Betriebliche Gesund heits förderung in der Pflege - REPORT 2021 - AOK ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhalt 4 Aus Erfahrung lernen 5–7 BGM als Erfolgsfaktor 8 – 11 Zahlen, Daten, Fakten 12 BGW-Statistik für die Pflegebranche 13 Strukturmodell EinSTEP 14 – 24 Aus der Praxis für die Praxis 15 Marienhaus Kliniken GmbH 16 Prävention in der Pflege – PiP 17 Johanniter Seniorenhäuser GmbH 18 Vinzentinerinnen NRW 19 Pflege in Bayern – gesund und gewaltfrei 20 – 21 Ambulante Pflege 22 Pflege-Mediathek der AOK 23 CARE4CARE 24 AOK-Online-Angebot für Führungskräfte 25 Wissen teilen 26 Ansprechpersonen 27 Webtipps Impressum Herausgeber: AOK-Bundesverband, Geschäftsführungseinheit Versorgung, Abteilung Prävention, Rosenthaler Straße 31, 10178 Berlin Analysen: Markus Meyer (WIdO), Klaus Zok (WIdO), BGW Redaktion: Annette Affhüppe (KomPart), Dr. Michael Drupp (AOK-BV), Otmar Müller (KomPart), Anja Schnake (KomPart), Maria Sinjakowa (KomPart verantwortlich), Werner Winter (AOK-BV) Grafik: Sybilla Weidinger (Creative Director), Anna Magnus Fotos: iStock, S.17 Hoffotografen, S.18 privat, S.23 privat Umsetzung: KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Berlin Druck: Albersdruck GmbH & CO KG, Leichlinger Straße 11, 40591 Düsseldorf Berichtsjahr: 2020 Publiziert: 2021 Job-Nr: 21-0303
Liebe Leserin, lieber Leser, Schichtdienste, Zeitmangel, psychische und physische Be- Prävention und Gesundheitsförderung. Das Forschungs- lastungen – Pflegearbeit ist schon in normalen Zeiten ein projekt CARE4CARE hilft dabei, zeitgemäße Antworten Knochenjob. Die Coronakrise hat den Druck auf Pflege- auf aktuelle und künftige Herausforderungen in der Pfle- rinnen und Pfleger noch erhöht. Sie müssen mehr kranke ge zu finden. Menschen versorgen, mehr Aufgaben bei Hygiene, Impfor- ganisation und Covid-Kontrollen übernehmen, mehr Leid Konkrete Empfehlungen, wie Projekte zur Prävention und verarbeiten, mehr trösten und zuhören. Dabei brauchen Gesundheitsförderung auszugestalten sind, bietet QualiPEP, sie selbst dringender denn je Entlastung und einen Aus- Qualitätsorientierte Prävention und Gesundheitsförderung gleich zu den wachsenden Anforderungen ihres Berufs. in Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Pflege. Die praxisnahen QualiPEP-Checklisten helfen dabei, passende Einen solchen Ausgleich kann die Betriebliche Gesund- Lösungen zu finden, um die Gesundheit von Bewohnerin- heitsförderung (BGF) schaffen. Sie trägt dazu bei, Arbeits- nen und Bewohnern zu fördern, deren Gesundheitskompe- belastungen zu vermindern, die individuelle Gesundheit tenz zu stärken und die Betriebliche Gesundheitsförde- der Pflegefachpersonen zu stärken und die Einrichtungen, rung in den Einrichtungen weiterzuentwickeln. Vier Jahre in denen sie arbeiten, gesundheitsgerechter zu gestalten. lang hat der AOK-Bundesverband im Auftrag des Bundes- Dabei geht es nicht nur um Stressmanagement von Pfle- gesundheitsministeriums an den Listen gearbeitet und da- genden und Führungskräften, sondern auch um konkre- für wissenschaftliche Daten, erprobte Konzepte und den te Veränderungen, von der Schichtplanung bis zu gesund- tatsächlichen Bedarf der Einrichtungen analysiert. Seit Mai heitsförderlichen Pausenregelungen. 2021 stehen die sechs Checklisten allen Einrichtungen so- wie Kranken- und Pflegekassen zur Verfügung. Genau darauf zielen die zahlreichen BGF-Angebote der AOK. Unabhängig davon, ob eine Einrichtung aus einer Lassen Sie sich einfach von den in diesem Report vorge- akuten Situation heraus zunächst nur mit einer Maßnahme stellten Praxis- und Projektbeispielen aus dem Bereich der starten oder als BGF-erfahrene Institution innovative An- Betrieblichen Gesundheitsförderung in der Pflege inspirie- sätze ausprobieren will – die AOK unterstützt alle Betriebe ren und bleiben SIe gesund. dabei, ihre individuellen BGF-Lösungen zu entwickeln. Der vorliegende Report „BGF in der Pflege 2021“ zeigt an- hand ausgewählter Beispiele, wie Pflege.Kräfte.Stärken. gelingen kann. So geht die AOK mit ihrer digitalen Lern- Ihre AOK plattform, der Pflege-Mediathek, neue Wege in Sachen 3
Pflege.Kräfte.Stärken. Aus Erfahrung lernen Zu wissen, wo die Herausforderungen in der Pflegebranche liegen, ist Voraussetzung dafür, um bedarfsorientierte Ange- bote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung zu entwickeln. Deshalb analysiert die AOK kontinuierlich die Situation in der Pflege und arbeitet mit Partnern aus Politik, Wissenschaft, Verbänden und Praxis daran, passende Lösungen zu finden.
BGM als Erfolgsfaktor Für gute und gesunde Arbeitsbedingungen in der Pflege Die Coronapandemie hat die Bedeutung des Pflegeper- zu halten. Wie dies gelingen kann, haben Bund, Länder sonals für die Gesundheit und Funktionsfähigkeit unserer sowie rund 50 Verbände und Interessengruppen, darun- Gesellschaft deutlich gemacht. Zugleich hat sie wie in ter auch der AOK-Bundesverband, in einem konsentierten einem Brennglas die bestehenden Mängel und Probleme Maßnahmenkatalog festgehalten. Für die fünf zentralen offengelegt. Menschen, die in der Pflege arbeiten, er- Themen „Ausbildungsoffensive Pflege“, „Personalma- bringen in Krisensituationen Höchstleistungen. Gleichzei- nagement Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung“, tig haben sie auch Familie und Freunde, Kinder und Eltern, „Innovative Versorgungsansätze und Digitalisierung“, die Aufmerksamkeit, Fürsorge und oft selbst Pflege be- „Pflegekräfte aus dem Ausland“ und „Entlohnungsbe- nötigen. Diese doppelte Belastung geht an die Substanz dingungen in der Pflege“ gibt es dort Empfehlungen, wie und führt dazu, dass viele professionell Pflegende sich er- sich die Situation verbessern ließe. Im Zuge der KAP haben schöpft und ausgebrannt fühlen oder sogar krank werden. sich die Krankenkassen außerdem dazu verpflichtet, die erforderlichen Maßnahmen zügig anzugehen und den An- Hohe Handlungsbedarfe in der Pflege teil der Pflegeeinrichtungen, die ein Betriebliches Gesund- Dabei waren die Handlungsbedarfe in der Pflege weit vor heitsmanagement (BGM) umsetzen, zu erhöhen. BGM dem Pandemieausbruch im Frühjahr 2020 bekannt. Auf- umfasst dabei neben der Betrieblichen Gesundheitsförde- grund des demografischen Wandels benötigen immer rung (BGF) auch den Arbeitsschutz und das Betriebliche mehr Menschen Unterstützung im Alltag. Zwar steigt die Eingliederungsmanagement. Im Sinne einer Erfolgskontrol- Zahl beruflich Pflegender ebenfalls. Jedoch nicht im erfor- le begleitet das BMG die Umsetzung der Selbstverpflich- derlichen Maße, um die wachsende Zahl Hilfsbedürftiger tungen mit einem Monitoring-Verfahren. Um die KAP- zu betreuen. Schlechte Arbeitsbedingungen, eine im Ver- Ziele zu erreichen, müssen die angestoßenen Maßnahmen gleich zu anderen Branchen geringe Bezahlung und be- vor allem bei den Pflegeeinrichtungen und Krankenhäu- stehende Unterschiede zwischen den Pflegeteilbranchen sern vor Ort ankommen. Das ist ein Prozess, der weit über führen zu Abwanderungen. Hinzu kommen die im Bran- die Pandemiezeit und damit das Jahr 2021 hinaus andau- chenvergleich überdurchschnittlich hohen Krankenstände, ern wird und auch so angelegt ist. fehlende Anerkennung und die oft mangelhafte digitale Ausstattung, aber auch Nutzung digitaler Möglichkeiten. 70 Mio. Euro Gute Lösungsansätze für diese Problemfelder liefert die Seit dem Inkrafttreten des Pflegepersonal- Konzertierte Aktion Pflege (KAP) der Bundesregierung Stärkungsgesetzes 2019 stellen Krankenkassen unter Federführung des Bundesgesundheitsministeriums für die Gesundheitsförderung in Kranken (BMG). Ziel der Aktion ist es, den Pflegeberuf attraktiver häusern und Pflegeheimen jährlich mehr als zu machen, mehr Pflegersonal zu gewinnen und im Beruf 70 Millionen Euro zusätzlich bereit. Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 5
Unterstützung durch die AOK dig fortzuführen. Dabei arbeitet die AOK mit anderen Die AOK verfügt seit mehr als 25 Jahren über umfassen- Sozialversicherungsträgern zusammen, hilft mit analogen de Erfahrungen im BGM in der Pflege, und zwar im ambu- und digitalen Angeboten und vermittelt bedarfsbezogen lanten, stationären und Krankenhausbereich. Die Gesund- auch Kontakte zu Fachbereichen innerhalb der AOK oder heitskasse hat dafür auch pflegebranchenspezifische Tools verweist auf Unterstützungsmöglichkeiten zu BGM- entwickelt. Dazu zählen ein Leitfaden zur Selbstbewertung gesundheitsförderlicher Pflege in der stationären Altenhil- In diesen vier Phasen des BGF-Prozesses unterstützt die fe oder eine digitale Lernplattform für Pflegeprofis. AOK unter anderem bei folgenden Schritten Die AOK beschäftigt eigene qualifizierte Fachkräfte. Sie • Gesundheitsstand beraten und begleiten Pflegeeinrichtungen und Kranken- • Arbeitssituation häuser, die ein professionelles BGM implementieren und • Arbeitsplatzbegehung nachhaltig im Unternehmen verankern wollen. Ziel des Analyse • Altersstruktur BGM ist es, Strukturen und Prozesse zu entwickeln, die Si- • Mitarbeiterbefragung cherheit und Gesundheit in Aufbau- und Ablauforganisa- tion eines Unternehmens integrieren. Viele Pflegeunter- nehmen, vor allem kleinere, tun sich schwer, den auf den • Interpretation von Analyseergebnissen im Steuerkreis ersten Blick recht aufwendigen BGM-Prozess zu durchlau- • Unterstützung bei der Ableitung von fen. In solchen Situationen können sie von der AOK-Ex- Maßnahmen Maßnahmen nach Zielsetzung, Dringlich- pertise profitieren. Denn die Fachkräfte der Gesundheits- planung keit, verfügbaren Ressourcen kasse unterstützen nicht nur bei der Vorbereitung und Durchführung eines Auftakt-Workshops in einer Pfle- geeinrichtung oder einem Krankenhaus. Sie analysieren • Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung (verhältnisbezogene auch beispielsweise Fehlzeiten und werten Ergebnisse aus Maßnahmen) Mitarbeiterbefragungen oder Arbeitsplatzbesichtigungen • Umsetzung Unterstützung bei individuellen aus. Sie begleiten die Unternehmen beim BGM-Prozess verhaltensbezogenen Maßnahmen von Anfang an, so auch bei der Ableitung von Maßnah- men aus den Analyseergebnissen mit erprobten Priorisie- rungsverfahren, bei deren Umsetzung und nicht zuletzt • Bewertung der gesundheitsfördernden bei deren Evaluation. Strukturen, Prozesse und Ergebnisse • Analyse des Gesundheitsstandes Die AOK-Beratung und -Unterstützung orientiert sich da- • Befragungen zu Arbeitszufriedenheit, Evaluation subjektiver Gesundheit, Einzelmaß bei am GKV-Leitfaden Prävention und folgt dem Prinzip nahmen der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Das heißt, sie begleitet und be- fähigt Unternehmen, den BGM-Prozess später selbststän- Quelle: GKV-Leitfaden Prävention 6 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
nahen Themen außerhalb der AOK. Der Vorteil der Auf Bundesebene hat die AOK ihre regionalen Erfahrungen AOK-Beratung in der Pflege liegt vor allem in ihrem star- in einer eigenen Initiative „Pflege.Kräfte.Stärken.“ zusam- ken regionalen Bezug. Dieser erlaubt es, passende Maß- mengeführt, die mit verschiedenen digitalen und hybriden nahmen gemeinsam mit Pflegeorganisationen oder Be- Angeboten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) rufsgenossenschaften vor Ort zu planen und umzusetzen. speziell Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser adressiert. Pflege. Kräfte. Stärken. mit der AOK Fit für die Pflegeschicht Beim speziellen Gesundheitstraining für Pflegefachper sonen im Schichtdienst liegen die Schwerpunkte auf Themen wie Stress, Schlaf, Entspannung und körperliche CARE4CARE Aktivitäten. Pflegekräfte können das Training digital, Im Fokus des Forschungsprojekts steht die Entwicklung ei- hybrid oder vor Ort absolvieren. Seite 23 nes hybriden Angebots zur Gesundheitsförderung in der be- ruflichen Pflege. Erprobt wird es in Kooperation mit dem Mehr Informationen unter: www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit AOK-Bundesverband zunächst in drei Regionen. Forschungs- partnerinnen sind die Beuth Hochschule für Technik Berlin, die Leuphana Universität Lüneburg, die Technische Hoch- AOK-Pflege-Mediathek schule Lübeck und die Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Seite 22 Die digitale Lernplattform bietet multimediale Schulun- gen rund um die Themen Pflege, Prävention und BGF. Mehr Informationen unter: www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit Inzwischen nutzen bundesweit mehr als 2.200 Pflege- einrichtungen die professionell aufbereiteten Inhalte für interne Fortbildungen und E-Learnings. Haus der wertschätzenden Pflege Der Workshop dient als Erstinformation und/oder Einstieg Mehr Informationen: www.pflegemediathek.de in ein BGM-Projekt in der Pflege. Er ist digital, hybrid oder auch als klassische Präsenzveranstaltung verfügbar. BGF-Preis Gesunde Pflege Mehr Informationen unter: www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit Mit dem neuen Preis zeichnet die AOK gezielt Pflege institutionen aus, die mit innovativen und nachhaltigen Ansätzen die Gesundheitsförderung in der Pflege voran- QualiPEP treiben. Der Wettbewerb hat einen jährlich wechselnden Sechs Checklisten helfen Einrichtungen der Eingliederungshil- Schwerpunkt. fe und Pflege dabei, Projekte zu entwickeln, die Gesundheit, Gesundheitskompetenz und Lebensqualität von Bewohnerin- Mehr Informationen unter: www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit nen und Bewohnern sowie Beschäftigten verbessern können. Mehr Informationen unter: www.aok-qualipep.de 7
Zahlen, Daten, Fakten Mit Gesundheitsangeboten gegen psychische und physische Belastungen Mit unterschiedlichen Angeboten engagiert sich die AOK darfsgerecht geplant und umgesetzt werden. Zum an- in ganz Deutschland für mehr Betriebliche Gesundheits- deren sollen sie einen Lernprozess ermöglichen, durch förderung (BGF) in der Pflegebranche. So war die Ge- den sich BGF fortlaufend verbessern lässt. Instrumente sundheitskasse im Pandemiejahr 2020 bundesweit in über des Qualitätsmanagements sind unter anderem Bedarfs- 1.300 Einrichtungen aktiv, die sich um kranke, hilfs- und ermittlungen, Steuerungsrunden und Erfolgskontrollen. pflegebedürftige Menschen kümmern. Mehr als 60 Pro- So führte die AOK 1.200 Analysen zur Bedarfsermittlung zent der Einrichtungen beschäftigen weniger als 100 durch, half den Betrieben dabei, 654 Steuerungsstruk- Menschen. Die meisten Unternehmen, die die AOK dabei turen aufzubauen, und in 223 Einrichtungen fanden Er- begleitete, BGF-Maßnahmen zu planen oder umzusetzen, folgskontrollen statt. waren Pflegeheime (62 Prozent). Jede fünfte erreichte Einrichtung war ein Krankenhaus und 18 Prozent waren Abb.11 Abb. Erreichte Einrichtungen nach Pflegeteilbranchen im ambulanten Bereich tätig (Abb. 1). Ziel der BGF ist es, die Gesundheitspotenziale der Be- schäftigten zu stärken, ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz 18 % 834 Pflegeheime 18 zu verbessern und berufsbedingten Krankheiten vorzu- 20%% 263 Krankenhäuser beugen. Im Jahr 2020 hat die AOK in 673 Pflegeunter- 247 Pflegedienste nehmen verhaltensbezogene Aktivitäten begleitet, die Pflegefachpersonen und Führungskräfte für Gesundheits- 62 % themen sensibilisieren und ihnen gesunde Verhaltens- weisen vermitteln sollen. Aber auch verhältnisbezogene Quelle: AOK Maßnahmen haben für die Gesundheitsförderung am Ar- beitsplatz einen hohen Stellenwert. In 730 Betrieben hat die AOK 2020 solche Maßnahmen umgesetzt. Es geht da- 1.344 bei darum, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Im Pandemiejahr 2020 hat die AOK sie ein möglichst geringes Risiko für die Gesundheit von mit ihren BGF-Angeboten 1.344 Einrichtungen Beschäftigten darstellen. der Pflegebranche erreicht. Bei ihren BGF-Angeboten setzt die AOK auf Qualität. Pflegefachpersonen sind häufiger krankgeschrieben Ein wesentliches Merkmal davon ist die Anwendung von Qualitätsmanagement-Instrumenten. Diese sollen zum Um herauszufinden, wie die Arbeits- und Gesundheits- einen sicherstellen, dass die Maßnahmen fach- und be- situation der Pflegenden ist, nimmt die AOK regelmä- 8 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
ßig die Pflegebranche unter die Lupe. So zeigt die aktuel- und damit 6,1 Fehltage (31,6 Prozent) über dem Durch- le Analyse der Arbeitsunfähigkeitsdaten aus 2020, die das schnitt von 19,3 AU-Tagen je AOK-Mitglied (Abb. 2). Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) vorgenommen hat, dass die Fehlzeiten in der Pflegebranche im Vergleich In pflegenden Berufen sind überproportional viele Frau- zu allen Berufen in den vergangenen fünf Jahren über- en beschäftigt: Ihr Anteil liegt bei 83,5 Prozent. Die Aus- durchschnittlich hoch waren. Im Jahr 2020 lagen diese wertungen des WIdO zeigen, dass Frauen in Pflegebe- für die knapp 700.000 AOK-versicherten Pflegekräfte bei rufen systematisch über alle Altersklassen hinweg einen 25,4 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tage) je AOK-Mitglied deutlich höheren Krankenstand als Männer aufweisen (im Durchschnitt 4,0 Fehltage). Mit zunehmendem Alter Abb. Abb. 22 steigt die Anzahl der Fehltage deutlich (Abb. 3). Arbeitsunfähigkeitstage – pflegende Berufe und alle Berufe im Vergleich Muskel-Skelett- und psychische Erkrankungen sind Arbeitsunfähigkeitstage je AOK-Mitglied (ganzjährig versichert) die häufigsten Gründe für Fehlzeiten in der Pflege pflegende Berufe alle Berufe (ohne Pflege) Am häufigsten krankgeschrieben waren Beschäftigte in 30 Pflegeberufen aufgrund von Muskel- und Skeletterkran- 25 kungen (durchschnittlich 7,7 AU-Tage), gefolgt von psy- chischen Erkrankungen (5,7 AU-Tage) und Atemwegs Tage 20 erkrankungen (4,0 AU-Tage). Die Höhe der Fehltage liegt bei diesen drei Erkrankungsarten im Vergleich zu allen Be- 15 rufen deutlich über dem Durchschnitt (Abb. 4). 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Welche Faktoren aber belasten besonders die professio- Abb.33 Abb. nell Pflegenden und was kann ihnen das Arbeiten leichter Arbeitsunfähigkeitstage in der Pflegebranche 2020 machen? Auskunft darüber können am besten die Pfle- nach Alter: Männer und Frauen im Vergleich gekräfte selbst geben. Deshalb ließ die AOK in den Jah- Arbeitsunfähigkeitstage je AOK-Mitglied bei den pflegenden Berufen (ganzjährig versichert) ren 2011 bis 2019 die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen im Rah- men des Services „Gesundes Unternehmen“ dazu befra- 50 Frauen Männer gen. 11.149 Pflegekräfte gaben dabei detailliert Auskunft 50,2 40 über ihren beruflichen Alltag (Abb. 5,6 und 7). 43 36,3 30 Tage 30,1 Pflegende fühlen sich weniger gesund 26,6 20 21,3 18,9 So stufen mehr als die Hälfte der Befragten ihre eigene 16,6 15,5 10 13,8 13,6 12,1 Gesundheit als „sehr gut“ oder „gut“ ein (58,6 Prozent), 0 bis 19 20 – 29 30 – 39 40 – 49 50 – 59 60 ff. ein weiteres Drittel (34,6 Prozent) als „teils, teils“. 6,7 Pro- Alter Quelle: WIdO, 2021 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 9
Abb. 44 Abb. AOK- BGF-Angebote können die Gesundheit verbessern Hauptdiagnosegruppen für Arbeitsunfähigkeit je AOK- Mitglied: pflegende Berufe und alle Berufe im Vergleich Um die psychischen und körperlichen Belastungen zu re- Arbeitsunfähigkeitstage je 100 Mitglieder (ganzjährig versichert) duzieren und die Arbeitsbedingungen gesünder zu ge- 7,7 stalten, favorisieren die Beschäftigten in der Pflege über Muskel/Skelett 5,9 alle Geschlechts- und fast alle Altersgruppen hinweg An- gebote zur Stressbewältigung (56 Prozent) und Entspan- Psyche 5,7 3 nung (51,4 Prozent) sowie arbeitsplatzbezogene Rücken- schulungen (49,9 Prozent). Frauen machen hier durchweg Atmungssystem 4 häufiger Angaben als Männer. Angebote zum Thema 3,1 Kommunikation und Führung (29 Prozent) werden häufi- Infektiöse/ parasitäre Krankh. 1,4 ger von Männern genannt. 1,1 pflegende Berufe Verdauung 1,3 1,1 alle Berufe (ohne Pflege) Dass auch in Pandemie-Zeiten Maß- 90 %. nahmen zur Gesundheitsförderung 90 Prozent der 0 3 6 9 Tage Pflegefachpersonen entlasten und 51 befragten Vertreterin- Quelle: WIdO, 2021 den Arbeitsalltag verbessern kön- nen und Vertreter der Pflegebranche sehen zent der Befragten bezeichnen ihren Gesundheitszustand nen, zeigt die AOK-Studie „Arbeits- grundsätzlichen Bedarf als „weniger gut“ oder sogar „schlecht“. In repräsentati- organisatorische Anpassungen und für BGF-Angebote auch ven Bevölkerungsstichproben fallen die Angaben zum Ge- ergänzende BGF-Angebote in der in Krisenzeiten. sundheitszustand im Allgemeinen deutlich positiver aus. Pflege in Krisensituationen“ aus dem Nach Angaben der Befragten wirken sich vor allem psy- Jahr 2020. Danach sehen 90 Pro- chische und körperliche Belastungen negativ auf ihre Ge- zent der 51 befragten Vertreterinnen und Vertreter der sundheit aus. Unter den Top Ten der benannten Faktoren Pflegebranche grundsätzlichen Bedarf für BGF-Angebo- befinden sich sechs psychische Parameter und vier, die te in der Pflege auch in Krisenzeiten. Von Bedeutung ist den körperlichen Belastungen zuzuordnen sind. auch laut dieser Studie Unterstützung in den Themenfel- dern „Stressbewältigung“, „Psychische Gesundheit“ und Nahezu die Hälfte der Befragten gaben an, dass sie „im- „Resilienzstärkung“. Führungskräfte wünschten sich An- mer“ oder „häufig“ muskuloskelettale Beschwerden, und gebote in den Bereichen „Gesunde Führung“, „Kollegi- zwar vor allem Verspannungen (42,6 Prozent) und Rü- aler Austausch“, „Kommunikation mit Mitarbeitenden ckenschmerzen (37,4 Prozent) haben. Fast ein Viertel (23 und Angehörigen“ sowie „Maßnahmen zur Förderung Prozent) klagt über Gelenkschmerzen. Jede dritte Pflege- der Teamarbeit“. Die Studie zeigt außerdem – wenn auch fachperson (33,8 Prozent) berichtet über Symptome wie unterschiedlich nach Einrichtungen und Altersgruppen – Müdigkeit und Erschöpfung und mehr als ein Fünftel lei- dass Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen offen für di- det an Schlafstörungen (22,4 Prozent) sowie ständigen gitale und hybride Applikationen sind. Für sie steht dabei beziehungsweise häufigen Kopfschmerzen (22 Prozent). der Nutzen- und Entlastungsaspekt im Vordergrund. 10 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
Abb. Abb. 55 Die Die zehn zehn stärksten stärksten Belastungen Belastungen bei bei Beschäftigten Beschäftigten in in der der stationären stationären Pflege Pflege Dies belastet mich stark bis sehr stark: Auswertungen Termin- o. Leistungsdruck 37 der AOK-Befragungen Heben und Tragen schwerer Gegenstände 36,2 2011– 2019 Zu große Arbeitsmengen Häufige Störungen oder 35,9 (n=11.149) Nennungen in Prozent Unterbrechungen 35 Körperlich schwere Arbeit 34,9 Hohes Arbeitstempo 33,3 Ständige Aufmerksamkeit/ Konzentration 33,2 Schieben oder Ziehen von schweren Gegenständen 31,9 Gebückte Haltung, Bücken 29,2 Hohe Verantwortung 24,5 Abb. Abb. 66 0 5 10 15 20 25 30 35 40 % Die Die zehn zehnhäufigsten häufigstengesundheitlichen gesundheitlichenBeschwerden Beschwerden bei bei Pflegefachpersonen Pflegefachpersonen Frage: Wie oft haben Sie die folgenden gesundheitlichen Beschwerden? Abb. Abb. 77 Gesundheitsangebote, Gesundheitsangebote, an an denen denen Pflegepersonen Pflegepersonen interessiert interessiert sind sind Diese gesundheitlichen Beschwerden habe ich häufig bis immer: Frage: Welche der folgenden Gesundheitsangebote sind für Sie von Interesse? Verspannungen/ Verkrampfungen 42,6 Stressbewältigung 56 Rückenschmerzen 37,4 mit Entspannung Allg. Müdigkeit, Mattigkeit Entspannungskurse 51,4 oder Erschöpfung 33,8 Arbeitsplatzbezogene Rückenschule 49,9 Gelenkschmerzen 23 Beratung für einen gesunden Rücken 39,2 Schlafstörungen 22,4 Gesunde Kantinenangebote Angebote zu Kommunikation 29,8 Kopfschmerzen 22 und Führung 29 Programme zur Lustlosigkeit, Ausgebranntsein 18,1 Gewichtsabnahme 27,6 Nervosität, Unruhe 14,7 Tägl. Gymnastik am Arbeitsplatz 23,7 Hautprobleme 12,8 Arbeitsgruppe im Unternehmen, die sich mit Gesundheitsschutz befasst 7,9 Reizbarkeit 11,5 Nichtraucher-Training 6,5 0 10 20 30 40 50 % Angebote zur Suchtberatung 2,7 0 10 20 30 40 50 60 % Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 11
BGW-Statistik für die Pflegebranche Prävention und Gesundheitsförderung beugen Unfällen vor Jeder dritte Arbeitsunfall in der Pflegebranche im Jahr nen, halten die BGW und die AOK Angebote zur Ge- 2019 kam durch Stolpern, Rutschen und Stürzen zustan- waltprävention und zum Deeskalationsmanagement de. Solche Unfälle geschahen sowohl bei der Tätigkeit in- für professionell Pflegende bereit. Daneben bietet die nerhalb von Einrichtungen als auch im Außendienst, etwa AOK-Pflege-Mediathek grundlegende Informationen und auf dem Weg zu den pflegebedürftigen Menschen in der Schulungen an, die Einrichtungen nutzen können, um ambulanten Versorgung. Das geht aus der aktuellen Sta- sich mit dem Thema „Gewalt in der Pflege“ auseinander- tistik der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst zusetzen. und Wohlfahrtspflege (BGW) hervor. Ursachen für Arbeitsunfälle in in der der Pflegebranche 2019 Meldepflichtige Unfälle bei der betrieblichen Tätigkeit Ebenfalls viele Unfälle, etwa 26 Prozent, passierten beim und auf Dienstwegen Umgang mit Menschen und Gegenständen oder beim Transport von Menschen und Gegenständen. Aber auch 26,2 % 30,5 % Unfälle beim Übergriffe auf Beschäftigte spielen mit 7,4 Prozent beim Stolper-, Rutsch- Umgang mit/ Unfälle beim und Sturzunfälle Transport von Unfallgeschehen 2019 eine nennenswerte Rolle. Insge- Arbeiten mit Menschen und Gegen- samt ist die Zahl der Meldungen von Gewalt, Angriffen Werkzeugen/ Bedienen von ständen und Bedrohungen gegen Beschäftigte in der Pflegebran- Maschinen 4,6 % che in den vergangenen Jahren gestiegen. Unfälle beim Führen 6,5% von Fahrzeugen 24,7 % BGW zufolge erhöhen Zeitdruck im Arbeitsalltag, Stress Anderweitige Unfälle und Hektik das Unfallrisiko. Eine hohe Unfallzahl im Un- ternehmen deute auch auf eine wenig ausgeprägte Prä- 7,4 % Gewalt, Angriff, ventionskultur hin. Dabei lassen sich laut BGW die Unfälle Bedrohung durch andere Personen durch gezielte und systematische Prävention und Gesund- heitsförderung sowie durch organisatorische Veränderun- gen reduzieren. So können spezifische Maßnahmen wie Entwicklung von Unfällen aufgrund von Gewalt, Angriff, Bedrohung durch andere Personen in der Pflegebranche beispielsweise der Einsatz rutschhemmender Fußboden- beläge oder das Tragen haltgebender Schuhe die Rutsch- 1.750 7,4 % und Sturzgefahr in den Pflegeeinrichtungen und Kranken- Vorfälle häusern verringern. 1.500 1.250 5,2 % 5,3 % Weil Übergriffe durch andere Personen schwerwiegen- 1.000 de Folgen für das betroffene Pflegepersonal haben kön- 2017 2018 2019 Quelle: BGW, Abteilung Reha-Koordination, 2020 12 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
Strukturmodell EinSTEP Entbürokratisierung entlastet Einrichtungen Mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle, Betriebliches versicherung sowie mit den Ländern und Juristen abge- Gesundheitsmanagement, berufliche Entwicklungsmög- stimmt und erfolgreich in über 60 Einrichtungen erprobt lichkeiten, eine moderne Führungskultur und Wertschät- worden. Inzwischen nutzt über die Hälfte der Pflegeein- zung von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern gegenüber richtungen in Deutschland das EinSTEP-System. ihren Beschäftigten sind für die meisten Pflegefachperso- Mehr Informationen unter nen die Schlüsselfaktoren für attraktive und gesunde Ar- www.ein-step.de beitsbedingungen in der Pflege. Dagegen empfinden viele professionell Pflegende die all- Vorteile des Strukturmodells auf einen Blick tägliche verpflichtende Dokumentation als sehr belastend. Sie klagen über eine überbordende Bürokratie, die sie frustriert und demotiviert und dazu führt, dass sie für ihre eigentlichen Aufgaben weniger Zeit haben. Diese Situati- + • Mehr Entlastung und Motivation für Pflegekräfte durch eine schlanke Pflege- on verursacht bei vielen Pflegekräften zusätzlichen Stress, dokumentation, die fachlichen Kriterien standhält und gleichzeitig übersichtlich, der sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken kann. praxistauglich und zeitschonend ist Um Pflegefachpersonen bei der Dokumentation zu ent- lasten und die Attraktivität der Arbeit in der Pflege zu + • ehr Zeit für die direkte Pflege und M Betreuung hilfe- und pflegebedürftiger steigern, haben Pflege-Expertinnen und -Experten im Menschen Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums das Struk- turmodell zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumenta- + • Mehr Impulse zur Gesundheitsförderung, weil die Pflegedokumentation die Kom- tion, kurz EinSTEP, entwickelt. Es eignet sich sowohl für petenz der Pflegekräfte stärkt und nicht stationäre als auch für ambulante Pflegeeinrichtungen der mehr zusätzlicher Belastungsfaktor im beruflichen Alltag ist Langzeitpflege sowie für Tages- und Kurzzeitpflegeein- richtungen. Weil durch den Abbau vom unnötigem Doku- mentationsaufwand mehr Zeit für die unmittelbare Pflege und Betreuung sowie Pausen und Erholung zur Verfü- gung steht, profitieren vom Strukturmodell die Beschäf- tigten und Pflegebedürftigen gleichermaßen. Das Modell ist mit den Verbänden der Einrichtungs- und Kostenträger, dem Medizinischen Dienst der Kranken- Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 13
Pflege.Kräfte.Stärken. Aus der Praxis für die Praxis Ob Krankenhaus, Pflegeheim oder Pflegedienst – mit zahlreichen, passgenauen Angeboten unterstützt die AOK Unternehmen aus der Pflegebranche dabei, die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern und die Arbeitsbedingungen gesund zu gestalten.
Marienhaus Kliniken GmbH BGM-Projekt sorgt für mehr Zufriedenheit Schichtdienst, Zeitdruck und eine hohe Arbeitslast – der Pflegeberuf ist für viele Menschen die Quelle von psychi- scher Belastung und negativ empfundenem Stress. Arbeit- geber können dem entgegenwirken – und zwar mit Be- trieblicher Gesundheitsförderung. Die Marienhaus Unternehmensgruppe, die unter ande- rem Kliniken in Rheinland-Pfalz und dem Saarland be- treibt, hat dieses Potenzial erkannt. Gemeinsam mit der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland und der Berufsgenossen- schaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) startete das Unternehmen 2016 das Projekt „Gemeinsam vernetzt für die Gesundheit der Mitarbeitenden“. Kern des Projekts ist ein ganzheitlicher Ansatz, der den Arbeits- und Lebensstil der Beschäftigten und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen zusammenführen soll. gungen für die operative Umsetzung fest und entwickelt entsprechende Maßnahmen. „Um Projektleitende in den Dafür analysiert das Unternehmen mit Unterstützung der einzelnen Kliniken bei der Implementierung der Maßnah- AOK und der BGW die Situation in den Einrichtungen und men zu unterstützen, haben wir sie zu BGM-Koordinato- legt konkrete Risikobereiche und typische Belastungs- rinnen und -Koordinatoren qualifiziert“, erzählt Münch. schwerpunkte offen. „Kolleginnen und Kollegen aus der Auch verfolgt das Unternehmen das Ziel, die Führungs- Pflege sind besonders an Themen wie dem Umgang mit kräfte besser für BGF-Themen zu sensibilieren. Stresssituationen und präventiven Maßnahmen, die gegen körperliche Belastungen wirken, interessiert.“, berichtet Die jüngste Mitarbeiterbefragung, das Betriebsbarome- Michaele Münch, Geschäftsbereichsleiterin Betriebliches ter der BGW, aus 2019 zeigt, dass die Integration von Ge- Gesundheitsmanagement/Arbeitssicherheit der Unterneh- sundheitsthemen in die betrieblichen Abläufe und Struk- mensgruppe. turen bei den Beschäftigten gut ankommt. Deshalb plant das Unternehmen, den Ansatz auf den Altenpflegebe- Die Ergebnisse greift der strategische Lenkungskreis auf, reich auszuweiten. der sich aus Vertretungen der Unternehmensgruppe, der AOK und der BGW zusammensetzt und das Projekt für alle Kliniken koordiniert. Er legt auch die Rahmenbedin- Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 15
Prävention in der Pflege – PiP Mit System zur Gesunden Organisation Die Gesundheit von pflegebedürftigen Menschen und zen können. Während des gesamten Prozesses berät und die Gesundheit von Pflegefachpersonen hängen unmit- begleitet das PiP-Expertenteam die Einrichtungen. „Wir telbar zusammen. Denn gesündere Pflegebedürftige kön- führen die Pflegeheime in das Projekt ein, unterstützen nen mehr Alltagsaktivitäten selbst übernehmen und sind sie dabei, die notwendigen Strukturen wie den Arbeits- zufriedener. Das wiederum entlastet die Pflegenden und kreis Gesundheit aufzubauen, und schulen interne Ge- erhöht ihre Arbeitszufriedenheit. Genau darauf zielt das sundheitsmanagerinnen und -manager“, berichtet Meike Projekt „Prävention in der Pflege“, kurz PiP, der AOK Ba- Müller vom PiP-Expertenteam. „Dabei schauen wir jeweils den-Württemberg ab. Es ist individuell auf die Rahmenbe- genau hin, wo die Bedarfe liegen, und legen gemein- dingungen einer Einrichtung abgestimmt und verknüpft sam Schwerpunkte für die Umsetzung fest.“ Um heraus- Bewohnerprävention mit der Betrieblichen Gesundheits- zufinden, ob und wie PiP in der Praxis wirkt, hat die AOK förderung. Um den Gesundheitsförderungsprozess in Pfle- die AGENON – Gesellschaft für Forschung und Entwick- geeinrichtungen nachhaltig zu verankern, gibt die AOK lung im Gesundheitswesen beauftragt, das Projekt wissen- ihnen eine „Werkzeugkiste“ an die Hand. Sie beinhaltet schaftlich zu begleiten. Die Ergebnisse aus der Studie die- ein Handbuch mit acht Modulen, die das gesamte Wis- nen dazu, PiP weiterzuentwickeln und seine Qualität zu sen zum PiP-Prozess vermitteln, sowie Tools wie Checklis- sichern sowie den Austausch zwischen allen Beteiligten zu ten oder Befragungsinstrumente, die Einrichtungen einset- fördern. Die Erhebungen laufen noch bis 2022. Die acht PiP-Module Pflege und Prävention – neuer Ansatz Pflegetheorien, Gesundheitsförderung Gemeinsam entscheiden Partizipative Handlungsfelder Was ist zu tun? Strukturen schaffen Finden und formulieren Was ist die Werkzeugkiste in der Prävention? Geeignete Strategie Wie hilft sie Ihnen? Bedarfe, Bedürfnisse Selbst evaluieren Unsere Verbündeten Monitoring, Systematisch vorgehen Koalitionsbildung, Berichterstattung Planung, Logic Modelling Stakeholder-Management 16 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
Johanniter Seniorenhäuser GmbH Jeden nach seinen Bedürfnissen stärken Die Johanniter Seniorenhäuser GmbH gehört zu den Un- gen für den Arbeitsalltag ab. Dazu zählen räumliche Um- ternehmen, die sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeite- gestaltung und individuelle Gesundheitsangebote, die rinnen und Mitarbeiter engagieren und dabei von den Pflegekräften helfen, etwa die körperlichen Fehl- und umfassenden Erfahrungen der AOK in der Betrieblichen Überbelastungen zu vermeiden oder den Halte- und Be- Gesundheitsförderung profitieren. Die GmbH ist Träger wegungsapparat zu entlasten. von mehr als 95 stationären Altenpflegeeinrichtungen deutschlandweit. 2019 hat sich das Unternehmen zusam- Neben der Schaffung von Steuerkreisen, die sich regelmä- men mit Vertretern mehrer AOKn auf den Weg gemacht, ßig darum kümmern, neue gesundheitsförderliche Ange- ein nachhaltiges Betriebliches Gesundheitsmanagement bote und Strukturen zu initiieren, setzt sich das Unterneh- (BGM) einzuführen. men auch stark für die Multiplikatoren-Ausbildung und Führungskräfte-Schulungen ein. „Die Verantwortlichen in Unter der Prämisse „Lokale Gegebenheiten bestimmen die den Einrichtungen zum Thema BGM zu schulen sehe ich Maßnahmen!“ startete das Projekt zunächst an fünf Pilot- als einen wichtigen Erfolgsfaktor im Projekt“, betont Geb- standorten. Mitarbeiterbefragungen, Auswertungen der hardt. „Denn wir wollen die Führungskräfte befähigen, Arbeitsunfähigkeitsdaten und Arbeitsplatzanalysen in den mit gutem Beispiel voranzugehen.“ jeweiligen Einrichtungen bildeten die Grundlage für die Entwicklung der passgenauen Gesundheitsmaßnahmen. Wie sehr sich das Engagement und die passgenauen An- „Von Anfang an war es unser Ziel, die Betriebliche Gesund- gebote auf die Motivation und Gesundheit der Beschäf- heitsförderung auf die Bedürfnisse der Beschäftigten zuzu- tigten auswirken, wird die anvisierte Evaluation zeigen. schneiden und das Thema Gesundheit in unseren Einrich- tungen langfristig zu verankern“, berichtet Lutz Gebhardt, Geschäftsführer der Johanniter Seniorenhäuser GmbH. So stand bei den fotogestützten Arbeitsplatzbesichtigungen Wir wollen die Füh neben der Arbeitsplatzgestaltung und -umgebung vor al- lem die arbeitstypische Bewegung der Beschäftigten im Fo- rungskräfte befähigen, kus. Dabei ging es um individuelle Bewegungsausführun- mit gutem Beispiel gen, um persönliche Beschreibungen und Erläuterungen zu voranzugehen. den Arbeitsabläufen, -inhalten und -belastungen. Lutz Gebhardt Die Ergebnisse der Analysen werteten die Einrichtungen Geschäftsführer Johanniter Seniorenhäuser GmbH gemeinsam mit dem AOK-Expertenteam in den jewei- ligen Steuerkreisen aus und leiteten daraus Empfehlun- Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 17
Vinzentinerinnen NRW Eine Gesundheitspartnerschaft Die Gesundheit der Beschäftigten und der Pflegebedürf- rinnen und Bewohnern anbieten können, um sie körper- tigen gleichermaßen zu fördern - dieses Ziel verfolgt die lich und geistig fit zu halten. Gleichzeitig erfahren sie, wie „Gesundheitspartnerschaft“, die die Vinzentinerinnen sie den eigenen Rücken bei der Arbeit stärken können. 2019 mit der AOK Rheinland/Hamburg eingegangen sind. Die vor allem in der Altenhilfe engagierte Schwesternge- In der Coronakrise haben die Partner schnell auf digita- meinschaft trägt in NRW acht vollstationäre Einrichtungen le Angebote umgestellt: „Mit unserer ‚Energietankstelle‘ mit eingestreuter und solitärer Kurzzeitpflege sowie teil- können die Beschäftigten durchatmen und Energie tan- stationäre Einrichtungen mit 600 Beschäftigten. Von Be- ken“, berichtet Jasmin Lützerath, Beraterin Pflegepräven- ginn an begleiten Fachkräfte der AOK die Einrichtungen tion beim Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung – dabei, die Situation vor Ort zu analysieren sowie Bedarfe BGF GmbH in Köln, einem Tochterunternehmen der und Wünsche der Beschäftigten zu erfassen. Steuerkreise AOK Rheinland/Hamburg, das das Angebot entwickelt in den einzelnen Häusern sorgen für passgenaue Umset- hat. Die kurzen und einfachen Online-Übungen können zung und planen zusammen mit der AOK entsprechende die Beschäftigten in der Arbeitszeit machen und so ent- Aktivitäten. Klare Favoriten sind Seminare und Workshops schleunigen und regenerieren. Inzwischen bieten auch zur Regeneration und körperlichen Entlastung. So zeigen weitere AOKn Pflegebetrieben in anderen Regionen sol- Sportfachkräfte in der Multiplikatoren-Schulung „Mobili- che Gesundheitspartnerschaften an. tätstraining“, welche Übungen Pflegekräfte den Bewohne- Gesundheit zu fördern ist ein Qualitätsmerk- mal für uns. Mit dem BGF-Institut konnten wir einrichtungsbezogene Projekte angehen und etwa eine psychologische Hotline für unsere Beschäftigten anbieten, um sie im Umgang mit zusätzlichen Belastungen zu unterstützen. Maria Erdmann Qualitätsbeauftragte, Zentrales Qualitätsmanagement der Vinzentinerinnen 18 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
Pflege in Bayern – gesund und gewaltfrei Wo es sich gut leben und arbeiten lässt Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtun- gen wünschen sich nicht nur eine fachlich gute Pflege – sie wollen auch sicher sein können, ohne Demütigungen oder gar Gewalt betreut zu werden. Die Pflegekräfte in der stationären Langzeitpflege wiederum brauchen Ar- beitsbedingungen, die sie nicht überfordern oder zu stark belasten, damit die Motivation im Beruf, die professionel- le Haltung und die eigene Gesundheit nicht auf der Stre- cke bleiben. Die Präventionsinitiative „Pflege in Bayern – gesund und schärfen. Mit Projektbeginn unterstützen und begleiten gewaltfrei“ bringt diese beiden Ziele unter einen Hut. erfahrene Coaches Einrichtungen dabei, Präventionsmaß- „Das Angebot ist bislang einzigartig“, freut sich Pro- nahmen zu implementieren und zu verstetigen. Dazu zäh- jekt-Mitinitiator Werner Winter, der beim AOK-Bundes- len beispielsweise Trainings zur Deeskalation und Stress- verband das Fachprojekt „BGF in der Pflege“ koordiniert. bewältigung oder auf Selbstständigkeit und Mobilität „Es ist uns erstmals gelungen, ein kranken- und pflege- angelegte Konzepte zur Begleitung und Lebensgestaltung kassenübergreifendes Präventionsprojekt zu starten, bei für Menschen mit Demenz. Außerdem nehmen Einrich- dem Betriebliche Gesundheitsförderung für die Pflegen- tungen an Regionalgruppen teil. Dort tauschen sie sich den mit Präventionsleistungen für die Gepflegten kom- mit anderen darüber aus, welche Maßnahmen besonders biniert werden.“ Für eine Laufzeit von drei Jahren finan- erfolgreich waren, und profitieren so voneinander. zieren die bayerischen Pflege- und Krankenkassen das Modellvorhaben des Sozialforschungsinstituts AGP. Sie Während des Prozesses zeigen anonyme Befragungen, ob unterstützen auf diese Weise 40 bayerische stationäre sich die Arbeits- und Lebensbedingungen verbessert und Einrichtungen dabei, sich zu Orten guten Lebens weiter- Gewalthandlungen abgenommen haben. Nach erfolgrei- zuentwickeln und den Beschäftigten attraktive Arbeitsbe- cher Teilnahme gibt es ein Zertifikat. Es dokumentiert, dass dingungen zu bieten. sich die Einrichtung der Gesundheitsförderung und der Ge- waltvermeidung verpflichtet. Ein Plus, um motivierte Mitar- Das wissenschaftlich begleitete Projekt greift hierfür auf beiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. erprobte Konzepte und Methoden zurück, um bei Pflege- bedürftigen und Pflegenden gleichermaßen das Bewusst- sein für verschiedene Formen von Gewalt in der Pflege zu Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 19
Ambulante Pflege Viermal ambulante Pflege, viermal individuelle Lösungen Ambulante (Alten-)Pflege hat ihre eigenen Herausfor- derungen. Immer unterwegs und flexibel zu sein, sich schnell auf andere Situationen und Menschen einzustel- len, fordert die Pflegefachpersonen körperlich und psy- chisch in besonderem Maße. Mit Unterstützung der AOK können auch kleinere und mittlere Pflegedienste ihren Be- schäftigten individuelle Gesundheitslösungen anbieten. zuletzt der Fehlzeitenreport 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK bestätigt. Das hat auch Ramona Törper Digitale Entlastung für die Psyche erkannt, die bei SEKURA GmbH die Geschäfte führt. „Wir „Gute Leistung kann nur von gesunden und motivierten sind in 24 Jahren von fünf auf 85 Beschäftigte gewachsen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbracht werden“, sagt Damit haben sich die Anforderungen an die Führungskräf- Doris Grenner. Die Geschäftsführerin der Ökumenischen te sehr verändert“, erzählt Törper. Die SEKURA Kranken- Sozialstation Westpfalz e. V. ist für 69 Beschäftigte verant- und Altenpflege ist an zwei Standorten in Niedersachsen wortlich, die in der Pflegeversorgung und der medizini- aktiv. „Das eigene Verhalten zu reflektieren, die Organisa- schen Behandlungspflege tätig sind. Um die Gesundheit der tionsprozesse und das Betriebsklima zu betrachten, ist für Beschäftigten zu fördern und deren Zufriedenheit zu stei- den Erfolg der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) gern, ging Grenner gezielt auf Partnersuche. Überzeugt hat enorm wichtig“, betont Törper. Mit Unterstützung von sie das flexible Angebot der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, BGF-Experten der AOK erfasst das Unternehmen deshalb das jährlich neue gesundheitsfördernde Module ermög- fortlaufend die Arbeitssituation. In strukturierten Grup- licht. „Weil sich unsere Beschäftigten gerade in der Coro- peninterviews zu den Themen wie Arbeitsumgebung, Or- napandemie mehr psychische Entlastung wünschen, sel- ganisation, Zusammenarbeit und Führung geht es darum, ten aber zur selben Zeit am selben Ort sind, haben wir Handlungsbedarfe zu identifizieren und Verbesserungs- das Achtsamkeitstraining ‚Lebe Balance‘ online angebo- vorschläge zu erarbeiten. So konnte SEKURA zum Beispiel ten“, so Grenner. Dass das Angebot gut bei den Pflegen- durch die Planung von doppelt besetzten Diensten schritt- den ankommt, belegen die zahlreichen positiven Rück- weise die Mitarbeiterzufriedenheit steigern. meldungen. Erfolgsfaktor Mitarbeiterbeteiligung Zufriedener durch gute Planung Dass Größe keine Voraussetzung für professionelles BGM Führungskräfte haben Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit ist, zeigt das Projekt der Sozialstation Sibbesse-Lam- der Beschäftigten und damit auf ihre Gesundheit. Das hat springe-Freden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Al- 20 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
feld in Niedersachsen. Um passende gesundheitsförder- und schon Auszubildende dafür zu sensibilisieren ist da- liche Maßnahmen zu entwickeln, hat die Sozialstation her die Grundidee des Azubiprojekts des Deutschen Ro- mit Unterstützung der AOK in sogenannten Arbeitsbe- ten Kreuzes Emsland mit seinem mobilen Pflegedienst. wältigungs-Coachings den Bedarf bei der Belegschaft er- Dem Projekt liegt ein Konzept zugrunde, das die Ausbil- mittelt. Dabei ging es darum, zu erfahren, was die Pfle- dungsverantwortlichen gemeinsam mit der AOK entwi- genden benötigen, um ihre Aufgaben zeitgerecht zu ckelt haben. Es sieht vor, in jedem Pflegeausbildungsjahr schaffen. An der Befragung nahmen 24 der 28 Beschäf- ein Präventionsthema in Workshopform zu platzieren. Das tigten teil. „Als PDL ist es mir besonders wichtig, Mitar- Themenspektrum reicht dabei vom rückenschonenden beiterinnen in neue Prozesse einzubeziehen. Nur wenn Arbeiten über gesunde Ernährung im Arbeitsalltag bis dies geschieht, können neue Ziele gefunden und umge- hin zur Stressbewältigung. Beim sportartübergreifenden setzt werden“, sagt Pflegedienstleiterin Petra Karstens. Functional Training lernen die jungen Erwachsenen be- Die in den Gesprächen ermittelten Anforderungen und spielsweise zusätzlich Übungen kennen, die sie vor Über- Ressourcen flossen in den Ergebnisbericht ein, der als Ba- und Fehlbelastungen bewahren und die sie in ihren Alltag sis für weitere Projektarbeit im Steuerkreis diente. Ge- integrieren können. meinsam mit der AOK hat das Unternehmen dort Hand- lungsbedarfe priorisiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Dabei hat sich der Steuerkreis als stabile Ar- beitsplattform etabliert. „Durch die regelmäßige Kom- munikation der erarbeiteten Vorschläge an das Gesamt- team haben wir zeitnah Rückmeldung erhalten, was uns im Steuerkreis beflügelte, weiterzumachen“, berichtet Karstens. Dass sich die Mühe auszahlt, zeigte der Vor- her-nachher-Vergleich nach zwei Jahren. So setzten ein- geleitete Maßnahmen wie das Stressreduktionsprogramm bei den Beschäftigten Anreize, eigenverantwortlich und regelmäßig mit den Übungen weiterzumachen und sie in die Arbeitsabläufe einzubinden. Junge Pflege für Gesundheit sensibilisieren Für junge Menschen ist Gesundheit am Arbeitsplatz erst einmal kein Thema. Sie nehmen zwar die körperlichen Be- lastungen wahr, sehen diese aber oft als unvermeidlich an. Allerdings treten häufig schon während der Ausbil- dungszeit bei angehenden Pflegenden Rückenbeschwer- den auf. Mit der Gesundheitsförderung früh zu beginnen Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 21
Pflege-Mediathek der AOK Einfach gut schulen Wie können professionell Pflegende trotz Stress gelassen AOK mit zahlreichen Pflegeexperten zusammen und konn- bleiben? Wie schützen sie sich vor Infektionen? Wie or- te bereits viele Profis für Spezialthemen als Autorinnen und ganisieren sich Pflegeinrichtungen gesund? Mit zahlrei- Autoren gewinnen. „Auf diese Weise ist ein Produkt ent- chen digitalen Schulungen unterstützt die Pflege-Media- standen, das in seiner Form ganz sicher einzigartig ist“, so thek der AOK Einrichtungen dabei, ihre Mitarbeiterinnen Homberg. In einzelnen Modulen und mithilfe von profes- und Mitarbeiter fortzubilden und die Organisation ge- sionell erstellten Präsentationen, Lehrvideos und Hinter- sundheitsgerecht weiterzuentwickeln. Jede Schulung ist grundbeiträgen werden fundierte Fachkenntnisse aus den als „Rundum-sorglos-Paket“ konzipiert. „Unsere Schulun- Bereichen pflegerische Versorgung, Prävention und Be- gen enthalten nicht nur PowerPoints, sondern auch einen triebliche Gesundheitsförderung (BGF) vermittelt. Speziell umfassenden Referentenleitfaden, mit dem sich Schulen- für die Führungskräfte hält die Pflege-Mediathek Lernin- de optimal vorbereiten können, Wissenstests, um das Ge- halte bereit, die ihnen beim Aufbau und der Implementie- lernte zu prüfen, Handouts, Teilnahmezertifikate und vieles rung gesundheitsfördernder Strukturen helfen. Sie erfah- mehr“, erklärt Petra Homberg, die die Pflege-Mediathek ren darin auch, wie es gelingen kann, solche Strukturen mit im AOK-Bundesverband betreut. Die registrierten Einrich- den individuellen Gesundheitsangeboten für Beschäftigte tungen können alle Lerninhalte kostenlos herunterladen zu verknüpfen. Auch für Themen wie „Gesundheitsgerech- und nutzen. Sie können die Pflege-Mediathek auch dazu te Führung“ oder „Präventive Hygienemaßnahmen in der verwenden, Fortbildungen, auch eigene, zu planen, zu or- Pandemie“ bietet die AOK-Lernplattform Schulungen an. ganisieren und zu verwalten. Die Inhalte der Schulungen Mehr Informationen unter sind aktuell und multimedial aufbereitet. Dazu arbeitet die www.pflegemediathek.de Zu diesen Themen bietet die Pflege-Mediathek zahlreiche Schulungen an Pflege Prävention • Dekubitus • Ernährung • Ernährung BGF • • Schmerz • Recht Körperliche Aktivität • • Sturz • Hygiene • Stärkung kognitiver BGF allgemein • Ressourcen • Gesundheitsorientiertes Führen Harninkontinenz • Notfall • Psychosoziale • Ernährung • Wunden management Gesundheit • Bewegungsförderung • Mobilität • Betreuung • Gewalt • Stressmanagement • Demenz • Kommunikation • Suchtmittelkonsum 22 Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege
CARE4CARE – ein Forschungsprojekt des AOK-Bundesverbandes „Schutzschirm für die Pflegebranche“ Dr. Antje Ducki Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Beuth Hochschule für Technik Berlin. Antje Ducki koordiniert die Forschungspartner*innen des Verbundprojekts CARE4CARE. Was ist CARE4CARE? Und was haben die Einrichtungen davon? CARE4CARE ist ein Forschungsprojekt zur Gesundheits- Zum einen helfen die Akutangebote wie Resilienz-Training, förderung, das auf die Pflegebranche zugeschnitten ist. die schwerbelasteten Pflegekräfte psychisch zu stärken, Das Besondere ist, dass es digitale Trainings für Beschäftig- und nehmen so kurzfristig Druck vom Kessel. Zum anderen te mit Vor-Ort-Angeboten für Führungskräfte und Teams trägt CARE4CARE dazu bei, die harten Arbeitsbedingun- kombiniert und aufeinander abstimmt. Auf diese Weise gen in der Pflege positiv zu beeinflussen. entsteht eine Art Schutzschirm über die ganze Einrichtung. Die Wirksamkeit der Gesundheitstrainings ist dabei wis- Was heißt das? senschaftlich evaluiert. Die Angebote sind flexibel nutzbar Ein Beispiel: Eine Einrichtung entscheidet sich für das Trai- und jederzeit von überall abrufbar. Beschäftigte können ning Organisationskultur, weil es das Thema „Gegenseiti- sie einzeln, im Team oder als ganze Einrichtung nutzen. ge Unterstützung“ behandelt. Die Beschäftigten absolvie- ren das Training und sammeln Ideen, die ihnen dabei in Welche Angebote sind das? den Sinn kommen. Anschließend können sie im Team, in Das Angebotsspektrum umfasst die individuelle Gesund- den sogenannten Themenwerkstätten, diskutieren, wel- heitsförderung, bei der es beispielsweise um Resilienz che Verbesserungsideen sich am besten umsetzen lassen. oder Selbstmitgefühl geht. Andere Trainings zeigen, wie Davon profitiert die Einrichtung als Ganzes. Der Austausch sich Strukturen und Arbeitsbedingungen verbessern las- trägt auch dazu bei, dass die Veränderungen wirksam und sen, damit sie die Gesundheit unterstützen. Dabei stehen nachhaltig sind. Themen wie Arbeitsorganisation oder gute Organisati- onskultur im Fokus. Alle Themen sind pflegebereichsspe- Mehr Informationen unter www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit zifisch aufbereitet – das heißt für ambulante, stationäre und Krankenhauspflege. In Coachings und Workshops vor Ort entwickeln Führungskräfte gemeinsam mit den Teams Kompetenzen für gesundheitsförderliche Führung. Betriebliche Gesundheitsförderung in der Pflege 23
Sie können auch lesen