Erneuerbare Energien - Schweizerische Energie-Stiftung
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Erneuerbare Themennummer Energien Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar Nr. 4 August 2007 Partner Nr. 4/07: Schweizerische Energie-Stiftung SES, gasmobil ag und Energie Zukunft Schweiz Treibstoff aus Biomasse Mobilität diversifizieren «Bio» ist nicht gleichzusetzen mit «Biomasse» Effizienz statt Biotreibstoff
Fach-Know-how aus der Branche für die Branche RENEXPO® 2007 vom 27. bis 30.9.2007 in der Messe Augsburg Bereits zum 8. Mal präsentiert im diesem Jahr die Augsbur- ger Erfolgsmesse RENEXPO® vom 27.–30. September einen umfassenden Überblick über die gesamte Bandbreite der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz im Bau. 17 Fachtagungen und Seminare vermitteln aktuellstes Know-how rund um erneuerbare Energien und Energie- effizienz aus der Branche für die Branche. Ein Highlight ist der «7. Fachkongress für Holzenergie», Deutschlands Leit- veranstaltung zur Energiegewinnung aus Holz, in Zusam- menarbeit mit dem «BBE Bundesverband BioEnergie e.V.» www.renexpo.de Wo ein Home- management System Engagement zeigt. IM DIALOG M IT DER TECHNOLOGIE ineltec. Die Technologiemesse für Gebäude und Infrastruktur. 4. – 7. September 2007 | Messezentrum Basel | Halle 1 ineltec: Hier werden die neusten Trends des Marktes Gebäudetechnologie gezeigt. Informationen zu der Messe und der Sonderpräsentation «Future Building» finden Sie auf der Website. Erstmals gleichzeitig: go, die Technologiemesse für Automatisierung und Elektronik. WWW.INELTEC.CH
Inhalt Treibstoff aus Biomasse Empa-Studie: Biotreibstoffe 4 Mobilität: Ohne Effizienz geht nichts 6 Erd- und Biogas: 25% weniger CO2-Emissionen 9 Biomasse: Beschränktes Potenzial 11 Editorial Biotreibstoffe: Ein Blick über die Grenzen 13 Lösungsansatz: Elektroauto mit Solarstrom 17 Landwirtschaft: Chance nicht verbauen 18 Produktion: Auf dem Buckel der Ärmsten 20 «Wählen Sie eine der Treibstoff aus Holz: Es geht auch besser 23 Persönlichkeiten, die die Treibstoffhändler: Entwicklung nicht von der SSES verfasste verpassen 24 Klima-Charta unter- Bereits Realität: Treibstoff «direkt ab Hof» 26 schrieben hat» Lucien Bringolf Wir sind alle süchtig nach Mobilität. Darum nehmen der Übriges Treibstoffverbrauch und damit die Belastung der Umwelt jährlich zu. Wir tun uns auf diesem Gebiet besonders schwer, auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu setzen. Bringen Brennstoff: Isabelle Marquart: Biotreibstoffe die Lösung? Diese Themennummer soll Ihnen Rapsöl zum Kochen oder als Treibstoff? 29 einen Einblick in das Thema geben, Ihnen erlauben, sich Flash 30 eine eigene Meinung zu bilden. Ausgangspunkt ist die Leserbrief 31 Empa-Studie über Biotreibstoffe (siehe S. 4). Wir haben ver- sucht, sowohl die Verfechter wie auch die Kritiker zu Wort Branchenverzeichnis 37 kommen zu lassen. Wir sprechen von «Treibstoffen aus Bio- Impressum 39 masse», andere von «Biotreibstoffen», obwohl, nach der in- tensiven Beschäftigung mit dem Thema Treibstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden und werden sollen, der Begriff Agrotreibstoffe am treffendsten scheint. Dessen Herstellung liegt in den meisten Fällen in den Händen von grossen Kon- zernen, denen es um Macht geht. Aber es geht auch um die Macht der Autoindustrie oder um das Überleben von Land- wirtschaftsbetrieben in der Schweiz. Grün wählen! Diesen Herbst stehen die eidgenössischen Wahlen an. Nicht alle Kandidaten haben die gleichen Ziele für unsere Zu- kunft. Gehören sie einer gewissen Lobby oder einem Verwal- tungsrat an, kümmern sie sich eher um kurzfristige Profite als um Lebensqualität. Also wählen Sie eine der Persönlich- keiten, die die von der SSES verfasste Klima-Charta unter- schrieben hat. Wählen Sie Personen, die sich immer für eine nachhaltige Zukunft ausgesprochen haben. Seien Sie auf- merksam, informieren Sie sich zum Beispiel auf unserer Homepage www.klima-charta.ch. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein! Denken Sie an das, was wir unseren Kin- dern hinterlassen und wählen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten, die klar Stellung beziehen. Lucien Bringolf, Vize-Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES Bild Titelseite: Palmölplantage, Greenpeace© energieschweiz
4 Treibstoff aus Biomasse Empa-Studie über die Ökobilanzen von Biotreibstoffen «Bio» ist nicht gleich «Bio» Biotreibstoffe sind nicht notwendigerweise umweltfreundlicher als fossile Treibstoffe. Dies zeigt eine Studie der Empa, die im Auftrag der Bundesämter für Energie, für Umwelt und für Landwirtschaft die Ökobilanzen verschiedener Biotreibstoffe untersucht hat. Zwar verursachen einige Biotreibstoffe Biotreibstoffen sein», sagt Empa-Wis- wirtschaftliche Energieproduktion steht mehr als ein Drittel weniger Treibhaus- senschaftler Rainer Zah, der mit seinem zudem in Konkurrenz mit anderen For- gase als Benzin oder Diesel. Beim Anbau Team verschiedene alternative Treib- men der Landnutzung wie der Nah- und der Verarbeitung der Rohstoffe wie stoffe – Bioethanol, Biomethanol, Bio- rungsmittelproduktion oder dem Erhalt Mais oder Soja fallen jedoch andere – diesel und Biomethan – vom Anbau der natürlicher Flächen. teils schwerer wiegende – Umweltbelas- Rohstoffe über die eigentliche Herstel- tungen an, welche die ökologische Ge- lung der Biotreibstoffe bis zu ihrer Nut- Transport hat nur geringen Einfluss samtbilanz deutlich verschlechtern. zung ökologisch bewertet hat. Zwar kön- Fazit der am 22. Mai 2007 von den Bun- Biotreibstoff ist also nicht gleich Bio- nen mit einer ganzen Reihe von Bio- desämtern für Energie, für Umwelt und treibstoff, und diesen Unterschied gilt es treibstoffen die Treibhausgase um mehr für Landwirtschaft vorgestellten Empa- auch bei den derzeit diskutierten För- als 30 Prozent gesenkt werden. Auf der Studie: Biotreibstoff ist nicht gleich Bio- dermassnahmen für Biotreibstoffe zu anderen Seite treten jedoch bei deren treibstoff, und obwohl grundsätzlich berücksichtigen. Zudem zeigt die Stu- Anbau und Verarbeitung teilweise an- jeder der vier untersuchten Treibstoffe die, dass die Menge der einheimischen dere gravierende Umweltbelastungen umweltfreundlich produziert werden Bioenergie begrenzt ist. auf. Diese reichen von Überdüngung kann, entscheiden Rohstoff sowie Her- «Die energetische Effizienz und die da- und Versauerung des landwirtschaftlich stellungsart darüber, welcher Alterna- durch erzielte Treibhausgasreduktion genutzten Bodens bis hin zum Verlust tivtreibstoff gesamtökologisch besser ab- können nicht die alleinigen Kriterien für der Artenvielfalt, etwa durch Rodung schneidet als Benzin und Diesel. Der eine ökologische Gesamtbewertung von von tropischem Regenwald. Die land- «In der Ökobilanz negativ zu Weiterführende Informationen Buche schlagen vor allem die Die Medienmitteilung der Bundesämter sowie den vollständigen Schlussbericht Umweltbelastungen durch (Ökobilanz von Energieprodukten: Ökologische Bewertung von Biotreibstoffen) den landwirtschaftlichen finden Sie unter www.bfe.admin.ch Anbau» Den Bericht «Sustainable Bioenergy: A Framework for Decision Makers» von UN- Energie – einem Zusammenschluss aller Programme und Organisationen der Ver- einten Nationen, die sich mit dem Thema Energie beschäftigen – finden Sie unter Transport, auch von ausländischen Bio- http://esa.un.org/un-energy/ treibstoffen in die Schweiz, hat dagegen Die EPEA Internationale Umweltforschung GmbH kam in ihrer Studie «Nahrungs- nur geringen Einfluss auf die Ökobilanz. mittel als Kraftstoffe?» zu ähnlichen Schlüssen wie die Empa. Anlass der Studie ist Eine staatliche Förderung von Biotreib- das Ziel der EU-Kommission, 10% der herkömmlichen Treibstoffe bis 2020 durch stoffen, beispielsweise durch steuerli- Biokraftstoffe zu ersetzen. Die EPEA warnt, die Umweltschäden durch Biokraft- che Begünstigung gegenüber Diesel und stoffe würden ihren Nutzen übersteigen und zu einer dramatischen Verschlechte- Benzin, muss deshalb differenziert er- rung der Lebensmittelversorgung führen. Die Studie findet sich auf Deutsch, Eng- folgen. «Die Vorsilbe ‹Bio› heisst nicht in lisch und Französisch unter www.epea.com/english/newsandpress.htm jedem Fall auch umweltfreundlich», so Mehr zu einer Studie über Biotreibstoffe des Ökozentrums Langenbruck ist zu fin- Zah. den auf S. 16 und unter: www.oekozentrum.ch/publikationen/oekozentrum.html Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch der jüngste Bericht der Vereinten
Treibstoff aus Biomasse 5 Nationen (UN) über nachhaltige Bio- energie («Sustainable Bioenergy: A Fra- % Methan mework for Decision Makers», siehe Ethanol XME Kasten). Die Gruppe UN-Energie – ein fossil Roggen, RER 500 Zusammenschluss aller Programme und aus Rohstoff gesamte Umweltbelastung (UBP 06) Kartoffeln, CH aus Reststoff Organisationen der UN, die sich mit dem Thema Energie beschäftigen – un- 400 terstreicht in ihrer Studie ausdrücklich, dass die Auswirkungen auf Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft sorgfältig ana- lysiert werden müssen, bevor politische 300 Mais, US Entscheidungen über einen möglichen Raps, RER Soja, BR Ausbau und die Förderung bestimmter Technologien im Bereich Bioenergie ge- 200 Raps, CH troffen werden. Soja, US Zuckerhirse, CN Zuckerrohr, BR Ölpalmen, MY Umweltbelastung durch Anbau 100 Holz (Methanol) Zuckerrüben, CH Gras Gras, Bioraffinerie Benzin schwefelarm Gülle+Kosubstrat Gülle Diesel schwefelarm In der Ökobilanz negativ zu Buche Gülle opt. Altspeiseöl, CH Holz Holz (Ethanol) Bioabfall Erdgas Gülle+Kosubst. opt. Molke Klärschlamm schlagen bei Biotreibstoffen vor allem Altspeiseöl, FR die Umweltbelastungen durch den land- 0 wirtschaftlichen Anbau der Rohstoffe. 0 20 40 60 80 100 % Quelle: Empa In tropischen Ländern führt beispiels- Treibhausgasemissionen weise die Brandrodung von Regenwald- flächen zu grossen Mengen an CO2, zu Darstellung der gesamten Umweltbelastung (senkrecht) sowie der Treibhausgasemissionen (waag- einer erhöhten Luftverschmutzung recht) der untersuchten Biotreibstoffe in Prozenten gegenüber Benzin. Die Treibstoffe innerhalb der durch Russ und andere gesundheits- grünen Fläche schneiden sowohl bei den Treibhausgasen als auch bei der gesamten Umweltbelas- tung besser ab als Benzin schädliche Abgase wie Stickoxide, Ae- rosole oder Dioxine und zu einem Ver- lust an Biodiversität. Beim Anbau in ge- fallbeseitigung. Ebenfalls gute Ergeb- bilanz-Basisdaten, die durch ein Netz- mässigten Klimazonen wiederum wir- nisse zeigt die energetische Nutzung werk von Schweizer Forschungsinstitu- ken sich die teils intensive Düngung von Holz – etwa dessen Vergasung –, da tionen erstellt wurde und durch die und die mechanische Bearbeitung des hier die Umweltauswirkungen bei der Empa betreut wird. Bodens negativ auf die Umwelt aus. Die Bereitstellung des Rohstoffes sehr ge- extrem hohe Umweltbelastung durch in ring sind. Einheimische Bioenergie ist nur Europa produziertes Ethanol aus Rog- Zudem liessen sich die Umweltbelas- begrenzt verfügbar gen – das von allen untersuchten Bio- tungen aller untersuchten Biotreibstoffe Die Studie der Empa legt ausserdem dar, treibstoffen die mit Abstand schlech- – im Gegensatz zu den fossilen Energie- dass die Menge der einheimischen Bio- teste Ökobilanz aufweist – erklärt sich trägern – durch gezielte Massnahmen energie begrenzt ist. Wenn die verfüg- dagegen durch den niedrigen Ernteer- deutlich verringern. So könnten etwa bare Biomasse jedoch effizient und um- trag. strenge Zertifizierungsrichtlinien für weltfreundlich in Energie umgewandelt Biotreibstoffe das Problem der Brand- und gleichzeitig die Energieeffizienz er- Gute Resultate für Abfall, Reststoffe rodung von Regenwald mindern. Die höht wird, könnten alternative Energie- und Holz Wissenschaftler der Empa erwarten träger zusammen mit anderen erneuer- Hinsichtlich Ökobilanz schneidet ge- daher in Zukunft bessere Bewertungen baren Energieformen eine wichtige mäss Studie die energetische Nutzung einzelner Biotreibstoffe dank der Opti- Rolle in unserer zukünftigen Energie- von Abfall- und Reststoffen gegenüber mierung bestehender sowie der Ent- versorgung übernehmen. fossilen Treibstoffen am besten ab. Dabei wicklung neuer Herstellungsverfahren. fallen einerseits die hohen Umweltbe- Grundlage der Empa-Studie waren Text: Eidgenössische Materialprüfungs- und lastungen aus der Rohstoff-Bereitstel- Daten aus «ecoinvent» (www.ecoin Forschungsanstalt Empa lung weg, andererseits verringern sich vent.ch), einer weltweit einzigartigen die Schadstoffemissionen aus der Ab- wissenschaftlichen Datenbank für Öko-
6 Treibstoff aus Biomasse Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei Effizienz statt Biotreibstoff Klimaerwärmung und extreme Abhängigkeit vom Öl sind Realität. Gehandelt wird nicht, schon gar nicht im Mobilitätssektor. Immer mehr Fahrzeuge erbringen eine immer höhere Kilometerleistung. Wir von der Schweizerischen Energie-Stiftung fordern Vorschriften und Regulierung. Klimaerwärmung schwere Stürme, das Abschmelzen der mehr durch ein ebenso steigendes Ange- Das Klima ändert sich in beängstigen- Gletscher und ein dadurch ansteigender bot bedient werden kann und die Ver- dem Ausmass. Massnahmen zur Reduk- Meeresspiegel, verstärkte Verbreitung fügbarkeit von Erdöl zurückgeht. Dieser tion der CO2-Emissionen sind deshalb von Krankheiten wie Malaria, Verlust Übergang von stetig zunehmender zu überfällig. Zwar ist man sich inzwi- von Tier- und Pflanzenarten sowie die stetig abnehmender jährlicher Ölförde- schen weitherum über deren Notwen- Destabilisierung der Alpen durch das rung stellt einen entscheidenden Struk- digkeit einig, Uneinigkeit besteht jedoch Auftauen des Permafrosts sind nur ei- turbruch dar, der vermutlich unser ge- über die Eingriffstiefe, den Zeitpunkt nige Beispiele dieser Entwicklung. samtes Wirtschaftssystem nachhaltig be- ihrer Umsetzung und die Auswahl von einflussen wird. Vollkommen unabhän- Instrumenten. Die Klimapolitik muss Peak Oil gig von der Ölpreisentwicklung und po- aber so gestaltet werden, dass die Rate Erdöl ist der Energieträger, von dem wir litischer Steuerung wird dies unsere der globalen Erwärmung der Atmo- am meisten abhängig sind. Zirka 57% Wirtschaft zwingen, jedes Jahr weniger sphäre unter 0,1 Grad Celsius pro Jahr- des schweizerischen Energieverbrauchs Öl zu verbrauchen. Sollte dieses stetig zehnt liegt und die maximale weltweite werden mit Erdölprodukten wie Heizöl, zunehmende Defizit nicht durch ent- Erwärmung im Vergleich zur vorindus- Benzin, Flugtreibstoffen oder Dieselöl scheidende Effizienzmassnahmen und triellen Zeit unter 2 Grad Celsius bleibt. gedeckt. Die Verfügbarkeit von ausrei- eine ausreichende Substitution mit er- Um dieses Ziel zu erreichen, müssen chend Energie bildet den «Lebensnerv» neuerbaren Energien ausgeglichen wer- die Treibhausgasemissionen gegenüber aller Volkswirtschaften. In dem Mass, den können, so müssen schwer wie- 1990 bis 2020 um 30 Prozent und bis gende wirtschaftliche Verwerfungen er- 2050 um mindestens 90 Prozent redu- «Sucht man nach den spar- wartet werden, deren Ausmass nur ziert werden. Gerade der Schweiz, die schwer abgeschätzt werden kann. von der Klimaerwärmung besonders be- samsten Modellen, finden troffen ist und deren CO2-Emissionen sich nur vereinzelte mit Agrotreibstoff als Irrweg pro Kopf ein Mehrfaches des weltweiten jeweils deutlich über Die unter anderem aus der Notwendig- Durchschnitts betragen, kommt hier 4 Liter Verbrauch pro 100 km» keit des Handelns geborene Idee der for- eine besondere Verantwortung zum cierten Biotreibstoffförderung ist der fal- Handeln zu. Im Jahr 2006 war es im glo- sche Weg. Mehrere Studien zeigen die balen Mittel bereits um 0,74 Grad Cel- wie diese Verfügbarkeit nicht mehr gege- ökologischen und sozialen Probleme sius wärmer als in vorindustrieller Zeit. ben ist, wird das auch Konsequenzen der Nutzung von Treibstoff aus so ge- Doppelt so hoch ist die Temperaturver- für das wirtschaftliches Wohlergehen nannt nachwachsenden Rohstoffen änderung in der Schweiz: Nach Unter- haben. Oft wird mit der Reichweite der deutlich (siehe Artikel zur Empa-Studie suchungen der ETH Zürich beträgt der Erdölreserven bei jährlich konstantem auf Seite 4). Temperaturanstieg allein im 20. Jahr- Verbrauch argumentiert, die etwa vier- hundert zwischen 1,3 und 1,6 Grad Cel- zig Jahre betrage. Bei dieser Sichtweise 1. Priorität Effizienz sius. Die Folgen des Temperaturanstiegs wird die Dynamik der Situation ver- Die Zukunft liegt weder bei unsinnigen sind schon heute sicht- und spürbar kannt. Nicht das Verbrauchen des letz- Biotreibstoffen und erst recht nicht bei und können in Zukunft leicht absehbar ten Tropfens Erdöl ist entscheidend, den endlichen und klimazerstörenden auch katastrophal werden. Verheerende sondern einzig der Zeitpunkt, ab dem fossilen Treibstoffen, sondern nur im in- Dürrephasen und Überschwemmungen, die weltweit steigende Nachfrage nicht telligenten, effizienten Umgang mit un-
Treibstoff aus Biomasse 7 Vor 11 Jahren stellte Greenpeace das weltweit erste serienreife 3-Liter-Auto vor Der Verkehr nimmt Jahr für Jahr zu Für den Anbau von Biotreibstoffen wird im Amazonasgebiet brandgerodet seren Energierohstoffen. Ganz unabhän- Im Juni 2000 stellte das Fahrzeug mit 100 Kilometer 755 704 Tonnen CO2 pro gig von den unterschiedlichen Substitu- einer einzigen Tankfüllung von Ham- Jahr aus. Wären diese in einem Jahr zu- tionsoptionen geht immer wieder die burg nach Rom einen Rekord von 2,33 gelassenen Fahrzeuge so effizient wie Vordringlichkeit der Effizienz verges- Litern auf 100 Kilometer auf. ein SmILE, verbrauchten sie nur die sen. Die Autohersteller haben begriffen, Hälfte Sprit und produzierten auch nur dass es ist nicht mehr zeitgemäss ist, Kein Dreiliterauto weit und breit die Hälfte CO2. Auf diese Weise wären derart ineffiziente Fahrzeuge herzustel- Noch immer aber kann der SmILE oder schon 0,9% des schweizerischen CO2- len, wie sie heute auf unseren Strassen ein ähnlich sparsames Fahrzeug nicht Ausstosses eingespart. Nicht eingerech- verkehren. 7,62 Liter Treibstoff pro 100 gekauft werden. Sucht man nach den net ist hier der seit 1996 erfolgte techno- Kilometer beträgt der durchschnittliche sparsamsten serienmässig erhältlichen logische Fortschritt, z. B. die Möglich- Verbrauch der im Jahr 2006 in der Modellen im Jahr 2007, finden sich nur keiten der Hybridtechnik, der den Sprit- Schweiz verkauften neuen Personen- vereinzelte mit jeweils deutlich über verbrauch noch einmal deutlich senken wagen. Diese Zahl berücksichtigt noch 4 Liter Verbrauch pro 100 km. Die Pro- kann. Inzwischen haben wir schon wie- nicht mal, dass die meisten Autos älter duktion des einzigen auf dem Markt er- der 11 Jahre verloren. Wären seit 1996 sind und demnach auch einen noch hältlichen 3-Liter-Autos – des VW-Lupo zunehmend 3-Liter-Autos eingeführt höheren Verbrauch aufweisen. – wurde nach einigen Jahren wieder ein- worden, wären wir heute, bei einem gestellt. Wie kann das sein, dass die In- in der Schweiz durchschnittlichen Le- Es ginge auch anders dustrie nach so vielen Jahren, trotz er- bensalter eines PW von 7,4 Jahren Vor 11 Jahren stellte Greenpeace das folgreicher und bekannter Technik nicht (2004), schon einen riesigen Schritt wei- weltweit erste serienreife 3-Liter-Auto in der Lage oder bereit ist, effiziente ter. vor, den so genannten SmILE (Small-In- Fahrzeuge anzubieten? Ein neuer Re- telligent-Light-Efficient). Ein ganz nor- nault Twingo Baujahr 2007 weist ge- Fazit males Serienfahrzeug, der Renault mäss VCS-Autoumweltliste immer noch Inwieweit die technischen Möglichkei- Twingo, wurde modifiziert. Die wesent- einen Verbrauch von 5,7 l/100 km auf. ten realisiert werden, hängt nicht zuletzt liche Neuerung war die völlig neue Mo- Ein zu bescheidener Fortschritt. sehr stark von den gesetzten Prioritäten torkonzeption: ein klein dimensionier- ab. Solange es keine harten regulieren- ter Motor mit 358 ccm Hubraum (ur- Was wäre wenn? den Instrumente – strenges Bonus- sprünglich: 1239 ccm) bringt bei glei- Im Jahr 2006 wurden in der Schweiz Malus-System, hohe CO2-Abgabe, cher Leistung nur noch 35 kg auf die 269 421 Personenwagen neu immatriku- strenge dynamische Zulassungskrite- Waage. Trotz der nahezu gleichen tech- liert. Gehen wir von einer durchschnitt- rien für Spritschleudern – gibt, kommen nischen Spezifikationen braucht der lichen Fahrleistung von 15 000 Kilome- wir in der Mobilitätsfrage nicht weiter. SmILE nur 3,3 Liter Benzin auf 100 km tern pro Wagen und Jahr aus, stossen die (Original: 6,7 Liter) – also eine Reduk- 259 426 Fahrzeuge bei einem Flotten- Text: Bernhard Piller; Schweizerische Energie- tion des Benzinverbrauchs um gut 50%! verbrauch von 7,62 Liter Treibstoff pro Stiftung SES, Bilder: Greenpeace
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Treibstoff aus Biomasse 9 Erd- und Biogas: 25% weniger CO2-Emissionen Mobilität diversifizieren Hans Wach, Geschäftsleiter von gasmobil ag, freut sich: «Die Empa- Studie über Biotreibstoffe bestätigt, was wir schon lange sagen: Erdgas ist der beste fossile und Biogas der beste biogene Treibstoff.» «Die eigentliche Schwierig- abdecken. Das Angebot ist ein europäi- sches, und wir mit dem Schweizer keit liegt darin, dass die Markt haben nur begrenzt Einfluss da- Gaswirtschaft die Vorinvesti- rauf. Einen zusätzlichen Schub wird es tionen der Tankstellen leisten geben, wenn die eigentlichen gasopti- und den Verkauf der Erdgas- mierten Motoren auf den Markt kom- men. Grundlage der heutigen Technik fahrzeuge vorantreiben sind bei vielen Modellen noch Benzin- muss» motoren, die auf bivalenten Gas-/Ben- Hans Wach zinbetrieb modifiziert wurden. Bild: gasmobil ag Wie sieht es mit den direkten finanziel- len Anreizen aus? Einerseits gibt es die Förderbeiträge von einzelnen regionalen Gaswerken, das Die gasmobil ag, die sich für eine Ver- weitem überschreiten, wird die Bilanz sind Beiträge von bis zu Fr. 1500.– pro breitung von Gasfahrzeugen und einen noch besser. Fahrzeug. Andererseits kommt ab 2008 Ausbau des Gastankstellennetzes ein- die Mineralölsteuerermässigung auf setzt, sieht sich durch die Resultate der Trotzdem gibt es auf Schweizer Stras- Erd- und Biogas. Der Preis wird umge- Empa-Studie (siehe S. 4) bestätigt und sen gerade mal 4000 Erdgasfahrzeuge. rechnet in einen Liter Benzin auf rund bestärkt. Wir haben uns mit Hans Wach, Gasmobil Schweiz hat also noch viel zu 1.10 Franken zu stehen bekommen. Mit Geschäftsleiter von gasmobil AG, über tun ... Erdgas fährt man also deutlich günstiger die Mobilität der Zukunft unterhalten. Genau, aber wir werden unser Ziel errei- als mit Benzin. In der Deutschschweiz chen, bis Ende 2007 verteilt über die haben die Anbieter von Erdgas bis heute Herr Wach, die Resultate der Empa- ganze Schweiz 100 Gastankstellen ein- darauf verzichtet, die gegenwärtig gel- Studie sind für Sie besonders positiv gerichtet zu haben. Um diese rentabel zu tende Mineralölsteuer auf die Kunden ausgefallen. betreiben, muss der Gasfahrzeugpark abzuwälzen. Hier kostet Erdgas umge- Die Vorteile von Erdgas und Biogas als von Frau und Herr Schweizer 30 000 rechnet auf einen Liter Benzin heute Treibstoff kennt man schon lange: Ge- Fahrzeuge betragen. Unser Ziel ist es, rund 1 Franken und 10 Rappen, in der genüber dem Benzin- oder Dieselauto diese Marke 2010 zu erreichen. Das ent- Romandie noch zirka 1 Franken 60 Rap- stossen Gasfahrzeuge bis zu 25% weni- spräche zirka 1% Marktanteil. pen. Die Preise werden also in der ger Kohlendioxid – sprich CO2 –, bis zu Romandie mit der Mineralölsteuerer- 85% weniger Stickoxide, bis zu 55% Die eigentliche Schwierigkeit liegt mässigung deutlich sinken. weniger Kohlenmonoxide und bis zu darin, dass die Gaswirtschaft die Vorin- 75% weniger Kohlenwasserstoff aus. vestitionen der Tankstellen leisten und Wie sieht es mit dem Tankstellenange- Und Biogas ist weit gehend CO2-neutral. den Verkauf der Erdgasfahrzeuge voran- bot im angrenzenden Ausland aus? Wenn wir also, und dieses Ziel hat sich treiben muss. Wichtig ist auch, dass das Spitzenreiter ist mit einem Netz von 550 die Gasbranche selber gesetzt, mindes- Fahrzeugangebot stimmt. Heute haben Erdgastankstellen ganz klar Italien. Dort tens 10% Biogas beimischen, ein Pro- wir rund 20 Modelle, die jedoch die Be- kommen Sie mit einem Gasauto ohne zentsatz, den wir übrigens heute bei dürfnisse der Privaten noch nicht ganz Probleme durch. Darauf folgt Deutsch-
10 Treibstoff aus Biomasse land mit 750 Tankstellen. Da das Land hat. Wie viel Biogas wird im Schnitt an erbaren Energien passen, weil sie belie- aber rund 10-mal grösser ist als die den Schweizer Tankstellen getankt? big modulierbar sind, sprich, man Schweiz, können wir uns im Vergleich Wie ich bereits erwähnt habe, mischen könnte genau dann Strom produzieren, sehen lassen! In Österreich gibt es an die wir mindestens 10% Biogas bei. Dieses wenn zum Beispiel zu wenig Wind- oder 60 Tankstellen, aber dort ist man massiv Ziel überschreiten wir aber zurzeit mas- Solarstrom bereitsteht. am Ausbauen. Noch wenig entwickelt siv: 2006 wurden an den Gastankstellen ist das Tankstellennetz in Frankreich. rund 26% durch Biogas abgedeckt. Die- Wie wird die Mobilität von morgen Die Franzosen sind vor allem im städti- ses Gas stammt einerseits aus Abwasser- aussehen? schen Busverkehr und bei der Kehricht- reinigungsanlagen und andererseits aus Das Mobilitätsbedürfnis wird weiter abfuhr sehr stark. Doch nun tut sich mehreren Kompogasanlagen. Nun geht steigen, das ist keine Frage. Doch die auch im Privatverkehr einiges: Bis 2010 es darum, den Mindestanteil von Biogas Mobilität wird dank den neuen Techno- soll ein Netz von 300 Tankstellen gebaut nicht unter 10% sinken zu lassen, was logien ökologischer sein. Die Konsu- werden. unser erklärtes Ziel bleibt. menten werden ihr Mobilitätsverhalten nicht ändern, sondern nur auf dramati- Es gibt auch Erdgaskritiker. Diese argu- Das wird schwierig werden, stehen sche Preiserhöhungen reagieren, wenn mentieren, dass man mit dem Wechsel doch die landwirtschaftlichen Biogas- zum Beispiel ein Liter Benzin fünf Fran- von Benzin- und Dieselfahrzeugen hin anlagen nur in der seltensten Fällen in ken kosten würde. Gerade bei den so ge- zu Erdgasautos nur von der einen Ab- unmittelbarer Nähe einer Gasleitung, nannten Biotreibstoffen werden wir da- hängigkeit in die andere wechsle ... und in Kompogasanlagen wird doch rauf achten müssen, dass sie die Lebens- Natürlich sind wir auch mit Gasfahrzeu- aus wirtschaftlichen Gründen meistens mittelproduktion nicht kannibalisieren. gen vom Ausland abhängig, aber Länder Strom erzeugt. Es geht nicht an, dass Mobilität höher wie zum Beispiel Russland sind auch Natürlich ist die Einspeisung ins Gas- gewichtet wird als Nahrungsmittel. Das von den Devisen abhängig, die der Ver- netz auch eine Preisfrage, aber auch eine ist unsere Chance in der Schweiz: Bio- kauf von Erdgas bringt. Im Produktions- der Ökobilanz. Wenn aus Biogas Strom gas aus Abfällen, da diese die Lebens- land wird Erdgas meist zu einem Selbst- erzeugt wird, werden gerade mal 40% mittel nicht konkurrenzieren. kostenpreis verkauft. Dazu kommt, dass der Energie in Strom umgewandelt. Die die Erdgasreserven doppelt so lange rei- restlichen 60%, die als Wärme anfallen, Text: Anita Niederhäusern chen werden wie die Ölreserven. Auch werden nicht in allen Fällen genutzt. heute werden noch bedeutende Erdgas- Was natürlich ökologisch gesehen ein felder entdeckt, was man von Erdöl nun Unsinn ist. Aber gerade bei Kleinstanla- nicht gerade behaupten kann. Erdgas gen auf landwirtschaftlichen Betrieben kommt aus allen Regionen der Welt, fällt die Option Einspeisung ganz weg, nicht nur aus Russland, sondern auch weil Biogas noch zu Erdgasqualität auf- aus Norwegen, Holland und Algerien. gewertet werden muss. Hier kommen Und zunehmend auch per Schiff aus nur industrielle Grossanlagen in Frage. den arabischen Ländern. Aber zurück zur Konkurrenz Strom oder Und es geht um eine Diversifizierung Treibstoff: Hier ist der Gesetzgeber ge- unserer Mobilität, diese wiederum wirkt fragt, Regeln zu erstellen, die die ökolo- sich auf die Versorgungssicherheit aus. gischere Variante des Treibstoffs unter- Wohl das stärkste Argument ist für mich stützt und nicht beeinträchtigt. die Reduktion der CO2-Emissionen um 25%, die klimapolitisch absolut zu- Werden wir auch genügend Gas für die oberst auf der Agenda steht. Das erreicht Mobilität haben, wenn Gaskombi- jeder von uns, der auf ein Erdgasfahr- Kraftwerke gebaut würden? zeug umsteigt, auf einen Schlag. Dank Der Schweizer Erdgasverbrauch macht seiner hohen Verfügbarkeit hat Erdgas nur gerade 0,7% des EU-weiten Gasver- unter den Treibstoffalternativen das brauchs aus. Gaskraftwerke in der grösste CO2-Einsparpotenzial. Schweiz fallen deshalb in Bezug auf den europäischen Gasverbrauch kaum ins Kommen wir auf die EMPA-Studie zu- Gewicht. Die Gaskombi-Kraftwerke rück, in der Biogas gut abgeschnitten würden übrigens sehr gut zu den erneu-
Treibstoff aus Biomasse 11 Beschränktes Biomassepotenzial Der Kampf um die Biomasse Biomasse ist wie Sonne, Wind und Wasser ein erneuerbarer Energie- träger, aber sie ist nicht unendlich vorhanden. Heute findet geradezu ein Run auf die Biomasse von Seiten der Strom- und Wärmeproduzenten einerseits und der Treibstoffproduzenten andererseits statt. km2 mit so genannten Energiepflan- zen für Biotreibstoffe bepflanzt wer- den. Das wäre ca. ein Drittel der heute in der Schweiz landwirtschaftlich ge- nutzten Fläche. Das bedeutet ein Drit- tel weniger Fläche für die Nahrungs- mittelproduktion. Die Schweiz ist aber schon heute stark von Nahrungs- Bild: www.biomassenergie.ch mittelimporten abhängig, sie weist einen Selbstversorgungsgrad von nur rund 45% auf. Fazit: Solche Potenzialschätzungen sind Was sehr grossen Sinn macht, das wurde auch aus der Empa-Studie deutlich, ist die Reststoff- pure Augenwischerei und unseriös. verwertung, zum Beispiel in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage Nachhaltige Landwirtschaftspolitik Auf der sehr umfangreichen (Propa- 1. Die BtL-Technologie (Biomass to Li- Heute wird in der Schweiz erst ca. 11% ganda-)Website für nachwachsende Roh- quid) ist noch Zukunftsmusik, von der landwirtschaftlichen Nutzfläche stoffe www.bio-energie.de ist folgendes der die Branche schon seit Jahren biologisch bewirtschaftet. Weltweit be- zu lesen: schwärmt. Erhältlich sind solche Bio- wegt sich dieser Anteil im tiefen einstel- treibstoffe der zweiten Generation ligen Prozentbereich. Langfristig muss «Schätzungen gehen davon aus, dass auf nach wie vor nicht. es das Ziel der Landwirtschaftpolitik einem Hektar landwirtschaftlicher 2. Realität sind heute Biotreibstoffe der sein, 100% der Anbaufläche biologisch Nutzfläche umgerechnet etwa 4000 ersten Generation. Sollte 2010 die zu bewirtschaften. Würde nun durch Liter BtL-Kraftstoffe erzeugt werden vom europäischen Parlament 2003 eine Politik der Biotreibstoffförderung, können. Damit lassen sich in Zukunft verabschiedete Richtlinie 2003/30/ wie sie in Deutschland und nun auch in etwa 20–25% des gesamten Kraftstoffbe- EG, die den Anteil an Biotreibstoffen der Schweiz betrieben wird, massiv auf darfs in Deutschland ersetzen - für auf 5,75% des gesamten Treibstoffver- Energiepflanzen gesetzt, würden die Europa werden die Potenziale noch we- brauchs steigern will, umgesetzt wer- kleinen Erfolge des Biolandbaus wieder sentlich höher angesetzt. Damit können den, müsste allein für den Treib- zunichte gemacht. Treibstoffproduktion BtL-Kraftstoffe ganz erheblich zur Sub- stoffverbrauch der Bundesrepublik aus so genannten Energiepflanzen wie stitution von fossilen Kraftstoffen beitra- Deutschland eine Fläche von Nord- Raps oder Getreide (völlig absurd) hat gen.» rhein-Westfalen mit Raps bebaut wer- erstens eine katastrophale Ökobilanz Der Glaube an die Zukunft von Bio- den. Das entspricht 9,5% der Landes- und konkurriert zweitens die knappe masse als Treibstoff für eine unbegrenzte fläche der ehemaligen BRD. Fläche für die Foodproduktion. Mobilität scheint nach wie vor ungebro- 3. Soll die Schätzung von 20–25% BtL- chen. Kraftstoffe in die Realität umgesetzt Strom statt Treibstoff werden, müsste auf die Schweiz um- Ob Strom aus der Vergärung biogener Stellen wir die Fakten einmal klar: gerechnet eine Fläche von 3272– 4090 Abfälle oder aus industriell vergastem
12 Treibstoff aus Biomasse Holz wie es das PSI befürwortet, eine che 30–100 Mal mehr Energie nutzbar EnergieSchweiz hat schon vor Jahren einfache Rechnung macht klar, wieso machen kann, wenn man nicht den rie- berechnet, dass mit der konsequenten die Verstromung mehr Sinn macht als sigen Umweg über die Biomasse geht, Sammlung und Vergärung aller Grün- die Herstellung von Treibstoff. Erstens wo bei jedem Teilschritt grosse Wir- und Speiseabfälle zusätzlich 90 Mio. m3 macht Biotreibstoff für ineffiziente kungsgradverluste hingenommen wer- Biogas gewonnen und zur Strompro- Fahrzeuge schon generell keinen Sinn den müssen. duktion eingesetzt werden könnten. 220 (vgl. Artikel auf Seite 6). Zudem erreicht GWh Strom pro Jahr könnten so 1,4% ein Automotor im besten Fall (Diesel) Nachhaltige Holznutzung des heutigen Elektrizitätsverbrauchs der einen Wirkungsgrad von 30%. Ein In den vergangenen Jahrzehnten wurde Haushalte decken. Aus dieser Sicht und Blockheizkraftwerk (BHKW) erreicht bei der nachhaltigen Waldnutzung viel aus dem wichtigen Aspekt eines ge- bei vollständiger Abwärmenutzung da- dazugelernt. In gesunden, naturnahen schlossenen Nährstoff-Kreislaufes ist es gegen einen Gesamtwirkungsgrad von Wäldern herrscht ein biologisches z. B. nicht verständlich, dass ERZ Ent- bis zu 90% (rund 40% als Strom und Gleichgewicht: Je artenreicher ein Wald sorgung + Recycling Zürich in der Stadt 60% Wärme). Somit sollte der Entscheid ist, desto besser funktioniert die Selbst- Zürich keine biogenen Abfälle sammeln zugunsten der Verstromung aus Effi- regulierung zwischen den beteiligten will. Diese könnten in einer Vergärungs- zienzgründen leicht fallen. Wenn doch Lebewesen. Durch eine naturnahe Be- anlage eine Menge Strom und Wärme er- Biomasse in irgendeiner Form für die wirtschaftung kann dieses natürliche zeugen. So könnte zudem noch Energie, Mobilität verwendet werden soll, dann Gleichgewicht erhalten oder sogar noch die sonst für die Herstellung von Mine- sicher nur mit einem effizienten Elektro- verbessert werden. So genannten Ener- raldünger gebraucht wird, eingespart motor, sprich mit dem Elektromobil der giewäldern, also Kunstwäldern, die nur werden. Zukunft. als Energielieferanten angebaut werden, Sackgasse Photovoltaik statt Biomasse «Bioenergie aus Abfällen, Wenn mit der Klimaveränderung der Es stellt sich auch eine ganz grundsätz- Nahrungsanbau schwieriger werden liche Frage nach dem Sinn, nachwach- Gülle, Restholz und orga- wird, werden wir es uns mit absoluter sende Rohstoffe als Energierohstoffe an- nisch belasteten Abwässern Sicherheit nicht leisten können, auf be- zubauen. Eine einfache Rechnung zeigt ist genial und weist eine wirtschaftbarem Land Agrotreibstoff für die Sinnlosigkeit auf. Im Durchschnitt supergute Ökobilanz auf» ineffiziente Fahrzeuge anzubauen. Und ist durch den photosynthetischen Pro- wenn wir auch nur einen Bruchteil des zess höchstens rund 1% der eingestrahl- übermässigen fossilen Treibstoffver- ten Sonnenenergiemenge in der Pflanze fehlt es an Natürlichkeit. Solche Wälder brauchs mit Bioenergie aus nachwach- gebunden. Um die Pflanze gezielt anzu- enthalten auch wenig verschiedene Le- senden Rohstoffen zu ersetzen suchen, bauen, braucht es weiter Fremdenergie bensräume, sind deshalb entsprechend verursachen wir beträchtliche Umwelt- und Arbeitseinsatz, wie auch für Ernte, arm an Pflanzen und Tieren und anfällig schäden, wie den Verlust von Biodiver- Transport und Aufbereitung vor der auf Schäden aller Art (Windwurf, Bor- sität infolge von Intensivierung der Weiterverwertung. Netto erhalten wir kenkäfer, usw.). Es kann nicht Ziel einer Landwirtschaft und Monokulturen, Bo- nur noch weit unter einem Prozent der nachhaltigen Energiepolitik sein, for- denverdichtung, Überdüngung, Wasser- eingestrahlten Sonnenenergiemenge im ciert Biomasse in Energieträger umzu- verschleiss usw. Energieträger Biotreibstoff. Heutige So- wandeln und so wieder in alte Zeiten larzellen haben zwar immer noch einen zurückzufallen. Natürlich anfallendes Text: Bernhard Piller, Schweizerische Energie- relativ schlechten Wirkungsgrad von Restholz, Industrierestholz und Altholz stiftung SES rund 20%. Aber wenn wir schon wert- stellen hingegen ideale Energieträger volle Landfläche zur Energiegewinnung dar. einsetzen, dann ist es viel sinnvoller, di- rekt Photovoltaikstrom zu produzieren. Sinnvolle Reststoffverwertung So können nicht nur 20% der Sonnen- Was sehr grossen Sinn macht, das wurde energie direkt in Strom umgewandelt auch aus der Empa-Studie deutlich, ist werden, sondern auch Dächer und an- die Reststoffverwertung. Bioenergie aus dere unproduktive Flächen genutzt wer- Abfällen, Gülle, Restholz und organisch den. Nochmals wird klar: Zukunft hat belasteten Abwässern ist genial und nur das Elektromobil, weil man pro Flä- weist eine supergute Ökobilanz auf.
Treibstoff aus Biomasse 13 Effizienzsteigerung bringt ein Vielfaches Die Nahrung der andern «Wir nehmen mit Biotreibstoffen im Tank den anderen einfach die Nahrung weg», argumentiert Dr. Michael Braungart, Gründer und wissenschaftlicher Geschäftsführer von EPEA Internationale Umwelt- forschung GmbH in Hamburg. «Die Schweizer sollten besser fläche für Biotreibstoffe statt Nahrung genutzt wird, verschärft sich das Pro- in der Landwirtschaft blem. Und wir bauen auf unserm Acker- qualitative Nahrung fördern land Rapsöl für den Autotank. Sie Bild: EPEA Internationale Umweltforschung GmbH und auf echte Innovationen sehen, wir könnten schon die 10% Bio- im Effizienzbereich setzen» treibstoffe in unserem Tank erreichen, der Preis der anderen dafür ist jedoch Michael Braungart riesig. Wir nehmen für unseren Tank einfach den andern die Nahrung weg. Denken wir das Beispiel weiter, wenn wir die weltweite Landwirtschaftsflä- chen nur noch für den Anbau von Pflan- zen für Biotreibstoffe nutzen, könnten Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, dem Als ich kürzlich Präsident Lula in Brasi- wir im besten Fall 60% unseres Treib- konventionellen Treibstoff 10% Bio- lien getroffen habe, erzählte er, dass ein stoffverbrauchs decken. Das würde heis- treibstoffe beizumischen. Kann das Drittel der Brasilianer hungern und ein sen, wir essen nichts mehr, sondern fah- erreicht werden, und wie sieht eine Viertel der ursprünglichen Landwirt- ren nur noch Auto. Aber bedenken Sie solche Landwirtschaft aus? schaftsfläche wegen der Erosion nicht auch, dass 10% der CO2-Emissionen al- Es wäre theoretisch möglich, aber die mehr landwirtschaftlich nutzbar ist. leine auf die Stickstoffdüngerproduk- EU kann das nur auf Kosten der anderen Brasilien exportiert in die EU soviel Ge- tion für die Landwirtschaft zurückzu- erreichen. Heute wird die Hälfte der in flügel wie ganz Deutschland produziert. führen sind. der EU für Nahrung verbrauchten Kalo- Somit fehlt die Nahrung in Brasilien. rien importiert. Für die Schweizer Land- Und wenn nun noch Landwirtschafts- wirtschaft sieht die Kalorienbilanz noch schlechter aus. Um es praktisch zu ma- chen, schauen wir uns zwei für Biotreib- Zur Person stoffe bekannte Beispielländer an. Die Dr. Michael Braungart ist seit 1994 Professor für Verfahrenstechnik an der Universi- Energiebilanz bei Palmöl in Südostasien tät Lüneburg und Direktor eines interdisziplinären Masterprogrammes für Stoff- ist in jedem Fall negativ. Für Palmöl ver- strom-Management. Der Chemiker ist Gründer (1987) und wissenschaftlicher schwinden Unmengen von Regenwald, Geschäftsführer von EPEA Internationale Umweltforschung GmbH, Hamburg, und pro Hektare in Landwirtschaftsland Deutschland, und Mitbegründer (1989) von McDonough Braungart Design Che- umgewandelten Regenwald wird die mistry (MBDC), Charlottesville, Virginia, USA. Er ist ebenso Mitbegründer (1989) 3,5-fache Menge CO2 (400 Tonnen Koh- des Hamburger Umwelt-Instituts (HUI). Diese Institute teilen einen gemeinsamen lenstoff) emittiert. Die grosse Menge Wertekanon, der intelligentes, ästhetisches und öko-effektives Design umfasst. Im Biomasse, welche im Regenwald steckt, Rahmen einer Gastprofessur an der «Darden School of Business» unterrichtete kann durch die Palmölproduktion da- Michael Braungart Inhalte zu «Öko-Effizienz», «Öko-Effektivität», «Cradle to nach bei weitem nicht wieder fixiert Cradle-Design» und «Intelligent Materials Pooling». werden.
Biogas / Fermenter-Technik Das einfache Fermenter Beheizungsset mit bestem Wirkungsgrad. BRUGG Rohrsysteme bietet für die Fermenter- beheizung das «endlose» spiralgewellte Edel- stahlwellrohr NIROFLEX® inklusive Montage- zubehör und Mauerdurchführung an. Durch die vergrößerte Oberfläche wird eine direkte Wärmeübertragung an das Substrat erzielt. Der Wirkungsgrad wird um ca. 50 % erhöht. Die Rohrverlegung im Fermenter erfolgt in einem Stück. Für die Anschlusstechnik sind keinerlei Schweißarbeiten und Spezialwerk- zeuge erforderlich. BRUGG Rohrsysteme GmbH 31515 Wunstorf www.brugg.de Adolf-Oesterheld-Straße 31 Tel. +49 (0) 5031 170 0 info@brugg.de Fax +49 (0) 5031 170 170 Die Baumesse. Wo man schaut, bevor man baut. Neubau · Renovation · Schöner Wohnen Me sse heim- Eigen h Züric Immo Messezentrum Zürich 30.8.– 3.9.2007 www.bauen-modernisieren.ch Do–Mo: 10–18 Uhr
Treibstoff aus Biomasse 15 Gibt es auch Beispiele, wo der Anbau tens 20% des US-Mais im Tank landen. Was ist die konkrete Fördersituation in von Pflanzen für Treibstoff sinnvoll ist? Die machen das nur aus strategischen Deutschland? Ja, zum Beispiel, wenn man in semiari- Überlegungen, damit sie eine höhere Die Biotreibstoffe waren bis jetzt steuer- den Gebieten, wo keine Landwirtschaft Energieunabhängigkeit erreichen. Die befreit, ab diesem Jahr werden 10 Cent mehr betrieben werden kann, entspre- US-Army sind die einzigen, die in der pro Liter erhoben, und die Besteuerung chende Treibstoffpflanzen anbaut. Ein US-Regierung konzeptionell denken: soll bis 2015 mit einem Stufenplan an weiteres Beispiel sind Aquakulturen, Darum betanken sie auch schon B52- die Dieselbesteuerung angenähert wer- wo in einem geschlossenen, gedüngten Bomber mit Biodiesel. Dies verursacht den. Aber Biodiesel ist mit den 10 Cent System Algen gezüchtet werden und am immerhin weniger Emissionen in der Steuern schon nicht mehr rentabel. Der Schluss nur die Kohlenwasserstoffe Atmosphäre, wo die Emissionen am einzige Grund, wieso nicht eine den ohne Nährstoffe entzogen werden. Oder schädlichsten sind. Wie sich das in Zu- Emissionen gerechte Steuer erhoben wenn in urbanen Regionen die Fein- kunft entwickeln wird, hängt vom wird, ist, dass hierzulande bereits staubbelastung besonders gross ist. Hier nächsten Präsidenten ab. 100 000 Arbeitsplätze vom Biotreibstoff kann Bioethanol einen Beitrag leisten. abhängen. Wie sehen die Subventionen auf EU- Wie sehen die Fördermassnahmen, Ebene aus? Herr Braungart, was sind Ihre Empfeh- sprich Subventionen und Steuerbefrei- Jedes EU-Land macht das anders. Das lungen an die Schweizer Politik? ungen, in den USA heute und in Zu- Anreizsystem steht auf EU-Ebene noch Die Schweizer sollten besser in der kunft aus? nicht fest. Auf dieser Ebene haben die Landwirtschaft qualitative Nahrung för- In den USA wurde 2005 der Energy Po- meisten Leute begriffen, welcher suizi- dern und auf echte Innovationen im Ef- licy Act verabschiedet, der als Ziel hat, dale Blödsinn das ist. Um die gesetzten fizienzbereich setzen. Diese sichern län- bis 2012 7,5 Milliarden Gallonen Bio- Ziele zu erreichen, wären Subventionen gerfristig Arbeitsplätze mit weniger ne- treibstoffe pro Jahr zu produzieren. Dort in der Grössenordnung von 140 Milliar- gativen ökologischen Nebenwirkungen. erhalten die Bauern zollfreien Treibstoff den Euro bis 2015 notwendig. Wenn das Mit Biotreibstoffen kommen wir dage- für ihre Landwirtschaftsmaschinen. Da- Geld in Effizienzsteigerung investiert gen nie auf einen grünen Zweig. nach wird nochmals jede Gallone mit 50 wird, kann das Zigfache erreicht wer- US-Cents subventioniert und am den. Mit Biodiesel erreiche ich das we- Interview: Aeneas Wanner, Geschäftsführer von Schluss der Biodiesel steuerbefreit ver- nigste. Energie Zukunft Schweiz (siehe Kasten) kauft. Das hat zur Folge, dass mindes- Biogasproduktion erleben eine Anlage von mehreren, die dem inte- deln im Verein das Wissen und die Inno- Besichtigen Sie die Biomassevergärungs- ressierten Publikum im Rahmen von Füh- vationskraft führender Energieanbieter anlage in Pratteln und überzeugen Sie rungen offen stehen. Die Anlagen umfas- der Nordwestschweiz. Energie Zukunft sich von dieser sinnvollen Produktions- sen eine breite Auswahl an modernen, Schweiz vernetzt das vorhandene Wis- art von Biotreibstoffen. umweltfreundlichen Energietechnologien. sen im Bereich der erneuerbaren Ener- Aus Grünabfällen und Essensresten ent- Folgende zukunftsweisende Energiepro- gien und vermittelt es weiter. stehen hier mit einem neuen Verfahren duktionsanlagen können besichtigt wer- Details siehe: www.linie-e.ch klimaschonendes Biogas und hochwerti- den: Biomassevergärung Pratteln, Pellets- ger Kompost. Das Biogas kann als um- produktion Balsthal, Flusskraftwerk Augst, weltfreundlicher Biotreibstoff zum Be- Kleinwasserkraftwerk Münchenstein, tanken von Erdgasautos genutzt wer- Ökoheizwerk Pratteln, Trinkwasseraufbe- den. Erleben Sie, wie ökologische Kreis- reitung Basel, Geothermie-Pilotprojekt läufe geschlossen werden, wertvolle Basel, Erdgasentspannungsanlage Arles- Nährstoffe erhalten bleiben und Bio- heim und in Kürze auch das Holzheizkraft- masse in erneuerbare Energie umge- werk. Bild: Energie Zukunft Schweiz wandelt wird. Linie-e ist das Besucherportal des Vereins «Linie-e» «Energie Zukunft Schweiz». Die Energie- Die «Biopower»-Anlage in Pratteln ist versorger EBL, IWB, GVM und AEK bün-
Messe und Kongress für Fachleute und Private 22. bis 25. November 2007 BEA bern expo, Bern Offizielle Partner Ausstellungen Veranstaltungen Energieeffizienz 13. Herbstseminar MINERGIE®| MINERGIE-P®| Passivhaus Fachveranstaltungen Erneuerbare Energien Publikumsveranstaltungen Holzbau | Holzhausbau Produktepräsentationen Haustechnik Gebäudehülle Modernisieren | Gebäudesanierung Energieversorgung | Contracting Messesponsor Träger Informieren Sie sich über Ihre Energiezukunft. Bestellen Sie gratis die Energiebroschüren der Schweizerischen Energie-Stiftung SES. www.energiestiftung.ch STROM VON GESTERN Die Mär vom sauberen Atomstrom
Treibstoff aus Biomasse 17 Elektroauto und PV Faktor 300 Klimafreundliche, flächeneffiziente und ressourcenschonende Mobilität ist heute schon möglich. Die Lösung heisst Elektroauto mit Solarstrom vom Hausdach. möglicht freie Gestaltung des Innenrau- Batterie oder Brennstoffzelle mes. Die technischen Vorteile eines Die Frage, ob die zukünftige Elektrizi- Autos mit Elektromotor sind augenfäl- tätsquelle im Auto eine Batterie oder Bild: Ökozentrum Langenbruck lig, und das Fahrzeug der Zukunft wird eine Brennstoffzelle sein wird, ist aus diese Technologie anwenden. heutiger Sicht entschieden. Die Batterie ist klar der effizientere Speicher. Die ge- Höchste Flächeneffizienz und tiefste ringere Reichweite und längeren Lade- CO2-Emissionen zeiten von Batterieautos lassen sich mit Die Hoffnung auf Biotreibstoffe ist stark intelligenten Konzepten umgehen. Der Eine Dachfläche von 20 m2, bestückt mit übertrieben. Es fehlt an verfügbarer An- Aufbau einer flächendeckenden Wasser- Photovoltaik, reicht aus, um ein Auto jährlich baufläche, und das CO2-Reduktionspo- stoffwirtschaft dürfte das deutlich grös- für 15 000 km Fahrt mit Energie zu versorgen tenzial ist ernüchternd. sere Hindernis sein. Ganz im Gegensatz zum System Photo- Technisch überlegen voltaik und Elektroauto. So ergibt sich Das Batterieauto ist eine heute auf dem Das Auto der Zukunft fährt mit Elektro- in der Gesamtbilanz für die gleiche Markt erhältliche Technologie mit all- motor. Aus technischer Sicht ist dies Fahrleistung ein 300-mal geringerer Flä- tagstauglichen Fahrleistungen (120 klar die beste Lösung. Der Elektromotor chenverbrauch des Elektroautos gegen- km/h, 130 km Reichweite) und er- ist kompakt, emissionsfrei, ungeschla- über dem Biotreibstoffauto. Eine Dach- schwinglichem Preis (ca. CHF 40 000). gen effizient und liefert ein durchgängig fläche von 20 m2, bestückt mit Photovol- Ein alltagstaugliches und bezahlbares hohes Drehmoment. Lärmemissionen taik, reicht aus, um ein Auto jährlich für Auto mit Brennstoffzelltechnologie können minimiert werden, und der 15 000 km Fahrt mit Energie zu versor- wird noch lange Zeit auf sich warten Wegfall von Getriebe und Kupplung ver- gen. Und auch die CO2-Emissionen lassen. Handlungsbedarf im Mobilitäts- ringert den Wartungsaufwand. Auch die (inkl. graue Energie) werden mit diesem sektor ist aber nicht erst in 20 Jahren ge- System um den Faktor 15 gegenüber geben. «Umgerechnet auf die Kilo- einem Benzinauto verringert. Weitere Informationen: www.oekozentrum.ch/publikationen/ meterkosten wird der hohe Wirtschaftlich heute konkurrenzfähig oekozentrum.html Preis für Solarstrom durch Ökonomisch betrachtet ist der solare den effizienten Elektromotor Treibstoff für ein Elektroauto schon Text: Michael Sattler, Ökozentrum Langenbruck ausgeglichen» heute konkurrenzfähig. Solarstrom ist pro Kilowattstunde noch rund dreimal Möglichkeit, beim Bremsvorgang Elek- teurer als Benzin. Gleichzeitig ist das trizität zu produzieren und zu spei- Elektroauto dreimal effizienter. Umge- chern, ist ein entscheidender Vorteil. rechnet auf die Kilometerkosten wird Zusätzlich bieten sich für Sicherheit der hohe Preis für Solarstrom durch den und Design neue Möglichkeiten. Da effizienten Elektromotor ausgeglichen. jedes Rad unabhängig angesteuert wird, Noch deutlich teurer jedoch ist der ist Traktion in allen Fahrsituationen op- Kaufpreis eines Elektroautos inkl. timal gewährleistet, und die Energie- Stromspeicher. übertragung mit flexiblen Kabeln er-
18 Treibstoff aus Biomasse Schweizerischer Bauernverband Den Weg offen halten «Wir sehen unsere zentrale Aufgabe in der Lebensmittelproduktion», erklärt Heinz Hänni vom Schweizerischen Bauernverband. «Trotzdem kann die Produktion von Biotreibstoffen für einige unserer Betriebe auch eine Chance bedeuten.» «Ob Raps für Salatöl oder für So sind Treibstoffe aus Biomasse doch Biotreibstoff angebaut wird, kein Thema für die Schweizer Landwirt- der Umgang mit der Kultur schaft? Es ist doch gerade das Biogas aus Abfallstoffen, das in der Empa- und die gesetzlichen Studie als einziger Biotreibstoff gut Rahmenbedingungen sind abschneidet. exakt dieselben» Mit dieser Reduktion wird man der Heinz Hänni Empa-Studie nicht gerecht. Nebst Bio- gas schneiden generell Biotreibstoffe aus Abfallprodukten relativ gut ab, so zum Beispiel Biodiesel aus Altölen. Aber auch die Verwertung von Schwei- zer Zuckerrüben zu Ethanol zeigt inte- Herr Hänni, die Empa-Studie über Bio- wirt zum Energiewirt. In letzter Zeit ressante Resultate. Die Studie hat aber treibstoffe (siehe S. 4) hat dem Land- wurde nun die Produktion von Biotreib- auch einige Lücken und Unschärfen. Sie wirt als Energiewirt nicht gerade grosse stoffen zusätzlich zum Thema. unterstellt beispielsweise, dass für die Hoffnung auf eine goldene Zukunft ge- Produktion von Biotreibstoffen fossile macht. Werden wir in der Schweiz so Denken Sie da primär an Biogas- Treibstoffe verwendet werden. Das di- genannte Energiewirte haben? anlagen? rekte Gespräch mit Bauern zeigt aber, Zuerst möchte ich festhalten, dass wir Nicht nur. Aus Biogas, hergestellt aus dass, wenn ein Landwirt selbst Biotreib- die Zukunft der Schweizer Bauern in Hofdüngern, Abfallprodukten, die bei stoffe herstellt, er damit auch seinen erster Linie in der Nahrungsmittelpro- der Lebensmittelproduktion anfallen, Traktor und seine Geräte betreibt. Das duktion sehen. Wir produzieren ja ge- sprich Rüstabfälle, Weizenstäube und lohnt sich für ihn schon rein wirtschaft- rade mal 60% der von der Bevölkerung vieles mehr, aber auch Produkten, die lich. Im Weiteren fallen aufgrund der ge- benötigten Nahrungsmittel selber. Trotz- nicht den Ansprüchen von Konsumen- wählten Leitplanken der Ökostudie teil- dem sind auch die erneuerbaren Ener- tinnen und Konsumenten oder Gross- weise interessante Nebenprodukte aus gien für uns ein Thema. Beim Konzept verteilern genügen, entsteht in den der Betrachtung. Namentlich bei der «Der Landwirt als Energiewirt» sind meisten Fällen Ökostrom und Wärme, Rapsdieselproduktion wird nicht be- Biotreibstoffe aber nur ein Aspekt. Das was nicht zuletzt auch eine Frage der rücksichtigt, dass bei der Herstellung grösste Potenzial besteht heute im Be- Wirtschaftlichkeit ist. wertvolle Nebenprodukte anfallen: So reich Elektrizitäts- und Wärmeproduk- kann beispielsweise der eiweissreiche tion aus Biogas. Heute gibt es bereits Um Biogas als Treibstoff zu verwenden, Rapskuchen in der Tierfütterung aus rund 80 Anlagen in der Schweiz. muss dieses einerseits relativ aufwändig Brasilien importierten Sojaschrot erset- Zusätzliches Potenzial zur Strompro- gereinigt werden, andererseits liegen zen. Oder das bei der Veresterung von duktion besteht auch bei der Windkraft. viele Betriebe sehr dezentral, und nur Biodiesel entstehende Nebenprodukt Zudem verfügen Landwirtschaftsbe- die allerwenigsten befinden sich in der Glyzerin verhilft Biogasanlagen zu bes- triebe über grosse Dachflächen, auf Nähe einer Gasleitung, um das Biogas zu seren Erträgen. denen sich Solarstromanlagen installie- Treibstoffzwecken einspeisen zu kön- Kritisch beurteile ich auch die Tatsache, ren lassen. Auch damit wird der Land- nen. dass die Studie quasi davon ausgeht, auf
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