BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW

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BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
BRANCHEN
REPORT 2022
Ökologische
Lebensmittelwirtschaft

    BIO
BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
2022: Endlich
aufbrechen!
BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
Editorial
L
      iebe Leserin, lieber Leser,                      traut, die für Aufbruch stehen. Auch mit ihrem
      geht er jetzt endlich los, der Aufbruch in die   Einkauf verliehen sie dem Öko-Umbau 2021 weiter
      Zukunft? Nicht, dass wir Ökos da nicht schon     Rückenwind. Das zeigen beachtliche Umsätze
munter losmarschiert wären … Aber glaubt man           mit Bio-Lebensmitteln an allen Verkaufsplätzen
der Ampel, wagt jetzt auch die Bundesregierung         (Kapitel 6 & 7). Und dass auch immer mehr Lebens-
mehr Zukunft.                                          mittelhersteller in die Bio-Produktion um- oder
Die Zeit drängt! Die Pandemie zwingt Wirtschaft,       einsteigen (Kapitel 5), zeigt: Ein wachsender Teil
Gesellschaft, Politik und auch jeden Einzelnen         der Branche und der Gesellschaft votiert für eine
immer wieder an den Rand der Belastungsfähigkeit.      nachhaltige Zukunft – oder gestaltet sie längst mit.
Corona verlangt, dass wir uns anpassen, flexibel       Der BÖLW mit seinen Mitgliedern 2022 übrigens
sind, anstrengende Diskussionen und Lebens-            schon seit 20 Jahren!
umstände aushalten – und nicht zuletzt prüft es        Was für einen gelungen Umbau jetzt noch fehlt?
unsere Demokratie. Was Corona mit Bio zu tun           Eine Regierung, die nicht nur auf dem Papier
hat, fragen Sie sich? Eine ganze Menge. Denn mit       aufbricht. Sondern mit aller Kraft aus dem „Zu-
der Pandemie stehen wir nur vor einer der Krisen,      kunft wagen“ ein „Zukunft machen“ formt. Was
die wir bewältigen müssen. Mindestens ebenso           gebraucht wird, ist nicht weniger als ein neuer
fordernd sind die beiden anderen um unser              Rahmen für eine werteorientierte, enkeltaugliche

                                                                                                              B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
Klima und die Artenvielfalt. Schließlich sind die      Agrar- und Ernährungspolitik für Bauernhöfe,
Konsequenzen für Mensch und Natur hier genauso         Lebensmittelherstellerinnen, Handel und Bürger.
ernsthaft, lebensbedrohlich und zunehmend irre-        Bio zeigt einen Weg in die Zukunft, auf dem
versibel – falls wir es nicht schaffen, beide Krisen   heute schon Ökologie und Ökonomie Hand in Hand
in absehbarer Zeit in den Griff zu bekommen.           gehen. Wir sind zuversichtlich, dass der Öko-Um-
Für Landwirtschaft und Ernährung bedeutet das:         bau gelingt. Lassen Sie uns gemeinsam aufbrechen!
Der Umbau drängt. Und zwar jeden Tag mehr. Denn        Lassen Sie uns Unentschlossene mit unserem Mut,
was das Klima (und auch die Biodiversität) an-         mit den vielen kleinen und großen Erfolgen mit-
geht, spielt die Landwirtschaft gleich mehrere         reißen! Wir setzen darauf, dass die Ampel Zu-
Rollen: Die des Opfers, des Täters und ein bisschen    kunft wagt für alle, die enkeltauglich wirtschaften
Retterin kann sie auch sein. Wenn die Landwirt-        und leben möchten. Und Umbau möglich macht!
schaft das Klima schützt, statt dem Planeten ein-      Eine spannende Lektüre wünscht,
zuheizen. Wenn die Art und Weise, wie wir ackern
oder Tiere halten, ökologischer wird. Wie? Das
lesen Sie im Fokus-Kapitel des Branchenreports.
Dass immer mehr Bäuerinnen und Bauern zum
Klimaschutz beitragen, erfahren Sie in Kapitel 1.
Dort zeigen wir auf, wie viele Höfe auf Öko um-
                                                       Tina Andres
gestellt haben. Dabei wird eines deutlich: Der Weg
                                                       Vorstandsvorsitzende
zu den 30 % Bio, die sich die Ampel vorgenommen
hat, ist noch weit. Er verlangt das Engagement der
gesamten Bundesregierung, die sich stetig er-
innern sollte: Die Bürgerinnen und Bürger haben        Peter Röhrig
aus gutem Grund denjenigen ihre Stimme anver-          Geschäftsführender Vorstand

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BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
Inhalt
BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
Editorial    Seite 1

           Inhalt   Seite 2

           Im Fokus: Bio und Klima   Seite 4

           Auf einen Blick: Öko-Kennzahlen 2022                Seite 8

       01 Öko-Fläche und Zahl der Bio-Betriebe                 Seite 10

       02 Produktionsstruktur des Öko-Landbaus                    Seite 14

       03 Verkaufserlöse der ökologischen Landwirtschaft                             Seite 16

       04 Entwicklung der Öko-Erzeugerpreise                 Seite 18

                                                                                                B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
       05 Entwicklung der Bio-Lebensmittelherstellung                        Seite 20

       06 Situation im Naturkosthandel         Seite 22

       07 Umsatzentwicklung von Bio-Lebensmitteln                         Seite 24

       08 Wo Bio boomt: Bio-Fleisch und pflanzliche
          Bio-Alternativen immer beliebter Seite 28

       09 Bio-Handelsumsätze in Europa und den USA                         Seite 30

       10 Wirtschaftlichkeit des Öko-Landbaus Seite                 32

           Die Ökologische Lebensmittelwirtschaft                 Seite 34

           Quellenverzeichnis, Impressum          Seite 38

2- 3
BRANCHEN REPORT 2022 Ökologische Lebensmittelwirtschaft - BIO - BÖLW
I M FOKUS

                                      Bio und Klima
                                      Ein bisschen Digitalisierung auf dem Acker, etwas
                                      weniger Methan aus Rindermägen und etwas mehr
                                      Kunstfleisch: Klima gerettet? Mitnichten.
                                      Wer will, dass wir klimafreundlich landwirtschaften
                                      und essen, muss das System umkrempeln.
                                      Und zwar vom Feld bis auf den Teller.
I M FOKUS — B I O U N D KLI MA

                                      Bio tut das nachhaltig, mit beachtlichem Erfolg und
                                      weiterem Bedarf an klimafreundlicher Politik sowie
                                      Forschung von Praxis und Wissenschaft.

                                                             CO2

                                 CO2

                                                                                            CO2

                                                                C
                                  C
                                                                                            C
ÖKO
SCHÜTZT
KLIMA
                                                         30 %
                                                         BIO
                                                   Max

                                      B IO

                                                                                      B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                                BIO    BIO   BIO

       Z
              wischen 21 und 37Ŋ% – so hoch schätzt der Weltklimarat den Anteil
              der globalen Treibhausgasemissionen ein, den unsere Ernährung
              ausmacht. Die Erkenntnis, dass die Essensproduktion das Klima be-
       einflusst, ist nicht neu. Was den Druck, klimafreundlicher zu wirtschaften,
       aber erhöht, ist zweierlei: 1. Uns rennt die Zeit davon. Wirtschaften wir
       weiter wie bisher, kippt unser Klima und die Basis für unsere Nahrungs-
       mittelproduktion verschlechtert sich. 2. Wir wissen längst, wie wir günstig,
       erprobt und wirksam klimafreundlicher produzieren und essen können.
       Entscheidend ist, dass wir das System als Ganzes ändern. Warum, das
       zeigt der Blick zur Energiewende. Niemand, der ernsthaft das Klima
       schützen will, zielt darauf ab, die Kohleverstromung einfach nur etwas
       ökologischer zu machen. Vielmehr herrscht Einigkeit: Energie muss er-
       neuerbar werden; mit neuen Systemen aus Sonne, Wind oder Wasser.
       Und dass die Erneuerbaren noch weiterentwickelt werden müssen, hält
       Klimaschützende nicht vom Systemumbau ab.
       Was Landwirtschaft und Ernährung angeht, verhält es sich genauso:
       Das bestehende System ein bisschen grüner zu machen, genügt nicht.
       Ein klimafreundliches System muss her. Bio bietet sich hier an. Weil mit

4- 5
Öko Erträge im Einklang mit der Natur und nicht auf Kosten der Natur
                                                   erwirtschaftet werden. Weil Bio wissensbasiert ist. Weil Öko-Flächen
                                                   weltweit besser an Klimaschwankungen und Extremwetterereignisse
                                                   angepasst sind.
                                                   Bio-Böden schützen unser Klima – von Natur aus. Jährlich erbringen
                                                   Bio-Böden eine Klimaschutzleistung von 1.082 kg CO2-Äquivalenten
                                                   pro ha. Die geplante Ausweitung auf 30Ŋ % Öko-Fläche bis 2030
                                                   verringert die Treibhausgase um 3,1 Mio. Tonnen jährlich. Würden
                                                   die Öko-Flächen in der Europäischen Union bis dahin auf die Hälfte
                                                   steigen, könnten die Treibhausgasemissionen sogar um bis zu 8,5Ŋ%
                                 DIE ERNÄHRUNGS-
                                                   zurückgehen. Dafür gibt es fünf Gründe: 1.ŊBio-Höfe brauchen Hu-
                                 WENDE MUSS
                                                   mus und der hat eine Superkraft: Er speichert Kohlenstoff. Ein Bio-
                                 JETZT DER
                                                   Hektar enthält im Schnitt 10Ŋ% mehr davon als ein konventioneller
I M FOKUS — B I O U N D KLI MA

                                 ENERGIEWENDE
                                                   Acker. 2.Ŋ Öko-Landbau verringert Emissionen: Der Ausstoß von
                                 FOLGEN
                                                   Lachgas, dem gefährlichsten aller Klimagase, ist durchschnittlich um
                                                   24Ŋ% geringer, bei langfristiger Betrachtung sogar um bis zu 40Ŋ%.
                                                   3.ŊBio-Höfe sind sparsam: Sie kommen mit 50Ŋ% weniger Energie pro
                                                   Hektar aus und sind Meister darin, eine gute Ernte daraus zu machen.
                                                   4.ŊKlimavorteil Bio-Tierhaltung: Herde und Fläche bilden ein Gleich-
                                                   gewicht, was man flächengebundene Tierhaltung nennt. Ein Großteil
                                                   der Futtermittel kommt aus der Region oder vom eigenen Hof. Auf
                                                   der Weide wächst den Tieren das Futter sogar direkt ins Maul. Bio-
                                                   Futter hat also kurze Wege und deshalb eine bessere Klimabilanz zu
                                                   gegenüber leider sonst üblichen, hohen Futtermittelimporten. 5. Die
                                                   Art und Weise wie wir essen. Wer Bio wählt, isst tendenziell weniger
                                                   Fleisch, wirft weniger weg und schützt so auch das Klima.
                                                   Kurz gesagt: Bio ist der Top-Runner, wenn es um wirksamen, nach-
                                                   haltigen und günstigen Klimaschutz geht, und ist damit ein System,
                                                   mit dem auch in Zukunft Essen produziert werden kann. Von einem
                                                   Klima-Top-Runner profitieren alle, wenn die Regierenden ihn zum
                                                   Standard machen – und gleichzeitig weiter in Innovation investieren,
                                                   damit das aktuell klimafreundlichste System noch besser werden
                                                   kann. Und damit Klimaschutz beim Essen einfacher wird, muss das,
                                                   was klimafreundlich ist, am günstigsten und gut verfügbar sein. Die
                                                   30Ŋ% Bio im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sind ein guter
                                                   Anfang. Die Ernährungswende muss jetzt der Energiewende folgen.
                                                   Dann wird es etwas mit dem Klimaschutz.
BRANCHEN
       REPORT 2022
       Ökologische
       Lebensmittelwirtschaft

                                B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2

6- 7
Öko-Kennzahlen 2022

                                         TRANSFORMATION                               BIO &
                                         MIT DEM EINKAUFSKORB:                        REGIONALITÄT:

                                         Für   15,87           Mrd. €
                                                                                      Rund     3/4
                                                                                      der Bio-Herstellen-
                                         kauften die Deutschen                        den beziehen mehr
                                         2021 Bio-Lebensmittel                        als die Hälfte ihrer
                                         und -Getränke                                Rohstoffe aus einem
                                                                                      Umkreis von 230 km*

                                         Top-Erlösbringer               Kundinnen & Kunden
                                                                                                               10,8
Ö KO - K E N N Z A H L E N 2 0 2 2

                                         für Bio-Betriebe 2021:         KAUFEN TIERWOHL:                                     %
                                         MILCH, GEMÜSE,                                                         Bio-Flächen in
                                         GETREIDE                                                            Deutschland 2021

                                                                        Um rund  20        %
                                                                        legte 2021 die Nachfrage
                                                                        nach Bio-Fleisch zu
                                           2        1       3

                                         Für mehr ARTEN-
                                                     &                            B IO                           GUT FÜR
                                                                                  P LU S
                                         SORTENVIELFALT:                                                         BODEN &
                                                                                                                   KLIMA:

                                         1/4                                    64         %
                                                                           aller Bio-Flächen                      1/3
                                         mehr Fläche für Öle             werden nach strengen            aller Hülsenfrüchte
                                         aus Sonnenblume,                 Bio-Verbandsregeln                    wachsen auf
                                         Lein & Co.                          bewirtschaftet                        Bio-Höfen

                                                                                                                       * BÖLW-Umfrage 2021
2021                              EUROPA                            2021 sorgten
                                        LIEBT BIO:
                                                                 17.350
       entschieden sich

       320
       Höfe für Bio
                                                                Bio-Herstellerinnen
                                                                und -Gastronomen
                                                                   für eine gesunde

                                        52    Mrd. €
                                        Umsatz im
                                                                     Essens-Vielfalt

                      BIO
                                        Jahr 2020

                                                                                          B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
       FÜR KLIMA &                               ZUKUNFTS-
       UMWELT:                                   LANDWIRTSCHAFT:

                                                  Eine Fläche, fast so groß

       30       % Bio-Ziel
       gemeinsam mit Politik, Kunden,
                                                wie die Hauptstadt Berlin,
                                                stellten deutsche Höfe 2021 auf
                                                            Öko um
       Händlerinnen, Herstellern und
       Bäuerinnen erreichen

       AUF                        KONTROLLIERT,                BIO-HITS
       HÖHENFLUG:                GUT & VIELFÄLTIG:             AN DER
                                                               LADENKASSE:

                841
            Spitzenpreis gab
                             €    96.509
                                   Lebensmittel trugen
                                                                   VEGAN

             es 2021 für eine       2021 das bekannte                 Pflanzendrinks,
            Tonne Bio-Dinkel            Bio-Siegel                 Fleischersatz, Eier

8- 9
01
                                                                      ÖKO - FLÄCH E U N D ZAH L DER B IO - B ETRI EB E

                                                                      81.762 ha neue Bio-Flächen
                                                                      für zukunftsfeste Höfe,
                                                                      Bienen und gutes Essen
                                                                      Jeder 7. Hof wirtschaftete 2021 ökologisch,
0 1 — Ö KO - F L ÄC H E U N D Z A H L D E R B I O - B E T R I E B E

                                                                      insgesamt 35.716 Höfe in ganz Deutschland.
                                                                      Allein die Flächen der Bio-Verbände summierten
                                                                      sich auf 1.142.022 ha (+Ŋ5,4Ŋ%) und machten rund
                                                                      zwei Drittel der gesamten Öko-Fläche aus.
M
         it den neuen 81.762 ha im Jahr 2021 be-     auf einen Anbauverband und nutzt dessen Stärke
         trägt die gesamte Öko-Fläche jetzt          in Beratung, Vermarktung und politischer Ver-
         1.784.002 ha – in den letzten fünf Jahren   tretung. Die Bäuerinnen und Bauern machen ihre
stellten die heimischen Öko-Betriebe über eine       Höfe mit Öko-Landbau zukunftsfest. Gleichzeitig
halbe Million Hektar Landwirtschaftsfl äche um.      tragen sie dazu bei, wirksam Umwelt, Klima, Arten-
Öko-Landwirtinnen und -Landwirte, die ihre Be-       vielfalt, Klima und Böden zu schützen.
triebe nach der EU-Öko-Verordnung – und damit        Der wachsende Bio-Markt konnte mit mehr
dem mit Abstand höchsten gesetzlichen Standard       heimischer Öko-Ware aus den Umstellungen der
der Landwirtschaft – umstellten, trugen mit ge-      Vorjahre bedient werden – die Preise blieben des-
schätzten 23.503 ha neuer Öko-Fläche (+ 3,8 %)       halb weitgehend stabil (vgl. KapitelŊ4). In einigen
zu mehr nachhaltig bewirtschafteten Acker-, Obst-    Bereichen reichte die heimische Produktion nicht
und Gemüsebau-, Wein- oder Grünlandflächen bei.      aus, etwa beim Bio-Fleisch, das die Kundinnen

                                                                                                           B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
Deutlich stärker legte die Bio-Fläche, die nach den  und Kunden besonders stark nachfragten (vgl.
Regeln der Öko-Anbauverbände bewirtschaftet          KapitelŊ8). Auch bei Körnerleguminosen und Futter-
wurde, zu - sie stieg um 58.260Ŋha.                  getreide zeichneten sich Knappheiten ab, was im
Im Jahr 2021 stellten 320 Betriebe auf Bio um,       Erzeugerbereich für Herausforderungen sorgte.
insgesamt 13,8Ŋ% aller Höfe in Deutschland sind      Dass viele neue Bäuerinnen und Bauern die
Bio-Betriebe. Knapp die Hälfte aller Bio-Höfe setzt  Bio-Chance ergriffen, ist gut. Für die Erreichung
                                                                           der Bio-Ziele Europas (25Ŋ%)
                                                Mehr Bio für               bzw. Deutschlands (30Ŋ%) bis
                                                Artenvielfalt              2030 entscheiden sich aber
                                                & Klimaschutz:             noch zu wenige Höfe für Öko.
                                                30Ŋ% Bio bis 2030 Damit 30Ŋ % der Landwirt-
                                                heißt 12Ŋ% Fläche schaft ökologisch wird, muss
                                                pro Jahr zulegen! jedes Jahr 12Ŋ % mehr Fläche
                                                                           auf Öko umgestellt werden.
                                                     Neben der Marktentwicklung ist es entscheidend,
                                                     dass die nationale Ausgestaltung der neuen
                                                     gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) auf das
                                                     30Ŋ % Bio-Ziel ausgerichtet wird. Ebenso muss
                                                     beim geplanten Umbau der Tierhaltung Bio als Teil
                                                     der Transformation verstanden werden, was sich
                                                     sowohl bei der geplanten Haltungskennzeichnung
                                                     als auch bei der Finanzierun des Tierhaltungs-
                                                     umbaus abbilden muss.
                                                     Damit alle Höfe ihre Bio-Chance nutzen können,
                                                     müssen die Regierenden die politischen Weichen

10- 11
entschieden auf Bio stellen – dem Leitbild für die             TRANSFORMATION
                                                                      Land- und Ernährungswirtschaft. Die letzte Bundes-
                                                                      regierung bremste mit ihrem Agieren bei der GAP
                                                                      die Umstellung aus. Denn die Landwirtinnen und
                                                                                                       Landwirte konnten
                                                                                                       sich nicht sicher
                                                                                                                                        10,8 %   Bio-Flächen in
                                                                                 Für Biene,
                                                                               Schaf & Klima:          sein, ob ihre Öko-                     Deutschland 2021

                                                                        1.784.002 ha                   Leistungen auch
                                                                                                       künftig mit der GAP
                                                                            ÖKO - FLÄCHEN              honoriert werden,
                                                                            in Deutschland 2021
                                                                                                       die mit Milliarden
                                                                                                       Eu r o b e s t i m m t ,
                                                                      welche Landwirtschaft sich lohnt. Deutschland
                                                                      muss seine eigenen Spielräume jetzt konsequent
0 1 — Ö KO - F L ÄC H E U N D Z A H L D E R B I O - B E T R I E B E

                                                                      nutzen. Und sich gleichzeitig in Brüssel bei der Ge-
                                                                      staltung der kommenden GAP dafür einsetzen, dass
                                                                      die Agrarpolitik nach der Maxime „öffentliches Geld
                                                                      nur für öffentliche Leistungen“ ausgerichtet wird.
                                                                                                                                     B IO
                                                                                                                                     P LU S
                                                                                                                                               über 64 %
                                                                                                                                               der Öko-Flächen =
                                                                      Entscheidend für 30Ŋ % Bio ist auch, dass die                            strenges
                                                                                                                                               Verbands-Bio
                                                                      gesamte Bundesregierung diesen Systemwechsel
                                                                      anpackt. Es gilt, neben dem Umbau der Landwirt-
                                                                      schaft und Tierhaltung auch die Bio-Verarbeitung

                                                                                                                                              7. Hof
                                                                      und (damit) den Absatz heimischer Bio-Produkte
                                                                      anzukurbeln, geeignete Infrastruktur und finanzielle
                                                                      Ressourcen in allen notwendigen Bereichen
                                                                                                                                  jeder
                                                                                                                                                 in Deutschland
                                                                      bereitzustellen sowie dafür zu sorgen, dass Bio
                                                                      und Ernährung auf dem Lehrplan stehen – von
                                                                                                                                                 setzt auf
                                                                                                                                                          BIO
                                                                      der Kita über die allgemein- und berufsbildenden
                                                                      Schulen bis in den Universitäten.
                                                                                                                                                  BIO

                                                                                                                                    Eine Fläche, fast so groß
                                                                                                                                  wie die Hauptstadt Berlin,
                                                                                                                                  stellten deutsche Höfe 2021 auf
                                                                                                                                              Öko um
ÖKOLOGISCHE LANDWIRTSCHAFT NACH VERBÄNDEN 2020 UND 2021

                       ZAHL DER           ZAHL DER
                       BETRIEBE           BETRIEBE        VERÄNDERUNG          VERÄNDERUNG   FLÄCHE               FLÄCHE            VERÄNDERUNG            VERÄNDERUNG
                       (1.1.2021)         (1.1.2022)      BETRIEBE             BETRIEBE      (1.1.2021)           (1.1.2022)        FLÄCHE                 FLÄCHE
                                                          ABSOLUT              (IN %)        (IN HA)              (IN HA)           ABSOLUT                (IN %)

   BIOKREIS             1.303             1.324           21                   1,6           73.559               82.236            8.677                  11,8

   BIOLAND*             8.504             7.784           -720                 -8,5          475.068              488.912           13.844                 2,9

   BIOPARK              522               514             -8                   -1,5          114.256              111.416           -2.840                 -2,5

   DEMETER              1.740             1.778           38                   2,2           98.749               106.486           7.737                  7,8

   ECOLAND              66                67              1                    1,5           3.398                3.885             487                    14,3

   ECOVIN               245               241             -4                   -1,6          2.705                2.722             17                     0,6

   GÄA                  416               432             16                   3,8           39.869               43.796            3.927                  9,8

   NATURLAND**          4.154             4.477           323                  7,8           260.579              286.405           25.826                 9,9

   VERBUND ÖKOHÖFE      133               127             -6                   -4,5          15.579               16.164            585                    3,8

   GESAMT               17.083            16.744          -339                 -2,0          1.083.762            1.142.022         58.260                 5,4

   * Zählung wurde angepasst, seit 2021 ohne Südtirol, ** ohne Wald                                                            © BÖLW, 2022 | Quelle: BÖLW (2021-2022)

                                                                                                                                                                          B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
   ÖKOLOGISCHISCHE LANDWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND
ENTWICKLUNG
   2011-2021 DER ÖKOLOGISCHEN LANDWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND 2011-2021

                  Fläche (in 1.000 ha)                                                          VERBANDS-BIO                     EU-BIO                     GESAMT
          2.000
                                                                                                                                         +4,8 %

          1.500

          1.000                                                                                                     1.702                                         1.784

                                                                                1.251
            500                           1.016                                                                                                    1.142
                                                                                                          1.084
                                   694                                 796                                                                642
                                                                                               618
                       321                                456
              0
                                 2011                             2016                                 2020                                       2021

                  Betriebe (Anzahl)
         40.000
                                                                                                                                         +0,9 %

         30.000

         20.000
                                                                                                                    35.396                                       35.716
                                                                                27.132
         10.000                           22.506
                                                                                             17.083      18.313                                    18.972
                                                                      13.972                                                             16.744
                                 11.855                  13.160
                      10.651
              0
                                2011                              2016                                 2020                                       2021

                                                         © BÖLW, BÖLW 2022 | BÖLW (2022, EU-Bio geschätzt),© BLE
                                                                                                             BÖLW,(2015-2021) und Statistisches
                                                                                                                    2022 | Quelle:               Bundesamt
                                                                                                                                   BÖLW (2022, EU-Bio      (2021)
                                                                                                                                                      geschätzt),
                                                                                                              BLE (2015-2021) und Statistisches Bundesamt (2021)

12- 13
02
                                                                                                                              gab allerdings eine deutliche Verschiebung bei
                                                                          PRODU K TIONSSTRU K TU R DES ÖKO - LAN DBAUS        den Kulturen: Aufgrund der starken Nachfrage
                                                                                                                              wurden mehr Dinkel und Hafer angebaut, andere
                                                                          Mehr Bio-                                           Getreidearten dafür weniger.
                                                                                                                              Auf knapp einem Drittel der
                                                                          Ackerland,                                          gesamten Legumi nosen-
                                                                                                                                                                  FÜR VIELFALT
                                                                                                                                                                 AUF DEM ACKER

                                                                                                                                                                 25Ŋ%
                                                                                                                              Anbaufläche in Deutschland
                                                                          -Gemüse,                                            wuchsen 2020 Hülsenfrüchte
                                                                                                                              in Bio-Qualität. Nachdem
                                                                          -Ölsaaten                                           2018 und 2019 weniger neue
                                                                                                                                                                  mehr Bio-Ölsaaten
                                                                                                                                                                  wie Sonnenblumen,
                                                                                                                              Flächen dazukamen, bauten
                                                                          und -Wein
                                                                                                                                                                    Soja oder Lein
                                                                                                                              Bio-Betriebe 2020 7.000Ŋha
                                                                                                                              mehr als im Vorjahr (+ 13,5Ŋ%) an.
                                                                          2020 knackte die Bio-Fläche mit 1,7 Mio. Hektar     Der Öko-Ölsaatenanbau nahm im Jahr 2020 eben-
0 2 - P R O D U K T I O N S S T R U K T U R D E S Ö KO - L A N D B AU S

                                                                          die Marke von 10Ŋ% Bio-Anteil und legte             falls wieder Fahrt auf. Insbesondere die Flächen
                                                                          um 5,5Ŋ% zu. Betriebe aller landwirtschaftlichen    für Bio-Sojabohnen und -Sonnenblumen wurden
                                                                          Produktionsrichtungen ergriffen die                 ausgedehnt. 2020 wurden auf 23.500Ŋha Bio-Öl-
                                                                          Öko-Chance mit Schwerpunkten im Ackerbau,           saaten angebaut. Das machte zwar durch viel kon-
                                                                          beim Gemüse, den Ölsaaten und im Weinbau.           ventionellen Rapsanbau nur 2,3Ŋ% der deutschen
                                                                                                                              Ölsaatenfl ächen aus. Aber: Bio-Sonnenblumen,

                                                                          D
                                                                                 ie Bio-Ackerflächen vergrößerten sich        -Sojabohnen und -Öllein wuchsen auf fast einem
                                                                                 2020 um 60.000 ha auf 760.000Ŋha. Die        Drittel der jeweiligen Gesamtanbaufläche.
                                                                                 deutschen Bio-Bäuerinnen und -Bauern         Die deutsche Bio-Gemüsefläche im Freiland
                                                                          konnten deshalb mehr Getreide, Ackerfutter und      stieg 2020 auf insgesamt 16.378Ŋ ha (+Ŋ 10,8Ŋ % ).
                                                                          Hülsenfrüchte anbieten – obwohl die Witterung       12,9Ŋ% der Freilandgemüsefläche in Deutschland
                                                                          nicht immer mitspielte. Die Kernobst-                             wurde 2020 damit ökologisch bewirt-
                                                                          flächen dehnten die Bio-Betriebe                                  schaftet.
                                                                                                                         FÜR MEHR
                                                                          2020 um 5,6Ŋ% aus und stellten damit                              Trotz hoher Nachfrage der Kunden
                                                                                                                      KLIMASCHUTZ
                                                                          ein Fünftel aller bundesdeutschen                                 weiteten die Bio-Bäuerinnen 2020 die
                                                                          Flächen in diesem Bereich. Auch
                                                                          das Öko-Rebland legte um 12,3Ŋ% zu,
                                                                                                                    880.000                 Tierhaltung weniger stark aus. So
                                                                                                                                            standen 2020 nahezu gleich viele
                                                                          was einem Plus von 1.300Ŋha entspricht.    Hektar                 Bio-Milchkühe, -Mastschweine und
                                                                          Auf einem hohen Niveau wuchsen                   BIO-             -Hähnchen auf den Höfen wie im Jahr
                                                                          wuchsen die Bio-Ölsaatenflächen               GRÜNLAND            zuvor. Da die Nachfrage deshalb das
                                                                          (+ 25Ŋ%).                                                         Angebot überstieg, musste wieder
                                                                          Die Bio-Getreidefläche machte 2020                                mehr Bio-Schweine- und -Geflügel-
                                                                          einen weiteren Sprung um 8Ŋ%, was ein Plus von      fleisch importiert werden. Die kontinuierlich
                                                                          28.000Ŋ ha bedeutete. Die Ernte knackte das         steigende Bio-Nachfrage bietet weiterhin
                                                                          zweite Mal in der deutschen Bio-Geschichte die      Perspektiven für viele konventionelle Betriebe, die
                                                                          Eine-Million-Tonnen-Marke. 2021 ernteten die        nach neuen, nachhaltigen Wegen für ihre Höfe
                                                                          Bio-Ackerbetriebe noch mehr Öko-Getreide. Es        suchen.
ENTWICKLUNG DER
BIO-ANTEILE IN DER                                     GESAMT
LANDWIRTSCHAFTLICHEN
                                              HÜLSENFRÜCHTE
PRODUKTION
2015–2020                                                OBST

Anteile an                                           GRÜNLAND
Gesamtanbaufläche
(pflanzl. Produkte)             GEMÜSE (INKL. ERDBEEREN)

oder Gesamtmenge                                         EIER
(tier. Produkte)
                                                      REBLAND

                                SCHAF- UND ZIEGENFLEISCH

                                  FUTTERBAU / ACKERFUTTER

                                                    ACKERLAND

                                                     GETREIDE

                                                RINDFLEISCH

                                                   KARTOFFELN

                                                                                                                                           B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                                                        MILCH
                                                                                                                                2020
                            ÖLSAATEN ZUR KÖRNERGEWINNUNG
                                                                                                                                2019
                                           GEFLÜGELFLEISCH
                                                                                                                                2015
                                           SCHWEINEFLEISCH

                                                                0%   5%          10 %    15 %      20 %       25 %       30 %       35 %

                                                                     © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI-Erhebung bei den Öko-Kontrollstellen,
                                                                               Statistisches Bundesamt, BLE, Marktinfo Eier & Geflügel

      PRODUKTIONSSTRUKTUR
                            KULTUREN / TIERARTEN                          2010          2015      2019         2020         WACHSTUM
      DES DEUTSCHEN                                                                                                         2020
      ÖKO-LANDBAUS          ÖLSAATEN ZUR KÖRNERGEWINNUNG (IN HA)           6.800        8.300     18.800       23.500       25,0 %
                            HÜLSENFRÜCHTE (IN HA)                          27.000       37.000    52.000       59.000       13,5 %
                            KARTOFFELN (IN HA)                             8.200        8.600     10.100       11.350       12,4 %
                            REBLAND (IN HA)                                5.400        7.600     10.600       11.900       12,3 %
                            GEMÜSE (INKLUSIVE ERDBEEREN) (IN HA)           10.590       10.749    14.777       16.378       10,8 %
                            ACKERLAND (IN HA)                              435.000      445.000   700.000      760.000      8,6 %
                            GETREIDE (IN HA)                               207.000      230.000   348.000      376.000      8,0 %
                            FUTTERBAU / ACKERFUTTER (IN HA)                151.000      148.000   224.000      239.000      6,7 %
                            EIERPRODUKTION (IN MIO. STK.)                  621          1.201     1.636        1.736        6,1 %
                            GRÜNLAND (IN HA)                               520.000      600.000   830.000      880.000      6,0 %
                            OBST (IN HA)                                   5.700        9.670     11.451       12.092       5,6 %
                            MILCHPRODUKTION (IN T)                         595.300      732.100   1.184.742    1.234.238    4,2 %
                            RINDFLEISCH (IN T SCHLACHTGEWICHT)             42.300       45.600    62.300       64.400       3,4 %
                            SCHAF- UND ZIEGENFLEISCH (IN T SG)             3.450        3.630     3.980        4.100        3,0 %
                            GEFLÜGELFLEISCH (IN T SG)                      11.630       17.680    26.100       26.480       1,5 %
                            SCHWEINEFLEISCH (IN T SG)                      22.900       19.800    30.900       31.100       0,6 %

                                                                     © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI-Erhebung bei den Öko-Kontrollstellen,
                                                                               Statistisches Bundesamt, BLE, Marktinfo Eier & Geflügel

14- 15
03
                                                                                          VERK AU FSERLÖSE DER                                     Spargel veranderthalbfachten sich die Erlöse. Die
                                                                                          ÖKOLOG ISCH EN LAN DWI RTSCHAF T                         große 2020er-Apfelernte – verbunden mit einer
                                                                                                                                                   hohen Nachfrage und damit stabilen Preisen – ließ
                                                                                          Erlöse der                                               die Erlöse der Bio-Obsthöfe steigen. Mehr Reben,
                                                                                                                                                   die auf Öko umgestellt wurden, sorgten ebenfalls
                                                                                          deutschen                                                für ein Erlös-Plus beim Wein.
                                                                                                                                                   Auch die Bio-Ackerbäuerinnen und -bauern er-
                                                                                          Öko-Höfe um                                              lösten 2020 mehr – durch ausgeweitete Bio-
                                                                                                                                                   Ackerflächen. Obwohl die Futtergetreidepreise im
                                                                                          12Ŋ% gestiegen                                           Vergleich zu 2019 nachgaben, sorgten der Preis-
                                                                                                                                                   und Mengenanstieg bei Hafer, Dinkel und auch
0 3 — V E R K AU F S E R LÖ S E D E R Ö KO LO G I S C H E N L A N D W I R T S C H A F T

                                                                                          Die Bio-Landwirtinnen und -Landwirte fuhren              Brotweizen insgesamt für ein deutliches Plus bei
                                                                                          2020 rund 2,86 Mrd.Ŋ€ an Verkaufserlösen ein.            Bio-Getreide.
                                                                                          Das Plus von 12Ŋ% fiel damit höher aus als im            Alle tierischen Bio-Produkte erlösten 2020 mehr
                                                                                          Vorjahr, als die Höfe einen Zuwachs von 4Ŋ%              als im Vorjahr, vor allem durch höhere Preise bei
                                                                                          verzeichneten. Milch lag mit 605 Mio.Ŋ€ unter            Schweinen und Rindern sowie größere Mengen
                                                                                          allen Bio-Produktgruppen beim Erlös vorn.                bei Geflügelfleisch.
                                                                                          Öko-Gemüse und -Getreide folgten mit                     Bio-Milch brachte die mit Abstand höchsten Er-
                                                                                          rund 370 Mio.Ŋ€ fast gleichauf.                          löse am gesamten Bio-Markt. Zwar wurde 2020
                                                                                                                                                   nur etwa 4Ŋ % mehr Öko-Milch angeliefert. Die

                                                                                          I
                                                                                            nsgesamt stand Bio 2020 für 6,4Ŋ % der Ver-            Preise aber erlebten einen leichten Aufwärtstrend,
                                                                                            kaufserlöse der gesamten Landwirtschaft. Be-           was sich zu einem Erlös-Plus von 7Ŋ% summierte.
                                                                                            sonders pflanzliche Öko-Produkte punkteten im          Die Nachfrage nach Bio-Fleisch brachte 2020 die
                                                                                          Coronajahr. Stark nachgefragt waren Bio-Gemüse,          höchsten Wachstumsraten, was die Erlöse anging.
                                                                                          -Obst, aber auch -Wein, bei denen auch mit einer         Das spiegelte sich 2020 zwar noch verhalten aber
                                                                                          teils schwierigen Angebotslage mehr erlöst werden        2021 recht deutlich, in den Erzeugerpreisen wider.
                                                                                          konnte. Bei Getreide brachten größere Ernte-             Am Öko-Markt kompensierten die Haushalts-
                                                                                          mengen und höhere Preise bei einigen Speise-             käufe die coronabedingten Einbrüche in der
                                                                                          kulturen bessere Erlöse – etwas niedrigere Preise        Außer-Haus-Verpfl egung, unter anderem beim
                                                                                          erzielte Futtergetreide.                                 Bio-Obst und -Gemüse, deutlich besser als
                                                                                          Eine Bio-Gemüseernte in Rekordhöhe bei                   im konventionellen Segment. Beim konventionellen
                                                                                          gleichzeitig hoher Nachfrage ließ bei vielen                    Getreide stiegen die Erlöse bei etwas
                                                                                          Produkten die Preise steigen. Die Erlöse                              höheren Preisen um 1Ŋ %. Insgesamt
                                                                                          für Bio-Gemüse stiegen deshalb                                            steht dem Bio-Erlös-Plus von 12Ŋ%
                                                                                          mit und legten über 20Ŋ % zu.                                                ein konventionelles Erlös-Minus
                                                                                          Besonders beliebt bei den                                                      von 2Ŋ% gegenüber. Letzteres
                                                                                          Kundinnen und Kunden                                                             kam unter anderem auf-
                                                                                          wa ren viele Koh la r ten .                      1                                grund des problematischen
                                                                                          Auch bei den Bio-Schwer-                 2                         3              Schweine- und Milch-
                                                                                          gewichten Möh ren und                                                              markts zustande.
                                                                                                                             372          605            369
                                                                                                                             Mio. €       Mio. €         Mio. €
VERKAUFSERLÖSE
  DER DEUTSCHEN
  LANDWIRTSCHAFT 2020   BIO-LANDWIRTSCHAFT GESAMT 2.860 MIO.€

  (in Mio. €)                     MILCH                                                                                                                 605
                                 GEMÜSE                                                                         372
                               GETREIDE                                                                         369
                                   EIER                                                                   339
                                   WEIN                                                   250
                            RINDFLEISCH                                                 235
                                   OBST                                        186
                        SCHWEINEFLEISCH                               115
                             KARTOFFELN                   68
                        GEFLÜGELFLEISCH                   66
                            BAUMSCHULEN              45
                               ÖLSAATEN            34
                            ZUCKERRÜBEN           32
                          HÜLSENFRÜCHTE           29
                           SCHAFFLEISCH          25
                           ZIERPFLANZEN        13

                        KONVENTIONELLE LANDWIRTSCHAFT 44.564 MIO.€
                                          0                    2000              4000              6000                  8000              10000              12000

                                  MILCH                                                                                                              10.712
                        SCHWEINEFLEISCH                                                                                         8.077
                               GETREIDE                                                    4.903
                            RINDFLEISCH

                                                                                                                                                                      B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                                                                          3.405
                                 GEMÜSE                               2.901
                        GEFLÜGELFLEISCH                            2.483
                             KARTOFFELN                        2.016
                                   WEIN                       1.743
                            BAUMSCHULEN                   1.315
                           ZIERPFLANZEN                   1.288
                                   EIER                  1.139
  BIO                          ÖLSAATEN                 1.020
                            ZUCKERRÜBEN              750
                                   OBST              702
                           SCHAFFLEISCH        176
                          HÜLSENFRÜCHTE       39

                                                                                                                      © BÖLW, 2022 | Quellen: AMI, BMEL

                        BIO-LANDWIRTSCHAFT                                                LANDWIRTSCHAFT GESAMT

                                                                                                   17,6 %                                 11 %
                              15,6 %
                                                           12,9 %                                  Sonstiges                              Getreide
                              Sonstiges
                                                           Getreide

                                                                            22,9 %     2,6 %                                                       13,1 %
ERLÖS-ANTEILE                                                               Obst,      Eier                                                        Obst, Gemüse,
NACH PRODUKT-                                                               Gemüse,                                                                Kartoffeln
GRUPPEN 2020            11,8 %
                                                                            Kartoffeln
                        Eier
(in %)
                                                                                            31,8 %
                           15,7 %
                                                                                            Fleisch
                           Fleisch                                                                                                      24 %
                                                     21,1 %                                                                             Milch
                                                     Milch

                                                                                                                  © BÖLW, 2022 | Quellen: AMI, BMEL

  16 - 17
04
                                                                      ENTWICKLUNG DER ÖKO-ERZEUGERPREISE

                                                                      Preise stiegen in
                                                                      zweiter Jahres-
                                                                      hälfte 2021 deutlich
                                                                      Die hohe Nachfrage der Kundinnen und Kunden          kunftsinvestitionen seitens der Molkereien auf der
                                                                      nach Bio-Produkten sowie stark gestiegene            anderen Seite. Die höheren Erzeugerpreise sind
                                                                      Kosten in Produktion und Verarbeitung sorgten        nötig, da auch die Kosten für Futtermittel, Energie
                                                                      in der zweiten Jahreshälfte 2021 für höhere Er-      und Dienstleistungen stiegen.
                                                                      zeugerpreise. Auch teils kleinere Ernten und         Die hohe Nachfrage, aber vor allem die gestiegenen
0 4 — E N T W I C K LU N G D E R Ö KO - E R Z E U G E R P R E I S E

                                                                      schwierige Logistik, insbesondere bei Getreide       Kosten und der Wille der Handelsketten, langfristig
                                                                      und Eiweißfrüchten, verknappten die Rohstoffe        mehr Bio-Fleisch anzubieten, ließ die Preise für
                                                                      und sorgten dafür, dass die Preise stiegen.          Bio-Schweine und -Rinder im zweiten Halbjahr
                                                                                                                           2021 deutlich steigen. Immer mehr Lebensmittel-
                                                                                                                           hersteller boten höhere Preise und langfristige
                                                                                                                           Kontrakte, während die Preiserhöhungen aber

                                                                      A
                                                                              ls im Herbst 2021 immer klarer wurde, dass   kaum im Einzelhandel ankamen. Daraus ergab sich
                                                                              die Bio-Getreideernte deutlich unter der     eine geringere Marge für die Verarbeitenden. Für
                                                                              Nachfrage liegen wird, stiegen die Preise    umstellungswillige Landwirtinnen und Landwirte
                                                                      sprungartig. Besonders knapp waren alle Bio-         blieben die Marktsignale positiv.
                                                                      Futtergetreidearten sowie Bio-Roggen und -Brau-      Deutlich höhere Preise als 2020 erhielten
                                                                      gerste. Herstellende Bio-Betriebe versuchten des-    Bäuerinnen und Bauern für ihre Bio-Kartoffeln.
                                                                      halb, sich möglichst viel Ware zu sichern, was die   Nach der knappen Ernte konnten im Herbst auch
                                                                      Preise zusätzlich in die Höhe trieb. Bei Bio-Hafer   Preiserhöhungen durchgesetzt werden, so dass
                                                                      und -Dinkel, welche in den vergangenen Jahren        es für Bio-Kartoffeln nun 61 €/dt gab. Allerdings
                                                                      besonders stark nachgefragt waren, beruhigte sich    dürfte die kleine Bio-Kartoffelernte im Jahr 2021
                                                                      2021 der Markt durch die größere Erntemenge. Ge-     kaum für die Versorgung der gesamten Saison
                                                                      trieben wurde der Getreidemarkt aber weiter von      ausreichen.
                                                                      der knappen Versorgung mit Bio-Futter. Die Futter-   Bei Bio-Möhren gaben die Erzeugerpreise bei
                                                                      leguminosen knackten nach jahrelang stabilen         guten Erntemengen gegenüber dem Vorjahr leicht
                                                                      Preisen erstmals die 500Ŋ€/t-Marke.                  nach, bei Öko-Zwiebeln setzten sich 2021 stabile
                                                                      Bei Bio-Milch kletterten die Erzeugerpreise          Preise um die 75 €/dt durch. Höhere Preise gab es
                                                                      im Oktober 2021 erstmals über 50 ct/kg, im           für Bio-Obsthöfe, die Äpfel anbauten. Durch eine
                                                                      November lagen sie bereits bei 51,3 ct/kg. Gründe    kleinere Erntemenge 2021 lagen die Preise wieder
                                                                      für die höheren Preise liegen in der stabil hohen    über dem Vorjahr. Bei weiterhin sehr großer Nach-
                                                                      Nachfrage nach Bio-Milchprodukten auf der            frage dürften die Preise auch in der zweiten
                                                                      einen Seite und an Saisonzuschlägen und Zu-          Saisonhälfte auf hohem Niveau bleiben.
ERZEUGERPREISE FÜR                 €/t                                                      DINKEL (IM SPELZ)                                                                         ROGGEN
                                                                                                                                                 WEIZEN
BIO-BROTGETREIDE
                            900
lose Ware,                  800
frei Verarbeiter / Mühle    700
(in €/t)                    600
                            500
                            400
                            300
                            200
                                                  2017                       2018                          2019                                2020                         2021
                                                                                                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI

ERZEUGERPREISE FÜR MILCH
                                   ct/kg                                                           BIO-MILCH                                              KONVENTIONELLE MILCH
Bio- und konventionelle
                            50
Kuhmilch mit 4 % Fett und
3,4 % Eiweiß ab Hof
(in ct/kg)                  40

                            30

                                                                                                                                                                                                     B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                            20
                                          2014               2015               2016               2017             2018                 2019                     2020              2021
                                                                                                                                                 © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI, BLE

ERZEUGERPREISE FÜR                 €/dt                                                            BIO-KARTOFFELN                               KONVENTIONELLE KARTOFFELN
SPEISEKARTOFFELN            80
                            70
Bio und konventionell,
                            60
lose Ware (in €/dt)
                            50
                            40
                            30
                            20
                            10
                            0
                                   2015 / 2016              2016 / 2017             2017 / 2018            2018 / 2019               2019 / 2020              2020 / 2021              2021
                                                                                                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI

ERZEUGERPREISE FÜR                 €/kg                                             2018/19                        2019/20                       2020/21                            2021/22
BIO-ÄPFEL                   2,5

Tafelware (in €/kg)
                            2,0

                            1,5

                            1,0
                                                                                    KW 51
                                  KW 33

                                          KW 36

                                                    KW 39

                                                            KW 42

                                                                    KW 45

                                                                            KW 48

                                                                                                                     KW 11

                                                                                                                             KW 14

                                                                                                                                       KW 17

                                                                                                                                                 KW 20

                                                                                                                                                          KW 23

                                                                                                                                                                    KW 26

                                                                                                                                                                            KW 29

                                                                                                                                                                                     KW 32

                                                                                                                                                                                             KW 34
                                                                                            KW 2

                                                                                                    KW 5

                                                                                                            KW 8

                                                                                                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI

18 - 19
05
                                                                                        ENT WICKLU NG DER B IO -                               Mühlen, zählte Deutschland 2020 nur noch 185.
                                                                                        LEB ENSM IT TELH ERSTELLU NG                           Von den 185 Mühlen stellten 20Ŋ% Bio-Mehl her.
                                                                                                                                               Bio entwickelte sich gegen den Trend: Sowohl die
                                                                                        7 % mehr Bio-                                          Anzahl der Bio-Mühlen als auch die -Mehlmenge
                                                                                                                                               stiegen in allen Regionen – absolut und prozentual.
                                                                                        Lebensmittel-                                          Gleichzeitig sind Bio-Mühlen eher kleiner, was für
                                                                                                                                               eine deutlich dezentralere Struktur sorgt. Genau
                                                                                        hersteller stärken                                     das braucht eine zukunftsfähige Lebensmittelher-
                                                                                                                                               stellung auch. Dezentrale, flexible Unternehmen,
                                                                                        regionale Wert-                                        die mit den Besonderheiten der Öko-Rohwaren
                                                                                                                                               umgehen können: einer größeren Sortenvielfalt,
                                                                                        schöpfungsketten
0 5 — E N T W I C K LU N G D E R B I O - L E B E N S M I T T E L H E R S T E L LU N G

                                                                                                                                               heterogeneren Qualitäten und kleineren Chargen.
                                                                                                                                               Auch das Vertrauen unter Partnerinnen und
                                                                                        2020 stellten 17.350 Unternehmen in Deutsch-           Partnern gedeiht besser in kleineren und mittel-
                                                                                        land Bio-Lebensmittel her, 7Ŋ% mehr als 2019.          ständischen Strukturen.
                                                                                        Seit 2015 stiegen 24Ŋ% mehr Betriebe in die            Eine Umfrage des BÖLW1 zeigt: Für 75Ŋ% der teil-
                                                                                        Bio-Herstellung ein. Gleichzeitig schrumpfte           nehmenden Bio-Hersteller sind regionale Rohstoffe
                                                                                        in der Bundesrepublik die Anzahl der Mühlen,           von hoher oder sehr hoher Bedeutung. Die Öko-
                                                                                        Molkereien oder Fleischverarbeiter weiter.             Betriebe gaben an, durchschnittlich etwa 60Ŋ %
                                                                                        Eine BÖLW-Umfrage zeigt: Bio-Hersteller setzen         ihrer Rohwaren aus einem Umkreis von 228Ŋ km
                                                                                        verstärkt auf heimische Rohstoffe und                  zu beziehen. Noch regionaler: Bio-Milch- und
                                                                                        pflegen regionale Wertschöpfungsketten.                -Fleischverarbeiter sowie -Getränkeherstel-
                                                                                                                                               lerinnen. Bei über 70Ŋ % von ihnen legen Roh-

                                                                                        I
                                                                                           n den Bundesländern entwickelten sich die           stoffe weniger als 200 km zurück. Darüber hinaus
                                                                                           herstellenden Bio-Betriebe unterschiedlich:         pflegen über zwei Drittel der Befragten feste
                                                                                           2020 verzeichnete Bremen die stärkste Ent-          Formate der Zusammenarbeit mit ihren Wert-
                                                                                        wicklung, wo 13 % neue zertifizierte Bio-Verarbeiter   schöpfungspartnerinnen und -partnern, wie runde
                                                                                        registriert wurden. Niedersachsen und das Saar-        Tische, Erzeuger- oder Marktgemeinschaften oder
                                                                                        land folgten mit einem Plus von jeweils 9Ŋ%. Die       engagieren sich in gemeinsamen Projekten.
                                                                                        Spitzenpositionen nach absoluten Zahlen belegten       Für das neue Öko-Flächenziel von 30Ŋ % Bio bis
                                                                                        2020 Bayern mit 4.363 Unternehmen, Baden-              2030 müssen bio-spezifische Strukturen in der
                                                                                        Württemberg (3.121) und Nordrhein-Westfalen            Verarbeitung stärker unterstützt werden. Zunächst
                                                                                        (2.071). Auch mit Blick auf die Versorgungsdichte      braucht es eine bessere Bio-Datenlage. Zentral ist,
                                                                                        je 100.000 Menschen lag Bayern mit 33 Betrieben        die Wirtschaftsförderung zu renovieren, so dass
                                                                                        vorn. Den letzten Platz teilten sich drei Länder:      sie anwendbar und praxistauglich für kleine und
                                                                                        Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-              mittelständische Unternehmen wird und Nach-
                                                                                        Anhalt mit je 12 herstellenden Bio-Unternehmen         haltigkeit fördert. Ebenso relevant: Beratung für alle,
                                                                                        pro 100.000 Menschen.                                  die auf Bio setzen wollen, und eine mittelstands-
                                                                                        Insgesamt schrumpfte die Lebensmittelher-              gerechte Umsetzung von Vorschriften, die aktuell
                                                                                        stellung weiter. Gab es 1950 etwa noch 19.000          oft an Industriestrukturen ausgerichtet sind.

                                                                                                                                               1   BÖLW: Online-Befragung 2021.
                                                                                                                                                   An der BÖLW-Online-Befragung nahmen rd. 90 herstellende
                                                                                                                                                   Unternehmen anonym teil.
ENTWICKLUNG DER
HERSTELLENDEN BIO-BETRIEBE                                                       ANZAHL DER HERSTELLENDEN BIO-BETRIEBE

2015–2020                    20.000
(Anzahl der Betriebe)
                                                           + 3.332 Bio-Unternehmen (24 %)

                             15.000

                             10.000
                                                                                                                 17.350
                                                                                                 16.281
                                                                                  15.441
                                                               14.965
                                                  14.501
                                      14.018
                              5.000

                                  0
                                       2015       2016         2017                2018          2019            2020

                                                                        BÖLW, 2022 | Quelle: BLE: Öko-Strukturdaten 2016-2021

                                                                                                                                B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
1)
HERSTELLENDE BIO-BETRIEBE    1)                                             2)
NACH BUNDESLÄNDERN
2020 (Anzahl der Betriebe
pro 100.000 Einwohner)

2)
ENTWICKLUNG DER BIO-
LEBENSMITTELHERSTELLUNG
IN DEN BUNDESLÄNDERN
Zuwachs 2015–2020 (in %)

                                      31 BIS 35                                             31 % BIS 40 %
                                      26 BIS 30                                             21 % BIS 30 %
                                      21 BIS 25                                             11 % BIS 20 %
                                      16 BIS 20                                              1 % BIS 10 %
                                      11 BIS 15

                                                                        BÖLW, 2022 | Quelle: BLE: Öko-Strukturdaten 2016-2021

20 - 21
06
                                                        SITUATION I M NATU RKOSTHAN DEL
                                                                                                              Gegenüber dem Vor-Coronajahr 2019 ist das
                                                        Umsatz im Bio-                                        weiterhin ein Plus von rund 12Ŋ%. Insgesamt gaben
                                                                                                              die Bio-Kundinnen und Kunden damit jeden vierten
                                                        Fachhandel 2021                                       Euro in den Bio-Läden und Bio-Supermärkten aus.
                                                                                                              Die Entwicklung 2021 setzt den Trend aus dem
                                                        stabil auf                                            Vorjahr fort: Kochten die Menschen vermehrt
                                                                                                              zu Hause, entschieden sie sich verstärkt für Öko.
                                                        hohem Niveau                                          Das führte sie vermehrt in den Bio-Fachhandel.
                                                                                                              Dort bekommen sie qualitativ hochwertige Bio-
                                                        2,34ŊMrd.Ŋ€ setzte der Naturkostgroßhandel            Lebensmittel, mit denen sie sich und der Umwelt
                                                        2021 um und hielt so das starke Umsatzniveau          etwas Gutes tun wollen. Auch der hohe Umsatz-
                                                        von 2020. Der Naturkosteinzelhandel erzielte          anteil mit frischen Bio-Waren wie Obst, Gemüse
                                                        2021 einen Umsatz von 4,21ŊMrd. €1 .                  oder Milch im Bio-Facheinzelhandel, der fast 60Ŋ%
0 6 — S I T UAT I O N I M N AT U R KO S T H A N D E L

                                                        Beeinflusst wurde die Entwicklung des                 ausmachte, zeigt das deutlich. Für Kundinnen und
                                                        Bio-Fachhandels durch die Coronapandemie              Kunden spielte auch das besondere Nachhaltig-
                                                        und die steigende Inflation.                          keits-Engagement des Bio-Fachhandels eine
                                                                                                              wichtige Rolle, wie jüngst eine Studie des Rhein-
                                                                                                              gold-Instituts bestätigte.

                                                        D
                                                                ie Umsatzentwicklung im Naturkost-            Bei den Einkaufsstätten ging der Trend weiter-
                                                                handel im Jahresverlauf 2021 korrelierte      hin zu größeren Verkaufsflächen bei gleichzeitig
                                                                deutlich mit den jeweils geltenden            sinkender Gesamtzahl der Läden in Deutsch-
                                                        Coronamaßnahmen. Im ersten Halbjahr 2021,             land. Der Anteil der Bio-Supermärkte mit
                                                        das maßgeblich von einem langen Lockdown                  mehr als 400Ŋm² Ladenfläche stieg zwischen
                                                        geprägt war, setzten sich die hohen                                2012 und 2021 um 17Ŋ%. Der Marktan-
                                                        Umsatzzuwächse von 2020 fort.                                      teil der Bio-Läden bis 99 m² Fläche
                                                        Im ersten Quartal 2021 erwirtschaf-                                sank im selben Zeitraum von 37Ŋ %
                                                        tete de r Bio- G roßha ndel mit                                    auf 19Ŋ%.
                                                        635,3ŊMio.Ŋ€ sogar noch einmal rund                                Auch für 2022 ist zu erwarten, dass die
                                                        10,4Ŋ % mehr als im ersten Quartal                                 Coronapandemie und die inflations-
                                                        des Vorjahres (575,5Ŋ Mio.Ŋ €). In       FACHHANDEL                bedingt steigenden Lebensmittel-
                                                        den Sommermonaten, in denen                ÜBERZEUGT:              preise die Umsatzentwicklung im

                                                                                                 100 %
                                                        die Menschen dank gelockerter                                      Bio-Groß- und -Einzelhandel beein-
                                                        Coronamaßnahmen reisen konnten                                     flussen werden. Damit Bio sich in viel-
                                                        oder wieder mehr in Restaurants                                    fältigen, dezentralen und resilienten
                                                                                               MEHR UMSATZ IN
                                                        und Kantinen aßen, schwächte sich           10 JAHREN              Strukturen weiter gut entwickeln kann,
                                                        die Umsatzentwicklung leicht ab.             (2012–2021)           braucht es politische Maßnahmen,
                                                        Mit 4,21 Mrd.Ŋ € liegt das Umsatz-                                 die die Erzeugung, Lebensmittelher-
                                                        volumen des Naturkosteinzelhandels 2021 zwar          stellung und den Absatz gesunder, bezahlbarer
                                                        um 3,7Ŋ% unter dem des Ausnahmejahres 2020.           und nachhaltiger Bio-Lebensmittel fördern.

                                                        1   inkl. Non-Food
GESAMTUMSATZENTWICKLUNG
DES NATURKOSTGROSSHANDELS         Mrd. €
2021                        2,5

(in Mrd. €)
                            2,0

                            1,5
                                                                                             2,34          2,34
                            1,0
                                                                  1,78        1,92
                                                    1,64   1,69
                                     1,55
                            0,5

                              0

                                      2015          2016   2017   2018         2019          2020           2021

                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: BNN-Marktdatenerhebung

GESAMTMARKTENTWICKLUNG
DES NATURKOSTFACHHANDELS          Mrd. €
2021                         5

                                                                                                                         B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
Hochrechnung (in Mrd. €)
                             4

                             3

                             2                                                               4,37          4,21
                                                                  3,46        3,76
                                     3,04           3,21   3,29
                             1

                             0

                                      2015          2016   2017   2018         2019          2020           2021

                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: BNN-Marktdatenerhebung

BIO-FRISCHE-
UND -TROCKENPRODUKTE 2021
(in %)

                                                                                               ANTEIL
                                                                                               FRISCHEPRODUKTE
              BIO
                O                 ANTEIL                                                       59,5 %
                                  TROCKENPRODUKTE
                                  40,5 %

                                                                         © BÖLW, 2022 | Quelle: BNN-Marktdatenerhebung

22 - 23
07
                                                                                   U MSATZENT WICKLU NG VON B IO - LEB ENSM IT TELN

                                                                                   Bio-Markt weiter
                                                                                   in Fahrt mit Umsatzplus
                                                                                   von 5,8 %
                                                                                                       2021 gaben die Deutschen 15,87ŊMrd. € (+ 5,8 %)
07 — U M S AT Z E N T W I C K LU N G VO N B I O - L E B E N S M I T T E L N

                                                                                                       für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus.
                                                                                                       Der Bio-Markt behauptete sich nach dem
                                                                                                       Rekordjahr 2020 stark in einem stagnierenden
                                                                                                       Gesamtmarkt für Lebensmittel.
                                                                                                       Der Bio-Anteil am Lebensmittelmarkt erhöhte
                                                                                                       sich auf vorläufige 6,8Ŋ%.

                                                                                                                                BIO
D
                                 ie Bio-Bestseller waren 2021 Öko-Fleisch,
                                 -Pflanzendrinks und -Butter. Bio-Eier
                                 legten um weitere 7 % zu und erreichten
                         17 % Mengenanteil an allen Eierkäufen. Die Waren-
                         gruppen Bio-Obst und -Gemüse entwickelten sich
                         weniger stark, weil die Warenverfügbarkeit durch
                         Spätfröste und den verregneten Sommer nicht
                         immer ausreichend gegeben war.
                         Als eine treibende Kraft der starken Bio-Markt-
                         entwicklung verbuchte der Lebensmitteleinzel-
                         handel (LEH) ein Umsatzplus mit Öko-Lebens-
                         mitteln und -Getränken von 9,1Ŋ %. Damit er-
                         reichte der LEH im Jahr 2021 einen Bio-Umsatz
                         von insgesamt 9,88ŊMrd.Ŋ€ und einen Anteil am

                                                                             B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                         Bio-Markt von 62 Ŋ%. Die Vollsortimenter und die
                         Discounter trugen in ähnlichem Maße zur Markt-
                         entwicklung bei. Während die Discounter bei den
                         Frischeprodukten wie Milch oder Gemüse stärker
                         zulegten, war bei den Vollsortimentern und den
                         Drogeriemärkten das Trockensortiment stärker
                         gefragt, wozu etwa Mehl oder Öl gehören. Deut-
                         lich gewonnen haben Bio-Markenprodukte. In allen
                         Einkaufsstätten entwickelte sich der Umsatz im
                         Januar und Februar am stärksten und schwächte
                         sich in der zweiten Jahreshälfte ab.
                         Die sonstigen Einkaufsstätten, zu denen die Hof-
                         läden, der Online-Handel (inkl. Lieferdienste),
                         Wochenmärkte, Bäckereien, Metzgereien und
                                       Reformhäuser zählen, konnten mit
                                       2,41Ŋ Mrd.Ŋ € satte 7Ŋ % mehr um-
          Bio-Markt legt nach
                                       setzen. Der Marktanteil dieser Ge-
          Rekordjahr weiter zu:
                                       schäfte blieb mit 15Ŋ % stabil. Die
          + 880ŊMio.Ŋ€
                                       Direktverkäufe, ob im Hofladen oder
          Bio-Umsatz in 2021           auf Wochenmärkten, rutschten im
                                       zweiten Halbjahr 2021 unter das
                         Rekord-Niveau von 2020. Anhaltend hoch waren
                         die Online-Verkäufe von Bio-Lebensmitteln. Hier
                         scheinen sich die geänderten Einkaufsgewohn-
                         heiten etabliert zu haben.

24 - 25
BIO-ANTEIL
                                                                                                                                                AN DER G ESAMT VERK AU FSM ENG E

                                                                                                                                                                           1                                    2
                                                                                                                                                                    TO P                                 TO P

                                                                                                                                                                                          VEGAN

                                                                                   G ESUND & PFLANZLICH:

                                                                                                   1/4                                          62,4 %
                                                                                                                                              Pflanzendrinks
                                                                                                                                                                                        26,6 %
                                                                                                                                                                                       Fleischersatz
                                                                                     ALLER TOFUWÜRSTE ,
                                                                                        SOJASTEAKS
                                                                                      UND CO. SIND BIO
                                                                                                                                                                           3
07 — U M S AT Z E N T W I C K LU N G VO N B I O - L E B E N S M I T T E L N

                                                                                                                                                                    TO P

                                                                              Der Umsatz des Naturkostfachhandels legte von
                                                                              2019 bis 2021 um 13 % zu, das zweite Coronajahr
                                                                              zeigte allerdings eine schwächere Entwicklung
                                                                              als das Boom-Jahr 2020 (vgl. Kapitel 6).
                                                                                                                                                 16,7 %                                  15,4 %
                                                                                                                                                      Eier                                   Mehl
                                                                              Insgesamt verkauften die Bio-Fachhändler im Jahr
                                                                              2021 Bio-Lebensmittel und -Getränke im Wert
                                                                              von 3,58ŊMrd.Ŋ€1. Die Bio-Fachgeschäfte erreichten
                                                                              2021 einen Marktanteil von 23Ŋ% und damit zwei                          BIO
                                                                                                                                                             BIO
                                                                              Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
                                                                              Das Umsatzwachstum insgesamt resultierte zu
                                                                              1Ŋbis 2Ŋ% aus Preissteigerungen und zu 4 bis 5Ŋ%aus
                                                                              größeren Verkaufsmengen. Im zweiten Halbjahr
                                                                                                                                                  13,0 %                                10,3 %
                                                                                                                                                      Milch                               Speiseöl
                                                                              standen höhere Preise bei einigen Produkten
                                                                              wie Fleisch, Geflügel, Eiern, Kartoffeln, Milch, Butter
                                                                              und Speiseöl ins Haus. Grund dafür waren die
                                                                              deutlich gestiegenen Produktionskosten bei vor                                                              BIO      BIO
                                                                              allem tierischen Produkten. Der Trend dürfte sich
                                                                              2022 fortsetzen.
                                                                              Die Entwicklung zum One-Stop-Shopping ver-
                                                                                                                                                    9,7 %                                 8,8 %
                                                                                                                                                Frischgemüse                               Joghurt
                                                                              stärkte sich – die Kundinnen und Kunden kauften
                                                                              gern möglichst viele Waren in einem gut erreich-
                                                                              baren Geschäft in Wohnortnähe. Davon profitierten
                                                                              die Food-Vollsortimenter des LEH, die dies mit
                                                                              einer größeren Bio-Auswahl ermöglichten. Auch
                                                                              Bio-Supermärkte mit ihrem umfänglichen Waren-
                                                                              angebot hatten von dieser während der Pandemie                        7,8 %                                  6,8 %
                                                                              entstanden Gewohnheit einen Vorteil.                                Frischobst                          Frischkartoffeln

                                                                              1   exkl. Non-Food                                        © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels
Umsätze und Umsatzanteile für Öko-Lebensmittel in Deutschland nach Absatzebenen
ohne Außer-Haus-Verkauf (in Mrd. €)

                                        2019                                    2020                                           2021
                                        UMSÄTZE        ANTEIL      WACHSTUM     UMSÄTZE          ANTEIL          WACHSTUM      UMSÄTZE          ANTEIL      WACHSTUM

                                        IN MRD. €      IN %        IN %         IN MRD. €        IN %            IN %          IN MRD. €        IN %        IN %

   Naturkostfachgeschäfte1              3,18           25,9        8,4          3,70             24,7            16,4          3,58             22,6        -3,3

   Lebensmitteleinzelhandel2            7,42           60,5        15,9         9,05             60,4            22,0          9,88             62,3        9,1

   Sonstige3                            1,66           13,5        5,0          2,24             14,9            35,0          2,41             15,2        7,4

   Insgesamt                            12,26                      12,3         14,99                            22,3          15,87                        5,8

   1) einschließlich Hofläden, die netto Waren im Wert von mind. 50.000 € zukaufen               © BÖLW 2022 | Quelle: Arbeitskreis Biomarkt auf Basis von
      (u.a. vom Großhandel)                                                                        GfK, Nielsen, BioVista, Kommunikationsberatung Klaus Braun,
                                                                                                   Bundesverband Naturkost Naturwaren
   2) einschließlich Drogeriemärkte
   3) Bäckereien, Metzgereien, Obst / Gemüse-Fachgeschäfte, Wochenmärkte,
      Ab-Hof-Verkauf, Abo-Kisten, Versandhandel, Tankstellen, Reformhäuser.
      Die Umsatzgröße der sonstigen Einkaufsstätten wurde 2019 für 2012 – 2018
      angepasst und orientiert sich an den im BÖLN-Projekt „Bio-Marktschätzung“
      ermittelten Werten.

                                                                                                                                                                              B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
UMSATZ- UND ABSATZENTWICKLUNGEN VERSCHIEDENER BIO-PRODUKTE 2021
(in %)

                                                                                                          Mengenwachstum 2021                    Umsatzwachstum 2021

               PFLANZENDRINKS

                    ROTFLEISCH

                      GEFLÜGEL

                FLEISCHERSATZ

                         BUTTER

                          MILCH

    FLEISCH- UND WURSTWAREN

                 FRISCHGEMÜSE

                           EIER

                    FRISCHOBST

            FRISCHKARTOFFELN

                           KÄSE

                           MEHL

                      SPEISEÖL

                           BROT

                        JOGHURT

                          QUARK

                                -10 %           -5 %          0%           5%             10 %            15 %          20 %             25 %            30 %          35 %

                                                                                             © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels

26 - 27
08
                      WO B IO BOOMT
                                                                              Geflügelnachfrage veranderthalbfacht hatte,
                      Bio-Fleisch                                             kauften die Haushalte 2021 fast 20Ŋ% mehr Bio-
                                                                              Schweine- und -Rindfleisch und fast 10Ŋ% mehr
                      und pflanzliche                                         Bio-Gefl ügel. Pflanzendrinks legten um 31Ŋ % zu.
                                                                              In der Tierhaltung stellten hierzulande aber noch
                      Bio-Alternativen                                        zu wenige Landwirtinnen
                                                                                                              BIO -VEGANER
                                                                              und Landwirte auf Öko
                      immer beliebter                                         um. Weil Bio-Fleisch in
                                                                                                           K ASSENSCHLAG ER

                      Wenn Fleisch, dann gutes – oder pflanzliche
                                                                              allen Einkaufsstätten von
                                                                              der Direktvermarktung             2/3
                                                                                                                der verkauften
                      Alternativen. Unter dieses Motto lässt sich             bis zum Discounter stark
                                                                                                           Pflanzendrinks sind Öko
                      das Kaufverhalten heimischer Bio-Kundinnen              nachgefragt war, musste
                      und -Kunden auch 2021 zusammenfassen.                   2021 Bio-Schweine- und -Rindfleisch aus Nach-
                      Sie griffen besonders bei Bio-Pflanzendrinks zu,        barländern importiert werden.
                      beim Fleisch fragten die Haushalte Bio-Rind             Beide Ernährungsstile, besseres Fleisch und vegan
                      im Vergleich zum Vorjahr am stärksten nach.             bzw. vegetarisch, prägen sich immer stärker aus.
08 – WO B I O BOOMT

                      Sowohl die Einkaufsmengen als auch die                  Dabei sprechen vegane und vegetarische Ersatz-
                      Ausgaben der Kundinnen und Kunden stiegen               produkte insbesondere junge Menschen an. So
                      in beiden Segmenten.                                    hinterfragen laut „Jugendreport zur Zukunft nach-
                                                                              haltiger Ernährung“ der Uni Göttingen knapp 40Ŋ%

                      B
                             io-Fleisch- und Pflanzendrinks hielten in        der jungen Erwachsenen ihren Fleischkonsum.
                             einem insgesamt stark wachsenden Markt           12Ŋ% gaben an, gar kein Fleisch zu essen, bei den
                             einen hohen relativen Anteil. Der Bio-           jungen Frauen waren es über 16Ŋ%. Fast 24Ŋ% der
                      Mengenanteil am Gesamtmarkt dieser Produkt-             jungen Erwachsenen ordnen sich als Flexitarier ein,
                      klassen betrug 2021 bei den Pflanzendrinks              bei jungen Frauen sogar fast jede Dritte. Fleisch-
                      über 60Ŋ%, bei den Fleischalternativen 27Ŋ%. Die        lose oder fleischarme Ernährung ist für viele
                      wichtigsten Rohstoffe für pflanzliche                                zur Lebenseinstellung geworden.
                      Alternativen, wie Bio-Sojabohnen                                     Bio spielt für junge Menschen
                                                                      Im Schnitt
                      und -Erbsen für Öko-Fleischersatz           landete 2021 rund        eine bedeutende Rolle. Laut AMI-
                      sowie Bio-Hafer für -Pflanzendrinks                                  Analyse des GfK-Haushaltspanels
                      waren in ausreichendem Maße vor-
                      handen. So konnte die steigende
                                                                 20 %  MEHR
                                                                                           waren junge Paare oder Singles, die
                                                                                           nur etwa 13Ŋ % der Haushalte aus-
                      Nachfrage nach den Bio-Produkten                                     machen, für 40Ŋ% des Umsatzes mit
                                                                  BIO - FLEISCH
                      gut bedient werden.                                                  Bio-Fleischersatz sowie für 32Ŋ% des
                                                                   im Einkaufskorb
                      Die Bio-Fleischnachfrage über-                                       Umsatzes mit Bio-Pflanzendrinks
                      schritt bei allen Produktgruppen                                     verantwortlich. Der Trend zu einer
                      bei Weitem das Angebot – und hätte bei mehr             fleischärmeren Ernährungsweise in der Be-
                      Bio-Fleisch am Markt noch stärker zulegen können.       völkerung dürfte sich daher auch langfristig
                      Nachdem sich schon 2020 die Bio-Fleisch- und            fortsetzen.
BIO-ANTEIL BEI FRISCHEN
LEBENSMITTELN                       PFLANZENDRINKS
                               FLEISCHALTERNATIVEN
Vergleich 2021 zu 2020,                        EIER
Einkaufsmenge privater                         MEHL
Haushalte (in %)                       KONSUMMILCH
                                          SPEISEÖL
                                      FRISCHGEMÜSE
                                        FRISCHOBST
                                      JOGHURT FEST
                                                                                                                                                         2021
                                           FLEISCH
                                               KÄSE
                                                                                                                                                         2020
                                          GEFLÜGEL
                               FLEISCHWAREN / WURST

                                                        0%         10 %           20 %         30 %          40 %           50 %          60 %           70 %

                                                                                             © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI nach GfK-Haushaltspanel

NACHFRAGE NACH              in Mio. l                                        BIO-SOJADRINKS                         SONSTIGE BIO-PFLANZENDRINKS
PFLANZLICHEN ALTERNATIVEN
Einkaufsmenge                                                                                                           33 %
                                                                                                                                                 174,9
privater Haushalte                                                                               131,5
                                                                           87,3
                                       48,7

                                                                                                                                                                B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                                                       57,4                                                            -0,4 %
                                       26,7            25,6                25,3                   28,7                                           28,6
                                       2017            2018                2019                  2020                WACHSTUM                    2021
                                                                                                                       2021
          VEGAN
                            in 1.000 t                                                                                             BIO-FLEISCHERSATZ

                                                                                                 15,8                 11,3 %                     17,6
                                       10,1            10,1                11,9

                                       2017            2018                2019                  2020                WACHSTUM                    2021
                                                                                                                       2021
                                                                                             © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI nach GfK-Haushaltspanel

BIO-ANTEIL FLEISCH-                %           VOLLSORTIMENTER            DISCOUNTER              FLEISCHEREIEN                    DIREKTVERMARKTUNG
EINKÄUFE NACH                 20
EINKAUFSSTÄTTE
                              15
Einkaufsmengen privater
Haushalte                     10

(in %)                         5

                               0
                                              2017               2018                     2019                      2020                     2021

                                                                                             © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI nach GfK-Haushaltspanel

NACHFRAGE NACH                                                    AUSGABEN                                           EINKAUFSMENGE
BIO-FLEISCH- UND
                                 BIO-FLEISCH GESAMT                                              22,3                                           18,9
-FLEISCHWAREN                    VERPACKTES FLEISCH                                                   26,6                                         21,4
                                        RINDFLEISCH                                                23,9                                             22,4
                             GEMISCHTES HACKFLEISCH                                               22,9                                         18,3
                                     VERPACKTE WARE                                           19,1                                             18,1
Vergleich 2020 zu 2021                LOSES FLEISCH                                         17,4                                            15,7
(Wachstumsrate in %)                SCHWEINEFLEISCH                                       15,7                                           12,4
                                           GEFLÜGEL                                10,8                                            8,5
                                          KONSERVEN                               10,3                                                12,5
                            FLEISCH- UND WURSTWAREN                               10,2                                              9,7
                                          LOSE WARE                 0,7                                               0,2

                                                                                             © BÖLW, 2022 | Quelle: AMI nach GfK-Haushaltspanel

28 - 29
09
                                                                                                                                     Mit 418 € pro Kopf investierte die Kundschaft in
                                                                            B I O - HAN D ELSU M SÄTZE I N EU ROPA                   der Schweiz am meisten in Bio. Die Bürgerinnen
                                                                            U N D DEN USA                                            und Bürger Dänemarks kauften für 384 € Bio-
                                                                                                                                     Lebensmittel, in Luxemburg summierte sich der
                                                                            Europäischer                                             Bio-Kauf je Einwohner auf 285 €, jede Person in
                                                                                                                                     Österreich investierte im Schnitt 254 €. Deutsch-
                                                                            Bio-Markt erreicht                                       land lag beim Pro-Kopf-Umsatz im Jahr 2020
                                                                                                                                     mit 180 € hinter Frankreich auf Platz sieben.
                                                                            Rekord-Umsatz-                                           Auch die Märkte in der Schweiz und in Öster-
                                                                                                                                     reich wuchsen sprunghaft. In beiden Ländern
                                                                            plus von 15Ŋ%                                            gestalteten die großen Supermarktketten das
                                                                                                                                     Bio-Angebot von Anfang an mit, sie erreichten
                                                                            52 Mrd.Ŋ€ investierten die Bürgerinnen und               Marktanteile von jeweils mehr als 80Ŋ %. In Zu-
0 9 — B I O - H A N D E L S U M S ÄT Z E I N E U R O PA U N D D E N U S A

                                                                            Bürger Europas im ersten Coronajahr 2020                 sammenarbeit mit den dort heimischen Bio-Ver-
                                                                            in Bio-Produkte (+Ŋ15,7Ŋ%), in der EU-27                 bänden entwickelten sie Handelsmarken, die zum
                                                                            waren es 45ŊMrd.Ŋ€. Durchschnittlich                     positiven Ausbau von Bio beitrugen. In der Schweiz
                                                                            kauften die Europäer 2020 für 65Ŋ€ im Jahr               unterstützen die beiden großen Supermarktketten
                                                                            Bio-Produkte ein, in der EU waren es 101Ŋ€.              schon seit Jahren Projekte rund um Biodiversität,
                                                                                                                                     Saisonalität bei Obst und Gemüse oder horn-

                                                                            E
                                                                                    uropas Bio-Markt hat sich seit 2010 mehr als     tragende Kühe.
                                                                                    verdoppelt. Im Jahr 2020 entschieden sich        Weltweit gesehen bleiben die USA und Europa
                                                                                    die Menschen an der Ladenkasse fast überall      die größten Bio-Märkte. Der US-amerikanische
                                                                            in Europa für mehr Bio, da sie mehr zu Hause kochten     Markt legte mit einem Umsatzplus von 12,8 %
                                                                            und auf eine gesunde Ernährung setzten – und             erneut zweistellig zu. Die Amerikaner gaben
                                                                            oftmals auch nach den Lockdowns dabei blieben.           2020 rund 148 € pro Person für Bio aus, der
                                                                            In vielen Ländern legte 2020 der Bio-Umsatz              Öko-Anteil am Lebensmittelmarkt lag bei 6,0 %.
                                                                            zweistellig zu: Deutschland stand mit                                US-Bio-Verbände beobachteten in
                                                                            seinem Plus von 22Ŋ% an der Spitze, die                              der Pandemie ein größeres Ver-
                                                                            Schweiz und Österreich wuchsen um                 EUROPA             braucherinteresse an gesunden ,
                                                                            19 bzw. 18 %. Belgien, Dänemark, das            LIEBT BIO:           sicheren Lebensmitteln, wovon Bio
                                                                            Vereinigte Königreich, die Niederlande,                              ganz klar profitierte. Obst und Ge-
                                                                            Frankreich und Finnland erzielten         52 Mrd. €                  müse spielten am US-Bio-Markt eine
                                                                            Zuwächse von 11 bis 13 %.                                            viel größere Rolle als in Europa: 15 %
                                                                                                                              UMSATZ
                                                                            Nach wie vor sind Europäer die Welt-             im Jahr 2020        der Obst- und Gemüsekäufe entfallen
                                                                            meister beim Marktanteil von Bio-                                    dort auf Bio-Waren, Deutschland liegt
                                                                            Produkten. Spitzenreiter Dänemark lag                                etwa bei der Hälfte dessen. Das größtes
                                                                            2020 mit einem Bio-Anteil von 13 % am gesamten           Wachstum erzielten in den USA alle Produkte zum
                                                                            Lebensmittelmarkt mit Abstand vorn. Österreich           Kochen und Backen: Tiefkühlgemüse und Konserven
                                                                            folgte mit 11,3 %, die Schweiz erreichte 10,8Ŋ %.        genauso wie Mehl, Saucen, Fleisch und Fisch.
                                                                            Deutschland stand mit 6,4 % Marktanteil an               Wie auch in Europa waren die Rohwaren öfter knapp
                                                                            siebter Stelle in Europa.                                und begrenzten die Bio-Umsatzentwicklung.
BIO-UMSATZ IN EUROPA
                                                                  UMSATZ                  BIO-             WACHSTUM
UND WELTWEIT                                                      JE                      UMSATZ-          IN LANDES-
                                  LAND                     JAHR   EINWOHNER   UMSATZ      ANTEIL           WÄHRUNG
ohne Außer-Haus-Verpflegung
und Export                                                        IN €        IN MIO. €   IN %             IN %
                                  BELGIEN                  2020   77          891         3,2              13,5
                                  BULGARIEN                2020   5           33          0,4              10,0
                                  BOSNIEN & HERZEGOWINA    2017   0           1           k.A.             k.A.
                              2   DÄNEMARK                 2020   384         2.240       13               13,0
                                  DEUTSCHLAND              2020   180         14.990      6,4              22,3
                                  ESTLAND                  2019   47          62          3,7              12,7
                                  FINNLAND                 2020   74          409         2,6              11,1
                                  FRANKREICH               2020   188         12.699      6,5              12,2
                                  GRIECHENLAND             2017   6           66          0,3              k.A.
                                  IRLAND                   2020   43          189         2,5              k.A.
                                  ITALIEN                  2020   64          3.872       3,5              4,0
                                  KROATIEN                 2018   24          99          2                k.A.
                                  LETTLAND                 2017   27          51          2                k.A.
                                  LITAUEN                  2017   18          51          1                k.A.
                              3   LUXEMBURG                2020   285         171         9,1              6,9

                                                                                                                             B Ö LW - B R A N C H E N R E P O R T 2 0 2 2
                                  NIEDERLANDE              2020   78          1.361       3,3              12,4
                                  NORWEGEN                 2019   82          442         2                4,0
                                  ÖSTERREICH               2020   254         2.265       11,3             18,0
                                  POLEN                    2019   8           314         1                k.A.
                                  PORTUGAL                 2011   2           21          0                k.A.
                                  RUMÄNIEN                 2016   2           41          1                k.A.
                                  RUSSLAND                 2020   1           183         k.A.             k.A.
                                  SCHWEDEN                 2020   212         2.193       8,7              -3,0
                              1   SCHWEIZ                  2020   418         3.602       10,8             19,1
                                  SLOWAKEI                 2010   1           4           0                k.A.
                                  SLOWENIEN                2013   27          49          2                k.A.
                                  SPANIEN                  2020   53          2.528       2,5              10,3
                                  TSCHECHIEN               2020   30          312         2                k.A.
                                  TÜRKEI                   2016   1           46          k.A.             k.A.

  BIO
    O                             UKRAINE                  2020   1           38          k.A.             k.A.
                                  UNGARN                   2015   3           30          0                k.A.
                                  VEREINIGTES KÖNIGREICH   2020   43          2.859       2                12,6
                                  ZYPERN                   2006   2           2           k.A.             k.A.

                                                                  UMSATZ JE               UMSATZ           WACHSTUM
                                                                  EINWOHNER   UMSATZ      VORJAHR          2020

                                                                  IN €        IN MIO. €   IN MIO. €        IN %
                                  EU-27                    2020   100,8       44.941      38.766           15,9
                                  EUROPA                   2020   65,2        52.113      45.042           15,7

                                  USA                      2020   148         49.456
                                  CHINA                    2020   7,3         10.218
                                  KANADA                   2020   112         4.261

                                  k.A. = keine Angaben                                    © BÖLW, 2022 | Quelle: FiBL, AMI

30 - 31
10
                                                                        WI RTSCHAF TLICH KEIT DES
                                                                        ÖKO - LAN DBAUS

                                                                        Einkommen
                                                                        von Bio-Betrieben
                                                                        legten zu
                                                                        Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2020 / 21
                                                                        konnten die Bio-Betriebe ihr Einkommen
                                                                        im Vergleich zum Vorjahr verbessern.
                                                                        Sowohl der Gewinn plus Personalaufwand
1 0 — W I R T S C H A F T L I C H K E I T D E S Ö KO - L A N D B AU S

                                                                        als auch das Unternehmensergebnis
                                                                        legten laut einer vom Thünen-Institut für          ventionellen Vergleichsbetrieben, die ähnliche
                                                                        Betriebswirtschaft durchgeführten                  Standortbedingungen und Produktionsfaktoren
                                                                        Auswertung der Testbetriebsdaten zu.               aufweisen2, lag im WJ 2020Ŋ/Ŋ21 bei rund 7.800Ŋ€.
                                                                        Festgestellt werden konnten auch                   Während die für den Vergleich ausgewählten
                                                                        Einkommensunterschiede zwischen                    Öko-Betriebe im Durchschnitt einen Gewinn
                                                                        ökologischen und konventionellen                   plus Personalaufwand von 39.958Ŋ € erzielten,
                                                                        Vergleichsbetrieben.                               lag der Gewinn der konventionellen Vergleichs-
                                                                                                                           betriebe mit ähnlichen Standortbedingungen
                                                                                                                           und Produktionsfaktoren bei 32.133Ŋ€. Besonders

                                                                        D
                                                                               urchschnittlich 38.986Ŋ€ betrug der Gewinn  ausgeprägt war die relative Vorzüglichkeit bei
                                                                               plus Personalaufwand je AK der ökologisch   den Öko-Ackerbaubetrieben mit einer Ein-
                                                                               wirtschaftenden Testbetriebe1 im Wirt-      kommensdifferenz von 51Ŋ%. Im Gegensatz dazu
                                                                        schaftsjahr 2020 / 21. Den im Schnitt                         konnten bei den „Sonstigen Futter-

                                                                                                                                                      9Ŋ%
                                                                        höchsten Gewinn erreichten mit                                baubetrieben“ keine nennenswerten
                                                                        56.852Ŋ€ die Öko-Ackerbaubetriebe.                            Einkommensunterschiede zwischen
                                                                        „Sonstige Futterbaubetriebe“ konnten          HÖHERES         der ökologischen und konventionellen
                                                                        sich auch verbessern, erzielten aber         EINKOMMEN        Wirtschaftsweise festgestellt werden.
                                                                        den durchschnittlich niedrigsten FÜR BIO - BETRIEBE 22Ŋ % der Öko-Betriebe erzielten
                                                                        Gewinn von 31.320Ŋ€.                      ALS IM VORJAHR      im betrachteten Wirtschaftsjahr
                                                                        Im Durchschnitt stieg das Ein-                                mindestens einen doppelt so hohen
                                                                        kommen der Bio-Höfe im Vergleich                              Gewinn wie ihre konventionellen Ver-
                                                                        zum Vorjahr um 9Ŋ%, wobei das Plus bei den Öko-    gleichsbetriebe. Der Anteil der relativ gesehen
                                                                        Ackerbaubetrieben mit 19Ŋ% am deutlichsten war.    weniger erfolgreichen Öko-Betriebe, die einen
                                                                        Bei den „Sonstigen Futterbaubetrieben“ und Ge-     maximal halb so hohen Gewinn wie ihre kon-
                                                                        mischtbetrieben stieg der Gewinn um 2Ŋ% bzw. 1Ŋ%.  ventionellen Kolleginnen und Kollegen erwirt-
                                                                        Der Gewinnabstand zwischen ökologisch und kon-     schafteten, betrug 18Ŋ%.

                                                                        1 Datenbasis: Auswertung der Buchführungsabschlüsse aus dem deutschen                 2 Im WJ 2020/21 konnten für den Vergleich 563 Öko-Betriebe und 3.243
                                                                          Testbetriebsnetz. Alle Bio-Testbetriebe wurden einbezogen, 2020/21 waren es            konventionelle Betriebe herangezogen werden.
                                                                          621. Kennzahl zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit: Gewinn plus Personalaufwand
                                                                          je AK (auch bezeichnet als Einkommen), was die Berücksichtigung von Betrieben
                                                                          mit unterschiedlichen Rechtsformen ermöglicht.
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