BWSOINFO - "Verwurzelung" Schwerpunktthema - Bürgergemeinden und Waldeigentümer Verband Kanton Solothurn
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BWSOINFO Bürgergemeinden und Waldeigentümer 4|2019 Verband Kanton Solothurn 1 Schwerpunktthema «Verwurzelung» INFO-BWSO 4/2019
INHALT 2 Schwerpunktthema «Verwurzelung» Wir CH-Wurzeltypen 4 Interview mit dem syrischen Autor Jad Turjman 6 Entwurzelt durch den Klimawandel 8 Wurzeln schlagen – Interview mit Franco Supino 10 Verwurzelt – stiftet Mundart Identität? 11 Wussten Sie, dass...? Baumwurzeln 12 Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz Medienberichte 14 Weiterbildungstag FPSO 16 Pensionierung Ruedi Kissling 16 Rettung der Waldbienen 17 Aktuelles aus dem Verband Tätigkeiten des Vorstandes und des Leitenden Ausschusses 18 Wald leidet am Klimawandel – und trägt zum Klimaschutz bei 20 Mit starken Wurzeln in die Zukunft 22 Präsidenten- und Geschäftsführerkonferenz WaldSchweiz 23 GV WWV Bucheggberg 23 Feierabendanlass des BWSoLeWa 24 Ausbildungswesen Wichtiges aus der OdA Wald BL/BS/SO 25 Meldungen aus dem AWJF Neue Kreisförsterin Olten-Gösgen: Veronika Röthlisberger 26 Bewältigung von Waldschäden 27 Holzvermarktung Medienberichte 28 Botschafter für Wald und Holz 29 Holzenergie Klimapolitik – Wald nutzen oder wachsen lassen? 30 Impressum | Herausgeber Bürgergemeinden- und Waldeigentümer-Verband Kanton Solothurn | Redaktion, Realisation Kaufmann + Bader GmbH, Solothurn | Leitender Ausschuss Peter Brotschi, Frank Ehrsam, Thomas Fluri, André Hess, Martin Staub, Sergio Wyniger | Beiträge Nicolas Erzer, Stefan Flury, Dr. Ludwig Hasler, Lea Jost, Lucilia Mendes von Däniken, Veronika Röthlisberger, Christoph Rutsch- mann, Christian Schmid, Manuela Schmutz, Ulrich Stebler, Franco Supino, Jad Turjman, Linus von Arx, Patrick von Däniken, Wald- Schweiz, Roger Zimmermann | Gestaltung c&h konzepte werbeagentur ag, Solothurn | Druck Druckerei Herzog AG, Langendorf | Auf- lage 900 Exemplare | Mit Unterstützung durch Amt für Wald, Jagd und Fischerei Kanton Solothurn | Nächste Ausgabe April 2020 INFO-BWSO 4/2019 (Redaktionsschluss Mitte März) | Website www.bwso.ch | Quelle Titelbild Felix Mittermeier
EIN WORT VORAUS 3 Liebe Leserinnen und Leser Wenn ich gebeten werde, ein Referat oder eine Rede zu halten, einen Aufsatz oder ein Vorwort zu schreiben, dann beginne ich oft mit einer Recherche zum gewählten Thema. Die Suche kann mich in die Fachliteratur, in einen Gedichtband oder in ein Geschichts- buch führen. Besonders gerne stöbere ich in Zitatensammlungen. Dort bin ich auch dieses Mal fündig geworden, als ich nach «Wurzeln» suchte: «Wenn die Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind, gib ihnen Flügel.» Diese geflügelten Worte verbinden zwei gegensätzliche Ausdrücke zu einem lehrrei- chen Leitsatz. Dieses (vermutlich indische) Sprichwort hat mir als Familienmensch sofort gefallen und mich zum Nachdenken angeregt. Konnte ich meinen unterdessen erwach- senen Kindern diese Wurzeln vermitteln? Schaffte ich es, ihnen Flügel zu verleihen? Ich werde sie demnächst danach fragen und freue mich auf den Austausch. Ihre Verbesse- rungsvorschläge werde ich dann gerne bei der Verwurzelung meiner beiden Grosskinder anwenden. Wie können mir Bürgergemeinden und Waldeigentümer dabei helfen? Indem sie mit ihren vielfältigen und nachhaltigen Tätigkeiten den wichtigen Nährboden für die Entwick- lung von Wurzeln bereitstellen. Danke für diese wertvolle Unterstützung! Thomas Fluri INFO-BWSO 4/2019
Schwerpunktthema «Verwurzelung» Wir CH-Wurzeltypen 4 Sind wir denn Pflanzen? Pflanzen leben sprüngliche, Unterschwellige, Nächtliche, aus ihren Wurzeln. Eine Roggenpflanze hat Schlafende. Doch Wurzeln schlafen nicht, ein Wurzelsystem, das verbreitet sich über sie sind hellwach, sie entsprechen bei 400 Quadratmeter, das ist 130-mal so viel, Pflanzen dem, was beim Tier das Gehirn wie die Fläche ihres Luftkörpers. Wurzeln ist. Über das Wurzelsystem erwirkt die wirken versteckt, unsichtbar für uns Ober- Pflanze die überlebensnötigen Informatio- flächenwesen, sie sind die rätselhaftesten nen über ihren Zustand – und über die Vor- Formen der Pflanzenwelt. gänge im Milieu, in das sie eingewachsen ist. Ebenfalls über die Wurzeln tritt sie in Auch für uns? Wir Menschen reichen Kontakt mit den benachbarten Lebewesen ebenfalls weit zurück. Als Individuen, als und managt kollektive Risiken und Krisen. Familie, als Sippe. Ich merke das, je älter So verwandeln Wurzeln die unterirdische ich werde. Wenn wir jung sind, denken wir, Welt in eine Art spirituellen Kommunika mit mir beginnt meine Zeit, ich bin ich, ich tionsraum. weiss, was ich will, ich bin meine Perfor- mance. Mit der Zeit wird uns klar, wir sind Wenn wir also von Schweizer Wurzeln re- Spätlinge, wir leben aus und von Vorge- den wollen, sollten wir unseren Wurzel- schichten, für die wir nichts können. Wir stock nicht so knorrig und geistlos nehmen, wurden nicht gefragt, welchen Stamm- wie wir das meist tun. Er speichert nicht nur baum wir fortsetzen wollen. Jetzt fallen Erfahrungen unserer Anfänge als armselige wir näher oder weiter vom Stamm, doch und wackere Bergler. Er versammelt auch wir können es nicht ändern, wir leben von die Etappen unserer Auflehnung gegen das den Wurzeln dieses Stammes. dumpfe Berglertum: unseren Erfindungs- und Unternehmergeist, unsere bauern- Auch als Schweizer reden wir gern von schlaue Pfiffigkeit, das felsige Schicksal zu unseren Wurzeln. Zumeist meinen wir überlisten, der alpinen Enge und Schwerfäl- dann unser früheres Berglertum, den ligkeit eine bürgerliche Gesellschaft mit in- «Homo Alpinus», der durch die kargen novativer Kraft und Wohlstand abzutrot- Umstände zu Bescheidenheit, Fleiss, Tüch- zen. Diese neueren Geschichten gehören tigkeit erzogen wurde, zum wackeren Bau- zur DNA der Wurzeln: Wie aus Bauern In- ern, zuverlässigen Hirten, robusten Bergler. genieure wurden, Brückenbauer, Eisen- Doch wirkt das wirklich weiter in unserem bahnpioniere. Wie das am Gotthard mit der Wurzelstock? Warum sind wir dann längst «Teufelsbrücke» begann, damals Hightech alles andere als robuste Bergler? von Weltklasse. Wie der alpine Menschen- typ, zäh und schlau geworden in seinem Schon botanisch verstehen wir die Wur- widrigen Biotop, sich mit eben dieser zeln meist falsch. Wir sehen sie als das schlauen Zähigkeit gegen die natürlichen Fundament, auf dem alles ruht, als das Ur- Verhältnisse wendet, wie er sie – mit Brü- INFO-BWSO 4/2019
5 cken, Tunnels, Bahnen – durchlässig, genz, die auch alles registriert, was oben Dr. Ludwig Hasler menschlichen Zwecken gefügig macht. passiert, denn das übersetzt sich unten als Politische Rhetorik wie Literatur verwen- Beben und Schwingung. den Wurzeln häufig als Allegorie für das Ursprüngliche, das Grundlegende, für das, Also werden unsere CH-Wurzeln sich was im Wandel der Zeit hartnäckig stabil auch erinnern, wie wir Original-Schweizer und unverrückbar ist, also quasi das Heili- erfolgreich Leute anderer Herkunft integ- ge, das nicht von Menschen Gemachte, rierten: in der frühen Neuzeit Hugenotten, eher das, woraus wir Menschen gemacht die hier Uhren und Banken entwickelten, sind und woran wir uns orientieren sollten. unsere beiden CH-Klassiker. Später viele Doch Wurzeln sind nichts Archaisches, Deutsche wie Herr Nestlé, die unseren sind keine Urzustände. Sie sind überaus Handels- und Industriestandort stärkten. gegenwärtig, sensorisch höchst empfind- Schliesslich Italiener, die uns sozusagen lich, sie tauschen Informationen aus, neh- kulturell italianisierten: Prosecco, Pizza, Es- men biochemische Veränderungen wahr, presso, Alessi, Armani … Mehr Lebens- «analysieren» sie, «entscheiden», wie dar- freude, mehr Genuss, mehr bella Figura. auf zu reagieren sei. Das ist alles andere als «Das Geheimnis des ein konservierter Urzustand, als ein jahr- Na dann. Mit solchen Wurzeln sollten wir glücklicheren Alters hundertelanger tauber Schlaf in der Dun- uns da oben etwas getrauen können. könnte in der uralten kelheit unter der Erde. Eher ein sensori- Einsicht gründen, wonach sches Zentrum, ein unermessliches Organ Dr. Ludwig Hasler, Philosoph der Mensch ein soziales der Erinnerung, eine Art Schwarmintelli- und Physiker, Publizist Wesen ist.» Ludwig Hasler Dr. Ludwig Hasler studierte Physik und Philosophie, führt seither ein journalistisch- akademisches Doppelleben. Als Philosoph lehrte er an den Universitäten Bern und Zürich. Als Journalist war er Mitglied der Chefredaktion erst beim «St. Galler Tag- blatt», danach bei der Zürcher «Weltwoche». Seit 2001 lebt er als freier Publizist, Vortragstourist, Hochschuldozent, Kolumnist in Tageszeitungen und Fachzeitzeit- schriften. Nebenher wirkt er praktisch mit, etwa im Publizistischen Ausschuss des CH-Media-Konzerns und in der Gruppe «Digitalisierung» des Schweizer Wirtschafts- Dachverbandes Economie Suisse. Jüngstes Buch: «Für ein Alter, das noch was vorhat. Plädoyer fürs Mitwirken an der Zukunft», Verlag Rüffer & Rub, 2019. Er lebt in Zollikon am Zürichsee. www.ludwighasler.ch INFO-BWSO 4/2019
Schwerpunktthema «Verwurzelung» Interview mit dem syrischen Autor Jad Turjman 6 Sie haben an der Universität von Damas- Weshalb sind Sie aus Syrien geflüchtet? kus englische Literatur studiert. Wie ha- Ich bin geflüchtet, weil ich am 1. Oktober ben Sie neben ihrem Studium den durch 2014 den Einberufungsbefehl des syri- den Krieg entwurzelten Menschen gehol- schen Militärs bekommen habe und ich fen? keine Waffe in die Hand nehmen will. Ich Aufgrund der Gräuel des Krieges in Sy- finde Krieg grausam und bestialisch und rien hat die Stadtverwaltung von Damas- ich möchte kein Teil davon werden. Egal kus eine Abteilung für Geldentschädigun- wie der Feind heisst oder was der Grund gen ins Leben gerufen. Ich hatte das Glück, zum Krieg ist. Die Menschheit wird nie ein Mitglied des Teams zu werden. durch Krieg Frieden erzielen. Durch Krieg Unsere Arbeit richtete sich an Menschen, werden wir nur Tod und Grausamkeit ver- Quelle: Felix Weinberger deren Häuser, Autos und Geschäfte vom ursachen. Wir sollten schon längst durch Krieg zerstört worden sind. In unserem das Verhalten der USA in dieser Welt ge- Büro konnten sie eine Geldentschädigung lernt haben, dass Krieg nur ein Geschäft beantragen. Sie bekamen 30 Prozent der des Teufels ist. eingeschätzten Zerstörung vergütet. Die- ser Job war alles anders als konventionell. Was war in der kommenden Zeit der Ent- Jad Turjman (Autor und Wir sind tagtäglich durch die Geschichten wurzelung besonders schwierig? Poetry-Slammer) und die harten Schicksalsschläge der An- Sich ständig erklären zu müssen. Ich tragsteller an unsere humanitäre Grenze habe mich nach ein paar Monaten meines gestossen. Das Ganze war aus der Not ge- Aufenthaltes in Salzburg in einem Dilem- boren, aber wir haben die Arbeit leiden- ma befunden. Nämlich, dass ich mich ständig erklären musste. Als ich zum Bei- spiel beim Fussballverein zu spielen anfing, «Im Ausnahmezustand Jemandem ein Lä- spürte ich einen massiven Drang in mir, zu cheln der Hoffnung in sein Gesicht zu malen, beweisen, dass ich nicht so böse bin, wie war für mich der Gipfel der Glückseligkeit und diejenigen Flüchtlinge, über deren Taten ständig in den Medien berichtet wird. Ich das lohnenswerteste Gefühl der Welt.» konnte nicht mehr so authentisch sein wie ich eigentlich bin. Noch dazu kommt die schaftlich gemacht. Einfach so in diesem nicht zu unterschätzende Sprachbarriere. Ausnahmezustand Jemandem ein Lächeln Ich fühlte mich wie sprachbehindert und der Hoffnung in sein Gesicht zu malen, war konnte meinen Charakter nicht recht aus- für mich der Gipfel der Glückseligkeit und drücken. das lohnenswerteste Gefühl der Welt. Wir haben im Durchschnitt 200 Anträge pro Was hat Ihnen geholfen, in Österreich Tag entgegengenommen. Eine dieser Ge- neue Wurzeln zu schlagen? schichten ist in meinem Buch geschildert. Menschen! INFO-BWSO 4/2019
Quelle: ZVG 7 Über diese Frage brauche ich gar nicht gen erhalten, wie sie konkret mit traumati- Die Heimatstadt von Jad nachzudenken. Mir sind in Österreich sierten Kindern arbeiten können. Turjman: Damaskus Menschen begegnet, die mir mit Hingabe geholfen haben. Durch ihr Lächeln und Wo arbeiten Sie heute? ihre ausgestreckten Arme schaffte ich den Ich arbeite an einem Projekt namens He- Sprung. Sie haben mir beim Deutschlernen roes. Das Projekt bietet in Salzburg Ju- und am Arbeitsplatz geholfen und mir die gendlichen mit Migrationshintergrund österreichische Mentalität nähergebracht. Freiraum, indem sie sich weit weg von Ich habe ihnen viel zu verdanken. Ihnen festgefahrenen und veralteten Lebens allen gilt stets mein aufrichtiger Dank. stilen entfalten können. Wir alle müssen generell mehr aufeinan- Wir bekämpfen in erster Linie das Patri- der zugehen, anstatt übereinander reden. archat und setzen uns gegen Unterdrü- Mein Opa hat immer einen Spruch wieder- ckung im Namen der Ehre ein. Wir reden holt: «Mit einem Wort kannst du aus dem über Feminismus, Frauenrechte, Gewalt, Leben eines Andern ein Paradies machen Religion und vieles mehr. Zusammenge- und mit einem Wort kannst du es ihm ver- fasst ist es ein emanzipatorisches Projekt. nichten». Interview: Manuela Schmutz, Wann kam Ihnen die Idee, die Geschichte Geschäftsstelle Ihrer Flucht in einem Buch zu erzählen? Die ersten Impulse, meine Geschichte aufzuschreiben, entstanden im Rahmen Wenn der Jasmin auswandert meiner Traumatherapie. Mein Therapeut Es gibt eine Sehnsucht. Eine Sehnsucht schlug vor, die belastenden Erinnerungen nach einem Gefühl, nach der Heimat- niederzuschreiben, um besser mit ihnen stadt Damaskus, nach dem Geruch umgehen zu können und sie sozusagen von Jasmin. Jad Turjman ist ein junger «neu zu verhandeln». Damit wurde die Syrer, der sein Leben in vollen Zügen Idee des Buches geboren. Ich wollte zwei genoss. Bis der Einberufungsbefehl Fliegen mit einer Klappe schlagen: Mir ei- eintraf. Seine Flucht nach Europa war nerseits einen strukturierten Überblick abenteuerlich und mühsam, jedoch über das Geschehene verschaffen und an- retteten ihn fünf «Schutzengel». dererseits Deutsch lernen. Denn ich habe Schliesslich kommt Jad Turjman an ei- auf Deutsch geschrieben. nem Ort an, den er nicht gesucht hat, an dem er jedoch den Jasmin neu Was haben Sie mit dem Erlös des Buches pflanzen kann. Seine Fluchtgeschichte 2019 erschienen: «Wenn vor? beschreibt er in beispielloser Intensi- der Jasmin auswandert.» Mit dem Erlös werden Psychotherapeu- tät, aber auch mit Humor. (Quelle: Residenzverlag) tInnen aus Syrien in Libanon Fortbildun- INFO-BWSO 4/2019
Schwerpunktthema «Verwurzelung» Entwurzelt durch den Klimawandel 8 Millionen von Menschen müssen wegen Stärkere Wirbelstürme des Klimawandels ihr Land und ihre Hei- Durch den Klimawandel ist das Meer mat verlassen. Durch den Klimawandel wärmer und es verdunstet mehr Meerwas- nehmen extreme Unwetter zu. Im Jahr ser. Die warme, feuchte Luft steigt auf und 2016 waren mehr als dreimal mehr Men- kondensiert in der Höhe zu Gewitterwol- schen wegen wetterbedingten Katastro- ken. Wenn sich die Gewitterwolken häu- phen als wegen Krieg und Gewalt auf der fen, entstehen tropische Wirbelstürme. Flucht. Dürre Überschwemmungen In Gebieten mit vorübergehenden Dürre- Der Meeresspiegel wird bis ins Jahr 2100 perioden leben die Menschen oft als No- um bis zu zwei Meter ansteigen. Ohne maden. In den vergangenen Jahrzehnten Weitere Informationen: Schutzmassnahmen versinkt dadurch hat sich die Dürre in Ostafrika und in Süd- Bericht «Uprooted by Land, das heute von 280 Millionen Men- Zentralasien aber drastisch verschärft, so- Climate Change», Oxfam schen bewohnt wird. Am stärksten betrof- dass viele Menschen dauerhaft fortziehen International, 2017. fen sind China, Indien, Bangladesch, Viet- müssen. www.oxfam.org nam, Indonesien, Japan, USA, Philippinen, Ägypten und Brasilien. Kleine Inselstaaten, Was tun? wie beispielsweise Kiribati, drohen voll- Die Industrieländer als Hauptverursacher ständig im Meer zu versinken. des Klimawandels müssen dringend ihre Emissionen reduzieren. Gleichzeitig sollte die Weltbevölkerung alles daran setzen, Durch Wetter- und Klimaereignisse entwurzelte Menschen, Januar – dass die «Klimaflüchtlinge» ihre Heimat Sept. 2017. Quelle: Bericht Uprooted by Climate Change, Oxfam 2017 friedlich, würdevoll und selbständig verlas- sen können. Sowohl globales wie auch regi- onales und lokales Handeln ist notwendig. Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Quelle: Oxfam International (2017): Uprooted by Climate Change Bild oben rechts: Auf dem Abaiang Atoll in Kiribati wuchsen bis vor wenigen Jahren Ba- nanenpalmen. Jetzt wird das Land regelmässig überschwemmt. INFO-BWSO 4/2019
Quelle:DFAT Australia 9 «Wir sind nun schon viele Male landein- wärts geflüchtet. Wir sind sehr traurig, weil wir wissen, dass das Meer nie aufhö- ren wird unser Land zu essen.» Quelle: Ula Majewski/OxfarmAUS Maria Tekaie, Kiribati Maria Tekaie lebt in Tebontebike. Der Gemeinderat versuchte das Dorf mit einer Mauer vor den Überflutungen zu schüt- zen, doch das Meer war stärker. Das Dorf wurde weiter ins Landesinnere verlegt. «Wir brauchen einen Ort zum Bleiben. Ich habe nichts mehr. Es ist nichts übrig.» Madelema, Malawi Der Wirbelsturm Idai hat Madelemas Quelle: Micas Mondlane/Oxfam Haus zerstört. Nach drei Tagen ohne Essen wurden sie von den Nachbarn mit einem Boot aus den Ruinen gerettet. Nun ist die verwitwete Mutter in einem Flüchtlingsla- ger. Sie weiss nicht wo ihre Familienange- hörigen sind. «Jeden Tag verlor ich zehn Tiere, dann mehr und mehr. Jetzt sind sie alle tot.» Hawa, Äthiopien Quelle: Abbie Trayler-Smith/Oxfam Hawa lebt mit vier ihrer zehn Kinder in ei- ner kleinen Holzhütte in einem äthiopischen Flüchtlingslager. Durch die Dürre hat ihre Familie 400 Schafe und Ziegen und 100 Rin- der verloren. Im Flüchtlingslager gibt es kei- ne Arbeit. Hawas Mann zog ins Nachbar- land Dschibuti, um Arbeit zu suchen. INFO-BWSO 4/2019
Schwerpunktthema «Verwurzelung» Wurzeln schlagen Interview mit Franco Supino 10 Wann und weshalb zogen Ihre Eltern in tet. Jährlich überlegten sie sich eine Rück- die Schweiz? kehr. Erst in den 80er-Jahren, also nach In den 50er- und 60er-Jahre des letzten über 30 Jahren in der Schweiz, zeichnete Jahrhunderts. Sie verliessen Süditalien, um sich ab, dass sie wohl nicht zurückkehren der wirtschaftlichen Not eines armen, werden: weil alle Kinder (also ich und mei- kriegsversehrten Landes zu entfliehen. ne Geschwister) hier in der Schule einge- Darum geht es auch in meinem Kinder- treten waren. buch «Mino und die Kinderräuber». Wie erlebten Sie Ihre Kindheit in Solo- Was hat Ihrer Familie geholfen, hier Wur- thurn als Sohn von Einwanderern? zeln zu schlagen? Ich kann nicht sagen, ob sie schwieriger Vor allem dank der Arbeitswelt schlugen war als die eines gleichaltrigen Schweizer sie Wurzeln, sie wurden «gebraucht» – sie Kindes – ich hatte ja nur meine Kindheit. Quelle: Nina Dick fanden beide sofort eine Anstellung und Aber ich spürte, dass ich und vieles um mich haben immer gearbeitet. herum anders war – und das wollte ich nicht. Ich wollte kein Exot und auch nichts Franco Supino (Autor) Wann haben Ihre Eltern entschieden, in Besonderes, sondern wie alle anderen sein. der Schweiz zu bleiben? Meine Eltern waren Gastarbeiter – Gäste Interview: Manuela Schmutz, bleiben, wie der Name schon sagt, befris- Geschäftsstelle Mino und die Kinderräuber Im Rahmen einer Schulaufgabe soll eine Abenteuergeschichte geschrieben werden. Chiara, die noch um den Verlust ihres kürzlich verstorbenen Grossvaters trauert, schlägt ihren Freunden Selma und Drago vor, ein Abenteuer ihres Opas aufzuschrei- ben, das er selbst als Kind während des Zweiten Weltkriegs erlebt hat. Mit Feuereifer machen sich die drei an eine spannende Erzählung um die Entführung zweier Jungen. Die Kinder schreiben sich selbst als Akteure mit in Nonnos Erlebnis. Wie ihr Abenteu- er wohl ausgehen mag? In kurzen Kapiteln und kindgerechter Sprache erzählt der Autor eine spannende Ge- schichte mit historischem Bezug. Der Zweite Weltkrieg und seine massiven Einschrän- kungen und Gefahren, denen speziell die Kinder ausgesetzt waren, werden in – für Leser ab acht Jahren – verständlicher Weise thematisiert. Supino schildert das Gesche- 2019 erschienen: Kin- hen auf sensible Art, so dass es gut eingeordnet und verarbeitet werden kann. Abge- derbuch «Mino und die rundet wird der Roman durch zahlreiche, dezente Schwarz-Weiss-Zeichnungen der Il- Kinderräuber». lustratorin Iris Wolfermann. Sie begleiten und verbildlichen den Text. Supinos Buch bietet reichlich Anknüpfungspunkte, um mit den jungen Lesern auch nach Beendigung der Lektüre ins Gespräch zu kommen. Kein Zweifel: Der Austausch zwi- INFO-BWSO 4/2019 schen Jung und Alt kann eine hervorragende Brücke zwischen den Generationen bilden.
Verwurzelt – stiftet Mundart Identität? 11 Pflanzen sind verwurzelt «mit Wurzeln schweiz im Chaschte, nur auf dem Bu- an einem Ort festgewachsen»; Tiere und cheggberg wie im Bernbiet im Schaft. Menschen können nur metaphorisch ge- In unserer heutigen, rasant sich verän- sprochen verwurzelt «heimisch» sein. In dernden, globalisierten und elektronisch den traditionell ortsfesten, wenig mobilen vernetzten, eiligen Welt, in der Medien al- Sprachgemeinschaften hörte man gut, wo- ler Art unsere Aufmerksamkeit heischen, her jemand kam, weil unsere Mundart- die Mobilität gross ist und Niederlassungs- landschaft stark gegliedert und von vielen freiheit herrscht, verliert die regionale Grenzen durchzogen war. sprachliche Verwurzelung merklich an Be- Vo woo bisch? Das erkennen wir vorab an deutung. Viele Deutschschweizerinnen und den Lauten. Solothurn gehört mundartlich -schweizer wachsen nicht mehr nur in einer Quelle: Chrristian Schmid deutlich hörbar zur Nordwestdeutsch- Mundart auf, von klein auf ist der Einfluss schweiz, weil man meist Faade, Graabe, des Hochdeutschen und des Englischen spaare, Waage und siibe, spoot, suuge sowie durch die Medien stark, während der Schu- Dach, Daag, Müuch sagt und nicht wie im le nimmt er noch zu. Deshalb ist Mundart Bernbiet Fade, Grabe, spare, Wage und sibe, für uns keine Herzensangelegenheit mehr späät, suge sowie Tach, Taag, Miuch. Nur und wir nehmen gegenüber ihren Verände- Christian Schmid selten grenzt es sich deutlich vom äussersten rungen eine Laissez-faire-Haltung ein. Wir Nordwesten ab, z. B. mit lüüge gegen liege. unterhalten uns nicht mehr darüber, welche Auch im Wortschatz war man im Solo- notwendig sind und welche eher stören; in thurnischen manchmal deutlich eigenstän- den Schulen ist Mundart und in den Hoch- dig. Fast nur da sagte man dem Spielen mit Marmeln boolei(e)le; im angrenzenden Bernbiet hiess das maarmele oder waarme- Quelle: J. Armengod le, im Baselbiet chlückere oder chluckere Quelle: H. Zell und im Aargau waarmele oder määrbele. Das Marienkäferchen war fast im ganzen Kanton ein Muetergottestierli, bzw. -chä- ferli, nur der Bucheggberg ging mit den Die Blätter des Weiefäck(t)e erinnern an… ... die Fäck(t)e (Flügel) von Bernern und sagte Himelgüegeli. Den Lö- einem Wei (Greifvogel). wenzahn nannten die meisten Weiefäck- schulen ihre Wortkunst kein Thema. Mit (t)e, nur diejenigen ganz im Nordwesten unseren Mundarten drücken wir mehr und Sunnewirbel oder Chettenestuude, die süd- mehr nur noch grossflächig unsere Swiss- lichen Bucheggberger Häli- oder Söiblue- ness aus, als sprachliche Weltbewältiger me. Der Fensterladen war d Schassi oder verlieren sie an eigenständiger Kraft. Unse- d Schasse, nur ganz im Norden dr Laade re Mundartwurzelteller werden flacher. wie im Baselbiet und im Bucheggberg dr Felllade wie im Bernbiet. Ihre Kleider hingen Christian Schmid, Mundart- hingegen wie bei allen in der Norddeutsch- experte und Autor INFO-BWSO 4/2019
Schwerpunktthema «vERWURZELUNG» wussten sie, dass...? Baumwurzeln 12 Filigrane Feinwurzeln – kräftige Grobwurzeln Kurzlebige Feinwurzeln Wurzelsysteme Wie die Blätter oder Nadeln erneuern die Mit den Wurzeln krallen sich die Bäume im Bäume auch ihre Feinwurzeln regelmässig. Boden fest. Unter den Bäumen gibt es Diese werden zwischen einem und drei Pfahlwurzler, Herzwurzler und Flachwurz- Jahre alt. Wasser und Nährstoffe nehmen ler. Fichten fallen als Flachwurzler bei die Wurzeln über die Wurzelhaare auf. Sturm schnell um. Riesige Oberfläche dank Quelle: Springer Spektrum feinsten Wurzelhärchen Weisstanne Pfahlwurzler Lärche Herzwurzler Rottanne Flachwurzler Das Geflecht der Wurzeln und Pilze Mykorrhizapilze umspinnt Quelle: ZVG die feinen Wurzelhaare. Nährstoffe dank Pilzen Wurzelfäule durch Pilze Mykorrhizapilze, wie beispielsweise Stein- Verschiedene Pilze können in die Baum- pilze, leben vom süssen Baumsaft, den ih- wurzeln eindringen und Wurzelfäulen aus- nen Baumwurzeln spenden. Im Gegenzug lösen. Das Pilzgeflecht des Hallimaschs hat geben die Pilze den Bäumen Nährstoffe schon viele durch die Eschenwelke ge- wie Stickstoff und Phosphor ab. schwächte Eschen zum Umstürzen ge- bracht. Das vom Hallimasch durchwachse- ne Holz leuchtet im Dunkeln. Quelle: Springer Spektrum Quelle: Geri Kaufmann Quelle: Stu's Images INFO-BWSO 4/2019
Quelle: ZVG 13 Nutzen von Wurzelstöcken Stockholz Stockpilze «Da dieses Holz genug Brennbares ent- Verschiedene Speisepilze wachsen auf Im Nieder- und Mittel- hält, so ist es Verwahrlosung, wenn man Wurzelstöcken und leben von deren Zer- wald sind die Stöcke das es nicht zur Feuerung anwendet [...] Am setzung. So etwa das Stockschwämmchen Kapital. Aus ihnen einfachsten ist alles Stockholz aus der Erde oder der rauchblättrige Schwefelkopf. wachsen Stockausschläge zu bringen, wenn die Bäume vor dem Fäl- len losgegraben und mitsamt den Stöcken umgeworfen werden. Die Stöcke trennt man dann mit der Säge davon und trennt Quelle: Maja Dumat sie mit Schiesspulver in kleine Stücke.» (Gerstenapfel bis Holzhandel, 1810) Quelle: ZVG Wurzelteller als Lebensraum Zaunkönig Der Zaunkönig baut aus Moos und Herbstlaub kugelförmige Nester in die Wurzelteller. Die Quelle: Steve Vaughan Männchen präsentieren den Weibchen mehrere selbstgebaute Nester, indem sie Quelle: ZVG Quelle: ZVG singend ihren Kopf hineinstrecken. Gelbbauchunke Bachforelle In den Pfützen hinter Wur- Die Bachforelle hält sich gerne in zeltellern laichen Unken. strömungsarmen Zonen hinter Wurzeltel- Hier gibt es weder Molche, lern auf. Hier kann sie sich ausruhen und noch Libellenlarven oder Quelle: Waldzeit ist vor dem Graureiher geschützt. Fische, welche ihre Kaulquap- pen fressen würden. Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Baumwurzeln – Schwerpunktthema im BWSo-Info 2/2020 Haben Sie eindrückliche Fotos, lustige Geschichten oder spannende Informationen zu Baumwurzeln? Gerne nehmen wir Ihre Beiträge entgegen. INFO-BWSO 4/2019
Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz Medienberichte 14 Markus Brunner geht genthaler auf den Punkt. Der Hintergrund: Markus Brunner, Direktor von Wald- Laut einer Neubeurteilung des Bundesamts Schweiz, will sich beruflich neu orientieren. für Lebensmittelsicherheit kann die Chlo- Der Zentralvorstand und die Mitarbeiten- rothalonil-Sulfonsäure eine Gesundheits- den von WaldSchweiz sprechen dem ab- gefährdung darstellen. Die Wasserversor- tretenden Direktor ihren Dank aus für sei- ger wurden deshalb von der kantonalen nen Einsatz, den er seit April 2013 mit Lebensmittelkontrolle aufgefordert, Mes- Herzblut erbracht hat. sungen des Grundwassers sowie des gelie- Bis die Direktionsstelle von WaldSchweiz ferten Trinkwassers durchzuführen. wieder besetzt ist, übernimmt Vizedirektor «Manche Gemeinden kommen mit dem Urban Brütsch die Führung der Geschäfts- Problem an den Anschlag», räumte Martin stelle in Solothurn. Er wird dabei unter- Würsten, Chef des AfU, ein. «Bedenklich» stützt durch die Geschäftsleitung und den sei, dass heute primär noch Fassungen in Quelle: ZVG Zentralvorstand. Waldgebieten wirklich problemlos seien. WaldSchweiz Solothurner Zeitung Markus Brunner Ausbau Waldbeobachtungsstation Forstbetriebe unterstützen Die Waldbeobachtungsstation der Eidg. Sturm und Trockenheit setzten dem Forschungsanstalt WSL am Bettlachstock Wald auch im Kanton Solothurn zu. Der soll mit einer Niederschlagswaage erwei- Regierungsrat (RR) stellt nun zusätzliche tert werden. Denn der Schnee ist zur be- Unterstützung für die Waldbesitzer in Aus- gehrten Grösse geworden in der Entwick- sicht. «Wir sind uns des Zustandes im lung des Waldes. Genauer gesagt: die Wald bewusst», schreibt der RR zu einem Menge des Niederschlags im Winter. Aus Vorstoss der FDP-Kantonsratsfraktion, der diesem Grund will die WSL ihre Messstati- Auskunft verlangt, was der Kanton zur Er- on auf dem Stockmätteli erweitern. haltung eines gesunden Waldes zu unter- Grenchner Tagblatt nehmen gedenke. Die kantonale Gesetz- gebung sieht vor, dass der RR Chlorothalonil-Verbot gefordert «Massnahmen gegen die Ursachen und Die Wasserversorger des Kantons Solo- Folgen von Schäden anordnet, welche die thurn verlangen vom Bundesrat ein Verbot Erhaltung des Waldes gefährden können». des Pilzbekämpfungsmittels Chlorothalonil. Ein entsprechender RR-Beschluss ist in Quelle: ZVG «Es ist unsinnig, von Wasserversorgern zu Vorbereitung. verlangen, aufzuzeigen, wie sie Probleme Noch ausstehend ist die Stellungnahme lösen wollen. – Und gleichzeitig können zu einem Auftrag der SP-Fraktion, der eine Waldbeobachtungsstation Produkte mit Chlorothalonil in der Schweiz zusätzliche finanzielle Unterstützung der Bettlachstock weiterhin verkauft und eingesetzt werden», Waldbesitzer für die Wiederherstellung brachte es VSEG-Präsident Roger Sie- der beschädigten Waldflächen verlangt. INFO-BWSO 4/2019
Waldpflege- und Waldpflanztag BG Lohn; Quelle: BG Lohn 15 Allerdings sieht man im Rathaus auch den Störungen auf den Wald aufgezeigt. So Bund stärker in der Pflicht. wurde auch der Biberister Wald nicht vom Keinen Handlungsbedarf sieht er hinge- «Käfer» verschont. Weiter wurden auch gen, um die Nutzung von Holz als Energie- die Aufgaben der Jäger aufgezeigt. Nicht träger stärker zu fördern. Verwiesen wird fehlen durfte am Schluss natürlich das ge- dabei auf die Mitgliedschaft vieler Waldbe- mütliche Beisammensein. sitzer bei der Raurica Wald AG, welche die AZEIGER Holzvermarktung im nördlichen Kan- tonsteil koordiniert. Angesichts einer stei- Chürbisliecht Bellach genden Nachfrage des Marktes würden Ende Oktober fand in Bellach zum fünf- sich keine zusätzlichen Massnahmen auf- ten Mal «Chürbisliecht am Bäucher Wei- drängen. her» statt. Rund 200 Kürbisse wurden un- Quelle: P. v. Däniken Solothurner Zeitung ter dem Sternenhimmel präsentiert. Geschnitzt hatten diese einerseits Bella- Waldpflege- und Waldpflanztag BG Lohn cher Schüler zusammen mit ihren Lehr- Über 30 Personen (siehe Bild ganz oben) kräften, aber auch die Bevölkerung hat waren Ende Oktober anlässlich des Wald- Kreativität gezeigt. Entstanden ist der An- «Chürbisliecht am pflege- und Waldpflanztages 2019 der BG lass auf Initiative der Kulturkommission der Bäucher Weiher» Lohn im Einsatz. In diesem Jahr stand die Bürgergemeinde Bellach. Waldrandpflege im Rütifeld Ost auf dem Solothurner Zeitung Programm. Dort, wo dieses Jahr die Bor- kenkäfer «gewütet» haben, wurden Dou- glasien gepflanzt. Zudem wurden auch Eichelhäher-Invasion Weihnachtsbäume in einer Kulturfläche Die Schweiz ist im Herbst von einer unüb- nachgepflanzt. Und zu guter Letzt wurden lich hohen Anzahl Eichelhäher heimgesucht im nördlichen Waldteil des Lohner Waldes worden. Eichelhäher sind keine klassischen Verbissschutzmanschetten auf die Termi- Zugvögel. Doch seit Mitte September be- naltriebe bei natürlich gewachsenen und finden sie sich in ganz Mitteleuropa auf noch intakten Weisstannenbäumchen an- Wanderung. Die Meldeplattform der Vo- gebracht. gelwarte Sempach spricht von einer Invasi- Solothurner Zeitung on. Im Herbst sammeln Eichelhäher Eicheln Quelle: Harald Olsen und Nüsse und verstecken sie als Vorrat für Waldgang Biberist den Winter. Michael Schaad von der Vogel- Die BG Biberist hat zum traditionellen warte: «Wohl durch das Fehlen dieses Sam- Waldgang eingeladen. Dieser stand unter melgutes wird in Invasionsjahren die latente dem Motto «Wald im Klimawandel». An Zugdisposition aktiviert, die auch Nichtzie- Zieht weg, weil die verschiedenen Posten wurden die Auswir- her in sich tragen.» Eicheln fehlen – der kungen von ökologischen und anderen Wald und Holz Eichelhäher INFO-BWSO 4/2019
Informationen aus Bürgergemeinden, Wald und Holz WEITERBILDUNGSTAG FPSO Pensionierung Ruedi Kissling 16 Weiterbildungstag FPSO rekte Absperren von Holzschlägen, repe- tierten die forstliche Nothilfe und lernten Ende Oktober bildete sich das Forstper- aktuelle Geräte und Arbeitsmittel kennen. sonal am Wallierhof weiter. Förster und Den Kursteil «Kommunikation gegen- Betriebsleiter lernten, gegenüber Behör- über Behörden» leitete die sanu AG. den geschickt zu kommunizieren während 30 Förster und Betriebsleiter lernten, wie sich Forstwarte und Forstwart-Vorarbeiter sie Behördenvertreter beratend unterstüt- dem Thema Arbeitssicherheit widmeten. zen und ihnen ihre Argumente effizient und sachlich aufzeigen können. In Rollen- Das Weiterbildungsangebot des Forst- spielen lernten sie anhand von Fallbeispie- personalverbandes stiess auf reges Interes- len, auch in schwierigen Situationen ge- se. Beide Kursteile waren sehr gut besucht. schickt zu kommunizieren. Mediator Der von WaldSchweiz geleitete Kursteil Andres Scholl stellte den Teilnehmern hilf- zum Thema Sicherheit bestand aus drei reiche Techniken zur Konfliktlösung vor. Quelle:ZVG Posten, welche die 65 Teilnehmer abwechs- lungsweise besuchten. Sie lernten das kor- Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Posten forstliche Nothilfe Pensionierung Ruedi Kissling ist er stellvertretender Betriebsleiter des Zweckverbandes Forst Mittleres Gäu der Ende November trat Ruedi Kissling nach vier Bürgergemeinden Boningen, Gunzgen, über 32 Jahren als Förster und Betriebsleiter Härkingen und Neuendorf. Ein herausra- in den wohlverdienten Ruhestand. Sein gendes Merkmal in seinen Tätigkeiten bil- forstlicher Berufsweg begann 1971–1974 deten die Kiesgruben in den Waldgebieten. mit der Forstwartlehre im Forstbetrieb Hä- Mit viel Engagement und Motivation form- gendorf bei Förster Alfred Fuchs. Nach der te und bestockte Ruedi Kissling die neuen Lehre festigte Ruedi Kissling das Erlernte in Landschaften nach dem Wiederauffüllen verschiedenen Anstellungen, so z.B. in der Kiesgruben. Interessiert am Wachsen Gunzgen und Kappel. Aus Freude am Wald und Gedeihen, pflegte er mit viel Hingabe und an forstlichen Tätigkeiten absolvierte er die neuen Jungwälder. Als engagierter Lehr- Quelle: Linus von Arx 1979 erfolgreich die Ausbildung zum dipl. meister verhalf er zudem zahlreichen Ler- Förster an der Försterschule Lyss. nenden zu erfolgreichen Lehrabschlüssen. Am 1. Juli 1987 trat Ruedi Kissling seine Wir danken Ruedi Kissling für sein grosses erste Stelle als Förster der Bürgergemeinden und unermüdliches Wirken in unseren Wal- Ruedi Kissling Boningen und Gunzgen an. Diesen Waldun- dungen und wünschen ihm zu seiner Pensi- gen blieb er bis zu seiner Pensionierung treu. onierung alles Gute und beste Gesundheit. 1992–2014 stand er der Forstbetriebsge- meinschaft der Bürgergemeinden Bonin- Linus von Arx, Präsident Zweckverband INFO-BWSO 4/2019 gen, Fulenbach und Gunzgen vor. Seit 2015 Forst Mittleres Gäu
Rettung der Waldbienen 17 Mit der Forstreviergründung 1986 über wenig Nektar gebildet wurde und der die Gemeinden Nuglar-St.Pantaleon, Gem- Blatthonig ausfiel. Durch die Zufütterung pen, Hochwald und Dornach wurden die konnten die Völker ihr Wabenwerk errich- dazugehörenden Waldungen erstmals voll- ten und Vorräte für den Winter einlagern. amtlich beförstert. Revierförster Roger Zim- Ausserdem wurde bei den Völkern die mermann begann in den frühen 90er-Jah- Milbenbelastung ermittelt und – wo nötig ren, den Forstbetrieb von der reinen – Massnahmen ergriffen. Holznutzung hin zu mehr Naturschutz/Bio- In den kommenden drei Jahren soll mit diversität umzustrukturieren. Heute, nach fünf weiteren Völkern eine Ausgangspo- fast 30 Jahren, zeigen sich Erfolge: Nebst pulation entstehen, die unter günstigen Wildkatze, Luchs, Uhu, Spechten, Ringel- Umständen mit Schwärmen weitere natür- natter, seltenen Fledermäusen, Neuntöter, liche Behausungen besiedeln wird. Feldlerche, Wanderfalke finden sich in den Auf dem Weg dahin werden u. a. folgen- Wäldern auch wieder spezielle Orchideen, de Punkte berücksichtigt: Quelle: ZVG Moose und Wildkräuter. • Volksentwicklung/Schwarmprozess Das Projekt «Wiederansiedlung von Bie- • Milbenbelastung nenvölkern in unseren heimischen Wäl- • Wintervorräte Klotzbeute dern als Wild und nicht als Nutztier» ist ein • Vielfalt von Nektarpflanzen mittels Pol- weiterer Schritt zu mehr Biodiversität. lenanalyse • Rückstandsanalysen im Honig auf Pflan- Das Projekt zenschutzmittel Nach dem Schweizerischen Tierschutzge- • Erfassen des Stockklimas setz gehört die Honigbiene zu den Nutztie- • Behörden, Stiftungen und die Öffentlich- ren. Bis vor 200 Jahren lebten Bienenvölker keit über die Entwicklung informieren. als Wildtiere in den Wäldern. Wenn Unter- suchungen in den USA auf unsere Verhält- Roger Zimmermann, Forstbetrieb nisse übertragen werden können, beträgt Dorneckberg die Völkerdichte ca. ein Volk pro km2. Im Wald, den der Forstbetrieb Dorneckberg unterhält, könnten also acht Völker leben. Drei davon wurden 2019 nicht in Bäumen, – es gibt zu wenig, die sich eignen – son- dern in Klotzbeuten angesiedelt. Marcel Strub, Leiter Fachstelle Bienen für die Kantone SO, BL und BS, begrüsst die Quelle: ZVG Wiederansiedlung und wünscht sich eine Betreuung mit einer imkerlichen Praxis. 2019 mussten die Völker gefüttert wer- den, da wegen des heissen Sommers nur INFO-BWSO 4/2019
Aktuelles aus dem Verband Tätigkeiten des Vorstandes und des Leitenden Ausschusses 18 Sitzungen Neu hat der SVBK einen Fonds für Bau- Im vergangenen Quartal trafen sich der projekte von kleineren und mittleren Brü- Vorstand und der Leitende Ausschuss zu je cken für Bürgergemeinden eingerichtet. einer Sitzung. Über die Generalversamm- Beitragsgesuche können an den SVBK ein- lung wird in einem separaten Artikel berich- gereicht werden. tet. Die Vorbereitungsarbeiten für die GV SVBK 2020 in Balsthal laufen. Peter Brot- Info-Veranstaltung des BWSo schi, Sergio Wyniger und Patrick von Däni- Am Donnerstag, 7. November 2019, ken vertreten den BWSo, Alexandra Opp- fand die Informations-Veranstaltung im liger und Jörg Hafner vertreten die Scintilla-Saal in Zuchwil statt. Der Anlass Bürgergemeinde Balsthal und Benedikt war mit über 150 Personen gut besucht. Fluri vertritt den Naturpark Thal im OK. Das Feedback der Teilnehmer war durch- wegs sehr positiv und die Themen kamen BWSo an der HESO-Sonderschau 2019 an. Siehe separaten Artikel. Der BWSo und die Pro Holz Solothurn hatten an der HESO-Sonderschau 2019 Pro Holz Solothurn mit der AEK onyx AG einen gemeinsamen Die Feierabendveranstaltung mit Verlei- Auftritt im Themenbereich Klima. Der hung der Lernendenpreise Wald und Holz Auftritt thematisierte Schweizer Holz und fand am Donnerstag, den 21. November den positiven Beitrag von Wald und Holz 2019, in der Zimmerei Holzbau Meier + für das Klima. Zudem enthielt die Wand Brunner in Laupersdorf statt. Siehe separa- kurze Portraits des BWSo und der Pro Holz ten Artikel. Solothurn verbunden mit der Auflage von entsprechenden Informations-Flyern und Schweizerischer Verband für Bürgerge- des BWSo-Infobulletins. meinden und Korporationen SVBK Der SVBK ist nach wie vor in einer Reor- RRB Waldschäden ganisation und sucht aktuell einen neuen Ende Oktober wurde ein Regierungs- Geschäftsführer. ratsbeschluss zu Massnahmen gegen die Info-Veranstaltung des BWSo Frühling 2020 Am Donnerstag, 26. März 2020, 19.00 Uhr findet die Informations-Veranstaltung im Hotel Mövenpick in Egerkingen statt. Der BWSo will seine Mitglieder über das Schwerpunktthema Bürgerrechtswesen sowie über laufende Aktivitäten und Projek- te informieren. Wir laden Sie herzlich ein, den Info-Anlass zu besuchen und bitten Sie, bereits heute das Datum zu reservieren. INFO-BWSO 4/2019
19 Folgen von Waldschäden verabschiedet. BWSo-Wald-Zertifizierung ab 2020 November-Vorstandssit- Als Folge werden durch das AWJF Wei- Der BWSo bietet die Wald-Zertifizierung zung im Bürgerratssaal sungen zum Forstschutz und für Sicher- für die Solothurner Waldeigentümer auch Olten heitsmassnahmen ausgearbeitet. Neu ist, ab 2020 weiterhin in der schweizweiten dass der Kanton auch Forstschutzmass- Zertifizierungsgruppe Artus an. Die Rech- nahmen ausserhalb des Schutzwaldes und nungstellung erfolgt neu jährlich (bisher Sicherheitsmassnahmen bei stark began- alle fünf Jahre) und die Gesamtzahl interner genen Erholungseinrichtungen unter- und externer Audits für die Solothurner Be- stützt. Waldsperrungen sollen hingegen triebe konnte insgesamt reduziert werden. nur im äussersten Notfall vorgenommen werden. Patrick von Däniken, Geschäftsstelle Das Schwerpunktthema des Info BWSo 1/2020 ist «Freiwilligenarbeit». Zu diesem Thema oder auch für die anderen Rubriken dürfen bei der Geschäftsstelle gerne Beiträge eingereicht werden. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern eine frohe Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr! Vorstand, Leitender Ausschuss und Geschäftsstelle INFO-BWSO 4/2019
Aktuelles aus dem Verband WALD LEIDET AM KLIMAWANDEL – UND TRÄGT ZUM KLIMASCHUTZ BEI 20 Wald und Holz waren die zentralen The- men an der Infoveranstaltung des BWSo vom 7. November in Zuchwil. Der Wald leidet im Moment, aber er kann auch zum Klimaschutz beitragen. Aus ihm kommt das Holz, ein unentbehrli- cher Rohstoff. Es brachte den Menschen zum Fliegen und verhilft im Instrumenten- bau zu wunderschönen Musikerlebnissen. Weiss stechen einige Weisstannen auf einem Waldfoto hervor, das Förster und Kantonsrat Thomas Studer mit einer Droh- Quelle: Thomas Studer ne aufgenommen hat. Ihre Nadeln sind wegen der Trockenheit im Sommer 2018 vertrocknet. Auch die Buchen und Fichten haben unter der Trockenheit stark gelitten. Abgestorbene Weisstannen in Bettlach im März 2019. Bei vielen Fichten sind mehr als die Hälfte der Nadeln verdorrt. Die geschwächten Bäume sind ein gefundenes Fressen für die Borkenkäfer, die sich dieses Jahr massen- haft vermehrten. Erwartet werden Schad- holzmengen in der Grössenordnung von 100 000 Festmeter bis Ende Jahr. Der BWSo setzte sich im kantonalen Sonder- stab Wald erfolgreich dafür ein, dass die Waldeigentümer vom Kanton bei der Be- wältigung der Schäden auch rückwirkend finanziell unterstützt werden. Tragt Sorge zum Schatten Angesichts der durch das Klima gestress- ten Wälder rief Thomas Studer die Teilneh- Quelle: ZVG menden dazu auf, Sorge zum Schatten zu tragen. Es müsse nicht jeder Baum im Wald superschön sein – auch der Schatten, den In strukturreichen Wäldern hat es auch für schattenspendende er werfe, sei ein Produkt des Waldes. Er Spezialitäten wie diese uralte Eibe Platz. sorgt für ein kühleres Klima. Das freut nicht INFO-BWSO 4/2019
21 nur die Waldbesuchenden, sondern hilft der Holzvorrat im Wald zunimmt oder auch den qualitativ wertvolleren Bäumen, mehr verbautes Holz in unseren Häusern Hitzeperioden schadlos zu überstehen. dauerhaft vor der Verrottung geschützt Kantonsrat Peter Brotschi, Präsident ist, steigt die Menge an gespeichertem BWSo, will an den Informationsanlässen Kohlenstoff. Als CO2-neutraler Brennstoff den Fokus über die reine Verbandsarbeit kann Holz fossile Energieträger ersetzen. hinaus öffnen, dies mit der Bedeutung von Mit einer Kombination dieser drei Effekte Wald und Holz in Kultur, Gesellschaft und können wir die Klimaleistung des Waldes Wirtschaft. So hielt Geigenbauer Kuno maximieren. Die CO2-Senkenleistung des Schaub (Neuendorf) ein Referat über Holz Waldes bei einer Erhöhung des Holzvorra- Quelle: Manuela Schmutz im Geigen- und Flugzeugbau. Er hat Freu- tes können die Waldeigentümer über den de an vielfältigen Wäldern. Für sein Hand- Verein Wald-Klimaschutz Schweiz in Form werk benötigt er spezielle Hölzer. So fer- von CO2-Zertifikaten verkaufen. tigt er etwa die Böden der Geigen aus Riegelahornholz. Es stammt von Bergahor- nen, deren Holz aufgrund einer natürlich Manuela Schmutz, Geschäftsstelle Geige aus Riegelahorn vorkommenden Wuchsanomalie einen wellenförmigen Faserverlauf zeigt. Für den Die Referenten der BWSo-Infoveranstaltung (v.l.n.r.): Peter Brotschi Nachbau historischer Instrumente benö- (Präsident BWSo, Kantonsrat), Urban Brütsch (Präsident Wald-Klimaschutz tigt Kuno Schaub Stechpalmenholz. Er Schweiz), Patrick von Däniken (Geschäftsführer BWSo), Kuno Schaub kauft es im Schwarzbubenland oder im (Geigenbauer Solothurn/Neuendorf), Thomas Studer (Leiter Forstbetrieb Tessin, wo bis zu 50 Zentimeter dicke Leberberg, Kantonsrat) Stechpalmen vorkommen. Auch andere Spezialitäten strukturreicher Wälder, wie Verknorpelungen, Wimmerwuchs oder Maserknollen, sind interessant für den Ins- trumentenbauer. Der Wald leidet nicht nur – er leistet Der Präsident des Vereins Wald-Klima- schutz Schweiz, Urban Brütsch, zeigte auf, dass der Wald einer unserer wichtigsten Mitstreiter im Kampf gegen den Klima- wandel ist. Die Bäume nehmen das CO2 aus der Atmosphäre auf und «verbauen» Quelle: ZVG es dauerhaft in ihrem Holz. Erst wenn das Quelle: ZVG Holz verrottet oder verbrannt wird, ge- langt es zurück in die Atmosphäre. Wenn INFO-BWSO 4/2019
Aktuelles aus dem Verband Mit starken Wurzeln in die Zukunft 22 Menschen gefährlich sind, erschweren die Situation weiter. Deswegen sah sich der BWSo veranlasst, den Sonderstab Wald gemeinsam mit dem Forstpersonalverband und dem Kanton einzuberufen. Regierungsrätin Brigit Wyss und Kan- tonsoberföster Rolf Manser sind sich der schwierigen Situation im Wald bewusst und stellten einen finanziellen Beitrag des Kan- Quelle: ZVG tons in Aussicht. Dieser allein löse das Pro- blem aber nicht, da müssten alle Akteure gemeinsam anpacken. von links: Kurt Bloch (Prä- Der BWSo stellte an seiner Generalver- Der Präsident der Einwohnergemeinde sident Einwohnergemein- sammlung das neue Jahresthema «Ver- Mümliswil-Ramiswil, Kurt Bloch, präsen- de Mümliswil-Ramiswil, wurzelung» vor und blickte auf ein viel- tierte die flächenmässig grösste Gemeinde Daniel Nussbaumer seitiges Jahr zurück. Höhepunkt war die des Kantons, welche früher auch einwoh- (Präsident Bürgergemein- Landsgemeinde in Biberist. Präsent war nermässig die zweitgrösste Gemeinde war. de Mümliswil-Ramiswil), aber auch die schwierige Situation im Nur die Stadtsolothurner waren zahlreicher. Brigit Wyss (Regierungs- Wald, die sich im Nachgang des Sturms Dies zeigt sich auch heute noch in der Zahl rätin), Verena Meyer Burglind, des zweiten trockenen Sommers der Ortsbürger: Über 9 000 Personen ha- (Kantonsratspräsidentin), in Folge und durch Forstschädlinge weiter ben ihren Heimatort in Mümliswil-Ramis- Peter Brotschi (Präsi- verschlimmerte. wil, während dort nur knapp 2 500 Perso- dent BWSo), Patrick von Stimmungsvoll eröffnete die Musikge- nen wohnen. Däniken (Geschäftsführer sellschaft Konkordia Mümliswil die 72. Ge- Jean Wenger, Vizepräsident von Wald- BWSo). neralversammlung des BWSo in Mümlis- Schweiz, und Josef Staub, vom Schweizeri- wil. Über 100 Teilnehmende lauschten, als schen Verband der Bürgergemeinden und der Präsident Peter Brotschi das neue Jah- Korporationen, überbrachten die Grüsse resthema «Verwurzelung» vorstellte. Nur der Dachverbände und lobten den BWSo wer gute Wurzeln hat, kann sich den kom- als ausserordentlich aktiven Verband. menden Herausforderungen stellen. Einstimmig wurden die Jahresrechnung An Herausforderungen mangelt es im 2018, die besser abschloss als budgetiert, Wald zurzeit wirklich nicht. Nachdem der sowie die Beiträge und das Budget 2020 Sturm Burglind anfangs 2018 grosse Schä- genehmigt. Der Präsident lud anschlies den angerichtet hatte, fanden Borkenkäfer send zu Kaffee und Kuchen, welche wie viel Nahrung und Nistmöglichkeiten. Der das vorangegangene Apéro von der gast- zweite trockene Sommer in Folge führte zu gebenden Bürgergemeinde Mümliswil- weiteren Schäden. Eingeschleppte Schäd- Ramiswil offeriert worden war. linge, wie der Eichenprozessionsspinner INFO-BWSO 4/2019 oder die Russrindenkrankheit, die sogar für Nicolas Erzer, Geschäftsstelle
Präsidenten- und Geschäftsführer- konferenz WaldSchweiz / GV WWV Bucheggberg 23 Kräfte bündeln • Kein frisches Holz fällen ohne Käufer! An der Präsidenten- und Geschäftsfüh- Vreni Friker, Präsidentin WaldAargau, in- rerkonferenz begrüsste der Präsident von formierte über waldpolitische Vorstösse im WaldSchweiz, Daniel Fässler, 44 Teilneh- Grossen Rat und appellierte, Kräfte zu bün- mende. Zum Thema Holzmarkt gab Urban deln und den Austausch unter Kantonalver- Brütsch, Vizedirektor WaldSchweiz, folgen- bänden zu fördern. de Empfehlungen ab: Weiter wurde zu strategischen Geschäften • Holz ohne Rinde kann stehend im Be- wie dem CO2-Gesetz, Projekten zur Inwert- stand bleiben setzung von klimarelevanten Leistungen, • Jungkäfer überleben auch in grösseren ab- dem Logo von Marketing Schweizer Holz gefallenen Rindenstücken. Deshalb Auf- sowie Wald- und Haftungsfragen in Bezug arbeitung und Abtransport derselben, um auf Wald und Verkehr informiert. Dabei die Startsituation für 2020 zu verbessern geht es um das Bundesgerichtsurteil vom • Schadholz sortieren und dosiert auf den 22. Juli 2019 in Sachen Überwälzung von Markt bringen. Keine Panikverkäufe zu Feuerwehreinsatzkosten auf einen Waldei- Dumpingpreisen gentümer. WaldSchweiz empfiehlt, die • Frühe Laubholzschläge, wenn Verträge Rechtslage betreffend Haftung und Kosten- und Mengen gesichert sind überwälzung im Strassenbereich zu prüfen. • Frischholzanfragen nur befriedigen, wenn der Preis stimmt WaldSchweiz Veränderungen als Thema Den Vortrag vor der Versammlung hielt Der Waldwirtschaftsverband Bucheggberg Kreisförsterin Daniela Gurtner unter dem hat in Aetigkofen seine 61. GV mit 65 Teil- visionären Titel «Palmen im Bucheggberg? nehmern durchgeführt. Dem Verband gehö- Mehr oder weniger ernsthafte Zukunfts- ren alle 23 Bürgergemeinden und Einheitsge- vi sionen für unseren Wald». Sie sprach meinden sowie 114 Privatwaldmitglieder an. Veränderungen wie lichte Baumkronen, Präsident Thomas Furrer, Küttigkofen, ver- Windwürfe und Borkenkäferschäden so- wies in seiner ersten GV im Jahresrückblick wie den sehr unbefriedigenden Holzmarkt auf die mit grosser Beteiligung durchgeführ- an. Zudem verdeutlichte sie die veränder- Quelle: Nicolas Greusing ten Anlässe: Die Jubiläumswanderung auf ten Ansprüche der Bevölkerung an den der seit zehn Jahren bestehenden Buchegg- Wald. berger Rundwanderung anfangs Mai sowie Alle Traktanden wurden einstimmig ge- die 3-tägige Sommer-Exkursion ins Grenzge- nehmigt. Gerhard Arni, der als langjähriger biet Risoux, westlich des Lac de Joux. Mitte Aktuar demissioniert hat, wurde zum Eh- September hat Revierförster Mark Hunning- renmitglied ernannt. Als Nachfolger wurde Angezeichnete Käferbäume im haus das Projekt «Lebensraumaufwertung Daniel Fuhrer, Brügglen, gewählt. Forstbetrieb Bucheggberg im Bucheggberg» vorgestellt und Massnah- men im Wald gezeigt. Ulrich Stebler INFO-BWSO 4/2019
Aktuelles aus dem Verband Feierabendanlass des BWSoLeWa 24 Der traditionelle Anlass des BWSoLeWa der Bruderschaft, die miteinander verwo- (Bürgergemeinden und Waldeigentümer ben sind. Früher waren Spitäler nicht bloss Verband Solothurn-Lebern-Wasseramt) für Kranke und Verletzte, sondern auch für fand dieses Jahr in der Solothurner Vor- durchreisende Pilger, Witwen, Waisen und stadt statt. Den rund 50 Teilnehmenden alle, die von der Kirche unterstützt wurden. wurden drei eindrückliche Führungen ge- Entsprechend gehörte praktisch immer eine boten. Spitalkirche dazu, selbst wenn das Spital Der Leiter des Amts für Gemeinden von der Bürgerschaft gegründet wurde. Die (AGEM) André Grolimund stellte das Prison Kirche ist im Régence-Stil dekoriert, der vor. Die gut 200 Jahre lange Nutzung als deutlich feiner ist als der vorangehende, Gefängnis bis 1978 ist heute noch an den protzigere Barock. Besonders eindrücklich vergitterten Fenstern erkennbar. Während sind die jahrhundertealten, aus Lindenholz im vorderen Gebäudeteil Büros für das geschnitzten Figuren einer Szene des Kreuz- AGEM eingerichtet wurden, sind im der wegs, die im Laufe der Zeit schon mehrere Gasse abgewandten Teil noch einige der en- andere Kirchen in Solothurn verschönerten. gen, kühlen und dunklen Zellen im Original- Die dritte Führung durch den Krummturm Quelle: ZVG zustand erhalten. Auch der Haftalltag ganz leitete Hansjörg Wirz vom Artillerieverein, ohne Freigang im Hof mutet mittelalterlich der den Krummturm gepachtet hat. Nicht an. Es ist schwer vorstellbar, dass dieses Ge- fehlen durfte natürlich die Legende vom Max Wild referiert in der fängnis erst vor 50 Jahren ausser Betrieb ge- Baumeister mit der schönen Tochter und Alten Spitalkirche nommen wurde. Grolimund wies beim dem Zimmermann der sie nur zur Frau er- Rundgang darauf hin, dass an fast allen hält, wenn er ein gerades Dach auf den Turm grossen Steinen Steinmetzzeichen erkennbar setzt. Auch wenn ihm das wegen der Grund- sind. Aus diesen liess sich ermitteln, dass die form als unregelmässiges Fünfeck gar nicht Steine des Prisons vorher in anderen Gebäu- gelingen konnte, so war die Zimmermanns- den der Stadt verbaut waren. Recycling war arbeit doch eine enorme Meisterleistung, also auch vor 250 Jahren schon ein Thema. wie die holzaffinen Teilnehmenden neidlos Max Wild von der Bruderschaft zu St. anerkannten. Die 500-jährigen Balken tra- Kreuzzug-Figuren aus Margrithen erzählte zu der Geschichte der gen das Dach noch immer tadellos. Bloss die Lindenholz von 1461 Alten Spitalkirche zum heiligen Geist und Ziegel muss man bald einmal ersetzen. Nach den Führungen trafen sich die Teil- nehmenden im Gewölbekeller der Bürger- gemeinde Solothurn zum Apéro und zum gemütlichen Austausch. André Hess fasste den Abend humorvoll zusammen und be- dankte sich für die Organisation und das Quelle: ZVG zahlreiche Erscheinen. INFO-BWSO 4/2019 Nicolas Erzer, Geschäftsstelle
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