Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz

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Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
ISSN 1860-4188

                                                                              LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM

          bibliotheken heute
           Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz             3/2020, Jg. 16

           Die Themen
           Bücherei3 in Bingen: Eröffnung der Stadtbücherei in neuen Räumen
           LESESOMMER 2020 – trotz Corona wieder erfolgreich durchgeführt
           Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz
Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische
Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz
und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den
Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen
bilden die fünf Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und
Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kom-
munen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliotheks-
systems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a.
durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bib-
liotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ.
Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de

Impressum
bibliotheken heute
ISSN 1860-4188

Herausgeber:
Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
Bahnhofplatz 14
56068 Koblenz
Telefon: 0261 91500-101
Telefax: 0261 91500-102
info@lbz-rlp.de
www.lbz.rlp.de

Redaktion:
Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: gerlach@lbz-rlp.de
Hans-Erich Au (Koblenz), Telefon: 0261 91500-151, E-Mail: au@lbz-rlp.de
Susanne Deubel (Koblenz), Telefon: 0261 91500-471, E-Mail: deubel@lbz-rlp.de
Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: hesse@lbz-rlp.de
Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: koelges@lbz-rlp.de
Sandra Reiss (Redaktionsleitung) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: reiss@lbz-rlp.de
Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: tropf@lbz-rlp.de

Titelbild:
Neu eröffnete Bibliothek in Bingen (v.l.n.r.:) Oberbürgermeister Thomas Feser, Kulturminister Prof. Dr. Konrad
Wolf, Bibliotheksleiterin Julia Löffler, Landtagsabgeordneter Michael Hüttner und Kulturamtsleiter Dr. Matthias
Schmandt. Foto: Stadt Bingen

Preis:
Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro.
Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden.
Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche
Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos.

Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren
unter https://lbz.rlp.de/de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/                                            KOBLENZ · MAYEN · MONTABAUR
Druck:
Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56070 Koblenz
„bibliotheken heute“ wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz
Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16

INHALTSVERZEICHNIS
EDITORIAL .................................................. 67                           LESEFÖRDERUNG UND
                                                                                          VERANSTALTUNGEN
BIBLIOTHEKSPOLITIK                                                                        Kreative Ideen beim LESESOMMER 2020................. 98
„Bibliotheken werden Lotsen im Informations-                                              Lesen für den guten Zweck in
zeitalter“ – Johannes Klomann im Interview............ 68                                 Neustadt a.d.Weinstr. ................................................... 101
Soforthilfeprogramm „Vor Ort für alle“ für                                                Cocktail to go für Junior-Detektive in
Bibliotheken..................................................................... 69      Sprendlingen-Gensingen.............................................. 102
                                                                                          Stadtbücherei Wittlich: Der kleine Bruder des
BIBLIOTHEKSPRAXIS                                                                         großen LESESOMMERs................................................. 103
Bücherei 2025: Von der Vision zum Konzept............ 70                                  Bibliothekstage Rheinland-Pfalz: neuer Termin
Stadtbücherei Alzey: attraktiver Dritter Ort.............                          71     in 2021 – Buchkunst bereits gestartet....................... 105

Konzept 2025: voller Erfolg für die                                                       Mediathek Ingelheim: Virtuelle Angebote ............... 107
Gemeindebücherei Essenheim.................................... 73                         Stadtbücherei Kandel: „Abenteuer Vorlesen“
                                                                                          jetzt online....................................................................... 108
Neues Konzept und Neugestaltung der
Öffentlichen Bücherei Zornheim................................                     74     Stadtbibliothek Bad Kreuznach:
                                                                                          Kleinere Formate im Fokus........................................... 109
Virtuelles FaMI-Ausbildertreffen: Ausbildung
unter Corona-Bedingungen gestalten........................                         76     Stadtbibliothek Speyer: „Einfach mal mutig sein,
                                                                                          Neues ausprobieren“..................................................... 110
BIBLIOTHEKPORTRÄT                                                                         Stadtbücherei Frankenthal: Quizabend in
Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz........................                       78     Pandemie-Zeiten............................................................ 112
                                                                                          Kreativ-Sommer in Katzenelnbogener Bücherei...... 114
BESTANDSERHALTUNG
Restaurierungsprojekt „Patient Buch sucht Paten“
                                                                                          BIBLIOTHEK DIGITAL
in Mainz............................................................................ 82   Onleihe Rheinland-Pfalz: 10 Jahre
                                                                                          „digitale Medien rund um die Uhr“............................. 115
Grundbestandserhaltung im LBZ / Pfälzische
Landesbibliothek............................................................ 85           Bibliotheca plus und BVSeOPAC – geht das?........... 117

STATISTIK                                                                                 TAGUNGEN, FORTBILDUNG
Jahresbilanz 2019: Öffentliche Bibliotheken                                               Erste Online-Bibliothekskonferenz der
in RLP weiterhin im Aufwind........................................ 87                    hauptamtlich geleiteten Bibliotheken....................... 118
Jahresbilanz 2019 der Wissenschaftlichen                                                  Literarischer Samstag: Buchempfehlungen per
Allgemeinbibliotheken in RLP...................................... 89                     Livestream........................................................................ 119
Statistik 2019 der Arbeitsgemeinschaft Informa-
tionskompetenz Rheinland-Pfalz und Saarland.......                                 91     AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM
                                                                                          Neues aus dem LBZ....................................................... 120
NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN                                                                  Ausstellung zu Fritz von Unruh.................................... 121
Bücherei³ – Lesen, Lernen, Leute treffen in Bingen... 92                                  Baedeker-Sammlung des LBZ als Drehort
Umgestaltet: Stadtteilbücherei                                                            für Reisereportage.......................................................... 122
Mainz-Gonsenheim........................................................ 95               Videos zu „Buch-Duell“ und „Bücher-Steckbrief“... 123
10 Jahre Stadtbücherei Selters..................................... 96                    Ausleihangebote der Landesbüchereistelle.............. 123

                                                                                                                                                                                    65
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     AUS DEN VERBÄNDEN................................ 124

     KURZINFORMATIONEN.............................. 125

     LITERATURDIENST........................................ 127

     ORTS-, PERSONEN- UND
     SACHREGISTER.............................................. 128

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EDITORIAL

„Bibliotheken sind systemrelevant!“                                                        nen attraktive Angebote zu machen und Alternati-
                                                                                           ven zu bieten. Dabei entstanden nicht selten Ideen,
titelte und schloss zugleich der Beitrag von Dr. Annette                                   welche sich bewährten und auch künftig beibehalten
Gerlach, Leiterin des LBZ, in unserer letzten Ausgabe zu                                   werden sollen. Oder auch, wie es Isabell Heinze, Lei-
den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das LBZ                                           terin der Mediathek in Ingelheim, in ihrem Beitrag in
und die Bibliotheken im Land.                                                              diesem Heft zum Ausdruck bringt: die Corona-Krise
                                                                                           als „Katalysator für das Denken in (neuen) digitalen
„Wenn das Wort von der Systemrelevanz einen Sinn                                           Konzepten“ verstehen.
hat, dann muss man es BIBLIOTHEKEN buchstabieren“
legte „Die Rheinpfalz“ in einem Beitrag von Markus
                                                                                           A propos digital: 2020 ist die Nachfrage nach digitalen
Clauer anlässlich des Welttags der Bibliotheken am 24.
                                                                                           Angeboten deutlich gestiegen. Der Onleihe-Verbund
Oktober 2020 in der Rubrik Politik (!) nach – betitelt
                                                                                           Rheinland-Pfalz konnte in den Monaten Januar bis
mit „Herzraum der Gesellschaft“.1
                                                                                           Ende August 2020 eine Steigerung von 25% gegenüber
                                                                                           dem Vorjahreszeitraum vermelden. Fast doppelt so vie-
Demnach ist es folgerichtig, dass Bibliotheken in Rhein-
                                                                                           le Menschen meldeten sich in den Monaten April und
land-Pfalz nach Einführung des Teil-Lockdowns seit An-
                                                                                           Mai in den teilnehmenden Bibliotheken an, um das di-
fang November 2020 geöffnet bleiben können, wie an-
                                                                                           gitale Angebot nutzen zu können. – Ein Erfolg für den
dere Bildungseinrichtungen auch – selbstverständlich
                                                                                           Verbund, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum
unter Einhaltung der Hygieneregeln und Zugangsbe-
                                                                                           feiert.
schränkungen. Die Krise macht einmal mehr deutlich,
welche Relevanz Bibliotheken in unserer Gesellschaft
                                                                                           Die zehnte Auflage der „Bibliothekstage Rheinland-
haben und wie sie die Krise meistern.
                                                                                           Pfalz“, einer Gemeinschaftsveranstaltung der Biblio-
                                                                                           theken im Land, startet (statt im Oktober 2020) nun
„Bibliotheken in Rheinland-Pfalz trotzen der Corona-
                                                                                           zum „Welttag des Buches“ am 23. April 2021. Im Zen-
Krise“ titelten wir in Heft 1-2/2020 von „bibliotheken
                                                                                           trum stehen Lesereisen und der Themen-Schwerpunkt
heute“ – und behielten Recht! Die vorliegende Ausgabe
                                                                                           „Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“, der bereits in die-
dokumentiert nicht nur die aktuelle Situation der Bib-
                                                                                           sem Herbst in drei teilnehmenden Bibliotheken einge-
liotheken, sondern bietet zahlreiche Beispiele, wie Bib-
                                                                                           läutet wurde. Das Publikum darf sich auf ein interessan-
liotheken mit Pragmatismus und Entdeckermentalität
                                                                                           tes und buntes Programm freuen, das die Bibliotheken
neue Wege finden, ihre Arbeit fortzuführen und Men-
                                                                                           landesweit wieder vorsehen.
schen zu erreichen.
                                                                                           Auch wenn der Teil-Lockdown noch anhält (Stand
So erstaunt es nicht, dass trotz Corona-Beschrän-
                                                                                           Anfang Dezember 2020) – die Aussicht auf bessere
kungen die landesweite Leseförderaktion „LESESOM-
                                                                                           Zeiten besteht und Bibliotheken haben sich gut auf-
MER“ rund 16.000 Kinder und Jugendliche erreichte.
                                                                                           gestellt, um gestärkt aus dieser Situation hervorzuge-
Die neue Stadtbibliothek in Bingen öffnete im Som-
                                                                                           hen.
mer unter neuem Namen in einem neuen Gebäude
mit einem neuen Konzept und konnte Minister Kon-
                                                                                           In diesem Sinne, bleiben Sie gesund!
rad Wolf als Gast begrüßen. Mit kreativen Ideen ent-
wickelten Bibliotheken in den vergangenen Monaten                                                                                    Sandra Reiss,
Möglichkeiten, Kindern, Jugendlichen und Erwachse-                                                         Redaktionsleitung „bibliotheken heute“

1	Vgl. „Herzraum der Gesellschaft“ in: „Die Rheinpfalz“ Nr. 248, Rubrik Politik, vom 24.10.2020

                                                                                                                                                      67
Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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     BIBLIOTHEKSPOLITIK

     „Bibliotheken werden Lotsen im Informationszeitalter“

     Im Interview: Johannes Klomann, Vorsitzender des Kulturausschusses des
     rheinland-pfälzischen Landtags

     Herr Klomann, sind Sie ein Bücherfan? Welchen Ro-              Vor ein paar Jahren hatte man ja meinen können, dass
     man lesen Sie zurzeit?                                         die Digitalisierung die Bibliotheken in den Schatten
                                                                    stellt. Tatsächlich ist es aber so, dass die Digitalisierung
     Ja, klar bin ich ein Bücherfan. Ich habe Anglistik im Haupt-
                                                                    eher dazu beiträgt, dass die Bedeutung von Bibliotheken
     fach und Amerikanistik im Nebenfach studiert, da ist der
                                                                    steigt. Und das bezieht sich nicht nur auf die Möglichkeit
     Griff zum Buch selbstverständlich. Ich lese daher viele
                                                                    der besseren Konservierung von Wissen. Denn die digi-
     englische Bücher. Zurzeit lese ich ausnahmsweise etwas
                                                                    tale Vernetzung öffnet den Wissbegierigen neue Türen.
     in deutscher Sprache, “Liechtenstein - Roman einer Nati-
                                                                    Bibliotheken können hierbei die Lotsenfunktion überneh-
     on” von Armin Öhri, der in dem kleinen Fürstentum spielt
                                                                    men, um den Nutzerinnen und Nutzern eine Übersicht zu
     und autobiographische Elemente hat.
                                                                    geben über die unterschiedlichen Informationsquellen,
                                                                    um diese sortieren zu können. Also das, was der Bibliothe-
     Wie bewerten Sie als Vorsitzender des Ausschus-
                                                                    kar und die Bibliothekarin sowieso auch in der analogen
     ses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des
                                                                    Bibliothek tut, wird auf eine neue Ebene gesetzt. Diese ist
     Landtages vor dem Hintergrund der Coronakrise die
                                                                    viel breiter und komplexer. Aber umso mehr bedarf es da
     Zukunft der Kultur im Land?
                                                                    einer Institution, die zur Orientierung zur Seite steht.
     Die Kultur ist eine der großen Leidtragenden dieser Pan-
     demie. Es stimmt zwar, dass es dem Virus egal ist, ob es
     sich in einem Theater oder einer Spielhölle verbreitet.
     Aber wenn Kultureinrichtungen vorübergehend schlie-
     ßen müssen, dann ist es ein großer Unterschied, welche
     Auswirkung das auf unsere Gesellschaft hat. Die Kultur
     bringt uns nicht nur zum Lachen und zum Weinen oder
     unterhält uns, sie spielt eine Rolle im Diskurs einer demo-
     kratischen Gesellschaft. Es ist daher die Aufgabe der Poli-
     tik alles dafür zu tun, dass kulturelle Angebote so schnell
     wie möglich wieder angeboten werden können und die
     Leute diese auch wieder besuchen.

     Welcher Rolle spielen dabei die Bibliotheken?
     Eine wichtige Rolle, deshalb ist es auch gut, dass Ende Ok-
     tober beschlossen wurde, dass die Bibliotheken aufhaben
     können. Die Aufgabe von Bibliotheken ist ja auch grö-
     ßer geworden – unabhängig von der Pandemie. Sie sind           Der Mainzer SPD-Abgeordnete Johannes Klomann gehört dem
     mehr als nur Ausleihorte von Büchern, sondern decken           rheinland-pfälzischen Landtag seit 2015 an. Er ist Vorsitzender des
     das Bedürfnis nach einem Dritten Ort, an dem man sich          Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, sowie Hoch-
                                                                    schul- und Forschungspolitischer Sprecher seiner Fraktion.
     trifft und austauscht oder einfach nur die Zeitung liest.      Foto: privat
     Die Bibliothek in Ludwigshafen ist da ja ein Leuchtturm,
     was das angeht.
                                                                    Wie bewerten sie in diesem Zusammenhang das
                                                                    vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz ge-
     Nach den Worten von Ministerpräsidentin Dreyer
                                                                    plante Informations- und Lernportal?
     sollen die Bibliotheken im Land im Rahmen der von
     der Landesregierung initiierten Digitaloffensive eine          Das digitale Lern- und Informationsportal ist ein wichti-
     Vorreiterrolle übernehmen. Wie sehen Sie die Rolle             ger Schritt in dieses digitale Zeitalter, indem es die ver-
     der Bibliotheken bei der Digitalisierung?                      schiedenen Angebote der Bibliotheken vernetzt – und

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Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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auch eben zeigt, dass Informationen nicht nur in Büchern,   bliothekswesen Tätigen ein Kompliment machen, wie
sondern auch in anderen Medien abrufbar und verwert-        schnell, kreativ und positiv sie das Thema Digitalisierung
bar sind. Die Möglichkeit einer Vernetzung mit Angebo-      angenommen haben.
ten im Bildungsbereich wie dem Schulcampus oder dem
                                                            Herr Klomann, vielen Dank für das Interview!
Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz zeigt, dass da etwas
Großes entstehen kann. Überhaupt muss ich den im Bi-                        Das Interview führte Hans-Erich Au, LBZ.

Förderprogramm „Vor Ort für alle“

Bibliotheken in Rheinland-Pfalz haben sich erfolgreich um Förderung beworben

Das Soforthilfeprogramm „Vor Ort für alle“ für Bibliotheken in Kommunen bis 20.000 Einwohnern
stellten der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters Ende
April in der Öffentlichkeit vor. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig Bibliotheken für verläss-
liche Informationen seien. Gerade in den ländlichen Räumen seien Bibliotheken „ein existentiell
wichtiger Teil der kulturellen Infrastruktur“. Die Mittel für dieses Programm wurden aus dem Bun-
desprogramm „Ländliche Entwicklung“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft
zur Verfügung gestellt.

Gefördert werden sollten sowohl Maßnahmen für die           gitaler Medienbestände, so z.B. die kommunalen Bib-
Digitalisierung und die Bereitstellung digitaler Ange-      liotheken in Essenheim, Kirn, Konz, Mayen, Neustadt/
bote als auch für die Entwicklung der Bibliothek zum        Wied, Wittlich sowie die evangelische öffentliche Bü-
„Dritten Ort“, einem Aufenthalts-, Begegnungs- und          cherei in Altenkirchen.
Lernort für die Bevölkerung in ländlichen Regionen.
Die Höchstsumme für eine Fördermaßnahme betrug              Bibliotheken im ländlichen Raum, das machte die
25.000 Euro, der Eigenanteil der Bibliotheken musste        schnelle Reaktion der Bibliotheken deutlich, haben
mindestens 25% der Projektkosten betragen.                  längst Pläne für ihre zukunftsgerechte Ausstattung in
                                                            den Schubladen. Aber viele Kommunen können diesen
Die Bearbeitung der Anträge erfolgte nach Eingang.          Umbruch finanziell ohne Unterstützung nicht stem-
Schon kurz nach Beginn der Antragsphase waren die           men. Solche Förderprogramme des Bundes, aber auch
Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro verbraucht. Auf       die Fördermaßnahmen des Landes Rheinland-Pfalz (z.B.
Initiative des dbv wurden diese Mittel im September         die „Digitaloffensive Öffentliche Bibliotheken in Rhein-
noch einmal um 700.000 Euro erhöht, um zumindest            land-Pfalz“), ermöglichen es den Bibliotheken, sich für
den größten Teil der Anträge bewilligen zu können.          die Zukunft fit zu machen und ihren kulturellen und so-
                                                            zialen Aufgaben in den Kommunen gerecht zu werden.
Auch Bibliotheken in Rheinland-Pfalz profitierten von       Diese Fördermaßnahmen können aber nur dann ihre
diesem Förderprogramm. Unter anderem wurden in              ganze Wirkung entfalten, wenn die Kommunen in den
den kommunalen Bibliotheken in Annweiler, Birken-           nächsten Jahren bei der jährlichen Haushaltsplanung
feld, Dannstadt-Schauernheim und Sprendlingen-Gen-          ebenfalls die besondere Bedeutung der Bibliotheken
singen die Erstkosten für einen Beitritt zur Onleihe RLP    vor Augen haben. Nur dann können Bibliotheken ihr
bezuschusst. Die Ökumenische Stadtbücherei Betzdorf         Angebot attraktiv halten.
konnte die Umstellung auf Selbstverbuchung in Angriff
nehmen. Andere Bibliotheken erhielten eine Förderung
für bauliche Maßnahmen oder den Aufbau neuer di-                                                 Angelika Hesse, LBZ

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Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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     BIBLIOTHEKSPRAXIS

     Bücherei 2025: Von der Vision zum Konzept

     Workshop zur Erarbeitung eines individuellen Entwicklungsplans für ehren- und nebenamtlich
     geleitete Gemeindebüchereien

     Von März 2019 bis Februar 2020 führte das Landesbi-
     bliothekszentrum einen Workshop für ehren- und ne-
     benamtlich geleitete kommunale Büchereien in Rhein-
     land-Pfalz unter dem Titel „Bücherei 2025: Von der
     Vision zum Konzept“ durch. Unter der Leitung von Son-
     ja Bluhm, einer erfahrenen Bibliothekarin mit mehrjäh-
     riger Leitungserfahrung, ausgebildeten Fortbildungs-
     trainerin und Teamcoach, konnten die Teilnehmerinnen
     und Teilnehmer Richtlinien und Schwerpunkte für ihre
     Büchereiarbeit in den nächsten Jahren entwickeln.

     Kleine wie große Bibliotheken stehen dynamischen
     gesellschaftlichen und medialen Veränderungen (de-
     mografischer Wandel, Migration, E-Books, Onleihe,
     verändertes Benutzerverhalten) gegenüber. Sie müssen
     ihre Aufgaben und Ziele neu festlegen. Welche zeitge-
     mäßen, notwendigen und sinnvollen Angebote soll die
     Bücherei bereitstellen? Wie kann die Arbeit effektiv
     gestaltet werden? Wie können die Wünsche und For-
     derungen gegenüber der Gemeindeleitung begründet
     werden? Ein Konzept hilft hier weiter.                   Sonja Bluhm beim Workshop „Bücherei 2025“.
                                                              Foto: LBZ / Cornelia Dietle
     Das Landesbibliothekszentrum hatte bereits 2015/2016
     mit Sonja Bluhm ein Konzeptseminar durchgeführt. Mit     Im zweiten Workshop wurden die Zwischenergebnisse
     dem neuen Workshop „Bücherei 2025“ kamen nun             gesichtet. Frau Bluhm stellte dem Plenum gute Beispie-
     weitere elf kommunale und zwei kirchliche Öffentliche    le aus den bis dahin erarbeiteten Entwürfen vor und
     Büchereien zum Zuge.                                     gab Tipps bei Problemen mit dem Einholen der statis-
                                                              tischen Zahlen oder bei Formulierungsschwierigkeiten.
                                                              Schwerpunkt waren aber die Definition von Handlungs-
     Modularer Workshop – in mehreren Schritten zum           feldern, d.h. Schwerpunkten, Zielen der Büchereiarbeit
     fertigen Konzept                                         und die Festlegung der Zielgruppen.
                                                              Trotz der oft sehr unterschiedlichen Situation in den
     In einem zweitägigen Auftaktworkshop entwarfen die       einzelnen Orten und Büchereien sahen doch alle
     Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Vision ihrer Bü-     Schwerpunkte ihrer Büchereiarbeit in der „Bücherei als
     cherei in fünf Jahren. Sie führten eine Stärken-Schwä-   3. Ort“, also der Bücherei als Ort der Begegnung und
     chen-Analyse durch. Mit der Aufgabe, Daten zur Ist-      des Austausches, und in der Förderung der Sprach-,
     Analyse, also Zahlen und Fakten zum aktuellen Stand      Lese- und Medienkompetenz.
     der Bücherei, und Daten zur Umfeld-Analyse, d. h. Zah-
     len und Fakten zum Einzugsgebiet, zur Bevölkerung,       Der dritte Workshop diente als „Schreibwerkstatt“. Ein
     zu den Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten und      gutes Konzept muss auch grafisch gut aufbereitet und
     zu Kooperationspartnern vor Ort zusammenzustellen,       ansprechend gestaltet sein.
     mussten sie sich in den folgenden Wochen befassen.
     Auch das Bücherei-Team vor Ort musste informiert und     Im vierten und letzten Workshop ging es schließlich
     motiviert werden.                                        um den „Weg in die Öffentlichkeit“. Die Teilnehmenden

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Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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konnten vor der Gruppe eine Präsentation ihres Kon-        beitung des Konzeptes hat bewiesen, dass wir personell
zeptes vor dem Gemeinderat üben. Frau Bluhm schlug         nicht ausreichend gerüstet sind, die Ansprüche einer
außerdem Publikationswege und -orte vor. Auch der          modernen Bücherei zu stemmen. Deshalb freut es mich
Umgang mit Stolpersteinen und Hürden – solche, wel-        sehr, dass drei neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
che die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits über-       das Team zukünftig verstärken. Auch der Medienetat
wunden hatten, aber auch solche, die noch auftauchen       wurde aufgestockt. Durch die Bewilligung der Landes-
konnten – wurde besprochen.                                förderung konnten wir die Gemeindebücherei auch di-
                                                           gital aufrüsten“, berichtet Silvia Entenmann, die Leite-
Zwischen den Workshop-Tagen befasste sich Sonja            rin der Gemeindebücherei Göllheim.
Bluhm intensiv mit jedem einzelnen Konzeptentwurf.         Auch die Gemeindebücherei Essenheim hat die ersten
Sie lobte, kritisierte, überprüfte die Argumentation und   Ziele umgesetzt (siehe folgender Artikel von Sybille Aß-
gab Ratschläge zu besseren Formulierungen.
                                                           mann). „Das Konzept gibt Zahlen an die Hand, die für
Die Teilnahme am Workshop brachte für die Teilneh-
                                                           den Träger sehr wichtig sind und auch als Argumenta-
menden viel Arbeit mit sich. Viele investierten zusätz-
                                                           tionshilfe dienen. Mit dem Konzept können auch För-
lich zu der Zeit, die sie bereits ehrenamtlich in den
                                                           deranträge untermauert und beschleunigt werden“, so
Gemeindebüchereien tätig waren, viele Stunden ihrer
                                                           Melitta Krolo-Geßner aus der Gemeindebücherei Es-
Freizeit, um alle Daten zusammenzutragen, sie zu ana-
lysieren und das Konzept zu formulieren. Die gelunge-      senheim.
nen und attraktiv gestalteten Konzepte spiegeln dieses
Engagement wider.                                          Kurz nach Beendigung des Workshops kam die Corona-
                                                           Krise. Dazu meint Silvia Entenmann: „Dass Corona zur-
                                                           zeit unsere Bibliothekswelt maßgeblich beeinflusst, ist
Erste Maßnahmen in der Praxis umgesetzt                    sehr bedauerlich. Es bleibt aber zu hoffen, dass wir nach
                                                           Corona wieder dort weitermachen können, wo wir mit
Inzwischen konnten zum Teil schon die ersten Maß-          Beginn der Krise aufhören mussten.“
nahmen aus den Konzepten umgesetzt werden, so zum
Beispiel in der Gemeindebücherei Göllheim: „Die Erar-                                          Cornelia Dietle, LBZ

Stadtbücherei Alzey – ein attraktiver Dritter Ort

Cocoon Sound Shower, Kaffeestation und WLAN – Angebote, wegen denen man neuerdings gerne
länger in der Alzeyer Stadtbücherei verweilt.

Die Erstellung eines Büchereikonzepts 2015/2016 war        Sachbuchbereich erfuhr eine grundlegende Umgestal-
der Startschuss für die grundlegende Neuausrichtung        tung und nennt sich nun Komfortabteilung. Im Zuge
der Stadtbücherei. Im Konzept werden alle Aspekte zur      der Renovierung wurden Elektroinstallationen erneu-
Umgestaltung und Weiterentwicklung der Bücherei,           ert, das Bodenniveau angeglichen und Wände neu an-
angefangen von der Analyse des spezifischen Standorts      gelegt. Neue Regale und Sitzmöbel komplettieren die
bis hin zur Definition von Zielgruppen genannt.            Umgestaltung.

In der ersten Umsetzungsphase der Neuausrichtung
wurde in den Jahren 2017 und 2018 der Kinder- und          Komfortabteilung: einladend und wohnlich
Jugendbereich renoviert und neu eingerichtet. Die
Einrichtung sowie die Anschaffung von neuen Medien         Bequeme Sessel und eine Kaffeestation laden zum Ver-
wurden mit Mitteln des Landes gefördert. Ende 2019         weilen ein. Ein ruhig gelegener Arbeitsplatz ermöglicht
startete die zweite Umsetzungsphase. Der ehemalige         konzentriertes Lesen und Arbeiten. Das Farbkonzept

                                                                                                                       71
Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16                                                                  BIBLIOTHEKSPraxis

     der drei Räume (gelb, blau und grün) ermöglicht eine
     schnelle Orientierung und erleichtert die Beratung des
     Büchereiteams. Die großformatige Regalbeschriftung
     vereinfacht das Auffinden von Medien. Für die älteren
     Leserinnen und Leser stehen Medien in den Interes-
     senkreisen: Sport und Freizeit, Gesundheit und Pflege,
     Handarbeit und Hobby sowie Altersvorsorge und Recht
     bereit. Außerdem können Leih-Lesebrillen in verschie-
     denen Stärken genutzt werden. In der neuen Abteilung
     sind auch die Zeitschriften, Hörbücher, DVDs und Ro-
     mane untergebracht. Als zusätzliche Services bietet die
     Bücherei kostenlose Lademöglichkeiten für Smartpho-
     nes/Tablets, WLAN und ein Leih-Tablet.

     Cocoon Sound Shower                                       Das neue Sitzmöbel Cocoon Sound Shower in Alzey.
                                                               Foto: Elena Anesiadis, Stadt Alzey

     Highlight der neuen Abteilung ist der Cocoon Sound
     Shower. In diesem Sitzmöbel mit Lautsprechern und         Bildung haben in der Stadt Alzey einen hohen Wert,
     Bluetooth-Verbindung kann man sich mit Musik oder         deshalb ist die Investition in die Stadtbücherei gut an-
     Hörbüchern „berieseln“ lassen. Der Cocoon bereichert      gelegtes Geld“, resümiert der Bürgermeister.
     das Angebot der Bücherei und wird gerne genutzt.          Die konzeptionelle Neuausrichtung der Komfortabtei-
                                                               lung inklusive der neuen Medien wurde als Projekt mit
     Im Juni 2020 wurde die Komfortabteilung fertig gestellt   Landesmitteln gefördert. Insgesamt wurden ca. 70.000
     und Corona-bedingt in kleinstem Kreis eröffnet. An der    Euro in die Umgestaltung investiert, davon übernahm
     Eröffnung sagte Büchereileitung Sunhild Steimle: „Der
                                                               das Land ca. 20.000 Euro. Ein besonderer Dank für die
     Dritte Ort ist nach dem zu Hause und dem Arbeitsplatz
                                                               Begleitung des Projekts gilt den Mitarbeiterinnen und
     eine Umgebung, in der man sich wohl fühlt und ent-
                                                               Mitarbeitern des LBZ / Landesbüchereistelle Neustadt.
     spannt. Unsere Stadtbücherei entwickelt sich immer
     mehr zu einem Wohlfühlort und darauf sind wir stolz.“
     Bürgermeister Christoph Burkhard zeigt sich zufrieden                                                Sunhild Steimle,
     mit der Weiterentwicklung der Bücherei. „Kultur und                                  Leiterin der Stadtbücherei Alzey

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Konzept 2025 – ein voller Erfolg für die Gemeindebücherei Essenheim

Alles begann mit einem Vortrag der Bibliotheksleiterin    werden. Das vorrangige Ziel war die Umgestaltung der
Sabine Stöckel von Kirchheimbolanden, die berichtete,     Bücherei vom reinen Ausleihort hin zu einem Ort der
welche positiven Auswirkungen das Bibliothekskonzept      Begegnung. Das Team war voll motiviert, die Ziele und
auf die Ausleihe und die Entwicklung der Bücherei hat-    Veränderungen anzugehen.
te. Das klang so positiv und schlüssig.                   Dann kam der Corona Lockdown. Alles wurde anders.
                                                          Aber während dieser Zeit wurde ein regionales Finanz-
Nach einigen Gesprächen mit dem Team, den Kollegin-       institut für eine Spende an die Bücherei angefragt. Beim
nen vom LBZ und der Gemeinde meldeten sich zwei           ersten Kontakt kam sofort die Frage nach einem Kon-
Mitarbeiterinnen der ehrenamtlichen Gemeindebü-           zept und das konnte gleich geliefert werden. So konnte
cherei Essenheim (ca. 3.500 Einwohner) zum Konzept-       dank des Konzepts eine Spende von 1.000 Euro für die
Workshop „Bücherei 2025“ an.                              Umgestaltung akquiriert werden.
                                                          Zeitgleich gab es ein Förderprogramm „Ein Ort für
                                                          Alle“ des Landwirtschaftsministeriums in Kooperati-
                                                          on mit dem Deutschen Bibliotheksverband. Das pass-
                                                          te genau zu den ausgearbeiteten Zielen des Konzepts,
                                                          die Beschreibung im Antrag war schnell formuliert, da
                                                          es schon so im Konzept stand. Nach einigem Warten
                                                          wurde der Förderantrag bewilligt, und so entstand eine
                                                          gemütliche Leseecke, neue Präsentationsmöbel wur-
                                                          den gekauft und die Bibliothek bekam ein neues Ge-
                                                          sicht und vorher auch noch einen neuen Anstrich. Lei-
                                                          der müssen wegen Corona momentan die Begegnung
                                                          und das Verweilen noch warten, aber die Bücherei ist
Kleines Lesecafé mit Medienpräsentation.
                                                          gerüstet.
Fotos: Sybille Aßmann

Im ersten Teil ging es um Visionen, Vorgehensweisen
und strukturelles Arbeiten. Als Arbeitsauftrag tauchten
die Teilnehmerinnen in das Bibliotheca-Programm ein.
Zahlen und Statistiken wurden herausgezogen und aus-
gewertet, denn der Ist-Zustand der Bücherei und Basis-
daten sollten aufgezeigt werden. Nach der Abgabe des
erarbeiteten Teils kamen zwei Seiten mit Anmerkungen
und Verbesserungsvorschlägen zurück. Also wieder an
die Arbeit, man wächst mit seinen Aufgaben. So ent-
stand in unzähligen Stunden, mit viel Energie und Ner-
ven nach und nach das Konzept. Zwischendrin wurde
immer wieder das Büchereiteam auf den neuesten
                                                          Ein Ort zum Wohlfühlen – die Leseecke im Romanbereich.
Stand gebracht und Ideen weiterentwickelt.

Schließlich konnte Anfang März 2020 das fertige Kon-      Das Konzept hat viele neue Dinge angestoßen, vieles
zept mit einer Power-Point-Präsentation dem Gemein-       auf den Weg gebracht und die Bücherei vorangebracht.
derat vorgestellt werden, welches auch sehr positiv
aufgenommen wurde. Zahlen, Fakten und die daraus                                                   Sybille Aßmann,
abgeleiteten Ziele können nicht einfach weggewischt                      Leiterin der Gemeindebibliothek Essenheim

                                                                                                                        73
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     Neues Konzept und Neugestaltung der Öffentlichen Bücherei Zornheim

     Dorfmoderation als Initialzündung: Die Bücherei in Zornheim wurde komplett renoviert und neu
     gestaltet – das Ergebnis eines Prozesses, der 2012 begann.

     Mit einem Info-Stand wollten wir damals für einen grö-       4.500 Medien, mit dem schönen Nebeneffekt der Um-
     ßeren Büchereiraum werben. Unsere Bücherei platzte           satzsteigerung. Die Bücherei wirkt nun größer und luf-
     aus allen Nähten mit ca. 70 qm Publikumsfläche und           tiger. Die Sachbuchregale am Ende des Raumes rücken
     knapp 6.000 Medien. Bei der Präsentation wurde uns           mehr in den Fokus unserer Nutzer. Der Zugang ist un-
     bewusst, dass die Gemeinde zwar stolz ist, eine Büche-       verstellt und lockt mit einem übersichtlichen Angebot.
     rei im Ort zu haben, sich aber nie über die Arbeit des
     ehrenamtlich tätigen Teams Gedanken gemacht hat.             Der Anfang war gemacht, aber Muskelkraft reichte
     Über eine Vergrößerung bzw. Verlegung der Bücherei           nicht aus. Wir brauchten Geld für integrierte Buchtrö-
     wurde über Monate während der Nachbereitung dis-             ge, Stirnseitenwände mit Körben und zusätzliche Re-
     kutiert. Um für unser Vorhaben mehr Unterstützung in         galbretter für die Nischen. Der jährlich zugewiesene
     der Öffentlichkeit zu bekommen, sollte die Büchereiar-       Grundbetrag reichte mittlerweile für die Anschaffung
     beit mit all ihren Facetten bekannter gemacht und das        neuer Medien aus, aber Spenden und sonstige Einnah-
     Image verbessert werden. Wir erstellten eine Home-           men deckten nur einen Teil dieser Anschaffungskosten.
     page und verfassten regelmäßig kleine Artikel in den         Wir brauchten die finanzielle Unterstützung der Träger.
     Gemeindeblättern. Unser Leseförderkreis verbesserte
     die Zusammenarbeit mit Kindergarten und Grundschu-
     le. Die Strategie wurde belohnt. Es stiegen die Neu-
     anmeldungen, Spenderinnen und Spender wurden auf
     uns aufmerksam, wir wurden zu öffentlichen Anlässen
     eingeladen. Dazu gewannen wir sogar neue Mitarbeite-
     rinnen, insbesondere junge Mütter, die sich zuerst nur
     in den Leseförderkreis einbrachten, aber schnell zum
     festen Bestandteil unseres Teams wurden.

     Ende 2013 kamen mehrere Dinge zusammen. Das Er-
     gebnis der Dorfmoderation stand fest. Eine Alternative
     zum jetzigen Standort gab es nicht. Allerdings wurde
     eine Renovierung in Aussicht gestellt. Die Büchereilei-
     tung wechselte im gleichen Jahr. Das Team bestimmte          Mehr Aufenthaltsqualität durch neue Sitzgelegenheiten in der
     eine langjährige Mitarbeiterin als Ansprechpartnerin         Bücherei.
     und teilte die Arbeit untereinander auf. Es gab feste        Foto: Sigrid Bedbur
     Ansprechpartner der einzelnen Arbeitskreise. Schlum-
     mernde Talente wurden geweckt und Fortbildungen              Um dieses Gremium zu überzeugen mussten Argumen-
     besucht, um fehlende Kenntnisse zu erlangen bzw.             te her. Wir erstellten eine Wunschliste inklusive Kosten.
     Wissen zu vertiefen. Mittlerweile zählte das Team zehn       Die Renovierung stand auch auf dem Plan. Mittlerwei-
     Mitarbeiterinnen, in jeder Altersklasse, plus externe        le sahen wir die Bücherei als Dienstleistungsunter-
     Helferinnen und Helfer. Es dauerte einige Zeit, bis sich     nehmen mit Angebot und Nachfrage, Einnahmen und
     alles eingespielt hatte, aber mittlerweile klappt die Ver-   Ausgaben und mit ehrenamtlichem Personal = ohne
     teilung der Aufgaben zuverlässig.                            Personalkosten. Die statistischen Daten der letzten
                                                                  Jahre wurden mittels einer Power-Point-Präsentation
     Nun ging es daran, die Lage des Büchereiraumes kri-          in anschaulichen Diagrammen verpackt. Dazu luden
     tisch zu betrachten. Mit Einverständnis der Träger – der     wir alle Verantwortlichen der Trägerschaft ein. Das Er-
     Ortsgemeinde Zornheim und der katholischen Pfarr-            gebnis beeindruckte die Gremien und verblüffte sogar
     gemeinde St. Franziskus von Assisi – und losgelöst von       das Team. Noch im gleichen Haushaltsjahr konnten wir
     alten Zwängen, trennten wir uns von sperrigen Möbel-         einen großen Teil unserer Wünsche erfüllen. Danach
     stücken. Wir reduzierten unseren Medienbestand auf           kam jedes Jahr ein neuer Hingucker dazu. Zum Beispiel

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brachten bunte Bezüge für Stühle und Sitzhocker erste      die gute Zusammenarbeit und die Motivation der Mit-
Farbkleckse.                                               arbeiterinnen ermöglichte eins das andere. Mittlerweile
Unsere Nutzerinnen und Nutzer waren von den Neu-           nutzen Schulfreundinnen und -freunde meiner Kinder
erungen begeistert. Das Lob und der Zuspruch der Le-       mit ihrem Nachwuchs die Bücherei. Einige davon hel-
serschaft gaben dem Büchereiteam neuen Schwung. Es         fen uns bereits bei kleinen Aufgaben. Sie beabsichtigen
meldeten sich weitere neue Mitarbeiterinnen und be-        ins Team einzusteigen, wenn ihre Kinder größer sind.
setzten frei gewordene Stellen. Spenden ermöglichten       Das sind gute Aussichten für die Zukunft.
die Anschaffung von TipToi-Büchern und Tonies.
                                                                                                    Sigrid Bedbur,
Nun blieb noch die Renovierung als letzter Punkt der                  Leiterin der Öffentlichen Bücherei Zornheim
Wunschliste. Um gerüstet zu sein, suchten wir die pas-
sende Wandfarbe aus, holten Preise für die Deckenbe-
leuchtung und Angebote für den Fenster-Sonnenschutz
                                                            Öffentliche Bücherei Zornheim
ein. Das notwendige Geld stand im Gemeindehaushalt
bereit, trotzdem wurden wir von Jahr zu Jahr vertröstet.    Kirschgartenstraße 2
Man wartete auf die geplante Umstellung der Internet-       55270 Zornheim
leitung. Endlich mit dem neuen Bürgermeister wurde
es konkret: Termin Sommerferien 2020. Die Schließung        Telefon:   06136 95294-17
wegen der Corona-Pandemie nutzten wir und sortier-          E-Mail:    buecherei.zornheim@gmx.de
ten Medien aus. Die Umzugskisten standen bereit und         Homepage:	www.bistum-mainz.de/
beim Packen bekamen wir spontane Unterstützung                         buecherei-zornheim
von tatkräftigen Männern. Die Regale bauten Helfer
der Freiwilligen Feuerwehr ab. Die Verbandsgemeinde         Bestand: 		       ca. 5.000 Medien
koordinierte die Handwerker, was hervorragend abge-         Leitung: 		       Sigrid Bedbur
stimmt war. Es wurden die Beleuchtung ausgetauscht,
Steckdosen und Anschlüsse verlegt, beschädigte Ta-          Öffnungszeiten:   Dienstag: 18.00 - 19.00 Uhr
peten ersetzt, Wände und Heizkörper gestrichen und          		                Mittwoch: 17.00 - 18.00 Uhr
der Teppichboden gereinigt. Sogar Bücherwagen und           		                Donnerstag: 16.00 - 18.00 Uhr
Arbeitsplatten wurden neu lackiert. Nach drei Wochen        In ungeraden
war alles fertig und das Einräumen konnte beginnen.         Wochen		          Sonntag:     10.30 - 12.00 Uhr
Wieder half uns die Freiwillige Feuerwehr. Das Ein-         EDV-System:       BVS 11.0
sortieren der Medien nutzten wir gleichzeitig für eine
Inventur. Vier Mitarbeiterinnen erledigten das in drei      Personal:		       11 Mitarbeiterinnen
Tagen. Dank aller Helfer konnte die Ausleihe pünktlich
nach den Sommerferien beginnen. Ankündigungen auf           Trägerschaft:	
                                                                          Ortsgemeinde Zornheim und
unserer Homepage, Facebook und Presseartikeln weck-                       katholische Pfarrgemeinde
ten die Neugier vieler Leserinnen und Leser. Die Reso-                    St. Franziskus von Asissi
nanz war durchweg positiv. Durch die Farbe und die
bunten Stühle wirkt die Bücherei frisch und freundlich.     Einwohnerzahl: 	3.857 (Stand: 31.10.2019,
                                                                             Statistisches Landesamt RLP)
2012 nach der Dorfmoderation hätten wir uns nicht
träumen lassen, dass wir dieses Ergebnis erzielen. Unser    Landkreis:		      Mainz-Bingen
Teamkonzept hat einen großen Anteil am Erfolg. Durch

                                                                                                                     75
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     Ausbildung unter Corona-Bedingungen gestalten

     Virtuelles FaMI-Ausbildertreffen Rheinland-Pfalz am 22. September 2020

     Das diesjährige FaMI-Ausbildertreffen fand virtuell in      bildungsinhalten. Hilfreich ist dabei der Zugriff auf das
     Form einer Zoom-Konferenz statt. 17 Teilnehmerinnen         Bibliothekssystem, sodass Erwerbungs- und Katalogi-
     und Teilnehmer aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken       sierungsarbeiten übernommen werden können.
     und zwei Gastteilnehmerinnen aus dem LBZ trafen sich
     im virtuellen Raum und tauschten sich über die Bedin-       Die Auszubildenden erledigen in den verschiedenen
     gungen und Probleme von Ausbildung in der Zeit von          Ausbildungsbibliotheken folgende Tätigkeiten im
     Corona-Beschränkungen aus. Nach einer Begrüßung             Home Office:
     durch Frau Schultze (LBZ), gab Herr Dr. Fromme (LBZ)
                                                                   ■	Arbeitsaufträge und Lernaufgaben, die von Vor-
     als Moderator einen kurzen Einstieg ins Thema und bat
                                                                      und Nachbesprechungen flankiert werden,
     die Teilnehmenden um eine kurze Vorstellungsrunde.
     Bereits in dieser sowie im anschließenden Erfahrungs-         ■	eigenständiges Erarbeiten von Themen durch Zu-
     austausch kristallisierten sich thematische Schwer-              sammenstellen von Informationen aus Lehrbü-
     punkte heraus, zu denen jeweils verschiedene Aspekte             chern oder auch aus Lernvideos,
     zusammengetragen wurden.                                      ■	RDA-Übungsaufgaben,
                                                                   ■	Bearbeiten von Nutzeranfragen.
     Organisation der Ausbildung vor Ort und Umgang
                                                                 Für Besprechungen mit den Auszubildenden werden
     mit Abstandsregelungen
                                                                 gängige Videosysteme oder auch Telefonkonferenzen
                                                                 eingesetzt. Auszubildende aus höheren Lehrjahren kön-
     Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass Informa-
                                                                 nen Lerneinheiten für jüngere konzipieren. So werden
     tions- und Lehrgespräche entzerrt und reduziert wer-
                                                                 Themen für die Prüfungsvorbereitung wiederholt und
     den sollten. Wenn neue Inhalte nur durch ein persön-
     liches Gespräch vermittelt werden können, sollte bei        Ausbilderinnen und Ausbilder entlastet.
     geringem Abstand grundsätzlich mit Maske gearbeitet
     werden. Den Bildschirm zu spiegeln oder per Beamer an
     die Wand zu projizieren ist hier ebenfalls eine sinnvol-    Praktika
     le Variante. Viele Bibliotheken organisieren die Ausbil-
     dung wegen Corona mit einem höheren Anteil an Pro-          Alle waren sich einig, dass Praktika wichtig sind und
     jektarbeit und selbständig zu bearbeitenden Aufgaben,       auch in Corona-Zeiten ermöglicht werden sollten. Hier
     planen aber auch praktische Unterstützung durch die         ist eine enge Zusammenarbeit der Bibliotheken sinn-
     Auszubildenden im Regelbetrieb ein, wo dies möglich         voll, etwa in Form von „Tandems“, bestehend aus einer
     ist.                                                        wissenschaftlichen und einer öffentlichen Bibliothek,
     Da in den meisten Bibliotheken zurzeit keine Veranstal-     die am gleichen Ort oder nahe beieinander gelegen
     tungen und Schulungen stattfinden, ist es schwierig,        sind.
     die Themenbereiche Veranstaltungsarbeit und Infor-          Virtuelle Praktika seien grundsätzlich denkbar, bisher
     mationskompetenzvermittlung in der Ausbildung zu            wurden damit aber noch keine Erfahrungen gemacht.
     gestalten. Hier sind Planspiele, bzw. die Vorbereitung
     einer Veranstaltung, ohne dass sie in der Realität durch-
     geführt wird, gute Lösungen. Auch bei dem Erarbeiten        Feedback und Beurteilungen
     neuer Konzepte und neuer Veranstaltungsformate soll-
     ten Azubis beteiligt werden.                                Regelmäßiges Feedback in beide Richtungen ist in
                                                                 der aktuellen Zeit extrem wichtig. Bei der Beurtei-
                                                                 lung der Auszubildenden müssen aber die Rahmen-
     Online-Vermittlung und Arbeit im Home Office                bedingungen berücksichtigt werden. So können Auf-
                                                                 gabenbereiche, die derzeit nicht vermittelt werden
     Die Ausstattung der Auszubildenden mit entsprechen-         können oder die – etwa bei selbständigen Aufgaben
     der Technik ist die Voraussetzung für ihre Arbeit im        – schwer zu kontrollieren sind, nicht in die Beurtei-
     Home Office und für die Online-Vermittlung von Aus-         lung einfließen. Wichtig ist dagegen die Fähigkeit zur

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Selbstorganisation, die durchaus auch bewertet wer-      die aktuell geltenden Bedingungen nur an die Auszubil-
den sollte. Einige Auszubildende benötigen dabei aber    denden kommuniziert werden. Ein engerer Austausch
auch Unterstützung; wenn sie dies erkennen und Hil-      mit der Berufsschule sowie auch mit den Kolleginnen
fe annehmen, ist auch das positiv zu bewerten. Hilfe     und Kollegen aus Baden-Württemberg wird – nicht nur
bei der Strukturierung des Arbeitstages kann z.B. das    wegen Corona – als sinnvoll angesehen.
Führen eines ausführlichen Tagesprotokolls bieten.
Manche Ausbildungsbibliotheken verzichten in dieser      Ein nächstes Ausbildertreffen Rheinland-Pfalz wird für
Zeit auch auf Beurteilungsgespräche.                     Herbst 2021 angestrebt. Falls die Situation es erlaubt
                                                         als Präsenzveranstaltung, alternativ nochmals als virtu-
                                                         elle Konferenz.
Theoretische Ausbildung in der Berufsschule

Hier wird einhellig ein besseres kommunikatives Netz-                         Daniel Fromme / Barbara Koelges /
werk gewünscht, da viele Infos über den Unterricht und                                    Regine Theysohn, LBZ

                                                                                                                    77
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     BIBLIOTHEKSPORTRÄT

     Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz1

     „Öffentliche Musikbibliotheken haben den Auftrag,
     Musikinteressierten aus allen Teilen der Bevölkerung
     Medien für die praktische Musikausübung, für das akti-
     ve Hören von Musik und für das Lernen über Musik be-
     reitzustellen. Sie unterstützen die musikalische Bildung
     als elementaren Bestandteil der kulturellen Bildung und
     sind Partner musikalischer Bildungs- und Kultureinrich-
     tungen“2 heißt es im Fokus des Deutschen Musikinfor-
     mationszentrums zu öffentlichen Musikbibliotheken in
     Deutschland. Zwar stehen in fast jeder der 700 öffent-
     lich zugänglichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz das
     eine oder andere Liederbuch, eine Auswahl aktueller
     CDs oder ein Musiklexikon zur Verfügung, Musikbiblio-
     theken bieten aber in der Regel einen darüber hinaus-
     gehenden Grundbestand an Musiknoten, Tonträgern
     und Fachliteratur sowie digitale Angebote wie E-Books,
     Online-Datenbanken oder Musikstreaming-Dienste.
     Sie verfügen über historisch gewachsene Musiksamm-
     lungen, bieten Fachinformationen und Unterstützung
     bei komplexen Musikrecherchen, pflegen das musik-
     kulturelle Erbe des Landes und sind Begegnungsorte
     kultureller Vielfalt. Klingt spannend? Sieben größere
     öffentliche Musikbibliotheken und Musiksammlungen                                         Geschäftsbrief Beethovens an den Verlag B. Schott‘s Söhne in Mainz
     an wissenschaftlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz                                     vom 24. Mai 1824, StB Mainz, Sign.: Hs III 71 Nr.1.
                                                                                               © Wiss. Stadtbibliothek Mainz
     freuen sich auf Ihren Besuch!

     Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz (www.                                         rückgeht, sind kostbare Musikdrucke und musiktheore-
     bibliothek.mainz.de) verfügt zwar über keine ausgewie-                                    tische Abhandlungen enthalten, außerdem etwa 40 li-
     sene Musiksammlung, besitzt aber einige besondere                                         turgische Musikhandschriften. Ab dem 19. Jahrhundert
     musikalische Schätze. Innerhalb der Sondersammlun-                                        nimmt der Anteil der Musikliteratur und Musikalien am
     gen sind hier das Peter-Cornelius-Archiv, die Theater-                                    Gesamtbestand deutlich zu, was nicht zuletzt an dem
     bibliothek mit Aufführungsmaterialien des ehemaligen                                      seit 1816 geltenden Pflichtexemplarrecht liegt, auf
     Stadttheaters, die Autographen aus dem Nachlass der                                       dessen Grundlage die Bibliothek die Publikationen des
     Mainzer Liedertafel, die Briefe Ludwig van Beethovens                                     Musikverlags Schott erhält. Aber auch andere Quellen
     an den Musikverlag Schott, der Nachlass Friedrich K.                                      sowie Literatur zur Mainzer und rheinhessischen Mu-
     Wanek und der Teilnachlass Volker David Kirchner zu                                       sikgeschichte werden seit über 200 Jahren in großer
     nennen. Auch im historischen Buchbestand der Stadt-                                       Breite archiviert und stellen wichtige Mosaiksteine für
     bibliothek, der auf die alte Universitätsbibliothek und                                   das Profil der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek als
     die Bestände der säkularisierten Mainzer Klöster zu-                                      Regional- und Forschungsbibliothek dar.

     1	Die vorliegende Zusammenstellung geht auf eine Reihe von Portraits der rheinland-pfälzischen Musikbibliotheken zurück, die in Novelletto – Mitteilungen des Landesmusikrates
        Rheinland-Pfalz in den Heften 3/2018 bis 2/2019 publiziert wurden. Die Ausgaben sind auch online abrufbar unter http://lmr-rlp.de/index.php?id=5 (Stand: 24.09.2020). Die
        Beiträge wurden für bibliotheken heute etwas gekürzt.
     2	Deutsches Musikinformationszentrum: Fokus Öffentliche Musikbibliotheken, https://themen.miz.org/fokus-oeffentliche-musikbibliotheken (Stand: 24.09.2020).

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Die Musikbibliothek der Stadt Koblenz (www.stb.
koblenz.de) gehört seit ihrer Gründung am 1. Oktober
1955 zu den größeren Bibliotheken ihrer Art in Rhein-
land-Pfalz. Sie hatte lange einen eigenen Standort in
der Koblenzer Altstadt, bevor sie im Sommer 2013 in
die neue Zentralbibliothek im „Forum Confluentes“
integriert wurde. Heute deckt sie den Grundbedarf an
Büchern für Schüler, Studienanfänger und für Musikin-
teressierte, bedient passive Musikliebhaber mit über
8.000 Audio-CDs und aktiv Musizierende mit einem
Notenbestand von etwa 6.300 Bänden. Eine Beson-
derheit bilden viele in Deutschland nicht erhältliche
US-amerikanische Langspielplatten. Sie stammen aus
der Sammlung des Ende 1965 aufgelösten Koblenzer
Amerika-Hauses und gingen in den Bestand der Mu-           „Guitar Heroes“ beim musikalischen Kräftemessen im Ideenw3rk der
                                                           Stadtbibliothek Ludwigshafen.
sikbibliothek über. Inzwischen befinden sie sich im        Foto: Stadtbibliothek Ludwigshafen
nichtöffentlichen Magazin und können auf Nachfrage
ausgeliehen werden. Der Großteil der Bestände der
Musikbibliothek, darunter auch die Sachgruppe „Film,       Ukulele und E-Gitarre, möglich. Abgerundet wird das
Fernsehen, Theater, Tanz“ und die fast 8.000 DVDs          Angebot durch Veranstaltungen, für die im Erdgeschoss
und etwa 2.000 Blu-Rays, sind frei zugänglich und          ein Steinway-Flügel zur Verfügung steht
ausleihbar. Die Stadtbibliothek stellt seit 2020 als Er-
gänzung den Musikstreaming-Dienst „freegal“ für ihre       Die 1921 gegründete Pfälzische Landesbibliothek in
Kunden bereit.                                             Speyer, seit 2004 Teil des Landesbibliothekszentrums
                                                           Rheinland-Pfalz (www.lbz.rlp.de), besitzt mit über
Die Musikbibliothek der 1875 gegründeten Stadt-            100.000 Notendrucken, etwa 16.000 Tonträgern und
bibliothek Ludwigshafen (www.ludwigshafen.de/              fast 4.000 Musikhandschriften eine der größten öf-
stadtbibliothek) entstand in den 20er Jahren und wur-      fentlichen Musiksammlungen des Landes. Sie ist einer-
de mit dem 1963 eröffneten Neubau als eigenständige        seits Archivbibliothek mit Pflichtexemplarrecht, sam-
Benutzungsabteilung geführt. Heute umfasst der Mu-         melt daher alle in der Pfalz publizierten (Musik-)Drucke
sikbestand etwa 3.500 Bücher, über 8.000 Noten und         und dokumentiert das pfälzische Musikleben. Zu ihrem
mehr als 10.000 CDs mit einem Schwerpunkt auf der          Bestand gehören historische Notendrucke, Nachläs-
Rock- und Popmusik. Mit der Sanierung des Hauses im        se pfälzischer Komponisten und Musikhandschriften
Jahr 2017 wurden die Musikbestände räumlich aufge-         ebenso wie zeitgenössische Noten und Tonträger pfäl-
teilt. Auf der Empore des ersten Obergeschosses finden     zischer Musiker von Charlotte Seither bis Mark Forster.
sich die Klassik-CDs, die Noten und der Buchbestand        Andererseits ist die Landesbibliothek eine moderne
zur Musik. In zwei Sonic-Chairs können die Besuche-        Gebrauchsbibliothek, die über das Pfälzische hinaus ein
rinnen und Besucher Musik via Bluetooth genießen.
CDs aus den Bereichen Rock/Pop, Jazz, Weltmusik und
Soundtracks, ein CD-Player zum Musikhören vor Ort
und ein Keyboard zum Anspielen von Noten oder zum
Üben befinden sich sind im „Ideenw3rk“, dem dritten
Obergeschoss. Diese völlig neu gestaltete Etage bietet
darüber hinaus einen Makerspace, wo neben Plotter,
3D-Drucker, VRBrille und anderen Kreativangeboten
auch Laptops und Tablets mit Software für Video- und
Tonbearbeitung bereitstehen. Außerdem gibt es die
Möglichkeit, liebgewonnene Schätze der analogen Me-
dienwelt zu digitalisieren. Regelmäßig findet dazu eine
VHS- und Vinylsprechstunde statt. Die „Bibliothek der
Dinge“ macht sogar das Ausleihen einiger Instrumen-        Musikhören im LBZ/Pfälzische Landesbibliothek.
te, wie zum Beispiel Cajón, Tongue Drums, Tombalino,       Foto: LBZ

                                                                                                                              79
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     breites Sammelspektrum abdeckt. Neben gedruckten                       Bücherei zugänglich. Hier stehen außerdem zahlreiche
     Notenausgaben aller Stilrichtungen und Schwierig-                      Biographien und Werkinterpretationen zur Verfügung.
     keitsgrade hält sie CDs und wichtige Online-Angebote                   Die Magazinbestände der wissenschaftlichen Stadtbib-
     wie das Lexikon „Musik in Geschichte und Gegenwart“                    liothek sind bisher nur zum Teil online recherchierbar,
     oder den Musikstreaming-Dienst „Naxos Music Libra-                     enthalten aber eine ganze Reihe wertvoller, histori-
     ry“ für ihre Kunden bereit. In einem eigenen Lesesaal                  scher Notendrucke und Musikhandschriften. Darunter
     stehen musikalische Nachschlagewerke zur Verfügung,                    sind neben einem Lutherischen Gesangbuch aus dem
     eine Auswahl aktueller Noten und CDs findet sich im                    Jahre 1548 insbesondere die Stimmbücher der Signa-
     Freihandbereich. Der Musikalienbestand wird ergänzt                    turengruppe Mus.ant (18. Jahrhundert) und die Noten-
     durch umfangreiches musikwissenschaftliches Schrift-                   sammlungen der Wormser Musikgesellschaften des 19.
     tum und über 50 laufende Musikzeitschriften.                           Jahrhunderts zu nennen.

     Die Stadtbibliothek Worms (www.stadtbibliothek-                        Im Winter 2019 feierte die Stadtbücherei Trier
     worms.de) wurde 1905 gegründet.                                        (www.stadtbuecherei-trier.de) ihren achtzigsten Ge-
     Sie ging aus der Paulus-Bibliothek des Altertumsvereins                burtstag. Zu ihrem Grundbestand gehören Musikbü-
     Worms hervor und gliedert sich heute in die Öffentliche                cher, Noten und Musikdatenträger. Durch den Umbau
     Bücherei mit einem vielfältigen aktuellen Medienange-                  des Palais Walderdorff im Jahr 2000 bildeten sich in der
     bot im Freihandbereich und in die wissenschaftliche                    Bibliothek zwei Musikbereiche: die Kategorie „Rock-
     Stadtbibliothek mit umfangreichen Magazinbestän-                       und Popmusik“ und die „Allgemeine Musikabteilung“.
     den. Zu den Musikbeständen gibt es entsprechend zwei                   Zu letzterer gehören neben der klassischen Musik auch
     Zugänge. Noten aus dem Bereich Popmusik, zumeist                       Jazz, Folk, Schlager, New Age und andere. Die Nutzer
     Songbooks für Klavier, Keyboard und Gitarre, und eine                  finden ein circa 11.000 Medieneinheiten umfassendes
     große Auswahl Musik-CDs mit ca. 1.200 Titeln von                       Angebot, das auch etwa 150 Opern- und Musical-DVDs
     Klassik bis Pop sind im Erdgeschoss der Öffentlichen                   umfasst. Mit der städtischen Karl-Berg-Musikschule, die
                                                                            ebenso wie die Bücherei eine Abteilung des Bildungs-
                                                                            und Medienzentrums der Stadt Trier ist, finden immer
                                                                            wieder Kooperationsveranstaltungen statt. 2017 veröf-
                                                                            fentlichte die Stadtbücherei ein Entwicklungskonzept
                                                                            für die nächsten Jahre, in dem auch eine Neuausrich-
                                                                            tung der Musikabteilung vorgesehen ist. Dafür werden
                                                                            derzeit neue Pläne erarbeitet, sodass die Abteilung gut
                                                                            für die Zukunft aufgestellt ist.

                                                                            Verteilt auf die Standorte Zentralbibliothek, Musikwis-
                                                                            senschaft und Hochschule für Musik hält die Univer-
                                                                            sitätsbibliothek Mainz (www.ub.uni-mainz.de) mit
                                                                            knapp 38.000 Notenbänden, ca. 11.000 Tonträgern,
                                                                            mehr als 30.000 Bänden Fachliteratur, knapp 60 lau-
                                                                            fenden Printzeitschriften und den einschlägigen digi-
                                                                            talen Ressourcen wie MGG-Online, RILM und RIPM,
                                                                            einen der größten Musikbestände in Rheinland-Pfalz.
                                                                            In die UB integriert ist zudem das seit 1991 bestehen-
                                                                            de „Archiv für die Musik Afrikas“ mit einer einzigarti-
                                                                            gen Sammlung moderner afrikanischer Musik auf ca.
                                                                            11.000 Tonträgern. Aus dem Bestand des Gesangbuch-
                                                                            archivs der Forschungsstelle Kirchenlied und Gesang-
                                                                            buch sind knapp 4.000 Gesangbücher der christlichen
                                                                            Konfessionen aus dem 16. bis zum 21. Jahrhundert im
                                                                            Online-Katalog nachgewiesen. Zudem werden die
                                                                            „Musikwissenschaftlichen Sammlungen“ der Abteilung
     Jan Pavel Veselý: Trois Quatuors, 1798, mit Stempel des 2. Musikver-
     eins Worms, StB Worms, Sign.: Mus.ant. 75.                             Musikwissenschaft mit ca. 160 Regalmetern an Quel-
     © Stadtbibliothek Worms                                                lenmaterial zum Musikleben und zur Musikgeschichte

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