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AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG LEIB NIZ -FO RUM FÜR R A U M WI S S EN S C H A F T EN NACHRICHTEN Multilokale Lebensführung und räumliche Entwicklungen Neues Denken braucht das Land! Lehren aus Stuttgart 21 und Co. Weniger Bundesländer – mehr Leistungskraft? Neugliederung oder Kooperation Mobilität in Stadtregionen – Herausforderungen und Innovationen Räumliche Steuerung von großflächigen Logistikstandorten/-infrastrukturen Spatial Development in Metropolitan Regions Multikulturalität in der Raumentwicklung Neuerscheinungen 4 41. Jahrgang www.ARL-net.de 2011 Umschlag_4-2011.indd 1 30.11.2011 09:02:07
Inhalt Inhalt ARL- rschung ARL-Neuerscheinungen 22 ■ Multilokale Lebensführung und räumliche Entwicklungen 1 ARL-Intern ■ Neues Denken braucht das Land! ■ Profilworkshop 2011 der ARL 23 Lehren aus Stuttgart 21 und Co. 2 ■ ÖKOPROFIT-Auszeichnung ■ LAG Baden-Württemberg für ARL-Geschäftsstelle 24 Neue Arbeitsgruppe „Reurbanisierung“ 5 ■ Personalien 24 ■ LAG Bayern diskutiert über die Entwicklung ländlicher Räume 6 eitschriftenschau 25 ■ Stellungnahme der ARL zum neuen bayerischen Landesplanungsgesetz 7 ■ 15 Jahre IIK Regionalplanung 8 Net werk 4R ■ Biodiversität – Was können Russland ARL- eranstaltungen und Deutschland voneinander lernen? 30 ■ Praktikum am IfL im Frühjahr 2012 30 ■ Weniger Bundesländer – mehr Leistungskraft? Neugliederung oder Kooperation 10 Rau f rschung -entwicklungsp litik ■ 16. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW Mobilität in Stadtregionen – ■ StadtZukünfte – Städtischer Wandel Herausforderungen und Innovationen 12 im 21. Jahrhundert 31 ■ Räumliche Steuerung von großflächigen ■ Neue Veröffentlichungen aus anderen Logistikstandorten/-infrastrukturen Verlagen 32 Expertenworkshop des IIK Regionalplanung 14 ■ Veranstaltungshinweise 35 ■ Erste International Summer School der ARL Spatial Development in Metropolitan Regions 16 R ■ International Summer School 2012: Multikulturalität in der Raumentwicklung 18 ■ Neues Mitglied im FRU 37 ■ Landschaften: Theorie, Praxis und ■ FRU – Infobörse 37 internationale Bezüge Fachtagung und Planerforum der LAG Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland 20 ■ ARL-Kongress 2012 Infrastrukturgroßprojekte: Akzeptanz durch Raumplanung 21 NA RI N R ARL 4 2011 I nhal _4-11 - il.indd 1 02.12.2011 10:39:0
KurzprofIl / Impressum AR Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) untersucht die Wirkung menschlichen Handelns auf den Raum und analysiert die Möglichkeiten einer nachhaltigen Raumentwicklung. Dies geschieht auf den Feldern Wirtschaft, Soziales, Ökologie und Kultur. Die ARL ist das zentrale, disziplinübergreifende Netzwerk von Ex- pertinnen und Experten, die in der Raumforschung und Raumplanung arbeiten. Damit bietet sie die ideale Plattform für den raumwissen- schaftlichen und raumpolitischen Diskurs. Forschungsgegenstand sind räumliche Ordnung und Entwicklung in Deutschland und Europa. Die Akademie ist eine selbstständige und unabhängige raumwis- senschaftliche Einrichtung öffentlichen Rechts von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse. Sie wird gemeinsam von Bund und Ländern finanziert und gehört der Leibniz-Gemeinschaft an. Sie vereint Fachleute aus Wissenschaft und Praxis in ihrem Netzwerk. Dadurch können Grundlagenforschung und Anwendung eine direkte Verbindung eingehen – eine wichtige Voraussetzung für eine fundierte Beratung von Politik und Gesellschaft. Dank ihrer Netzwerkstruktur und der Arbeitsweise in fachübergrei- fenden Gruppen ermöglicht die ARL den effizienten Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen allen Akteuren. So sind erfolgreiche Kommunikation und Wissenstransfer auf allen Ebenen gewährleistet. Auf der Basis des personellen Netzwerks fungiert die ARL als Mittlerin zwischen Wissenschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Öffent- lichkeit. Nähere Informationen über die ARL finden Sie unter www.arl-net.de. I NACHRICHTEN ER AR Akade ie f r Rau f rschung und Landesplanung (ARL ) Leibni - ru f r Rau wissenschaften hen llernstra e 11 30161 ann er el. 49 511 34842-0 a 49 511 34842-41 arl arl-net.de Redakti n ( .i.S.d.P.) ichaela Gr n n ulli n el. 49 511 34842-56 bulli n arl-net.de Schlussredakti n eike egner Sat und Lay ut li er R se ruck p ppdruck urt-Schu acher-Allee 14 30851 Langenhagen ie Nachrichten der ARL erscheinen ier al i Jahr. Nachdruck it uellenangabe gestattet. eft 4 e e ber 2011 41. Jahrgang Au age 1850 ISSN 1612-3891 (Printausgabe) ISSN 1612-3905 (Internetausgabe) II 4 2011 NA RI N R ARL nhal _4-11 - il.indd 2 02.12.2011 10:39:0
fors hun E M ultilokale Lebensformen hat es in den meisten Ge- sellschaften und zu fast allen Zeiten gegeben. Sie können als eine Form von Mobilität verstanden werden, T deren eigenständige soziale Praxis eine Kombination von Wohnen (Sesshaftigkeit) und Mobilität (Migration) darstellt. Die konventionelle Praxis des Wohnens wird dadurch mit den Chancen der Mobilität verbunden (vgl. Gabriele Sturm und Christine Weiske: Multilokales Wohnen – Einführung. In: Informationen zur Raument- wicklung, H. 1/2. 2009, S. I). Teilweise wird Multilokalität auch als spezifische Form der „Entankerung“ in der spät- modernen Gesellschaft interpretiert. Multilokale Arrangements beziehen mehrere, z. T. weit voneinander entfernte Wohnstandorte in den Lebens- alltag von Menschen bzw. sozialen Gruppen ein und erweitern so deren Möglichkeits- bzw. Handlungsraum. Dadurch werden die Anforderungen an die Gestaltung des Alltagslebens komplexer und die raumzeitlichen Koordinations-/Synchronisationsbedarfe wachsen. Zugleich nimmt der Zeitanteil des Lebens in den (Tran- uelle P. eichhart Inf r ati nen ur Rau entwicklung . 1 2.2009 sitions-)Räumen zwischen den Wohnstandorten zu und prägt die Lebensführung. Beweggründe für multilokales schen Gebieten vielfach bestehende Flächenproblematik Leben können beispielsweise bessere Erwerbs- (Profes- (Verknappung, steigende Miet- und Immobilienpreise) sionalisierung der Arbeitswelt, wachsende Erwerbstä- zusätzlich verschärfen. tigkeit von Frauen) oder Bildungschancen, persönliche Auf der Grundlage der Ergebnisse eines Fachgesprächs, Kontakte, Freizeitwohnsitze und Beziehungen zu (Kultur-) das am 10. März 2011 in Hannover stattfand, hat das Prä- Landschaften sein. sidium der ARL beschlossen, zur Thematik multilokaler Trotz ihrer ausgeprägten sozialräumlichen und raum- Lebensführung einen Arbeitskreis einzurichten. Er wird zeitlichen Bezüge gibt es bisher nur sehr wenige raum- von Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Hannover/Dortmund, wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema „Multi- geleitet. Zur Vorbereitung der Tätigkeit des Arbeitskreises lokales Leben“. Dies scheint sich gegenwärtig allerdings haben sich die Mitglieder einer Kerngruppe am 28. Ok- zu ändern. Als Grund hierfür werden Wandlungen in der tober 2011 in Hannover getroffen, eine erste inhaltliche Struktur des Phänomens Multilokalität angeführt. Die Diskussion durchgeführt und eine fachliche Strukturie- zurzeit praktizierten Formen multilokaler Lebensführung rung des Themenfeldes vorgenommen. Neben dem scheinen Rückschlüsse auf gesellschaftlichen Wandel, Leiter gehören der Kerngruppe außerdem an: Dipl.-Ing. veränderte Raumnutzungsansprüche und damit auf Raumplanung Andrea Dittrich-Wesbuer, Dortmund; PD neue Muster der gesellschaftlichen „Raumproduktion“ Dr. Joachim Scheiner, Dortmund und Prof. Dr. Christine zu ermöglichen (ebd.). Weiske, Chemnitz. In einem nächsten Schritt wird ein Aus raumplanerischer und raumentwicklungspolitischer Call for Membership vorbereitet, durch den weitere Sicht werden die Folgen einer multilokalen Haushalts- fachlich ausgewiesene und an dem Thema interessierte führung eher kritisch beurteilt; sie führt zu wachsendem (Raum-)Wissenschaftler/-innen und Vertreter/-innen der Verkehrsaufwand und zur Erosion des Humanvermögens Planungspraxis für eine Mitwirkung gewonnen werden in den Fortzugsgebieten qualifizierter Arbeitskräfte. sollen. Der Start des Arbeitskreises ist für das Frühjahr In positiver Hinsicht ist demgegenüber teilweise ein 2012 geplant. (partieller) Einkommenstransfer aus den strukturstarken Gerd Tönnies 0511 34842-23 Arbeitsorten in die strukturschwächeren Herkunfts- bzw. toennies@arl-net.de Wohnorte festzustellen. Im Zusammenhang mit Tenden- zen der Reurbanisierung, generell wachsenden Anteilen der Ein- und Zweipersonenhaushalte und der Zunahme urban orientierter alleinerziehender Erwachsener können auch Multilokalisierungstendenzen die in innerstädti- NA RI N R ARL 4 2011 1 sch ng_4-11 01-09 .indd 1 01.12.2011 11:03:27
fors hun N C N ein, bei der 107. Sitzung der Landesarbeitsgemein- schaft (LAG) Baden-Württemberg am 13. und 14. Oktober 2011 in der Mannheimer Kunsthalle ging es dort sofort und direkt auf die vorgebrachten Einwände eingehen. nicht um pro oder kontra Stuttgart 21, sondern um die Des Weiteren sei in Lehren, welche die räumliche Planung aus solchen oder Politik und Verwal- ähnlichen Großprojekten ziehen kann. Der Erste Bürger- tung Wissen über die meister der Stadt Mannheim, Christian Specht, berichtete Möglichkeiten und nach der Begrüßung der über 40 Teilnehmer aus der Grenzen unterschied- politisch-administrativen Praxis unter anderem über die licher Beteiligungs- Durchführung eines informellen Bürgerdialogverfahrens, formen notwendig, das die Planung der Stadtbahn Mannheim Nord von der um die Bürger in Pla- Ankündigung des Vorhabens bis zum Planfeststellungs- nungsprozesse ad- beschluss begleitet und konstruktiv beeinflusst hat. äquat einzubinden t P. ller oder um geeignete Christian Specht Experten hinzuziehen N zu können, die sich auf die Gestaltung und Moderation Nach Spechts Ansicht benötigen Verwaltungen in Zukunft von Partizipationsprozessen spezialisiert haben. auch Mitarbeiter, die potenzielle Konflikte bei der Pla- nung von Vorhaben frühzeitig identifizieren. Dazu sei ne- ben einem politischen Gespür auch eine gewisse Kompe- A tenz im Umgang mit den digitalen sozialen Netzwerken im Aber fördert die Bürgerbeteiligung die Akzeptanz von Internet erforderlich, zum einen weil Widerstände häufig Planungsprozessen und -ergebnissen? Diese Frage lässt zuerst im Internet zutage treten, zum anderen könne man sich laut Prof. Dr. Oscar W. Gabriel, Institut für Sozial- rgerdial g erfahren Stadtbahn annhei N rd uelle lie i rtrag n hristian Specht 2 4 2011 NA RI N R ARL sch ng_4-11 01-09 .indd 2 01.12.2011 11:03:34
fors hun t P. ller Blick ins Plenum wissenschaften der Universität Stuttgart, nicht eindeutig und Praxis“ daher auch auf die Wichtigkeit eines klaren beantworten. Gabriel erklärte in seinem Vortrag: „Pla- Mandats hin: zum einen, um bei den beteiligten Akteuren nungen finden in unterschiedlichen Kontexten statt und von Beginn an keine falschen Erwartungen zu wecken, beziehen sich auf unterschiedliche Probleme. Planungs- die später zu Enttäuschung und Frustration führen, zum prozesse sind unterschiedlich organisiert. Das Gleiche anderen, um passende Formate der Beteiligung aus- gilt für Beteiligungsprozesse. Sie dienen unterschiedli- wählen zu können. Die maßgeschneiderte Gestaltung chen Zwecken, sind in unterschiedlichen Phasen des des Beteiligungsprozesses sei neben dem Mandat vom Planungs- und Entscheidungsprozesses lokalisiert und konkreten Problemzuschnitt und den jeweiligen Kontext- sehr unterschiedlich strukturiert. Die Möglichkeit, durch bedingungen abhängig. Für die Planung von Infrastruk- Bürgerbeteiligung Akzeptanz zu schaffen, hängt ebenso turvorhaben bietet sich in seinen Augen das Modell der von den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbe- analytisch-deliberativen Partizipation an, um Optionen dingungen ab, unter denen partizipative Planung erfolgt, zu finden oder neu zusammenzustellen, die von allen wie von den Charakteristika des Planungsverfahrens und Beteiligten akzeptiert werden können. Die Abwägung seiner partizipativen Ausgestaltung.“ Eine an den jewei- erfolgt dabei im Diskurs nach den Kriterien Fairness, ligen Kontext angepasste Bürgerbeteiligung kann nach Legitimität, Effektivität, Effizienz, Nachhaltigkeit und Ak- Gabriel die Akzeptanz eines Planungsverfahrens erhöhen, zeptabilität. Erfolgsfaktoren für das Verfahren sind nach muss aber nicht unbedingt zu einem Konsens in der Sache Ulmer das Commitment der Organisatoren, ausreichen- führen. Neben Win-win-Lösungen wird es auch in Zukunft de Ressourcen, eine professionelle Betreuung und „guter Win-lose-Situationen in der räumlichen Planung geben. Wille“ von allen Seiten sowie die Anschlussfähigkeit des Jedoch kann die Akzeptanz des Verfahrens, auch wenn es Ergebnisses an die legalen Entscheidungsprozesse. Gewinner und Verlierer gibt, zu einer höheren Akzeptanz der Ergebnisse beitragen: Das Ergebnis des Prozesses entspricht zwar nicht den eigenen Vorstellungen, aber das Verfahren war fair und nachvollziehbar und daher Auch Carla Schönfelder, team ewen Konflikt- und Pro- ist man mit der getroffenen Entscheidung einverstanden. zessmanagement, Darmstadt, betonte in ihrem Vortrag „Erfahrungen mit Beteiligungsverfahren bei konfliktrei- chen Großvorhaben“ die Relevanz eines klaren Mandats. Die Zielsetzung des Beteiligungsprozesses müsse von Beginn an klar sein, da es einen Unterschied mache, ob Beteiligungsprozesse sollten aber nicht dazu dienen, es um Information und den Austausch von Argumenten die Bürger „einzuseifen“, um sich die Akzeptanz für gehe oder um die kooperative Erarbeitung von Emp- ein Ergebnis zu beschaffen, das schon längst feststeht. fehlungen an die Politik oder gar um einen Konsens im Beteiligung sollte auch kein Selbstzweck sein. Der Rahmen eines Mediationsverfahrens. Ihrer Meinung nach Zweck eines informellen Beteiligungsprozesses richtet werden Beteiligungsverfahren meist zu spät und selten zu sich in der Regel nach der fallspezifischen Zielsetzung früh initiiert. Die Initiative würde oft erst ergriffen, wenn der politischen Entscheidungsträger, sie reicht von der der Konflikt bereits sehr deutlich zutage trete oder sogar passiven Information bis hin zur aktiven Mitentschei- schon eskaliert sei. Eine Ausnahme bilde die Initiative dung. Kommunikationsberater Frank Ulmer, Dialogik eines Unternehmens, das zukünftig in Deutschland die – gemeinnützige Gesellschaft für Kommunikations- und Erdgasförderung aus unkonventionellen Lagerstätten Kooperationsforschung mbH, Stuttgart, wies in seinem („Fracking“) betreiben möchte. Ziel des angestoßenen Vortrag „Bürgerbeteiligung: Chancen und Grenzen einer Dialog- und Informationsprozesses sei es, dass Fragen partizipativen Planungspraxis – Erkenntnisse aus Theorie gestellt werden können und renommierte Experten (Kom- NA RI N R ARL 4 2011 3 sch ng_4-11 01-09 .indd 3 01.12.2011 11:03:37
fors hun petenz) mit neutralem Hintergrund und in ausgewogener Vorhabens haben zwar alle betroffenen Akteure ein Besetzung (Glaubwürdigkeit) diese beantworten, um für Problem, aber noch kein gemeinsames. Wenn sie die be- mehr Transparenz in diesem Handlungsfeld zu sorgen. Ein stehenden unterschiedlichen Problemwahrnehmungen externer Moderator leitet den Dialogprozess und die Be- nicht reflektieren und keine gemeinsame Problemstel- hörden sind eingeladen, den Prozess zu beobachten. Das lung entwickeln, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass Unternehmen hat sich verpflichtet, nicht zu „fracken“, bis ihre Kommunikation zu einem „Dialog der Gehörlosen“ die Kriterien für Sicher- wird, argumentierte Schönwandt. Darüber hinaus wird heit und Umweltver- die Kommunikation in solchen Planungsprozessen zu- träglichkeit erarbeitet sätzlich erschwert, wenn die benutzten Fachbegriffe für sind und klar ist, dass die Empfänger nicht hinreichend klar sind. Der Leiter der sie eingehalten wer- LAG Baden-Württemberg plädierte daher für eine pro- den können. blemorientiertere Ausrichtung der räumlichen Planung Schönfelder wies in und eine Erweiterung der planerischen Kompetenzen ihrem Vortrag auch im Umgang mit den verwendeten Begrifflichkeiten, um auf die zentrale Rolle die Gestaltung der Kommunikationsprozesse zur Lösung des Joint Fact Finding komplexer Planungsprobleme zu verbessern. Denn nur hin. Akteure haben bei wenn die involvierten Akteure aus Politik, Verwaltung, konfliktreichen Groß- Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft einander vorhaben in der Regel verstehen, können sie gemeinsam an der Lösung eines t P. ller sehr viel Wissen auf- komplexen Planungsproblems arbeiten. Carla Schönfelder gebaut. Es liegen Gut- achten und Gegengutachten vor. Aufgabe des Joint Fact R R Finding sei daher zunächst einmal die Festlegung einer konkreten Fragestellung im Konsens, um die bestehenden Datenbestände gemeinsam zu „scannen“, Prioritäten zu PD Dr. Arno Bunzel vom Deutschen Institut für Urbanistik, setzen und Lücken durch den Einbezug von Expertenwis- Berlin, gab in seinem Vortrag „Umgang mit konfliktreichen sen zu füllen. Es sei wichtig, dass die Auswahl der Experten öffentlichen Infrastrukturvorhaben – Die Perspektive des ebenfalls im Konsens erfolge, erklärte Schönfelder. Planungsrechts“ nicht nur einen Überblick über die rele- vanten Planungsverfahren, die Funktionen der formellen Öffentlichkeitsbeteiligung und deren verfahrensrecht- E liche Ausgestaltung, sondern machte auch Vorschläge zur Weiterentwicklung des aktuellen Beteiligungsrechts. Um gemeinsam eine Fragestellung festzulegen, braucht Er stellte in seinem Fazit unter anderem fest, dass „die man aber zunächst einmal ein Problem, das man ge- formelle Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Planung und meinsam lösen will. Der Leiter der LAG, Prof. Dr.-Ing. Verwirklichung von Infrastrukturvorhaben für den Laien zu Walter Schönwandt vom Institut für Grundlagen der unübersichtlich ist, eher zu spät kommt, zu Frustrationen, Planung der Universität Stuttgart, wies in seinem Vortrag Misstrauen und Konfrontationen bei den involvierten „Die Schlichtung Stuttgart 21 – ein Beispiel für „normale“ Akteuren führt und kaum zur Feststellung des Sachver- Stadtplanung bei komplexen Planungsproblemen“ unter halts beiträgt“. In seinen Augen sei eine frühzeitigere anderem darauf hin, dass dem Vorhaben „Stuttgart 21“ die und einfacher strukturierte Beteiligung der Öffentlichkeit Problemorientierung fehlt. Es gab in der Anfangsphase des erforderlich. Eine Art Vorerörterung könne dabei mögli- Vorhabens keine cherweise der richtige Ansatz sein. Überlegenswert sei gesellschaftlich aber auch eine echte zweistufige Öffentlichkeitsbetei- breit angeleg- ligung wie in der Bauleitplanung. Insgesamt müsse die te Diskussion/ Öffentlichkeitsarbeit im mehrstufigen Verfahren jedoch Verständigung sinnvoller gebündelt werden. Ein den Erfordernissen darüber, welche des konkreten Falles angepasstes Beteiligungskonzept, Pr o b l e m e e i - das alle Verfahrensträger einbindet, ist notwendig, gentlich mit dem hielt Bunzel abschließend fest. Bei einer Anpassung der Projekt gelöst rechtlichen Rahmenbedingungen ist jedoch auch darauf werden sollen, zu achten, dass sie die Möglichkeiten der informellen so Schönwandt. Beteiligungsprozesse nicht einschränken oder sogar kon- Probleme in der terkarieren. Eine Stärke informeller Beteiligungsprozesse t P. ller räumlichen Pla- ist die Freiwilligkeit der Teilnahme. Sie lässt sich jedoch Walter Schönwandt ebenso wenig regulieren wie die problemorientierte, nung definieren sich jedoch nicht selbst, sie werden sozial konstruiert maßgeschneiderte Ausgestaltung des Prozesses. und hängen folglich von den unterschiedlichen Wahr- nehmungen der beteiligten Akteure ab. Zu Beginn eines 4 4 2011 NA RI N R ARL sch ng_4-11 01-09 .indd 4 01.12.2011 11:03:41
fors hun N „Bürgerbeteiligung ist kein Ersatz für die repräsentative A Demokratie, sondern eine Bereicherung“, so Ulmer. Dazu ist aber sowohl im politisch-administrativen Bereich als auch in der Zivilgesellschaft ein neues Denken – der Prof. Dr. Oscar W. Gabriel und Dipl.-Ing. Hans-Martin Wille, einander zu verstehen – erforderlich. Auf der ei- Neumann wurden auf der Mitgliederversammlung nen Seite sind die politischen Entscheidungsträger keine der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Baden-Würt- abgehobene politische Klasse, sondern die gewählten temberg am 13. und 14. Oktober 2011 in Mannheim zu Repräsentanten unserer Gesellschaft, die man allerdings neuen Mitgliedern der LAG gewählt. Oscar W. Gabriel gelegentlich sehr bestimmt an diese Tatsache erinnern leitet am Institut für Sozialwissenschaften der Univer- muss, so Gabriel. Auf der anderen Seite sind die Bürger sität Stuttgart die Abteilung für Politische Systeme und keine Störfaktoren in einem sachbezogenen Planungs- Politische Soziologie. Hans-Martin Neumann arbeitet prozess, der nur eine Lösung kennt, sondern relevante am Institut für Architektur und Raumentwicklung der Akteure im politischen Diskurs, die mit ihrem Wissen und Universität Liechtenstein, Vaduz (FL). Er beschäftigt ihren Werten zur Definition eines komplexen Problems sich dort u. a. mit dem Thema „Voraussetzungen beitragen können. Hierfür gibt es in einer pluralistischen energieautonomer Raumentwicklung und Mobilität“. Gesellschaft viele Lösungen, die weder richtig noch falsch Des Weiteren wurde Prof. Dr. Stefan Siedentop vom sind, sondern nur besser oder schlechter. Eine erfolg- Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung reiche partizipative Planung ist infolgedessen nur dann der Universität Stuttgart von den anwesenden Mit- möglich, wenn die Beteiligten einander aktiv zuhören, gliedern als Stellvertretender Leiter wiedergewählt. weil sie Wahrnehmungen und Einstellungen der anderen Für fünf weitere Jahre wiedergewählt wurden auch die Beteiligten verstehen wollen. Das bedeutet nicht, dass folgenden Mitglieder der LAG B-W: Verbandsdirektor man anschließend automatisch einer Meinung ist oder gar Dirk Büscher, Dr.-Ing. Corinna Clemens, Bürgermeis- ein Konsens zustande kommt. Aber die Chancen, einen ter Dr.-Ing. Holger Keppel, Ministerialdirigentin Kristin Konsens zu finden und die Akzeptanz des Verfahrens zu Keßler, Präsident Thomas Langheinrich, Dipl.-HTL-Ing. erhöhen, steigen. Christian Rankl, Stellvertretender Verbandsdirek- Die Präsentationen bzw. Vorträge der Referenten kön- tor Dirk Seidemann, Erster Bürgermeister Christian nen unter www.arl-net.de/projekte/lag-bw (unter der Ru- Specht, Dr. Volker Wille, Stellvertretender Verbands- brik „Berichte aus der Arbeit“) heruntergeladen werden. direktor Dr.-Ing. Sebastian Wilske. Peter Müller 0511 34842-22 Die Frühjahrsitzung der LAG Baden-Württemberg mueller@arl-net.de findet am 29. und 30. März 2012 statt. A N A R D ie Suburbanisierung hat die Stadtentwicklung in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- derts in starkem Maße geprägt, zu Beginn des 21. Jahrhun- Leitung von Axel Fricke, Amt für Stadtplanung und Stadt- erneuerung der Landeshauptstadt Stuttgart, und Prof. Dr. Stefan Siedentop, Institut für Raumordnung und Entwick- derts scheint nun die Gegenbewegung der sogenannten lungsplanung der Universität Stuttgart, wird dieses Thema Reurbanisierung einzutreten. In Fachkreisen wird deshalb aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchen. Zum ei- über das Ende der Stadtflucht und eine Renaissance nen befasst sie sich mit den Ursachen und Ausprägungen der Kernstädte debattiert. Auch in Baden-Württemberg der Reurbanisierungsprozesse in Baden-Württemberg. werden, wie in anderen Bundesländern, in den letzten Dabei stehen vor allem statistische Untersuchungen zum Jahren Reurbanisierungsprozesse beobachtet. Die Ur- Wanderungsverhalten der Bevölkerung im Vordergrund. sachen, Ausprägungen und Wirkungszusammenhänge Zum anderen sollen (inner-)städtische Ausprägungen und der Bevölkerungs- und Beschäftigungszunahme in den Wirkungen von Reurbanisierungsprozessen im Rahmen Kernstädten, in denen sich diese Entwicklung zeigt, sind von kommunalen Fallstudien analysiert werden. Wie aber häufig noch ungeklärt. verteilen sich die Wanderungsgewinne in städtischen Die Arbeitsgruppe „Reurbanisierung“ der Landesar- Gebieten? Mit welchen baulich-physischen, ökonomi- beitsgemeinschaft (LAG) Baden-Württemberg unter der schen und sozialen Veränderungen geht dies einher? Der NA RI N R ARL 4 2011 5 sch ng_4-11 01-09 .indd 01.12.2011 11:03:43
fors hun Arbeitsgruppe geht es aber nicht nur um die Beschreibung Die konstituierende Sitzung der Arbeitsgruppe „Reur- der ablaufenden Reurbanisierungsprozesse, sie fragt auch banisierung“ fand am 26. Oktober 2011 im Amt für Stadt- nach den Möglichkeiten der raumordnerischen und planung und Stadterneuerung der Stadt Stuttgart statt. Die stadtplanerischen Gestaltung dieser Prozesse. Wo lie- Arbeit der transdisziplinär zusammengesetzten Gruppe gen die Potenziale, aber auch Grenzen der planerischen ist auf zwei Jahre angelegt. Die Ergebnisse sollen in der Steuerung? Welche Handlungsstrategien und Instrumente Reihe „Arbeitsberichte der ARL“ veröffentlicht werden. auf regionaler und kommunaler Ebene eignen sich dazu? Peter Müller 0511 34842-22 mueller@arl-net.de A E R A m 14. Oktober 2011 kamen die Mitglieder der Landes- arbeitsgemeinschaft Bayern zu ihrer Herbstsitzung in Cham zusammen. Der Sitzungsort war nicht zufällig In einem weiteren Vortrag stellte Dipl.-Ing. Kaspar Sam- mer die Initiative der „Europaregion Donau-Moldau“ vor. Hintergrund ist die mittlerweile eng verzahnte gewählt. Der Landkreis Cham ist bei mehreren überregi- wirtschaftliche, soziale und gesellschaftliche Entwick- onalen Wettbewerben als ein dienstleistungsfreundlicher lung in Bayern, Böhmen und Österreich. Die Grenzre- und innovativer Standort ausgezeichnet worden. So er- gionen haben sich in den letzten 15 Jahren immer mehr hielt er 2010 beim Wettbewerb „Region des Jahres 2010“ angenähert und arbeiten an gemeinsamen Projekten, den zweiten Preis für innovatives Regionalmanagement. zum Beispiel in den Bereichen Wirtschaft, Tourismus, Dies war Anlass, sich vor Ort mit den Akteuren aus Politik, Kultur, Soziales oder Bildung. Für die beteiligten Kom- Verwaltung und Regionalentwicklung über die Perspek- munen und Teilregionen wird es als gewinnbringend tiven der Region auszutauschen. erachtet, die Nachbarn einzubeziehen, auch wenn Der stellvertretende Landrat des Landkreises Cham, diese in einem anderen Land zu Hause sind. So wurden Egid Hofmann, begrüßte die Gäste und stellte den Kreis im Lauf der Jahre Netzwerke über die Grenzen hinweg kurz vor. Insbesondere ging er auf die prosperierende aufgebaut und es wurde eine Vielzahl von Projekten Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre und die durchgeführt. Diese Zusammenarbeit soll nun weiter Auswirkungen der Grenzöffnung zu Tschechien sowie ausgebaut werden. Die Grenzregionen im Dreiländereck der sich anschließenden europäischen Integration ein. Tschechien, Deutschland und Österreich streben daher Während die Region um Cham, Furth im Wald und die Gründung einer „Europaregion Donau-Moldau“ an, Waldmünchen früher zu den „Armenhäusern“ Bayerns weil sie hoffen, gemeinsame Vorhaben und Projekte gerechnet werden musste, sehen die Vorzeichen der noch effizienter und enger abgestimmt bearbeiten zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung heute können. Die Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft ganz anders aus. Eine mittelständische Wirtschaftsstruktur diskutierten das Vorhaben, zeigten mögliche Grenzen und ein Fachkräftemangel kennzeichnen den Raum, so- auf und bewerteten die Potenziale der Anerkennung der dass sich derzeit viele Bemühungen auf die Gewinnung Region auch als „Europäischen Verbund für territoriale von Arbeitskräften und deren Familien richten. Zusammenarbeit (EVTZ)“. Dipl.-Ing. Klaus Schedlbauer und Prof. Dr. Markus Caroline Heß von der Industrie- und Handelskammer Lemberger erläuterten die verschiedenen Maßnahmen Regensburg stellte schließlich das Projekt „Neue Wege der Wirtschafts- und Innovationsförderung im Landkreis – Neue Welten“ vor, das zum Ziel hat, die betriebliche Cham im Rahmen des übergeordneten Regionalmanage- Wettbewerbsfähigkeit kleinerer und mittlerer Unter- ments. Grundlage der Maßnahmen ist ein Kreisleitbild, nehmen in den Grenzregionen zu stärken. Gemeinsam das sich auf verschiedene Aktionsfelder erstreckt, wie mit den anderen ostbayerischen Kammern werden im beispielsweise auf den natürlichen Lebensraum, auf in- Rahmen des Projektes vielfältige Angebote entwickelt. novative Industrien und auf kulturelle Aktivitäten. Darauf Dabei handelt es sich vor allem um Unterstützungs- und aufbauend wurde eine Reihe von Förder- und Unter- Begleitmaßnahmen für die Unternehmen hinsichtlich stützungsprogrammen entwickelt. Ein Großteil davon der Umsetzung und Entwicklung von innovativen Ge- fokussiert auf Bildungsmaßnahmen im weitesten Sinn. schäftsideen, der Vorbereitung und Schaffung von Ko- Denn die Region hat erkannt, dass der Schlüssel für eine operationen und Netzwerken sowie für die Vorbereitung weitere wirtschaftliche Entwicklung in der Verfügbarkeit und Umsetzung von Markteintrittsstrategien, vor allem gut ausgebildeter Fachkräfte liegt. in den neuen EU-Mitgliedsstaaten und Beitrittsländern. Die angestrebten Maßnahmen sollen sich an der be- trieblichen Praxis orientieren. Wesentlicher Aspekt der 6 4 2011 NA RI N R ARL sch ng_4-11 01-09 .indd 01.12.2011 11:03:4
fors hun unterschiedlichen Projekte ist, dass vor allem kleine und beitsgebiete oder Forschungsschwerpunkte vorzustellen. mittlere Unternehmen zusammenkommen, um sich über Schließlich standen in Cham Neu- und Wiederwahlen von konkrete betriebliche Probleme und mögliche Lösungs- Mitgliedern auf der Tagesordnung. Eine Reihe bisheriger ansätze auszutauschen. Gäste wurde einstimmig zugewählt, darunter zahlreiche Die Landesarbeitsgemeinschaft Bayern hatte zur Sitzung Mitglieder, die früher im Jungen Forum der ARL aktiv nach Cham zahlreiche Mitglieder des Jungen Forums der waren. Damit umfasst die Landesarbeitsgemeinschaft nun ARL aus Bayern eingeladen. Viele sind der Einladung ge- knapp 40 Mitglieder. folgt und haben die Gelegenheit genutzt, sich und ihre Ar- Andreas Klee 0511 34842-39 klee@arl-net.de AR D ie Bayerische Staatsregierung möchte die mit der Föderalismusreform 2006 geschaffenen verfassungs- rechtlichen Grundlagen dazu nutzen, das Bayerische detaillierte Ausführungen vorgenommen und Vorschläge erarbeitet. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe ist der Meinung, dass der Landesplanungsgesetz (BayLplG) im Verhältnis zum bun- Gesetzgeber mit der Neufassung des Bayerischen Lan- desrechtlichen Raumordnungsgesetz (ROG) als Vollgesetz desplanungsgesetzes als ein Vollgesetz viel eher die auszugestalten. Die Landesarbeitsgemeinschaft Bayern Chance nutzen sollte, die Wirksamkeit der Landes- und der ARL hat im vergangenen Jahr eine Ad-hoc-Arbeits- Regionalplanung im Freistaat Bayern zum Wohle seiner gruppe gebildet, deren Aufgabe es ist, den Prozess der Bevölkerung, seiner Wirtschaft und seiner Umwelt und Erstellung des Gesetzes zu begleiten und Anregungen für nicht zuletzt zur Schaffung und Erhaltung gleichwertiger seine Ausgestaltung zu geben. Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Lebens- und Arbeitsbedingungen in allen Teilräumen des hat unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Jacoby, Uni- Landes zu erhöhen – und damit gleichzeitig nachfolgende versität der Bundeswehr, Neubiberg, mehrfach getagt und Planungs- und Zulassungsverfahren durch frühzeitige im letzten Jahr eine öffentliche Diskussionsveranstaltung Koordination von Raumnutzungsansprüchen und Aus- – gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Städtebau gleich von Raumnutzungskonflikten zu entlasten und zu und Landesplanung, der Bayerischen Akademie für den beschleunigen. ländlichen Raum sowie weiteren Partnern – durchgeführt. Andreas Klee 0511 34842-39 Im Sommer dieses Jahres hat die Bayerische Staatsregie- klee@arl-net.de rung einen Gesetzentwurf vorgelegt. Hierzu hat die Ad- hoc-Arbeitsgruppe im Namen der ARL im Rahmen der sogenannten Verbändeanhörung Stellung genommen. R Im Interesse der Rechtssicherheit, Rechtsklarheit und andw rterbuch Anwenderfreundlichkeit des Raumordnungs- und Lan- desplanungsrechts wird es grundsätzlich begrüßt, dass der Rau rdnung die Staatsregierung das Bayerische Landesplanungsgesetz als „Vollgesetz“ ausgestalten möchte. Es ist aus Sicht der ARL auch zu begrüßen, dass einige der Regelungen des D geltenden Gesetzes, die sich nicht bewährt haben, wie- as „Handwörterbuch der Raumordnung“ (4. der korrigiert werden sollen und dass der Bestand der Auflage 2005) bietet einen umfassenden Über- Regionalen Planungsverbände nicht mehr infrage gestellt blick über alle wesentlichen Bereiche von Raumord- wird, sondern dass ihnen sogar ein weiteres Aufgabenfeld nung, Raumforschung und eröffnet werden soll. Raumentwicklung. Die ARL Allerdings weist der Gesetzentwurf auch eine Reihe von stellt auch auf ihrer Website Einschränkungen der Gestaltungsfreiheit und Leistungsfä- (www.arl-net.de) Lesepro- higkeit der Träger der Landes- und Regionalplanung auf, ben dieses Standardwerkes die nach den bereits erfolgten Beschränkungen durch die zur Verfügung. zurückliegenden Gesetzesnovellen nunmehr die Steue- Das Handwörterbuch kann über den Onlineshop der rungsfähigkeit der Landes- und Regionalplanung gerade ARL oder im Buchhandel (ISBN 978-3-88838-555-1) auch gegenüber den Fachplanungen substanziell infrage bestellt werden. stellen würden. Hierzu hat die Ad-hoc-Arbeitsgruppe NA RI N R ARL 4 2011 sch ng_4-11 01-09 .indd 7 01.12.2011 11:03:49
fors hun II R A m 28. und 29. Oktober 2011 trafen sich die Mitglieder des Informations- und Initiativkreises (IIK) Regional- planung der ARL in Kassel zu ihrer 30. Zusammenkunft Die Europäische Kommission hat aktuell eine Fortschrei- bung der Transeuropäischen Netze (TEN) mit Blick auf Trimodalität sowie auf Korridore und Knoten vorgelegt. seit der Gründung des Gremiums vor 15 Jahren. Seinen Entsprechend haben sich auch in Deutschland Logistik- Ausgangspunkt hat der IIK im Arbeitskreis „Regionalpla- schwerpunkte (Korridore und Knoten) herausgebildet. nung 2000“, der im Jahr 1995 seine Ergebnisse der Fachöf- Daneben finden sich aber auch dezentrale Strukturen fentlichkeit vorlegte. ARL-Generalsekretär Prof. Dr.-Ing. in einzelnen Ländern. Welche Lösung auch bevorzugt Dietmar Scholich, Hannover, und der damalige AK-Leiter wird, notwendig ist die raumplanerische Einflussnahme Prof. Dr. Hans Kistenmacher, Kaiserslautern, die beide zu im Zuge von Standortsicherung und Vorsorgeplanung, den Gründungsmitgliedern des IIK gehören, würdigten denn die Nachfrage steigt und führt zu Flächenbedarfen, die Arbeit, die dieses einzigartige Forschungsnetzwerk die auf bestehenden Standorten nicht realisiert werden unter dem Dach der Akademie in den zurückliegenden können. Dafür werden bereits Masterpläne Logistik und eineinhalb Jahrzehnten geleistet hat. Der Kreis wurde von regionale Logistikkonzepte erarbeitet. Beginn an schrittweise und gezielt personell weiterentwi- Zum Handeln aufgerufen ist aufgrund der großräumi- ckelt. In Kassel nahmen erstmals die neu berufenen Mit- gen Wirkungen logistischer Maßnahmen zunächst die glieder Dipl.-Ing. Ansgar Kuschel, Regionalplaner bei der Landesplanung. Daneben ist wegen der Koordinierungs- Regionalen Planungsgemeinschaft Prignitz-Oberhavel, notwendigkeiten vor allem die Regionalplanung gefragt, Neuruppin, Reg.-Rätin Stefanie Mattern, Regierung von die dafür aber Hilfestellungen benötigt. Insofern strebt Unterfranken, Würzburg, Dipl.-Ing. Stefano Panebianco, der IIK an, einen Leitfaden für die Regionalplanungspraxis Regionalplaner beim Landkreis Harburg, und Dipl.-Ing. mit bspw. wichtigen Standortanforderungen (Kriterien), Christoph Trinemeier, Ltd. Direktor des Verbandes Region Akteuren und Best Practices für die Beurteilung von Stand- Rhein-Neckar, Mannheim, teil. Neu im IIK ist auch Reg.- orteignungen zu erarbeiten. Dir. Roland Wernig, Planungsgemeinschaft Region Trier. I R Im Rahmen der bisherigen Beschäftigung mit dieser Die ARL befasst sich bereits seit einiger Zeit mit der Frage, raumbedeutsamen Thematik hat der IIK am 29.09.2011 inwieweit raumplanerische Instrumente und Maßnahmen in Hannover einen Expertenworkshop durchgeführt, bei die Akzeptanz von Infrastrukturgroßvorhaben verbessern dem Vertreter von Unternehmen der Logistikbranche können, etwa im Bereich der Energieversorgung oder eingebunden wurden. Die Ergebnisse des Workshops des Verkehrs. Der ARL-Kongress 2012 ist dieser Thema- (siehe den gesonderten Bericht in diesem Heft) bildeten tik ebenso gewidmet wie Kooperationsvorhaben mit den Ausgangspunkt für die Diskussion in Kassel. Österreich, Russland und der Schweiz. Der IIK prüft, ob er einen weiteren Forschungsbau- stein beisteuern kann. Dafür fand in Kassel eine ers- te Beratungsrun- de statt. Es bestand Ei- nigkeit darüber, dass zunächst an konkreten Bei- spielen aus un- terschiedlichen Infrastrukturbe- Beispiel für markt- optimale Logistik- flächen: Airport Business Park uelle . hle 2011 Langenhagen 8 4 2011 NA RI N R ARL sch ng_4-11 01-09 .indd 01.12.2011 11:03: 1
fors hun reichen (Projekttypen) aufgezeigt werden muss, wer planerisch verantwortlich ist und wo die spezifischen Zuständigkeiten der Regionalplanung liegen. Vor diesem Hintergrund können Änderungs- und Ergänzungserfordernis- se bei der Regionalpla- nung aufgezeigt wer- den. Konsens herrschte auch bezüglich der Ein- schätzung, dass Kom- munikation der zen- trale Schlüssel für eine erfolgreiche Planung ist. Es ist wichtig, früh- zeitig abzuklären, wer wann und wie in den uelle h. iwitt 2011 Informationsprozess einzubeziehen ist. Um Innenbereich – Außenbereich Planverfahren frühzeitig und dauerhaft kommunikativ zu begleiten, sind entspre- chende finanzielle und personelle (am besten professi- A onelle) Ressourcen zwingend erforderlich. Mit beidem ist die Regionalplanung in Deutschland in nur wenigen Der planerische Außenbereich ist Interessengebiet Teilräumen ausgestattet. unterschiedlichster Nutzungen und er steht unter zu- nehmendem Nutzungsdruck. Insbesondere mit dem Pla- nungsrecht, hier vor allem § 35 Baugesetzbuch (BauGB), und dem Naturschutzrecht besteht auf der einen Seite Am Beispiel der Energiewende werden die Anforderun- ein wirksames Instrumentarium der Gestaltung. Auf der gen an Geodaten deutlich. Die planerischen Konzepte anderen Seite enden diese Möglichkeiten dort, wo der müssen mit qualitativ angemessenen Daten untermauert Gesetzgeber bestimmte Nutzungen ausdrücklich privile- werden, denn hier legen bspw. Gerichte immer höhere giert hat, so die Landwirtschaft, den Bodenabbau und die Messlatten an. Allerdings ist der Datenzugang für die Windkraft. Und wie die zunehmende Zersiedelung im Au- Regionalplanung nicht immer gegeben, etwa infolge ßenbereich zeigt, sollte der § 35 BauGB auf den Prüfstand von Privatisierungen bei den Netzinfrastrukturen (z. B. gestellt werden, denn mit der Zersiedelung steigt zugleich Energieleitungen), oder der Zugang ist durch hohe Kosten das Steuerungserfordernis seitens der Regionalplanung. erschwert. Die Definition der Raumbedeutsamkeit wird zum Auf der anderen Seite ist es lohnenswert, Beispiele aus entscheidenden Aspekt. Hier fehlt es bislang an Einheit- dem Bereich der Regionalplanung, wie den Energie-Atlas lichkeit. Nach § 35 (3) BauGB dürfen raumbedeutsame und das Projekt DACH+ aus dem Grenzraum Deutsch- Vorhaben nicht im Widerspruch zu Zielen der Raumord- land/Österreich/Schweiz/Liechtenstein, stärker in die nung stehen. Bedenkt man die räumlichen Wirkungen Planungsszene zu kommunizieren. Diese Beispiele ver- und vor allem auch Summenwirkungen z. B. von groß deutlichen, welche Daten seitens der Regionalplanung dimensionierten Anlagen der Agrarindustrie (Tiermast- benötigt werden, wo sie zu finden sind und wie sie ge- anlagen etc.) oder der Energiewirtschaft (Biogasanlagen wonnen werden können. etc.), wird deutlich, dass der Koordinierungsanspruch der Regionalplanung auch für raumbedeutsame (bisherige) Der IIK wird zunächst mit der zuständigen Bund-Länder- privilegierte Vorhaben gelten muss. Arbeitsgruppe in Kontakt treten, um Schritte für eine verbesserte Geodatenverfügbarkeit abzustimmen. Der IIK wird sich mit der Thematik auf der Grundlage einer Diskussionsvorlage bei seiner nächsten Zusammen- kunft ausführlicher beschäftigen. Es geht dabei vor allem um die Rolle und die Instrumente der Regionalplanung. Dietmar Scholich 0511 34842-37 scholich@arl-net.de NA RI N R ARL 4 2011 9 sch ng_4-11 01-09 .indd 9 01.12.2011 11:03:
eranstaltun en N W irtschaftliche Leistungsfähigkeit und politischer Handlungsspielraum der Bundesländer in unserer föderalen Demokratie standen im Mittelpunkt der Tagung Starke Regionen sind von zentraler Bedeutung für das Zusammenwachsen Europas. Eigenständige und wirt- schaftlich leistungsfähige Gebiete haben mehr Gewicht „Neugliederung des Bundesgebiets – oder Kooperation im „Europa der Regionen“. Dies gilt nicht nur für die der Bundesländer?“, die die Akademie für Raumforschung Mitgliedsstaaten der EU, sondern insbesondere auch für und Landesplanung (ARL) Ende September in Berlin die deutschen Bundesländer. Der dramatische Anstieg organisiert hatte. Vor dem Hintergrund der aktuellen der Staatsverschuldung infolge von Wirtschafts- und Euro-Krise diskutierten Rechts- und Politikwissenschaftler Finanzkrise erfordert drastische Maßnahmen. Nationale mit Praktikern aus Länderverwaltungen und Parlamenten und europäische Förderprogramme werden zulasten die Möglichkeiten und Chancen beider Lösungen. Dabei der (neuen) Bundesländer abgebaut und ab 2020 gilt sprachen sich die Staatsrechtler mehrheitlich für eine für alle Länder ausnahmslos die verfassungsrechtliche Neugliederung gemäß Art. 29 GG aus, die Vertreter der Schuldenbremse. Länderverwaltungen setzten hingegen auf Kooperation. „Die Finanzlage verschärft ntwicklung n L nder nan ausgleich und undeserg n ungs uweisungen sich, die Kluft zwischen Arm n 1995 200 und Reich wächst“, skizzier- I te Prof. Dr. Wilfried Erbguth (Universität Rostock), ehe- maliger Vizepräsident der ARL, die derzeitige Lage. Der Länderfinanzausgleich und weitere Bundesergän- zungszuschüsse nivellieren diese Unterschiede zwar weitgehend, führen aber zu mehr Kontrolle und weni- ger Transparenz. Auf Dauer sind es keine passenden Instrumente, „um Kranke lebensfähig zu erhalten“, so der Initiator der Tagung. T Seit den 70er Jahren hat sich die Abhängigkeit der finanzschwachen Länder von diesen Ausgleichsin- strumenten verdreifacht, weiß Dr. Reinhard Timmer, früherer Ministerialdirektor im Bundesinnenministeri- um, Berlin. So liege die wirt- schaftliche Leistungsfähig- keit der Länder, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner heute uelle Statistisches undesa t Statistisches Jahrbuch 2008 zwischen 162 Prozent für Li en reati e ns by-nc-nd 2.0 de undes entrale f r p litische ildung 2008 Hamburg und 71 Prozent für 10 4 2011 NA RI N R ARL ans al ng n_4-11 10-21 .indd 10 01.12.2011 11:2 : 0
eranstaltun en Mecklenburg-Vorpommern. Nimmt man das Pro-Kopf- L nder nan ausgleich und undeserg n ungs uweisungen 2010 Steueraufkommen als Messlatte für die Leistungsfähigkeit, dann liegen die finanzstarken Länder noch deutlicher in I E E Führung, weit abgeschlagen sind hingegen die neuen H A Bundesländer. Die wachsenden Bundeszuweisungen beeinträchtigten E H H die eigenen wirtschaftspolitischen Anstrengungen, das H Investitionsverhalten und die Effizienz der Steuerverwal- aden- 110 11 2 103 8 103 8 rtte berg tung und damit die Eigenständigkeit der Länder. Wegen ayern 116 129 3 105 5 105 5 der vielfältigen Interdependenzen im Bundesstaat seien essen 121 12 4 105 6 105 6 Kooperationen über die Ländergrenzen hinweg grund- N rdrhein- 100 100 5 99 2 99 4 sätzlich nützlich und notwendig, um Leistungsschwächen estfalen und unzweckmäßige Grenzverläufe zu kompensieren. Niedersachsen 88 85 98 8 99 3 Aber Kooperationen reichen nach Timmers Einschätzung Rheinland- 88 9 4 9 9 99 1 nicht aus. Ein weiteres Problem dabei: Kooperation findet Pfal vor allem auf der exekutiven Ebene der Regierungen statt. Saarland 96 96 9 4 99 0 Die Länderparlamente geraten mehr und mehr in Gefahr, Schleswig- 8 93 4 98 99 3 Entscheidungen nur noch abzusegnen, anstatt sie zu dis- lstein randenburg 3 61 8 96 3 98 8 kutieren und zu beschließen. Das widerspricht jedoch ecklenburg- 1 49 0 95 2 98 5 der parlamentarischen Demokratie und dem geltenden rp ern Subsidiaritätsprinzip. Sachsen 5 50 3 95 6 98 6 Deshalb zog Timmer das Fazit: „Die föderative Ordnung Sachsen- 3 48 3 95 6 98 6 kann Funktionen wie Machtbegrenzung und Demokra- Anhalt h ringen 3 48 95 6 98 6 tisierung, politische und kulturelle Vielfalt sowie eine erlin 90 88 2 90 5 9 5 bürgernahe und effiziente Verwaltung nur gewährleisten, wenn sie von leistungsfähigen und zweckmäßig abge- re en 138 (123) 95 1 91 9 9 8 grenzten Ländern getragen werden.“ Außerdem müsse a burg 162 (142) 15 5 101 0 101 0 ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Ländern und Bund L nder 100 100 0 100 0 100 0 insgesa t hergestellt werden, ohne gegenseitige Abhängigkeiten. Die Neugliederung des Bundesgebietes im Sinne eines 1 L nderanteil an Ge einschaftssteuern hne sat steuer u glich L ndersteuern 2 uelle undes inisteriu der inan en „Weniger ist mehr“ böte dazu die Chance. uelle rtrag r. Reinhard i er 20.09.2011 wenn Fusionen politisch nicht durchsetzbar sind.“ Sollte jedoch der Druck zur Fusion künftig wachsen, weil sich Die anwesenden Ländervertreter waren sich hingegen die Rahmenbedingungen veränderten, so müsse dafür einig, dass aus ihrer Sicht kein akuter Fusionsbedarf das Grundgesetz geändert werden. bestehe. „Große Länder sind kein Erfolgsfaktor per se“. Dazu erfuhr man Näheres aus berufenem Munde. Für sagte Dr. Bodo Hasenritter, Leiter der Zentralabteilung der Prof. Dr. Drs. h. c. Hans-Jürgen Papier, München, ist die Staatskanzlei Schleswig-Holstein in Kiel. Gerade in Zeiten Länderneugliederung – mit dem Ziel deutlich weniger, zunehmender Globalisierung und europäischer Integra- aber dafür gleich große und gleich leistungsfähige Bun- tion suchten die Menschen Sicherheit. Die fänden sie in desländer zu schaffen – Vorbedingung für die Neuord- vertrauten Gemeinden, Regionen und Ländern. Er lobte nung der Finanzverfassung und aller anderen Schritte auf die gut funktionierende Kooperation mit Hamburg, die dem Wege der nötigen Föderalismusreform. „Erst wenn auf gemeinsamen Interessen basiere und klare politische die Bundesländer in der Lage sind, Handlungsspielräu- Ziele verfolge. Für einen Nordstaat sieht er derzeit keine me im Sinne eigenständiger Politik zu nutzen, macht die Mehrheiten. Kein Wunder, befürchten doch die Länder, föderalistische Ordnung auch Sinn“, sagte der ehemalige dass Fusionen zum einen Stimmen im Bundesrat kosten Präsident des Bundesverfassungsgerichtes. würden und zum anderen Mittel aus dem Länderfinanz- ausgleich. Länderneugliederung sei nur eine Möglichkeit, die Leistungskraft zurückzugewinnen, In Niedersachsen Der erste Schritt in diese Richtung ist auch für ihn die stehe jedoch die „Kooperation im Vordergrund“. Ernst Änderung des Artikels 29 des Grundgesetzes. Nach Hüdepohl, der stellvertretende Leiter der niedersächsi- dem Willen der Mütter und Väter des Grundgesetzes schen Staatskanzlei in Hannover, will bestehende Gren- sollte damit der jungen Bundesrepublik ein Instrument zen nicht verschwinden lassen, aber sie im Alltag für die an die Hand gegeben werden, die nach 1945 durch die Bürger möglichst unsichtbar machen: „Kooperationen Besatzungsmächte festgelegten Ländergrenzen sinnvoll sind immer dann sinnvoll, wenn sie zur Bewältigung von zu verändern und so eigenständige und wirtschaftsstarke Herausforderungen ausreichend erscheinen und/oder Territorien zu schaffen. Dies gelang allerdings nur einmal NA RI N R ARL 4 2011 11 ans al ng n_4-11 10-21 .indd 11 01.12.2011 11:2 : 3
eranstaltun en in der Geschichte der Bundesrepublik mit der Zusammen- Verwaltungseffizienz in größeren Ländern bislang nicht legung von Baden und Württemberg 1952. erbracht werden. Und auch die vergleichende Forschung In den 70er Jahren wurde im Zuge der Anpassung der über andere Bundesstaaten (USA, Schweiz) lieferte keine Verfassung an aktuelle Bedürfnisse die verfassungsrecht- Anhaltspunkte für die Vorteile von Länderfusionen. Zwar liche Verpflichtung zur Neugliederung in eine Kann- habe man in der Schweiz lange darüber diskutiert, dann Bestimmung umgewandelt. So lautet Art. 29 Abs. 1 in der aber doch einer verstärkten interkantonalen Kooperation aktuellen Form: „Das Bundesgebiet kann neu gegliedert den Vorzug gegeben, so Benz. Aber die Länderkooperati- werden, um zu gewährleisten, dass die Länder nach Größe on fördere auch „Fachbruderschaften in der Verwaltung“. und Leistungsfähigkeit die ihnen obliegenden Aufgaben Es bestehe die Gefahr, dass sich „Kooperationsformen wirksam erfüllen können. Dabei sind die landsmannschaft- verfestigen, weil Beteiligte davon profitieren und die ho- liche Verbundenheit, die geschichtlichen und kulturellen rizontale Verflechtung so in die Politikverflechtungsfalle Zusammenhänge, die wirtschaftliche Zweckmäßigkeit sowie führt“, warnt Benz. die Erfordernisse der Raumordnung und der Landesplanung Weiter berichtete er von sozialwissenschaftlichen zu berücksichtigen.“ Studien, die das Bedürfnis der Menschen nach Landesi- Hans-Jürgen Papier hält das für „wenig praktikabel und dentität und Orientierung in überschaubaren Raumein- eher hinderlich“. Eine „Rückumwandlung“ des Artikels 29 heiten bestätigten – allerdings nicht auf der Basis eines GG ist für ihn unter rechtlichen Aspekten unverzichtbare historisch-kulturellen Erbes, wie oft behauptet, sondern Voraussetzung für eine Neugliederung. Das Votum dafür vielmehr aus ökonomischen Erwägungen heraus. Die muss freilich per Volksentscheid erfolgen und zwar nicht „landsmannschaftliche Verbundenheit“ schließlich sei in nur in den Ländern, sondern auch auf Bundesebene. der modernen, pluralistischen Gesellschaft überholt. Ins- gesamt wird es von allen Experten als schwierig erachtet, eine Mehrheit der Bevölkerung von den Vorteilen einer A Neugliederung zu überzeugen. Wenn sich die Regierun- gen jedoch dazu entschieden, müsse die Bevölkerung Der Politologe Prof. Dr. Arthur Benz (TU Darmstadt) ver- unbedingt über Referenden beteiligt werden. suchte eine Einordnung der Debatte um Neugliederung „Die territoriale Gliederung eines föderativen Staa- oder Kooperation aus der Sicht der fächerübergreifenden tes“ – so das Fazit von Benz – „stellt die Grundlage der Föderalismusforschung. demokratischen Ordnung dar. Sie zu ändern bedeutet, Aus ökonomischer Sicht seien die Schuldenbremse Menschen mit anderen politischen Verhältnissen, öffentli- und die anstehende Reform des Länderfinanzausgleichs chen Leistungen und Ressourcenverteilungen sowie einer Argumente für eine Länderfusion. Auch der hohe Koordi- neuen Rechtsordnung zu konfrontieren. Politiker, die eine nationsaufwand zwischen Bund und 16 Ländern und die Neugliederung durchsetzen wollen, brauchen langfristige erheblichen Koordinationskosten zwischen den Ländern Strategien und Konzepte und einen langen Atem.“ sprächen dafür. Allerdings konnten Beweise für mehr Michaela v. Bullion 0511 34842-56 bullion@arl-net.de NR H I D ie gegenwärtigen und die bereits absehbaren He- rausforderungen für die Entwicklung der Verkehrs- infrastruktur mit ihren Teilsystemen erfordern entschlosse- Das „Denken in Stadtregionen“ ist schon in vielen Köpfen angekommen. Dennoch bestehen Möglich- keiten einer Weiterentwicklung der Angebote für eine nes Handeln. Detaillierte Kenntnisse über die Bedürfnisse zukunftsfähige Mobilität. Hierzu gehört nicht zuletzt die unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen sind hilfreich, enge Kooperation der an der Gestaltung des Verkehrs- um zielgerichtete Maßnahmen und Mobilitätsangebote zu systems beteiligten unterschiedlichen Akteure. Das gute entwickeln. Hierbei ist nicht nur an die technische Gestal- Zusammenwirken ist eine wesentliche Voraussetzung tung im Hinblick auf die Forderung nach einer stärkeren und eine große Chance für ein erfolgreiches regionales Energieeffizienz zu denken. Der demographische Wandel in Mobilitätsmanagement. seinen unterschiedlichen Ausprägungen und der notwendi- Diese aktuelle Thematik stand im Mittelpunkt der dies- ge Klimaschutz sind weitere Maßstäbe für alle Entscheidun- jährigen (16.) Konferenz für Planerinnen und Planer in gen zum Aus- und Umbau der Verkehrsinfrastruktur. Nordrhein-Westfalen, die am 7. Oktober 2011 in Bochum 12 4 2011 NA RI N R ARL ans al ng n_4-11 10-21 .indd 12 01.12.2011 11:2 :
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