Frau im Spiegel Journalistinnen heute - zwischen Macho und Mieze - Fotohonorare oft weit unter Mindestlohn Demokratietraining - ein SZ-Versuch Der ...
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Fotohonorare oft weit unter Mindestlohn Demokratietraining – ein SZ-Versuch Der neue BJV-Geschäftsführer im Gespräch Jetzt beantragen: Presseausweis 2018 Ausgabe 5/2017 www.bjv.de / www.djv.de Frau im Spiegel Journalistinnen heute – zwischen Macho und Mieze
Pressestellen A bis Z im BJVreport Ab Seite 17 finden Sie die Einträge von Pressestellen aus den Bereichen Bildung/Wissenschaft (BW), Messen/Ausstellungen (MA), Finanzen (F), Versicherungen (V), Energie (E), Verkehr (VK), Unternehmen (U), Kammern (K), Verbände (VB), Soziales/Kirche (SK): A F Süddeutscher Verband AFAG Messen und Flughafen München (VK) reisender Schausteller und Ausstellungen (MA) Fraunhofer-Institut für Handelsleute (VB) AOK Bayern (V) Integrierte Schaltungen IIS (BW) swa Stadtwerke Augsburg AUDI (U) Holding (E) G/H B/C T/U GVB Genossenschaftsverband Bauindustrie Bayern/ Thüga (E) Bayern (F) Bayerischer TÜV Rheinland (U) Hanns-Seidel-Stiftung (BW) Bauindustrieverband (VB) TUM Technische Universität Bayerische München (BW) I/J/K Landesärztekammer (K) Interhyp Gruppe (F) V Bayerische Landeszahnärztekammer (K) VAG Verkehrs- L/M Aktiengesellschaft (VK) Bayerischer Gemeindetag (VB) LEONI (U) VdK Bayern Sozialverband (SK) Bayerischer Jagdverband (VB) LEW Lechwerke (E) Versicherungskammer Bayern (V) Bayerngas (E) LMU Ludwig-Maximilians- VGN Verkehrsverbund Bayernhafen Gruppe (VK) Universität München (BW) Großraum Nürnberg (VK) Bayernwerk (E) BayWa (U) N W bbw Bildungswerk der Bayerischen N-ERGIE (E) wbg Nürnberg Immobilien (U) Wirtschaft (BW) NÜRNBERGER Bischöfliche Aktion Adveniat (SK) Versicherungsgruppe (V) BMW Group (U) NürnbergMesse (MA) D O/P/R Dank auch den Sonderinserenten: DIEHL Diehl Stiftung (U) OMV Deutschland (U) • Akademie der Bayerischen DRÄXLMAIER Group (U) Presse E S • Presse-Versorgung Erdgas Schwaben (E) Sparkassenverband Bayern (F) (Versorgungswerk der Presse) E-T-A Elektrotechnische StWN Städtische Werke • JhJ – Journalisten helfen Apparate (U) Nürnberg (U) Journalisten Kontaktbörse „Pressestellen“ Die Rubrik „Pressestellen“ im BJVreport ist ein gern genutzter „Treffpunkt“ für Kammern, Verbände, Organisationen, Dienstleister und Unternehmen aus vielen Bereichen, die regelmäßige und fundierte Pressearbeit betreiben. Nutzen Sie diese Kontaktbörse, alle zwei Monate, ein ganzes Jahr lang für nur 1300,– EUR inkl. Gestaltung und zzgl. MwSt. Das Medienmagazin BJVreport erscheint 6 x jährlich, jeweils zur Monatsmitte im Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember • Anzeigenschluss vier Wochen vorher • Mediadaten unter www.bjv.de • Planung/Abwicklung: Mediasüd, Robert Macher, Telefon 0 91 81 / 29 99-477, Fax 0 91 81 / 29 99-479, robert.macher@mediasued.de
Inhalt Frauenpower versus Kaleidoskop 4 Medienköpfe Verlagsstrukturen 5 Social Media auf Papier Keine einzige Frau steht an der obersten Redaktionsspitze einer bayerischen Regional- Verband zeitung. Bis in den Sommer gab es immerhin 6 Abgesang auf den Bildjournalismus? mit Christina Knorz beim Nordbayerischen Fotohonorare häufig weit unter dem Mindestlohn Kurier eine Chefredakteurin. Den Posten ent- zog man ihr, seit 1. Oktober ist sie ganz frei- Titel gestellt. Über Chancengleichheit wird im Michaela Schneider Rundfunk viel geredet – und in Printmedien 8 „Strukturen sind gegen uns“ Leitende Redakteurin nicht weniger geschrieben. Blickt man aller- Immer noch kaum Medienfrauen in den Chefetagen Foto: Günter Schneider 11 Erfolg im Dutzend dings in die Chefetagen der Verlage, bleibt Zwölf Journalistinnen im Porträt kaum mehr, als jede Menge Armutszeugnisse auszustellen. Die gute 14 Rau, aber reizvoll Nachricht: Es gibt etliche spannende Kolleginnen, wie wir in zwölf Aus dem Berufsleben vier bayerischer Pressefotografinnen Kurzporträts exemplarisch zeigen. Wir lassen engagierte Pressefoto- 16 Von Frauen, die nicht schweigen grafinnen zu Wort kommen und schauen auf mutige Journalistinnen Arbeit in Krisenregionen unter oft extremen Bedingungen in Krisenregionen. Wir sind guter Dinge: Bei so viel Frauenpower muss es früher oder später gelingen, verkrustete Verlagsstrukturen 17 Pressestellen aufzubrechen. Ab Seite 8 Medienszene Mancher freie Kollege kann kaum mehr von der Fotografie leben. Ein Stück weit sind Kollegen hier selbst gefordert – etwa, indem sie die 23 „Polizei muss Grundrechte von Journalisten achten“ Komfortzone verlassen und mit Verlagen selbstbewusst verhandeln. 24 Lasst uns streiten: Democracy Lab der SZ Ab Seite 6 Verband Der BJV hat mit Dennis Amour einen neuen Geschäftsführer. Im In- 25 Sie haben die Wahl terview erzählt er unter anderem, wie er junge Journalisten von einer Auf ein Wort mit Michael Busch Verbandsmitgliedschaft überzeugen will. Ab Seite 32 26 Aus dem Verbandsleben 28 „Auf Augenhöhe mitmischen“ Die „Wertschätzer“ vom Obermain-Tagblatt sind wieder auf Arbeits- Ein Gespräch mit dem neuen BJV-Geschäftsführer Dennis Amour kampf-Tour, diesmal in Augsburg. Seite 31 30 Ein Stichwort treibt ein Feature an Serie Innenleben: Wettbewerb „Pressefoto Bayern“ Unser Titelbild 31 „Gallier“ klärten Augsburger auf 32 Zurückhaltung im Sinne des BJV Jaja, die Klischees ... Da mischt in der ZDF- 33 Antrag Presseausweis 2018 Serie „Zarah – Wilde Jahre“ eine Journalistin in den 70er Jahren ein Wochenmagazin als Service Chefredakteurin auf, kämpft für Gleichbe- rechtigung – und gleichzeitig werden beim 34 Recht Blick auf die Karrierefrau sämtliche Vorurtei- Wie man sich gegen Pannen wie beim G-20-Gipfel wehren kann le bedient. Auch die Würzburger Fotografin 35 Rezensionen Patty Varasano Patty Varasano zeigt auf dem Cover des BJV- Foto: Volker Danzer 36 Technik Sprachsteuerung: Möglichkeiten und Grenzen report mit einer Machojournalistin in Män- nerkleidung und einer sexy Reportermieze zwei Stereotype. Doch Va- 38 Termine rasano fragt sich: Braucht es das ein oder andere wirklich? Nein! Auf Seite 8 lässt sie die Journalistin deshalb sie selbst sein und sich selbst- Zur Person bewusst auf die eigenen Stärken besinnen. Sie selbst liebe das Leben, 39 Jubilare, Impressum das Nah-dran-sein-am-Menschen, das Licht und Schäfchenwolken, 40 Nachrufe das genaue Hinschauen beim Momente-Einfangen, sagt Patty Varasa- no. Die Würzburgerin ist gelernte Redakteurin. Ihr Volontariat machte sie bei der Main-Post. 2013 und 2015 gewann sie den ersten Preis beim Sagen Sie mal … Wettbewerb Pressefoto Unterfranken des BJV in der Kategorie „Preis 41 „Manchmal wäre ich gerne ein alter Sack“ der Stadt Würzburg“, 2016 in der Kategorie „Sport“. Zeit-Frau Vanessa Vu betreibt einen feministischen Podcast BJVreport 5/2017 3
M e dien -Szene Ivo Knahn (@ schäftsführender Redakteur tätig. IvoKnahn) ist Seinen neu geschaffenen Posten bei der Me- in Hamburg tritt Plöchinger An- diengruppe fang 2018 an. Main-Post zu einem von fünf Birgitta Kaßeckert und Johannes Stellvertretern Honsell sind für ihren Film von Chefredakteur Michael Rein- „Checker Tobi. Der Leben- und hard befördert worden. In dieser Sterben-Check“ mit dem Ro- Position soll der 41-Jährige neue bert-Geisendörfer-Preis ausge- redaktionelle Produkte entwi- zeichnet worden. Die Sendung ckeln und sich um die Lokal- aus der Reportagereihe „Checker redaktionen kümmern. Knahn Tobi“ (BR/ARD) konfrontiere volontierte bei der Main-Post, Der Top-Moderator und das Top-Model: Beim Deutschen Radiopreis Kinder auf feinfühlige und be- arbeitete als Lokalredakteur und in der Elbphilharmonie posierten Wolfgang Leikermoser (53) und rührende Weise mit dem Thema sammelte Magazinerfahrung Toni Garrn (25) gemeinsam vor der Kamera; sie als seine Laudatorin, Sterben, befand die Jury. (Die Neun). Zuletzt war er als er als Preisträger in der Kategorie „Beste Moderation“. Denn Bayern Transformationsmanager zustän- wird nach Jurymeinung mit „Leiki“, wie ihn die Fans von Antenne Sebastian Matthes (@smatthes), dig für Strukturveränderungen Bayern liebkosen, vom besten Moderator Deutschlands geweckt. 1988 Gründungschefredakteur der in der Redaktion. stieß der Radio-Profi mit österreichischen Wurzeln zur Antenne. Mit deutschen Huffington Post, wech- jeder „Guten Morgen Bayern“-Ausgabe erreicht er dreieinhalb Millio- selt Anfang 2018 von München Jörg Sadrozinski (@jsadro), bis nen Hörer, und das, so die Jury, mit Moderationen auf „beständig ho- in die Handelsblatt-Chefredakti- Juni Leiter der Deutschen Jour- hem Niveau“, „nie langweilig, anbiedernd oder gar unverschämt“. on nach Düsseldorf als Stellver- nalistenschule, arbeitet jetzt im Foto: Deutscher Radiopreis/Morris Mac Matzen treter von Sven Afhüppe. Er soll Leitungsgremium der Repor- die digitalen Angebote der Wirt- terfabrik von Spiegel-Veteran danten seinen Vertrag, anders als Gordon Harms schaftszeitung weiterentwickeln. Cordt Schnibben und Correc- in der Vergangenheit, nicht um ist seit Oktober Matthes, 40, bringt Erfahrung tiv-Gründer David Schraven. fünf, sondern nur um drei Jahre neuer Musik- aus seiner Zeit bei der Wirt- Seine Aufgabe in der neuen On- verlängert. chef von An- schaftsWoche mit ein. line-Journalistenschule: das Me- tenne Bayern. dienkompetenzprojekt „Journa- Björn Beinhauer und Michael Der 46-Jährige Jörg Allgäuer (@JEAllg), zuletzt lismus für Schulen“ leiten. Gerhäußer (@gerhaeuser) sind kommt von Pressesprecher von Sky, spricht die neue Doppelspitze von Sport- den öffentlich-rechtlichen Wellen jetzt für den Rückversicherer Rieke C. Harm- deutschland.tv. Der On- NDR 2 und NDR Blue. Unterstüt- Munich Re. Der gebürtige New sen (@Rieke- line-Sportsender, gerade von zung bekommt er von seinen Yorker, 51, hat in seiner Karriere Harmsen) ist Köln nach Unterföhring gezogen, Stellvertretern Tarik Ahmadi und bereits mehrfach zwischen der seit Juni On- ist ein Jointventure von ProSie- Steve Brembach. Medien- und der Finanzbranche Fotos: rbb/Oliver Ziebe, Angie Wolf, Christian Topp, Gert Krautbauer, Antenne Bayern l i n e - C h e f re - benSat.1 und dem Deutschen gewechselt. dakteurin des Olympischen Sportbund. Ulrich Wilhelm übernimmt als Evangelischen BR-Intendant 2018 zusätzlich das Vera Rockel Presseverbands für Bayern (EPV) Bettina Schön Amt des ARD-Vorsitzenden. Er verantwor tet und verantwortet alle digitalen wird ab 2018 folgt turnusgemäß auf Karola seit September Projekte des kirchlichen Medien- das ARD-„Mit- Wille vom MDR. Der BR hatte die Unterneh- hauses (Sonntagsblatt.de). Die tagsmagazin“ den Vorsitz zuletzt 2005/2006 mens- und Medienkauffrau und Kunsthisto- leiten, das inne. Wilhelm ist seit 2011 Inten- Programm- rikerin war zuletzt Bezirks- dann nicht dant des BR. kommunikati- redakteurin für München und mehr vom BR, on des Pay-TV-Anbieters NBC Oberbayern bei der Nachrichten- sondern vom RBB in Berlin ver- Stefan Plöchinger (@ploechinger), Universal in München (13th agentur epd. antwortet wird. Die 41-Jährige seit 2010 Digital-Chef bei der Street). Die studierte Kulturwis- BR-Journalistin ist seit 2013 als Süddeutschen, kehrt zum Spiegel senschaftlerin soll die Pressear- Volker Herres (@Volker_Herres), Vize-Redaktionsleiterin für das zurück und wird dort Leiter Pro- beit bei NBCU, wo das Personal seit 2008 Programmdirektor der „MiMa“ tätig. Wer als „Mi- duktentwicklung für die gesamte zuletzt häufig wechselte, bis Jah- ARD, darf seinen Job mit Sitz in Ma“-Moderator/-in auf Hansi Fi- Gruppe. Der 41-Jährige war be- resende neu ausrichten und das München bis 2021 behalten. scher folgt, stand bis Redaktions- reits bei Spiegel Online als Chef Team erweitern. Allerdings haben die ARD-Inten- schluss nicht fest. vom Dienst, Textchef und ge- Senta Krasser 4 BJVreport 5/2017
Net z-Szene Vom digitalen Am besten schnitt von den acht untersuchten Medien Spiegel On- Desinteresse und line ab, von 233 untersuchten Pos- Fake-Champions tings war keines zu beanstanden. Die Bundestagswahl ist vorbei – Pikant, aber selbstkritisch, dass und was digitale Dinge betrifft, acht Prozent der VICE-Postings war das Drumherum wenig auf- nicht ganz koscher waren. Über regend. Das ist auch mitunter Auswahl der Medien, Methodik ganz gut so: Prognosen, die unter und Schlussfolgerungen von Lo- anderem davor warnten, die ckers Analyse kann man streiten, Wahlergebnisse könnten gefälscht Viel falsch: VICE-Analyse zu Falschmeldungen. doch auch unter anderen Konstel- werden, traten – zumindest bis Screenshot:ThomasMrazek,Grafik:IllustrationVICE, Julia Weber, vonjott.com lationen wäre wohl ein mitunter Redaktionsschluss – nicht ein. für den professionellen Journalis- Auch nachträglich noch lesens- nen von Zeit Online, geht. Des- Und Falschmeldungen haben mus blamables Ergebnis zustande wert: „Die Bundestagswahl kann halb fragen wir Sie täglich nach dauerhaft eine gute Konjunktur. gekommen: bjvlink.de/fake-cham- manipuliert werden“ von Kai Ihrer Stimmung.“ Am Sonntag, Medienhäuser werben ja gerne pions. Biermann (@kaibiermann) und 24. September, gab es kurz nach damit, dass sie keine Fake News Holger Stark (@holger_stark) bei 18 Uhr das größte Stimmungstief verbreiten. Das Lifestyle- und Ju- Wahrheit: nichts Relatives Zeit Online (@zeitonline_dig): seit März. Eine kleine, aber feine gendmagazin VICE (@Vice_Ger- Sehr lesenswert ist der Kommen- bjvlink.de/wahlsoftware. Mitmachoption der Berliner On- many) schreckte einen indes tar des Medienjournalisten Stefan line-Redaktion: bjvlink.de/stim- kürzlich mit der Recherche „Wel- Niggemeier (@niggi) zu dieser „Wir checken Fakten“ mungskurven. che deutsche Nachrichtenseite Untersuchung, er endet mit die- Ebenso ausgeblieben sind die Und noch zwei letzte Anmerkun- verbreitet die meisten Falschmel- sen Worten: „Man weiß als Jour- „konzertierten digitalen Wahl- gen zur Bundestagwahl: Netzpo- dungen auf Facebook?“ auf. In nalist oft nicht, was die ‚Wahrheit‘ kampfmanipulationen (…) aus litik und Digitalisierung spielten der IT-Rubrik Motherboard (@ ist, aber man kann anerkennen, dem Kreml oder dem AfD-Haupt- keine Rolle! Welche Themen Motherboard_De) veröffentlichte dass es sie gibt und sie nichts Re- quartier“, wie Laura Lucas (@Lcs- wichtig gewesen wären und wel- es eine Analyse von acht verschie- latives ist: Man kann versuchen, Who) in einem Beitrag für die che Positionen die Parteien ver- denen deutschsprachigen Online- ihr so nahe wie möglich zu kom- Initiative Fearless Democracy (@ treten, dokumentiert das Netz- Nachrichtenmedien mit „großer men. Und man kann anerkennen, FearlessDemDE, fearlessdemo- magazin Golem übersichtlich und Reichweite“. Über einen Zeitraum dass Kategorien wie ‚richtig‘ oder cracy.org) bei Übermedien manchmal auch angemessen po- von sechs aufeinanderfolgenden ‚falsch‘ klare Kategorien sind und schreibt: bjvlink.de/russen-bots. lemisch: „Dreitagebart first, In- Tagen wurden rund 2100 Face- keine subjektiven Labels.“ Positiv fiel online immer wieder halte second“, wird etwa die Hal- book-Posts in einer Woche ge- (bjvlink.de/wahrheit). der #faktenfuchs („Wir checken tung der „Bürgerrechtspartei“ speichert und inhaltlich vorsor- Fakten und verifizieren“) des Bay- FDP beschrieben: bjvlink.de/netz- tiert, beschreibt Autorin Theresa erischen Rundfunks (@br24, bjv- politik17. Locker (@ok_but_why) ihr Vor- Gezwitschert link.de/faktenfuchs) auf: Neben gehen. Als irreführend oder falsch Die Klammern hinter einigen aktuellen Analysen etwa zum Auf Löschungen schauen identifizierte sie dabei 44 Prozent Namen sind die Twit- Wahlkampf auf Twitter gibt es Auch über das seit 1. Oktober gel- der Postings der Huffington Post ter-Adressen der Kol- dort auch grundlegende Informa- tende Netzdurchsetzungsgesetz und immerhin 15 Prozent bei legen beziehungswei- tionen für die Nutzer wie „Drei (NetzDG) gab es im Wahlkampf Focus Online. Im Ranking der se Medien. Bereits über 4500 Tipps, wie Ihr Fake News erken- keine Debatten. Plattformbetrei- „Champions der Desinformation“ Nutzer folgen übrigens dem BJV nen könnt“. Im Hinblick auf die ber müssen jetzt Beleidigungen, belegen die beiden Burda-Ange- bei Twitter: @bjvde. Landtagswahl im Herbst 2018 Schmähungen, Volksverhetzun- bote den zweiten und fünften könnte sich dieses ressortüber- gen und Drohungen löschen, um Platz, „Fake-Champion“ ist das Der BJV ist zudem täglich greifende und oftmals datenjour- Geldstrafen zu vermeiden. Der russische Sputnik Deutschland für Sie im Netz: bjv.de, nalistisch betriebene Angebot DJV hatte kritisiert, dass künftig (de.sputniknews.com) mit 47 Pro- facebook.com/bjvde und weiter etablieren. Privatunternehmen wie Facebook zent. am Freitag bjv.de/newsletter. Apropos Datenjournalismus: Es die Grenzen der Meinungsfreiheit muss ja nicht immer hochkompli- im Netz willkürlich festlegen Der Autor ziert und aufwändig sein: Ganz könnten. Er ruft Journalisten und Thomas Mrazek (@tmrazek) arbeitet als freier Jour- schlicht fragt etwa Zeit Online seit Medien auf, alle Löschungen ih- nalist in München und betreut die Netzaktivitäten März seine Leser: „Wie geht es rer Postings in sozialen Medien des BJV; thomas-mrazek.de. uns?“ „Wir wollen besser verste- zu dokumentieren: bjvlink.de/ Foto: Günter Distler hen, wie es Ihnen, den Leser/-in- netzdg. BJVreport 5/2017 5
Verband Abgesang auf den Bildjournalismus? Honorare bewegen sich häufig weit unter dem Mindestlohn, freie Kollegen können kaum mehr von der Fotografie leben Vo n Mi c h a e l a S c h n e i d e r Thomas Geiger malt ein düsteres Bild: „Den Profiwissen – und hat seinen Preis. Aber wo Kündigung für unwirksam und vertritt die klassischen Bildjournalisten wird es nicht liegt dieser? Ansicht, dass die gemeinsamen Vergütungs- mehr lange geben“, vermutet der Vorsitzende Zunächst einmal: Es gibt sie, die Honorar- regeln weiter durchgesetzt werden können. der Fachgruppe Bildjournalisten im BJV. Weil vorgaben, an denen sich freie Fotojournalis- Und selbst, wenn dies nicht der Fall sein soll- sich Honorare häufig weit unter dem Min- ten orientieren können. Der Jurist Dennis te, geht der Jurist davon aus, dass sich Ge- destlohn bewegen, die Zeitungen an freie Fo- Amour, Geschäftsführer des BJV, verweist richte daran orientieren werden, wenn es um tografen zahlen. Weil ganze Arbeitsfelder hier als Erstes auf die „Vergütungsregeln für die Festlegung angemessener Honorare geht. wegfallen. Weil der Markt überschwemmt hauptberufliche Journalisten/-innen an Ta- Auch in den Richtlinien der Mittelstands- wird mit Billigmaterial. Weil im Digitalzeital- geszeitungen“. Die Vereinbarung zwischen gemeinschaft Foto-Marketing (mfm) finden ter schon Amateurfotografen passable Bild- Journalistenverbänden und dem Bundesver- sich laut Amour Honorarvorgaben für Bild- ergebnisse erreichen können. Weil Redak- band Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) beiträge in redaktionellen wie aber auch tionen mit Buy-Out-Fotografen sämtliche beinhaltet nicht nur Angaben zu verbindli- werblichen Medien. Die Honorare für Foto- Nutzungsrechte einkassieren wollen. chen Mindesthonoraren für Text-, sondern nutzungen in Deutschland werden hier jähr- Was Redaktionen dabei gerne zu verges- auch für Bildbeiträge. Diese sind abhängig lich neu ermittelt. In einer gut 100-seitigen sen scheinen: Es geht bei einer Zeitung nicht von Auflage, Abdruckgröße sowie Erst- und Broschüre wird eine sehr differenzierte und darum, ein halbwegs „schönes Bild“ zu dru- Zweitdruckrecht und bewegen sich beim umfangreiche Übersicht der marktüblichen cken. Ein gutes Pressefoto zeichnet sich da- Erstdruck zwischen 19,50 und 75,50 Euro. Vergütungen für Bildnutzungsrechte gelie- durch aus, dass es – wie ein guter Artikel – fert – nicht nur bezogen auf Fotojournalis- eine Geschichte erzählt. Es dokumentiert den BJV: „Kündigung der mus. Gegenüber der Vorjahres-Übersicht sind Lebensalltag der Menschen, beleuchtet Ereig- Vergütungsregeln unwirksam“ die Honorare für die reinen Print-Rechte 2017 nisse oder analysiert das Weltgeschehen. Zwar hat der BDZV die Vergütungsregeln übrigens um rund fünf Prozent gesunken. Nicht von ungefähr lautet die offizielle Be- zum 1. März gekündigt, nachdem der Gesetz- Allerdings: Gesetzliche Vorgaben sind we- rufsbezeichnung Fotojournalist und nicht geber das Verbandsklagerecht beschlossen der die Vergütungsregeln noch die Pressefotograf. Dieses Handwerk braucht hatte. Doch Amour betont: Der BJV hält die mfm-Richtlinien, aber die Honorare gelten als angemessen, falls es zum Rechtsstreit kommt. „Das heißt aber auch: Nach oben kann der Fotograf jederzeit das verlangen, was er üblicherweise für seine Bilder be- kommt“, betont Amour. Übrigens auch wenn es etwa wegen Urheberrechtsverletzungen zur gerichtlichen Auseinandersetzung kommt. Doch hier noch einmal einen Schritt zu- rück. Immer häufiger kommt es vor, dass Fo- tografen in den Weiten des Internets eigenes Bildmaterial entdecken, das so nie weiterge- reicht, so nie honoriert wurde. Amour emp- fiehlt, die Urheberrechtsverletzung im ersten Schritt zu dokumentieren, zum Beispiel mit einem Screenshot der Website. „Ruhe bewah- ren und bei der Rechtsberatung des BJV an- rufen“, lautet sein nächster Tipp. Gemeinsam kann dann das weitere Vorgehen beraten wer- den. Bei Urheberrechtsverletzungen bestehen Leserfotos kosten Zeitungen nichts, bei Stock-Foto-Agenturen gibt es Bildmaterial für wenige Ansprüche auf Unterlassung der Veröffentli- Cent. Und auch die neuen Kriterien der Google-Bildersuche machen Pressefotografen das Leben chung, auf Auskunft darüber, wie lange das schwer. Foto: Michaela Schneider Bild schon veröffentlicht ist, wie man das Ver- 6 BJVreport 5/2017
Verband vielfältigungsstück erlangt hat – und schließ- nalisten wegfallen, ist den Einsatzkräften in Fehlanzeige! Das heißt: Websites, die mit Fo- lich auf Schadensersatz. Dessen Höhe hängt der Regel kaum bewusst. tos arbeiten, verzeichnen drastische Rückgän- dann von der Nutzungsdauer und den übli- Und schließlich macht laut dem Vorsit- ge bei den Besucherzahlen. Und bemerkbar chen Honoraren des Fotografen ab. Denkbar zenden der Fachgruppe Bildjournalisten seit machen kann sich das auch monetär, wenn ist auch eine nachträgliche Lizenzierung. einigen Monaten Fotografen wie übrigens ein Fotograf Anzeigen auf der eigenen Inter- auch Redaktionen ein weiteres Thema zu netseite platziert und die Werbeeinnahmen „Bei einem Vertrag geht schaffen: Seit 1. März 2017 zeigt Google in entsprechend sinken. Fotoverbände sehen es nicht ums Knechten“ seiner Bildersuche Fotos in der vollen Auflö- Urheberrechte verletzt, der Verband Freelens Ein großes Problem der Branche sind sung der Zielseite. Eine Nennung des Urhe- e.V. hat bereits Ende März Klage beim Land- längst Buy-Out-Verträge, wie sie Redaktio- bers oder der professionellen Bilddaten? gericht Hamburg eingereicht. nen Text- wie Fotojournalisten immer wieder vorlegen. Fachgruppenvorsitzender Geiger warnt vor einer vorschnellen Unterschrift. Besser verhandeln – sechs Tipps „Ein Vertrag ist immer Verhandlung“, sagt er. Christiane Krinner ist seit 25 Jahren selbstständige PR-Beraterin, Dabei gehe es nicht ums Knechten, sondern arbeitet als zertifizierter Coach und als Trainerin. Bei den Foto: Korbi Krinner darum, einen gemeinsamen Nenner zu fin- Coachings der Vorsitzenden der Fachgruppe Chancengleichheit im den, mit dem beide Seiten zufrieden sind. BJV liegt ein Schwerpunkt auf dem Thema „Verhandlungstraining Auch Amour warnt: „Der zielgerichtete Blick für Frauen“. Sie selbst kennt Verhandlungstechniken von beiden aufs Honorar verblendet manchmal die Ge- Seiten des Schreibtisches – und gibt sechs Tipps für die Praxis. fahren, die im Umfang der Einräumung der Die Komfortzone verlassen: „Der Kunde verhandelt sowieso nicht.“ „Die Redaktion kann Nutzungsrechte stecken.“ Der Fotograf sollte nicht mehr zahlen, der Spielraum ist ausgereizt.“ „Wenn ich nachfrage, bekomme ich zum Beispiel hinterfragen: Werden einfache vielleicht keine Aufträge mehr“: Spricht Christiane Krinner im Coaching übers Thema oder ausschließliche Nutzungsrechte verge- Verhandeln, wird sie von Seminarteilnehmern häufig mit einer geballten Ladung an ben? Gewähre ich Exklusivität nur vorüber- Bedenken konfrontiert. Wer mehr verdienen will, kommt jedoch nicht darum herum, die gehend? Wie sieht es aus mit Drittverwer- Komfortzone zu verlassen. Und meistens, so Krinners Erfahrung, sind die Bedenken tungsrechten? unbegründet. Etliche Redaktionen haben finanziellen Spielraum. Woran aber liegt’s, dass Fotohonorare in Vorbereitung ist die halbe Miete: Vor Verhandlungsgesprächen sollten freie Journalisten den Keller gefallen sind und sich etliche Ver- zunächst die eigenen Erfahrungen analysieren, sagt Krinner. Was ist gut gelaufen bei lage nicht an jenen Honorarsätzen orientie- früheren Verhandlungen, wo hat es gehakt? Freiberufler müssen den Branchenwert sowie ren, die als angemessen gelten? Geiger fallen den Branchensatz kennen, ihren eigenen Wert kalkulieren und wissen, was sie erreichen viele Punkte ein. Verlage bedienen sich bei wollen. Überlegen sollte man sich: Mit welchen Argumenten könnte der Verhandlungs- Stock-Agenturen wie Fotolia und zahlen hier partner einen konfrontieren? Auf die Aussage „bei uns wird nicht mehr gezahlt“ helfen laut Krinner oft schon Gegenfragen, zum Beispiel: „Warum halten Sie meine Forderung für nur Centbeträge pro Bild. Zeitungen füllen unangemessen?“ ganze Seiten mit Leserfotos. Weil das die Le- serblattbindung fördere, argumentiert man- Nicht nur aufs Honorar schauen: Wer verhandelt, sollte sich auch überlegen, welcher che Redaktion. Thomas Geiger kann da nur Zusatznutzen herausspringen könnte: etwa die Erstattung von Spesen, Paketlösungen, den Kopf schütteln. „Ehe die Tageszeitung ei- Folgeaufträge, Reputation oder die Möglichkeit zur Mehrfachverwertung. nen Fotografen beauftragt, versucht sie ganz Eigenlob stinkt nicht: „In Verhandlungen darf man sich ruhig auf die Schulter klopfen“, einfach immer erst, ein kostenloses Bild zu betont Christiane Krinner. Dazu gehört es, die eigene Position, den eigenen Wert zu bekommen“, sagt er. Ganz egal ob Leserfoto, kennen – und auch selbst zu würdigen. Zudem braucht es eine gute Präsenz, das heißt Presseagenturbild oder Bildmaterial der örtli- etwa: Freiberufler müssen Leistungen gut nachvollziehbar im Netz zeigen. chen Rettungskräfte. Die persönliche und die Sachebene trennen: In Verhandlungsgesprächen kann es passieren, dass man für seine Forderungen persönlich angegangen wird. „Dann sollte Kostenloses Fotomaterial man versuchen, schlagfertig zu sein, auch schon zum Selbstschutz“, sagt Krinner und von Feuerwehren und Polizei betont: Selbst darauf kann man sich vorbereiten, indem man vorab überlegt, mit welchen Deshalb befindet sich der BJV übrigens Angriffen man konfrontiert werden könnte. Gerade Frauen bekämen häufig gesagt: „Du schon seit geraumer Zeit in Gesprächen mit siehst das viel zu emotional!“. Hier empfiehlt Krinner darzulegen, dass in bestimmten Polizei und Feuerwehren. Deren Mitarbeiter Bereichen Emotion durchaus eine Stärke sein kann. Und frau dennoch in der Lage sei, Situationen analytisch zu überblicken. haben heute bei der Unfallaufnahme oder beim Brandeinsatz in der Regel selbst eine Den Mut haben, Nein zu sagen: „Keiner kann es sich leisten, ständig unter seinem Digitalkamera oder das Smartphone dabei. minimalen Stundensatz zu arbeiten“, sagt Krinner. Dann sei es sinnvoller, die Zeit anders Nach dem Einsatz bieten sie den Redaktionen zu nutzen. Wer verhandelt, muss deshalb ein „Nein“ einkalkulieren, falls es zu keiner für das Bildmaterial kostenlos an – inzwischen beide Seiten akzeptablen Einigung kommt. Krinner beobachtet aber auch, dass es nur selten so weit komme. Und falls doch: aufstehen, Krone richten, weitermachen. mancherorts sogar Bewegtbilder, wie Geiger weiß. Dass damit Arbeitsplätze für Bildjour- BJVreport 5/2017 7
„Strukturen sind gegen uns“ Journalismus wird immer weiblicher. Blickt man in die Chefetagen, zeichnet sich ein anderes Bild. Familie und Karriere lassen sich nach wie vor schwer vereinbaren. Doch das ist nur einer der Gründe. Vo n Mi c h a e l a S c h n e i d e r
Titel L ange war Journalismus ein von Männern do- det derzeit noch mit Stefan Plöchinger eine Doppelspitze. miniertes Pflaster. Noch in den 70er Jahren Im März sprach sie als Impulsrednerin bei der Mitglie- war frau in mancher Redaktion allein auf derversammlung des BJV in Regensburg über Chancen- weiter Flur. Doch das ist Vergangenheit. An gleichheit. Eine Empfehlung: Onlineredaktionen ausbau- einigen Universitäten überwiegt in den Jour- en und daran arbeiten, dass diese so ernst genommen nalistik-Studiengängen inzwischen die Zahl der Studen- werden wie der Rest des Hauses. Denn die Mehrzahl der tinnen. Also alles gut aus Sicht der Gleichstellungsbeauf- Berufseinsteiger sei weiblich – und gerade der Nach- tragten? Nein, denn blickt man in die Chefetagen, zeichnet wuchs sei hochqualifiziert fürs Onlinegeschäft. sich ein anderes Bild. Von einer „desaströsen Situation“ Ein Blick auch auf den öffentlich-rechtlichen Rund- spricht Rundfunkjournalistin Kathrin Buchner, Regional- funk. Als Ulrich Wilhelm 2011 die Intendanz beim Baye- sprecherin im Raum München des Vereins Pro Quote, rischen Rundfunk antrat, holte er zwei Frauen ins Direk- beim Blick auf die Regionalzeitungen. Und kritische Stim- torium – mittlerweile ist es mit Birgit Spanner-Ulmer als men mutmaßen auch, dass Journalismus vor allem weib- Direktorin der Produktions- und Technikdirektion nur licher werde, weil die Branche mehr und mehr in den noch eine. Chefredakteurin gibt es keine. Noch eine Zahl: Niedriglohnsektor abdriftet. Von den 50 Mitgliedern des Rundfunkrates sind nur 15 weiblich. Immerhin: Schon seit langem gibt es im Haus Weg an die Spitze folgt genauem Muster ein Frauennetzwerk, dieses wurde bei der Ausarbeitung Christina Knorz stand bis in den Sommer bayernweit des Gleichstellungskonzepts 2017 angehört. Doch die Zu- als einzige Frau an der Redaktionsspitze einer Regional- geständnisse halten sich in Grenzen. Erreichen wollten zeitung mit eigener Mantelredaktion. Das ist Vergangen- die Frauen eine paritätische Besetzung von Arbeitsgrup- heit – und zum 1. Oktober wurde die einstige Chefredak- pen – zugestanden hat man ihnen, dass es keine Arbeits- teurin des Nordbayerischen Kuriers ganz freigestellt. Noch gruppe ohne weibliche Beteiligung geben wird. Disku- im Frühjahr hatte sie via Videobotschaft dem Verein Pro tiert wird laut Artikel im BR-Intranet eine weitere Quote „Ihr herzlichstes Beileid“ zum fünften Geburtstag Forderung der Frauen: keine Sitzungen nach 16 Uhr. ausgerichtet. Sie befürchte, dass die Initiative noch viel „Die Strukturen sind gegen uns“, sagt Christiane Krin- älter werden müsse, bis sie ner, Vorsitzende der Fachgrup- ihren Zweck erfüllt habe, er- „Man hat Vorbilder als pe Chancengleichheit im BJV. klärte sie da. Tageszeitung sei Journalistin und als Mutter. Kind- und Karriereplanung eben kein modernes Medium, geschehen zu ähnlichen Zeiten der Weg an die Spitze folge Aber es gibt zu wenige und Unternehmen leisten we- immer noch einem ganz ge- Vorbilder, die beides sind.“ nig Beitrag, Müttern einen nauen Muster: Studium und Lisa Böttinger, freie Journalistin Einstieg nach der Babypause Praktika, Volontariat, Redak- zu erleichtern. Auch sehe man teur, Redaktionsleiter, Sprung ins Führungsteam und von oft: Männer stellten lieber Männer ein. Doch bei aller dort aus an die vorderste Spitze – und das möglichst in Kritik an verkrusteten Strukturen sieht Krinner auch, einem Alter unter 40 Jahren. Heißt gleichzeitig: Kommt dass sich Frauen in Sachen Karriere gelegentlich selbst im Frau aus der Babypause, sind die Posten schon vergeben. Weg stehen: Weil sie zu Zurückhaltung erzogen wurden, Die Passauer Neue Presse beschäftigt mit Carola Hol- sich beim Verhandeln schwertun und der Job gern als ler immerhin noch eine stellvertretende Chefredakteurin. Selbstverwirklichung gilt, Geld und Karriere indes als Und die Mittelbayerische Zeitung hat im Sommer dieses zweitrangig betrachtet werden. Jahres die 31-jährige Andrea Fiedler als Vize-Chefredak- teurin an die Zeitungsspitze befördert. Heißt im Um- Pro Quote legt die Messlatte noch höher kehrschluss: Bei den übrigen Regionalzeitungen bestim- 2012 war der Verein Pro Quote mit seiner Forderung men die Herren das Redaktionsgeschehen. Laut Pro nach 30 Prozent weiblichen Führungskräften in Medien- Quote sind sage und schreibe 95 Prozent der Chefredak- berufen an die Öffentlichkeit gegangen. Im Juli dieses teure der gut 100 Regionalblätter in Deutschland, die Jahres legte er die Messlatte mit 50 Prozent noch ein noch den Stück höher. Dabei ist das Thema Quote auch unter „Männer protegieren Mantel selbst Frauen strittig – vor allem aus Angst vor dem Stempel eher Männer.“ produzieren, „Quotenfrau“. Kathrin Buchner sieht dies nüchtern: Ein Männer. paar wenige Frauen könnten die Strukturen eben nicht Marion Trutter, Journalistinnenbund Und wie ändern, dafür brauche es ein kollektives Aufbegehren. Foto: Patty Varasano sieht es bei Bayerns Print-Aushängeschild, der Süddeut- Und das sei nur mit entsprechend vielen Frauen an der schen Zeitung, aus? „Die steht auch nicht besser da“, sagt Spitze möglich. Die bisher größten Erfolge der Quoten- Buchner. Immerhin wurde mit Julia Bönisch Ende 2016 forderung verortet Buchner übrigens andernorts: Man- eine Frau zur Chefredakteurin von sz.de ernannt und bil- ches Medienunternehmen sei sich der Problematik und 9
Titel Verantwortung überhaupt erst bewusst geworden. Werde beim Fernsehsender und in der Schule war. Mittlerweile wieder ein Mann an die Spitze befördert, stünden die arbeitet die 30-Jährige als freie Journalistin, bekam aber Entscheider zumindest unter Rechtfertigungsdruck. Al- noch während eines DJS-Praktikums angeboten, regel- lerdings kritisiert sie auch: „Es wird mehr über die Quote mäßig im Schichtsystem für sz.de zu arbeiten. „Es ist gesprochen, nicht einfach, Familie und Arbeit unter einen Hut zu „Junge Kolleginnen als dass man bringen“, sagt die zweifache Mutter. Und brennt trotz- sich an die dem – oder auch erst recht – für ihre Arbeit. Wünschen wissen sehr genau, Um s e t z u n g würde sie sich mehr Vorbilder, die Mutter und Journalis- was sie wollen, und macht.“ tin sind. In dem Zusammenhang verweist sie auf eine sind sehr ehrgeizig.“ Was also Studie aus dem Jahr 2006, die ergab: Die deutsche Durch- Henriette Löwisch, muss noch ge- schnittsfrau hat 1,6 Kinder, die Journalistin nur 0,5. Sie Leiterin der Deutschen schehen? Die empfiehlt Kolleginnen, offen auf der Arbeit über Schwie- Journalistenschule freie Journa- rigkeiten zu sprechen und in Partnerschaft und Familie listin Marion die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung einzufordern. Trutter sagt: „Frauen brauchen eigene Netzwerke.“ Seit Und was sollte sich in Verlagen ändern? Arbeit im über 20 Jahren ist sie Mitglied im Journalistinnenbund, Schichtbetrieb, Gleitzeit, Konferenzen zu fairen Zeiten, seit fünf Jahren eine der zwei Münchner Regionalgrup- Homeoffice, gesplittete Führungspositionen, Elternkin- pensprecherinnen. Zwar will sie sich hier demnächst zu- derzimmer und Betriebskindergärten sind nur einige rückziehen, doch nur, um sich noch intensiver auf die Punkte, die die Gesprächspartnerinnen listen. Arbeit im BJV konzentrieren zu können als Mitglied im Henriette Löwisch, neue DJS-Leiterin, betont: „Es gibt Vorstand der Fachgruppe freie wenige Menschen, die ihre Journalisten und Beisitzerin im „Eine Frau allein kann die Zeit so stringent einteilen und Landesvorstand. Zwei Hauptziele so effektiv arbeiten wie junge verfolgt der Journalistinnen- Strukturen nicht ändern, Mütter. Das ist eine großartige bund: Im Netzwerk unterstützen es braucht ein kollektives Qualifikation.“ Apropos: In sich Kolleginnen gegenseitig; und Sachen Qualifikation nehmen Aufbegehren.“ analysiert wird, wie Medien über sich die männlichen und weib- Kathrin Buchner, Pro Quote Frauen in Politik und Gesell- lichen Bewerber an der DJS schaft berichten. Aus der Koope- laut deren Leiterin nichts. Jun- ration des Journalistinnenbundes mit anderen Frauen- ge Kolleginnen träten selbstbewusst auf und wüssten sehr netzwerken hervorging 2015 auch der Thementag „Media genau, was sie wollen. Als ganz praktische Tipps gibt Lö- Women Connect“ bei den Münchner Medientagen. Beob- wisch mit auf den Weg: ein Sprechtraining, um sich in achtet habe man, dass dort wie auf vielen anderen Podien männerdominierten Runden Gehör zu verschaffen; sich kaum weibliche Experten sitzen, so Trutter. „Wir sagten: Mentorinnen suchen; an der Selbstvermarktung arbeiten. Hey, wir müssen viel sichtbarer werden, schließlich gibt es jede Menge tolle Medienfrauen.“ Verschiedene Frauen- netzwerke schlossen sich zusammen und gestalten seither Gender im BJV ein Aktionsforum bei den Medientagen (mehr auf Sei- Von 7389 Mitgliedern sind 3259 Frauen. Das ent- te 15). spricht 44 Prozent. Doch wie sieht es auf der Funk- tionärsebene aus? Von den fünf Bezirksverbänden Kind und Karriere? Ein Beispiel werden drei von Frauen angeführt. Bei den elf Bleibt die Frage: Lassen sich Kind und Karriere wirk- Fachgruppen sind acht durch Männer besetzt. Wenn lich kaum vereinbaren? Eine, die Kolleginnen Mut ma- man bei beiden Gruppierungen in die Vorstände chen will, ist die 30-jährige Lisa Böttinger mit ihrem Blog schaut (bis zu vier Stellvertreter sind dort gewählt), sieht es folgendermaßen aus: 20 Männer und 21 www.mammalocker.de. Im Oktober 2012 startete die in- Frauen bestimmen das Fachgruppenleben. Lediglich zwischen zweifache Mutter ihre Ausbildung an der Deut- die FG Chancengleichheit besteht ausschließlich schen Journalistenschule (DJS) in München. Zwei Mona- aus Damen, die FG Bild ausschließlich aus Männern, te später erfuhr sie, dass sie schwanger ist. „Erstmal sonst ist es gemischt. Bei den Bezirken treffen zehn stürzte für mich eine kleine Welt zusammen“, sagt sie. Ein Männer auf neun Frauen. Bleibt noch der geschäfts- Ausbildungsabbruch kam für sie nicht in Frage – und bei führende Vorstand. Zwei Damen (die beiden Stell- der DJS wie auch bei ihrer Familie erfuhr sie volle Unter- vertreterinnen) treffen auf drei Männer. Und in der Geschäftsstelle – inklusive der Presseabteilung: elf stützung. Als das Kind zur Welt kam, setzte sie nur vier- Frauen (Sekretariat – 6, Juristen – 4, Presse – 1) einhalb Monate aus und holte den Radiopart und ein und drei Männer. (Juristen – 2, Presse – 1). Praktikum nach. Ihre Familie reiste abwechselnd nach (mb) München, um das Baby zu hüten, während die Mama 10 BJVreport 5/2017
Titel Erfolg im Dutzend Zwölf Journalistinnen im Porträt: wie sie wurden, was sie sind J Vo n S e n t a K ra s s e r ournalistinnen haben es im Beruf schwerer als ihre männlichen Kollegen? Mag sein. Die Statistik aus den Chef- etagen der Redaktionen spricht dafür. Trotzdem sind Frauen, wenn man in die Journalistenschulen und Aus- bildungsstätten schaut, in der Überzahl. Was auf sie zukommt? Wir stellen hier zwölf Kolleginnen vor, die es, jede auf ihre Weise, geschafft haben. Die sich durchgeboxt haben (oder es noch tun). Für die keine Hürde im Journalismus zu hoch ist. Und die Mut machen auf dem Weg nach oben. Julia Bönisch Christine Auerbach Chefredakteurin SZ.de Feste Freie, Bayerischer Rundfunk Jung, weiblich, digital und in ei- Manchmal muss es schnell ge- ner Führungsposition – wollen hen. Ein Hilferuf aus der Redak- Organisatoren Runden mit er- tion, Koffer packen und schon grauten Zeitungsherren über Foto: Matthias Kestel geht es los, nach Wien zum Bei- Foto: Bastian Linder fünfzig auflockern, suchen sie spiel zum Studio des BR Hör- händeringend nach Kolleginnen funk, wo ein Kollege ausgefallen wie Julia Bönisch. „So viele von ist. Christine Auerbach über- unserer Sorte gibt es ja nicht“, nimmt dann kurzzeitig die Ver- scherzte die Chefredakteurin von SZ.de im Frühjahr auf tretung. Seit die frühere DJSlerin und inzwischen mehr- dem Journalistentag des BJV. Und doch sieht sich Bönisch fach preisgekrönte Radioreporterin (unter anderem CNN nicht in der Rolle der offensiven Lautsprecherin: Wer von Journalist Award) vom Schlusspraktikum nahtlos in eine innen heraus etwas verändern wolle, brauche andere Me- 12A-Stellung beim BR übergegangen ist, kommen solche thoden als den Frontalangriff. Ihre eigenen Methoden, Feuerwehreinsätze immer wieder mal vor. Sie sei super- Durchsetzungskraft und Humor, haben sie heuer an die flexibel, sagt Auerbach, schränkt aber ein: solange sie kei- Spitze der Online-Redaktion der SZ gebracht. ne Kinderbetreuung organisieren müsse. ❱❱ Erstens: Entscheidet euch! Wollt ihr einen Chef-Titel ❱❱ Geschichten spielen draußen und selten am Bildschirm. oder die Freiheit als Reporterin? Beides geht nicht. Deshalb: Geht raus, verliert nicht die Neugier – sagt aber Zweitens: Arbeitet an euren Schwächen! ❰❰ auch mal Nein, selbst wenn das manchmal schwierig ist. ❰❰ Lea Hampel Johanna Wild Mit-Gründerin des Büros „Affe im Kopf“ Gründerin des Start-ups Wafana Jerusalem, Paris, Barcelona oder Gründerinnen? Sind in Bayern London, Lea Hampel hat nach so rar wie Chefredakteurinnen ihrer Ausbildung an der DJS in bei Zeitungen. Johanna Wild ist vielen aufregenden Städten ge- trotzdem das Risiko Start-up Foto: Magdalena Jooß Foto: Thomas Imo lebt und von dort aus für Zeitun- eingegangen. Im Vorjahr grün- gen wie Die Zeit und Süddeut- dete sie Wafana, „die erste Fact- sche berichtet. Sie kennt die checking-Agentur Deutsch- täglichen Hürden als Journalis- lands“. Seither reist sie mit ihren tin, zumal als freie; das Lampenfieber etwa vor dem An- Mitstreitern durch die Republik und coacht Redaktionen ruf bei einem neuen Medium, für das man arbeiten im Umgang mit Fake News. Auch eine Software ist in der möchte. 2011 ging Hampel ein noch größeres Wagnis Entwicklung. Dass sie einmal in der männerdominierten ein: Mit neun Kollegen (darunter Christine Auerbach) Start-up-Welt landen würde, war nicht geplant, erscheint gründete sie in München das multimediale Redaktions- der Münchner Journalistin aber rückblickend wie eine lo- büro „Affe im Kopf “. Ihr Mut zahlte sich aus. Das Bun- gische Fortführung. Vier Jahre lang baute Wild in Kigali deswirtschaftsministerium förderte das Konzept mit dem mit lokalen Journalisten eine Medienorganisation auf Preis „Kultur- und Kreativpiloten“. und produzierte Radiosendungen. ❱❱ Man kann Menschen um Hilfe bitten, man kann mehr ❱❱ Habt keine Angst, euch auf die neue Medienwelt einzu- Geld fordern, man kann sagen ,ich kann das‘, auch wenn lassen! Sie bietet so viele Möglichkeiten, neue Formate man sich nur zu 95 Prozent sicher ist. ❰❰ auszuprobieren oder ein eigenes Start-up zu gründen. ❰❰ BJVreport 5/2017 11
Titel Andrea Rexer Jana Wiske Leiterin Finanzen und Plan W, Süddeutsche Zeitung Sportjournalistin, Professorin und Autorin Dass man nicht zwangsläufig Schon als Kind hatte Jana Wiske eine der großen Journalisten- einen Traum: Einmal ein Fuß- schulen durchlaufen muss, um ball-WM-Finale zu kommentie- später Karriere zu machen, be- ren. Trotz aller (sport-)journalis- Foto: Studio Blende11 weist Andrea Rexer. Sie ent- tischer Ambitionen entschied sie Foto: Udo Dreier schied sich ganz bewusst für das sich zunächst für ein solides „Passauer Modell“, in dem Studi- BWL-Studium. Im Jahr 2000 er- um und Volontariat gekoppelt gatterte sie ein Volontariat beim sind inklusive vieler attraktiver externer Stationen. Bis bekanntesten deutschen Fußballmagazin kicker und etab- nach Buenos Aires zur dpa verschlug es die heute 36-Jäh- lierte sich dort bis 2017 als Redakteurin in der Männer- rige. Die erste Festanstellung, beim Wirtschaftsmagazin domäne Sportjournalismus. profil in Wien, war ein Triumpf (direkt nach dem Studi- Nach mehreren Lehraufträgen, die sie seit 2006 parallel um!) und zugleich ein Kulturschock („Ja, Österreicher an deutschen Hochschulen erfüllt hatte, wechselte Wiske sind anders!“) für die junge Journalistin. Aber sie biss hauptberuflich in die Wissenschaft. Mit der Übernahme sich durch, fand etwa in Esther Mitterstieler, heute Che- einer Professur an der Hochschule Ansbach mit den fin von News, eine wertvolle Ratgeberin. Inzwischen ist Schwerpunkten Ressortjournalismus und Unterneh- Rexer selbst eine Chefin. In diesem Jahr übernahm sie als menskommunikation betritt die 42-Jährige ab Oktober Finanzredakteurin der SZ zusätzlich die Leitung von 2017 erneut ein von Frauen unterrepräsentiertes Terrain. Plan W. Das Magazin will sie zu einer Instanz beim The- Fast zeitgleich erscheint mit „Die Elite“ im Halem Verlag ma „Frauen in der Wirtschaft“ führen und lässt keinen ihre Doktorarbeit, in der sie sich der Live-Berichterstat- Zweifel aufkommen, dass es ihr gelingen wird. tung im deutschen Spitzensport aus der Sicht von Sport- ❱❱ Frauen neigen dazu, besonders fleißig sein zu wollen. journalisten widmet. Nicole Heupel Konzentriert euch darauf, gut zu sein! Und gebt Acht im ❱❱ Man sollte auch offen sein für Presse- und Öffentlich- Privaten: Der größte Karrierekiller ist ein egoistischer keitsarbeit. Erstens, um die andere Seite zu verstehen. Partner. ❰❰ Zweitens, um dort gegebenenfalls Fuß fassen zu können. ❰❰ Andrea Kümpfbeck Barbara Brandstetter Ressortleiterin Bayern und Welt, Augsburger Allgemeine Professorin für Wirtschaftsjournalismus, Neu-Ulm Müsste man Andrea Kümpfbeck Journalismus, da war sich Barba- mit einem einzigen Adjektiv be- ra Brandstetter nach dem Biolo- schreiben, dann mit diesem: Sie giestudium sicher, sei genau das ist furchtlos. Schon als Chefre- Richtige für sie. Statt im Labor Foto: Ulrich Wagner Foto: Anja Koehler porterin der Augsburger Allge- zu forschen, lieber was mit Spra- meinen kämpfte sie sich nach der che und Literatur. Das Entsetzen Jahrtausendwende durch die war groß, als man sie im Prakti- Tsunami-Gebiete in Südostasien, kum bei der Rheinpfalz der scheute nicht die Reise in Bürgerkriegsländer wie den Wirtschaftsredaktion zuteilte – sie, die bis dato absolut Irak und hatte wiederholt das Leid vor Augen in den nichts mit Wirtschaft zu tun hatte? Bald lernte sie, dass Hunger- und Dürreländern Afrikas und Asiens. Den Le- Wirtschaftsberichterstattung mehr ist als schnöde Zah- sern aus erster Hand zu berichten statt Secondhand-Jour- lenhuberei und fast jeden Lebensbereich in irgendeiner nalismus zu betreiben, ist Kümpfbecks Antrieb, gleich ob Form tangiert. So schrieb die Praktikantin etwa über den sie in Bayern unterwegs ist oder in Bangladesch. Als wäre Polen Josef, der seit vielen Jahren in die Pfalz kam, um es speziell auf sie zugeschnitten, übernahm die Kosmo- bei der Spargelernte zu helfen, oder über den Marken- politin mit Wurzeln in Niederbayern 2008 die Leitung wahn bei Jugendlichen. Ihre Begeisterung für den Ver- des AZ-Ressorts „Bayern und Welt“. Ihre Vorgesetzten braucherjournalismus war geweckt. Wer sich heute für hätten sie stets unterstützt und gefördert und zu dem ge- Journalismus interessiert, der Lebenshilfe gibt und Ent- macht, „was ich heute bin“, sagt Kümpfbeck. Sie genieße scheidungen erleichtert, kommt an Barbara Brandstetter viel Freiheit und berichte nach wie vor regelmäßig aus nicht vorbei. Ihr Lehrbuch Verbraucherjournalismus gilt allen Ecken der Welt. Für eine Regionalzeitung ist das als Standardwerk. Seit 2011 ist sie Professorin für Wirt- nicht selbstverständlich. schaftsjournalismus und -kommunikation in Neu-Ulm. ❱❱ Glänzt durch gute Arbeit, kämpft für eure Geschichten ❱❱ Setzt euch Ziele, seid offen für Neues! Und vergesst und solidarisiert euch mit Kolleginnen – so wie es Männer nicht, immer an euch zu arbeiten. Als Expertin auf einem in ihren Machtzirkeln erfolgreich tun. Aber bleibt Frau. ❰❰ Gebiet kommt ihr voran. ❰❰ 12 BJVreport 5/2017
Titel Lina Timm Andrea Fiedler Leiterin MediaLab Bayern Vize-Chefredakteurin, Mittelbayerische Zeitung Sich „Bossy“- und „Sensibel- Ihr Einstieg in den Beruf war chen“-Sprüche anhören zu müs- klassisch: Ratssitzungen, Schul- sen, das sei schon „krass an- feste, Vereinsehrungen – als strengend“, las man unlängst in schreibende und fotografierende Foto: Stefan Gruber Lina Timms Twitter-Timeline, Lokalreporterin bei der Mittel- Foto: Erol Gurian was so gar nicht zu ihrem öffent- bayerischen Zeitung sammelte lichen Auftreten passen mag. Andrea Fiedler schon früh jour- Denn wenn die Leiterin des Me- nalistische Erfahrung, zunächst diaLab Bayern, dem Gründerzentrum der Bayerischen im Praktikum, später als freie Mitarbeiterin und Volontä- Landeszentrale für neue Medien, die Podien betritt, dann rin. Ihr Aufstieg in die Chefetage der Regensburger Zei- stets souverän und wortgewandt. Mit gerade einmal 30 tung in diesem Sommer ist indes alles andere als typisch. Jahren ist sie Bühnenprofi, der keinerlei Verunsicherung Es erinnert an Roulette, wenn es in den bayerischen Me- erkennen lässt. Applaus ist ihr immer sicher. Nach dem dienhäusern (und auch außerhalb) doch mal eine Frau an DJS-Diplom kam Timm über einen studentischen Job bei die Spitze schafft, und sei es als Stellvertreterin von der BLM in ihre heutige Leitungsposition. Sie hatte das männlichen Kollegen. Wie sie es geschafft hat? Weil sie Konzept entwickelt, wie Medienleute im Digitalen besser hartnäckig sei und wisse, wohin sie möchte, antwortet die Start-ups gründen. Keiner kam auf sie zu, ob sie nicht die 31-Jährige, die zuvor auch Möglichkeiten beim ZDF in Leitung des Labs übernehmen wolle. Also brachte sich Mainz, bei der Frauenzeitschrift Myself in München und Timm bei ihrem Chef selbst ins Rennen. Und so wurde beim UNHCR in Berlin getestet hat. Weil ihr Herz am aus der Journalistin, die weiter frei schreibt etwa für die Lokaljournalismus hängt, kehrte Fiedler zurück in die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, eine Medienma- Heimat. Insbesondere mit ihren Kenntnissen im Digita- nagerin, die für viele Frauen Vorbild ist. len machte sie sich bei der MZ unersetzlich. ❱❱ Wenn ihr gefragt werdet, sagt einfach zu – und denkt ❱❱ Bleibt neugierig! Technische Veränderungen und Wan- erst später nach, ob das eine gute Idee war. Ihr könnt viel del gehören zum journalistischen Alltag – das macht ihn mehr, als ihr euch zutraut. ❰❰ aber spannend. ❰❰ Jeanne Rubner Elisabeth Schlammerl Leiterin Wissenschaft und Bildungspolitik, BR-Hörfunk Freie Sportreporterin, unter anderem FAZ Sie ist der Beweis, dass Kind und „Für ne Frau haben Sie viel Ah- Karriere doch gut zusammenge- nung von Fußball“, lobte einst Foto: Alessandra Schellnegger hen. Vier Kinder hat die promo- der raubeinige Ex-Bundesliga- vierte Biophysikerin auf die Welt Trainer Werner Lorant Elisabeth Foto: Thomas Mrazek gebracht und stets voll gearbeitet Schlammerl. Die 1962 geborene als Politik- und Wissenschaftsre- Münchnerin registrierte dieses dakteurin bei der Süddeutschen Lob gerne. Die von Männern ge- Zeitung. Dass ihr Nachwuchs prägte Welt des Profifußballs „weder neurotisch noch verwahrlost“ sei, verdanke sie, hatte es ihr schon als Zehnjährige angetan. Heute beglei- wie Jeanne Rubner in einem Beitrag für die Emma ver- tet sie vor allem den FC Bayern und schreibt frei für Zei- riet, nicht zuletzt ihrem Mann. Frauen müssten in der tungen wie FAZ und Tagesspiegel sowie auf Online-Porta- Kinderfrage ihre Männer generell mehr in die Pflicht len. Basiswissen habe sie von allen Disziplinen, im Winter nehmen. Allerdings hätten es ihr die vor allem männli- schreibt sie gerne über Schneesportarten. Bei mehreren chen Vorgesetzten nicht immer leicht gemacht. Gut, sie Sportbiografien wirkte sie als Co-Autorin mit. Nach dem habe, nachdem sie aus dem Praktikum unmittelbar in die BWL-Studium absolvierte Schlammerl ein Volontariat Festanstellung kam, unverschämt schnell das erste Kind beim Münchner Merkur und arbeitete dort zwölf Jahre als bekommen. Aber die Reaktion der Kollegen (Gott, jetzt Sportreporterin, bevor sie zur FAZ wechselte. Nicht mal kann sie abends nicht länger bleiben) spreche dafür, dass zehn Prozent der Sportjournalisten sind Frauen. Arg- die SZ in ihrer Binnenstruktur weniger liberal sei, als sie wohn verspürte sie eher bei männlichen Kollegen denn sich nach außen gebe. 2012 wechselte Rubner zum BR. bei Sportlern. Ihr Wissen lehrt sie auch an Hochschulen Die Lust, mit 50 Neues zu wagen, überwog. Und famili- in München und Tübingen. Seit dem Frühjahr engagiert enfreundlicher soll es bei den Öffentlich-Rechtlichen sie sich als zweite Vizepräsidentin des Verbands Deut- auch zugehen. scher Sportjournalisten (VDS). Thomas Mrazek ❱❱ Es klappt im Beruf, wenn man authentisch ist und nicht ❱❱ Nachwuchskolleginnen sollten sich möglichst breit nur sich, sondern auch Kindern und Mann mehr zutraut. ❰❰ aufstellen und in alle Mediengattungen reinschnuppern. ❰❰ BJVreport 5/2017 13
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