Bewegung gegen Schmerz ff 8 - Herz
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Magazin Winter 2021 Nr. 104 MARIEN ⁄ KONKRET Bewegung gegen Schmerz ⁄ 8 26 REPORT 32 ENTWICKLUNG 23 ENGAGEMENT Silberhochzeit Nachhaltige Neustart für im Gläser-Saal – Medizin – MVZ am Siegener 25. Siegener Herztag Siegerlandflughafen Hospizkonzerte MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 1
I N H A LT — ∕ KO N K R E T 4 Verletzungen durch Feuerwerkskörper ∕ M A I L B OX 6 Kurznachrichten 26 ∕ SCHWERPUNKT 8 Bewegung gegen Schmerz 11 Wenn der Schmerz bleibt 12 „CORI, bitte in den OP” ∕ REPORT 16 Digitaler Zwilling aus dem Drucker 26 Silberhochzeit im Gläser-Saal – 25. Siegener Herztag 38 Restart in Bad Laasphe ∕ E N G AG E M E N T 22 „Not kennt kein Homeoffice” 23 Neustart für Siegener Hospizkonzerte ∕ E N T W I C K LU N G 30 Einzug der neuen Ordensschwestern 32 Nachhaltige Medizin – MVZ am Siegerlandflughafen ∕ GESUNDHEIT 8 20 Verengte Halsschlagader – Schlaganfall vermeiden 28 Unter dem Radar 29 „Beam me in, Scotty!” 42 Angst entzweit ∕ PA N O R A M A 14 Weihnachtsbaumaktion 18 Impressionen vom 18. Siegerländer Firmenlauf 24 Marien Broadcast 34 Weihnachtsbotschaft 36 Rätsel 43 Winter-Impressionen 16 Großes Preisrä tsel e 36 auf Seit einen nen Sie Gewin spreis b e r r a schung Ü Impressum Herausgeber: Marien Gesellschaft Siegen gGmbH, Kampenstraße 51, 57072 Siegen, Leserbriefe, Bildbeiträge und Anmerkungen an die Redaktion „MARIEN KONKRET“ Siegen - HRB 3188, USt.-IdNr.: DE176257881 adressieren. Die Redaktion behält sich die Veröffentlichung und Kürzungen einge- Hauptgeschäftsführer: Hans-Jürgen Winkelmann reichter Unterlagen vor. Beiträge für die MARIEN KONKRET Nr. 105 können bis zum Verwaltungsdirektor/Prokurist: Hubert Berschauer 15. Februar 2022 eingereicht werden. Vorsitzender des Verwaltungsrats: Bruno Sting Kommunikation & Marketing: Dr. Christian Stoffers (V.i.S.d.P.), Alexandra Netzer und Charlotte Rieb MARIEN KONKRET Nr. 104, Dezember 2021 – Februar 2022, ISSN 1863-9356 Druck: Wilke Druckerei, Hilchenbach Satz & Layout: Alexandra Netzer Redaktionsbeirat: Martina Auffenberg Bildnachweis: Adobe Stock, Kai Osthoff, Morgenthal Fotografie, Sylwia Sobczyk, Martina Auffenberg, Titelbild: ryanking999 | Adobe Stock
E D I TO R I A L — Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser. wir gehen nun in das dritte Pandemie-Jahr, und es ist längst noch nicht aus- gemacht, wann und wie eine Rückkehr zur Normalität wieder möglich ist. Die hinter uns liegende Zeit war sehr ereignisreich und überaus anspruchs- voll. Glaubten wir alle zum Sommer hin an ein mögliches Ende der Ausnah- mesituation, so hat uns nun die vierte Welle mit voller Wucht getroffen und verlangt von uns allen eine weitere große Kraftanstrengung. Zuvor waren es in die- sem Jahr die bisherigen Ausbruchsgeschehen in unseren Pflegeeinrichtungen und im Krankenhaus, die alle Beteiligten bereits an die Grenzen der Belastbarkeit gebracht haben. Doch haben wir in diesem komplexen Umfeld Kraft bewiesen und konnten die Aus- wirkungen der Pandemie verhältnismäßig gut abfedern. Gleichzeitig haben wir nicht aufgehört, die Weichen in Richtung Zukunft zu stellen: Der Bau eines modernen Hy- brid-OPs, der Start der Generalsanierung unserer Intensivstation, der Start der Digi- talisierungsoffensive „Marien Digital“ und die Erweiterung unseres ambulanten Versorgungsnetzwerkes in der Region durch die Gründung des MVZ Wittgenstein in Bad Laasphe sind hier nur die augenscheinlichsten Belege. Auch die Rahmenfaktoren für unsere Arbeit ändern sich seit diesem Jahr deutlich: Die neue Bundesregierung und die gesundheitspolitischen Vorhaben der Ampel-Ko- alition zeigen einen erkennbaren Willen, verkrustete Strukturen aufzubrechen und ein mehr am Patientenbedarf orientiertes Gesundheitswesen zu gestalten. Eine neue Krankenhausplanung in NRW ist verabschiedet und soll die bisherigen Defizite durch Über- und Unterversorgungen beheben helfen. In allen Fällen ist es entscheidend, die Akteure in den Regionen einzubeziehen, denn jede Region hat andere Versorgungs- strukturen und jede Region braucht individuelle Lösungen. Das Rückgrat der Versorgung vor, während und nach der Pandemie sind und bleiben die Krankenhäuser sowie die vor- und nachgelagerten Versorgungsformen. Eine wei- tere Vernachlässigung bei der Förderung für die Instandhaltung und Modernisierung dieser elementar wichtigen Strukturen ist für uns, aber auch gesamtgesellschaftlich nicht mehr hinnehmbar. Hier gab es in 2021 hoffnungsvolle Signale aus der Bundes- und Landespolitik. Wir werden die neue Bundesregierung und demnächst auch die alte oder neue Landesregierung in NRW daran messen, ob man sich auf diese Verspre- chen und Signale bei einem Abklingen oder Auslaufen der Pandemie verlassen kann. In alledem bleibt es weiterhin entscheidend, dass wir – trotz aller Pandemiemüdigkeit – besonnen bleiben, dass wir zusammenhalten und dass wir bereit sind, einander zu vertrauen. Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein frohes, gesundes Neues Jahr! Es grüßt Sie herzlich Hans-Jürgen Winkelmann Hauptgeschäftsführer MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 3
KO N K R E T — ∕ Holger Neumann, Leitender Arzt der zentralen Notaufnahme im St. Marien-Krankenhaus, zum Böllerverbot: „Sicherlich ist der traditionelle Aspekt und die Bedeutung eines Neujahrsfeuerwerks für die Gesellschaft einer, den man irgendwo berück- sichtigen muss. Trotzdem haben wir während dieser Pandemie gelernt, dass man nicht alle Traditionen zu jeder Zeit unbedenklich weiter- führen kann. So ist ein Böllerverbot zum Jahres- wechsel 2021/22 sinnvoll. Denn auch wenn die Anzahl der Verletzungen durch Feuerwerks- körper hier in Siegen relativ gering sind, sind doch manchmal einzelne, sehr schwere Schick- sale, der Verlust von Extremitäten und Verbren- nungen, dabei. Auch, wenn das erstmal nur ein kleiner Teil ist, werden so Ressourcen verschlun- gen, die an anderer Stelle fehlen. Es ist zwar eher unwahrscheinlich, dass genau zum Jahres- wechsel in Siegen so viele Covid-Patienten in die Notaufnahme kommen, dass es zu Engpäs- sen mit Blick auf die zu behandelnden Verlet- zungen durch Feuerwerkskörpern kommt, aber erstens kann das keiner voraussehen und zwei- tens muss man dabei auch die generelle Auslas- tung der Intensivstationen im Auge halten.” © emmi | Adobe Stock 4 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
M A I L B OX — Sanierung der Intensivstation ⁄ Seit Ende Oktober läuft der Rückbau und die Ab- brucharbeiten im Bereich der Intensivstation. Nach einer Kampfmittelsondie- rung auf dem Grundstück des Krankenhauses konn- ten schließlich auch die Tiefbau- und Spezialtief- bauarbeiten für den Erwei- terungsbau starten. „Sicher wird uns die gesamte Bau- maßnahme belasten. Patienten und Mitarbeitende sind hierbei gleichsam be- Alles muss raus troffen“, sagt Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann. „Wir müssen uns gemeinsam auf einen erhöhten Baulärm in den kommenden Monaten ein- stellen. Doch sind wir insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Krise fest ⁄ Nach dem Motto „Alles muss davon überzeugt, dass die Sanierung unserer Intensivstation essenziell bedeut- raus“ konnten im September ausran- sam für die medizinische Versorgung in Siegen und für die Zukunftsfähigkeit gierte Möbel gegen eine Spende aus unseres St. Marien-Krankenhauses ist.“ dem St. Marien-Krankenhaus Siegen abgeholt werden. Die Möbel waren in einem sehr guten Zustand, jedoch größtenteils wegen Umstrukturie- Ausbildungsbeginn im BiGS rungen im Krankenhaus nicht mehr in Gebrauch. Bei der Spendenaktion ⁄ Wer als Unternehmen heutzutage junge Menschen dazu gewinnen wechselten sie nun ihren Besitzer. kann, eine Ausbildung in einem Beruf zu machen, der kann sich eigent- Dabei fanden nicht nur Schränke, lich glücklich schätzen. Wenn das dann für einen Jahrgang gleich rund Tische, Stühle und Regale ein neues 90mal der Fall ist, so kann man schon von einem Erfolgsmodell spre- Zuhause, sondern auch die ein oder chen. Genau das ist im Bereich der Pflegeausbildung dem Bildungsinsti- andere Krankenhaus-Rarität. Alle tut für Gesundheitsberufe Südwestfalen (kurz BiGS) und seinen Trägern Spenden kommen dem St. Antonius gelungen. Im BiGS werden, drei Jahre nach seiner Gründung, bereits Hospital in Eschweiler zugute, das mehr als 400 junge Menschen in unterschiedlichen Pflegeberufen von besonders stark von der Flutkatas- einem mehr als 20-köpfigen Lehrenden-Team ausgebildet und von die- trophe getroffen wurde. sen kompetent auf den Start in das Berufsleben im Krankenhaus oder Der Impuls zu dieser außergewöhn- im Seniorenzentrum vorbereitet. Zum Ausbildungsstart Anfang Oktober lichen Aktion ging von Einkaufsleiter konnte Institutsleiter Uwe Mayenschein gemeinsam mit den Vertretern Andreas Grub aus: „Die Flutkatastro- der Ausbildungsbetriebe die „Neuen“ im modernsten Ausbildungszent- phe macht uns alle sehr betroffen. Wir rum für Gesundheitsberufe in Nordrhein-Westfalen begrüßen. wollen gemeinsam den Wiederauf- bau unterstützen und den Menschen vor Ort schnell und unbürokratisch helfen. Es ist uns eine Herzensan- gelegenheit, hier gemeinsam einen Beitrag zu leisten und wir freuen uns natürlich über jede weitere Spende, die dem Krankenhaus und damit den Menschen vor Ort hilft“, sagt Andreas Grub. Neben dieser Aktion laufen auch noch weitere wie die Initiative von Prof. Dr. Michael Buerke. 6 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
Für Patienten da ⁄ Das Ziel einer Behandlung im Krankenhaus ist es, die Erkrankung des Patienten zu heilen oder zu lin- dern. Sollten jedoch trotz allen Ein- satzes der Mitarbeiter Probleme entstehen, besteht außer dem Be- schwerdeweg über die Verwaltung die weitere Möglichkeit, sich an die Ausstellung Patientenfürsprecherin zu wenden. Im Herbst übernahm Ulrike Weber, im „Marien Neuauflage bis zu ihrem Ruhestand Seelsorge- rin im St. Marien-Krankenhaus, das Präventions- Amt der Patientenfürsprecherin im St. Marien-Krankenhaus. ⁄ Nachdem die erste Ausgabe des monat“ Buchs "Deo Gratias" schnell vergrif- fen war, ist nun eine zweite, deutlich ⁄ Ende November startet Auszeichnung erweiterte Ausgabe erschienen. Das die Ausstellung „Ich lebe!“ der Buch kann gegen eine Spende (ab Deutschen Stiftung Eierstock- Ende November nahm Hartmut 9,99 Euro) im Hospiz auf der Eremi- krebs im Ambulanten Zen- Goubeaud den bfd-Award 2021 ent- tage erworben werden. trum Albertus Magnus. Jähr- gegen. Der Wettbewerb stand ganz Spenden sind dabei lich erkranken in Deutschland im Zeichen individueller Digitali- auch online über ca. 7.400 Frauen an Eierstock- sierungsstrategien für unterschied- www.marien- krebs. Die Überlebensrate ist liche Organisationsformen. Gefragt hospiz.de möglich. durch spätes Erkennen in der waren Ideen, die Verbindung schaf- Regel gering. Und hier möchten fen und Wege verkürzen. die Verantwortlichen um Dr. med. Badrig Melekian, Chef- arzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshile, sensibilisie- ren und auch aufzeigen, dass die Überlebenschancen der Patientinnen dank verbesser- ter Therapien gestiegen sind. „Die Ausstellung ‚Ich lebe!‘ fo- kussiert genau dies.“ Für die Aufnahmen wurden sechzehn Protagonistinnen – allesamt Teilnehmerinnen der Studie zu Langzeitüberleben „Carolin meets Hanna“ – gebeten zu zei- gen, was sie persönlich wäh- rend ihrer Therapie motiviert hat. „Die Ergebnisse zeigen auf eindrucksvolle Art und Weise, Adventsbasar wie wichtig eigene Kraftquel- len für die positive Auseinan- dersetzung mit einer Krankheit ⁄ Die Mitarbeitenden vom Marien Hospiz waren wieder kreativ: Im Advent sind und trotz Rezidiven Le- erwarteten sie Besucher in einer eigens eingerichteten Weihnachtshütte im Gar- bensfreude gelingen kann“, so ten der Begegnung mit vielen schönen weihnachtlichen Dekorationen und Ge- der Chefarzt. schenkideen. „Die Besucher konnten sich über selbstgemachte Lichterkränze, handgefertigte Stoffsterne, Schutzengel aus Holz, selbstgenähte Stricksocken für die kalte Jahreszeit und vieles mehr freuen“, berichtet Hospiz-Leiterin Juliane Schneider. Der Adventsbasar war im Advent täglich im Garten des Hospizes zu- gänglich. Die Spenden kommen dem Förderverein des Tagepflegehauses Eremi- tage und dem Marien Hospiz zugute. MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 7
SCHWERPUNKT — Bewegung gegen Schmerz E s sticht, pocht, brummt im Schädel. An Sport ist ale Aspekte eine wichtige Rolle“, sagt der Sportwis- nicht zu denken. Oder doch? Laut einer aktuel- senschaftler. len Studie lohnt es sich, konsequent und regel- „Aktuelle Studien und auch unsere Erfahrun- mäßig die Sportschuhe zu schnüren: Patienten mit gen vor Ort belegen, dass auch Vereinsamung zu Migräne, die mehrmals pro Woche eine halbe Stun- Schmerzen führen kann. Sport im Team oder in un- de in moderatem Tempo walken oder joggen, erspa- seren Gruppen mit unseren Therapeuten macht also ren sich bis zu 50 % Prozent ihrer Kopfschmerzatta- doppelt Sinn.“ Entscheidend ist dabei vor allem der cken. Ein gesunkener Stresspegel scheint der Grund Perspektivwechsel der Betroffenen – und nicht so hierfür zu sein. sehr die Sportart oder der Kraftzuwachs. „Wir benö- Und Sport vermag noch mehr: Ob Kopf- oder tigen ein gewisses Maß an Kraft, aber die Gleichung Knieschmerzen, Rückenbeschwerden oder Rheu- ‚mehr Kraft gleich weniger Schmerz‘ geht nicht auf“, ma – Bewegung wird ein Anti-Schmerz-Bonus zu- so Michael Wörster, der den Rehabereich der Mari- geschrieben, Sportler sind schmerztoleranter als en Gesellschaft 1998 gründete, in den frühen 2000er Unsportliche. Sie nehmen Schmerzen als weniger Jahren weiter aufbaute und seit 2018 als Geschäfts- dominant wahr. Ein Ansatz, der neue Denkrichtun- führer verantwortet. „Viel wirksamer ist das Be- gen für chronische Schmerzpatienten eröffnet: Sport wusstsein, dass ich selbstverantwortlich aktiv werde als therapeutische Maßnahme. und daran glaube, meinen Zustand positiv beeinflus- Michael Wörster, Sportwissenschaftler und Ge- sen zu können. Dabei ist die Sportart zweitrangig.“ schäftsführer von Marien Aktiv, bestätigt die schmerzlindernde Wirkung von Bewegung: „Vie- Schmerzfreies Bewegungsmuster le unserer Orthopädie-Patienten haben dank Trai- Ob nun Ausdauersport oder Krafttraining besser ningstherapie weniger Schmerzen oder sind so- helfen, ist von Patient zu Patient verschieden. „Wenn gar schmerzfrei. Diejenigen, deren Schmerzen sich bei Rückenschmerzen zum Beispiel die Nerven kom- nicht reduzieren lassen, können meist besser mit ih- primiert werden, sollte man sicherlich nicht joggen, nen umgehen.“ das verschlimmert die Beschwerden eher. Anderer- Eine wichtige Ursache dafür: Schmerzen sind re- seits hilft es manchen Menschen bei Verspannun- gelmäßig mit einer erhöhten Muskelspannung ver- gen“, beschreibt Michael Wörster die Erfahrung aus knüpft. Hiergegen vermag Bewegung zu helfen. seiner langjährigen Arbeit. Auch schonende Sport- Die Muskulatur wird so leistungsfähiger, verklebte arten wie Aquafitness, die als grundsätzlich empfeh- Faszien lösen und glätten sich. „Dadurch wird das lenswert gelten, verstärken manchmal Schmerzen. Schmerzrisiko reduziert. Zudem spielen psychosozi- „Entscheidend ist, aus dem Schmerzmuster heraus- 8 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
SCHWERPUNKT — zukommen.“ Und hierzu diene die enge Zu- abgeklärt werden. Bei akuten Entzündun- sammenarbeit mit den Medizinern aus den gen, Verletzungen oder Überlastungen ist Marien Kliniken. Training nicht angezeigt. „Man muss da auf Bei orthopädischen Beschwerden wie das eigene Körpergefühl achten“, so Wörs- Rücken- oder Knieschmerzen etwa befür- ter. Wer achtsam und moderat vorgeht, darf wortet sein Therapeutenteam ein funktio- selbst bei Schmerzen Sport machen. Gera- nelles Kräftigungsprogramm. Davon profi- de bei chronischen Beschwerden kann das „ tieren nicht nur die Muskeln, sondern auch sinnvoll sein. Er formuliert dann auch eine die Faszien. Positiver Beieffekt: Die Übun- Grundregel: „Der Schmerz darf sich wäh- gen mit dem eigenen Körpergewicht re- rend und nach dem Training nicht verstär- duzieren Schonhaltungen und Ausweich- ken.“ Um dies sicherzustellen, sollten Be- bewegungen und ersetzen sie durch das troffene auf Schmerzmittel verzichten, so ursprüngliche oder ein neues schmerzfreies dass sie den Körper tatsächlich wahrneh- Man muss auf Bewegungsmuster. men. das eigene Körper- Wichtig ist die professionelle Anleitung, Stimmt die Trainingsdosis, lassen sich zum Beispiel durch einen Sport- oder Phy- Schmerzen spürbar reduzieren. Und: gefühl achten. siotherapeuten von Marien Aktiv, der die „Wenn ich meinem Schmerz aktiv begegne “ exakte Ausführung sowie geeignete Intensi- und ihn annehme, habe ich auch die Pers- tät der Übungen überwacht und die Angst pektive, daran etwas ändern zu können“, so nimmt, unter der viele Schmerzpatienten Michael Wörster abschließend. ⁄ leiden. Grundsätzlich sollte die Ursache von MICHAEL WÖRSTER Schmerzen immer vorab durch einen Arzt Geschäftsführer von Marien Aktiv � Marien Aktiv Marien Aktiv als Bereich für interdisziplinäre Therapie und Rehabilitation der Marien Ge- sellschaft Siegen bietet an unterschiedlichen Standorten ein umfassendes Präventions- und Therapieprogramm. Aufgrund seiner guten Leistungen und der strukturierten Ablauforganisation wurde der Bereich zer- tifiziert und ist für die Versorgung von allen Kassen anerkannt. Die Nähe des Hauptstandorts zum St. Marien- Krankenhaus Siegen ermöglicht eine besondere und intensive Zusammenarbeit des medizinischen Fachpersonals und ge- währleistet eine optimale Betreuung. Ärzte, Physiotherapeuten, Masseure und medizini- sche Bademeister, Sporttherapeuten sowie Ergotherapeuten sorgen dafür, dass der Kör- per ganzheitlich behandelt wird. Modernes Trainings- und Therapieumfeld 10 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
SCHWERPUNKT — Wenn der Schmerz bleibt Der Finger pocht, weil sich um den feinen reize ungefiltert und unkontrolliert durch- Riss in der Haut eine Entzündung gebildet geschaltet werden“, sagt der Chefarzt. hat. Der Muskel an der Wade zieht, weil die Für den Patienten ist das oft mit einer frus- erste Runde um die Obernautalsperre doch trierenden Odyssee von Arzt zu Arzt ver- zu weit war. Der Kopf brummt nach dem bunden, und auch dann, wenn er beim langen Zoom-Meeting. Schmerzen sind Experten angekommen ist, lässt er sich ein Warnsignal, damit man etwas gegen regelmäßig nicht mehr ganz ausschal- „ ihre Ursache unternimmt. Doch manchmal ten. „Ziel der Behandlung ist es nicht, den bleibt der Schmerz, obwohl die eigentliche Schmerz zu beseitigen“, erklärt Prof. He- Ursache längst beseitigt ist. Die Schmerzen ring. Es gehe vielmehr darum, die Patienten werden chronisch – und bei vielen Betrof- im Umgang mit ihrer Krankheit zu schulen. fenen zum ständigen, oft quälenden Beglei- „Es muss ihnen aufgezeigt werden, welche ter. Aktivitäten sie unternehmen müssen, da- Der Schmerz „Schmerzen sind chronisch, wenn sie län- mit sie sich besser fühlen und auch wieder wird gerade in ger andauern, als es der Heilungsprozess leistungsfähiger werden.“ Bei dieser soge- erwarten ließe“, sagt Prof. Dr. Werner He- nannten multimodalen Schmerztherapie unserer Region ring, Chefarzt der Anästhesiologie der Ma- arbeiten Schmerzmediziner, Krankengym- oft nicht ernst rien Kliniken – St. Marien-Krankenhaus nasten und Psychotherapeuten sehr eng genommen. Siegen. Wie viele Menschen darunter ge- zusammen, stimmen den Behandlungsplan nau leiden, ist schwer zu ermitteln. Wäh- miteinander ab. „Es gibt Betroffene, bei de- “ rend einzelne Studien zu dem Ergebnis nen Spritzen, Medikamente oder Physio- kommen, dass über 20 Millionen Menschen therapie nicht ausreichen“, sagt Prof. He- in Deutschland chronische Schmerzen ha- ring. „Wir wissen mittlerweile, dass auch P R O F. D R . M E D. ben, schätzt die deutsche Schmerzgesell- psychische und soziale Faktoren bedeut- WERNER HERING schaft ein Intervall zwischen acht und 16 sam sind.“ ⁄ Millionen Betroffenen; bei einigen von ih- Chefarzt der Klinik für nen wird der Schmerz irgendwann selbst Anästhesie und zu einer Krankheit, die die Betroffenen kör- Intensivmedizin perlich, seelisch und auch im sozialen Le- Schmerzen schnell ben beeinträchtigt. Die dafür verantwortlichen Mechanismen sind weitgehend erforscht: „Das Nerven- system ist überaus lernfähig“, erläutert behandeln Prof. Hering. Die Folge: „Durch wieder- Eine Prävention chronischer Schmerzen ist nur holte Schmerzerfahrung verändern sich bedingt möglich, wichtig ist vor allem, dass die Steuerprozesse bei der Weiterleitung akute Schmerzen schnell und konsequent der Signale: Nerven reagieren auch schon behandelt werden. Nur so lassen sich die Lern- auf geringe Reize oder produzieren die prozesse im Gehirn unterbinden, die letztend- Schmerzinformation sogar autonom, unab- lich zu chronischem Schmerz führen können. hängig von einem Auslöser.“ Vermeintlich Das lange Erdulden von Schmerzen, bevor ein harmlose Berührungen können dann schon Arzt aufgesucht werde, ist kontraproduktiv. extrem wehtun. Oder es treten Schmerzen „Der Schmerz wird gerade in unserer Region oft auf, ohne dass zunächst ein Auslöser da- nicht ernst genommen“, so Prof. Hering. „Man für erkennbar ist. Auch psychische Belas- muss als Schmerzpatient viel sprechen, mit den tungen können ursächlich sein: „Sie führen Ärzten, mit Freunden und in der Familie, am dazu, dass die körpereigene Schmerzkon- Arbeitsplatz. So lernt er schließlich, wie er damit trolle nicht mehr funktioniert und Schmerz- umgehen kann.“ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 11
SCHWERPUNKT — „CORI, bitte in den OP” Ein neues computerbasiertes Assistenzsystem unter- stützt ab sofort das Ärzte-Team der Orthopädie im St. Marien-Krankenhaus Siegen bei Gelenkoperationen. Das System mit der Bezeichnung CORI verbessert dabei die Anpassung der Gelenkprothese und sorgt für deren perfekten Sitz. Die Zufriedenheit der Patienten mit ihrem künstlichen Gelenk wird somit nochmals gesteigert. D ie assistierenden Roboter gelten als die innova- tivste Form in der Robotik. Hier trifft die Praxis- erfahrung der Operateure auf die Präzision der Maschinen. Jetzt setzt das St. Marien-Krankenhaus Dr. Andrej Matthies Siegen auf eine neue Technologie, die Robotik und bei einem Eingriff künstliche Intelligenz kombiniert. Dr. med. Alois Franz, Chefarzt der Orthopädie im St. Marien-Krankenhaus sagt: „Unser Ziel ist, dass der Patient sein künstliches Gelenk möglichst nicht bemerkt. Das roboterassistierte Operieren mit unse- gelenk die „Komplettprothese“ zu vermeiden, da rem System bildet einen Meilenstein, um dieses Ziel bei vielen Patienten mit Arthrose ein Teilersatz des zu erreichen. Besonders versuchen wir am Knie- Kniegelenkes völlig ausreichend und hilfreich ist.“ Man setze auf digitale Lösungen, um eine medizi- nische Versorgung auf einem hohen Niveau für die Patienten zu erreichen. „Deutschlandweit gehören wir so zu den medizinischen Vorreitern auf diesem Gebiet, denn nur wenige bieten einen roboterassis- tierten Eingriff mit künstlicher Intelligenz am Gelenk an“, sagt der Chefarzt weiter. „Das neue System in der Orthopädie fügt sich auch in die Gesamtstrategie des St. Marien-Krankenhauses ein, das auch in anderen medizinischen Bereichen wie der minimalinvasiven Chirurgie konsequent auf Robotik und Digitalisierung setzt“, ordnet Hans-Jür- gen Winkelmann, Hauptgeschäftsführer der Mari- en Gesellschaft Siegen gGmbH, zu der das St. Mari- en-Krankenhaus gehört, die Investition ein. Wie funktioniert eine roboterassistierte Operation? Anders als andere „frühere“ Robotersysteme wie CORI unterstützt beim präzisen Einsetzen einer Knieprothese DaVinci & Co. füllt CORI nicht den Operationssaal 12 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
„ mit raumgreifenden Armen aus, vielmehr Patientenversorgung, Hardware, Software stellt das System eine Miniaturisierung der und Datenlösungen, um die Entscheidungs- Technologie dar. „Mit Hilfe des fortschrittli- findung während des operativen Eingriffs chen digitalen Systems und der integrierten zu verbessern. Navigationssoftware können wir intraope- „Mit robotergesteuerter Unterstützung rativ in Echtzeit ein dreidimensionales Mo- wird die OP am Gelenk viel präziser“, er- dell des Kniegelenkes erstellen ohne dabei Mit roboter- klärt Chefarzt Dr. med. Alois Franz. Studien auf strahlenbelastende Untersuchungen gesteuerter bestätigen die hohe Präzision und Sitz der wie z.B. Computertomographie angewiesen implantierten Knieprothesen. Denn Ope- zu sein“ beschreibt Dr. med. Andrej Mat- Unterstützung rationen am Gelenk gelten allgemein als thies, Oberarzt der Klinik, die Funktion des wird die OP am schwierig: Gerade das Kniegelenk ist ein CORI-Systems. Die moderne Kameratech- hochkomplexes System mit Knochen, Ner- nologie ermöglicht dabei schnelle assistier- Gelenk viel ven, Sehnen, Bändern. Wissenschaftlichen te Eingriffe, bei denen der Operateur die präziser. Veröffentlichungen zufolge sind etwa ¼ der Kontrolle behält. Der Roboter unterstützt Patienten nach herkömmlichen Knieopera- “ ihn und trägt dazu bei, menschliche Fehler tionen mit ihrer Prothese nicht vollkommen zu minimieren. CORI wird in den OP „gebe- zufrieden. Sie klagen u.a. über Bewegungs- ten“ und dieser nicht um das System herum einschränkungen und Schmerzen. Solche gebaut. D R . M E D. Begleiterscheinungen sollen künftig wei- „Es ist damit ein intelligentes System, A LO I S F R A N Z ter minimiert werden, da bei Operationen das sich damit nicht nur in der Größe von Chefarzt der Klinik für mit Unterstützung künstlicher Intelligenz bisherigen Systemen unterscheidet. Das Orthopädie im St. Marien- die Kniegelenke noch optimaler eingepasst System kombiniert dabei alle Aspekte der Krankenhaus Siegen werden können. ⁄ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 13
PA N O R A M A — ∕ Mit frisch geschlagenen Weihnachtsbäumen aus dem Sauerland, an einigen war noch der Schnee der letzten Tage, hat sich der Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft Siegen, Hans-Jürgen Win- kelmann, bei den Mitarbeitenden für ihren uner- müdlichen Einsatz während der Pandemie bedankt. Trotz frostiger Temperaturen war der Andrang im Hof der Großküche in der Daimlerstraße groß, denn die Mitarbeitende konnten sich – unter Einhaltung der Hygieneregeln – jeweils einen Weihnachtsbaum aussuchen, der ihnen am besten gefällt – und auch gleich eingenetzt mitnehmen. Mehrere hundert Nordmanntannen wurden von Mitarbeitervertre- tung und leitenden Mitarbeitenden ausgehändigt. 14 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
Weihnachtsmarkthütten waren aufgestellt, und zum Aufwärmen gab es zu Adventsmusik, Punsch und Glühwein; eine Grillwurst durfte natürlich auch nicht fehlen. Den passenden Baumschmuck, eine extra angefertigte, tiefblaue Weihnachtsbaumkugel, gab es dann auch noch mit. Corona hat es der Geschäfts- führung in diesem Jahr schwer gemacht, die sonst üblichen Mitarbeitenden- und andere Veranstaltun- gen durchzuführen. Wie also „Danke“ sagen in der vierten Welle? So wurde die Aktion mit dem Weih- nachtsbaum geboren, die nun zur Tradition werden soll. Rasch waren die sechs großen Paletten, auf die die eingenetzten Bäume jeweils 2,5 Meter hoch ge- Danke stapelt waren, wie leergefegt. MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 15
REPORT — Digitaler Zwilling aus dem Drucker Historische Geige im CT-Scan S o etwas haben wir hier auch noch nicht erlebt“, Es ist nicht die erste Geige, die der Musikliebha- sagt Dr. med. Klaus Dieter Hebborn, Facharzt für ber mithilfe eines 3D-Druckers erstellt. Ein gedruck- Diagnostische Radiologie bei Marien Ambulant, tes Exemplar hat er sogar in die Praxis mitgebracht; als der emeritierte Mathematikprofessor und Mu- spontan gibt es dann für Dr. med. Klaus Dieter Heb- sikliebhaber Werner Fröhlich die Praxis für Diagnos- born und sein Team eine Klangprobe. Mit dem CT- tische Radiologie im Ambulanten Zentrum Albertus Scan möchte Prof. Dr. Werner Fröhlich seine histori- Magnus in Siegen mit seiner Geige betritt. Die tradi- sche Geige ganz genau unter die Lupe nehmen und tionelle Holzgeige aus dem Jahr 1902 soll heute bei mehr über ihren Aufbau lernen, etwa wie dick das ihm im Computertomographen gescannt werden. Sie Holz und die einzelnen Schichten der Geige sind oder bildet das Vorbild für den späteren 3D-Druck, den wie die Fasern im Inneren verlaufen. Das Team um Prof. Dr. Werner Fröhlich von ihr erstellen möchte. Dr. med. Klaus Dieter Hebborn unterstützt ihn dabei. 16 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
Ungewöhnliches Untersuchungsobjekt im CT Die Computertomografie, auch CT oder werden von ihm anschließend so bearbeitet, CT-Scan genannt, ist ein sogenanntes bild- dass der 3D-Drucker diese verstehen und gebendes Verfahren in der Radiologie, das lesen kann. Der CT-Scan bildet somit eine Schnittbilder vom menschlichen Körper ebenso spannende wie wichtige Grundla- liefert. CT-Aufnahmen sind wesentlich de- genarbeit für den Musikliebhaber Fröhlich. tailreicher als ein klassisches Röntgenbild, Über die Aufgeschlossenheit und fach- sodass bereits kleine Veränderungen gut kundige Unterstützung von Dr. med. Klaus erkennbar sind. Für gewöhnlich dreht sich Dieter Hebborn ist er daher sehr dankbar: eine rotierende Röntgenröhre beim CT um „Meine Geige aus dem 3D-Drucker soll im einen liegenden Menschen – heute liegt eine D R . M E D. Klang mindestens genauso gut sein, wie Geige hier. K L AU S D I E T E R das Original. Das ist mein Ziel.“, so Prof. Dr. „Es ist so, als würde man die Knochen- HEBBORN Werner Fröhlich „bis dahin ist es aber noch dichte der Geige messen“, erklärt Prof. Dr. Facharzt für ein langer Weg.“ Dann finden jedoch die Werner Fröhlich. Gescannt wird die Geige Diagnostische Radiologie Zwillinge des 120 Jahre alten Meisterwerks dabei „nackt“, das heißt ohne Steg, Saiten ihre moderne Entsprechung. ⁄ oder Kinnhalter. Die im CT gewonnen Daten MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 17
PA N O R A M A — Impressionen vom 18. Siegerländer Firmenlauf 15. September 2021 © Fotos: Kai Osthoff und Marien Gesellschaft Siegen
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GESUNDHEIT — Verengte Halsschlagader – Schlaganfall vermeiden Ü ber eine Million Menschen hierzulan- de haben aufgrund von Ablagerungen (Plaque) eine um mehr als 50 % ver- engte Halsschlagader. Hierbei besteht die Gefahr eines Schlaganfalls mit möglichen Folgen wie Sprachstörungen, Lähmungser- scheinungen und lebenslangen Beeinträch- tigungen. Der Fachbegriff hierfür ist Karo- tisstenose. Kalk- und Fettablagerungen an den In- nenwänden der Blutgefäße führen zu deren Verengung. Mit der Zeit kommt es dort zu lokalen Entzündungsreaktionen. Die Gefäß- wände können dann einreißen, und es kön- nen sich Blutgerinnsel bilden, die dann den Blutstrom mindern oder gar unterbinden. Besonders gefährlich ist dies bei der Hals- schlagader. Lösen sich die Gerinnsel, kön- nen sie ins Gehirn geschwemmt werden. Bei etwa 30.000 Menschen im Jahr heißt dann die Folge: Schlaganfall! Frühe Warn- zeichen einer gefährlich verengten Hals- Nachweis schnell möglich schlagader können kurzfristige Lähmungs- Mit einer Ultraschalluntersuchung lassen erscheinungen und/oder Sehstörungen sich Verengungen der Halsschlagader in- sein, welche nach einige Minuten wieder nerhalb weniger Minuten nachweisen. Es verschwinden – sogenannte transitorische wird jedoch empfohlen, erst ab einem Le- ischämische Attacken (kurz: TIA). bensalter von 65 Jahren und bei Vorliegen von Risikofaktoren wie Herzkrankheiten, Diabetes oder Verschlusskrankheit dieses Screening vorzunehmen. Ebenfalls wird Menschen mit einem Bauchaortenaneurys- ma und jenen, die bereits Schlaganfälle � Zusammenarbeit in durchlebt hatten, eine Untersuchung der der Region Halsschlagader empfohlen. Ist die Karotisstenose erkannt, so ori- entiert sich die Behandlungsstrategie pri- Im St. Marien-Krankenhaus Siegen besteht seit mär daran, ob es bereits zu vorübergehen- Jahren eine enge Zusammenarbeit mit der neu- den neurologischen Ausfallerscheinungen rologischen Klinik/neuroradiologischen Klinik gekommen ist. Zudem spielt der Grad der im Kreisklinikum Weidenau. Dort werden Pa- Gefäßverengung und das Alter der Betrof- tienten, welche eine Karotisstenose aufweisen, fenen eine Rolle; insbesondere gesündere im interdisziplinären Austausch mit der Gefäß- und jüngere Patienten profitieren von einer chirurgie im St. Marien-Krankenhaus bespro- Operation. Grundsätzlich gilt: Je höher die chen und ein für den Patienten individuelles Stenosen und umso ausgeprägter die Symp- Therapieverfahren festgelegt. tome, desto gewichtiger wiegen die Vorteile eines operativen Eingriffs. 20 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
© Zarathustra | Adobe Stock 2% Die Operation im St. Marien-Krankenhaus wird in örtliche Betäu- bung, also bei wachem Patienten durchgeführt. Dies ermöglicht eine enge Überwachung des Patienten während der Operation, um frühzeitig eine Mangeldurchblutung des Gehirns zu erkennen. Dementsprechend kann, falls erforderlich, während der Operation eine Umgehung des OP-Gebietes mittels eines Röhrchens (Shunt) durchgeführt werden. Damit ist die Hirnversorgung während der Gefäß-Ausschälung gewährleistet. Die Schlaganfallsrate ist dem- entsprechend niedrig und liegt unter 2 %. ungehindert zum Gehirn fließen. Risikofaktoren reduzieren Kathetereingriff: Über die Leiste wird ein Bei allen Patienten gilt es, die Risikofakto- Spezialkatheter bis in die Halsarterie ge- ren für eine Verschlechterung der Situati- schoben. Dort wird die Engstelle mit einem on zu reduzieren. Hierzu gehört auch die Ballon aufgedehnt und eine Gefäßstütze aus medikamentöse Behandlung von Bluthoch- Metall (Stent) eingesetzt und so ein erneutes druck, Fettstoffwechselstörungen und Dia- Zuwachsen verhindert. betes. Weiter stehen die Veränderungen der Wie bei jedem medizinischen Eingriff Lebensgewohnheiten mit Gewichtsnorma- müssen Vorteile und Risiken sorgfältig ab- lisierung, Nikotinverzicht und körperlicher gewogen werden. Denn auch bei den an- Aktivität im Fokus jeder Therapie. Denn die geführten Verfahren kann es passieren, „üblichen Verdächtigen“ wie Rauchen, Dia- dass Teile der Verkalkung ins Gehirn ge- betes und hoher Blutdruck verdoppeln das D R . M E D. langen und einen Schlaganfall auslösen. Risiko für die Entwicklung einer Karotiss- RONALD FRIEDBERG Empfohlen wird der Eingriff bei Patienten tenose. Chefarzt der Klinik für mit fortgeschrittenen Gefäßverkalkungen Gefäßchirurgie im und Verengungen von mindestens 70 %, Operativer Eingriff St. Marien-Krankenhaus die bereits an neurologische Symptome wie Operationen an einer verengten Hals- Siegen vorübergehende Sehschwäche oder Läh- schlagader sollten ausschließlich von Spe- mungserscheinungen leiden. Sie profitie- zialisten in ausgewiesenen Fachzentren ren entscheidend von einem Eingriff an der vorgenommen werden. Zwei verschiedene Halsschlagader. Bei ihnen vermag die Ope- Verfahren haben sich hierfür etabliert: ration das Risiko für einen erneuten Schlag- Offene Operation: Die kranke Arterie wird anfall nachhaltiger zu senken als die alleini- freigelegt und aufgeschnitten. Sodann wer- ge medikamentöse Therapie. ⁄ den die Verkalkungen herausgeschält. Ist die Engstelle entfernt, kann das Blut wieder MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 21
E N G AG E M E N T — „Not kennt kein Homeoffice“ N un fand in der Bismarckhalle in Weidenau das Begleitet vom Beifall der Teilnehmer des Sozia- 7. Soziale Forum im Dekanat Siegen statt. In sei- len Forums im Dekanat Siegen nahmen Steffen Blät- ner Begrüßung erinnerte Pfarrer Uwe Wiesner termann, Chiara Löhr, Shiva Manoharan und Niklas die etwa 80 Gäste daran, dass neben der Verkün- Rübke stellvertretend für youngcaritas Siegen, den digung und der Liturgie die Sorge um die Bedürfti- mit 10.000 Euro dotierten Katholischen Sozialpreis gen, die Armen und die Leidenden als dritte Säule 2021 entgegen. Der Preis wurde vor zehn Jahren unverwechselbar zum Auftrag eines jeden Christen von der Katholischen Sozialstiftung gestiftet und und der gesamten Kirche gehöre. „Das ist auch der würdigt herausragendes soziales Engagement: Aus- Grund, warum wir zu einem Sozialen Forum einla- gezeichnet werden Personen und Organisatoren, die den“, so Wiesner. Es folgte ein kurzes Grußwort von sich mit den besonderen Situationen oder Proble- Anne Ploch vom Caritasverband Siegen-Wittgen- men Not leidender oder sozial benachteiligter Men- stein, die darin auf den Referenten des Abends, Pro- schen in der Region befassen. fessor Dr. Christoph Butterwegge, überleitete. Youngcaritas gibt es in Siegen seit fast zwei Jah- Der Armutsforscher und Politikwissenschaftler ren. Im Schwerpunkt adressiert die Initiative Stu- studierte in Bochum und lehrte nach seiner Habi- dierende, die sich engagieren möchten. Dabei ist litation an der Universität Bremen; zuletzt in Köln. es die Idee, dass bei youngcaritas die jungen Men- Bei der letzen Wahl zum Bundespräsidenten war er schen selbst die Themen aussuchen, für die sie sich einbringen möchten. „Der Initiative gelingt es auf eindrucksvolle Weise, durch den Zugang zu jungen Menschen und deren Lebenswelten deren Themen in den Fokus zu rücken“, beschrieb Pfarrer i.R. Wolf- gang Winkelmann in seiner Laudatio den Hinter- grund, der für die Würdigung durch den Sozialpreis 2021 ausschlaggeben war. Und youngcaritas startete genau zur richtigen Zeit: „Durch das Coronajahr konnten viele soziale Aktionen nicht oder nur begrenzt laufen. Der Lock- down bildete dabei ungeplant den Beginn für eine sehr aktive und solidarische Zeit der jungen Men- schen“, so Pfarrer Winkelmann. Sekundiert von Anne Ploch führte er bei der Vorstellung den Mittags- tisch im Häutebachweg an, der nicht dem Lockdown zum Opfer fallen sollte: „Not kennt kein Homeoffice“ Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann übergibt Preis und so organisierte youngcaritas das Angebot. Zu- gleich schützen die Aktiven die älteren ehrenamt- lichen Helferinnen, die sonst diesen Dienst tragen. für dieses Amt nominiert. Er sprach über die Kin- Und auch weitere Engagements wie „Platz für Tole- derarmut in Deutschland und zeigte auf, dass diese ranz“ wurden von youngcaritas vorangebracht. Ge- kein neues Phänomen ist, durch die Corona-Pande- meinsam mit dem 2. Vorstandsvorsitzenden der Ka- mie jedoch deutlich an Brisanz gewonnen hat. „Die tholischen Sozialstiftung, Hans-Jürgen Winkelmann, Pandemie ist wie ein Brennglas gewesen“, so Butter- übergab der Laudator dann den Preis an die Vertre- wege in seinem Vortrag, der noch immer Wahlkampf ter von youngcaritas. atmete. „Arme haben ein höheres Krankheitsrisiko Damit schloss sich der Kreis, gestartet bei der auch bei Corona.“ Moderator Matthias Vitt mode- Kinderarmut, mit der Bewältigung von Armut bei rierte dann gekonnt durch die sich anschließende jungen und alten Erwachsenen. Armut ist ein ge- Diskussionsrunde und leitete über zur Verleihung samtgesellschaftliches Problem und dessen Über- des Katholischen Sozialpreises 2021. windung eine christliche Kernaufgabe. ⁄ 22 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
EG NEGSAG U NEDMHEENI T — D ie Corona-Pandemie unterbrach in den Jah- ren 2020 und 2021 die erfolgreiche Reihe der Siegener Hospizkonzerte. Nun möchten die Verantwortlichen der Katholischen Sozialstiftung Siegen-Wittgenstein an die Konzertreihe wieder an- knüpfen und organisieren am 10. März 2022 um 19 Uhr im Gläser-Saal der Siegerlandhalle ein gro- ßes Comeback mit dem Heeresmusikkorps Kob- lenz unter dem Dirigat von Oberstleutnant Alexand- ra Schütz-Knospe. Das Heeresmusikkorps Koblenz wurde 1956 in Idar-Oberstein aufgestellt und schon 1957 nach Koblenz verlegt. Hier ist das Musikkorps noch heute stationiert und gilt als eines der ältesten und renommiertesten Musikkorps der Bundeswehr. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir nach dieser Neustart langen Pause die Reihe der Siegener Hospizkonzerte mit diesem hochklassigen Orchester fortsetzen kön- nen“, berichtet Dr. Christian Stoffers, der für die Ka- für Siegener tholische Sozialstiftung Siegen-Wittgenstein bereits vor die Corona-Pandemie die Benefizkonzerte orga- nisierte und weist auch auf eine Besonderheit hin: Hospizkonzerte „Alexandra Schütz-Knospe übernahm im Juli 2014 die Stabführung des Musikkorps. Zu diesem Zeit- punkt konkretisierten sich damals die Überlegun- gen, ein neues Hospiz zu errichten. Die Dirigentin ist dabei die bisher einzige Leiterin eines Musikkorps der Bundeswehr.“ Zu den Aufgaben des Musikkorps gehören Kon- Teilnehmer den Neubeginn unterstützen, so Stoffers zerte in der Öffentlichkeit, Einsätze im Rahmen von weiter. Er weist darauf hin, dass in der Corona-Zeit Truppenzeremoniellen und Staatsempfängen, Se- nur wenig Möglichkeiten bestanden hätten, um für renaden und Aufführungen des Großen Zapfenstrei- eine finanzielle Unterstützung des Hospiz zu wer- ches, sowie Auftritte im In- und Ausland im Rah- ben. Der Kartenvorverkauf beginnt Ende Oktober an men von internationalen Musikfestivals wie in den allen Kartenvorverkaufsstellen zum Preis von 19,50 Niederlanden, Frankreich, Italien, Griechenland, Euro. Möglichkeiten zur Spende für das Hospiz fin- Portugal, Russland und USA sowie bei Tattoos in den sich auf marien-hospiz.de. ⁄ Schottland und Kanada. Das breite musikalische Repertoire des Orchesters beinhaltet Kompositionen klassischer Art bis hin zu zeitgenössischen Werken sowie Bearbeitungen aus dem Bereich der moder- RTE – nen Unterhaltungsmusik; die Pflege der traditionel- RI TTSKA – EINT len Militärmusik ist ihm ein besonderes Anliegen. In I ZKON ZERT E F AG E ER EM IT zahlreichen kammermusikalischen Ensembles, so- B E N OU IS E VO N M AR IL LA C“ AU F DE R z s Koblen „L HO SP IZ N DE S usikkorp TE ZU GU NS wie Big Band, Tanz- und Jazzcombo und einer Eger- Heeresm Uhr , ), Siegen | Euro länderformation deckt das Musikkorps zusätzlich März Saal iftung.de d-Gläser- rien Hospiz | www.katholisc he-sozialst (Leo nhar halle Siegerland s Ma viele Bereiche der Musikdarbietung ab. Der hohe lstiftung Siegen-W ittgenste in und da lische Sozia lter: Katho Bekanntheitsgrad des Musikkorps entstand insbe- Veransta sondere durch die Produktion von Tonträgern und durch Auftritte in Rundfunk und Fernsehen. Für das Hospiz auf der Eremitage ist für den Un- Eintrittskarten terhalt ein sechsstelliger Eurobetrag angesetzt, der alleine über Spenden finanziert werden muss – „eine jetzt erhältlich nie endende Aufgabe“, sagt Dr. Christian Stoffers. Das heißt: „Es muss im wahrsten Sinne des Wor- Die Eintrittskarten sind an allen Kartenvorver- tes noch viel getrommelt werden für Spenden.“ Der kaufsstellen zum Preis von 19,50 Euro erhältlich. Erlös des Konzerts geht dann auch komplett an das Möglichkeiten zur Spende für das Hospiz finden Hospiz. Man hoffe, dass die Pandemie zu dem Zeit- sich auf marien-hospiz.de. punkt endlich überwunden sei und möglichst viele MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 23
PA N O R A M A — ∕ In der Marien Gesellschaft Siegen wird verstärkt auf Bewegtbildformate gesetzt. So etablierten sich digitale Pendants zu Veranstaltungen wie dem Siegener Herz- tag oder Update Gefäßmedizin. Am Anfang des Jahres startete zudem die Reihe Marien Broadcast mit Berichten zu aktuellen Projekten der Marien Gesellschaft Siegen. Die gedrehten Beiträge sind in einer Mediathek jederzeit abrufbar. 24 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
Dreh MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 25
REPORT — Prof. Michael Buerke Silberhochzeit im Gläser-Saal Das Thema „Bluthochdruck“ stand beim diesjährigen Siegener Herztag im Fokus D er Siegener Herztag hat schon eine lange Tra- „Die Volkskrankheit Bluthochdruck gilt als we- dition – bereits zum 25. Mal führen wir diesen sentlicher Grund für einen vorzeitigen Tod und ist Patiententag durch. Unter den vielen Herztagen einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz- und ist es das Original. Endlich auch wieder als Präsenz- Gefäßerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, veranstaltung!“, erklärte Hans-Jürgen Winkelmann, Hirnblutung, Herzschwäche, Herzrhythmusstörun- Hauptgeschäftsführer der Marien Gesellschaft, in gen oder andere Erkrankungen wie Nierenversagen, seiner Begrüßung. Angela Jung, 1. stellvertreten- die Kliniken in der beschäftigen“, so der Kardiologe de Bürgermeisterin der Stadt Siegen, hob in ihrem Prof. Michael Buerke. Der Chefarzt leitete und mo- Grußwort die Möglichkeit des unmittelbaren Aus- derierte gemeinsam mit TV-Moderatorin Michaela tauschs der Veranstaltung hervor, dessen drei Part- Padberg den 25. Herztag. ner, das St. Marien-Krankenhaus, die Herzstiftung Gemeinsam mit den zwei Co-Veranstaltern will und die AOK Nordwest, quasi Silberhochzeit feiern das von ihm gegründete Herz- und Gefäßzentrum würden, Es sei ein wichtiger Schritt hin zur Normali- am St. Marien-Krankenhaus Siegen die Öffentlich- tät. Weitere Grußworte sprachen Dirk Schneider von keit für die Gefahren des Bluthochdrucks sowie für der AOK und Günter Nöll von der Herzstiftung. die Wichtigkeit der Blutdruckmessung und der kon- Interessiertes Publikum Hans-Jürgen Winkelmann bei der Begrüßung 26 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
sequenten Behandlung und Prävention sensibilisie- ren. Dazu hat die Deutsche Herzstiftung die Volks- krankheit zum Thema der Herzwochen 2021 unter dem Motto „Herz unter Druck“ gewählt. „Und das Angebot in Siegen wurde trotz aller Corona-Aufla- gen sehr gut angenommen“, freut sich Dr. Christian Stoffers vom Veranstalter Marien Gesellschaft Sie- gen. Er sieht sich dann auch bestätigt, wieder Prä- senzveranstaltungen durchzuführen. Zu dem Ange- bot gab es einen Livestream aus der Siegerlandhalle heraus. Michaela Padberg führte durch die Veranstaltung Die fachliche Einleitung in das Thema des Tages gab Prof. Michael Buerke: „Das Gefährliche an dem ‚stillen Killer’ Bluthochdruck besteht darin, dass er - auch trotz hoher Blutdruckwerte - ohne Beschwer- den verlaufen und deswegen jahrelang unbehan- delt oder gar unentdeckt bleiben kann. Jeder soll- te deshalb seinen Blutdruck kennen und ihn ab 40 Jahre regelmäßig messen oder beim Arzt messen lassen“, riet der Kardiologe. „Bei familiärer Vorbe- lastung ist eine routinemäßige Untersuchung des Blutdrucks auch schon früher sinnvoll.“ Er mahnte, die Gefahr ernst zu nehmen und dazu gehört auch – für Erkrankte – die konsequente Einnahme blut- Dr. Christoph Blanke bei seinem Vortrag zur Schrittmachertherapie drucksenkender Medikamente. „Wir verschreiben sie nicht aus Spaß.“ Dem Thema medikamentöse Therapie nahm sich Dr. Fabian Krämer an, bevor dann Dr. Christoph Blanke zur Schrittmacherthera- pie und Priyanka Böttger zur Prävention referierten. Den Abschluss bildete ein Referat von Dr. Sebasti- an Dietz. Er zeigte auf, wie ein Leben mit Bluthoch- druck gestaltet werden kann und welche Möglich- keiten sich bieten. Wie in den Vorjahren, wenn auch in reduzierter Form, gab es eine Ausstellung zum Thema. ⁄ Übung einer Herzdruckmassage � Digitale Information zum Thema Alle Informationen und der aufgezeichnete Livestream des Siegener Herztages, sowie seiner Ableger in Betzdorf und Dillenburg, finden sich im Internet unter www.herztag2021.de. Auf die Besucher warteten Informationsstände rund um das Thema Herzgesundheit MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 27
GESUNDHEIT — © Maya Kruchancova | Adobe Stock Unter dem Radar Folgt auf Corona eine Diabetes-Welle? B ritische Diabetes-Experten warnen vor einer drastischen Zunahme von Di- abetes-Typ-2-Patienten in den kommenden Jahren – und zwar als direk- te Folge der Corona-Pandemie. „Ich finde das plausibel“, sagt Dr. Heinrich Franz, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie im Siegener St.-Marien-Krankenhaus. Auch in unserer Region sei diese Entwicklung zu beobachten – und zwar nicht nur bei Erwachsenen. Der Chefarzt der Inneren führt den Anstieg unter anderem auf eine falsche Ernährung und Bewegungsmangel während der zurückliegenden 1 ½ Jahre zu- rück. „Es handelt sich um eine Stoffwechselerkrankung, die durch diese Fakto- D R . M E D. ren begünstigt wird und zu einer Insulinresistenz der Körperzellen führt“, er- HEINRICH FRANZ klärt Dr. Franz. Das bedeutet: Die Bauchspeicheldrüse produziert zu viel des Hormons, wodurch das Organ irgendwann so überlastet ist, dass es schließlich Chefarzt der Klinik immer weniger Insulin ausschüttet. Anders als Typ 1 entwickelt sich diese Di- für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie abetes-Form normalerweise erst über die Jahre hinweg im Erwachsenenalter. und Diabetologie im Doch aktuell seien es auch immer mehr Kinder und Jugendliche, die daran er- St. Marien-Krankenhaus krankten, sagt Dr. Heinrich Franz. Siegen Wenn man rekapituliert, dass Schulschwimmen und alle andere Sportarten lange Zeit nicht oder nur eingeschränkt möglich waren, könnte man vermuten, dass der Anstieg bei Jüngeren auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist.“ Valide Zahlen gebe es dazu jedoch (noch) nicht. ⁄ 28 _ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104
GESUNDHEIT — „Beam me in, Scotty!“ S eit 2008 tourt das größte begehbare Foyer bis hin zu den zentralen Aufzügen. Darmmodell Europas durch Deutsch- Nun wolle man nach Corona nicht noch ein land, und das Siegener St. Mari- digitales Angebot konstruieren, vielmehr en-Krankenhaus war damals eines der ers- sollten Präsenz und Eintauchen in eine di- ten Krankenhäuser, durch das sich der 20 gitale Welt miteinander verschmelzen, und Meter lange Darm wand. Nun gibt es ein zwar vor Ort im Ambulanten Zentrum am platzsparendes Pendant und wieder ein- St. Marien-Krankenhaus. mal ist Siegen eine der ersten Adressen für Virtual Reality-Spezialisten aus Leipheim dessen Einsatz. Dank Virtual Reality-Brille haben das am Computer generierte Auf- und Controllern können im Frühjahr 2022 klärungstool nach dem Lern-Konzept des Besucher des Ambulanten Zentrums in die Original-Darm-Modells entwickelt: Der Be- virtuellen Welten des menschlichen Darms sucher durchschreitet erst einen gesunden eintauchen und auf einem Spaziergang Abschnitt, bevor er das Wachstum eines Po- durch dieses wichtige Organ Wissenswer- lypen sieht, der schließlich zu Darmkrebs tes hierüber erfahren. Ganz nebenbei wird mutiert. Er wird zudem über Risikofakto- über Darmkrebsvorsorge informiert – dies ren, wie chronisch entzündliche Darmer- geschieht virtuell und ganz analog durch krankungen aufgeklärt und erfährt, was die Experten des Darmzentrums im St. Ma- das familiäre Risiko für ihn bedeutet. Durch rien-Krankenhaus Siegen. Letztere sind die virtuelle Hinweisschilder im Darm wird der Chefärzte Prof. Dr. med. Frank Willeke (Chi- Besucher über Krankheitsstadien infor- rurgie), Dr. med. Heinrich Franz (Gastroen- miert und erfährt, wie die Vorsorgekolosko- terologie), Prof. Dr. med. Ralph Naumann pie ihn vor Darmkrebs schützen kann. (Onkologie) und Dr. med. René Baumann Der Ansatz überzeugte schließlich die (Strahlentherapie). Chefärzte der im Darmzentrum zusam- Als vor 13 Jahren das Darmmodell erst- mengeschlossenen Kliniken des St. Mari- mals nach Siegen kam, um die Bevölkerung en-Krankenhauses. Sie hoffen, dass nicht aufmerksamkeitsstark und unterhaltsam nur die „Millennials“ diese virtuelle Rei- für die Darmkrebsvorsorge zu sensibilisie- se durch den Darm unternehmen werden, ren, war das Echo enorm. Es gab damals sondern gerade die älteren Besucher die noch eine gewisse Scham, sich mit dem innovative Technik erleben wollen. „Natür- Thema Darmkrebs auseinanderzusetzen. lich gibt es da auch eine entsprechende Un- Doch war die emotionale Distanz durch den terstützung der Leipheimer VR-Spezialisten 20 Meter langen und fast drei Meter hohen für alle Teilnehmer“, heißt es von den Or- Schlauch mit einer Tonne Materialgewicht ganisatoren. „Sie ‚beamen‘ die Besucher in schnell überbrückt; der Darm schlängel- die virtuelle Realität der modernen Präven- te sich damals von der Aufnahme über das tion.“⁄ MARIEN ∕ KONKRE T Nr. 104 _ 29
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