BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz

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BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
BERNER TIERWELT
AUSGABE 25 / 2018                        MIT 174. JAHRESBERICHT DES BERNER TIERSCHUTZES

 BauSchau9                      TagesSchau4                           TierSchau12
 Das neue Berner Tierzentrum -   Kleintiere, Katzenwelpen,              Mischlingshund Dean sucht ein
 Abstimmung gewonnen!            Krankheiten …                          neues Zuhause!

 JugendSchau10                  WirSchau22
 Die Bubos beim Lama-Trekking!   Zwei neue Auszubildende und ein
                                 neues Vorstandsmitglied unterstützen
                                 unser Team!
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
Wir geben Tieren Recht!
        TIR – Das Kompetenzzentrum zum Tier in Recht, Ethik und Gesellschaft

        Seit über 20 Jahren setzen wir uns für tierfreundliche
        Gesetze und deren konsequenten Vollzug ein.
        Erfahren Sie mehr über unsere Tierschutzarbeit unter
        www.tierimrecht.org.

        Spendenkonto PC: 87-700700-7
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        Tier im Recht (TIR)
        Rigistrasse 9
        8006 Zürich
        Tel.: +41 (0)43 443 06 43
        info@tierimrecht.org                                                                    Cabinet de médecine vétérinaire holistique ● Tierarztpraxis für holistische Veterinärmedizin
        www.tierimrecht.org
                                                                                                ● Persönliche Betreuung
                                                                                                ● Ihren Bedürfnissen angepassten Sprechstunden
                                                                                                ● Respekt, Austausch
                                                                                                Mehr Infos finden Sie unter: www.holivet.ch

                                                                                                Holivet AG/SA
                                                                                                Weberpark ● Industriestrasse 37c ● 2555 Brügg ● 032 341 65 65

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                                                                                                                                                PURE Naturfutter
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                                                                                                                                                für Hunde und Katzen
                                                                                                                                                aller Rassen und Altersstufen
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                                                                                                                                                     SCHONENDE HERSTELLUNG
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                                                                                                                                                 Was drin ist, steht drauf.
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BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
Willkommen         3

                                Editorial
                                Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde

                                Die Abstimmung ist gewonnen! Das Berner Stimmvolk hat die Überbauungsordnung
                                Wohlenstrasse Eymatt am 4. März 2018 mit überwältigender Mehrheit von über 81%
                                angenommen. Damit sind wir einen riesigen Schritt weiter und hoffen nun, zügig mit dem
                                Bau beginnen zu können. Zwei Einsprechende sind übrig geblieben, darüber wird nun
                                beim Kanton entschieden, wie auch über die Baubewilligung - wir sind zuversichtlich.
                                Wie das neue Tierheim dereinst aussehen soll, zeigen wir Ihnen in dieser Ausgabe. Über
                                die Fortschritte werden wir Sie wie immer auf dem Laufenden halten auf unserer
                                Homepage, auf Facebook, mit unserem elektronischen Newsletter und neu auch auf
                                Instagram (berner_tierschutz).
Wir danken allen sehr herzlich, welche ihr JA in die Urne gelegt haben oder uns finanziell, moralisch oder tatkräftig unter-
stützt haben!
Wie dringend ein Tierheim gebraucht wird, erfahren Sie in den verschiedenen Berichten unserer Tierpflegerinnen. Wie
wir Tiere aufnehmen, die alters- oder krankheitshalber keiner mehr haben will oder jahrelang nach einem geeigneten Platz
suchen für einen speziellen Hund. Glücklich macht uns dann aber immer wieder, wenn wir eben diese Geschichten zu einem
Happyend führen können!
Wir wünschen Ihnen einen blühenden Frühling!
Mit herzlichen Grüssen
Dorothea Loosli-Amstutz
Präsidentin

   Impressum
   Berner Tierwelt         Gestaltung und Druck        Abonnenten                       Mitgliederverwaltung
   Eine Publikation des www.jordibelp.ch               10 000                           Telefon 031 926 64 66
   Berner Tierschutzes, Titelbild                      Inserateservice                  Dienstag bis Donnerstag:
   Verein seit 1844     © Koen Eijkelenboom            ins.tierwelt-be@jordibelp.ch     9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr
   Redaktion            «kletterndes Kätzchen»         Brigitta Wermuth-Steiner         info@bernertierschutz.ch
   Yvette Bulliard      Auflage                         Telefon 031 818 01 25            www.bernertierschutz.ch
   Lukas Bircher        36 500 Exemplare               Abopreis                         Telefon 031 926 64 64
   redaktion@                                                                           Montag bis Freitag: 9 bis 12 Uhr
   bernertierschutz.ch                                 CHF 4.50 /Ausgabe
                                                       für Mitglieder gratis            Fax     031 926 20 96
                                                       Erscheint 2 x jährlich
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
4   TagesSchau                                                                          BERNER TIERWELT

     Aus dem Alltag
     des Tierheims
Auch dieses Jahr kann ich Ihnen einen bunt gemischten
Strauss zusammenstellen, welcher einen Überblick der vie-
len Tierschicksale im Tierheim geben soll, und welcher auch
darauf hinweisen soll, was uns im vergangenen Jahr beson-
ders beschäftigt hat.

Januar                                 nach dieser langen Zeit endlich an Weibchen war zudem das Fell total
                                       ein tolles neues Zuhause vermittelt verfilzt und verklebt. Wir brauchten
Bei den Katzen und im Kleintier- werden.                                    über zwei Stunden und eine Menge
bereich begann das neue Jahr relativ                                        Geduld (auch das Kaninchen), bis die
ruhig. In der Katzenquarantänestation                                       Filzplatten vorsichtig entfernt werden
hatten wir jedoch 3 Katzen, welche                                          konnten. Und offensichtlich waren
am Kränkeln waren und immer wie- Februar                                    die beiden Tiere auch nur auf engstem
der an Durchfall litten. Die medizini-                                      Raum gehalten worden, sie genossen
schen Untersuchungen zeigten, dass Eines Morgens stand plötzlich ein es sichtlich, so richtig Platz zu haben
sog. Kryptosporidien eingeschleppt Mann unangemeldet am Empfang, und bekamen fast nicht genug davon,
wurden, das sind hochansteckende zusammen mit einem Dolmetscher. im grossen Gehege herumrennen und
Darmparasiten. Wir mussten vor- Sie hatten zwei Kaninchen in einer sich auszutoben.
übergehend einen Aufnahmestopp Schachtel dabei. «Das Kind sei all-
verfügen, damit alle Räumlichkeiten ergisch, die Tierchen müssten unbe-
gründlich gereinigt und desinfiziert dingt und sofort aus der Wohnung
werden konnten, was äusserst auf- entfernt werden», war deren Aussage. März
wendig und sehr zeitintensiv war.      Für die Kaninchen war es ein Glück,
                                       konnten sie zu uns kommen, sie In diesem Monat stellten 5 Schäfer-
                                       waren nämlich offensichtlich völlig hundemischlings-Welpen unseren
                                       vernachlässigt worden: schon bei der Tierheimalltag auf den Kopf: beim
                                       Ankunft waren sie sehr durstig und Besuch des Fachmarkts «Bauhaus»
                                       tranken zuerst mal eine grosse Menge war einem Paar ein angebundener,
                                       Wasser. Die Krallen waren bei bei- ganz junger Welpe aufgefallen. Als
                                       den extrem lang, beim langhaarigen die Betreuerin des jungen Hundes
                                                                            auftauchte, fragte diese das Paar, ob
                                                                            sie Interesse am Welpen hätten und
                                                                            ob sie diesen kaufen wollten. Der
                                                                            Kleine sei erst vier Wochen alt. Den
                                                                            Leuten kam das komisch vor und sie
                                                                            baten um Kontaktdaten, weil sie es
Benji                                                                       sich noch überlegen wollten. Darauf
                                                                            benachrichtigten das Paar die Polizei,
Ein tolles Happyend gab es im Hun-                                          welche umgehend handelte und den
debereich: Hund Benji, ein Shar-                                            Welpen zu uns ins Tierheim brachte.
Pei-Rüde, verbrachte über 2 Jahre im                                        Es stellte sich heraus, dass das Tier ca.
Tierheim Oberbottigen und konnte Geisha und Shanti                          12 Wochen alt war und keinen obli-
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TagesSchau       5

                                                                                    Mai

                                                                                    Langsam fanden auch wieder junge
                                                                                    Katzen und Mutterkätzinnen den
                                                                                    Weg ins Tierheim. Wir wurden
                                                                                    aber nicht wie auch schon von einer
                                                                                    Lawine von Jungtieren überrollt.
                                                                                    Dafür kamen schwer kranke oder ver-
                                                                                    letzte Katzen zu uns, die aufwändige,
                                                                                    kostenintensive Behandlungen und
                                                                                    Operationen benötigten.

                                                                                    Ein tragisches Erlebnis war der Fund
                                                                                    eines Igels beim Tierheim. Er war in
                                                                                    ein Loch gerutscht und konnte sich
                                                                                    nicht mehr selber aus dieser Situation
                                                                                    befreien. Zum Glück entdeckte unser
Pepino                                                                              Lernender das Tier sofort und konnte
                                                                                    es aus der misslichen Situation retten.
gatorischen Erkennungs-Microchip                                                    Da der Igel äusserst apathisch wirkte,
hatte und auch nicht geimpft war. Die                                               beschlossen wir, ihn für eine Nacht
Polizei stellte weitere Nachforschun-                                               im Tierheim zur Beobachtung zu
gen an und fand die «Züchterin»:                                                    behalten. Am nächsten Morgen kam
ihre Schäferhündin hatte insgesamt                                                  dann die grosse Überraschung, als wir
7 Welpen zur Welt gebracht, 5 davon                                                 5 frisch geborene Junge im Gehege
hatte sie ihrer Mutter zur Betreuung                                                entdeckten. Vermutlich war aber der
überlassen, welche mit der Situation
völlig überfordert war. Die Welpen
wurden vorsorglich beschlagnahmt
und zu uns gebracht. Das Interesse
an diesen sehr aufgestellten, freund-
lichen Junghunden war enorm gross        Kaninchen mit Augenkrankrankheit
und so mussten denn auch viele Inte-     Foto: wikipedia
ressenten enttäuscht werden, da wir ja
nicht alle Bewerbungen berücksichti-     fing das Auge an zu heilen. Leider
gen konnten.                             aber kratzte sich Pumuckl die Naht
                                         einmal auf, so dass sie noch einmal
                                         genäht werden musste. Schliesslich
                                         aber wurde das Auge wieder gesund.
April                                    Es ist immer wieder traurig zu sehen,
                                         dass man bei den Kleintieren oftmals
Teddykaninchen Pumuckl wurde uns         keine Notwendigkeit sieht, mit diesen      Igel Foto: Sylvia Michel
zusammen mit seinem Geschwister          auch den Tierarzt aufzusuchen. Die
gebracht. Das linke Auge des armen       Kosten sind vielen Haltern zu hoch,        Stress des Unfalls für die Igelmama
Tieres war entzündet und zeigte          da sie oftmals die Anschaffungskos-        zu gross gewesen und hat zu einer
einen eitrigen Ausfluss. Es zeigte       ten um ein Mehrfaches übersteigen.         Früh- oder Totgeburt geführt. Bei
sich, dass das Unterlid nach innen       Da ist es doch einfacher, sich der alten   allen 5 Jungen konnte nur noch der
gerollt war, so dass die Wimpern         und kranken Tiere zu entledigen, um        Tod festgestellt werden. Nach einer
ständig über die Hornhaut scheuer-       dann wieder neue Tiere zu kaufen, es       weiteren kurzen Erholungszeit liessen
ten. Unser Facharzt für Nager ope-       kommt ja billiger.                         wir dann den ausgewachsenen Igel
rierte das Kaninchen und schon bald                                                 wieder zurück in die Freiheit.
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
6   TagesSchau                                                                           BERNER TIERWELT

Juni                                      Juli

Der französische Bulldoggen-Rüde          Der Katzenboom hat begonnen.
«Jooda» musste beschlagnahmt wer-         Viele Findel- und Verzichttiere fan-
den und kam so in unsere Obhut. Er        den in diesem Monat den Weg ins
hatte schwere gesundheitliche Pro-        Tierheim. Besonders betroffen hat
bleme mit seinen Augen und wurde          uns die Geschichte von Melina und
von heftigen Atemproblemen (sog.          Puffy (ein Geschwisterpärchen): die
«Cherry Eyes» oder «Nickhaut-             beiden jungen Katzen wurden im
drüsenvorfall») geplagt. Die beiden       Februar dieses Jahres angeschafft, als
Cherry Eyes mussten unbedingt ope-        sie noch jung und herzig waren. Als
rativ entfernt werden, und um seine       Abgabegrund der Exbesitzer wurde
Atemprobleme zu lindern, mussten          angegeben: wir gehen in die Ferien.
die Nasenfalte und das Gaumense-          Die Krone setzten die Leute dieser
gel operiert werden. Zudem mussten
auch noch die Nasenlöcher geweitet
werden, was alles zu einer stolzen
Tierarztrechnung führte. Man kann
nicht oft genug darauf hinweisen, dass
man vom Kauf solcher «Qualzucht-                                                   Puffy
Hunden» unbedingt absehen muss.
Denn solange es immer wieder Käu-                                                  Geschichte auf, als sie im gleichen
fer für solch völlig deformierte kranke                                            Atemzug erwähnten, dass sie nach
Hunde, die nie ein normales Hunde-                                                 ihren Ferien wieder vorbeikommen
leben führen können, gibt, so lange                                                wollten, um dann neue Katzen zu
gibt es auch skrupellose Züchter, wel-                                             adoptieren! Spätestens als sich dann
che nicht die Gesundheit des Tieres                                                auch noch herausstellte, dass die Kät-
in den Vordergrund stellen.               Melina                                   zin von ihrem Bruder gedeckt worden
                                                                                   war und sie im Tierheim ihre Jungen
                                                                                   bekam, mussten wir wieder einmal
                                                                                   feststellen, dass der Begriff «Weg-
                                                                                   werfgesellschaft» immer noch auch in
                                                                                   Bezug auf unsere Haustiere zutrifft.

                                                                                   August

                                                                                   Geradezu fahrlässig handelte ein Paar,
                                                                                   das seinen Hund, ein «Continental
                                                                                   Bulldog», aus Zeitmangel loswerden
                                                                                   wollte. Beim Abgabetermin im Tier-
                                                                                   heim wurden wie immer viele Fragen
                                                                                   zum Hund, zu seinem Gesundheits-
                                                                                   zustand, aber auch zu seinem Ver-
                                                                                   halten gestellt. Auf die Frage, ob der
                                                                                   Hund schon mal jemanden gebissen
                                                                                   und verletzt habe, wurde dies klar ver-
                                                                                   neint. Er habe nur einmal versucht zu
                                                                                   schnappen, als man ihm eine Zecke
Jooda                                                                              entfernen wollte.
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
TagesSchau       7

Schon am Abend der Ankunft kam
es aber zu einem Aggressionsvorfall:
der Hund stellte eine Mitarbeite-
rin in der Box und wollte nach ihr
schnappen. Zum Glück hatte er aber
eine äusserst erfahrene Tierpflegerin
vor sich, so dass nichts Ernsthaftes
passiert ist. Durch Zufall erfuhren
wir dann zudem schon 2 Tage später
durch Dritte, dass dieser Hund schon
einmal massiv die Frau in der Familie

Theo

verletzt hatte, so dass diese ins Spital
musste. Natürlich nahmen wir sofort
wieder Kontakt zu den Exbesitzern
auf und die Frau bestätigte im Nach-
hinein diesen Vorfall. Auf Nachfrage,
warum dies verschwiegen wurde,             Ammenmama
wurde mitgeteilt, dass sie Befürchtun-
gen gehabt hätten, dass wir das Tier       Mittag zu uns. Wir starteten sofort      und musste schliesslich schweren
sonst nicht aufnehmen würden. Ich          einen Aufruf auf Facebook, um einer-     Herzens vom Tierarzt erlöst werden.
mag mir gar nicht vorstellen, was alles    seits die Besitzer mit der Mutterkät-    Auch solche Erlebnisse gehören lei-
hätte geschehen können, nur weil die       zin zu finden oder andererseits jeman-   der bei unserer Arbeit dazu.
Leute uns solch wichtige Ereignisse        den, welcher eine Katzenmama mit
absichtlich verschwiegen haben.            frisch geborenen Jungen hatte, welche
                                           als Amme einspringen könnte. Und
                                           siehe da, bereits anfangs Nachmittag     Oktober
                                           meldete sich eine Frau, deren Katze
September                                  fünf Tage alte Welpen hatte. Wir         Im grosszügigen Kaninchengehege
                                           brachten ihr das Katzenbaby umge-        der UPD Waldau entledigte sich eine
Beim Abbau ihres Zeltes fanden Zir-        hend und kurz darauf bekamen wir         unbekannte Person seines Kanin-
kusartisten unter einer Holzpalette        ein Foto zugesendet, wie der Kleine      chens. Unglücklicherweise war es
ein ca. zwei Tage altes Katerchen. Sie     wacker bei der neuen Ammenmama           ein unkastrierter Bock. Da das grosse
liessen es ein paar Stunden zur Beob-      Milch trank. Leider nahm aber diese      Gehege von vielen gegrabenen Gän-
achtung dort, in der Hoffnung, die         rührende Geschichte kein Happyend,       gen untertunnelt war, konnte das Tier
Mutter würde es holen. Doch diese          das frisch geborene Katerchen hatte      lange nicht eingefangen werden. Da
kam leider nicht. So brachten die Tier-    offensichtlich gesundheitliche Pro-      die anderen Kaninchen im Gehege
freunde das Kätzchen kurz vor dem          bleme, es verlor laufend an Gewicht      alles Häsinnen waren, dauerte es nicht
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
8   TagesSchau                                                                        BERNER TIERWELT

                                                                                 um schwerwiegende und belastende
                                                                                 Krankheiten wie Futterallergien, Kie-
                                                                                 ferabszesse, Patellaluxation (Knie-
                                                                                 scheibenkrankheit), Brachycephalie
                                                                                 (erbliche Deformation des Schädels,
                                                                                 welche krankhafte Veränderungen
                                                                                 der Atemwege nach sich zieht) etc.
                                                                                 Umfassende tierärztliche Abklärun-
                                                                                 gen, aufwändige Operationen und
                                                                                 Behandlungen waren notwendig,
                                                                                 welche sich zum Teil über meh-
                                                                                 rere Monate hinzogen. Viele dieser
                                                                                 Erkrankungen wurden uns gegenüber
                                                                                 wissentlich verschwiegen oder aber
                                                                                 die Vorbesitzer waren nicht bereit,
                                                                                 selber die tierärztlichen Abklärun-
                                                                                 gen vorzunehmen, da angeblich die
                                                                                 finanziellen Mittel fehlten oder da
Kaninchen Foto: Tom Keusen                                                       die Leute nicht bereit waren, einen
                                                                                 grösseren Aufwand zu betreiben für
lange, bis eine stattliche Anzahl süsser
                                   schweinchen. Aber auch das Schicksal          ihr Tier. Viele dieser Tiere hatte man
kleiner Häschen herumhoppelten.    der 6-jährigen «Letti» war ausserge-          «billig» im Internet gekauft oder
Glücklicherweise haben wir ja jetztwöhnlich: Letti kam ins Tierheim,             geschenkt bekommen. Und da scheint
im Tierheim schöne grosse Freige-  weil sich ihr Besitzer aus gesundheit-        bei vielen das Motto zu gelten: «Was
hege und so konnten wir mithelfen, lichen Gründen nicht mehr um sie              nichts kostet, ist auch nichts wert.»
die vielen jungen Tiere zu betreuenkümmern konnte. Die Hündin lebte
und weiterzuvermitteln.            hauptsächlich draussen an der Kette Zum Glück gibt es uns, den Berner
                                   und wurde, wenn überhaupt, täglich Tierschutz mit seinem Tierheim, zum
                                   nur kurz spazieren geführt. Wie sich Glück für die Tiere!
                                   erfreulicherweise zeigte, hat Letti,
November                           trotz des trostlosen, nicht hundege-
                                   rechten Daseins ihre Lebensfreude
Auch dieser Monat bescherte uns bewahrt. Es war eine Freude zu sehen,
wieder viele Kaninchen sowie Meer- wie sie ihre Unterbringung in ihrer
                                   warmen Hundebox offensichtlich
                                   genoss und wie sie sich jedes Mal
                                   auf die täglichen ausgedehnten Spa-
                                   ziergänge freute und diese Ausflüge
                                   offensichtlich sehr genoss.

                                                                                                         Lukas Bircher,
                                                                                            Geschäftsführer und Zoologe
                                           Dezember

                                           Das Jahresende ist auch immer die            © alle Bilder: Berner Tierschutz
                                           Zeit, um eine Bilanz zu ziehen: in
                                           diesem Berichtsjahr hatten wir so
                                           viele kranke Abgabe- und Findel-
                                           tiere wie noch nie! Und zwar nicht
                                           einfach so Bagatellkrankheiten, in
Letti                                      den meisten Fällen handelte es sich
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
Das neue Berner                                                                                BauSchau       9

     Tierzentrum
     Die Abstimmung ist gewonnen!

                     In der letzten        Jede Umzonung muss von den Stimm-       Innerhalb von drei Monaten sollte das
                     Tierwelt infor-       bürgern gutgeheissen werden. Nachdem    AGR das Vorhaben beurteilen und hof-
                     mierten wir Sie,      sowohl der Gemeinderat der Stadt Bern   fentlich die Baubewilligung erteilen.
                     dass für unser        wie auch der Stadtrat der Umzonung      Anschliessend kommt es darauf an, ob
                     Neubauprojekt         zustimmten, durften die Stimmbürger     die Einsprecher – welche alle über 600
                     auf der Waldlich-     der Stadt Bern am 4. März 2018 über     Meter vom geplanten Tierheim entfernt
                     tung Eymatt im        die Umzonung abstimmen.                 wohnen – die Baubewilligung anfechten
                     Bremgartenwald                                                oder nicht. Akzeptieren sie die Baube-
                     eine Umzonung         Erfreulicherweise haben die Stimmbür-   willigung, so wird sie rechtskräftig (end-
                     erforderlich ist.     ger der Umzonung mit grosser Mehrheit   gültig) und wir könnten mit dem Bau
                                           zugestimmt. Wir möchten uns bei die-    beginnen. Falls die verbliebenden Ein-
Zusammen mit unserem Bauprojekt hat        ser Gelegenheit bei allen Stimmbürgern  sprecher Beschwerde erheben, wird die
die Stadt Bern ein Umzonungsverfahren      der Stadt Bern bedanken, die uns an der Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirek-
eingeleitet. Sowohl unser Bauprojekt wie   Urne mit einem JA unterstützt haben.    tion ( JGK) über die Beschwerde ent-
die Umzonung wurden Mitte Dezember         Wir sind mit diesem positiven Abstim-   scheiden müssen.
2016 publiziert. Innerhalb der Einspra-    mungsergebnis unserem Ziel, ein neues
chefrist gingen verschiedene Einspra-      Tierheim bauen zu können, einen gros- Obwohl im Moment noch keine Bau-
chen ein. Inzwischen zogen der VCS, die    sen Schritt näher gekommen. Wir sind bewilligung vorliegt, sind wir mit der
Stiftung für Landschaftsschutz und Pro     für die tolle Unterstützung sehr dankbar. gewonnenen Abstimmung einem neuen
Velo ihre Einsprachen zurück. Hängig                                                 Tierheim einen grossen Schritt näher
sind noch Einsprachen von verschiede-      Wie geht es weiter? Das Baugesuch gekommen. Wir danken allen, die uns
nen Anwohnern der Siedlung Eymatt in       zusammen mit der Umzonung geht in irgendeiner Form unterstützt haben.
Hinterkappelen. Sie fürchten vor allem,    ans Amt für Gemeinden und Raum-
dass der Hundelärm für sie zu unzumut-     ordnung (AGR), welches über die noch                         Daniel Wyssmann
baren Belastungen führen könnte.           hängigen Einsprachen entscheiden muss.                Baukommissionspräsident

 Gespendetes Geld bleibt für Neubau reserviert!
 Allen Spendern für unser Neubauprojekt in der Eymatt danken wir herzlich.
 Das gespendete Geld verwenden wir nicht für den laufenden Unterhalt oder
 andere Projekte. Wir haben ein spezielles Baukonto eröffnet, welches aus-
 schliesslich für den Neubau bestimmt ist. Wenn Sie den Bau des neuen Berner
 Tierzentrums unterstützen wollen, nehmen wir Ihre Spende gerne auf unse-
 rem speziellen Spendenkonto, PC 30-31879-8, entgegen.
 Wir danken Ihnen im Namen unserer Tiere.
BERNER TIERWELT - Berner Tierschutz
10    JugendSchau                                                                         BERNER TIERWELT

BUBO-Club
Mit dem Bubo-Club auf dem Lama-Trekking
Das Datum fürs Lama-Trekking war
bereits anfangs Jahr gesetzt, das son-
nige Wetter bestellt und zahlreiche
Anmeldungen von Bubo-Kindern
eingetroffen. Sechzehn Kinder hatten
sich für das Lama-Trekking in Aetig-
kofen angemeldet. Bei einer so grossen
Gruppe war ich froh, dass meine Kol-
legin Stefanie Zeit und Lust hatte, mit
uns ein tierisches Abenteuer zu erleben.
Leider schien in dieser Woche mit
dem herbstlichen Regenwetter auch
die Grippewelle eingetroffen zu sein.
Beim Treffpunkt in Bern zählten wir        Ihr liebstes Lama - Esel Fabio!       erste Begegnungen
noch zehn motivierte und aufgestellte
Kinder aus dem Bubo-Club. Alle             und führte uns zu ihrer Herde. Hier    mand Zeit oder Lust. Genau genom-
waren bestens mit Wanderschuhen,           versprach ein grosses Holzschild       men hatten nun die Kinder auf gar
Regenschutz und einem Picknick im          «Entspannung pur» mit den Lamas.       nichts anderes mehr Lust, als endlich
Rucksack ausgerüstet.                      Im Moment kribbelte bei uns jedoch     zu den Tieren zu gehen. Tanja ist
Im Aetigkofen empfing uns Tanja            die Vorfreude und Neugier. Für einen   für Gruppen ideal eingerichtet. In
Bandi direkt bei der Bushaltestelle        WC-Halt hatte jedenfalls jetzt nie-    ihrem grossen Zelt gibt es am langen
                                                                                  Holztisch genug Platz für alle. Hier
                                                                                  durften wir fürs Erste unsere Rucksä-
                                                                                  cke deponieren. Bei der gemütlichen
                                                                                  Lounge in einer Ecke des Zeltes waren
                                                                                  ausdrucksstarke Fotos von Tanja und
                                                                                  ihren vierbeinigen Freunden ausge-
                                                                                  stellt. Welche Wirkung werden die
                                                                                  Lamas auf die Kinder haben?
                                                                                  Als wir zu den Tieren in den Aus-
                                                                                  lauf durften, waren diese zufrieden
                                                                                  am Heu fressen oder hatten sich hin-
                                                                                  gelegt. Das erste Beschnuppern von
                                                                                  Tanjas Herde verlief ruhig. Bei den
                                                                                  17 Lamas leben auch zwei Esel und
                                                                                  zwei Pferde. Sehr schnell wurde uns
                                                                                  klar, dass in diesen Tieren viele ver-
                                                                                  schiedene Persönlichkeiten stecken.
Unterwegs mit der Gruppe.                                                        Zwei Mädchen waren sich rasch
JugendSchau              11

Zeit zum Schmusen.                      Lama Viktor                           Lama Corovado

einig, dass der verschmuste Esel Fabio   eine kompetente Antwort und ihre       eigene Ideen und Schalk in ihrem
ihr liebstes Lama sei.                   Begeisterung für diese Tiere wirkte    kuschligen Schädel. Das Beobach-
Tanja erzählte uns mehr zur Haltung      ansteckend.                            ten der Kinder im Umgang mit den
und zum Verhalten der Lamas. Die         Als einzige Warnung für den heuti-     Lamas war für mich sehr eindrücklich
Wiederkäuer haben zwar unten gros-       gen Tag in ihrer Herde zitierte uns    ... und in meinen Wunschgedanken
se Schneidezähne, setzen diese aber      Tanja ein südamerikanisches Sprich-    hatte ich das Lama-Trekking sofort
nur beim Fressen ein. Andere Lamas       wort: «Schaue niemals einem Lama       fix in den Lehrplan von jeder Schule
oder Menschen beissen sie nicht.         zu tief in die Augen, denn du wirst    eingebaut. Hier wurde von den Kin-
Diese Information beruhigte uns doch     dich darin verlieben!»                 dern sowohl Einfühlungsvermögen
schon mal ... Ich musste zugeben, dass   Für das heutige Trekking würden        wie auch Durchsetzungskraft gefragt.
mir der Umgang mit den Lamas noch        immer zwei Kinder zusammen ein         Nach und nach schlossen sich die
alles andere als vertraut vorkam. Was    Lama führen. Das Aussuchen der         Kinder und Lamas auf dem gemein-
lässt sich in den faszinierend grossen   Lamas überliess Tanja zu einem gros-   samen Weg zusammen.
Augen lesen? Werden die flauschig        sen Teil den Kindern. Sie vertraute    Bei einer Waldhütte banden wir die
grossen Ohren zur Kommunikation          darauf, dass die Kinder das für sie    Lamas fest und holten unser Picknick
eingesetzt? ... und spucken Lamas        passende Tier fanden. Unschlüssi-      aus dem Rucksack. Hier genossen wir
wirklich? Tanja kennt auf alle Fragen    gen Kindern stand Tanja beratend       unsere Mittagspause. Frisch gestärkt
                                         zur Seite. Beim Putzen und Bürs-       ging es zurück zum Hof. Inzwischen
                                         ten konnten sich die Kinder und ihr    hatten sich die Kinder-Lama-Teams
                                         Lama ein wenig kennen lernen. Das      gut eingespielt und sogar die bestellte
                                         weiche Fell lud nebst der Fellpflege   Sonne zeigte sich endlich. Ja, so liess
                                         auch zum Kuscheln ein. Für mich        es sich wunderbar durch Wald und
                                         hatten diese Begegnungen zwischen      Feld trekken. Entspannung pur!
                                         den Kindern und Tieren einen ganz      Der Abschied von Tanja und den
                                         besonderen Zauber.                     Lamas war herzlich und wir verlies-
                                         «Führe das Lama bestimmt, aber so,     sen Aetigkofen um ein tierisch gutes
                                         als wäre es dein Freund.» Bei Tanja    Erlebnis und einige Lamahaare an
                                         sah alles so einfach und selbstver-    unseren Kleidern reicher.
                                         ständlich aus. Doch die Körperhal-                                      Rahel Gubler
                                         tung und die innere Überzeugung                       Leiterin Berner Jugendtierschutz
                                         mussten schon stimmen, wenn das
                                         Lama geführt werden wollte. Eine                      © alle Bilder: Berner Tierschutz
                                         echte Herausforderung für einige
Lama Sirius mit Begleitung              Kinder, denn die Tiere hatten viele
12    TagesSchau                                                                          BERNER TIERWELT

    NOTFALL: Dean

Als Dean Anfang März 2017 ins Tier-
heim Oberbottigen kam, verbrachte
ich gerade meine Ferien im Ausland.
Ich bekam aber schon von meiner Kol-
legin die Nachricht, dass Dean mein
nächster Pflegehund werden würde,
nachdem Benji ja nun ein tolles neues
Zuhause gefunden hatte. So war ich
denn auch sehr gespannt auf meinen
neuen Pflegling und konnte es kaum
erwarten ihn kennen zu lernen. Wie
man mir im Vorfeld schon berichtete,
sollte Dean eine «mittlere Katastro-
phe» sein. Durch die viel zu frühe
Trennung von seiner Hundemama (er
wurde bereits mit 4 Wochen als Lab-
rador-Boxer-Mischling aus Spanien
in die Schweiz vermittelt, wie sich
zeigte, hat aber eher ein Listenhund
mitgemischt), hatte er viele Defizite.
Diese verstärkten sich noch zusätz-
lich durch die Unerfahrenheit seiner
Vorbesitzer, die ihn nicht händeln
konnten und ihn daher wegen Über-
forderung und Zeitmangel im Tier-
heim abgegeben hatten. Er reagierte
auf viele Reize sehr negativ. An der
Strasse, wenn Autos vorbeifuhren, war
er sofort angespannt, fixierte Autos
und wollte diese jagen. Das Gleiche
war auch der Fall, wenn er spielenden     Dean wurde schon im Alter von 4 Wochen von seiner Hundemama getrennt, das
Kindern begegnete, Pferd und Reiter,      ist viel zu früh.
Velos, Jogger – diese waren bzw. sind
zum Teil immer noch ein Thema.            schüchtert den anderen Hund ein. Da     der Hundeschule. Am Anfang waren
Mal reagiert er überhaupt nicht auf       Dean so viele Baustellen hat, begann    wir zum Üben immer alleine auf einem
solche Begegnungen und dann muss          ich auf unserem Trainingsgelände in     separaten Platz, so dass Dean die
man wieder aufpassen, dass er nicht       der Eymatt in einem ruhigen Umfeld      anderen Hunde zwar sehen und hören
hinterherspringen will. Auch bei Art-     zu trainieren. Unsere Tierärztin und    konnte, aber nicht zu ihnen hinkam.
genossen war er nicht mit allen ver-      Verhaltensmedizinerin Frau Lentze       Die ersten näheren Begegnungen mit
träglich. Er spielt gerne mit dem einen   empfahl aber, dass ich mit Dean unbe-   anderen Hunden wurden dann auch
oder anderen Hund. Dieser darf aber       dingt so schnell wie möglich einen      erst einmal mit Maulkorb durchge-
ihm gegenüber keine Unsicherheiten        Erziehungskurs besuchen sollte. So      führt und waren am Anfang nicht sehr
zeigen, sonst nutzt Dean das aus und      begann dann recht zeitnah der Besuch    entspannend. Im Verlauf der weiteren
TierSchau      13

Schulstunden konnte sich Dean aber
so weit entspannen, dass wir auch in
der Gruppe trainieren konnten. Die
übrigen Teilnehmer der Hundeschule
meinten zum Schluss, dass sich Dean
schon sehr zum Besseren geändert
hätte. Sein Grundgehorsam ist mitt-
lerweile schon recht gut, aber leider
zeigte er recht schnell, dass er auch
etwas Jagdtrieb hat und daran muss
noch gearbeitet werden. Ich nahm ihn
auch einmal für eine Woche mit zu
mir nach Hause, musste aber feststel-
len, dass meine Hündin Lilly mit dem
jungen Wirbelwind total überfordert
war. Dies war sehr schade für Dean, da
er mit der Zwingerhaltung im Tier- Dean liebt es zu spielen.

                                       heim grosse Probleme hat und anfing     endlich seine Ruhe. Selbstverständ-
                                       zu stereotypieren. Das ging so weit,    lich wird er auch viel zum Spazieren
                                       dass seine Gelenke in Mitleidenschaft   ausgeführt und ich hole ihn auch öfter
                                       gezogen wurden und er zeitweise nicht   an meinen freien Tagen ab, um mit
                                       mehr richtig laufen konnte. Er bekam    Dean längere Spaziergänge zu unter-
                                       dann Physiotherapie und es musste       nehmen. Er liebt es, im Auto mitzu-
                                       eine andere Lösung her. So fand sich    fahren und ist dabei auch ein ganz
                                       denn im Büro vom Chef eine zeit-        lieber und ruhiger Hund. Besuche in
                                       weise Unterkunft für Dean oder auch     Gaststätten und das Mitfahren im ÖV
Dean und Lilly gemeinsam unterwegs.   in unserer Polizeibox findet er nun     sind ihm nicht fremd.

                                                                               Für Dean suchen wir einen ruhigen
                                                                               Platz bei hundeerfahrenen Menschen
                                                                               ohne Kinder. Dean ist ein Hund, der
                                                                               keine Schwächen durch seine Men-
                                                                               schen zulässt, sonst nutzt er diese
                                                                               schamlos aus und versucht dann, seine
                                                                               Grenzen auszutesten. Da er aber ein
                                                                               sehr lernfreudiger und intelligenter
                                                                               Hund ist, macht es grossen Spass,
                                                                               mit ihm zu arbeiten. Seinen vertrau-
                                                                               ten Menschen gegenüber ist er sehr
                                                                               anhänglich und verschmust und er
                                                                               kann dann nicht genug Streichelein-
                                                                               heiten bekommen. Es wäre wirklich
                                                                               toll, wenn er bald Menschen findet,
                                                                               die ausschliesslich für ihn da sind.

                                                                                                         Monika Grawe
                                                                                                          Tierpflegerin
14    TagesSchau                                                                            BERNER TIERWELT

    Hund Benji

«Liebe auf den ersten Blick» war es
nicht, als ich Benji Anfang März 2014
im Tierheim kennenlernte. Er war
ziemlich unnahbar und liess nieman-
den an sich heran. Da wir aber nun
mal füttern und putzen müssen und
ein Hund ja schliesslich nicht tage-
lang nur in seiner Box eingesperrt sein
kann, hiess es wieder einmal, Geduld
zu haben. Also setzte ich mich zu ihm
in die Box und verhielt mich zunächst
völlig passiv. Nach einiger Zeit wurde
er dann doch neugierig und kam näher
zu mir, so dass er mich beschnüffeln
konnte. Irgendwann liess er es auch
zu, dass ich ihn am Kinn kraulen
konnte und danach war das «Eis»           Benji in seinem neuen Zuhause.
gebrochen und die Liebe zum ihm
ist langsam, aber stetig gewachsen.       meinem Hund natürlich nicht zumu-        wie Lilly vor ihm herlief. Er war am
So wurde er schnell mein «Knuddel-        ten und so wurde das Kennenlernen        Winseln, Quietschen und Fiepen und
bärchen», was aber nicht hiess, dass er   in kleinen Schritten geübt. Zunächst     wollte unbedingt zu ihr und beruhigte
gleich mit allen Freundschaft schloss.    liess ich Benji in den grossen Hun-      sich fast nicht mehr. Beschnuppern
Am Anfang musste ich bei Tierarzt-        deauslauf und mein Hund konnte           liess Lilly aber beim ersten Mal noch
besuchen immer anwesend sein, dass        ihn vor dem Auslauf durch das Gitter     nicht zu. Beim nächsten Spaziergang
heisst, auch an meinen Freitagen bin      kennenlernen. Benji hat sich dort ganz   war er schon etwas ruhiger, aber ganz
ich zur Arbeit gekommen, wenn tier-       gut verhalten und auch meine Hündin      entspannt war er immer noch nicht.
ärztliche Abklärungen anstanden.          fand, dass man es mit ihm probieren      Zumindest in Lillys Nähe durfte er
So fand ich schnell meinen nächsten       könnte. Auf den Instinkt von Lilly       schon einmal. Beim 3. Spaziergang,
Pflegehund.                               kann ich mich gut verlassen. Zudem       Benji war immer noch mit Maul-
                                          zeigt sie an Hunden, die sie nicht       korb gesichert, liess es Lilly zu, dass
Nachdem wir uns gut angefreun-            kennt, nicht sonderlich viel Interesse   er an ihr schnuppern durfte. Danach
det hatten, gingen wir den nächsten       und lässt sie in Ruhe. Das merken
Schritt an. Ich wollte ihn mit auf        auch die Hunde, die mit ihren Art-
meine Spaziergänge nehmen. Damit          genossen oft viele Probleme haben,
ich mehr Zeit mit Benji verbringen        und Hunde, die sie total «blöd» fin-
konnte, sollte er auch in meiner Mit-     det, haben überhaupt keine Chance,
tagspause mit mir und meinem Hund         auch nur in ihre Nähe zu kommen.
Lilly spazieren kommen. Von seinen        Auch ein erstes Beschnuppern durchs
Vorbesitzern wussten wir, dass Benji      Gitter ist dann absolut nicht möglich.
mit seinen Artgenossen einige Prob-       Also nahm ich Benji einmal auf einen
leme hat. So rastet er an der Leine       gemeinsamen Spaziergang mit. Gesi-
komplett aus, wenn er seinen Hunde-       chert durch einen Maulkorb konnte
kollegen begegnet. Das wollte ich         Benji dann auf Distanz zusehen,
TagesSchau        15

                                                                                     Kuschelzeit!

Benji mit seiner neuen Familie:                                                     Rassebedingt waren gesundheitliche
                                                                                     Probleme bei Benji immer vorhan-
war der Knoten bei Benji geplatzt        Aus diesem Grund haben Benji und            den. Er hatte Probleme mit Augen
und er flippte nicht mehr jedes Mal      ich später auch die Hundeschule             und Ohren und er bekam auch noch
aus, wenn er meine Hündin sah. Die       besucht. Waren wir anfangs noch             eine schwere Hauterkrankung, die
Spaziergänge gestalteten sich immer      auf einem separaten Teil vom Hun-           nur mit Diätfutter und teuren Medi-
entspannter, es sei denn, wir begegne-   deschulgelände, so konnten wir zum          kamenten halbwegs in den Griff zu
ten fremden Hunden. Dann lag Benji       Ende des Kurses sogar mit der Gruppe        bekommen war. Trotz dieser gesund-
jedes Mal knurrend und kläffend in       trainieren. Benji war recht gelehrig,       heitlichen Probleme gab es für Benji
der Leine und man musste fast Angst      was man einem Shar-Pei sonst nicht          Anfang 2017 ein HAPPYEND! Nach
haben, dass er den anderen Hund          unbedingt nachsagt.                         über 2½ Jahren, die er bei uns im Tier-
«fressen» wollte.                                                                    heim verbracht hatte, meldete sich
                                         Auf unserem eingezäunten Trai-              eine Familie, deren Shar Pei gestorben
                                         ningsgelände in der Eymatt konnte           war und die grosse Fans dieser Rasse
                                         ich Benji auch gemeinsam mit mei-           sind. Sie haben ihn so genommen und
                                         nem Hund Lilly frei von der Leine           akzeptiert, wie er ist und scheuen keine
                                         herumlaufen lassen und wenn er sich         Kosten und Mühen, um diesem süssen
                                         mal etwas zu aufdringlich ihr gegen-        «Knuddelbär» gerecht zu werden. So
                                         über benahm, gab es auch schon mal          hat sich die lange Wartezeit im Tier-
                                         von Lilly eine Massregelung. Von ihr        heim für ihn doch gelohnt. Wir sind
                                         liess er sich alles gefallen, so dass man   sehr froh darüber, dass er nun einen so
                                         den Eindruck gewinnen konnte, dass          tollen Platz gefunden hat, und hoffen,
                                         er jetzt viel umgänglicher mit Hunden       dass er noch viele schöne Jahre in sei-
                                         wäre. Bei Spaziergängen mit Hunde-          nem neuen Zuhause verbringen kann.
                                         begegnungen war dies aber nur sehr
                                         selten der Fall.                                                       Monika Grawe
                                                                                                                 Tierhpflegerin
16    TagesSchau
           TierSchau                                                            BERNER TIERWELT

    Paola Jegher
    Hundespaziergängerin

Seit bald zwei Jahren geht die 36-jährige Paola Jegher
aus Niederwangen mehrmals wöchentlich mit einem
Hund des Tierheims spazieren. Aus Liebe zum Tier und
als Ausgleich, damit sie auf andere Gedanken komme
und abschalten könne.

Vom Bildschirm weg auf                    Schwere Momente
den Hundespaziergang
                                      Allerdings gibt es für sie
Eigentlich hätte sie selber gerne einen
                                      auch schwierige Momente:
Hund. Aber das gehe nicht, weil sie   «Ich gewöhne mich an einen
hundert Prozent arbeite: «Das arme    Hund, wenn ich ihn mehr-
Tier wäre sonst allein in der Woh-    mals ausführe, auf ausge-
nung.» Paola Jegher arbeitet als Bera-dehnten Spaziergängen oft
terin in der Software-Entwicklung der über mehrere Stunden hin-
Swisscom in Ittigen; zwei Tage kann   weg durch den Wald und auf
sie zu Hause arbeiten, aber immer am  Wegen; und dann eines Tages
Bildschirm. Einen Hundespaziergang    kann ihn das Tierheim ver-
sieht sie als dreifache Win-Situation:mitteln. Das ist zwar sehr
                                      gut für das Tierheim und für
für das Tier, das Tierheim und für sie.
                                      den Hund, aber für mich eher
Die Angst vor Hunden                  kein leichter Abschied. Sehr
verloren                              schwer für mich ist auch,
                                      wenn man einen Hund ein-
Früher hat sie sich vor Hunden schläfern muss.»
gefürchtet: «So habe ich quasi den
Stier an den Hörnern gepackt, das Aber es gebe für sie tolle
heisst, ich gehe mit Hunden spazieren Momente und schöne Erleb-
und so habe ich die Angst vor Hun- nisse, «… wenn ich spüre, wie
den verloren. Sogar grosse Hunde der Hund und ich eine Bezie-
sind kein Problem mehr für mich.» hung aufbauen.»
Sie findet, je mehr man verschiedene
Rassen kennen lerne beim Hundespa- Paola Jegher liebt aber auch
ziergang mit Hunden des Tierheims, Katzen, sie besitzt zwei
je mehr erfahre man, lerne die Vier- Samtpfoten, die rauskönnen
beiner besser kennen.                 via Katzentüre.

                                                  Interview von Kurt Venner
                                             Vorstandsmitglied und Journalist
TierSchau       17

        Kartenset
        mit Kuverts
    Zusammen mit dem Tierpark-
    verein Bern haben wir ein
    Kartenset, bestehend aus                Kartenset mit Kuverts                  05 Karten Tierparkverein Bern
    einem Mix der schönsten                                                        05 Karten Berner Tierschutz
    Bilder der bisherigen Kalen-                                                   10 Kuverts weiss
    der, zusammengestellt.
    Unterstützen Sie uns und
    bestellen Sie ein Set – der
    Erlös kommt unseren Heim-
    tieren zugute. Herzlichen
    Dank!
    Bestellmöglichkeiten:                   www.tierparkverein.ch
    Auf unserer Homepage
    www.bernertierschutz.ch oder per
    Mail an info@bernertierschutz.ch
    per Telefon 031 926 64 64 (Montag
    bis Freitag, 9 bis 12 Uhr) oder mit
                                            www.bernertierschutz.ch
    untenstehendem Talon
                                           48102_Kartenset_Uebersicht.indd 2                                11.02.16 14:19

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18    TagesSchau                                                               BERNER TIERWELT

    Kater Fredi
    Die Geschichte

Fredi wurde im April 2017 in
der Nähe von Niedermuhlern
BE aufgefunden. Seine rechte
Kopfhälfte war voller Eiter,
er war dehydriert und nur
noch Haut und Knochen. Der
Finder brachte dieses arme
Geschöpf sofort in die Tier-
arztpraxis Bärn-West.

Als die Tierärztin ihm den verkleb-
ten Eiter am Kopf vorsichtig ent-
fernte, sah man, dass er im rechten
Gehörgang einen nässenden Tumor
hatte, es wurde noch ein Alters-
Blut-Check gemacht, das Ergebnis
sah alles andere als schön aus: Blut-
armut und die Nierenwerte waren
viel zu hoch. Fredi wurde sofort mit
Infusionen und Antibiotika versorgt.
Danach holten wir ihn in der Praxis
ab und transportierten ihn zu uns ins
Tierheim.

Sofort meldeten wir ihn mit Foto in       Kater Fredi wurde wieder aufgepäppelt.
der kantonalen und schweizerischen
Tiermeldezentrale unter der Rubrik        Fredi kam langsam wieder zu Kräften
«gefundene Katzen», auch posteten         und er forderte täglich seine Strei-
wir ihn mit Foto auf unserer Face-        cheleinheiten ein.
book-Seite mit einem Grossaufruf:
Wer kennt oder vermisst diesen Kater?     Der nächste Schritt war, mit einem
Leider hat sich niemand gemeldet.         Chirurgen abzuklären, ob man den
                                          Tumor operieren kann, dazu musste
Fredi entpuppte sich als absoluter        allerdings das Blutbild besser werden,
Charmeur, wir päppelten ihn langsam       ansonsten würde er eine Operation
auf und schlossen ihn immer mehr in       nicht überleben. Es folgte ein weite-
unser Herz.                               rer Blutcheck und der war leider sehr
                                          schlecht. Seine Blutarmut war noch
Sein Tumor im Ohr wurde täg-              schlimmer geworden, so schlimm,
lich ausgewaschen, desinfiziert und       dass er - wenn das Blutbild sich noch-
behandelt, es sah bald schon viel bes-    mals um 2% verschlechtern sollte -
ser aus, ab und zu blutete es noch, vor   eine Bluttransfusion gebraucht hätte,
allem, wenn er sich am Ohr kratzte.       um weiterleben zu können.
TagesSchau        19

Doch Fredi war ein Kämpfer und wir       da sein Lebenswille noch zu gross       haben und auch einem alten, kranken
kämpften mit ihm. Wir probierten         war und er sich als richtiger kleiner   Katerchen eine Chance geben. Dafür
alles, um ihm zu helfen. Zu unse-        Kämpfer zeigte. Im Tierheim «aufbe-     sind wir sehr dankbar.
rer Freude verbesserten sich seine       wahren» war aber auch keine Lösung
Blutwerte um fast das Doppelte, nur      für ihn.                                Wir suchen immer wieder Pflege-
die Nierenwerte wurden ein wenig                                                 plätze für ältere, nicht mehr ganz
schlechter.                           Zum Glück fanden wir einen tol-            gesunde Katzen. Denn es gibt doch
                                      len Pflegeplatz für ihn, wo er noch        nichts Traurigeres, als wenn so ein
Also nutzten wir die Gelegenheit so lange leben durfte, wie es ihm gut           Tier im Tierheim sterben muss. Und
und brachten ihn zu einem Chirur- ging und das Leben für ihn lebens-             einfach einschläfern, weil es keinen
gen, um abzuklären, ob sein Tumor wert war.                                      Platz mehr findet, ist nicht in unse-
operabel wäre. Eine Operation wäre                                               rem Sinne.
sehr kompliziert gewesen, man hätte Er gewöhnte sich am neuen Platz bei
seinen rechten Gehörgang komplett seinen liebevollen Pflegeeltern sehr                                    Monika Graber
entfernen müssen und dann während schnell ein und genoss seine tägli-                                   Dipl. Tierpflegerin
der Operation schauen, wie weit der chen Streicheleinheiten. Er spielte
Tumor sich schon im umliegenden sogar mit einem Fellmäuschen und
Gewebe verbreitet hatte.              entdeckte das Katzentürchen zum
                                      Balkon.
Okay – das wollten wir Fredi nun
definitiv nicht zumuten, da er nicht So gab es für Fredi ein Happy End –
mehr der Jüngste war. Da er ein auf- er musste nicht im Tierheim sterben,
gestellter Kater war, beschlossen wir sondern hatte nochmals ein neues
es so zu belassen, solange es für ihn Zuhause gefunden, wo er sich bis zu
tragbar war.                          seinem Tode wohlfühlte. Er durfte an
                                      seinem Pflegeplatz noch sechs glück-
Nun stellte sich die Frage, wie wei- liche Monate verbringen. Zum Glück
ter. Euthanasie kam nicht in Frage, gibt es Leute, die so ein gutes Herz

Kater Fredi geniesst die Sonne in seinem neuen Zuhause.
20     TagesSchau
            TierSchau                                                                              BERNER TIERWELT

    Medienstars
    wider Willen

Dass er bei seiner Tat beo-
bachtet wurde und seine
Opfer dann auch noch im
Fernsehen kamen, das hätte
der bis heute unbekannte
Mann wohl nicht gedacht.

Im März beobachtete ein Jogger, der an
einem Abend im März im Wald unter-
wegs war, einen Velofahrer, der ange-
halten hatte und eine Einkaufstüte im
Gebüsch ausleerte. Der Passant vermu-
tete Littering und ging nachschauen.
Zu seinem Entsetzen handelte es sich
nicht um Kehricht, sondern um drei        Es gibt immer eine Alternative zum Aussetzen eines Tieres, die 3 Kaninchen hät-
Kaninchen. Der Mann rief umgehend         ten keine Nacht im Wald überlebt.
die Polizei. Glücklicherweise waren die
drei sehr zutraulich und die Polizisten   gegen Misshandlungen. Meine Ver-           Leben geschenkt. Auch unsere Neu-
konnten sie problemlos einfangen und      mutung lief darauf hinaus, dass die        gier, was die Farben der Jungtiere
zu uns bringen.                           Häsin zuerst alleine gehalten worden       betraf, wurde gestillt: die Väter waren
                                          war und sich später die zwei Böcke zu      beide weiss, Sylvie hingegen schwarz.
Bei den drei Tieren handelte es sich      ihr gesellt haben. Gut möglich, dass       Obwohl junge Kaninchen nackt, blind
um zwei unkastrierte junge Böcke und      Sylvie bereits mit dem zweiten Wurf        und taub auf die Welt kommen, kann
eine Häsin, die etwas älter war als die   trächtig war, da Häsinnen bereits kurz     man anhand der Hautfarbe bereits
beiden. Wir trennten die Böcke sofort     nach dem Gebären wieder gedeckt            erkennen, wie die Fellfarbe sein wird.
von der Häsin. Ihr Rücken war fast        werden können. Vermutlich hatten           Hier hatten wir zwei Weisse, – zwei
kahl, weil die Rammler immer wie-         die Besitzer Panik bekommen und            rein Schwarze, – ein Schwarzes mit
der aufgehockt waren. Schon von da        sich deshalb der Tiere entledigt.          grauem Bauch und ein Schwarzes
her waren wir sicher, dass Sylvie, wie                                               mit weisser Blesse. Glücklicherweise
wir sie tauften, trächtig war. In den     Die beiden Böcke, die wir Bernie           hatte Sylvie trotz des grossen Wurfs
sozialen Medien kursierten bald die       und Luke getauft haben, liessen wir        genug Milch und wir fütterten sie mit
wildesten Gerüchte über den Grund         umgehend kastrieren. Und bald dar-         allerlei nahrhaften Leckerbissen.
für die Tat. Daher meldete sich Tele-     auf fanden wir für sie ein tolles, neues
Bärn bereits am nächsten Tag und bat      Zuhause.                              Nach zehn Tagen begannen sich
um einen Termin. Am Nachmittag                                                  Augen und Ohren der Kleinen zu öff-
erschien dann eine Reporterin, die        Sylvies Bauch rundete sich zusehends. nen. Um sie an Menschen zu gewöh-
mich interviewte. Die Fragen, ob die      Zwergkaninchen bekommen in der nen, hatten wir die Kleinen ab dem
Tiere misshandelt oder vernachlässigt     Regel bis vier Junge. Wir warteten vierten Lebenstag täglich kurz in die
worden seien, konnte ich mit gutem        nun gespannt, wie gross der Wurf Hand genommen. Das zahlte sich
Gewissen verneinen. Die Kaninchen         hier wohl werden würde. Am 2. April nun aus. Die Kleinen kannten unseren
waren in einem guten Ernährungszu-        war es dann soweit. Zu unserer Über- Geruch und verknüpften ihn innert
stand und ihre zutrauliche Art sprach     raschung hatte sie sechs Jungen das Kürze mit unseren Stimmen und dem
TierSchau   21

                                                                             Die Kleinen wuchsen und gediehen
                                                                             prächtig und bald kam die Zeit, wo
                                                                             man das Geschlecht endlich klar
                                                                             bestimmen konnte. Dies ist bei Kanin-
                                                                             chen erst im Alter von ca. 8 Wochen
                                                                             klar erkennbar. In dem Alter werden
                                                                             die Rammler frühkastriert. Bei die-
                                                                             sem Wurf handelte es sich um fünf
                                                                             Böckchen und nur ein einziges Weib-
                                                                             chen! Genau in dieser Zeit meldete
Sylvies Wurf 24 Tage alt.                                                   sich eine Dame, die Platz genug für
                                                                             ein grosses Gehege hatte und noch
Aussehen. So waren sie von Anfang                                            eines bauen wollte. Die Jungs über-
an sehr zutraulich und liessen sich                                          standen die Kastration problemlos
auch gerne streicheln. Als sie dann                                          und nachdem die Wunden abgeheilt
nach einer weiteren Woche ihr Nest                                           waren, durften sie ihr neues Heim
endgültig verliessen, sorgten sie für                                        beziehen.
Aufregung bei uns: Plötzlich sassen                                                                    Mona Lörtscher
die Kleinen ausserhalb des Geheges                                                                   Dipl. Tierpflegerin
in der Wiese! Da sie so zahm waren,
konnten sie leicht eingefangen wer-
den. Des Rätsels Lösung: Die Klei-
nen hatten sich durch einen schmalen
Spalt unter dem Gehege durchge-
zwängt. Sofort verbarrikadierten wir
die Lücken und die wilde Bande blieb
von da an auch in ihrem Gehege.       Kaninchen graben gerne.

                                       Das Ausmisten war immer eine
                                       besondere Herausforderung: Kanin-
                                       chen auf den Schuhen, Kaninchen im
                                       Putzkübel, Kaninchen fast unter den
                                       Füssen, Kaninchen, die die Schnür-
                                       senkel fressen wollten, etc.          Bitte lächeln!

Gute Strukturen fördern die Bewegung. Ein vorbildliches Kaninchengehege!
22    TagesSchau                                                                           BERNER TIERWELT

  Neu im Vorstand
 Dr. sc. nat. Irene Weinberger
 Frau Irene Weinberger wurde            Uni Zürich zur Habitatnutzung des
 an der Vereinsversammlung vom          Fischotters. Sie ist Präsidentin des
 8.6.2017 in den Vorstand gewählt.      Fledermausvereins Bern und Fach-
 Nach ihrer Ausbildung zur Kauf-        beirätin bei Wieselnetz. Wir sind
 frau studierte sie Biologie an den     froh über die Verstärkung durch Frau
 Universitäten Bern und Zürich.         Weinberger im Bereich der Wildtiere.
 Irene Weinberger ist Gründerin
 und Inhaberin von Quadrapoda,                               © Berner Tierschutz
 einem Ökobüro. Spezielle Arten-
 kenntnisse eignete sie sich über
 Fledermäuse und Raubtiere wie
 Wiesel, Fischotter und Robben an.
 Ihre Dissertation schrieb sie an der

Unser Tierheim Oberbottigen                                                        Tierheim-Statistik 2017

Oberbottigenweg 72                      Aufnahmebedingungen                        Aufgenommene Tiere
3019 Oberbottigen                       für Verzichttiere                          Findelhunde45
                                        Hunde                                      Verzichthunde41
Aufnahme von Findel- und Ver- Impfung gegen Staupe, Hepatitis,                     Findelkatzen112
zichttieren. Platzierung von herren- Leptospirose, Parvovirose und Zwin-           Verzichtkatzen73
losen Tieren an gute Plätze.         gerhusten. Gültig 1 Jahr.                     Findelkleintiere38
                                                                                   Verzichtkleintiere100
Öffnungszeiten                        Katzen                                       Wildtiere6
Dienstag, Donnerstag und Samstag, Leukosetest (muss negativ sein).                 Total                         415
von 14 bis 17 Uhr.                    Impfung gegen Katzenseucheschnup-
                                      fen und gegen Leukose. Gültig 1 Jahr.        Findeltiere an Halter zurück
Telefonbedienung                                                                   Hunde40
Montag bis Freitag, von 9 bis 12 Uhr, Verzichtsbeiträge                            Katzen32
Telefon: 031 926 64 64                Hunde: 100 bis 250 Franken                   Kleintiere5
                                      Katzen:     50 bis 125 Franken               Total                          77
Mitgliedertelefon für                 Kleintiere: 10 bis 100 Franken
Adressänderungen etc.                                                              Platzierte Tiere
Dienstag bis Donnerstag               Postadresse                                  Hunde53
9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr        Berner Tierschutz                            Katzen136
Telefon: 031 926 64 66                Oberbottigenweg 72                           Kleintiere107
                                      3019 Oberbottigen                            Total                         296
WirSchau   23
 Unser Team
 Zwei neue auszubildende Tierpflege-
 rinnen stellen sich vor.

Jelena Boss
Mein Name ist Jelena Boss und ich       Das Schönste am Beruf ist für mich,
bin 16 Jahre alt. Im August 2017        dass ich etwas Gutes für Tiere tun
durfte ich meine Lehre als Tier-        kann, denn wenn man bedenkt, wie
pflegerin im Tierheim Oberbotti-        viele Tiere auf der Welt kein gutes
gen beginnen. Ich bin sehr glück-       Leben haben oder hatten, bin ich
lich darüber, meine Ausbildung          glücklich darüber, dass sie hier an
hier machen zu dürfen, denn den         einem guten Ort sind und gute Aus-
Beruf der Tierpflegerin erlernen        sichten auf ein neues, tolles Zuhause
zu können, war schon sehr lange         haben. Hier im Tierheim wird sehr
mein Wunsch. Schon seit klein auf       gut darauf geachtet, dass im neuen
mochte ich Tiere sehr gerne. Ich        Zuhause alles zum Wohl des Tieres
bin mit Katzen aufgewachsen und         ist. Bis es so weit ist und sie ausziehen
meine Freizeitaktivitäten hatten        können, geht es ihnen hier gut.
meistens etwas mit Vierbeinern
zu tun. So fiel mir die Berufswahl      Ich freue mich auf diese 3 Jahre und
leicht und als ich die Zusage für die   hoffe, ich kann vieles lernen und erle-
Lehrstelle erhielt, war ich froh und    ben.
freute mich auf die Ausbildung.                                 © Berner Tierschutz

Sahra Friedli
Mein Name ist Sahra Friedli, ich        ten viel geben können. Sie bringen
bin 22 Jahre alt und habe eine abge-    uns zum Lachen, spenden Trost,
schlossene Lehre als Fotofachfrau.      lenken uns vom Alltagstrott ab und
Während meinem einjährigen Eng-         zählen für mich als vollwertige Fami-
landaufenthalt ist der Wunsch nach      lienmitglieder. Aus diesem Grund ist
einer weiteren Lehre als Tierpfle-      es für mich sehr wichtig, dass jedes
gerin aufgekommen. Durch einen          Tier in einem Zuhause leben kann,
grossen Zufall konnte ich dann im       wo es die verdiente Liebe und Gebor-
Oktober 2017 im Tierheim Ober-          genheit bekommt. Deshalb bin ich
bottigen die Lehre antreten.            sehr froh über die Chance, die mir
Ich bin mit Tieren aufgewachsen         der Berner Tierschutz gegeben hat.
und geniesse ihre Anwesenheit           Meine Arbeit gibt mir das Gefühl,
immer aufs Äusserste. Tiere haben       etwas für eine schöne Zukunft der
die bewundernswerte Eigenschaft,        Tierheimbewohner beizutragen.
dass sie einem durch kleinste Ges-

                                                                © Berner Tierschutz
24    TagesSchau                                                                          BERNER TIERWELT

     Das neue Berner
     Tierzentrum

                                  5             3
                                                                  1
               6

          4                                                                               7
                                                  2

Das neue Berner Tierzentrum besteht aus      sammeln. So reduzieren wir die Kosten            Vogelperspektive
3 Katzenhäusern, 3 Hundehäusern und          für Wasser- und Abwassergebühren.                des Neuen Berner
einem Wirtschaftstrakt mit Vogelvolieren,                                                     Tierzentrums
Kleintierbereich, Tierarztraum, Empfang,     Als Wärmequelle für die Raumheizung
Büros und Cafeteria. Die Häuser sind         dient Gas aus der benachbarten Gassta-           1   Katzenhaus 1
kammartig angelegt und über einen Mit-       tion.                                            2 Hundehaus 1
telgang-Baukörper erschlossen. Ebenso
werden 3 Hundetrainingsplätze realisiert.    Solarthermiekollektoren erwärmen unser           3 Katzenhaus 2
15 Parkplätze stehen unseren Besuchern       Brauchwarmwasser.                                4 Hundehaus 2
zur Verfügung.
                                             Das Tierheim wird komplett und wild-             5  Katzenhaus 3
Die Wahl von unterhaltsarmen Baumate-        tiergerecht eingezäunt, was unerwünschte            mit Quarantäne
rialien ermöglicht einen effizienten Per-    Zutritte oder unkontrolliertes Ausbrechen           und Kranken-
sonaleinsatz bei der Reinigung der Tier-     unserer Tiere verhindert. Damit stellen             station
häuser. Vereinfachte Arbeitsabläufe bieten   wir sicher, dass Wildtiere nicht gefährdet       6  Hundehaus 3
mehr Zeit für die Arbeit direkt mit dem      werden. Auf der Waldlichtung haben wir              mit Quarantäne
Tier wie z. B. Hundeschule, Resozialisie-    bereits vor Jahren begonnen, die Wald-              und Kranken-
rungstraining, Beschäftigung.                ränder aufzuwerten, um verschiedensten              station
                                             Tierarten bessere Lebensbedingungen zu
Für die tägliche Reinigung der Tierhäuser    bieten.                                          7  Wirtschafts-
verwenden wir Quell-, Regen- und Mete-                                                            trakt
orwasser, welches wir in einer Zisterne
WirSchau   25

Haupteingang neues Berner Tierzentrum

Empfang mit Besucherbereich
Warum braucht
     26    TagesSchau                                                                         BERNER TIERWELT

     es ein neues
     Tierheim?
Unser Tierheim in Oberbottigen
wurde 1951 als Hundeheim ge-
baut und wurde in den 1970er-
Jahren etappenweise auf den
heutigen Stand ausgebaut und in
den 1980er-Jahren das letzte Mal
renoviert.

Mittlerweile ist es baufällig, viel zu
klein und wir spüren täglich seine
Kapazitätsgrenzen. Ferientiere kön-
nen wir längst keine mehr aufneh-
men. Nur mit viel Improvisation und
Engagement unseres Personals und
von Privatpersonen können wir wei-
termachen. Eine Lösung zur Verbes-
serung der Lebensbedingungen der
Tiere und der Arbeitsbedingungen
der Mitarbeiterinnen ist unabdingbar.
                                         einem geeigneten Ort. So werden         konzept eingebunden. Hinter dem
Um alle unsere Tierschutzaufga-          Haustiere oft dem Tierheim zur          Projekt steht der Berner Tierschutz –
ben lösen zu können, brauchen wir        Betreuung anvertraut, da der Kanton     und damit der älteste Tierschutzver-
zwingend einen zeitgemässen Bau          oder die betroffene Gemeinde über       ein der Schweiz. Das Tierheim in der
mit genug Platz für unerwünschte,        keine eigenen Unterbringungsmög-        Eymatt ist mit öffentlichen Verkehrs-
abgeschobene und ausgesetzte Tiere.      lichkeiten verfügen. Ist die Angele-    mitteln gut erreichbar. Die Distanz zu
Wir wollen deshalb in der Eymatt         genheit straf- oder verwaltungsrecht-   den nächsten Nachbarn beträgt einen
das dringend benötigte neue Berner       lich geregelt, übernimmt der Berner     halben Kilometer und mehr.
Tierheim bauen. Für die Realisierung     Tierschutz die beschlagnahmten
des Projektes benötigen wir grosse       Tiere und behält sie auf eigene Kos-
finanzielle Unterstützung. Das neue      ten in Obhut, bis ein für sie geeig-
Heim für Findeltiere wird grossen        netes neues Zuhause gefunden wird.
und kleinen Tierfreunden zusätzlich      Ansonsten müssten sie oft getötet
als Kompetenz- und Informations-         werden, da dem Kanton oder der
zentrum dienen.                          Gemeinde die nötigen finanziellen
                                         Mittel fehlen.
Eine weitere Aufgabe fällt dem Ber-
ner Tierschutz in der Zusammenar-        Unmittelbar vor den Toren des neuen
beit mit den Behörden zu. Werden         Berner Tierzentrums beginnt der
Tiere aufgrund von Misshandlungen        natürliche Lebensraum für einheimi-
oder anderen Gründen vorsorglich         sche Tierarten wie Vögel, Amphibien
beschlagnahmt, erfolgt die Unter-        und Säugetiere. Diese werden nicht
bringung auf Kosten des Halters an       verdrängt, sondern in ein Gesamt-
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