KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at

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KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH
                                                 UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN

                                                 KRAFTSTOFF CNG – FAHREN MIT ERDGAS
                                                 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich

                                                 Am Anfang war das Gas | Von der Notlösung ... | ... zur Weltumrundung | Wie funk­
                                                 tioniert der Erdgasantrieb? | Installation und Sicherheit | Besten Tank! | Erfolgreich
                                                 im Einsatz | Gut für die Umwelt | Gut für die Geldbörse | CNG im Recht | In Zukunft
                                                 CNG – was sonst?
                                                 „Fahren, genießen, erleben!“ – Interview mit August Hirschbichler, V­ orstandsdirektor
                                                 der Salzburg AG | „Erdgas braucht Emotion“ – Interview mit Rallye-Pilot Manfred
                                                 Stohl | „Es kann etwas werden“ – ­Interview mit Fachverbandsobmann Helmut Miksits,
                                                 ­Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke
P.b.b. Verlagspostamt 4020 Linz GZ 04Z035681 M

                                                 Erdgasfahrzeug-Modelle in Österreich: PKW, Transporter, Kastenwagen, LKW, Bus |
                                                 Erdgas-Tankstellen in Österreich | Häufig gestellte Fragen

                                                 FORUM SPECIAL 5 [2011]
KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
Foto: Mercedes Benz
KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
ZEITSCHRIFT DER ÖSTERREICHISCHEN VEREINIGUNG FÜR DAS GAS- UND WASSERFACH
                         UND DES FACHVERBANDES DER GAS- UND WÄRMEVERSORGUNGSUNTERNEHMUNGEN

FORUMSPECIAL
CNG – FAHREN MIT ERDGAS

                         Editorial
                         Alles spricht für CNG

                         Vor zwanzig Jahren war das erste mit Erdgas betriebene Fahrzeug in
                         Österreich unterwegs. In der Zwischenzeit ist viel geschehen. Ste-
                         tig steigende KFZ-Zulassungszahlen, zunehmende CO2-Emissionen
                         und die Feinstaubbelastung in den Städten machen den Straßenver-
                         kehr immer mehr zu einem Problemfaktor.

                         Mit dem Erdgasauto steht heute eine technisch ausgereifte und er-
                         probte Alternative zur Verfügung, die abgesehen von positiven Um-
                         welteigenschaften auch in Hinblick auf die Kosten deutliche Vortei-
                         le gegenüber herkömmlichen Kraftstoffen geltend machen kann.
                         Die österreichische Gaswirtschaft hat zudem in den letzten Jahren
                         mit dem flächendeckenden Ausbau des öffentlichen CNG-Tank-
                         stellennetzes (mit Schwerpunktsetzungen auf die Hauptverkehrs-
                         achsen und Ballungsräume) eine wichtige Voraussetzung für seine
                         weitere Verbreitung geschaffen. Dass sich hierzulande die Anzahl
                         von Erdgasfahrzeugen derzeit dennoch in Grenzen hält, mag – trotz
                         intensiver Bemühungen der Unternehmen und des Fachverbandes
                         Gas Wärme – auch aus mangelnder Information resultieren, denn
                         de facto spricht alles für CNG.

                         Das vorliegende FORUM special nimmt das Jubiläum zum Anlass,
                         sich dem Thema Fahren mit Erdgas eingehender zu widmen und
                         spannt dabei den Bogen von der Entwicklung des ersten Gasmotors
                         bis zu Zukunftsperspektiven für den Kraftstoff Erdgas/Biogas.

                         Mag. Michael Mock
                         Geschäftsführer FGW / ÖVGW

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                         3
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Foto: Mercedes Benz

Impressum
FORUM SPECIAL 5 [2011] – Sonderheft des FORUM GAS WASSER WÄRME, Oktober 2011, korrigierte Neuauflage.
Konzept, Recherche und Bildredaktion Helmut Ruck. Text Christian Fell. Redaktion H.M. Jobst
FORUM GAS WASSER WÄRME Offizielle Fachzeitschrift des Fachverbandes der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW) und der Ö              ­ sterreichischen Vereinigung für das
Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Redaktion Tel.: (01) 548 27 88-24, Fax: (01) 548 27 88-26. Chefredak­tion: Mag. H.M. Jobst, E-Mail: hjobst@forum-gww.at. Redaktionsteam: Mag. Chri-
stian Fell, Mag. Erich Johann Papp, Mag. Helmut Ruck. Verlag und Vertrieb Friedrich VDV, Vereinigte Druckereien- und Verlags-GmbH & Co KG, Wien und Linz. Anzeigenberatung und
Medienkoordination ÖVGW, Mag. Dr. Ute Boccioli, 1010 Wien, Schubertring 14, Tel.: (01) 513 15 88-26, Fax: (01) 513 15 88-25, E-Mail: boccioli@ovgw.at. Abonnement ÖVGW, 1010
Wien, Schubertring 14, Tel.: (01) 513 15 88-0, E-Mail: office@ovgw.at Preis Einzelheft EUR 7,- Auflage 6.000 Stück.
OFFENLEGUNG NACH DEM MEDIENGESETZ: Medieninhaber und Herausgeber Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW), Österreichische Vereinigung
für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), repräsentiert durch GF Mag. Michael Mock, 1010 Wien, Schubertring 14, Tel.: (01) 513 15 88-0, E-Mail: office@gaswaerme.at, office@ovgw.at.
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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

                                                                                 INHALT
                         CNG – Fahren mit Erdgas

                           3     Editorial: Alles spricht für CNG

                           6     Am Anfang war das Gas
                           9     Von der Notlösung ...
                          14     ... zur Weltumrundung

                          22 „Fahren, genießen, erleben!“
                         		 Interview mit August Hirschbichler,
                         		  Vorstandsdirektor der Salzbug AG

                          28     Wie funktioniert der Erdgasantrieb?
                          32     Installation und Sicherheit
                          34     Besten Tank!
                          40     Erfolgreich im Einsatz

                         48 „Erdgas braucht Emotion“
                         		 Interview mit Rallye-Pilot Manfred Stohl

                          56     Gut für die Umwelt
                          60     Gut für die Geldbörse
                          63     CNG im Recht

                          64 „Es kann etwas werden“
                         		 Interview mit Fachverbandsobmann Helmut Miksits,
                         		  Vorstandsdirektor der Wiener Stadtwerke

                          70     In Zukunft CNG – was sonst?

                         		 Anhang
                          76     Fahrzeug-Modelle in Österreich
                          82     Erdgas-Tankstellen in Österreich
                          88     Häufig gestellte Fragen

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                 5
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CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

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                           Am Anfang war das Gas
                           Es mag überraschen, dass der wirtschaftliche und umweltfreund-
                           liche Gasmotor nicht nur am Ende der Entwicklungsgeschichte
                           des Verbrennungsmotors steht, sondern auch an deren Beginn –
                           damals freilich nicht ganz so umweltfreundlich.

                           Mit der Erfindung der Dampfmaschine und          Boot anzuwenden. Der mit Leuchtgas betrie-
                           ihrer entscheidenden Verbesserung im 18.         bene Wagen erreichte bei einer Probefahrt
                           Jahrhundert war die Industrielle Revoluti-       eine Geschwindigkeit von rund 3 km/h und
                           on in Gang gekommen, ein weiterer Techno-        dürfte so nur wenige betagte Fußgänger hin-
                           logiesprung ließ allerdings gut 50 Jahre auf     ter sich gelassen haben. Diese mussten neben
                           sich warten. So lange dauerte es, bis beinahe    der Schmach auch erhebliche Abgase ertra-
                           gleichzeitig mehrere Erfinder auf die Idee ka-   gen, dennoch war die Erfindung sensationell:
                           men, Maschinen mit höherem Wirkungsgrad          Der Gedanke, von einer „Feuermaschine“ mit-
                           und besserer Leistung auf Basis der Verbren-     tels explodierenden Gases geritten zu werden,
                           nung von Gas zu bauen.                           musste den Zeitgenossen als höchst abenteu-
                                                                            erlich erschienen sein. So verkaufte der ge-
                           Eine österreichische Erfindung?                  schäftstüchtige Lenoir, der später zum Ritter
                                                                            der Ehrenlegion ernannt wurde, Hunderte sei-
                           Der damals 37-jährige Belgier (frühere Lu-       ner Maschinen – es waren jedenfalls, ob er nun
                           xemburger und spätere Franzose) Étienne Le-      der ursprüngliche Erfinder war oder nicht, die
                           noir entwickelte 1859 einen ersten halbwegs      ersten derartigen, welche in Serienproduktion
                           brauchbaren Gasmotor, den er im Jänner 1860      gingen.
                           vorführte. Recht spektakulär und öffentlich-
                           keitswirksam gelang es ihm, seine Konstrukti-    Dies rief potenzielle Konkurrenten auf den
                           on in einem Fahrzeug (1863) und später auch      Plan, die behaupteten, ihrerseits längst solche

6                                                                                                  FORUM SPECIAL 5 [2011]
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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

                                                                                                                                                    Étienne Lenoir in seiner
                                                                                                                                                    Werkstätte beim Bau des
                                                                                                                                                    versichterlosen, direkt wir-
                                                                                                                                                    kenden Gas-Zweitaktmotors
                                                                                                                                                    (Modell)
Foto: Musée de la Moto et du Vélo, Amneville

                                               Technologie ersonnen zu haben. Aus österrei-       Teil prominente Namen wie (die späteren Er-
                                               chischer Sicht ist eine Eingabe des Reinhold       finder des Motorrads) Daimler und Maybach.
                                               von Reichenbach Ende 1860 interessant: Er          Langen und Otto präsentierten auf der Pariser
                                               meinte darin, er hatte schon ab 1854 ähnliche      Weltausstellung 1867 den Flugkolbenmotor,
                                               k.k. Privilegien eingereicht und widersprach       der dem ebenfalls dort vorgestellten Eiscreme-
                                               dem Lenoir verliehenen Titel. Vergeblich ver-      Soda die Show stahl und eine Goldmedaille
                                               suchte er den Nachweis zu erbringen, „dass die     einbrachte. Er wurde auch „atmosphärische
                                               Maschine des Herrn Lenoir im gewissen Sinne        Gasmaschine“ genannt und zeichnete sich
                                               mehr als Embryo als Theil, als unvollkommene       durch einen niedrigeren Verbrauch sowie eine
                                               Entwicklung meiner eigenen früher dargeleg-        extreme Geräuschentwicklung aus. Auch war
                                               ten mechanischen Idee zu betrachten sei“. Un-      es mit dieser Technologie nicht möglich, größe-
                                               vollkommen war die Konstruktion in der Tat,        re Maschinen zu bauen. Dennoch wurden bis
                                               sie verbrauchte 3 m³ Kohlengas, um 1 PS zu er-     1878 beachtliche 4.500 Stück davon verkauft,
                                               zeugen und benötigte 100 g Öl pro PS und Stun-     der Absatz auch von der Gasindustrie erheblich
                                               de, dazu war die Zündung sehr mangelhaft.          – etwa durch langfristige Teilzahlungsmöglich-
                                                                                                  keiten – gefördert.
                                               Der Deutsche Nicolaus Otto (1832-1891) war
                                               Autodidakt und gewissermaßen Autopionier.          Otto – der Motor
                                               Er baute nach dem Vorbild Lenoirs seine erste
                                               Gaskraftmaschine bereits 1863.                     Der endgültige Durchbruch gelang 1876 mit
                                                                                                  der Vorstellung eines wesentlich leiseren Vier-
                                               Eugen Langen hatte ähnliche Ambitionen, aber       taktmotors samt Verdichtung, binnen kurzer
                                               dazu auch noch Geld – sein Zuckerkonzern           Zeit konnte der Verbrauch auf unter 1 m³ für
                                               Pfeifer & Langen besteht bis heute. Er wandte      1 PS reduziert werden. Bis 1889 waren bereits
                                               sich an Otto und gründete 1864 mit ihm in Köln     30.000 Maschinen auf dem Markt, der „Otto-
                                               die Firma „N. A. Otto & Cie.“, sie wanderte 1869   motor“ stellt bis dato das Grundmodell des
                                               aus Platzgründen nach Deutz und verwandelte        in Fahrzeugen verwendeten Motors dar, „Der
                                               sich 1872 aus finanziellen Gründen in die „Gas-    Gastechniker“ beschrieb als Vorläufer unserer
                                               motoren-Fabrik Deutz AG“, die heute noch pro-      Verbandszeitschrift den explosiven Vorgang:
                                               duziert und somit als ältestes Motorenwerk der     „Während des ersten Hubes (nach auswärts)
                                               Welt gilt. Konstrukteure bei Deutz trugen zum      wird ein brennbares Gemenge von Luft und Gas

                                               FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                              7
KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

                                                                                                                                                          eingesaugt; während des zweiten Hubes (nach
                                                                                                                                                          einwärts) wird dieses verdichtet; im Beginne
                                                                                                                                                          des dritten Hubes erfolgt dessen Entzündung,
                                                                                                                                                          es explodirt, erfährt eine plötzliche Druckstei-
                                                                                                                                                          gerung (zehn Atmosphären und darüber) und
                                                                                                                                                          gibt während dieses dritten Hubes (nach aus-
                                                                                                                                                          wärts) die eigentliche Kraftwirkung an den
                                                                                                                                                          Kolben ab. Während des vierten Hubes (nach
                                                                                                                                                          einwärts) werden die Verbrennungsgase ausge-
                                                                                                                                                          trieben.“
    Bild: Lexikon der gesamten Technik 1904

                                                                                                                                                          Der große wirtschaftliche Erfolg alarmierte er-
                                                                                                                                                          neut Erfinder, die Otto die Originalität seiner
                                                                                                                                                          Ideen streitig machten – mit Erfolg. So hatten
                                                                                                                                                          Christian Reithmann 1860 und Alphonse Beau
                                                                                                                                                          de Rochas 1862 jeweils Patente auf Viertaktmo-
                                                                                                                                                          toren erhalten oder eingereicht. Tatsächlich
                                                                                                                                                          wurden nach Gerichtsverfahren die Otto-Pa-
                                                                                                                                                          tente 1886 und 1889 in Deutschland aufgeho-
                                                                                                                                                          ben, außerhalb davon verblieben sie bei der
                                                                                                                                                          britischen Firma Crossley. In einem Geheim-
                                                                                                                                                          vertrag bekam Reithmann 25.000 Goldmark
                                                                                                                                                          und eine Leibrente zugestanden, damit sich
                                                                                                                                                          Otto weiter als deutscher Erfinder des Viertak-
                                                                                                                                                          ters bezeichnen durfte. Dennoch wurde nun
                                                                                                                                                          munter weiter konstruiert, so verkauften etwa
                                                                                                                                                          Daimler und Benz, die einander übrigens nie
                                                                                                                                                          persönlich kennenlernten, ab 1886 ohne Prob-
    Bild: google.com

                                                                                                                                                          leme Viertaktmotoren,
                                                                                                                                          Bild: wikia

                                                                                                                                                          Gottlieb Daimlers Motorkutsche aus dem glei-
                                                                                                                                                          chen Jahr gilt als das erste vierrädrige Kraft-
                                                                                                                                                          fahrzeug der Geschichte, schon im Jahr davor
                                                                                                                                                          hatte Carl Benz das erste dreirädrige Benzinau-
                                                                                                                                                          to in Bewegung gesetzt. Erneut glaubten und
                                                                                                                                                          irrten viele aufgrund einer zunächst fälsch-
                                                                                                                                                          lichen Datierung, die Erfindung des Autos
                                                                                                                                                          sei eine österreichische gewesen. Immerhin
                                                                                                                                                          steht mit dem Wagen des Siegfried Marcus
    Bild: Mercedes Benz

                                                                                                                                                          von 1888/89 das älteste noch funktionierende
                                                                                                                                                          Benzinauto der Welt im Technischen Museum
                                                                                                                                          Foto: Daimler

                                                                                                                                                          zu Wien. Jetzt konnte auch flüssiger Brennstoff
                                                                                                                                                          verwendet werden, doch bis zur Verbesserung
                                                                                                                                                          der elektrischen Zündung durch Otto (1884)
                                              Oben: „Atmosphärische Gasmaschine“ von Otto/Langen 1876 (Konstruktionszeichnung)
                                              Mitte: Viertaktmotor mit Verdichtung von Otto und Langen (Prototyp); Patentschrift (1877)                   selbst war die Geschichte des Verbrennungs-
                                              Unten: 3-rädriger Motorwagen von Benz & Co. in Mannheim (Werbeplakat); Gottlieb                             motors gleichbedeutend mit der Geschichte
                                              Daimler auf der Fahrt durch Berlin (1886)                                                                   des Gasmotors gewesen. ◂

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KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
Foto: Archiv Wien Energie Gasnetz

Von der Notlösung ...
Es dauerte lange Zeit, bis nach der ursprünglichen Vorherrschaft des
Gasmotors endlich Erdgasfahrzeuge auftauchten. Doch gab es schon
viel früher Experimente mit gasbetriebenen KFZ.

Dazu musste sich allerdings erst einmal ein      nem der wichtigsten Industriezweige aufgestie-     Füllung des Gastank-Anhän-
nennenswerter Automarkt entwickeln. So           gen, litt sie im weiteren Verlauf auch besonders   gers für einen Städtischen
schätzte man die Konjunktur 1907 allgemein       am Mangel an Material aller Art.                   Autobus in Wien (1943)
und insbesondere für den Fahrzeugbau sehr
günstig ein – mit ein Auslöser für die Grün-     Zwischen 1920 und 1925 kletterte die Anzahl
dung des „Verbands österreichischer Auto-        der PKW dennoch von 6.400 auf 11.000. Immer
mobil-Industrieller“. In diesem Jahr tuckerten   noch war das Fahren in den Bundesländern
gerade einmal 2.300 mehrspurige KFZ über         verschieden geregelt, erst 1929 kam es zur Ver-
die Straßen der österreichischen Reichshälfte,   abschiedung bundesweiter Normen. 1924 kam
50 % davon in Wien und Niederösterreich. Von     ein Kraftfahrzeug auf über 400 Österreicher,
einheitlichen Verkehrsbestimmungen konnte        fünf Jahre später waren es nur noch 200. Nach
keine Rede sein, Geschwindigkeitslimits orien-   dem Ende der Wirtschaftskrise schnellte die
tierten sich noch an Pferden.                    Nachfrage erneut in die Höhe, von 1933 bis 1936
                                                 verdreifachten sich die PKW-Neuzulassungen
Enormen Aufschwung betreffend Kapazi-            auch durch das Aufkommen leistbarer Modelle
tät und Technik erfuhr die Fahrzeugbranche       wie des „Steyr-Baby“, das als „österreichischer
durch den Ersten Weltkrieg, doch kaum zu ei-     Volkswagen“ ab 1936 um 4.500 Schilling – et-

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                       9
KRAFTSTOFF CNG - FAHREN MIT ERDGAS - 20 Jahre Erdgas-Fahrzeuge in Österreich - Erdgasautos.at
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

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Konstruktionsplan der           was mehr als durchschnittliche Jahresgehälter     war, das im Wesentlichen aus Methan bestand.
Stadtgas-Verdichteranlage       – erhältlich war. In Wien lag das Verhältnis in   In Berlin war ab August 1934 ein Autobus im
und Ansicht der Gastankstel-    diesem Jahr bereits bei 46 Einwohnern pro KFZ.    Dauertest unterwegs, der sowohl mit Gas als
le in Wien, Einsiedlergasse 2
                                                                                  auch mit dem üblichen Benzin-Benzol-Ge-
(um 1936)
                                Gas bewegt Müll                                   misch angetrieben werden konnte. 1935 ent-
                                                                                  schloss man sich zum Bau einer Verdichter-
                                Während sich Gas in der Großstadt – abgese-       anlage und Tankstelle – ebenso wie in der
                                hen vom Heizen – im Haushalt bereits durch-       Tschechoslowakei, wo die Witkowitzer Eisen-
                                gesetzt hatte, beschäftigte man sich Mitte der    werke eine Kompressionsanlage bauten und
                                dreißiger Jahre nun auch wieder verstärkt mit     mit ihren LKW sowie einigen PKW 40 % gegen-
                                der Verwendung als Treibstoff. Die begrenzte      über dem Benzinbetrieb einsparten.
                                Verfügbarkeit von Sprit auf Erdölbasis war be-
                                reits damals ein wichtiges Argument.              Bereits 1934 führte das Österreichische Ku-
                                                                                  ratorium für Wirtschaftlichkeit eine „Alpen-
                                In Deutschland war die Sorge ob der Abhän-        wertungsfahrt für Kraftfahrzeuge mit Ersatz-
                                gigkeit von ausländischen Erdöllieferanten        brennstoffen“ durch. Die Wagen hatten sich
                                besonders groß, schon 1935 stand in Hannover      über eine Strecke von 2.900 km zu quälen und
                                eine Stadtgas-Tankstelle für LKW mit einer Ta-    durften dabei nur Ersatztreibstoffe verwenden:
                                gesleistung von bis zu 150 km auf dem Gelän-      Holz und Holzkohlen, die in einem Generator
                                de des früheren Gaswerks an der Glocksee in       entgast wurden, oder Mixturen von Braunkoh-
                                Betrieb. Kurioserweise wurde gleichzeitig auch    lenteerdestillaten, Methylalkohol und Spiritus.
                                eine „Elektroladestelle“ für LKW mit einer täg-
                                lichen Fahrleistung von 50-60 km getestet,        Stadtgas wurde hier nicht eingesetzt, wohl
                                was zu Zeitungsmeldungen wie dieser führte:       aber bei Versuchen in Wien, die ebenfalls An-
                                „In Kürze werden sämtliche städtischen Last-      fang 1934 begannen. Dort stellte man – wie
                                wagen nur noch mit Stadtgas oder Elektrizität     auch bei den internationalen Experimenten –
                                betrieben werden.“ Nahe ans Erdgasfahrzeug        fest, dass sich fertiges Gas nur für große Last-
                                kam man in Stuttgart heran, wo 1936 ein Teil      kraftwagen eignet. Und dass sich fix eingebau-
                                der städtischen LKW mit Klärgas unterwegs         te Flaschen, die an Tankstellen gefüllt werden,

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS
Fotos: Archiv Wien Energie Gasnetz

                                      besser bewähren als Wechselflaschen. Das          Die Kosten für die Umrüstung und die Anschaf-      Gasbetriebenes Müllfahrzeug
                                      damalige Problem war kein motorisches, Sor-       fung der Flaschen fielen dabei mit 2.500 Schil-    der Stadt Wien. Links: Zug­
                                      gen bereiteten die großen und schweren Gas-       ling kaum ins Gewicht, teuer sollte aber die       maschine mit Tanks
                                      flaschen. In Wien versorgte man den Zugwagen      neue Verdichteranlage werden, die das Gas auf
                                      eines städtischen Mülltransporters mit Ener-      Abfülldruck zu bringen hatte. Sie wurde mit
                                      gie aus sechs stählernen Flaschen, damit ver-     100.000,- veranschlagt, dennoch sollte sich
                                      größerte sich sein Gewicht von 5,8 Tonnen um      die Umstellung rechnen. 1936 wurde die Mar-
                                      weitere 450 kg. Zufrieden waren die Tester mit    garetner Gastankstelle, eigentlich eine aus drei
                                      dem Anspringen des Motors auch bei niedrigen      Räumen bestehende „Stadtgasverdichteranla-
                                      Temperaturen, mit den geruch- und rußfreien       ge“, nebst der Wageneinstellhalle des Wiener
                                      Abgasen, mit der hohen Wirtschaftlichkeit, mit    städtischen Fuhrwerksbetriebs (die Kommune
                                      der Reichweite von 60 Kilometern und zwar         besaß damals rund 300 motorisierte Fahrzeu-
                                      nicht rasanten, aber für einen Müllzug mit 14,5   ge) in der Einsiedlergasse 2 in Betrieb genom-
                                      Tonnen (beladen: 23 t) Gewicht und 17 Metern      men. Mit einer Verdichterleistung von 225 m³
                                      Länge zufriedenstellenden 25 km/h Höchstge-       pro Stunde war sie damals eine der größten ih-     Gasbetriebenes Einsatzfahr-
                                      schwindigkeit. Da man 1935 also zum Schluss       rer Art, aufgrund des niedrigeren Strompreises     zeug der Wiener Städtischen
                                      kam, dass die Fahrleistung akzeptabel war,        wurden die Verdichter nur nächtens und in der      Gaswerke, 1930er-Jahre
                                      sollten die Versuche mit allen 25 Müllzügen       Mittagspause eingesetzt, die Müllwagen also        Wiener Autobus der Linie 20
                                      fortgesetzt werden.                               vorwiegend über Nacht betankt.                     mit Gastank-Anhänger (1943)
 Fotos: Archiv Wien Energie Gasnetz

                                      FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                        11
Einsatzfahrzeug der Gasag
in Berlin als Werbeträger für
den Kraftstoff Gas: „Dieser
Wagen fährt mit Leuchtgas“

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                                Vorboten und Exoten                                than, Kohlenmonoxid und Wasserstoff erzeugt
                                                                                   wurde.
                                Wie schon im ersten großen Krieg des 20. Jahr-
                                hunderts sorgte die Mangelsituation auch im        Die Deutsche Reichsbahn experimentierte
                                Zweiten Weltkrieg für Kreativität in der Gasnut-   ebenfalls mit dieser Technologie, Mitte der
                                zung – damals etwa beim Kochen in den zahl-        1930er-Jahre wurden Loks mit Holzvergasern
                                reichen Großküchen, nun auch im Verkehr. So        ausgestattet. Noch in den 1950ern sah man
                                wurden erstmals 1943 einige Wiener Autobus-        Lastwagen auf Buchenbasis regelmäßig im
                                linien auf den Betrieb mit Stadtgas umgestellt.    Straßenverkehr, drei Kilo Holzscheite ersetzten
                                Neben den Niederdruckgas-Füllstationen für         etwa einen Liter Benzin.
                                die Busse errichteten die Gaswerke auch eini-
                                ge Hochdruck-Gastankstellen für das Betanken       Während der Einsatz in KFZ heute auf nur noch
                                von Lastkraftwagen der Wehrmacht.                  einige ganz wenige „Connoisseurs“ beschränkt
                                                                                   ist, haben diese oder verwandte Technologi-
                                Als Exoten unter den Gasfahrzeugen muten           en möglicherweise aber durchaus Zukunft,
                                heutzutage solche an, die mit Holzvergasern        schließlich handelt es sich um einen nach-
                                arbeiteten. Die Technologie war längst bekannt     wachsenden Rohstoff: In verschiedenen ex-
                                und der Erzeugung von Leuchtgas aus Kohle          perimentellen Anlagen wird die Biomassever-
                                nicht ganz unähnlich. Doch erst in wirklichen      gasung getestet, eine Anreicherung des auch
                                Krisenzeiten mussten aufgrund der militäri-        Bio-SNG genannten Gases bis zu Erdgasquali-
                                schen Nachfrage flüssige Kraftstoffe gespart       tät ist wie bei „normalem“ Biogas möglich. So
                                werden, wo dies nur möglich war. Während           könnte Gas aus Holz eventuell früher oder spä-
                                des Zweiten Weltkriegs fuhren in Deutschland       ter doch wieder im Tank landen.
                                mehrere hunderttausend Fahrzeuge umher,
                                die relativ leicht als Holzgas-KFZ auszumachen     Doch zurück aus der Zukunft ins Jahr 1963, als
                                waren: An ihnen befanden sich recht klobige        die Verwendung von Erdgas erst am Beginn
                                Generatoren, in denen Holz erhitzt und dabei       stand und die Stadt Wien mit einem anderen
                                ein Gas aus brennbaren Bestandteilen wie Me-       Kraftstoff einen Schritt weg vom schmutzigen

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

                                                                                                                                                                               Auftankung bei einer Tank-
                                                                                                                                                                               stelle der Gasag in Berlin
                                                                                                                                                                               Gasbetriebenes Fahrzeug der
                                                                                                                                                                               Firma Hammerbrot
                                                                                                                                                                               (Wien 1944)

                                                                                                                                           Foto: Archiv Wien Energie Gasnetz
Foto: GasAG, Berlin

                                    Diesel setzte: Damals wurde begonnen, Auto-        sich ökologische Vorzüge finden, gegenüber
                                    busse und Tankeinrichtungen so umzurüsten,         CNG hat es aber einige Nachteile: Es wird bei
                                    dass ein Betrieb mit sowohl Diesel als auch        geringerem Druck flüssig gespeichert und auch
                                    Flüssiggas möglich wurde. Letzteres ist auch       so transportiert. Dies belastet – so wie der Ben-
                                    als LPG (Liquefied Petroleum Gas) oder Auto-       zintransport – die Umwelt, während Erdgas
                                    gas bekannt und besteht im Wesentlichen aus        im vorhandenen Netz weitergeleitet wird. Mit
                                    Butan bzw. Propan. Bis 1977 wurden rund 300        Flüssiggas betriebene Fahrzeuge dürfen nicht
                                    Wagen für den Dualbetrieb umgebaut, neue           in Tiefgaragen einfahren, denn LPG ist schwe-
                                    Busse dann mit modernen Ottomotoren ausge-         rer als Luft und verflüchtigt sich bei einem Aus-
                                    stattet, die bis heute mit LPG betrieben werden.   tritt nicht. Auch die Beimischung von Biogas
                                                                                       oder biogenen Stoffen ist nicht möglich. In Ös-
                                    Bei diesem Gas handelt es sich um ein Neben-       terreich hielt sich LPG bis in die 1980er-Jahre                                         Gasbetriebene LKW aus dem
                                    produkt, das in Raffinerien bei der Rohöldestil-   aufgrund einer Steuerbefreiung, die allerdings                                          Fuhrpark der Stadt Wien
                                    lation entsteht. Im Vergleich zu Benzin lassen     für private Fahrzeuge beendet wurde. ◂                                                  (1944)
Foto: Archiv Wien Energie Gasnetz

                                    FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                                                              13
Grafik: Ruck

      ... zur Weltumrundung
     In Österreich feierte das CNG-Auto 1991 seine Premiere. 15 Jahre
     darauf stellte der Deutsche Rainer Zietlow mit seiner World Tour
     Leistungsfähigkeit des Motors und Verfügbarkeit des Kraftstoffs
     eindrucksvoll unter Beweis.

     Bei Linz beginnt’s                                 Noch monierte man eine relativ geringe Reich-
                                                        weite von 120 km, errechnete aber Kosten pro
     Anfang der 1990er tauchten schließlich Erd-        gefahrenem Kilometer, die weniger als 50 % im
     gasfahrzeuge in Österreich auf. Der erste CNG-     Vergleich zu Benzinern betrugen. Gleich nach
     betriebene PKW hatte 1991 in Kirchschlag bei       der Präsentation im August 1991 fanden sich
     Linz Premierenfahrt, vorgestellt wurde er von      Interessenten: „Viele Gaskunden wollten ad
     der Oberösterreichischen Ferngas GmbH. Die         hoc CNG-Autos in ihren Firmen einsetzen, doch
     OÖF hatte schon seit etwa drei Jahren CNG-         mußten diese erst auf den Abschluß unserer
     Aktivitäten beobachtet und stellte zu Projekt-     praktischen Erprobung vertröstet werden“, be-
     beginn bereits die richtigen Fragen nach den       richtete Projektleiter DI Roland Huemer.
     Marktchancen und den Auswirkungen auf die
     Umwelt. Weiters wollte man für eine Situati-       Neu war die Technologie nicht mehr, fuhren
     on gerüstet sein, sollten sich Veränderungen       doch 1991 bereits rund 800.000 Fahrzeuge mit
     in Richtung Ölknappheit, Preisexplosion oder       CNG, mehr als die Hälfte davon in der UdSSR
     Verschärfung der Schadstoffgrenzen ergeben         und Italien. Auch um die umweltfreundlichen
     – Szenarien, die heute sehr realistisch erschei-   Alternativen bekannter zu machen, fand im
     nen. Auch schätzte man damals (wohl zu pessi-      September dieses Jahres die ECO-Gas-Autotour
     mistisch), die Ölreserven würden noch für etwa     von Rom nach Kiew statt, an der etwa 40 gas-
     40 Jahre ausreichen, die Erdgasreserven aber       betriebene Fahrzeuge teilnahmen und auch in
     für mindestens 60 Jahre.                           Österreich Halt machten. Der heimische Ab-

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS
Fotos: gww aktuell

                     schnitt wurde von ÖMV, Austria Ferngas und        nativem Kraftstoff unterwegs war – die ÖVGW/       V.l.n.r.:
                     ÖAMTC betreut, dabei organisierte man auch        FGW-Verbandszeitschrift „gww – Gas Wasser          1,2: Einsatzfahrzeug der OÖ.
                     eine Informationsveranstaltung für Industrie-     Wärme“ erklärte: „Die Verbrennung erfolgt          Ferngas (1991)
                     vertreter, Journalisten, Firmen, Wissenschaft-    wie im Ottomotor. Durch die Verwendung ei-
                                                                                                                          3: Erste österreichische
                     ler und Vertreter der Ministerien. Nun begann     ner kontaktlosen Hochleistungs-Zündanlage          Erdgas-Tankstelle, errichtet
                     auch die EVN, die zunächst die ECO-Autotour       wird wartungsarmer Betrieb sichergestellt. Am      von der EVN in Teesdorf
                     mit Erdgas versorgt hatte, Versuche mit einem     Fahrzeug sind 8 Gastanks mit je 80 l Fassungs-
                                                                                                                          4–8: ECO-Gas-Autotour von
                     eigenen Fahrzeug anzustellen und richtete in      vermögen, d. h. 640 l installiert. Die Betankung   Rom nach Kiew (1991)
                     Teesdorf die erste „echte“ Erdgas-Tankstelle      erfolgt an CNG-Tankstellen, wo das Erdgas auf
                     ein – ausgerüstet mit Zapfsäule samt Kostenan-    hohen Druck komprimiert und in Druckspei-
                     zeige. Der von den Niederösterreichern verwen-    chern gelagert wird.“ Zusammen mit einem
                     dete Kleinbus erzielte bereits Reichweiten von    nachgeschalteten Katalysator erzielte man eine
                     200–245 km sowie die erhofft günstigen Abgas-     Abgasemission, die „vorbildlich niedrig ist.
                     und Verbrauchswerte.                              Zudem werden verschwindend geringe Par-
                                                                       tikelwerte, Geruchsfreiheit und unsichtbares
                     Gut für Nutzfahrzeuge                             Abgas erreicht – ein umweltfreundlicher An-
                                                                       trieb.“ Weiters war man über die „weiche“ und
                     Anlässlich des Nutzfahrzeuge-Salons 1991 prä-     daher leise Erdgasverbrennung erfreut, welche
                     sentierten die Hersteller in Brüssel einen MAN-   die innerstädtische Lärmbelastung reduzieren
                     Lastwagen, der erstmals mit Erdgas als alter-     ­helfen sollte.

                     FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                          15
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

                                                                                                                       1995 beantwortete Dr. Gerald Gaberscik von der
                                                                                                                       Technischen Universität Graz auf der ÖVGW-
                                                                                                                       Jahrestagung die „Alternative Erdgas – Kraft-
                                                                                                                       stoff mit Zukunft?“ mit „JA“. Einer größeren
                                                                                                                       Verbreitung stehe nur die Tankstellen-Infra-
                                                                                                                       struktur und eine bessere fiskalische Behand-
                                                                                                                       lung durch die Staaten im Weg. „Aus techni-
                                                                                                                       scher Sicht ist CNG derzeit eine der besten,
                                                                                                                       wenn nicht überhaupt der zukunftsträchtigste
                                                                                                                       Alternativkraftstoff für den mobilen Verkehr.“
Foto: Archiv Wien Energie Gasnetz

                                                                                                                       In Wiener Neustadt sah man das ähnlich und
                                                                                                                       setzte ab nun einen mit Erdgas betriebenen Ci-
                                                                                                                       ty-Bus im Linienverkehr ein.

                                                                                                                       Zu Beginn des neuen Jahrtausends herrschte
                                                                                                                       bereits großer Optimismus: Mehrere Herstel-
                                                                                                                       ler produzierten nun endlich CNG-Serienmo-
                                                                                                                       delle, auf der Dornbirner Frühjahrsmesse 2001
                                    Auftankung eines Flottenfahr-   1993 wagte sich die OÖ Ferngas GmbH an eine        wurden einige davon vorgestellt, die bereits
                                    zeugs bei der Betriebstank-     neue Geräteklasse heran. Von einer Firma in        Reichweiten von 400 km erzielten. Der deut-
                                    stelle der Wien Energie in      Vöcklabruck veranlasst, rüstete sie den ersten     sche Umweltminister Jürgen Trittin sagte auf
                                    Simmerung
                                                                    Hubstapler in Österreich von Flüssiggas- auf       der Internationalen Automobilausstellung, es
                                                                    Erdgasbetrieb um. Um das nötige Know-how           solle „der Kraftstoff Erdgas breit im Markt ein-
                                                                    zu bekommen, wurde eigens ein Werkmeister          geführt werden“, in Österreich waren Dutzen-
                                                                    nach Italien entsandt. Das Unternehmen hat-        de neue Tankstellen geplant. Erdgas wurde als
                                                                    te Sicherheitsbedenken gegenüber dem bisher        eine Möglichkeit gesehen, das Kyoto-Ziel zu
                                                                    verwendeten LPG gehabt, erwartete aber auch        erreichen. So schätzte die Gaswirtschaft, man
                                                                    Kosteneinsparungen durch das billiger zu be-       könnte mit der nötigen Infrastruktur und der
                                                                    schaffende Erdgas. Im gleichen Jahr wurde          Herstellung von Steuersicherheit durch den
                                                                    innerhalb der ÖVGW ein Fachausschuss „Erd-         Gesetzgeber in 10 Jahren mit einem Anteil der
                                                                    gasbetriebene KFZ“ gegründet, ein Rahmenar-        CNG-Fahrzeuge von 1–2 % der angemeldeten
                                                                    beitsprogramm über drei Jahre umfasste alle        KFZ (das wären 45.000–90.000) rechnen.
                                                                    wesentlichen Aspekte.
                                                                                                                       Da nun also zunehmend CNG-Serienfahrzeuge
                                                                    CNG-Technologie bewährt sich                       auf den Markt kamen, entstand auch der Be-
                                                                                                                       darf nach fachgerechtem Service. Man trat an
                                                                    Ein besonders wichtiger davon war die Sicher-      die ÖVGW heran und ersuchte um deren Exper-
                                                                    heit: Eine Studie ergab Ende 1994, dass der        tise. Gemeinsam mit der Automobilwirtschaft
                                                                    Betrieb mit CNG nicht gefährlicher als mit flüs-   entwickelte sie ein zweitägiges Seminar, in
                                                                    sigen Kraftstoffen ist. Schon damals war klar,     dem ab Mai 2002 das Werkstättenpersonal der
                                                                    dass für den Gasbetrieb optimierte Motoren der     Autofirmen geschult wurde.
                                                                    Umrüstung vorzuziehen wären, doch gab es
                                                                    erst Ansätze von Anstrengungen der Hersteller      Ab Jänner 2003 konnte man unter der Grazer
                                                                    in diese Richtung. Selbst die Umrüstung von        Nummer 2604 ein „Naturtaxi“ bestellen, die
                                                                    KFZ musste in den Niederlanden vorgenom-           16 Wagen einer Taxiflotte waren sämtlich CNG-
                                                                    men werden, ehe die EVN die Berechtigung           Ausführungen eines siebensitzigen Opel Zafira.
                                                                    zum Einbau von Umbausätzen erwarb.                 Nicht nur der Umweltaspekt, sondern auch die

                                    16                                                                                                         FORUM SPECIAL 5 [2011]
CNG – FA H REN MIT E RDGAS

geringeren Kosten sowie die Unterstützung von
OMV und Steirischer Ferngas hatten die Firma
überzeugt.

Eine noch wesentlich größere Flotte konnte die
Wien Energie Gasnetz GmbH aufweisen, als sie
2006 ihre CNG-Betriebstankstelle in Simmering
eröffnete: 120 Fahrzeuge fuhren damals mit
Erdgas und ersparten jährlich 20.000 Euro an
Treibstoffkosten. Doch begannen Branchenver-
treter zu kritisieren, dass dies immer noch eine
Ausnahme war – so Ing. Mag. Gerhard Kunit,

                                                                                                                                         Foto: Franz Janusiewicz
der damalige Vorsitzende der Arbeitsgruppe
CNG im Fachverband Gas Wärme: „Die steuer-
liche Situation ist in Österreich derzeit wenig
zufrieden stellend. Viel mehr als die fehlende
Steuersicherheit schmerzt jedoch die zögerli-
che Umsetzung bei den Fuhrparks des Bundes,
der Länder, der Kommunen und den diesen            In 142 Tagen um die Welt                             Rainer Zietlows VW Caddy
nahe stehenden Unternehmen sowie das Feh-                                                               EcoFuel beim Überqueren
len nicht-monetärer Anreize.“ Damit meinte         Was von CNG-Fahrzeugen im Extrembetrieb              der Grenze von Chile nach
                                                                                                        Argentinien (2006)
er etwa den Erlass von Parkgebühren, das Be-       geleistet werden kann, stellte der Mannheimer
nützen der Busspur etc. – Anreize, wie sie etwa    Eventmanager Rainer Zietlow gleich mehrmals
in Schweden üblich sind. Neben der Unter-          auf die Probe. Am 25. Oktober 2006 machte
stützung durch Bund, Länder und Gemeinden          er sich mit seinem Team und einem Volkswa-
forderte er eine flächendeckende Tankstellen-      gen Caddy EcoFuel auf den Weg, die „EcoFuel
infrastruktur, Marketingmaßnahmen und ver-         World Tour“ sollte ihn in 180 Tagen um die Welt
stärktes Lobbying.                                 führen. Er hatte es allerdings eiliger und schaff-
                                                   te die globale Umrundung in nur 142 Tagen.
Immerhin empfahl die EU eine Substitution          Dabei wurde er nicht nur durch Volkswagen
von 10 % des Kraftstoffs durch Erdgas, dazu        mit Ersatzteilen und einem Begleitfahrzeug
müssten 2020 etwa 500.000 CNG-Fahrzeuge            unterstützt, auch die OMV war als österreichi-
in Österreich unterwegs sein. Anfang 2007 wa-      scher Beitrag mit von der Sponsorenpartie bei
ren es gerade einmal 1.000, denen landesweit       diesem Rekordversuch.
50 Erdgas-Tankstellen zur Verfügung standen
– allerdings bei stark steigender Tendenz. Nur     45.000 Kilometer Fahrt über fünf Kontinente
etwa ein Jahr später konnte schon an der 100.      und durch 26 Länder schaffte das Team, wobei
Tankstelle Erdgas bezogen werden.                  ausschließlich Erdgas getankt wurde – und das
                                                   nur 33 Mal. Dies war durch neun in das Seri-
Zunehmend wurde auch bereits die Verwen-           enfahrzeug eingebaute Zusatztanks ermöglicht
dung von Biogas diskutiert. Das aus biogenen       worden, mit welchen der Caddy insgesamt
Stoffen (Gülle, Klärschlamm, Gras etc.) erzeug-    200 kg Erdgas fassen konnte. Die Betankung
te Gas kann etwa auf Erdgas-Qualität, in der       erfolgte mit ganz unterschiedlichem Druck von
Folge auch ins Erdgasnetz beziehungsweise in       160 (Indien) bis 250 bar (Deutschland, Öster-
den Tank gebracht werden und damit die Öko-        reich), auch der Methananteil variierte von 80–
bilanz weiter verbessern, anstatt bloß – relativ   98 %. Das stellte für den Motor kein Problem
ineffizient – verstromt zu werden.                 dar, er soll „wie ein Uhrwerk“ gelaufen sein.

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                              17
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S
Foto: Franz Janusiewicz

                                                     Während es in Europa keinerlei Versorgungs-       Hitze, Kälte, Höhe (bis zu 4.000 m), schlimme
                                                     engpässe gab, wollten die bloß zwei in der Tür-   Straßenverhältnisse – das Team demonstrierte
                                                     kei vorhandenen Tankstellen erst einmal ge-       mit seiner Weltumrundung nicht nur die Leis-
                                                     funden werden. Syrien und Jordanien mussten       tungsfähigkeit von CNG-Fahrzeugen, sondern
                                                     ohne Tankstopp durchquert werden, dagegen         bekam sie auch in vielen Ländern selbst vor
                                                     entpuppte sich Ägypten als Erdgas-Eldorado,       Augen geführt, wo Erdgasautos bereits höchst
                                                     später auch Südamerika: Argentinien hatte da-     erfolgreich auf dem Markt etabliert waren. Ne-
                                                     mals mit 1,46 Millionen Fahrzeugen die welt-      benbei brachte die Tour Zietlow nach einem
                                                     weit meisten CNG-KFZ, eine der über 1.400         älteren Höhenweltrekord für Serienfahrzeuge
                                                     Tankstellen fand sich selbst in der sprichwört-   eine weitere Eintragung ins Guinness-Buch der
                                                     lichen Pampa problemlos. Ein weiterer Rekord      Rekorde.
                                                     war die längste je ohne Auftanken mit CNG ge-
                                                     fahrene Strecke: sensationelle 3.100 km von       Damit nicht genug, warf der Marathonfah-
                                                     Kairo nach Teheran. Im Iran wartete als „Be-      rer den Caddy noch im selben Jahr wieder an
                                                     lohnung“ der niedrigste Gaspreis der Welt: Ein    und machte einen weiteren 32.000 km-Ausflug
                                                     Kilogramm CNG kostete dort nur unglaubliche       von Berlin über Russland, Tibet und China
                                                     0,006 Cent!                                       nach Bangkok. Dabei wurde nicht nur ein neu-

                          18                                                                                                  FORUM SPECIAL 5 [2011]
CNG – FA H REN MIT E RDGAS

                                                                                                                                       Impressionen von der EcoFuel
                                                                                                                                       World Tour (2006)

                                                                                                            Fotos: Franz Janusiewicz

es Nano-Material für Gastanks getestet, son-      einer zweiten Etappe wurde 2010 die berühm-
dern auch die Nehmerqualitäten des Autos bei      te „Panamericana“ von Argentinien bis Alaska,
Flussdurchfahrten, auf unbefestigten Straßen      mit einem Abstecher an die US-Ostküste, be-
und 5.000 Meter hohen Pässen. Zehn Wochen,        wältigt. Der nördlichste Punkt hieß Deadhorse
vier Reifenplatzer und eine kaputte Wind-         – und so muss man sich wohl auch nach 48.437
schutzscheibe später war auch dieser strapazi-    in nur drei Monaten gefahrenen Kilometern
öse Test gemeistert.                              fühlen. ◂

Nach einer „Pause“, in der er „nur“ in 80 Tagen
sämtliche 800 CNG-Tankstellen Deutschlands              Stationen der EcoFuel World Tour 2006/07
anfuhr, ging es im Oktober 2009 erneut auf gro-
                                                   Köln – Wien – Thessaloniki – Istanbul – Damaskus –
ße Tour: Nun wollten die längsten Straßen der
                                                   Amman – Kairo – Teheran – Abu Dhabi – Doha – Ka-
Welt von Atlantik bis Pazifik befahren werden.     rachi – Lahore – Delhi – Bombay – Bangkok – Kuala
Die Fahrt begann in Portugal und führte über       Lumpur – Singapur – Brisbane – Sydney – Santiago –
die auch ob des schlechten Zustands berüch-        Buenos Aires – Sao Paulo – Mexico City – Dallas – Los
tigte „Transkontinentale“, die mit 10.000 km       Angeles – Detroit – Toronto – New York – Leipzig
längste Straße Russlands, bis nach Tokio. In

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                                                         19
Foto: Mercedes Benz   Foto: Mercedes Benz
Foto: Volkswagen   Foto: Volkswagen
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

                           „Fahren, genießen, erleben!“
                           Mag. August Hirschbichler ist seit 2000 Vorstandsdirektor der Salzburg AG.
                           Während der letzten Jahre hat sich der Energie- und Verkehrsdienstleister
                           zu einem Vorreiter bei innovativen Technologien entwickelt. Von Treibstoff
                           aus Wiesengras bis zu modernsten Dual-Fuel-Pistenraupen gibt es fast
                           nichts, das es in Salzburg nicht gibt.

                           FORUM GWW: Vor 20 Jahren setzte sich in            Weltweit sind 11 Millionen Erdgasfahrzeuge
                           Oberösterreich das erste Erdgasauto in Bewe-       unterwegs, warum ging die allgemeine Ent-
                           gung. Wie sehen Sie die ersten zwei Jahrzehnte     wicklung bei uns eher schleppend voran? Wo
                           der Erdgasmobilität in Österreich?                 liegen die Versäumnisse?
                           Hirschbichler: Mir tut es nachträglich ein biss-   Es ist im Moment „in“, der Politik die Schuld
                           chen leid, dass es nicht die Salzburg AG war,      zu geben, ich möchte aber nicht in dieses Horn
                           die diese wunderbare Technologie eingeführt        stoßen. Zunächst gab es ein typisches Henne-
                           hat. Denn in all diesen Dingen ist das Unter-      Ei-Problem: Wenn ich Erdgasfahrzeuge bewe-
                           nehmen bei den Vorreitern zu finden. Aller-        gen will, brauche ich ein flächendeckendes
                           dings erfolgte die Aufschließung des Landes        Erdgastankstellennetz. Die zu einem Ausbau
                           für Erdgas generell von Osten her, sodass die      berufenen Player sagten wiederum, diese er-
                           westlichen Bundesländer später mit der Flä-        hebliche Investition kann nicht verdient wer-
                           chenversorgung begonnen haben. Ein flächen-        den, wenn es keine Autos gibt. So kommt man
                           deckendes Netz ist natürlich die Voraussetzung     natürlich nicht weiter, also bedurfte es einiger
                           für die entsprechende Infrastruktur, um solche     Vorreiter, etwa bei den Energieversorgern. Sie
                           Fahrzeuge auch betanken zu können. Über den        nahmen es in die Hand, die Infrastruktur zu er-
                           gesamten Zeitraum von 20 Jahren betrachtet,        richten, was erst etwa in den letzten zehn Jah-
                           bin ich mit dem Entwicklungstempo nicht sehr       ren wirklich begonnen hat.
                           zufrieden, weil ich das nach wie vor für eine
                           höchst sinnvolle Technologie halte. Was die        Jede zweite Tankstelle wird ja derzeit von Ih-
                           Voraussetzungen dafür betrifft, schreiten diese    rem Unternehmen errichtet.
                           aber eher langsam voran. Mein Betrachtungs-        Genau, wir haben ganz intensiv auf dieses Ge-
                           zeitraum ist allerdings ein kürzerer, da wir in    biet gesetzt, möchten hier eine Vorreiterrolle
                           Salzburg später dran waren, dann aber mit zu       haben und müssen daher ein gewisses wirt-
                           den Ersten gehörten, die sich intensiv mit CNG     schaftliches Risiko in Kauf nehmen. Nur wenn
                           beschäftigt haben. Und wir setzen nach wie vor     man die Infrastruktur schafft, kann man diese
                           darauf.                                            sinnvolle Technologie auf den Markt bringen.

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

Das wurde intensiv seit rund zehn Jahren ge-
macht, heute gibt es fast 200 Tankstellen, etwa
80 davon wurden von der Salzburg AG errichtet.

Das zweite Problem war damit aber noch nicht
gelöst: Es gab noch keine geeigneten Serien-
fahrzeuge in einer Breite der Produktpalette,
die etwas für jeden Kunden bietet. Erst seit we-
nigen Jahren gibt es gute Großserienfahrzeuge
wie den Passat, die auch leistungsmäßig den
ansonsten baugleichen Diesel- und Benzin-
fahrzeugen in Nichts nachstehen – die Auto-
industrie ist schon sehr zögerlich gewesen, die
heutige breite Palette auf den Markt zu brin-
gen. Infrastruktur und Fahrzeugauswahl sind
allerdings die Basis, jetzt gibt es beim Neukauf
eine wunderbare Alternative.

                                                                                                                             Foto: FGWW
Ein drittes Problem ist, dass man natürlich das
alte Fahrzeug – nur weil es da etwas Neues,
Sinnvolles gibt – nicht sofort austauscht. Die
sinnvolle Information des Kunden ist also die
nächste Aufgabe. Jeder, der Autos anbietet,        Emissionen – wie CNG-Fahrzeuge – solche Be-
kennt sein Fahrzeug perfekt in der Diesel- und     schränkungen nicht einhalten müssen, wäre
Benzin-Ausführung. Bei einer „peinlichen Be-       durchaus ein Anreiz, der diese Technologie för-
fragung“ zum Gasbetrieb ist vielleicht sogar       dern würde.
der Verkäufer selbst unsicher und empfiehlt
möglicherweise eher den Benziner, bei dem er       Um das Thema Feinstaub ist es ein wenig ruhi-
sich auskennt.                                     ger geworden, Erdgasautos wären auch in die-
                                                   sem Bereich ideal.
Es wäre wohl seitens der Politik auch nicht        Leider ist immer nur das CO2 im Vordergrund.
schlecht, gute Rahmenbedingungen – wie In-         Der Feinstaub jedoch, der uns eine Riesenbe-
vestitionssicherheit – für die Unternehmen zu      lastung beschert, ist natürlich gerade beim
schaffen, oder?                                    CNG-Fahrzeug wesentlich reduziert.
Da gebe ich Ihnen vollkommen recht, es wäre
sicher interessant für Unternehmen, die gleich     Die Salzburg AG betreibt eine Vielzahl inno-
ihren gesamten Fuhrpark umstellen, wenn            vativer Projekte, etwa in der
dann nicht irgendwelche Steuern kommen, die        Biogas-Erzeugung. Nun ist in
die unbestrittenen wirtschaftlichen Vorteile       der Energiestrategie die Einfüh-
                                                   rung von Bio-CNG mit 20 % Bio-
von CNG-Fahrzeugen gefährden. Es wäre eine                                                 „Leider hat nicht die
ganz wichtige Geschichte, etwa für die nächs-      gas-Anteil vorgesehen. Neben
ten zehn Jahre zu garantieren, dass keine zu-      Pilotprojekten wie Graskraft             ­Salzburg AG diese
                                                   Reitbach tut sich in der Biogas-
sätzliche Besteuerung kommen wird. Weiters
                                                   Produktion nicht allzu viel. Wie
                                                                                         ­wunderbare ­Technologie
könnte man entsprechende Anreize schaffen:
So gibt es immer wieder 100 km/h-Geschwin-         sehen Sie das?                               eingeführt.“
digkeitsbeschränkungen auf Autobahnen auf-         Für das ganze Thema CNG-Fahr-
grund der Emissionen. Dass Autos mit wenigen       zeuge ist die Beimischung von

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                 23
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

                                                                                 Biogas-Anlage in Strasswalchen/Steindorf mit
                                                                                 dem gleichen Konzept im Bau – einem Kon-
                                                                                 zept, das auch noch an weiteren Standorten in
                                                                                 Salzburg verfolgt werden soll. Wir trachten na-
                                                                                 türlich danach, möglichst viel von diesem Bio-
                                                                                 gas dem Treibstoff beizumischen.

                                                                                 Fuhrparks und öffentliche Verkehrsmittel sind
                                                                                 natürlich ein Thema. Man fragt sich, warum in
                                                                                 diesem Punkt nicht mehr geschieht – Ihres ist
                                                                                 scheinbar das einzige Unternehmen, das mit
                                                                                 öffentlichen Erdgasbussen arbeitet. Wie stellt
                                                                                 sich das aus Ihrer Sicht dar?
                                                                                 Unternehmer müssen – wie gesagt – schon
                                                                                 auch ein gewisses Risiko auf sich und eine Vor-
                                                                                 reiterrolle übernehmen. Wir müssen aber na-
                                                                                 türlich auch im eigenen Fuhrpark möglichst
                                                                                 viele CNG-Fahrzeuge haben, um sagen zu kön-
                                                                                 nen: „Wir kennen uns da aus, wir testen das
                                                                                 selbst und sind damit zufrieden.“ Mit diesen
                                                                                 Fahrzeugen fahren wir auch zum Kunden, der
                                                                                 sie so auch zu sehen bekommt. Das Fahrzeug
                                                                    Foto: FGWW
                                                                                 wird greifbar, man beschäftigt sich damit. Der
                                                                                 erste Punkt ist also, das selbst zu machen, da-
                           Biogas aus zwei Gründen ein wichtiger Fak-            her haben wir über 120 Erdgasfahrzeuge im ei-
                           tor: Erstens ist der Umwelteffekt noch besser,        genen Fuhrpark.
                           wenn man heimisches Biogas – noch dazu, wie
                           bei uns, aus Wiesengras – beimischt. Zweitens         Der zweite Punkt ist der öffentliche Verkehr:
                           wird dadurch auch die oft genannte Abhän-             Wir sind auch Verkehrsdienstleister in Salz-
                           gigkeit beim Treibstoff vom Ausland reduziert.        burg und setzen da primär auf den umwelt-
                           Deshalb ist das weiter zu forcieren.                  freundlichen O-Bus mit Strom aus heimischer
                                                                                 Wasserkraft. Doch gibt es auch viele Strecken,
                           Ist das leistbar beziehungsweise finanzierbar?        die mit einem O-Bus nicht wirtschaftlich be-
                           Es ist leistbar, es ist finanzierbar und es ist –     dient werden können, wo also der Autobus das
                           schon allein für die Umwelt – jedenfalls sinn-        geeignete Transportmittel ist. Diese unter der
                           voll. Ich bekomme dezentrale, CO2-neutrale            Marke „Allbus“ mit Dr. Richard gemeinsam be-
                           Energie. Eine Problematik ist dabei nur, dass         triebenen Busse werden sukzessive auf Erdgas-
                           man nicht überall geeignete Standorte findet.
                           Wir setzen auf sogenannte Energieparks, ge-
                           meinsam mit den Gemeinden, wo heimische
                           Rohstoffe verwendet werden. Wir tun das etwa
                           mit einem Biomasse-Heizkraftwerk, beim Bio-
                                                                                          „Biogas ist leistbar,
                           gas übernehmen die Landwirte das Substrat,                      es ist finanzierbar
                           die Salzburg AG dann die Reinigung und Ein-
                           speisung des Gases. Wir haben mehrere Pro-
                                                                                        und jedenfalls sinnvoll.“
                           jekte, mit Reitbach in Eugendorf ist die erste
                           Anlage in Betrieb, derzeit befindet sich eine

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

betrieb umgestellt. Bis jetzt haben wir 39 Busse   LKW auf Diesel- und Gasbetrieb in Koopera-
mit einem Biogas-Anteil von 40 % in Betrieb.       tion mit Mercedes/Pappas. Derzeit wird jede
Es ist ein Pionierprojekt, wo man auch unter-      Woche ein LKW umgebaut und auf den Markt
nehmerisches Risiko eingeht. Dabei wird sich       gebracht.
herausstellen, wie lange die Fahrzeuge halten
und welchen Restwert sie später noch haben         Wie sieht diese Kooperation genau aus?
werden. Die Risikobereitschaft besteht also da-    Wir haben das System der englischen Firma
rin, sich das einmal anzusehen. Wir haben da-      Hardstaff zusammen mit Mercedes/Pappas
bei auch die Unterstützung des Landes und der      und Volvo nach Österreich gebracht und neh-
Stadt gehabt und aufgrund der höheren An-          men mit Partnern der Salzburg AG hier die
schaffungskosten Förderungen für die ersten        Umrüstung vor. Die Nachfrage
Busse bekommen.                                    ist groß. Man erreicht im Ge-
                                                   samtschnitt einen Erdgasanteil
Schon aus heutiger Sicht kann man sagen,           von 70 %, das ist natürlich in
dass die CNG-Busse genauso gut halten wie an-      punkto Wirtschaftlichkeit für je-          „CNG-Busse ­halten
dere und auch die Wirtschaftlichkeit ist trotz     den Unternehmer bestechend.                 ­genauso gut wie
höherer Anschaffungskosten genau wie beim          Es gibt keinen Leistungsver-
mit Diesel betriebenen Fahrzeug gegeben. Wir       lust, und mit diesem System              ­andere, und auch die
haben nur beste Erfahrungen damit gemacht.         können auch schwere LKW mit
Mit solchen praktischen Erfahrungswerten ist       450–500 PS umgerüstet wer-
                                                                                             ­Wirtschaftlichkeit ist
dann auch die Möglichkeit eines Durchbruchs        den, die man mit reinem Erd-           wie beim D  ­ ieselfahrzeug
bei anderen Unternehmen gegeben, die sich          gasbetrieb noch nicht betreiben
ansehen können, wie hoch etwa die realen           kann. Wenn dann Unternehmer
                                                                                                   ­gegeben.
Instandhaltungskosten sind, wie die Wartung        ihre Flotten umstellen, können             Wir haben nur beste
aussieht etc. Es rechnet sich, wenn man die        wir eine maßgeschneiderte La-
Busse eine gewisse Zeit im Einsatz hat.            destation beziehungsweise Erd-
                                                                                          ­Erfahrungen gemacht.“
                                                   gastankstelle direkt im Betrieb
Von bislang 177 CNG-Tankstellen hat Ihr Un-        errichten.
ternehmen 80 errichtet. Setzen Sie auf weite-
ren Ausbau?                                        Ein weiteres Projekt ist eines in Kooperation
Man muss bereit sein, gewisse Vor-Investitio-      mit Kässbohrer, wo ein ähnliches System für
nen zu tätigen, sonst kann überhaupt nichts        Pistenraupen verwendet wird – eine wahr-
entstehen. Mit fast 200 Tankstellen und der        scheinlich für die westlichen Bundesländer
mittlerweile gegebenen Reichweite der Fahr-        interessante Geschichte. Auch da hat es ein
zeuge ist ein flächendeckendes Netz in Öster-      wenig länger gedauert, nicht nur den kleinen
reich jedenfalls geschaffen. Die Zuwachsraten      Pistenbully auf Erdgas umzurüsten. Schwe-
sind doch recht erfreulich – zumindest in re-      re Pistenraupen mit 500 PS können – wie der
lativen Zahlen, in absoluten könnten sie noch      LKW – nur auf das gemischte System umge-
besser sein, ebenso die Zulassungszahlen der       baut werden. Der erste serienmäßige Pisten-
Autos. Mit anderen zusammen haben wir die          bully von Kässbohrer war während des letzten
Basis geschaffen, jetzt gehen wir ganz gezielt     Winters in Kitzbühel im Betrieb. Nächstes Ziel
zu einzelnen Standorten und verfolgen dort         der Firma, das von uns unterstützt wird, ist es,
bestimmte Projekte: Wenn also beispielswei-        in weiteren fünf Skigebieten CNG-Pistenbullys
se eine Möglichkeit besteht, Busse auf Erd-        zum Einsatz zu bringen. In den Tälern bemü-
gasbetrieb umzustellen, können wir dort eine       hen wir uns, Shuttlebusse zu den Skigebieten
Betriebstankstelle errichten. Ein Projekt, das     mit Erdgas zu betreiben – wie zum Beispiel in
noch größer werden wird, ist der Umbau von         Saalbach.

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                  25
CNG – FAHRE N M IT ER D G A S

                           Die erste Verdichteranlage – also Gastankstel-     Erdgasauto nie gehabt hat. Ist hier genug ge-
                           le – wurde 1936 in Wien für die dortige Müll-      tan worden?
                           abfuhr errichtet. Wären Müllwagen in urbanen       Wenn ich etwas Positives sagen kann, so gefällt
                           Gebieten nicht Kandidaten für eine Umstel-         mir die derzeitige Imagekampagne im Fernse-
                           lung?                                              hen, in der die junge Dame sauber mit Erdgas
                           Hundertprozentig, wir sind derzeit in konkreten    fährt, recht gut. Ich denke, dass jetzt wirklich
                           Gesprächen mit der Stadt, wie man das am bes-      alle Voraussetzungen gegeben sind, diese sinn-
                           ten umstellen könnte. Bisher gab es bei den ver-   volle Technologie auf dem Markt auszurollen –
                           wendeten Fahrzeugen, auf die natürlich auch        von den Fahrzeugen bis zur Infrastruktur. Wir
                           die Werkstätten ausgerichtet sind, noch keine      haben die Klimaziele, die erreicht werden sol-
                                            Möglichkeit dazu. Jetzt – mit     len. Wir haben Probleme mit der Feinstaubbe-
                                            dem neuen System – sind wir       lastung im Verkehrsbereich. Man müsste noch
                                            wieder im Gespräch. Wir wür-      einmal einen intensiven Anlauf unternehmen
       „Mir tun die Leute der               den entsprechende Unter-          und die Leute informieren.
                                            stützung natürlich nicht nur
     Müllabfuhr leid, die hinten            der Stadt, sondern auch pri-      Im Vergleich zur Elektromobilität, man muss es
       auf dem Wagen stehen                 vaten Entsorgern geben.           ganz ehrlich sagen, ist die Wirtschaftlichkeit ja
                                                                              unbestritten. Und Sie haben nicht die Nachtei-
     und die Abgase permanent                Über die Emissionen und die      le, die E-Mobilität noch mit sich bringt: Reich-
        einatmen müssen.“                    Feinstaubbelastung im städ-      weite, Infrastruktur, lange Ladedauer. Sie kön-
                                             tischen Bereich muss man         nen sofort in das Auto einsteigen und es fährt
                                             gar nicht reden, aber mir tun    genauso gut – wenn nicht besser – als ein mit
                                             auch die Leute leid, die hin-    Diesel oder Benzin betriebenes. Es wäre mir
                           ten auf dem Wagen stehen und diese Abgase          also unverständlich, wenn Erdgas-betriebene
                           permanent einatmen müssen. Weiters sind die        Fahrzeuge nicht so auf den Markt kommen soll-
                           Betriebsgeräusche, wie wir von den Bussen          ten wie andere.
                           wissen, deutlich leiser als beim Diesel – gerade
                           im Stop-and-go-Verkehr.                            Nichtsdestotrotz positioniert sich Ihr Unter-
                                                                              nehmen als Kompetenzzentrum für E-Mobi-
                           Ein anderes Projekt, das wir mit Förderpro-        lität und nimmt auch hier eine Vorreiterrolle
                           grammen unterstützen, betrifft Erdgastaxis.        ein. Wie sehen die Prioritäten aus, wie wird
                           Auch das trägt dazu bei, den Leuten bewusst        sich das in den nächsten Jahren gestalten?
                           zu machen, dass es CNG-Autos gibt. Wir ha-         Wir sind ein regionaler Energie-, Infrastruktur-
                           ben es erneut gestartet, um klar zu machen,        und Verkehrsdienstleister für Stadt und Land
                           dass jetzt eine Menge an Fahrzeugen verfügbar      Salzburg. Wir bieten also Verkehrsdienstleis-
                           ist, die als Taxis geeignet sind. Innerhalb des    tungen, vor allem im öffentlichen Personen-
                           letzten halben Jahres sind 12 Taxis auf Erdgas     Nahverkehr an. Aus unserer ökologischen
                           umgestellt worden. Man                                                   Verantwortung heraus
                           kann immer, wenn man                                                     sehen wir, dass auch im
                           eins braucht, ein „Um-                                                   Individualverkehr Akti-
                           welt-Taxi“ bestellen und       „Man müsste noch ­einmal                  vitäten zu setzen sind,
                           damit auch als Vorbild          einen intensiven Anlauf                  wenn es gelingen soll,
                           wirken.                                                                  die Klimaziele zu errei-
                                                            unternehmen und die                     chen und nicht in einem
                           Um das Elektro-Auto
                           entsteht ein regelrech-
                                                             ­Leute informieren.“                   Verkehrskollaps unter-
                                                                                                    zugehen. Also engagie-
                           ter Presse-Hype, den das                                                 ren wir uns nicht nur

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CNG – FA H REN MIT E RDGAS

                                                    zu entwickeln. Die Batterie ist noch zu teuer,
                                                    das ganze Auto ist noch zu teuer.

   „Die Anfangsschwierigkeiten                      Wie hoch wird der Anteil von Erdgasfahrzeu-
   sind überwunden, daher gibt                      gen in zehn Jahren realistischerweise sein?
                                                    Sicher um die 10 %. Die Anfangsschwierigkei-
    es kein einziges Argument                       ten sind alle überwunden, daher gibt es kein
   mehr, mit dem jemand ­sagen                      einziges Argument mehr, mit dem jemand sa-
                                                    gen könnte: „Ein Erdgasauto kommt für mich
  könnte: ‚Ein Erdgasauto kommt                     nicht in Frage.“
     für mich nicht in F­ rage.‘“                   Sind Brennstoffzellen & Co. reine Utopie oder
                                                    kann das aus Ihrer Sicht etwas werden?
                                                    Ich denke, es wird in der Mobilität der Zukunft
mit dem O- und Gasbus, sondern auch im PKW-         nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern viele
Bereich mit dem Erdgas- und Elektroauto. Wo-        Antriebstechnologien geben. Durchsetzen wer-
bei das keine Konkurrenzsituation ist, sondern      den sich diejenigen, die ohne Komfortverlust
ganz klar eine sinnvolle Ergänzung sein kann.       leicht leistbar sind; die schnell einsetzbar sind,
Es geht uns darum, dass wir als Mobilitäts-         ohne große zusätzliche Infrastruktur aufbauen
Dienstleister auf dem Markt auftreten wollen        zu müssen – denn das dauert nicht nur lange,
und daher auch die unterschiedlichsten Mobi-        sondern ist auch mit großen Investitionen ver-
litätsbedürfnisse befriedigen möchten: Wenn         bunden. Es wird eine Mischung unterschiedli-
kleine Autos für kurze Strecken im städtischen      cher Antriebssysteme für unterschiedliche Ein-
Bereich gefragt sind, kann durchaus in Zukunft      sätze geben.
einmal das Elektrofahrzeug das geeignete Fort-
bewegungsmittel sein. Wenn es gilt, längere         Welche Botschaft möchten
Strecken zu bewältigen, würde ich das Erd-          sie den Leserinnen und Le-          „Erdgas- und Elektroautos
gasfahrzeug sofort dem mit Diesel oder Ben-         sern mit Bezug auf Erdgas-
zin betriebenen vorziehen, wie wir es auch in       fahrzeuge mitgeben?                  sind keine Konkurrenten,
unserem Fuhrpark getan haben. Erdgas, noch          Nehmen Sie sich ein Auto,             sondern ganz klar eine
dazu dezentral aus heimischen Rohstoffen her-       setzen Sie sich hinein, fahren
gestellt, ist unsere Kernkompetenz, daher küm-      Sie selbst und überzeugen
                                                                                           sinnvolle ­Ergänzung.“
mern wir uns auch um Autos und Infrastruktur.       Sie sich, wie hervorragend
Ähnliches gilt für die Elektromobilität: Die gro-   das Fahrverhalten ist! Es gibt
ßen Herausforderungen der Zukunft liegen im         keinen Leistungsverlust – ganz im Gegenteil.
ökologischen Bereich.                               Man soll sich vom Produkt überzeugen lassen,
                                                    von der Wirtschaftlichkeit braucht man nicht
Als Energieversorger muss ich die Frage stel-       zu reden, sie liegt ohnehin auf der Hand. Fah-
len, woher die Energie kommt. Man muss si-          ren, genießen, erleben!
cherstellen, dass sie aus erneuerbaren Quellen
stammt. Als Netzbetreiber darf ich die Lade­        Fahren Sie selbst ein CNG-Fahrzeug?
stationen nicht ungesteuert ans Netz lassen         Wenn ich längere Strecken zurücklegen muss,
und dadurch zusätzliche Lastspitzen erzeugen,       fahre ich selbstverständlich ein Erdgasauto. Bin
sondern muss die Ladezeiten in die „Täler“ ver-     ich nur in der Stadt unterwegs, nehme ich gar
lagern. Es geht in keiner Weise um Konkurrenz,      kein Auto, sondern einen Segway oder den Bus.
die Elektromobilität steht noch ganz am An-
fang und braucht noch gewisse Zeit, um sich         Wir danken herzlich für dieses Gespräch!

FORUM SPECIAL 5 [2011]                                                                                                     27
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