrierefrei zu gut der Umgang mit schwerbehinderten denken, zu fühlen und zu handeln. Menschen gelingt und wie umfangreich Es wird immer noch angenommen, Vollkommene Barrierefreiheit haben wir Möglichkeiten der Gebäudenutzung dass ein konsequentes Umsetzen von Bar- auch in Österreich noch nicht erreicht. durch Menschen mit Behinderungen rierefreiheit nur mit einer aufwendigen, Dennoch, dass barrierefreie Angebote ausgeschöpft werden können. detaillierten und daher kostenintensiven funktionieren und angenommen werden, Planung gelingt. In Altbestandsbauten konnten einige Best-Practice-Beispiele Naturpark Kaunergrat – „A guats kann man auch mit einfachen Hilfsmit- in Österreich zeigen. Diese sollte man in Gspann“ für eine ganze Region teln – z. B. mobilen Rampen für Roll- größeren Netzwerken und auf allgemeinen Das enge, aber trotz Hochgebirgslage stühle oder großen Zimmernummern Reiseplattformen bekannt machen, da dennoch gut erschlossene Kaunertal mit an den Türen für ältere Menschen mit hier Barrierefreiheit gleichzusetzen ist mit angrenzendem Kaunergrat hat mit viel Seheinschränkung – eine Erleichterung höherem Komfort und besserer Qualität Herzblut und dank guter Kontakte und schafen und schon eine gewisse Hürde der Angebote. Der Erfolg kommt mit den Fördermittel innerhalb kurzer Zeit sehr der Lebenseinschränkung überwinden. Gästen! viel für gehbehinderte Gäste „auf die Füße gestellt“. Die ganze Region mit jährlich 400.000 Übernachtungen bietet viele Freizeitaktivitäten für mobilitätseinge- schränkte Menschen, darunter Skifahren, Radfahren oder Wandern. Hier ist in Sachen Barrierefreiheit spürbar etwas Gewachsenes und nichts Künstliches entstanden, mit barrierefreien Highlights wie dem Hochmoorweg Piller Moor und mehreren Aussichtsplattformen bis auf über 3.000 m Höhe. Fazit: Nichts ist unmöglich, wenn wichtige Akteure 100% überzeugt sind, der Gemeinderat, Touris- musverantwortliche, der Naturparkchef etc., und diese Überzeugung durch ihre Strahlkraft breite Akzeptanz in der Region bewirkt. Die Karlesjochbahn im Naturpark Kaunergrat: selbstverständlich auch für Rollstuhlfahrer nutzbar (Tobias Wiesen)
8 österreich Entwicklung von barrierefreien Naturerlebnismöglichkeiten: Menschen mit Handicap mit einbeziehen! (Textgrundlage: Veit Rifer, Freiwilliger des NationalparkZentrums Sächsische Schweiz) Der nachfolgende Bericht beinhaltet der Besuchereinrichtungen wie z. B. Barrierefreiheit genutzt. meine ganz persönlichen Sichtweisen und Informationszentren, sondern auch um Gedanken als Rollstuhlfahrer zum Tema Erlebnisangebote im Naturraum, also Im Nationalpark Gesäuse stehen bei Barrierefreiheit und erhebt daher keinen dem eigentlichen Herzstück der Gebiete. Angeboten wie barrierefreier Wanderweg Anspruch auf Objektivität. Denn gerade Dass hier Menschen mit Handicap bei und ausleihbare Rollstuhlzuggeräte beson- Betrofene mit einem eigenen Handicap der Entwicklung bzw. Gestaltung (weitge- ders Menschen mit Mobilitätseinschrän- haben nicht selten einen anderen Blick- hend) barrierefreier Erlebnismöglichkeiten kungen im Fokus. Bei der Konzeption des winkel zum Tema, als Menschen, die aktiv mitwirken und einbezogen werden, barrierefreien Temenwegs „Leierweg“ nicht aus eigener praktischer Anschauung hat bedeutenden Einfuss auf die Qualität. holte das damit beauftragte Planungsbüro damit zu tun haben. Natürlich werden Ihre Beteiligung verändert die Sensibilität neben den Verantwortlichen des National- sich oftmals auch die Ansichten der des jeweiligen Schutzgebietsmanagements parks auch die Lebenshilfe Ennstal sowie Menschen mit körperlichen, Sinnes- und für das Tema und noch konkreter die mehrere ihrer mobilitätsbeeinträchtigten kognitiven Einschränkungen voneinander Herangehensweise. Klienten ins Boot. Ein „Barrierefreier unterscheiden – abhängig vom eigenen Wanderführer“ enthält Tourenvorschläge Selbstverständnis und der wahrgenom- Im Nationalpark Donau-Auen arbeiten für Wanderungen im Gesäuse mit dem menen Stellung in der Gesellschaft. die Verantwortlichen der Österreichischen Rollstuhlzuggerät Swiss-Trac. Eine aktive Meinen Ausführungen liegen folgende Bundesforste seit einigen Jahren mit der Rollifahrerin aus der Region war an der Annahmen zugrunde: Organisation „Naturfreunde Internatio- Entwicklung maßgeblich beteiligt und för- • Der Mensch mit Handicap gestaltet nal“ und einer örtlichen Selbsthilfegruppe derte durch ihre ehrenamtliche Mitarbeit aktiv sein Leben und greift dabei, wo für Blinde und Sehgeschädigte zusammen. und praxisbezogene Sicht die sehr gute notwendig, auf die Unterstützung durch Bei den Bemühungen für mehr Barriere- inhaltliche Aufbereitung mit allen wesent- Dritte zurück. freiheit greift man so wenig wie möglich lichen Informationen. • Der Mensch mit Handicap kommuni- in die natürlichen Gegebenheiten ein, ziert deutlich, aber auch mit der gebo- sondern setzt vielmehr auf die bedarfs- Im Naturpark Kaunergrat verfügen die tenen Freundlichkeit seinen Unterstüt- orientierte Unterstützung von sehbehin- Akteure im Gegensatz zu den vorge- zungsbedarf gegenüber Dritten. derten und blinden Gästen in Form einer nannten Schutzgebieten bereits über • Der Mensch mit Handicap möchte persönlichen Begleitung auf Touren durch langjährige Erfahrungen v. a. im Umgang genauso behandelt werden, wie ande- das Gelände (siehe Bericht „Wildnis haut- mit mobilitätseingeschränkten Personen. re auch – ohne Bevorzugungen, ohne nah erleben – Angebote für Menschen mit Keine Frage, sie wurden hier bezüglich der Sonderbehandlung, ohne exklusive Sehbehinderung“). Angebote – und nimmt Hilfen allenfalls als Ausgleich seiner behinderungsbe- Der Naturpark Purkersdorf bietet u. a. dingten Einschränkungen in Anspruch. einen auf die Bedürfnisse von blinden und sehgeschädigten Gästen abgestimmten Er- Zusammenarbeit österreichischer lebnispfad (siehe Bericht „Die Servicekette Parks mit Menschen mit Behinderung im barrierefreien Tourismus – Praxisbei- In jedem der besuchten österreichischen spiele aus Österreich“). Dank Kontakten Schutzgebiete ist man bemüht, die Natur zu einer Selbsthilfegruppe der Blinden auch für Menschen mit Handicap zugäng- und Sehbehinderten wurde das Wissen Mit dem Rollstuhl übers Moor: Der Wanderweg Piller Moor lich zu machen. Dabei geht es nicht nur der Betrofenen für ganz praxisbezogene im Naturpark Kaunergrat um die barrierefreie Gestaltung Lösungen bei der Realisierung der (Privatarchiv/private archive Veit Rifer)
9 österreich Barrierefreiheit umfassend beraten, und Akteure unterstützen. Diese Leute auf Die Einbindung von Menschen mit zwar ganz in Hinblick auf die Praktika- tschechischer und deutscher Seite des Handicap fördert Praxistauglichkeit bilität geeigneter Maßnahmen. Dafür Gebirges engagieren sich üblicherweise Meines Erachtens trägt es maßgeblich zu zuständig ist eine im Landkreis fest ange- ehrenamtlich und stehen Institutionen (z. einer nutzerorientierten Entwicklung von stellte Rollstuhlfahrerin, deren Stelle teil- B. Nationalparkverwaltung), touristischen barrierefreier Infrastruktur bei, wenn In- weise über Projektmittel fnanziert wird. Leistungsträgern (z. B. Hotels) aber auch teressengruppen bzw. Einzelpersonen mit Die sehr engagierte junge Frau unterstützt Verbänden (z. B. Tourismusverband) bei praktischer Lebenserfahrung als behinder- mit ihrem Wissen die privaten und öfent- Bedarf beratend zur Seite. Außerdem wer- ter Mensch daran mitwirken. Wie örtliche lichen Entscheidungsträger während der den weitere Vorhaben in diesem Umfeld Entscheidungstragende die Wünsche und Vorbereitung, Planung und Umsetzung durch Verbände und Vereine realisiert. Da Bedürfnisse von Gästen dieser Zielgruppe von Vorhaben zur Verbesserung der deren Durchführung meist über Förder- wahrnehmen, ist oft von der Intensität des Barrierefreiheit in der Region. Ihre Per- mittel fnanziert wird, enden diese Akti- persönlichen Austauschs mit den Betrof- spektive als unmittelbar Betrofene auf die vitäten allerdings oft nach dem Auslaufen fenen abhängig. Allerdings, das sollte nicht Gegebenheiten hilft, Fehlentscheidungen der Förderung bzw. dem Projektende. unerwähnt sein, ist diese Art der Kommu- zu vermeiden. So konnte sich im Natur- Deshalb trägt v. a. der kontinuierliche nikation keine Einbahnstraße. Erst wenn park Kaunergrat, speziell im Kaunertal, persönliche Einsatz der Beteiligten aus Menschen mit Mobilitäts-, Sinnes- oder ein gegenüber Gästen mit Handicap den Reihen der öfentlichen Verwaltungen kognitiven Einschränkungen aktiv an aufgeschlossenes Klima entwickeln. sowie den Interessen- und Geschäftsver- der Gestaltung und Verbesserung von Nirgendwo sonst auf der Reise hatte ich bänden neben dem privaten bürgerschaft- Barrierefreiheit vor Ort mitwirken, stellt den Eindruck, als Mensch mit Handicap lichen Engagement dazu bei, dass sich dies den adressatengenauen Zuschnitt der einfach so dazu zu gehören. über die Jahre weitreichende informelle Projekte sicher. Die Nachhaltigkeit von Netzwerke entwickeln und sich weitere barrierefrei(er)en Angeboten und Aktivi- Vergleich mit der Nationalparkregion Interessenten anschließen. Nicht zuletzt täten, ihre Wahrnehmung und Akzeptanz Sächsische Schweiz hilft dabei die inzwischen gemeinsam steht und fällt mit der Einbindung aller Ähnlich wie in den besuchten österreichi- verfolgte Strategie der kleinen Schritte, Beteiligten. schen Schutzgebieten gibt es in meiner welche eben nicht die sofortige Umset- Heimatregion einige wenige engagierte zung von hundertprozentiger Menschen mit Handicap, die bei der Barrierefreiheit fordert, sondern – wesent- Auswahl und teilweise auch Planung lich praxisbezogener – die Möglichkeiten von Maßnahmen zur Verbesserung der der Beteiligten berücksichtigt. barrierefreien Infrastruktur die lokalen Barrierefreier Wanderführer für den Nationalpark Gesäuse mit zwölf Tourenbeschreibungen, darunter der Leierweg Stufenlos zum Aussichtspunkt “Adlerblick” im Naturpark Kaunergrat (Privatarchiv/private archive Veit Rifer) Titelblatt des Barrierefreien Wanderführers
10 ö s t e r r e i c h Die Servicekette im barrierefreien Touris- mus – Praxisbeispiele aus Österreich (Textgrundlage: Mareike Garms, ehem. Nationalparkverwaltung Schwarzwald) Menschen mit Einschränkungen haben Kritisch anzumerken ist, dass hundert- ein Recht auf selbst bestimmte und um- prozentige Barrierefreiheit kommuniziert fassende Teilhabe und auf Gleichstellung. wird, obwohl sich das Angebot stark an Dazu gehört auch, dass eine Reise ohne mobilitätseingeschränkte Personen richtet Barrieren geschehen kann. Um einen und bspw. nicht an Menschen mit Seh- barrierefreien Aufenthalt am Urlaubs- behinderung. ort zu garantieren, ist die durchgängige Beachtung der touristischen Servicekette Das Kettenglied „Orientierung & erforderlich. Diese setzt sich aus vielen Mobilität vor Ort“ und Beispiel Einzelleistungen zusammen, wie An- und Blindenpfad Naturpark Purkersdorf Abreise, Transport und Freizeitangebot Eine ausreichende Zahl barrierefreier vor Ort. Jede einzelne Dienstleistung Mobilitätsangebote aller Verkehrsmittel beeinfusst das gesamte Reiseerlebnis. und Orientierungshilfen vor Ort, etwa Eine Schwächung oder ein Ausfallen eines durch Informationszeichen oder -tafeln Kettengliedes kann zum Komplettausfall und Gehwegmarkierungen, sollten heute oder Abbruch der Reise führen. Zu beach- zum Ausstattungsstandard erfolgreicher ten ist, dass unterschiedliche Gästegrup- touristischer Destinationen gehören. pen, auch im barrierefreien Tourismus, Der Naturpark Purkersdorf hat mit dem verschiedene Ansprüche an die Service- Projekt „Blind Date“ einen Naturerleb- kette haben. nispfad mit Sinnesangeboten entwickelt. Entlang des einen Kilometer langen We- Das Kettenglied „Information“ ges sind 18 neue Tafeln in taktiler Tast- und Beispiel Hotel Weissseespitze (Brailleschrift) und Sehschrift angebracht. im Naturpark Kaunergrat Handläufe, Holzkonstruktionen, Boden- Im barrierefreien Tourismus spielt die Die touristische Servicekette (eigene Darstellung) schwellen und Erklärungen auf den Tafeln genaue Planung und somit die Informa- weisen den Weg. Der Pfad bietet auch den tionsbeschafung im Vorfeld der Reise (siehe Beitrag „Informationsmaterialien Sehenden eine besondere Möglichkeit der eine zentrale Rolle. für Barrierefreiheit am Beispiel des Rolli Sinneswahrnehmung. Roadbooks“). Das als barrierefrei ausgezeichnete 4-Sterne-Hotel Weisseespitze – das „erste Die Kommunikation barrierefreier An- Rollihotel der Alpen“ – liegt in Tirol nahe gebote durch die drei Akteure Naturpark des Kaunertaler Gletschers. Es gilt als Kaunergrat, Leistungsträger und Touris- Vorreiter in der Region, wo Barrierefrei- musorganisation ist vorbildlich. Hervor- heit mittlerweile bis zu einer Höhe von zuheben ist der detaillierte Informations- 3.108 Metern vorzufnden ist. Das Hotel gehalt der Kommunikationsmittel, bspw. spricht vor allem mobilitätseingeschränkte die Darstellung von Übernachtungsbetrie- Personen an. Diese fnden zusätzlich ein ben als „absolut rollstuhlfreundlich“ bis umfassendes Freizeitangebot vor: Mono- „eingeschränkt rollstuhlfreundlich“ auf der Ski, Swiss-Tracs, Handbikes und ein Rolli Homepage des Naturparks und Detail- Roadbook mit einer Vielzahl von barrie- informationen zu touristischen Angeboten refreien Urlaubsangeboten in der Region im Rolli Roadbook. Mit dem Blindenstock ertastbare und Orientierung gebende Bodenschwellen im Naturpark Purkersdorf (Mareike Garms)
11 ö s t e r r e i c h unter Beteiligung betrofener Gruppen. für Partnerbetriebe. Das touristische Weiterhin ist die Wegeführung eindeutig Konzept, das zusammen mit der Natio- und die Stationen sind in Leichter Spra- nalpark-Region 2017 erarbeitet wurde, che erklärt. Leider führt der Hin- und enthält den Baustein Barrierefreiheit Rückweg über dieselbe Wegestrecke. Das als Querschnittsaufgabe, ebenso das zu Konzept verfolgt bewusst keinen inklusi- erstellende Verkehrskonzept. Das Leitbild ven Ansatz. Jedoch wird die Ausrichtung des Nationalparks „Wir bauen vorhandene auf mobilitätseingeschränkte Menschen Barrieren ab und schafen keine neuen“ für andere Personen nicht unmittelbar trift u. a. für den Neubau des Informa- ersichtlich. Es ist fraglich, ob der ge- tionszentrums, die Anlage neuer Pfade wünschte Lernefekt auch eintritt. und die Wegekarte zu. Die Praxisbeispiele des Studienaufenthaltes in Österreich be- Das Kettenglied „Erinnerung“ und stätigen für die Arbeit des Nationalparks Beispiel Ofroad-Führung die Relevanz und Bedeutung der Kommu- Tasten, riechen und schmecken spielt während der Ofroad- Nach dem Reiseaufenthalt wird die Reise nikation nach innen und außen. Führung im Nationalpark Donau-Auen für Menschen mit Sehbehinderung eine zentrale Rolle (Mareike Garms) in unterschiedlichster Form refektiert und festgehalten, z. B. in Fotobüchern, Positiv anzumerken ist, dass das Konzept mündlichen Urlaubsberichten, Reiseblogs einen eher inklusiven Ansatz verfolgt. und Souvenirs. Je nach Erfüllungsgrad der Der Pfad wurde nicht ausschließlich für Reisemotive entsteht ein Zufriedenheits- sehbehinderte Menschen geschafen und niveau, das wiederum die Wahrscheinlich- bietet Mitmachstationen für alle Gäste. keit einer erneuten Reise in das Zielgebiet Allerdings enthalten die Tafeln zu viele erhöht. Informationen und sind wenig anschau- lich dargestellt. Weiterhin benötigen ge- Im Nationalpark Donau-Auen wird eine rade sehbehinderte Menschen im Vorfeld Führung für sehbehinderte und blinde genaue Angaben zum Standort sowie zur Menschen angeboten (siehe Beitrag Erreichbarkeit. Eine Bahn-Haltestelle „Wildnis hautnah erleben – Angebote für befndet sich zwar in direkter Nähe, aber Menschen mit Sehbehinderung“). Immer es gibt hier kein Leitsystem zum Pfad. wieder werden die Teilnehmenden einge- laden, Besonderheiten am Wegesrand zu Das Kettenglied „Angebot vor Ort“ begutachten. Ein Gehäuse einer Post- und Beispiel Temenpfad am hornschnecke ist dabei Tast- und Erinne- Weidendom, Nationalpark Gesäuse rungsobjekt zugleich: „Diese Schnecke hat Das Angebot während eines Aufenthalts mir noch in meiner Sammlung zu Hause trägt maßgeblich zur Zufriedenheit des gefehlt.“ Gastes bei. Das Erlebniszentrum Weiden- Brücke über die Enns im Nationalpark Gesäuse mit Durchguck im Geländer auf Höhe von Rollstühlen (Mareike Garms) dom im Nationalpark Gesäuse bietet u. a. Barrierefreier Tourismus im den barrierefreien Wanderweg „Leierweg“, Nationalpark Schwarzwald der sich gezielt an Rollstuhlfahrer richtet. Im Nationalpark Schwarzwald kommt Zuggeräte für Rollstühle, sog. Swiss- dem barrierefreien Naturtourismus, in Tracs, können hierfür beim Weidendom dem alle Leistungsträger eng zusammen entliehen werden. Entlang der Wegstrecke arbeiten müssen, eine Schlüsselrolle zu wurden zahlreiche Erlebnisstationen, die – als Bindeglied, Kooperationspartner sich speziell an Rollstuhlfahrer ausrichten, und direkter touristischer Anbieter von installiert. Nicht-Mobilitätseingeschränk- z. B. geführten Touren in Gebärden- te sollen diese als bewusst unbequem sprache. Aufgabe ist es daher, mit dem wahrnehmen, um für „Behinderung“ Tema „Barrierefreiheit“ auf die jeweiligen sensibilisiert zu werden. Leistungsträger der Nationalparkregion Positiv hervorzuheben ist die konzep- zuzugehen, etwa im Rahmen einer Infor- tionelle Ausarbeitung des Wanderweges mationsveranstaltung oder Weiterbildung
12 ö s t e r r e i c h Informationsmaterialien für Barriere- freiheit – Praxisbeispiel Rolli Roadbook (Textgrundlage: Beatrix Knappertsbusch, Nationalparkamt Kellerwald-Edersee) Menschen mit Handicap sind für Unter- -fahrerinnen erfolgten und somit subjektiv nehmungen auf ausführliche Informa- sind. Es sollte ergänzend empfohlen wer- tionen stark angewiesen. Das Rolli Road- den, eine Begleitperson mitzunehmen. book1 – während des Studienaufenthalts Das Rolli Roadbook unterscheidet vom Naturpark Kaunergrat vorgestellt – zwischen Touren mit Swiss-Trac, d. h. gibt hinsichtlich Verständlichkeit, An- mit Rollstuhlzuggerät, Ausfugsfahrten, schaulichkeit und Informationsgehalt Kulturfahrten, Wanderrouten, Handbike- gute Anregungen für Infomaterial zum Touren und Aussichtspunkten. Diese Tema Barrierefreiheit im Nationalpark Aufteilung ist sehr gelungen, da sie sowohl Kellerwald-Edersee. verschiedene Altersgruppen als auch Titelblatt des Rolli Roadbooks sportliche und kulturinteressierte Grup- Das Rolli Roadbook im Detail pen anspricht. Die Touren werden auf den Das Rolli Roadbook präsentiert auf 84 folgenden Seiten exakter beschrieben. Jede Seiten Ausfugsziele und Wanderwege für Tour ist mit einer Karte versehen, die den mobilitätseingeschränkte Gäste im Grenz- Wegverlauf vom Start- bis zum Zielpunkt gebiet zwischen Italien, Schweiz und in unterschiedlichen Farben analog des Österreich. Es liefert viele, leicht verständ- Ampelsystems darstellt. Die Icons verwei- liche Informationen und ist als Print- sen auf Park- sowie Einkehrmöglichkeiten ausgabe im Ringbuchformat sehr hand- und beispielsweise behindertengerechte lich. Das Handbuch kann auf diversen Toiletten in unmittelbarer Nähe. Im Internetseiten heruntergeladen werden. Anschluss folgt eine kurze Aufstellung Beschreibung des Piller Moors im Rolli Roadbook Auf den ersten beiden Seiten wird dessen der wichtigsten Fakten – Ausgangspunkt, Handhabung auf Italienisch und Deutsch Endpunkt, Schwierigkeitsgrad, Weg- beschrieben, nachfolgende Informationen beschafenheit, Streckenlänge, Dauer, sind rein deutsch, was kritisch gesehen Adresse – sowie ein ausführlicher Text, werden kann. Die Einführungsseite der weitere Details zur Wegstrecke als arbeitet sehr anschaulich mit internatio- auch Informationen zum Ort, zur Kultur, nal leicht verständlichen Symbolen. Mit zu weiteren Highlights in der Umgebung Hilfe eines Ampelsystems werden Wege u. Ä. beinhaltet. in unterschiedliche Schwierigkeitsgrade eingeteilt: grün bedeutet gleichmäßiger Der „Wanderweg Piller Moor“ im Wegeverlauf mit leichten Steigungen und Rolli Roadbook – ein kritischer Blick rot u. a. ausgeprägte Steigungen oder Die Karte zum Wanderweg Piller Moor ein schwer überwindbares Hindernis. enthält in der rechten oberen Ecke als Außerdem hilft eine Skala von bis zu fünf Hinweis das Swiss-Trac-Symbol. Der Smileys bei der Gesamtbewertung, die Swiss-Trac kann im nahegelegenen Na- von leicht/angenehm bis zu anstrengend/ turparkhaus ausgeliehen werden. Um mit schwierig reicht. Auf der Einführungsseite diesem zum Ausgangspunkt der Tour zu werden Icons vorgestellt, die auf nachfol- gelangen, muss man entweder den Swiss- genden Karten z. B. den Standort eines Trac im Auto bis zum Parkplatz Eingang Restaurants anzeigen. Positiv ist der an- Piller Moor transportieren oder mit dem Übersichtskarte des Piller Moors im Rolli Roadbook fängliche Hinweis, dass die Einschätzun- Swiss-Trac vom Parkplatz des Naturpark- gen der Wege durch Rollstuhlfahrer und hauses zum Piller Moor fahren. Leider 1 Herausgeber: RegioL, Regionalmanagement für den Bezirk Landeck; Download: https://www.kaunergrat.at/uploads/tx_bh/rolli_roadbook.pdf
13 ö s t e r r e i c h gibt es keinen barrierefreien Wanderweg gruppen und Angebote zu erstellen. Vor oder Bürgersteig auf der Strecke, sodass dem Hintergrund, dass der Nationalpark die Straße genutzt werden muss. Diese Kellerwald-Edersee über ein recht breites ist auch für Motorradtouren sehr beliebt Angebot für mobilitätseingeschränkte und entsprechend stark befahren. Das Menschen verfügt, könnte hier ein the- Rolli Roadbook gibt weder Informationen matischer Ansatz für einen neuen Flyer über die Möglichkeit, den Swiss-Trac im liegen bzw. macht es Sinn, schon vorhan- Naturparkhaus auszuleihen, noch über dene Flyer um Informationen zu Barriere- die Distanz zwischen Naturparkhaus und freiheit zu ergänzen. Das Rolli Roadbook Klassifzierung von Wegen im Rolli Roadbook dem Eingang zum Piller Moor oder die bietet dafür gute Hilfestellungen. recht gefährliche Anfahrt mit dem Swiss- Trac zum Ausgangspunkt. Einen Routenfyer mit Barrierefrei- Informationen ergänzen Ferner möchte ich auf die Angaben zur Konkrete Verbesserungsmöglichkeiten Wegbeschafenheit eingehen. Bei den We- gibt es für den Routenfyer „Quernstweg gen handelt es sich entweder um Schot- und Dreiherrenstein-Route“2. Dieser Flyer terwege oder Holzstege. Diese sind mit beschreibt zwei Wanderrouten, die mit Übersichtskarte von der Quernst im Nationalpark Kellerwald- Rollstuhl und Swiss-Trac gut befahrbar. Hilfe von Nummernstationen und Karten Edersee (aus Flyer „Quernstweg und Dreiherrenstein-Route“) Bei unserem Besuch allerdings verhakte Wissen rund um die geschichtlichen sich ein Rad unseres rollstuhlfahrenden Spuren im Nationalpark liefern. Der Flyer des Untergrundes und Dauer für die Gruppenteilnehmers zwischen den einzel- enthält Angaben zur Streckenlänge in km Bewältigung der Teilstrecke mit einem nen Holzpanelen. Da er sehr sportlich ist, und Streckenhöhenprofle für die Rund- Rollstuhl sollten ergänzt werden. Weiter- konnte er sich alleine befreien. Ein weniger wege. Auf der Übersichtskarte sind die hin befndet sich auf Höhe der Kapelle geübter Rollifahrer hätte auf Hilfe warten Streckenabschnitte, die für Menschen mit eine Trocken-Kompost-Toilette, die müssen. Mobilitätseinschränkungen geeignet sind, auch behindertengerecht ausgestattet ist. durch entsprechende Symbole gekenn- Leider fndet sich derzeit in diesem Flyer Informationen zu Barrierefreiheit im zeichnet. nur das „WC“-Symbol. Hier bestünde Nationalpark Kellerwald-Edersee die Möglichkeit, noch ein Rolli-Symbol Im Nationalpark Kellerwald-Edersee gibt Bei einer Neuaufage sollte daran gedacht einzufügen. Parkplätze für Menschen mit es noch kein spezifsches Printmaterial, z. werden, auch eine Route für Rollstuhlfah- Behinderungen sind am Nationalparkein- B. einen Flyer oder eine Broschüre zum rer zu kennzeichnen, die bis zur Quernst- gang KellerwaldUhr bereits vorhanden, Tema Barrierefreiheit. Barrierefreie kapelle führt. Diese Strecke ist für einen leider aber nicht auf der Übersichtskarte Angebote, wie Wanderungen mit Rolli geübten Rollstuhlfahrer bzw. eine geübte für die Wanderwege bzw. die Anreise und Kinderwagen oder Führungen in Rollstuhlfahrerin auch alleine zu bewälti- explizit gekennzeichnet. Auch hier würde deutscher Gebärdensprache, werden aber gen. Weitere Hinweise zur Beschafenheit das Rolli-Symbol Abhilfe schafen. Die im jährlichen Veranstaltungskalender, relevanten Informationen sollten in einem durch Pressemitteilungen und auf der Text für die Zielgruppe ansprechend Nationalpark-Homepage beworben. Im beschrieben werden. Schließlich macht es Veranstaltungskalender sind sie seit 2018 Sinn, auf dem Deckblatt noch ein Rolli- durch Symbole (Rollifahrer, Symbol für Symbol zu ergänzen, um die Aufmerk- sehbehinderte und blinde Menschen) ge- samkeit der Zielgruppe zu wecken. kennzeichnet, eine Extraseite weist zudem auf die barrierefreien Angebote hin und Die Verbesserungen sollten bei einer gibt Tipps zum Wandern auf eigene Faust Neuaufage eingearbeitet werden. Vorteile und zu den Informationseinrichtungen. dieses Vorgehens liegen in Kostengründen Da jede Gruppe von Menschen mit Beein- und in der Tatsache, dass die Flyer in der trächtigungen besondere Anforderungen Region etabliert sind und durch ergän- an Printmedien stellt, z. B. Blindenschrift zende Mundpropaganda einen großen oder Leichte Sprache, wird es nicht Wirkungskreis erreichen. möglich sein, einen Flyer für alle Ziel- Die rollstuhlgeeignete Trockenkompost-Toilette an der Quernstkapelle (National Park Kellerwald-Edersee) 2 https://www.nationalpark-kellerwald-edersee.de/de/service/downloads/kartenundwandern/downloads/00034_1328_Flyer_Quernst_de_Aufage_8.pdf
14 ö s t e r r e i c h Vergleich von Hilfsmitteln für mobilitätseingeschränkte Menschen in Schutzgebieten (Textgrundlage: Tobias Wiesen, Nationalparkverwaltung Eifel) Die Erlebbarkeit der Naturschätze allen beliebigen Rollstuhl angekoppelt werden lange Umbauarbeiten zu vermeiden, Menschen – ob mit oder ohne Behinde- kann, vorhandenes Kupplungsstück vor- wird oftmals zum eigentlichen Zuggerät rung – ermöglichen: Dieses Ziel erfordert ausgesetzt. Die Handhabung des Gerätes gleichzeitig ein Rollstuhl mit Kupplung u. a. Hilfsmittel für mobilitätseinge- bedarf nur einer kurzen Eingewöhnung mitgeordert. Hierdurch können Gäste, schränkte Menschen. Erfahrungen aus und konnte beim Selbsttest schnell die den Swiss-Trac kurzfristig für eine Nationalparks in Österreich und Deutsch- erlernt werden. Während der Testfahrt Tour ausleihen möchten, sofort starten. land zeigen zu beachtende Aspekte auf. wurden verschieden große Steigungen Es ist dann jedoch notwendig, den eigenen überwunden, wobei keine nennenswerten Rollstuhl zu verlassen und sich in den Der Swiss-Trac – im Einsatz im Einschränkungen auftraten. Die Fahrt angebotenen Rollstuhl umzusetzen. Die Nationalpark Gesäuse verlief dabei allerdings hauptsächlich über Kosten in der Anschafung steigen durch Während des Studienaufenthaltes in Asphalt oder einen gut befahrbaren Wald- den zusätzlichen Rollstuhl an, wodurch Österreich konnten die Teilnehmenden weg. Laut Hersteller kann der Swiss-Trac sich ein Endpreis von mehreren Tausend mit der Nutzung des Swiss-Tracs im Steigungen von bis zu 20 % bewältigen. Euro ergibt. Nationalpark Gesäuse das Hilfsmittel Positiv zeigte sich die Auswahl von zwei eines namhaften Herstellers kennenlernen verschieden schnellen Gängen. Allerdings Zoom Uphill – im Einsatz im und testen. Die Nationalpark-Homepage Nationalpark Eifel informiert darüber, dass die Geräte zum Im Nationalpark Eifel werden seit 2016 Verleih stehen und gerne bei den drei geländegängige Rollstühle mit dem Na- Besucherzentren (Infobüro Admont, men „Zoom Uphill“ eingesetzt. Sie sind als Erlebniszentrum Weidendom, Natio- elektronisch betriebene Krankenrollstühle nalpark Pavillon Gstatterboden) sowie zugelassen und dürfen somit auch ohne dem Temenweg „Lettmair Au“ und dem rechtliche Probleme in Wäldern fahren. barrierefreien Wanderweg „Leierweg“ genutzt werden können. Die Ausleihge- bühr beträgt 25 € pro Person und Tag. Für die Angebote im Nationalpark Gesäu- se das Produkt der Firma Swiss-Trac auszuwählen, scheint sinnvoll zu sein, da die Geräte für die gerade genannten barrierefreien Angebote eine sehr gute technische Ergänzung bieten. Die geringe Der Swiss-Trac, ein Zuggerät für Rollstühle (Tobias Wiesen) Größe des Zuggerätes ermöglicht zudem einen problemlosen Transport zwischen muss zum permanenten Fahren ein Hebel den unterschiedlichen barrierefreien ständig gedrückt werden, was für Ungeüb- Angeboten im Nationalpark. Da es bisher te mit der Zeit recht anstrengend wird. allerdings lediglich zwei Leihgeräte gibt, Bei der Anschafung des Swiss-Trac ist die Nutzung durch größere Gruppen für Institutionen, wie beispielsweise die vorerst nicht möglich. Nationalen Naturlandschaften, ist ein Aspekt besonders zu beachteten: Beim Der Swiss-Trac ist ein Rollstuhlzuggerät, Ankoppeln an einen Rollstuhl muss ein das in wenigen Augenblicken an einen Kupplungsstück vorhanden sein. Um Das vierradangetriebene ”Zoom Uphill” (Zoomability)
15 ö s t e r r e i c h Die Bedienung ist für Ungeübte anfangs ist dazu bereit bzw. in der Lage. Zudem von den begleitenden Personen abhängt. gewöhnungsbedürftig, es stellt sich jedoch sind die Leihgebühren, v. a. im Vergleich In einem Klassenverband kann durch die bald Routine ein. Die Geräte bewältigen zum Swiss-Trac, eher hoch. Für eine Joëlette bspw. der Zusammenhalt gestärkt ebenfalls Steigungen von bis zu 55%, der zweistündige Tour verlangt der Anbieter werden, da Schülerinnen und Schüler befahrene Untergrund kann dabei fast 89 €. Allerdings fnden die Touren in ebenfalls als Begleitperson eingesetzt wer- vernachlässigt werden. Von Matsch bis zu Begleitung eines zertifzierten National- den können. In schwierigerem Gelände sehr grobem Schotter werden alle Ober- park-Waldführers statt und sind somit mit sollten allerdings Erwachsene die Joëlette fächen bewältigt. zahlreichen Informationen zur Strecke bedienen. und der Region verbunden. Die Anschaf- Der Verleih der Geräte erfolgt über einen fungskosten sind im Vergleich zu den zwei Die Notwendigkeit von gleich zwei externen Anbieter. Dieser bietet als zerti- anderen beschriebenen Produkten mit Begleitpersonen stellt den aus Autoren- fzierter Nationalpark-Waldführer Touren rund 16.000 € am höchsten. Der Anbieter sicht größten Nachteil, vor allem bei der u. a. mit dem Zoom Uphill an. Grund- im Nationalpark Eifel ist gleichzeitig der Betreuung von Gruppen, für einen Einsatz sätzlich können die Geräte ausschließlich Generalimporteur für Deutschland und im Nationalpark (Eifel) dar. Oftmals sind nur im Rahmen einer geführten Tour Luxemburg. nur wenige Begleitpersonen anwesend, ausgeliehen werden. Die Nationalpark- bzw. die Betreuung erfolgt durch Ranger. verwaltung nimmt das Angebot mit in Joëlette – eine umweltfreundliche, In diesem Fall müssten diese gleichzeitig das eigene Marketing auf und bewirbt die aber personalintensive Alternative die Joëlette bedienen sowie das eigentliche geführten Touren z. B. in Flyern, auf der Die Joëlette ist ein einrädiger Rollstuhl, Programm durchführen. Dies ist personell Homepage oder auf Messen. Vor allem der im Gelände eingesetzt werden kann, nicht leistbar. Für eine Familie, die eine in den Bereichen Besucherlenkung und um auch Menschen mit Behinderungen Wanderung machen möchte, kann die -information ergeben sich für den Natio- die Möglichkeit zum Naturerleben zu Joëlette aber durchaus Sinn machen und nalpark Vorteile. Hier können die Guides bieten. Sie ist als nicht motorisierter Roll- einem Angehörigen mit Behinderung die der geführten Touren als Multiplikatoren stuhl sicherlich der umweltfreundlichste. Teilnahme auch an schwierigeren Wande- für ihn fungieren. Alle Seiten proftieren Für die Nutzung sind zwei Begleitperso- rungen ermöglichen. so voneinander, wodurch die Zusammen- nen erforderlich: Die vordere Person küm- arbeit als sehr gutes Beispiel dienen kann. mert sich um das Ziehen und Lenken, Um mögliche Konfikte mit anderen Be- während die hintere für das Gleichgewicht suchergruppen zu vermeiden, wurde vorab zuständig ist. Die persönliche Erfahrung eine Vereinbarung zwischen der National- des Autors (alle drei „Positionen“ getes- parkverwaltung Eifel sowie dem Anbieter tet) ist gemischt. Um mit Menschen mit der Touren abgeschlossen. Diese regelt Behinderung ins Gelände zu gelangen, u. a. die erlaubte Maximalgeschwindigkeit bietet die Joëlette gute Möglichkeiten. von ansonsten möglichen 20 km/h auf Auch Steigungen über 20 % können über- 6 km/h, die Betreuung der Gruppen wunden werden, wobei der Einsatz und durch zertifzierte Nationalpark-Waldfüh- damit die „Grenzen des Erlebens“ immer rer oder die Freigabe zu befahrener Wege. Eine Karte mit allen im Nationalpark liegenden Wanderwegen ist der Verein- barung angehängt. Hierin sind die für die Geräte freigegebenen Wege deutlich markiert. Durch die Auswahl bestimm- ter Wege kann der Charakter kleinerer, für Wanderer reizvoller Wege erhalten bleiben, da diese nicht mit den Geräten befahren werden. Als Nachteil zeigt sich die Notwendigkeit, vom eigenen Rollstuhl auf das Zoom Uphill umzusteigen. Nicht jeder oder jede Die Joëlette mit Begleitpersonen (Pilar Elloriaga, Wheel the World, Joëlette and Co)
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