BUNDmagazin Fledermaus flieg! - Bund für Umwelt und Naturschutz ...
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BUNDmagazin Friends of the Earth Germany www.bund.net 2/2016 Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Fledermaus flieg!
FORUM I N HALT Liebe Leserinnen und Leser, 4 Leserbriefe / Impressum »Das haben wir doch immer schon gesagt!« Nicht selten ist das unsere Reaktion darauf, MAGAZI N wenn eine Umweltsauerei für kurze Zeit doch einmal die Zeitungen und TV-Kanäle 6 Kurznachrichten erobert. So hat es die Fachleute des BUND nicht gewundert, als im letzten Herbst der KOMMENTAR systematische Betrug mit Abgaswerten bei VW, Mitsubishi und Co. öffentlich wurde. 10 Energiewende: rasch, aber richtig! Wer es wissen wollte, war hier längst miss- trauisch geworden. Der BUND hatte schon Jahre zuvor realistischere Messverfahren TITELTH EMA gefordert, ohne Erfolg. 12 Fledermaus flieg! Oder denken wir an den Super-GAU von 13 Gesellige Nachtschwärmer Tschernobyl. Der Schock war damals groß. Doch nur wer an die absolute Beherrschbar- 15 Die größten Gefahren keit der Atomkraft geglaubt hatte, konnte 17 Interview mit Andreas Zahn vollkommen überrascht sein. Alle, die früh vor der Möglichkeit eines solchen Unfalls 18 Schutzprojekte des BUND gewarnt hatten, bekamen hingegen die traurige Gewissheit, mit ihrem Widerstand 20 Grüner Wall im Westen im Recht gewesen zu sein. Seite 12: Fledermaus flieg! AKTION Fledermäuse sind Überlebens- Was nützt alles Recht-haben, was nützt das künstler mit faszinierenden beste Argumente, wenn es nicht ausreichend 24 Gemeinsam gegen Glyphosat Eigenschaften – und gefährdet. Gehör findet? Wenn die, die vom Status quo Viele BUND-Gruppen engagie- profitieren, Mittel und Wege finden, um Poli- 26 GEO-Tag der Artenvielfalt ren sich für ihren Schutz. tik und Öffentlichkeit in Sicherheit zu wiegen? (Und das tun sie fast immer.) Wenig nützt es. GUT LEBEN Deshalb hat der BUND ein Kampagnenteam zusammengestellt. Es soll unsere Argumente 27 Wie Bisphenol A vermeiden? schlagkräftiger machen, mehr Menschen für unsere Anliegen mobilisieren und die Politik noch gezielter zum Handeln auffordern. ZU R ZEIT Stock/LKN-SH 28 Die Kuh als Klimakiller? Zum Auftakt haben wir uns Glyphosat vorge- knöpft. Es ist das meistverbreitete Pflanzen- 30 Turbulenter Abschied vom Öl gift der Welt. Und ein Paradebeispiel dafür, wie man hohe Umweltrisiken unter den 31 Widerstand gegen TTIP + CETA Tisch kehrt, um interessierten Kreisen – hier: der Agrarindustrie – noch für einige weitere NATU RA 2000 Jahre ihr einträgliches Geschäft zu sichern. So lange, bis jegliche biologische Vielfalt auf 32 Sylter Außenriff unseren Äckern derart gründlich eliminiert Seite 32: Meeresschutz ist, dass sich diese Form der Landwirtschaft ihrer eigenen – und unser aller – Grundlagen AKTIV Deutschlands größtes Schutz- gebiet liegt westlich von Sylt. beraubt hat. Schon in wenigen Tagen soll 34 Neues aus dem BUND Noch wird hier wie überall in Glyphosat für weitere fünfzehn Jahre EU-weit der Nordsee intensiv gefischt. zugelassen werden. Protestieren Sie mit uns! 38 Internationales Womöglich nicht mehr lange … Argumentativ richtig liegen: schön und gut. 40 Die junge Seite Doch um die Erde besser schützen zu können, wollen wir uns häufiger durchsetzen. MEDI EN Viel Spaß beim Lesen dieses BUNDmagazins wünscht Ihr 44 Neu und interessant PERSÖN LIC H Severin Zillich, Redaktion 46 Ingo Valentin [2-16] BUNDmagazin 3
Das neue BUNDmagazin ist wirk- konzerne hinzuweisen: So hatte ich FORUM lich das beste seit Langem. Ihr Titel- vor ca. 15 Jahren den Eindruck, dass thema freut mich besonders. Regie- VW den Drei-Liter-Lupo vor allem rung und Autolobby nehmen jähr- deshalb auf den Markt gebracht hat, lich rund 10 000 Tote durch Atem- um zu beweisen, dass den keiner wegserkrankungen in Kauf, nur um will. In den VW-Autohäusern wurde Profite zu sichern. Dazu passte eine massiv abgeraten, dieses Auto zu ZDF-Sendung, wonach Diesel-Pkw kaufen; Probefahrten waren nicht von VW und BMW, Mercedes und möglich, man hätte ihn »blind« be- Renault im Echtbetrieb das 2,6- bis stellen müssen. Ähnliches habe ich 6,6-fache an Stickoxiden ausstießen. auch aus neuerer Zeit gehört. (Weil sich in Deutschland niemand Burkhard Karrenbrock, Bullay traute, testete man in der Schweiz.) Damit dürften die meisten Diesel Der BUND träumt von der CO2- Titel der nicht mehr in die Innenstadt. Rote freien Mobilität durch Elektroautos Ausgabe 1/16 Plakette und Ende – Umweltzone – und erwähnt nur im Nachsatz, gerettet. Mal sehen, wann Verkehrs- dass die Energie dafür aus erneuer- Stadtplanung, Diesel, E-Autos … minister Dobrindt einknickt. baren Quellen kommen muss. Ein Das Drama der deutschen Stadtpla- Machen wir Druck! Traum ist es, da erneuerbare Ener- nung ist, dass sie dem falschen Para- Mit dem neuen Heft beweist der gie für den Verkehr absehbar nicht digma folgt. Sie stellt sich städtische BUND erneut, bei allen aktuellen zur Verfügung steht. Die Atommei- Straßen idealiter wie Autobahnen Themen hochprofessionell am Ball ler werden abgeschaltet (Gott sei vor. So sind wir in Berlin geplagt von zu sein, von Agrosprit bis zur Zer- Dank), Gaskraftwerke nicht gebaut doppelspurigen Straßen, Abbiege- störung unserer Lebensgrundlage. (weil unrentabel), und der Ausbau spuren nach links und rechts, riesi- Respekt und weiterhin viel Erfolg! der Windkraft wird durch das EEG gen Kreuzungen, absurden Tunneln Ulrich Wilk, Garbsen gedeckelt. Wer zusätzliche Verbrau- und Autobahnen mitten in der Stadt. cher elektrischer Energie generiert Städte, die sehr viel größer und Sie diskreditieren die Dieselfahrer (eine Million E-Autos), muss sich wohlhabender sind und viel mehr mit unsachlichen Argumenten. So die verfügbare Energie aus Kohle- Autos haben (wie London und Paris), schreiben Sie, die »Dieselsubven- kraftwerken zurechnen lassen. E- haben ihre Stadtplanung kaum nach tion« verleite zum Vielfahren. Doch Autos sind also echte Klimakiller. den Bedürfnissen des Autoverkehrs eine geringere Mineralölsteuer ist Vorteile bieten derzeit nur ausgerichtet. Wenn Sie von Maut- keine Subvention. Diesel-Pkw sind Hybridantriebe und E-Autos in lösungen sprechen, ist das letztlich in der Anschaffung teurer, und man Großstädten durch die Vermeidung nur eine Verbreiterung der Abgaben- zahlt in der Regel eine höhere Kfz- von Schadstoffen und den (gegen- basis. Es ist immer so viel Verkehr Steuer. Auch kauft man keinen über Dieselfahrzeugen) besseren da, wie Straßen dafür bereitstehen. Diesel, um mehr fahren zu können. Wirkungsgrad im Stadtverkehr. Wir brauchen einen radikalen Eher umgekehrt: Man muss viel fah- Hier sollten sie Verwendung finden Rückbau des Straßensystems. Wir ren und kauft deshalb einen Diesel. für den öffentlichen Nahverkehr, müssen aufhören, den Stadtraum Das einzige, was ich wirklich über- für Taxis, Botenfahrzeuge, Polizei dem Autoverkehr zu opfern. Wenn prüfen kann, ist der Verbrauch, und und Verwaltung. Die Infrastruktur es weniger Spuren und Parkraum der spricht für den Diesel. bräuchte dann auch nicht flächen- gibt, gibt es von allein weniger Autos. Interessant wäre gewesen, auch deckend zu sein. Carsten Eggers, Berlin auf die Verkaufspolitik der Auto- Heiner Dietrich, Oranienburg IMPRESSUM Verlag: Natur & Umwelt Verlags-GmbH, Am Köll- weisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Bank Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift nischen Park 1, 10179 Berlin für Sozialwirtschaft: IBAN: DE24 3702 0500 0008 des BUND und erscheint viermal im Jahr. Mitgliederservice: (0 30) 2 75 86-479, Fax -4 40, 2802 02, BIC: BfS WDE33. Danke! (siehe hierzu: mitgliederservice@bund.net www.bund.net/spenden) Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Bezugspreis: für Mitglieder im Beitrag enthalten, Copyright: Alle Beiträge und Abbildungen sind Deutschland e.V. (BUND) – Friends of the Earth für Nichtmitglieder 20 Euro pro Jahr. urheberrechtlich geschützt. Nachdruck oder Germany, Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin Anzeigenverwaltung: Ruth Hansmann, Runze & sonstige Verwertung nur mit schriftlicher Ein- V.i.S.d.P.: Yvonne Weber Casper Werbeagentur GmbH, (0 30) 2 80 18- willigung des Verlags. Redaktion: Severin Zillich, (0 30) 2 75 86-4 57, 1 45, Fax: -4 00, hansmann@runze-casper.de. Druckauflage: 182 082 Exemplare (IVW 1/2016); Fax -4 40, redaktion@bund.net, www.bund.net/ Es gilt der Anzeigentarif Nr. 24. in der Natur + Umwelt: 134 597 Ex. (IVW 1/2016) bundmagazin Druck: Brühlsche Univ’druckerei GmbH & Co KG Beilagen: Dieses BUNDmagazin enthält in Teilen Gestaltung, Produktion: Claudia Gunkel (Pro- Papier: 100% Recycling, glänzend gestrichen seiner Auflage eine Beilage der Zeitschrift duktionsleitung), Marc Venner (Grafik, Layout) Spenden: Der BUND benötigt für seine Arbeit »Natur erleben!«. Titelbild 2/16 (20. Jahrgang): Braunes Langohr, über die Mitgliedsbeiträge hinaus Unterstützung. iStock.com/Barry Sutton Ihre Spende ist steuerlich absetzbar. Bitte über- Das BUNDmagazin 3/16 erscheint am 13. August. 4 BUNDmagazin [2-16]
Mein Vorschlag: Starten Sie in einer mittelgroßen Stadt mit Anzeige einer konzentrierten Plakataktion und dem Slogan: »Auto- fahren tötet« (durch Luftverschmutzung, Flächenversiege- lung, Naturzerstörung, Verkehrstote, CO2 etc.). Fordern Sie weiter, dass Autos zum Beispiel auf der Fahrertür mit Schriften und Bildern versehen werden müssen, die über die Gefahren des Autofahrens aufklären. Reinhard Krause, Bremerhaven Zur Asylpolitik Eine uneingeschränkte Willkommenskultur für »Geflüch- tete« steht im Widerspruch zu einer nachhaltigen globalen Flüchtlingspolitik. Es muss unser oberstes Anliegen sein, Fluchtursachen zu bekämpfen und eine möglichst große Anzahl hilfsbedürftiger Menschen zu erreichen. Es ist die teuerste Lösung, Flüchtlinge nach Deutschland einzuladen. Mit demselben Geld könnten vor Ort drei- bis viermal mehr Menschen erreicht werden! Eine unbegrenzte Willkommenskultur ist nur ein Alibi für unser schlechtes Gewissen. Ändern wir unsere Politik Saubere Energie und helfen wir vor Ort. Dann helfen wir den Menschen wirklich und erreichen viel mehr! Jetzt wechseln und 25 €-Strom- Dierk Wagenschein, Müden/Aller bzw. Gasgutschrift erhalten: Bitte reihen Sie sich doch nicht in die Koalition der Willigen www.naturstrom.de/energie16 ein. Es war schon im September 2015 klar – mit den Kom- mentaren aus der Wirtschaft: »Die Flüchtlinge werden uns ein zweites Wirtschaftswunder bescheren« –, dass nur das ü6WURPDXV:DVVHUXQG:LQGNUDIW Geschäft angekurbelt werden soll und das Geld endlich im Lande bleibt. Den unheiligen Glauben, dass nur mit immer ü%LRJDVDXV5HVWXQG$EIDOOVWRIIHQ weiterem Wachstum unsere Welt besser wird, unterstützt doch Ihr Kommentar indirekt. ü$QELHWHUXQDEK¦QJLJYRQ.RKOH XQG$WRPLQGXVWULH Sicher stimmen Ihre Aussagen zur Ausbeutung vieler Länder durch unser Wirtschaftssystem. Aber noch mehr Flüchtlinge aufzunehmen macht vielleicht ein gutes Ge- wissen, trägt aber nichts zur Lösung bei. ü%DXXQG)¸UGHUXQJQHXHU Reinhardt Link, Rheinfelden NR.UDIWZHUNH Atomkraft Sie schreiben sachgemäß über die Folgen der Unglücke in üIDLUHU3UHLVNHLQH0LQGHVWYHUWUDJV Tschernobyl und Fukushima. Doch unterschlägt auch der BUND die erste Atomkatastrophe, die die Menschheit vor ODXI]HLWHLQIDFKHU:HFKVHO über 35 Jahren in den USA traf: den Unfall des Reaktors in Three Mile Island. Rolf Schäfer, Herzogenrath BUND-Waldreport Die Bilder aus Ihrem Waldreport erinnern mich fatal an Öko-Stromtarif verwüstete Tropenwaldgebiete. Leider sieht es so auch in naturstrom Thüringen aus, sogar in Schutzgebieten. Unser Holz wächst nicht im Baumarkt, sondern in Polen, Sibirien, Nordeuropa sehr gut Spezial Energie 2015 … Wir sollten nicht nur urwaldvernichtende Länder kriti- sieren, sondern auch darauf achten, was vor unserer Haus- tür abgeht. Der BUND tut das. Andreas Rietschel, Rudolstadt NATURSTROM AG Die Redaktion freut sich über jede Zuschrift, behält sich aber 3DUVHYDOVWUD¡HŦŦüũťũūŭ'¾VVHOGRUIü7HOťŧŦŦŬŬŮťťŨťť Kürzungen vor. Eine erweiterte Auswahl von Leserbriefen finden Sie unter www.bund.net/bundmagazin– etwa vier Wochen nach Erscheinen der neuen Ausgabe.
Fotowettbewerb MAGAZI N Alleen verbinden U nter dem Motto »Alleen ver- binden« startet am 1. Mai der diesjährige Fotowettbewerb zur »Allee des Jahres«. Wie grüne Adern ziehen sich Alleen durch unsere Kul- turlandschaft, verknüpfen bebautes Wolfgang Schielke Land und freie Natur, vernetzen wertvolle natürliche Lebensräume in der oft öden Agrarsteppe, verbin- den Dörfer und Kulturdenkmäler. »Eine Wanderung oder Radtour unter dem grünen Dach der Alleen Dieses Bild einer Allee an einer alten Pflasterstraße zwischen Greifswald und ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Stralsund gewann im vergangenen Jahr den zweiten Platz. Halten Sie Ihr Motiv in Bildern fest«, rät Katharina Brückmann, BUND- Expertin für den Schutz der Alleen. Aus allen Motiven wird eine Jury senden, oder an den BUND Meck- Die Besonderheit einer Allee die »Allee des Jahres« küren – und lenburg-Vorpommern, Wismarsche kann sich in ihrer Geschichte, ihrer am 20. Oktober zum »Tag der Allee« Str. 152, 19053 Schwerin. Kontakt- Struktur oder Artenvielfalt zeigen. öffentlich präsentieren. Ein Kontakt- Telefon: (03 85) 52 13 39-0. Schicken Sie Ihr schönstes Foto formular zum Hochladen Ihrer Fotos (digital oder als Papierbild) mit kur- finden Sie unter www.bund-mv.de, zem Kommentar an die Geschäfts- Projekt Alleenschutz. Mehr zu dem Wettbewerb und eine stelle des BUND in Schwerin. Ein- Ihre Fotos können Sie zudem an Übersicht der eingesendeten Fotos: sendeschluss ist der 16. September. katharina.brueckmann@bund.net www.allee-des-jahres.de Die Zahl 705 Azurjungfern A uch nach über 25 Jahren Ein- satz für das Grüne Band kön- nen sich die Aktiven des BUND Aussterben bedroht. In den ver- netzten Gräben einer Modellregion des BUND bei Salzwedel fühlt sie zuständige Wasserverband konnte schon mit ins Boot geholt werden. darauf verlassen: Es bietet immer sich wohl: die Vogel-Azurjungfer. Zugute kommt den Libellen auch, wieder schöne Überraschungen! dass der BUND seinen Flächen- Die jüngste ist blau-schwarz ge- Diese Libelle gehört zu den Tier- besitz in dieser Region deutlich mustert und in Deutschland vom arten, für deren Erhaltung die EU ausweiten konnte*. Über 70 Hektar besondere Schutzgebiete fordert. – ungefähr hundert Fußballfelder – Darum haben Fachleute im Auftrag wurden am Grünen Band erworben. des BUND Sachsen-Anhalt die Grä- Hier sind die Gräben vor einer ben auf einer Länge von 150 Kilo- Überdüngung durch Nährstoffe metern systematisch untersucht. aus der Landwirtschaft sicher. Das Maximal 705 Individuen konnten garantiert die nötige Wasserqualität sie feststellen – und damit das und fördert zum Beispiel die Berle: bedeutendste Vorkommen der Art Auf diesem Doldenblütler legt die in Sachsen-Anhalt. Nun soll die Vogel-Azurjungfer ihre Eier ab. Pflege der Gräben an die ökologi- schen Ansprüche der Azurjungfer www.gruenesband.info angepasst und diese bald noch deutlich häufiger werden. Dann * in dem Projekt »Lückenschluss wäre das bundesweit nördlichste Grünes Band«, gefördert vom Bun- Vorkommen der Art gesichert. Der desprogramm Biologische Vielfalt 6 BUNDmagazin [2-16]
KURZ & GUT »Only bad news is good news« heißt es, vor allem schlechte Nachrichten erregen also unsere Aufmerksamkeit. Doch positive Neuigkeiten aus unserem Verband und dem Umwelt- und Naturschutz tun einfach gut. Ein paar aus jüngster Zeit haben wir für Sie ausgewählt. Der BUND hat die Zahl seiner UnterstützerInnen ein weiteres Mail aus- bauen können. 2015 stieg sie um knapp fünf Prozent auf 564 727. Die Zahl unserer Mitglieder und Spender erreichte damit einen neuen Höchststand. Zu verdanken ist diese Entwicklung vor allem dem vielfältigen und erfolg- reichen Einsatz unserer Gruppen vor Ort. Immer mehr Deutsche kaufen Bioprodukte: 2015 stieg der Umsatz deut- bio-markt.info lich um elf Prozent – und verzeichnete das erste zweistellige Wachstum seit 2008. Mehr Bioware wurde offenbar besonders in Supermärkten und Discountern abgesetzt. Viele hatten letztes Jahr ihr Sortiment erstmalig um Produkte wie Milch, Mehl oder Speiseöl in Bioqualität erweitert. Im Leipziger Auwald hat der BUND Sachsen jüngst Wildkatzen entdeckt. Mithilfe von Fotofallen und Lockstöcken konnte er einen kleinen Bestand der scheuen Art nachweisen: das zweite derzeit bekannte Vorkommen in Sachsen. Der Lebensraum – ein Wald im Stadtgebiet Leipzig mit vielen Natur- und Landschaftsschutzgebieten – gehört zu den größten intakten H. Neumann Auenwäldern Mitteleuropas. »Wir sind selbst überrascht von dieser Nach- richt«, erklärte der Landesvorsitzende Felix Ekardt. Schottland hat den Kohleausstieg bereits geschafft: Am 24. März ging der letzte Block des Kohlekraftwerks »Longannet« im Norden Edinburghs vom Netz. Seitdem produziert Schottland – nach über hundert Jahren – erstmals keinen Strom mehr mit klimaschädlicher Kohlekraft. Longannet war mit 2 400 Megawatt das größte Kohlekraftwerk Europas, als es 1969 den Betrieb aufnahm. Dazu passt der Konkurs des weltweit größten privaten Kohlekonzerns Peabody. Der US-amerikanische Konzern mit Sitz in St. Louis hatte jahre- Nick Jaussi lang den Klimawandel und damit seine gesellschaftliche Verantwortung geleugnet. Auf Milliardenverluste in jüngster Zeit folgte nun der Bankrott. Weltweit beklagen Kohlekonzerne inzwischen hohe Defizite. Der Hessische Landtag hat die Verwaltung des Nationalparks Kellerwald- Edersee aus der Forstverwaltung gelöst und als Sonderbehörde direkt dem Umweltministerium unterstellt. Damit ist der Nationalpark endlich dort Nationalpark angesiedelt, wo er als Premium-Schutzgebiet auch hingehört. Der BUND Hessen hatte dies schon zur Gründung des Nationalparks 2004 gefordert. Teile seiner Buchenwälder zählen zum UNESCO-Weltnaturerbe. Nach dem Erfolg vom letzten Jahr gibt es in diesem Sommer eine neue Auflage des Elbe-Aktions-Camps! Vom 1. bis 7. August können Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren praktischen Naturschutz mit Abenteuern am Fluss verbinden. Während des Camps wollen wir z.B. den Auen-Lehrpfad erweitern und Biberburgen besuchen; zudem gemeinsam kochen, in der Elbe baden und anderes mehr. Kosten fallen nur für An- und Abreise an. Interesse an einem der 15 Plätze? Siehe: www.bund.net /aktionscamp (im Rahmen des BfN-geförderten Projekts »Lebendige Auen für die Elbe«) Dünen und Trockenrasen: Die Sandachse Franken beherbergt von Bam- berg über Nürnberg bis Weißenburg viele bedrohte Arten. Mithilfe auch des BUND konnten seit dem Jahr 2000 über 500 Hektar Sandlebensräume ge- W. Dötsch sichert werden. Eine Koordinationsstelle soll nun die Schutzarbeit bündeln. [2-16] BUNDmagazin 7
Saisonstart MAGAZI N Was tun für Schmetterlinge? H äufig bieten Parks und Gärten unseren Schmetterlingen kei- nen geeigneten Lebensraum mehr. Mehr darüber, wie Sie in Ihrem Garten aktiv werden können, er- fahren Sie unter www.bund.net/ Dabei können sie zu Oasen in einer schmetterling und in unserer Bro- zunehmend lebensfeindlichen Um- schüre »Schmetterlinge schützen«. welt werden. Gestalten auch Sie Ihre Das Wissen über diese vielfältige Umgebung falterfreundlich! Tiergruppe helfen Sie zu erweitern, indem Sie die Schmetterlinge beob- achten und zählen und Ihre Daten notieren: www.naturgucker.de/ faltertage. Damit Sie auch erkennen, was dort umherflattert, bietet Ihnen der BUND gratis eine Bestimmungshilfe für 25 verbreitete Arten – darunter den prächtigen Trauermantel (Foto). Sollten noch weitere Falter Ihren Gewinnen Sie eines von zehn Be- Garten besuchen – immerhin gibt stimmungsbüchern! Schreiben Sie es bundesweit etwa 3 700 Arten –, uns auf www.bund.net/bestimmt flickr/Hans Peter Gera empfiehlt Ihnen der BUND aus dem oder per Postkarte an den BUND, Haupt-Verlag »Schmetterlinge ent- Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, decken, beobachten, bestimmen«. Stichwort »Bestimmt«. Unsere Pub- Dieses Buch stellt die 150 häufigsten likationen erhalten Sie über bundla- tagaktiven Falter vor und ist auch als den@bund.net, Tel. (0 30) 2 75 86-4 80. App erschienen. www.bund.net/publikationen Ökotipp Keine Kohle für Klimasünder! O b Unternehmen, Kommunen oder Privatpersonen: Wer Geld anlegt, also in Aktien, Anleihen oder dauerhaft fast 90 Prozent der glo- balen Kohlereserven unangetastet bleiben. Und dazu etwa ein Drittel andere Vermögensanlagen investiert, der Öl- und die Hälfte der Erdgas- finanziert oft unwissentlich klima- vorkommen. schädliche Konzerne. Der BUND Die Divestment-Bewegung hat empfiehlt Kapitalanlagen genau die 200 klimaschädlichsten Unter- unter die Lupe zu nehmen und jene nehmen der Welt ermittelt, unter aufzulösen, die noch auf Kohle, Öl ihnen RWE und BASF. Allein deren und Gas setzen. Vorräte an fossilen Brennstoffen zu Ein Trend der Zeit: Immer mehr nutzen, hieße fünfmal mehr Kohlen- Initiativen fordern, nicht länger in dioxid auszustoßen, als weltweit fossile Energien zu investieren und noch in die Atmosphäre gelangen stattdessen erneuerbare zu fördern. darf. Diese Bewegung ist unter dem Als erste deutsche Stadt beschloss Schlagwort »Divestment« bekannt Münster Ende 2015, sich von seinen geworden. Vor allem große Anleger – RWE-Aktien zu trennen. Wer die also Städte, Gemeinden und Institu- Divestment-Bewegung unterstützen tionen wie Kirchen, Stiftungen oder will, stößt online auf viele ähnliche Universitäten – sollen dazu bewegt Initiativen aus anderen Städten und J. Farys werden, unökologische Investitionen Gemeinden. zurückzuziehen. Um die Erderwärmung auf unter Weitere Ökotipps des BUND finden Protest zum globalen Klima-Aktionstag am 29.11. in Berlin. zwei Grad zu begrenzen, müssen Sie hier: www.bund.net/oekotipps 8 BUNDmagazin [2-16]
Gerettete Landschaft Seit 1989 setzt sich der BUND für das Grüne Band ein. Der Todesstreifen an der einstigen innerdeutschen Grenze wurde zu einer Achse des Lebens. An der thüringisch-bayerischen Grenze ging jüngst das Naturschutzprojekt »Grünes Band Rodachtal – Lange Berge – Steinachtal« an den Start. Sein Ziel: 127 Kilometer der Lebenslinie für die Zukunft zu sichern. Otmar Fugmann
Umsetzung der Energiewende KOMMENTAR Rasch, aber richtig! Seit Ende April ist der Klimavertrag von Paris nun unterzeichnet. Doch statt dessen Ziele zügig umzusetzen, legt die Bundesregierung der Energiewende Steine in den Weg. Auch einige Bundes- länder erschweren den Klimaschutz – weil sie, auf Kosten von Natur und Anwohnern, den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht richtig planen. N ach den Landtagswahlen ist vor den Wahlen. Dies ist sicherlich eine gute Überschrift für das Jahr 2016 – gerade mit Blick auf den Klimaschutz. Im Herbst Gabriel verhindern, dass die erneuerbaren Energien bis 2025 mehr als 45 Prozent unseres Stromes erzeugen – vorgeblich, um Zeit für den nötigen Netzumbau zu werden der Landtag in Mecklenburg-Vorpommern und gewinnen. In Wahrheit würde er damit den Energie- das Abgeordnetenhaus in Berlin neu gewählt. 2017 fol- konzernen die gewünschte Bestandsgarantie für ihre gen die Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, Saar- schädlichen Kohlekraftwerke liefern. Mit bürokrati- land und Schleswig-Holstein und schließlich im Herbst schen Hürden für Kleininvestoren wie Bürgerinnen und Genossenschaften soll die dezentrale Energiewende in Bürgerhand zusätzlich ausgebremst werden. Klar ist: So wird Deutschland seinen internationalen Verpflich- tungen für den Klimaschutz nicht gerecht! Nun kommt es auf Bundestag und Bundesländer an, diese Beerdigung des deutschen Klimaschutzes zu ver- hindern. Wir als BUND wenden uns derzeit direkt an die MinisterpräsidentInnen der Länder, damit gerade sie sich weiter für eine naturverträgliche Energiewende in Bürgerhand einsetzen. Kurz vor dem Druck dieses Beitrags kam die erfreuliche Nachricht, dass die Länder im Bundesrat eine Initiative des BUND aufgegriffen und weitgehende Ausnahmen für die Bürgerenergie- genossenschaften gefordert haben. Auch wenn an den Regelungen im Detail noch zu feilen wäre, konnten wir als BUND hier schon Verbesserungen erkämpfen. Gleichzeitig wird die Energiewende auch von einzel- nen Landschaftsschützern in Misskredit gebracht. So behaupten inzwischen viele »Anti-Windkraftkämpfer«, der Ausbau der Windkraft könne die weltweiten CO2- J. Farys Emissionen gar nicht reduzieren. Oder sie bestreiten den menschengemachten Klimawandel gleich ganz. Derartige Auslassungen haben mit Fakten nichts mehr die Bundestagswahl. Hier stehen alle Parteien vor der zu tun. Sie sind wohl eher als emotionale Antwort auf Frage: Wollen sie den Pariser Klimavertrag – unter- massive Fehlplanungen in den Ländern und Gemein- zeichnet am 22. April von 165 Ländern in New York – den zu verstehen. ernsthaft umsetzen? Oder wollen sie es weiter bei Schönwetterzielen belassen? Tatsächlich erfolgt der Bau neuer Windkraftwerke in bestimmten Bundesländern ohne landesplanerische Dabei kommt dem Erneuerbare-Energien-Gesetz Steuerung, geprägt vorrangig von den wirtschaftlichen als Fundament der Energiewende in Deutschland eine Interessen der Betreiber und Grundeigentümer. Der zentrale Bedeutung zu. Doch statt den Weltklimaver- BUND fordert schon lange ein Ausbauprogramm, das trag von Paris zum Anlass zu nehmen, die notwendige hohen Anforderungen an den Naturschutz genügt und Energiewende zu beschleunigen, legt die Große Koali- die immer wieder erkennbaren Konflikte mit den tion ihr Steine in den Weg. Klimaschutz? Hat für diese Anwohnern löst. Bundesregierung keinen Vorrang. So plant das von Vizekanzler Gabriel geführte Wirt- Im November beschlossen die Bundesdelegierten schaftsministerium die bisherige Einspeisevergütung des BUND nach intensiver Debatte ein Konzept, das für erneuerbare Energien abzuschaffen. Auch will die Energiewende mit einer Offensive für mehr Land- 10 BUNDmagazin [2-16]
Anzeige I like my schafts- und Naturschutz kombiniert. Kernpunkte der Initiative sind der Ausstieg aus der Atomenergie und Braunkohleverstromung – und unsere Forderung an Girokonto die Länder, dem Ausbau der Erneuerbaren einen natur- schutzfachlich und raumplanerisch klaren Rahmen zu geben, mit konkreten Energie- und Flächenszenarien. Gleichzeitig fordert der BUND die staatlichen Mittel Wie muss eine Bank sein, damit man sie liken kann? Konsequent grün, fair und transparent! für den Naturschutz im nächsten Jahrzehnt zu verfünf- Das ist die erste sozial-ökologische Bank. fachen: um auch über den Schutz von Mooren, alten www.gls.de Wäldern etc. zum Klimaschutz beitragen zu können. Als ein Kernpunkt des BUND-Konzeptes fordern wir die schon begonnene Erdverkabelung auszuweiten auf bestehende Freileitungen; und nicht mehr benötigte Leitungen zu entfernen. Dies soll helfen, die Beein- trächtigung des Landschaftsbildes durch erneuerbare Energien zu kompensieren. Wir sind uns sicher: Würden Bund und Länder end- lich einen gesteuerten Ausbau der erneuerbaren Ener- gien eng in eine solche Naturschutzinitiative einbinden, ließen sich viele lokale Konflikte vermeiden – und trotzdem das dringend nötige Tempo beim Klimaschutz erreichen. Daher, liebe Leser, werden wir als BUND in den kommenden Monaten weiter eine Doppelrolle wahrnehmen, und dies als einziger deutscher Umwelt- verband: Wir kämpfen dafür, die Energiewende enga- giert fortzuführen – und pochen dabei auf verbindliche und für uns nicht verhandelbare Leitplanken des Naturschutzes! Olaf Bandt und Hubert Weiger Olaf Bandt ist Bundesgeschäftsführer »Politik und Kom- munikation«, Hubert Weiger Vorsitzender des BUND. [2-16] BUNDmagazin 11
TITELTH EMA A. Zahn (2) Mausohren bilden große Kolonien auf Dachböden. Sie sind damit stark auf unser Wohlwollen angewiesen. Fledermaus flieg! Fledermäuse beflügeln unsere Phantasie. Als Geschöpfe der Nacht waren sie früher eher schlecht angesehen. Heute ist das zum Glück anders: Viele Menschen – auch und gerade im BUND – tun etwas für ihren Schutz. Der Imagewandel hat dazu beigetragen, dass sich einige heimische Arten deutlich erholen konnten. Viele andere gelten weiter als gefährdet. Wie und wo leben unsere Fledermäuse? Und womit können wir ihnen helfen? Lesen Sie unser Titelthema! 12 BUNDmagazin [2-16]
Die Welt der Fledermäuse Gesellige Nachtschwärmer Fledermäuse haben sich vor Jahrmillionen auf die nächtliche Insektenjagd spezialisiert. So konnten sie weltweit die unterschiedlichsten Lebensräume erobern. Auch in Deutschland sind sie verbreitet und leben häufig in direkter Nachbarschaft mit uns. E in dunkles Etwas flattert im Dämmerlicht. Kurz taucht es in den Schein einer Laterne. Und ist dann rasch und lautlos wieder unseren Blicken entzogen. Noch mehr heimische Arten leben im Wald. Abend- segler und Braunes Langohr, Bechstein-, Fransen- oder Rauhautfledermaus nutzen alte Bäume als Quartier. In Flüchtige Eindrücke – mehr dürften die meisten Men- ihren Höhlen und Spalten finden sie Schutz. schen kaum je erfahren von der Welt der Fledermäuse. Was sind das für Tiere, mit denen wir nicht selten Nach der nächtlichen Jagd verschwinden sie in ihren unter einem Dach leben? In vieler Hinsicht ungewöhn- Verstecken – um gänzlich unsichtbar zu werden. liche Tiere, so viel steht fest. Sie leben im Verborgenen. Ihre Rufe sind für uns meist unhörbar. Und im Flug sind sie kaum einer Tiere der Superlative bestimmten Art zuzuordnen. All dies macht die Fleder- Fledermäuse bevölkern schon seit über 50 Millionen mäuse zu großen Unbekannten unserer Tierwelt. Jahren unsere Erde. Als sehr alte und hoch spezialisier- te Tiergruppe halten sie eine ganze Reihe von Rekor- In Bäumen und Gebäuden den. So sind Fledermäuse die einzigen Säugetiere, die Dabei leben nicht wenige Fledermäuse ganz in aktiv fliegen können. Ihre Flughaut spannt sich von unserer Nähe. Von den 25 heimischen Arten gilt fast die den Hand- zu den Fußgelenken und den Schultern, Hälfte als Kulturfolger. Unsere Häuser dienen ihnen als zwischen den stark verlängerten Fingern und zwischen Quartier, dauerhaft oder zu bestimmten Jahreszeiten. den Beinen. Sie kriechen unter Verschalungen, hinter Fensterläden, Zudem wissen sie sich bei völliger Dunkelheit zu in Mauerfugen. Oder sie ziehen in Dachstühlen ihre orientieren, durch ein akustisches Radar mit Ultra- Jungen groß. Zu den häufigen Arten in unserer Nach- schalllauten. Nicht nur Hindernisse, sondern auch barschaft zählen Zwerg- und Breitflügelfledermaus kleinste Beutetiere reflektieren die Schallwellen und sowie Große und Kleine Bartfledermaus. werden so im Jagdflug aufgespürt. Ein Großer Abendsegler in seinem Tagesversteck. Diese Art verunglückt neuerdings relativ häufig an Windrädern. [2-16] BUNDmagazin 13
Fledermäuse sind meist klein und leicht. Die thai- Wird im Spätsommer die Nahrung knapp, suchen TITELTH EMA ländische Schweinenasen-Fledermaus gilt mit ihren sich unsere Fledermäuse ein passendes Winterquartier. zwei Gramm gar als leichtestes Säugetier der Welt. Arten wie der Abendsegler können sich dafür weit über Noch immer kaum schwerer als ein Stück Würfelzucker tausend Kilometer von ihrem Sommerlebensraum ent- ist die heimische Zwergfledermaus. Ihr Mindestgewicht: fernen. In Höhlen, Stollen oder Gewölben, mitunter 3,5 Gramm. Trotzdem sind Fledermäuse relativ lang- auch in Holzstapeln oder hinter Wandverkleidungen lebig, manche Arten werden über 30 Jahre alt. suchen sie Schutz vor Feinden, um bei stark reduzierter Dank ihrer vielfältigen Spezialisierung sind Fleder- Körpertemperatur in Winterschlaf zu fallen. mäuse fast weltweit verbreitet. Mit Ausnahme der Antarktis konnten sie alle Kontinente erobern. Auf Wo zu sehen? zahllosen Inseln – zum Beispiel Neuseeland – stellten Fledermäuse sind ganz überwiegend in den Tropen sie ursprünglich die einzigen Säugetiere. verbreitet. Die meisten der weltweit knapp tausend Fledermäuse bilden auch die weitaus größten An- Arten kommen rund um den Äquator vor. Nach Norden sammlungen von Säugetieren. So schätzt man die Zahl zu wird ihre Artenzahl immer geringer. Auch in Deutsch- der Tiere, die allabendlich aus einer einzigen Höhle in land ist der Süden etwas artenreicher als der Norden. Texas schwärmen, auf 20 Millionen. Arten wie die Wimper- und Alpenfledermaus sind in der Regel nur südlich der Mainlinie zu finden. Sozial und nachtaktiv Abgesehen davon: Wo lassen sich bei uns besonders Alle bei uns vorkommenden Fledermäuse sind gut Fledermäuse beobachten? Vor allem dort, wo sie nachtaktiv und ernähren sich von Insekten und Spin- viel Nahrung finden. Insektenreiche Orte sind Gewäs- nen. Als hochsoziale Tiere leben die meisten Arten in ser in Waldnähe, vielgestaltige Waldränder und Gruppen zusammen. Zur Fortpflanzung in ihren Hecken, auch Parks und Viehweiden. Wochenstuben wie auch im Winterquartier halten die Im Lichtkegel der Straßenlaternen machen Fleder- Tiere oft engen Körperkontakt. Dabei können mehrere mäuse ebenfalls leichte Beute. Wer allerdings mehr Arten gemeinsam auftreten. erkennen will als einen flüchtigen Schatten, muss sich Ihre hohe Lebenserwartung ist schon deshalb nötig, ExpertInnen anschließen. Der BUND bietet vielerorts weil Fledermäuse jedes Jahr nur ein bis (seltener) zwei Fledermausführungen an (siehe Seite 18/19). Erfahren Junge gebären. Die niedrige Fortpflanzungsrate führt Sie hier mehr über die Arten in Ihrer Nachbarschaft – dazu, dass Fledermäuse rasch seltener werden, wenn wie sie leben, was sie gefährdet und was wir für ihren negative Umwelteinflüsse – wie Pestizide oder falsch Schutz tun können. geplante Windräder – ihre Sterblichkeit erhöhen. Severin Zillich Ein Großes Maus- ohr wird begut- achtet: Ist der Flügel noch heil? Zum Schutz vor Thomas Stephan Tollwut sollten Fledermäuse möglichst nur mit Handschuhen berührt werden! 14 BUNDmagazin [2-16]
A. Zahn (2) T. Stephan Zu den Raritäten unserer Tierwelt zählen (von links): Kleine Hufeisennase, Mops- und Nymphenfledermaus. Fledermäuse in Gefahr Schutzbedürftig Den Fledermäusen ging es in Deutschland schon einmal schlechter. Und doch bleiben sie anfällig, viele Arten sind weiterhin bedroht. Was vor allem bringt sie in Bedrängnis? N ur fünf der 26 heimischen Fledermausarten gel- ten vorläufig als ungefährdet. Über fünf weitere Arten wissen wir noch zu wenig, um einschätzen zu Zudem wurden Insektengifte wie das heute verbotene DDT in großem Stil über die Felder verteilt. Auch hat- ten die Fledermäuse keinen guten Ruf; viele ihrer können, ob und wie stark sie bedroht sind. Die rest- Quartiere wurden daher illegal »wegsaniert«. lichen 16 Arten verteilen sich auf alle Gefährdungs- Erst in den 80er und 90er Jahren scheinen sich die klassen: von der Vorwarnliste (wie Großes Mausohr, meisten Arten etwas zu erholen. Weil nun gezielt etwas Abendsegler) bis zu »Vom Aussterben bedroht« (Nym- für ihren Schutz getan wird und bestimmte Pestizide phenfledermaus, beide Hufeisennasen). Als verschollen verboten sind. Und weil sich die Öffentlichkeit bewuss- gilt bei uns die Langflügelfledermaus. ter wird, wie schlecht es um die Zukunft der Fledertiere Wie viele Fledermäuse einst in Sommernächten steht. Seitdem ist die Mehrzahl der Arten offenbar sta- durch die Lüfte jagten, ist heute kaum mehr vorstellbar. bil geblieben (siehe das folgende Interview), wenngleich Verlässliche Angaben zu ihrer Häufigkeit in vorindus- auf niedrigem Niveau. trieller Zeit gibt es nicht. Wer sich aber erinnert, wie viel mehr Insekten früher an Kühlergrills und Windschutz- Weiterhin gefährdet scheiben klebten, mag eine Ahnung davon bekommen, Für eine Entwarnung ist es jedenfalls zu früh. wie ungleich reicher einmal unsere gesamte Tierwelt Unverändert sind Fledermäuse vielen Gefahren ausge- gewesen sein muss. setzt. Was macht ihnen heute das Leben schwer? Historisches Tief ➾Verlust natürlicher Lebensräume Schon der Raubbau an den Wäldern muss den Fle- Je einförmiger und intensiver wir Wald und Flur nut- dermäusen einst stark zugesetzt haben. So war um das zen, desto seltener finden Fledermäuse dort Nahrung. Jahr 1800 nur noch ein Viertel Deutschlands von Wald Noch immer werden Wiesen in Äcker umgebrochen, bedeckt – heute ist es wieder ein Drittel. Die halboffene, breiten sich Mais und Raps aus, verarmt die Restnatur mosaikartig und extensiv genutzte Kulturlandschaft außerhalb der Schutzgebiete im Sprühnebel von Pesti- aber bot den Insektenjägern mit Sicherheit noch reich- ziden und Gülle. Noch immer werden Hecken und lich Nahrung. Streuobstwiesen gerodet und zu wenige alte Bäume im Einen historischen Tiefpunkt erreichte die Zahl der Wald geduldet. Noch immer verschwinden 70 Hektar Fledermäuse wohl erst in den 1960er und 70er Jahren. pro Tag (!) unter Beton und Asphalt. Auf großer Fläche Giftige Holzschutzmittel sorgten damals bei allen ist die biologische Vielfalt auf dem Rückzug, und mit ihr gebäudebewohnenden Arten für immense Verluste. insektenreiche Jagdgründe für unsere Fledermäuse. [2-16] BUNDmagazin 15
➾ Insektengifte Gedankenlosigkeit und Profitstreben – oder zur »Ver- TITELTH EMA Im Zuge der Industrialisierung kehrssicherung« am Straßenrand. der Landwirtschaft werden immer Auch jede Altbausanierung kann zum Verlust von mehr Insektizide und Pflanzengifte Tagesverstecken, Wochenstuben- und Winterquartie- versprüht – übrigens auch in den ren führen, desgleichen der Verschluss von Höhlen und Gärten. Die Nahrung der Fleder- Stollen, die Sprengung alter Bunker oder die Wiederin- mäuse wird damit vielerorts knapp. betriebnahme alter Eisenbahntunnel. Aller gesetzliche Zudem kann sich die Agrochemie in den langlebigen Schutz bleibt unwirksam, wenn die dort lebenden Tieren anreichern, ihr Kommunikations- und Lernver- Tiere nicht rechtzeitig entdeckt werden. Fleder- mögen stören, ihr Immunsystem schwächen und zu mauskästen an Bäumen oder Gebäuden sind kein ech- weniger Nachwuchs führen. Indirekt ermöglichen Pes- ter Ersatz. tizide erst Agrarwüsten wie den intensiven Maisanbau – ein für Fledermäuse völlig wertloser Lebensraum. ➾ Straßenverkehr Die meisten Insekten fliegen ➾Windkraft niedrig. Entsprechend jagen viele Mit dem Ausbau der Windkraft steigt die Gefahr, Fledermausarten in Bodennähe. Wo dass Fledermäuse an Rotorblättern verunglücken. Am Straßen durch nahrungsreiche häufigsten scheinen Abendsegler, Rauhaut-, Zweifarb- Feuchtgebiete und Wälder führen und Zwergfledermaus betroffen, und regelmäßig auch oder ihre traditionellen Flugschnei- seltenere Arten wie Kleinabendsegler oder Nordfleder- sen kreuzen, kann ihnen das zum Verhängnis werden. maus. Am konfliktträchtigsten sind Gebiete in Küsten- Autos mit hohem Tempo werden von Fledermäusen nähe, Wälder, Gewässer und Höhenzüge. In der Agrar- meist nicht rechtzeitig wahrgenommen. So verunglü- steppe gibt es ebenfalls ein Kollisionsrisiko – entlang cken jedes Jahr viele Tausend Tiere an Landstraßen. von Zugrouten oder in Quartiernähe. Die höchsten Verluste werden in milden und trocke- ➾ Störungen nen Spätsommernächten registriert, nach Auflösung Auch wenn die meisten Störun- der Wochenstuben und zur Zugzeit mancher Arten. Die gen (etwa durch das boomende Verluste sind oft schwer zu quantifizieren. An einzelnen Geocaching) heute unabsichtlich Windrädern ohne Abschaltmechanismus (siehe Inter- erfolgen, bleiben sie ein Risiko. Vor view) wurde eine Vielzahl von Schlagopfern belegt. allem während des Winterschlafs reagieren Fledermäuse darauf sehr ➾ Quartierverlust empfindlich. Um Herztätigkeit, Stoffwechsel und Die Forstwirtschaft gesteht unse- Atmung wieder in Schwung zu bringen, benötigen die ren Bäumen nur ganz ausnahms- Tiere viel Energie – so viel wie für 20 Tage Tiefschlaf. weise ein Alter zu, in dem sie Höh- Wiederholte Störungen können die Reserven der Tiere len und damit Quartiere für Fleder- vorzeitig erschöpfen, die Tiere verhungern dann. mäuse ausbilden. Und viele dieser Auch für ihre Wochenstuben sind Fledermäuse auf Quartierbäume fallen jedes Jahr der störungsfreie Quartiere angewiesen. Weibchen und ihre Säge zum Opfer: aus Unkenntnis, Jungtiere sollten ganz in Ruhe gelassen werden. sz Der BUND bietet unter www.bundladen.de/fledermaeuse Kostenlos an: Broschüre 28 Seiten Bechsteinfledermaus retten … Nr.: 22 146 35,95 € Nr.: 66003 rten 65,90 € POStka Graues Langohr retten … Faltblatt Piktogramme: V. Hoff Pestizide Eine Bedrohung für Fledermäuse unsere Fledermäuse retten Hier bestellung@bundladen.de www.bund.net bestellen www.bundladen.de 16 BUNDmagazin [2-16]
Interview Es kann rasch wieder kritisch werden … Andreas Zahn koordiniert den Schutz der Fledermäuse in Südbayern. Er zählt und erforscht sie, bildet ehrenamtliche Artenschützer aus, berät Bürger und Behörden und entwickelt Programme für besonders gefährdete Arten. Zudem ist er in der BUND-Kreisgruppe Mühldorf am Inn aktiv. Agrarlandschaft und Wälder werden immer stärker ge- wie Sie richtig gesagt haben, die intensivere Nutzung nutzt, mehr und mehr Gebäude saniert und Windräder der Wälder, seitdem Brennholz wieder etwas wert ist. errichtet: Was heißt das für unsere Fledermäuse? Oder die Tatsache, dass unsere Agrarlandschaft immer Derzeit sehe ich für die heimischen Fledermäuse gar insektenärmer wird und Arten wie die Zwergfledermaus nicht so schwarz – zumindest legen unsere Zahlen das seltener werden, offenbar weil es ihr an Nahrung fehlt. nicht nahe. Die meisten Arten, deren Entwicklung wir Nicht zu vergessen der Ausbau der Windkraft. in Bayern überprüfen können, halten seit etwa 25 Jah- ren ihr Niveau oder haben zugenommen. Und die zwei Was können wir tun, damit alle heimischen Fledermaus- Hufeisennasen-Arten, deren Zahl besonders dramatisch arten eine Zukunft bei uns haben? gesunken war, vermehren sich sogar deutlich. Zum einen brauchen wir in unseren Wäldern mehr Inseln mit ungenutztem Altholz, damit Fledermäuse Woran liegt das? genug natürliche Quartiere finden und nicht am Tropf Positiv wirkt sich heute die deutlich niedrigere Gift- der Nistkästen hängen. Nur mit dem Schutz einzelner belastung aus. In den 60er/70er Jahren hatten Agrar- Höhlenbäume ist es nicht getan. und Holzschutzpestizide viele Arten stark dezimiert. Dann benötigen wir wieder mehr extensiv genutzte Was seither zum Schutz der Fledermäuse getan wurde, Wiesen und Weiden, auch im Ökolandbau. Und größere scheint tatsächlich zu fruchten. So hat sich dank inten- Flächen für die Natur, wo sich zum Beispiel der Biber siver Öffentlichkeitsarbeit das Bild der Fledermäuse austoben darf – da entstehen ganz tolle Lebensräume. geändert. Arten an Gebäuden werden nicht mehr auto- Aufmerksam müssen wir bei der Gebäudedämmung matisch vertrieben, Hausbesitzer freuen sich über die bleiben, ihr fallen weiter Quartiere zum Opfer. Hand- harmlosen Untermieter und holen sich Rat, was sie zu werker und Architekten müssen gut geschult werden, beachten haben. Beim Umbau öffentlicher Gebäude um die rechtlichen Vorgaben umsetzen zu können. und Kirchen werden meist Experten hinzugezogen. Um die Verluste von Fledermäusen an Windrädern Unter den heimischen Arten haben wir ja ein paar aus- erträglich zu halten, brauchen wir ein bundesweites gesprochene Kulturfolger, die wirklich auf unser Wohl- Konzept. Bedroht scheinen vor allem Arten, die sich wollen und dauernde Betreuung angewiesen sind. nicht gut zählen lassen, da wissen wir noch zu wenig. Letztlich müssen wir akzeptieren und durchsetzen, Gezielter Schutz ist also weiterhin nötig? dass Windräder häufiger abgeschaltet werden, wenn Auf jeden Fall, zumal bestimmte Faktoren für man- viele Fledermäuse unterwegs sind. Die Betreiber weh- che Arten rasch wieder kritisch werden können. Etwa, ren sich da oft noch vehement, was auf berechtigte Kri- tik aus Naturschutzkreisen stößt. Der Energiewende leisten sie damit einen Bärendienst. Können wir selbst auch den Fledermäusen helfen? Sicherlich. Als Hausbesitzer können wir Quartiere von Fledermäusen erhalten oder neu schaffen. Unsere Gärten sollten wir möglichst naturnah und giftfrei gestalten. Mehr noch können wir beim Einkauf tun: Lebensmittel aus ökologischem Landbau kaufen und – im Kontakt mit Direktvermarktern – durchaus einmal nachfragen, was die für den Naturschutz tun. Neue Hecken, Obstwiesen, Weiher oder Brachen entstehen ja nicht allein dadurch, dass man auf Gift verzichtet. Andreas Zahn in Und natürlich kann sich jeder ehrenamtlich an dem Aktion: bei einer Schutz der Fledermäuse beteiligen. Und uns im BUND Führung (li.) und darin unterstützen, politischen Druck auszuüben, etwa auf der »Jagd« (o.). für mehr Vielfalt und alte Bäume im Wald … Interview: Severin Zillich [2-16] BUNDmagazin 17
Wo der BUND Fledermäuse schützt Sie leben im Verborgenen und sind für Laien nicht leicht zu Der Einsatz der Gruppen zeigt übrigens Wirkung. bestimmen. Doch um den Schutz der Fledermäuse bemühen Vom Schutz ihrer Quartiere oder beispielsweise sich etliche BUND-Gruppen: engagiert und sehr vielseitig. der Rettung geschwächter Tiere profitieren die Diese Karte zeigt eine Auswahl ihrer Aktivitäten. gefährdeten Säuger ganz unmittelbar. 1 2 Hannover Frankfurt (Oder) Beinahe täglich bekommt das Fledermauszentrum Hannover neue Vor gut 30 Jahren entdeckten Frankfurter Naturschützer eines der Patienten. Über einen Notruf sind Renate Keil und andere Exper- größten deutschen Winterquartiere. In der Ruine einer Brauerei tInnen Tag und Nacht erreichbar. Sie bergen Tiere, die sich in Wohn- fanden sie Hunderte Fledermäuse: Großes Mausohr (Foto), Wasser- räume verirrt haben, verlassene Jungtiere und verletzte Fleder- und Fransenfledermaus sowie weitere geschützte Arten. Die unter- mäuse. Im Zentrum werden sie medizinisch überprüft, bei Bedarf irdischen Gewölbe mit ihren unzähligen Rissen und Spalten hatten gesund gepflegt und wieder aus- die Tiere angelockt. Mithilfe der Behörden gelang es, den drohenden gewildert. Über 250 Tiere gelang- Abriss zu verhindern. Doch diente ten so 2015 zurück in die Freiheit. die Ruine als Abenteuerspielplatz Und das BUND-Zentrum leistet und Lager für Zigarettenschmuggler, noch mehr. Es beantwortet An- wildernde Katzen lauerten den Fle- fragen aller Art, informiert über dermäusen auf. Norbert Bartel und heimische Arten und bietet eine seine Mitstreiter vom örtlichen persönliche Bürgerberatung. Die BUND sorgten für die Sicherung der Umweltbildung ist ein Schwer- Ruine. Fenster wurden vergittert und punkt: Regelmäßig wird zu Vor- Kiel Zäune gesetzt, die Katzen wanderten 7 trägen, Seminaren und Führun- ins Tierheim. Damit zog Ruhe ein. Rostock gen eingeladen. Interessierte Gut für die 1 500 bis 2 400 Fledermäu- Schulklassen erhalten einen The- se von 13 Arten, die hier im Winter menkoffer, ein Kinderaktions- bislang erfasst wurden. team entwickelt Angebote für die Die BUND-Aktiven helfen bei der 5 Hamburg Jüngsten. Im Spätsommer findet weiter nötigen Sicherung der Ruine, ein großes Fledermausfest statt. sie kontrollieren das Quartier laufend Nicht zu vergessen die Gelände- und zählen die Überwinterer. Das arbeit – der Schutz von Höhlen- Bremen Brauereigelände steht heute unter bäumen, die Suche nach Opfern nationalem und europäischem von Windrädern etc. – und eine 8 Naturschutz. www.bund.net/ Bernd Heuer vielseitige politische Lobbyarbeit Ostquellbrauerei in der Region. Ein eigener Online- shop bietet diverse Artikel an. R. Keil (2) Hinter all dem steht die AG Fle- Berlin dermäuse mit rund 60 Osnabrück Aktiven. Hannover www.bund-fledermauszentrum-hannover.de 1 Magdeburg 2 Münster Weitere Schutzprojekte Dortmund 5 Neubrandenburg: Erfassung und Betreuung von Quartieren,
Halle Umweltbildung, Exkursionen. www.bund-neubrandenburg.de Leipzig 6 Hohe Schrecke: Schutz alter Laubwälder mit vielen Höhlenbäumen, Düsseldorf 6 Erfassung der Fledermäuse. www.bund.net/hohe_schrecke Axel Kramer: Führungen, Bau von Nistkästen, Beratung 7 Ostholstein, Dresden Köln Erfurt von Hausbesitzern etc. www.bund-ostholstein.de Aachen 8 Bremen: Quartierberatungen, Umweltbildung, Exkursionen. www.bund-bremen.net/fledermaeuse Bonn 10 9 Waldkraiburg, Mühldorf, Wasserburg: Erfassung von Abendseglern mit Monitoringprogramm. www.muehldorf.bund-naturschutz.de Koblenz 10 Rhein-Sieg-Kreis: Anlage von Quartieren, Exkursionen, Betreuung 11 der größten Mausohr-Wochenstube in NRW etc. www.bund-rsk.de 11 Bad Kissingen: Umweltbildung, Pflege verletzter Tiere, Quartier- Frankfurt/Main schutz, Erfassung. www.bad-kissingen.bund-naturschutz.de 12 Gottmadingen: Naturschutzzentrum, Spezialversand, Ausstellungs- Mainz 4 verleih, bundesweiter Terminkalender. www.all-about-bats.net Trier Würzburg 3 Nürnberg Saarbrücken Karlsruhe Stuttgart Augsburg 9 München Freiburg 3 12 Heidelberg 1994 startete der BUND Heidel- berg sein Projekt »Fledermäuse suchen Freunde«. Es sollte dazu dienen, die in Heidelberg noch vorkommenden Fledermäuse samt ihrer Lebensräume besser zu schützen. 4 Seitdem hat sich viel getan. So ist das Umweltzentrum der Kreis- Forchheim gruppe unter Geschäftsführerin Brigitte Heinz (Foto) zur wichtigs- Seit 2009 beteiligt sich die BUND-Kreisgruppe ten regionalen Anlaufstelle geworden – für alle Fragen rund um die Forchheim (Oberfranken) an einem großen Johannes Mohr Fledermäuse. Der BUND berät Haus- und Gartenbesitzer, bietet Gemeinschaftsprojekt zur Erforschung der Fle- kostenlose Hilfe vor Ort an und wirbt für den Schutz der Tiere. dermausfauna im Landkreis. Hierbei kommen Außerdem kontrolliert und reinigt er Sommer- und Winterquartie- »Batcorder« zum Einsatz, deren Prototyp der BUND-Aktive Friedrich Oehme (Foto) mit entwi- re und betreut 250 Fledermauskästen im Stadtwald. Verletzte und ckelt hat. Der frühere Professor für Elektronik leitet das Projekt mit zehn Partnerorganisationen, geschwächte Tiere werden wieder aufgepäppelt. Auch sammelt darunter Staatsforst, Jägerschaft und Bauernverband. In keinem deutschen Landkreis weiß man der BUND alle Fledermausmeldungen und analysiert den Bestand. nun wohl genauer Bescheid, wo sich welche Fledermausarten wann aufhalten. 18 Arten konnte Das Quartierangebot wird stetig erhöht, und die Lebensräume der die Kreisgruppe bisher akustisch nachweisen, darunter Raritäten wie Nymphen- und Wimper- Fledermäuse werden aufgewertet – im Dialog mit der Stadt, die fledermaus oder Kleine Hufeisennase. Ständig liefert das Projekt neue Erkenntnisse – etwa zur den BUND dabei finanziell unterstützt. Die vielen Menschen, die Unterscheidung nah verwandter Arten und zu den Lebensgewohnheiten der Tiere. Oder zu bis- sich von der Begeisterung für die Fledermäuse anstecken lassen, lang unbekannten Sommer- und Winterquartieren, die dann gezielt geschützt werden können. zeigen der Kreisgruppe, dass sie mit ihrer Arbeit auf dem richtigen Der lokale Arbeitskreis des BUND ist darüber hinaus vielfältig aktiv. Karte: ubahnverleih/fotolia · Infografik: Marc Venner Weg ist. www.bund-heidelberg.de/fledermaeuse www.forchheim.bund-naturschutz.de/ak-fledermaus/fmm
TITELTH EMA Biotopverbund Wahlheimat Westwall Seit den 70er Jahren bemüht sich der BUND darum, den »Grünen Wall im Westen« zu erhalten – als Refugium für selten gewordene Tiere und Pflanzen. Besonders Fledermäuse wissen die Vielzahl alter Bunker zu schätzen. Z wei ehrenamtliche Naturschützer steigen in einen versteckt liegenden Stollen am ehemaligen West- wall. Das Licht ihrer Taschenlampen flackert an den Denkmal- und Naturschutz Die größte Gefahr droht den Zufluchtsorten durch die »Verkehrssicherung«. Einen Abriss versucht der Wänden entlang, von oben tropft es. Plötzlich fliegen BUND möglichst immer zu verhindern. Etwa durch den beiden gleich mehrere Fledermäuse dicht um die Gitter und Zäune, die uns Menschen vor Unfällen Ohren. Da hilft nur eins: ducken. Doch nun sind sie schützen, tierische Bewohner aber nicht ausschließen. sicher – sie sind auf ein Quartier gestoßen! Das Ausmauern zerstörter Außenwände kann ebenfalls In den letzten Jahrzehnten ist entlang des einstigen hilfreich sein – und frostfreie Innenräume schaffen, für Westwalls ein wichtiger Biotopverbund entstanden. überwinternde Fledermäuse und andere Tierarten. Speziell Fledermäusen bietet die ehemalige Angriffs- An der Decke befestigte Lochsteine sorgen für zu- und Verteidigungslinie der Nazis einen attraktiven sätzlichen Unterschlupf. Zumal sich die Tiere bei Kon- Lebensraum. Auf mehr als 600 Kilometern Länge rei- trollen hier viel einfacher entdecken lassen als in den hen sich etwa 15 000 alte Stollen und Bunkerruinen. tiefen Mauerrissen, die bei der Sprengung der Bunker Häufig finden Fledermäuse in ihrem Inneren ideale entstanden sind. Bedingungen vor: zwei bis neun Grad Celsius und eine Der BUND hat in Rheinland-Pfalz verschiedenste Luftfeuchtigkeit von 70 bis 98 Prozent. Mindestens Maßnahmen zur Sicherung der Ruinen erprobt. Hier zehn Fledermausarten konnten bisher nachgewiesen wie in Baden-Württemberg steht der Grüne Wall flä- werden. Zum Schutz von Großem Maus- und Braunem chendeckend unter Denkmalschutz. Anders im Saar- Langohr, Fransen- und Zwergfledermaus ist besondere land: Dort kämpft der BUND weiter dafür, alle Ruinen Rücksicht geboten. als Denkmale auszuzeichnen. Auch in Nordrhein- 20 BUNDmagazin [2-16]
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