Bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 - Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz
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ISSN 1860-4188 LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM bibliotheken heute Herausgegeben vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz 3/2020, Jg. 16 Die Themen Bücherei3 in Bingen: Eröffnung der Stadtbücherei in neuen Räumen LESESOMMER 2020 – trotz Corona wieder erfolgreich durchgeführt Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz
Das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz (LBZ) sind die Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, die Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, die Rheinische Landesbibliothek in Koblenz sowie die Landesbüchereistelle in Koblenz und Neustadt/Weinstraße zu einer bibliothekarischen Dienstleistungseinrichtung vereint. Das LBZ ermöglicht den Zugang zu weltweiten Informationsangeboten und die Nutzung moderner Informationstechnologien. Zusammen bilden die fünf Einrichtungen ein leistungsstarkes Kompetenzzentrum für alle Fragen im Bereich der Medien- und Informationsvermittlung, der Leseförderung sowie der Beratung und Unterstützung von Bibliotheken in den Kom- munen und Schulen. In enger Abstimmung arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines leistungsfähigen Bibliotheks- systems für das Land Rheinland-Pfalz und fördern die Kooperation und Vernetzung der Bibliotheken im Land, u.a. durch die Koordinierung landesweiter und regionaler Bibliotheksprojekte. Auch die Aus- und Fortbildung von Bib- liotheksfachkräften und die vielfältige Unterstützung von Ehrenamtlichen sind wichtige Anliegen des LBZ. Die detaillierten Aufgabenschwerpunkte und Angebote des LBZ finden Sie unter www.lbz.rlp.de Impressum bibliotheken heute ISSN 1860-4188 Herausgeber: Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz Bahnhofplatz 14 56068 Koblenz Telefon: 0261 91500-101 Telefax: 0261 91500-102 info@lbz-rlp.de www.lbz.rlp.de Redaktion: Dr. Annette Gerlach (V.i.S.d.P.) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-101, E-Mail: gerlach@lbz-rlp.de Hans-Erich Au (Koblenz), Telefon: 0261 91500-151, E-Mail: au@lbz-rlp.de Susanne Deubel (Koblenz), Telefon: 0261 91500-471, E-Mail: deubel@lbz-rlp.de Angelika Hesse (Neustadt), Telefon: 06321 3915-14, E-Mail: hesse@lbz-rlp.de Dr. Barbara Koelges (Koblenz), Telefon: 0261 91500-474, E-Mail: koelges@lbz-rlp.de Sandra Reiss (Redaktionsleitung) (Koblenz), Telefon: 0261 91500-473, E-Mail: reiss@lbz-rlp.de Hannelore Tropf (Speyer),Telefon: 06232 9006-245, E-Mail: tropf@lbz-rlp.de Titelbild: Neu eröffnete Bibliothek in Bingen (v.l.n.r.:) Oberbürgermeister Thomas Feser, Kulturminister Prof. Dr. Konrad Wolf, Bibliotheksleiterin Julia Löffler, Landtagsabgeordneter Michael Hüttner und Kulturamtsleiter Dr. Matthias Schmandt. Foto: Stadt Bingen Preis: Jahresabonnement (3 Hefte): 22,50 Euro, Einzelheft: 7,50 Euro. Das Abonnement kann zum 31.12. eines Jahres gekündigt werden. Kommunale öffentliche Bibliotheken, wissenschaftliche Bibliotheken, Schulbibliotheken sowie kirchliche Büchereien in Rheinland-Pfalz erhalten die Zeitschrift kostenlos. Elektronische Ausgaben von „bibliotheken heute“, Anzeigenpreise und Hinweise für Autorinnen und Autoren unter https://lbz.rlp.de/de/ueber-uns/publikationen/bibliotheken-heute/ KOBLENZ · MAYEN · MONTABAUR Druck: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz, 56070 Koblenz „bibliotheken heute“ wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, Mainz
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 INHALTSVERZEICHNIS EDITORIAL .................................................. 67 LESEFÖRDERUNG UND VERANSTALTUNGEN BIBLIOTHEKSPOLITIK Kreative Ideen beim LESESOMMER 2020................. 98 „Bibliotheken werden Lotsen im Informations- Lesen für den guten Zweck in zeitalter“ – Johannes Klomann im Interview............ 68 Neustadt a.d.Weinstr. ................................................... 101 Soforthilfeprogramm „Vor Ort für alle“ für Cocktail to go für Junior-Detektive in Bibliotheken..................................................................... 69 Sprendlingen-Gensingen.............................................. 102 Stadtbücherei Wittlich: Der kleine Bruder des BIBLIOTHEKSPRAXIS großen LESESOMMERs................................................. 103 Bücherei 2025: Von der Vision zum Konzept............ 70 Bibliothekstage Rheinland-Pfalz: neuer Termin Stadtbücherei Alzey: attraktiver Dritter Ort............. 71 in 2021 – Buchkunst bereits gestartet....................... 105 Konzept 2025: voller Erfolg für die Mediathek Ingelheim: Virtuelle Angebote ............... 107 Gemeindebücherei Essenheim.................................... 73 Stadtbücherei Kandel: „Abenteuer Vorlesen“ jetzt online....................................................................... 108 Neues Konzept und Neugestaltung der Öffentlichen Bücherei Zornheim................................ 74 Stadtbibliothek Bad Kreuznach: Kleinere Formate im Fokus........................................... 109 Virtuelles FaMI-Ausbildertreffen: Ausbildung unter Corona-Bedingungen gestalten........................ 76 Stadtbibliothek Speyer: „Einfach mal mutig sein, Neues ausprobieren“..................................................... 110 BIBLIOTHEKPORTRÄT Stadtbücherei Frankenthal: Quizabend in Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz........................ 78 Pandemie-Zeiten............................................................ 112 Kreativ-Sommer in Katzenelnbogener Bücherei...... 114 BESTANDSERHALTUNG Restaurierungsprojekt „Patient Buch sucht Paten“ BIBLIOTHEK DIGITAL in Mainz............................................................................ 82 Onleihe Rheinland-Pfalz: 10 Jahre „digitale Medien rund um die Uhr“............................. 115 Grundbestandserhaltung im LBZ / Pfälzische Landesbibliothek............................................................ 85 Bibliotheca plus und BVSeOPAC – geht das?........... 117 STATISTIK TAGUNGEN, FORTBILDUNG Jahresbilanz 2019: Öffentliche Bibliotheken Erste Online-Bibliothekskonferenz der in RLP weiterhin im Aufwind........................................ 87 hauptamtlich geleiteten Bibliotheken....................... 118 Jahresbilanz 2019 der Wissenschaftlichen Literarischer Samstag: Buchempfehlungen per Allgemeinbibliotheken in RLP...................................... 89 Livestream........................................................................ 119 Statistik 2019 der Arbeitsgemeinschaft Informa- tionskompetenz Rheinland-Pfalz und Saarland....... 91 AUS DEM LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM Neues aus dem LBZ....................................................... 120 NEUERÖFFNUNGEN, JUBILÄEN Ausstellung zu Fritz von Unruh.................................... 121 Bücherei³ – Lesen, Lernen, Leute treffen in Bingen... 92 Baedeker-Sammlung des LBZ als Drehort Umgestaltet: Stadtteilbücherei für Reisereportage.......................................................... 122 Mainz-Gonsenheim........................................................ 95 Videos zu „Buch-Duell“ und „Bücher-Steckbrief“... 123 10 Jahre Stadtbücherei Selters..................................... 96 Ausleihangebote der Landesbüchereistelle.............. 123 65
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 AUS DEN VERBÄNDEN................................ 124 KURZINFORMATIONEN.............................. 125 LITERATURDIENST........................................ 127 ORTS-, PERSONEN- UND SACHREGISTER.............................................. 128 66
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 EDITORIAL „Bibliotheken sind systemrelevant!“ nen attraktive Angebote zu machen und Alternati- ven zu bieten. Dabei entstanden nicht selten Ideen, titelte und schloss zugleich der Beitrag von Dr. Annette welche sich bewährten und auch künftig beibehalten Gerlach, Leiterin des LBZ, in unserer letzten Ausgabe zu werden sollen. Oder auch, wie es Isabell Heinze, Lei- den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das LBZ terin der Mediathek in Ingelheim, in ihrem Beitrag in und die Bibliotheken im Land. diesem Heft zum Ausdruck bringt: die Corona-Krise als „Katalysator für das Denken in (neuen) digitalen „Wenn das Wort von der Systemrelevanz einen Sinn Konzepten“ verstehen. hat, dann muss man es BIBLIOTHEKEN buchstabieren“ legte „Die Rheinpfalz“ in einem Beitrag von Markus A propos digital: 2020 ist die Nachfrage nach digitalen Clauer anlässlich des Welttags der Bibliotheken am 24. Angeboten deutlich gestiegen. Der Onleihe-Verbund Oktober 2020 in der Rubrik Politik (!) nach – betitelt Rheinland-Pfalz konnte in den Monaten Januar bis mit „Herzraum der Gesellschaft“.1 Ende August 2020 eine Steigerung von 25% gegenüber dem Vorjahreszeitraum vermelden. Fast doppelt so vie- Demnach ist es folgerichtig, dass Bibliotheken in Rhein- le Menschen meldeten sich in den Monaten April und land-Pfalz nach Einführung des Teil-Lockdowns seit An- Mai in den teilnehmenden Bibliotheken an, um das di- fang November 2020 geöffnet bleiben können, wie an- gitale Angebot nutzen zu können. – Ein Erfolg für den dere Bildungseinrichtungen auch – selbstverständlich Verbund, der in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum unter Einhaltung der Hygieneregeln und Zugangsbe- feiert. schränkungen. Die Krise macht einmal mehr deutlich, welche Relevanz Bibliotheken in unserer Gesellschaft Die zehnte Auflage der „Bibliothekstage Rheinland- haben und wie sie die Krise meistern. Pfalz“, einer Gemeinschaftsveranstaltung der Biblio- theken im Land, startet (statt im Oktober 2020) nun „Bibliotheken in Rheinland-Pfalz trotzen der Corona- zum „Welttag des Buches“ am 23. April 2021. Im Zen- Krise“ titelten wir in Heft 1-2/2020 von „bibliotheken trum stehen Lesereisen und der Themen-Schwerpunkt heute“ – und behielten Recht! Die vorliegende Ausgabe „Buchkunst – Kunst in Bibliotheken“, der bereits in die- dokumentiert nicht nur die aktuelle Situation der Bib- sem Herbst in drei teilnehmenden Bibliotheken einge- liotheken, sondern bietet zahlreiche Beispiele, wie Bib- läutet wurde. Das Publikum darf sich auf ein interessan- liotheken mit Pragmatismus und Entdeckermentalität tes und buntes Programm freuen, das die Bibliotheken neue Wege finden, ihre Arbeit fortzuführen und Men- landesweit wieder vorsehen. schen zu erreichen. Auch wenn der Teil-Lockdown noch anhält (Stand So erstaunt es nicht, dass trotz Corona-Beschrän- Anfang Dezember 2020) – die Aussicht auf bessere kungen die landesweite Leseförderaktion „LESESOM- Zeiten besteht und Bibliotheken haben sich gut auf- MER“ rund 16.000 Kinder und Jugendliche erreichte. gestellt, um gestärkt aus dieser Situation hervorzuge- Die neue Stadtbibliothek in Bingen öffnete im Som- hen. mer unter neuem Namen in einem neuen Gebäude mit einem neuen Konzept und konnte Minister Kon- In diesem Sinne, bleiben Sie gesund! rad Wolf als Gast begrüßen. Mit kreativen Ideen ent- wickelten Bibliotheken in den vergangenen Monaten Sandra Reiss, Möglichkeiten, Kindern, Jugendlichen und Erwachse- Redaktionsleitung „bibliotheken heute“ 1 Vgl. „Herzraum der Gesellschaft“ in: „Die Rheinpfalz“ Nr. 248, Rubrik Politik, vom 24.10.2020 67
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPolitik BIBLIOTHEKSPOLITIK „Bibliotheken werden Lotsen im Informationszeitalter“ Im Interview: Johannes Klomann, Vorsitzender des Kulturausschusses des rheinland-pfälzischen Landtags Herr Klomann, sind Sie ein Bücherfan? Welchen Ro- Vor ein paar Jahren hatte man ja meinen können, dass man lesen Sie zurzeit? die Digitalisierung die Bibliotheken in den Schatten stellt. Tatsächlich ist es aber so, dass die Digitalisierung Ja, klar bin ich ein Bücherfan. Ich habe Anglistik im Haupt- eher dazu beiträgt, dass die Bedeutung von Bibliotheken fach und Amerikanistik im Nebenfach studiert, da ist der steigt. Und das bezieht sich nicht nur auf die Möglichkeit Griff zum Buch selbstverständlich. Ich lese daher viele der besseren Konservierung von Wissen. Denn die digi- englische Bücher. Zurzeit lese ich ausnahmsweise etwas tale Vernetzung öffnet den Wissbegierigen neue Türen. in deutscher Sprache, “Liechtenstein - Roman einer Nati- Bibliotheken können hierbei die Lotsenfunktion überneh- on” von Armin Öhri, der in dem kleinen Fürstentum spielt men, um den Nutzerinnen und Nutzern eine Übersicht zu und autobiographische Elemente hat. geben über die unterschiedlichen Informationsquellen, um diese sortieren zu können. Also das, was der Bibliothe- Wie bewerten Sie als Vorsitzender des Ausschus- kar und die Bibliothekarin sowieso auch in der analogen ses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Bibliothek tut, wird auf eine neue Ebene gesetzt. Diese ist Landtages vor dem Hintergrund der Coronakrise die viel breiter und komplexer. Aber umso mehr bedarf es da Zukunft der Kultur im Land? einer Institution, die zur Orientierung zur Seite steht. Die Kultur ist eine der großen Leidtragenden dieser Pan- demie. Es stimmt zwar, dass es dem Virus egal ist, ob es sich in einem Theater oder einer Spielhölle verbreitet. Aber wenn Kultureinrichtungen vorübergehend schlie- ßen müssen, dann ist es ein großer Unterschied, welche Auswirkung das auf unsere Gesellschaft hat. Die Kultur bringt uns nicht nur zum Lachen und zum Weinen oder unterhält uns, sie spielt eine Rolle im Diskurs einer demo- kratischen Gesellschaft. Es ist daher die Aufgabe der Poli- tik alles dafür zu tun, dass kulturelle Angebote so schnell wie möglich wieder angeboten werden können und die Leute diese auch wieder besuchen. Welcher Rolle spielen dabei die Bibliotheken? Eine wichtige Rolle, deshalb ist es auch gut, dass Ende Ok- tober beschlossen wurde, dass die Bibliotheken aufhaben können. Die Aufgabe von Bibliotheken ist ja auch grö- ßer geworden – unabhängig von der Pandemie. Sie sind Der Mainzer SPD-Abgeordnete Johannes Klomann gehört dem mehr als nur Ausleihorte von Büchern, sondern decken rheinland-pfälzischen Landtag seit 2015 an. Er ist Vorsitzender des das Bedürfnis nach einem Dritten Ort, an dem man sich Ausschusses für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, sowie Hoch- schul- und Forschungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. trifft und austauscht oder einfach nur die Zeitung liest. Foto: privat Die Bibliothek in Ludwigshafen ist da ja ein Leuchtturm, was das angeht. Wie bewerten sie in diesem Zusammenhang das vom Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz ge- Nach den Worten von Ministerpräsidentin Dreyer plante Informations- und Lernportal? sollen die Bibliotheken im Land im Rahmen der von der Landesregierung initiierten Digitaloffensive eine Das digitale Lern- und Informationsportal ist ein wichti- Vorreiterrolle übernehmen. Wie sehen Sie die Rolle ger Schritt in dieses digitale Zeitalter, indem es die ver- der Bibliotheken bei der Digitalisierung? schiedenen Angebote der Bibliotheken vernetzt – und 68
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPolitik auch eben zeigt, dass Informationen nicht nur in Büchern, bliothekswesen Tätigen ein Kompliment machen, wie sondern auch in anderen Medien abrufbar und verwert- schnell, kreativ und positiv sie das Thema Digitalisierung bar sind. Die Möglichkeit einer Vernetzung mit Angebo- angenommen haben. ten im Bildungsbereich wie dem Schulcampus oder dem Herr Klomann, vielen Dank für das Interview! Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz zeigt, dass da etwas Großes entstehen kann. Überhaupt muss ich den im Bi- Das Interview führte Hans-Erich Au, LBZ. Förderprogramm „Vor Ort für alle“ Bibliotheken in Rheinland-Pfalz haben sich erfolgreich um Förderung beworben Das Soforthilfeprogramm „Vor Ort für alle“ für Bibliotheken in Kommunen bis 20.000 Einwohnern stellten der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) und Kulturstaatsministerin Monika Grütters Ende April in der Öffentlichkeit vor. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig Bibliotheken für verläss- liche Informationen seien. Gerade in den ländlichen Räumen seien Bibliotheken „ein existentiell wichtiger Teil der kulturellen Infrastruktur“. Die Mittel für dieses Programm wurden aus dem Bun- desprogramm „Ländliche Entwicklung“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Verfügung gestellt. Gefördert werden sollten sowohl Maßnahmen für die gitaler Medienbestände, so z.B. die kommunalen Bib- Digitalisierung und die Bereitstellung digitaler Ange- liotheken in Essenheim, Kirn, Konz, Mayen, Neustadt/ bote als auch für die Entwicklung der Bibliothek zum Wied, Wittlich sowie die evangelische öffentliche Bü- „Dritten Ort“, einem Aufenthalts-, Begegnungs- und cherei in Altenkirchen. Lernort für die Bevölkerung in ländlichen Regionen. Die Höchstsumme für eine Fördermaßnahme betrug Bibliotheken im ländlichen Raum, das machte die 25.000 Euro, der Eigenanteil der Bibliotheken musste schnelle Reaktion der Bibliotheken deutlich, haben mindestens 25% der Projektkosten betragen. längst Pläne für ihre zukunftsgerechte Ausstattung in den Schubladen. Aber viele Kommunen können diesen Die Bearbeitung der Anträge erfolgte nach Eingang. Umbruch finanziell ohne Unterstützung nicht stem- Schon kurz nach Beginn der Antragsphase waren die men. Solche Förderprogramme des Bundes, aber auch Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro verbraucht. Auf die Fördermaßnahmen des Landes Rheinland-Pfalz (z.B. Initiative des dbv wurden diese Mittel im September die „Digitaloffensive Öffentliche Bibliotheken in Rhein- noch einmal um 700.000 Euro erhöht, um zumindest land-Pfalz“), ermöglichen es den Bibliotheken, sich für den größten Teil der Anträge bewilligen zu können. die Zukunft fit zu machen und ihren kulturellen und so- zialen Aufgaben in den Kommunen gerecht zu werden. Auch Bibliotheken in Rheinland-Pfalz profitierten von Diese Fördermaßnahmen können aber nur dann ihre diesem Förderprogramm. Unter anderem wurden in ganze Wirkung entfalten, wenn die Kommunen in den den kommunalen Bibliotheken in Annweiler, Birken- nächsten Jahren bei der jährlichen Haushaltsplanung feld, Dannstadt-Schauernheim und Sprendlingen-Gen- ebenfalls die besondere Bedeutung der Bibliotheken singen die Erstkosten für einen Beitritt zur Onleihe RLP vor Augen haben. Nur dann können Bibliotheken ihr bezuschusst. Die Ökumenische Stadtbücherei Betzdorf Angebot attraktiv halten. konnte die Umstellung auf Selbstverbuchung in Angriff nehmen. Andere Bibliotheken erhielten eine Förderung für bauliche Maßnahmen oder den Aufbau neuer di- Angelika Hesse, LBZ 69
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis BIBLIOTHEKSPRAXIS Bücherei 2025: Von der Vision zum Konzept Workshop zur Erarbeitung eines individuellen Entwicklungsplans für ehren- und nebenamtlich geleitete Gemeindebüchereien Von März 2019 bis Februar 2020 führte das Landesbi- bliothekszentrum einen Workshop für ehren- und ne- benamtlich geleitete kommunale Büchereien in Rhein- land-Pfalz unter dem Titel „Bücherei 2025: Von der Vision zum Konzept“ durch. Unter der Leitung von Son- ja Bluhm, einer erfahrenen Bibliothekarin mit mehrjäh- riger Leitungserfahrung, ausgebildeten Fortbildungs- trainerin und Teamcoach, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Richtlinien und Schwerpunkte für ihre Büchereiarbeit in den nächsten Jahren entwickeln. Kleine wie große Bibliotheken stehen dynamischen gesellschaftlichen und medialen Veränderungen (de- mografischer Wandel, Migration, E-Books, Onleihe, verändertes Benutzerverhalten) gegenüber. Sie müssen ihre Aufgaben und Ziele neu festlegen. Welche zeitge- mäßen, notwendigen und sinnvollen Angebote soll die Bücherei bereitstellen? Wie kann die Arbeit effektiv gestaltet werden? Wie können die Wünsche und For- derungen gegenüber der Gemeindeleitung begründet werden? Ein Konzept hilft hier weiter. Sonja Bluhm beim Workshop „Bücherei 2025“. Foto: LBZ / Cornelia Dietle Das Landesbibliothekszentrum hatte bereits 2015/2016 mit Sonja Bluhm ein Konzeptseminar durchgeführt. Mit Im zweiten Workshop wurden die Zwischenergebnisse dem neuen Workshop „Bücherei 2025“ kamen nun gesichtet. Frau Bluhm stellte dem Plenum gute Beispie- weitere elf kommunale und zwei kirchliche Öffentliche le aus den bis dahin erarbeiteten Entwürfen vor und Büchereien zum Zuge. gab Tipps bei Problemen mit dem Einholen der statis- tischen Zahlen oder bei Formulierungsschwierigkeiten. Schwerpunkt waren aber die Definition von Handlungs- Modularer Workshop – in mehreren Schritten zum feldern, d.h. Schwerpunkten, Zielen der Büchereiarbeit fertigen Konzept und die Festlegung der Zielgruppen. Trotz der oft sehr unterschiedlichen Situation in den In einem zweitägigen Auftaktworkshop entwarfen die einzelnen Orten und Büchereien sahen doch alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Vision ihrer Bü- Schwerpunkte ihrer Büchereiarbeit in der „Bücherei als cherei in fünf Jahren. Sie führten eine Stärken-Schwä- 3. Ort“, also der Bücherei als Ort der Begegnung und chen-Analyse durch. Mit der Aufgabe, Daten zur Ist- des Austausches, und in der Förderung der Sprach-, Analyse, also Zahlen und Fakten zum aktuellen Stand Lese- und Medienkompetenz. der Bücherei, und Daten zur Umfeld-Analyse, d. h. Zah- len und Fakten zum Einzugsgebiet, zur Bevölkerung, Der dritte Workshop diente als „Schreibwerkstatt“. Ein zu den Kultur-, Bildungs- und Freizeitangeboten und gutes Konzept muss auch grafisch gut aufbereitet und zu Kooperationspartnern vor Ort zusammenzustellen, ansprechend gestaltet sein. mussten sie sich in den folgenden Wochen befassen. Auch das Bücherei-Team vor Ort musste informiert und Im vierten und letzten Workshop ging es schließlich motiviert werden. um den „Weg in die Öffentlichkeit“. Die Teilnehmenden 70
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis konnten vor der Gruppe eine Präsentation ihres Kon- beitung des Konzeptes hat bewiesen, dass wir personell zeptes vor dem Gemeinderat üben. Frau Bluhm schlug nicht ausreichend gerüstet sind, die Ansprüche einer außerdem Publikationswege und -orte vor. Auch der modernen Bücherei zu stemmen. Deshalb freut es mich Umgang mit Stolpersteinen und Hürden – solche, wel- sehr, dass drei neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter che die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bereits über- das Team zukünftig verstärken. Auch der Medienetat wunden hatten, aber auch solche, die noch auftauchen wurde aufgestockt. Durch die Bewilligung der Landes- konnten – wurde besprochen. förderung konnten wir die Gemeindebücherei auch di- gital aufrüsten“, berichtet Silvia Entenmann, die Leite- Zwischen den Workshop-Tagen befasste sich Sonja rin der Gemeindebücherei Göllheim. Bluhm intensiv mit jedem einzelnen Konzeptentwurf. Auch die Gemeindebücherei Essenheim hat die ersten Sie lobte, kritisierte, überprüfte die Argumentation und Ziele umgesetzt (siehe folgender Artikel von Sybille Aß- gab Ratschläge zu besseren Formulierungen. mann). „Das Konzept gibt Zahlen an die Hand, die für Die Teilnahme am Workshop brachte für die Teilneh- den Träger sehr wichtig sind und auch als Argumenta- menden viel Arbeit mit sich. Viele investierten zusätz- tionshilfe dienen. Mit dem Konzept können auch För- lich zu der Zeit, die sie bereits ehrenamtlich in den deranträge untermauert und beschleunigt werden“, so Gemeindebüchereien tätig waren, viele Stunden ihrer Melitta Krolo-Geßner aus der Gemeindebücherei Es- Freizeit, um alle Daten zusammenzutragen, sie zu ana- lysieren und das Konzept zu formulieren. Die gelunge- senheim. nen und attraktiv gestalteten Konzepte spiegeln dieses Engagement wider. Kurz nach Beendigung des Workshops kam die Corona- Krise. Dazu meint Silvia Entenmann: „Dass Corona zur- zeit unsere Bibliothekswelt maßgeblich beeinflusst, ist Erste Maßnahmen in der Praxis umgesetzt sehr bedauerlich. Es bleibt aber zu hoffen, dass wir nach Corona wieder dort weitermachen können, wo wir mit Inzwischen konnten zum Teil schon die ersten Maß- Beginn der Krise aufhören mussten.“ nahmen aus den Konzepten umgesetzt werden, so zum Beispiel in der Gemeindebücherei Göllheim: „Die Erar- Cornelia Dietle, LBZ Stadtbücherei Alzey – ein attraktiver Dritter Ort Cocoon Sound Shower, Kaffeestation und WLAN – Angebote, wegen denen man neuerdings gerne länger in der Alzeyer Stadtbücherei verweilt. Die Erstellung eines Büchereikonzepts 2015/2016 war Sachbuchbereich erfuhr eine grundlegende Umgestal- der Startschuss für die grundlegende Neuausrichtung tung und nennt sich nun Komfortabteilung. Im Zuge der Stadtbücherei. Im Konzept werden alle Aspekte zur der Renovierung wurden Elektroinstallationen erneu- Umgestaltung und Weiterentwicklung der Bücherei, ert, das Bodenniveau angeglichen und Wände neu an- angefangen von der Analyse des spezifischen Standorts gelegt. Neue Regale und Sitzmöbel komplettieren die bis hin zur Definition von Zielgruppen genannt. Umgestaltung. In der ersten Umsetzungsphase der Neuausrichtung wurde in den Jahren 2017 und 2018 der Kinder- und Komfortabteilung: einladend und wohnlich Jugendbereich renoviert und neu eingerichtet. Die Einrichtung sowie die Anschaffung von neuen Medien Bequeme Sessel und eine Kaffeestation laden zum Ver- wurden mit Mitteln des Landes gefördert. Ende 2019 weilen ein. Ein ruhig gelegener Arbeitsplatz ermöglicht startete die zweite Umsetzungsphase. Der ehemalige konzentriertes Lesen und Arbeiten. Das Farbkonzept 71
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis der drei Räume (gelb, blau und grün) ermöglicht eine schnelle Orientierung und erleichtert die Beratung des Büchereiteams. Die großformatige Regalbeschriftung vereinfacht das Auffinden von Medien. Für die älteren Leserinnen und Leser stehen Medien in den Interes- senkreisen: Sport und Freizeit, Gesundheit und Pflege, Handarbeit und Hobby sowie Altersvorsorge und Recht bereit. Außerdem können Leih-Lesebrillen in verschie- denen Stärken genutzt werden. In der neuen Abteilung sind auch die Zeitschriften, Hörbücher, DVDs und Ro- mane untergebracht. Als zusätzliche Services bietet die Bücherei kostenlose Lademöglichkeiten für Smartpho- nes/Tablets, WLAN und ein Leih-Tablet. Cocoon Sound Shower Das neue Sitzmöbel Cocoon Sound Shower in Alzey. Foto: Elena Anesiadis, Stadt Alzey Highlight der neuen Abteilung ist der Cocoon Sound Shower. In diesem Sitzmöbel mit Lautsprechern und Bildung haben in der Stadt Alzey einen hohen Wert, Bluetooth-Verbindung kann man sich mit Musik oder deshalb ist die Investition in die Stadtbücherei gut an- Hörbüchern „berieseln“ lassen. Der Cocoon bereichert gelegtes Geld“, resümiert der Bürgermeister. das Angebot der Bücherei und wird gerne genutzt. Die konzeptionelle Neuausrichtung der Komfortabtei- lung inklusive der neuen Medien wurde als Projekt mit Im Juni 2020 wurde die Komfortabteilung fertig gestellt Landesmitteln gefördert. Insgesamt wurden ca. 70.000 und Corona-bedingt in kleinstem Kreis eröffnet. An der Euro in die Umgestaltung investiert, davon übernahm Eröffnung sagte Büchereileitung Sunhild Steimle: „Der das Land ca. 20.000 Euro. Ein besonderer Dank für die Dritte Ort ist nach dem zu Hause und dem Arbeitsplatz Begleitung des Projekts gilt den Mitarbeiterinnen und eine Umgebung, in der man sich wohl fühlt und ent- Mitarbeitern des LBZ / Landesbüchereistelle Neustadt. spannt. Unsere Stadtbücherei entwickelt sich immer mehr zu einem Wohlfühlort und darauf sind wir stolz.“ Bürgermeister Christoph Burkhard zeigt sich zufrieden Sunhild Steimle, mit der Weiterentwicklung der Bücherei. „Kultur und Leiterin der Stadtbücherei Alzey 72
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis Konzept 2025 – ein voller Erfolg für die Gemeindebücherei Essenheim Alles begann mit einem Vortrag der Bibliotheksleiterin werden. Das vorrangige Ziel war die Umgestaltung der Sabine Stöckel von Kirchheimbolanden, die berichtete, Bücherei vom reinen Ausleihort hin zu einem Ort der welche positiven Auswirkungen das Bibliothekskonzept Begegnung. Das Team war voll motiviert, die Ziele und auf die Ausleihe und die Entwicklung der Bücherei hat- Veränderungen anzugehen. te. Das klang so positiv und schlüssig. Dann kam der Corona Lockdown. Alles wurde anders. Aber während dieser Zeit wurde ein regionales Finanz- Nach einigen Gesprächen mit dem Team, den Kollegin- institut für eine Spende an die Bücherei angefragt. Beim nen vom LBZ und der Gemeinde meldeten sich zwei ersten Kontakt kam sofort die Frage nach einem Kon- Mitarbeiterinnen der ehrenamtlichen Gemeindebü- zept und das konnte gleich geliefert werden. So konnte cherei Essenheim (ca. 3.500 Einwohner) zum Konzept- dank des Konzepts eine Spende von 1.000 Euro für die Workshop „Bücherei 2025“ an. Umgestaltung akquiriert werden. Zeitgleich gab es ein Förderprogramm „Ein Ort für Alle“ des Landwirtschaftsministeriums in Kooperati- on mit dem Deutschen Bibliotheksverband. Das pass- te genau zu den ausgearbeiteten Zielen des Konzepts, die Beschreibung im Antrag war schnell formuliert, da es schon so im Konzept stand. Nach einigem Warten wurde der Förderantrag bewilligt, und so entstand eine gemütliche Leseecke, neue Präsentationsmöbel wur- den gekauft und die Bibliothek bekam ein neues Ge- sicht und vorher auch noch einen neuen Anstrich. Lei- der müssen wegen Corona momentan die Begegnung und das Verweilen noch warten, aber die Bücherei ist Kleines Lesecafé mit Medienpräsentation. gerüstet. Fotos: Sybille Aßmann Im ersten Teil ging es um Visionen, Vorgehensweisen und strukturelles Arbeiten. Als Arbeitsauftrag tauchten die Teilnehmerinnen in das Bibliotheca-Programm ein. Zahlen und Statistiken wurden herausgezogen und aus- gewertet, denn der Ist-Zustand der Bücherei und Basis- daten sollten aufgezeigt werden. Nach der Abgabe des erarbeiteten Teils kamen zwei Seiten mit Anmerkungen und Verbesserungsvorschlägen zurück. Also wieder an die Arbeit, man wächst mit seinen Aufgaben. So ent- stand in unzähligen Stunden, mit viel Energie und Ner- ven nach und nach das Konzept. Zwischendrin wurde immer wieder das Büchereiteam auf den neuesten Ein Ort zum Wohlfühlen – die Leseecke im Romanbereich. Stand gebracht und Ideen weiterentwickelt. Schließlich konnte Anfang März 2020 das fertige Kon- Das Konzept hat viele neue Dinge angestoßen, vieles zept mit einer Power-Point-Präsentation dem Gemein- auf den Weg gebracht und die Bücherei vorangebracht. derat vorgestellt werden, welches auch sehr positiv aufgenommen wurde. Zahlen, Fakten und die daraus Sybille Aßmann, abgeleiteten Ziele können nicht einfach weggewischt Leiterin der Gemeindebibliothek Essenheim 73
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis Neues Konzept und Neugestaltung der Öffentlichen Bücherei Zornheim Dorfmoderation als Initialzündung: Die Bücherei in Zornheim wurde komplett renoviert und neu gestaltet – das Ergebnis eines Prozesses, der 2012 begann. Mit einem Info-Stand wollten wir damals für einen grö- 4.500 Medien, mit dem schönen Nebeneffekt der Um- ßeren Büchereiraum werben. Unsere Bücherei platzte satzsteigerung. Die Bücherei wirkt nun größer und luf- aus allen Nähten mit ca. 70 qm Publikumsfläche und tiger. Die Sachbuchregale am Ende des Raumes rücken knapp 6.000 Medien. Bei der Präsentation wurde uns mehr in den Fokus unserer Nutzer. Der Zugang ist un- bewusst, dass die Gemeinde zwar stolz ist, eine Büche- verstellt und lockt mit einem übersichtlichen Angebot. rei im Ort zu haben, sich aber nie über die Arbeit des ehrenamtlich tätigen Teams Gedanken gemacht hat. Der Anfang war gemacht, aber Muskelkraft reichte Über eine Vergrößerung bzw. Verlegung der Bücherei nicht aus. Wir brauchten Geld für integrierte Buchtrö- wurde über Monate während der Nachbereitung dis- ge, Stirnseitenwände mit Körben und zusätzliche Re- kutiert. Um für unser Vorhaben mehr Unterstützung in galbretter für die Nischen. Der jährlich zugewiesene der Öffentlichkeit zu bekommen, sollte die Büchereiar- Grundbetrag reichte mittlerweile für die Anschaffung beit mit all ihren Facetten bekannter gemacht und das neuer Medien aus, aber Spenden und sonstige Einnah- Image verbessert werden. Wir erstellten eine Home- men deckten nur einen Teil dieser Anschaffungskosten. page und verfassten regelmäßig kleine Artikel in den Wir brauchten die finanzielle Unterstützung der Träger. Gemeindeblättern. Unser Leseförderkreis verbesserte die Zusammenarbeit mit Kindergarten und Grundschu- le. Die Strategie wurde belohnt. Es stiegen die Neu- anmeldungen, Spenderinnen und Spender wurden auf uns aufmerksam, wir wurden zu öffentlichen Anlässen eingeladen. Dazu gewannen wir sogar neue Mitarbeite- rinnen, insbesondere junge Mütter, die sich zuerst nur in den Leseförderkreis einbrachten, aber schnell zum festen Bestandteil unseres Teams wurden. Ende 2013 kamen mehrere Dinge zusammen. Das Er- gebnis der Dorfmoderation stand fest. Eine Alternative zum jetzigen Standort gab es nicht. Allerdings wurde eine Renovierung in Aussicht gestellt. Die Büchereilei- tung wechselte im gleichen Jahr. Das Team bestimmte Mehr Aufenthaltsqualität durch neue Sitzgelegenheiten in der eine langjährige Mitarbeiterin als Ansprechpartnerin Bücherei. und teilte die Arbeit untereinander auf. Es gab feste Foto: Sigrid Bedbur Ansprechpartner der einzelnen Arbeitskreise. Schlum- mernde Talente wurden geweckt und Fortbildungen Um dieses Gremium zu überzeugen mussten Argumen- besucht, um fehlende Kenntnisse zu erlangen bzw. te her. Wir erstellten eine Wunschliste inklusive Kosten. Wissen zu vertiefen. Mittlerweile zählte das Team zehn Die Renovierung stand auch auf dem Plan. Mittlerwei- Mitarbeiterinnen, in jeder Altersklasse, plus externe le sahen wir die Bücherei als Dienstleistungsunter- Helferinnen und Helfer. Es dauerte einige Zeit, bis sich nehmen mit Angebot und Nachfrage, Einnahmen und alles eingespielt hatte, aber mittlerweile klappt die Ver- Ausgaben und mit ehrenamtlichem Personal = ohne teilung der Aufgaben zuverlässig. Personalkosten. Die statistischen Daten der letzten Jahre wurden mittels einer Power-Point-Präsentation Nun ging es daran, die Lage des Büchereiraumes kri- in anschaulichen Diagrammen verpackt. Dazu luden tisch zu betrachten. Mit Einverständnis der Träger – der wir alle Verantwortlichen der Trägerschaft ein. Das Er- Ortsgemeinde Zornheim und der katholischen Pfarr- gebnis beeindruckte die Gremien und verblüffte sogar gemeinde St. Franziskus von Assisi – und losgelöst von das Team. Noch im gleichen Haushaltsjahr konnten wir alten Zwängen, trennten wir uns von sperrigen Möbel- einen großen Teil unserer Wünsche erfüllen. Danach stücken. Wir reduzierten unseren Medienbestand auf kam jedes Jahr ein neuer Hingucker dazu. Zum Beispiel 74
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis brachten bunte Bezüge für Stühle und Sitzhocker erste die gute Zusammenarbeit und die Motivation der Mit- Farbkleckse. arbeiterinnen ermöglichte eins das andere. Mittlerweile Unsere Nutzerinnen und Nutzer waren von den Neu- nutzen Schulfreundinnen und -freunde meiner Kinder erungen begeistert. Das Lob und der Zuspruch der Le- mit ihrem Nachwuchs die Bücherei. Einige davon hel- serschaft gaben dem Büchereiteam neuen Schwung. Es fen uns bereits bei kleinen Aufgaben. Sie beabsichtigen meldeten sich weitere neue Mitarbeiterinnen und be- ins Team einzusteigen, wenn ihre Kinder größer sind. setzten frei gewordene Stellen. Spenden ermöglichten Das sind gute Aussichten für die Zukunft. die Anschaffung von TipToi-Büchern und Tonies. Sigrid Bedbur, Nun blieb noch die Renovierung als letzter Punkt der Leiterin der Öffentlichen Bücherei Zornheim Wunschliste. Um gerüstet zu sein, suchten wir die pas- sende Wandfarbe aus, holten Preise für die Deckenbe- leuchtung und Angebote für den Fenster-Sonnenschutz Öffentliche Bücherei Zornheim ein. Das notwendige Geld stand im Gemeindehaushalt bereit, trotzdem wurden wir von Jahr zu Jahr vertröstet. Kirschgartenstraße 2 Man wartete auf die geplante Umstellung der Internet- 55270 Zornheim leitung. Endlich mit dem neuen Bürgermeister wurde es konkret: Termin Sommerferien 2020. Die Schließung Telefon: 06136 95294-17 wegen der Corona-Pandemie nutzten wir und sortier- E-Mail: buecherei.zornheim@gmx.de ten Medien aus. Die Umzugskisten standen bereit und Homepage: www.bistum-mainz.de/ beim Packen bekamen wir spontane Unterstützung buecherei-zornheim von tatkräftigen Männern. Die Regale bauten Helfer der Freiwilligen Feuerwehr ab. Die Verbandsgemeinde Bestand: ca. 5.000 Medien koordinierte die Handwerker, was hervorragend abge- Leitung: Sigrid Bedbur stimmt war. Es wurden die Beleuchtung ausgetauscht, Steckdosen und Anschlüsse verlegt, beschädigte Ta- Öffnungszeiten: Dienstag: 18.00 - 19.00 Uhr peten ersetzt, Wände und Heizkörper gestrichen und Mittwoch: 17.00 - 18.00 Uhr der Teppichboden gereinigt. Sogar Bücherwagen und Donnerstag: 16.00 - 18.00 Uhr Arbeitsplatten wurden neu lackiert. Nach drei Wochen In ungeraden war alles fertig und das Einräumen konnte beginnen. Wochen Sonntag: 10.30 - 12.00 Uhr Wieder half uns die Freiwillige Feuerwehr. Das Ein- EDV-System: BVS 11.0 sortieren der Medien nutzten wir gleichzeitig für eine Inventur. Vier Mitarbeiterinnen erledigten das in drei Personal: 11 Mitarbeiterinnen Tagen. Dank aller Helfer konnte die Ausleihe pünktlich nach den Sommerferien beginnen. Ankündigungen auf Trägerschaft: Ortsgemeinde Zornheim und unserer Homepage, Facebook und Presseartikeln weck- katholische Pfarrgemeinde ten die Neugier vieler Leserinnen und Leser. Die Reso- St. Franziskus von Asissi nanz war durchweg positiv. Durch die Farbe und die bunten Stühle wirkt die Bücherei frisch und freundlich. Einwohnerzahl: 3.857 (Stand: 31.10.2019, Statistisches Landesamt RLP) 2012 nach der Dorfmoderation hätten wir uns nicht träumen lassen, dass wir dieses Ergebnis erzielen. Unser Landkreis: Mainz-Bingen Teamkonzept hat einen großen Anteil am Erfolg. Durch 75
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis Ausbildung unter Corona-Bedingungen gestalten Virtuelles FaMI-Ausbildertreffen Rheinland-Pfalz am 22. September 2020 Das diesjährige FaMI-Ausbildertreffen fand virtuell in bildungsinhalten. Hilfreich ist dabei der Zugriff auf das Form einer Zoom-Konferenz statt. 17 Teilnehmerinnen Bibliothekssystem, sodass Erwerbungs- und Katalogi- und Teilnehmer aus rheinland-pfälzischen Bibliotheken sierungsarbeiten übernommen werden können. und zwei Gastteilnehmerinnen aus dem LBZ trafen sich im virtuellen Raum und tauschten sich über die Bedin- Die Auszubildenden erledigen in den verschiedenen gungen und Probleme von Ausbildung in der Zeit von Ausbildungsbibliotheken folgende Tätigkeiten im Corona-Beschränkungen aus. Nach einer Begrüßung Home Office: durch Frau Schultze (LBZ), gab Herr Dr. Fromme (LBZ) ■ Arbeitsaufträge und Lernaufgaben, die von Vor- als Moderator einen kurzen Einstieg ins Thema und bat und Nachbesprechungen flankiert werden, die Teilnehmenden um eine kurze Vorstellungsrunde. Bereits in dieser sowie im anschließenden Erfahrungs- ■ eigenständiges Erarbeiten von Themen durch Zu- austausch kristallisierten sich thematische Schwer- sammenstellen von Informationen aus Lehrbü- punkte heraus, zu denen jeweils verschiedene Aspekte chern oder auch aus Lernvideos, zusammengetragen wurden. ■ RDA-Übungsaufgaben, ■ Bearbeiten von Nutzeranfragen. Organisation der Ausbildung vor Ort und Umgang Für Besprechungen mit den Auszubildenden werden mit Abstandsregelungen gängige Videosysteme oder auch Telefonkonferenzen eingesetzt. Auszubildende aus höheren Lehrjahren kön- Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass Informa- nen Lerneinheiten für jüngere konzipieren. So werden tions- und Lehrgespräche entzerrt und reduziert wer- Themen für die Prüfungsvorbereitung wiederholt und den sollten. Wenn neue Inhalte nur durch ein persön- liches Gespräch vermittelt werden können, sollte bei Ausbilderinnen und Ausbilder entlastet. geringem Abstand grundsätzlich mit Maske gearbeitet werden. Den Bildschirm zu spiegeln oder per Beamer an die Wand zu projizieren ist hier ebenfalls eine sinnvol- Praktika le Variante. Viele Bibliotheken organisieren die Ausbil- dung wegen Corona mit einem höheren Anteil an Pro- Alle waren sich einig, dass Praktika wichtig sind und jektarbeit und selbständig zu bearbeitenden Aufgaben, auch in Corona-Zeiten ermöglicht werden sollten. Hier planen aber auch praktische Unterstützung durch die ist eine enge Zusammenarbeit der Bibliotheken sinn- Auszubildenden im Regelbetrieb ein, wo dies möglich voll, etwa in Form von „Tandems“, bestehend aus einer ist. wissenschaftlichen und einer öffentlichen Bibliothek, Da in den meisten Bibliotheken zurzeit keine Veranstal- die am gleichen Ort oder nahe beieinander gelegen tungen und Schulungen stattfinden, ist es schwierig, sind. die Themenbereiche Veranstaltungsarbeit und Infor- Virtuelle Praktika seien grundsätzlich denkbar, bisher mationskompetenzvermittlung in der Ausbildung zu wurden damit aber noch keine Erfahrungen gemacht. gestalten. Hier sind Planspiele, bzw. die Vorbereitung einer Veranstaltung, ohne dass sie in der Realität durch- geführt wird, gute Lösungen. Auch bei dem Erarbeiten Feedback und Beurteilungen neuer Konzepte und neuer Veranstaltungsformate soll- ten Azubis beteiligt werden. Regelmäßiges Feedback in beide Richtungen ist in der aktuellen Zeit extrem wichtig. Bei der Beurtei- lung der Auszubildenden müssen aber die Rahmen- Online-Vermittlung und Arbeit im Home Office bedingungen berücksichtigt werden. So können Auf- gabenbereiche, die derzeit nicht vermittelt werden Die Ausstattung der Auszubildenden mit entsprechen- können oder die – etwa bei selbständigen Aufgaben der Technik ist die Voraussetzung für ihre Arbeit im – schwer zu kontrollieren sind, nicht in die Beurtei- Home Office und für die Online-Vermittlung von Aus- lung einfließen. Wichtig ist dagegen die Fähigkeit zur 76
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 BIBLIOTHEKSPraxis Selbstorganisation, die durchaus auch bewertet wer- die aktuell geltenden Bedingungen nur an die Auszubil- den sollte. Einige Auszubildende benötigen dabei aber denden kommuniziert werden. Ein engerer Austausch auch Unterstützung; wenn sie dies erkennen und Hil- mit der Berufsschule sowie auch mit den Kolleginnen fe annehmen, ist auch das positiv zu bewerten. Hilfe und Kollegen aus Baden-Württemberg wird – nicht nur bei der Strukturierung des Arbeitstages kann z.B. das wegen Corona – als sinnvoll angesehen. Führen eines ausführlichen Tagesprotokolls bieten. Manche Ausbildungsbibliotheken verzichten in dieser Ein nächstes Ausbildertreffen Rheinland-Pfalz wird für Zeit auch auf Beurteilungsgespräche. Herbst 2021 angestrebt. Falls die Situation es erlaubt als Präsenzveranstaltung, alternativ nochmals als virtu- elle Konferenz. Theoretische Ausbildung in der Berufsschule Hier wird einhellig ein besseres kommunikatives Netz- Daniel Fromme / Barbara Koelges / werk gewünscht, da viele Infos über den Unterricht und Regine Theysohn, LBZ 77
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 bibliotheksporträt BIBLIOTHEKSPORTRÄT Musikbibliotheken in Rheinland-Pfalz1 „Öffentliche Musikbibliotheken haben den Auftrag, Musikinteressierten aus allen Teilen der Bevölkerung Medien für die praktische Musikausübung, für das akti- ve Hören von Musik und für das Lernen über Musik be- reitzustellen. Sie unterstützen die musikalische Bildung als elementaren Bestandteil der kulturellen Bildung und sind Partner musikalischer Bildungs- und Kultureinrich- tungen“2 heißt es im Fokus des Deutschen Musikinfor- mationszentrums zu öffentlichen Musikbibliotheken in Deutschland. Zwar stehen in fast jeder der 700 öffent- lich zugänglichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz das eine oder andere Liederbuch, eine Auswahl aktueller CDs oder ein Musiklexikon zur Verfügung, Musikbiblio- theken bieten aber in der Regel einen darüber hinaus- gehenden Grundbestand an Musiknoten, Tonträgern und Fachliteratur sowie digitale Angebote wie E-Books, Online-Datenbanken oder Musikstreaming-Dienste. Sie verfügen über historisch gewachsene Musiksamm- lungen, bieten Fachinformationen und Unterstützung bei komplexen Musikrecherchen, pflegen das musik- kulturelle Erbe des Landes und sind Begegnungsorte kultureller Vielfalt. Klingt spannend? Sieben größere öffentliche Musikbibliotheken und Musiksammlungen Geschäftsbrief Beethovens an den Verlag B. Schott‘s Söhne in Mainz an wissenschaftlichen Bibliotheken in Rheinland-Pfalz vom 24. Mai 1824, StB Mainz, Sign.: Hs III 71 Nr.1. © Wiss. Stadtbibliothek Mainz freuen sich auf Ihren Besuch! Die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Mainz (www. rückgeht, sind kostbare Musikdrucke und musiktheore- bibliothek.mainz.de) verfügt zwar über keine ausgewie- tische Abhandlungen enthalten, außerdem etwa 40 li- sene Musiksammlung, besitzt aber einige besondere turgische Musikhandschriften. Ab dem 19. Jahrhundert musikalische Schätze. Innerhalb der Sondersammlun- nimmt der Anteil der Musikliteratur und Musikalien am gen sind hier das Peter-Cornelius-Archiv, die Theater- Gesamtbestand deutlich zu, was nicht zuletzt an dem bibliothek mit Aufführungsmaterialien des ehemaligen seit 1816 geltenden Pflichtexemplarrecht liegt, auf Stadttheaters, die Autographen aus dem Nachlass der dessen Grundlage die Bibliothek die Publikationen des Mainzer Liedertafel, die Briefe Ludwig van Beethovens Musikverlags Schott erhält. Aber auch andere Quellen an den Musikverlag Schott, der Nachlass Friedrich K. sowie Literatur zur Mainzer und rheinhessischen Mu- Wanek und der Teilnachlass Volker David Kirchner zu sikgeschichte werden seit über 200 Jahren in großer nennen. Auch im historischen Buchbestand der Stadt- Breite archiviert und stellen wichtige Mosaiksteine für bibliothek, der auf die alte Universitätsbibliothek und das Profil der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek als die Bestände der säkularisierten Mainzer Klöster zu- Regional- und Forschungsbibliothek dar. 1 Die vorliegende Zusammenstellung geht auf eine Reihe von Portraits der rheinland-pfälzischen Musikbibliotheken zurück, die in Novelletto – Mitteilungen des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz in den Heften 3/2018 bis 2/2019 publiziert wurden. Die Ausgaben sind auch online abrufbar unter http://lmr-rlp.de/index.php?id=5 (Stand: 24.09.2020). Die Beiträge wurden für bibliotheken heute etwas gekürzt. 2 Deutsches Musikinformationszentrum: Fokus Öffentliche Musikbibliotheken, https://themen.miz.org/fokus-oeffentliche-musikbibliotheken (Stand: 24.09.2020). 78
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 bibliotheksporträt Die Musikbibliothek der Stadt Koblenz (www.stb. koblenz.de) gehört seit ihrer Gründung am 1. Oktober 1955 zu den größeren Bibliotheken ihrer Art in Rhein- land-Pfalz. Sie hatte lange einen eigenen Standort in der Koblenzer Altstadt, bevor sie im Sommer 2013 in die neue Zentralbibliothek im „Forum Confluentes“ integriert wurde. Heute deckt sie den Grundbedarf an Büchern für Schüler, Studienanfänger und für Musikin- teressierte, bedient passive Musikliebhaber mit über 8.000 Audio-CDs und aktiv Musizierende mit einem Notenbestand von etwa 6.300 Bänden. Eine Beson- derheit bilden viele in Deutschland nicht erhältliche US-amerikanische Langspielplatten. Sie stammen aus der Sammlung des Ende 1965 aufgelösten Koblenzer Amerika-Hauses und gingen in den Bestand der Mu- „Guitar Heroes“ beim musikalischen Kräftemessen im Ideenw3rk der Stadtbibliothek Ludwigshafen. sikbibliothek über. Inzwischen befinden sie sich im Foto: Stadtbibliothek Ludwigshafen nichtöffentlichen Magazin und können auf Nachfrage ausgeliehen werden. Der Großteil der Bestände der Musikbibliothek, darunter auch die Sachgruppe „Film, Ukulele und E-Gitarre, möglich. Abgerundet wird das Fernsehen, Theater, Tanz“ und die fast 8.000 DVDs Angebot durch Veranstaltungen, für die im Erdgeschoss und etwa 2.000 Blu-Rays, sind frei zugänglich und ein Steinway-Flügel zur Verfügung steht ausleihbar. Die Stadtbibliothek stellt seit 2020 als Er- gänzung den Musikstreaming-Dienst „freegal“ für ihre Die 1921 gegründete Pfälzische Landesbibliothek in Kunden bereit. Speyer, seit 2004 Teil des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz (www.lbz.rlp.de), besitzt mit über Die Musikbibliothek der 1875 gegründeten Stadt- 100.000 Notendrucken, etwa 16.000 Tonträgern und bibliothek Ludwigshafen (www.ludwigshafen.de/ fast 4.000 Musikhandschriften eine der größten öf- stadtbibliothek) entstand in den 20er Jahren und wur- fentlichen Musiksammlungen des Landes. Sie ist einer- de mit dem 1963 eröffneten Neubau als eigenständige seits Archivbibliothek mit Pflichtexemplarrecht, sam- Benutzungsabteilung geführt. Heute umfasst der Mu- melt daher alle in der Pfalz publizierten (Musik-)Drucke sikbestand etwa 3.500 Bücher, über 8.000 Noten und und dokumentiert das pfälzische Musikleben. Zu ihrem mehr als 10.000 CDs mit einem Schwerpunkt auf der Bestand gehören historische Notendrucke, Nachläs- Rock- und Popmusik. Mit der Sanierung des Hauses im se pfälzischer Komponisten und Musikhandschriften Jahr 2017 wurden die Musikbestände räumlich aufge- ebenso wie zeitgenössische Noten und Tonträger pfäl- teilt. Auf der Empore des ersten Obergeschosses finden zischer Musiker von Charlotte Seither bis Mark Forster. sich die Klassik-CDs, die Noten und der Buchbestand Andererseits ist die Landesbibliothek eine moderne zur Musik. In zwei Sonic-Chairs können die Besuche- Gebrauchsbibliothek, die über das Pfälzische hinaus ein rinnen und Besucher Musik via Bluetooth genießen. CDs aus den Bereichen Rock/Pop, Jazz, Weltmusik und Soundtracks, ein CD-Player zum Musikhören vor Ort und ein Keyboard zum Anspielen von Noten oder zum Üben befinden sich sind im „Ideenw3rk“, dem dritten Obergeschoss. Diese völlig neu gestaltete Etage bietet darüber hinaus einen Makerspace, wo neben Plotter, 3D-Drucker, VRBrille und anderen Kreativangeboten auch Laptops und Tablets mit Software für Video- und Tonbearbeitung bereitstehen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, liebgewonnene Schätze der analogen Me- dienwelt zu digitalisieren. Regelmäßig findet dazu eine VHS- und Vinylsprechstunde statt. Die „Bibliothek der Dinge“ macht sogar das Ausleihen einiger Instrumen- Musikhören im LBZ/Pfälzische Landesbibliothek. te, wie zum Beispiel Cajón, Tongue Drums, Tombalino, Foto: LBZ 79
bibliotheken heute 3/2020, Jg. 16 bibliotheksporträt breites Sammelspektrum abdeckt. Neben gedruckten Bücherei zugänglich. Hier stehen außerdem zahlreiche Notenausgaben aller Stilrichtungen und Schwierig- Biographien und Werkinterpretationen zur Verfügung. keitsgrade hält sie CDs und wichtige Online-Angebote Die Magazinbestände der wissenschaftlichen Stadtbib- wie das Lexikon „Musik in Geschichte und Gegenwart“ liothek sind bisher nur zum Teil online recherchierbar, oder den Musikstreaming-Dienst „Naxos Music Libra- enthalten aber eine ganze Reihe wertvoller, histori- ry“ für ihre Kunden bereit. In einem eigenen Lesesaal scher Notendrucke und Musikhandschriften. Darunter stehen musikalische Nachschlagewerke zur Verfügung, sind neben einem Lutherischen Gesangbuch aus dem eine Auswahl aktueller Noten und CDs findet sich im Jahre 1548 insbesondere die Stimmbücher der Signa- Freihandbereich. Der Musikalienbestand wird ergänzt turengruppe Mus.ant (18. Jahrhundert) und die Noten- durch umfangreiches musikwissenschaftliches Schrift- sammlungen der Wormser Musikgesellschaften des 19. tum und über 50 laufende Musikzeitschriften. Jahrhunderts zu nennen. Die Stadtbibliothek Worms (www.stadtbibliothek- Im Winter 2019 feierte die Stadtbücherei Trier worms.de) wurde 1905 gegründet. (www.stadtbuecherei-trier.de) ihren achtzigsten Ge- Sie ging aus der Paulus-Bibliothek des Altertumsvereins burtstag. Zu ihrem Grundbestand gehören Musikbü- Worms hervor und gliedert sich heute in die Öffentliche cher, Noten und Musikdatenträger. Durch den Umbau Bücherei mit einem vielfältigen aktuellen Medienange- des Palais Walderdorff im Jahr 2000 bildeten sich in der bot im Freihandbereich und in die wissenschaftliche Bibliothek zwei Musikbereiche: die Kategorie „Rock- Stadtbibliothek mit umfangreichen Magazinbestän- und Popmusik“ und die „Allgemeine Musikabteilung“. den. Zu den Musikbeständen gibt es entsprechend zwei Zu letzterer gehören neben der klassischen Musik auch Zugänge. Noten aus dem Bereich Popmusik, zumeist Jazz, Folk, Schlager, New Age und andere. Die Nutzer Songbooks für Klavier, Keyboard und Gitarre, und eine finden ein circa 11.000 Medieneinheiten umfassendes große Auswahl Musik-CDs mit ca. 1.200 Titeln von Angebot, das auch etwa 150 Opern- und Musical-DVDs Klassik bis Pop sind im Erdgeschoss der Öffentlichen umfasst. Mit der städtischen Karl-Berg-Musikschule, die ebenso wie die Bücherei eine Abteilung des Bildungs- und Medienzentrums der Stadt Trier ist, finden immer wieder Kooperationsveranstaltungen statt. 2017 veröf- fentlichte die Stadtbücherei ein Entwicklungskonzept für die nächsten Jahre, in dem auch eine Neuausrich- tung der Musikabteilung vorgesehen ist. Dafür werden derzeit neue Pläne erarbeitet, sodass die Abteilung gut für die Zukunft aufgestellt ist. Verteilt auf die Standorte Zentralbibliothek, Musikwis- senschaft und Hochschule für Musik hält die Univer- sitätsbibliothek Mainz (www.ub.uni-mainz.de) mit knapp 38.000 Notenbänden, ca. 11.000 Tonträgern, mehr als 30.000 Bänden Fachliteratur, knapp 60 lau- fenden Printzeitschriften und den einschlägigen digi- talen Ressourcen wie MGG-Online, RILM und RIPM, einen der größten Musikbestände in Rheinland-Pfalz. In die UB integriert ist zudem das seit 1991 bestehen- de „Archiv für die Musik Afrikas“ mit einer einzigarti- gen Sammlung moderner afrikanischer Musik auf ca. 11.000 Tonträgern. Aus dem Bestand des Gesangbuch- archivs der Forschungsstelle Kirchenlied und Gesang- buch sind knapp 4.000 Gesangbücher der christlichen Konfessionen aus dem 16. bis zum 21. Jahrhundert im Online-Katalog nachgewiesen. Zudem werden die „Musikwissenschaftlichen Sammlungen“ der Abteilung Jan Pavel Veselý: Trois Quatuors, 1798, mit Stempel des 2. Musikver- eins Worms, StB Worms, Sign.: Mus.ant. 75. Musikwissenschaft mit ca. 160 Regalmetern an Quel- © Stadtbibliothek Worms lenmaterial zum Musikleben und zur Musikgeschichte 80
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