Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung

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Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Erneuerbare                                                                                      Themennummer

Energien
Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar Nr. 4 August 2007
Partner Nr. 4/07: Schweizerische Energie-Stiftung SES, gasmobil ag und Energie Zukunft Schweiz

Treibstoff aus Biomasse
Mobilität diversifizieren
«Bio» ist nicht gleichzusetzen mit «Biomasse»
Effizienz statt Biotreibstoff
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Fach-Know-how aus der Branche für die Branche

                                                                             RENEXPO® 2007 vom 27. bis
                                                                             30.9.2007 in der Messe Augsburg
                                                                             Bereits zum 8. Mal präsentiert im diesem Jahr die Augsbur-
                                                                             ger Erfolgsmesse RENEXPO® vom 27.–30. September einen
                                                                             umfassenden Überblick über die gesamte Bandbreite der
                                                                             erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz im Bau.
                                                                             17 Fachtagungen und Seminare vermitteln aktuellstes
                                                                             Know-how rund um erneuerbare Energien und Energie-
                                                                             effizienz aus der Branche für die Branche. Ein Highlight ist
                                                                             der «7. Fachkongress für Holzenergie», Deutschlands Leit-
                                                                             veranstaltung zur Energiegewinnung aus Holz, in Zusam-
                                                                             menarbeit mit dem «BBE Bundesverband BioEnergie e.V.»
                                                                             www.renexpo.de

        Wo ein Home-
        management System
        Engagement zeigt.
        IM DIALOG M IT DER TECHNOLOGIE

        ineltec. Die Technologiemesse für
        Gebäude und Infrastruktur.

4. – 7. September 2007 | Messezentrum Basel | Halle 1
ineltec: Hier werden die neusten Trends des Marktes Gebäudetechnologie gezeigt.
Informationen zu der Messe und der Sonderpräsentation «Future Building» finden Sie auf der Website.
Erstmals gleichzeitig: go, die Technologiemesse für Automatisierung und Elektronik.

WWW.INELTEC.CH
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Inhalt

                                                                           Treibstoff aus Biomasse

                                                                           Empa-Studie: Biotreibstoffe                      4
                                                                           Mobilität: Ohne Effizienz geht nichts            6
                                                                           Erd- und Biogas: 25% weniger CO2-Emissionen 9
                                                                           Biomasse: Beschränktes Potenzial                11
Editorial                                                                  Biotreibstoffe: Ein Blick über die Grenzen      13
                                                                           Lösungsansatz: Elektroauto mit Solarstrom       17
                                                                           Landwirtschaft: Chance nicht verbauen           18
                                                                           Produktion: Auf dem Buckel der Ärmsten          20
                                               «Wählen Sie eine der        Treibstoff aus Holz: Es geht auch besser        23
                                               Persönlichkeiten, die die   Treibstoffhändler: Entwicklung nicht
                                               von der SSES verfasste      verpassen                                       24
                                               Klima-Charta unter-         Bereits Realität: Treibstoff «direkt ab Hof»    26
                                               schrieben hat»
                                               Lucien Bringolf

Wir sind alle süchtig nach Mobilität. Darum nehmen der
                                                                           Übriges
Treibstoffverbrauch und damit die Belastung der Umwelt
jährlich zu. Wir tun uns auf diesem Gebiet besonders
schwer, auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu setzen. Bringen                Brennstoff: Isabelle Marquart:
Biotreibstoffe die Lösung? Diese Themennummer soll Ihnen                   Rapsöl zum Kochen oder als Treibstoff?          29
einen Einblick in das Thema geben, Ihnen erlauben, sich                    Flash                                           30
eine eigene Meinung zu bilden. Ausgangspunkt ist die
                                                                           Leserbrief                                      31
Empa-Studie über Biotreibstoffe (siehe S. 4). Wir haben ver-
sucht, sowohl die Verfechter wie auch die Kritiker zu Wort                 Branchenverzeichnis                             37
kommen zu lassen. Wir sprechen von «Treibstoffen aus Bio-                  Impressum                                       39
masse», andere von «Biotreibstoffen», obwohl, nach der in-
tensiven Beschäftigung mit dem Thema Treibstoffe, die aus
Biomasse hergestellt werden und werden sollen, der Begriff
Agrotreibstoffe am treffendsten scheint. Dessen Herstellung
liegt in den meisten Fällen in den Händen von grossen Kon-
zernen, denen es um Macht geht. Aber es geht auch um die
Macht der Autoindustrie oder um das Überleben von Land-
wirtschaftsbetrieben in der Schweiz.

Grün wählen!
Diesen Herbst stehen die eidgenössischen Wahlen an. Nicht
alle Kandidaten haben die gleichen Ziele für unsere Zu-
kunft. Gehören sie einer gewissen Lobby oder einem Verwal-
tungsrat an, kümmern sie sich eher um kurzfristige Profite
als um Lebensqualität. Also wählen Sie eine der Persönlich-
keiten, die die von der SSES verfasste Klima-Charta unter-
schrieben hat. Wählen Sie Personen, die sich immer für eine
nachhaltige Zukunft ausgesprochen haben. Seien Sie auf-
merksam, informieren Sie sich zum Beispiel auf unserer
Homepage www.klima-charta.ch. Die nächsten Jahre werden
entscheidend sein! Denken Sie an das, was wir unseren Kin-
dern hinterlassen und wählen Sie die Kandidatinnen und
Kandidaten, die klar Stellung beziehen.

Lucien Bringolf, Vize-Präsident der Schweizerischen
Vereinigung für Sonnenenergie SSES

Bild Titelseite: Palmölplantage, Greenpeace©                                    energieschweiz
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
4 Treibstoff aus Biomasse

  Empa-Studie über die Ökobilanzen von Biotreibstoffen
  «Bio» ist nicht gleich «Bio»
  Biotreibstoffe sind nicht notwendigerweise umweltfreundlicher als
  fossile Treibstoffe. Dies zeigt eine Studie der Empa, die im Auftrag der
  Bundesämter für Energie, für Umwelt und für Landwirtschaft die
  Ökobilanzen verschiedener Biotreibstoffe untersucht hat.

  Zwar verursachen einige Biotreibstoffe        Biotreibstoffen sein», sagt Empa-Wis-       wirtschaftliche Energieproduktion steht
  mehr als ein Drittel weniger Treibhaus-       senschaftler Rainer Zah, der mit seinem     zudem in Konkurrenz mit anderen For-
  gase als Benzin oder Diesel. Beim Anbau       Team verschiedene alternative Treib-        men der Landnutzung wie der Nah-
  und der Verarbeitung der Rohstoffe wie        stoffe – Bioethanol, Biomethanol, Bio-      rungsmittelproduktion oder dem Erhalt
  Mais oder Soja fallen jedoch andere –         diesel und Biomethan – vom Anbau der        natürlicher Flächen.
  teils schwerer wiegende – Umweltbelas-        Rohstoffe über die eigentliche Herstel-
  tungen an, welche die ökologische Ge-         lung der Biotreibstoffe bis zu ihrer Nut-   Transport hat nur geringen Einfluss
  samtbilanz deutlich verschlechtern.           zung ökologisch bewertet hat. Zwar kön-     Fazit der am 22. Mai 2007 von den Bun-
  Biotreibstoff ist also nicht gleich Bio-      nen mit einer ganzen Reihe von Bio-         desämtern für Energie, für Umwelt und
  treibstoff, und diesen Unterschied gilt es    treibstoffen die Treibhausgase um mehr      für Landwirtschaft vorgestellten Empa-
  auch bei den derzeit diskutierten För-        als 30 Prozent gesenkt werden. Auf der      Studie: Biotreibstoff ist nicht gleich Bio-
  dermassnahmen für Biotreibstoffe zu           anderen Seite treten jedoch bei deren       treibstoff, und obwohl grundsätzlich
  berücksichtigen. Zudem zeigt die Stu-         Anbau und Verarbeitung teilweise an-        jeder der vier untersuchten Treibstoffe
  die, dass die Menge der einheimischen         dere gravierende Umweltbelastungen          umweltfreundlich produziert werden
  Bioenergie begrenzt ist.                      auf. Diese reichen von Überdüngung          kann, entscheiden Rohstoff sowie Her-
  «Die energetische Effizienz und die da-       und Versauerung des landwirtschaftlich      stellungsart darüber, welcher Alterna-
  durch erzielte Treibhausgasreduktion          genutzten Bodens bis hin zum Verlust        tivtreibstoff gesamtökologisch besser ab-
  können nicht die alleinigen Kriterien für     der Artenvielfalt, etwa durch Rodung        schneidet als Benzin und Diesel. Der
  eine ökologische Gesamtbewertung von          von tropischem Regenwald. Die land-
                                                                                            «In der Ökobilanz negativ zu
    Weiterführende Informationen
                                                                                            Buche schlagen vor allem die
    Die Medienmitteilung der Bundesämter sowie den vollständigen Schlussbericht             Umweltbelastungen durch
    (Ökobilanz von Energieprodukten: Ökologische Bewertung von Biotreibstoffen)             den landwirtschaftlichen
    finden Sie unter www.bfe.admin.ch                                                       Anbau»
    Den Bericht «Sustainable Bioenergy: A Framework for Decision Makers» von UN-
    Energie – einem Zusammenschluss aller Programme und Organisationen der Ver-
    einten Nationen, die sich mit dem Thema Energie beschäftigen – finden Sie unter         Transport, auch von ausländischen Bio-
    http://esa.un.org/un-energy/                                                            treibstoffen in die Schweiz, hat dagegen
    Die EPEA Internationale Umweltforschung GmbH kam in ihrer Studie «Nahrungs-             nur geringen Einfluss auf die Ökobilanz.
    mittel als Kraftstoffe?» zu ähnlichen Schlüssen wie die Empa. Anlass der Studie ist     Eine staatliche Förderung von Biotreib-
    das Ziel der EU-Kommission, 10% der herkömmlichen Treibstoffe bis 2020 durch            stoffen, beispielsweise durch steuerli-
    Biokraftstoffe zu ersetzen. Die EPEA warnt, die Umweltschäden durch Biokraft-           che Begünstigung gegenüber Diesel und
    stoffe würden ihren Nutzen übersteigen und zu einer dramatischen Verschlechte-          Benzin, muss deshalb differenziert er-
    rung der Lebensmittelversorgung führen. Die Studie findet sich auf Deutsch, Eng-        folgen. «Die Vorsilbe ‹Bio› heisst nicht in
    lisch und Französisch unter www.epea.com/english/newsandpress.htm                       jedem Fall auch umweltfreundlich», so
    Mehr zu einer Studie über Biotreibstoffe des Ökozentrums Langenbruck ist zu fin-        Zah.
    den auf S. 16 und unter: www.oekozentrum.ch/publikationen/oekozentrum.html              Zu einem ähnlichen Schluss kommt
                                                                                            auch der jüngste Bericht der Vereinten
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Treibstoff aus Biomasse 5

Nationen (UN) über nachhaltige Bio-
energie («Sustainable Bioenergy: A Fra-                                         %               Methan
mework for Decision Makers», siehe                                                              Ethanol
                                                                                                XME
Kasten). Die Gruppe UN-Energie – ein                                                            fossil                                                                                                   Roggen, RER
                                                                                500
Zusammenschluss aller Programme und                                                             aus Rohstoff
                                             gesamte Umweltbelastung (UBP 06)

                                                                                                                                                                                                            Kartoffeln, CH
                                                                                                aus Reststoff
Organisationen der UN, die sich mit
dem Thema Energie beschäftigen – un-
                                                                                400
terstreicht in ihrer Studie ausdrücklich,
dass die Auswirkungen auf Wirtschaft,
Umwelt und Gesellschaft sorgfältig ana-
lysiert werden müssen, bevor politische                                         300
                                                                                                                                                                                                              Mais, US
Entscheidungen über einen möglichen                                                                                                                                                       Raps, RER                                 Soja, BR

Ausbau und die Förderung bestimmter
Technologien im Bereich Bioenergie ge-                                          200
                                                                                                                                                                  Raps, CH
troffen werden.                                                                                                                                 Soja, US
                                                                                                                                    Zuckerhirse, CN
                                                                                                                      Zuckerrohr, BR                                   Ölpalmen, MY

Umweltbelastung durch Anbau                                                     100                                Holz (Methanol)
                                                                                                                                    Zuckerrüben, CH
                                                                                                                                        Gras
                                                                                                                                                            Gras, Bioraffinerie                                      Benzin schwefelarm
                                                                                                                                                           Gülle+Kosubstrat       Gülle
                                                                                                                                                                                                         Diesel schwefelarm
In der Ökobilanz negativ zu Buche                                                         Gülle opt.
                                                                                                              Altspeiseöl, CH      Holz
                                                                                                                                         Holz (Ethanol)
                                                                                                                                                                 Bioabfall
                                                                                                                                                                                                Erdgas
                                                                                                 Gülle+Kosubst. opt.          Molke               Klärschlamm
schlagen bei Biotreibstoffen vor allem                                                                      Altspeiseöl, FR

die Umweltbelastungen durch den land-                                            0
wirtschaftlichen Anbau der Rohstoffe.                                                 0                        20                         40                          60                         80                           100              %

                                                                                                                                                                                                                                                   Quelle: Empa
In tropischen Ländern führt beispiels-                                                                                                      Treibhausgasemissionen
weise die Brandrodung von Regenwald-
flächen zu grossen Mengen an CO2, zu        Darstellung der gesamten Umweltbelastung (senkrecht) sowie der Treibhausgasemissionen (waag-
einer erhöhten Luftverschmutzung            recht) der untersuchten Biotreibstoffe in Prozenten gegenüber Benzin. Die Treibstoffe innerhalb der
durch Russ und andere gesundheits-          grünen Fläche schneiden sowohl bei den Treibhausgasen als auch bei der gesamten Umweltbelas-
                                            tung besser ab als Benzin
schädliche Abgase wie Stickoxide, Ae-
rosole oder Dioxine und zu einem Ver-
lust an Biodiversität. Beim Anbau in ge-    fallbeseitigung. Ebenfalls gute Ergeb-                                                                                 bilanz-Basisdaten, die durch ein Netz-
mässigten Klimazonen wiederum wir-          nisse zeigt die energetische Nutzung                                                                                   werk von Schweizer Forschungsinstitu-
ken sich die teils intensive Düngung        von Holz – etwa dessen Vergasung –, da                                                                                 tionen erstellt wurde und durch die
und die mechanische Bearbeitung des         hier die Umweltauswirkungen bei der                                                                                    Empa betreut wird.
Bodens negativ auf die Umwelt aus. Die      Bereitstellung des Rohstoffes sehr ge-
extrem hohe Umweltbelastung durch in        ring sind.                                                                                                             Einheimische Bioenergie ist nur
Europa produziertes Ethanol aus Rog-        Zudem liessen sich die Umweltbelas-                                                                                    begrenzt verfügbar
gen – das von allen untersuchten Bio-       tungen aller untersuchten Biotreibstoffe                                                                               Die Studie der Empa legt ausserdem dar,
treibstoffen die mit Abstand schlech-       – im Gegensatz zu den fossilen Energie-                                                                                dass die Menge der einheimischen Bio-
teste Ökobilanz aufweist – erklärt sich     trägern – durch gezielte Massnahmen                                                                                    energie begrenzt ist. Wenn die verfüg-
dagegen durch den niedrigen Ernteer-        deutlich verringern. So könnten etwa                                                                                   bare Biomasse jedoch effizient und um-
trag.                                       strenge Zertifizierungsrichtlinien für                                                                                 weltfreundlich in Energie umgewandelt
                                            Biotreibstoffe das Problem der Brand-                                                                                  und gleichzeitig die Energieeffizienz er-
Gute Resultate für Abfall, Reststoffe       rodung von Regenwald mindern. Die                                                                                      höht wird, könnten alternative Energie-
und Holz                                    Wissenschaftler der Empa erwarten                                                                                      träger zusammen mit anderen erneuer-
Hinsichtlich Ökobilanz schneidet ge-        daher in Zukunft bessere Bewertungen                                                                                   baren Energieformen eine wichtige
mäss Studie die energetische Nutzung        einzelner Biotreibstoffe dank der Opti-                                                                                Rolle in unserer zukünftigen Energie-
von Abfall- und Reststoffen gegenüber       mierung bestehender sowie der Ent-                                                                                     versorgung übernehmen.
fossilen Treibstoffen am besten ab. Dabei   wicklung neuer Herstellungsverfahren.
fallen einerseits die hohen Umweltbe-       Grundlage der Empa-Studie waren                                                                                        Text: Eidgenössische Materialprüfungs- und
lastungen aus der Rohstoff-Bereitstel-      Daten aus «ecoinvent» (www.ecoin                                                                                       Forschungsanstalt Empa
lung weg, andererseits verringern sich      vent.ch), einer weltweit einzigartigen
die Schadstoffemissionen aus der Ab-        wissenschaftlichen Datenbank für Öko-
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
6 Treibstoff aus Biomasse

  Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei
  Effizienz statt Biotreibstoff
  Klimaerwärmung und extreme Abhängigkeit vom Öl sind Realität.
  Gehandelt wird nicht, schon gar nicht im Mobilitätssektor. Immer mehr
  Fahrzeuge erbringen eine immer höhere Kilometerleistung. Wir von der
  Schweizerischen Energie-Stiftung fordern Vorschriften und Regulierung.

  Klimaerwärmung                               schwere Stürme, das Abschmelzen der        mehr durch ein ebenso steigendes Ange-
  Das Klima ändert sich in beängstigen-        Gletscher und ein dadurch ansteigender     bot bedient werden kann und die Ver-
  dem Ausmass. Massnahmen zur Reduk-           Meeresspiegel, verstärkte Verbreitung      fügbarkeit von Erdöl zurückgeht. Dieser
  tion der CO2-Emissionen sind deshalb         von Krankheiten wie Malaria, Verlust       Übergang von stetig zunehmender zu
  überfällig. Zwar ist man sich inzwi-         von Tier- und Pflanzenarten sowie die      stetig abnehmender jährlicher Ölförde-
  schen weitherum über deren Notwen-           Destabilisierung der Alpen durch das       rung stellt einen entscheidenden Struk-
  digkeit einig, Uneinigkeit besteht jedoch    Auftauen des Permafrosts sind nur ei-      turbruch dar, der vermutlich unser ge-
  über die Eingriffstiefe, den Zeitpunkt       nige Beispiele dieser Entwicklung.         samtes Wirtschaftssystem nachhaltig be-
  ihrer Umsetzung und die Auswahl von                                                     einflussen wird. Vollkommen unabhän-
  Instrumenten. Die Klimapolitik muss          Peak Oil                                   gig von der Ölpreisentwicklung und po-
  aber so gestaltet werden, dass die Rate      Erdöl ist der Energieträger, von dem wir   litischer Steuerung wird dies unsere
  der globalen Erwärmung der Atmo-             am meisten abhängig sind. Zirka 57%        Wirtschaft zwingen, jedes Jahr weniger
  sphäre unter 0,1 Grad Celsius pro Jahr-      des schweizerischen Energieverbrauchs      Öl zu verbrauchen. Sollte dieses stetig
  zehnt liegt und die maximale weltweite       werden mit Erdölprodukten wie Heizöl,      zunehmende Defizit nicht durch ent-
  Erwärmung im Vergleich zur vorindus-         Benzin, Flugtreibstoffen oder Dieselöl     scheidende Effizienzmassnahmen und
  triellen Zeit unter 2 Grad Celsius bleibt.   gedeckt. Die Verfügbarkeit von ausrei-     eine ausreichende Substitution mit er-
  Um dieses Ziel zu erreichen, müssen          chend Energie bildet den «Lebensnerv»      neuerbaren Energien ausgeglichen wer-
  die Treibhausgasemissionen gegenüber         aller Volkswirtschaften. In dem Mass,      den können, so müssen schwer wie-
  1990 bis 2020 um 30 Prozent und bis                                                     gende wirtschaftliche Verwerfungen er-
  2050 um mindestens 90 Prozent redu-          «Sucht man nach den spar-                  wartet werden, deren Ausmass nur
  ziert werden. Gerade der Schweiz, die                                                   schwer abgeschätzt werden kann.
  von der Klimaerwärmung besonders be-
                                               samsten Modellen, finden
  troffen ist und deren CO2-Emissionen         sich nur vereinzelte mit                   Agrotreibstoff als Irrweg
  pro Kopf ein Mehrfaches des weltweiten       jeweils deutlich über                      Die unter anderem aus der Notwendig-
  Durchschnitts betragen, kommt hier           4 Liter Verbrauch pro 100 km»              keit des Handelns geborene Idee der for-
  eine besondere Verantwortung zum                                                        cierten Biotreibstoffförderung ist der fal-
  Handeln zu. Im Jahr 2006 war es im glo-                                                 sche Weg. Mehrere Studien zeigen die
  balen Mittel bereits um 0,74 Grad Cel-       wie diese Verfügbarkeit nicht mehr gege-   ökologischen und sozialen Probleme
  sius wärmer als in vorindustrieller Zeit.    ben ist, wird das auch Konsequenzen        der Nutzung von Treibstoff aus so ge-
  Doppelt so hoch ist die Temperaturver-       für das wirtschaftliches Wohlergehen       nannt nachwachsenden Rohstoffen
  änderung in der Schweiz: Nach Unter-         haben. Oft wird mit der Reichweite der     deutlich (siehe Artikel zur Empa-Studie
  suchungen der ETH Zürich beträgt der         Erdölreserven bei jährlich konstantem      auf Seite 4).
  Temperaturanstieg allein im 20. Jahr-        Verbrauch argumentiert, die etwa vier-
  hundert zwischen 1,3 und 1,6 Grad Cel-       zig Jahre betrage. Bei dieser Sichtweise   1. Priorität Effizienz
  sius. Die Folgen des Temperaturanstiegs      wird die Dynamik der Situation ver-        Die Zukunft liegt weder bei unsinnigen
  sind schon heute sicht- und spürbar          kannt. Nicht das Verbrauchen des letz-     Biotreibstoffen und erst recht nicht bei
  und können in Zukunft leicht absehbar        ten Tropfens Erdöl ist entscheidend,       den endlichen und klimazerstörenden
  auch katastrophal werden. Verheerende        sondern einzig der Zeitpunkt, ab dem       fossilen Treibstoffen, sondern nur im in-
  Dürrephasen und Überschwemmungen,            die weltweit steigende Nachfrage nicht     telligenten, effizienten Umgang mit un-
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Treibstoff aus Biomasse 7

Vor 11 Jahren stellte Greenpeace das weltweit
erste serienreife 3-Liter-Auto vor

Der Verkehr nimmt Jahr für Jahr zu              Für den Anbau von Biotreibstoffen wird im Amazonasgebiet brandgerodet

seren Energierohstoffen. Ganz unabhän-          Im Juni 2000 stellte das Fahrzeug mit           100 Kilometer 755 704 Tonnen CO2 pro
gig von den unterschiedlichen Substitu-         einer einzigen Tankfüllung von Ham-             Jahr aus. Wären diese in einem Jahr zu-
tionsoptionen geht immer wieder die             burg nach Rom einen Rekord von 2,33             gelassenen Fahrzeuge so effizient wie
Vordringlichkeit der Effizienz verges-          Litern auf 100 Kilometer auf.                   ein SmILE, verbrauchten sie nur die
sen. Die Autohersteller haben begriffen,                                                        Hälfte Sprit und produzierten auch nur
dass es ist nicht mehr zeitgemäss ist,          Kein Dreiliterauto weit und breit               die Hälfte CO2. Auf diese Weise wären
derart ineffiziente Fahrzeuge herzustel-        Noch immer aber kann der SmILE oder             schon 0,9% des schweizerischen CO2-
len, wie sie heute auf unseren Strassen         ein ähnlich sparsames Fahrzeug nicht            Ausstosses eingespart. Nicht eingerech-
verkehren. 7,62 Liter Treibstoff pro 100        gekauft werden. Sucht man nach den              net ist hier der seit 1996 erfolgte techno-
Kilometer beträgt der durchschnittliche         sparsamsten serienmässig erhältlichen           logische Fortschritt, z. B. die Möglich-
Verbrauch der im Jahr 2006 in der               Modellen im Jahr 2007, finden sich nur          keiten der Hybridtechnik, der den Sprit-
Schweiz verkauften neuen Personen-              vereinzelte mit jeweils deutlich über           verbrauch noch einmal deutlich senken
wagen. Diese Zahl berücksichtigt noch           4 Liter Verbrauch pro 100 km. Die Pro-          kann. Inzwischen haben wir schon wie-
nicht mal, dass die meisten Autos älter         duktion des einzigen auf dem Markt er-          der 11 Jahre verloren. Wären seit 1996
sind und demnach auch einen noch                hältlichen 3-Liter-Autos – des VW-Lupo          zunehmend 3-Liter-Autos eingeführt
höheren Verbrauch aufweisen.                    – wurde nach einigen Jahren wieder ein-         worden, wären wir heute, bei einem
                                                gestellt. Wie kann das sein, dass die In-       in der Schweiz durchschnittlichen Le-
Es ginge auch anders                            dustrie nach so vielen Jahren, trotz er-        bensalter eines PW von 7,4 Jahren
Vor 11 Jahren stellte Greenpeace das            folgreicher und bekannter Technik nicht         (2004), schon einen riesigen Schritt wei-
weltweit erste serienreife 3-Liter-Auto         in der Lage oder bereit ist, effiziente         ter.
vor, den so genannten SmILE (Small-In-          Fahrzeuge anzubieten? Ein neuer Re-
telligent-Light-Efficient). Ein ganz nor-       nault Twingo Baujahr 2007 weist ge-             Fazit
males Serienfahrzeug, der Renault               mäss VCS-Autoumweltliste immer noch             Inwieweit die technischen Möglichkei-
Twingo, wurde modifiziert. Die wesent-          einen Verbrauch von 5,7 l/100 km auf.           ten realisiert werden, hängt nicht zuletzt
liche Neuerung war die völlig neue Mo-          Ein zu bescheidener Fortschritt.                sehr stark von den gesetzten Prioritäten
torkonzeption: ein klein dimensionier-                                                          ab. Solange es keine harten regulieren-
ter Motor mit 358 ccm Hubraum (ur-              Was wäre wenn?                                  den Instrumente – strenges Bonus-
sprünglich: 1239 ccm) bringt bei glei-          Im Jahr 2006 wurden in der Schweiz              Malus-System,       hohe     CO2-Abgabe,
cher Leistung nur noch 35 kg auf die            269 421 Personenwagen neu immatriku-            strenge dynamische Zulassungskrite-
Waage. Trotz der nahezu gleichen tech-          liert. Gehen wir von einer durchschnitt-        rien für Spritschleudern – gibt, kommen
nischen Spezifikationen braucht der             lichen Fahrleistung von 15 000 Kilome-          wir in der Mobilitätsfrage nicht weiter.
SmILE nur 3,3 Liter Benzin auf 100 km           tern pro Wagen und Jahr aus, stossen die
(Original: 6,7 Liter) – also eine Reduk-        259 426 Fahrzeuge bei einem Flotten-            Text: Bernhard Piller; Schweizerische Energie-
tion des Benzinverbrauchs um gut 50%!           verbrauch von 7,62 Liter Treibstoff pro         Stiftung SES, Bilder: Greenpeace
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Stilvoll zentralheizen
                                                                                  im Wohnraum.
                                                                                   FireWIN – der neue Pellets-Kaminofen.
                                                                                   – Versorgt vom Wohnraum aus das ganze Haus
                                                                                     mit Wärme und Behaglichkeit.
                                                                                   – Beste Energienutzung durch dosierbare
                                                                                     Wärmeabstrahlung.
                                                                                   – Vollautomatische Pelletszuführung.

                                                                            Windhager Zentralheizung AG
                                                                            Industriestrasse 13, 6203 Sempach
                                                                            Tel. +41 (0) 41/469 469-7, Fax +41 (0) 41/469 469-9
                                                                            www.windhager.com

       [ Luft ]                                                                                                         Wärmepumpe Logafix WPL 60

       [ Wasser ]

       [ Erde ]
       [ Buderus ]                                                                                                        Grosser Jubiläumswettbewerb
                                                Wärmepumpe Logafix WPL 60I

                                                                                                                              auf www.buderus.ch

Effizient heizen
mit Energie aus
Luft, Wasser
und Boden.

Systeme zur Nutzung regenerativer Energiequellen sind gefragt – vor allem seit die Preise für
Öl und Erdgas steigen. Eine fast unerschöpfliche Wärmequelle ist zum Beispiel die Sonnenen-
ergie, die in der Umgebungsluft, dem Erdreich und dem Grundwasser gespeichert ist. Wärme-
pumpen von Buderus nutzen diese Energie für die Raumheizung und Trinkwassererwärmung.
Sparsam , kompakt und komfortabel.

Wärme ist unser Element
Buderus Heiztechnik AG, Netzibodenstrasse 36, 4133 Pratteln, www.buderus.ch
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
Treibstoff aus Biomasse 9

                    Erd- und Biogas: 25% weniger CO2-Emissionen
                    Mobilität diversifizieren
                    Hans Wach, Geschäftsleiter von gasmobil ag, freut sich: «Die Empa-
                    Studie über Biotreibstoffe bestätigt, was wir schon lange sagen: Erdgas
                    ist der beste fossile und Biogas der beste biogene Treibstoff.»

                                                                «Die eigentliche Schwierig-                abdecken. Das Angebot ist ein europäi-
                                                                                                           sches, und wir mit dem Schweizer
                                                                keit liegt darin, dass die
                                                                                                           Markt haben nur begrenzt Einfluss da-
                                                                Gaswirtschaft die Vorinvesti-              rauf. Einen zusätzlichen Schub wird es
                                                                tionen der Tankstellen leisten             geben, wenn die eigentlichen gasopti-
                                                                und den Verkauf der Erdgas-                mierten Motoren auf den Markt kom-
                                                                                                           men. Grundlage der heutigen Technik
                                                                fahrzeuge vorantreiben
                                                                                                           sind bei vielen Modellen noch Benzin-
                                                                muss»                                      motoren, die auf bivalenten Gas-/Ben-
                                                                Hans Wach                                  zinbetrieb modifiziert wurden.
Bild: gasmobil ag

                                                                                                           Wie sieht es mit den direkten finanziel-
                                                                                                           len Anreizen aus?
                                                                                                           Einerseits gibt es die Förderbeiträge von
                                                                                                           einzelnen regionalen Gaswerken, das
                    Die gasmobil ag, die sich für eine Ver-     weitem überschreiten, wird die Bilanz      sind Beiträge von bis zu Fr. 1500.– pro
                    breitung von Gasfahrzeugen und einen        noch besser.                               Fahrzeug. Andererseits kommt ab 2008
                    Ausbau des Gastankstellennetzes ein-                                                   die Mineralölsteuerermässigung auf
                    setzt, sieht sich durch die Resultate der   Trotzdem gibt es auf Schweizer Stras-      Erd- und Biogas. Der Preis wird umge-
                    Empa-Studie (siehe S. 4) bestätigt und      sen gerade mal 4000 Erdgasfahrzeuge.       rechnet in einen Liter Benzin auf rund
                    bestärkt. Wir haben uns mit Hans Wach,      Gasmobil Schweiz hat also noch viel zu     1.10 Franken zu stehen bekommen. Mit
                    Geschäftsleiter von gasmobil AG, über       tun ...                                    Erdgas fährt man also deutlich günstiger
                    die Mobilität der Zukunft unterhalten.      Genau, aber wir werden unser Ziel errei-   als mit Benzin. In der Deutschschweiz
                                                                chen, bis Ende 2007 verteilt über die      haben die Anbieter von Erdgas bis heute
                    Herr Wach, die Resultate der Empa-          ganze Schweiz 100 Gastankstellen ein-      darauf verzichtet, die gegenwärtig gel-
                    Studie sind für Sie besonders positiv       gerichtet zu haben. Um diese rentabel zu   tende Mineralölsteuer auf die Kunden
                    ausgefallen.                                betreiben, muss der Gasfahrzeugpark        abzuwälzen. Hier kostet Erdgas umge-
                    Die Vorteile von Erdgas und Biogas als      von Frau und Herr Schweizer 30 000         rechnet auf einen Liter Benzin heute
                    Treibstoff kennt man schon lange: Ge-       Fahrzeuge betragen. Unser Ziel ist es,     rund 1 Franken und 10 Rappen, in der
                    genüber dem Benzin- oder Dieselauto         diese Marke 2010 zu erreichen. Das ent-    Romandie noch zirka 1 Franken 60 Rap-
                    stossen Gasfahrzeuge bis zu 25% weni-       spräche zirka 1% Marktanteil.              pen. Die Preise werden also in der
                    ger Kohlendioxid – sprich CO2 –, bis zu                                                Romandie mit der Mineralölsteuerer-
                    85% weniger Stickoxide, bis zu 55%          Die eigentliche Schwierigkeit liegt        mässigung deutlich sinken.
                    weniger Kohlenmonoxide und bis zu           darin, dass die Gaswirtschaft die Vorin-
                    75% weniger Kohlenwasserstoff aus.          vestitionen der Tankstellen leisten und    Wie sieht es mit dem Tankstellenange-
                    Und Biogas ist weit gehend CO2-neutral.     den Verkauf der Erdgasfahrzeuge voran-     bot im angrenzenden Ausland aus?
                    Wenn wir also, und dieses Ziel hat sich     treiben muss. Wichtig ist auch, dass das   Spitzenreiter ist mit einem Netz von 550
                    die Gasbranche selber gesetzt, mindes-      Fahrzeugangebot stimmt. Heute haben        Erdgastankstellen ganz klar Italien. Dort
                    tens 10% Biogas beimischen, ein Pro-        wir rund 20 Modelle, die jedoch die Be-    kommen Sie mit einem Gasauto ohne
                    zentsatz, den wir übrigens heute bei        dürfnisse der Privaten noch nicht ganz     Probleme durch. Darauf folgt Deutsch-
Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
10 Treibstoff aus Biomasse

   land mit 750 Tankstellen. Da das Land        hat. Wie viel Biogas wird im Schnitt an      erbaren Energien passen, weil sie belie-
   aber rund 10-mal grösser ist als die         den Schweizer Tankstellen getankt?           big modulierbar sind, sprich, man
   Schweiz, können wir uns im Vergleich         Wie ich bereits erwähnt habe, mischen        könnte genau dann Strom produzieren,
   sehen lassen! In Österreich gibt es an die   wir mindestens 10% Biogas bei. Dieses        wenn zum Beispiel zu wenig Wind- oder
   60 Tankstellen, aber dort ist man massiv     Ziel überschreiten wir aber zurzeit mas-     Solarstrom bereitsteht.
   am Ausbauen. Noch wenig entwickelt           siv: 2006 wurden an den Gastankstellen
   ist das Tankstellennetz in Frankreich.       rund 26% durch Biogas abgedeckt. Die-        Wie wird die Mobilität von morgen
   Die Franzosen sind vor allem im städti-      ses Gas stammt einerseits aus Abwasser-      aussehen?
   schen Busverkehr und bei der Kehricht-       reinigungsanlagen und andererseits aus       Das Mobilitätsbedürfnis wird weiter
   abfuhr sehr stark. Doch nun tut sich         mehreren Kompogasanlagen. Nun geht           steigen, das ist keine Frage. Doch die
   auch im Privatverkehr einiges: Bis 2010      es darum, den Mindestanteil von Biogas       Mobilität wird dank den neuen Techno-
   soll ein Netz von 300 Tankstellen gebaut     nicht unter 10% sinken zu lassen, was        logien ökologischer sein. Die Konsu-
   werden.                                      unser erklärtes Ziel bleibt.                 menten werden ihr Mobilitätsverhalten
                                                                                             nicht ändern, sondern nur auf dramati-
   Es gibt auch Erdgaskritiker. Diese argu-     Das wird schwierig werden, stehen            sche Preiserhöhungen reagieren, wenn
   mentieren, dass man mit dem Wechsel          doch die landwirtschaftlichen Biogas-        zum Beispiel ein Liter Benzin fünf Fran-
   von Benzin- und Dieselfahrzeugen hin         anlagen nur in der seltensten Fällen in      ken kosten würde. Gerade bei den so ge-
   zu Erdgasautos nur von der einen Ab-         unmittelbarer Nähe einer Gasleitung,         nannten Biotreibstoffen werden wir da-
   hängigkeit in die andere wechsle ...         und in Kompogasanlagen wird doch             rauf achten müssen, dass sie die Lebens-
   Natürlich sind wir auch mit Gasfahrzeu-      aus wirtschaftlichen Gründen meistens        mittelproduktion nicht kannibalisieren.
   gen vom Ausland abhängig, aber Länder        Strom erzeugt.                               Es geht nicht an, dass Mobilität höher
   wie zum Beispiel Russland sind auch          Natürlich ist die Einspeisung ins Gas-       gewichtet wird als Nahrungsmittel. Das
   von den Devisen abhängig, die der Ver-       netz auch eine Preisfrage, aber auch eine    ist unsere Chance in der Schweiz: Bio-
   kauf von Erdgas bringt. Im Produktions-      der Ökobilanz. Wenn aus Biogas Strom         gas aus Abfällen, da diese die Lebens-
   land wird Erdgas meist zu einem Selbst-      erzeugt wird, werden gerade mal 40%          mittel nicht konkurrenzieren.
   kostenpreis verkauft. Dazu kommt, dass       der Energie in Strom umgewandelt. Die
   die Erdgasreserven doppelt so lange rei-     restlichen 60%, die als Wärme anfallen,      Text: Anita Niederhäusern
   chen werden wie die Ölreserven. Auch         werden nicht in allen Fällen genutzt.
   heute werden noch bedeutende Erdgas-         Was natürlich ökologisch gesehen ein
   felder entdeckt, was man von Erdöl nun       Unsinn ist. Aber gerade bei Kleinstanla-
   nicht gerade behaupten kann. Erdgas          gen auf landwirtschaftlichen Betrieben
   kommt aus allen Regionen der Welt,           fällt die Option Einspeisung ganz weg,
   nicht nur aus Russland, sondern auch         weil Biogas noch zu Erdgasqualität auf-
   aus Norwegen, Holland und Algerien.          gewertet werden muss. Hier kommen
   Und zunehmend auch per Schiff aus            nur industrielle Grossanlagen in Frage.
   den arabischen Ländern.                      Aber zurück zur Konkurrenz Strom oder
   Und es geht um eine Diversifizierung         Treibstoff: Hier ist der Gesetzgeber ge-
   unserer Mobilität, diese wiederum wirkt      fragt, Regeln zu erstellen, die die ökolo-
   sich auf die Versorgungssicherheit aus.      gischere Variante des Treibstoffs unter-
   Wohl das stärkste Argument ist für mich      stützt und nicht beeinträchtigt.
   die Reduktion der CO2-Emissionen um
   25%, die klimapolitisch absolut zu-          Werden wir auch genügend Gas für die
   oberst auf der Agenda steht. Das erreicht    Mobilität haben, wenn Gaskombi-
   jeder von uns, der auf ein Erdgasfahr-       Kraftwerke gebaut würden?
   zeug umsteigt, auf einen Schlag. Dank        Der Schweizer Erdgasverbrauch macht
   seiner hohen Verfügbarkeit hat Erdgas        nur gerade 0,7% des EU-weiten Gasver-
   unter den Treibstoffalternativen das         brauchs aus. Gaskraftwerke in der
   grösste CO2-Einsparpotenzial.                Schweiz fallen deshalb in Bezug auf den
                                                europäischen Gasverbrauch kaum ins
   Kommen wir auf die EMPA-Studie zu-           Gewicht. Die Gaskombi-Kraftwerke
   rück, in der Biogas gut abgeschnitten        würden übrigens sehr gut zu den erneu-
Treibstoff aus Biomasse 11

                              Beschränktes Biomassepotenzial
                              Der Kampf um die Biomasse
                              Biomasse ist wie Sonne, Wind und Wasser ein erneuerbarer Energie-
                              träger, aber sie ist nicht unendlich vorhanden. Heute findet geradezu ein
                              Run auf die Biomasse von Seiten der Strom- und Wärmeproduzenten
                              einerseits und der Treibstoffproduzenten andererseits statt.

                                                                                                                               km2 mit so genannten Energiepflan-
                                                                                                                               zen für Biotreibstoffe bepflanzt wer-
                                                                                                                               den. Das wäre ca. ein Drittel der heute
                                                                                                                               in der Schweiz landwirtschaftlich ge-
                                                                                                                               nutzten Fläche. Das bedeutet ein Drit-
                                                                                                                               tel weniger Fläche für die Nahrungs-
                                                                                                                               mittelproduktion. Die Schweiz ist
                                                                                                                               aber schon heute stark von Nahrungs-
Bild: www.biomassenergie.ch

                                                                                                                               mittelimporten abhängig, sie weist
                                                                                                                               einen Selbstversorgungsgrad von nur
                                                                                                                               rund 45% auf.

                                                                                                                             Fazit: Solche Potenzialschätzungen sind
                              Was sehr grossen Sinn macht, das wurde auch aus der Empa-Studie deutlich, ist die Reststoff-   pure Augenwischerei und unseriös.
                              verwertung, zum Beispiel in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage
                                                                                                                             Nachhaltige Landwirtschaftspolitik
                              Auf der sehr umfangreichen (Propa-                1. Die BtL-Technologie (Biomass to Li-       Heute wird in der Schweiz erst ca. 11%
                              ganda-)Website für nachwachsende Roh-                quid) ist noch Zukunftsmusik, von         der landwirtschaftlichen Nutzfläche
                              stoffe www.bio-energie.de ist folgendes              der die Branche schon seit Jahren         biologisch bewirtschaftet. Weltweit be-
                              zu lesen:                                            schwärmt. Erhältlich sind solche Bio-     wegt sich dieser Anteil im tiefen einstel-
                                                                                   treibstoffe der zweiten Generation        ligen Prozentbereich. Langfristig muss
                              «Schätzungen gehen davon aus, dass auf               nach wie vor nicht.                       es das Ziel der Landwirtschaftpolitik
                              einem      Hektar    landwirtschaftlicher         2. Realität sind heute Biotreibstoffe der    sein, 100% der Anbaufläche biologisch
                              Nutzfläche umgerechnet etwa 4000                     ersten Generation. Sollte 2010 die        zu bewirtschaften. Würde nun durch
                              Liter BtL-Kraftstoffe erzeugt werden                 vom europäischen Parlament 2003           eine Politik der Biotreibstoffförderung,
                              können. Damit lassen sich in Zukunft                 verabschiedete Richtlinie 2003/30/        wie sie in Deutschland und nun auch in
                              etwa 20–25% des gesamten Kraftstoffbe-               EG, die den Anteil an Biotreibstoffen     der Schweiz betrieben wird, massiv auf
                              darfs in Deutschland ersetzen - für                  auf 5,75% des gesamten Treibstoffver-     Energiepflanzen gesetzt, würden die
                              Europa werden die Potenziale noch we-                brauchs steigern will, umgesetzt wer-     kleinen Erfolge des Biolandbaus wieder
                              sentlich höher angesetzt. Damit können               den, müsste allein für den Treib-         zunichte gemacht. Treibstoffproduktion
                              BtL-Kraftstoffe ganz erheblich zur Sub-              stoffverbrauch der Bundesrepublik         aus so genannten Energiepflanzen wie
                              stitution von fossilen Kraftstoffen beitra-          Deutschland eine Fläche von Nord-         Raps oder Getreide (völlig absurd) hat
                              gen.»                                                rhein-Westfalen mit Raps bebaut wer-      erstens eine katastrophale Ökobilanz
                              Der Glaube an die Zukunft von Bio-                   den. Das entspricht 9,5% der Landes-      und konkurriert zweitens die knappe
                              masse als Treibstoff für eine unbegrenzte            fläche der ehemaligen BRD.                Fläche für die Foodproduktion.
                              Mobilität scheint nach wie vor ungebro-           3. Soll die Schätzung von 20–25% BtL-
                              chen.                                                Kraftstoffe in die Realität umgesetzt     Strom statt Treibstoff
                                                                                   werden, müsste auf die Schweiz um-        Ob Strom aus der Vergärung biogener
                              Stellen wir die Fakten einmal klar:                  gerechnet eine Fläche von 3272– 4090      Abfälle oder aus industriell vergastem
12 Treibstoff aus Biomasse

   Holz wie es das PSI befürwortet, eine         che 30–100 Mal mehr Energie nutzbar          EnergieSchweiz hat schon vor Jahren
   einfache Rechnung macht klar, wieso           machen kann, wenn man nicht den rie-         berechnet, dass mit der konsequenten
   die Verstromung mehr Sinn macht als           sigen Umweg über die Biomasse geht,          Sammlung und Vergärung aller Grün-
   die Herstellung von Treibstoff. Erstens       wo bei jedem Teilschritt grosse Wir-         und Speiseabfälle zusätzlich 90 Mio. m3
   macht Biotreibstoff für ineffiziente          kungsgradverluste hingenommen wer-           Biogas gewonnen und zur Strompro-
   Fahrzeuge schon generell keinen Sinn          den müssen.                                  duktion eingesetzt werden könnten. 220
   (vgl. Artikel auf Seite 6). Zudem erreicht                                                 GWh Strom pro Jahr könnten so 1,4%
   ein Automotor im besten Fall (Diesel)         Nachhaltige Holznutzung                      des heutigen Elektrizitätsverbrauchs der
   einen Wirkungsgrad von 30%. Ein               In den vergangenen Jahrzehnten wurde         Haushalte decken. Aus dieser Sicht und
   Blockheizkraftwerk (BHKW) erreicht            bei der nachhaltigen Waldnutzung viel        aus dem wichtigen Aspekt eines ge-
   bei vollständiger Abwärmenutzung da-          dazugelernt. In gesunden, naturnahen         schlossenen Nährstoff-Kreislaufes ist es
   gegen einen Gesamtwirkungsgrad von            Wäldern herrscht ein biologisches            z. B. nicht verständlich, dass ERZ Ent-
   bis zu 90% (rund 40% als Strom und            Gleichgewicht: Je artenreicher ein Wald      sorgung + Recycling Zürich in der Stadt
   60% Wärme). Somit sollte der Entscheid        ist, desto besser funktioniert die Selbst-   Zürich keine biogenen Abfälle sammeln
   zugunsten der Verstromung aus Effi-           regulierung zwischen den beteiligten         will. Diese könnten in einer Vergärungs-
   zienzgründen leicht fallen. Wenn doch         Lebewesen. Durch eine naturnahe Be-          anlage eine Menge Strom und Wärme er-
   Biomasse in irgendeiner Form für die          wirtschaftung kann dieses natürliche         zeugen. So könnte zudem noch Energie,
   Mobilität verwendet werden soll, dann         Gleichgewicht erhalten oder sogar noch       die sonst für die Herstellung von Mine-
   sicher nur mit einem effizienten Elektro-     verbessert werden. So genannten Ener-        raldünger gebraucht wird, eingespart
   motor, sprich mit dem Elektromobil der        giewäldern, also Kunstwäldern, die nur       werden.
   Zukunft.                                      als Energielieferanten angebaut werden,
                                                                                              Sackgasse
   Photovoltaik statt Biomasse                   «Bioenergie aus Abfällen,                    Wenn mit der Klimaveränderung der
   Es stellt sich auch eine ganz grundsätz-                                                   Nahrungsanbau schwieriger werden
   liche Frage nach dem Sinn, nachwach-
                                                 Gülle, Restholz und orga-                    wird, werden wir es uns mit absoluter
   sende Rohstoffe als Energierohstoffe an-      nisch belasteten Abwässern                   Sicherheit nicht leisten können, auf be-
   zubauen. Eine einfache Rechnung zeigt         ist genial und weist eine                    wirtschaftbarem Land Agrotreibstoff für
   die Sinnlosigkeit auf. Im Durchschnitt        supergute Ökobilanz auf»                     ineffiziente Fahrzeuge anzubauen. Und
   ist durch den photosynthetischen Pro-                                                      wenn wir auch nur einen Bruchteil des
   zess höchstens rund 1% der eingestrahl-                                                    übermässigen fossilen Treibstoffver-
   ten Sonnenenergiemenge in der Pflanze         fehlt es an Natürlichkeit. Solche Wälder     brauchs mit Bioenergie aus nachwach-
   gebunden. Um die Pflanze gezielt anzu-        enthalten auch wenig verschiedene Le-        senden Rohstoffen zu ersetzen suchen,
   bauen, braucht es weiter Fremdenergie         bensräume, sind deshalb entsprechend         verursachen wir beträchtliche Umwelt-
   und Arbeitseinsatz, wie auch für Ernte,       arm an Pflanzen und Tieren und anfällig      schäden, wie den Verlust von Biodiver-
   Transport und Aufbereitung vor der            auf Schäden aller Art (Windwurf, Bor-        sität infolge von Intensivierung der
   Weiterverwertung. Netto erhalten wir          kenkäfer, usw.). Es kann nicht Ziel einer    Landwirtschaft und Monokulturen, Bo-
   nur noch weit unter einem Prozent der         nachhaltigen Energiepolitik sein, for-       denverdichtung, Überdüngung, Wasser-
   eingestrahlten Sonnenenergiemenge im          ciert Biomasse in Energieträger umzu-        verschleiss usw.
   Energieträger Biotreibstoff. Heutige So-      wandeln und so wieder in alte Zeiten
   larzellen haben zwar immer noch einen         zurückzufallen. Natürlich anfallendes        Text: Bernhard Piller, Schweizerische Energie-
   relativ schlechten Wirkungsgrad von           Restholz, Industrierestholz und Altholz      stiftung SES
   rund 20%. Aber wenn wir schon wert-           stellen hingegen ideale Energieträger
   volle Landfläche zur Energiegewinnung         dar.
   einsetzen, dann ist es viel sinnvoller, di-
   rekt Photovoltaikstrom zu produzieren.        Sinnvolle Reststoffverwertung
   So können nicht nur 20% der Sonnen-           Was sehr grossen Sinn macht, das wurde
   energie direkt in Strom umgewandelt           auch aus der Empa-Studie deutlich, ist
   werden, sondern auch Dächer und an-           die Reststoffverwertung. Bioenergie aus
   dere unproduktive Flächen genutzt wer-        Abfällen, Gülle, Restholz und organisch
   den. Nochmals wird klar: Zukunft hat          belasteten Abwässern ist genial und
   nur das Elektromobil, weil man pro Flä-       weist eine supergute Ökobilanz auf.
Treibstoff aus Biomasse 13

                                                 Effizienzsteigerung bringt ein Vielfaches
                                                 Die Nahrung der andern
                                                 «Wir nehmen mit Biotreibstoffen im Tank den anderen einfach die
                                                 Nahrung weg», argumentiert Dr. Michael Braungart, Gründer und
                                                 wissenschaftlicher Geschäftsführer von EPEA Internationale Umwelt-
                                                 forschung GmbH in Hamburg.

                                                                                              «Die Schweizer sollten besser                fläche für Biotreibstoffe statt Nahrung
                                                                                                                                           genutzt wird, verschärft sich das Pro-
                                                                                              in der Landwirtschaft
                                                                                                                                           blem. Und wir bauen auf unserm Acker-
                                                                                              qualitative Nahrung fördern                  land Rapsöl für den Autotank. Sie
Bild: EPEA Internationale Umweltforschung GmbH

                                                                                              und auf echte Innovationen                   sehen, wir könnten schon die 10% Bio-
                                                                                              im Effizienzbereich setzen»                  treibstoffe in unserem Tank erreichen,
                                                                                                                                           der Preis der anderen dafür ist jedoch
                                                                                              Michael Braungart                            riesig. Wir nehmen für unseren Tank
                                                                                                                                           einfach den andern die Nahrung weg.

                                                                                                                                           Denken wir das Beispiel weiter, wenn
                                                                                                                                           wir die weltweite Landwirtschaftsflä-
                                                                                                                                           chen nur noch für den Anbau von Pflan-
                                                                                                                                           zen für Biotreibstoffe nutzen, könnten
                                                 Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, dem        Als ich kürzlich Präsident Lula in Brasi-    wir im besten Fall 60% unseres Treib-
                                                 konventionellen Treibstoff 10% Bio-          lien getroffen habe, erzählte er, dass ein   stoffverbrauchs decken. Das würde heis-
                                                 treibstoffe beizumischen. Kann das           Drittel der Brasilianer hungern und ein      sen, wir essen nichts mehr, sondern fah-
                                                 erreicht werden, und wie sieht eine          Viertel der ursprünglichen Landwirt-         ren nur noch Auto. Aber bedenken Sie
                                                 solche Landwirtschaft aus?                   schaftsfläche wegen der Erosion nicht        auch, dass 10% der CO2-Emissionen al-
                                                 Es wäre theoretisch möglich, aber die        mehr landwirtschaftlich nutzbar ist.         leine auf die Stickstoffdüngerproduk-
                                                 EU kann das nur auf Kosten der anderen       Brasilien exportiert in die EU soviel Ge-    tion für die Landwirtschaft zurückzu-
                                                 erreichen. Heute wird die Hälfte der in      flügel wie ganz Deutschland produziert.      führen sind.
                                                 der EU für Nahrung verbrauchten Kalo-        Somit fehlt die Nahrung in Brasilien.
                                                 rien importiert. Für die Schweizer Land-     Und wenn nun noch Landwirtschafts-
                                                 wirtschaft sieht die Kalorienbilanz noch
                                                 schlechter aus. Um es praktisch zu ma-
                                                 chen, schauen wir uns zwei für Biotreib-       Zur Person
                                                 stoffe bekannte Beispielländer an. Die         Dr. Michael Braungart ist seit 1994 Professor für Verfahrenstechnik an der Universi-
                                                 Energiebilanz bei Palmöl in Südostasien        tät Lüneburg und Direktor eines interdisziplinären Masterprogrammes für Stoff-
                                                 ist in jedem Fall negativ. Für Palmöl ver-     strom-Management. Der Chemiker ist Gründer (1987) und wissenschaftlicher
                                                 schwinden Unmengen von Regenwald,              Geschäftsführer von EPEA Internationale Umweltforschung GmbH, Hamburg,
                                                 und pro Hektare in Landwirtschaftsland         Deutschland, und Mitbegründer (1989) von McDonough Braungart Design Che-
                                                 umgewandelten Regenwald wird die               mistry (MBDC), Charlottesville, Virginia, USA. Er ist ebenso Mitbegründer (1989)
                                                 3,5-fache Menge CO2 (400 Tonnen Koh-           des Hamburger Umwelt-Instituts (HUI). Diese Institute teilen einen gemeinsamen
                                                 lenstoff) emittiert. Die grosse Menge          Wertekanon, der intelligentes, ästhetisches und öko-effektives Design umfasst. Im
                                                 Biomasse, welche im Regenwald steckt,          Rahmen einer Gastprofessur an der «Darden School of Business» unterrichtete
                                                 kann durch die Palmölproduktion da-            Michael Braungart Inhalte zu «Öko-Effizienz», «Öko-Effektivität», «Cradle to
                                                 nach bei weitem nicht wieder fixiert           Cradle-Design» und «Intelligent Materials Pooling».
                                                 werden.
Biogas / Fermenter-Technik
                                                  Das einfache Fermenter Beheizungsset mit
                                                  bestem Wirkungsgrad.

                                                  BRUGG Rohrsysteme bietet für die Fermenter-
                                                  beheizung das «endlose» spiralgewellte Edel-
                                                  stahlwellrohr NIROFLEX® inklusive Montage-
                                                  zubehör und Mauerdurchführung an. Durch
                                                  die vergrößerte Oberfläche wird eine direkte
                                                  Wärmeübertragung an das Substrat erzielt.
                                                  Der Wirkungsgrad wird um ca. 50 % erhöht.

                                                  Die Rohrverlegung im Fermenter erfolgt in
                                                  einem Stück. Für die Anschlusstechnik sind
                                                  keinerlei Schweißarbeiten und Spezialwerk-
                                                  zeuge erforderlich.

BRUGG Rohrsysteme GmbH       31515 Wunstorf           www.brugg.de
Adolf-Oesterheld-Straße 31   Tel. +49 (0) 5031 170 0  info@brugg.de
                             Fax +49 (0) 5031 170 170

 Die Baumesse.
 Wo man schaut, bevor man baut.

 Neubau · Renovation · Schöner Wohnen
             Me   sse
       heim-
 Eigen        h
        Züric
 Immo

 Messezentrum Zürich                                                    30.8.– 3.9.2007
 www.bauen-modernisieren.ch                                             Do–Mo: 10–18 Uhr
Treibstoff aus Biomasse 15

Gibt es auch Beispiele, wo der Anbau         tens 20% des US-Mais im Tank landen.         Was ist die konkrete Fördersituation in
von Pflanzen für Treibstoff sinnvoll ist?    Die machen das nur aus strategischen         Deutschland?
Ja, zum Beispiel, wenn man in semiari-       Überlegungen, damit sie eine höhere          Die Biotreibstoffe waren bis jetzt steuer-
den Gebieten, wo keine Landwirtschaft        Energieunabhängigkeit erreichen. Die         befreit, ab diesem Jahr werden 10 Cent
mehr betrieben werden kann, entspre-         US-Army sind die einzigen, die in der        pro Liter erhoben, und die Besteuerung
chende Treibstoffpflanzen anbaut. Ein        US-Regierung konzeptionell denken:           soll bis 2015 mit einem Stufenplan an
weiteres Beispiel sind Aquakulturen,         Darum betanken sie auch schon B52-           die Dieselbesteuerung angenähert wer-
wo in einem geschlossenen, gedüngten         Bomber mit Biodiesel. Dies verursacht        den. Aber Biodiesel ist mit den 10 Cent
System Algen gezüchtet werden und am         immerhin weniger Emissionen in der           Steuern schon nicht mehr rentabel. Der
Schluss nur die Kohlenwasserstoffe           Atmosphäre, wo die Emissionen am             einzige Grund, wieso nicht eine den
ohne Nährstoffe entzogen werden. Oder        schädlichsten sind. Wie sich das in Zu-      Emissionen gerechte Steuer erhoben
wenn in urbanen Regionen die Fein-           kunft entwickeln wird, hängt vom             wird, ist, dass hierzulande bereits
staubbelastung besonders gross ist. Hier     nächsten Präsidenten ab.                     100 000 Arbeitsplätze vom Biotreibstoff
kann Bioethanol einen Beitrag leisten.                                                    abhängen.
                                             Wie sehen die Subventionen auf EU-
Wie sehen die Fördermassnahmen,              Ebene aus?                                   Herr Braungart, was sind Ihre Empfeh-
sprich Subventionen und Steuerbefrei-        Jedes EU-Land macht das anders. Das          lungen an die Schweizer Politik?
ungen, in den USA heute und in Zu-           Anreizsystem steht auf EU-Ebene noch         Die Schweizer sollten besser in der
kunft aus?                                   nicht fest. Auf dieser Ebene haben die       Landwirtschaft qualitative Nahrung för-
In den USA wurde 2005 der Energy Po-         meisten Leute begriffen, welcher suizi-      dern und auf echte Innovationen im Ef-
licy Act verabschiedet, der als Ziel hat,    dale Blödsinn das ist. Um die gesetzten      fizienzbereich setzen. Diese sichern län-
bis 2012 7,5 Milliarden Gallonen Bio-        Ziele zu erreichen, wären Subventionen       gerfristig Arbeitsplätze mit weniger ne-
treibstoffe pro Jahr zu produzieren. Dort    in der Grössenordnung von 140 Milliar-       gativen ökologischen Nebenwirkungen.
erhalten die Bauern zollfreien Treibstoff    den Euro bis 2015 notwendig. Wenn das        Mit Biotreibstoffen kommen wir dage-
für ihre Landwirtschaftsmaschinen. Da-       Geld in Effizienzsteigerung investiert       gen nie auf einen grünen Zweig.
nach wird nochmals jede Gallone mit 50       wird, kann das Zigfache erreicht wer-
US-Cents subventioniert und am               den. Mit Biodiesel erreiche ich das we-      Interview: Aeneas Wanner, Geschäftsführer von
Schluss der Biodiesel steuerbefreit ver-     nigste.                                      Energie Zukunft Schweiz (siehe Kasten)
kauft. Das hat zur Folge, dass mindes-

  Biogasproduktion erleben                   eine Anlage von mehreren, die dem inte-      deln im Verein das Wissen und die Inno-
  Besichtigen Sie die Biomassevergärungs-    ressierten Publikum im Rahmen von Füh-       vationskraft führender Energieanbieter
  anlage in Pratteln und überzeugen Sie      rungen offen stehen. Die Anlagen umfas-      der Nordwestschweiz. Energie Zukunft
  sich von dieser sinnvollen Produktions-    sen eine breite Auswahl an modernen,         Schweiz vernetzt das vorhandene Wis-
  art von Biotreibstoffen.                   umweltfreundlichen Energietechnologien.      sen im Bereich der erneuerbaren Ener-
  Aus Grünabfällen und Essensresten ent-     Folgende zukunftsweisende Energiepro-        gien und vermittelt es weiter.
  stehen hier mit einem neuen Verfahren      duktionsanlagen können besichtigt wer-       Details siehe: www.linie-e.ch
  klimaschonendes Biogas und hochwerti-      den: Biomassevergärung Pratteln, Pellets-
  ger Kompost. Das Biogas kann als um-       produktion Balsthal, Flusskraftwerk Augst,
  weltfreundlicher Biotreibstoff zum Be-     Kleinwasserkraftwerk Münchenstein,
  tanken von Erdgasautos genutzt wer-        Ökoheizwerk Pratteln, Trinkwasseraufbe-
  den. Erleben Sie, wie ökologische Kreis-   reitung Basel, Geothermie-Pilotprojekt
  läufe geschlossen werden, wertvolle        Basel, Erdgasentspannungsanlage Arles-
  Nährstoffe erhalten bleiben und Bio-       heim und in Kürze auch das Holzheizkraft-
  masse in erneuerbare Energie umge-         werk.
                                                                                                                                          Bild: Energie Zukunft Schweiz

  wandelt wird.
                                             Linie-e ist das Besucherportal des Vereins
  «Linie-e»                                  «Energie Zukunft Schweiz». Die Energie-
  Die «Biopower»-Anlage in Pratteln ist      versorger EBL, IWB, GVM und AEK bün-
Messe und Kongress für
                         Fachleute und Private
                         22. bis 25. November 2007
                         BEA bern expo, Bern

                                                                                        Offizielle Partner
                   Ausstellungen                             Veranstaltungen
                   Energieeffizienz                           13. Herbstseminar
                   MINERGIE®| MINERGIE-P®| Passivhaus        Fachveranstaltungen
                   Erneuerbare Energien                      Publikumsveranstaltungen
                   Holzbau | Holzhausbau                     Produktepräsentationen
                   Haustechnik
                   Gebäudehülle
                   Modernisieren | Gebäudesanierung
                   Energieversorgung | Contracting
                                                                                           Messesponsor

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Schweizerischen Energie-Stiftung SES.
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                                           STROM
                                           VON GESTERN
                                           Die Mär vom sauberen Atomstrom
Treibstoff aus Biomasse 17

                               Elektroauto und PV
                               Faktor 300
                               Klimafreundliche, flächeneffiziente und ressourcenschonende Mobilität
                               ist heute schon möglich. Die Lösung heisst Elektroauto mit Solarstrom
                               vom Hausdach.

                                                                                möglicht freie Gestaltung des Innenrau-      Batterie oder Brennstoffzelle
                                                                                mes. Die technischen Vorteile eines          Die Frage, ob die zukünftige Elektrizi-
                                                                                Autos mit Elektromotor sind augenfäl-        tätsquelle im Auto eine Batterie oder
Bild: Ökozentrum Langenbruck

                                                                                lig, und das Fahrzeug der Zukunft wird       eine Brennstoffzelle sein wird, ist aus
                                                                                diese Technologie anwenden.                  heutiger Sicht entschieden. Die Batterie
                                                                                                                             ist klar der effizientere Speicher. Die ge-
                                                                                Höchste Flächeneffizienz und tiefste         ringere Reichweite und längeren Lade-
                                                                                CO2-Emissionen                               zeiten von Batterieautos lassen sich mit
                                                                                Die Hoffnung auf Biotreibstoffe ist stark    intelligenten Konzepten umgehen. Der
                               Eine Dachfläche von 20 m2, bestückt mit          übertrieben. Es fehlt an verfügbarer An-     Aufbau einer flächendeckenden Wasser-
                               Photovoltaik, reicht aus, um ein Auto jährlich   baufläche, und das CO2-Reduktionspo-         stoffwirtschaft dürfte das deutlich grös-
                               für 15 000 km Fahrt mit Energie zu versorgen     tenzial ist ernüchternd.                     sere Hindernis sein.
                                                                                Ganz im Gegensatz zum System Photo-
                               Technisch überlegen                              voltaik und Elektroauto. So ergibt sich      Das Batterieauto ist eine heute auf dem
                               Das Auto der Zukunft fährt mit Elektro-          in der Gesamtbilanz für die gleiche          Markt erhältliche Technologie mit all-
                               motor. Aus technischer Sicht ist dies            Fahrleistung ein 300-mal geringerer Flä-     tagstauglichen Fahrleistungen (120
                               klar die beste Lösung. Der Elektromotor          chenverbrauch des Elektroautos gegen-        km/h, 130 km Reichweite) und er-
                               ist kompakt, emissionsfrei, ungeschla-           über dem Biotreibstoffauto. Eine Dach-       schwinglichem Preis (ca. CHF 40 000).
                               gen effizient und liefert ein durchgängig        fläche von 20 m2, bestückt mit Photovol-     Ein alltagstaugliches und bezahlbares
                               hohes Drehmoment. Lärmemissionen                 taik, reicht aus, um ein Auto jährlich für   Auto mit Brennstoffzelltechnologie
                               können minimiert werden, und der                 15 000 km Fahrt mit Energie zu versor-       wird noch lange Zeit auf sich warten
                               Wegfall von Getriebe und Kupplung ver-           gen. Und auch die CO2-Emissionen             lassen. Handlungsbedarf im Mobilitäts-
                               ringert den Wartungsaufwand. Auch die            (inkl. graue Energie) werden mit diesem      sektor ist aber nicht erst in 20 Jahren ge-
                                                                                System um den Faktor 15 gegenüber            geben.
                               «Umgerechnet auf die Kilo-                       einem Benzinauto verringert.                 Weitere Informationen:
                                                                                                                             www.oekozentrum.ch/publikationen/
                               meterkosten wird der hohe                        Wirtschaftlich heute konkurrenzfähig         oekozentrum.html
                               Preis für Solarstrom durch                       Ökonomisch betrachtet ist der solare
                               den effizienten Elektromotor                     Treibstoff für ein Elektroauto schon         Text: Michael Sattler, Ökozentrum Langenbruck

                               ausgeglichen»                                    heute konkurrenzfähig. Solarstrom ist
                                                                                pro Kilowattstunde noch rund dreimal
                               Möglichkeit, beim Bremsvorgang Elek-             teurer als Benzin. Gleichzeitig ist das
                               trizität zu produzieren und zu spei-             Elektroauto dreimal effizienter. Umge-
                               chern, ist ein entscheidender Vorteil.           rechnet auf die Kilometerkosten wird
                               Zusätzlich bieten sich für Sicherheit            der hohe Preis für Solarstrom durch den
                               und Design neue Möglichkeiten. Da                effizienten Elektromotor ausgeglichen.
                               jedes Rad unabhängig angesteuert wird,           Noch deutlich teurer jedoch ist der
                               ist Traktion in allen Fahrsituationen op-        Kaufpreis eines Elektroautos inkl.
                               timal gewährleistet, und die Energie-            Stromspeicher.
                               übertragung mit flexiblen Kabeln er-
18 Treibstoff aus Biomasse

   Schweizerischer Bauernverband
   Den Weg offen halten
   «Wir sehen unsere zentrale Aufgabe in der Lebensmittelproduktion»,
   erklärt Heinz Hänni vom Schweizerischen Bauernverband. «Trotzdem
   kann die Produktion von Biotreibstoffen für einige unserer Betriebe auch
   eine Chance bedeuten.»

                                              «Ob Raps für Salatöl oder für              So sind Treibstoffe aus Biomasse doch
                                              Biotreibstoff angebaut wird,               kein Thema für die Schweizer Landwirt-
                                              der Umgang mit der Kultur                  schaft? Es ist doch gerade das Biogas
                                                                                         aus Abfallstoffen, das in der Empa-
                                              und die gesetzlichen
                                                                                         Studie als einziger Biotreibstoff gut
                                              Rahmenbedingungen sind                     abschneidet.
                                              exakt dieselben»                           Mit dieser Reduktion wird man der
                                              Heinz Hänni                                Empa-Studie nicht gerecht. Nebst Bio-
                                                                                         gas schneiden generell Biotreibstoffe
                                                                                         aus Abfallprodukten relativ gut ab, so
                                                                                         zum Beispiel Biodiesel aus Altölen.
                                                                                         Aber auch die Verwertung von Schwei-
                                                                                         zer Zuckerrüben zu Ethanol zeigt inte-
   Herr Hänni, die Empa-Studie über Bio-      wirt zum Energiewirt. In letzter Zeit      ressante Resultate. Die Studie hat aber
   treibstoffe (siehe S. 4) hat dem Land-     wurde nun die Produktion von Biotreib-     auch einige Lücken und Unschärfen. Sie
   wirt als Energiewirt nicht gerade grosse   stoffen zusätzlich zum Thema.              unterstellt beispielsweise, dass für die
   Hoffnung auf eine goldene Zukunft ge-                                                 Produktion von Biotreibstoffen fossile
   macht. Werden wir in der Schweiz so        Denken Sie da primär an Biogas-            Treibstoffe verwendet werden. Das di-
   genannte Energiewirte haben?               anlagen?                                   rekte Gespräch mit Bauern zeigt aber,
   Zuerst möchte ich festhalten, dass wir     Nicht nur. Aus Biogas, hergestellt aus     dass, wenn ein Landwirt selbst Biotreib-
   die Zukunft der Schweizer Bauern in        Hofdüngern, Abfallprodukten, die bei       stoffe herstellt, er damit auch seinen
   erster Linie in der Nahrungsmittelpro-     der Lebensmittelproduktion anfallen,       Traktor und seine Geräte betreibt. Das
   duktion sehen. Wir produzieren ja ge-      sprich Rüstabfälle, Weizenstäube und       lohnt sich für ihn schon rein wirtschaft-
   rade mal 60% der von der Bevölkerung       vieles mehr, aber auch Produkten, die      lich. Im Weiteren fallen aufgrund der ge-
   benötigten Nahrungsmittel selber. Trotz-   nicht den Ansprüchen von Konsumen-         wählten Leitplanken der Ökostudie teil-
   dem sind auch die erneuerbaren Ener-       tinnen und Konsumenten oder Gross-         weise interessante Nebenprodukte aus
   gien für uns ein Thema. Beim Konzept       verteilern genügen, entsteht in den        der Betrachtung. Namentlich bei der
   «Der Landwirt als Energiewirt» sind        meisten Fällen Ökostrom und Wärme,         Rapsdieselproduktion wird nicht be-
   Biotreibstoffe aber nur ein Aspekt. Das    was nicht zuletzt auch eine Frage der      rücksichtigt, dass bei der Herstellung
   grösste Potenzial besteht heute im Be-     Wirtschaftlichkeit ist.                    wertvolle Nebenprodukte anfallen: So
   reich Elektrizitäts- und Wärmeproduk-                                                 kann beispielsweise der eiweissreiche
   tion aus Biogas. Heute gibt es bereits     Um Biogas als Treibstoff zu verwenden,     Rapskuchen in der Tierfütterung aus
   rund 80 Anlagen in der Schweiz.            muss dieses einerseits relativ aufwändig   Brasilien importierten Sojaschrot erset-
   Zusätzliches Potenzial zur Strompro-       gereinigt werden, andererseits liegen      zen. Oder das bei der Veresterung von
   duktion besteht auch bei der Windkraft.    viele Betriebe sehr dezentral, und nur     Biodiesel entstehende Nebenprodukt
   Zudem verfügen Landwirtschaftsbe-          die allerwenigsten befinden sich in der    Glyzerin verhilft Biogasanlagen zu bes-
   triebe über grosse Dachflächen, auf        Nähe einer Gasleitung, um das Biogas zu    seren Erträgen.
   denen sich Solarstromanlagen installie-    Treibstoffzwecken einspeisen zu kön-       Kritisch beurteile ich auch die Tatsache,
   ren lassen. Auch damit wird der Land-      nen.                                       dass die Studie quasi davon ausgeht, auf
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