Biovision - Gewusst-wie! - Stiftung für ökologische Entwicklung - Biovision Foundation
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Magazin Nr. 66, August 2021 Biovision Stiftung für ökologische Entwicklung Gewusst-wie! Alle reden von Agrarökologie. Wir setzen um – international, in Afrika und in der Schweiz.
Liebe Leserin, lieber Leser Woran denken Sie bei «Agrarökologie» oder «Transformation des Ernährungssystems»? Diese Begriffe haben derzeit Hochkonjunk tur in der Diskussion um eine nachhaltige Zukunft und in der Entwicklungszusammen Wirkung der arbeit – auch bei Biovision. Aber was Informationsprojekte bedeuten diese Wörter? Verstehen alle das selbe darunter? In diesem Magazin gehen Das Farmer Communication Programme wir den beiden Begriffen auf den Grund. (FCP) von Biovision ist ein multimediales So viel sei hier verraten: Es steckt mehr Paket: Mit wöchentlichen Radiosendun- dahinter als Landwirtschaft, Ökologie oder gen über den zweitbeliebtesten Sender Nahrung. Es geht um den ganzen Lebens- in Kenia, «Maisha FM», werden knapp mittelzyklus von der Produktion bis zur 2 Millionen Personen erreicht. Diese Entsorgung. Und es geht um Wissensaus- Inhalte werden ausserdem regelmässig tausch, um Beziehungen zwischen Produ- auf dem populären Fernsehsender zentinnen und Konsumenten, um soziale «KTN Farmers» beworben. Die monat- Gerechtigkeit und um Fairness. lich erscheinenden Bauernzeitungen «The Organic Farmer» (Kenia) und Frank Eyhorn, Geschäftsleiter von Biovision «Mkulima Mbunifu» (Tansania) haben und Experte für diese Themen, erläutert in mehr als 200 000 Lesende. Dazu kom- seinem Hintergrundbeitrag die Bedeutung men jährlich rund 400 000 Besuchen- der Begriffe und setzt sie in Bezug zu Effizient: Übers Radio erfahren de der Internetplattform www.infonet- grossen Fragen, die uns heute bewegen: ca. 2 Millionen Personen biovision.org sowie die Leser:innen- Mangelernährung, Biodiversitätskrise von ökologischer Landwirtschaft schaft einer führenden kenianischen und Klimawandel (Seite 6). Mit je einer Landwirtschaftszeitung («Smart Har- Reportage aus Ostafrika und der Schweiz vest») mit regelmässigen Berichten zu zeigen wir beispielhaft auf, wie Elemente ökologischem Landbau. der Agrarökologie bereits umgesetzt werden (Seiten 2 und 8). Agrarökologie in Möglichkeit, sich gegenseitig über ihre Prob- leme und L ösungen auszutauschen. riert die nächste Sendung an. Diesmal geht es um die Frage, wie man Verluste nach der Projektbudget 2020–2022: der Praxis Ernte vermeidet. Ein wichtiges Thema, denn Fr. 3 699 483 Zum Glück gibt es nebst komplexen Fragen Nützliche Ratschläge aus dem Äther in Kenia verderben zwischen 20 und 60 Pro- und schnellen Veränderungen auch Bewähr Noch vor dem Corona-bedingten Lockdown zent der landwirtschaftlichen Produkte auf www.biovision.ch/FCP tes, das bleibt. Dazu gehören für uns die besuchte die Beobachter-Reporterin Julia dem langen Weg vom Feld auf den Teller. Verbundenheit mit Ihnen, Ihr Interesse an Biovision setzt mit seinem Programm zur Wissensverbreitung mehrere Hofer zusammen mit dem kenianischen Der Radiojournalist hält einer Bäuerin das UNO-Nachhaltigkeitsziele (SDGs) unserer Arbeit und Ihre treue Unterstützung Grundsätze der Agrarökologie um: Wir ermächtigen Kleinbauern Radiojournalisten Macdonald Mathew u.a. Mikrofon hin. Sie will wissen, warum die Biovision bekennt sich zur Agenda 2030 für unser Wirken. Dafür, geschätzte Leserin familien, ihre Ernährung und ihr Auskommen zu verbessern und ihre eine Bäuerinnengruppe in Machakos östlich Früchte, die sie mit dem Esel auf den Markt der Vereinten Nationen. Mit dem Far- nen und Leser, danken wir Ihnen von Herzen! Umwelt zu erhalten. Zugleich wird der gegenseitige Austausch zwischen von Nairobi. Die Landwirtinnen treffen sich bringt, so schnell verderben. Eine andere mer Communication Programme leistet Bäuerinnen und Bauern, Forschenden und Behörden gefördert. regelmässig, um ihr Wissen auszutauschen, fragt: «Wie kann ich verhindern, dass meine Biovision einen Beitrag zu den folgenden sich zu vernetzen und sich gegenseitig zu Avocados verfaulen?» Eine alte Frau zeigt Zielen: Von Peter Lüthi, Biovision (Text), und Christian Bobst (Bilder) unterstützen – eine ideale Ausgangslage Bohnen und Maiskörner herum: «Warum für eine neue Folge im Bauernradio: sehen sie so kärglich aus?» Die Antworten auf diese Fragen gibt der ebenfalls anwe- Unterwegs in unseren Afrika-Projekten stau- verbessern. Unsere Radiosendungen für Die Frauen sitzen um ein Tischchen, auf dem sende John Mutisya, der im Auftrag von ne ich immer wieder über die Redegewandt- Bäuerinnen und Bauern sind neben zwei ein Laptop und zwei Boxen aufgebaut sind. Biovision die Bauernschaft berät. Die Früchte heit vieler Menschen. Auch in abgelegenen Bauernzeitungen, praktischen Ausbidungs- Jemand stellt Mbaitu FM (der lokale Radio- müssten besser verpackt werden, damit sie Dörfern und Gehöften treffe ich regelmässig kursen, landwirtschaftlichen Beratungs- sender, Red.) ein und sucht die Sendung «The beim Transport keine Druckstellen bekämen, Peter Lüthi Biovision-Projektreporter auf Bäuerinnen und Bauern, die aus dem diensten und einer renommierten Internet- Organic Farmer», die letzten Freitag gesen- spricht John Mutisya ins Mikrofon. Und: Hal- und Redaktor Stand brillante Reden halten oder rheto- plattform seit Jahren Flaggschiffe unseres det wurde. Aus den Lautsprechern schep- tet eure Avocadobäume klein, dann könnt ihr risch geschliffene Interviews geben können. Farmer Communication Programmes (FCP). pert Macdonald Mathews Stimme. Natürlich die Früchte vom Baum holen, bevor sie he Ein Grund dafür liegt wohl darin, dass ihre In Kenia berichten eine nationale und vier könnten die Frauen die Sendung auch zu runterfallen und deswegen faulen. Die Boh- Kommunikationskultur seit jeher und bis regionale Radiostationen regelmässig und zu Hause hören. Aber das wäre nicht dasselbe. nen müssen zuerst gut getrocknet und dann heute mündlich geprägt ist. bester Sendezeit mit speziellen Programmen Wenn sie zusammenkommen, wird aus ein- in Säcken mit dichtem Innenfutter gelagert über ökologische Anbaumethoden, eine si- zelnen H örerinnen eine Studiengruppe. werden, weiss er. Das verhindert Schimmel- Biovision macht sich die Stärke des gespro- chere Lagerhaltung der Ernten und über bildung und hält Ungeziefer fern. Auch bezüg- chenen Wortes zunutze für die Verbreitung effiziente Transport- und Vermarktungsmög- Kaum ist das Radio verstummt, stöpselt lich Mais weiss John Mutisya Rat: Er vermu- von Wissen und die Ermächtigung der Men- lichkeiten landwirtschaftlicher Produkte. Macdonald sein Mikrofon ins Aufnahme tet, dass die Körner beschädigt sind, weil sie schen, ihre Ernährung und ihr Auskommen zu Bäuerinnen und Bauern erhalten zudem die gerät, drückt die Aufnahmetaste und mode- mit einem Stock vom Kolben gelöst wurden. 2 3
Agrarökologie konkret So sind die propagierten ökologischen Anbau Die Radioprogramme von Biovision in Kenia methoden und Anleitungen wissenschaftlich und Tansania bieten anschauliche Beispiele, geprüft und dienen nebst der Ertragssteige- wie Agrarökologie in der Praxis funktioniert. rung auch der Erhaltung und Aufwertung der Der Begriff steht einerseits für eine Wissen natürlichen Lebensgrundlagen und der Bio- schaft der Ökologie und der Landschaftsöko diversität. Im Rahmen des FCP werden der logie, andererseits für landwirtschaftliche gegenseitige A ustausch zwischen der Wis- Methoden und Praktiken, und er meint auch senschaft und der Bauernschaft – aber auch Dr. David M. Amudavi eine gesellschaftliche und politische Bewe zwischen den Bäuerinnen und Bauern sowie lebt in Kenia, ist Direktor von BvAT und gung (siehe Seiten 6–7). Das von Biovision Bauerngruppen – praktiziert und gefördert. Vorstandsmitglied im Weltverband initiierte FCP (Farmer Communication Pro- Damit leistet Biovision einen aktiven Beitrag für Biolandbau IFOAM. Er studierte gramme) wird seit Jahren von unserer keni- für eine Biobewegung, die in Ostafrika zu- Biologie und Umweltbildung. anischen Schwesterorganisation Biovision nehmend an Fahrt gewinnt. Africa Trust (BvAT) umgesetzt und bezieht Drei Fragen an David Amudavi alle drei Aspekte der Agrarökologie mit ein. Warum hat BvAT für die Umsetzung der Agrarökologie in Afrika eine Schlüsselrolle? Biovision Africa Trust (BvAT) kann viele Vom Acker aufs Bäuerinnen und Bauern direkt erreichen. Und wir sprechen die Öffentlichkeit an, Wissensaustausch: die sich wegen ungesunder Lebensmittel internationale Parkett Radio- und Zeitungs- Sorgen macht. Auch auf oberster politischer beiträge werden gemeinsam besprochen Ebene finden wir Gehör: Durch unseren Umsetzungsauftrag von der Afrikanischen Union für ökologische Landwirtschaft, Von Andreas Schriber, Biovision Africa Trust* sowie durch unsere lokalen und globalen Netzwerke mit Organisationen wie FAO, Mit der Gründung von Biovision Africa Z uschlag der African Union (AU), diese IFOAM, FiBL, icipe etc. Trust (BvAT) in Nairobi, einer gemeinnüt- Initiative in neun afrikanischen Staaten zigen Organisation nach kenianischem zu implementieren, erlangte BvAT interna- Ist Agrarökologie für afrika- Recht, mit der übereinstimmenden Zweck- tionale Anerkennung und konnte zusätz nische Länder ein Thema? bindung wie der Stiftung Biovision, wur- liche Geldgeber an Bord holen. de 2009 der Samen eingepflanzt, um die Ja! Auch wenn viele Kräfte die Verbreitung Arbeit von Biovision in Afrika vermehrt in 2018 gewann BvAT die Projektausschrei- ökologischer Ansätze bremsen, sind neue, lokale Hände zu legen. In der Startphase bung der deutschen Gesellschaft für Inter nachhaltige Methoden der Nahrungs von BvAT wurden die ersten Projekte zur nationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH produktion gefragt. Millionen von Klein- Live-Mitschnitt: Bauernkommunikation (heute FCP – Farmer für den Aufbau einer von afrikaweit fünf bäuerinnen und Kleinbauern haben kaum Der Radioreporter Macdonald Mathew nimmt angeregte Communication Programme) in nachhal regionalen Wissensplattformen für Bio- Geld für chemischen Pflanzenschutz und Diskussionen auf tige Strukturen überführt. BvAT übernahm landbau «Knowledge Centers for Organic Düngemittel. Für sie ist Agrarökologie eine den Ausbau und die Umsetzung des FCP Agriculture». Dieser Auftrag passt hervor- gewinnbringende Alternative. Bei vielen unter der Schirmherrschaft unseres lang- ragend in das wachsende Programm von Regierungen gewinnen Ernährungssicher- jährigen Partners icipe (internationales BvAT und vergrössert die Verbreitung der heit, Gesundheit und der Schutz natür Tipp gegen Schimmel: Insektenforschungsinstitut in Nairobi). Biovision-Bauernkommunikation in Sub- licher Lebensgrundlagen an Bedeutung. Bohnen trocken halten! 2016 erhielt BvAT die staatliche Anerken- sahara-Afrika. nung als registrierte, steuerbefreite keni- Welches ist die grösste anische Nichtregierungsorganisation in Mit diesen komplementären Programmen Kenia. und dem Zugang zu Entscheidungstragen- Herausforderung? den auf Ebene der AU eröffnen sich für Nachhaltige Methoden sind wissens BvAT als Drehscheibe für den BvAT für die kommenden Jahre vielverspre- intensiv und bedingen spezifische Forschung Biolandbau in Afrika chende Möglichkeiten, sich als wichtiger und Ausbildung. Jetzt müssen sehr schnell Mit dem Auftrag der schweizerischen Akteur in der Verbreitung agrarökologi- viel mehr Mittel in diese Forschung und Direktion für Entwicklung und Zusammen- scher Methoden in Afrika zu etablieren. Ausbildung fliessen, denn das wird seit Fairer Handel: arbeit (DEZA) zur Koordination der pan Die Bauernmedien Jahrzehnten sträflich vernachlässigt. informieren über afrikanischen Initiative zur Förderung des * Andreas Schriber ist Gründungsmitglied und Vorstands- die aktuellen Preise Biolandbaus in Afrika (EOA-I) und dem vorsitzender von Biovision Africa Trust in Nairobi 4 5
Für die Transformation der Ernäh- Unser Essen formt die Welt – rungssysteme braucht es uns alle Nachhaltige Ernährungssysteme Mangelernährung, Biodiversitätskrise und Klimawandel: Wir müssen dringend Die Art und Weise unserer Ernährung – von der Forschung und der Produktion bis zum Konsum unsere Ernährungssysteme transformieren. Wie der Wandel gelingt und wo wir und zur Entsorgung von Nahrungsmitteln – beeinflusst unsere Gesundheit, die Gesellschaft bei Biovision ansetzen. und die Umwelt. Es gilt, Ernährungssysteme so zu gestalten, dass alle Zugang zu gesunder Nahrung Von Frank Eyhorn, Geschäftsleiter Biovision erhalten, dass Menschrechte, Natur und Tierwohl respektiert werden und alle Beteiligten einen fairen Lohn erhalten. Wir alle essen, jeden Tag. Was wir essen bringen uns diese erbitterten Grabenkämpfe müssen mehrere Hebel angesetzt werden: und wie wir unsere Lebensmittel produzie- nicht weiter, im Gegenteil. Die Transformation die Weiterentwicklung und die Verbreitung ren, beeinflusst unseren Planeten und die unserer Ernährungssysteme ist eine enorme ökologischer Produktionsweisen, Investi Gesellschaften wie keine andere mensch- gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir tionen in nachhaltige Wirtschaftsweisen liche Aktivität. Die heutige Landwirtschaft nur gemeinsam bewältigen können. und die Gestaltung förderlicher politischer ist massgeblich verantwortlich für den be- Rahmenbedingungen. Biovision engagiert sorgniserregenden Verlust an Biodiversität Zunächst müssen wir uns darauf verständi- sich in all diesen Bereichen und versucht, und Bodenfruchtbarkeit sowie die Belastung gen, was wir vom Ernährungssystem erwar- mit innovativen Ansätzen und breiten Allian- der Wasserressourcen. Fast ein Drittel des ten: Geht es weiterhin um möglichst hohe zen, diese Hebel gezielt in Bewegung zu set- weltweiten Ausstosses an Treibhausgasen Erträge und billige Kalorien, ungeachtet zen. So unterstützen wir Regierungen darin, stammt aus dem Ernährungssystem – vom aller Nebenwirkungen? Oder um gesunde Strategien und Gesetze konsequent auf die Feld bis auf den Teller. Nahrung für alle, produziert in einer Weise, Förderung nachhaltiger Ernährungssysteme die Umwelt, Tierwohl und Menschenrechte auszurichten. Dabei gilt es oft, die gewichti- Dabei erfüllen die heutigen Ernährungssys- respektiert sowie allen einen fairen Lohn gen Interessen von Akteuren zu überwinden, teme global betrachtet ihren eigentlichen ermöglicht? deren Geschäftsmodelle noch auf veralteten Zweck nur schlecht: Rund 2 Milliarden Men- Ansätzen und Konzepten beruhen. schen leiden an Hunger oder Mangelernäh- Produzentinnen mit Konsumenten rung, und 3 Milliarden Menschen ernähren verbinden Eine besondere Bedeutung kommt der För- sich in einer Weise, die ihre Gesundheit Die Agrarökologie (für eine Definition siehe derung des öffentlichen Bewusstseins für schädigt. Diejenigen, die ihren Lebensunter- www.biovision.ch/AO) erweist sich in die- die Zusammenhänge zwischen Ernährung, halt im Ernährungssystem bestreiten – Bäu- sem Transformationsprozess als ein viel- Umwelt, Gesundheit und Wohlstand zu. erinnen, Verarbeiter, Köchinnen, Verkäufer – versprechendes, verbindendes Konzept. Sie Denn letztendlich entscheiden wir alle über gehören meist zu den Bevölkerungsgruppen bietet wissenschaftlich fundierte Praktiken, die Ausgestaltung unserer Ernährungssyste- mit den tiefsten Einkommen. die eine Produktion im Einklang mit der me: durch die Wahrnehmung unserer poli- Natur ermöglichen, wie sie beispielsweise tischen Rechte und durch unsere täglichen Zwei bis drei Kalorien fossile Energie in unseren Projekten zu integriertem Pflan- Konsumentscheide. für eine Kalorie Nahrung zenschutz in Ostafrika erfolgreich prakti- Unsere heutigen Ernährungssysteme sind ziert werden. Agrarökologische Prinzipien Wir alle können beeinflussen, wie die Welt auch nicht sonderlich effizient: Weltweit nut- wie die Förderung der Biodiversität, das der Zukunft aussieht, denn wir alle essen. zen wir etwa 40 Prozent der Ackerflächen, um Schliessen von Kreisläufen und ein vermin- Jeden Tag. Tierfutter oder Treibstoffe zu produzieren. derter Einsatz von chemischen Düngern und Wir wenden zwei bis drei fossile Kalorien Pflanzenschutzmitteln taugen nicht nur für auf, um eine Kalorie Nahrung zu erzeugen, das Design cleverer alternativer Systeme, obwohl die Landwirtschaft im Prinzip Son- sondern können auch helfen, konventionelle nenenergie in Nahrung umwandelt. Davon Produktionsweisen schrittweise zu verbes- wird dann ein Drittel weggeworfen. sern. Zudem zielt die Agrarökologie auf eine Agrarökologie Die 13 Prinzipien der Agrarökologie Verbindung von Produzentinnen und Kon- Agrarökologie ist ein ganzheitlicher 1. Kreisläufe schliessen 9. Ernährungsgewohnheiten anpassen In der Debatte um unsere Ernährungs sumenten entlang fairer Wertschöpfungs- Ansatz, um ökologische, soziale, öko- 2. Reduktion von Inputs 10. Fairness zukunft herrscht eine starke Polarisierung. ketten. Biovision unterstützt deshalb lokale Frank Eyhorn nomische und kulturelle Bereiche zu 3. Bodengesundheit 11. Einbindung Produktion und Konsum Dies haben wir in der Schweiz bei den Ab- Bäuerinnen und Bauern in der Vermarktung Geschäftsleiter Biovision, Experte für verbinden. Ihr zugrunde liegen 13 Prin 4. Tiergesundheit 12. Natürliche Ressourcen erhalten stimmungen um die Agrarinitiativen haut- ihrer Produkte. nachhaltige Ernährungssysteme zipien, mit denen die Transformation 5. Biodiversität 13. Partizipation nah erlebt. Auch die Vorbereitungen zum der Ernährungssysteme hin zu mehr 6. Synergien nutzen UNO-Ernährungssystemgipfel, der im Herbst Veraltete Geschäftsmodelle überwinden Nachhaltigkeit gelingen kann. 7. Vielfältige Betriebe https://agroecologyprinciple.cidse.org/ in New York stattfinden soll, sind von enor- Um die dringend notwendige Transformati- 8. Gemeinsam Wissen erarbeiten die-prinzipien-der-agrarokologie men Spannungen zwischen verfeindeten on der Ernährungssysteme zu bewerkstelli- Lagern geprägt. Bei der Suche nach Lösungen gen – in der Schweiz, in Afrika und global – 6 7
Produkte zu finden. Dazu kommt der feh- versorgung in der Schweiz. «Wenn sich Kommentar lende Platz für ein grosses Sortiment. Das nichts ändert, entscheiden dereinst allein macht es schwierig, den Kreis der Kund:in- die Industrie und der Handel, was wir es- Lokal, saisonal und nen zu erweitern. «Bei Gemüse und Frisch- sen», befürchtet er. Und angesprochen auf nachhaltig produkten sind wir bis zu 30 Prozent billi- das elitäre Image, das solidarischen Läden Die Nachhaltigkeit der schweizerischen ger als die Bioprodukte der Migros», betont anhaftet, antwortet er: «Wir wollen mit den Landwirtschaft hängt sowohl von einem Cadotsch mit N achdruck. «Doch das muss Leuten ins Gespräch kommen und ihnen starken lokalen Bauernstand ab als auch der Bevölkerung erst noch bewusst wer- erklären, wie ein Bauernhof funktioniert. von einer Produktion mit verringertem den!» Dennoch ist der Pionier überzeugt Landwirtschaft ist nichts Exklusives, son- ökologischem Fussabdruck. Darum setzt vom idealistischen und zukunftsträchtigen dern etwas sehr Bodenständiges.» sich unser Konsumentenverband gemein Ansatz des Projekts. Denn er macht sich sam mit der Landwirtschaft für drei Sorgen über die Zukunft der Lebensmittel www.la-feve.ch Anliegen ein: für eine Aufwertung einhei- mischer Produkte und die Saisonalität, für eine obligatorische Deklaration der Produktionsmethoden bei Importwaren und für die Förderung kurzer Transportwege. Frischprodukte im Quartierladen: Raus aus der Nische! Wir sind überzeugt, dass der Marktanteil von Lebensmitteln mit kurzen Transport wegen und im Direktverkauf zunehmen «La Fève» führt Bauern- Von Daniel Langmeier, Biovision muss. Die Konsument:innen können dadurch schaft und Konsument:innen zusammen ein besseres Verständnis für die bäuer- Der solidarische Supermarkt La Fève zeigt muss die Schweiz den Einsatz synthe- lichen Produktionsbedingungen entwickeln auf, dass wir weit über die Produktion tischer Pestizide vermindern. Während und die Landwirt:innen ihre Verantwortung von Nahrungsmitteln hinausdenken und Biobetriebe bereits ohne diese problema- gegenüber den Verbraucher:innen besser Wer entscheidet, was wir essen? handeln müssen, um den agrarökologi- tischen Substanzen auskommen, hat nun wahrnehmen. Dadurch fallen die Margen schen Grundsätzen gerecht zu werden. auch IP-Suisse eine wichtige Entscheidung von Zwischenhändlern weg, der Erlös geht Es geht auch um das Zusammenspiel bäu- getroffen: IP-Suisse-Betriebe werden in direkt an die Produzent:innen und gesunde erlicher Arbeit mit unserem Konsum. Der den nächsten Jahren auf den pestizidfreien Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen In der Genossenschaft La Fève in Meyrin (GE) übernehmen Konsumenten und Genfer Quartierladen ermöglicht den Auf- Getreidebau umstellen. Das ist gut! Aber sind für alle zugänglich. Produzentinnen gemeinsam wieder die Kontrolle über das Ernährungssystem. bau einer vertrauensvollen Verbindung zwi- dem positiven Beispiel müssen weitere Von Réane Ahmad (Text) und François de Limoges (Foto) schen Produzenten und Konsumentinnen. folgen, etwa beim Früchteanbau. Damit der Konsum nachhaltiger Lebens- Und er bettet das Ernährungssystem in die mittel zunimmt, braucht es Kreativität lokale Wirtschaft ein. Dank einer Abnah- Der Ball liegt bei den Grossverteilern – beim Absatz, aber auch die Unterstützung megarantie wird das Risiko zwischen der und bei uns landwirtschaftlicher Organisationen In der Schweiz entstehen immer mehr so- Heute gibt es rund um La Fève vier Genos- Grosse Herausforderungen Bauernschaft und den Verbrauchern:innen Für die Produktion schöner Früchte wer- (Vernetzung der Bauern, Zahlungsmodi) lidarische Lebensmittelläden, die sich an senschaften: Einen solidarischen Super- Doch der Weg von La Fève war und bleibt stei- aufgeteilt. Diese Sicherheit erlaubt es den den synthetische Pestizide nicht zuletzt und der Städte (genossenschaftliche Initiativen aus anderen Ländern orientie- markt, Verarbeitungsbetriebe (Metzgerei, nig. 2018 etwa ging eine Verkaufsfläche von Produktionsbetrieben, neue und besonders aus kosmetischen Gründen eingesetzt, Nutzung von Verkaufs- und Lagerräumen, ren, etwa an La Louve in Paris, Bees Coop Bäckerei, Käserei), einen urbanen Bauern- 500 m2, die ursprünglich für den Laden vor- nachhaltige Ansätze auszuprobieren. etwa gegen Schorf. Und hier schliesst sich offene Märkte und Markthallen). in Brüssel oder Park Slope Food Coop in hof und ein Gästehaus. Der Supermarkt gesehen war, an die Migros. Der solidarische der Kreis: Um das zu ändern, braucht es Die Produzent:innen sollen die Zeit in New York. In Meyrin bei Genf heisst der ist eine Kombination aus Grossverteiler Supermarkt musste ein viel zu kleines Ver- Vielerorts in der Schweiz entstehen ähn- die Kooperation von Produzentinnen und ihre Arbeit investieren können und für die Laden La Fève. Die gleichnamige Genos- und Bauernladen und arbeitet auf der Ba- kaufslokal mit nur 60 m2 und später 100 m2 liche Projekte wie La Fève. Neben parti- Konsumenten. Damit Erstere auf einen Konsument:innen entfallen stundenlange senschaft hat ein neues Modell entwickelt sis von Verträgen mit fünf Gemüsebauern, beziehen. «La Fève ist im Moment ein hip- zipativen Läden sind das vor allem Ver- pestizidfreien Anbau umstellen, sind sie Einkaufsfahrten. Wir begrüssen alle und setzt dabei auf kurze Transportwege. die den Anbau gemeinsam planen. Preis, pes Biolädeli im Quartier, was nicht unserer tragslandwirtschaftsprojekte. Doch es ist auf eine informierte Kundschaft angewie- Initiativen in der Schweiz, welche diese Zu den Gründern:innen gehört der ehema- Menge und Qualität werden im Voraus Idee entspricht», bekennt Raeto Cadotsch. wichtig, dass diese Initiativen aus der sen, welche diese Früchte kauft. Diese gegenseitige Annäherung im Alltag fördern. lige Bauer Raeto Cadotsch. «La Fève ist festgelegt. Der Laden verpflichtet sich, die Immerhin wird die Genossenschaft jetzt vom Nische kommen und Schule machen. Für Solidarität und das gegenseitige Verständ- aus einer Verschmelzung von Wohn- und Produktion zu kaufen. La Fève tauscht sich Kanton Genf und der Gemeinde beim Bau ei- eine schweizweite Transformation des nis müssen jetzt auch in herkömmlichen Landwirtschaftsgenossenschaften entstan- ausserdem regelmässig mit den 250 Mit- nes neuen Gebäudes unterstützt. Trotz einer Ernährungssystems müssen gesunde und Läden und Einkaufszentren entstehen. den», erklärt der charismatische Vorreiter gliedern aus, die mindestens zwei Stunden hängigen Beschwerde hoffen die Initiant:in- nachhaltige Lebensmittel zu fairen Preisen Hier sind die Grossverteiler gefragt, aber der regionalen Vertragslandwirtschaft.» Zu pro Monat für die Genossenschaft arbeiten. nen auf den Spatenstich im kommenden für alle leicht zugänglich sein. auch Organisationen wie Biovision. Wir den allgemeinen Problemen wie Isolation, Aber es bräuchte mindestens 500 Konsu- Winter. Um solchen Probleme vorzubeugen, werden diesem Auftrag bereits seit Jahren Verkehrsmittel oder Energie, die den Quar- ment:innen, damit der Laden einen Gewinn sei es unumgänglich, das Thema Lebensmit- Das Konzept Agrarökologie zeigt Grund gerecht: mit fundierten Hintergrundinfor- tierbewohner:innen am Herzen lagen, sei ab abwerfen könnte. «Wir probieren, zu einem telversorgung schon im Rahmen von Quartier- sätze auf, wie ein nachhaltiges Ernährungs- mationen und konkreten Tipps für Schul- 2014 auch das Thema Landwirtschaft hinzu- echten Versorgungspartner der Gemeinde planungen zu berücksichtigen, so Cadotsch. system verwirklicht werden kann (siehe klassen und die breite Öffentlichkeit zum gekommen. «Sehr schnell wurde die Ernäh- zu werden», sagt Raeto Cadotsch, «denn Sophie Michaud Gigon Seite 7). Das gilt auch für das Beispiel umweltfreundlichen und fairen Einkauf. rung zum Leitmotiv des Quartiers, und es Meyrin hat es sich zum Ziel gesetzt hat, Biogemüse – günstiger als beim Generalsekretärin des Westschweizer der Pestizide: Trotz Ablehnung der bei- entstanden mehrere Projekte, darunter ein sämtliche Krippen und Schulen mit Bio Grossverteiler Konsumentenverbands FRC den Initiativen am 13. Juni 2021 kann und www.clever-konsumieren.ch und Nationalrätin (Grüne, VD) Einkaufszentrum, das auch als Treffpunkt produkten zu beliefern.» Eine Herausforderung besteht für La Fève dient», ergänzt der engagierte Pionier. auch darin, wirklich günstige Schweizer 8 9
Biovision-News Neue Forschungspartner- schaften in Ostafrika Vom Bereich Schweiz über die Entwicklungsprojekte bis zu Politikdialog und Anwaltschaft: Aktuelles aus den Bereichen. Mit drei internationalen Forschungs- organisationen in Kenia und Tansania haben wir dieses Jahr neue Projekte in Angriff genommen. Das Welt-Agro- forstzentrum ICRAF, das Welt-Gemüse- forschungszentrum WorldVeg und das Agrarforschungsinstitut ICRISAT unter Anna Schöpfer suchen im Rahmen unserer Projekt Programmverantwortliche Nachhaltiger Konsum partnerschaft die Anwendung von agrar bei Biovision ökologischen Ansätzen in ihrer Arbeit und innerhalb ihrer Organisationen. Wir sind gespannt auf diese wichtigen ge- «Pflanzen Sie eigene meinsamen Lernprozesse zur Transfor- Himbeersträucher!» Der Biovision-Stiftungsrat 2021: mation unserer Ernährungssysteme und Himbeeren: beliebt, Barbara Frei Haller, Paula Daeppen- freuen uns, bald von den Früchten dieser Beeren sind beliebt und sehr gesund. Dion, Mathis Zimmermann, Shruti Patel, Hans R. Herren (Leinwand), Zusammenarbeit zu berichten. (fko) Mein Tipp: Pflanzen Sie wenn möglich Ihre gesund – und nachhaltig? Maya Graf, Ruedi Baumgartner (v.l.n.r.) eigenen Himbeersträucher im Garten oder auf dem Balkon! Ausserhalb der Saison empfehle ich Ihnen gefrorene Biobeeren. Willkommen im Stiftungsrat! sie sich auf die Themen Lebensmittel- und Ernährungssicherheit sowie den Aufbau Um mehr als ein Fünftel stieg letztes Jahr der Verkauf von Himbeeren. Shruti Patel, ehemalige Biovision-Pro- von Partnerschaften für Entwicklung. Nur: Welche lassen sich mit gutem Gewissen geniessen? Und wann? grammverantwortliche für das Farmer Communication Programme (vgl. Seite 2), Die gebürtige Kenianerin studierte Agrar- Von Maggie Haab und Anna Schöpfer, Biovision Zahlen und Fakten wurde Ende Juni neu in den Stiftungsrat wirtschaft an der Universität Notthingham gewählt. Sie wird uns somit weiterhin in England und erlangte ihren Master Impressum Jährlich werden in der Schweiz über Biovision Magazin 66, August 2021, 22. Jahrgang Beeren gehören zu den arbeitsintensivs 2000 t Himbeeren produziert. unterstützen, erstklassige wissenschaft abschluss in Development Studies an der ten Kulturen in der Landwirtschaft. Die Klima liche Forschung in die Praxis umzusetzen. Universität Cambridge. Danach arbeitete Das Magazin erscheint 5 Mal jährlich und ist in Himbeeren aus der Schweiz können Himbeere ist anspruchsvoll im Anbau, «Ich bleibe ein Teil von Biovision», freut sie im Bereich der Entwicklungszusammen Spenden ab 5 Fr. als Abonnement enthalten. erfordert hohe Investitionen und ist im Lebens- aber nicht einmal 1/3 der sie sich, «es ist wunderbar, mit Menschen arbeit u.a. in Lesotho und Bangladesch, Auflage 31 500 Exemplare Hochlohnland Schweiz auch ein Risiko grundlage Verschmutzung Nachfrage decken. zusammenzuarbeiten, die ich schätze und und sie unterstützte die Regierungen von (Deutsch und Französisch) bewundere, die mich zuweilen heraus Rumänien und Tansania bei der Gestaltung © Stiftung Biovision, Heinrichstrasse 147, geschäft – einer der Gründe, warum die Beeren aus dem Tiefkühler konventionellen Schweizer Beeren etwa schneiden bezüglich Vitaminen fordern und mit denen ich meine eige- von Bildungsprogrammen für einkommens 8005 Zürich nen Perspektiven teilen kann.» Seit ihrem schwache Menschen. Redaktion/Bildredaktion/Produktion gleich viel kosten wie die spanischen und Pilzsporen besser ab als frische Biohimbeeren. Schweizer Biohimbeeren Früchte. Weggang von Biovision im März 2021 ist Peter Lüthi, Martin Grossenbacher kosten rund 50 Prozent mehr. Shruti Patel leitende Dozentin am Zent- Wir freuen uns sehr, weiterhin auf Shruti Korrektorat Text Control AG, Zürich Himbeeren enthalten wertvolle rum für Entwicklung und Zusammenarbeit Patels Fachkompetenz und Engagement der ETH Zürich (NADEL). Dort konzentriert Bilder Titelbild: Version 1: Bereit für den Transport Die Himbeere ist strenggenommen ein Sozialver- träglichkeit und Ressourcen- verbrauch Mineralstoffe, Fruchtsäure zählen zu dürfen. (pl) zum Markt: Mangoproduzentin in Zentralkenia, Rosengewächs, das in der Schweiz zwi Tierhaltung und sekundäre Pflanzen- Bild Peter Lüthi / Biovision; Version 2: Produzent schen Mitte Juni und Ende September Biodiversität stoffe und sind reich an von Biogemüse am Bauernmarkt in Ilanz, Bild Peter Lüthi / Biovision. Peter Lüthi / Biovision: Saison hat. Viele wollen die Himbeere je Vitaminen, Kalzium und Seiten 1 und 4 rechts; Christian Bobst: Seiten 2/3, doch das ganze Jahr lang geniessen oder Himbeeren Schweiz Folsäure. Buchtipp zumindest mit Beginn der warmen Tage Bio-Himbeeren Spanien 4 oben und links; François de Limoges: Seite 8; in den Speiseplan integrieren. Wir woll Je grösser die Fläche, desto besser schneidet Spanien ist mit rund 17 808 t jährlich der grösste Himbeer- Die Biologin und Autorin Florianne Koech- Zur Verfügung gestellt: Seite 9 rechts; Béatrice ten im CLEVER-Test (s. Spinnendiagramm das Produkt ab. Devènes / Biovision: Seite 10 oben; Viktor lin kämpft seit Jahrzehnten für einen Talashuk / Pexels: Seite 11 links; Laura Angelstorf / rechts) wissen: Wie nachhaltig sind kon produzent Europas. sorgsamen Umgang mit der Natur. In ihren Biovision: Seite 11 rechts; Florian Blumer / ventionelle Schweizer Himbeeren wäh Büchern beschreibt sie, wozu Pflanzen Biovision: Seite 12 rend der Saison Mitte Juni bis Ende Sep fähig sind, und sie fordert einen respekt- Gestaltung Binkert Partnerinnen, Zürich tember im Vergleich mit der gleich teuren Bio schlägt regional vollen Umgang mit ihnen. In ihrem neues- Druck Koprint AG, Alpnach Bio-Alternative aus Spanien, die ganze ten Werk zeigt sie auf, wie Pflanzen mit Das Knospe-Label garantiert die Einhaltung Auch der Transport belastet Umwelt und Papier Nautilus Classic (100 % Recycling) vier Monate früher, bereits ab März, er einander kommunizieren, sich vernetzen der Biorichtlinien in Bezug auf Energie Klima nur gering. Einzig beim Ressourcen- hältlich ist? und sich gegenseitig warnen. (pl) verbrauch, Arbeitsbedingungen und Um- verbrauch gibt es schlechtere Noten auf- Florianne Koechlin: Von Böden die Biovision ist offizielle Partnerorganisation der weltschutz. Somit schneiden die spani- grund des trockeneren Klimas. In der Ge- Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Weitere Infos: Das Buch ist bei Biovision erhältlich für klingen und Pflanzen die tanzen schen Biobeeren bei Biodiversität und samtbewertung schlagen die spanischen DEZA, Eidgenössisches Departement für aus www.clever-konsumieren.ch CHF 32 (für Mitglieder CHF 24) exkl. Ver Neue Streifzüge durch wissenschaftliches Umweltverschmutzung deutlich besser ab Biohimbeeren die schweizerischen kon- wärtige Angelegenheiten EDA. Die internationalen sandkosten: www.biovision.ch/shop Unterholz, Lenos 2021 als die konventionellen aus der Schweiz. ventionellen deshalb klar. Projekte von Biovision werden von der DEZA finanziell unterstützt. 10 11
riesiges Potential an noch nicht ausge- schöpften Möglichkeiten bieten, um die Welt gift- und gentechnikfrei zu ernähren. Vor etwa 20 Jahren hatte Florianne Koechlin in der Fachzeitschrift «Nature» von Push- Pull erfahren. Diese von der Biovision-Part- nerorganisation icipe in Nairobi, Kenia, entwickelte ökologische Anbaumethode bekämpft effektiv Maisschädlinge mittels Pflanzenduftstoffen. Darüber sei sie «elekt- risiert» gewesen, erinnert sie sich. Mit Hans R. Herren in Nairobi Wenige Jahre später besuchte sie das Insek tenforschungsinstitut icipe, dessen Direktor damals Hans R. Herren (heute Präsident von Biovision) war. Die Verbindung hält bis heute. In ihrem aktuellen Buch «Von Böden «Was wissen wir darüber, die klingen und Pflanzen die tanzen» (siehe Seite 10) widmet ihm Florianne Koechlin ein ganzes Kapitel. Hans R. Herren beschreibt was Leben ist?» darin, wie stark sich die Agrarökologie in den letzten 20 Jahren weiterentwickelte und dass Agrarökologie heute die Welt ernähren könnte. Das bestätigten auch Expertinnen Florianne Koechlin ist Biologin, Buchautorin und Umweltaktivistin. und Experten aus Indien und Europa. In Ihrem neuesten Buch widmet sie gleich zwei Kapitel Exponenten und Projekten von Biovision. Die engagierte Biologin ist überzeugt, dass es einen ganzheitlichen Ansatz braucht, Von Florian Blumer, Redaktor (Text und Bild) um die Ernährungssysteme zu transformie- ren – eine weitere Parallele zu Biovision. «Ist er nicht wunderbar?», Florianne Koechlin ander kommunizieren, untereinander Nähr- So sprach sie für ihr neuestes Buch auch strahlt, als sie uns den grossen Feigenbaum stoffe austauschen und sich gezielt gegen mit dem Klangkünstler und Umweltwissen- im Hinterhofgarten ihres Arbeiterreihen- Angriffe von Schädlingen wehren. schaftler Marcus Maeder vom Biovision- häuschens in Münchenstein BL zeigt, wo Projekt Sounding Soil, das für den Schutz sie seit 1986 wohnt. «Ich liebe an ihm das Malend das Wesen der Pflanzen erfassen der Böden sensibilisiert, indem es sie über Archaische, die Art, wie er seine Früchte Florianne Koechlin ist überzeugt: «Mit Klangerlebnisse erfahrbar macht. trägt – er ist mein Lieblingsbaum.» unserer Wissenschaft werden wir Pflanzen nie vollständig erklären können.» So setzt Auch wenn wir tatsächlich nie verstehen Die 73-jährige Biologin besucht seit vielen sie sich oft stundenlang in den Wald, um werden, wer Pflanzen wirklich sind – in Jahren Forscherinnen, Philosophen und zu malen. Denn, so sagt sie: «Mit Farbe und Florianne Koechlins Büchern und Bildern Bäuerinnen und beschreibt deren Erfah- Pinsel komme ich dem Wesen der Pflanzen kommen wir ihrem Wesen doch ein gutes rungen. Inzwischen sind daraus sieben näher als über die Naturwissenschaft.» Stück näher. Bücher entstanden. Sie fragt: «Was wissen wir darüber, was Leben ist?» Jedenfalls, dass Seit den 80er-Jahren engagiert sie sich an Mehr von und über Florianne Koechlin: Pflanzen keine «Bio-Automaten» seien, die vorderster Front gegen Gentechnik in der www.blauen-institut.ch einfach Wasser aus dem Boden und CO2 Landwirtschaft. Sie ist überzeugt, dass es aus der Luft nehmen. Wer ihre Bücher liest, eine Wende hin zur Agrarökologie braucht, lernt: Pflanzen sind Wesen, die aktiv mitein- auch deshalb, weil gerade Pflanzen ein Stiftung für ökologische Entwicklung www.biovision.ch, www.facebook.com/biovision Fondation pour un développement écologique Spenden an: PC 87-193093-4 Foundation for ecological development
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