Bildung 2020 Die Österreichische Volkshochschule - Gelungenes Sprachenlernen Erwachsenenbildung - Die Österreichische Volkshochschule
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Die Österreichische Volkshochschule MAGAZIN FÜR ERWACHSENENBILDUNG 61. JG. | NR. 238 | DEZEMBER 2010 Bildung 2020 Deutsch Gelungenes Kritische im Park Sprachenlernen Erwachsenenbildung
inhalt Willi Filla – Stichworte Seite 1 Die Österreichische Volkshochschule Arthur Schneeberger – Bildung 2020 Seite 2 MAGAZIN FÜR ERWACHSENENBILDUNG 61. JG. | NR. 238 | DEZEMBER 2010 Martin Klemenjak – Weiterbildung von kommunalen Lehrlingsausbildner/innen in Kärnten Seite 9 KEBÖ-Jahrestagung 2010 Seite 11 Bildung 2020 Michael Sturm – KEBÖ-Tätigkeitsbericht Seite 12 Ludo-Hartmann-Preis 2011 Seite 15 Sandra Inzko – Gelungenes Fremdsprachenlernen Seite 16 Daniela Holzer, Walter Schuster – Kritische Erwachsenenbildung tut Not Seite 20 qualitätssicherung Deutsch Gelungenes Erwachsenenbildung im Park Sprachenlernen in der Slowakei Elisabeth Feigl-Bogenreiter, Yasmin El-Hariri – Eine von vielen zukünftigen Möglichkeiten der Er- Qualitätssicherung im Sprachunterricht Seite 21 wachsenenbildung: Bildung im Park. aus der praxis Uli Zimmermann – Deutsch im Park Seite 23 Lisa Lenz – Deutsch im Park: Ein alternatives Kursangebot Seite 24 Abschluss SAPA-Lehrgang Seite 27 Zum Praxistest im Englischkurs Seite 27 Radiopreis der EB an Ö1, FM4, Radio Orange und Radiofabrik Seite 28 AK fordert bessere Basisbildung Seite 28 Vorarlberger Volkshochschulen im Radio Seite 29 KV für private Bildungseinrichtungen verpflichtend Seite 29 internationales Ergebnisse der DIE-Trendanalyse 2010 online verfügbar Seite 30 Mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in der EB Seite 30 Alphabetisierung von Erwachsenen Seite 30 Impressum Seite 8 VHS-Zitate Seite 19 Reaktionen Seite 22 Für dieses Heft schrieben Seite 23 Personalia Seite 31 Bücher U3
stichworte D ie Fachliteratur zur Erwachsenenbildung ist beinahe unübersehbar. Allerdings ist die Fra- ge zu stellen, ob mit ihr auch immer relevante Themen berührt werden – relevant für die Praxis und/oder die Wissenschaft. In einem Verlagsprospekt „Erwachsenenbildung“ sind für 2010 Neuerscheinungen angekündigt wie „Der erfolgreiche Idealist. Idealismus auf neuen Wegen“ und „Mensch und Wald“. Dafür gibt es bereits seit Jahrzehnten keine relevante Publikation zu „Drop-outs“ in der Erwachsenenbildung, um ein relevantes Einzelthema beispielhaft für viele andere zu nennen. Der Weiterbildungsexperte Peter Schlögl hat bei einer Tagung des VÖV unwidersprochen die Bemer- kung gemacht, „unser Wissen von der Volkshochschule endet vor der Tür zum Kurs- und Veran- staltungsraum“. Wie sich das Lehr- und Lerngeschehen innerhalb von Veranstaltungsräumlichkeiten in der gesamten Erwachsenenbildung abspielt, entzieht sich weitgehend der empirischen Kenntnis. Darüber wird kaum geforscht und publiziert. Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung und im Lichte mancher Wahlergebnisse ist die Willi Filla Frage zu stellen, wie im Kontext von Erwachsenenbildung gesellschaftlich brennende Probleme in der Erwachsenenbildungsliteratur thematisiert werden? Ein solches Thema wäre beispielsweise – in erwachsenenbildnerischen Sonntagsreden wird das auch immer wieder angesprochen – gesellschaft- liche Solidarität mit all ihren Voraussetzungen. Dazu hat das Autorenteam Martin Allespach, Hilbert Meyer, Lothar Wentzel in dem Buch „Politische Erwachsenenbildung“, Marburg 2009, ein fünfstufiges „Kompetenzmodell für ‚Solidarisierungsfähigkeit‘ “ entworfen. Das Buch und dieses Modell ist zwar für die gewerkschaftliche Bildungstätigkeit gedacht, ist aber prinzipiell auch für Volkshochschulen von großem Interesse. Bedeutsam ist dieses Modell für Weiterbildungsforschung, die sich gesellschaft- lich wichtiger Themen annimmt, und aktuelle Großdiskussionen beeinflussen möchte. Solidarität ist, wie manches inhaltlich andere auch, in der europaweiten Kompetenzdiskussion kein nennenswertes Thema. Dabei ist Solidarisierungsfähigkeit mit Kreativität und Selbstregulationsfähigkeit nicht nur vereinbar, sondern sogar verknüpft. Mit diesem Beispiel lässt sich eine Perspektive für eine gesellschaftlich relevante Erwachsenen- bildung im Allgemeinen und die Volkshochschule im Besonderen eröffnen. Sie wäre geeignet, den Stellenwert von Erwachsenenbildung und Volkshochschule zu steigern und vor allem ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Bildungsdiskussionen der letzten Monate in Österreich zeigen nämlich deutlich, dass Erwachsenenbildung dazu nicht Stellung nimmt, so als ob allein Schule und Universität – und neuerdings endlich auch Vorschulerziehung – bedeutsam sind. Für die nähere und weitere Zukunft sollte es überdies darum gehen, dass die Erwachsenenbildung selbst mehr Weiterbildungsforschung leistet und anregt, um auf diese Weise der Schule und Uni- versität das Monopol auf Bildungsforschung streitig zu machen und sich selbst am Forschungssektor nachhaltig zu positionieren. Nur wenn es gelingt, selbst forschungsbasiert zu agieren, wird es auch gelingen, mit den anderen Sektoren „auf Augenhöhe“ zu kooperieren, die Eigenständigkeit von Er- wachsenenbildung zu betonen und auf dieser Basis die anderen Sektoren substanziell zu beeinflussen. Die Erwachsenenbildung ist im Hinblick auf die Zahl der Teilnahmen der größte Bildungssektor und die Volkshochschule ist die größte Erwachsenenbildungseinrichtung. Schon von daher ist besonders die Volkshochschule aufgerufen, ihren Einfluss umfassend geltend zu machen. In dieser Ausgabe der ÖVH steht ein empirisch fundierter Beitrag des Bildungsforschers Arthur Schneeberger zu „Bildung 2020“ im Mittelpunkt. Er wird ergänzt und gleichsam präzisiert durch Bei- träge zur Qualitätsdiskussion im Sprachenunterricht und neuen Angebotsformen wie „Bildung im Park“. Informiert wird überdies über die ausgezeichneten Produktionen und die Preisträger/innen beim 13. Radiopreis der Erwachsenenbildung, der am 27. Jänner 2011 im Radiokulturhaus in sechs Sparten überreicht wird. Eine Nachlese der KEBÖ-Jahrestagung sowie ein Beitrag zum Spezialthema „Weiter- bildung von kommunalen Lehrlingsausbildner/innen“ ergänzen diese Ausgabe der ÖVH. 04-2010 | nr. 238 Die Österreichische Volkshochschule 1
bildungsthe m e n Bildung 2020 EU-Benchmarks und reale Trends als Herausforderungen Im Rahmen der jährlichen Enquete der Arbeitsgemeinschaft Vorarlberger Erwachsenenbildung hielt der Bildungssoziologe Arthur Schneeberger am 23. September 2010 in Bregenz einen viel beachteten Vortrag zur Entwicklung des Bildungssystems, den er der ÖVH zur Veröffentlichung zur Verfügung stellte. Arthur Schneeberger Thema Die aktuellen europäischen „Strukturin- gem Lernen und Mobilität“ (Kernlegitima- dikatoren“ belegen1 die Leistungsfähigkeit tion der Europäischen Union im Bildungs- B ildungspolitik war traditionell Domäne der Nationalstaaten. Bil- dungspolitik wird heute durch sup- ranationale Organisationen (UNESCO, OECD, EU) als Hebel für Ziele der Wirt- unseres Bildungssystems anhand volks- wirtschaftlicher Outcomes (hohes BIP pro Kopf, geringe Arbeitslosigkeit, hohe Be- schäftigungsquote und relativ geringe Ar- mutsgefährdungsquote), zeigen aber auch bereich). Für den Zeitraum 2010 bis 2020 wurden die abgeleiteten strategischen Ziele mit statistisch ermittelten Benchmarks versehen, um die Zielerreichung in den Mitgliedsländern „auf europäischer Ebene schafts- und Gesellschaftspolitik sowie der Probleme auf, wie etwa den Fokus auf frühe zu messen und das Erreichte aufzuzeigen“ Integrationspolitik angesichts weltweiter Qualifi zierung und die – international völ- (Schlussfolgerungen des Rates vom 12. Mai Migrationen angetrieben. Bildungspolitik lig unübliche – Einschränkung des tertiären 2009, C 119/3). ist daher heute von Argumenten durch- Bildungssystem auf die Universitäten oder Die EU-Benchmarks für den Zeitraum setzt, die ihre Grundlage in internationalen akademische Bildung. Hierdurch kommt 2010 bis 2020 bilden jedenfalls eine her- Vergleichen haben. Verwiesen sei nur auf es beispielsweise zu einer Unterschätzung vorragende Gelegenheit dazu, das österrei- die Diskussionen über Akademikerquoten des technisch-naturwissenschafltichen Hu- chische Bildungssystem im internationalen oder über Grundkompetenzen im Sinne von mankapitals der Wirtschaft. Kontext zu untersuchen und den Verände- PISA. Rankings bestimmen die öffentliche Europa soll sich durch eine wissenschaft- rungsbedarf aufzuzeigen. Bildungsdiskussion. Realer Hintergrund die- lich fundierte „Strategie zum lebenslan- ser Entwicklungen ist die Internationalisie- gen Lernen (LLL-Strategie)“ im globalen Globale Trends als Auslöser rung der Wirtschaft und der Gesellschaft. Wettbewerb behaupten. Die Europäische Mit der bildungspolitischen Leitfunktion Union respektive ihre Thinktanks haben der LLL-Strategie supranationaler Zusammenschlüsse sind sup- die einschlägigen Ideen und Empfehlungen Die Internationalisierung der Wirt- ranationale Erhebungen und Publikationen im Kontext der Lissabon-Strategie (2000 schaft, die Computerdurchdringung des (zum Beispiel PISA, Akademikerquotenver- und Neustart 2005) entwickelt, in dem es beruflichen und außerberuflichen Handelns gleiche) verbunden, in deren Auswertung bekanntlich darum gehen soll, den euro- sowie die wachsende Beschäftigung im und mediale Verbreitung erhebliche Mittel päischen Staatenbund zum wettbewerbsfä- Dienstleistungssektor sind jene Trends, die und Arbeitskraft investiert werden. Die Emi- higsten und dynamischsten wissensbasierten Anpassungen im Bildungssystem erfordern. nenz der Ergebnisse im öffentlichen Diskurs Wirtschaftsraum der Welt zum machen und Die Industrie wird immer produktiver und von Bildungs- und Bildungsreformfragen dabei mehr Arbeitsplätze und größeren sozi- global arbeitsteiliger, daher können immer ist auch in Österreich offensichtlich. Leider alen Zusammenhalt zu schaffen. Die globale mehr Menschen im Dienstleistungssektor gehört die unkritische Ableitung von „Ka- Ausrichtung und weitreichende Hoffnungen erwerbstätig werden. tastrophenmeldungen“ zum österreichischen der Bildungspolitik sind dabei evident. Internationalisierung der Bildung bedeutet Bildungssystem aus dem internationalen In Ermangelung einer direkten Zustän- immer zumindest zweierlei: Förderung der Fä- Vergleich zum Standardrepertoire medialer digkeit für Bildungspolitik setzt die „euro- higkeit im interkulturellen Handeln kompe- Berichterstattung. Wir brauchen eine kri- päische Zusammenarbeit“ – als „offene tent zu agieren (Sprachkenntnisse, Beachtung tische und zukunftsorientierte Auseinander- Koordinierungsmethode“ – bezüglich der kultureller Unterschiede), und Abschlüsse des setzung mit den internationalen Befunden. allgemeinen und beruflichen Bildung an ge- Bildungssystems (Zeugnisse und Diplome), die Das heißt, dass eine rückwärtsgewandte, meinsam formulierten Zielen an. Diese Ziele international verstanden werden (können). affirmative Einstellung zur Internationali- werden sehr breit und umfassend defi niert Probleme des Vergleichs und der Einstufung sierung ebenso wenig wie die üblichen Ka- und betreffen die Förderung nationalstaatlicher Qualifikationsnachweise tastrophenmeldungen angebracht sind. Um – von individueller Entwicklung, bilden daher ein anhaltendes Problem der In- gut zu bleiben, müssen wir internationale – von wirtschaftlichem Wohlstand und ternationalisierung der Bildung. Gegebenheiten beachten und daraus die – sozialem Zusammenhalt Internationalisierung ist keine Einbahn- richtigen Schlussfolgerungen ziehen. durch die „Verwirklichung von lebenslan- straße, sondern ein komplexes Phänomen. 2 Die Österreichische Volkshochschule nr. 238 | 04-2010
bildungsthe me n so werden Kommuni- grundlegend sind. Das hierbei entwickelte kations- und Team- Konzept der Schlüsselqualifikationen kann f ä h i g keit , S p r ach- als neues Konzept der Allgemeinbildung ken nt n i s s e, s ol ide verstanden werden: Pflichtschulkenntnisse „Kompetenzen sind hier definiert als eine oder elementare Com- Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und puterkompetenzen vo- Einstellungen, die an das jeweilige Umfeld rausgesetzt. Obgleich es angepasst sind. Schlüsselkompetenzen sind Jobs für Personen ohne diejenigen Kompetenzen, die alle Menschen Berufsausbildung gibt, für ihre persönliche Entfaltung, soziale In- bleiben diese mit Ab- tegration, Bürgersinn und Beschäftigung stand häufiger arbeits- benötigen. (…) los als Personen mit Die Schlüsselkompetenzen werden alle Abschluss einer dualen als gleich bedeutend betrachtet, da jede von Wolfgang Türtscher, Stefan Fischnaller, LRin Andrea Kaufmann, Arthur oder schulischen Aus- ihnen zu einem erfolgreichen Leben in einer Schneeberger, Rainer Gögele (v. l. n. r.) beim Treffen der Arbeitsgemeinschaft bildung (vgl. Statistik Wissensgesellschaft beitragen kann. Viele Vorarlberger Erwachsenenbildung. Foto: Schweinberger Austria 2010, S. 53). Es der Kompetenzen überschneiden sich be- fehlt in der Regel nicht ziehungsweise greifen ineinander: wichtige Sie umfasst nicht nur ausländische Unter- nur am Ausbildungsabschluss, sondern an so- Aspekte in einem Bereich unterstützen die nehmen in Österreich, die hohe Beschäf- liden Pflichtschulkenntnissen. Die Sicherung Kompetenzen in einem anderen Bereich. tigungsrelevanz haben (19 Prozent der der Grundkompetenzen in der Pflichtschule Kompetenzen in den wichtigsten Grundfer- un selbst ständig Beschäftigten im Produk- hat für die arbeitsmarktbezogene und sozio- tigkeiten – Sprechen, Lesen und Schreiben, tions- und Dienstleistungssektor), und ös- kulturelle Integration höchste Priorität. Rechnen und Informations- und Kommu- terreichische Unternehmen im Ausland, 2 Ein Aspekt der Internationalisierung sind nikationstechnologie (IKT) – sind eine sondern ebenso österreichische Erwerbs- die weltweiten Wanderungsbewegungen. wichtige Grundlage für das Lernen, und die personen, die ins Ausland gehen, sowie Globale Wanderungsbewegungen und kul- Lernkompetenz fördert alle Lernaktivitäten. ausländische Erwerbspersonen, die sich am turelle Vielfalt in den Lebensverhältnissen Eine Reihe von Begriffen taucht immer wie- Arbeitsmarkt bewerben. In all diesen Fällen erfordern solide Grundbildung für alle, um der im Referenzrahmen auf: kritisches Den- geht es um interkulturelle Handlungskom- gesellschaftliche Ausgrenzung zu bekämp- ken, Kreativität, Initiative, Problemlösung, petenz und adäquate Bewertung von Quali- fen. In Österreich weisen – laut Mikrozen- Risikobewertung, Entscheidungsfindung fikationsnachweisen. sus-Arbeitskräfteerhebung 2009 – knapp 18 und konstruktiver Umgang mit Gefühlen Die Unternehmen sind fast durchgängig Prozent der rund 8,26 Millionen Einwohner spielen für alle acht Schlüsselkompetenzen informatisiert.3 Computer- und Internetnut- Migrationshintergrund der ersten oder zwei- eine Rolle.“ (ABL, 2006, S. 13 f.) zung in der alltäglichen und/oder beruflichen ten Zuwanderergeneration auf; in Vorarl- Acht Schlüsselkompetenzen werden in Praxis ist bei drei Viertel der Bevölkerung berg sind es mit 21 Prozent etwas mehr und der „Empfehlung des Europäischen Parla- Standard, wobei eine deutliche Differenz mit in Wien mit 36 Prozent deutlich mehr.6 ments und des Rates vom 18. Dezember dem Lebensalter zu konstatieren ist.4 Com- Die mittlere Lebenserwartung ist in 2006 zu Schlüsselkompetenzen für lebens- puterkompetenz für alle, um die Spaltung des Vorarlberg bei Männern von 68,5 auf 78,3 begleitendes Lernen“ genannt (ABL, 2006): Informationszugangs, der Lernchancen und Jahre zwischen 1970 und 2007 gestiegen 1. Muttersprachliche Kompetenz der Gesellschaft zu vermeiden, ist daher nach (Österreich gesamt: von 66,5 auf 77,3 Jahre 2. Fremdsprachliche Kompetenz wie vor Aufgabe der Erwachsenenbildung. im gleichen Zeitraum); bei den Frauen be- 3. Mathematische Kompetenz und grundle- Rund 70 Prozent der Erwerbstätigen wa- lief sich die Zunahme in Vorarlberg von 75,2 gende naturwissenschaftlich-technische ren in der ersten Jahreshälfte 2010 im Dienst- auf 83,8 Jahre (im österreichischen Durch- Kompetenz leistungssektor in Österreich beschäftigt (bei schnitt von 73,4 auf 82,9 Jahre).7 Verlänger- 4. Computerkompetenz den Männern 58 Prozent, bei den Frauen 83 te Lebenserwartung der Bevölkerungen in 5. Lernkompetenz Prozent). Vor dreißig Jahren war es erst rund den frühindustrialisierten Staaten sind ein 6. Soziale Kompetenz und Bürgerkom- die Hälfte der Erwerbstätigen. Der Struk- Faktum mit weitreichender Bedeutung: Ak- petenz turwandel in Richtung Dienstleistungen tiv Altern ist auch eine Herausforderung der 7. Eigeninitiative und unternehmerische hat das „Minimum level“ für Erwerbs- und Erwachsenenbildung, um Lebensqualität zu Kompetenz Ausbildungsfähigkeit erhöht. Hier gibt es sichern. 8. Kulturbewusstsein und kulturelle Aus- häufig Missverständnisse. Das Dienst leis- Mit dem Wandel in Wirtschaft und Ge- drucksfähigkeit tungswachstum bedeutet keineswegs, dass sellschaft hängen rasche Veränderungen der Das klingt nach einer Maximalvariante die Beschäftigungschancen in einfachen Lebensverhältnisse zusammen. Bildung „auf eines erneuerten Konzepts humanistischer und mittleren Berufen in Zukunft gering Vorrat“ oder Erstausbildung reichen nicht Allgemeinbildung. So ist das Konzept der wären. Auch in Zukunft werden zumindest mehr aus, um Skills und Orientierung dau- Schlüsselqualifikationen aber nicht gedacht. 70 Prozent der Erwerbstätigen mittlere und erhaft zu sichern, der Bildungsschwerpunkt Es geht um die gestufte Entwicklung und einfache Berufe ausüben und entsprechende wird daher zunehmend auf Schlüsselquali- Bewertung, also nicht um Nominalskalen, Qualifikationen brauchen, wie die aktuelle fikationen und laufende Erwachsenenbil- sondern um Intervallskalen. Darum geht Prognose des europäischen Forschungsins- dungsbeteiligung gelegt werden müssen. es bei den Benchmarks 2020 8 und bei der tituts CEDEFOP belegt (CEDEFOP 2010, Beobachtung von Fortschritten. S. 92). Im Unterschied zur Vergangenheit Schlüsselqualifikationen als (großer Agrar- und Industriesektor mit Benchmarks im Überblick Hilfskräftebedarf) sind aber die einfachen Allgemeinbildungskonzept Berufe heute in der Regel auch nicht mehr Die „LLL-Strategie“ impliziert einen Die Benchmarks der EU für die Ent- „ganz so einfach“. hohen Stellenwert für übergreifende Quali- wicklung der Bildungssysteme 2010 bis 2020 Auch wenn in der Job-Deskription keine fi kationen, die im Beruf und im Alltag für gelten als „Europäische Durchschnittsbe- spezialisierte Berufsausbildung gefordert wird, die Informations- und Wissensgesellschaft zugswerte“. Sie bilden die Messlatte, an der 04-2010 | nr. 238 Die Österreichische Volkshochschule 3
bildungsthe m e n nationale Bildungspolitik bewertet wird. Eine Tabelle 2: Hochschulabsolventenquote (Tertiärquote) der 30- bis 34-Jährigen in der EU, kritische Würdigung dieser wissenschaftlich 2008 und Variante inklusive BHS und Diplomkrankenpflege für Österreich fundierten Konstrukte bewahrt vor Dogma- Land (Auswahl) Anteil in % ISCED 5A/B, 6+4A, 4B tismus und fördert das Verständnis der eu- ropäischen Bildungsstrategie zur Förderung Zypern 47,1 des lebenslangen Lernens und der Schlüssel- Irland 46,1 kompetenzen aller Bürger und Bürgerinnen, Finnland 45,7 die das Herzstück der Bildungspolitik der Belgien 42,9 EU ausmacht. Die fünf Benchmarks der Bil- Frankreich 41,3 dungspolitik für den Zeitraum 2010 bis 2020 Spanien 39,8 lassen sich – wie alle EU-Empfehlungen zum Vereinigtes Königreich 39,7 Bildungssektor – am Modell des lebenslan- EU-27 31,1 gen Lernens festmachen. Deutschland 27,7 Drei der fünf Benchmarks beziehen sich Ungarn 22,4 auf die Kindheits- und Jugendphase, zwei Österreich 22,2 36,1 auf Erwachsenen- beziehungsweise Hoch- Italien 19,2 schulbildung. Letztere sind in vielen Län- Tschechische Republik 15,4 dern stärker als in Österreich miteinander verzahnt. Vier der fünf Benchmarks für die Quelle: Eurostat – UOE; Commission 2009, S. 62; eigene Berechnungen. Messung der Zielerreichung bis 2020 kom- men ohne nähere strukturelle Bezugnahmen PISA-Benchmarks ungewiss: Vorlaufzeiten Aus- und Weiterbildung: Bis 2020 sollten auf Bildungssysteme oder Bildungsniveaus von Reformmaßnahmen und Ausmaß des mindestes 40 Prozent der 30- bis 34-Jäh- aus, der 5. Benchmark (Hochschulabsol- späten Familiennachzugs sind von Einfluss. rigen einen Hochschulabschluss10 besitzen.“ ventenquote) nicht. Hier werden die natio- Ein eklatanter statistischer Rückstand (Amtsblatt der EU, C 119/7) nalen Bildungstraditionen in Ländern ohne ist aktuell nur beim Erwerb von Hoch- Aufgrund der Besonderheiten des ös- Bachelor-Tradition herausgefordert. schulabschlüssen zu verzeichnen. Dieser terreichischen Bildungssystems entsteht Die dabei formulierten fünf Benchmarks ist einerseits ein klassifi kationsbedingtes ein klassifikationsbedingter Rückstand der Bildungspolitik für den Zeitraum 2010 Phänomen, andererseits aber ein Beleg für im internationalen Vergleich, der bei ge- bis 2020 reichen von der Sicherung der die starke Segmentierung von Erwachse- nauerer Analyse ein Strukturproblem Vorschulbildung (95 Prozent Teilnahme), nenbildung und Hochschulbildung in Ös- beziehungsweise einen Modernisierungs- der Reduktion des Anteils der Schüler mit terreich. bedarf des tertiären Bildungsbereichs zum schlechten Leistungen bei den Grundkom- Ausdruck bringt (vgl. Schneeberger 2010). petenzen, insbesondere in Lesen, Mathe- Vertiefung 1: Wenn wir tatsächlich im Bildungsstand matik und Naturwissenschaften (unter 15 substanziell rückständig wären, wäre der Prozent) und der Vermeidung frühzeitiger Benchmark „Erwerb von volkswirtschaftliche Erfolg Österreichs, Schul- und Ausbildungsabgänger (unter Hochschulabschlüssen“ zum Beispiel gemessen am BIP pro Kopf, 10 Prozent) bis zur stärkeren Beteiligung Am meisten Aufmerksamkeit hat der an der Exportquote oder an der relativ Erwachsener am lebenslangen Lernen, Benchmark über zumindest 40 Prozent geringen Arbeitslosigkeit, nicht erklärbar. insbesondere jener mit niedrigem Ausbil- Hochschulabsolventen in der Bevölkerung Bildungsökonomische Theorien (wie die dungsstand (15 Prozent der 25- bis 64-Jäh- im Alter von Anfang 30 in Österreich ge- Humankapitaltheorie) wären dann falsifi- rigen innerhalb von vier Wochen vor der funden. Bei näherer Analyse zeigt dieser ziert. Tatsächlich handelt es sich aber um Erhebung) und last, but not least: Bis 2020 Benchmark ein semantisches und ein struk- ein Defi nitionsproblem. So wird von den sollten mindestes 40 Prozent der 30- bis turelles Problem bezüglich der Definition des österreichischen Abschlüssen zwar die 34-Jährigen einen Hochschulabschluss be- Hochschulbegriffs. In der englisches Version Werkmeisterschule oder die Bauhandwer- sitzen.9 wird auch nur von „tertiären“ Abschlüssen kerschule als „Tertiär“ eingestuft, weil sie Im Überblick wird zunächst erkennbar, im Sinne der ISCED gesprochen. einen Lehrabschluss voraussetzt, nicht aber dass Österreich bei vier der fünf Bench- Benchmark 2020: „Angesichts der zu- die HTL-Hauptform oder die HTL für Be- marks in etwa im Mittelfeld oder darüber nehmenden Nachfrage nach Hochschulab- rufstätige. Auch die im Ingenieurtitel ent- (lebenslanges Lernen Erwachsener) liegt. schlüssen und unter Berücksichtigung der haltene Qualifikation wird, da sie von Ös- Die Zielerreichung ist vor allem bei den gleichwertigen Bedeutung der beruflichen terreich nicht als Bildungsgrad dargestellt wird, nicht berücksichtigt. Tabelle 1: Fünf Benchmarks im Überblick 2008 (gerundete Werte in Prozent) Nach dem ersten Schock über diesen Benchmark hat die österreichische Bil- Benchmarks 2020 EU 2007 Österreich Beste Länder dungspolitik in Brüssel reagiert und eine Kinder ab vier Jahren in Vorschulbildung (2007) 95 91 89 F, BE, I Anmerkung eingebracht. Würden wir BHS und Diplomkrankenpf lege, zu den „hö- Schüler mit schlechten Grundkompetenzen heren“ Qualifikationen zählen, wäre der (15-Järhige) PISA 2006 Rückstand aufgelöst (siehe Tabelle 2). Da- Schlechte Lesekompetenz
bildungsthe me n Übersicht 1: Österreichische Hochschultradition und internationale Levelstruktur Benchmark erreichbar sein: 2009 wurde ein tertiärer Bildung LLL-Strukturindikator von 13,8 Prozent für Österreich ausgewiesen. ISCED-97- EQF-European Österreichische Neuerungen durch In allen Ländern gibt es einen Rückgang Einstufung Qualifications Framework Hochschultradition den Bologna-Prozess** der Bildungsbeteiligung ab dem 50. Lebens- 6 8 Doktorat PhD jahr. Auffällig ist, dass dieser Rückgang 5A 7 Diplom (UNI, FH)* Master degree in Österreich relativer stärker als im EU- 5A 6 Bachelor Bachelor degree Durchschnitt ist und deutlich stärker als in 5B 5 Kolleg; Werkmeister, Short cycle*** den Ländern mit der höchster Bildungsbetei- Bauhandwerker usw. ligung insgesamt. Die Hintergründe dieses 4 4 Umstandes sind vielfältig, nicht zuletzt 3 3 spielt hier die relativ geringe Erwerbsbeteili- 2 3 gung bei den über 55-Jährigen in Österreich 1 1 eine Rolle. Längere Erwerbsbeteiligung ist * Fachhochschuldiplom seit 1994 jedenfalls mit längerer Bildungsbeteiligung ** Unterzeichnung der Bologna-Erklärung 1999 und mehr flexibler und teilzeitlicher Arbeit *** In Österreich verdrängter Aspekt des Bologna-Prozesses im späten Erwerbsalter verbunden. ISCED = International Standard Classification of Education Es gibt auch publizierte Daten, welche Quelle: Eigene Darstellung die Bildungsbeteiligung nach Bundeslän- dern aufzeigen. Vorarlberg liegt dabei nach im Sinne einer international kompatiblen vor der Erhebung am lebenslangen Lernen der Universitäts- und Hauptstadt Wien Struktur. teilnehmen11“. (Amtsblatt der Europäischen (17,7 Prozent) mit 14,3 Prozent schon Der Problematik unterschiedlicher ver- Union, 28. Mai 2009, C 119/7) ziemlich nahe am Benchmark für 2020, tikaler Qualifikationssysteme soll durch Der Bezugswert von 15 Prozent Bildungs- die Frauen haben ihn bereits erreicht. einen übergreifenden gemeinsamen Be- beteiligung der Bevölkerung im Haupter- Der Vorsprung Wiens beim Strukturindi- zugsrahmen begegnet werden. Eingebettet werbsalter innerhalb von vier Wochen vor kator „Lebenslanges Lernen“ beruht auf werden sollen die „nationalen Strategien für der Befragung würde für Europa insgesamt dem formalen Lernen (Hochschule usw.), lebenslanges Lernen und Mobilität“ daher einen Zuwachs von 5,5 Prozentpunkten ge- da beim Kursbesuch insgesamt von Statis- in die Empfehlung für einen „Europäischen genüber 2008 bedeuten, das wäre eine Erhö- tik Austria kein höherer Wert für Wien Qualifi kationsrahmen“ (EQR): Dieser soll hung um mehr als die Hälfte des Wertes von als für Vorarlberg ermittelt wurde (siehe „alle nationalen Qualifi kationssysteme bis 2008 (9,5 Prozent). Für Österreich sollte der Tabelle 4). 2010 mit dem EQR verbinden und einen an Lernergebnissen orientierten Ansatz Tabelle 3: Strukturindikator: Beteiligung am lebenslangen Lernen für Standards und Qualifikationen, Bewer- nach Altersgruppen, 2008, in % tungs- und Validierungsverfahren, Übertra- gung von Studienleistungen, Lehrpläne und Strukturindikator lebenslanges Lernen Qualitätssicherung förden“ (Amtsblatt der Land (Auswahl) 25 bis 64 25 bis 49 50 bis 64 Über 50-J. EU, C 119/9). Jahre Jahre Jahre zu unter 50-J. Dänemark 30,2 33,7 24,3 0,72 Vertiefung 2: Benchmark Vereinigtes Königreich 19,9 22,3 15,3 0,69 „Beteiligung Erwachsener Österreich 13,2 16,1 7,1 0,44 EU-Durchschnitt 9,5 11,6 5,7 0,49 am lebenslangen Lernen“ Deutschland 7,9 10,0 3,9 0,39 Im Hinblick auf die Beteiligung Erwach- Italien 6,3 8,0 2,9 0,36 sener im Haupterwerbsalter hat die Euro- Ungarn 3,1 4,6 0,5 0,11 päische Union einen „Strukturindikator“ Quelle: Commission 2009, S. 142. zum lebenslangen Lernen entwickelt, der umfassender als die üblicherweise ver- wendeten Kategorien zur Beteiligung an Tabelle 4: Strukturindikator „Lebenslangen Lernen“* in % nach Bundesland, Weiterbildung ist. Der Strukturindikator Jahresdurchschnitt 2009 umfasst alle organisierten Bildungsaktivi- täten von Hochschulstudien bis zu Kursen Strukturindikator „Lebenslanges Lernen“1 Anteil Kursbuch in Erwachsenenbildungseinrichtungen oder Bundesland Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Schulungen in Firmen. In der EU-Bildungs- Wien 17,7 15,4 19,9 11,2 9,6 12,6 terminologie umfasst dies „formales“ und Vorarlberg 14,3 13,6 15,0 11,2 10,6 11,9 „non-formales“ Lernen, ohne dabei zwi- Salzburg 13,5 11,5 15,5 10,0 8,9 10,9 schen berufsbezogenem oder allgemeinem Steiermark 13,5 13,0 13,9 9,1 8,6 9,6 Lernen zu unterscheiden. Die Daten beru- Oberösterreich 13,2 12,9 13,5 9,9 9,6 10,3 hen auf den nationalen Arbeitskräfteerhe- Tirol 13,1 12,8 13,4 9,0 8,8 9,2 bungen (Mikrozensus) nach Vorgaben von Niederösterreich 11,9 11,4 12,5 8,7 8,2 9,1 Eurostat. Kärnten 11,3 10,2 12,3 7,7 7,4 8,3 Benchmark 2020: „Im Hinblick auf eine Burgenland 10,3 9,6 11,0 7,5 7,2 7,7 stärkere Beteiligung von Erwachsenen, ins- Österreich 13,8 12,8 14,7 9,6 8,9 10,2 besondere jener mit niedrigem Ausbildungs- stand, am lebenslangen Lernen: Bis 2020 * Anteil der an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmenden Bevölkerung (exklusive Personen, die sollten durchschnittlich 15 Prozent der 25- auf Grund von Ferien den Schul-/Hochschulbesuch unterbrechen) im Alter von 25 bis 64 Jahren. bis 64-Jährigen innerhalb von 4 Wochen Quelle: Statistik Austria: Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung (Durchschnitt aller Wochen eines Jahres). 04-2010 | nr. 238 Die Österreichische Volkshochschule 5
bildungsthe m e n Förderung der Erwachsenen- Tabelle 6: Teilnahme an nicht-formalen Bildungsaktivitäten in 2006/2007 nach Gründen; Teilnehmende nach Altersgruppen im Haupterwerbsalter, in % bildungsbeteiligung Ausgewählte Gründe 25–34 35–44 45–54 55–64 Gesamt* Bildungsteilnahme möglichst ein Leben für die Kursteilnahme 434.100 645.700 502.800 232.300 1,815.000* lang ist ein Schlüssel für die bessere Bewäl- (Mehrfachangaben waren möglich) tigung berufl icher und privater Lebensauf- gaben. Sie bringt nicht nur ökonomische, Um den Beruf besser ausüben zu sondern auch soziale und persönliche Vor- können bzw. um Karriereaussichten teile – bis hin zu mehr Bürgerbeteiligung zu verbessern 71,1 71,0 69,9 42,7 67,1 und höherem Wohlbefinden. Bessere Möglichkeiten, einen Arbeits- Der Adult Education Survey (AES) von platz zu finden oder einen Berufs- 2007 bietet eine Fülle empirischer Daten wechsel vorzunehmen 24,6 18,2 10,8 (6,4) 16,2 zu Fragen der Erwachsenenbildungsbe- Erlangung von im Alltag nützlichem teiligung. Seine Ergebnisse stellen eine Wissen und Fertigkeiten 56,4 59,6 57,1 51,6 57,1 gute Gelegenheit dar, Ansatzpunkte für Erweiterung von Wissen und Fertig- die Erhöhung der Beteiligung an Erwach- keiten über einen interessanten senenbildung herauszuarbeiten und zur Gegenstand 58,1 56,2 57,3 59,2 57,4 Diskussion zu stellen. Die Erhebung bezog Verpflichtung zur Teilnahme 20,8 23,1 28,0 21,5 23,7 sich auf Aktivitäten zwölf Monate vor der Um ein Zeugnis zu bekommen 15,8 9,3 9,7 7,2 10,7 Erhebung (in Unterschied zum Strukturin- Um Leute kennen zu lernen, aus Spaß 24,1 18,9 18,1 26,5 20,9 dikator, der auf vier Wochen bezogen ist), Zusammen (Mehrfachnennungen) 270,9 256,3 250,9 215,1 253,1 also 2006/2007. * Teilnehmende in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung (AES: Adult Education Survey). Neben der Beteiligung an formaler Bil- ( ) Werte in Klammern beruhen auf weniger als 20 Beobachtungen. dung (zum Beispiel Zweiter Bildungsweg) Quelle: Statistik Austria, AES. umfasst Erwachsenenbildung vor allem Kurse und Schulungen (sogenanntes nicht- formales Lernen); neuerdings wird auch weiblich: rund 38 Prozent) und – wie die Bildungsbeteiligung im Erwachsenenalter versucht, „informelles Lernen“ als Erwach- multivariate Analyse zeigt – auf andere auf breiter empirischer Evidenz (siehe Statis- senenbildung zu thematisieren, wobei es Faktoren zurückführen. Sofern Frauen er- tik Austria 2009, S. 108 f.). allerdings noch Definitionsprobleme gibt. werbstätig sind und den gleichen formalen Die berufl iche Motivation ist bei allen Der Konnex von formaler Bildung und Al- Bildungsstand aufweisen, nehmen sie etwas Altersgruppen im Haupterwerbsalter hoch; ter als Einflussfaktoren für die kursförmige häufiger an nicht-formaler Bildung als Män- bis 54 Jahre ist sie die mit Abstand am Bildungsteilnahme ist evident. Die Art ner teil (vgl. Statistik Austria 2009, S. 35). häufigsten genannte Begründung für die der Ausbildung beeinflusst auch die einge- Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme wöhnten Lernformen. So finden sich unter Motive, Inhalte und im Jahr 2006/07 (12 Monate vor der Er- höher Gebildeten mehr Personen mit kurs- Hinderungsgründe: hebung). Bei den über 54-Jährigen ist das förmigem Lernen, während Personen mit Erwachsenenbildungsbeteiligung Interesse am Gegenstand das häufigste Mo- Lehrabschluss häufiger an Arbeitsplatzschu- Ein Ansatzpunkt zur Erhöhung der Bil- tiv. Das Zeugnismotiv ist bei den älteren lungen teilnehmen. Deutlich abgeschlagen dungsbeteiligung insgesamt, bei den gering Teilnehmenden ab 55 Jahren unterdurch- sind die Mitbürger/innen ohne formale Aus- Qualifizierten und bei den älteren Personen, schnittlich, bei den unter 35-Jährigen mit bildung. könnte die Einsicht in die Motive sein. Der rund 16 Prozent mit Abstand am höchs- Die Unterschiede nach dem Geschlecht Adult Education Survey 2007 für Österreich ten ausgeprägt. Beim Vergesellungsmotiv sind gering (männlich: rund 42 Prozent; belegt die multi-faktorielle Bedingtheit der gaben die unter 35-Jährigen und die über 54-Jahrigen überdurchschnittlich häufig Tabelle 5: Struktur der Teilnahme an nicht-formaler Bildung sowie Lernformen dabei, zustimmende Antworten. 2006/2007, in % Die Motivanalyse zeigt, dass Erwach- senenbildung weit über berufliche Moti- Darunter: vation hinausgeht. Alltägliche Nützlich- Alle Personen Nicht- Kurse, Seminare Ausbildung am keit und Interesse am Gegenstand sind (25 bis formale Vorträge und Arbeitsplatz relevant. Alle Altersgruppen zwischen 64 Jahre) Bildung usw. Workshops unter Anleitung 25 und 64 Jahren gaben mehrheitlich als Alter in Jahren Teilnahmebegründung die Erlangung von 25 bis 34 1,079.900 40,2 73,4 48,5 31,0 Wissen und Fertigkeiten, die im Alltag 35 bis 44 1,377.100 46,9 68,8 53,2 27,3 nützlich sind oder interessante Gegenstän- 45 bis 54 1,182.200 42,5 67,0 56,5 25,4 de betreffen. 55 bis 64 922.600 25,2 78,5 47,0 9,0 Ein anderer Ansatzpunkt zur Förderung der Bildungsbeteiligung der über 55-Jäh- Bildung rigen können die Inhalte der non-formalen Pflichtschule 853.500 17,2 72,2 28,4 (14,1) Bildungsaktivitäten sein. Abgesehen davon, Lehre 1,842.300 33,5 69,5 43,8 30,8 dass wirtschaftliche Inhalte in allen Alters- BMS 630.100 44,0 71,9 47,7 22,5 gruppen den höchsten Anteil haben, fällt bei Höhere Schule 657.400 55,5 67,5 57,5 23,7 den über 55-Jährigen der überdurchschnitt- Hochschule und liche hohe Stellenwert von in Beruf und verwandte Ausbildung 578.600 70,6 67,5 57,5 23,7 Alltag nützlichen Schlüsselqualifi kationen Gesamt 4,561.800 39,8 70,7 52,2 25,3 (Querschnittsqualifi kationen), wie Fremd- * In den letzten zwölf Monaten vor der Befragung an nicht-formalen Bildungsaktivitäten Teilnehmende. sprachen und EDV, auf. Im Weiteren fällt Quelle: Statistik Austria, AES. der relativ hohe Stellenwert allgemeinbil- 6 Die Österreichische Volkshochschule nr. 238 | 04-2010
bildungsthe me n Tabelle 7: Inhalte der nicht-formalen Bildungsaktivitäten im Jahr 2007 Schlussfolgerungen nach Altersgruppen im Haupterwerbsalter, in % für 2020 und danach Inhalte der Erwachsenenbildung 25–34 35–44 45–54 55–64 Gesamt* Ziel der Ausführungen war, anhand der Wirtschaft und Recht, inklusive fünf Benchmarks für 2020 der EU-Bildungs- Sozialwissenschaften12 21,8 27,0 26,2 20,4 24,8 strategie zum lebenslangen Lernen abzuklä- Gesundheit und soziale Dienste 14,2 10,9 13,4 8,1 12,1 ren, wo wir heute in etwa stehen und wel- Dienstleistungen 12,7 11,4 9,1 9,2 10,8 che Ziele wir uns langfristig setzen sollten, Computerbedienung 6,3 7,8 9,1 10,3 8,1 um die in der Vergangenheit zweifellos Fremdsprachen 7,2 7,0 6,3 11,4 7,4 gegebenen großen Qualitäten des österrei- Ingenieurwesen, Herstellung und chischen Aus- und Weiterbildungssystems Baugewerbe 8,8 7,9 5,8 6,1 7,3 auch langfristig im globalen Kontext zu ge- Allgemeine Bildungsgänge 5,5 7,2 7,3 8,6 6,9 währleisten, der zunehmende und komplexe Pädagogik 4,2 6,0 7,0 6,5 5,9 Anforderungen an die berufliche und außer- Unbekannt 7,2 4,5 4,6 4,0 5,1 berufl iche Existenz stellt. Hier kann keine Humanistische Bildung, Kunst, ausführliche Erörterung geboten werden, Religion, Muttersprache 4,7 4,7 3,6 6,5 4,6 nur stichwortartige Hinweise. Biologie, Chemie, Umweltkunde, Physik, – Weitreichende Reformen der Pf licht- Geografie, Mathematik, Statistik, schulbildung (Vorschule, ganztägige För- Agrarwesen, Veterinärwesen (3,4) 2,7 4,1 6,4 3,7 derung etwa bis 6. Schulstufe, Dauer der Informatik 4,1 3,1 3,4 (2,5) 3,4 Pfl ichtschulzeit), um eine „funktionsfähige Gesamt 100,1 100,2 99,9 100,0 100,1 Plattform“ für das lebenslange Lernen in In Absolutzahlen 832.800 1,200.400 985.500 388.900 3,407.600 der breiten Bevölkerung zu sichern, sollten an erster Stelle der Zukunftsdiskussion zur * Alle nicht-formalen Bildungsaktivitäten von 25- bis 64-Jährigen in den letzten zwölf Monaten vor der Bildung stehen. Ein hohes Grundbildungs- Befragung (AES: Adult Education Survey). niveau für alle ist die beste Voraussetzung dafür, Spitzenkräfte hervorzubringen. dender geistes- und naturwissenschaftlicher Sowohl die Motivanalyse der Beteiligung – Auch die obere Sekundarstufe, ein- Inhalte bei den Erwachsenenbildungsaktivi- als auch die der Barrieren verweist darauf, schließlich der dualen Ausbildung und der täten der 55- bis 64-Jährigen auf. dass Erwachsenenbildung dann zum Life- „Bildungsgarantie“ sollten im Sinne des Im AES wurde differenziert nach Grün- style nach der Lebensmitte wird, wenn EQF (Levels 2 bis 4 + 5 für die Diplomstu- den gefragt, warum jemand nicht mehr oder übergreifendes Interesse, Geselligkeit fe des 8-stufigen EQF-European Qualifica- warum jemand überhaupt nicht an Bildung und Erlebnischarakter und indirekt auch tions Framework) und von ECVET13 (Ein- im Jahr 2007 teilgenommen hat. Gänzliche Wohlbefinden und Gesundheit angespro- teilung der Qualifikationen in validierbare Weiterbildungsabstinenz wird ab dem 45. chen werden. Gesundheitsfragen sollten „Units“ zur Überwindung des „Holismus“) Lebensjahr vor allem mit zwei Argumenten bei 55+ noch kein Hinderungsgrund reformiert werden. Holismus bedeutet, das begründet: „Hätte für den Job nichts ge- sein, etwas dazuzulernen, sondern Motiv Ausbildungen oder Studien nur als Gan- bracht“ (höher bei den 45- bis 54-Jährigen) für altersadäquate Bildungsteilnahme. zes abgeschlossen und zertifiziert werden und „Alter, Gesundheit“ als Hinderungsmo- Wie relevant in der Informationsgesellschaft können. Wer zum Beispiel in der 4. Klasse tiv, das von 33 Prozent der 55- bis 64-Jäh- Zugangsprobleme aufgrund mangelnder BHS aussteigt, fällt formal auf ein Pfl icht- rigen genannt wurde (Statistik Austria Schlüsselkompetenzen sind, kann das Er- schulzeugnis zurück, obgleich drei Jahre 2009, S. 144 f.). gebnis zum informellen Lernen aufzeigen. erfolgreich bewältigt wurden. Ein weiteres Tabelle 8: Struktur der Teilnahme am informellen Lernen*, 2006/07, in % Merkmale Gesamt Von Familien- Lesen von Mit Hilfe des Über Fernsehen, Bei Führungen In Bibliotheken in 1.000 angehörigen, Büchern, Computers Radio oder durch Museen, oder Lernzentren Feundinnen/ Fachzeit- (z. B. CD, DVD, Videofilme historische Stätten, (z. B. öffentliche Freunden oder schriften Internet) Naturschauplätze, Büchereien) Kolleginnen/ usw. oder Industrie- Kollegen stätten 25 bis 34 1.079,9 49,9 62,9 52,9 37,9 25,9 15,1 35 bis 44 1.377,1 47,9 64,9 48,9 38,3 31,6 15,2 45 bis 54 1.182,2 42,0 62,2 40,3 37,9 34,2 13,5 55 bis 64 922,6 34,4 55,0 26,7 39,8 34,4 13,6 Bildung Pflichtschule 853,5 33,5 39,1 20,1 35,6 16,9 6,8 Lehre 1.842,3 40,1 55,9 38,3 36,0 27,2 8,8 BMS 630,1 48,3 70,6 41,3 41,0 34,8 13,5 Höhere Schule (AHS/BHS) 657,4 50,2 77,4 63,5 40,2 41,9 22,1 Hochschule und vw. Ausbildung 578,6 61,1 86,0 71,6 45,4 51,1 35,9 Gesamt 4.561,8 44,1 61,7 43,1 38,4 31,5 14,4 Männlich 2. 272,5 43,2 61,4 48,4 36,9 29,5 11,8 Weiblich 2.289,3 45,0 62,1 37,9 39,9 33,4 17,0 * 25 bis 64 Jahre alte Wohnbevölkerung. Quelle: Statistik Austria, AES. 04-2010 | nr. 238 Die Österreichische Volkshochschule 7
bildungsthe m e n Beispiel: Jemand studiert fünf Jahre an der schaft in allen Lebensbereichen relevant: wachsenenbildung sind im Gefolge gesell- TU, erwirbt viele „Scheine“, aber letztlich aufbauende Bildung und lebenslange Ak- schaftlichen Wandels (breiter Wohlstand) keinen Diplomabschluss. Das bringt eine tivierung sollten als Leitlinie fungieren. gefordert. Interessante Themen und ge- „Va banque“-Haltung zum Ausdruck, und Weiterbildungsförderung kann sich daher, meinsame Aktivitäten kennzeichnen den widerspricht dem Prinzip der Aufbaufähig- will sie zukunftsbezogen wirken, nicht auf bereits sichtbaren Trend. Wir sind nicht nur keit und Akkumulation von Lernleistungen. beruflich-fachliche Themen beschränken. eine Informationsgesellschaft, sondern auch Viele Länder kennen zwei- oder dreijährige – Jeder weiß es eigentlich: Was uns im eine Erlebnisgesellschaft. Hochschulbildungsgänge. Erwerbsleben stärkt, stärkt auch in der Be- – Abschlussbezogene Weiterbildungsan- wältigung der persönlichen Existenz. Zu Anmkerungen gebote sind besonders für die unter 35-Jäh- nennen sind dabei Kommunikationsfähig- 1 Siehe dazu Statistik Austria, Statistisches Jahrbuch 2010, rigen ein Weiterbildungsmotiv, aber auch keit, Teamfähigkeit, Computerkompetenz, S. 517 ff. 2 Siehe dazu im Internet: http://www.statistik.at/web_de/ noch bei den Älteren. Auf baufähigkeit Sprachen, Technikverständnis, Umgang mit statistiken/unternehmen_arbeitsstaetten/auslandsunter- und Durchlässigkeit der Bildungsangebote Diversität oder Geschäftssinn. nehmenseinheiten/index.html (19. September 2010). – Verlängerung der Bildungsbeteiligung im 3 Siehe dazu im Internet: http://www.statistik.at/web_de/ im Erwachsenenalter könnten EQF und statistiken/informationsgesellschaft/ikt-einsatz_in_ ECVET verbessert werden. Vor allem wä- Lebenszyklus als Form aktiven Alterns ist unternehmen_e-commerce/index.html (19. September ren dazu Partnerschaften zwischen Hoch- Gebot der verlängerten Lebenserwartung. 2010). 4 Siehe dazu im Internet: http://www.statistik.at/web_de/ schulen, BMHS und Erwachsenenbildung Innerhalb von etwas mehr als einer Genera- statistiken/informationsgesellschaft/ikt-einsatz_in_ wichtig, um europäische tertiäre Strukturen tion ist die Lebenserwartung in Vorarlberg haushalten/index.html (19. September 2010). 5 aufzubauen (Level 5 und 6 des 8-stufigen zum Beispiel um acht bis zehn Jahre gestie- Statistik Austria: Arbeitsmarktstatistik 2. Quartal 2010. Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung, Schnellbericht, EQF). Dies betrifft 2-jährige und 3-jährige gen. Wohlbefinden erfordert geistige und Wien 2010, S. 30. Studien. Der Grund für die hohen Hoch- physische Bewegung und Vergesellung. Das 6 Im Internet: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/ bevoelkerung/bevoelkerungsstruktur/bevoelkerung_ schulabsolventenquoten liegt international kann Erwachsenenbildung fördern. Kultu- nach_migrationshintergrund/index.html (19. September in kurzen und vielfach berufsbegleitenden relle und politische Teilhabe der älteren Be- 2010). 7 Studien. völkerung sind ohne Bildungsaktivitäten im Im Internet: http://www.statistik.at/web_de/suchergeb- nisse/index.html (19. September 2010). – Breite Grundbildung und Schlüsselqua- weiteren Sinne des Begriffs kaum denkbar. 8 The official website of the European Union: Europäische lifikationen sind in der Informationsgesell- – Neue Partizipationsformen in der Er- Benchmarks für die allgemeine und berufl iche Bildung. Im Internet: http://europa.eu/legislation_summaries/ education_training_youth/general_framework/c11064_ Literatur de.htm (21. Oktober 2009). 9 Amtsblatt der Europäischen Union: Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zu Siehe: Rat der Europäischen Union: Schlussfolgerungen Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen (2006/962/EG), L 394/10 http://www.bmukk.gv.at/medienpool/15538/ des Rates vom 12. Mai 2009 zu einem strategischen Rah- eu_amtsblatt_schlkomp.pdf (18. September 2010). men für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet CEDEFOP: Skills supply and demand in Europe: medium-term forecast up to 2020, Thessaloniki 2010. der allgemeinen und berufl ichen Bildung („ET 2020“). COUNCIL OF THE EUROPEAN UNION: Council Conclusions on a strategic framework for European cooperation in In: Amtblatt der Europäischen Union 28. Mai 2009 education and training („ET 2020“), 2941th Education, Youth and Culture Council meeting Brussels, 12 May 2009, S. 9. Im (2009/C 119/02). Im Internet: http://eur-lex.europa.eu/ Internet: http://www.consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/educ/107622.pdf (20. Mai 2009). LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:C:2009:119:0002: Commission of the European Communities: Progress towards the Lisbon Objectives in Education and Training. Indicators 0010:DE:PDF (21. Oktober 2009). 10 and Benchmarks 2009. This publication is based on document SEC(2009)1616. Im Internet: http://ec.europa.eu/education/ Gemeint ist der prozentuale Anteil der 30- bis 34-Jäh- lifelong-learning-policy/doc/report09/report_en.pdf (12. Juli 2010). rigen, die erfolgreich eine tertiäre Ausbildung abge- schlossen haben (ISCED Niveaus 5 und 6) (Eurostat, Commission of the European Communities: Commission staff working document. Progress towards the Lisbon objectives UOE). in Education and Training. Indicators and benchmarks 2009. This publication is based on document SEC(2009)1616. Im 11 Gemeint ist der Prozentsatz der 25- bis 64-Jährigen, die Internet: http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-policy/doc/joint10/sec1598_en.pdf (3. September 2010). in den vier Wochen vor der Erhebung (Eurostat/Arbeits- European Union: Recommendation of the European Parliament and of the Council on the establishment of kräfteerhebung) an Maßnahmen der allgemeinen und the European Qualifications Framework for lifelong learning, Brussels, 29 January 2008, PE-CONS 3662/07. berufl ichen Bildung teilgenommen haben. Ferner kön- Rat der Europäischen Union: Schlussfolgerungen des Rates vom 12. Mai 2009 zu einem strategischen Rahmen für die nen die im Rahmen der Erhebung über die Erwachsenen- europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung („ET 2020“). In: Amtblatt der bildung erhaltenen Informationen über das lebenslange Europäischen Union 28. Mai 2009 (2009/C 119/02). Internet: http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ: Lernen von Erwachsenen genutzt werden. C:2009:119:0002:0010:DE:PDF (21. Oktober 2009). 12 Die Kategorie heißt „Sozialwissenschaften, Wirtschaft Arthur Schneeberger: Internationale Einstufung der österreichischen Berufsbildung. Adäquate ISCED-Positionierung als und Recht“ und stammt aus dem „Handbuch der Bil- bildungspolitische Herausforderung. ibw-Forschungsbericht Nr. 156, Wien 2010. dungs- und Ausbildungsfelder“ von Eurostat (1999). Die Statistik Austria: Erwachsenenbildung 2007. Ergebnisse des Adult Education Survey (AES), Wien 2009. Umformulierung soll Plausibilität und Verständlichkeit Statistik Austria: Statistisches Jahrbuch 2010, Wien 2010. erhöhen. Statistik Austria: Arbeitsmarktstatistik, 2. Quartal 2010. Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung. Schnellbericht 5. 8, Wien 13 ECVET = European Credit Transfer System for Vocatio- 2010. nal Education and Training. impressum DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE (ÖVH) HERSTELLER: Grasl Druck & Neue Medien, A-2540 Bad Vöslau Magazin für Erwachsenenbildung. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich, fallweise als Doppelnummer. Dezember 2010, Heft 238/61. Jg. BEZUGSGEBÜHREN: REDAKTION: Univ.-Doz. Dr. Wilhelm Filla, Telefon +43-1-216 42 26, Fax +43-1-214 38 91, im Abonnement jährlich € 13,–, Mitgliederabonnement € 7,–, Einzelhefte € 4,50 E-Mail: voev@vhs.or.at, Internet: www.vhs.or.at Zahlungen auf das Konto Nr. 0947-31007/00, Bank Austria, Am Hof 2 REDAKTIONSAUSSCHUSS: Dr. Silvia Caramelle (Innsbruck), Dr. Elisabeth Deinhofer Für unverlangte Rezensionsstücke und Beiträge übernimmt die Redaktion keine Haftung. (Eisenstadt), Mag. Hubert Hummer (Linz) Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung der Autor/innen wieder und müssen sich nicht mit jener der Redaktion decken. REDAKTIONSSEKRETARIAT: Brigitte Eggenweber, Christine Rafetseder ISSN 047-5662 FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH: Univ.-Doz. Dr. Wilhelm Filla Gefördert durch das Bundesministerium Verband Österreichischer Volkshochschulen, Weintraubengasse 13, A-1020 Wien für Unterricht, Kunst und Kultur 8 Die Österreichische Volkshochschule nr. 238 | 04-2010
bildungsthe me n Weiterbildung von kommunalen Lehrlingsausbildner/innen in Kärnten In Österreich gibt es aktuell 2.357 Gemeinden, davon 132 in Kärnten. Von diesen wiederum bilden derzeit 39 Gemeindeämter und -betriebe 104 Lehrlinge aus. In diesem Beitrag wird daher der Frage nachgegangen, wie die Weiterbildung der dort tätigen Lehrlingsausbildner/innen aus erwachsenenpädagogischer Perspektive angelegt sein kann. Ein praktisches Beispiel aus Kärnten zeigt, wie die Umsetzung erfolgen kann. Martin Klemenjak Wie alles begann? Für die Praxis bedeutet dies, dass der über- Aus der Vielzahl an Kompetenz-Definiti- wiegende Teil der kommunalen Lehrlings- onen wird an dieser Stelle jene ausgewählt, I m Sommer 2004 wurde das Kärntner Gemeinde-Lehrlingsnetzwerk ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um eine Be- ratungs- und Serviceeinrichtung für Kärnt- ner Gemeindeämter und -betriebe in Sachen ausbildner/innen in den kaufmännischen Lehrberufen Bürokaufmann/-frau bezie- hungsweise Verwaltungsassistent/in von der Ablegung der Ausbildnerprüfung „befreit“ ist, da diese eine entsprechende Dienstprü- die 2005 von der OECD publiziert wurde: „Eine Kompetenz ist mehr als nur Wissen und kognitive Fähigkeiten. Es geht um die Fähigkeit der Bewältigung komplexer Anfor- derungen, indem in einem bestimmten Kon- Lehrlingsausbildung. Weiters werden primär fung erfolgreich abgelegt haben. Somit ver- text psychosoziale Ressourcen (einschließ- Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen fügt dieser Personenkreis über die gesetzlich lich kognitive Fähigkeiten, Einstellungen für kommunale Lehrlinge konzipiert, organi- vorgeschriebene Qualifikation, um zum/zur und Verhaltensweisen) herangezogen und siert, durchgeführt und evaluiert. Zusätzlich Lehrlingsausbildner/in bestellt zu werden, eingesetzt werden. So ist beispielsweise die wurde im Jahr 2005 die Idee geboren, Wei- um in weiterer Folge Lehrlinge auszubilden. Kommunikationsfähigkeit eine Kompetenz, terbildungsveranstaltungen für kommunale Für Christiane Schiersmann (2007, S. 46) die sich auf Sprachkenntnisse, praktische Lehrlingsausbildner/innen anzubieten. handelt es sich bei Qualifikationen „(…) um IT-Fähigkeiten einer Person und deren Ein- Kenntnisse und Fähigkeiten, die u.a. den stellungen gegenüber den Kommunikations- Definition der Zielgruppe Zugang zum Erwerbssystem regeln, häufig partnern abstützen kann.“ (OECD 2005; n. auch durch Zertifi kate. Unter Qualifi kati- Schiersmann 2007, S. 53) Um zum/zur Lehrlingsausbildner/in be- onen werden Fertigkeiten, Fähigkeiten und In diesem Kontext stellt sich somit die stellt werden zu können, ist es laut Berufsaus- Wissensbestände im Hinblick auf ihre Ver- Frage, welche Kompetenzen bei kommu- bildungsgesetz (BGBl. Nr. 142/1969, zuletzt wertbarkeit gefasst.“ nalen Lehrlingsausbildner/innen gefördert geändert durch das BGBl. I Nr. 40/2010) un- werden sollen? Folgen wir John Erpenbeck ter anderem erforderlich, eine Ausbildner- Welche Kompetenzen und Volker Heyse (1999, S. 157), so kann prüfung (§ 29a BAG) – das Gesetz kennt zwischen Fach-, Methoden-, Sozial- und nur die männliche Form – abzulegen oder sollen gefördert werden? personalen Kompetenzen unterschieden einen Ausbildnerkurs mit abschließendem Aufgrund der sich laufend ändernden ge- werden. Diese gemeinsam bilden wiederum Fachgespräch (§ 29g BAG) zu absolvieren. sellschaftlichen und wirtschaftlichen Rah- die Handlungskompetenzen (vgl. Schmidt In der „Verordnung des Bundesministers für menbedingungen ist es erforderlich, dass 2005, S. 161). wirtschaftliche Angelegenheiten über die ein Hauptaugenmerk auf die Weiterbildung Was bedeutet das für die Praxis? Meines Gleichhaltung von Prüfungen mit der Aus- von kommunalen Lehrlingsausbildner/in- Erachtens sollen Lehrlingsausbildner/innen bilderprüfung und über die Gleichhaltung nen gelegt wird. Während die erforderlichen beispielsweise mit den für die Ausbildung von Ausbildungen mit dem Ausbilderkurs“ Qualifikationen – normiert in Gesetzen und relevanten rechtlichen Bestimmungen und (BGBl. II Nr. 262/1998, zuletzt geändert Verordnungen – den Zugang zu bestimmten deren Novellen vertraut sein, über ihre durch das BGBl. II Nr. 478/2005) ist bei- Funktionen wie jener des Lehrlingsausbild- eigene Rolle und jene der Berufsschule in- spielsweise geregelt (§ 1), dass die Dienst- ners/der Lehrlingsausbildnerin regeln, be- formiert sein, adäquate Methoden zur Aus- prüfung für Beamte der Gemeinden für die tont der Kompetenzbegriff – wie es Horst bildungsplanung anwenden können oder in Verwendungsgruppen A, B oder C oder für Siebert (2006, S. 223), Rolf Arnold und Phi- herausfordernden Situationen (zum Beispiel die Verwendungsgruppen A1, A2 oder A3 lipp Gonon (2006, S. 95) sowie Christiane Konflikte zwischen Lehrlingen, Drogenkon- sowie die entsprechenden Dienstprüfungen Schiersmann (2007, S. 51) treffend formu- sum von Jugendlichen) wissen, wie sie damit für Vertragsbedienstete der Gemeinden, lieren – die „Subjektseite“, die „subjektbe- umgehen. Das heißt nicht, dass Lehrlings- der Ausbildnerprüfung gemäß § 29a BAG zogene Kategorie“, die „subjektive Seite des ausbildner/innen in allen relevanten Fragen gleichgehalten sind. Lernenden“. über Expert/innenwissen verfügen müssen. 04-2010 | nr. 238 Die Österreichische Volkshochschule 9
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