Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA

 
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Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
der Weg
              September 2021 • Nr. 3

 Mit Leser-
wettbewerb

                            Schwerpunkt:
                            Barrierefreier
                            Zugang
Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
Inhaltsverzeichnis

Editorial                                3    Glasfronten sichtbar machen          18
Forum                                    4    Optimierter Zugang zur Weiterbildung 19
Mit allen Sinnen «anders sehen»          4    Verbandsleben                             21
Menschen                                 6    Standpunkt                                21
Coralie Imobersteg – Lebensfroh               Tollkühner Sprung für das
geerdet im Alltag                        6    BBZ Lausanne                              22
                                              Veranstaltungen                           23
Schwerpunkt                          10
Autonome Indoor-Navigation           10       SBV-Intern                          26
T&I-Leiter Luciano Butera im Interview:       Remo Kuonen – «Ich wurde nicht
«Letztlich ultimatives Ziel ist eine          gewählt, um populär zu sein!»       26
komplett inklusive Gesellschaft»     11       Roland Studer folgt auf
Dienliche Geldautomaten                       Remo Kuonen                         31
mit Audiounterstützung               13       SBV lanciert Podcast                32
Ein Vierteljahrhundert im Dienst              SBV-Mitgliederkarte aufleben lassen 33
gelebter Autonomie                   15       Leserwettbewerb                     35

Impressum
Zeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands SBV im
108. Jahrgang. Sie erscheint viermal im Jahr in Grossdruck, in Braille, als Daisy-CD,
im Elektronischen Kiosk und im Web sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) und
auf VoiceNet (031 390 88 88, Rubrik 2 5 1) in Deutsch und Französisch («Clin d’œil»).
In SBV-Mitgliedschaft inbegriffen. Für Nichtmitglieder: CHF 28.– (Inland), CHF 34.–.
Herausgeber:       Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV,
                   Könizstrasse 23, Postfach, 3001 Bern, www.sbv-fsa.ch
Redaktion:         SBV, 3001 Bern, 031 390 88 00, redaktion@sbv-fsa.ch,
                   Roland Erne (rer), Hervé Richoz (hr)
Übersetzungen:     Apostroph Bern AG
Foto Titelbild:	
                Erweiterte Autonomie: Den nicht ganz kurzen Arbeitsweg zwischen
                ihrem Wohnort Noville (VD) und Lausanne bewältigt Coralie Imobersteg
                (40) insbesondere mithilfe ihres Smartphones – für Informationen, die
                sie nicht sehen kann. Foto: François Schaer
ISSN-Nummern:      1422-0490 (Print), 2296-2018 (Braille), 2296-2026 (Audio)
Layout und Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Braille:           Anton Niffenegger
Audio:             Markus Amrein, Bern
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Montag, 1. November 2021

                                          Druck auf umweltfreundliches
2                                         FSC-Papier
Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser
Tief in unserem Inneren besteht eine
Verbindung zu allem Lebendigen, zu
unserer wahren Persönlichkeit und zu
dem, was uns allen Einschränkungen
zum Trotz zu so menschlichen, so                                Hervé Richoz.
einzigartigen Wesen macht, die nach                             Foto: Isabelle
vorne schauen. Mit den Worten von                               Favre
Franz Kafka: «Der Mensch wächst
nicht von unten nach oben, sondern           Waadtländerin ihren sehbehinderten
von innen nach aussen!» Diese Rück-          Schülerinnen und Schülern, erhobenen
besinnung auf sich selbst, auf dieses        Kopfes durch ihr Leben zu gehen, auch
angeborene, vertrauensvolle Wissen,          in der Erwachsenenbildung mit ihren
ist heute mehr als eine Einladung, ein       neuen Richtlinien zur Barrierefreiheit.
Aufruf zum Überleben in einer Welt,          Die gleiche Thematik betrifft auch
die immer weniger derjenigen gleicht,        unsere Mobilität in Innenräumen. Er-
die wir einst kannten und für die SBV-       fahren Sie mehr über Pilot-Versuche mit
Mitglieder seit 110 Jahren Seite an          sogenannten visorBoxen und der App
Seite kämpfen. Die Digitalisierung ist,      BlindFind im Einkaufszentrum Welle 7
sofern sie uns nicht uns selbst ent-         beim Bahnhof Bern wie auch über zent-
fremdet, aus unserem Alltag nicht            rale Erfahrungen von Eva Schmidt,
mehr wegzudenken. Und niemand wird           Leiterin der Schweizer Fachstelle
leugnen, dass sie gerade blinden und         Hindernisfreie Architektur, sowie über
sehbehinderten Menschen tagtäglich           elementare Einsichten und Gedanken
viele Vorteile bringt. Sich selbst finden,   von Luciano Butera, Leiter der SBV-
Vertrauen aufbauen, einander zuhören,        Fachstelle T&I. Weitere Beiträge sind
experimentieren und testen, sich mit         der zwölfjährigen Tätigkeit an der
einer ständig im Wandel begriffenen          Verbandsspitze von Präsident Remo
Umgebung auseinandersetzen – all dies        Kuonen, dem rechtzeitig zum diesjähri-
sind die Grundlagen eines «barriere-         gen TWS lancierten SBV-Podcast und
freien Zugangs» und damit des Schwer-        dem Schweizerischen Blindenmuseum
punkt-Themas dieser Ausgabe.                 in Zollikofen gewidmet. Und nutzen
So zeugt das Porträt der in mehrfacher       Sie Ihre Chance im Leserwettbewerb,
Hinsicht vorbildlichen, blinden Fach-        vielleicht ist Ihnen das Glück hold!
lehrerin Coralie Imobersteg von ihren
Leidenschaften und ihrem Talent, sich        Ich wünsche Ihnen eine angenehme
in dieser Welt zu behaupten. Dabei hilft     Lektüre.
die lebensfroh im Alltag geerdete            Hervé Richoz

                                                                                  3
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Forum

Mit allen Sinnen «anders sehen»
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Das Ende 2020 mit Unterstützung
des SBV eröffnete und Mitte Juni
2021 offiziell eingeweihte Schweize-
rische Blindenmuseum auf dem
Gelände der Blindenschule Zollikofen
macht buchstäblich erfahrbar, was
die sinnige Losung «anders sehen»
verheisst – mit einer ebenso er-
hellenden wie klug konzipierten
Ausstellung in einem von Schlicht-
heit geprägten Holzpavillon mit
klaren Linien. Eine Besichtigung.

Kaum hat Museumsleiterin Silvia Brüll-
hardt kurz nach dem zweitägigen
Museumsfest zur Pandemie-bedingt
nachgeholten Einweihung die Tür des
2019 notwendig gewordenen Ersatz-
baus geöffnet und ins Foyer geführt,        Eine hindernisfreie Ausstellung als
wird auch schon klar: Leitgedanke           «Lernort» zum Mithören und -sehen,
dieser durchdachten Ausstellung mit         Erstasten und selbstständigen Er-
vier schnörkellos themenzentrierten         kunden mit patentem Media-Guide.
Räumen dürfte die Reduktion aufs            Fotos: zVg/Blindenmuseum Zollikofen
Wesentliche gewesen sein. Hinter dem
Empfangsbereich erwarten sechs              Alexander Wyssmann, Fachlehrer der
Videostationen mit grossformatigen ver-     Blindenschule Zollikofen und Musiker.
tikalen Bildschirmen die Besuchenden.       Im angrenzenden Dunkelraum dann ist
Zwischen 1946 (Greti Kilchenmann)           Zuhören erst recht angesagt: Mit einem
und 2007 (Emely König) geborene             Hörspiel ist der allein bewältigte Schul-
Betroffene erzählen mit frappierender       weg einer jungen Frau zwischen ihrem
Selbstverständlichkeit von sich und         Zuhause und der Blindenschule einge-
ihrem Leben, visuell mit persönlichkeits-   fangen. Den Ausgang respektive Durch-
nahen Porträtaufnahmen ins Bild             gang zum zentralen Raum der Dauer-
gerückt – darunter Jonas Pauchard           ausstellung zu 200 Jahren Blinden-
(siehe März-Ausgabe 2018) und               pädagogik gilt es anschliessend im

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Forum

Dunkeln zu ertasten – für Sehende so                   an die Blindenschule Zollikofen überging.
etwas wie ein Lehrstück!                               Wie sehr die seither kontinuierlich aus-
Ist dies geschafft, bleibt haptisches                  gebaute Ausstellung zu einem barriere-
Erfassen durchwegs aufschlussreicher                   freien «Lernort» für Betroffene und ihre
Exponate im Wortsinn elementar. Denn:                  Angehörigen, Lernende und Studieren-
Samt Handlauf zu entdecken sind                        de sowie Fachpersonal und alle
sechs Ausstellungsthemen, die explizit                 Interessierte geworden ist, erhärtet
das Anfassen einschliessen: taktile                    der nachfolgende Atelier-/Workshop-
Veranschaulichung etwa mittels Relief-                 Raum beispielsweise mit grosszügigen
Karten, das Punktschriftsystem von                     Arbeitstischen (Braille, Low Vision,
Louis Braille, alltägliches Leben ins-                 Tast-Stationen) sowie die einleitenden
besondere am Beispiel von Geräten                      Videos ergänzenden Porträt-Einblicken
aus Küche und Haushalt sowie Spielen                   etwa mit unverzichtbaren Gegenständen
wie «Eile mit Weile», Teilhaben an der                 im Rahmen einer sogenannten
Arbeitswelt, digitale Entwicklung mit                  Sonderausstellung. All dies ist insbeson-
Fokus auf Apps und das iPhone («Ein                    dere zugänglich mit einem in den Spra-
Gerät spricht mit mir») sowie die                      chen Deutsch, Französisch, Italienisch
Geschichte der Blindenschule. Ebenso                   und Englisch verfügbaren Media-Guide,
wenig fehlen darf da ein Zeitstrahl, der               der mit Wahlmöglichkeiten zwischen
die Entwicklung der Blindenpädagogik                   den Funktionen Standard, Audio,
mit epochalen Ereignissen der Welt-                    Vergrösserung, leichte Sprache und
geschichte (1700 bis 2050!) verschränkt.               Hörhilfe keine Wünsche offenlässt.
Fundament dieses Kernelements der
Ausstellung ist die Sammlung von                       Öffnungszeiten: 15./26. Sept., 24./27.
Museumsgründer Dr. h.c. Theodor                        Okt., 07./10./21./24. Nov., 05./08./19.
Staub (1864-1960), die vor 60 Jahren                   Dez., jeweils 14 bis 17 Uhr.

Inserat

 Sicheres und schnelles Tippen auf dem Smartphone
 dank der mobilen, kompakten Tastatur von help2type
 Möchten Sie sich mitteilen, Kommentare auf Social Media posten
 und dadurch zur digitalen Gesellschaft gehören? Mit der Tastatur
 von help2type ist das möglich. Die fühlbaren Tasten sind die
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 und Android-Smartphones. Die Tastatur von help2type ist ein
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Menschen

Coralie Imobersteg
Lebensfroh geerdet im Alltag
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Vorbildlich in den Augen ihrer Schülerinnen und Schüler, bemerkenswert
für ihr Umfeld, zielstrebig in ihren Projekten: Coralie Imobersteg beein-
druckt durch ihre offensichtliche Ruhe und die Gestaltung ihres Berufs-
wie Privatlebens. Als Lehrerin am Centre pédagogique pour handicapés
de la vue (CPHV) in Lausanne gehört sie zu den wenigen spezialisierten
blinden Lehrkräften. Portrait einer Persönlichkeit mit Ausstrahlung, der
zu begegnen ausreicht, die eigene Sichtweise zu verändern.

Ausser den ausgeprägteren Kontrasten       kleinen und grossen Perkins-Braille-
der Wände und Fussböden, der               Schreibmaschinen sowie robusten
grösseren Hinweisschilder und der          Gelenkarmen mit grossen Bild-
taktilen Markierungen deutet in den        schirmen, die an Laptop-Computer
Korridoren des CPHV kaum etwas             angeschlossen sind. Julien (12) ist
darauf hin, dass es sich hier um keine     heute für eine Einzelstunde hier, um
ganz normale Schule handelt. Es ist        seine Schreibkenntnisse zu verbessern,
still. Doch das ist bald vorbei, und die   und wird von ihr gleich angesprochen:
Schule erwacht zum Leben – das             «Bist du bereit für dein Diktat? Wir
Geschrei einer Schar Kinder mit ihren      gehen in die Bibliothek. Hast du deinen
weissen Stöcken erfüllt die Flure. Unter   Laptop und deine Braille-Zeile?» Sie
den aufmerksamen Blicken der sie           wiederum packt ihr Pronto-Gerät, auf
begleitenden Praktikanten, die auf die     dem sie Informationen speichern,
richtige Richtung achten, ertasten die     Notizen in Braille eingeben und sich
Schülerinnen und Schüler den Weg           mit ihrem Smartphone verbinden kann.
zum nächsten Klassenzimmer.
Vor einem dieser von Ruhe um-              Ein bemerkenswerter Lebensweg
gebenen Lernorte nähert sich neugierig     Es ist offensichtlich, dass Coralie
ein schwarzer Labrador. Es ist Tryska,     Imobersteg, erfüllt von Lebensfreude,
Coralie Imoberstegs Blindenführhündin,     ihren Beruf liebt, den sie seit 20 Jahren
die ihre Schulstunden aus einigem          ausübt: «Ich wollte immer schon Lehrer-
Abstand verfolgt. Vom Pult aus, das        in werden, etwas weitergeben und mit
sie sich mit Dina, ihrer sehenden          Kindern arbeiten, obwohl ich nicht ein-
Lehrerinnenkollegin teilt, geht sie den    mal wusste, ob das möglich sein
Schulbänken entlang, ausgerüstet mit       würde.» Ihre Kolleginnen und Kollegen

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Menschen

loben denn auch ihr Beispiel an – hart
erworbener – Selbständigkeit, das sie
allen vorlebt. Die 40-Jährige aus Lau-
sanne weiss, wovon die Rede ist. Hat
sie diese Schule zwischen acht und
zwölf doch selbst besucht, nachdem
sie ihr Restsehvermögen infolge einer
Netzhautablösung abrupt verloren
hatte. Da ihr zuvor der Besuch einer
öffentlichen Schule möglich war, ist ihr   Zusammengeschweisstes Tandem:
diese Zeit als sehr schwierig in Er-       Coralie Imobersteg mit ihrer Blin-
innerung geblieben: «Nach meiner           denführhündin Tryska beim CPHV,
Erblindung musste ich alles lernen –       früher ihr Schul-, heute ihr Arbeits-
Braille, Mobilität, die Dinge des täg-     ort. Foto: François Schaer
lichen Lebens, Maschinenschreiben.»
Im damals gerade angebrochenen             pädagogik 2007 sowie CAS zur Praxis-
Computer-Zeitalter erkannte Coralie        Ausbildnerin im Jahr 2012. «Mir kam
Imobersteg sogleich, dass ihr diese        die Ausbildung an zwei verschiedenen
Technologien Freiräume verschaffen         Schulorten zuvor entgegen. Es war
würden. Doch mit zwölf Jahren war es       wichtig, auf Andere zu treffen, die
ihr vorerst wichtiger, wieder am allge-    waren wie ich, Integration zu erleben
meinbildenden Unterricht an der öffent-    und mich insbesondere im Umgang
lichen Schule in Lausanne Bergières        mit anderen Menschen sicherer zu
teilnehmen zu können. Für spezifi-         machen. All dies hat mir später
scheren Unterricht wie Sport oder          geholfen, insbesondere während der
wissenschaftliche Fächer (Geografie)       Jugendzeit», so Coralie Imobersteg.
besuchte sie das CPHV, was ihr zu          Inzwischen steht sie mit beiden Beinen
Sicherheit verhalf. Als passionierte       im Leben und ist sich der Vergänglich-
Schwimmerin wusste sie zudem das           keit aller Dinge bewusst. Und ihr liegt
Schwimmbad des CPHV zu schätzen:           daran, sich jederzeit «nachjustieren»
«An der öffentlichen Schule waren          zu können. «Die Hälfte meiner Zeit
Kinder, die anders waren, vom              unterrichte ich Französisch, Deutsch,
Schwimmen ausgeschlossen.»                 Geografie und bei Bedarf auch All-
Der Traum, Lehrerin zu werden, wurde       gemeinwissen am CPHV. Den Rest
immer stärker und so tat sie alles, um     der Zeit begleite ich Lernende ausser-
ihn wahrwerden zu lassen. Ihr Weg:         halb des CPHV», erklärt Coralie
Gymnasium Bugnon, Höhere Normal-           Imobersteg. So engagiert sie sich für
schule, Pädagogische Hochschule            die Weiterbildung von erwachsenen
(PH), Master-Abschluss in Sonder-          Bewohnern der Association Le Foyer

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in Lausanne und hilft ihnen, ihre Lese-     ihren Einzug in die 2013 in Noville (VD)
und Schreibkenntnisse zu pflegen:           gekaufte Wohnung, ebenso wie zuvor
«Ich finde es wichtig, dass die Men-        von all den Tücken, die sie auf ihrem
schen ihrer Familie schreiben können,       Weg bis zum CPHV überwinden
dass sie diesen Zugang zur Welt             musste. Dabei kann sie nun auf ihre
behalten und natürlich auch, dass sie       Eltern im Ruhestand und ihren Bruder
sich weiter neue Technologien an-           Cédric zählen, die alle drei nur wenige
eignen.» Ihr Bedürfnis, zu teilen, einem    Kilometer entfernt von ihr wohnen. Seit
Team anzugehören, gemeinsam zu              2013 vermag Coralie Imobersteg auch
arbeiten, ist für ihr Gleichgewicht         auf ihre Tryska zu vertrauen – zu-
bedeutungsvoll. Nicht von ungefähr ist      sammen sind sie beide fraglos ein ein-
Coralie Imobersteg so auch als Be-          gespieltes Team, wobei einzuräumen
raterin für Barrierefreiheit im Lausanner   ist: «Neue Umgebungen erkunde ich
Unternehmen id-Geo tätig. Überdies          immer erst mit einem Mobilitätstrainer
ist sie ausgebildete Massage- und           und meinem weissen Stock. Erst da-
Reflextherapeutin mit eigener Praxis        nach gehe ich denselben Weg auch in
in Vevey – genutzt an Wochenenden.          Begleitung meiner Blindenführhündin!»
Aufgrund einer bei ihrer Geburt erlitte-
nen Frühgeborenen-Retinopathie, in          Unersetzliche Apps
deren Folge sich die Netzhaut ablöste       Gewiss auch ist: Die Informatik hat den
und die mit vier Jahren auf dem linken      Alltag blinder und sehbehinderter Men-
und mit acht Jahren auch auf dem rech-      schen wie auch den selbstbestimmten
ten Auge zur Erblindung führte, durch-      Zugang zu Informationen revolutioniert.
lebte Coralie Imobersteg schwierige         So kann Coralie Imobersteg die Arbeiten
Zeiten: «Zu Beginn habe ich mich stark      ihrer Schülerinnen und Schüler
aufgelehnt, mir tausend Fragen gestellt,    überprüfen und sie beim Lernen
insbesondere zur Mutterschaft, über         begleiten. Immer wieder wird sie dabei
die Tatsache, dass man nichts mehr tun      auch von ihrer Experimentierfreude
konnte.» Trotz ihrem mutigen bis kühnen     überrascht, wie etwa bei jenem Schü-
Wesen erinnert sie sich mit so etwas        ler, der sie einmal fragte: «Madame,
wie unendlicher Zärtlichkeit an den         nutzen Sie denn nicht Seeing AI auf
Augenblick, in dem sie beschloss, sich      Ihrem Smartphone?» Dadurch ent-
definitiv in ihrem Zimmer einzuschlies-     deckte sie, wie sich mit eben dieser
sen, «weil alles keinen Sinn mehr           App Dokumente scannen und via
hatte». Lachend muss sie sogleich           Texterkennung vorlesen lassen. Also
anfügen: «Aber mit acht Jahren bleibt       hat sie die für sie neue Applikation,
man nie lange allein in seinem Zimmer.»     die ihr das Leben erleichtern sollte, wie
Coralie Imobersteg ist stolz auf ihren      gewohnt ohne Verzug heruntergeladen
Lebensweg und spricht freimütig über        und war sogleich begeistert: «Das ist

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Menschen

ziemlich verrückt. Von da an konnte ich      wirklich braucht: «Die Pandemie-Zeit
meine Post aus dem Briefkasten holen         war schwierig, glücklicherweise aber
und alsbald den Inhalt kennen, ohne          konnten wir alle gute Gewohnheiten
darauf zu warten, dass mir vorgelesen        inzwischen wieder aufnehmen.» Besorgt
wird. Das ist besonders hilfreich für        zeigt sich Coralie Imobersteg ferner über
persönliche Dokumente wie Gehalts-           die enormen Arbeiten, die der Umbau
abrechnungen oder Bankauszüge.»              des Bahnhofs Lausanne bis 2030 mit
Nicht weniger autonom ist sie so für         sich bringt. So hofft sie: «Ich träume vom
Restaurantbesuche etwa beim Lesen            Moment, in dem ich wirklich alle In-
der Speisekarte: «Für uns ist es             formationen in Echtzeit bekomme.»
wunderbar, alles auf einem einzigen          Selbstfahrende Verkehrsmittel? «Oh
Gerät zu haben. Ich kann gar nicht           nein, davor hätte ich zu viel Angst!»
mehr darauf verzichten.»                     Die Sonne im Herzen, lebt Coralie
Nicht weniger schätzt Coralie Imober-        Imobersteg von Begegnungen,
steg die neue Version «MyWay Pro»            Freundschaften, dem Ausgehen mit
der SBV-Navigations-App – insbeson-          Freundinnen, Reisen und Kultur. So
dere dann, wenn sie im nahen Wald            möchte man von ihr mehr erfahren –
ihres Wohnorts unterwegs ist: «Für           über Molière, bevorzugte Kabarettisten
meine Sicherheit habe ich meine Hündin       und ihre jeweils sorgfältig vorbereiteten
Tryska. Dennoch kann ich im Zweifels-        und zu neuen Horizonten führenden
fall die GPS-App konsultieren und            Reisen etwa nach China, Kanada,
nachprüfen, ob wir noch wie gewohnt          Vietnam oder in die USA, namentlich
unterwegs sind.» Da ihr Arbeitsweg           Kalifornien. Alles in allem fühlt sie
fast eine Stunde dauert, erleichtern ihr     sich in ihrem Leben buchstäblich «wie
zudem die Apps von SBB und Meteo             ein Fisch im Wasser», zumal sie ihre
Schweiz, E-Book-Reader, Verzeichnisse        im nahen Villeneuve geschwommenen
und Zeitmessfunktionen die Reise und         Bahnen – wann immer sie kann – nie
liefern ihr all die Informationen, die sie   missen möchte.

Coralie Imobersteg weiss im Einzelunterricht mit Schüler Julien, wie hier
in der CPHV-Bibliothek, ihr Pronto-Gerät einzusetzen und nutzt Tag für Tag
insbesondere mittels dienlicher Apps ihr Smartphone. Fotos: François Schaer

                                                                                     9
Schwerpunkt

Autonome Indoor-Navigation
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Für eine möglichst selbstständige Orientierung in öffentlichen Gebäuden
hat das mit der SBV-Fachstelle T&I kooperierende Dresdner Unternehmen
visorApps eine bestechende Lösung gefunden: Sogenannte visorBoxen,
die sich per Bluetooth mit der auf dem Smartphone installierten App
BlindFind verbinden lassen, lotsen von einer Sehbehinderung Betroffene
auditiv zielgerichtet zu für sie wichtigen Standorten wie Geschäften, Fahr-
stühlen, (Roll-)Treppen oder Toiletten. Zwischen Juni und August 2021
konnte in Zusammenarbeit mit der Migros Aare in der Welle 7 beim Bahn-
hof Bern ein Pilot-Testbetrieb durchgeführt werden. Ein aufschlussreicher
Rundgang mit Daniela Moser (Interessenvertretung) und Rolf Roth (T&I).

Welle 7, morgens 9.30 Uhr gegen Ende       Ein zentraler Punkt im Gebäude: die
Juni: kein Gewusel wie mittags, auch       Liftanlage. Kaum ist der Haupteingang
wenn es an Einkaufenden und mit für        passiert, sind visorBoxen in der Nähe in
Nachschub sorgendem Verkaufs-              der BlindFind-App zu finden. Durch
personal nicht fehlt. Ideale Bedingungen   Aktivieren der gewünschten visorBox,
also für einen Test des barrierefreien     beispielsweise bei den drei Fahrstühlen,
Leitsystems zwecks erleichterter Indoor-   wird sodann ein Klopfsignal sowie eine
Orientierung mittels auf zwei Etagen       kurze Textansage des Standorts wieder-
neun montierten visorBoxen, die mit        gegeben. Die App vermittelt überdies
geöffneter App flugs zu aktivieren sind.   detailliertere Angaben im Sinne von

Daniela Moser weiss den Touchscreen der verlässlich erreichten Liftanlage
zu bedienen und hat mit der BlindFind-App auch die Migros-Filiale erreicht,
ehe sie mit Rolf Roth dem Ausgang der Welle 7 zustrebt. Fotos: Roland Erne

10
Schwerpunkt

Beschreibungen zu Örtlichkeiten und       das in Dresden beheimatete Unter-
Hilfestellungen; an dieser Stelle etwa    nehmen visorApps unter anderem
dazu, wie der Lift mit Touch-Screen zu    auch das stadteigene Rathaus aus-
bedienen ist. Für Daniela Moser (stark    gestattet. Für Daniela Moser und
sehbehindert) und Rolf Roth (blind) ein   Rolf Roth eignet es sich aufgrund des
problemlos gemeisterter Pfad.             Tests darüber hinaus insbesondere
                                          etwa für Bildungsinstitutionen, Flug-
Innovatives Leitsystem                    häfen, Alters- und Pflegeheime oder
Eine Etage tiefer ist die nächste visor   Spitäler. «Grundsätzlich dient die
Box unweit des Fahrstuhls bewusst         BlindFind-App in Verbindung mit den
oberhalb einer Verzweigung platziert,     visorBoxen der Orientierung in grossen
die geradeaus zu den Toiletten und        Gebäuden, ist hingegen nicht für
nach rechts zur Denner-Filiale und von    das Auffinden von Objekten wie zum
da zur Verkaufsfläche der Migros führt    Beispiel im Bereich des autonomen
– alle diese Punkte sind ebenfalls mit    Einkaufens geeignet», betont Rolf
einer visorBox markiert. Ein kurzer       Roth, der das Pilot-Projekt seitens T&I
Unterbruch der Bluetooth-Verbindung       wie auch weitere Tests in Zusammen-
indes bringt die Testenden an diesem      arbeit mit Franziska Roggli (Regionale
Morgen nicht ins Straucheln, aber vor-    Interessenvertretung) begleitet hat.
erst zum Stehen. Der Weg zurück           Daniela Moser wiederum ist von der
nach oben schliesslich ist mit einer      BlindFind-App unumwunden angetan
weiteren visorBox bei der Rolltreppe      und spricht von einer «coolen Lösung».
erschlossen. Von da aus ist schnell       T&I-Leiter Luciano Butera schliesslich
auch schon der Ausgang erreicht.          sagt es mit Understatement so: «kleine
Mit dem innovativen Leitsystem hat        Sache, grosser Effekt!»

«Letztlich ultimatives Ziel ist eine komplett
inklusive Gesellschaft»
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Die Fachstelle Technologie und Inno-      schulen sowie die
vation (T&I) ermöglicht und verbes-       Entwicklung eigener
sert die barrierefreie Zugänglichkeit     Apps wie «Recunia»,
                                                                               Foto: Markus A. Jegerlehner

von Dienstleistungen und setzt für        «Intros» oder zuletzt
diese zielgerichtete Kernaufgabe ins-     «MyWay Pro». Drei
besondere auf die Zusammenarbeit          Fragen an T&I-Leiter
mit Unternehmen und (Fach-)Hoch-          Luciano Butera.

                                                                               11
Schwerpunkt

Was ist grundsätzlich unter barriere-      alle nutzbar sind – beispielsweise zum
freiem Zugang zu verstehen?                Einkaufen oder Planen von Reisen.
Möglichst allgemein formuliert, steht      Da sind barrierefreie Entwicklung
dieser eigentlich technische Begriff für   und inklusives Design enorm wichtig.
die Nutzbarkeit von alltäglichen           Einem buchstäblich inklusiven Angebot
Anwendungen und Dienstleistungen           entsprechen zudem die aufgrund ihrer
für Menschen mit Einschränkungen –         Audiounterstützung sprechenden Geld-
vom Abrufen einer Website über das         automaten, die auch von Menschen
Einsetzen einer App bis zur Bedienung      ohne Augenlicht genutzt werden
der Kaffeemaschine. Zu berücksich-         können. Überdies sollen künftig ins-
tigen sind dabei drei elementare           besondere auch Haushaltsgeräte
Aspekte: Grundlegende Informationen        barrierefrei funktionsfähig sein – nicht
müssen erfassbar sein, geknüpft an         von ungefähr ein weiterer Tätigkeits-
verständliche Inhalte und Texte oder       bereich unserer Fachstelle T&I.
etwa Grafiken mit Beschreibungen.
Ebenso unabdingbar sind der Orientie-      Was (ver)heisst Digitalisierung
rung dienende Strukturen, die quasi        für Blinde und Sehbehinderte?
selbsterklärendes Navigieren bei-          Wo lauern digitale Barrieren?
spielsweise mittels Software-Tabs          Die Digitalisierung ist fraglos eine
ermöglichen, sowie leicht bedienbare,      der wichtigsten Voraussetzungen für
weil durch Buttons oder Klicks aus-        Barrierefreiheit und das Erreichen
zulösende Funktionen.                      einer inklusiven Gesellschaft. In diesem
                                           Zusammenhang zu nennen sind,
Welche Leitgedanken stehen hinter          neben Smartphones und Apps, ins-
der Forderung nach einem barriere-         besondere Errungenschaften wie das
freien Zugang? Ein anhaltender             zwingend zu forcierende E-Voting, das
Optimierungsprozess?                       elektronische Patientendossier oder
Vorerst bleibt keine andere Wahl,          digital abgewickelte Signaturprozesse
als zu optimieren. Letztlich ultimatives   beispielsweise auf Versicherungs-
Ziel ist indes eine komplett inklusive     ebene. Papierdokumente hingegen
Gesellschaft. Denn: Auch Blinde und        bedürfen stets einer verlässlichen
Sehbehinderte sollen sämtliche Dienst-     Scanlösung. Was digitale Barrieren
leistungen dereinst im Sinne einer         betrifft, ist zu betonen, wie wichtig die
Selbstverständlichkeit nutzen und von      Möglichkeit einer barrierefreien Um-
nur mehr barrierefrei auf den Markt        setzung insbesondere mittels auditiver
gekommenen Produkten profitieren           Aufzeichnungen ist. Ein Beispiel: Web-
können. Stichwort hierfür ist die Devise   sites sehen Aufgaben vor, Informatio-
«Design for All!» Anzustreben bleibt,      nen zu einem Bild mit Text zu ver-
dass Dienstleistungen im Internet für      sehen und damit zu verhindern, dass

12
Schwerpunkt

sich zuhauf Roboter für einen Dienst     Variante: So kann etwa eine E-Mail-
registrieren und dabei Schaden anrich-   Adresse mit gutem Grund auf diesem
ten. Grosse Unternehmen wie Google       Weg generiert werden. Auch da geht
ermöglichen dies mit einer Audio-        es in erster Linie um Erfassbarkeit.

Dienliche Geldautomaten mit Audiounterstützung
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Selbst wenn zunehmend Debit- und Kreditkarten eingesetzt und Smart-
phone-Apps genutzt werden, sollen Bargeldbezüge weiterhin auch für von
einer Sehbehinderung Betroffene möglich sein. Dafür sorgen Geldauto-
maten mit Sprachausgabe. Eine Auslegeordnung mit Daniela Moser, die
für die SBV-Interessenvertretung das Dossier «Zugängliche Finanzdienst-
leistungen» betreut.

Seit knapp einem Jahr verfügen alle
schweizweit über 50 Standortbanken
(wie CS, Raiffeisen, UBS oder Valiant
sowie gewisse Kantonal- und Regional-
banken) für ihre gegen 6’000 Banco-
maten über eine einheitliche Software,
die das Zahlungsdienstleistungsunter-
nehmen SIX mit einer abgeglichenen
Bedienungsoberfläche und Benutzer-
führung ausgerüstet hat. Ermöglicht
wurden so auch neue Funktionen wie
Bezüge und Einzahlungen am Geld-
automaten mittels QR-Code, etwa über
das Smartphone, oder eine individuel-
lere Wahl der ausgegebenen Bank-
noten, vor allem aber eine Talking
ATM (für Automated Teller Machine)
genannte Audio-Funktion, die laut        Willkommene Option: Für Daniela
SIX-Sprecher Jürg Schneider bei rund     Moser ist ein Bargeldbezug auch
2’400 Bancomaten in Betrieb sein         mittels eines sprechenden Banco-
dürfte – für Blinde und Sehbehinderte    maten in einer Grossverteiler-Filiale
von elementarer Bedeutung.               möglich. Foto: Simon Bart

                                                                            13
Schwerpunkt

Weitgehend identische Bedienung            PIN-Eingabe mit eingesteckter Karte
Software-seitig steht die Sprachaus-       über den gewählten Betrag in der
gabe für alle ab 1968 eingeführten         gewünschten Währung oder eine
Bancomaten zur Verfügung, wenn-            Abfrage des Kontostands bis zum
gleich Einschränkungen auf der tech-       Bargeldbezug mit oder ohne Beleg.
nischen Seite bestünden: So hätten         Hinsichtlich Sicherheit bei der Ver-
gewisse Gerätetypen keine Kopfhörer-       wendung der Sprachausgabe verweist
buchse respektive die Gerätetypen          Daniela Moser mit Nachdruck einer-
seien entweder (noch) nicht «aufge-        seits auf einen sofortigen Abbruch der
rüstet» oder die Kopfhörerbuchse nicht     Transaktion mit entferntem Kopfhörer,
aktiviert worden, gibt Jürg Schneider      anderseits auf einen anwählbaren
zu bedenken. Hinzu kommen 953 (per         «diskreten» Modus mit ausgeschalte-
31. Mai 2021) ebenfalls mit einer Audio-   tem Bildschirm, womit insbesondere
unterstützung versehene Postomaten,        eine unerwünschte Überwachung zu
die PostFinance in der Schweiz mit         verhindern sei.
einer eigenen Software unterhält. Dies
entspricht dem gesamten Gerätepark         Patente Suchfunktion
von PostFinance. Ob Bancomat oder          Nicht weniger dienlich ist die Such-
Postomat: Die Bedienung mit Sprach-        funktion nach Finanzinstitut und Ort
ausgabe ist weitgehend identisch, wie      auf der SBV-Website unter dem Link
Daniela Moser versichert. Seitens SBV      «Übersicht der Bancomaten mit Audio-
war sie unter anderem auch bei Soft-       unterstützung» (https://www.sbv-fsa.
ware-Tests sowie an der verbands-          ch/bankomat). Damit lassen sich
eigenen Video-Produktion «Tutorial         leichthändig beispielsweise alle Geld-
Bargeldbezug Geldautomat mit               automaten mit Sprachausgabe einer
Sprachausgabe» (https://www.sbv-fsa.       sogenannten Hausbank am Arbeits-
ch/dienstleistungen/interessenvertre-      oder Wohnort abfragen. In der ersten
tung/bankdienstleistungen) beteiligt.      Jahreshälfte 2021 waren auf diesem
Was aber heisst Sprachausgabe und          Weg annähernd 300 (Deutschschweiz)
bedeutet Audiounterstützung konkret?       und über 700 (Westschweiz) Aufrufe
Kurz: Schlüssel dafür ist ein handels-     zu verzeichnen. Bald schon soll diese
üblicher Kopfhörer, der mit dem Ein-       Dienstleistung auch über die von
stecken der Buchse die Sprach-             der Fachstelle T&I entwickelte App
ausgabe wahlweise in Deutsch,              «MyWay Pro» abrufbar sein. Ent-
Französisch, Italienisch oder Englisch     sprechende Grundlage sind die von
aktiviert. Die sodann auditiv geleitete    den involvierten Banken gelieferten
Transaktion wird zudem nicht per           und auf der Website hinterlegten
Touchscreen, sondern über den              Geo-Daten im Sinne einer einheit-
Zahlenblock ausgelöst – von der            lichen einzigen Datenquelle.

14
Schwerpunkt

Ein Vierteljahrhundert im Dienst
gelebter Autonomie
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Technologien, die geeignet sind, unseren Alltag im menschlichen und
baulichen Umfeld zu revolutionieren, ergänzen die seit 1995 mit Einrichtung
des Fachbereichs sehbehindertengerechtes Bauen etablierten Grund-
lagen der Schweizer Fachstelle für Hindernisfreie Architektur. Ihr vor-
dringliches Ziel: koordinierte Barrierefreiheit für Menschen mit
Behinderungen jeder Art zu erreichen. Ein Gedankenaustausch mit
Eva Schmidt, Leiterin der seit 40 Jahren bestehenden Fachstelle.

Bahnhof Lausanne, 7 Uhr morgens:          wünschen übrig, der Lärmpegel in der
pünktliche Ankunft, alles hat gut funk-   Halle ist ohrenbetäubend, die Menschen
tioniert, zumal mit den Smartphone-       haben es eilig, und nun regnet es auch
Apps für verlässliche Informationen       noch aufs Handy, das kaum mehr zu
zu Fahrplänen und Wetteraussichten        hören ist und erst noch vermeldet,
bis hin zu den aktuellen Nachrichten      dass der Akku gleich leer ist. Zudem
gesorgt ist. Das Wetter aber lässt zu     fehlt es an einem Blindenführhund, der

                                                            Ob mit taktiler
                                                            oder digitaler
                                                            Unterstützung: Für
                                                            Sehbehinderte ist
                                                            die Fortbewegung
                                                            eine Heraus-
                                                            forderung. Foto:
                                                            Hervé Richoz

                                                                              15
Schwerpunkt

zum Fussgängerstreifen vor dem              nur nützlich, sondern haben auch einen
Bahnhof leiten könnte. Und die              gewissen Charme.» Zudem macht das
Beleuchtung ist immer noch schlecht.        Leitliniensystem uns selbst für die
Obendrein verstellen Reisende mit           Gesellschaft sichtbar, obwohl man
ihrem an noch trockenen Stellen             ständig ihre Bedeutung erklären muss.
deponierten Gepäck den Weg. Auch            «Wir achten darauf, sie nicht überall
Technologien, die zweifellos Selbst-        anzubringen, aber an allen entschei-
bestimmtheit und persönliche Wahl-          denden Stellen!», so Eva Schmidt.
möglichkeiten verbessern, helfen in
diesem Moment nicht wirklich weiter.        Normen als gemeinsame Sprache
Vielmehr sind es die Leitlinien und         Abgesehen von diesen Markierungen
Braille-Beschriftungen an den Hand-         sind auch alle anderen Hindernisse
läufen, die ein hindernisfreies Fort-       zu berücksichtigen, auf die man im
kommen garantieren. Taktil-visuelles        urbanen Raum stossen kann (siehe
Leitliniensystem und Ampelanlagen           die technischen Datenblätter und
mit akustischen Signalen, dies waren        die Richtlinien «Strassen – Wege –
die Aufgabenbereiche, mit denen Eva         Plätze»). Die immense Arbeit an den
Schmidt vor 25 Jahren als junge Archi-      Normen (SIA 500, SN 640 075) ent-
tektin von der Fachstelle betraut wurde.    spricht überdies einer Art – zuge-
                                            gebenermassen auch einschränkenden
Vielfältige, aber nicht unüberwind-         – gemeinsamen Sprache, die es den
bare Hindernisse                            vielen Beteiligten ermöglicht, sich rich-
In der Fachkommission für sehbehin-         tig zu verhalten, um unsere Mobilität
dertengerechtes Bauen, die weiterhin        und Sicherheit zu gewährleisten. «Das
Lösungen evaluiert und über die in den      Behindertengleichstellungsgesetz
Normen enthaltenen Mindestanforde-          (BehiG) vermittelt Behinderten und
rungen und Standards entscheidet,           ihren Organisationen die Möglichkeit
erinnert sie sich an Gerd Bingemann         rechtlicher Schritte. Auf der Grundlage
und Urs Kaiser, die ihr unsere Realitäten   des BehiG konnten Normen für Ge-
vermittelt haben. Sie erkannte schnell,     bäude und Verkehrswege erstellt
dass die Hindernisse ebenso endlos          werden, die das Leben verändern. Wir
wie vielfältig, jedoch nicht unüberwind-    werden ernst genommen und konnten
bar waren. Vor allem aber habe die          diese Normen dank des Gesetzes
Fachkommission mit dem bereits in           weiterentwickeln und zur Anwendung
Österreich erprobten und für die            bringen», betont Eva Schmidt.
Anwendung in der Schweiz modifizier-        Es ist eine Kombination, die relevante
ten Leitliniensystem eine gute Wahl         Dinge fraglos vorangebracht hat. Den-
getroffen: «Die podotaktilen Linien         noch bleibt die Tatsache, dass alle Ent-
strukturieren den Raum und sind nicht       scheidungen von Menschen getroffen

16
Inserat

werden, denen als «grundlegendes                               stiftung AccessAbility
und unabdingbares Prinzip» nahe-
                                                          gemeinnützige stiftung für
zubringen ist, dass es unerlässlich                        sehbehinderte und blinde
ist, Bauwerke sehbehindertengerecht
zu gestalten. Zumal für uns gedachte         Sie stehen als Betroffene, als
Errungenschaften oft auch anderen            Betroffener für uns im Zentrum.
Nutzern des öffentlichen Raums zugute-
kommen. Aus Sicht von Eva Schmidt            Wir sind Ihre herstellerunabhängige
                                             Beratungsstelle für EDV- und elek-
«sind die regionalen Verantwortlichen        tronische Hilfsmittel und testen für
der SBV-Interessenvertretung somit           Sie Produkte der Zukunft.
aufgerufen, ihre Kooperationsnetz-
werke vor Ort zu stärken».                   Compact 10 HD Speech – und es
                                             klappt mit dem Vorlesen!
                                             Die aufklappbare Kamera
Plädoyer für die menschlichen                ermöglicht ein einfaches Erfassen
Sinne                                        eines Dokuments im A4-Format
Die neuen Herausforderungen liegen           und sorgt somit für ein qualitativ
im Bereich barrierefreier Innenräume         einzigartiges Vorlese-Resultat.
                                             Auch Handnotizen tätigen und
und gehen in Richtung digitaler Steue-       Objekte betrachten ermöglicht Ihnen
rung von Anzeigen oder Beleuchtun-           das neue 10-Zoll-Bildschirmlesegerät
gen. Die Berührung des Smartphone-           von Optelec.
Displays mobilisiert andere Sinne, birgt
aber die Gefahr, nicht mehr auf die
Geräusche der Stadt oder die räum-
liche Orientierung in einem bekannten
und vertrauten Umfeld zu achten.
Es ist gleichwohl davon auszugehen,
dass eine bestimmte Nutzergruppe
dank dieser Technologien eine neue
Form von Freiheit und Autonomie
erleben wird. Dennoch hält Eva
Schmidt abschliessend fest: «Selbst          Testen Sie die Zukunft schon
                                             heute in einer der Filialen der
für die künftige Generation, obgleich
                                             Stiftung AccessAbility.
‹Digital Natives›, wird die digitale Welt
                                             Informieren Sie sich bei:
niemals das Gefühl der Kontrolle beim
Finden einer Taste, das Spüren einer         Luzern                   041   552   14   52
                                             St. Gallen               071   552   14   52
Trottoir-Kante mit Stock, Hand und           Bern                     031   552   14   52
Körper, das lebendige Begreifen eines        Neuchâtel                032   552   14   52
Volumens mittels seiner Masse, die           www.accessability.ch   info@accessability.ch
Akustik oder die Gerüche ersetzen.»

                                                                                        17
Schwerpunkt

Glasfronten sichtbar machen
Daniela Moser, Mitarbeiterin Interessenvertretung

Unmarkierte oder mit zu geringem            Oberland, Optimierungsbedarf bei den
Kontrast gekennzeichnete Glas-              bisher vorhandenen Türmarkierungen
flächen, die somit nicht ausreichend        festgestellt. Denn: Für die Markierun-
als Hindernis zu erkennen sind,             gen wurde eine transparente Farbe
bedeuten für Sehbehinderte eine             verwendet, die den Anforderungen
erhebliche Gefahrenquelle. Deshalb          hinsichtlich eines gut erkennbaren
hat die SBV-Interessenvertretung            Kontrasts nicht ausreichend zu ent-
in Zusammenarbeit mit Coop                  sprechen vermochte. Je nach Licht-
die internen Richtlinien für Tür-           verhältnissen waren diese Markierun-
markierungen überarbeitet. Eine             gen nicht mehr wahrzunehmen – für
Begehung in der Berner Test-                Sehbehinderte ein ernstzunehmendes
Verkaufsstelle Schönburg.                   Risiko. Für Coop wiederum Anlass
                                            genug, die bestehenden Türmarkie-
Einfarbig, zweifarbig, weiss, schwarz,      rungen entsprechend anzupassen.
gepunktet – auf Glasflächen sind            Nach der Kontaktaufnahme der SBV-
diverse Markierungen anzutreffen.           Interessenvertretung hat Coop zeitnah
Alle verfolgen denselben Zweck: Glas-       eine Verkaufsstelle in Bern mit neuen
fronten für Menschen mit Sehbehinde-        Markierungen ausgestattet, die mit
rung sichtbar zu machen. Mit gutem          einer deckenden Farbe umgesetzt
Grund werden in der Norm SIA500             wurden. Anlässlich einer Begehung
denn auch leicht erkennbare Markie-         Anfang Juli 2021 hat sich gezeigt:
rungen von Glasflächen auf einer            Weitere Optimierungsoptionen lassen
Höhe von 140 bis 160 Zentimetern            sich insbesondere mit der farblichen
gefordert. Vorzugsweise werden der-         Gestaltung umsetzen. Die neuen
artige Kennzeichnungen zweifarbig           Türmarkierungen wurden indes
ausgestaltet, damit ein guter Kontrast      mit einer hellen Farbe ausgestaltet,
unabhängig des Hintergrunds oder            die auf einem hellen Hintergrund
der Lichtverhältnisse bestehen bleibt.      verschwinden kann. Diesem Umstand
                                            kann mit einer zweifarbigen Markie-
Empfehlung für zweifarbige                  rung Rechnung getragen werden.
Markierung                                  Der SBV steht weiter mit Coop im
Bei der Begutachtung eines Coop-            Austausch, um die einfarbige Mar-
Supermarkts Ende 2020 hat Franziska         kierung mit einer zweiten Farbe zu
Roggli, Mitarbeiterin der regionalen        ergänzen und damit zu optimieren.
Interessenvertretung Bern/Berner            Das Markieren von Glasflächen ist

18
Schwerpunkt

                                                            Die Türen des Coop-
                                                            Supermarkts Schön-
                                                            burg in Bern wurden
                                                            mit neuen Markierun-
                                                            gen in deckender
                                                            Farbe ausgestattet.
                                                            Foto: zVg/Coop

eine vergleichsweise einfache Mass-        von Gefahren befreit. Fazit: Die SBV-
nahme, welche die autonome Orientie-       Interessenvertretung bleibt am Ball,
rung von Menschen mit Sehbehinde-          damit Glasflächen generell und mög-
rung massgeblich erleichtert und sie       lichst überall noch sichtbarer werden!

Optimierter Zugang zur Weiterbildung
Rolf Summermatter, Leiter Sektionen und Mitgliederdienste

Sollen von einer Sehbehinderung Betroffene die Herausforderungen
meistern können, denen sie am Arbeitsplatz begegnen, ist Weiterbildung
unerlässlich – wenn sie denn auch barrierefrei zugänglich ist. Nicht
weniger dringend und zwingend sind somit inklusiver gestaltete Weiter-
bildungsangebote im Zeichen des lebenslangen Lernens. Deshalb hat
der SBV in Zusammenarbeit mit Travail.Suisse Formation (TSF) und dem
Verband der Schweizerischen Volkshochschulen (VSV) als fundamentale
Grundlage eine Kriterienliste erarbeitet, die blinden und sehbehinderten
Menschen den Zugang zur öffentlichen (Weiter-)Bildung erleichtern soll.

Claude ist blind und besucht mit 21        alles gut, bloss drängt sich da die
anderen Gleichaltrigen die 10. Klasse      Frage auf, wie die Schule, die Lehrer-
einer öffentlichen Regelschule. Soweit     schaft, seine Mitschüler-/innen und er

                                                                                19
Schwerpunkt

selbst mit der Situation umgehen. Die        können, damit gemeinsam entspre-
Antwort: «Die Lehrer stellen ihm die         chende Lösungen entwickelt werden.
Dokumente frühzeitig elektronisch zur       •D
                                              ie Kursunterlagen sollen bereits
Verfügung. Er teilt uns seine Bedürf-        vor Veranstaltungsbeginn vorliegen,
nisse für den Unterricht und für das         damit Betroffene Weiterbildungs-
Bewegen im Schulhaus mit.» Wer sich          angeboten einfacher zu folgen und
nun den Ablauf einer Schulstunde vor-        die eigenen Notizen gut in die Kurs-
zustellen versucht, muss sich sogleich       unterlagen einzufügen vermögen.
fragen, wie Claude einem visuell aus-       •E
                                              benfalls enthalten sein sollten
gerichteten Unterricht (Sichtworte:          Empfehlungen, die den Weg zu
PowerPoint-Präsentationen, FlipChart-        Kursort und -lokal beschreiben,
Erläuterungen) folgen kann. Ent-             wie Gruppenarbeiten zu planen
sprechende Interviews, ein Workshop          sind und der Nachteilsausgleich an
und eine Vernehmlassung im Rahmen            Prüfungen geregelt ist.
eines vierjährigen Projekts bildeten
denn auch die Basis für die gemein-         Schub für zugängliche Bildung
same Erarbeitung einer Kriterienliste       Setzen (Weiter-)Bildungsinstitutionen
zwecks barrierefreier Weiterbildungen       auf diese breit abgestützte Kriterien-
– von der Anmeldung über die Anreise        liste, dürften blinde und sehbehinderte
bis hin zur Durchführung und Aus-           Teilnehmende jedenfalls kaum mehr
wertung inklusiver Kurse und Lehr-          Anmerkungen prekärer Art à la «Wie
gänge.                                      Sie hier auf dieser Folie unschwer
Grundsätzlich gilt: Es geht nicht ohne      erkennen können…» zu hören be-
geteilte Verantwortlichkeit, zielgruppen-   kommen. Vielmehr sollen vor Beginn
spezifische Barrieren sind zu ver-          der Ausbildung inskünftig offene und
hindern. Insbesondere zu beachten ist:      wertschätzende Gespräche stattfinden,
•D  ie Website einer Weiterbildungs-       welche die für beide Seiten erfolg-
   institution muss für Blinde und Seh-     reiche Gestaltung eines Kurses oder
   behinderte hindernisfrei zugänglich      Lehrgangs ermöglichen. Mit den
   sein.                                    Worten von Daniela Moser, Mit-
• In Dokumenten wie etwa Merk-             arbeiterin der SBV-Interessenvertretung:
   blättern sollen die definierten An-      «Mit der erarbeiteten Kriterienliste für
   forderungen und Massnahmen klar          eine barrierefreie Weiterbildung wurde
   ersichtlich sein sowie von den Be-       der Grundstein für eine autonome
   troffenen in eine fürs sie les- oder     Teilhabe am Schweizer Bildungs-
   hörbare Form umgewandelt werden          system für Menschen mit einer Seh-
   können.                                  behinderung gelegt. Wenn alle am
•B  linde und Sehbehinderte sollen ihre    gleichen Strick ziehen, wird die Berufs-
   Bedürfnisse frühzeitig anmelden          vielfalt für Betroffene weiter optimiert.»

20
Verbandsleben

Standpunkt
Ulrich Heitzmann, Präsident Sektion Aargau-Solothurn

Liebe Leserin, lieber Leser
Seit jeher war es für Menschen mit
einer Beeinträchtigung schwierig, sich
im Alltag zurechtzufinden. Die Umwelt
ist nicht unbedingt darauf eingestellt,
sie und ihre Bedürfnisse ganz selbst-
verständlich wahrzunehmen. Daran
hat auch das 2004 in Kraft getretene
Behindertengleichstellungsgesetz
(BehiG) leider nicht sehr viel geändert.
Zwar wird überall versucht, die Umwelt                              Ulrich
gerade auch für Blinde und Sehbehin-                                Heitzmann.
derte entsprechend zu gestalten und                                 Foto: zVg
anzupassen. Dennoch fehlt es in
vielen Bereichen weiterhin an Vielem.      Ganz klar, als Sektionspräsident
Gleichwohl stellt sich die Frage, ob es    wünsche ich mir für unsere Mitglieder
nötig ist, beispielsweise alle Bushalte-   ein freies, ungezwungenes und selbst-
stellen sehbehindertengerecht ein-         ständiges Leben. Man muss indes
zurichten. Oder: Ist es wirklich not-      aufpassen, nicht zu sehr auf seinem
wendig, alle öffentlichen Gebäude          Recht zu beharren. Das kann leicht
mit Markierungen in Blindenschrift zu      einmal kontraproduktiv sein. Vielmehr
versehen? Nach Gesetz ja! Dennoch          ist ein vernünftiger Konsens zu finden
denke ich, dass es auch die Verhältnis-    zwischen dem, was dringend und
mässigkeit zu wahren gilt. Im digitalen    möglichst rasch gebraucht wird, und
Bereich sieht es da schon weit besser      dem, was nicht so wichtig oder gar
aus. Im Zuge der Digitalisierung ist es    verzichtbar ist – eine herausfordernde
mittels Computer und Smartphone            Gratwanderung. In den letzten Jahren
auch Sehbehinderten oder Blinden           hat sich in Sachen BehiG bestimmt
möglich, so Manches autonom zu             schon viel Positives getan. Unbesehen
erledigen, was früher nicht möglich        davon wäre es für alle einfacher, den
war – sei es etwa eine digitale Agenda     Dialog zu pflegen, kompromissbereit
zu führen, den Fahrplan abzufragen,        zu sein und nicht zu sehr auf sein
Bankzahlungen vorzunehmen und              Recht zu pochen, um eine gute
Vieles mehr. Aber auch da werden           Lösung zu finden. So kommen wir
fraglos Begehrlichkeiten geweckt!          mit Sicherheit schneller zum Ziel!

                                                                               21
Verbandsleben
                                         Inserat

Tollkühner Sprung für                       � �
das BBZ Lausanne                           Die Zauberflöte
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»        Oper
Wie sehr sich unsere Verbands-
mitglieder mit den Bildungs- und
Begegnungszentren (BBZ) des SBV
verbunden fühlen, zeigt sich ganz          Musikalische Leitung:
besonders am Beispiel von Ami              Francesc Prat /
                                           Thomas Wise
Chablaix aus Clarens in Montreux           Inszenierung:
(VD): Für «die gute Sache» wagte er        Simon McBurney

buchstäblich einen grossen Sprung          Es spielt das
                                           Sinfonieorchester Basel
– Respekt!
                                                                               Grosse Oper
                                                                               in zwei Aufzügen
Pandemie-bedingt konnte Ami Chablaix                                           von Wolfgang
                                                                               Amadeus Mozart
seinen ersten Fallschirmsprung zwar
                                                                               Libretto von
nicht genau an seinem 80. Geburtstag                                           Emanuel
am 12. März unternehmen, rund drei                                             Schikaneder

Monate später war es auf dem Flug-
platz von Bex (VD) dann aber doch so       Vorstellungstermine mit Audiodeskription:

weit. Unter den bewundernden Blicken       So, 17. Oktober 2021, 18:00 Uhr,
                                           Beginn Tastführung, 15:30 Uhr
seiner beiden Töchter und seiner ziem-
                                           Sa, 5. Februar 2022, 19:00 Uhr,
lich verängstigten Ehefrau hielt er        Beginn Tastführung, 16:30 Uhr
bewegt fest: «Es war einfach wunder-
bar.» Der sportliche Sicherheitsfach-
                                           Die wundersamste aller Opern in der gefeierten und weit-
mann im Ruhestand erkrankte vor etwa       gereisten Inszenierung von Simon McBurney. Mit einfachen
                                           Mitteln entfaltet er den ganzen Zauber des Theaters: offen
zehn Jahren an einem Glaukom, das          hergestellte Projektionen und Soundeffekte erwecken den
                                           Bühnenraum zu phantastischem Leben.
sein Leben komplett verändert hat.         Es wird eine tolle haptische Einführung zum Stück geben
So entdeckte er auch das BBZ in            und einen Audio-Wegbeschrieb, damit Sie sich gut und
                                           einfach bei uns im Theater zurechtfinden. Die renommierte
Lausanne, für das er sich engagieren       Hörfilm-Autorin und Tonregisseurin für Audiodeskriptionen,
                                           Anke Nicolai, wird die Handlung auf der Bühne sowie das
wollte, indem er «etwas anpackte».         Bühnen- und Kostümbild per Live-Audiodeskription an das
                                           Publikum vermitteln.
Gesagt, getan: Also sprang Ami             Die Geräte können Sie direkt bei uns am Audiodeskriptions-
                                           empfang vor Vorstellungsbeginn an unserem Infostand
Chablaix für den guten Zweck und           im Foyer der Grossen Bühne abholen. Die eigenen Kopfhörer
                                           können mitgebracht werden.
möchte für das BBZ in Lausanne so
                                           Personen mit einem IV-Ausweis und ihre unterstützende
viel Geld wie möglich sammeln –            Assistenzperson erhalten 50% Ermässigung.
                                           Führhunde haben Zutrittsrecht ins Theater.
mit der Unterstützung von Radio            Alle Informationen und Anmeldung:
Chablais und etwas logistischer Hilfe      theater-basel.ch/diezauberfloete
                                           +41 (0)61 295 14 36
der Fundraising-Abteilung des SBV.         b.schweizer@theater-basel.ch

22
Verbandsleben

Veranstaltungen
Sektion Aargau-Solothurn                    Kontakt: Ulrich Heitzmann, 056 245 62
18.09.	 Mitgliederversammlung in           40, ulrich-heitzmann@sbv-bvas.ch
         Zofingen. Kontakt: Ulrich Heitz-
         mann, 056 245 62 40 oder           Sektion Bern
         ulrich-heitzmann@sbv-bvas.ch       02.10.	Emme-Wanderung 2. Etappe
15.10.	 Tag des Weissen Stockes            23.10. Sektionslotto im «Egghölzli»
         (TWS), Programm wird noch          30.10.	Besuch des Rock- & Pop-
         bekannt gegeben                            Museums Niederbüren
10.11.	Jasstag in der «Residenz Born-     Stammtisch: 24.09., 29.10., 26.11.,
         blick» Olten. Kontakt: Peter       17.12. im «Egghölzli» Bern, jeweils 18
         Müller, 062 216 14 37, peter.      Uhr. Jolanda Gehri, 079 339 79 89.
         maria.mueller@bluewin.ch.          Showdown-Training: jeweils am Don-
         Anmeldung bis 1. November.         nerstag abends, Schnuppern jederzeit
27.11.	 Jahresabschluss, Chlaus-Höck,      möglich, dreimal gratis. Anmeldungen:
         Standort wird noch bekannt         sektion.be@sbv-fsa.ch oder 076 500
         gegeben; Kontaktperson:            63 21. VoiceNet: Rubrik 1 3 1 1
         Katharina Gerber, Tel. 032 672
         19 35, katharina-gerber@sbv-       Sektion Berner Oberland
         bvas.ch                            Ende Okt. L otto-Match im «Freienhof»
Für die nachfolgenden Daueranlässe                     Thun
ist bei Redaktionsschluss das Datum         Kreativgruppe Thun: jeweils dienstags,
der Wiederaufnahme noch nicht               13.30 bis 16.30 Uhr. Ref. Kirchgemein-
bekannt. Bitte informieren Sie sich auf     dehaus Thun. Kontakt: Silvia Urfer,
unserer Homepage (www.sbv-bvas.ch/          079 932 72 01 oder silvia.urfer@gmx.ch.
events), auf VoiceNet, Rubrik Freizeit/     Kreativgruppe Spiez: jeweils mittwochs
Agenda (Tel. 031 390 88 88 – 1 2 2),        13.30 bis 16.30 Uhr. Evang. Gemein-
oder bei den jeweiligen Kontakt-            schaftswerk Spiez: 22.09., 20.10.,
personen. Pilates-Kurs in Aarau,            03. und 17.11., 01. und 15.12. Kontakt:
Kontakt: SBV-Generalsekretariat,            Bettina Stoll, 079 156 53 55. VoiceNet:
031 390 88 37 oder kurse@sbv-fsa.ch.        Rubrik 1 3 1 2, www.sbv-fsa.ch/
Kreativgruppe in Aarau, Kontakt: SBV-       sektionen/berner-oberland
Generalsekretariat, Heidi Rüfenacht,
031 390 88 29 oder kreativgruppen@          Sektion Biel-Berner Jura
sbv-fsa.ch. Englischkurs in Olten,          18.09.	
                                                   Jodel-Workshop in Walkringen
Kontakt: Bruno Zaugg, 062 797 23 84         16.10.	
                                                   Lotto im Café-Restaurant
oder simbeli98@gmail.com. Stamm-                   Stiftung Battenberg
tisch/Kaffeetreff «Aarauerstube» Aarau,     10.11.	
                                                   Höck plus: Besuch Cern in Genf

                                                                                 23
Verbandsleben

05.12.	
       Adventsfeier im Café-
                                             Zuversichtliche Romandie
       Restaurant Stiftung Battenberg
                                             In diesem besonderen Herbst
15.12.	
       Fondue-Plausch
                                             haben die Westschweizer Sektionen
Anmeldungen und Auskunft auch zur
                                             beschlossen, Schritt für Schritt zu
Durchführung infolge der Covid-19-
                                             informieren, um unvorhergesehene
Pandemie: Esther Weber, 032 331 25 13
                                             Verschiebungen möglichst zu ver-
oder weberesther@gmx.ch. Kontakt
                                             meiden. Beachten Sie deshalb bitte
Wandergruppe: Irene Schönmann,
                                             insbesondere auch die sektions-
032 385 27 12. VoiceNet: Rubrik 1 3 1 3,
                                             eigenen Mails wie auch Hinweise
www.sbv-fsa.ch/sektionen/biel
                                             auf weiteren Informationskanälen
                                             (VoiceNet, Website).
Sektion Freiburg
10.10.	Kilbi-Fest im Greyerzerland.
                                             Kontaktangaben der Sektions-
        Kontakt: Andrea Zullo
                                             verantwortlichen:
15.10.	TWS in Estavayer-le-Lac mit
                                             Genf: Laurent Castioni,
        der Stadtpolizei: Sensibilisierung
                                             079 573 85 65, lolo.castioni@
        der Automobilisten – Benutzer
                                             bluewin.ch
        des weissen Stockes haben
        Vorrecht. Kontakt: Andrea Zullo
                                             Jura: Gabriel Friche, 079 474 57 56,
20.11.	Modellbahn-Welt Kaeserberg
                                             gabriel.friche@bluewin.ch
        in Granges-Paccot. Kontakt:
        Fränzi Kern, 079 709 63 30
                                             Neuenburg: Patrick Mercet, 032 544
05.12.	Weihnachtsessen in Grolley.
                                             47 87, mercet.patrick@gmail.com
        Kontakt: Jean-Pierre Jolliet,
        079 770 70 13
                                             Waadt: Pierre Calore, 079 330 16
Kurzfristige Änderungen aufgrund der
                                             33, pierre.calore@gmail.com
Covid-19-Pandemie bleiben vorbehal-
ten. Für alle weiteren Fragen kann man
                                             Wallis: Denis Maret, 079 218 59 35,
sich an den Präsidenten, Andrea Zullo,
                                             denismaret@gmail.com
oder an die betreffenden Verantwortli-
chen (siehe unten) wenden. Kontakt-
                                             Zögern Sie nicht, für zusätzliche
gruppen: Nelly Falk (Düdingen), 026
                                             Informationen die Vorstandsmit-
493 14 19. Andrea Zullo (Freiburg), 079
                                             glieder Ihrer Sektion zu kontaktieren.
554 07 16 oder section.fribourg@sbv-
fsa.ch. Jean-Louis Uldry (Romont),
026 652 40 00. Beatrice Imoberdorf           079 253 30 68 oder christopherollinet@
(Murten), 026 670 85 85. Florian             bluewin.ch. Aktuelle Infos auf Voice-
Romain (Wandergruppe), 079 520 24            Net, Rubrik 1 4 1 2, und auf www.
14. Christophe Rollinet (Tandemgruppe),      sbv-fsa.ch/sektionen/freiburg

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