NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel

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NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
2 7 .   J a h r g a n g   •   A u s g a b e   1   /   2 0 1 7   •   F r ü h l i n g

NATUR & UMWELT
i m         P a n n o n i s c h e n                                 R a u m

Naturschutzbund
Beratungsangebot
für burgenländische
Gemeinden

Griechisch-orthodoxe Kirche
Im Interview:
Metropolit
Arsenios Kardamakis

          Naturschutz überall
          ... also auch im öf fentlichen Raum
NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
In dieser Ausgabe:
                                           Editorial                            Verein Naturschutzorgane
                                      03   NB-Obm. Ernst Breitegger        31   Initiative für neue Mitglieder
                                           Impressum + Offenlegung              Initiative Welterbe
                                      04   Aktionstage Nachhaltigkeit      32   Welterbetag Weiden am See
 06 Expertise: Grüne Plätze im
    öffentlichen Siedlungsraum        05   Naturschutz im öffentl. Raum
                                           – am Beispiel Friedhof          33
                                                                                NP Neusiedler See - Seewinkel
                                                                                Pannonian Bird Experience ‘17
                                           Grün im Siedlungsraum                Burgenländischer Müllverband
                                      06   Expertise von DI Karin Graf     34   Herzstück Abfallsammelstelle
                                           Am Wort ist ...                      Hianzenverein – Luther und
                                      08   Arsenios Kardamakis             35   die deutsche Sprache
                                                                                WLV Nördliches Burgenland
                                                                           36   EU-Nitrat-Richtlinie
                                           Naturschutz-Beratung                 Burgenländischer Forstverein
                                      10   für bgld. Gemeinden             37   Baum-Naturdenkmale
                                           Landschaftspflege                    Diözese Eisenstadt
                                      12   Dexterrinder im Lafnitztal      38   Heilsam in Bewegung kommen
                                           Streuobstsorte des Jahres            Das ökoEnergieland
                                      14   die Joiser Einsiedekirsche      39   Projektstart für „3Smart“

 12 Landschaftspflege
    mit Dexterrindern
                      im Lafnitztal
                                      16   Trockenrasen im Burgenland
                                           ... erleben und schützen        41
                                                                                BIO AUSTRIA Burgenland
                                                                                Bio auf Wachstumskurs
                                           Smaragdeidechse                      Projekt Sagmo
                                      18   Entbuschungsmaßnahmen           42   Schule macht Green-Mobil
                                           Naturschutzbund lädt ein!            Aktionstag Schöpfung
                                      19   Veranstaltungskalender          44   Naturschutz überall

                                                                                               n Titelfoto:
                                           Esterhazy – Bienenfresser,                   In vielen Dörfern des
                                      20   Hirschkäfer und Naturoasen            Südburgenlands ist er nach
                                                                           seiner Rückkehr aus den Winter-
                                           Pannonian Nature Network
                                      20   Zusammenarbeit prolongiert       quartieren nun wieder häufig bei
                                                                            der Futtersuche auf den Wiesen
                                           Verein BERTA                               zu sehen: Burgenlands
                                      22   Großtrappenschutz erfolgreich   ornithologisches Aushängeschild
 14 Streuobstsorte  des Jahres:
    Die Joiser Einsiedekirsche        23
                                           Die Tour zu jeder Jahreszeit
                                           3 Parks an einem Tag
                                                                           – neben der (Martini-)Gans –, der
                                                                               Weißstorch (Ciconia ciconia).
                                                                                             Foto: Joachim Tajmel
                                           Dreiländer Naturpark Raab
                                      24   Land und Leute kennenlernen
                                           Naturpark in der Weinidylle
                                      25   Schachblume & Weinerlebnis
                                           Naturpark Geschriebenstein
                                      26   Frühlingstipps
                                           Naturpark Landseer Berge
                                      27   Sternwanderung
                                           Welterbe Naturpark
                                      28   NemoNet
                                           Naturpark Rosalia-Kogelberg
                                      29   Wiedehopf & Zwergohreule

 20 Augen  auf! Bienenfresser,
    Hirschkäfer und Naturoasen
                                      30
                                           Verein Naturschutzorgane
                                           Aus der Praxis

N+U 2
NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
editorial

Geschätzte Leserinnen und Leser,
verehrte Freundinnen und Freunde von                                            Mag. Dr.
NATUR & UMWELT IM PANNONISCHEN RAUM                                      Ernst Breitegger

  Wenn der Frühling gegen den Winter Tag für Tag              In eine ähnliche Richtung weist auch das Schwer-
mehr die Oberhand gewinnt, steigt die Lust, „ins            punktthema dieser und der nächsten drei Ausga-
Freie“ zu gehen, sich in einem aufblühenden Am-             ben unseres Magazins, das da lautet: „Naturschutz
biente zu bewegen oder einfach nur frische, nach            außerhalb von Schutzgebieten“. Gestartet wird in
allerhand Aromen duftende Luft zu schnappen. Aber           dieser Ausgabe mit eingehenden Betrachtungen des
woher soll das Grün, das wir da im öffentlichen Raum        öffentlichen Raums, wozu – und da bin ich wieder
suchen, kommen? Wer kümmert sich um all die                 bei meinem Eingangsgedanken vom lauschigen Plat-
lauschigen, oft seit vielen Jahren vertrauten Platzerl in   zerl in der Gemeinde – Grünanlagen und Parks aller
                                                            erdenklichen Art, zentrale Anger, Baumdenkmale, wie
                                                            z. B. alte Dorflinden, und dergleichen zählen.
                                                              In der Sommer-Ausgabe unseres Magazins widmen
                                                            wir das Schwerpunktthema den unmittelbaren Berei-
                                                            chen rund ums Eigenheim bzw. dem Garten vor der
                                                            Haustür; im Herbst nehmen wir Infrastrukturbereiche,
                                                            Straßen, Wasserläufe etc. unter die Lupe; und last but
                                                            not least wird der redaktionelle Input der Dezember-
                                                            Ausgabe den land- und forstwirtschaftlich genutzten
                                                            Flächen Aufmerksamkeit schenken. Denn auch dort
                                                            lässt sich – bei etwas gutem Willen – „Naturschutz
                                                            außerhalb von Schutzgebieten“ umsetzen.
                                                              Was Ihnen als aufmerksame Leserin bzw. aufmerk-
                                                            samer Leser sicher schon aufgefallen ist, ist der Um-
                                                            stand, dass Naturschutz im Burgenland auf mehreren
                                                            Beinen steht ... und dass diese Beine gut kooperieren
                                                            – auch, wenn sie manchmal nicht gleich lang sind.
                                                              PaNaNet heißt ein Projekt einer solchen Zusam-
                                                            menarbeit. Im Pannonian Nature Network, dessen
                                                            Existenz durch entsprechende Förderungen kürzlich
                                                            prolongiert wurde, arbeiten burgenländische und un-
                                                            garische National- und Naturparke zusammen.
                                                              „3 Parks an einem Tag“ nennt sich eine neue
                                                            Angebotsplattform, bei der der Nationalpark Neu-
                                                            siedler See - Seewinkel, der Welterbe-Naturpark und
                                                            der Naturpark Rosalia-Kogelberg kooperieren.
                                                              Wenn es im Rahmen dieser und anderer Initiativen
                                                            um fachliche Expertise geht, sind die kompetenten
unseren Gemeinden? Und wer entscheidet, was dort            Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Naturschutz-
angepflanzt oder abgeschnitten wird? In dieser Aus-         bunds Burgenland stets dabei – oft an federführender
gabe unseres Magazins „Natur & Umwelt im Panno-             Position.
nischen Raum“ gehen wir diesen Fragen und vielen              Das freut mich als Obmann des Naturschutzbunds
anderen nach.                                               Burgenland natürlich außerordentlich – vor allem
  Wir stellen die Initiative „Naturvielfalt fördern,        deshalb, weil damit dem Lebensraum in diesem Land
Bewusstsein schaffen, Gemeinden unterstützen“ vor.          effizient geholfen wird, was schlussendlich uns allen
Diese Unterstützung findet unter anderem in Form            und unserer Lebensqualität zu Gute kommt.
von fachkundiger Beratung statt, für die der Natur-
schutzbund mit seinem Team an Experten geradezu                  Ihr Obmann des Naturschutzbunds Burgenland
prädestiniert ist.                                                                      Ernst BREITEGGER

                                                                                                               3 N+U
NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
Impressum + Offenlegung
                                                                                    Wiederverwenden statt wegwerfen!
   Verleger, Inhaber, Herausgeber:
   • Naturschutzbund Burgenland
                                         • „Natur & Umwelt im Pannoni-
                                         schen Raum” erscheint vier Mal
                                                                                    Mit der Re-Use-Box
   Joseph-Haydn-Gasse 11                 pro Jahr und wird in Zusammen-
   7000 Eisenstadt                       arbeit mit den folgenden Vereinen
                                                                                  Weil Vieles zum Wegwerfen zu schade ist, sammeln der BMV und
   T +43 664 8453048                     und Institutionen erstellt:              seine Partner alles, was du nicht mehr brauchst. Hol dir vom Re-Use-
   www.naturschutzbund-                                                           Shop gratis deine Re-Use-Box und befülle sie mit gut erhaltenen
   burgenland.at                         • Naturschutzbund Burgenland,            und einwandfrei funktionierenden Altwaren, wie zum Beispiel:
                                         • Bgld. Naturschutzorgane,
                                         • Verein B.E.R.T.A.                      Hausrat und Geschirr, Kleidung,
   Redaktionsbeirat:                     • Bio Austria Burgenland,                Spielsachen, Sport- und Freizeit-
   Franz Bauer,                          • Int. Clusius-Gesellschaft,             artikel, Klein-Elektrogeräte uvm.
   Lois Berger,                          • Welterbe-Naturpark,
   Thomas Böhm,                          • NuP Rosalia-Kogelberg,                 Die gesammelten Waren werden
   Ernst Breitegger,                                                              überprüft und dann in den
                                         • NuP Landseer Berge,
   Maria Busch,                                                                   Re-Use-Shops verkauft.
                                         • NuP Geschriebenstein-Irottkö,
   Bernhard Deutsch,                                                              Dadurch werden die
                                         • NuP In der Weinidylle,
   Hermann Fercsak,                                                               Müllberge kleiner und
                                         • NuP Raab-Örsèg-Gori˘cko,               Schönes und Brauchbares
   Sonja Fischer,                        • Bgld. Müllverband,                     wird deutlich billiger.
   Hermann Frühstück,                    • NP Neusiedler See – Seewinkel,
   Andrea Grafl,                         • WLV Nördliches Burgenland
   Thomas Knoll,                                                                  Euer
                                         • Verein „Initiative Welterbe”
   Anton Koo,
                                         • „Hianzenverein”
   Alois Lang,
                                         • Das ökoEnergieland
   Ernst Leitner,
                                         • Burgenland Tourismus
   Paul Mayerhofer,
                                         • Biolog. Station Neusiedler See
   Klaus Michalek,
                                         • Diözese Eisenstadt
   Elisabeth Pfeiffer,
                                         • Bgld. Forstverein
   Gottfried Reisner,
                                         • Esterházy Betriebe
   Nikolaus Sauer,
   Thomas Schneemann,                                                             www.bmv.at
                                         • „Natur & Umwelt im Panno-
   Doris Seel,
                                         nischen Raum” ist das offizielle
   Ernst Trettler,

                                                                              Aktionstage Nachhaltigkeit
                                         Mitgliedermagazin des Natur-
   Thomas Zechmeister
                                         schutzbundes Burgenland
   Markus Zechner
                                         und als solches ein grenzüber-       Die Aktionstage Nachhaltigkeit machen auch 2017
                                         schreitendes – A, HU, SK, SLO,       auf diverse Aspekte der Nachhaltigkeit aufmerksam:
                                         HR ... – Informationsmedium.         w 22. Mai, KUZ Eisenstadt: „Konsumtrottel“, Lesung
   Redaktion, Produktion:
   DIE SCHREIBMEISTER OG                 Mitgliedsgemeinden des               und Podiumsdiskussion mit Sepp Eisenriegler
                                         Naturschutzbunds Burgenland:
   Manfred Murczek                                                            w 24. Mai, Vila Vita Pannonia: Regionalitätstag der
                                         Leithaprodersdorf, Stotzing,
   2491 Neufeld/L., Lisztgasse 2                                              KEM-Region Neusiedler See – Seewinkel
   T +43 676 6106297                     Müllendorf, Baumgarten,
                                         Pöttelsdorf, Zemendorf-Stöttera,
                                                                              w 25. Mai, Neumarkt/Raab: „Alles paddelt – keiner
   murczek@speed.at
                                         Mattersburg, Forchtenstein,
                                                                              schwimmt!“, Exkursion Naturpark Raab
   www.schreibmeister.info
                                         Eberau, Rohr i. Bgld., Ollersdorf,   w 26. Mai, Purbach: „Erlebnis Kanutour“ durch den
                                         Burgauberg-Neudauberg, Markt         Schilfgürtel
   Auflage: 7.500 Stück                  Allhau, Wolfau, Grafenscha-          w 28. Mai, Rohrbach: „Uschis verliebte Pflanzen-
                                         chen, Oberschützen, Bernstein,       welt“, Exkursion Naturpark Rosalia-Kogelberg
                                         Rechnitz, Mogersdorf, Neusiedl       w 31. Mai, Rechnitz: „Trockenrasen-Erlebnis“
   • Es wird ausdrücklich darauf         am See, Tadten, Unterrabnitz-        Exkursion für Naturvermittler u. Gemeindevertreter
   hingewiesen, dass die Inhalte         Schwendgraben, Draßmarkt.            w 2. Juni, Purbach: „Nachtwächtererlebnis im Natur-
   der Artikel nicht in allen Fällen                                          park Neusiedler See – Leithagebirge“
   die Meinung des Verlegers bzw.        • Die Zeitschrift transportiert      w 3. Juni, Lockenhaus: „Fledermaus in Lockenhaus“,
   des Herausgebers wiedergeben.         die Inhalte des Natur- und           Führungen durch die interaktive Ausstellung
   Für die Inhalte sind die jeweiligen   Umweltschutzes im Pannonischen
                                                                              w 3. Juni, Siegendorf: Radwandertag
   Autoren direkt verantwortlich.        Raum und dient als Sprachrohr
                                                                              w 7. Juni, Cineplexx Mattersburg: Filmvorführung
                                         sowie Koordinations- und Informa-
                                         tions-Drehscheibe aller mit Natur-
                                                                              „ThuleTuvalu“ – ein Film über die vielen Gesichter
   • Bezahlte, redaktionell gestaltete   und Umweltschutz befassten
                                                                              des Klimawandels
   Anzeigen oder Beiträge, für die       burgenländischen Institutionen.      w 9. Juni, Mühlgraben: „Vollmondwanderung im
   ein Druckkostenbeitrag geleistet      Das gemeinsame Ziel ist die          Naturpark Raab“
   wurde, sind entsprechend              Gewährleistung einer verstärkten     w 9. Juni, Güssing: Dialogveranstaltung zu Klima-
   gekennzeichnet.                       Zusammenarbeit und mehr              wandelanpassung auf Gemeindeebene.
                                         Effizienz in der Arbeit für den         Alle Programmpunkte und Details im Internet unter
                                         Natur- und Umweltschutz.             www.nachhaltigesoesterreich.at                      u

N+U 4
NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
Naturschutz im öffentlichen
Raum – am Beispiel Friedhof
Unter dem Titel „Friedhof              cher müssen immer wieder wei-         ren den Pflege- und Bewässe-
und Naturschutz“ findet die            chen oder werden aus Gründen          rungsaufwand.
– von uns allen inzwischen             des Laubfalls gar nicht erst ge-      w Eine Kombination aus einheimi-
so liebgewonnene – Goog-               pflanzt. Auf den Gräbern herrscht     schen Bodendeckern , Frühlings-
                                       Wettbewerb um die schönste            blühern, sommergrünen Blüten-
le-Suche in 0,3 Sekunden               Bepflanzung mit kurzlebigen Sai-      stauden und kleinen Sträuchern
368.000 Ergebnisse. Ich                sonblumen. Auf den Wegen da-          kann garantieren, dass immer
deute das so, dass dieses              zwischen wird jedes „Unkraut“         etwas blüht und Schmetterlinge
Thema kein wirkliches Ni-              gnadenlos und mit allen Mitteln       und Wildbienen Nahrung finden.
schendasein fristet.                   eliminiert.                           w Manche Pflanzen eignen sich
                                           Dabei hätten wir gerade am        auch aufgrund ihrer speziellen
   Friedhöfe sind uns allen be-        Friedhof die Chance, unseren          Symbolik.
kannt, sie sind öffentlicher Raum,     Umgang mit der Natur zu über-
und für jede und jeden von uns         denken – etwa durch:                  w Projekt „Friedhof ohne Gift“
bedeuten sie die Endstation unse-      w liebevolles Andenken statt              Das Projekt „Friedhof ohne
res irdischen Lebens.                  Konkurrenzkampf über den Tod          Gift“ der Umweltbeauftragten der
   Wie vieles andere auch, sind        hinaus.                               Katholischen und Evangelischen
Friedhöfe und deren Gestaltung         w besinnliches Zur-Ruhe-Kommen        Kirchen Österreichs ist ein aktu-
Abbild unserer Gesellschaft. In        statt Leistungsstress ohne Ende.      elles Zeichen für ein anderes Um-
anderen Ländern sind Friedhö-              Wo wenn nicht am Friedhof         gehen mit der Natur auf unseren
fe oft auch anders gestaltet. Im-      können und sollen wir uns mit un-     Friedhöfen.
mer aber sind sie Lebensraum           serer Endlichkeit auseinanderset-         Der Bund für Umwelt und
für Pflanzen und Tiere. In großen      zen? Im Erinnern an unsere ver-       Naturschutz Deutschland hat
Städten sind Friedhöfe häufig eine     storbenen Lieben haben wir die        einen mehrseitigen Ratgeber zum
grüne Insel mit einer wichtigen Le-    Möglichkeit, unsere Prioritäten zu    Naturschutz auf dem Friedhof
bensraumfunktion für die pflanzli-     hinterfragen und in der Folge auch    herausgegeben. Dabei wird die
che und tierische Lebenswelt. Im-      manche Kurskorrektur in unserem       Bedeutung der Friedhöfe für
mer jedoch sind sie ein Spiegel für    Leben vorzunehmen.                    Arten- und Biotopschutz heraus-
unseren Umgang mit der Natur.              Mit wenigen einfachen Ände-       gestellt.
   Wenn wir nun einen Blick in un-     rungen kann die Natur am Fried-                        DI Lois BERGER
sere Friedhöfe werfen, so fällt uns    hof aufatmen:                                    Umweltbeauftragter der
zunächst sicher die Sachlichkeit       w Verzicht auf Pflanzenschutzmit-                     Diözese Eisenstadt
auf: Gräber reihenweise angeord-       tel, Mineraldünger und Torf bei der
net und mit Wegen verbunden.           Grabpflege.                                                   Linktipp:
Leider fehlt oft eine gestalterische   w Dauerhafte Bepflanzungen mit               www.buntundartenreich.at/
Bepflanzung. Bäume und Sträu-          standorttypischen Arten reduzie-               upload/file/Friedhof.pdf
NATUR & UMWELT - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel
Grün im öffentlichen
   Siedlungsraum
   Wer kennt nicht die Dorflinde, die schattige Baumzeile oder
   Allee, den Park, den Teich oder die Wiese, die markante
   Orte in einem Dorf oder einer Stadt sind, Identität stiften
   und als Aufenthaltsorte, Treffpunkte oder für Veranstaltun-
   gen genutzt werden?!

       Historisch betrachtet waren es      Die Folgen der zunehmenden        n oben: Kurpark Bad Tatzmannsdorf
   die mittelalterlichen Klostergär-    Verkehrs- und Siedlungsentwick-      n unten: Dorfplatz in Lutzmannsburg
   ten, später die herrschaftlichen     lung seit den 1950er Jahren füh-
   Renaissance-, Barock- oder Eng-      ren nicht nur zu einem Verlust von
   lischen Landschaftsgärten, die       Natur und Landschaft, sondern        w Grün als raumgebende Struktur
   im Dorf- oder Stadtgefüge den        auch zu einer klaren, voneinander    und als Blickfang
   Grünraum prägten. Ab dem 18.         abgegrenzten Funktionszonierung          Grünräume und Gehölzpflan-
   Jahrhundert wurden die bis da-       in unseren Siedlungsräumen. Der      zungen werden in der Raumpla-
   hin privaten Parks und Grünanla-     öffentliche Raum wird „zerlegt“      nung und Siedlungsgestaltung
   gen der Öffentlichkeit zugänglich    in Plätze und Parks, Fahrbahnen,     als städtebaulich gliedernde und
   gemacht. Öffentliche Grünanla-       Gehsteige, Radwege, Grüninseln       gestalterische Strukturen einge-
   gen im heutigen Sinn entstanden      etc., um einerseits den Anfor-       setzt. Teilraumbildend sind sie
   beispielsweise entlang der Wie-      derungen an den immer knap-          als Grüninseln im Straßenraum,
   ner Ringstraße, und zwar ab dem      per werdenden Raum gerecht zu        als Parkanlagen oder als Begleit-
   19. Jahrhundert.                     werden, und andererseits die Si-     grün und -gehölze entlang von
       Der öffentliche (Straßen-)Raum   cherheit der Benutzerinnen und       Wegen, Straßen oder Bächen.
   war vor allem in den dörflichen      Benutzer zu gewährleisten.           Einzel- oder Gruppenpflanzungen
   Gegenden des Burgenlands bis            Gleichzeitig ist in der Bevöl-    werten Gebäude auf, unterstrei-
   ins 20. Jahrhundert hinein ein ge-   kerung eine spürbare Sensibili-      chen die Architektur und prägen
   meinschaftlich genutzter Raum:       sierung für eine ökologisch in-      das lokale Ortsbild. Optische
   Er war Verkehrsband, Fuß- und        takte Umwelt zu beobachten. Die      Hingucker werden sie durch ihre
   Radweg, Aufenthalts- und Veran-      „Grüne Infrastruktur“, also die      je nach Jahreszeit unterschied-
   staltungsraum in einem. Die Aus-     Versorgung mit privatem und öf-      lichen Erscheinungsformen – und
   stattung mit vegetabilen Elemen-     fentlichem Grünraum, erfüllt nicht   sie können öffentlichen Räumen
   ten konzentrierte sich vor allem     nur dekorative und gestalterische    ganz unterschiedliche Atmosphä-
   auf Bäume in Form von Solitären,     Zwecke, sondern vermag durch         ren verleihen: Das frische Grün
   Baumgruppen oder Alleen und auf      ökologische, ökonomische und         beim Blattaustrieb, die farblichen
   gemeinschaftlich genutzte Wie-       sozialpolitische Auswirkungen die    Reize während der Blüte, das
   sen am Anger.                        Lebensqualität in einem Ort maß-     Bunt des Herbstlaubs oder die
                                        geblich zu beeinflussen.             Kahlheit im Winter.

                                                                             w Stadtökologische Aspekte
                                                                                 Durch Siedlungserweiterungen
                                                                             und Infrastrukturbauten kommt
                                                                             es zu einer Zunahme des Versie-
                                                                             gelungsgrades in unseren Städ-
                                                                             ten und Dörfern. Täglich werden
                                                                             in Österreich zirka 20 ha Boden
                                                                             verbraucht. Das entspricht in etwa
                                                                             der Größe von 30 Fußballfeldern.
                                                                             Zusätzlich gibt es laut Umwelt-
                                                                             bundesamt rund 50.000 ha Indus-
                                                                             triebrachen, nicht mehr genutzte
                                                                             Gewerbeflächen und leerstehen-
                                                                             de Häuser in unserem Land.
                                                                                 Die Notwendigkeit von Grün-
                                                                             strukturen im Siedlungsraum ist
                                                                             schon aufgrund der beeindru-

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ckenden Zahlen nachvollziehbar.      Abwasserspitzen bei Starkregen-       Städte stehen in enger Verbin-
Die positiven ökologischen Aus-      ereignissen.                          dung mit guter Lebensqualität
wirkungen, wie etwa die mikro-           Ein zunehmend „heißes“ The-       und werden als sauber und schön
und stadtklimatischen Verbes-        ma ist die Luftqualität in unseren    wahrgenommen. Auch Kuranstal-
serungen durch die Vegetation,       Städten und Dörfern. Vegetations-     ten haben seit jeher den Zusam-
wurden in den letzten Jahrzehn-      flächen leisten einen wesentlichen    menhang zwischen der Rehabili-
ten wissenschaftlich intensiv er-    Beitrag zur Filterung von Staub       tation und einem ansprechenden
forscht und nachgewiesen. So         und Luftverunreinigungen. Je hö-      Grünraumangebot erkannt. Grün
erzeugen etwa Laubbäume im           her der „Rauigkeitsgrad“ und je       fördert die körperliche und seeli-
öffentlichen Raum durch ihren        besser die Standortverträglichkeit    sche Gesundheit, bietet Erholung,
Schatten und die Erhöhung der        der verwendeten Pflanzen, umso        animiert zu Bewegung und ent-
lokalen Luftfeuchtigkeit an heißen   besser ist der Wirkungsfaktor.        spannt.
Sommertagen ein als angenehm         Daher sind trockenheitsverträg-           Aktuelle Themen wie Klima,
empfundenes Kleinklima, erlau-       liche und luftschadstoffresistente    Artenvielfalt, Verkehrsvermeidung,
ben aber umgekehrt an sonnigen       Pflanzen zu bevorzugen.               Identität mit dem Wohn- und
Wintertagen das Genießen der             Um die Artenvielfalt in unseren   Arbeitsumfeld und die demogra-
wärmenden Sonne.                     Siedlungsräumen auch nachhaltig       phische Entwicklung sind mit der
    Vor allem an windigen Tagen      gewährleisten zu können, um kul-      „Grünen Infrastruktur“ eines Ortes
kann durch quer zur Hauptwind-       turhistorisch bedeutende Pflanzen     untrennbar verbunden. Kommu-
richtung platzierte Bäume und        für die nächsten Generationen zu      nen können ihren Bewohnerin-
Sträucher eine Reduktion der         sichern, kommt der Artenauswahl       nen und Bewohnern durch das
Windgeschwindigkeiten und da-        bei der Anlage und Bepflanzung        Angebot qualitativ hochwertiger,
mit ein angenehmeres Kleinklima      von Grünflächen eine große Be-        ausreichend ausgestatteter und
geschaffen werden. Ein Umstand,      deutung zu. Traditionelle Gehölze,    gut erreichbarer Grünräume Wohl-
den sich die Landwirtschaft durch    Gräser und Stauden (z. B. Linde,      befinden schenken und einen
die Anlage von Bodenschutzan-        Nussbaum, Eichen; Schafgarbe,         wesentlichen Beitrag zu einem
lagen (Windschutzgürtel) bereits     Rudbeckie, Hauswurz etc.) und         attraktiven städtischen und dörfli-
seit Jahrzehnten zunutze macht.      Begrünungen durch Ausbringen          chen Lebensraum leisten.
    Durch unversiegelte, vegetabi-   lokalen Saatguts können einen
le Flächen im Siedlungsraum wird     wichtigen Beitrag zur ökologi-         DI Karin Graf
zudem ein Beitrag zum lokalen        schen Aufwertung im Siedlungs-            Landschafts-
Wasserhaushalt geleistet. Rasen-     verband leisten.                           planung und
und Wiesenflächen, Parkanlagen,                                                Landschafts-
aber auch Straßenbegleitgrün         w Der Seelenfaktor Grün                      architektur
ermöglichen die natürliche Versi-       Immobilienwerte werden oft          0660 520 16 85
ckerung, die Wasserspeicherung       durch die Nähe zu Grünräumen           office@digraf.at
und damit eine Reduktion von         oder Parks gesteigert, grüne             www.digraf.at

                                                                                                           7 N+U
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Am Wort ist ...

   Arsenios Kardamakis_ Metropolit
   von Austria, Exarch von Ungarn und Mitteleuropa
   Seine Eminenz, Metropolit Arse-        treter der griechisch-orthodoxen       nur sozial, sondern soteriologisch.
   nios, wie fällt ein Blick zurück zu    Kirche angesichts der aktuellen        Das ist das wichtigste, denn das
   den Wurzeln der griechisch-ortho-      Entwicklungen am meisten? Und          ist die Rolle, die die Kirche spielt.
   doxen Kirche in Österreich aus?        welche Herausforderungen sind              Die Kirche ist kein Staats-
       Metropolit Arsenios: Die grie-     damit verbunden?                       ersatz. Natürlich machen wir uns
   chische Kirche, die Griechen,              Metropolit Arsenios: Die Gläu-     Gedanken – zur Entwicklung in
   insgesamt die Orthodoxen kön-          bigen der Kirchen sind gleichzei-      Europa, zur neuen Politik in Ame-
   nen auf eine lange Geschichte in       tig auch Bürger eines Landes. Die      rika, und darüber, welchen Beitrag
   Österreich und speziell Wien zu-       Christen haben eine andere Zuge-       die Kirche in der heutigen Zeit
   rückblicken. Die erste orthodoxe       hörigkeit. Sie gehören zu Christus,    leisten kann, dass die Menschen

                                          „
   Gemeinde wurde 1724 gegründet.         haben damit eine andere eschato-       nach dem Evangelium leben, dass
   Das war die St. Georgskirche,          logische Perspektive. Sie suchen       sie mit der Kirche einen stabilen
   1772 folgte die Dreifaltigkeits-       die geistliche Heimat, das Reich       und verlässlichen Faktor in Zeiten
   kirche im 1. Wiener Bezirk am          Gottes.                                der Verunsicherung und der stän-
   Fleischmarkt. Wie andere ortho-                                               digen Veränderung finden.
   doxe Gemeinschaften, so genos-
   sen auch die beiden griechisch-                                               Vor rund zwei Jahren hat Papst
   orthodoxen Gemeinden diverse                                                  Franziskus in der Enzyklika „Lau-
   Privilegien. 1967 wurde die Metro-                                            dato si“ seiner „Sorge über den
   polis von Austria von der Republik      Für die Orthodoxie                    Zustand des gemeinsamen Hau-
   Österreich gesetzlich anerkannt.                                              ses“ Ausdruck verliehen. Er hat
       Dieser Schritt respektiert unse-     ist Umweltschutz                     damit die Themenbereiche Um-
   re Geschichte und fördert die Prä-
   senz der griechisch-orthodoxen
                                           eines der wesent-                     welt und Klimaschutz ins Zentrum
                                                                                 umfangreicher Überlegungen ge-
   Kirche. Gleichzeitig bedeutet sie        lichsten Themen.                     stellt. Wird diesen Themen auch
   ein Mehr an Verantwortung, wei-                                               in der Lehre der griechisch-ortho-
   ter zum Wohle aller Menschen gu-        Unser Oberhaupt,                      doxen Kirche eine besondere Auf-
   ten Willens im Lande zu arbeiten,
   den Dialog zu suchen und die har-
                                            der Patriarch von                    merksamkeit geschenkt?
                                                                                     Metropolit Arsenios: Für die
   monische Zusammenarbeit aller             Konstantinopel,                     Orthodoxie ist Umweltschutz
   Menschen zu pflegen.                                                          eines der wesentlichsten Themen.
                                             Bartholomäus I.,                    Unser Oberhaupt, der Patriarch

                                                                     „
   Wie geht es ihrer Glaubens-
   gemeinschaft heute?
                                           wird deshalb auch                     von Konstantinopel, Bartholomä-
                                                                                 us I., wird deshalb auch „grüner
       Metropolit Arsenios: Aufgrund       „grüner Patriarch“                    Patriarch“ genannt.
   der Ereignisse im Nahen und Mitt-                                                 Zur Enzyklika von Papst Fran-
   leren Osten wachsen die orthodo-              genannt.                        ziskus habe ich unmittelbar nach
   xen Kirchen in Österreich. Men-                                               deren Herausgabe eine umfang-
   schen aus diesen Krisengebieten                                               reiche Stellungnahme abgegeben.
   kommen hierher, suchen Arbeit,                                                Diese hier wiederzugeben, wür-
   wollen hier studieren und leben,                                              de den Rahmen des Interviews
   eine neue Heimat finden. Insbe-           Weil die Kirche in dieser Welt      sprengen. Daher nur ganz kurz zu
   sonders in den letzten fünf Jahren     zwar wirkt, ihr die Welt aber nicht    diesem Thema: Die Enzyklika des
   kommen immer mehr Griechen             gehört, macht sie sich Sorgen um       Papstes zeigt, dass ein breites
   nach Österreich und werden zu          die Menschen, über deren Situ-         Spektrum für die Zusammenarbeit
   Mitgliedern unserer Glaubensge-        ationen, über die internationalen      zwischen den Christen vorhanden
   meinschaft.                            Herausforderungen und Schwie-          ist. Und dass die verschiedenen
                                          rigkeiten. Und natürlich darüber,      christlichen Glaubensrichtungen
   Die Welt droht, in vielen Bereichen    wie diese Schwierigkeiten die          über die Frage der ökologischen
   aus dem Gleichgewicht zu gera-         eschatologische Perspektive, die       Krise gemeinsam und in voller
   ten. Welche Themen beschäftigen        Rettung des Menschen beeinflus-        Einigung zu deren Bekämpfung
   Sie als einer der höchsten Ver-        sen wird – nicht rein politisch oder   handeln können. Sie bringt somit

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alle getrennten Christen vor eine
gemeinsame        Herausforderung,
der sich alle Christen guten Wil-
lens stellen müssen. Laudato si
ruft alle Christen zur Einigung auf,
zur Einigung im Gebet für die Um-
welt und deren Schutz, da sie un-
ser gemeinsames Haus ist ...

In St. Andrä im Seewinkel will die
griechisch-orthodoxe Kirche ein
Kloster gründen? Ein Teil der Be-
völkerung steht diesem Vorhaben
mit Skepsis gegenüber. Wie wol-
len Sie diese Menschen von der
guten Sache, die so ein Kloster
zweifelsohne ist, überzeugen?
    Metropolit Arsenios: Das we-
sentliche Pro-Argument ist, dass
ein Kloster ein Ort der Begegnung
ist. Der Begegnung des Menschen
mit seinen Mitmenschen und mit
Gott. Der orthodoxe Mönch, wie
auch der christliche Mönch, sucht
Gott. Und der, der Gott sucht, liebt
seine Mitmenschen. Jeder ist will-
kommen, um sehen zu können,
wie man in einem Kloster lebt, wie     n Arsenios Kardamakis, 43, auf Kreta geborener Metropolit von Austria und
man betet, wie man versucht, sei-      Exarch von Ungarn und Mitteleuropa                               Foto: zVg
nen Glauben zu leben. Ein ortho-
doxes Kloster ist ein Ort, wo die          Ich denke, es gibt kein sub-       Andrä in den nächsten Wochen
Schöpfung als Werk Gottes res-         stanzielles Argument gegen die         eine Abstimmung geben wird. Wie
pektiert wird.                         Gründung des St. Andräer Klos-         stehen Sie zu dazu?
    Es ist kein Zufall, dass die       ters. Die Frage, was gegen die Er-         Metropolit Arsenios: Es geht
meisten orthodoxen Klöster nach        richtung des Klosters spricht, ist     um ein Jahrtausendprojekt, das
Bio-Prinzipien bewirtschaftet wer-     nicht zu beantworten. Oder auch        für jede Gemeinde ein kostbares
den. Man könnte sagen, dass das        ganz einfach: Entweder ich will ein    Geschenk und eine große Ehre
Bio-Leben ein Prinzip des Lebens       Kloster oder ich will keines. Man      darstellen würde. Doch man darf
im Kloster seit Jahrtausenden ist.     sollte dabei nur ehrlich bleiben:      Geschenke nur dem machen, der
Ein orthodoxes Kloster ist auch        Es wird dort weder ein Flücht-         den Wert des Geschenks auch
ein Ort, wo die Tradition, die Lie-    lingsheim mit 80 Zimmern, noch         erkennt. Ob es eine Volksabstim-
be zur Tradition, das Gemeinsame       ein russischer Palast mit 30 Meter     mung geben wird oder nicht: Die-
gepflegt wird. Es ist ein Ort der      hohen Türmen gebaut – wie von          ses Kloster wird den Ort seiner
Einigung mit Gott und mit ande-        manchem behauptet.                     Bestimmung finden!
ren Menschen. Ziel ist, dass der           Das einzige Argument, das ich          In den letzten Wochen und
Mensch Gott begegnet. Die Be-          mir vorstellen könnte, ist die Angst   Monaten haben Menschen aus
gegnung mit Gott kommt durch           vor dem Unbekannten. Aber auch         Zivilgesellschaft und Politik uns
die Begegnung mit unseren Mit-         die ist in diesem Fall nicht zu        eingeladen, über interessante
menschen.                              begründen, denn unsere Mön-            Alternativen nachzudenken. Tat-
    Ich finde es normal, dass man-     che leben seit gut einem Jahr in       sächlich dürfen wir ein so bedeut-
che Menschen skeptisch sind. Es        St. Andrä. Sie sind dort bestens       sames Projekt gedanklich nicht
ist auch normal, dass in unserer       bekannt und jeder kann sie besu-       auf einen einzigen Ort reduzieren.
Gesellschaft nicht alle Christen       chen. Jedem wird ein Kaffee an-        Ich sehe daher die ganze Ent-
sind oder das Christliche fördern.     geboten, jedem wird ein Gespräch       wicklung positiv, weil alles, was
Aber so wie diese Menschen die         angeboten. Es ist ein offener Ort,     jetzt geschieht, uns nur dabei
Freiheit haben, ihre Meinung zu        kein Ghetto. Jeder ist eingela-        helfen wird, Gottes Fingerzeig zu
äußern und ihre Vorlieben auszu-       den, denn die Gastfreundschaft         erkennen.“.
leben, so haben auch die Christen      entspricht dem Prinzip eines
das Recht, unter Respektierung         orthodoxen Klosters.                   Danke für das Gespräch und alles
der Gesetze und Vorschriften, ein                                             Gute!
Kloster zu gründen und das Ge-         Es ist nun so gut wie sicher, dass                    Die Fragen stellte
meinsame zu pflegen.                   es über den Klosterbau in St.                      CR Manfred Murczek

                                                                                                              9 N+U
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Naturschutz-Beratung für
     burgenländische Gemeinden
     Nach dem Motto „Naturvielfalt fördern, Bewusstsein
     schaffen, Gemeinden unterstützen“ startete im Herbst                       n unten v. l.: Projektpräsentation mit
                                                                                DI Gerhard Schlögl, LRin Mag.a Ast-
     2016 ein neues ELER-Projekt im Rahmen der Ländlichen
                                                                                rid Eisenkopf und Dr. Klaus Michalek
     Entwicklung in allen burgenländischen Gemeinden.                                      Foto: BLMS / Hermann Fercsak

     w Forcierung der Naturvielfalt auch
     außerhalb von Schutzgebieten
         Die Gemeinden des Burgen-
     lands leisten bereits viel, wenn
     es um die Pflege wertvoller Na-
     turflächen geht. Man denke zum
     Beispiel an das Mähen von Weg-
     rändern, die Pflege von Uferbö-
     schungen oder das Zurückschnei-
     den von Feldgehölzen. Im Rahmen
     des ELER-Projekts „Naturschutz-
     beratung für Gemeinden“ möch-
     te der Naturschutzbund Burgen-        lichen Flächen in den Gemeinden         In den nächsten drei Jahren
     land Anregungen geben, wie die        forcieren. „Naturschutz überall“     werden alle 171 Gemeinden des
     Gemeinden durch diese Pflege-         heißt das Motto.                     Burgenlands kontaktiert und ein
     arbeiten mehr für die Natur tun           Ziel des Projekts ist auch die   Erst-Gespräch mit den Bürger-
     und dabei gleichzeitig Kosten         Bewusstseinsbildung, Motivation      meistern, der Amtsleitung und
     sparen können.                        und Beratung aller burgenländi-      der Bauhofleitung geführt. In
         Die Gemeinden sollen auch         schen Gemeinden hinsichtlich na-     weiterer Folge möchte der Na-
     Vorreiter beim Verzicht auf Pesti-    turschutzfachlich ausgerichteter     turschutzbund in möglichst vie-
     zide wie Glyphosat („Roundup“),       Pflege- und Erhaltungsmaßnah-        len Gemeinden Begehungen mit
     chemisch-synthetischen Dünger         men an Straßen- und Wegrän-          Gemeindevertretern, Interessens-
     oder Torferde sein. Die Initiative    dern, Böschungen, Uferbegleit-       gruppen aus der Gemeinde, wie
     soll dazu beitragen, den wert-        vegetation, Hecken, Streuobst-       z. B. Schule, Kindergarten, Jä-
     vollen Schatz der Natur auch für      und Kopfbäumen sowie beim Um-        ger, Imker, Verschönerungsverein,
     unsere Kinder und Enkelkinder         gang mit Neophyten. Dabei sollen     Bauern, und interessierten Ge-
     zu erhalten und vor allem auch        naturschutzrelevante Aktivitäten     meindebewohnern durchführen,
     den Menschen näher zu brin-           in den Gemeinden initiiert werden.   um konkrete Möglichkeiten für
     gen. Mit diesem Projekt will man                                           naturschutzfachlich    ausgerich-
     den Naturschutz auch außerhalb        w Kontakt und Beratung aller         tete Pflege- und Erhaltungsmaß-
     der Schutzgebiete auf öffent-         171 Gemeindes des Burgenlands        nahmen von bestehenden Natur-

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gütern in den Gemeinden zu be-         (z. B. Gemeindezeitung, Website).   Seminare zur Anlage von natur-
sprechen. Bei diesen Gesprächen        Neben der laufenden persönlichen    nahen Blühflächen, sogenannten
und Veranstaltungen werden auch        Beratung der Gemeinden werden       „Schmetterlingswiesen“, bespro-
Probleme und Sorgen der Ge-            auch ein Folder und zu Projekten-   chen und vereinbart. Weiters wur-
meinden im Zusammenhang mit            de eine Broschüre mit den „Best     den „Anliegen an die Landesre-
Naturschutz gesammelt und dis-         Practice“-Projekten und -Beispie-   gierung“ notiert, die gesammelt
kutiert und bei Bedarf an Experten     len erstellt.                       weitergeleitet werden. Diese rei-
oder Behörden übermittelt.                                                 chen vom Biber-Management bis
    Auf Wunsch werden auch Info-       w Bisherige Aktivitäten seit        zu Projekt-Anfragen. Es wurden
Veranstaltungen und Kurse, wie         Projektstart im Herbst 2016         auch „Aufträge“ an den Natur-
z. B. Baumschnittkurse, in den             Im Herbst 2016 wurde das        schutzbund geäußert, z. B. Re-
Gemeinden organisiert. Dabei           Projekt bei Präsentationen im       cherche von umweltverträglichem
soll auch die Anlage von neuen         Rahmen von Bürgermeister- und       Ersatz für Glyphosat/Roundup.
naturnahen Blühflächen oder die        Amtsleitertagungen in den Be-
Initiierung von neuen Gemein-          zirken Güssing, Jennersdorf,        w Die nächsten Schritte
deschutzgebieten zum Erhalt            Mattersburg, Neusiedl/See und          Im Laufe des Jahres werden
von bedrohten Tier- und Pflan-         Oberwart vorgestellt. Es fand ein   die Gemeinden in den restlichen
zenarten angesprochen werden.          informeller Austausch mit Ge-       Bezirken des Burgenlands kon-
Als Grundlage dafür wird allen         meindebund und Gemeindever-         taktiert und Beratungsgespräche
Gemeinden eine Karte des jewei-        treterverband, mit dem Umwelt-      durchgeführt. Am 5. Mai findet in
ligen Gemeindegebiets mit den          anwalt, den drei Leader-Gruppen,    Ollersdorf ein Seminar zur Anlage
naturschutzfachlich     relevanten     den Bezirkshauptmannschaften,       von Blühflächen mit regionalen,
Gegebenheiten und Flächen zur          Interessensvertretern und NGOs      standorttypischen Pflanzen statt.
Verfügung gestellt. Hintergrund        statt. Es wurde ein Info-Folder     Ein Hauptanliegen des Projekts
für diese Naturschutzaktivitäten       und ein Roll-Up produziert und      ist die laufende Beratung der
sind die Erhaltung und Förderung       ein Text für Gemeindezeitungen      Gemeinden – ein „Gemeinde-
der Artenvielfalt, die Vernetzung      und für Gemeinde-Homepages          Coaching“ in Naturschutzfragen
von Lebensräumen sowie die             erstellt. Im Bezirk Eisenstadt-     – und die Unterstützung bei der
Erhöhung der Wertschätzung für         Umgebung und Oberpullendorf         Planung und Umsetzung von kon-
die Natur in der Bevölkerung.          fanden persönliche Beratungs-       kreten Naturschutzaktivitäten bis
                                       gespräche mit den Bürgermeis-       zum Projektabschluss 2019.
w Die Ortsbewohner profitieren         tern, Amtsleitern, Bauhof-Mitar-
durch höhere Lebensqualität            beitern und Umwelt-Gemeinde-           Ansprechpartner für Gemein-
    Die Bewohner in der Gemein-        räten statt. Am 11. Jänner 2017     den sind:
de profitieren durch eine höhere       wurde das Projekt „Naturschutz-                 Dr. Klaus Michalek
Lebensqualität, man denke da-          Beratung für burgenländische Ge-                      Geschäftsführer
bei nur an Naherholungsgebiete,        meinden“ mit Naturschutz-Lan-           Naturschutzbund Burgenland
Naturerlebnisse, Orte für die See-     desrätin Mag.a Astrid Eisenkopf                        0664/8453047
le oder Wohlfühloasen, und das         der Öffentlichkeit präsentiert.     klaus.michalek@naturschutzbund.at
direkt vor der eigenen Haustüre.                                                    Joseph-Haydn-Gasse 11
Mit der Wertschätzung der Natur        w Erste Ergebnisse der                                7000 Eisenstadt
ist auch eine Stärkung des Natur-      Gemeinde-Beratungsgespräche         www.naturschutzbund-burgenland.at
und Heimatgefühls verbunden, es           Das persönliche, aktive Zu-
werden Kindheitserinnerungen ins       gehen auf die Gemeinden wird                   DI Gerhard Schlögl
Bewusstsein gerufen und unsere         sehr positiv gesehen, ebenso                          Projektmanager
Wurzeln und Traditionen gestärkt       die konkreten Informationen für                         0664-4118771
und bewahrt.                           die Gemeinden über Naturflä-        gerhard.schloegl@naturschutzbund.at
    Die Projektlaufzeit ist für drei   chen oder Artenvorkommen in
Jahre von September 2016 bis           ihrem Gemeindegebiet. In vie-
August 2019 anberaumt. Beglei-         len Gemeinden wurden bereits
tet wird das Projekt durch Pres-       weitere konkrete Aktivitäten, wie
se- und Öffentlichkeitsarbeit,         z. B. Veranstaltungen mit Schulen
landesweit und in den Gemeinden        und Kindergärten, Begehungen,

                                                                                                          11 N + U
Dexterrinder als Pfleger der
       Landschaft im Lafnitztal

                                                                                                                     Foto: Marie Pfeiffer
     Was in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im Burgenland noch eine Selbst-
     verständlichkeit war – Beweidung mit Rindern – ist heute zu einer Seltenheit geworden.
     Der Biobauer Otto Pfeiffer (oben) hält derzeit eine Herde mit 40 Dexterrindern auf seinem
     Hof in Wörterberg, am Rande des Natura- 2000- und Ramsar-Schutzgebiets Lafnitztal.

                       Begonnen      hat   Euro netto. Das Fleisch wird regi-   Kosten für den Tierarzt fallen nur
                       es 2009 mit drei    onal vermarktet.                     für Impfungen und das Kastrieren
                       tragenden Käl-          Auch der Verkauf von weib-       der männlichen Rinder an. Gebur-
     binnen, die Otto Pfeiffer aus Däne-   lichem Zuchtvieh läuft sehr gut.     ten laufen bis auf wenige Ausnah-
     mark importiert hat. Davor betrieb    Trächtige Kälbinnen sind ab          men ohne Hilfe ab.
     er Bio-Ackerbau auf dem Betrieb,      1.500,– Euro zu haben. Der Erlös         Wenn man neben den Rin-
     den er von seinen Eltern über-        aus dem Verkauf von Fleisch und      dern steht, merkt man, dass sie
     nommen hatte. 2010 kamen noch         Zuchttieren macht einen Teil des     deutlich kleiner sind als erwar-
     einmal zwei tragende Kälbinnen        Umsatzes des Betriebs aus, der       tet. Mit einer durchschnittlichen
     und ein Stier dazu. Seitdem hat       Rest kommt von Bioförderungen.       Kreuzbeinhöhe von einem Meter
     sich die Herde kontinuierlich ver-
     größert. Die Vermehrung der Mini-
     rinder erfolgt ausschließlich durch
     natürliche Befruchtung mit dem
     Zuchtstier, der in der Zwischen-
     zeit zur Inzuchtvermeidung einmal
     ausgetauscht wurde.
        Da Otto Pfeiffer alle Tiere zu-
     sammen in einer Herde hält, wird
     die männliche Nachzucht vor der
     Geschlechtsreife kastriert. Der-
     zeit besteht die Herde aus zwölf
     Mutterkühen, einem Stier, Ochsen
     und Jungvieh. Die Schlachtung
                                                                                                                     Foto: Marie Pfeiffer

     der Ochsen erfolgt mit 30 bis 36
     Monaten. Das Schlachtgewicht
     beträgt dann ungefähr 240 kg.
     Abzüglich der Schlachtkosten
     bleiben pro Ochse rund 1.800,–

N + U 12
reichen selbst ausgewachsene                                      sich der Nebenerwerbslandwirt          auch bei den Jägern sehr hoch.
Kühe ihrem Besitzer nur bis zur                                   für die auch optisch hübsche Rin-      Öffentlichkeitsarbeit betreibt Otto
Hüfte. Die einfärbigen Rinder ge-                                 derrasse aus Irland. Die Genüg-        Pfeiffer durch eine Facebook-Sei-
hören zur Rasse Dexter, die als                                   samkeit und das ruhige Wesen der       te und ein jährliches Hoffest mit
Europas kleinste Fleischrinderras-                                Dexterrinder sind für ihn optimal,     Pflanzentauschmarkt. Da der Wei-
se gilt.                                                          um vom Berufsalltag als Versiche-      debetrieb anfangs klein war und
    Da Dexter als Zweinutzungs-                                   rungskaufmann abzuschalten und         organisch gewachsen ist, musste
rasse entstand, verbindet sie                                     sein Leben zu entschleunigen.          die Bevölkerung auch nicht auf
Fleischqualität und gute Milchleis-                                   Vom 15 Hektar großen, bewirt-      das Beweidungsprojekt vorberei-
tung. Dexter galten im 19. Jahr-                                  schafteten Grund sind ein Drit-        tet werden. Groß ist die Freude im
hundert als die „ideale Kuh eines                                 tel Eigengrund und zwei Drittel        Ort über den Erhalt und die Pflege
Landhausbesitzers“, die viel Milch                                Pachtgrund, davon sind sieben          der traditionellen, grünlandreichen
für den Haushalt und jährlich ein                                 Hektar eingezäunte Weidefläche,        Kulturlandschaft.
Kalb für das Fleisch produzierte.                                 die restlichen hoffernen Flächen           Das Beweidungsprojekt in
Im Ursprungsland Irland diente sie                                werden für die Grünfutter- und         Wörterberg führte zu einem An-
zur Versorgung der Schafgutshöfe                                  Winterfuttergewinnung (Feucht-         stieg der Biodiversität, das Vor-
mit Milch.                                                        heu, Heu) verwendet. Die Weide-        kommen von Schafstelze und
    Laut österreichischem Dexter-                                 flächen müssen bei Bedarf, wenn        Wiedehopf auf den Weideflächen
zuchtprogramm, das im Wesent-                                     das Gras zu hoch wird, auch ge-        sind nur zwei Beispiele dafür.
lichen vom Zuchtprogramm des                                      mäht werden. Im Sommer, wenn           Auch die Gräserzusammenset-
Deutschen Dexterzuchtverbands                                     die Weide abgegrast ist, wird den      zung hat sich laut Otto Pfeiffer auf
übernommen wurde, sind in der                                     Tieren Grünfutter gereicht. Die        den Weideflächen im Laufe der
Zucht drei Farben vorgesehen:                                     Tiere sind das ganze Jahr über auf     Jahre verändert. Genauere Unter-
schwarz, rot und dun – eine Art                                   der Weide (Standweide), im Win-        suchungen zur Artenvielfalt oder
graubraun. Wichtig ist, dass die                                  ter auf einer Fläche von zirka 3,5 –   ein Weidemonitoring gibt es der-
Tiere einfärbig sind. Helle Stellen                               4 ha. Einzelne Mähwiesen werden        zeit noch nicht. Dies wäre ein Ziel
werden nur am Euter und an den                                    ab August auch kurz nachbewei-         für die nächsten Jahre, um das
Hoden geduldet. Neben den Horn-                                   det. Die Fleischerzeugung erfolgt      Weidemanagement zu optimieren
trägern werden auch genetisch                                     sehr extensiv und nachhaltig. Die      und damit den Naturschutzwert
hornlose Dexter gezüchtet. Seit                                   Rinder werden vor der Schlach-         des Projekts zu verbessern.
2015 gibt es in Österreich auch                                   tung nicht gemästet und es wird            Vor dem Hintergrund des an-
einen anerkannten Zuchtverband                                    kein Schrot zugefüttert. Milch,        haltenden Wiesensterbens und
und ein eigenes Zuchtprogramm                                     Weidegras, Klee, Heu, Feuchtheu        aus der Sicht des Natur- und
für die kleinste Fleischrinderrasse                               und Mineralstoffe sind die einzi-      Landschaftsschutzes wäre es
Europas.                                                          gen Futtermittel. Wasser trinken       wünschenswert, gäbe es in Zu-
    Aufgrund ihrer Größe sind                                     die Tiere aus Schwimmertränken         kunft mehr solcher Beweidungs-
Dexterrinder ideal für die Land-                                  und einem Naturteich.                  projekte im Burgenland.
schaftspflege im steilen Gelände.                                     Die Akzeptanz der Beweidung
Durch ihr geringes Lebendgewicht                                  ist sowohl bei der Bevölkerung als            Dr. Klaus MICHALEK Text
von nur 400 kg beanspruchen sie
die Grasnarbe deutlich weniger
                                       Foto: Dr. Klaus Michalek

als schwerere Rinderrassen, wie
z. B. Fleckvieh oder Angus.
    Otto Pfeiffer stieß auf die iri-
sche Minirinderrasse, als er einen
Weg suchte, das Grünland am
elterlichen Betrieb wieder selbst
wirtschaftlich zu nutzen. Nachdem
der Heuverkauf nur schleppend
lief und der Versuch mit Pferden
scheiterte, machte er sich auf die
Suche nach einer kleinen Rinder-
rasse, die sich für eine extensive
Bewirtschaftung gut eignet und
stieß dabei zuerst auf das in Alba-
nien vorkommende und offenbar
auf das neolithische Torfrind zu-
rückgehende Prespa-Zwergrind.
Nachdem es aber nicht möglich
war, diese Zwergrinderrasse aus
einem Nicht-EU-Land nach Ös-
terreich zu importieren, entschied

                                                                                                                                         13 N + U
Joiser Einsiedekirsche: 2017
     Streuobstsorte des Jahres
     Streuobstbestände sind vielfältige, wertvolle Lebensräume                    w Botschafterin der Vielfalt 2017
     in unserer Kulturlandschaft. In den Streuobstgärten wird                         Die Joiser Einsiedekirsche ist
     die traditionelle Obstsortenvielfalt erhalten und sie lie-                   eine der bekanntesten Kirschsor-
                                                                                  ten in Jois und in den angrenzen-
     fern wertvolles Tafel- und Verarbeitungsobst – so auch die                   den Gemeinden. Sie wird hier seit
     Streuobstsorte des Jahres, die Joiser Einsiedekirsche.                       gut 100 Jahren angebaut. Es han-
                                                                                  delt sich bei dieser Sorte vermut-
                     Mit der „Streu-         Traditionell wurden die Kirsch-      lich um einen Zufallssämling. Zum
                     obstsorte     des    bäume in Weingärten oder auf            ersten Mal beschrieben wurde sie
                     Jahres“ wird von     Ackerflächen im arbeitsintensiven       von F. Bodo 1936, der sie als eine
     der ARGE Streuobst – der öster-      Halb- oder Hochstammobstbau             der besten Markt- und Einsiede-
     reichischen Arbeitsgemeinschaft      kultiviert.                             kirschen bezeichnete.
     zur Förderung des Streuobstbaus         Seine wirtschaftliche Blü-               Einsiedekirschen sind schwar-
     und zur Erhaltung obstgenetischer    te erlebte der Kirschenanbau in         ze, halbfeste bis feste Knorpelkir-
     Ressourcen – stellvertretend für     der Zwischen- und Nachkriegs-           schen, deren Früchte sich insbe-
     die gefährdeten Obstarten alljähr-   zeit des letzten Jahrhunderts mit       sondere für die Verarbeitung zu
     lich eine alte Obstsorte im Rah-     10.000 bis 15.000 Kirschbäumen          Marmelade, Kompott oder Saft
     men der „Natur des Jahres“ ins       – in jeder der fünf Anbaugemein-        eignen.
     Rampenlicht gerückt.                 den am Nordwestufer des Neu-                Im Joiser Haniftal wurden vor
                                          siedler Sees: Donnerskirchen,           rund 80 Jahren viele Bäume der
     w Traditioneller Kirschenanbau in    Purbach, Breitenbrunn, Winden,          Sorte ausgepflanzt. Die Früchte
     der Leithaberg-Region                Jois. Danach fielen viele der alten     wurden damals sehr geschätzt
        Der Anbau von Kirschen in der     Bäume der modernen Landwirt-            und zu guten Preisen an Händler
     Leithaberg-Region reicht bis ins     schaft zum Opfer, der Bestand           verkauft, die unter anderem auch
     18. Jahrhundert zurück. Nähr-        wurde auf insgesamt zirka 5.000         Wien mit Frischkirschen versorg-
     stoffreiche Böden und das durch      Bäume reduziert. Die Nachfrage          ten. Auch heute stehen hier noch
     den Neusiedler See begünstigte       nach frischen, weichfleischigen         einige alte Bäume, die sich aber
     Klima ermöglichten die Entwick-      Kirschensorten ist aufgrund ihrer       teilweise in einem sehr schlechten
     lung zahlreicher Lokalsorten, die    begrenzten Transport- und Lager-        Zustand befinden.
     nur hier zu finden sind.             fähigkeit rückläufig.
                                                                                  w Hervorragende Eigenschaften
                                                                                  trotz geringer Größe
                                                                                     Nach heutigen Maßstäben ist
                                                                                  die Joiser Einsiedekirsche für den
                                                                                  Frischmarkt mit einer Größe von
                                                                                  etwa 20 mm zu kleinfruchtig. Als
                                                                                  Verarbeitungskirsche wird sie je-
                                                                                  doch nach wie vor sehr geschätzt.
                                                                                  Im Vergleich zu vielen modernen,
                                                                                  hellroten Kirschsorten ist das ge-
                                                                                  haltvolle Fruchtfleisch sehr reich
                                                                                  an Polyphenolen. Dazu gehören
                                                                                  auch die farbgebenden Antho-
                                                                                  cyane, die aufgrund ihrer antioxi-
                                                                                  dativen Wirkung als gesundheits-
                                                                                  fördernd gelten.
                                                                                     Die zur Vollreife tief schwarze
                                                                                  Frucht reift in der dritten Kirsch-
                                                                                  woche – im nördlichen Burgen-
                                                                                  land in etwa die 2. Juniwoche.
                                                                                  Sie weist eine stumpf herzförmige
                                                                                  Fruchtform sowie tiefschwarzes,
                                                                                  halbfestes Fruchtfleisch mit tin-
     n Joiser Einsiedekirschen am Zweig                        Foto Spornberger   tenhaft färbendem Saft auf. Der

N + U 14
Geschmack ist angenehm ge-
würzt und durch leichte Säure ge-
hoben. Vor der Vollreife schmeckt
die Frucht leicht bitter. Die Kirsche
ist für den Frischverzehr, die Ver-
arbeitung zu Marmelade, Kompott
und Saft sowie für die Verwen-
dung in der Küche gut geeignet.
    Die Bäume der Sorte wachsen
mittelstark, sind breitwüchsig, die
Krone ist flachkugelig bis kugelig.

w Leithaberger Edelkirschen in
„Arche des Geschmacks“
    Acht Kirschsortenraritäten aus
der Region wurden mittlerweile
in die „Slow Food-Arche des Ge-
schmacks” aufgenommen. Mit der
„Arche des Geschmacks“ trägt
Slow Food dazu bei, die Vielfalt
dieser Erde für die nächsten Ge-
nerationen zu bewahren. Einige
Produkte der „Arche“ werden als
„Presidio-Produkte“ besonders
gefördert. Weltweit gibt es der-
zeit 500 „Presidi“, davon lediglich     n Blühende Kirschbäume in Weingärten                            Foto: Holler
sieben in Österreich. Der Verein
Leithaberger Edelkirsche hat sich
mit dem Slow Food Presidio das
Ziel gesetzt, die Erhaltung der         ten zur Erhaltung der traditionellen   zum gemeinsamen Mittagessen
alten Sorten zu sichern und den         Kirschenkultur in der Genuss-          im Schnepfenhof
Bestand an Kirschbäumen wieder          region Leithaberg Edelkirsche          w 14:00 bis 16:30 Uhr: Geführte
auszubauen.                             österreichweit ins Blickfeld ge-       Exkursion in der Kirschblütenregi-
    Die    folgenden    regionalen      rückt werden. Aus diesem Grund         on (Treffpunkt Schnepfenhof)
Kirschsorten wurden in die „Arche       findet die heurige Mitgliederver-         Zur     Mitgliederversammlung
des Geschmacks“ aufgenommen:            sammlung der ARGE Streuobst in         sowie zur anschließenden Exkur-
Bolaga, Donnerskirchner Blaukir-        Jois statt.                            sion sind alle interessierten Per-
sche, Frühbraune aus Purbach,               Anfang April zeigt sich die        sonen – auch Nichtmitglieder –
Hängerte, Joiser Einsiedekirsche,       Kirschblütenregion von ihrer be-       herzlichst eingeladen! Es ist auch
Schachl, Spätbraune von Purbach         zauberndsten Seite, der Abhang         nur die Teilnahme an der Exkursi-
und Windener Schwarze. Die Aus-         des Leithagebirges erstrahlt bis       on möglich. Um Anmeldung wird
wahl dieser Sorten basiert auf          an den Rand des Schilfgürtels in       gebeten (info@arge-streuobst.at);
einer aktuellen Aufarbeitung der        weißer Blütenpracht – ein einma-       die Teilnahme ist kostenlos, das
Kirschsorten der Leithaberg-Regi-       liges Erlebnis. Ein Schwerpunkt        Mittagessen selbst zu begleichen.
on durch ein Team der Universität       der Veranstaltung wird daher eine
für Bodenkultur unter Leitung von       Exkursion sein, um den Mitglie-                    DI Christian HOLLER
Prof. Spornberger.                      dern der österreichischen Arbeits-                   ARGE STREUOBST
    Informationen zu den Kirsch-        gemeinschaft sowie allen Interes-                        Österreichische
sorten und den Produkten, die da-       sierten die Möglichkeit zu geben,               Arbeitsgemeinschaft zur
raus hergestellt werden, sind beim      die Kirschblütenregion kennenzu-           Förderung des Streuobstbaus
Verein Leithaberger Edelkirsche         lernen. Programmablauf:                                und zur Erhaltung
(Obfrau Rosemarie Strohmayer,           w 10:30 bis 12:30 Uhr: Mitglie-             obstgenetischer Ressourcen
A-7091 Breitenbrunn, Pranger-           derversammlung ARGE Streu-                             T 0664 477 31 49
strasse 49, Tel. 0664 618 22 96,        obst, Gasthof Schnepfenhof,                       info@arge-streuobst.at
e-Mail:     office@genussquelle.at,     Jois. Vortrag „Die traditionelle                 www.arge-streuobst.at
www.edelkirsche.at) erhältlich.         Kirschsortenvielfalt in der Region
                                        Leithaberg: Ergebnisse aktuel-
w Mitgliederversammlung der             ler Forschungsprojekte, Sorten-
ARGE Streuobst, 7. April, Jois          eignung, künftige Nutzung und
   Mit der Nominierung der Joiser       Sortenerhaltung“ (Ass. Prof. DI Dr.
Einsiedekirsche zur Streuobstsor-       Andreas Spornberger, BOKU)
te des Jahres sollen die Aktivitä-      w 12:30 bis 13:45 Uhr: Möglichkeit

                                                                                                              15 N + U
Trockenrasen erleben und
     schützen

     Das Projekt „Bewusstseinsbildung für Trockenrasen im                   können, sind nächstes Jahr live
     Burgenland“ begleitet Schulen und Gemeinden durch das                  dabei! Eingeladen zum Mitma-
                                                                            chen sind jedenfalls auch heuer
     Jahr             von Julia Kelemen-Finan und Thomas Holzer             schon alle! Infos dazu folgen auf
                                                                            unserer Homepage.
                   Wer hat schon mal   Da kann es ganz schön knifflig           Das „Puppenhaus“ ist ein
                   einen Schwalben-    werden. Doch Kinder sind be-         kleiner Baustein im Projekt „Be-
                   schwanz     haut-   kanntlich die besten Forscher und    wusstseinsbildung Trockenrasen
     nah gesehen? Oder war es ein      Entdecker, sie haben die nötige      Burgenland“, bewilligt von Lan-
     Segelfalter? Die flattern doch    Begeisterung und Ausdauer und        desrätin Mag.a Astrid Eisenkopf
     zusammen über den Hügel!          werden das Rätsel rasch lösen!       und finanziert aus Mitteln des
                                                                            Landes Burgenland und der EU.
                                       w Schulen erhalten „Puppenhaus“      Umgesetzt wird das Projekt von
                                           Nach Ostern geht es los mit      naturschutzakademie.at. Projekt-
                                       den ersten Schulen vor Ort – da      leiter DI Thomas Holzer: „Unser
                                       erhalten die Kinder der Volksschu-   Ziel ist, dass sich die Burgenlän-
                                       len in Oslip, Rohrbach und Rech-     derinnen und Burgenländer noch
                                       nitz sowie die Jüngsten in der       stärker der Bedeutung dieses
                                       NMS Purbach ihr „Puppenhaus“.        natürlichen und kulturellen Erbes
                                       Gute Haltung vorausgesetzt,          bewusst werden und sich für den
                                       schlüpfen die ersten Schmetter-      Erhalt der Trockenrasen in ihrer
                                       linge nach wenigen Tagen.            Gemeinde verantwortlich fühlen.“
                                           Im Mai geht´s dann weiter – da
                                       werden die Kinder zu Trocken-        w Bedrohte Trockenrasen
                                       rasen-Reportern, die die Schätze        An      den    wärmegetönten
                                       vor ihrer Haustür gemeinsam mit      Abhängen und Ausläufern des
                                       ihren Lehrerinnen und Lehrern        Leithagebirges und des Ruster
                                       sowie den Ökologinnen und Öko-       Hügellands, aber auch über das
                                       logen von naturschutzakademie.       mittlere und südliche Burgenland
                                       at erforschen und dokumentie-        verstreut, gibt es noch wunder-
                                       ren. Dabei werden auch schöne        schöne, artenreiche Trockenra-
                                       Medien zum Herzeigen entste-         sen. Viele davon sind – oft trotz
                                       hen, wie z. B. eine Trockenrasen-    rechtlichem Schutzstatus – von
                                       Zeitung oder ein Film. Schu-         Nutzungsaufgabe und Verbu-
                                       len, mit denen wir die Trocken-      schung bedroht. Während man-
                                       rasen heuer aufgrund des großen      che Arten, wie Heuschrecken,
                                       Andrangs leider nicht erleben        von der Verbrachung noch eini-

N + U 16
ge Jahre profitieren, verschwin-      Ideen und das Engagement in der       Gemeinden dazu in den nächsten
den die Blütenpracht und mit ihr      Gemeinde gefragt.                     Wochen kontaktieren.
Schmetterlinge und andere Tiere,         Im Projekt „Bewusstseinsbil-
die Blüten besuchen oder offene       dung Trockenrasen Burgenland“         w Trockenrasen-Erlebnis
Bodenstellen benötigen, bald. Da-     sollen Akteure, die zum Schutz        ... für Schulen (vormittags)
her fördern bzw. organisieren die     von Trockenrasen beitragen kön-       w VS Oslip: 23. Mai
Naturschutzabteilung des Landes       nen und möchten, miteinander          w NMS Purbach: 24. Mai
Burgenland und der Burgenländi-       vernetzt werden. Ausgehend von        w VS Rohrbach: 30. Mai
sche Naturschutzbund seit vielen      Aktivitäten mit Schulen werden        w VS Rechnitz: 31. Mai
Jahren Maßnahmen und Aktivitä-        „Trockenrasen-Erlebnisse“       für
ten zur Offenhaltung der Trocken-     Multiplikatoren stattfinden (Päda-    ... für Multiplikatoren (nachmittags):
rasen. Am besten geeignet dazu        gogen, Naturführer, Gemeinden,        w Oslip: 23. Mai
sind die traditionelle extensive      usw; siehe „Termine“). Im Herbst      w Rechnitz: 31. Mai
Beweidung mit Schafen, Ziegen         wird es Veranstaltungen in einigen                            Kontakt:
oder Rindern sowie eine extensi-      Gemeinden geben, wo Aktivisten           office@naturschutzakademie.at
ve Mahd.                              vor Ort, Tierhalter, Grundeigen-
    Allerdings: Wenn vor Ort          tümer, Schülerinnen und Schüler
keine     Verwendungsmöglichkeit      sowie deren Eltern und alle wei-
für das Mähgut besteht, können        teren Interessierten zum Mitge-
die bunten Wiesen zum kostspie-       stalten und Mitmachen eingela-
ligen Pflegefall für den Natur-       den sind. Das Projektteam der
schutz werden. Hier sind auch die     naturschutzakademie.at wird die

 Ein charakteristischer Landschaftstyp
    Interview mit LRin Mag.a Astrid      Wie wichtig ist Ihnen der Bei-     durfte ich eine Ferienbetreuung in
 Eisenkopf am 13. Februar 2017        trag der Gemeinden zum Schutz         Purbach besuchen. Ich war sehr
 mit naturschutzakademie.at           der Trockenrasen?                     beeindruckt über die Aktivitäten
                                         Eisenkopf: Die Gemeinden           in der Natur und wie begeistert
    Warum sind Trockenrasen ein       können sehr viel beitragen und        die Kinder überall mitmachten,
 wichtiges Naturschutz-Thema          haben großes Interesse, wissen        obwohl es fast 40°C hatte – das
 für Sie?                             aber oft nicht, wo sie ansetzen       war echt nett.                  u
    Eisenkopf: Der Begriff „Tro-      können. Das Projekt soll Tipps
 ckenrasen“ wird in der Bevölke-      geben und Impulse setzen, um
 rung oft missverstanden, er wird     eine Vorbildfunktion zu erreichen.    n Freuen sich über das Trocken-
 mit „Ödland“ assoziiert. In Wahr-                                          rasenprojekt – v. l. n. r.: Mag Anton
 heit sind Trockenrasen sehr schö-       Haben Sie einen persönlichen       Koo, Mag.a Astrid Eisenkopf, Dr.in
 ne, artenreiche Lebensräume          Bezug zu Trockenrasen?                Julia Kelemen-Finan, DI Thomas
 und ein charakteristischer Land-        Eisenkopf: Bei einem meiner        Holzer
 schaftstyp für das Burgenland.       ersten Termine als Landesrätin
 Man muss ihnen die Bedeutung
 beimessen, die sie haben.

     Was erwarte Sie sich vom
 aktuellen Projekt „Bewusst-
 seinsbildung für Trockenrasen
 im Burgenland“?
     Eisenkopf:     Bewusstseins-
 bildung ist im Naturschutz sehr
 wichtig, denn man schätzt nur,
 was man kennt. Mir gefällt der
 Ansatz, dass verschiedene Ziel-
 gruppen adressiert werden. Ju-
 gendliche sind besonders wichti-
 ge Multiplikatoren. Und je jünger
 die Zielgruppe ist, desto selbst-
 verständlicher wird Naturschutz
 wahrgenommen.

                                                                                                             17 N + U
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