Betonbauteile im Tiefbau - Tagungsband Expertenforum 2015 - Vereinigung der Österreichischen ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Medieninhaber und Herausgeber: Betonmarketing Österreich p.a. VÖB Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke Gablenzgasse 3/5, 1150 Wien Tel. +43 (0)1 403 48 00-0 www.voeb.com Redaktion: DI Gernot Brandweiner, VÖB DI Dr. Frank Huber, Zement + Beton Handels- und Werbeges.m.b.H. Lektorat: Mag. Ursula Jus, Zement + Beton Handels- und Werbeges.m.b.H. Cathérine Stuzka, Zement + Beton Handels- und Werbeges.m.b.H. Grafik: Susanne Teschner, Zement + Beton Handels- und Werbeges.m.b.H. Bildnachweis: Titelbild: Mit freundlicher Genehmigung seitens HABA Die Bildrechte liegen – wenn nicht anders angegeben – bei den Autoren. Druck: Samson Druck, 5581 St. Margarethen Berichtsband: anlässlich des Expertenforums 2015 Betonbauteile im Tiefbau, 27. April 2015, Schloss Seggau, 8431 Leibnitz Der Inhalt der einzelnen Fachbeiträge liegt in der Verantwortung der jeweiligen Autoren. Personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form beziehen sich auf Frauen und Männer in gleicher Weise.
Inhalt 3 Editorial DI Gernot Brandweiner Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke, Wien 4 Stand und Ausblick für die Abwasserentsorgung sowie Regenwasserbewirtschaftung in der Steiermark DI Peter Rauchlatner Referatsleiter Siedlungswasserwirtschaft, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Graz, A14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit 8 Aktuelle und zukünftige Anforderungen an Infrastrukturbauwerke DI Matthias Stracke Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, Klosterneuburg, Leiter des „Arbeitsausschusses Straßenentwässerung“ der FSV 12 Anforderungen an Statik und Einbau von Rohren im Kanalbau Dr.-Ing. Gerfried Schmidt-Thrö Ingenieurbüro Dr. Schmidt-Thrö, Burghausen 16 Dichtheitsnachweis von Abwasser- und Oberflächenwasserentsorgungsanlagen in der Praxis Herbert Egger Akkreditierte Prüf- und Inspektionsstelle Egger, Wettmannstätten 20 Der Planer als Dompteur, Ökologe und Mediator Im Spannungsfeld zwischen Behörde, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz DI Reinhold Heidinger planconsort ztgmbh · architekten + ingenieure, Leibnitz 26 Rohre im Lebenszyklus – „from Cradle to Grave“ GRIS Güteschutz – Sicherheit für Bauherrn und Planer DI (FH) Reinhard Pamminger Materialprüfanstalt Hartl GesmbH, Wolkersdorf 30 Stahlbetonrohre – werksgeprüfte Maßanfertigungen für jede Anforderung Günter Leuthner HABA-Beton, Nußdorf ob der Traisen 38 Versickerungsanlagen im Wandel der Regelwerke Ing. Siegfried Leitner SW Umwelttechnik, Klagenfurt 46 Unterwassermontage von Betonfertigteilen für große Kanalsysteme ohne Wasserhaltung DI Bernhard Monai Der Wasserwirt, Straßburg/Kärnten Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 1
Editorial So selbstverständlich es scheint, dass Betonbauteile im Siedlungswasserbau oder bei der Ableitung von Niederschlagswässern funktionieren, so komplex ist das Wissen, das im Hintergrund der Anwendungen steht. Für eine langfristig funktionierende Abwasserableitung ist eine ganze Reihe von Anforderungen zu erfüllen. In Österreich ist in weiten Landesteilen die Abwasserableitung durch Kanäle gesichert. Doch laufend ändern sich die Rahmenbedingungen, beginnend bei der Finanzierung bis hin zum Ende des Lebenszyklus des Bauwerkes: • Erfüllen das Bauwerk, der Bauteil, der Werkstoff alle Anforderungen der Bauherrn und der Öffentlichkeit dauerhaft über viele Jahrzehnte? • Ist die notwendige Flexibilität der Produkte und Werkstoffe gegeben, um eine optimale Planung auch umsetzen zu können? • Sind die Produkte für eine gute Verarbeitung und einen sicheren Einbau geeignet? • Wie wird die Qualität des gesamten Bauwerks gesichert? Welche Prüfungen sind notwendig, um Schäden für die Umwelt zu vermeiden? DI Gernot Brandweiner Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke Es ist sicher an der Zeit, all diese Fragen wieder einmal aufzuwerfen und Lösungen zum Nutzen aller Beteiligten aufzuzeigen. Und genau dieses Ziel setzen wir uns mit dem „Expertenforum Betonbauteile im Tiefbau“. Wir haben nam- hafte Experten zu einer vollständigen Darstellung aller Aspekte rund um die Bauteile für den Kanal und die Versickerung eingeladen, sie gebeten Anforderungen zu definie- ren und Lösungen aufzuzeigen. Für den vorliegenden Tagungsband konnten wir die Vortragenden des Expertenfo- rums gewinnen, ihren Beitrag vorab zusammenzufassen. Wir nützen aber auch die Gelegenheit, auf die Versetzanleitungen und Checklisten der Produzenten der Bauteile hinzuweisen, die für Verarbeiter und Bauaufsicht unter www.voeb.com im Bereich „download“ bereit gestellt sind. Und wir weisen auf die Möglichkeiten hin, Ihr Wissen zu den Themen Rohre und Schächte im VÖB e-Learning System unter www.betonwissen.at zu erweitern. In diesem Sinn hoffen wir, dass Sie im Expertenforum und beim Studium des Tagungsbandes Neues erfahren können und bestehendes Wissen auffrischen bzw. bestätigt bekommen. Wien, im April 2015 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 3
DI Peter Rauchlatner Stand und Ausblick für die Abwasserentsorgung sowie Regenwasserbewirtschaftung in der Steiermark DI Peter Rauchlatner Referatsleiter Siedlungswasserwirtschaft, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Graz, A14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit ÜBERBLICK Investitionskostenerhebung 2012 Wasserleitlung für die Steiermark 1945 und älter 652 km 5% 1946 bis 1959 575 km 4% Seitens der Kommunalkredit Public Consul- ting (KPC) wurde im Jahr 2012 zur Vorbereitung 1960 bis 1973 2.653 km 19% der Finanzausgleichsverhandlungen über den 1974 bis 1983 3.111 km 22% Fördermittelbedarf für die Siedlungswasser- wirtschaft bis 2021 eine Investitionskostener- 1984 bis 1993 2.955 km 21% hebung bei Gemeinden und Gemeindeverbän- 1994 und jünger 4.352 km 30 % den durchgeführt. Gesamt 14.297 km 100% Gegenstand der Erhebung waren im Wesent- lichen allgemeine Daten zu Art und Höhe der Gebührenverrechnung, Anschlussgrade, Altersstruktur des bestehenden Leitungsnetzes 5% 4% und die geplanten Investitionskosten 2012 bis 2021, gegliedert nach Anlagenteilen und nach den Kategorien Neubau und Sanierung. 30% 19% Das Ergebnis der Investitionskostenerhebung für die Steiermark kann auf der Homepage der Abteilung 14 abgerufen werden und stellt sich zusammenfassend folgendermaßen dar: Trinkwasserversorgung 22% 21% Die öffentliche Wasserversorgung erfolgt in der Steiermark etwa zu 92% durch Gemeinden und Verbände und zu 8% durch Wassergenos- senschaften. Rund 30% der Wasserleitungen in der Stei- Abb. 1: Gemeldete Altersstruktur ermark sind nach 1994 errichtet worden und der Wasserleitungen in der Steiermark somit jünger als 20 Jahre. Rund 6% sind bereits älter als 50 Jahre. Die hier angeführten Längen beziehen sich auf die gemeldeten Daten und Auf Basis der Rückmeldungen sind im entsprechen rund 74% des Gesamtnetzes. Bereich Wasserversorgung bis 2021 von den Siehe Abb. 1 steirischen Gemeinden und Wasserverbänden 4 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Peter Rauchlatner Neubau Sanierung Summe 2012 16.064.937 18.346.402 34.411.339 2013 17.410.980 21.501.750 38.912.730 2014 11.135.352 19.210.360 30.345.712 2015 13.919.750 19.746.450 33.666.200 2016 7.956.452 16.720.381 24.676.833 2017 6.570.450 16.994.900 23.565.350 2018 8.162.102 17.693.890 25.855.992 2019 6.771.450 16.040.785 22.812.235 2020 7.658.452 17.551.985 25.210.437 2021 6.538.450 17.217.850 23.756.300 Gesamt 102.188.375 181.024.753 283.213.128 Abb. 2: Investitionskosten Wasserversorgung - erhoben Gesamtinvestitionskosten in Höhe von rund € 283 Mio. vorgesehen. Etwa zwei Drittel Schmutzwasser Regenwasser davon fließen in die Sanierung; aus der hier 1945 und älter 212 km 1% 36 km 3% angeführten Grafik ist ersichtlich, dass auch in 1946 bis 1959 244 km 2% 39 km 3% den Einzeljahren stets die Sanierungskosten überwiegen. Das jährliche Investitionsvolumen 1960 bis 1973 792 km 5% 144 km 12% nimmt von anfänglich rund € 38 Mio. im Jahr 1974 bis 1983 1.518 km 10% 207 km 18% 2013 auf rund € 24 Mio. im Jahr 2021 ab. Siehe Abb. 2 1984 bis 1993 3.290 km 21% 276 km 23% 1994 und jünger 9.575 km 61 % 477 km 40% Abwasserentsorgung Gesamt 15.629 km 100% 1.177 km 100% Die öffentliche Abwasserentsorgung erfolgt in der Steiermark etwa zu 97% durch Gemein- den und Verbände und zu 3% durch Abwasser- genossenschaften. 1% 2% 3% 3% Rund 61% der Schmutzwasserkanäle und 5% 40% der Regenwasserkanäle sind jünger als 12% 10% 20 Jahre. Nur rund 2% (4% beim Regenwasser) wurden bereits vor 1945 errichtet. Die rechts 40% angeführten Längen beziehen sich auf die 21% 18% gemeldeten Daten und entsprechen rund 80% 61% des Gesamtnetzes. Siehe Abb. 3 Auf Basis der Rückmeldungen sind im Be- reich Abwasserentsorgung bis 2021 von den 23% steirischen Gemeinden und Abwasserverbän- Schmutzwasser Regenwasser den Gesamtinvestitionskosten in Höhe von rund € 530 Mio. vorgesehen, die zu annähernd gleichen Teilen für Neubau und Sanierung Abb. 3: Verwendung finden sollen. Bis 2015 überwie- Gemeldete Altersstruktur der Schmutz- und Regenwasserkanäle in der Steiermark gen mit jährlich rund € 30 bis 50 Mio. noch die Kosten für den Neubau. Diese nehmen bis 2021 aber auf rund € 7,5 Mio. ab. Das jährliche Investitionsvolumen für die Sanierung beträgt durchwegs rund € 20 bis 30 Mio. im Jahr. Siehe Abbildung 4 auf der nächsten Seite Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 5
DI Peter Rauchlatner Neubau Sanierung Summe 2012 42.133.251 11.593.341 53.726.592 2013 50.147.197 27.521.585 77.668.782 2014 46.175.981 19.546.630 65.722.611 2015 47.574.700 30.633.720 78.208.420 2016 30.113.500 29.002.660 59.116.160 2017 17.557.700 26.107.300 43.665.000 2018 10.216.400 33.231.140 43.447.540 2019 8.276.850 25.566.320 33.843.170 2020 11.990.450 25.974.740 37.965.190 2021 7.582.500 29.343.261 36.925.761 Gesamt 271.768.529 258.520.697 530.289.226 Abb. 4: Investitionskosten Abwasserentsorgung - erhoben ÜBERBLICK nur schwer abbaubaren Inhaltsstoffen ist Förderungen für zu minimieren. Produktionsabwässer sind die Siedlungswasserwirtschaft weitestgehend zu vermeiden, betriebsintern zu verwerten oder vorzureinigen. Nicht oder Ziele der Förderung von Maßnahmen zur nur geringfügig verunreinigtes Niederschlags- Wasservorsorge, Wasserversorgung, Abwas- wasser soll – soweit es den örtlichen Gegeben- serentsorgung oder Schlammbehandlung sind heiten entspricht – dem natürlichen ober- und der Schutz des ober- und unterirdischen Was- unterirdischen Abflussgeschehen überlassen sers vor Verunreinigungen, die Versorgung der werden. Ein energiesparender und ressourcen- Bevölkerung mit hygienisch einwandfreiem schonender Betrieb der Abwasserentsorgung Trinkwasser und die Bereitstellung von Feuer- oder der Schlammbehandlung ist sicherzustel- löschwasser. len. Die Förderung hat die Durchführung von Die Förderung soll den Ausbau von kosten- Maßnahmen zur Wasserversorgung, Abwas- effizienten Strukturen in der Siedlungswass- serentsorgung oder Schlammbehandlung zu erwirtschaft unterstützen. Eine nachhaltige ermöglichen, soweit sie ohne Förderung nicht und funktionale Werterhaltung sowie ein oder nicht im notwendigen Umfang durch- kostendeckender, effizienter und effektiver geführt werden können, ohne die Gebühren- Anlagenbetrieb auf Basis geeigneter betriebs- pflichtigen über ein zumutbares Maß hinaus wirtschaftlicher Steuerungsinstrumente sind zu belasten. sicherzustellen. Die Förderung der Wasserversorgung soll ei- Grundlagen zur Bundesförderung sind auf nen sparsamen Gebrauch des wertvollen Gutes der Homepage der Kommunalkredit Public Wasser sicherstellen und damit soll auch der Consulting (KPC) sowie für die Landesför- Abwasseranfall auf das unvermeidbare Ausmaß derung auf der Homepage der Abteilung 14 beschränkt werden. Zu beachten ist weiter, dass ersichtlich. die Eingriffe in den natürlichen Wasserhaushalt minimiert werden. Ein energiesparender und ressourcenschonender Betrieb der Wasserver- VORSORGEN sorgung ist sicherzustellen. Für den Erhalt unserer Die Förderung der Abwasserentsorgung Trinkwasser- und Abwassernetze oder Schlammbehandlung soll eine Minimie- rung der Umweltbelastungen für Gewässer, Der Auf- und Ausbau der Netze hat in den Luft oder Böden ermöglichen. Die Belastung letzten Jahrzehnten bundesweit rund von Abwässern mit biologisch nicht oder 55 Milliarden Euro gekostet. Diese Werte 6 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Peter Rauchlatner müssen langfristig und auf hohem Niveau gesichert werden. Die Systeme wollen gepflegt und erhalten werden, aber auch die zukünftige Finanzierung der Netze muss gesichert sein. Das Projekt VORSORGEN des Lebensministeriums, aller Bundesländer, des ÖWAV und des ÖVGW sowie des Städte- Hangwasserrückhaltebecken und Gemeindebundes liefert umfangreiche Information für den Erhalt unserer Trink- und Abwassernetze. (siehe www.wasseraktiv.at/ vor. Die örtliche Abgrenzung für das Konzept vorsorgen/home/) ist nach hydrologischen und wasserwirtschaft- Mit einem Online-Vorsorge-Check lichen Kriterien vorzunehmen, wobei Ein- können Betreiber von Abwasser- und zugs– und Abflussgebiete von Fließgewässern Trinkwassernetzen anhand wissenschaftlich sowie Zusammenhänge zum Grundwasser zu fundierter Mittelwerte abschätzen, wie berücksichtigen sind. hoch der Erneuerungsbedarf für das Ziel des Konzeptes ist es, die Auswirkungen Netz in der jeweiligen Gemeinde oder im des zur Förderung eingereichten Projektes auf jeweiligen Verband bzw. in der jeweiligen den Abfluss des Oberflächenwassers inklusive Genossenschaft in den kommenden 10 Jahren Fließgewässer sowie auf das Grundwasser sein wird. Auf einer Punkteskala lassen sich darzustellen, um negative Auswirkungen die Investitionstätigkeit mit dem Netzzustand auf den Wasserhaushalt (z.B. Erhöhung des vergleichen sowie Betrieb und Wartung Gefährdungspotentials für Unterlieger) zu beurteilen. vermeiden. Dieses Konzept soll einerseits eine Für eine exakte Beurteilung des grobmaßstäbliche Betrachtung des gesamten Leitungsnetzes ist jedoch die Erstellung Einzugsgebietes für den geplanten Projekt- eines Leitungsinformationssystems mit bereich hinsichtlich einer Gefährdung durch genauen Netzuntersuchungen vor Ort (z.B. Hangwasser, Hochwasser, Grundwasser und mittels Kamerabefahrung im Kanal oder Rutschungen darstellen und andererseits die durch Druckmessung bei Wasserleitungen) wasserwirtschaftlichen Auswirkungen durch erforderlich. Erst dadurch können exakt die geplanten Maßnahmen abschätzen. Seit jene Netzteile ermittelt werden, die in den Februar 2013 steht auf der Homepage eine nächsten Jahren erneuert werden müssen. Leitlinie zur Erstellung eines Regenwasserbe- wirtschaftungskonzeptes zu Verfügung. Ein relativ neues Instrument zur Darstellung ÜBERBLICK von Gefährdungen durch Oberflächenwasser- Regenwasserbewirtschaftung abfluss sind Hangwasserkarten, die auf Basis von GIS-Auswertungen sowie Modellierungen Die aktuellen Landesförderungsrichtlinien erstellt werden. Durch eine entsprechende für Maßnahmen der Abwasserentsorgung Berücksichtigung dieser Gefährdungsbereiche sehen ab dem 1.5.2011 als eine Voraussetzung in der Raumplanung bei Neuwidmungen bzw. zur Förderung von Anlagen zur Ableitung bzw. durch entsprechende Auflagen im Bauverfah- Bewirtschaftung von Regenwasser die Vorlage ren sollen zukünftige Schäden an Gebäuden eines Regenwasserbewirtschaftungskonzeptes durch Starkregenereignisse reduziert werden. Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 7
DI Matthias Stracke Aktuelle und zukünftige Anforderungen an Entwässerungsbauwerke DI Matthias Stracke Zivilingenieur für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, Klosterneuburg, Leiter des „Arbeitsausschusses Straßenentwässerung“ der FSV Einheitliche Vorgaben für die Lebens- RVS 03.08.65 – dauer von Entwässerungsbauwerken Straßenentwässerung gibt es in Österreich nicht. Aufgabenstellung Bei sämtlichen Planungen von Entwässe- In diversen Regelwerken gibt es jedoch rungseinrichtungen sind verkehrssicherheits- Vorgaben hinsichtlich der Niederschlags-Be- technische Aspekte zu berücksichtigen. Alle messungsereignisse, sie legen also fest, welche Anlagenteile sind so zu bemessen, dass eine Niederschläge mit welcher Jährlichkeit bei der schadlose Ableitung anfallender Wässer, be- Planung berücksichtigt werden müssen. Derar- ginnend vom Straßenkörper, gewährleistet ist. tige Vorgaben geben keine 100%ige Sicherheit Es ist auf die jeweiligen lokalen Verhältnisse vor Überlastung, daher sind im Bedarfsfall Pla- sowie auf wirtschaftliche Aspekte (Errichtung, nungsvorgaben mit einer höheren Sicherheit Betrieb und Wartung) Bedacht zu nehmen. als in den Regelwerken gefordert sinnvoll, ein Die RVS 03.08.65 wurde mit den Inhalten der Restrisiko bleibt jedoch stets vorhanden. aktuellen Richtlinien und ÖNormen abge- Verstärkt treten in neueren Regelwerken stimmt, darüber hinaus erfolgte eine klare Aspekte der Sicherheit im Betrieb und in der Abgrenzung zu anderen Fachgebieten, sodass Erhaltung sowie der Wartung und Instandhal- Überschneidungen bzw. Konflikte vermieden tung von Entwässerungsbauwerken auf. Da- wurden. durch kann schon zum Zeitpunkt der Planung Der Arbeitsausschuss Straßenentwässerung auf die Sicherheit und Nachhaltigkeit Bedacht legte folgende Punkte zur Überarbeitung der genommen werden. Version aus dem Jahr 1986 fest: • Unterschied Rohrmaterial Beispielhaft wird anhand folgender Beton – Kunststoff RVS Vorschriften • Verdichtung bei Rohrquerung RVS 03.08.65 (2012) Straßenentwässerung - • Durchmesserangaben nicht einheitlich Bautechnische Details • Regelung Bettung, Ummantelung, RVS 12.06.11 (2014) Instandhaltung von Überdeckung Entwässerungsanlagen • Dimensionierung von Rohrleitungen RVS 08.04.01 (2015) Entwässerungs- arbeiten – Technische Vertragsbedingungen • Aktualisierung der Werkstoffnormen RVS.03.08.67 (2007) Verkehrssichere • Abstimmung mit RVS 04.04.11 „Umwelt- Durchlässe und Weganschlüsse schutz – Gewässerschutz an Straßen“ der aktuelle Stand der Technik erläutert. Änderungen/Neuerungen Der Anwendungsbereich der neuen RVS 03.08.65 wurde in Abstimmung mit der RVS 04.04.11 Gewässerschutz an Straßen so fest- gelegt, dass dieser nicht für den breitflächigen Abfluss, die Versickerung und Reinigung von Straßenwässern gilt. 8 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Matthias Stracke Die Planungsgrundsätze für die wesentli- Aggressivitätsstufen Empfohlene Betonsorte gem. ÖNORM B 4710-1 chen Elemente wurden überarbeitet bzw. neu erstellt. Diese sind unter anderem: AS0 nicht angreifend C25/30/B2 • Drainagen AS1 schwach angreifend C25/30/B3 C3Afrei • Wiederverfüllung von Künetten AS2 stark angreifend C25/30/XC4/XD3/XF3/XA1L/XA2T • Anschluss von Rohren AS2L stark lösender Angriff C25/30/B6 C3Afrei • Mulden, Rinnen, Spitzgräben, Rigole, Hebe- u. Pumpwerke, etc. AS3 sehr stark angreifend C30/37/HL-SW Für Einläufe, Schachtabdeckungen und Entwässerungsrinnen, die direkt mit Ebenso wurden die Mindestdurchmesser von Taumittel (NaCl, CaCl3) in Berührung kommen (Expositionsklasse XF4), ist Leitungen gem. Tabelle 1 neu definiert, wobei Beton der Güte C25/30/B7 zu verwenden. keine Unterscheidung zwischen Rohrmaterial und Freiland-/Ortsgebiet erfolgt. Tabelle 2: Betonsortenverzeichnis für Bauteile Leitungstyp Innendurchmesser DN [mm] Weitere zu beachtende Richtlinien und Normen Vollsickerrohr 150 Folgende Regelwerke sind für die Praxis Teilsickerrohr 150 hilfreich und wurden in die RVS 03.08.65 aufgenommen: Mehrzweckrohr 200 RVS 04.04.11: Gewässerschutz an Straßen Vollrohr 150 ÖNORM EN 1610: Verlegung und Prüfung von Querausleitungen von Mittel- Abwasserleitungen und -kanälen streifenentwässerungen bei ÖNORM B 2503: Kanalanlagen – Ergänzende Bundesstraßen A und S 500 Bestimmungen für die Planung, Ausführung Durchleitung von Gerinnen und Prüfung bei Bundesstraßen A und S 1000 ÖNORM B 5012: Statische Berechnung erdver- legter Rohrleitungen für die Wasserversorgung Tabelle 1: Mindestdurchmesser von Leitungen und die Abwasserentsorgung Die Anordnung von Straßeneinläufen wurde generell pro 500 m2 und mit einem Maximal- RVS 12.06.11 – abstand von 50 m für Freiland-/Ortsgebiet Instandhaltung von festgelegt. Entwässerungsanlagen Im Zuge der Überarbeitung wurden alle Werkstoffprüfnormen und Richtlinien aktua- Hier werden die Anforderungen an die lisiert und entsprechende Neuerscheinungen Funktionskontrollen und die Wartung defi- mit einbezogen. niert. Der Wartungsplan, welcher im Vorhinein Die empfohlenen Betonsorten für die unter- zu erstellen ist, bildet die Grundlage für das schiedlichen Bauteile sind in der folgenden Kontrollbuch. Im Kontrollbuch werden die Tabelle 2 zusammengefasst. durchgeführten Arbeiten als zentraler Teil der Qualitätssicherung für den Betrieb schriftlich dokumentiert. Die Wartungsarbeiten sind detailliert ange- führt und können so bereits bei der Planung berücksichtigt werden. Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 9
DI Matthias Stracke RVS 08.04.01 – Zahl von Todesfällen pro Jahr. Für eine Verbes- Entwässerungsarbeiten - serung der konstruktiven Ausbildung besteht Techn. Vertragsbedingungen daher dringender Handlungsbedarf. Der in der RVS 03.08.67 beschriebene Die Technischen Vertragsbedingungen Lösungsansatz besteht darin, dass ein abirren- enthalten u.a. Regelungen betreffend den des Fahrzeug über die geneigt ausgeführte Transport, die Lagerung und den Einbau von Stirnfläche abgelenkt und auf diese Weise ein Schächten. Frontalaufprall verhindert wird. Die in diesem Eine zentrale Bedeutung kommt hier der Merkblatt enthaltenen Vorschläge beruhen auf Überwachung und den dabei anzuwendenden den bisherigen positiven Erfahrungen bei der Prüfungen zu. Ausführung und Wirkungsweise von verkehrs- Infolge der hohen Qualitätssicherung bei sicheren Durchlässen und Weganschlüssen, Betonprodukten wurden für diesen Werkstoff weitere Innovationen sind aus der vermehrten Vereinfachungen zugelassen: praktischen Umsetzung zu erwarten. Eignungsprüfung Anwendungskriterien Bei Verwendung von güteüberwachtem Bei Neuerrichtungen von Durchlässen und Transportbeton gemäß ÖNORM B 4710-1 darf Weganschlüssen sind die im gegenständlichen die Eignungsprüfung bei Einhaltung der Pla- Merkblatt enthaltenen Bestimmungen einzu- nungsvorgaben entfallen. halten. Bei bestehenden Durchlässen und Weg- anschlüssen hat sich der Straßenerhalter in Kontrollprüfung regelmäßigen Zeitabständen über Gefahren- Bei Verwendung von güteüberwachtem stellen gemäß RVS 02.02.21 zu informieren und Transportbeton gemäß ÖNORM B 4710-1 ent- die betroffenen Anlagen entsprechend dem fällt die Verpflichtung zur Kontrollprüfung. gegenständlichen Merkblatt zu adaptieren. Technische Beschreibung RVS 03.08.67 – Bild 2 zeigt eine Ausführungsvariante für die Verkehrssichere Durchlässe Adaptierung eines bestehenden Durchlasses und Weganschlüsse mit lotrechter Stirnmauer. Die Stirnflächen sind bei einer monolithi- Aufgabenstellung schen Platte mit maximal 20° gegen die Ho- rizontale geneigt auszuführen. Unbefestigte Bild 1: Auch ein kleiner Stirnflächen oder Stirnflächen mit sonstiger Rohrdurchlass kann zur Befestigung (z.B.: Betongittersteine) sind mit tödlichen Falle werden maximal 10° gegen die Horizontale geneigt (Bild zur Verfügung gestellt von Dr. Dietmar Adam, herzustellen. Neigungen der Stirnfläche von TU Wien) mehr als 20° gegen die Horizontale sind kei- nesfalls zulässig. Der Bereich zwischen Fahrbahnoberkante und 0,5 m darunter (lotrecht gemessen) kann unbefestigt bleiben, muss aber in derselben Einleitung Neigung der Stirnfläche hergestellt werden. In Österreich kommt es derzeit aufgrund der Bei einem Rohrdurchmesser des Durchlasses senkrechten Ausbildung der Stirnflächen von über 300 mm ist in der Regel ein Böschungs- vorhandenen Durchlässen und Weganschlüs- kopf anzuordnen, der dieselbe Neigung zur sen entlang von Straßengräben und der damit Horizontalen wie die Stirnfläche aufweist. Ein verbundenen Frontalkollision zu einer großen Durchlassgitter hat die Funktion, das Hängen- 10 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Matthias Stracke Bild 2: Adaptierung eines bestehenden Durchlasses (Schnittdarstellung) Bild 6: bleiben des abirrenden Fahrzeuges zu verhin- Verkehrssicherer dern und ist bei einer lichten Weite des Durch- Durchlass nach dem Test lasses über 300 mm vor dem Böschungskopf anzuordnen. Erfahrungen aus der Praxis Die Wirksamkeit des Systems konnte bei Testfahrten einwandfrei demonstriert wer- den und ist in der nachstehenden Bildabfolge dargestellt. Bild 3 (links oben): abirrendes KFZ Bild 4 (rechts oben): abgelenktes KFZ Bild 5 (links): ausfahrendes KFZ Die meisten Objekte, welche entsprechend weislicher Lebensrettung dokumentiert. Die den Grundsätzen dieses Merkblattes adaptiert Erfahrungen bei der Herstellung bzw. Adaptie- sind, befinden sich in der Steiermark. Neben rung von Durchlässen und Weganschlüssen so- deutlichen „Gebrauchsspuren“ an diversen wie die Erfahrungen aus der Erhaltung werden Stellen sind auch mehrere Kollisionen mit nach- in Zukunft weitere Optimierungen ermöglichen. Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 11
D r. - I n g . G e r f r i e d S c h m i d t -T h r ö Anforderungen an Statik und Einbau von Rohren im Kanalbau Dr.-Ing. Gerfried Schmidt-Thrö Ingenieurbüro Dr. Schmidt-Thrö, Burghausen Allgemeine Anforderungen Dichtigkeit durch Elastomerdichtungen als Keilgleitdichtung oder als integrierte An Beton- bzw. Stahlbetonrohre bzw. Dichtung mit definierter Lagegenauigkeit die daraus bestehenden Kanäle werden verschiedene Anforderungen gestellt. flexible Nutzung Diese beziehen sich auf Gebrauchstaug- durch die Möglichkeit, nachträgliche An- lichkeit, Dauerhaftigkeit und – worauf schlüsse herzustellen hier der Schwerpunkt gelegt werden soll Ein Nebenaspekt der Gebrauchstauglichkeit – auf Standsicherheit. ist – wie oben bereits erwähnt - die Formsta- bilität. Dies ist bei biegeweichen Rohren (Systemsteifigkeit VRB < 1,0), insbesondere aus Zunächst zur Kunststoffwerkstoffen, kritisch zu betrachten. Gebrauchstauglichkeit: Dazu gehören u.a. Zur Verformung zählt: gesicherter Abflussquerschnitt • Bei Beton-Sonderformen für geringen Verformung senkrecht zur Rohrachse Trockenwetterabfluss sind Eiprofile oder z. B. durch Kreisprofile mit Trockenwettergerinne • zu hohe Belastung durch falsche oder Drachenprofile möglich. Statikansätze – zulässige Maximalver- formung von 6% (9%) wird überschritten. • falschen Einbau, z.B. mit Wechselwirkung zwischen Leitungszone und anstehendem Bild 1: Boden (z.B. fehlendes Vlies, Grundwasser Sonderformen beschleunigt den Vorgang) Drachenprofil und Eiprofil • zu geringe Verdichtung in der Leitungszone Verformung in Längsrichtung infolge zu geringer Längsbiegefestigkeit stört ein gleichmäßiges Gefälle (Unterbogen, • Bei Beton-Sonderformen für geringe bei biegesteifen Rohren in Form eines Überdeckung können Maulprofile oder Polygonzuges) auch Rechteckprofile verwendet werden. • zu geringe Überdeckung bei hohen • Formstabil, keine Verformungen mit Radlasten und geringer Längsbiegesteifig- Veränderungen des Querschnittes keit des Rohres und großer Rohrlänge • Keine Durchbiegungen mit Verringerung • ungleichmäßige Auflagerung in Rohrlängs- des Gefälles richtung (ungleichmäßiger Untergrund, Punktlagerung) definierte Oberflächenrauigkeit • Störungen durch nachträgliches Ziehen – nicht zu glatt und nicht zu rau des Verbaus 12 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
D r. - I n g . G e r f r i e d S c h m i d t -T h r ö Die Dauerhaftigkeit soll eine langdauernde Nutzung sicherstellen. Dazu gehören beim Werkstoff Beton • gleichbleibende Werkstoffeigenschaften, keine Kriechverformung mit möglicher- weise später ansteigender Verformung • die Betonfestigkeit steigt mit dem Alter an • die Dichtigkeit des Betonquerschnittes erhöht sich durch Nachsinterung • der Werkstoff ist besonders bei begehbaren Kanälen sehr reparaturfreundlich • kann bis zu einem gewissen Grad Katastrophenlastfällen widerstehen - Brand im Kanal führt nicht zum Versagen - Kurzzeitige Überlastungen können von Stahlbetonrohren gut aufgenommen werden (bei Rissbildung duktiles Verhalten) Bild 2: Einbauskizze DN 800/1200 (Stahlbeton) Die Standsicherheit ergibt sich aus einem Zusammenwirken von 3) die Rechenansätze müssen realistisch sein Rohrstatik und Einbau. Eine Statik sollte – 4) Statik und Einbau müssen zusammen- neben der Grundvoraussetzung, dass sie in passen sich richtig ist – noch folgende Bedingungen erfüllen: Wichtige Punkte, die in der Statik 1) Einhalten von Formalien richtig zu erfassen sind: • Zuordnung zur Baustelle • Bauherr • Liegen die Rohre in Dammlage, Einfach- • Bauunternehmen oder Mehrfachgraben ? • Planer • Grabenbreite: Die lichte Grabenbreite muss • Aufsteller mit Unterschrift mindestens den Werten gemäß EN 1610 entsprechen. Sie kann aber auch breiter sein, 2) h albwegs verständlich sein, wenn es die Arbeitssituation verlangt. In welche Annahmen getroffen wurden der Statik ist aber die Breite gemessen bis • kurze Zusammenfassung und/oder Außenkante Verbau einzusetzen. Die Wahl • Skizze der Einbausituation (siehe Bild 2 oben) der Mindestgrabenbreite bei vom Kreisquer- Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 13
D r. - I n g . G e r f r i e d S c h m i d t -T h r ö schnitt abweichenden Formen wird von der • Welche Überdeckungen von OK Rohr im Rohrhöhe bestimmt. Schaft bis Geländeoberkante (Maximum • Art der Grabensicherung durch freie und Minimum) liegen vor. Bauzustand Böschung oder Verbauelemente. Besonders beachten. kritisch ist der Einsatz von Spundwänden. • Art der Verkehrsbelastung – auch • Welcher Boden wird verfüllt und wie erfolgt Bauzustand die Verdichtung? (in der Leitungszone - • Einhalten der Verdichtungsregeln (in außer bei Spundwänden - immer gegen den Leitungszone bis 1 m über Rohr nur leichte gewachsenen Boden) und mittlere Verdichtungsgeräte einsetzen) • Welche Verdichtungsgrade können angesetzt werden – nicht zu hohe Einbaufehler bzw. fehlerhafte Überein- Verdichtung voraussetzen stimmung von Statik und Einbau wirken sich besonders bei hoher Überdeckung aus. Einbau- • Ist der Ansatz einer Silowirkung realistisch kriterien sollten bereits vom Planer festgelegt und welche Voraussetzungen müssen dafür werden. erfüllt werden? • Eine Wechselwirkung zwischen Boden der Wenn Herstellung der Rohre, Statik und be- Leitungszone und anstehendem Boden ist sonders der Einbau fachgerecht durchgeführt zu verhindern (statisch sonst nicht gesichert wurden, sind Standsicherheit, Gebrauchstaug- erfassbar) lichkeit und Dauerhaftigkeit bei Beton- und • Welches Auflager ist vorgesehen? Stahlbetonrohren gegeben. - Sand-Kies-Auflager im verbauten Graben nur mit realistischem Auflagerwinkel annehmen - Wirkungsweise des Betonauflagers muss gesichert sein (satt am Rohr anliegen, keine Linien- oder Punktlagerung, Zu- sammenwirken von unterer und oberer Bettungszone muss gewährleistet sein) siehe Bild 3 Bild 3: Lagerungsfall I Lagerungsfall II Wirkungsweise von Sand-Kies-Auflager und Betonauflager 14 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
Herbert Egger Dichtheitsnachweis von Abwasser- und Oberflächenwasserentsorgungsanlagen in der Praxis Herbert Egger Akkreditierte Prüf- und Inspektionsstelle Egger, Wettmannstätten Allgemein Grundlage ÖNORM B2503 Die ÖNORM B2503:2012 (im Punkt 6 Wichtig für den Erfolg der ÖNORM B2503 Prüfungen) stellt seit Mitte der 1990er waren, durch das Streben nach Qualität und den Willen zur Umsetzung, alle Beteiligten Jahre die Basis für Österreichs hohe wie: Bund, Länder, Wasserrechtsbehörden, Qualität der Abwasserbeseitigung in Universitäten, Auftraggeber, Planer, ausschrei- direkter Verbindung mit Umweltschutz bende Stellen, örtliche Bauaufsicht, Abwas- und Wirtschaftlichkeit dar. ser- u. Wasserverbände, Städte, Gemeinden, Hersteller, Baufirmen, Prüffirmen und das Prüfpersonal. Zum einen ist der Abtransport zur Reini- gungsanlage durch „dichte“ Rohrleitungen In der ÖNORM B2503:2012 sind alle notwen- und Bauwerke notwendig, um die Umwelt und digen Anforderungen zur Durchführung von unser Trinkwasser nicht mit Schadstoffen aller Prüfungen gemäß Punkt 6 geregelt. Art zu verschmutzen (Umweltschutz, • Welche Leitungen und Bauwerke sind zu Bild 1 Exfiltration), zum anderen sind „dichte“ prüfen? Sämtliche Rohrleitungen, Schächte, Rohrleitungen und Bauwerke notwendig, um Behälter und zugehörigen Bauwerke. nicht Fremd-Wässer (Trink-/Regenwasser usw.) • Die Vorgaben bzw. die Auswahl, mit wel- in die Reinigungsanlagen zu leiten (Wirt- chem Prüfmedium (Luft oder Wasser) die schaftlichkeit, Bild 2 Infiltration). jeweilige Prüfung durchzuführen ist. Bild 1 Exfiltration Bild 2 Infiltration 16 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
Herbert Egger • Die Definition und die Übereinstimmung Oberfläche) einen maximalen Wasserverlust von gestatteten Leckmengen bei Prüfungen von 31,4 Liter in 30 Minuten aufweisen darf mit Luft/Wasser. und noch immer als DICHT bewertet werden • Es besteht die Möglichkeit zur freien Wahl muss. des Prüfverfahrens zum Erlangen der Prüfer- gebnisse. Hochgerechnet: • Die Rückführbarkeit der Messgeräte auf na- tionale Ebene (durch Eichung, Kalibrierung). Liter Zeit • Die Rückführbarkeit der Prüffirmen sowie 31,4 30 min der Prüfer (mit Ausbildung) auf nationale Ebene (durch akkreditierte Prüfstellen sowie 62,8 1 Stunde Vergleichs- und Eignungsprüfungen [Ring- 1.507,2 24 Stunden versuche]). 550.128 1 Jahr • Die Erstellung von nachvollziehbaren Prüf- berichten gemäß EN 17025 zur Dokumenta- tion der Ergebnisse. Dieses Beispiel weist darauf hin, dass aus eingangs angeführten Gründen wie Umwelt- Prüfmaßnahmen mit schutz und Wirtschaftlichkeit selbst bei neu rechtssicherer Aussagekraft errichteten Anlagen ein lückenloser Nachweis der Dichtheit sämtlicher Anlagenteile erbracht Nur durch die Prüfung mit geeigneten Mess- werden muss. geräten (geeicht und kalibriert) kann zu 100% Stichprobenartige Prüfungen (wie in vielen festgestellt werden, welche Leckflächen (Basis Ausschreibungen üblich) entsprechen nicht ist die Wasserverlustmessung l/m2 innere der rechtlichen Grundlage des § 134 WRG und Oberfläche) eine Kanalanlage aufweist. Un- sollten im Interesse der Betreiber vermieden abhängig von gestatteten Leckmengen kann werden. man nur durch o.g Messung/Prüfung eine Die Wasserrechtsbehörde sollte beim Neu- derartige Beurteilung durchführen. Kennt man bau den 100%igen Nachweis der Dichtheit die Leckflächen durch Messung, so kann man aller Anlagenteile einfordern. So wird auch berechnen, wie viel Abwasser aussickern kann dem Betreiber eine zu 100% dichte Anlage (von oder umgekehrt Grund- und Niederschlags- den bauausführenden Firmen) übergeben. wässer in das System eindringen können. Der Verursacher (Betreiber) ist für jegliche Geht man einen Schritt weiter und sieht sich Schäden aus dem Betrieb seiner Anlage haftbar. die ÖNORM B2503:2012 genauer an, so wird man feststellen, dass - wie in den meisten Nor- Achtung: men - gestattete Toleranzen angeführt bzw. Eine „optische Inspektion“ (Kanalkamera- festgelegt sind. befahrung, Begehung, optische Spiegelung) So darf ein Betonrohrkanal eine Leckmenge ersetzt nicht die „Druckprüfung“ (gemäß von maximal 0,1 Liter/m2 benetzter innerer ÖNORM B2503:2012)! Oberfläche in der Prüfzeit von 30 Minuten aufweisen, um noch als DICHT bewertet zu • Eine optische Inspektion spiegelt die visu- werden. elle Untersuchung des Rohr-(Bauwerks-) Dies bedeutet, dass ein Kanal DN 1000 mit Inneren wieder. Dabei wird gemäß Vorgabe einer Länge von 100 Meter (314 m2 innere der visuelle Zustand bewertet! Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 17
Herbert Egger Bild 3: Dichtheitsprüfung – Rohrleitung (Luft) Bild 4: Dichtheitsprüfung – Rohrleitung (Wasser) • Die Dichtheitsprüfung gemäß ÖNORM • Dichtheitsprüfung – Schacht Bild 5 B2503:2012 zeigt auf, ob das Bauwerk dicht • Dichtheitsprüfung – Behälter oder undicht ist und gibt im Prüfprotokoll (Sammelbecken, Gruben, Abscheider, (mit Druck- oder Wasserverlusten) Auf- Pumpstationen, Klärbecken usw.) Bild 6 schluss über das quantitative Ausmaß des Schadens! • Wie groß ist das Leck!? • Wie viel Schmutzwasser kann in das Grund- Abschluss und Denkansatz wasser / Trinkwasser gelangen!? Warum müssen sämtliche Anlagen dicht • Wie viel Grundwasser / Oberflächenwässer sein? Das gilt für Abwasser-, Trinkwasser- und können über den Kanal in die Kläranlage Oberflächenwasserableitungsanlagen, aber gelangen!? auch alle anderen Bauwerke, die TRINKWAS- SER und BODEN gefährden können. In einer Zeit, in der so viele Chemikalien und Die Einfachheit von Prüfungen Medikamente (=Drogen) wie noch nie zuvor in den Anlagen transportiert werden, ist es Vermehrt wird fehlinterpretiert, dass Prüfun- absolut notwendig, unser TRINKWASSER und gen schwer oder gar nicht machbar sind sowie unseren BODEN zu schützen. Jeder Tropfen, der aus diesen Gründen enorme Kosten verursa- ausdringt, ist zu viel! chen würden. WIR müssen unterscheiden, was WIR MEN- Folgend die einfache Darstellung der ver- SCHEN für unser Trinkwasser und die Zukunft schiedenen Prüfungen / Methoden: des Trinkwassers BRAUCHEN und was EINIGE MENSCHEN hingegen WOLLEN. • Dichtheitsprüfung – Rohrleitung (Luft) Bild 3 Ziel sollte es sein, mit dem kostbarsten Gut • Dichtheitsprüfung – Rohrleitung (Wasser) der MENSCHEN (UNSEREM TRINKWASSER) so Bild 4 sorgsam wie nur möglich umzugehen. 18 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
Herbert Egger Bild 6: Dichtheitsprüfung – Behälter (Sammelbecken, Gruben, Abscheider, Pumpstationen, Klärbecken usw.) Bild 5: Dichtheitsprüfung – Schacht Von Gewinnung, Transport, Lagerung und wissen, dass wir jede aus einer ABA austreten- Verteilung bis zu Entsorgung und Wiederauf- de Verschmutzung einmal als „TRINKWASSER“ bereitung müssen die Abläufe für die Zukunft entnehmen werden. (nicht nur für die nahe Zukunft) ausgereift, Gewinnorientierte Systeme, in denen die Ge- durchdacht und nach dem „tatsächlichen“ winne zweckentfremdet verwendet (entführt) Stand der Technik angewendet werden. werden, beeinflussen die Qualität des TRINK- WASSERs (Trinkwasser- und Abwasseranlagen). Wie weit denken WIR heute? Für die nächs- Das Bewusstsein für Trinkwasser in UNSERER ten 5, 10 oder 20 Jahre? Das ist zu wenig! Zukunft muss bei jeder Erarbeitung von Regel- werken maßgebend sein. WIR müssen HEUTE für die nächsten 100 Fortschritt, Stillstand oder Rückschritt? Jahre vordenken und JETZT beginnen, unsere WIR glauben immer die Erde schützen zu Trinkwasser- und Abwassersysteme nach dem müssen. „tatsächlichen“ Stand der Technik zu errichten WIR müssen UNS SELBST und unsere und zu betreiben. NACHKOMMEN schützen. In den nächsten Jahren werden wir immer mehr Grundwasser für die Bewässerung unserer Felder verwenden müssen. Da sollte es uns schon klar sein, dass mit der Bewässerung Abschlussinfo: auch alle Verunreinigungen (Chemikalien, Me- Wie „wenig“ Trinkwasser ist auf der Erde? dikamente, Drogen) mit in die Nahrungskette www.scientificamerican.com/gallery/its-a- gebracht werden. water-full-world Auch wenn ein großer Teil der Bevölkerung Österreichs glaubt, dass wir unser Trinkwasser Bei Interesse und Fragen stehen wir größtenteils von „Hochquellfassungen“ bezie- gerne zur Verfügung! hen, muss man schon realistisch bleiben und www.egger-europe.com/timeline-history Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 19
DI Reinhold Heidinger Der Planer als Dompteur, Ökologe und Mediator Im Spannungsfeld zwischen Behörde, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz DI Reinhold Heidinger planconsort ztgmbh · architekten + ingenieure, Leibnitz Das Bewusstsein für einen sorgsamen ökologisch nicht nur akzeptabel sind, sondern Umgang mit dem Problemkreis möglichst auch positive Nebeneffekte (Grund- wasseranreicherung, Hochwasserrückhalt…) „Wasser“ ist zwar in den letzten Jahren haben. stärker geworden, trotzdem erfolgt die Umsetzung der durchaus vorhandenen Die gesetzlichen Grundlagen Konzepte nur zögerlich und oft auch Sowohl das Wasserrecht als auch die (leider unprofessionell. Allerdings kann das – neun) Baugesetze schützen fremde Rechte bei der Ableitung von Oberflächenwasser: von Sarkasmus strotzende – Statement: „Planen ist das Ersetzen des Zufalls WRG 1959 §39 durch den Irrtum“ nur durch gediegene Änderung der natürlichen Abflussverhältnisse Planung und qualitätsvolle Ausführung (1) Der Eigentümer eines Grundstückes darf widerlegt werden. den natürlichen Abfluss der darauf sich ansammelnden oder darüber fließenden Gewässer zum Nachteile des unteren Grundstückes nicht willkürlich ändern. Die Rolle des Dompteurs (2) Dagegen ist auch der Eigentümer des unteren Grundstückes nicht befugt, den Bauherren/-frauen und damit Auftragge- natürlichen Ablauf solcher Gewässer zum berInnen sind oft eine Gattung, die nicht von Natur aus das tun möchte, was dem Publikum Nachteile des oberen Grundstückes zu – sprich der Behörde und sonstigen betroffe- hindern. nen Parteien – gefällt. Hier muss der Planer, (3) Die Abs. 1 und 2 gelten nicht für eine und kann es hoffentlich auch, einen Erzie- Änderung der Ablaufverhältnisse, die hungsprozess begleiten. Eine klare technische durch die ordnungsmäßige Bearbeitung Sprache mit guten und schlechten Beispielen eines landwirtschaftlichen Grundstückes ist dabei hilfreich, um Projekte auf den richti- notwendigerweise bewirkt wird. gen Weg zu bringen. So war zum Beispiel das StmkBauG 1995 § 57 Oberflächenwasser bis vor wenigen Jahren ein Abwässer (beispielhaft) eher ungeliebtes Randthema, das allerdings an (1) Bei Bauwerken muss unter Berücksichtigung Brisanz zugenommen hat. ihres Verwendungszweckes für das Sammeln Für uns Techniker ergeben sich zwei Berei- und Beseitigen der Abwässer und Nieder- che, die seit einiger Zeit besonders sensibel zu schlagswässer vorgesorgt sein. behandeln sind: Die Beherrschung der anfal- (2) Die Anlagen zur Sammlung und Beseitigung lenden Mengen, besonders in Hanglagen und von Abwässern und Niederschlagswässern die Vermeidung von Verunreinigungen der sind so anzuordnen, herzustellen und in- Grund- und Oberflächengewässer. Hier gilt es stand zu halten, dass sie betriebssicher sind Technologien einzusetzen, die einerseits auch und Gefahren oder unzumutbare Belästi- längerfristig wirtschaftlich und andererseits gungen nicht entstehen. 20 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Reinhold Heidinger (3) Die Tragfähigkeit des Untergrundes und bringt neben Kopfzerbrechen vor allem auch die Trockenheit von Bauwerken darf durch Kosten mit sich. Der – sogenannte – „kleine Anlagen zum Sammeln und Beseitigen der Häuslbauer“ kann sich damit nicht so schnell Abwässer und Niederschlagswässer nicht anfreunden und wird erst durch Forderungen beeinträchtigt werden. der Behörde dazu motiviert, sich mit diesem (4) Die Anlagen zur Sammlung und Beseitigung Problemkreis zu beschäftigen. von Abwässern und Niederschlagswässern müssen ohne großen Aufwand überprüft Jetzt muss der Planer seine Klasse als und gereinigt werden können. Mediator ausspielen: Die Integration von Regenwassernutzungs-Systemen überzeugt so StmkBauG 1995 § 88 manchen alternativ denkenden Auftraggeber. Anforderungen (beispielhaft) Grauwassersysteme können – wenn erlaubt – Bei Veränderungen des Geländes ……. dürfen längerfristig die Wassergebühren senken, das damit verbundene Änderungen der Abflussver- Gartengießen aus der Zisterne ist heute fast hältnisse keine Gefährdungen oder unzumut- schon Standard. Wenn man dann noch mit baren Beeinträchtigungen verursachen. guten Argumenten klar stellen kann, dass der gedrosselte Überlauf aus solchen Systemen auch in wenig durchlässigen Böden versickern Die Konsequenzen wird, ohne die Nachbarn zu beeinträchtigen, Nicht nur bei (Bau-)Bewilligungen auf kann man den Behördenverfahren gelassen geneigten Flächen haben sich Bauherrschaft entgegensehen. und Planer gut zu überlegen, was mit den „Meteorwässern“ geschehen soll. Die lapida- re Vorschreibung „…. sind auf dem eigenen Grundstück zur Versickerung zu bringen…“, wie sie jahrzehntelang gehandhabt wurde, ist nicht nur zu wenig konkret, sondern oft Regenwasserzisternen wegen mangelnder Sickerfähigkeit des Bodens „en miniature“ und exzessiv gar nicht realisierbar. Konflikte mit Unterlie- gern aufgrund von Beeinträchtigungen durch „fremdes“ Oberflächenwasser sind dann vor- programmiert und enden nicht selten sogar vor Gericht. Auch haben sich die Datenkollektive der Regenintensitäten entwickelt und in ihrer Qualität verbessert. Hier bietet die Internet- plattform eHYD (http://ehyd.gv.at) regional abgestimmte Grundlagen. Dann aber geht es zur Sache: Parameter der Sickerfähigkeit des Untergrundes (kf-Werte) sind zu ermitteln eBOD (http://gis.lebens- ministerium.at/eBOD), eventuell gegebene Rutschgefahren an Gleitflächen müssen eruiert werden, wasserführende Schichten und fremde Nutzungen dieser Wässer in Brunnen oder Quellfassungen sind zu beachten! Das Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 21
DI Reinhold Heidinger Dass die Oberflächenwässer von Fahr- und Immer wieder gelingt es uns Ingenieuren, Parkflächen für Kraftfahrzeuge in humusierte künftige Entwicklungen zu antizipieren. Bis Rasenmulden geleitet oder die Flächen mit vor kurzem noch galt es als Stand der Tech- sickerfähigen Materialien befestigt werden, nik, die auf befestigten Flächen (zum Beispiel ergänzt die umweltbewusste Entsorgungs- auch von hochrangigen Straßen) anfallenden strategie. Hier bieten gerade die Beton- und Regenwässer möglichst rasch in den nächsten Fertigteilwerke exzellente Baustoffe wie Öko- Bach, Fluss oder gar über Sickerschächte direkt oder Dränpflaster an, die, richtig eingesetzt, ins Grundwasser abzuleiten. Erst verantwor- Ästhetik und Funktion vereinen. tungsvolle und kreative Planer und Behörden- vertreter hinterfragten diese gängige Praxis Verrieselungsmulde mit gedrosseltem Ablauf und arbeiteten umweltgerechte Alternativen aus. So genannte Gewässerschutzanlagen ermöglichen es, auch verschmutztes Re- genwasser so weit zu reinigen, dass es dem Grundwasserkörper zugeführt werden kann. Hier sind allerdings hochtechnologische Filter- anlagen nötig und präzise Wartungsarbeiten zu garantieren. WRG 1959 § 31 Allgemeine Sorge für die Reinhaltung (1) Jedermann, dessen Anlagen, Maßnahmen oder Unterlassungen eine Einwirkung auf Gewässer herbeiführen können, hat mit der im Sinne des §1297, zutreffendenfalls mit der Systembild sickerfähige Befestigung im Sinne des §1299 des allgemeinen bürgerli- chen Gesetzbuches gebotenen Sorgfalt seine Anlagen so herzustellen, instand zu halten und zu betreiben oder sich so zu verhalten, dass eine Gewässerverunreinigung vermie- den wird, die den Bestimmungen des §30 zuwiderläuft und nicht durch eine wasser- rechtliche Bewilligung gedeckt ist. Oberflächenwässer von stark befahrenen Straßen enthalten straßenspezifische Inhalts- stoffe, die jedenfalls ökologisch bedenklich sein können. Insbesondere sind das orga- nische Verbindungen (Kohlenwasserstoffe) aus diversen Tropfverlusten, Schwermetalle (Chrom, Nickel, Kupfer, Cadmium u. dgl.) aus Der Ingenieur als Mahner Verbrennungsrückständen, Abrieb von Reifen, Bremsbelägen usw. WRG 1959 § 30 – Ziele Immer mehr ist auch die Ableitung der auf (1) Alle Gewässer einschließlich des Grund- Autobahnen anfallenden Meteorwässer in wassers sind im Rahmen des öffentlichen Oberflächengewässer ein Thema. Hier bedeu- Interesses und nach Maßgabe der folgen- tet vor allem auch der Inhalt von Chlorid aus den Bestimmungen so reinzuhalten und zu der Verwendung von Streusalz ein Problem. schützen………. Siehe Abb. 1 22 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
DI Reinhold Heidinger Grundriss Abb. 1: Gewässerschutzanlage Oberflächenwasser von der Autobahn – Einleitung in Fließgewässer Abb. 2: Gewässerschutzanlage Oberflächenwasser Industriezone und Aber auch Regenwässer von Dachflächen mit schichten stärker als 0,3 m) bei entsprechend Autobahnzubringer metallischen Deckungen (Kupfer, Zink und Blei) großer Überdeckung zum Grundwasserspiegel Versickerung im Schongebiet oder von Gewerbebetrieben bzw. in Bereichen möglich machen. mit außergewöhnlicher Luftverschmutzung Liegen solche Emittenten allerdings in wie auch im Nahbereich hochrangiger Stra- Grundwasserschongebieten oder gar in ßen können Schadstoffe enthalten, die eine Schutzzonen der Trinkwassergewinnung, ist direkte Versickerung dieser Oberflächenwässer eine intensive Reinigung über mehrere Stufen unzulässig machen. Hier müssen Methoden zwingend erforderlich, bevor diese Wässer dem Raum greifen, die eine großflächige Verrie- Grundwasser zugeführt werden. selung über bodenaktive Zonen (Humus- Siehe Abb. 2 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau 23
DI Reinhold Heidinger Maßgebende Grundlagen Zusammenfassend sind die im Folgenden angeführten Normen und Regelwerke im „Leitfaden für Oberflächenentwässerung“ Steiermark Pkt. 12 enthalten. Der Download des Leitfadens unter: www.wasserwirtschaft.steiermark.at/cms/beitrag/ 11625883/4570309 und die Weitergabe ist vom Amt der Steiermärkischen Landesregierung ausdrücklich erwünscht! ATV – DVWK – DWA – Arbeitsblätter DWA A 110 Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von Abwasserleitungen und -kanälen DWA A 111 Richtlinien für die hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von Regenwasser-Entlastungsanlagen in Abwasserkanälen und -leitungen DWA A 112 Hydraulische Dimensionierung und Leistungsnachweis von Sonderbauwerken in Abwasserleitungen und -kanälen DWA A 116-1 Besondere Entwässerungsverfahren, Unterdruckentwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden DWA A 116-2 Besondere Entwässerungsverfahren, Druckentwässerungssysteme außehalb von Gebäuden DWA A 117 Bemessung von Regenrückhalteräumen DWA A 118 Hydraulische Bemessung und Nachweis von Entwässerungssystemen ATV A 121 Niederschlag – Starkregenauswertung nach Wiederkehrzeit und Dauer, Niederschlagsmessungen, Auswertung ATV A 128 Richtlinien für die Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungen in Mischwasserkanälen DWA A 138 Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Versickerung von Niederschlagswasser ATV-DVWK-A 157 Bauwerke der Kanalisation DWA A 166 Bauwerke der zentralen Regenwasserbehandlung und -rückhaltung – Konstruktive Gestaltung und Ausrüstung ATV A 200 Grundsätze für die Abwasserentsorgung in ländlich strukturierten Gebieten ATV – DVWK – DWA Merkblätter DWA M 153 Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwasser ATV-DVWK-M 165 Anforderungen an Niederschlag-Abfluss-Berechnungen in der Siedlungsentwässerung DWA-M 176 Hinweise und Beispiele zur konstruktiven Gestaltung und Ausrüstung von Bauwerken der zentralen Regenwasserbehandlung und -rückhaltung ATV-DVWK-M 177 Bemessung und Gestaltung von Regenentlastungsanlagen in Mischwasserkanälen – Erläuterungen und Beispiele DWA M 178 Empfehlungen für Planung, Bau und Betrieb von Retentionsbodenfiltern zur weitergehenden Regenwasserbehandlung im Misch- und Trennsystem Ö-NORMEN Ö-Norm EN 752 Entwässerung außerhalb von Gebäuden Ö-Norm B 858-1 Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten (z.B. Öl und Benzin). Teil 1: Bau-, Funktions- und Prüfgrundsätze, Kennzeichnung und Güteüberwachung Ö-Norm B 858-2 Abscheideranlagen für Leichtflüssigkeiten (z.B. Öl und Benzin). Teil 2: Wahl der Nenngröße, Einbau, Betrieb und Wartung Ö-Norm B 2400 Hydrologie – Hydrographische Fachausdrücke und Zeichen Ö-Norm B 2500 Abwassertechnik – Entstehung und Entsorgung von Abwasser-Benennungen und ihre Definitionen sowie Zeichen Ö-Norm B 2506-1 Regenwasser-Sickeranlagen für Abläufe von Dachflächen und befestigten Flächen. Teil 1: Anwendung, hydraulische Bemessung, Bau und Betrieb 24 Tagungsband Expertenforum 2015 Betonbauteile im Tiefbau
Sie können auch lesen