BURNOUT EINE HANDREICHUNG FÜR GEMEINDEN IM BUND FEG - FEG SEELSORGE
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Jesus Christus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ Matthäus 11,28-30
5 Inhalt Vorwort ..................................................................................................................................... 7 Burnout – eine Krankheit mit „biblischer“ Tradition ....................................................... 8 Was ist ein Burnout?................................................................................................................. 9 Von der allgemeinen Definition zur konkreten FeG-Situation Welche äußeren Faktoren können ein Burnout begünstigen?.......................................... 10 Welche persönlichen Faktoren können ein Burnout begünstigen?.................................. 11 Die Rolle von Ehe und Partnerschaft.................................................................................... 12 Glaube und Burnout............................................................................................................... 13 Burnout als Problem des „Systems“ Gemeinde, Bund FeG und nicht nur des Einzelnen............................................................................... 15 Der Pastorenberuf im Bund Freier evangelischer Gemeinden auf der Schwelle zwischen traditioneller Rückbindung und gegenwartsrelevanter Ausrichtung.............. 23 Erfahrungsberichte Betroffener Bericht I.................................................................................................................................... 25 Bericht II................................................................................................................................... 27 Bericht III................................................................................................................................. 29 Bericht IV................................................................................................................................. 31 Was hat geholfen? Zusammenstellung aus den Berichten Betroffener............................ 34 Hilfen und Empfehlungen Haupt- und vollberufliche Mitarbeitende sind auch nur Menschen – mit besonderer Berufung....................................................................................................... 35 Was kann der Einzelne tun?................................................................................................... 36 Was sollte im System geschehen?.......................................................................................... 37 Fragen zum Selbsttest für Gemeinden.................................................................................. 39 Fragen zum Selbsttest für Mitarbeiter.................................................................................. 42 Literatur zum Thema.............................................................................................................. 44 Hilfen........................................................................................................................................ 44
7 Vorwort Als Bundesleitung und als Arbeitskreis Seel- sorge wollen wir mit Ihnen gemeinsam Chancen zur Entwicklung ergreifen, wo es hilfreich und nötig ist. „Ja, es war ein Mangel an Wertschätzung, der mich ausbrennen ließ. Mir fehlte der Respekt vor meiner Besonders danke ich den Mitautoren an die- Arbeit.“ sem Heft: So fasst es ein Pastor für sich zusammen, der einen Burnout durchmachte und dem es heute Elena Lill, Lehrende und supervidierende Trans- wieder gut geht. Ein anderer sagt: „Ich habe men- aktionsanalytikerin unter Supervision (DGTA) tal nicht mehr abschalten können. Immer häufiger Susanne Benischek, Psychologische Lebensbera- quälten mich Schuldgefühle, weil ich eine Sache terin noch nicht erledigt oder noch nicht sehr gut ge- Tanja Rockensüß, KSA Grundausbildung; Fach- macht hatte.“ Sie sind keine Einzelfälle. Auch an- krankenschwester für Psychiatrie dere leitende Mitarbeiter, Älteste oder Pastoren Willy Weber, Dozent i.R., Ausbilder, Supervisor in Freien evangelischen Gemeinden sind ausge- und Berater (KSA/DGfP) brannt. Gemäß einer aktuellen Studie1 haben nur Christian Bouillon, Dozent für Praktische Theo- 10 % der befragten Pastoren Freier evangelischer logie an der Theologischen Hochschule Ewers- Gemeinden ein gesundes arbeitsbezogenes Ver- bach haltens- und Erlebensmuster, 37% ein burnout- Detlef Kühne, Gemeindepastor, Vertrauenspas- gefährdetes Muster. tor im Sauerlandkreis Wie kann es dazu kommen? Liegen die Ur- Harald Petersen, Gemeindepastor, Seelsorgebe- sachen nur in der Persönlichkeitsstruktur der auftragter im BFeG, Vorsitzender des AK Seel- betroffenen Mitarbeiter oder sind sie auch in sorge Arbeitsbedingungen von Gemeinden und Bun- desgemeinschaft zu suchen? Wir wollen beides in Das vorliegende Material kann in Leitungs- den Blick nehmen. kreisen, bei Mitarbeitertreffen, bei Gemeindever- Das Ihnen vorliegende Material wurde auf sammlungen und Foren, evtl. einer Gemeinde- Wunsch der Bundesleitung der Freien evan- freizeit bearbeitet werden. Es berücksichtigt neue gelischen Gemeinden von einer Arbeitsgruppe wissenschaftliche Erkenntnisse und ist in einem erstellt, der auch mehrere Mitglieder des Arbeits- allgemeinverständlichen Stil gehalten. kreises Seelsorge angehörten. Ziel war es, die ak- tuelle Entwicklung wahrzunehmen, zu verstehen Im Namen der Bundes- und positiv auf sie einzuwirken. leitung und des Arbeits- Dabei leitet uns eine wertschätzende Einstel- kreises Seelsorge grüßt lung zur Arbeit. Arbeit lässt uns die Schöpfung Sie ganz herzlich gestalten und erhalten, ermöglicht es uns kreativ zu sein, sie stiftet Sinn und gibt dem Alltag Struk- Burkhard Theis tur. Es gibt einen Zusammenhang von Glück und (Bundessekretär sinnstiftender Arbeit. Es geht also nicht um weni- Mitte West, Mitglied der ger Arbeit, sondern um fördernde Arbeitseinstel- Bundesleitung und im lung und gute strukturelle Arbeitsbedingungen. Arbeitskreis Seelsorge) 1 Ergebnisse der Studie im Aufsatz : Voltmer, Thomas, Spahn: Spiritualität, Gesundheit und berufsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster von Pastoren der Freien evangelischen Gemeinden, Pastoraltheologie, Jg. 99, S.488-505, Göttingen 2010.
8 Burnout Irgendwo im Südland, in der Wüste sinkt er er- schöpft im dürftigen Schatten eines Ginstergebü- sches um. Er ist nur noch müde, dienstmüde und eine Krankheit mit lebensmüde. Und sehr kleinlaut. biblischer Tradition Er betet. Das kann nur gut sein. Aber auch sein Gebet ist müde und krank. Er sei auch nicht besser als seine Väter, er, der große Glaubenser- neuerer Israels. Darin mochte er ja Recht haben. So modern die Burnout-Erkrankung zu sein Aber er wollte auch sterben. „Es ist genug.“ So scheint, sie findet sich schon in der Bibel. vornehm drücken das nicht alle aus. In der Literatur zur Sache findet sich der Be- Und dann bittet er Gott geradezu darum, ster- griff „Elia-Müdigkeit“, die besonders Personen ben zu dürfen. Diesmal erhört Gott seinen Pro- im „geistlichen Amt“ betreffe2. Ist Burnout also pheten nicht. eine „Elia-Krankheit“? Jedenfalls finden sich bei Er schickt ihm nicht den Tod, sondern einen ihm typische Anzeichen dieses scheinbar neuen Engel. Dessen Therapie ist so schlicht wie sie Krankheitsbildes. Schauen wir uns den heiligen wirksam ist: Der rüttelt ihn wach. Seine Anwei- Propheten des alten Israel ein wenig an. Die Kapi- sung ist knapp aber klar: „Steh auf und iss!“ Er tel 17 bis 19 im 1. Königsbuch zeichnen sein Bild muss noch einmal wiederkommen. Therapie nach: braucht Zeit. Erst recht, wenn die Therapeuten Elia ist ein unerschütterlicher Prophet, ein Mann Gottes, der gerade stehen kann, der sich dem König Ahab in den Weg stellt und schließ- lich ganz Israel herausfordert und in die Entschei- dung ruft: „Ist Jahwe Gott, so folgt ihm, ist es aber Baal, dann folgt ihm!“ (18,21). Er ruft Gott an, für sich selber zu reden und Gott antwortet so umwerfend deutlich, dass Israel auf die Knie geht. keine Engel sind. Aber schließlich tragen die Bei- Das war wohl Elias größtes Erfolgserlebnis - ne den Elia auf einem langen Weg, der bei Gott und sein höchster Einsatz. Im Tanzschritt geleitet ankommt. Der Horeb wurde so etwas wie Elias er das Königsgespann nach Jesreel. Lauter starke Rehazentrum. Gott hat sich Zeit für ihn genom- Szenen, glaubensvoll und glaubensstärkend. men, ihn auch auf den Teppich geholt von we- Aber dann kam Isebels Briefträger mit seinem gen Einzelkämpfertum und Märtyrergehabe. Mit Todesurteil. So etwas kann den stärksten Got- Erfolg. Denn am Ende kann Elia wieder durch tesmann umhauen. Und das geschah. Es müs- Wüsten gehen und seinen Prophetendienst auf- sen nicht immer gleich Hinrichtungen sein, die nehmen. uns aus der Fassung bringen, manchmal genügt „Elia war ein schwacher Mensch wie wir“, schon eine hässliche Dauerkritik. Jedenfalls ging schreibt Jakobus über ihn (5,17). es über Elias Kräfte. Auch über seinen Glauben, Ein „Ausgebrannter“ ist in guter Gesellschaft. über sein Gottvertrauen? Der Erzähler bewertet Wenn Gott dem Elia wieder auf die Beine und in das nicht, nur dies weiß er: Den Elia packt die Pa- den Dienst geholfen hat, dürfen wir auch für alle nik. Er rennt um sein Leben. Anfangs darf sein hoffen, die von einer „Elia-Müdigkeit“ heimge- Diener noch mitlaufen. Dann schickt er auch ihn sucht werden. Ein Burnout kann zum Neustart weg. Gut war das sicherlich nicht. Elia isoliert werden. sich selbst. So etwas ist Gift in einer solchen Kri- se. Er will keinen mehr sehen. Sich selber wohl auch nicht mehr. 2 Matth. Burisch, Das Burnout-Syndrom, Heidelberg, 2006; Traugott U. Schall, Erschöpft, müde, ausgebrannt.., Würzburg 1993
9 Was ist ein einzusetzen. Gleichzeitig hat der Erschöpfte er- höhte Ansprüche gegenüber anderen. „Burnout“? 3. Emotionale Reaktionen In dieser Phase werden Depression oder Ärger, Wut, Aggression erlebt. Dieses kann sich auch in vermehrten Schuldzuweisungen äußern. Burnout ist ein engl. Begriff und bedeutet so 4. Abbau viel wie Ausbrennen oder ausgebrannt sein. In dieser Phase kommt es zu einem Abbau der Herbert Freudenberger prägte in den 70er kognitiven Leistungsfähigkeit, der Motivation Jahren diesen Begriff, mit dem er den geistigen, und der Kreativität. Die Unterscheidungsfähig- körperlichen und emotionalen Erschöpfungs- keit und Beurteilungsfähigkeit nimmt ab. zustand ehrenamtlicher MitarbeiterInnen von Hilfsorganisationen beschrieb. 5. Verflachung Burnout lässt sich definieren als ein Zustand In dieser Phase reduziert sich das emotionale, das physischer, emotionaler und mentaler Erschöp- soziale, das geistige und das geistliche Leben. fung aufgrund langanhaltender Einbindung in belastende Situationen. Burnout ist ein Zusam- 6. Psychosomatische Reaktionen menspiel zwischen Mensch und Umwelt und je- In dieser Phase treten körperliche Beschwerden der kann davon betroffen werden.3 auf, wie z.B. Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Manchmal verbirgt sich hinter dem Begriff Rückenbeschwerden u.v.m. Burnout nicht nur ein Erschöpfungszustand, sondern eine Erschöpfungsdepression. 7. Verzweiflung Die Symptome der Erschöpfungsdepression In dieser Phase erleben die Betroffenen eine gro- können vielfältig sein, hier einige Beispiele: An- ße Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die so triebsverlust, Freudlosigkeit, Schlafstörungen, weit gehen kann, dass sie den Lebenssinn verlie- Verzweiflung, manchmal auch Unruhe, körperli- ren und Selbstmordgedanken haben. che Beschwerden, Traurigkeit, innere Leere. Der Alltag kann nicht mehr, oder nur mit großer Ein- schränkung, bewältigt werden. In welchen Phasen verläuft ein Burnout? Matthias Burisch beschreibt in seinem Buch „Das Burnout-Syndrom“ 7 Phasen: 1. Anfangsphase Diese Phase ist gekennzeichnet durch erhöhten Energieeinsatz und das Erleben von Erschöp- Manchmal verlaufen die Phasen in der Rei- fung. Die Ruhephasen reichen oft nicht aus, um henfolge von 1-7, bei anderen verbinden sich sich zu erholen. einzelne Phasen miteinander, oder werden auch übersprungen. 2. Reduziertes Engagement Ein Burnout zeichnet sich dadurch aus, dass In dieser Phase werden Unlust erlebt und fehlen- diese Phasen über einen längeren Zeitraum be- de Motivation sich für andere und für die Arbeit stehen, sich verschärfen und krisenhaft zuspitzen. 3 ähnlich Pines u. Aronson, 1988; Burisch, Matthias: Das Burnout-Syndrom; 2006 S. 18
10 Von der allgemeinen Definition zur konkreten FeG-Situation Welche äußeren • starke Fremdbestimmung: Wenn der Beschäf- tigte wenig Spielraum hat, seine Aufgaben auf Faktoren seine individuelle Art durchzuführen, kann das bei ihm zu einem Gefühl von Entmündi- gung führen. können einen • der Anspruch an den Beschäftigten, ständig Burnout begünstigen? erreichbar zu sein. Ihm fehlt dadurch die Möglichkeit, Arbeit und Privatleben vonein- ander zu trennen. • mangelnde Bestätigung und Anerkennung für die erbrachten Leistungen. Meistens wird Eine Vielzahl von unterschiedlichen Faktoren selbstverständlich erwartet, dass der Beschäf- am Arbeitsplatz kann ein Burnout begünstigen, tigte dauerhaft auf gleichbleibend hohem Ni- unabhängig davon, ob es sich dabei um einen veau seine Arbeit erledigt. ehrenamtlichen, häuslichen oder beruflichen Ar- • der Wegfall von Mitarbeitern und Kollegen. beitsplatz handelt. Solche Faktoren sind: Der Einzelne muss ein immer größer wer- dendes Aufgabenspektrum bewältigen, ohne • das Gefühl von Über- oder Unterforderung sich Rückmeldung oder Unterstützung von bei dem Beschäftigten. Teamkollegen holen zu können, und wird da • eine schwierige Arbeitsmarktsituation, wenn durch zwangsläufig zum Einzelkämpfer. es kaum oder keine Alternativen zum derzei- • der wachsende Anspruch an den Beschäftig- tigen Beschäftigungsverhältnis gibt. ten, dass er bereit ist, im Rahmen seiner Tätig- • der Konkurrenzdruck zwischen Mitarbeitern, keit weite Wegstrecken zurückzulegen. Teams und auch Pastorenkollegen. • eine mangelhafte Kommunikationskultur, bei • unklare und/oder unerreichbare Zielvorga- der z. B. Informationen „versickern“ oder nur ben, die von dem Beschäftigten erfüllt wer- auf Umwegen zu dem Empfänger gelangen. den sollen. • undurchsichtige Organisationsstrukturen, bei denen der Beschäftigte nicht genau weiß, wer wofür zuständig ist und an wen er sich mit be- stimmten Anliegen zu wenden hat. Darüber hinaus gibt es weitere, von der Ar- beitssituation unabhängige Faktoren, welche die Entstehung eines Burnouts begünstigen können, nämlich: • Stress, den der Betroffene als destruktiv und zermürbend erlebt. • anhaltende Arbeitslosigkeit, die zu einer exis- tenziellen Abhängigkeit von der Arbeitsagen- • die Kontrolle durch Vorgesetzte oder Auftrag- tur führt. Der Betroffene kann sich wertlos geber, z. B. wenn diese eine hohe Transparenz und überflüssig fühlen. fordern und der Beschäftigte unter dem Druck • langfristiger Mangel an Erholungszeiten steht, über alles Rechenschaft ablegen zu müs- • Wertekonflikten ausgesetzt zu sein und sich sen. auf eine Weise verhalten und handeln zu müs-
11 sen, die dem persönlichen Wertesystem wi- len, zu kurz kommen und die Anteile des Le- dersprechen. bens zu viel Raum einnehmen, die mangels • mit einer Behinderung leben zu müssen: die Sinn und Freude seinen inneren Energietank Erfahrung, auf Hilfe angewiesen und aus Be- entleeren. reichen des öffentlichen Lebens ausgegrenzt • das Erleben von Rollenkonflikten, weil zu zu sein. Menschen mit Behinderung müssen viele Rollen gleichzeitig ausgefüllt werden sol- damit leben, dass ihre Möglichkeiten, das ei- len. Aber auch Rollenkonflikte, die auch da gene Potential zu entfalten, teilweise stark ein- durch entstehen können, dass Mitmenschen geschränkt sind. bestimmte Erwartungen haben, wie eine Rolle • wenn die Dinge, die dem Betroffenen Freude ausgefüllt werden muss. machen und seinen inneren Energietank fül- Welche persönlichen mer“ anstrengen müssen, immer stark sein Faktoren müssen (Antreiber-Verhalten). • Personen, die sich selbst, ihre Bedürfnis- se, ihre Grenzen und ihre Fähigkeiten nicht gut wahrnehmen und vertreten können; sie können einen haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürf- Burnout begünstigen? nisse zu äußern und für deren Erfüllungen zu sorgen. • Personen, die ein hohes Ideal haben, wer sie sein sollen und was sie alles tun sollen, die Verantwortung im Übermaß tragen und Die persönlichen Faktoren, die das Entstehen schlecht etwas an andere delegieren können. eines Burnouts begünstigen können, sind vielfäl- • Personen, die aufgrund der Schlussfolgerung tig und immer individuell. Häufig haben sie mit aus ihrer Lebensgeschichte den Eindruck ha- der Situation und der persönlichen Geschichte ben, nicht wichtig zu sein, es nicht zu schaf- des Betroffenen eine Verbindung. fen, oder sich innerlich nicht ok zu fühlen, In der Regel kommen immer mehrere Fakto- die einen mangelnden Selbstwert erleben, sich ren zusammen, die sich mit ein oder mehreren mit anderen vergleichen müssen und die ver- auslösenden Situationen verbinden. Diese aus- suchen, sich über Leistung aufzuwerten. lösenden Situationen können z.B. unbewältigte • Personen, die in Konflikten nicht wissen, wie Konflikte, Misserfolge, Überforderungen sein. sie sich verhalten sollen und entweder unsi- Hier einige Bespiele für persönliche Faktoren, die cher oder dominant auftreten, die Beziehun- zur Entstehung eines Burnouts beitragen kön- gen nicht wertschätzend und stabil gestalten nen. Personen, die besonders gefährdet sind, ein können. Burnout zu bekommen sind: • Personen, die nicht genügend befriedigende soziale Kontakte erleben und die ihre Freizeit • Personen, die ungenügende Fähigkeiten zur nicht erfüllend gestalten können. Stressbewältigung, Entspannung und zum • Personen, die schwerwiegende Erfahrungen Ausruhen haben, häufig schlafen diese Perso- in ihrem Leben gemacht haben, die aktuell er- nen zu wenig. fahren, dass diese Situationen sich im Hier • Personen, die sehr unter innerem Druck ste- und Jetzt wiederholen und sie nicht genügen- hen, die „immer“ alles perfekt machen müs- de Bewältigungsstrategien zur Verfügung ha- sen, es allen recht machen müssen, sich „im- ben.
12 • Personen, die den Eindruck haben, sie müss- ten ständig erreichbar sein, die keinen Feier- abend und wenig Urlaub machen. • Personen, die über längere Zeit großen Belas- tungen ausgesetzt sind, z.B. Krankheit, schwierige Familiensituationen, Begleitung von Sterbenden u. Menschen in Krisensituati- onen, hohe Berufsanforderungen, zu viele Termine. • Personen, die wenig Erfolg erleben und diesen auch nicht für sich selbst verbuchen können. • Personen, die ihre Gefühle nicht richtig wahr nehmen und deuten können, die deshalb schlecht mitbekommen, wie es ihnen in ein- zelnen Situationen geht. • Personen, die ein hohes Engagement haben, anderen zu helfen und die dieses Helfen brau- chen, um selbst Anerkennung zu bekommen. • Personen, die das Gefühl haben, sich durch Leistung rechtfertigen zu müssen, vor Gott und vor Menschen. • Personen, die sich von Gott nicht wirklich ge- liebt wissen und nicht aus der erfahrenen • Personen, die nicht genügende Fähigkeiten Gnade leben, sondern aus eigener Kraft han- haben, sich abzugrenzen, die sehr sensibel deln. sind und die nicht nein sagen können. • Personen, die sich nicht genügend um ihr kör- Dies sind nur einige Beispiele. Jeder Burnout, perliches Wohlbefinden kümmern, die sich den ein Mensch erlebt, hat seine individuelle nicht gesund ernähren und sich nicht genü- Entstehungsgeschichte. gend bewegen. Die Rolle von Ehe halt macht. Die traditionelle Rollenverteilung und tritt immer mehr zurück und oftmals sind beide Partnerschaft Ehepartner berufstätig. Aufgaben in Familie und Haushalt werden von beiden Geschlechtern über- nommen, ebenso die Kindererziehung. Berufli- che Veränderungen, die mit einem Ortswechsel einhergehen, erfordern einen wesentlich höheren Im Bereich der persönlichen Faktoren, die ein Klärungsbedarf als früher. Das ein Partner dem Burnout begünstigen, muss auch das Thema Ehe, anderen „den Rücken frei hält“ und in allem zu- Partnerschaft und Familie betrachtet werden. rück tritt ist nicht mehr die Regel. Sollte es auch Wir erleben in den letzten Jahrzehnten eine deut- nicht sein, denn die Ehe darf nicht als Ausgleich liche Veränderung unserer Gesellschaft in diesem für ungünstige und ungeklärte Arbeitsbedingun- Bereich, der auch nicht vor unseren Gemeinden gen her halten!
13 Zudem besteht ein oft nicht nur innerer Druck stabilisierende Ressource ist, sehr schnell zu ei- für leitende Mitarbeiter, eine vorbildliche Ehe zu nem zusätzlichen destabilisierenden Faktor. Die führen. Die Ehe muss sozusagen gelingen, da sie Betroffenen „kämpfen dann sozusagen an zwei ja Vorbildcharakter haben soll und bei Pastoren Fronten“. Sowohl der dienstliche als auch der pri- durchaus die berufliche Existenz daran hängen vate Bereich kostet dann Kraft. kann. Zudem belasten Burnout fördernde Muster in der Regel auch die Partnerschaft ebenso, wie sie das Berufsleben belasten. Umgekehrt fördert alles, was Betroffene über sich und ihre persön- lichen Burnoutfaktoren lernen, auch das Mitein- ander in Ehe und Familie. Ehepartner und Kinder sind zudem auch Be- troffene im Sinne eines Mitleidens und Ertragens. Sie müssen lernen, mit dem Betroffenen umzu- gehen, sind irritiert von eventuell radikal verän- Wenn es unter diesen sich verändernden Be- dertem Verhalten. Sie haben existenzielle Ängste dingungen und eh schon vorhandenen weiteren und oftmals große Scheu, ihrerseits Hilfe in An- persönlichen oder äußeren Burnout begünsti- spruch zu nehmen. genden Faktoren dann nicht gelingt, aufkom- mende Konflikte in Ehe und Familie zu klären, wird das, was eigentlich eine gesundheitliche und Glaube unsere Sünde ans Kreuz getragen, uns erlöst und den Himmel zur Heimat gemacht hat. Aber in unserer sonn- und alltäglichen Glau- und benspraxis verdreht sich der Christusglaube ge- legentlich zu einer Leistungsreligion. Religion ist Burnout das menschliche Bemühen, Gott gnädig zu stim- men anstatt seine Gnade dankbar zu empfangen. Sie muss leisten, um seinen Segen zu verdienen. Religion macht müde und kann Einzelne und ganze Gemeinden krank machen. Wer richtig glaubt, kann kein Burnout bekom- Einige kritische Beobachtungen: men – mögen manche denken. Aber Elia, ein glaubensvoller Prophet, erlitt die „Elia-Krank- a) Wir reden und diskutieren, wie wir Ge- heit“, wie man ein Burnout gelegentlich auch um- meinde bauen wollen und können. Wir ent- schrieben hat. werfen Papiere und erwarten von den haupt- Darum einige Zusammenhänge, die wir be- und nebenberuflichen Mitarbeitenden, dass denken sollten. sie die richtigen Konzepte kreieren und so Der Christusglaube zielt auf die Gemein- umsetzen, dass sich der Gottesdienstraum schaft der Erlösten und ist das Gegenteil von füllt und die Gemeinde wächst. Die Verant- einer Leistungsreligion. wortlichen werden am Erfolg oder Misserfolg Wir predigen die Gnade Gottes, die uns ohne gemessen und bewertet. jedes „Gesetzeswerk“, ohne jede Vorleistung ge- Das ist nicht alles falsch. Nur dürfen wir nicht schenkt wird. Wir verkündigen Christus, der vergessen, dass wir uns täuschen und überneh-
14 men, wenn wir glauben, wir seien die Bauher- zum Druck. Kurz: Vom Evangelium zum ren dieses heiligen Unternehmens Gemein- Gesetz. Natürlich wird evangelische Predigt debau. Jesus sagt: „Ich will meine Gemeinde zumuten, aufrufen, warnen und mahnen. bauen“ (Matth. 16,18). Zwar weist er Petrus Aber in alledem muss die Grundmelodie des eine fundamentale Position als „Fels“ zu, aber Evangeliums dominant bleiben, damit der damit beschreibt Jesus eher ein „Material“ als Christusglaube nicht zur Leistungsreligion eine Bauherrschaft. Es bleibt einzig und allei- verkommt und die Hörer predigtgeschädigt ne Gnade und Möglichkeit Jesu Christi, dass werden. Gemeinde gebaut wird. Wir können und sollten ihn bitten, das auch bei, mit und durch uns und trotz uns zu tun. Wir können und dürfen seine Mitarbeiter und Handlanger sein. Die Bauherren sind wir nicht. Wir sind aufs Beten und Glauben verwiesen, und in der Abhängigkeit von ihm tun wir das uns Mögliche. Das befreit uns vom Druck, den wir uns selber machen. Das setzt Kräfte frei zu kreativem Tun. Das schützt uns vor Überforderung – und manchen vor einem Burnout. b) Die Predigt des Evangeliums bildet das Zentrum unserer Gottesdienste. Sie will und soll prägen und tut es auch. Darum braucht sie unsere besondere Aufmerksamkeit. Denn c) Viele brauchen Seelsorge, Begleitung, Er- auch die Predigt ist durch Leistungsreligion mutigung, einen Schutzraum, in dem sie sich gefährdet. Das liegt nahe. Denn vieles läuft öffnen und wahr werden können. Aber viele nicht, wie es sollte, sowohl bei den einzelnen trauen sich nicht, sie zu erbitten. Sie fürchten, Mitgliedern als auch in der Gesamtgemein- nicht verstanden, nicht wahr- und angenom- schaft. Wer in verantwortlicher Mitarbeit men zu werden. Sie fürchten die einfachen steht, erlebt sich häufig enttäuscht und frust- Antworten, die schnellen Ratschläge und eine riert. kurzschlüssige „geistliche Vermahnung“. Sie Da gerät die Predigt in Gefahr. Sie verrutscht fürchten unbewusst Leistungsreligion und leicht vom Zuspruch zum Anspruch, von der hoffen zu oft vergeblich auf das Evangelium. Ermutigung zur Kritik, von der Entlastung Das darf konfrontieren, widersprechen, korri- gieren und aufrufen. Aber in alle dem will und muss die Stimme des guten Hirten zu hören sein, der das Verlorene sucht, das Verwundete verbindet, den Schuldigen aufnimmt und ger- ne vergibt. Eine evangelische Seelsorge wirkt besonders in unserer Gemeindegesellschaft als ein Therapeutikum, das auch einem Burn- out vorbeugen und die Heilung fördern kann. Glaube und Burnout? Ein evangeliumsgesät- tigter Glaube ist kein garantierter Schutz gegen ein Burnout, wohl aber eine wirksame Präven- tion.
15 Burnout als Problem des „Systems“ Gemeinde, Bund FeG und nicht nur des Einzelnen Burnout ist nicht geeignet, einseitig Schuld zu- „Hauptsache ich werde bezahlt! Die Stimmung zuweisen, sondern eine Chance für alle, weil es im Gemeindebetrieb ist zwar mies, das sitz ich auch Probleme eines Systems deutlich macht. aus, das wird wohl wieder werden, also weiter!“ Hinzu kommt: Mitarbeiter gehen mit einer Problembeschreibung hohen Motivation in den Dienst. Was aber, wenn trotz hoher Motivation und Leistungsbereitschaft • In Gemeinden wird große Betroffenheit er- von denen, denen man dient, kaum etwas zurück- lebt, wenn Mitarbeiter (vollzeitliche und kommt? Weder Lob noch angemessene Kritik. nichtvollzeitliche) in der Gemeinde einen Wird nur bei voller und guter Leistung ermu- Burnout haben. tigt und gelobt? • Bei der Suche nach Gründen besteht die Ge- Wer aber beurteilt, ob die Leistung voll er- fahr, einseitig zu argumentieren und sich den bracht wurde? Gibt es objektive Kriterien dafür, eigenen Anteilen (der Mitarbeiter selbst; die oder bleibt es der subjektiven Beurteilung der Gemeindemitglieder; der gesamte Bereich Gemeindemitglieder überlassen? Gemeinde; Bundesstrukturen) nicht zu stellen. Wann ist genug? Wenn alle zufrieden sind? „Was früher als nerviges Problem des Indivi- Wird man aber alle zufrieden stellen können? duums diskreditiert wurde, also als Problem des Einzelnen, wird nun als Problem des ge- „Ich werde ja in meinem Job auch nicht gelobt. samten Betriebes verstanden.“ (Spiegel Artikel Warum dann die Mitarbeiter in der Gemeinde lo- 30/2011) ben?“ Warum wird das selbst erfahrene Defizit • Die Frage ist: Gibt es im Umfeld von Gemein- zum Maßstab für den Umgang miteinander in de Bedingungen, die den Burnout bei Mitar- der Gemeinde gemacht? Es darf und soll doch beitern fördern? Wollen wir uns gemeinsam in der Gemeinde anders laufen als in der Welt. dieses Umfeld kritisch anschauen und gemein- Wenn die Gesellschaft schon keine Anerken- sam daran arbeiten eine Atmosphäre für Mitar- nungskultur hat, dann doch wenigstens und erst beiter zu gestalten, die die Lust an Verantwor- recht die Gemeinde. tung fördert und nicht den Frust? Sind Erfolge und Misserfolge nicht auch sys- tembezogen und nicht nur auf einzelne zu bezie- Folgende 5 Punkte stehen im Mittelpunkt: hen? Haben die Probleme in der Gemeinde nur mit der Arbeit der Mitarbeiter zu tun, oder doch 1. Wertschätzung auch mit der Einstellung vieler Gemeindemit- glieder? Lob, Anerkennung, Ermutigung. Verständnisvolles Klima. Im Gespräch mit Betroffenen spielte zu wenig Lob und Anerkennung eine Rolle. Es ist wichtig einander zu kennen. Was be- Mitarbeiter können sich nur bedingt auf ihre schäftigt die Mitarbeiter neben ihrer Aufgabe in Bezahlung zurückziehen. Die Nichtvollzeitlichen der Gemeinde auch noch? Wie sieht deren Alltag schon gar nicht, weil es keine Bezahlung gibt. aus? Je mehr wir voneinander wissen, umso bes- Für einen Pastor verbietet sich die Einstellung: ser verstehen wir die Rahmenbedingungen unse-
16 chen, an Personen, die mehr als andere in der Öf- fentlichkeit stehen. „Schlechte Nachrichten sind (aus Sicht der Medien) gute Nachrichten!“ Weil sie Aufsehen erregen. An eine solche Unkultur gewöhnt man sich und hält sie für selbstverständ- lich. Dabei ist eine Projektion der Verantwortung auf die Verantwortlichen zu beobachten: „Du, ihr seid verantwortlich, damit es mir gut rer Verantwortung. Schüttelt man die Predigt für geht! Du Lehrer, du Arbeitgeber, du Arbeitneh- eine Beerdigung wirklich in drei Stunden Vorbe- mervertretung, du Staat, du Behörde, du Arzt, du reitung aus dem Ärmel? Braucht auch ein Pastor Hauskreisleiter, du Seelsorger, du Gemeindelei- nach dem Gespräch mit einem Ehepaar, das sich tung, du Pastor!“ trennen will, erst mal Pause um sich dann dem Eigenverantwortung wird kleiner geschrieben Biblischen Unterricht zuwenden zu können? und viele Verantwortliche lassen sich solche Er- Hat der Vollzeitler wirklich nachmittags „frei“ wartungen und Forderungen auch aufbürden. wenn er abends noch eine Mitarbeitersitzung zu „Wer ein wirklicher Diener der Gemeinde leiten hat? Nein, es beschäftigt und arbeitet in ei- ist, opfert sich für die Wünsche und Klagen der nem. Gemeindeherde auf „– wer diese Einstellung durch seine Gemeindebiographie verinnerlicht Redekultur in der Gemeinde. hat wehrt sich kaum oder gar nicht gegen unan- gemessene Kritik oder eine überzogene Erwar- „Ein Christ ist immer im Dienst! Mitarbeiter tungshaltung. Die Frage an das „System“ Gemein- und Pastoren erst recht!“ de ist, ob gelernt wird, in Gemeinde konstruktiv „Wenn wir unsere 10 Stunden im Betrieb ge- und wertschätzend Kritik zu üben. Konstruktive macht haben, dann fängt für uns die Gemeinde- Kritik, die das Bemühen des Mitarbeiters wür- arbeit an. Was macht eigentlich der Pastor?“ digt, baut auf, weil sie das Gute eben nicht aus So mancher flotte Spruch sitzt dann doch tiefer dem Blick verliert. Die Gemeindeleitung kann als beabsichtigt. hier prägend Vorbild sein, indem sie öffentlich „Kannst du auch mal ein vernünftiges Klavier- Mitarbeiter für ihren Einsatz lobt. vorspiel am Anfang des Gottesdienstes spielen?“ Nach diesem Spruch verlässt der freiwillig mitar- Umgang mit Fehlern. beitende Musiker verletzt das Gemeindehaus. Zu zimperlich? Soll er sich doch wehren! „Alles perfekt zu machen ist zur gesellschaftli- „Deine Predigt war unbiblisch!“ Darf eigent- chen Norm erhoben worden.“ (Spiegel 30/2011) lich jeder in der Gemeinde zu jedem und allem Wie kann es dazu kommen, dass in der Ge- seine unausgewogene „Reflexion“ ungefiltert meindegemeinschaft der „Schwachen“, der Ge- weiter geben? Manch einer traut sich eine Bewer- meinschaft der berufenen und gerechtfertigten tung, die mit seinen Kompetenzen nur wenig zu Sünder, plötzlich die Perfektion, die fehlerfreie tun hat. Leistung eine so wichtige Rolle spielt? „Für Jesus Reden, was gut ist und gut tut. Ermutigendes, nur das Beste und die Besten!“ Gilt auch für Ge- aufbauendes Reden und genauso ehrliches Re- meinde: Weiter, höher, besser? Der letzte Gottes- den. Das gibt es in den Gemeinden. Aber viel- dienst war ja schon gut, aber der nächste muss leicht kann man noch intensiver darauf achten. noch besser werden. Was macht das mit den Mit- arbeitern im Bereich Gottesdienstgestaltung? Kritikkultur. Manche Gemeindeleitung beklagt sich darü- ber, kaum noch junge Leute für die Gemeinde- Die Gesellschaft, die Medien konfrontieren mit leitung gewinnen zu können. Warum wohl? Hat einer oft schonungslosen Kritik an Verantwortli- man in der Gemeinde mitbekommen, wie mit
17 Verantwortlichen umgegangen wird, wenn sie Bewährt hat sich, wenn hin und wieder Aus- Fehler gemacht haben? wertungsgespräche seitens der Gemeindeleitung Sowohl AT und NT berichten seitenweise von mit den Mitarbeitern stattfinden. Wo nicht nur fehlerhaften Menschen mit denen Gott trotzdem die Funktion des Mitarbeiters reflektiert wird, gnädig gearbeitet hat. Vom Wissen um diese bi- sondern auch seine persönliche Situation. Wo blischen Verhältnisse muss es zum Leben in der braucht der Mitarbeiter Unterstützung und Be- Gemeinde kommen. Wenn die Liebe dünn ist, gleitung? Was wünscht er sich und wie geht es werden die Fehler dick. Auch an dieser Stelle hat ihm? die Gemeindeleitung die Möglichkeit den Um- gang mit Fehlern sensibel anzugehen. Das wider- Wertschätzung für Mitarbeiter drückt sich auch spricht nicht dem Grundsatz, für Gott das Beste aus in: geben zu wollen! • Bezahlung: Hält sich die Gemeinde an die Richtlinien des Bundes? Oder hat man als Ge- meinde die Möglichkeit das Gehalt zu erhö- hen? • Ausstattung mit Arbeitsmitteln: Stellt die Ge- meinde nur das Nötigste bereit, dass immer wieder von Mitarbeitern neu erkämpft werden muss, oder darf es auch etwas mehr sein? • Fortbildungsmöglichkeiten: Wenn Mitarbeiter gute Arbeit leisten sollen, können sie dafür auch Lehrgänge, Seminare und Kongresse be- Unterstützung. suchen, die von der Gemeinde mitfinanziert werden? Viele Gemeinden zahlen Mitarbei- • Schutz von Mitarbeitern tern, die als Schüler und Studenten kein eige- • eintreten füreinander nes Einkommen haben, die Fortbildungen und signalisieren somit Wertschätzung. Ein Arbeitnehmer im Betrieb ist geschützt durch vertragliche Vereinbarungen. Durch die • Erstattung von Supervision: Es kann neben Arbeitnehmervertretung. In der Gemeinde ist regelmäßigen Feedbackgesprächen mit der Ge- es die Gemeindeleitung, die mit der Gemeinde- meindeleitung geboten sein, Supervision be- mitgliederversammlung die Aufgaben und den wusst als Mitarbeiterförderung einzusetzen. Umfang von Aufgaben der Mitarbeiter klar be- Das reflektierende Gespräch (z.B. von Pasto- sprechen sollte. Das sind die Schwerpunkte, das ren im Kollegenkreis) ist ein gutes vorbeugen- sind die Ziele, das leisten wir an Unterstützung des Instrument. Betroffene berichten, dass sie und Fortbildung, das ist das finanzielle Budget, die Kommunikation vor dem Burnout nicht so das sind die Ansprechpartner für Fragen in der gepflegt haben, wie es gut gewesen wäre. Nach Gemeindeleitung. Wenn es Schwierigkeiten gibt dem Burnout und dem Klinikaufenthalt ist für wenden sich Mitarbeiter an die Gemeindeleitung, sie klar geworden, dass sie das reflektierende um zunächst dort über Inhalte und Umfang der Gespräch unbedingt beibehalten wollen. Je Arbeit zu reden. Die Gemeindeleitung stellt sich kleiner die Gruppe, umso besser. auch schützend vor die Mitarbeiter, wenn es zu unberechtigter Kritik und überzogenen Erwar- Behauptung: Eine gesunde Wertschätzungskul- tungen kommen sollte. Je klarer die Absprachen tur ist in hohem Maß vorbeugend!! über die Aufgaben getroffen wurden, umso bes- ser für alle Beteiligten.
18 2. Klärungsfähigkeit gemeinsam mit dem Leitungskreis, sondern sieht sich selbst als „Schuldigen“. Berufsbild des Pastors Sah er sich als „den Leiter“, so bürdet er sich Veränderung der letzten Jahre/Jahrzehnte jetzt allein die Verantwortungsrolle auf. Hier spielt nun ein falsches Berufungsver- War der Pastor bisher mehr der Verkündiger ständnis eine ganz entscheidende Rolle. und Seelsorger, so soll er verstärkt der innovati- Die berufenen Apostel gehen die Negativent- ve Leiter sein, der Ziele erarbeitet, vorstellt und wicklung in der Jerusalemer Gemeinde (Apg 6,1- kommuniziert; der für die Vision begeistert; 11) ganz anders an. Die Frage, wer hat Schuld, Mitarbeiterbegleitung, Coaching der Mitarbei- spielt keine Rolle. Sie gehen es gemeinsam an und ter taucht in den Wünschen der Gemeinden, die stellen fest: Wir brauchen einfach mehr Mitarbei- einen neuen Pastor suchen, verstärkt auf. Ja, er ter, damit wir, die Apostel, unseren Schwerpunk- soll leiten, aber eben im Team des Leitungskrei- ten wieder richtig nachkommen können. Dabei ses. Ziele vorgeben, aber nicht zu dominant. Lei- wird die ganze Gemeinde bei der Lösung der ten, aber dienend leiten. Gute Verkündigung ist Schwierigkeiten miteinbezogen. selbstverständlich und kompetente Seelsorge bei Die Berichte von Betroffenen mit Burnout sa- der Zunahme von seelischen Nöten, Trennungen gen: Ich lebte mit einer selbstauferlegten Rolle und Scheidungen auch. durch meine geistliche Biographie, die bei genau- Mit der Gemeindeleitung wird sich auf Ziele er Prüfung am NT völlig falsch war. und Schwerpunkte der Gemeindearbeit geeinigt. Betroffene sagen aber auch: Mir wurde eine Daneben sollen aber auch alle anderen Erwar- Rolle vermittelt, die viel mit Leistung, aber we- tungen und Hoffnungen seitens der Gemeinde- nig mit Gnade und Berufung zu tun hatte. „Gut mitglieder möglichst „bedient“ werden. Der Lei- bist du dann, wenn du viel leistest und vielen ge- ter soll auch Hirte sein für alle Schafe. fällst!“ Betroffene sagen: „Die Therapie meines Burnouts führte zur Korrektur und Klärung mei- Wenn klare Zielvorgaben und Schwerpunkte nes Berufungsbildes.“ Dies kann aber im offenen besprochen wurden, müssen sie der Gemeinde Kommunikationsprozess mit Gemeindeleitung, gegenüber klar gemacht werden. Es muss trans- Gemeindemitgliedern und Freunden schon im parent sein, damit die Gemeindeöffentlichkeit Vorhinein geschehen. informiert ist und individuelle Erwartungen zu- rückschraubt zugunsten der Ziele und somit des Rollen und Aufgaben von Mitarbeitern Aufbaus der Gemeinde. Erwartungen/Ansprüche/Verantwortlichkeit Unklarheit in Gemeinden/Bund Den Rahmen abstecken, darstellen in der Verständnis von Berufung Gemeinde und diesen Rahmen auch schützen. Wenn sich die Rahmenbedingungen durch die „Ich bin doch berufen!“ Damit sind hohe Idea- Dynamik der Gemeindearbeit verändern, muss le und biblische Vorbilder verbunden. Der Beru- der Rahmen wieder neu abgesteckt und transpa- fene startet hoch engagiert. Hat hohe Erwartun- rent gemacht werden. gen an die Effizienz seines Dienstes im Hinblick Wenn es Fragen gibt, oder Klagen, ist klar gere- auf Gemeindewachstum nach innen und außen. gelt wer der Ansprechpartner ist. Wenn es einen Die Gemeinde wächst und es gibt beim Berufe- Chef des Abholdienstes gibt wird nicht der Pastor nen die Identifikation mit diesen „Erfolgen“. Aber wütend angerufen, weil man vergessen wurde. dann treten Mitglieder aus. Es gibt Kritik an der Predigt, an der Seelsorge. Solche Entwicklungen Zielvereinbarungen sind dem Hochengagierten nicht gleichgültig und er sieht sich als Mitverantwortlichen oder sogar Was wollen wir mit wem und bis wann in wel- als Alleinverantwortlichen für diese Negativen- cher Form erledigt haben? Bei wem laufen die twicklung. Er analysiert weniger die Umstände Fäden zusammen? Wer behält das Erreichen des
19 Zieles im Blick? Haben wir das Ziel klar beschrei- • Ehepartner / Familie ben können? Betroffene berichten, dass Probleme in diesem Bereich zu einer Belastung werden können, die wirklich etwas bewegen / erreichen können oder das Burnout Risiko erhöhen. Da hat man nicht tot laufen in einem System, dass sich nicht ver- nur den „Teller“ Gemeindearbeit zu drehen, ändern will. Klärung am Anfang und im weiteren Verlauf der Arbeit Hilfen dazu annehmen Dazu hat die Bundespflege zwei Papiere ent- worfen. „Fördergespräch der Gemeindeleitung“, Modell 1 und Modell 2, unterscheiden sich in der Anzahl der Bereiche und Fragen. Für Gemein- deleitungen ist es gut, wenn sie einmal im Jahr ein solches Fördergespräch selbst, oder besser noch moderiert von außen durchführen. Dies klärt und korrigiert evtl. die Zusammenarbeit. bei Nichtvollzeitlern den „Teller“ Beruf eben Dadurch wird klar, wo es Blockaden gibt und wo auch noch ganz stark, und dann der Teller man sich noch mal neu sortieren muss. „Ehe und Familie“. Eine einseitige Konzentrati- on auf Gemeindearbeit und Beruf führt zu ei- Rolle der verschiedenen Ebenen ner Schieflage in diesem Bereich. Kommt es hier zur Schieflage bedarf es einer immensen • Gemeinde Anstrengung diesen „Teller“ wieder oben zu • Gemeindeleitung halten. Hier gilt es rechtzeitig mit der Familie • Kreis im Gespräch zu sein, wie es den anderen Fami- • Bund lienmitgliedern mit der Balance von Gemein- de, Arbeit und Familie geht. Die subjektive Vor allem die Ausbildung an der THE, die Wahrnehmung des Mitarbeiters kann tatsäch- Bundespflege, AKPW, der Arbeitskreis Seelsorge, lich weitab von der Realität liegen. In vielen die Vertrauenspastoren und die Bundessekretäre Fällen wird zu lange geschwiegen und Frustra- überlegen gemeinsam, wie dem Burnout vorge- tionen unterdrückt beugt werden kann. Das Studium an der THE hat sehr stark die Persönlichkeit der Berufenen Falsche Vorstellungen von: im Blick und sensibilisiert durch verschiedene Lehrveranstaltungen in diesem Bereich. Die Ta- • Demut gungen im Herbst für Mitarbeiter und Pastoren • Dienen liefern einen wichtigen Beitrag. Die Gebetstreffen • Missbrauch dieser Vorstellungen der Pastoren stellen eine gute Plattform dar, um sich gegenseitig zu unterstützen. Die Bundesse- Haben Jesus, Petrus, Paulus alle Erwartungen kretäre sind mit Gemeindeleitungen intensiver der Menschen erfüllt? im Gespräch und sensibilisieren im Hinblick auf Da wehrt sich Jesus gegen die Forderung sei- das Miteinander von Gemeindeleitungen und ner Mutter endlich ein Wunder zu tun. Paulus Mitarbeitern. Die Bundespflege bietet Coaching kritisiert offen in seinen Briefen das Verhalten und Coaching Fortbildung an. Das Fortbildungs- verschiedener Mitarbeiter. Den Korinthern ge- angebot soll für den Bereich Burnoutprävention genüber findet er scharfe Worte, die gar nicht de- verstärkt werden. mütig klingen. Er verteidigt sich gegen Vorwürfe
20 und rechtfertigt sich. Er provoziert sogar. Und dem sie nicht mehr zuhören, sondern nur anord- Jesus kritisiert offen manches am Verhalten der nen können. Jünger. Andererseits fühlen sich manche Nichtbeauftrag- Dienen bedeutet nicht alles zu schlucken und te durch ihre Nachordnung gekränkt und reagie- unkommentiert zu ertragen. ren ihren Frust an den Leitungsverantwortlichen Demut bedeutet nicht überzogene Erwartun- ab, indem sie vor allem kritisieren statt zu unter- gen einfach hinzunehmen. Wer als Mitarbeiter stützen, nach Fehlern suchen statt ihre eigenen alle Erwartungen befriedigen will, dient zwar zu bedenken, fordern ohne selber Verantwortung an vielen Stellen, aber dient er so wirklich dem zu übernehmen, sich als Besserwisser aufspielen, Aufbau der Gemeinde? Was nach Demut aussieht ohne etwas besser zu machen. ist im Grunde genommen vielleicht nur Angst. Angst zu leiten und zu führen. Wer als Bergfüh- b) Unsere Strukturen, etwa die eines eingetrage- rer abends rechtzeitig auf der Berghütte mit der nen Vereins, können dazu verleiten, Gemeinde Gruppe sein will, kann nicht allen möglichen wie ein Unternehmen, wie eine Firma anzuse- Pausenwünschen und Aussichtswünschen der hen. Da gibt es nicht nur ein Oben und Unten, Gruppe demütig nachkommen. Sonst tappen alle da muss vor allem produziert und konkurriert im Dunkeln durch die Bergwelt. werden. Da zählt Leistung. An ihr werden Unter- Was bedeutet dienende Leiterschaft wirklich? nehmen und Mitarbeiter jeder Ebene gemessen Wie verstehen wir Demut und mit welchen Vor- und entsprechend bezahlt. stellungen dazu sind wir aufgewachsen? Darüber In einer Gemeinde bedeutet leiten dienen. Das muss gesprochen werden in Gemeindeleitungen gilt selbst in einem guten Management. Aber Ge- und Gemeinden, um falsche Vorstellungen und meinde ist kein Produktionsbetrieb. Die hauptbe- damit falschen Forderungen an Mitarbeiter ent- ruflich Tätigen sind nicht in dem Sinn Angestell- gegen zu wirken. te, dass sie nur an Leistung und Erfolg gemessen werden könnten. Gemeindeleitungen bilden Gemeindestrukturen verstehen sich als nicht Chefetagen und Mitgliederversammlungen Dienststrukturen im gegenseitigen Geben und keine Treffen von lauter Chefs, die ihre Angestell- Nehmen. ten zur Verantwortung rufen. Natürlich sollen die verantwortlich Mitarbeiten- Als Gemeinde brauchen wir Strukturen, um den sich einbringen und ihren Dienst verant- unser Miteinander zu ordnen und nach außen wortlich gestalten. Aber sie sind zugleich Schutz- erkennbar zu machen. Das beobachten wir schon befohlene der Gemeinde, die ihren Dienst stützt, in den Gemeinden des Neuen Testamentes. For- fördert und mitträgt. Die sie ermutigt und im mal sind unsere Satzungen demokratisch ausge- Gebet zu und hinter ihnen steht und ihnen den richtet: Jedes Gemeindeglied hat gleiches Recht, Dienst leicht macht. hat Verantwortung und Stimme. Das entspricht unseres Erachtens dem Evangelium. Team- und Gabenorientiertes Arbeiten Wir müssen allerdings zugleich wach bleiben, damit die Gemeindestruktur ihren Dienstcharak- Die Arbeit im Team ist eine Chance der Re- ter bewahrt. flexion und des Feedbacks, der Wertschätzung und der Korrektur für die eigene Mitarbeit. Im Konkret: vertrauensvollen Team wird gesagt was gut und was nicht so gut war. Hier kann der Mitarbeiter a) Je nach Typ und Art können Leitungsverant- Unterstützungsbedarf anzeigen und um Hilfe wortliche versucht sein, ihren Dienst für Macht- bitten. Hier wird durch Rückmeldungen der an- spiele zu missbrauchen, indem sie ihre Meinung deren auch klar, wo die Stärken und besonderen durchsetzen und Andersdenkende diskriminie- Gaben des Mitarbeiters liegen und wo er evtl. ren, indem sie niemanden neben sich „groß“ stärker als bisher schwerpunktmäßig arbeiten werden lassen und Unbequeme abdrängen, in- soll. Denn wenn die Gaben mit den Aufgaben
21 übereinstimmen führt dies zu einer hohen Ein- und wertschätzenden Umgang mit Konflikten satzbereitschaft und einer hohen Befriedigung. zu lernen. Auch dies ist ein Bereich, in dem sich „Das ist mein Platz; das ist genau meine Sache!“ Fortbildung auszahlt. Ein Netzwerk erfahrener Wenn ein Mitarbeiter bei der Vorbereitung Konfliktbegleiter könnte helfen, wenn Gemein- und Durchführung von Bibelarbeiten seine Er- den selbst nicht mehr klar kommen. Nur wenn füllung findet, dazu aber kaum noch kommt, weil wir Konflikte annehmen und darin die positiven er permanent mit Strukturfragen und Organisa- Anteile erkennen, werden wir uns ihnen richtig tion zu tun hat, wird ihm je länger je mehr die Be- stellen und gute Lösungen finden! friedigung fehlen. Es muss wieder zum richtigen Schwerpunkt gemäß seiner Gaben kommen. Das Behauptung: Der Mangel an Konfliktlösungsfä- muss er selbst wissen, und kommunizieren und higkeit und falsche Vorstellungen von Konflikten die anderen müssen es wissen, um in der Arbeits- erschöpfen in hohem Maß. Dies ist i.d.R. nicht struktur etwas zu verändern. ein Einzel- sondern ein Gesamtproblem! Behauptung: Neben der persönlichen ist die Klä- rungsfähigkeit des Gesamtsystems von entschei- 4. Beziehungen dender Bedeutung und verhindert Unklarheiten und Frustration, die ein Burnout begünstigen • Offenheit / Authentizität können! • Vertrauensklima • pos. geistliches Klima • Freundschaften 3. Konfliktfähigkeit In unserem Bund treten wir nach unserem Ge- • mangelhafte Fähigkeit dazu in Gemeinden meindeverständnis an mit der Vorstellung, dass • Konflikte werden oft als etwas angesehen, wo Gemeinde nach dem Neuen Testament auch ge- am Ende Gewinner und Verlierer stehen lebte Gemeinschaft und Teilen des Lebens heißt. • Konflikte können auch so gelöst werden, dass Diese persönliche Nähe in allen Bereichen des beide Seiten am Ende gewinnen! Gemeindelebens wird von neuen Gemeindemit- • Mut und Fähigkeit, Probleme zeitnah zu klären gliedern oft als besonders anziehend beschrie- ben, entspricht es doch dem Wunsch vieler Men- Konflikte sind für alle Beteiligten unange- schen nach vertrauensvollen und authentischen nehm. Deshalb neigt man oft dazu, sie nicht Beziehungen. Doch mit der Zeit erleben wir, dass anzugehen, schiebt Klärungen vor sich her und das in der Praxis oft nicht einfach ist. Menschen steigt damit unbewusst in einen Prozeß ein, bei werden aneinander schuldig, Missverständnisse dem sich beide Seiten alles mögliche denken, und fehlende Klärungen hinterlassen Verletzun- aber nicht wirklich wissen. Damit sich Konflikte gen, Freundschaften zerbrechen, Enttäuschungen nicht weiter aufschaukeln, braucht es nicht nur bleiben zurück. Das „wir müssen uns in der Ge- den Mut, sie zeitnah anzugehen, sondern auch meinde alle lieben“ wird schnell zur Überforde- die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen. Vo- rung und ist zudem auch grundsätzlich falsch. rausetzung dafür ist, dass wir grundstäzlich ver- Was wir müssen ist: einander annehmen und stehen, dass Konflikte immer eine Chance sind, wertschätzen! Offen füreinander bleiben und da- etwas zu lernen und zu verbessern und dass am rauf achten, dass man selbst sich so verhält, dass Ende von Konflikten nicht Gewinner und Verlie- das Gegenüber einem weiter vertrauen kann. Wo rer stehen sollten. Welche nicht erfüllten Bedürf- falsche Vorstellungen aufgegeben werden und nisse auf beiden Seiten haben zu dem Konflikt das Miteinander geistlich positiv geprägt wird, geführt? Was wünscht man sich (auch vonein- können zwar einerseits auch tiefe Freundschaf- ander)? Es gibt heute gute Hilfen (z.B. Mediation ten in der Gemeinde entstehen, andererseits aber und Gewaltfreie Kommunikation), um auf allen auch alle anderen Beziehungen wertschätzend Ebenen der Gemeindearbeit einen konstruktiven und offen gelebt werden.
22 Behauptung: Der Mangel an authentischen und arbeiter, die sich alleine gelassen fühlen, stehen in vertrauensvollen Beziehungen (damit sind nicht der Gefahr auszubrennen. Es reicht nicht zu wis- die pseudo-frommen „Wir sollen uns ja lieben“ - sen, dass Gott mit einem ist. Auch die Gemeinde Beziehungen gemeint!)“ ist ein Kraft kostender und insbesondere die Leiter der Gemeinde müs- und zermürbender Faktor! sen zeigen, dass sie mit einem sind! Im Besonde- ren gilt das für hauptamtliche Mitarbeiter, gerade wenn sie die einzigen vollzeitlichen Mitarbeiter 5. Unterstützungsmöglichkeiten der Gemeinde sind und dazu neigen, sich als Einzelkämpfer zu sehen. Die Teilnahme an regel- • Reflektionsmöglichkeiten mäßigen Hauptamtlichentreffen in den Bundes- • Ansprechpartner, Begleitung kreisen und das Zurseitestellen von Mentoren für • Seelsorge die ersten Dienstjahre sind zwar gut, aber nur ein • Supervision Anfang. Pastoren und Pastorinnen brauchen die • Coaching Möglichkeit zur Seelsorge und Supervision. Das ist nicht immer kostenlos und Gemeinden soll- Mitarbeit in der Gemeinde muss immer einge- ten sich an den Kosten beteiligen, damit es nicht bunden sein in gute Beziehungen. Niemand wird an fehlenden Mitteln scheitert. Eine klare Emp- von jetzt auf gleich ein guter Mitarbeiter.. Jeder fehlung seitens des Bundes könnte hier hilfreich sein. Nützt aber nichts, wenn die Betreffenden selbst nicht die Notwendigkeit erkennen. Auch an die Ehepartner muss in diesem Zusammen- hang gedacht werden, die in der Regel einen nicht unerheblichen Teil der Lasten mittragen und ebenfalls Begleitung brauchen. Das System der Vertrauenspastoren ist bei dem allen nur ein Beitrag, der insbesondere nicht durch organisa- torische und administrative Aufgaben blockiert werden, sondern echte Begleitung der Kollegen ermöglichen sollte. Behauptung: Sowohl als Mittel der Wertschät- zung als auch als Entwicklungsmöglichkeit sind verschiedene Formen der Unterstützung unab- dingbar! braucht für seine Entwicklung Unterstützung, Schluss Begleitung und ein Gegenüber, dass ihm hilft, seine Arbeit zu reflektieren. Das kann zum einen Ein Gesamtsystem, dass in allen angeführten in guten geistlich geführten Teams geschehen, die Bereichen vorbildhaft arbeitet, kann nicht die lernen sich gegenseitig zu öffnen und konstruk- Verantwortung des Einzelnen zur Verhinderung tiv nicht nur an der Sache sondern auch an der eines Burnout ersetzen. Person orientiert zu arbeiten. Das geschieht aber auch da, wo Mitarbeiter Mentoren haben, die sie Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem anleiten und ihren Wachstumsprozess begleiten. Burnout kommt, dürfte erheblich sinken. Gerade junge und neue Mitarbeiter brauchen Be- gleitung und zuverlässige Ansprechpartner. Dazu Wo es in einer Gemeinde zu einem Burnout von gehören auch Coaching und Seelsorge für alle Mitarbeitern kommt, sollten alle Faktoren ge- Mitarbeiter, aber auch die Möglichkeit zur Super- prüft werden und das Geschehen als Chance ge- vision, wenn Probleme in Teams auftreten. Mit- nutzt und verstanden werden!
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