DER BEZIRKSVERBAND - Zahnärztlicher Bezirksverband ...
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DER BEZIRKSVERBAND ZAHNÄRZTLICHER BEZIRKSVERBAND OBERBAYERN, KÖRPERSCHAFT DES ÖFFENTLICHEN RECHTS Fortbildungen des ZBV Oberbayern zu finden unter www.zbvobb.de DEZEMBER 2020 / JANUAR 2021 쐽 Feliz Navidad 2020 쐽 Winterfortbildung am Spitzingsee für Zahnärzte/innen und Zahnmedizinische Fachangestellte 쐽 Kontaktpersonennachverfolgung bei Vorkommen von Covid-19- Infektionen in der Zahnarztpraxis 쐽 SARS-COV-2 / Covid-19 – Risikomanagement in Zahnarztpraxen 쐽 ZBV Oberbayern an die Gesundheitsämter in Oberbayern wegen Covid-19 Patienten ohne Quarantäne 쐽 Antwortschreiben der Regierung von Oberbayern 쐽 ZZB-Umfrage zum Ansteckungsrisiko in der Zahnarztpraxis mit Covid-19 쐽 Der Hirtenbrief des Ministers 쐽 Sind Zahnärzte wirklich nachrangig? 쐽 FVDZ Bundesvorstand an Bundesminister Spahn 쐽 Wackeln im Strum 쐽 Ämterhäufung in den Vorständen von KZVB und BLZK – Soll das so weitergehen? 쐽 „Bedrohung durch Daten-Leaks erreicht neue Qualität” 쐽 Datenschutz- Warnung steht noch immer im Raum 쐽 Zahnärtze mit eigenem Praxislabor gründen Interessensvertretung 쐽 Ein Festakt an der Küste Algeriens
FORUM Feliz Navidad 2020 E s war ein besonderes Jahr, I N H A L T das Jahr 2020! Feliz Navidad 2020 2 Die Corona-Virus-Pandemie hat vieles auf den Kopf gestellt, Winterfortbildung 2021 – Einladung 3 nichts ist mehr so wie es einmal war. Winterfortbildung 2021 – Anmeldung 5 Trotz zweier Lockdowns ist im ZBV Oberbayern viel geschehen: Winterfortbildung 2021 – Prof. Lorenzoni 6 Der Umzug in die neue Geschäftsstelle wurde im März 2020 Kontaktpersonennachverfolgung bei hervorragend gemeistert. Vorkommen von Corona-Virus-Infektionen in Zahnarztpraxen 7 Neue Fortbildungsräume „warten darauf“, in 2021 besser genutzt werden zu können. Kontaktpersonennachverfolgung Allgemein 7 Nachfragen zur GOZ wurden logischerweise mehr. DAHZ Stellungnahme Corona 20.04.2020 8 Ebenso zeigten die Vorgänge betreffend die Berufsordnung ZBV Oberbayern 19.11.2020 an Gesundheits- stark aufsteigende Tendenz. Dr. Peter Klotz ämter in Oberbayern wg. Behandlung Durch sehr gute Vernetzung des Vorstands intern sowie des Covid-19 Patienten ohne Quarantäne 10 Vorstands mit der Geschäftsstelle ist ein sehr engmaschiges Antwort Regierung von Oberbayern vom und ergebnisorientiertes Arbeiten im ZBV Oberbayern 25.11.2020 11 möglich, vor allem unter Nutzung moderner Medien (z.B. Umfrage ZZB Ende Oktober 2020 zum E-Mail, WhatsApp). Ansteckungsrisiko mit Covid-19 in der Zahnarztpraxis 11 Der Hirtenbrief des Ministers 14 Wir wünschen allen oberbayerischen Kolleginnen und Kollegen Sind Zahnärzte wirklich nachrangig? 15 FVDZ Bundesvorstand 05.11.2020 Feliz Navidad 2020, an Bundesgesundheitsminister Spahn 15 Wackeln im Sturm 17 einen Guten Rutsch in’s Neue Jahr 2021, Ämterhäufung in den Vorständen von KZVB und BLZK 18 aend 21.10.2020 Bedrohung durch Gesundheit, Glück und Erfolg in 2021!! Daten-Leaks erreicht neue Qualität 19 aend 11.11.2020 ePA – Datenschutzwarnung Dr. Peter Klotz, Dr. Christopher Höglmüller, Dr. Brunhilde Drew, steht immer noch im Raum 20 Dr. Niko Güttler, Dr. Andreas Moser, Dr. Eberhard Siegle LL.M., Zahnärzte mit eigenem Praxislabor Claudia Mehrtens, Ruth Hindl, Wolfgang Steiner gründen Interessenvertretung 21 BZÄT 61 Festakt Nachlese 22 Seminarübersicht ZBV Oberbayern 24 – Neue Aussendarstellung der Fortbildungen des ZBV Oberbayern – Seminarübersicht ZÄ + ZFA – Seminarübersicht Kurse Azubi – Anmeldeformular – Nachgefragt Quiz „Fit für die Abschlussprüfung ZFA“ Amtliche Mitteilungen 28 – Meldepflicht im ZBV Oberbayern Verschiedenes 29 – Auf den Spuren von Lou und Schnucke 2 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Kontaktpersonennachverfolgung bei Vorkommen von Covid-19-Infektionen in der Zahnarztpraxis L iebe Kolleginnen geschilderten Fall einer Quarantänisie- ich Frau Kollegin Dr. Elena Lingl, Obfrau und Kollegen, rung zu entgehen. im Obmannsbereich Pfaffenhofen/Ilm, Beste Grüße allen und weiterhin gesund die sich gerade beim Thema „Kontakt- uns alle beschäftigt seit der Corona- bleiben! personennachverfolgung bei Vorkom- Virus-Pandemie die Auswahl der men von Covid-19-Infektionen in der Frank Wohl „Maske“, die wir als Zahnärzte / Zahnärz- Zahnarztpraxis“ sehr engagiert und kom- Obmann WEN-NEW tinnen sowie unsere ZFA bei welchem petent mit eingebracht hat. Patienten / bei welcher Behandlung Gemeinschaftlich können wir die Auswir- tragen. Gedankt sei an dieser Stelle allen Kolle- kungen der „Corona-Virus-Pandemie“ ginnen und Kollegen, die durch interakti- auf die Praxisführung am besten ange- Bekanntermaßen ist MundNasenSchutz ven Austausch (z.B. via E-Mail) dazu bei- hen. (MNS) laut RKI bei der zahnärztlichen tragen, dass wir Zahnärztinnen und Behandlung ausreichend, das ist uns Zahnärzte in Oberbayern in unserer allen bekannt. Dennoch diskutieren wir Praxisführung beim Thema „Corona- Herzliche kollegiale Grüße, alle gerne über Umstände, bei denen Virus-Pandemie“ gut und aktuell aufge- Dr. Peter Klotz eine FFP2-Maske zu favorisieren wäre. stellt sind. Besonders erwähnen möchte 1. Vorsitzender ZBV Oberbayern Hier eine Mail von Dr. Frank Wohl, Obmann im Obmannsbereich Weiden, vom 04.11.2020, in diesem Zusammen- hang, die uns allen bei der Praxisführung sehr hilfreich sein sollte: Liebe Kolleginnen und Kollegen, einige Informationen zur aktuellen Situation: Die Frage, welche Schutzausrüstung, hier: welche Maske, verwendet werden sollte, wird auch von der Möglichkeit beeinflusst, dass ein symptomloser Patient kurz nach der Behandlung coronapositiv getestet wird. Die Gesundheitsämter verfahren dann im Rahmen des Kontaktpersonenmanage- ments offenbar so, dass nur dann keine Testung und Quarantänisierung des betroffenen Personals erfolgt, wenn bei der Behandlung eine FFP2-Maske getra- gen wurde (Kontaktgruppe Kategorie III). Falls nur chirurgische Maske/MNS getra- gen wurde, welche laut DAHZ-Stellung- nahme und S1-Leitlinie beim verdachts- und symptomlosen Patienten ja ausrei- chend ist, erfolgen aufgrund der Einstu- fung in Kategorie I oder II Testung und Quarantänisierung. Somit kann es aus diesem Grund sinnvoll sein, über die DAHZ- und S1-Leitlinien- Vorgaben hinausgehend, mit FFP2- Maske statt „nur” mit chirurgischer Maske/MNS zu behandeln, um für den DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 7
FORUM SARS-COV-2 / Covid-19 – Risikomanagement in Zahnarztpraxen 1. Anamnese vor jeder 3. Behandlung von Patienten FFP2/3-Maske tragen. Kofferdam ist Behandlung: mit COVID-19 empfehlenswert. Auf eine effiziente Die Terminvereinbarung (mit Ausnahme (aus Anamnese begründe- Sprühnebelabsaugung ist zu achten. von Notfällen) sollte telefonisch erfolgen. ter Verdacht oder 7. Nach der Behandlung und vor Able- Dabei ist das Risiko einer Infektion mit Nachweis) gen der Schutzkleidung erfolgt eine SARS-CoV-2 zu erfragen. Die Notfallversorgung von infizierten und Desinfektion der Schutzhandschuhe. Kriterien, aus denen ein Verdacht einer unter Quarantäne stehenden Patienten Nach Ablegen der Schutzhandschuhe Infektion abgeleitet werden kann: soll vorzugsweise in den eigens be- sind die Hände zu desinfizieren. • Sind Sie an COVID-19 erkrankt oder nannten Kliniken oder Schwerpunktpra- 8. Bei der Hände-, Instrumenten- und wurde bei Ihnen im Abstrich das SARS- xen erfolgen. Sind unaufschiebbare Flächendesinfektion, der Wäscheauf- CoV-2 nachgewiesen? zahnärztliche Behandlungen in der zahn- bereitung sowie der Abfallentsor- ärztlichen Praxis erforderlich, sind über gung sind keine Abweichungen vom • Befinden Sie sich in einer vom Gesund- die Hygienemaßnahmen aus dem Hygie- routinemäßigen Verfahren erforder- heitsamt angewiesenen Quarantäne? neplan hinaus weitere Vorsichtsmaßnah- lich. • Befindet sich im Haushalt (im Alten- men zu treffen. oder Pflegeheim) eine Ihnen bekannte 4. Gesundheitscheck bei Person in Quarantäne? 1. Räumliche oder organisatorische Tren- nung der an Covid-19 erkrankten Mitarbeitern der Praxis • Haben Sie Symptome einer Erkältungs- Bei Auftreten respiratorischer Symptoma- Patienten von den Patienten der Nor- krankheit (Husten, Fieber, Schnupfen, tik (Husten, Fieber, Schnupfen, Hals- malsprechstunde. Halsschmerzen, Atemnot) oder Durch- schmerzen, Atemnot) oder Durchfall so- fall? 2. Vor Betreten der Praxis legt der Patient einen Mund-Nasen-Schutz (chirur- wie akuten Problemen beim Schmecken • Haben Sie akute Probleme beim oder Riechen sollte das Gesundheitsamt gisch oder textil) an und er desinfiziert Schmecken oder Riechen? kontaktiert werden und ein Abstrich zum sich die Hände. Er wird sofort in das Behandlungszimmer geführt. Er legt Ausschluss von SARS-CoV-2 erfolgen. 2. Routinemäßige Behandlung den MNS erst unmittelbar vor der von Patienten ohne Behandlung ab. DAHZ-Redaktionsausschuss COVID-19 (Verdacht oder 3. Vor der Behandlung ist die Mundhöh- 19.04.2020 / Prof. Dr. Jatzwauk Nachweis) le des Patienten mit einer antiviralen Die Übertragung von Viren durch Lösung zu spülen. Gegenwärtig kön- anamnestisch unauffällige, symptomlos nen dazu Lösungen auf der Basis erkrankte Patienten kann durch die Ein- von Octenidin, PVP-Iod oder H2O2 haltung von Hygienemaßnahmen verhin- empfohlen werden, auch wenn es dert werden. dafür bisher keine wissenschaftliche 1. Chirurgischer Mund- Nasenschutz, Evidenz gibt. Schutzbrille und Schutzhandschuhe 4. Die besondere (zusätzliche) Schutzklei- sind die Standardausrüstung des Zahn- dung des Teams besteht aus arztes und der ZFA bei jeder Behand- einem Schutzkittel. Chirurgischer lung. Die zusätzliche Verwendung von Mund-Nasen-Schutz, Visier sowie Visieren kann die Sicherheit weiter Schutzhandschuhe gehören zur Stan- erhöhen. Der Mund- Nasenschutz wird dardhygiene. spätestens nach 4 Stunden gewech- 5. Auf Aerosol-produzierende Behand- selt. In Pausen kann er trocken aufbe- lungsmaßnahmen sollte möglichst wahrt werden. verzichtet werden. Dies erreicht 2. Bei allen Patienten sollte vor einer man durch einen weitgehenden Behandlung unter Einsatz wasserge- Verzicht auf Ultraschallhandstücke, kühlter Übertragungsinstrumente eine Turbinen, Pulverstrahlgeräte und antimikrobielle Mundspülung erfol- piezochirurgische Geräte. gen. 6. Ist ein Einsatz wassergekühlter Über- 3. Die übrigen Hygienemaßnahmen tragungsinstrumente notwendig, entsprechend Hygieneplan sind kon- muss das Team an Stelle des chirurgi- sequent umzusetzen. schen Mund-Nasen-Schutzes eine 8 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Antwortschreiben der Regierung von Oberbayern vom 25.11.2020 Betreff: häusliche Absonderung (Quarantäne) gen Gesundheitsamt sofortigen Kontakt Anfrage zahnärztlicher nicht erforderlich. aufnehmen sowie eine Testung auf SARS- Bezirksverband Obb Hat geschultes Personal die persönliche COV-2 mittels PCR durchführen lassen. Schutzausrüstung (PSA) bestehend aus Schutzkittel, Einweghandschuhen, Aus Sicht des Arbeitsschutzes gilt grund- Sehr geehrte Herren, mindestens FFP-2 Masken und sätzlich, dass infektiöse Patienten nur von mehreren Gesundheitsämtern wurde Schutzbrille korrekt während der uns Ihre beiliegende Anfrage zugeleitet. dann behandelt werden sollten, wenn es ganzen Zeit des Kontakts getragen, aus zahnmedizinischen Gründen unauf- empfiehlt das RKI lediglich eine „Sensibi- schiebbar ist. Ansonsten sollte abgewar- Nach den Ausführungen des RKI lisierung, Information und Schulung der tet werden, bis der Patient nicht mehr https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/ Beschäftigten sowie Erfassung und akti- ansteckend ist. Neuartiges_Coronavirus/Kontaktperson/ ves Monitoring aller Kontaktpersonen Management.html;jsessionid=78B30AD von wahrscheinlichen oder bestätigten 5BF665795702347A602A5B446.inter- Fällen mit COVID-19 (inklusive asympto- Mit freundlichen Grüßen, net062#doc13516162bodyText10 wird matischer Fälle mit labordiagnostischem medizinisches Personal mit engem Nachweis von SARS-CoV-2)“. Elisabeth Werner Kontakt zu bestätigten Fällen von Die betroffenen medizinischen Kontakt- Regierung von Oberbayern COVID-19 bei Einsatz von adäquaten personen sollten über die Krankheit und SG 53.1 Gesundheit Schutzmaßnahmen den Kontaktperso- die Übertragung informiert sein, Maximilianstraße 39 nen der Kategorie III zugeordnet. ein tägliches Selbstmonitoring durchfüh- 80538 München In dieser Kategorie, die nur bei medizini- ren, bei Auftreten von Symptomatik sich elisabeth.werner@reg-ob.bayern.de schem Personal anzuwenden ist, ist eine in Isolation begeben und zum zuständi- ZZB-Umfrage zum Ansteckungsrisiko in der Zahnarztpraxis mit Covid-19 Ergebnisse der Umfrage Die Umfrage lief vom 22.10.2020 – 30.10.2020. Sie erfasst den gesamten bisherigen Zeitraum der Coronapande- mie. Geantwortet haben vornehmlich aus Bayern 531 Praxen mit 1069 Behand- lerInnen und 4267 MitarbeiterInnen also insgesamt mit 5336 in Zahnarztpraxen tätigen Personen. 49 Praxen (9,23% von 531) waren von einer Covid-19-Infektion direkt oder indi- rekt betroffen. Die Quelle der Infektion bezogen auf die Anzahl der Praxen ist in Abb. 2 dargestellt. 2 Praxen (0,38 % von 531) haben eine Infektionsquelle inner- Abb. 1 halb der Praxis identifiziert. In 36 Praxen (6,78 % von 531) befand sich die Infekti- Abb. 1 zeigt die Größenverteilung der Praxen nach der Anzahl der dort tätigen Personen (im weite- onsquelle außerhalb. In 7 Fällen ließ sich ren Text als „Personen” bezeichnet) DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 11
FORUM diese nicht ermitteln. 4 Praxen machten keine Angaben. Infektionsquellen in 49 betroffnenen Von 5336 Personen hatten 70 eine Covid-19-Infektion (1,3 %). Die Anzahl Praxen der infizierten BehandlerInnen betrug 30, die der MitarbeiterInnen 40 (Abb. 3). Die Quelle der Infektion ist in Abb. 4 dar- gestellt. 4 Personen (0,07% von 5336) gaben die Praxis als Infektionsquelle an, bei 51 (0,96 % von 5336) lag die Infekti- onsquelle außerhalb, bei den restlichen ist sie nicht bekannt. Von besonderem Interesse sind die Praxis- schließungen. 471 Praxen (89 %) gaben an, dass sie nicht wegen Corona geschlossen waren (Abb. 5). 35 Praxen (6,6 %) waren geschlossen, in 25 Fällen Abb. 2 (4,7 %) erfolgte keine Angabe. Die Gründe für die Praxisschließungen sind in Abb. 6 dargestellt: 14 Praxen (2,6%) wurden wegen Infektionen im Anzahl Infizierter in Relation zur Gesamtzahl der Praxisteam geschlossen, davon 2 wegen Personen (n = 5336) Infektion innerhalb der Praxis (Abb. 2). 4 Praxen (0,75%) waren wegen Kontakt- quarantäne geschlossen, d.h. dass BehandlerInnen mit Infizierten außerhalb der Praxis Kontakt hatten und deshalb in Quarantäne mussten, aber nicht selber infiziert waren. 11 Praxen (2,1%) mach- ten keine Angaben zur Schließung; 5 gaben als internen Grund für die Praxis- schließung den Lockdown oder Mangel an Patienten an (0,97%). Eine Praxis (0,18%) wurde wegen einer Fehlein- schätzung des Gesundheitsamtes geschlossen. Abb. 3 In Abb. 7 sind die Infektionsquellen der geschlossenen Praxen dargestellt und in Relation zu der Gesamtzahl der Personen der teilnehmenden Praxen gesetzt. Bei 4 Anzahl infizierter Personen nach Teammitgliedern wird eine Infektion in Infektionsquellen der Praxis angegeben (0,07% aller erfass- ten Personen). Von den 531 Praxen gaben 50 (9,4 %) an, nachgewiesen Infizierte behandelt zu haben (Abb. 8) Aus der Umfrage ist nicht ersichtlich, ob die nachgewiesenen Infek- tionen der Patienten vor oder erst nach der Behandlung bekannt waren. Zusammenfassung der Ergebnisse: In 2 von 531 Praxen (0,38 %) wurde eine Infektionsquelle innerhalb der Praxis Abb. 4 identifiziert. Von 5336 Personen gaben 4 infizierte Personen (0,07%) die Praxis als Infektionsquelle an. Von besonderem Interesse sind die Praxisschließungen. 14 12 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Praxen (2,6%) wurden wegen Infektio- nen im Praxisteam geschlossen. 4 Praxen Praxisschließungen (0,75%) waren wegen Kontaktquarantä- ne geschlossen. Eine Praxis (0,18%) wur- de wegen einer Fehleinschätzung des Gesundheitsamtes geschlossen. 16 mal (3 %) führten andere Gründe zu einer Praxisschließung. Unseres Wissens ist dies die erste Umfra- ge zu diesem Thema deutschlandweit. Die Autoren weisen darauf hin, dass es Abb. 5 sich um keine repräsentative Umfrage handelt. Schlussfolgerung: Gründe für Praxisschließung In zahnärztlichen Praxen werden seit jeher auch Patienten mit Infektionskrank- heiten behandelt, die dem Patienten gar nicht bekannt sein müssen. Die aktuelle Umfrage belegt, dass das Infektionsrisiko mit dem Covid-19-Virus sich für die Betei- ligten außerhalb der Praxis erheblich grö- ßer darstellte, als in der Praxis. Die gerin- ge Zahl an Infektionen mit Covid-19 in den Praxen selbst belegt, dass die aktuell Abb. 6 erweiterten Hygienekonzepte für die zahnärztliche Behandlung im Falle dieser Pandemie greifen und zahnärztliche Quelle bei wegen Infektion geschlossenen Praxen, Behandlungen als größtmöglich sicher eingestuft werden können. Anzahl der Personen Daher bestätigt die Umfrage die bisheri- gen Erfahrungen: Die Behandlung von Patienten in Zahn- arztpraxen kann als sehr sicher eingestuft werden. Eine Covid-19-Infektion in Zahn- arztpraxen ist sehr unwahrscheinlich. Wir bedanken uns bei allen TeilnehmerIn- nen. Autoren: Dr. Alois Stiegelmayr, Dr. Armin Walter, Abb. 7 Dr. Barbara Mattner, Dagmar Pick, Dr. Margit Trefz- Ghassemi, Dr. Peter Klotz, Prof. Dr. Dr. Eberhard Fischer-Brandies. Wurden Infizierte in der Praxis behandelt? Rückfragen bitte an Dr. Alois Stiegelmayr Email: dr.alois.stiegelmayr@t-online.de Abb. 7 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 13
FORUM Der Hirtenbrief des Ministers E nde Oktober erhielten Schlechterstellung der kesworte im Brief Spahns werden, auch die deutschen Zahnärz- Zahnärzte gegenüber Ärzten wenn sie sicherlich ehrlich gemeint sind, te Post von Gesund- und Kliniken im Kontext des ministeriellen Handelns heitsminister Spahn. Der eben als Leerformel empfunden. Der ministeriale Hirtenbrief an die zahn- Inhalt der Verlautbarung aus Einer der ersten und wichtigsten Hirten- ärztlichen Schäflein stieß bei den Emp- Berlin ist rasch zusammenge- briefschreiber war bekanntlich der Apo- fängern keineswegs auf ungeteilte fasst: stel Paulus. Auf ihn und sein „Damaskus- Begeisterung. Und womit?, könnte man Die Zahnärzte und ihre erlebnis“ geht die Redewendung „Vom kalauern: mit Recht! Körperschaften (KZVen und Saulus zum Paulus werden“ für einen Kammern) hätten in der Die Ungleichbehandlung, die bewusste grundlegenden Sinneswandel zurück: Corona-Pandemie einen Schlechterstellung der Zahnärzte im Ver- gleich zu Kliniken und Ärzten beim soge- Ob Minister Spahn, was die Zahnärzte ganz tollen Job unter harten nannten Rettungsschirm konnte doch angeht, noch vom Saulus zum Paulus Bedingungen gemacht, dafür nur als ungerecht und willkürlich wahrge- wird? Da müsste schon ein kleines Wun- sei er, der Minister, sehr nommen werden. Und die Begründung, der geschehen. dankbar und wir Zahnärzte Dr. Dr. Frank Wohl könnten stolz darauf sein. man müsse an die Kosten denken, wirkt in Zeiten, wo auf nationaler und auf Die Bundesregierung habe Dr. Dr. Frank Wohl EU-Ebene billionenschwere Konjunktur- mehrere hunderttausend Sets an Schutz- Vorstandsmitglied im ZBV Oberpfalz pakete geschnürt werden, wenig über- ausrüstung zur Verfügung gestellt, die via (Nachdruck aus: „ZBV aktuell. Mittei- zeugend. Der Kostenblock „Behandlung Bundes-KZV und Länder-KZVen an die lungsblatt des ZBV Oberpfalz”, Ausgabe durch Zahnärzte ohne Zahnersatz“ hatte Corona-Schwerpunktpraxen verteilt wer- 4/2020) 2018 an den GKV-Ausgaben einen Anteil den sollten. Und wir sind überzeugt: von nicht einmal fünf (!) Prozent. Und Hätte die Bundesregierung nicht, wie davon wäre nur ein kleiner Teil für einen „n-tv“ unter der Headline „Teure Solida- echten Rettungsschirm relevant gewor- ritätsgeste“ am 13. August meldete, 250 den. Millionen Schutzmasken ins Ausland ver- schenkt, wären es sicher noch mehr Die Abteilung Statistik der KZBV vermel- geworden – nicht nur für die Zahnärzte, det auf der KZBV-Webseite für den Zeit- auch für andere Heilberufler oder für Risi- raum zwischen Mitte März und Mitte kogruppen in der Bevölkerung. Mai coronabedingte Rückgänge im Leis- tungsvolumen der Zahnarztpraxen von Der angebliche Rettungsschirm bis zu 40 Prozent und mehr. Wie sich die für die Zahnärzte aktuellen Lockdown-Maßnahmen aus- wirken, wird sich noch zeigen. Ferner finden wir ein kräftig Wörtlein zum sogenannten Rettungsschirm im Hohe Kosten für Infektions- Spahnschen Schreiben: schutz in Zahnarztpraxen Bekanntlich sieht dieser „Rettungs- Wir Zahnärzte haben es, obwohl wir schirm“ vor, dass die Zahnärzte im durch unser Arbeitsgebiet unstreitig Gegensatz zu Ärzten und Kliniken Aus- einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt gleichszahlungen für Umsatzeinbußen sind, durch Perfektionierung unserer eh im (ersten) Lockdown des Frühjahres schon sehr wirksamen Hygienemaßnah- 2020 in den Jahren 2021 und 2022 men geschafft, dass so gut wie keine zurückzuerstatten haben. Infektionen in Zahnarztpraxen passieren. Die Kritik aus der Zahnärzteschaft daran (Sehr wenige mögliche Einzelfälle wer- habe der Minister „aufmerksam“ wahr- den derzeit noch daraufhin evaluiert, ob genommen, allein er könne da, wiewohl die Infektion wirklich in der Praxis stattge- er es gerne getan hätte, nichts machen. funden hat.) Beim Geldausgeben müsse die Politik an die „Finanzierbarkeit auch über kurze Wir sind doch nicht Zeiträume hinaus denken“. (Gerade Letz- nachrangig! teres, das Denken in langen Zeiträumen, Diese Maßnahmen sind aufwendig und ist ja bekanntlich eine der herausragend- sehr teuer. Deshalb wirkt die nachrangige sten Eigenschaften nicht nur hiesiger Behandlung unseres Berufsstandes Politiker.) besonders unangenehm, und die Dan- 14 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Sind Zahnärzte wirklich nachrangig? S chon seit Monaten beschäftigt uns, dem Schreiben des Bundesgesundheits- Mit großem Unverständnis haben wir die Zahnärzteschaft, gerade mit ministers zwar „warme Worte“ für die dann in den zm-online vom 09.11.2020 Blick auf die Corona-Virus-Pande- Zahnärzteschaft, aber keine konkrete lesen dürfen, dass die Kassenzahnärzt- mie die Zahnärzteschaft folgende Frage: Unterstützung, sehr schade. liche Bundesvereinigung KZBV, die Bun- Sind Zahnärzte wirklich nachrangig? Der Bundesvorstand des FVDZ schrieb deszahnärztekammer BZÄK und die daraufhin mit Schreiben vom 05.11.2020 Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- Ein Schreiben des Bundesgesundheitsmi- (siehe unten) mit den Unterschriften aller und Kieferheilkunde DGZMK sich vom nisters, Jens Spahn, an alle niedergelasse- FVDZ-Bundesvorstandsmitglieder Herrn offenen Brief des FVDZ-Bundesvorstands nen Zahnärztinnen und Zahnärzte in Bundesgesundheitsminister Spahn an an Bundesgesundheitsminister Spahn Deutschland vom 30.10.2020 hat und sparte nicht mit Kritik an dessen distanzieren. Die Zahnärztinnen und die Diskussionen erneut „aufflammen“ Schreiben an alle niedergelassenen Zahn- Zahnärzte verstehen diese Positionierung lassen. Der Inhalt dieses Schreibens lobt ärztinnen und Zahnärzte in Deutschland von KZBV, BZÄK und DGZMK jedenfalls zwar die „hohe Leistungsfähigkeit und vom 30.10.2020. nicht! die große Einsatzbereitschaft der Zahn- ärzteschaft auch in den letzten Monaten Der Vorstand des ZBV Oberbayern unter- im Zuge der Corona-Pandemie“. Aller- stützt ganz ausdrücklich dieses Schreiben Dr. Peter Klotz, Dr. Christopher dings wird bestätigt, dass es für die Zahn- des Bundesvorstands des FDVZ vom Höglmüller, Dr. Brunhilde Drew, ärzteschaft „keinen echten Rettungs- 05.11.2020, gerade wegen dem klaren Dr. Niko Güttler, Dr. Andreas Moser, schirm“ gibt. Insgesamt finden sich in und deutlichen Inhalt. Dr. Eberhard Siegle FVDZ Bundesvorstand an Bundesgesundheitsminister Spahn Herrn „unverzichtbaren Beitrag zur Daseinsvor- rem Selbstverständnis als Mediziner und Bundesminister für Gesundheit sorge“. Ärzte heraus: Wir behandeln unsere Jens Spahn Wir, die Zahnärztinnen und Zahnärzte in Patienten, die sich vertrauensvoll in unse- Friedrichstraße 108 Deutschland, können Ihnen versichern, re Obhut begeben, mit aller gebotenen 10117 Berlin dass wir Ihren Dank sehr aufmerksam professionellen Selbstverständlichkeit wahrnehmen. Wäre er sechs Monate und hygienischen Umsicht. Für diesen, Berlin/Bonn, 05.November 2020 unseren „unverzichtbaren Beitrag zur früher gekommen, mitten in der ersten Welle der Corona-Pandemie, hätte er uns Daseinsvorsorge“ waren und sind wir in vielleicht sogar Motivation sein können. dieser Zeit der Pandemie vollkommen auf Ihr Schreiben an die nieder- uns allein gestellt. gelassenen Zahnärztinnen Nun jedoch, mit der Erfahrung der und Zahnärzte in Deutschland demonstrativen politischen Geringschät- Sie erwähnen die Vorwürfe, die Ihnen im zung des vergangenen halben Jahres, hat Zusammenhang mit dem geplanten Sehr geehrter Herr Minister Spahn, Ihre Form der Dankesbekundung den Rettungsschirm entgegengebracht wur- wir bedanken uns ausdrücklich für Ihren schalen Beigeschmack des halbherzigen den. Es handele sich dabei um keinen Brief an die niedergelassenen Zahnärztin- Klatschens auf den Balkonen dieser richtigen Rettungsschirm, sondern ledig- nen und Zahnärzte in Deutschland, zu Republik. lich um ein vollständig in 2021 und 2022 denen sich ein Großteil der Mitglieder des Ja, Herr Minister, wir, die freiberuflich rückzahlbares Darlehen als Liquiditätshil- Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte niedergelassenen Zahnärztinnen und fe für zahnärztliche Praxen. Daran gibt es (FVDZ) zählt. Sie sprechen darin von der Zahnärzte in Deutschland, unsere als in der Tat wenig zu deuteln: Die Regelung hohen Leistungsfähigkeit und großen Angestellte tätigen Kolleginnen und hilft vielleicht über einen Liquiditätseng- Einsatzbereitschaft der Zahnärzteschaft Kollegen und unsere Praxisteams leisten pass in diesem Jahr, aber sie ist keinesfalls bei der Bewältigung der Corona-Pande- in dieser Pandemie genauso wie auch geeignet, in einer Zeit „nach der Pande- mie und loben die ambulant tätigen sonst tagtäglich unseren Beitrag zur mie“ – wann auch immer das sein mag – Zahnärztinnen und Zahnärzte für ihren Daseinsvorsorge. Das tun wir aus unse- existenzielle Sorgen zu nehmen. Im DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 15
FORUM Gegenteil greift die Regelung zur Rück- chen in ähnlicher Höhe bei den Direkt- „rechtzeitiges Eingreifen“ vielleicht sogar zahlung genau dann, wenn etwaige zahlungen der Patienten oder im schon zu spät ist? finanzielle Engpässe sich niederschlagen PKV-Bereich. In der zweiten Welle der Viele Praxen, gerade von älteren Kollegen werden: im nächsten und übernächsten Pandemie werden die Patienten erneut werden vorzeitig geschlossen – ohne Jahr. ausbleiben. eine Nachfolgeregelung. Viele niederlas- Statt Verständnis für unsere Situation Unsere Antwort: Wir klären die Patienten sungswillige Kolleginnen und Kollegen oder gar die Aufnahme unter einen direkt mit Ansprache und Plakaten und haben ihre Pläne ad acta gelegt. Praxis- Schutzschirm, der den Namen verdient, indirekt über die Medien darüber auf, übernahmen platzen reihenweise, Praxis- schlug uns Zynismus entgegen: Der zum dass sie in den Praxen keine Infektion ris- gründungen werden storniert. Das Netz Teil eklatante Rückgang der Patienten- kieren. In Zahnarztpraxen gelten die der ambulanten Praxen dünnt zusehends zahlen und der damit einhergehende höchsten Hygienestandards. Es wäre hilf- aus. Die Entwicklung war und ist eine Leistungseinbruch seien durch Mehrar- reich, wenn sich ein Bundesgesundheits- absehbare, allerdings wirkt die Corona- beit im Folgejahr sicher zu kompensieren, minister dieser Botschaft anschließen Pandemie hier wie ein Brandbeschleuni- ließ man uns wissen. Dass bei weiter würde, wenn das BMG auf seiner Websi- ger, der die ambulante zahnärztliche Ver- bestehenden Budgetobergrenzen in te einen Hinweis hinterließe, dass Zahn- sorgungsstruktur nicht nur gefährdet, Wahrheit Regresse drohen, blieb uner- behandlungen ebenso notwendig wie sondern zerstört. wähnt. sicher sind – auch in Krisenzeiten. Es wäre Sie hätten die Regelung zur Rückerstat- eine Kleinigkeit mit großer Wirkung. Es Mit freundlichen Grüßen tung gern anders ausgestaltet, schreiben wäre ein Signal. Sie. Zugleich rechtfertigen Sie aber die Sie schreiben als Rechtfertigung für aus- ZA Harald Schrader Ablehnung der von Ihnen als begründet bleibende finanzielle Unterstützung, Bundesvorsitzender anerkannten Ansprüche: Die Zahnärztin- Bund und Länder müssten ihre Hand- Dr. Peter Bührens nen und Zahnärzte sollten doch die enor- lungsfähigkeit im Verlauf der Pandemie Dr. Gudrun Kaps-Richter men Belastungen der öffentlichen Haus- erhalten, um rechtzeitig eingreifen zu (Stellvertretende Bundesvorsitzende) halte und Sozialversicherungen durch die können, „wenn wirtschaftliche Schief- Pandemie bedenken. Übersetzt heißt lagen eintreten, die Existenzen und Ver- das: Unsere zusätzlichen Belastungen sorgungsstrukturen unmittelbar gefähr- sowie der FVDZ-Bundesvorstand werden schlicht ignoriert. Wir dürfen den“. Seien Sie versichert, sehr geehrter Dr. Jeannine Bonaventura zwar ganz vorn in der Daseinsvorsorge Herr Minister, nach unserer Erfahrung in Dr. Eckhard Jung unseren unverzichtbaren Beitrag leisten, der Pandemie geht es in der ambulanten Dr. Stefanie Marxkors aber geht es um Schutz und finanzielle zahnärztlichen Versorgung nicht mehr Dr. Christian Öttl Unterstützung, stehen wir am Ende der um die Schieflage einzelner Existenzen, ZA Bertram Steiner Reihe – es gibt davor genug andere. sondern um eine Gefährdung der gesam- drs. (NL) Hub. van Rijt Welche sachliche Begründung gibt es aus ten Versorgungsstruktur. Was muss noch Priv.-Doz. Dr. Thomas Wolf Ihrer Sicht dafür, dass Zahnärzte in der passieren, um zu erkennen, dass es für Dr. Frank Wuchold Frage der Sicherung von Versorgungs- trukturen vollkommen anders behandelt werden als Ärzte und Angehörige ande- rer Heilberufe? Sie werden nicht müde, die Zahnärzteschaft für Ihre Leistungen zu loben und für ihre Einsatzbereitschaft, für ihre Innovationsfreude und Leistungs- fähigkeit, aber bis heute, wenn es darauf ankommen würde, Wertschätzung für eben jenes leistungsfähige System der zahnärztlichen Versorgung zu zeigen, las- sen Sie die Zahnärztinnen und Zahnärzte im Stich – mit jeder neuen Verordnung, mit jedem neuen Gesetzentwurf. Die Zahnärzteschaft kämpft seit Beginn der Pandemie um ausreichende Versor- gung mit Schutzausrüstung. Die Preise für Schutzmasken und -Kleidung sowie Desinfektionsmittel haben sich verviel- facht – und das bei wegbrechenden Honoraren. Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung spricht von bis zu 40 Prozent – allein für den kassenzahnärztli- www.notdienst-zahn.de chen Bereich. Nicht zu reden von Einbrü- 16 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Wackeln im Sturm L iebe Kolleginnen ihren Einsatz im Grunde doch keiner Niederlassung vor 23 Jahren erschwert, und Kollegen, besonderen Akzentuierung und auch kei- verkompliziert und verteuert hat. Die ner öffentlich medialen Rechtfertigung. Pandemie ist die Essenz dieser Entwick- wir erleben gerade, dass die Pandemie Tatsächlich kann man beobachten, dass lung. Wie so oft in den letzten Jahren ste- sich mit voller Wucht zurückmeldet. Das der politische Diskurs in den letzten Jah- hen Mehrkosten und Mehraufwand bei sollte niemanden ernsthaft überraschen, ren eine Veränderung erfahren hat. Wut- eingeschränkter Tätigkeit keine Zusatz- denn die zweite Welle wurde ja schon bürger und die damit assoziierten politi- einnahmen entgegen. Der betriebswirt- im Frühjahr hinlänglich angekündigt. Es schen Strömungen setzen einen Tonfall, schaftliche Verlust bleibt bei der/dem stellt sich die Frage, ob die letzten der den gesellschaftlichen Frieden niedergelassenen Zahnärztin/Zahnarzt zu 6 Monate standespolitisch genutzt wur- gefährdet und der sich leider hier und da vollen Lasten hängen. den, um insbesondere den wirtschaft- auch in unseren Standeszeitschriften wie- Der Unterschied bei Corona ist, dass das lichen Auswirkungen in den Praxen dies- derfinden ließ. Doch lässt sich dies auch gesamtwirtschaftliche Umfeld zu kolla- mal mit geeigneten Mitteln ent- anhand einer Email eines verärgerten bieren droht und individuelle, betriebs- gegentreten zu können. Kollegen auf unseren Berufsstand so ein- wirtschaftliche Handgriffe zum Ausgleich Betrachten wir also, was einen direkten fach übertragen? Haben wir nun eine nicht mehr genügen, sondern eine über- wirtschaftlichen Einfluss auf den Praxisall- neue Spezies unter uns, den „Wutzahn- geordnete, standespolitische Handlungs- tag hat, was man auch einen „zählbaren arzt“? notwendigkeit erforderlich wird. Ein Erfolg“ nennen könnte, so darf seit dem Oder ist die Verärgerung nicht bis zu vorausdenkendes Handeln vor dem Hin- 01.10. die GOZ-Hygienepauschale nur einem gewissen Maße verständlich, da tergrund der zu erwartenden zweiten noch zum 1,0fachen Satz berechnet wer- die existenziellen Ängste des Frühjahrs Welle war – vielleicht auch aus Mangel an den - eine rudimentäre Summe, die der zum Teil noch nicht ausgestanden sind Kommunikation - in den letzten Monaten zusätzlichen Kostenbelastung durch und mit dem aktuellen Aufflammen der jedoch nicht zu erkennen. Verfrühtes Material und organisatorischen Aufwand zweiten Welle und der Gefahr eines wei- Eigenlob und Schultergeklopfe gelegent- nicht gerecht wird. teren Lockdowns die Sorge besteht, die lich schon. Bemerkenswerter ist jedoch, dass die Ver- wirtschaftlichen Folgen erneut persönlich Von Bedeutung ist jetzt, welche Konse- handlung einer Kompensation des Hygie- kompensieren zu müssen, ohne eine über- quenzen die Standesvertretung nach all nemehraufwandes mit den gesetzlichen greifende, standesbezogene Unterstüt- den Demütigungen durch die Politik zieht Krankenkassen gescheitert ist. Und dies zung, ohne Rettungsschirm oder andere und wie sich unser Auftreten nach außen trotz unserer oft zitierten Systemrelevanz Sonderhilfen. Der vorübergehenden verändern kann, um unsere Interessen und Nibelungentreue in Sachen Sicher- Erholung der Patientenzahlen im Sommer künftig besser durchsetzen zu können. stellungsauftrag. Sofern die Politik eine wird voraussichtlich ein schwieriges, stür- Und für all die Niedergelassenen, welche Zweiklassenmedizin unterstellt, ist in misches Pandemiehalbjahr folgen. konkreten Hilfen und Entlastungen Zukunft die Handhabung des Hygiene- Der gegenwärtige Tonfall in der Zahnärz- geplant oder schon im Köcher sind, wenn mehraufwandes der einfachste und teschaft ist nicht verwunderlich, wenn die Pandemielage noch ernster wird. zugleich beste Beweis, dass nicht etwa man den teilweise öffentlich ausgetrage- Derweil jedoch Gräben durch öffentliche die Leistungserbringer, sondern deren nen Umgang der Standesvertreter unter- Diskreditierung weiter vertieft werden, gesetzliche Rahmenbedingungen besag- einander in den letzten Jahren verfolgt muss sich die Politik vor einem starken te zwei Klassen erschaffen. hat. Da kann man durchaus von Spaltung zahnmedizinischen Berufsverband nicht Es ist durchaus verständlich, wenn unsere und maligner Polemik sprechen und sich fürchten. Standesvertretung ungern verärgerte, als unpolitischer, niedergelassener Zahn- Dabei böte die Pandemie doch genau vorwurfsvolle und im Tonfall möglicher- arzt fragen, ob es nicht besser gewesen diese Gelegenheit: Engstirnigkeit zu weise unangemessene Emails liest. Nie- wäre, die Energie, die in die Verunglimp- überwinden, aufeinander zuzugehen, mand wird ernsthaft in Frage stellen, dass fung und Bekämpfung von Kollegen den konstruktiven Diskurs aufzunehmen, Resolutionen verabschiedet, Brandbriefe investiert wurde, in die Interessenvertre- sich selbst zu hinterfragen und so gegen- geschrieben oder stundenlang mit Politi- tung unseres Berufsstandes zu investie- seitig Vertrauen zu schaffen, um gemein- kern telefoniert wurde. Es ist anzuneh- ren. Man kann bis heute den Eindruck sam unsere Standespolitik im Sinne aller men, dass engagiert gegen die Missach- gewinnen, persönliche Eitelkeiten und neu auszurichten. tung und Ignoranz gegenüber unserem Parteipolitik seien selbst in dieser beispiel- Die Zeichen dieser Zeit sind offensicht- Berufsstand vorgegangen wurde. Nur, losen Pandemie wichtiger als die eigentli- lich, sie zu übersehen wäre fahrlässig. wir niedergelassenen Zahnärztinnen und che Aufgabe, eine starke Lobby zu Zahnärzte müssen dies von unseren Ver- etablieren, um unsere Interessen durch- tretern doch erwarten können, denn zusetzen. Bleiben Sie gesund! dafür wurden sie ja gewählt und dafür Ich kann nicht beurteilen, wie attraktiv Herzliche, kollegiale Grüße werden sie – ohne Pandemieabstriche – unser Beruf derzeit ist, sehr wohl kann ich großzügig entlohnt. Daher bedarf es für feststellen, dass sich vieles seit meiner Ihr/Euer Zsolt Zrinyi, München DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 17
FORUM Ämterhäufung in den Vorständen von KZVB und BLZK – Soll das so weitergehen? D er Vorstand der KZVB besteht den Vorstandsmitgliedern im Zusammen- Begründung: aktuell aus ZA Christian Berger, hang mit ihrer Vorstandstätigkeit von Die vom Vorstand der BLZK angeregten Dr. Rüdiger Schott und Dr. Man- Dritten gewährt werden, sind dem Vorsit- Änderungen der Satzung/Wahlordnung fred Kinner. zenden und den stellvertretenden Vorsit- der BLZK zeigen deutlich auf, dass insbe- Das Präsidium der BLZK besteht aktuell zenden der Vertreterversammlung mitzu- sondere auch in Pandemiezeiten die volle aus ZA Christian Berger und Dr. Rüdiger teilen. Einsatzkraft des Präsidiums der BLZK für Schott. die bayerischen Zahnärzte von essenziel- Die Delegiertenversammlung des ZBV Die nächsten Wahlen für KZVB und BLZK ler Bedeutung ist. Dies ist bei der derzei- Oberbayern fasste am 16.09.2020 mit sind im Jahr 2022, schon jetzt bemängeln tigen Ämterhäufung nicht möglich. äußerst deutlicher Mehrheit folgenden viele Kolleginnen und Kollegen die sog. Allerdings wissen wir es alle alle: Beschluss: „Ämterhäufung“ in KZVB und BLZK, Die für den 27.11.2020 angedachte VV wobei es eindeutig nicht um die standes- Antrag Nr. 5, Antragssteller Dr. Niko der BLZK konnte aufgrund des sog. politische Zugehörigkeit der Vorsitzen- Güttler: „Corona-Lockdowns“ und seinen Aus- den/ Präsidenten geht! Die Delegiertenversammlung des wirkungen nicht stattfinden und wurde ZBV Oberbayern vom 16.09.2020 Hier zunächst der exakte Wortlaut des auf unbestimmte Zeit verschoben! beauftragt die Mitglieder des Vor- §19 Abs.4 SGB V: Die für den 28.11.2020 angedachte VV standes des ZBV Oberbayern bei der Der Vorstand der Kassenärztlichen Verei- der KZVB konnte aufgrund des sog. nächsten Vollversammlung der BLZK nigungen und der Kassenzahnärztlichen „Corona-Lockdowns“ ebenfalls nicht folgendes zu beantragen: Bundesvereinigung besteht aus bis zu stattfinden und wurde auf den Die Satzung/Wahlordnung der BLZK drei Mitgliedern. Der Vorstand der Kas- 16.01.2021 verschoben! soll(en) dahingehend geändert werden, senärztlichen Bundesvereinigung besteht Doch das Problem der sog. „Ämterhäu- dass ein Vorstandsmitglied der KZVB oder aus drei Mitgliedern. Bei Meinungsver- fung“ bleibt! der KZBV nicht gleichzeitig das Amt des schiedenheiten im Vorstand der Kassen- Präsidenten oder Vizepräsidenten der Die Aktualität ist klar: ärztlichen Bundesvereinigung entschei- BLZK ausüben dürfen. Die schriftliche • Große Probleme mit der Corona-Virus- det der Vorstand mit der Mehrheit seiner Abstimmung wird angeregt. Pandemie! Mitglieder. Bei Stimmengleichheit ent- scheidet der Vorsitzende. Die Mitglieder Mit 19 Ja-Stimmen bei 3 Nein-Stim- • Große Probleme mit der Vergütungssi- des Vorstandes vertreten sich gegensei- men angenommen. tuation der Vertragszahnärzteschaft im tig. Sie üben ihre Tätigkeit hauptamt- Darauf folgend hat der Vorstand des ZBV BEMA – gerade mit der AOK Bayern! lich aus. Wird ein Arzt in den haupt- Oberbayern für die für den 27.11.2020 • Große Probleme mit den wohl nicht- amtlichen Vorstand gewählt, kann er vorgesehene Vollversammlung (VV) der DSGVO-konformen „Vorhaben“ TI, eine ärztliche Tätigkeit als Nebentä- BLZK folgenden Antrag ausgearbeitet ePA, eHBA etc. etc.!!! tigkeit in begrenztem Umfang wei- und rechtzeitig eingereicht: • KZVB, BLZK und ZBVe haben definitiv terführen oder seine Zulassung völlig andere Aufgaben!!! Antragsteller Dr. Brunhilde Drew, ruhen lassen. Die Amtszeit beträgt Die Vorsitzenden der KZVB sind Dr. Niko Güttler, Dr. Christopher sechs Jahre, es sei denn, ein Vorstands- hauptamtlich tätig und die oben Höglmüller, Dr. Peter Klotz, Dr. Andreas mitglied wird während der laufenden geschilderten Aufgaben lassen Moser, Dr. Eberhard Siegle Amtsdauer der Vertreterversammlung schlichtweg keine Zeit für eine gewählt; die Wiederwahl ist möglich. Die ZBV Oberbayern zusätzliche sinnvolle Arbeit als Präsi- Höhe der jährlichen Vergütungen der ein- Headline denten der BLZK, Vorsitzende in zelnen Vorstandsmitglieder einschließlich Antrag zu Änderung der Wahlord- ZBVen, Vorsitz in zahnärztlichen aller Nebenleistungen sowie sämtliche nung der BLZK Fachgesellschaften etc. etc…. Die von Versorgungsregelungen sind betragsmä- Wortlaut: der bayerischen Kollegenschaft ßig in einer Übersicht jährlich am 1. März zurecht kritisierte „Ämterhäufung“ Die VV der BLZK möge beschließen: im Bundesanzeiger und gleichzeitig in KZVB und BLZK sollte, um eine für getrennt nach den kassenärztlichen und Die Wahlordnung der BLZK wird dahin- gehend geändert, dass in § 20 Wahl nach die Zahnärzteschaft bestmögliche kassenzahnärztlichen Organisationen in Arbeit zu leisten, schlicht beendet den jeweiligen ärztlichen Mitteilungen Satz 1 eingefügt wird: werden; je eher, desto besser !! der Kassenärztlichen Bundesvereinigun- Zum Präsidenten oder Vizepräsidenten gen sowie auf der Internetseite der kann nicht gewählt werden, wer gleich- Vorstand des ZBV Oberbayern betreffenden Kassenärztlichen Vereini- zeitig ein Amt im Vorstand der Kassen- (Dr. Peter Klotz, Dr. Christopher gung oder Kassenärztlichen Bundesverei- zahnärztlichen Vereinigung Bayerns oder Höglmüller, Dr. Brunhilde Drew, nigung zu veröffentlichen. Die Art und in der Kassenzahnärztlichen Bundesverei- Dr. Niko Güttler, Dr. Andreas Moser, die Höhe finanzieller Zuwendungen, die nigung innehat. Dr. Eberhard Siegle) 18 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM BSI-Lagebericht „Bedrohung durch Daten-Leaks erreicht neue Qualität“ D ie IT-Sicherheitslage in Deutsch- land bleibt angespannt. Vor allem das Gesundheitswesen gerate immer öfter ins Visier von Cyber-Kriminellen. Zu dieser Einschätzung kommt das Bundesamt für Sicherheit in der Informations- technik (BSI) in seinem aktuellen Lagebericht. Kein Bereich der kritischen Infrastruktu- ren hat im Berichtszeitraum mehr Mel- dungen ans BSI gesendet als der Gesund- heitssektor – mehr als 130 waren es laut BSI, viele davon Cyber-Angriffe, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Lagebericht. Angreifer verwendeten zunehmend Schadprogramme für „cyber-kriminelle Massenangriffe“. Ebenso nutzten die Angreifer die Covid-19-Pandemie aus. Vor allem das Schadprogramm Emotet macht dem BSI Sorgen. Es ermögliche „eine Kaskade weiterer Schadsoftware- Angreifer verwendeten zunehmend Schadprogramme für „cyberkriminelle Massenangriffe“, warnt Angriffe bis hin zu gezielten Ransomwa- das BSI in seinem Bericht. © peterzayda/stock.adobe.com re-Angriffen auf ausgewählte, zahlungs- kräftige Opfer“, heißt es im Lagebericht. Insgesamt sei das Aufkommen neuer Datenbanken gewesen. Allein in Außerdem rät die Bundesbehörde, die Schadprogramm-Varianten im Herbst Deutschland seien zwischen Juli und Zahl der von außen zugänglichen Syste- und Winter überdurchschnittlich hoch September 2019 etwa 15.000 Datensät- me und der dazu befugten Personen gewesen – der Zuwachs habe zeitweise ze von Bundesbürgerinnen und Bundes- gering zu halten und Netzwerke zu seg- bei täglich knapp 470.000 Varianten bürgern mit insgesamt mehreren Millio- mentieren, um nach einem erfolgreichen gelegen. nen Bildern frei im Internet verfügbar Angriff die Ausbreitung zu bremsen. So wurden in dem Berichtszeitraum gewesen. Es gebe aber noch viel zu tun: Zwar wür- Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz und im Das BSI drängt den Gesundheitssektor zu den viele Betreiber technische IT-Sicher- Saarland durch einen Verschlüsselungs- besserer Vorbeugung – auch weil sich das heitsmaßnahmen durchführen, „bei der trojaner bei ihrem gemeinsamen IT- „Geschäftsmodell” Ransomware verän- Umsetzung von organisatorischen IT- Dienstleister „erheblich in ihrer Versor- dert hat. Manche Ransomware-Gruppen Sicherheitsmaßnahmen“ gebe es dage- gungsleistung beeinträchtigt“, heißt es sind dazu übergegangen, die Daten der gen noch Verbesserungspotenzial „auf- in dem Bericht. Opfer nicht nur zu verschlüsseln, sondern grund oftmals fehlender Sensibilisierung Zugleich habe die Bedrohung durch zuvor auch zu kopieren und mit deren der Managementebene in Bezug auf die Daten-Leaks mit der Offenlegung von Veröffentlichung zu drohen. IT-Sicherheit”. Millionen von Patientendatensätzen im Es ist eine Reaktion auf verbesserte 20.10.2020 12:44, Autor: mm, Internet eine neue Qualität erreicht, heißt Datensicherungsstrategien, die nach © änd Ärztenachrichtendienst weiter. Man habe unter anderem Daten- einem Befall mit Ransomware sicherstel- Verlags-AG banken mit hochsensiblen medizinischen len, dass Systeme schnell neu aufgesetzt Quelle: https:l/www.aend.de/ Daten frei zugänglich im Internet ent- werden können. Das BSI empfiehlt da- article/208529 deckt. Anders als bei Datendiebstählen her „ein systematisches, regelgeleitetes sei hier kein technisch aufwändiger Monitoring des Datentransfers“. So kön- Angriff notwendig gewesen. Ursache für ne man den Abfluss ungewöhnlich hoher die Lecks seien vielmehr unzureichend Datenmengen erkennen und frühzeitig gesicherte oder falsch konfigurierte unterbinden. DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 19
FORUM ePA Datenschutz-Warnung steht noch immer im Raum D er Gesetzgeber hat nach Mei- nung des Bundesbeauftragen für Datenschutz und die Infor- mationsfreiheit (BdDI) trotz seiner Warnungen keine Schritte unternom- men, die elektronische Patientenakte (ePA) so zu konzipieren, dass sie den Ansprüchen der Datenschutzgrund- verordnung entspricht. Sollte sich das in absehbarer Zeit nicht ändern, will Prof. Ulrich Kelber die Krankenkassen zu einem Warnhinweis an die Versi- cherten verpflichten. Bereits vor Monaten hatte der oberste Datenschützer das unzulängliche Berech- tigungsmanagement der Akte kritisiert, zudem gebe es keine Authentifizierungs- lösung der Stufe „hoch“, wenn sie den Vorgaben des Patientendaten-Schutzge- setzes (PDSG) entspreche. Das Bundesge- sundheitsministerium sieht darin hinge- gen keine Probleme für die Sicherheit der Akte. Das PDSG trat im September in Kraft, die Akte soll ab Januar 2021 ange- boten werden. Deshalb habe Kelber gegenüber den 65 Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit Prof. Ulrich Kelber fordert gesetzlichen Krankenkassen, die er beauf- von Krankenkasse eine vollumfängliche Aufklärung über die ePA. © Bundesregierung, Kugler sichtigt, nun eine „förmliche Warnung" ausgesprochen, dass die nach Vorgaben des PDSG konzipierte Akte gegen euro- muss gewährleistet sein, dass den Versi- 11.11.2020 10:00, Autor: mh, päisches Recht verstößt, wie das zuständi- cherten unmissverständlich bewusst wird, © änd Ärztenachrichtendienst ge Fachreferat in der Datenschutzbehörde dass die elektronische Patientenakte bis Verlags-AG schreibt. Das hatte Kelber bereits im Sep- auf weiteres nicht europarechtskonform Quelle: tember angekündigt. angeboten werden kann.“ An Spekulatio- https://www.aend.de/article/208872 nen über mögliche Folgen beteilige sich Zeitpunkt noch nicht Kelber nicht. festgelegt Bei einer Podiumsdiskussion in der vergan- „Je nachdem, welche Maßnahmen die genen Woche hatte der Vorsitzende des Krankenkassen und die Gematik ergrei- Verwaltungsrats der BIG Robert Leitl fen, wird der BfDI 2021 Anweisungen gesagt, ein Warnhinweis könne die ePA gegenüber den Krankenkassen ausspre- ausbremsen. Er würde der Akte „von vor- chen.“ Der Zeitpunkt dafür sei noch nicht neherein einen nicht gerechtfertigten festgelegt. Fest steht hingegen: Wenn die Stempel aufdrücken“ und Patienten ver- Kassen gegen die Vorgabe verstoßen, unsichern. Er forderte deshalb „absolute könnte Kelber ihnen die Datenverarbei- Rechtssicherheit im Sinne des Datenschut- tung untersagen. zes“. Der BfDI forderte, dass die Krankenkassen, wie im PDSG festgelegt, ihre Versicherten „umfangreich, konkret und leicht ver- ständlich“ über die Akte informieren. „Es 20 DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021
FORUM Zahnärzte mit eigenem Praxislabor gründen Interessenvertretung Fortbildung und politische Aktivität als Kernaufgaben der Fachgesellschaft D üsseldorf. Am Freitag, 9. Oktober, tenzen in den erweiterten Vorstand inte- Pätzold. Mit der dgpl wurde nun eine wurde in Düsseldorf die Deutsche griert, z. B. für Kieferorthopädie und gute Möglichkeit geschaffen, sich nicht Gesellschaft Praxislaboratorien Oralchirurgie, denn auch diese Zahnme- mehr alles Know-how dazu selbst aneig- gegründet, kurz dgpl. Die dgpl ist die diziner betreiben eigene Praxislabore“, nen zu müssen. „Ich glaube, dass das ein erste Fachgesellschaft für Zahnarztpra- erläutert Zweers. „Dann haben wir natür- sehr wichtiger Schritt gewesen ist“, so xen mit eigenem Praxislabor. Zum Präsi- lich den Fachbereich Zahntechnik und Pätzold. denten wurde Daniel Zweers (Nordhorn, konnten zu unserer großen Freude als Niedersachsen), zum Vizepräsidenten wissenschaftlichen Beirat Prof. Dr. Martin Dr. Sebastian Leidmann (Eichstätt, Ober- Rosentritt vom Universitätsklinikum Jede Berufsgruppe rund bayern) gewählt; sie werden unterstützt Regensburg gewinnen.“ ums zahnmedizinische Labor durch verschiedene Fachkompetenzen willkommen im erweiterten Vorstand. Grundsätzlich ist in der dgpl jede Berufs- In einem Akt außergewöhnlichen Enga- Approbationsänderung gruppe willkommen, die mit praxiseige- gements wurde die dgpl in nur fünf bedeutet Einschnitte nen Laboren zu tun hat: Zahnärzte, Monaten von der Idee zur existierenden für Praxislaborbetreiber Fachzahnärzte, Zahntechniker und Zahn- Fachgesellschaft entwickelt. Der Initiator Justiziar der dgpl ist Jens Pätzold von der medizinische Fachangestellte aus ein- und frisch gewählte Präsident der dgpl Fachanwaltskanzlei Lyck+Pätzold in Bad schlägigen Praxen. Die Mitglieder erhal- Zweers ist selbst Zahnarzt und Zahntech- Homburg, die seit 18 Jahren Unterneh- ten alle Informationen zu den niker und hat seit zehn Jahren seine men im Gesundheitswesen berät. Diese Fortbildungen der Fachgesellschaft und Praxis mit Labor im ländlichen Bereich. Erfahrung ist in der dgpl willkommen, können vergünstigt teilnehmen. Mit- denn die Einschnitte, die mit der Appro- gliedsanträge sind auf der Homepage bationsänderung einhergehen, sind tief. www.dgpl.de abrufbar. Kieferorthopädie, „Ich empfehle jedem Praxisinhaber und Bei Fragen steht gerne Dr. Sebastian Oralchirurgie jeder Praxisinhaberin, sich genau zu infor- Leidmann, (Gabrielistraße 1, 85072 Eich- und Zahntechnik vertreten mieren, was diese juristische Änderung stätt, Tel: 08421/97260) zur Verfügung. „Die dgpl hat in kurzer Zeit viele tolle für ihn oder sie bedeutet, und sich ent- Partner gewonnen, darüber bin ich sehr sprechend aufzustellen, um das Praxis- www.dgl.de glücklich. Wir haben viele Fachkompe- labor weiterbetreiben zu dürfen“, sagt Vorstand DGPL Von links: Jens Pätzold, Deborah Sagon, Daniel Zweers, Dr. Sebastian Leidmann, Dr. Sabrina Wegenast. DER BEZIRKSVERBAND I 12-2020 / 1-2021 21
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