LEBEN IM LANDKREIS NEUMARKT
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0 st/Wint er 2019/2 Ausg abe Herb s Kostenlo LEBEN IM LANDKREIS NEUMARKT Nachzertifizierung des Muss mal wieder vor- Qualitätswanderweges beischauen – der neue Jurasteig im Bayerischen Zeitgeist ruft. Jura Dörfer der Zukunft Seite 6 Seite 29 Seite 50
-2- ansporn Frühjahr/Sommer 2019 Inhalt EDITORIAL Seite 3 n AKTUELLES Biodiversität erhalten - Jede*r kann was tun! Seite 4 n NATUR + LANDSCHAFT Muss mal wieder vorbeischauen – der neue Zeitgeist ruft Seite 6 22. Neumarkter Obstbörse Seite 18 Hochwasser im Landkreis Neumarkt. Seite 19 n JUGEND „Was lief früher falsch, dass es jetzt erst passiert?“ Seite 26 n TOURISMUS Nachzertifizierung des Qualitätswanderweges Jurasteig im Bayerischen Jura Seite 29 n GESUNDHEIT + SOZIALES Parsberg soll regionales Gesundheitszentrum werden Seite 32 Klinikum Neumarkt und OTH Regensburg kooperieren in der akademischen Hebammenausbildung Seite 34 n INTEGRATION 1 Jahr digitale Integrations-Plattform Integreat Seite 36 n SENIOREN Smart-Home-Systeme in der Weiterentwicklung zu AAL-Systemen Seite 38 Seniorenpolitisches Gesamtkonzept SPGK nun auch für den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. Seite 41 ärbern – arbern – oawan an der „Sprachmischstelle“ Seite 44 n REGIONALMANAGEMENT MINT-Region Landkreis Neumarkt Seite 47 Juradistl-Streuobst Seite 49 „Dörfer der Zukunft“ Seite 50 n WIRTSCHAFT Ausbildungsmesse Neumarkt 2019 – Es liegt in Deiner Hand Seite 53 bfz Neumarkt bietet Frauen Unterstützung in beruflichen Fragen Seite 54 Ideen machen Schule Seite 55 Starke Jobs - Das Fachkräfteportal für Neumarkt Seite 56 n NACHGEDACHT Entweder – oder, oder? Seite 58 n abSeitz Freude! Seite 60 n Menschen im Landkreis “Die Ressourcen sind in den Menschen” Seite 61 Impressum Seite 64 Titelfoto: Egbert Schwab
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 -3- Editorial Liebe Leserinnen und Leser, rund 2.500.000.000 (in Worten: zweieinhalb Milliarden) Pappbecher („Coffee to go“) fallen in Deutschland jährlich an. Ein großer Teil davon landet nicht in der geregelten Abfallentsor- gung, sondern vermüllt unsere Straßen und Landschaften. Oder: rund 3.000.000.000 (in Worten: drei Milliarden) Pakete werden in Deutschland jährlich verschickt. Etwa jedes sechste Paket davon, also ca. 500.000.000 Stück, werden wieder an die Online-Händler zurückgeschickt. Und noch eine Zahl: Rund 75.000.000.000 (fünfundsiebzig Milliarden) Zigaretten werden pro Jahr in Deutschland geraucht. Die allermeisten Zigarettenstummel werden mit purer Selbstverständlichkeit einfach weggeworfen und „verzieren“ unsere Städte und Landschaf- ten noch penetranter als die schon erwähnten Pappbecher, von der Umweltbelastung durch die enthaltenen Giftstoffe ganz zu schweigen. Nun konnte man in den letzten Monaten in Deutschland, vor allem auf der politischen Ebene, einen zunehmenden gesellschaftlichen Konsens feststellen, dass es nun wirklich schneller und wirkungsvoller Maßnahmen gegen die fortschreitende Bedrohung durch den Klimawan- del bedarf. Viel wird jedoch weiterhin darüber diskutiert, wie die notwendigen Verhaltensänderungen bei den Menschen herbeigeführt werden können. Die einen setzen unverdrossen darauf, dass der Markt schon alles regelt und ja nichts verboten werden soll (vor allem, wenn es möglicherweise der Wirtschaft nicht gefallen oder gar schaden könnte …). Andere vertreten die Meinung, dass auch Verbote erforderlich sein werden, da alleine durch freiwillige Ein- sicht letztlich nur wenige Menschen ihr da und dort klimaunfreundliches Handeln unterlas- sen werden („solange ich das darf, mache ich das …) Ist es wirklich lebenswichtig, seinen Kaffee im Gehen aus einem schnöden Pappbecher zu trinken? Geht’s nicht wenigstens mit einem Mehrwegbecher? Ist es wirklich alternativlos, aus Bequemlichkeit fünf Paar Schuhe zu bestellen, um davon wieder vier Paar zurückzuschicken? Ist es wirklich unzumutbar, seine gerauchte Kippe nicht einfach fallen zu lassen, sondern an passender Stelle vernünftig zu entsorgen? Diese negativen Massenphänomene lassen nur einen Schluss zu: Ja, die Politik muss han- deln, doch egal ob mit Anreizen oder Verboten: Solange wir selbst nicht massenhaft in unseren Köpfen einen Bewusstseinswandel herbeiführen, werden letztlich alle Maßnahmen verpuffen und zu Symbolpolitik degradiert. Singapur hat dank drakonischer Strafen eine extrem saubere Stadt. Ich bin gespannt, ob das in Deutschland auch anders als mit Abschreckung und Strafandrohung hinzukriegen ist. Gespannt dürfen Sie auf die neue Ausgabe des ANSPORN sein. Wir haben wieder eine höchst spannende und abwechslungsreiche Themenmischung und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Roland Hadwiger Redaktion ANSPORN
Aktuell -4- ansporn Frühjahr/Sommer 2019 diversität beizutragen. Sei es durch Schaffung von Biodiversität Lebensräumen im eigenen Garten, die Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft durch das eigene Konsumverhalten oder den bewussten Umgang mit erhalten - unseren natürlichen Ressourcen. Im Landkreis Neu- markt gibt es bereits viele Initiativen, Vereine und Jede*r kann Projekte, die sich dem Thema Natur und Artenschutz annehmen. Einige von Ihnen werden von dem Team der REGINA GmbH unterstützt, sei es durch inhalt- was tun! liche Beiträge, die Akquise von Fördermitteln oder der Koordination der einzelnen Akteure. Der erste Schritt selber aktiv zu werden, ist die eige- ne natürliche Umgebung und ihre Schätze kennen Die Resonanz auf das Volksbegehren „Rettet und lieben zu lernen. Gehen Sie raus und genießen die Bienen“ hat gezeigt, dass das Verschwin Sie die Schönheiten unserer Natur, denn nur für den den von Insekten und anderen Arten vielen Erhalt der Dinge, die man wertschätzt, investiert Menschen Sorge bereitet und dass die gene man Energie und Zeit und hat auch noch Freude relle Meinung besteht, dass etwas dagegen daran. Ein schönes Beispiel für ein Projekt, welches getan werden muss. das Kennenlernen und die Wertschätzung unserer Natur fördert, war die von der REGINA GmbH un- terstützte Etablierung des Regionalparks „Quellen- Nur wird leider viel zu oft zu viel Augenmerk und Reich“. Durch ihn soll den Einwohnern*innen des Energie auf die Suche nach den Schuldigen und die Landkreises und darüber hinaus die Natur, Kultur Abwehr von Beschuldigungen verwendet. Natür- und Spiritualität unserer Landschaft näher gebracht lich ist es wichtig, die Ursachen des Artensterbens werden. zu kennen, um aktiv entgegen wirken zu können, Auch das bei der REGINA GmbH ansässige Ma- aber die Ursachensuche endet häufig in nicht ziel nagement der Öko-Modellregion nimmt sich dem orientierten Schuldzuweisungen. Die Ursachen des Thema Artenvielfalt und Artenschutz auf vielfältige Artenrückgangs wie zum Beispiel Klimawandel, Flä- Weise an. Bei diversen Veranstaltungen und Bei- chenversiegelung oder zunehmende Industrialisie- trägen konnten sich Gärtner*innen informieren, wie rung der Landwirtschaft wirken für den/die Einzel- ein Grundstück oder Balkon mit einfachen Maß- ne*n unüberwindbar und rufen bei vielen Menschen nahmen naturnah, insekten- und wildtierfreund- eine gewisse Resignation hervor. Doch so komplex lich gestaltet werden kann. Bei einem Kochkurs die Ursachen des Artenrückgangs sind, so vielsei- mit dem Thema heimisches Superfood, welcher tig sind auch die Möglichkeiten, zum Erhalt der Bio- zusammen mit dem Amt für Ernährung, Landwirt-
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 -5- Aktuell schaft und Forsten (AELF) veranstaltet wurde, wur- ge artenreicher Heuwiesen veranstaltet, und das de gezeigt, dass man nicht zwingend auf Produkte Thema soll auch zukünftig weiterhin eine wichtige aus Übersee zurückgreifen muss, sondern unsere Rolle spielen. heimische Natur viele Nahrungsmittel in hervorra- gender Qualität hervorbringt. Unter ihnen sind vie- le Wildpflanzen wie Hagebutten und Holunder. Die von der REGINA und dem AELF herausgege- bene Direktvermarkterbroschüre fasst landwirt- schaftliche Betriebe und die von ihnen zum Kauf angebotenen Lebensmittel zusammen und soll den Einkauf von regionalen Produkten fördern. Auf Märkten und bei verschiedenen Veranstaltungen sollen Verbraucher*innen an das Thema bäuerliche Landwirtschaft herangeführt werden, denn leider beobachten wir eine zunehmende Entfremdung von der regionalen Nahrungsmittelerzeugung. Durch den gezielten Einkauf von Lebensmitteln bei nachhaltig wirtschaftenden Familienbetrieben aus Ein vielseitig gestalteter Hausgarten mit heimischen Blüh- pflanzen bietet selbst auf kleinen Raum Habitate für verschie- der Region wird unsere kleinbäuerliche Kulturland- dene Insekten, Vögel und andere Tiere. schaft mit all ihren positiven Aspekten wie vielfäl- tige Fruchtfolgen, kleinstrukturierten Flächen mit Wir haben im Rahmen unserer Projekte und Veran- Hecken und blühenden Feldrändern, Hofstellen staltungen viele engagierte Menschen treffen dür- mit Bauerngärten erhalten. fen, die mit verschiedensten Ansätzen direkt oder Auch im landwirtschaftlichen Umfeld wird das indirekt zum Artenschutz beitragen. Wir sind über- Thema Biodiversität immer wieder bearbeitet. Die zeugt, dass jede*r für sie/ihn realisierbare Maßnah- Förderung der Mischfruchtkultur - der Anbau von men zum Artenschutz finden kann. Sei es durch einer oder mehreren Kulturpflanzen auf einem die Unterstützung von Organisationen und Verei- Acker - ist hierfür ein schönes Beispiel. So wird nen, die sich diesem Thema annehmen oder durch bei uns im Landkreis auf einigen Äckern Braugers- die Anlage und Pflege eines insektenfreundlichen te zusammen mit der gelb blühenden Ölpflanze Gartens. Anstelle also in den Reigen der Schuld- Leindotter angebaut. Dadurch wird nicht nur die zuweisungen einzusteigen, sollte jede*r lieber mit Diversität der landwirtschaftlichen Kulturpflanzen offenen Augen durch ihren/seinen Ort und die um- gefördert, sondern auch verschiedene Tiere und gebende Flur spazieren und sich Inspiration bei Insekten unserer Kulturlandschaft. In einem Bie- den schon häufig vorhandenen guten Beispielen nenkistenseminar sollte Bäuerinnen und Bauern holen. Eine kleinstrukturierte bäuerliche Landwirt- eine alternative Haltungsform von Honigbienen schaft nach ökologischen Prinzipien kann viel zum näher gebracht werden, welche sich weniger Artenschutz beitragen. auf den Honigertrag als auf die Bestäuberleis- Gerne steht Ihnen das Team der REGINA GmbH tung der Biene konzentriert und weniger Ausrüs- zur Seite, wenn es um die Verwirklichung ihrer tung und Zeitaufwand benötigt als die Haltung Projektideen geht. Nähere Informationen zu uns in herkömmlichen Beuten. Ein wichtiges Thema und unseren Angeboten finden Sie unter www. der Öko-Modellregion ist auch der Boden- und reginagmbh.de oder kontaktieren Sie uns direkt Grundwasserschutz durch Förderung der ökolo- unter info@reginagmbh.de. gischen Landwirtschaft und des Humusaufbaus. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ein ge- Anne Fröhlich sunder Boden eine extrem hohe Biodiversität Projektmanagement Öko-Modellregion aufweist - vom Bärtierchen zum Regenwurm, von der Assel bis zum Maulwurf. In diesem Rahmen wurden bereits Praxisseminare zu schonender Bodenbearbeitung oder zur Etablierung und Pfle-
Natur + Landschaft -6- ansporn Frühjahr/Sommer 2019 Wolf mit Familie auf dem Krähentisch in Neumarkt. Habt ihr gesehen, ich bin wieder einmal da. Nun habe ich eine Familie gegründet und habe bereits Nachwuchs. Ist das nicht erfreulich? Nein? Stand doch da in der Zeitung eine Überschrift „Wir ha- ben ein Monster mit Narrenfreiheit erschaffen“ – die Meinung eines Schäfers. Ja geht es noch, der meint wohl mich? Ich bin doch kein Mons- Muss mal wieder ter. Ich gehöre ebenso zur Natur wie der Schäfer, der um seine Schafe bangt. „Dem Wolf müssen wieder die Kugeln um die Ohren pfeifen“. Mit sol- vorbeischauen – chen drastischen Worten sollen die Leser aufge- stachelt werden, die Ausbreitung des Wolfes zu verhindern. Zukünftig sollen ja auch die vom Wolf der neue verursachten Schäden voll erstattet werden. Das ist auch gut so, denn es soll niemand den Verlust Zeitgeist ruft. selber tragen. Außerdem wer ist „wir“? Wenn er damit euere Gesellschaft meint, da hat niemand ein Monster mit Narrenfreiheit erschaffen, son- dern sie lässt eine Wiederbesiedlung eines von Menschenhand ausgerotteten Tieres, wie auch Bär, Luchs, Wildkatze, Biber, Kormoran und Fi- schotter, gesetzlich zu. Kaum sind diese Tierarten wieder da, regt sich so mancher auf, dass diese „Schädlinge“ so schnell wie möglich verschwin- den sollen. Der Mensch muss sich der Situation
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 -7- Natur + Landschaft nur anpassen. Dazu muss man sagen, dass es nicht für einen Abschuss freigegeben wird. Auch verboten ist die streng geschützten Tiere zu töten hätten die Hundeführer angehalten werden müs- oder zu verfolgen. Strafen bis zu 50.000 € oder sen, dass die Hunde deshalb nicht frei herumlau- 5 Jahre Freiheitsentzug sind bei Nichtbeachtung fen dürfen. Da brauchen sich die Jäger nicht wun- möglich. Dieses Gesetz muss bei Bedarf auch dern, wenn wir uns an ihren Zamperl heranwagen Anwendung finden, sonst habt ihr euch selbst und uns verteidigen. Wir sind das Original, wir sind zum Narren gemacht. Jetzt bleibt mir bei so viel die eigentlichen Jäger und brauchen auch kein Aggressivität aus Mitleid nichts anderes übrig, Gewehr! Es hört sich schon merkwürdig an, dass als die Schafherde vor dem Schäfer zu schützen. in Brandenburg schon wieder 100 Wölfe geschos- Übrigens ist das Wort „Monster“ in einigen Le- sen werden müssten, um die Zahl in Grenzen zu serbriefen der Lokalpresse im Zusammenhang halten. So macht man es mit anderen Wildtieren mit der Umgehungsstraße Mühlhausens gefallen. auch, die sich ungebremst vermehren, lautet die Hier freuen sich Befürworter über das gelungene Devise. Polit-Streit um den Wolf – Chefjäger will Werk und sind stolz was da geschaffen wurde, um notfalls ganze Rudel töten – berichtete die Zeitung dem „Zeitgeist“ gerecht zu werden. Die Gegner mit den vier Buchstaben. Diese geistige Einstel- sehen das eher skeptisch, weil hier wieder gro- lung geht von falschen Tatsachen aus. Wenn das ße Naturflächen zerstört, Wald gerodet, überbaut Raubwild fehlt, können sich Rehe, Hirsche und und versiegelt wurden, mit weiteren Veränderun- Wildschweine zahlreich vermehren. Dadurch wird gen der Landschaft und all ihren negativen Fol- die Förderung eines artenreichen Mischwaldes gen. Solche Projekte werden auch andernorts im verhindert. Warum also das Raubwild abschießen, großen Umfang realisiert und sind kein Einzelfall. wenn es für das ökologische Gleichgewicht sorgt? Eine weitere Schlagzeile machte die Runde. „Wa- Warum könnt ihr uns Wölfe nicht auch als Nutztier rum wird die Polizei gerufen, wenn ein Jäger ei- betrachten? Denn es gelingt uns bestens schwa- nen Wolf schießt?“ Ein Holländischer Jagdgast ches oder krankes Wild zu erlegen, was auch dem hat im Landkreis Potsdam-Mittelmark einen Wolf Wild zugutekommt, wegen der notwendigen na- geschossen. Der Wolf hatte Jagdhunde attackiert türlichen Auslese. Aber ich muss ja aufpassen, und ließ sich nicht mehr vertreiben. Laut Jagd- dass mir nicht die Kugeln um die Ohren pfeifen. leitung hatte der Wolf die Hunde des Jägers an- Übrigens habt ihr schon einmal gehört, dass ein gegriffen und verletzt, die zu einer Treibjagd auf Jäger einen Autofahrer erschossen hat, der mit Wildschweine eingesetzt waren. Auf einen Warn- seinem Wagen ein Stück Wild erlegt hat? Der Jä- schuss habe der Wolf nicht reagiert, deshalb habe ger bekommt durch ein mit dem Auto erlegtem er in Notwehr geschossen, um das Leben der Wild den Schaden nicht einmal ersetzt. Warum Hunde zu erhalten. Da stellt sich die Frage, war lasst ihr mich nicht in Ruhe, wenn ich zum eigenen der Warnschuss schon tödlich und was macht ei- Überleben Wild fange? gentlich ein Holländischer Jagdgast in Potsdam. Dann könnte sich auch der Forst die seit Ist er vielleicht dort hingereist in Erwartung einen Jahrzehnten betriebenen Wildverbiss Aufnahmen dort vorkommenden Wolf zu schießen? (Vegetationskundliches Gutachten) in Forstkultu- Ähnlich wie bei einem Mord am Menschen rückte ren sparen. Wenn da der Rehwildbestand durch die Polizei an. Der Tatort wurde abgesperrt, die Höhe des Wildverbisses ermittelt wird und Spuren gesichert, die Wolfsleiche beschlagnahmt dann Empfehlungen gegeben werden, dass jedes und ein Ermittlungsverfahren eingeleitete. Der Jä- Jahr ein halbes Reh mehr oder weniger geschos- ger bekam eine Anzeige. Denn nicht einmal im sen werden darf, fragt man sich schon nach dem Notfall können Jäger einen Wolf schießen, ohne Sinn dieser Maßnahme. In der Zeit der umfang- sich strafbar zu machen. Bin gespannt wie dieser reichen Aufnahmen könnten sinnvollerweise viele Prozess ausgeht. Rehe geschossen oder andere wichtigere forstli- Hat die Jagdleitung vor der Jagd den Jägern mit- che Arbeiten erledigt werden, um einen standort- geteilt, was geschossen werden darf, wie es üblich gerechten Mischwald zu fördern. Lasst uns Wölfe ist? Das geht aus dem Bericht nicht hervor. In der ran – wir richten das schon. Neben dem Hasenver- Situation, dass dort Wolfsvorkommen sind, hät- biss, der nicht aufgenommen wird, gab es einmal te man darauf hinweisen müssen, dass der Wolf einen kuriosen „Menschenverbiss“. Ein Waldbesit-
Natur + Landschaft -8- ansporn Frühjahr/Sommer 2019 zer beklagte, dass die Gipfeltriebe seiner jungen Laubhölzer mit einer Zange abgezwickt wurden. Er verdächtigte einen Dorfbewohner, dessen Bruder ein … ist. So genau hätte ich es eigentlich gar nicht wissen wollen. Wie gehässig ist oft der Umgang in den Dörfern. Jäger, Förster, Schäfer und Naturschützer setzen sich immer wieder auseinander und beraten wie viele Wölfe Deutschland verträgt. Gegenfrage. Wie viele Menschen verträgt die Erde? Habt ihr schon mal darüber nachgedacht? Beuten der Honigbienen am Waldrand. Die Ausbringung von Pestiziden wird seit einiger Zeit heftig diskutiert. Bisher hat sich immer wieder die Chemieindustrie dank vieler Lobbyisten durch- setzen können. Auch der Französische Präsident Macron ist umgekippt und rudert wieder zurück beim Verbot von Glyphosat, denn es sollte inner- halb von 3 Jahren vom Markt verschwinden. Er meinte, dies werde nicht zu 100 % gelingen – das würde unsere Landwirtschaft töten. So wird auch in Deutschland argumentiert. Nahrungsmittelpro- duktion durch Verwendung gesundheitsschädli- Mit Blut vollgesaugte Zecke. cher Pestizide hat also Vorrang, die Gesundheit von Menschen und Tier, der Artenverlust in der Na- Ich wollte nur einmal darauf hinweisen, dass die tur sind also nachrangig. Das Glyphosat-Verbot in Zecke das einzige Tier in der heimischen Natur ist, Frankreich ist nun am Widerstand des Parlaments das für euch Menschen gefährlich werden kann. gescheitert, das den Argumenten der mächtigen Deshalb ist nach einem Aufenthalt in Feld, Wald Bauern-Lobby folgte. Da stellt sich immer wieder und Flur darauf zu achten, ob sich eine Zecke die Frage, wer regiert da eigentlich zum Wohle des am Körper festgebissen hat. Denn sonst kann es Volkes? Und wenn einer dieses Mittel verharmlost zu schweren Krankheiten wie Borreliose und En- und es wegen seiner Unbedenklichkeit sogar trin- zephalitis kommen. Der Erreger der Lyme-Borrelio- ken möchte könnt ihr davon ausgehen, dass es se ist das Bakterium Borrelia burgdorferi. Es wird schon Schaden am Gehirn angerichtet hat bevor von Zecken auf den Menschen übertragen. Auch es eingenommen wurde. eine Enzephalitis (Gehirnhautentzündung) kann le- Für den Erhalt der Insekten sind nicht nur die bensbedrohlich sein. Wirklich für euch Menschen Honigbiene oder die über 500 Wildbienenarten, gefährliche Großwildtiere wie z. B. Tiger, Löwen, sondern auch die vielen anderen Insekten, wie Flusspferde, Krokodile, um nur einige zu nennen, Schmetterlinge, Käfer, Spinnen, Ameisen, Boden- müssen zwangsläufig mit Respekt behandelt lebewesen, Würmer usw. zu nennen. Der Artenver- werden. Da müsst ihr Menschen euch auch mal lust der letzten Jahrzehnte war noch nie so groß. zurückziehen und Vorsicht walten lassen. Hierzu- Es wird davon gesprochen, dass eine Million an lande ist das ohnehin kein Problem, da diese Tiere Arten aussterben, wenn nichts gegen den Pesti- hier nicht vorkommen. zideinsatz unternommen wird. Eine Species ist Ach, ist euch aufgefallen, dass es fast keine Reb- besonders bedroht, die es allerdings nicht wirklich hühner, die eingeführten Fasane und Feldhasen wahrnimmt. Wer? Da kommt ihr auch nicht drauf. mehr gibt? Sang und klanglos haben sich diese Der Pestizideinsatz, die Intensivierung der Land- früher häufig vorkommenden Arten aus der Land- wirtschaft ist naturfeindlich, schon schlimm genug schaft verabschiedet. Da kommt ihr bestimmt und sollte gestoppt oder auf ein Mindestmaß re- nicht drauf, wer daran schuld ist. duziert werden. Immer noch größere Maschinen
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 -9- Natur + Landschaft Verschiedene heimische Käfer, Insekten und Schmetterlinge.
Natur + Landschaft - 10 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 Artenvielfalt verschiedener Insekten und Ackerkräuter.
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 11 - Natur + Landschaft kommen in der Landwirtschaft zum Einsatz. Feld- Der große Wurf mit dem Volksbegehren ist da wege müssten dafür verbreitert werden. Durch nicht gelungen. Was nützen Blühstreifen entlang sukzessive Umstellung auf ökologischen Landbau von Feldern, wenn gleich daneben die Pestizid- könnte aber bereits verloren Gegangenes wieder spritze Unerwünschtes vernichtet. Da möchte ich zurückgeholt werden. Dazu müssen vorrangig zu- meine Erfahrung mit einem Beispiel belegen. Auf sätzlich noch intakte Biotope strenger geschützt meinem Streifzug durch den Truppenübungsplatz werden. Hohenfels wimmelte es an einem schwülen Som- Die oft gepriesenen Ersatzflächen in der Landwirt- mertag nach einem leichten Regen an den breit schaft, um mit Blühpflanzenmischungen den In- angelegten Militärstraßen von Schmetterlingen, sekten zu helfen, bedeutet nur, dass Generalisten die hier Wasser saugten. So etwas habe ich au- gefördert werden. Das sind Insekten, die nicht auf ßerhalb des Übungsplatzes nie gesehen. Warum bestimmte Blühpflanzen angewiesen sind. Spezi- gibt es hier so eine hohe Artenvielfalt? Richtig! alisten, die an bestimmte Blütenpflanzen gebun- Es werde dort seit mindestens 70 Jahren keine den sind und umgekehrt auch die Pflanzen durch Pestizide ausgebracht. Das ist doch die Hauptur- ihre Bestäubung profitieren, werden durch solche sache, warum ein so hoher Artenschwund zu ver- Blühäcker nur bedingt gefördert. Hier werden zeichnen ist. So paradox es klingt. Die Zerstörung auch Samen von nicht heimischen Pflanzen für die der Natur findet nicht auf Truppenübungsplätzen, Blühstreifen verwendet. Diese sehen zwar schön sondern außerhalb statt. Wenn ihr ebenso intak- aus, werden aber von heimischen Insekten größ- te Biotopflächen und gesunde Lebensmittel ha- tenteils nicht angeflogen. Deshalb sterben gerade ben wollt, müsst ihr auf den Einsatz von Chemie diese Spezialisten aus, wenn die entsprechenden verzichten. So einfach ist das. Alles andere ist nur Blühpflanzen fehlen, was auch zum Verlust der eine Beschönigung der Probleme. Es wird schon Wirtspflanzen führen kann. Man darf die Pflanzen nicht so schlimm sein, so heißt es oft, wenn man und Tiere nicht als Einzelindividuum betrachten, die Augen verschließt. sondern das Ökosystem insgesamt, wo alle Arten aufeinander abgestimmt sind. Das ist euere Aufga- be diese Naturflächen zu erhalten und zu fördern. Welcher Landwirt will auch, dass die Kornrade – angesät auf so einem Blühstreifen – wieder in sei- ne Äcker zurückkehrt? Wurde diese giftige Pflanze doch einst auf den Äckern ausgerottet. Auch be- kommen die Vögel nicht ausreichend Futter, wenn die Insekten immer weniger werden. Das ist eine erdrutschartige Katastrophe, die durch Monokul- Wolf auf einer französischen Jugendstilvase. turen und Pestizideinsatz ausgelöst wurde. Ein Volksbegehren soll dazu beitragen, dass wie- Dass das Volksbegehren aber anstandslos von der mehr auf die Natur geachtet wird, um unsere der Regierung angenommen wurde, ist erfreulich Umwelt zu erhalten und den Artenverlust zu stop- und schon fast wieder verdächtig. Haben da ei- pen. Im Vorfeld mahnen gerade diejenigen, die nige Kreide gefressen und will man nur verlorene dieses Dilemma eigentlich verursacht haben. Man Wählerstimmen zurückgewinnen? Oder ist das möchte die Fehlentwicklung mit allen Mitteln recht- ernst gemeint? Wir werden sehen. Immer nur die fertigen und mahnt, dass die kleinen Landwirte da- Ideen anderer Parteien zu übernehmen wie oft durch aussterben würden. Ja, das wird der Fall sein, geschehen, bedeutet auch für den Wähler, dass wenn man eingefahrene Gleise nicht verlässt und er doch gleich die Ideengeber wählen kann. Nicht so weiter machen möchte wie bisher. Dass aber so geschehen in Schweden. Da haben die Volks- in den letzten 10 Jahren über 12.000 Landwirte in parteien schon dazugelernt, dass man etwas ver- Bayern ihre Höfe aufgegeben haben, liegt nicht an ändern und umsetzen muss, wenn neue Erkennt- den Forderungen des Volksbegehrens. War es nicht nisse dies erfordern, denn es gab noch nie so viel eher der überbordende Bürokratismus, in dessen Wissen um die Natur. Dschungel sich die Landwirte verirrt haben?
Natur + Landschaft - 12 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 Ende 1800 begann der Aufschwung der Groß- Flotte und keen Luftschiff und die ganz kolossale industrie mit Fließbandarbeit. Zu dieser Zeit be- Stellung, die wir jetzt einfach haben. Das ist eben gann die Auflehnung der Kunsthandwerker, die der Zeitgeist! Das ist eben die Entwicklung! Sehen nochmals ihr Können zeigen wollten. So entstan- Sie, unsere Firma hat sich das zum Wahlspruch den herrliche Objekte, die hoch begehrt und heu- gemacht: Fort mit dem Stalldünger! Das ist mit te unnachahmlich sind, da das Arbeitsverfahren goldenen Lettern in die Bücher von Gebrüder verloren ging. Nach 1900 wurden die kunsthand- Klausing eingetragen, und das ist die Parole, mit werklichen Produkte immer simpler, eine Folge der wir siegen oder untergehen. Wir sind Kinder der Massenproduktion. Auf der Suche nach Ur- einer neuen Zeit, und ich sage immer, diese Zeit sachen, warum damals auch die Natur so in Be- soll uns auf‘m Posten finden, und wenn die ganze drängnis gekommen ist, kann man den damaligen Welt sagt: Kuhmist! Wir sagen: Kunstdünger. Das „Zeitgeist“ dafür verantwortlich machen. War es ist unser Schlachtruf. Jawohl! Ludwig Thoma 1910 der in seiner „Erster Klasse“ Soweit war die Botschaft an die Regierung und die Entwicklung in der Landwirtschaft treffen be- Landwirtschaft gerichtet und zugleich auch der schrieb. Auszüge daraus schildern die bevorste- Beginn der Industrialisierung der Landwirtschaft. henden Veränderungen wie ihr sie heute kennt: Dann kamen diejenigen, die schändlicher Weise Es ist mir sehr angenehm, mit einem Herrn von der meinen Namen missbraucht haben und sich am Regierung zu sprechen. Wir suchen Fühlung be- selbigen Ort verschanzt haben. Volk ohne Raum sonders mit der bayer‘schen Regierung, weil wir tönte es damals, der Sumpf muss entwässert auch Kunstdünger fabrizieren. Wir wollen es er- werden, Bäche begradigt, um Nahrungsmittel reichen, dass wir gerade von der Regierung emp- zu produzieren. Die Schäden die damals an der fohlen werden, dass die Leute von ihren eigenen Natur angerichtet wurden, müssen heute mit viel Beamten hören, ihr sollt und müsst Kunstdünger Aufwand rückgängig gemacht werden. Der Spuk nehmen von Gebrüder Klausing in Neuruppin. Die des Ungeistes hatte aber bald ein Ende, nach- Firma ist Ihnen vielleicht bekannt; chemische Fab- dem Millionen Menschen ihr Leben verloren, riken für Farbstoffe, alles Mögliche und Kunstdün- Deutschland sich flächenmäßig halbierte und die ger. Wir verarbeiten Guano auf Hyperphosphat Bevölkerungszahl verdoppelte. Aber Vorsicht! Da und erzielen die kolossalsten Resultate. Die Leu- tauchen schon wieder Anhänger dieser Ideologie te, die heute noch mit Kuhmist arbeiten, haben ja auf, gehen nicht den geraden Weg, sondern bie- gar keine Ahnung vom Zeitgeist! Ich sage immer, gen rechts ab. Da geht es aber zum Abgrund und wie recht unser Kaiser hat mit dem bekannten da möchte ich nicht mitlaufen. Noch ist eine Um- Worte: Volldampf voraus! Was hilft mir denn die kehr die klügere Entscheidung. alte Geschichte und die Gewohnheit oder Pie Jahrzehnte später kam die Flurbereinigung auf, tät oder Tradition, oder wie man‘s heißen will? bei der landwirtschaftliche Flächen zu größeren Ich will nu‘ einfach keinen Kuhmist mehr, ich will Einheiten zusammengelegt wurden. Dass da- Kunstdünger! Nicht wahr? Hab ich recht? Sehen bei aber viele Hecken und Feldraine wegplaniert Sie, das freut mich, dass Sie das sagen, Herr Mi- und damals schon der Artenschwund eingeläutet nisterialrat, nicht wahr? Aber gerade hierzulande wurde, ist heute fast vergessen. Zeitgleich be- hält die Regierung die Hand noch immer über den gann das Höfesterben, wenn die Betriebsgrößen Kuhmist, statt die Leute einfach zu zwingen, dem zu klein wurden, um zu überleben. Dass der Pes- modernen Geiste Rechnung zu tragen. Nehmen tizideinsatz in der Landwirtschaft verstärkt Einzug Sie mir die Bemerkung nich‘ übel, aber die Leute hielt, wurde über Jahrzehnte hingenommen. Nun hier sind eben noch etwas beschränkt. Wenn ich ist das Maß aber voll und die gravierenden Schä- hier mit so‘n Dorfschulzen spreche, ist der Mann den in der Natur sind erkennbar. imstande und sagt mir: Ja, mein Vater und mein Siegen oder untergehen? Heute merkt ihr lang- Großvater ist auch mit Kuhmist aufgewachsen, sam, dass nur die Natur besiegt wurde. Unterge- und warum soll ich da‘ ne Änderung machen? hen wollt ihr aber nicht. Deshalb ist ein „Neuer Ja, du lieber Gott! Vor fünfzig Jahren hat‘s alles Zeitgeist“ im Entstehen. Merken doch jetzt viele Mögliche nich gegeben. Vor fünfzig Jahren haben Menschen, dass es so nicht weiter gehen kann wir auch noch keine Kolonien gehabt, und keine wie bisher. Sollte damals der Kuhmist durch
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 13 - Natur + Landschaft Kunstdünger ersetzt werden, habt ihr heute bei- Neuerdings werden viele Gärten mit Schotter auf- des. Durch die Massentierhaltung schwappt gefüllt, die jegliches Leben fernhalten. Besonders auch die Gülle über die Felder und Wiesen, wer- hässlich sind „Gabionen“. Diese Draht-Steinwände den Flüsse mit Nährstoffen angereichert und das sind an Sterilität und Lebensfeindlichkeit kaum Grundwasser verseucht. mehr zu überbieten. Hauptsach‘ ihr habt keine Wer hindert euch eigentlich dem neuen Zeitgeist Arbeit mit dem Unkraut, das dort wachsen könn- zu folgen? Der Einsatz lohnt sich und auch die te. Aber Vorsicht! Da könnte einmal die Steinlaus Landwirte brauchen keine Angst haben. Es gibt (Petrophaga lorioti) kommen und den Steinhaufen viel zu tun um durch eine ökologisch ausgerichte- zum Einsturz bringen. Sollte trotzdem Unkraut in te Landwirtschaft wieder zu alten Werten zurück- der Steinwüste aufkommen, gibt es da ein be- zukehren. Das Argument, die Biolandwirtschaft stimmtes Mittel dagegen. würde durch zu viele Betriebe leiden, ist haltlos. Natürlich müssen auch Anstrengungen beim Auto Denn heute werden sehr viele Bioprodukte aus bau unternommen werden, den Schadstoffausstoß dem Ausland eingeführt, weil eine hohe Nachfrage der Motoren zu senken, der auch in gewisser Wei- besteht. Kurze Transportwege leisten einen weite- se die Natur stark beeinträchtigt. Da kann man die ren ökologischen Beitrag. Es wurde sogar gefor- Werbung eines bayerischen Autobauers als blan- dert, Biobauern zu entschädigen. Für was denn? ken Hohn bezeichnen, der für ein neues Modell Biologischer Anbau muss Standard werden in der mit „Gebaut, um den Atem zu rauben“ Werbung Lebensmittelproduktion. Pestizid- und Düngerein- betreibt. Die sagen es selbst und machen Reklame satz in der Landwirtschaft dienen meist nur der damit, was sie für einen Stinker verkaufen! Gewinnmaximierung, vor allem dem Hersteller selbst. Wenn es heißt, dass die Hälfte der Lebens- mittel weggeschmissen wird, kann bei achtsa- mem Umgang so viel gespart werden, dass das Geld auch für hochwertige Bioprodukte reicht. Da muss aber auch der Verbraucher mitmachen. Die hohe Wahlbeteiligung für das Volksbegehren zeigt auf, dass es euch Menschen sehr ernst ist, Veränderungen durchzusetzen um Natur zu retten. Allerdings sind die Forderungen noch nicht weitrei- chend. Es sind weniger die Flächen für Blühpflan- zen welche fehlen, der eigentliche Artenverlust ist durch die Pestizide zu verzeichnen. Es muss rasch Kreuzenzian (Gentiana crutiata). begonnen werden, die Landwirtschaft wieder in ei- nen ökologisch verträglichen Zustand zu bringen, um auch die verloren gegangenen Wiesenpflanzen zurückzugewinnen. Dass es für die Umsetzung viel Zeit braucht, ist ganz klar. Wenn das aber nur zö- gerlich erfolgt, durch ewige Diskussionen hinaus- gezögert wird, erreicht man nichts. Jeder einzelne Gartenbesitzer kann auch einen Beitrag leisten. So viele Blühpflanzen wie möglich sollen den Garten bereichern. Rasenroboter sor- gen dafür, dass selbst Gänseblümchen schon gar nicht mehr aufblühen können. Auch ungepflegte Ecken im Garten stellen ein Biotop für viele Arten Die Eier des Kreuzenzianameisenbläulings (Maculinea rebeli) dar. Nicht gleich den blühenden Löwenzahn aus- auf dem Blatt des Kreuzenzian. reißen oder jedes Laubblatt entfernen, denn dar- unter verbergen sich viele Kleinlebewesen. Alles Anhand des Kreuzenzians der selten bei uns im hat in der Natur seinen Sinn. Jura vorkommt, soll erklärt werden wie ein Bio-
Natur + Landschaft - 14 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 top (Lebensgemeinschaft) funktioniert. Auf ei- wird durch das Insekt der Pollen abgestreift und nem steinigen, flachgründigenen Acker wie er in zur Befruchtung an andere Blüten gebracht. Die der Stoa pfalz üblich ist, lohnte sich wegen des Orchidee möchte nur bestäubt werden und hat schlechten Ertrages die Landwirtschaft nicht eine Einrichtung geschaffen, die dem Insekt das mehr. Wenn nicht mehr gedüngt wird, Pestizi- Entkommen ermöglicht. Eine perfekte Anpas- de nicht mehr angewendet werden, können sich sung, die von euch Menschen auch verstanden vorher viele verdrängt Arten dort wieder ansie- werden muss. deln. Dazu zählt auch der seltene Kreuzenzian. Zur Blütezeit sieht man auf seinen Blättern und in den Blattachsen kleine weiße Pünktchen. Es sind die Eier des Kreuzenzianameisenbläulings. In der genial konstruierten Eihülle, von der Architekten etwas übernehmen können, um stabile Gebäude (z. B. Allianzarena in München) mit hoher Ästhe- tik zu bauen, entwickeln sich die Raupen, die an- fangs noch ganz winzig im Blatt des Enzians fres- sen und langsam größer werden. Nun geschieht etwas Sonderbares. Ameisen tragen die Raupen in ihren Bau und füttern diese bis zur Verpuppung. Normalerweise vertilgen Ameisen die Raupen. Hier Nest aus Kiefernnadeln der Mauerbiene. findet wohl ein gegenseitiger Austausch statt, von Wer hat schon einmal eine Wildbiene gesehen, dem beide Arten profitieren. Die Raupen des Kreu- die eine Kiefernnadel zu ihrem Nest fliegt? Es ist zenzianameisenbläulings sondern ein Sekret ab, die Mauerbiene, die sich ein Nest in Form eines welches die Ameisen scheinbar gerne mögen. So Zeltes baut um ihre Larven aufzuziehen. Beim funktioniert also ein Biotop. Auf einem Blühacker Schutz von Insekten geht es gerade um solche wie sie gefordert werden, können sich solche hoch Spezialisten, die kaum beachtet werden. Wird spezialisierten Lebensgemeinschaften nicht entwi- deren Lebensraum beeinträchtigt oder vernichtet, ckeln. sterben sie aus. Denn was man nicht kennt, das sieht man nicht, oder will es gar nicht sehen. Ein- fach darüber hinwegsehen ist am bequemsten. Ja was ist denn da passiert? Haben sich Schü- ler getraut zu demonstrieren, und das während der Schulzeit. Sie gingen für mehr Klimaschutz auf die Straße. Denn unseren Kindern und Enkel dämmert es langsam, dass sie in eine ungewis- se Zukunft schauen. Sie wollen jetzt schon etwas erreichen damit die Natur nicht zu Grunde geht. Mahner, die sich gegen die immer fortschreiten- de Vernichtung der Natur einsetzen, werden als Weltverbesserer, Weltretter und im schlimmsten Fall als Volksverhetzer diffamiert. Die Natur muss erhalten und gerettet werden, verloren gegange- nes zurückgeholt werden. Besser heute als mor- Frauenschuh mit Grabwespe. gen, denn die Welt kann man eigentlich nicht zer- Eine Grabwespe kriecht aus dem Pantoffel des stören, nur deren Natur. Und die wird, wenn ihr so Frauenschuhes. Fällt ein Insekt in den Schuh weitermacht, immer nachhaltiger vernichtet. und kann sich nicht mehr befreien, so wird das Deshalb darf man es den Schülern nicht ver Insekt durch ein durchsichtiges Fenster am obe- übeln, wenn sie dafür auf die Straße gehen. Den ren Teil des Pantoffels nach oben geleitet. Dabei Unterrichtsausfall werden sie lernmäßig ver-
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 15 - Natur + Landschaft kraften. Tagtäglich wird in den Medien rauf und ein großes Problem geben. Wohin auswandern? runter über Demokratie gesprochen. Wenn dann Amerika ist schon besetzt und baut Zäune. Da mal jemand Demokratie umsetzen möchte, wäre bleibt nur noch das eisfreie Grönland. Da war- das verwerflich. Die Gegner solcher Demonst- ten aber schon meine Freunde, die Eisbären, die rationen sollten daraus lernen und sich eher für auch ihre Heimat verloren haben. Und die haben die Schüler einsetzen, die endlich einmal etwas euch zum Fressen gerne. Vielleicht reicht es vor- wagen. Man merkt an den Umfragen in den Me- erst, Stellflächen für die Wohnwägen der Hollän- dien, welche Parteien dafür oder dagegen sind. der zu bauen, falls durch den Flächenfraß noch Das gibt einem auch zu denken, wie reagiert wird. genug Land übrig ist. Und nicht zu vergessen, es Munkelt man schon Fremdsteuerung der Jugend muss noch ein Fußballstadion her, wenn einmal durch Verschwörungstheoretiker. Nein, sie haben Ajax Neumarkt in der Bundesliga spielt. Was wird nur ihr Gehirn benutzt. Was aber klar gesagt wer- mit den Briten, wenn ihnen das Wasser bis zum den muss. Es soll Verweise hageln für diejenigen Halse steht? Spätestens dann werden sie die Schüler die aus „null Bock“ nicht zur Demo gin- Vorteile Europas erkennen, welches sie verlassen gen, stattdessen in die Kneipe. Die haben noch wollen. Da werden die Mainzer Karnevalisten ein- nicht kapiert, dass es um ihre Zukunft geht, die mal die Frage anstimmen - Wolle mer se roilos- sie jetzt schon positiv gestalten können. Sich für se? Ja, selbstverständlich! Dann bekommen sie biologische Vielfalt einzusetzen ist besser, als endlich mal ein gutes Bier und was Gescheites mit verschlossenen Augen wichtige Ziele in fer- zu essen. ne Zukunft zu schieben. Die ältere Generation hat Das Bürgerbegehren Stadtpark Neumarkt for- ja damals auch gegen Raketenstationierung und derte den Erhalt des Baumbestandes bei der eine Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf bevorstehenden Umgestaltung des Parks. Denn demonstriert, damit nichts passiert. Sonst würde dort hat sich ein ansehnlicher Waldbestand mit heute in der Oberpfalz nicht nur die Sonne strah- einer hohen Baumartenvielfalt entwickelt. Dass len. Jetzt ist aber schon etwas passiert, deshalb ein Baumbestand von Zeit zu Zeit gepflegt und die Demonstrationen. behutsam ausgelichtet werden muss ist ein Ach, was habe ich da übersehen? Diese Schüler, ganz normaler Vorgang. Werden aber zu viele die sich nicht an der Demonstration beteiligten, Bäume auf einmal gefällt, nämlich ca. 1/3 des könnten ja unsere zukünftigen Lobbyisten sein, Baumbestandes im Stadtpark, führt das zu einer die dann dafür sorgen, dass die Pestizidaktien Instabilität des verbleibenden Waldes und ein hohen Gewinn abwerfen und es in der Wirtschaft Sturm kann eine Schneise in diesen temporären läuft – wie geschmiert. Das ist verständlich, dass Schutzwald reißen, mit weiteren Folgeschäden. sie nicht gegen ihre Gesinnung demonstrieren. Bei einem temporären Schutzwald (nachzulesen Wenn durch die Einstellung „nach mir die Sintflut“ im Waldgesetz für Bayern Art. 10, (2), Schutzwald agiert wird, kann ich nur sagen, ihr seid schon die ist ferner Wald, der benachbarte Waldbestände Sintflut. vor Sturmschäden schützt.), handelt es sich um Nun ist aber genug demonstriert. Geht endlich an bestimmte Waldbestände, die den anderen Wäl- die Arbeit um Vorschläge zu machen, wie die be- dern in Hauptwindrichtung vorgelagert sind. Sie kannten Probleme bewältigt werden können. Soll- schützen die benachbarten Waldbestände vor te da nicht ein Unterrichtsfach „Zukunftsbewälti- Sturmschäden und dürfen daher nicht ohne wei- gung durch Umgestaltung“ eingeführt werden? teres eingeschlagen werden. Dies würde auch für Schüler unterbreiten daraufhin den Regierenden den Stadtpark zutreffen. Wenn die Bäume auf der die gewonnenen Erkenntnisse. Dann hätten die Westseite gefällt werden, ist der dahinterliegen- Schüler den dringend zu realisierenden „neuen de Eichenbestand gefährdet. Ob sich darüber die Zeitgeist“ eingeläutet. Planer, ebenso Gegner, Befürworter und Wichtig- Würde heute die Arche Noah starten, da bräuch- tuer Gedanken gemacht haben? Das wäre näm- tet ihr kein so großes Schiff mehr, da ihr schon lich schlechthin das Hauptargument des Bür- so viele Arten vernichtet habt. Steigen durch die gerbegehrens gewesen, den Baumbestand zu Klimaerwärmung durch Abschmelzung der Glet- erhalten. Ansonsten sehen die Forderungen des scher die Weltmeere, wird es für die Flachländer Bürgerbegehrens eher wie ein Käseglockenna-
Natur + Landschaft - 16 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 turschutz aus Liebe zu den Bäumen aus, wenn versiffte Schandfleck des Dietrich Eckhart - bei der Umgestaltung aus einem Gefühl heraus Denkmals gesprengt wird. Dieses Denkmal, für so gut wie nichts verändert werden darf. Die Na- den Wegbereiter und Mitstreiter des größten tur unterliegt aber anderen, nicht von Menschen Verbrechers aller Zeiten, hätte schon längst gemachten Gesetzen. Die vorgesehenen Ersatz- entfernt werden müssen. Warum es noch steht pflanzungen junger Bäume bieten vorerst keinen ist verwunderlich. Ist es Gleichgültigkeit, Gedan- Sturmschutz und bieten ökologisch gesehen kei- kenlosigkeit, Unwissenheit, Dummheit oder gar nen vollwertigen Ersatz gegenüber den noch vor- Absicht – weil schon wieder zeitgemäß? handenen Altbäumen. Apropos, warum wurde in Mühlhausen kein Bür- Ein Vorgeschmack, was im Stadtpark passieren gerbegehren angestrengt, um die Rodung des kann, sind die zwei durch einen Sturm gefällten Kiefernwaldes am Naturdenkmal Breitenloh für ein Hainbuchen. Der eine Baum war schon abgestor- ausuferndes Gewerbegebiet zu verhindern, das ben, der andere bereits geschädigt. Verantwort- ohnehin schon viel zu viel landwirtschaftliche Flä- lich dafür könnten hier die Bodenverdichtung, chen verschlungen hat? Und das in unmittelbarer Trockenheit und Wildpinkler sein. Nähe einer Wohnsiedlung. Ist der Wald in Mühlhau- Nun wurde mit großer Mehrheit umweltbewusst sen weniger wert als im Neumarkter Stadtpark? für den Erhalt des Baumbestandes im Stadtpark Als Ausgleichsfläche für den hohen Flächenver- beim Bürgerbegehren gestimmt. Da werden sich brauch um die Stadt Neumarkt könnte doch im die Planer nun schwer tun, um etwas neu zu ge- Bereich des zukünftig aufgelassenen Flugplatzes stalten ohne viel am Baumbestand zu verändern. ein weiterer viel größerer dezentraler Jura-Stadt- Ich bin gespannt was dabei herauskommt. Wenn park mit heimischen Hölzern, Sträuchern und dann zur Zufriedenheit aller der Park eröffnet Pflanzengesellschaften, entstehen. Das wäre zu- wird, kommen dann Prozessionsspinner und viel- kunftsweisend und würde wieder mehr Grün in leicht noch der Schwammspinner und besiedeln die Stadtnähe bringen und ein Vorbild für andere die Eichen. Dann geht das Geschrei wegen der Städte sein, die dann einmal sagen: „Die Neu- drohenden Gefahr durch deren Raupenhaare los, markter haben sich etwas getraut.“ und anschließend wird der Park gesperrt. Habe ich da richtig gesehen, dass Bundes- Schön, dass der Leitgraben wieder freigelegt präsident Frank-Walter Steinmeier eine Träne werden soll. Was aber die Uraufnahme des Stadt- verdrückte, als er das letzte Stück geförderter planes von ca. 1820 zeigt, könnte heute wieder Steinkohle in seinen Händen hielt? War doch realisiert werden. Wo der Parkplatz am ehemali- die Steinkohle für die Aufrüstung im 1. und 2. gen Hotel Wunder neu gestaltet werden soll, war Weltkrieg und den wirtschaftlichen Aufschwung früher der Hofmühlweiher, der sich bis an die Nor- danach verantwortlich. Während im Ruhrgebiet dostseite des Schlosses erstreckte. Auch west- jetzt die letzte Zeche geschlossen wurde, geht lich und nördlich der Schanze war der Saugraben der Kampf um die Braunkohleförderung weiter. mit Wasser gefüllt. Statt des Parkplatzes könn- Die Braunkohle dürfte aber maßgeblich für die te man wieder diesen Weiher herstellen, um et- weltweite Klimazerrüttung verantwortlich sein, was mehr Kühle in die Stadt zu bekommen. Aber sozusagen der 3. Weltkrieg, dieses Mal gegen Parkplätze haben ja Vorrang. die Natur. Während in Deutschland zur Luftrein- Mit der üblichen Verschandelung des Neumark- haltung Maßnahmen zur Beendigung des Braun- ter Schlossparkes durch die Gestaltung mit vielen kohleabbaus langsam in Angriff genommen wer- Betonklötzen und Treppen, (ähnlich im Kufferpark den müssen, wird in China jede Woche ein neues Berching) wird wieder ein Stück Grün vernichtet. Kohlekraftwerk eröffnet. Braucht es sowas überhaupt? Der Park soll ja ein Wann wird der Bundespräsident oder ein nach- Stück Natur in die Stadt bringen. Oder soll da wie folgender das letzte Stück Braunkohle und den auch andern Orts nur dem Betongott unserer Zeit letzten Liter Erdöl in seinen Händen halten? Aber gehuldigt werden? Es muss halt alles viel Geld bis es soweit ist, wird noch viel „Kohle“ gemacht. kosten, denn sonst ist es ja nichts wert. Wo aber dann die Energie zukünftig herkommen Ich hätte da noch eine Bitte. Ich würde ger- soll, ist die größte Herausforderung, die zu be- ne auf den roten Knopf drücken, wenn dieser wältigen ist.
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 17 - Natur + Landschaft Blick vom Rotstein in Sachsen in Richtung Schwarze Pumpe im Hintergrund. Das Kraftwerk „Schwarze Pumpe“ in der Lausitz die ökologischen Ziele zu erreichen. Da reicht zählt zu den größten Dreckschleudern durch die es nicht mit Wattebäuschchen zu werfen. Da Verbrennung von Braunkohle für die Verstromung ist Engagement auf breiter Front gefragt. Lasst in Deutschland und Europa. Da diese Region nur vor allem die Jugend ran. Die haben neue Ideen wenig Ausweicharbeitsplätze bietet, ist es an der und viel Kraft, um die Welt ein Stück besser zu Zeit, dort neue Arbeitsplätze zu schaffen, recht- gestalten, um ihre Zukunft zu sichern. Sollte die zeitig bevor der Ausstieg aus der Braunkohlever- Welt verbessert und die Natur geschont werden brennung beschlossen wird. und der Wohlstand erhalten bleiben, muss heute Die Schadstoffe, die in der Lausitz in die Atmo- rasch gehandelt werden. Karl Valentin hat ein- sphäre gehen, sind enorm. Was dort für uns Wöl- mal gesagt: „es wird hoffentlich nicht so schlimm fe die erste Heimat in Deutschland war, wird wei- kommen wie es bereits ist.“ In diesem Sinne, pa- terhin ein Lebensraum für einige von uns bleiben. cken wir‘s gemeinsam an. In die Schweiz gehe ich bestimmt nicht, obwohl dort schon viele Wölfe leben. Im Kanton Uri vo- Euer Christianus Lupus mit Familie tierten bei einer Volksabstimmung 70% gegen uns Wölfe. Ich habe mich für die Oberpfalz als Heimat entschieden. Um populär zu sein, finden sich immer wieder Politiker, die den Abschuss für Wölfe für ihre Klientel durchsetzen wollen. Haben die Menschen vergessen, dass wir schon in der Steinzeit uns den Menschen genähert haben, da es dort immer etwas zu holen gab? Daraus entstanden dann durch Züchtung die von euch Menschen so geliebten Hunde. Neben den Kat- zen sind Hunde die beliebtesten Haustiere. Wa- rum mag man uns Wölfe – das Original – nicht? Wenn wir uns aber weiter vermehren, können wir erst richtig loslegen und effizient im Rudel jagen. Und denkt daran, dem neuen Zeitgeist zu fol- gen. Es wird ein schwerer Kampf für euch, um
Natur + Landschaft - 18 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 Die Veranstalter: c h m it S p e zialitäten tagstis erind ab 11 Uhr Mit -Lamm & Juradistl-weid tl vom JUradis Sa, 12. Oktober 2019 von 9 – 14 Uhr vor dem Neumarkter Landratsamt * Verkauf vIELER * Apfelsorten und frischeR Obstspezialitäten Apfelsaft zum Probieren * Apfelsorten-Bestimmung * Kaffee und (Obst-) Kuchen * Beratung rund um das Obst * Musikalische Umrahmung Gestaltung: www.neve-design.de Keine Standgebühr! Voranmeldung für Verkauf BIS 4. OKTOBER erforderlich! Sachgebiet für Gartenkultur, Landespflege & Umweltbildung Tel: 09181 – 470 311 Fax: 09181 – 470 6811 Mail: lpv@landkreis-neumarkt.de
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 19 - Natur + Landschaft Hochwasser der Schwarzen Laber an der Hammermühle bei Parsberg 1909. (Foto privat) Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, darf man den Kopf nicht hängen lassen. Dieser Spruch steht in einem Gasthof in Weissenkirchen an der Donau in Niederösterreich. Hochwasser So ergeht es meist jedes Jahr den Anwohnern an großen Strömen und Flüssen. Ohne lang zu jam- mern und zögern wird nach einem Hochwasser im Landkreis aufgeräumt. Von immer wiederkehrenden Hoch- wassern betroffen sind in der Oberpfalz die Orte an der Donau, Naab und Regen. Seltener gibt es Neumarkt große Hochwasserüberflutungen an anderen Ne- benflüssen und Bächen. Als historisches Großereignis einer landesweiten Katastrophe war das Hochwasser von 1909, das auch den Landkreis Neumarkt schwer traf. Einige Hochwassermarken zeugen noch heute von die- ser Naturkatastrophe.
Natur + Landschaft - 20 - ansporn Frühjahr/Sommer 2019 So sieht es heute an der Schwarzen Laber bei der Hammermühle in Parsberg aus. Der Schatten der heutigen modernen Brücke ist Die Hochwassermarke vom 9. Februar 1909, im obigen Bild zu sehen. Im Vergleich zur alten dem schlimmsten Hochwasser ihrer Geschichte, Brücke wurde diese höher verlegt, so dass es ist auf einer Kunststofftafel an einem Holzstück keinen Rückstau durch den früheren Wegedamm an der Hammermühle bei Parsberg angebracht. mehr gibt. So kann heute ein Hochwasser dort Diese Marke wurde später durch eine Steintafel keinen so großen Schaden anrichten. an der Außenwand der Mühle ersetzt. Die Nacht vom 3. auf 4. Februar 1909 war eine Schreckensnacht für die Anwohner an der Schwarzen Laber. Das Wasser stieg so hoch, dass sich die Menschen in höhere Stockwerke flüchten mussten. Vorausgegangen war ein kalter, klarer, schneearmer Winter. An Lichtmess 1909 schneite es unaufhörlich. Gewaltige Schneemassen lagen auf dem gefrorenen Boden. Aber innerhalb kür- zester Zeit wechselte der Schnee in Regen über und Tauwetter setzte ein. Die gewaltigen Schnee- massen schmolzen und verwandelten sich in rei- ßende Ströme. Das Wasser raste in den einge- schnittenen Tälern der Laber-Flüsse, Lauterach und des Forellenbaches mit ständig steigendem Pegel hinab. Viele Tiere, die nicht rechtzeitig ge- rettet werden konnten, ertranken. Durch staatli- che Hilfe wurde dann der entstandene Schaden zumindest etwas gemildert. Hochwassermarke an der Hammermühle in Parsberg.
ansporn Frühjahr/Sommer 2019 - 21 - Natur + Landschaft Hochwasser 1909 in Berching. Hochwassermarken an der Stampfermühle in Berching. Die Stampfermühle wurde 1628 errichtet. Die bei- den Hochwassermarken zeigen oben die Was- serhöhe am 5. Februar 1909 und unten vom 18. Dezember 1902. Das Hochwasser erreichte dort 1902 eine Höhe von 1,35 Meter, im Jahre 1909 sogar 1,83 Meter über Normalstand, so dass der gesamte Mühlgrund inklusive Mühlgebäude unter Wasser stand. Hochwassermarken in der Berchinger Stadtpfarrkirche. An einem ungewöhnlichen Ort sind Hochwas- sermarken angebracht. In der Stadtpfarrkirche Berching befinden sich neben dem rechten Sei- tenaltar hinter der Kanzel drei Hochwassermar- Die Hochwasserfreilegung der Stadt Berching 1920-1922. ken. Sie zeigen die Wasserhöhe vom 30. auf den 31. Mai 1845, vom 5. Februar 1909 und am 18. Innerhalb von zwei Jahren, in denen man von Dezember 1902 an. So hoch stand damals in der Hochwasser verschont blieb, war mit vieler Bürger Kirche das Wasser: Vom 30. auf den 31. Mai 1845 Hände ein riesiges, einheitliches Kanal-Bauwerk stieg das Hochwasser auf eine Rekordhöhe von nach dem Hochwasser von 1909 in Berching ent- 81 cm über Kirchenniveau, am 18. Dezember standen. Diese Baumaßnahmen von 1920/1922 1902 auf eine Höhe von 50 cm und am 5. Feb- haben sich gelohnt, da seit dieser Zeit die Sulz ruar 1909 auf eine Höhe von 67 cm. Demzufolge kaum mehr über die Ufer getreten ist. Eine Aus- muss in diesen Jahren die gesamte Innenstadt zu nahme war das Hochwasser vom 7. Juli 1975. einem See geflutet gewesen sein. Dass das Was- Nach sintflutartigen Regenfällen stieg das Hoch- ser 1909 auch durch das heutige Rathaus floss, wasser bis an die Kirchentür der Stadtpfarrkirche ist mündlich überliefert. Im Abflussbereich dieser und richtete, wie schon frühere Hochwasserkata- letzten größeren Flut von 1909 wurden damals 75 strophen in der Kirche, großen Schaden an den Kubikmeter Wasser pro Sekunde gemessen. Kunstwerken an.
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