Start-up- Nation Israel - G oT - Weltrekordhalter bei den Firmengründungen: Wieso das Land das bessere Silicon Valley ist - Ringier
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Serien-Phänomen «Game of Thrones»: Wenn Journalisten zu Fans werden. Unternehmensmagazin Juli 2019 XPoXstLer- GoT Start-up- Nation Israel Weltrekordhalter bei den Firmengründungen: Wieso das Land das bessere Silicon Valley ist.
INHALT 18 ekord-Land 4 R 1500 Start-ups werden in Israel jährlich gegründet. Besuch bei den Impact Labs, dem grössten Makerspace des Landes. Kein Multikulti-Zwang» 10 « Robin Lingg, Head of Marketplaces bei Ringier, hat auf fast allen Kontinenten gearbeitet. Er weiss deshalb nicht nur, wie man neue Märkte sondiert. Sondern auch, wie man wo frühstückt und wo man vor der Sitzung betet. ews of Thrones 29 13 N Die HBO-Serie «Game of Thrones» hat alle Rekorde gebrochen. Auch, weil die Journalisten zu Fans wurden. oT: Grafik und Fan-Poster 16 G Wer in der Kult-Serie wann und wie lange zu sehen war. Und wer wie gross ist. Und wer wie viel schwatzt. Dazu: das grosse Fan-Poster! ie Ghostwriter 18 D 10 von Storymachine Das Start-up von Kai Diekmann, Philipp Jessen und Michael Mronz in Berlin startet durch. Ihr Geschäftsmodell hat einen Namen: Donald Trump. 24 Was macht eigentlich 62W+52L? Drei Beispiele, wie die Unternehmens- 4 strategie und die Führungsgrundsätze von Ringier in der Praxis umgesetzt werden. 26 My Week – Michel Jeanneret Der Chefredaktor von L�illustré fliegt durch seine Woche. ur hehre Absichten 28 N Verleger Michael Ringier: Was passiert, wenn man der Technik freien Lauf lässt. 29 «Es brodelt in mir» Interview mit Karikaturist Kevin Kallaugher über den Verzicht der «New York Times» auf Karikaturen. 30 Business in Bergschuhen Jubiläum: Natascha Knecht / Buch-Tipps von Marc Walder. Coverfoto: Sebastian Kopp / EyeEm Impressum Herausgeber: Ringier AG, Corporate Communications. Leitung: René Beutner, CCO, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich. Kontakt: domo@ringier.ch Chefredaktor: Alejandro Velert. Redaktionelle Mitarbeit: Ulli Glantz und Markus Senn (visuelle Umsetzung), Vinzenz Greiner, René Haenig, Marc Kowalsky, Adrian Meyer (Texte) und Priska Wallimann (Grafik). Übersetzer: Gian Pozzy (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana Chivoiu, (Rumänisch). Korrektorat: Regula Osman, Kurt Schuiki (Deutsch), Patrick Morier-Genoud (Französisch), 24 Claudia Bodmer (Englisch), Lucia Gruescu (Rumänisch). Layout/Produktion: Zuni Halpern (Schweiz). Bildbearbeitung: Ringier Redaktions- Services Zürich. Druck: Ringier Print Ostrava und SNP Leefung Printers. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit Einverständnis der Redaktion. Auflage: 10 000 Exemplare. DOMO erscheint auf Deutsch, Französisch, Englisch und Rumänisch. Fotos: Maurice Haas, Markus Tedeskino, Paul Seewer, Corinna Kern DOMO – Juli 2019 | 3
FOKUS ISRAEL Rekord- Land In Israel wird mehr Risikokapital investiert als in der Schweiz, in Deutschland und Österreich zusammen. Kein Land auf der Welt ist in Sachen Start-ups so erfolgreich. Was die Schweiz von Israel lernen kann. Text Marc Kowalsky Fotos: Corinna Kern «Can do»-Spirit: Im Makerspace Impact Labs in Jaffa setzen Hunderte Start-ups ihre Ideen um. Und entwickeln beispielsweise Knochen aus dem 3D-Drucker. 4 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 5
FOKUS ISRAEL FOKUS ISRAEL S teil winden sich die Eisentreppen hinab von der HaPelech-Strasse in Jaffa, dem südlichen Vorort von Bild Links: Investor Daniel Gutenberg steckt sein Geld Ringier Digital Tel Aviv. In Europa ist Jaffa bekannt bereits seit Ventures für seine Orangen. In Tel Aviv ist 20 Jahren in Mit dem Unternehmen Ringier Digital Jaffa bekannt für seine Start-ups. israelische Firmen: Ventures AG investiert auch Ringier in Beziehungsweise für die Infrastruk- «Die Start-ups hier Start-ups. Der Fokus der im Januar tur, die es ihnen bietet. Am Ende der sind sehr viel 2015 gegründeten Venture-Capital- Treppen, zwei Stockwerke unter der ehrgeiziger als die Gesellschaft liegt auf Investitionen in Erde und weit weg vom Tageslicht, in der Schweiz.» innovative digitale Start-up-Unterneh- öffnet sich eine 1000 Quadratmeter men mit klaren Alleinstellungsmerk- grosse Halle. 3D-Drucker stehen hier Grosses Bild malen im Online-Konsumentenmarkt aufgereiht und Sintermaschinen, an rechts: Ingenieurin in Kombination mit innovativen einem Schalter gibt es Bohrmaschi- Sonny Lustov Geschäftsmodellen. Sie profitieren nen und Gehörschutz, ein Verkaufs- arbeitet bei von der grossen Medienreichweite automat für gängige Elektronik Impact Labs am sowie der Expertise erfolgreicher bauteile steht parat, selbst eine Harz 3D-Drucker. Unternehmen aus dem Ringier-Netz- Nähmaschine. Eine Preistafel ver- werk. kündet: Den Laser-Schneider zu be- Bild unten: nutzen, kostet vier Schekel die Systemingenieur Stunde (etwa 1.10 Franken), die CNC- Kinder davon, Unternehmensgrün- Roman Dvorkin Fräsmaschine elf Schekel, der 3D- der zu werden. simuliert eine Scanner ebenfalls. «Die Idee ist, alles «Es ist lukrativer, in Israel zu in- Drohnenabgabe an einem Ort zu finden», sagt Sefi vestieren als in der Schweiz, weil die im Kontrollraum Attias, der hier der Chef ist. Start-ups sehr viel ehrgeiziger sind», der Firma Flytrex. Willkommen bei den Impact Labs, sagt Daniel Gutenberg. «Sie gehen Ein Start-up, dem grössten Makerspace Israels: meist direkt auf den Weltmarkt, ohne das an einem High End, High Tech. Hunderte Start- sich mit dem lokalen Markt aufzuhal- On-Demand- ups haben hier ihre ersten Ideen ten – anders als Schweizer Jungfir- Drohnenabgabe- umgesetzt, bevor sie sich eigene men.» Gutenberg, gebürtiger Zür- service arbeitet. Werkstätten und Labore leisten cher, muss es wissen: Er ist seit über konnten. Dutzende haben von hier 20 Jahren aktiv als Investor in beiden aus ihren Siegeszug angetreten. An Ländern, war früh beteiligt an Net einem grossen Holztisch arbeitet scape, Facebook oder auch an Mobil gerade eine Gruppe Studenten an eye. Letzteres war die erfolgreichste einer Armprothese, daneben basteln Firmengründung Israels überhaupt: Jungunternehmer an einer Drohne. Kameras und Software für selbstfah- Auch sie wollen den Durchbruch rende Autos zu entwickeln, war die schaffen, auch sie wollen eines Tages Vision von Firmengründer Ziv Avi- reich und berühmt werden – mit ihrer ram – wohlgemerkt im Jahr 1999, als eigenen Firma. es in Israel keine nennenswerte Au- Kein Land der Welt ist erfolgrei- tozulieferindustrie gab und selbst- cher, wenn es um Start-ups geht: Auf fahrende Autos allenfalls ein Traum 1300 Einwohner kommt ein Jungun- waren. Heute versorgt die Firma aus Unicorn wird», sagt Gutenberg. «Die ternehmen (in der Schweiz ist es ei- dem Norden Jerusalems mit Ausnah- grösste Drohnenlogistik-Firma nach nes auf 5000 Einwohner). Insgesamt me von Tesla und Daimler jeden Amazon.» sind es 6500, nur die USA zählen grossen Autohersteller mit Sensorik Gutenberg ist einer von Hunder- mehr Start-ups. Und jedes Jahr kom- und hat – positiver Nebeneffekt – in ten ausländischen Kapitalgebern in men in Israel 1500 neue dazu. Tel Israel eine Autozulieferindustrie mit Israel. Die Venture-Capital-Szene ist Aviv gilt als das sechstbeste Start-up- 800 Firmen aufzubauen geholfen. nach dem Silicon Valley die inzwi- Ökosystem der Welt und – hinter 2014 kam Mobileye an die US-Tech- schen zweitgrösste der Welt. «Silicon London – als zweitbestes in Europa. nologiebörse Nasdaq mit einer Be- Wadi» wird sie daher auch genannt. Zwölf Einhörner, also Jungfirmen wertung von über vier Milliarden Letztes Jahr wurde Risikokapital in mit einem Wert jenseits der Milliar- Dollar, vorletztes Jahr wurde die Höhe von 6,5 Milliarden Dollar in 623 de, verzeichnet Israel derzeit. In der Firma für 15 Milliarden Dollar von Firmen investiert – mehr Geld als in Schweiz gibt es fünf. Dabei sind beide Intel übernommen. Gutenberg stieg der Schweiz, Deutschland und Öster- Länder etwa gleich gross und haben schon bei der Firmengründung ein reich zusammen! Den Anfang mach- die gleiche Einwohnerzahl. Doch in und konnte 17 Jahre später die Früch- te der Staat: Bereits zwischen 1992 der Schweiz gibt es wenig Start-ups te ernten. «Es war einer der besten und drückt einen Knopf, so die Visi- Jungunternehmer und 1997 stellte er 120 Millionen und viele Grossunternehmen, die Deals meines Lebens», sagt er. on. Dann macht sich die Drohne Tal Yemin reinigt Dollar Venture-Kapital zur Verfü- gerne wären wie Start-ups. In Israel Jetzt setzt Gutenberg auf Flytrex, selbständig auf den Weg zum Emp- bei den Impact gung und sorgte mit attraktiven gibt es viele Start-ups und wenig ein Start-up in Tel Aviv. Nicht weni- fänger – um ein Mehrfaches schneller Labs ein Rahmenbedingungen dafür, dass Grossunternehmen. In der Schweiz ger als das Uber für Drohnenflüge soll und effizienter, als dies etwa ein 3D-Druckteil von private Investoren ein Vielfaches träumen Uni-Absolventen von einer es werden. Ein Onlinehändler oder Fahrradkurier tun könnte. Ein Ein- überschüssigem davon beisteuerten. Das Programm Karriere bei einer Grossbank, bei Big ein Pizzaservice, der eine Ware aus- kaufszentrum in North Carolina ex- Material. war ein grosser Erfolg und wurde Pharma oder einer Unternehmens- zuliefern hat, ordert einen Flug via perimentiert bereits mit der Techno- weltweit kopiert. Die Schweiz bringt beratung. In Israel träumen schon App, lädt die Nutzlast in die Drohne logie. «Ich erwarte, dass Flytrex ein heuer, 27 Jahre später, mit dem 6 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 7
FOKUS ISRAEL FOKUS ISRAEL Die Top-Start-up-Zentren der Welt: Bild links: Der Eingang zu Impact 1. Silicon Valley Labs, dem 2. New York City grössten Makerspace 3. London und Beijing Israels. Auf zwei 5. Boston Stockwerken und 1000 Quadrat 6. Tel Aviv und Los Angeles metern finden 22. Lausanne-Bern-Genf Jungunternehmer von der Fräsma- Quelle: Ranking Startup Genome schine bis zum 3D-Scanner alles, was sie für die Swiss Entrepreneurs Fund ihr Arbeit brauchen. erstes staatliches Förderprogramm auf den Weg – allerdings zu deutlich Bild unten: Der weniger attraktiven Konditionen für britische Prinz private Investoren. Auch die Steuer- William (r.) neben gesetze sind in Israel Start-up- dem israelischen freundlich: Aktienoptionen als wich- Premierminister Posten in einer Elitetruppe, bei den tiger Lohnbestandteil werden nicht Benjamin legendären Tapiots etwa oder bei der als Einkommen besteuert, sondern Netanyahu (M.) Aufklärungseinheit 8200, gilt daher es fällt nur eine – deutlich niedrigere und seiner Frau als Eintrittskarte in eine Manager- – Kapitalertragssteuer an, wenn sie Sara Netanyahu, karriere und zählt oft mehr als der ausgeübt werden. während der Studienabschluss einer Edel-Uni. Natürlich scheitern auch in Israel erfolgreichste Wobei das Ausbildungssystem die meisten Start-ups. Genau genom- israelische nicht unterschätzt werden darf. Es men 96 Prozent, ähnlich wie in der Firmengründer besteht aus acht Universitäten, rund Schweiz. Aber anders als hierzulande Ziv Aviram eine 30 Hochschulen, 320 Forschungs- wird das nicht negativ bewertet, im sprechende Brille und Entwicklungszentren sowie 19 Gegenteil. «Ich würde eher jemanden für Blinde Technologie-Inkubatoren. Kein Land anstellen, der schon in zwei Firmen präsentiert. der Welt verfügt über eine höhere gescheitert ist, als einen, der es noch Dichte an Wissenschaftlern oder in- nicht probiert hat», sagt Ziv Aviram, Bild rechts: Am vestiert pro Kopf einen grösseren der Mann hinter Mobileye. Dieser Technion, der Anteil am Bruttosozialprodukt in die «Can do»-Spirit spiegelt die israeli- technischen Forschung. Und vor allem: Kein Land sche Mentalität wider: Die Kultur hat Universität in setzt sie nachher so konsequent in zwar 5000 Jahre Tradition, das Land Haifa, gründet im Produkte um. Auch dank staatlicher selber ist als Nation aber erst 70 Jah- Schnitt jeder Hilfe durch die Israel Innovation re alt und versteht sich selbst als vierte Absolvent Authority (IIA): Sie finanziert Start Start-up-Projekt. Aus 70 Nationalitä- ein Start-up. up-Projekte mit jährlich 1,6 Milliar- ten setzt sich die Bevölkerung zu- den Dollar, achtmal mehr, als das sammen, in den 90er-Jahren wander- in der Schweiz kennt hier irgendwie Cybersecurity oder der Satelliten- Schweizer Gegenstück Innosuisse ten Hunderttausende Menschen aus jeder fast jeden. Israelis sind viel di- technik. Weil die Armee die Techno- zur Verfügung stellen kann. Hat das den Ländern der ehemaligen Sowjet rekter als Westler oder gar Asiaten, logie zur zivilen Nutzung freigibt, Start-up Erfolg – und nur dann –, union ein. Und während die Schweiz professionelle Beziehungen sind sehr machen sich zahlreiche Soldaten zahlt es das zinslose Darlehen in seit der Masseneinwanderungs-Ini- informell, ein Schweizer würde das nach der obligatorischen Dienstzeit kleinen Raten zurück, mit jährlich tiative die Zugbrücken für fremde Verhalten häufig sogar als frech an- (drei Jahre für Männer, zwei für Frau- drei Prozent seines Umsatzes. Die Talente hochzieht, können in Israel sehen. Als Ausländer kann man sich en) selbständig und gründen mit Folge zeigt sich etwa am Technion, ausländische Unternehmer für zwei durchaus schwertun mit dieser Men- diesem Wissen Firmen. Checkpoint, dem Gegenstück zur ETH in Haifa Jahre ihr Glück im Land probieren. talität. Aber sie ist hilfreich, um der inzwischen weltgrösste Anbieter ganz im Norden des Landes. Von den Haben sie Erfolg, wird die Arbeits- schnell Erfolg zu haben – oder um von Firewalls, ist so entstanden, oder 14 000 Absolventen letztes Jahr (co-) und Aufenthaltsbewilligung verlän- schnell zu scheitern und dann etwas Waze, der inzwischen von Google gründet im Schnitt jeder vierte ein gert. Wer in seiner neuen Heimat bei anderes zu probieren. übernommene Anbieter von Naviga- Start-up. An der ETH Zürich mit ihren null anfängt, hat nichts zu verlieren Hinzu kommt die Tatsache, dass tionssystemen. 5000 Absolventen entstanden letztes und kann auch als Unternehmens- Israel von Feinden umgeben ist. Das Überhaupt hält die Armee das Jahr gerade mal 27 neue Unterneh- gründer entsprechende Risiken ein- sorgt dafür, dass neue Technologien Land zusammen in einem Masse, wie men als Spin-off. gehen. So ist die Mentalität geprägt von der Bevölkerung sehr schnell das in der Schweiz bestenfalls noch Auch dieses Jahr werden in Israel Foto: Corinna Kern, Getty Images von der hebräischen «Chutzpah»: adaptiert werden, um mit dem Rest nach dem Zweiten Weltkrieg der Fall wieder rund 1500 neue Start-ups ge- einer gewissen Unerschrockenheit, der Welt in Kontakt zu treten – die war. 25 Jahre Reservedienst dienen gründet, auch dieses Jahr wird wie- etwas Neues zu wagen, einem Man- Smartphone-Dichte ist die höchste in Israel als lebenslanges Kontakt- der eine Handvoll späterer Einhörner gel an Respekt vor Autoritäten oder der Welt, in fast jedem Kinderzimmer netz. Vor allem aber führt ein Offizier darunter sein. Die Chancen, dass ei- der Selbstverständlichkeit, wild- steht ein PC. Es sorgt auch dafür, dass von 22 Jahren hier 50 bis 100 Solda- Schweiz jeden Tag unter Kampfbe- rückzuversichern. «Die Führungser- nes davon gerade seinen Anfang fremde Menschen um einen Gefallen die Armee zur Selbstverteidigung ten, er ist verantwortlich für ein dingungen in zum Teil lebensgefähr- fahrung, die man dabei gewinnt, ist nimmt in der grossen Halle, zwei zu bitten. Wobei das mit wildfremd ständig neue Technologien entwi- Dutzend Fahrzeuge und millionen- lichen Situationen, ohne die Mög- unbezahlbar fürs Geschäftsleben», Stockwerke unter den Strassen Jaf- so oft nicht vorkommt: Ähnlich wie ckelt, etwa für Drohnen, im Bereich teure Waffen. Und anders als in der lichkeit, sich bei Vorgesetzten sagt Mobileye-Gründer Aviram. Ein fas, sind gross. 8 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 9
INTERVIEW «Kein Multikulti- Zwang» Robin Lingg ist bei Ringier für Marketplaces zuständig. Zuvor leitete der Latein- amerika-Spezialist das Asien- und Afrika-Geschäft. Ein Gespräch über äthiopische Trödelmärkte, Steaks zum Frühstück und Turnschuhe zum Anzug. Interview: Vinzenz Greiner Foto: Maurice Haas Guten Morgen, Herr Lingg! Was gabs sack? Sie sagten mal in einem Inter- Robin Lingg, 39, rungsposition zu übernehmen? heute zum Frühstück? Bayerische view, Sie seien so direkt wie möglich. ist seit 2014 Im Endeffekt hat Führung mit Weisswurst, mexikanische Huevos Nicht grade typisch schweizerisch. Mitglied des Menschen zu tun. Und Menschen Rancheros oder nigerianisches Akara? Da sprechen wir wieder von Group Executive wollen verstanden und respektiert Robin Lingg: Ich frühstücke Stereotypen. Klar trifft manches Boards der Ringier werden und ein ehrliches Interesse eigentlich nicht – ausser Kaffee. davon zu – ich bin zum Beispiel AG und verant- an ihnen spüren. Da gibt es keinen War Ihr Frühstücksmuffeldasein äusserst pünktlich. Ich glaube wortet den Unterschied zwischen Mexikanern, schon mal eine Herausforderung aber, eine Kultur geht über diese Geschäftsbereich Vietnamesen oder Nigerianern. für Sie in der Geschäftswelt? Schablonen hinaus. Marketplaces. Aber klar: Es gibt Feinheiten, auf die Es ist schon happig, wenn man in Ihre Frau ist gebürtige Deutsche, Davor war er CEO man achten muss, um einen Zugang Mexiko ein üppiges Arbeitsfrüh Sie haben drei gemeinsame Kinder. Ringier zu finden. stück mit Kunden hat. Da nimmt Wie leben Sie Kultur in der Familie? Afrika und Asien Haben Sie ein Beispiel für so eine man leicht mal 7800 Kalorien zu Wir haben keinen «Multikulti- und Head of Feinheit? sich (lacht). Ich kann aber auch Zwang», sondern leben Offenheit Business In Ghana wird zu Beginn von morgens ein Steak essen, wenn es vor. Wir haben einen internationa Development. Er grösseren Meetings oder anderen opportun ist. len Freundeskreis mit verschiede absolvierte Business-Events vom Ranghöchs Sie haben im bayerischen Passau nen Sprachen, und Sprache sein Studium der ten ein Gebet gesprochen. Das ist studiert, in Mexiko gelebt, lange erleichtert Zugang zu Kulturen und Sprachen, schon spannend. in Afrika gearbeitet. Reicht das, um Menschen. Meine drei Kinder Wirtschafts- und Wie bereiten Sie sich vor, wenn Sie für sich als «multicultural executive» zu wachsen zweisprachig mit Spanisch Kulturraumwis- Ringier ein neues Land erschliessen bezeichnen, wie Sie es auf Linkedin auf. Der Älteste ist in Mexiko senschaften wollen? tun? geboren und entsprechend an der Universität Wenn man geschäftlich ein neues (lacht) «Multikulturell» ist ein Mexikaner, seine ersten Worte Passau in Deutsch- Land betritt, muss man Ahnung dehnbarer Begriff. Für mich waren auf Spanisch. Das sollte er land. haben, wie sich Wirtschaft und bedeutet es, dass man Interesse und beibehalten, und das haben wir Robin Lingg ist Politik entwickeln, wo Risiken Respekt für andere Lebens weitergeführt. verheiratet mit liegen. Das heisst: hingehen und gewohnheiten aufbringt und sich Kultur geht auch durch den Bauch. Myriam Lingg, mit Leuten sprechen. Bevor wir in für diese begeistern kann. Ich hatte Man hört, Sie seien der Jamie Oliver gemeinsam haben den Ländern investiert haben, die das Glück, viel von der Welt zu der Dufourstrasse. sie drei Kinder und ich aufgemacht habe, bin ich drei, sehen. Ich beobachte gerne, lerne Jamie Oliver ist pleite, das finde ich leben in Zürich. vier, im Fall von Myanmar sogar und fühle mich schnell in verschie keinen schönen Vergleich (lacht). zehn Mal hingereist. Man muss mit denen Kulturen wohl. Aber ja: Kochen ist mein Hobby. Wir potenziellen Business-Partnern, Dann sind wir fast alle multikulturell. kochen zu Hause mexikanisch, aber auch mit normalen Leuten Gibt es so etwas wie Monokultur indisch, asiatisch. Essen ist neben sprechen, um ein Gefühl dafür zu überhaupt noch? Sprache ein weiterer Zugang zu bekommen, wie die Kultur tickt und Am Schluss bin ich Schweizer und Kultur – noch dazu spannungsfrei. die Menschen denken. Europäer. Dadurch, dass man in Man kann über Essen schlecht Was, wenn sich so ein Gefühl einfach einer Kultur aufwächst, hat man respektlos urteilen. nicht einstellen will? einen gewissen Rucksack dabei. Das Sie studierten schwerpunktmässig Das war in Kambodscha so. Nach heisst aber nicht, dass ich nicht die Region Lateinamerika, lebten dort zwei, drei Reisen musste ich sagen: Dinge, die mir woanders gefallen, bis 2012. Zwei Jahre später wurden Das Land und unser Unternehmen annehme und dadurch meine Sie Ringier-CEO für Afrika und Asien. sind noch nicht kompatibel, es passt Horizont erweitere. War es mutig oder naiv, in diesen so nicht. Wir warten da noch fünf oder Was steckt in Ihrem Schweizer Ruck- anderen Kulturräumen eine Füh- auch zehn Jahre. 10 | DOMO – Juli 2019
INTERVIEW MEDIEN Kompatibilität hat auch was mit Es gibt jetzt schon Marketplaces für Wirtschaftskultur zu tun. Wie stellt alles Mögliche – Immobilien, Jobs, man sich darauf ein? Ein Geschäft in Elektronik … Was ist das nächste Kenia lässt sich ja nicht machen wie grosse Ding in der «Vermarketplacei- in Nigeria. sierung»? Als ich das erste Mal in Lagos aus Grundsätzlich geht es künftig eher dem Flieger stieg, wollte ich nach darum, die Handhabe der Plattfor zehn Sekunden wieder zurück. Es men für Suchende und Anbieter war für mich damals zu viel, zu mithilfe von Dienstleistungen zu hektisch, zu laut – einfach überwäl verbessern. tigend. Irgendwann lernte ich, dass Etwa mit Finanzierungsprodukten für Nigerianer eben nicht nur hektisch den Gebrauchtwagenkauf? und gefühlt aggressiv sind, sondern Absolut. Versicherungsprodukte auch business-driven und direkter gehören auch dazu. Bei Jobs ist es als etwa die ruhigeren Ghanaer. Matchmaking oder etwa die Heute ist Nigeria eines der Länder, Digitalisierung des Assessment- das ich am liebsten besuche. Wir Prozesses. haben dort ein fantastisches Team. Welche Rolle spielen dabei Tech- Von Myanmar über Senegal bis zur nologien wie AR, VR? Werde ich ein Schweiz gibt es knapp 100 Firmen Wohnungsinserat digital begehen im Ringier-Universum. Gibt es da können? eigentlich noch so was wie eine Sicher. Aber auch andere Technolo Ringier-Kultur? gien werden wichtiger. Machine Ja, es gibt eine Ringier-DNA. Darin Learning etwa bei der Bilderken steckt: Wie geht man mit Menschen nung. Datenanalyse und -aggregati und Risiken, wie mit Geschwindig on werden unabdingbar, weshalb keit und Fehlern um. Vor allem wir in IAZI investiert haben und mit gehört es zu uns, viel Lokalität Archilyse kooperieren. Wir wollen zuzulassen – grade auch in der auf Immobilien-Plattformen Personalpolitik. Klar gibt es im führt. Weil Lokalität wichtig ist, «Ja, es gibt eine Umgebungsdaten zur Verfügung Bereich Technologie global bringt das natürlich mit sich, dass Ringier-DNA», sagt stellen und sie mit dem Lebensstil Anwendbares. Wir sind aber viele Leute im Unternehmen Robin Lingg. Er der Kunden matchen. Der Kunde überzeugt, dass man die verschie Schweizer sind. Am Schluss gilt: wird mittelfristig einer Wohnung soll sehen können, denen lokalen Bedürfnisse nicht Wir wollen einfach die besten die Führungsrolle wie viel Sonne die Wohnung über einen Kamm scheren kann. Es Leute. Punkt. der nächsten abbekommt, wie gut sie an den gibt Firmen aus unserem Bereich, Sie sind bei Ringier zuständig für Aktionärs-Genera- öffentlichen Verkehr angebunden die viel zentraler agieren. Marketplaces – zum Beispiel für das tion bei Ringier ist oder wo die nächste Schule liegt. Stichwort Fehlerkultur. Überall hört äthiopische Qefira. Sollte man sich Solche Dinge werden künftig News on Thrones übernehmen. man, wir bräuchten so eine wie in erst mal einen Trödelmarkt in Addis erwartet. Und wenn wir diese den USA. In der grössten Schweizer Abeba angeschaut haben, bevor man Erwartungen nicht erfüllen, haben Bank duzt man sich bis ins Top-Ma- bei einer Firma wie Qefira einsteigt? wir kein gutes Produkt. nagement hoch. Wie im Silicon Valley Unbedingt! Es ist essenziell, dass Inwiefern spielt Blockchain da eine tragen auch in Europa plötzlich CEOs man versteht, wie traditioneller Rolle? Turnschuhe zum Anzug. Werden wir Handel in einem Land funktioniert. Es gibt noch keine businessrelevan nicht alle amerikanisch? Das muss man dann in der digitalen ten Blockchain-Produkte. Denkbar Nicht alles aus dem Silicon Valley Welt umsetzen. Dort gibt es zwar sind sie etwa in notariellen soll man kopieren, aber auch nicht alles ist falsch. Es gibt einen technologische Themen, die länderübergreifend gelten. Aber Prozessen im Immobilien-Bereich, aber das dauert wohl noch etwas. «Game of Thrones» ist die erfolgreichste Serie aller Zeiten. Nicht nur Kulturwandel in der Arbeitswelt: Alter, Geschlecht und Hierarchie- ein Vietnamese erwartet eine ganz andere User-Journey auf einer Unsere Beteiligung an BOTLabs ist daher ein Investment in ein weil Millionen von Fans, sondern auch Medienhäuser verrückt nach der Denken spielen heute glücklicher weise eine viel kleinere Rolle als Plattform als ein Schweizer. Das heisst: Marketplaces funktionie- Research und Development Center. Wir können so mit Experten, die HBO-Produktion wurden. Und zwar derart, dass man zu meinen glaubte, Leistung. Heute gibt es 30-jährige CEOs, und die tragen dann eben ren nicht überall gleich? Ich gebe Ihnen das Beispiel mit der Technologie arbeiten, ins Gespräch kommen und müssen es Westeros sei ein Kontinent auf unserem Globus. Vinzenz Greiner Turn- und nicht Lederschuhe. Das Gebrauchtwagen. Die werden in nicht bei der Lektüre theoretischer hat nichts mit Amerikanisierung zu einigen afrikanischen Ländern Papers belassen. tun, sondern ist Ausdruck eines Wandels von Denkmustern. Im Group Executive Board sitzen – Sie samstags an der Strassenecke verkauft. Hier ist die persönliche Beziehung zwischen Kunde und Wird Ringier künftiger eher in Technologien investieren oder neue Märkte? Sie schielen doch bestimmt D er 25 Seiten starke Report liest sich wie das ABC des Kriegsver brechens. Sklaverei, Geiselnahme, Das brutale Ergebnis: Insgesamt 103- mal wurde das Humanitäre Völker recht verletzt. Queen Elizabeth II. am Set von «Game of Thrones» in Die Zeitung hat ihren Lesern das Leid in einem mit Illustrationen und Grafiken gespickten Storytelling im eingerechnet – drei Schweizer und Verkäufer viel wichtiger als in nach Lateinamerika! Vertreibung, Vergewaltigung, Tö Die «Washington Post» hat noch Nordirland, wo sie Web zugänglich gemacht. State of the zwei Deutsche. Wäre eingedenk der einem sehr strukturierten, Wir haben in der Ukraine investiert tung Schutzloser, Folter … Die hefti länger zu denselben Konflikten re den Eisernen art: Ein Jahr bevor die erste Version kulturellen Vielfalt bei Ringier nicht formellen Markt wie der Schweiz. und schauen uns Singapur und die gen Vorwürfe sind solide mit Fakten cherchiert. Demnach mussten 6887 Thron bestaunt. online gestellt wurde, hatte die zu Foto: Getty Images auch eine solche in der Unterneh- In Kenia hat kürzlich der langjähri USA an. Da geht es aber immer um untermauert: Freiwillige des Austra ihr Leben lassen – darunter Bauern, Im Hintergrund: ständige Redaktorin zu recherchie mensführung wünschenswert? ge CEO der Central Bank of Africa ganz konkrete Unternehmen und lischen Roten Kreuzes haben mehre Soldaten, aber auch Tiere wie Pferde Die GoT-Darsteller ren, designen und programmieren Wir sind nach wie vor ein Schweizer über eine Plattform von uns ein ihre Technologien, nicht um re Wochen im Frühjahr Daten und Tauben. Und das sind nur jene Lena Headey, begonnen. Unternehmen, das einen Grossteil Auto gekauft. Die Kommunikation Länder. Schlussendlich bleibt es erhoben, sie gemeinsam mit Men Tode, die bezeugt sind. Die Dunkel Conleth Hill und Leser können sich also nicht mehr seiner Geschäfte in der Schweiz lief zu 100 Prozent über Whatsapp. wichtig, sich zu fokussieren. schenrechtsspezialisten analysiert. ziffer ist um ein Vielfaches höher. Kit Harington (v. l.). damit herausreden, sie hätten ja 12 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 13
MEDIEN MEDIEN nicht gewusst, wie blutig es zugehe. Snow – ein tragischer Beau mit einem Westeros wurde Teil unserer Welt. Nein, nicht im Jemen, nicht im Su- Hauswolf, der seine Geliebte Daene- An amerikanischen Unis began- dan, nicht in der Ukraine. Sondern rys, die zugleich seine Tante ist, er- nen Kurse zu «Game of Thrones» an auf Westeros und Essos, den beiden dolcht – und Co. die TV-Industrie historischen und philologischen grossen Kontinenten in der HBO- veränderten. Auf LinkedIn beschäf- Lehrstühlen aus dem Boden zu Serie «Game of Thrones». tigte man sich damit, was Personal- schiessen. Nespresso und Soda Tatsächlich sind laut dem Austra- abteilungen von der Serie lernen Stream liehen sich Ereignisse aus der lischen Roten Kreuz Ramsay Bolton, können. Kein Feuilleton, egal ob in Serie für TV-Werbungen. Im kroati- ein sadistischer Vatermörder mit ei- der «NZZ», im «Spiegel» oder in der schen Dubrovnik, Drehort für viele nem Faible für Frauen und Bluthun- altehrwürdigen «Times», in welchem Szenen, die in der «GoT»-Hafenstadt de, und Daenerys Targaryen, Frau- «GoT» nicht ausführlich behandelt King’s Landing spielen, wurden chen von drei Drachen, Anwärterin worden wäre. plötzlich spezielle Stadtführungen auf die Herrschaft über alle Königrei- Wie kam es zu dieser Manie? Da- zur Serie angeboten. che und selbsternannte Heilsbringe- für lohnt ein Blick nach Washington Am White-House-Korresponden- rin mit stalinistischer Ader, die mit und New York. ten-Dinner 2016 sagte der damalige Abstand scheusslichsten Kriegsver- Im Big Apple berichtet TV-Redak- US-Präsident Barack Obama nach der brecher. Die «Washington Post» tor Jeremy Egner seit Beginn der Se- Begrüssung zweier republikanischer kommt zum Schluss: Die meisten rie 2011 über «Game of Thrones». Globales Staffel 2011 schreibt der «Washington Senatoren, man solle jetzt sofort die Leben hat Daenerys’ Drache Drogon Klar, dass bei seiner Arbeitgeberin, Massenphäno- Post»-TV-Kritiker Hank Stuever, man Türen verrammeln. «Das wird wie ausgelöscht. Zuletzt versengte er der «New York Times», die journalis- men. Auf der könne «Game of Thrones» «für die die Rote Hochzeit.» So heisst der eine ganze Stadt. tische Newsletter «great again» ge- ganzen Welt Ernsthaftigkeit und klare Zielset- Abend in der Serie, an dem eine Diese vorletzte Folge der achten macht hat, auch ein «GoT»-Newslet- versammelten sich zung bewundern». Insgesamt veror- Hochzeitsgesellschaft eingeschlos- und letzten Staffel sahen rund 18,4 ter nicht fehlen durfte, um den sich Menschen, um tet er die Serie aber in der Nerd-Ecke. sen, abgeschlachtet und damit das Millionen. Die letzte «GoT»-Folge, in Redaktorin Jennifer Vineyard küm- gemeinsam Staffel zwei: Ankündigungsanalyse Königshaus «Stark» bis an den Rand der – Achtung, Spoiler! – der Eiserne mert. Mit Erfolg. Bereits 2017 haben «Game of zum Staffelbeginn. Dritte Staffel: der Auslöschung abgemetzelt wird. Thron, den die meisten Könige be- über 61 000 Leser den «GoT»-News- Thrones» zu Hank Stuever nennt «Game of Thro- Der Mahnspruch dieses Königshau- steigen wollen, im Drachenfeuer letter abonniert. Während im Bran- schauen. Wie viele nes» ein «Meisterwerk in der Mache». ses, «Der Winter naht», schaffte es zu dahinschmilzt, sahen mehr Austra- chenschnitt 15 von 100 Newslettern Personen GoT Die Zuschauer sehen das ähnlich: einem geflügelten Wort, das abhob eine Analyse darüber veröffentlicht Kein Fussball-, «GoT» abdeckte, noch weitere «pas- lier als den Halbfinal des Rugby- geöffnet werden, hat der «GoT»- genau schauten, In der Internet Movie Database und bis in die Twitter-Timlines flat- hat, wie «Game of Thrones» der erste sondern ein sionierte Redaktionsmitglieder» hin- Weltcups 2011 gegen Derby-Gegner Newsletter der «New York Times» lässt sich kaum (IMDb) holt eine Folge dieser Staffel terte. US-Präsident Trump etwa globale TV-Blockbuster wurde. Klar: Serien-Finale: In zugefügt. Neuseeland. Landesrekord! Rekord- zeitweise eine Opening Rate von sagen. Was man im Schnitt über 9,1 von zehn mögli- warnte den Iran im November 2018 «Viele Redaktoren jagen nach Klicks Moskau schauten Man habe über «GoT» derart um- verdächtig auch die Kosten: HBO, der über 100 Prozent – das heisst, die weiss: Bei der chen Punkten. Man habe ab der per Tweet in «Game of Thrones»- und Leserschaft», so die Professorin Tausende fangreich berichtet, weil die Serie TV-Konzern hinter der Serie, gab Abonnenten öffnen ihn mehrmals. siebten Staffel vierten Staffel immer zum jeweiligen Schrift: «Die Sanktionen nahen.» Der für Media Studies an der Universität Menschen die Folgendes kombinierte, erklärt Ma- pro Episode bis zu 15 Millionen US- Die «NYT»-Berichterstattung in- wurde die Marke Staffelstart Zusammenfassungen «Economist» schrieb 2016 über die Michigan. «Mein Bedenken in Bezug letzte Folge von litz: «Massive Zuschauerzahlen, hef- Dollar aus. tensiviert sich mit jeder Staffel. Bald von einer Milliarde geliefert, «um den Lesern mehr von Erbfolge am Golf: «Das wirkliche auf die Berichterstattung ist der «Game of tiges Interesse plus eine reichhaltige Im Schnitt fand jede Folge der kommen «Tiefenanalysen» zur Seri- (!) illegaler dem zu geben, was sie wollten», so ‹Game of Thrones›» sei Saudi- Grad, zu welchem genau diese Be- Thrones» in der Sammlung an Storylines, Charakte- «GoT»-Finalstaffel weltweit rund enkritik hinzu, Service-Artikel mit Streams und David Malitz, der stellvertretende Arabien. richterstattung ‹GoT› zu einem grös RZD-Arena, wo ren und Theorien.» Und genau dies 44,2 Millionen Zuschauer. Das ist so, den «Schlüssel-Episoden» der ver- Downloads Chef des Kulturressorts bei der «GoT», das stand plötzlich als seren Phänomen werden liess, und sonst das Team seien Faktoren, die grundsätzlich als würden Länder wie Argentinien schiedenen Staffeln. Dann werden übertroffen. «Post», gegenüber DOMO. Pünktlich Symbol für machiavellistische das auf Kosten von sehr guten Stü- von Lokomotive entscheiden würden, wie viele Res- oder die Ukraine sich kollektiv vor die Schauspieler der Serie interviewt, zur fünften Staffel brachte dann die Machtpolitik, für Intrigen und die cken der TV-Kultur, die vielleicht Moskau seine sourcen man für Berichterstattung den Fernseher setzen. Damit gilt etwa zur «kryptischen Menschlich- «Washington Post» das grosse Story- Fortführung der Diplomatie mit an- nicht so bekannt sind.» Heimspiele einsetze. «Game of Thrones» als kommerziell keit der Melisandre» – eine Prieste- telling mit allen Toten, dessen Up- deren Mitteln, wie es auch unsere Lotz nimmt als Beispiel das Fina- austrägt. Haben die Storylines, von denen erfolgreichste Serie aller Zeiten. Vom rin, der auch dunkle Magie recht ist, date pro Staffel noch einmal je einen Welt kennt. Oder wie es der Verge- le der Serie «Big Bang Theorie», des- Malitz spricht, die Redaktoren ange- Emmy über die Golden Globes bis um den vermeintlichen Plan ihres Monat Zeit in Anspruch nahm. Redaktor Jonathan Easton be- sen Zuschauerschaft nicht viel klei- fixt? Verwunderlich wäre es nicht. zum American Cinema Editors Feuergottes zu erfüllen. Reisejour- Nicht ganz schön viel Aufwand schreibt: Ein grosser Teil des Erfolgs ner war als die von «GoT». «Ein «Game of Thrones» ist voller Ge- Award wurde die Serie mit zig Aus- nalisten besuchen für die «Times» für Ereignisse in einer fiktiven Seri- der Serie stamme von «der Relevanz genauso bedeutungsvoller Moment, schichten, nach welchen viele Jour- zeichnungen überhäuft. Drehorte von «Game of Thrones». enwelt? für real-weltliche Ereignisse». aber mit weniger Aufmerksamkeit», nalisten lechzen: politische Intrigen, Keine Frage also: «Game of Thro- Vineyard, Egner und drei weitere Für Malitz reicht «Game of Thro- Tatsächlich berichteten Journa- sagt Lotz. am besten gepaart mit Sex-Skanda- nes» hat Geschichte geschrieben. Kollegen bauen schliesslich eine nes» über gewöhnliche Serien hin- listen auch über «GoT»-bezogene Haben also Journalisten «Game of len, verworrenen Familiengeschich- Wohl auch, weil die Serie diejenigen, Landing Page: den «ultimativen aus: «Am Ende der dritten Staffel Ereignisse auf unserer Welt. «Echo Thrones» grösser gemacht, als es ist? ten und verhedderten Seilschaften. die Geschichten schreiben, verein- ‹Game of Thrones›-Guide», samt wurde uns klar, dass sich die Serie Moskvy» schrieb etwa darüber, dass Laut Lotz war die Serie «ein Kult-Hit, Und genau das ist der Stoff, aus dem nahmt hat: Journalisten. Empfehlungen, welche Folgen man von einem blossen Hit zu einem die Petersburger Behörden einen besonders für den Geschmack von die Bücher sind, auf denen die TV- Am Anfang war die Serie lediglich denn noch vor der letzten Staffel Kultur-Phänomen gewandelt hatte.» Eisernen Thron konfiszierten, den Kulturjournalisten und Kritikern». Serie beruht. noch auf dem Radar von TV-Kritikern gesehen haben müsse. Ähnlich beschreibt Caroline Fux, Fans in der Nähe des Palastplatzes als Böse Zungen sagen über Sport- «Das Lied von Eis und Feuer» und Kultur-Redaktoren. Und die Der Grund ist ökonomischer Na- Kolumnistin und Sex-Podcasterin Fotosujet aufgestellt hatten. Auch journalisten, sie seien häufig Fans, hatte Autor George R. R. Martin ge- schrieben wie über jede andere TV- tur. Eine «New York Times»-Spreche- beim BLICK, die Serie: «Game of über die Dubrovnik-Stadtführungen die es über die Absperrung geschafft schrieben – vom «Time»-Magazin Serie. Doch dabei blieb es nicht. rin erklärt gegenüber DOMO Ende Thrones ist ein gesellschaftliches und die zahlreichen Reaction-Videos hätten. Ein ähnlicher Fall also bei 2011 zu einem der 100 einflussreichs- «USA Today» analysierte die Mai, Berichte zu «Game of Thrones» Phänomen», so die Psychologin. wurde geschrieben, die zeigen, wie «GoT»? Fans, die ihre Lieblingsserie ten Persönlichkeiten gekürt und «Barmherzigkeitsökonomie» in der hätten unter den meistgelesenen Daher habe sie den Sex-Podcast «Sex Zuschauer der Serie beim Public nach oben schreiben? Immerhin heute mehrere Millionen schwer. Er Serie. «The Verge» fragte, wie mora- Artikeln der letzten sechs Wochen on Thrones» zur Serie aufgenommen, Viewing in Bars auf die neuesten bezeichnen die «NYT»-Redaktoren weiss nur zu genau, welche Storys lisch es sei, Drachen in den Kampf zu auf der «NYT»-Website gelegen. «Die in der «Sex wirklich ein tragender Volten der Serie reagieren. ihren ultimativen Guide als «obses- Journalisten feiern. Er selbst hatte schicken, und bemühte dabei Analo- meisten Leser waren keine Abonnen- Teil der Geschichte in allen Varian- Redaktoren, die über Fan-Theori- sives Kompendium». Journalismus studiert. Später unter- Foto: afp, Keystone gien zum Panzereinsatz im Ersten ten. Die Sendung half uns also, ein ten» sei. en schreiben, riesige Storytellings In eine ähnliche Richtung weist, richtete er Journalismus am Clarke Weltkrieg. Die französische Tages- neues Publikum anzusprechen.» Je intensiver Zuschauer und Jour- produzieren, Verbindungen in die was «Washington Post»-Kultur- College in Dubuque am Mississippi. zeitung «Le Figaro» schaute sich die Bei der Konkurrentin in Washing- nalisten sich mit der Serie befassten, internationale Politik schlagen – ist Redaktor David Malitz gegenüber «Game of Thrones» und der Jour- 50 beeindruckendsten Kostüme der ton weiteten sich die Berichte ähn- desto mehr diffundierte sie durch die das nicht alles übertrieben? DOMO beschreibt. Für die finale nalismus – sie waren also schon im- Serie an und werweisste, wie Jon lich aus. Zum Erscheinen der ersten Bildschirme in unsere Popkultur. «Ja, ist es», sagt Amanda Lotz, die Staffel habe man dem Team, das mer eng verbunden. 14 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 15
Wer ist wann zu sehen? Die Präsenzzeiten der verschiedenen Häuser während der verschiedenen Staffeln. Total Da e ner tell appearance ys T e ll Ma r ar g ar t Ho ar y u se time M ra n u se en Do Ho Season 0 9: Ta 13:5 rg 8 2 ar ye Season n 5 7 1:1 :4 Season 01 6 Season 5 Season e ll 4 Sa ns a r Ty Season Sta 3 u se r ll k y re Ho Ho 2 na T u se Ole n 1 Star 4:18 k 03:4 29 :0 8 :16 Wer alle Folgen von «Game of Thrones» am Der Eiserne Stück sehen möchte, muss 70 Stunden und Thron 30 Minuten vor dem Fernseher sitzen. So Tully Ce r s e i L a lange dauern die 73 Episoden der HBO-Kult- H o u se H o u se Serie. Eine zeitliche Aufschlüsselung um den n n i s te ll y re Tu Kampf um Macht und den Eisernen Thron. La r u nn i s Edm 21:0 :29 ter 1:4 :58 3 00 05 n Hauptcharaktere und ihre Präsenzzeiten :17 eo :4 3 h at Viele Akteure prägen die Serie. Hier eine Auswahl der r Ba 06 Y Ho ar wichtigsten Charaktere, ihre Grösse und die Zeitdauer, e 0: aG n us 9 :0 us re in der sie in allen 73 Folgen zu sehen sind. eo 0 eG y jo th ra Ho rey y Ba joy er t b 0 0: 3 Ro 8:01 House Arryn Robin Arr yn Männerwelt Zählt man die in der Serie gesprochenen Worte, haben Frauen wenig(er) zu sagen. Worte Männer 71 % Worte Frauen 29 % 214 320 87 770 Infographic & Illustration: Priska Wallimann Sources: Dataset from Jeffrey Lancaster White Brienne Jon Cersei Daenerys Tyrion on Github, HBO, Pictures: HBO Drogon Dongo Walker of Tarth Snow Lannister Targaryen Lannister Ghost 7,62 m 3,65 m 2,13 m 1,9 m 1,72 m 1,65 m 1,57 m 1,35 m 1,55 m 1:48:37 0:04:10 0:25:57 4:00:56 11:12:45 7:05:22 8:48:14 11:25:04 0:48:29
BERLIN BERLIN Gotteshausfeeling statt Garagen atmosphäre: Beim Start-up Story machine essen die Mitarbeiter auf einer Kirchenbank von Ebay. Gekocht wird individuell, einmal wöchentlich ordern alle zum Team-Lunch ihr Wunschmenü – und die Chefs bezahlen. Die Ghostwriter von Storymachine Es ist geheimnisumwittert, gilt als sagenumwoben: Storymachine! Das Start-up von Ex-«Bild»-Boss Kai Diekmann, Philipp Jessen und Michael Mronz wächst seit dem Start 2018 rasant, zählt schon 55 Mitarbeiter. «Völlig irre!», staunt selbst Neu-Unternehmer Diekmann. Text René Haenig Fotos Markus Tedeskino 18 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 19
BERLIN BERLIN B erlin-Kreuzberg, Tempelhofer Ufer 17. Ein rotbrauner Backstein- bau von 1898. Einst wurden hier Gummiwaren fabriziert. Heute geben im 1. Stock hinter einer dicken schwarzen Stahltür erfahrene Jour- nalisten, junge Social-Media-Exper- ten und versierte Datenanalysten Gummi. Eine gelbe Quietsche-Ente und ein grasgrüner Froschkönig, die in einer künstlichen Pfütze aus Acryl am Boden im Eingangsbereich düm- peln, sind das einzige Gummizeugs, das sich in den durchgestylten Räu- men von Storymachine finden lässt. Philipp Jessen, 41, vormals stern. de-Chef, einer der drei Gründer und CEO von Storymachine, sitzt in sei- nem Büro vor einem breiten Curved- Monitor. Hinter ihm hängt ein Rie- senbild mit Kai Diekmann, 55, der im Schneidersitz am Boden seines alten, entkernten «Bild»-Büros im 16. Stock des Springer-Hochhauses hockt. «Fast dadaistisch», findet Jessen, der sich das Bild von Diekmann für die Agentur gewünscht hat. «Kai erzählt jedem, dass er so alles im Blick hat – selbst wenn er nicht im Haus ist.» Jessen war Tage zuvor bei Angela Merkel. Im Rahmen der Vorstands- klausur zur Analyse der Europawahl hielt er vor der Kanzlerin und Partei- chefin Annegret Kramp-Karrenbauer einen Vortrag über digitale Kommu- nikation. «Die Welt» schrieb danach, Drei der vier Köpfe den nie einen Kunden beim Namen die Kanzlerin sei von der Präsentati- hinter Storymachi nennen», sagt Nora Beckershaus, 32, on sehr beeindruckt gewesen. Und ne: CEO Philipp klipp und klar. Als sie, die Storyma- der Medien-Fachdienst turi2.de Jessen (v. l.), CIO chine als Chief Innovation Officer konstatierte, die CDU lasse sich von Nora Beckershaus von Beginn an mit aufgebaut hat, Jessen und seiner Truppe «die Sache und Kai Diekmann. kürzlich in Zürich einen Vortrag mit dem Internet zeigen». Jessen will Das Sofa kaufte hielt, verriet ein Kunde sich an- nicht einmal «off the records» über Diekmanns Gattin schliessend mit den zu vertrauten die CDU sprechen. Diskretion ist bei Katja Kessler auf Worten «Wie Nora schon sagte ...» Storymachine oberstes Gebot. Selbst dem Flohmarkt, Beckershaus hat ihr Büro neben wenn es bedeutet, eine Chance zur anderes bei Ebay dem von Jessen. Eine Glasscheibe Eigenwerbung verstreichen zu las- und Ikea. «Sie trennt sie. Die beiden sind die Einzi- sen. restauriert seit gen, die bei Storymachine ihren ei- Die Heimlichtuerei, vor allem was Jahren alte Häuser genen Raum haben. Wobei der, wenn Kunden betrifft, hat einen simplen und richtete sie nicht da sind, jedem der 55 Ange- Grund. «Wir verstehen uns als Ghost- unsere Büros ein.» stellten offensteht. Beckershaus’ writer», bringt es Diekmann auf den Kleines Bild Office erinnert mehr an ein Wohn- Punkt. Bei Merkel erwarte auch kei- rechts: Am zimmer: gemütliche Sessel vor einer ner, dass sie ihre jüngst von Standing «Im Kern ist unser «Trump ist egal, was eine ‹New York Ideen. Jessen: «Wir wollen echte und Story! Früher hätte man als Journa- Empfang Kamin-Attrappe mit üppigem Blu- Ovations begleitete Rede in Harvard Times› links und CNN rechts von ihm nachhaltige Geschichten erzählen.» list die Frau Wochen begleitet und begrüssen eine menarrangement. Ein Baby-Spielmo- selbst geschrieben habe. Da stehe der Geschäftsmodell Trump. berichten, er hat mehr Follower auf Um zu zeigen, wie Storymachine dann im «Spiegel» einen Drei-Seiten- Quietsche-Ente bile mit gehäkeltem Storymachine- Schreiber klar hinter seiner Auftrag- Twitter als die grössten Medien des arbeitet, nennt Diekmann das Bei- Bericht gebracht, sagt Diekmann. und ein Froschkö Like-Button, Rakete und Regenbogen geberin zurück. «So halten auch wir Er braucht klassische Landes auf demselben Kanal.» spiel eines grossen Unternehmens, Storymachine erzählte die Geschich- nig auf einer am Boden – ein Geschenk von Kolle- es mit unseren Kunden. Wir verlei- Storymachine, so sagen die Grün- das unter anderem in Afrika tätig ist: te für den Kunden auf dessen Insta- Acryl-Pfütze ginnen. Es erinnert sie an die bevor- hen ihnen Authentizität, anstatt ih- Medien nicht mehr» der, helfe Marken, Firmen oder Per- «Als Erstes fragten wir den Kunden, gram-Account – und das über einen Mitarbeiter und stehende Geburt ihrer ersten Tochter nen etwas überzustülpen.» Oder wie sonen dabei, ihre eigenen Publisher was er zu erzählen habe. Irgendwann Zeitraum von drei Monaten. Gäste. im September. Statt an einem wuch- Jessen es formuliert: «Wir möchten Kai Diekmann, Co-Gründer Storymachine zu werden und sich eine perfekt de- bekamen wir zu hören, dass ihr weib- Die Dienste des Berliner Start-ups tigen Schreibtisch arbeitet die die Marken und Personen, für die wir finierte, qualitativ hochwertige und licher COO vor Ort aus Afrika ist, im in Anspruch nehmen Grosskonzerne 32-Jährige an einem kleinen Ikea- kommunizieren, in den Vordergrund Der US-Präsident führt seit Amtsan- quantitative Zielgruppe aufzubauen Ausland studierte, zurückkehrte und wie Allianz, Vodafone oder Deutsche Tisch. Den Bildschirm darauf nutzt stellen. Und da geht es nicht um uns.» tritt der Welt vor, dass er klassische und anzusprechen. Dafür treffen sich heute als Alleinerziehende die afri- Bahn. Das ist nur bekannt, weil die sie nur, um Excel-Tabellen zu erstel- «Im Kern ist unser Geschäftsmo- Medien nicht benötigt, um mit sei- die Agenturleute mit potenziellen kanische Dependance an der Spitze Firmen das Engagement von Story- len. «Ansonsten arbeite ich aus- dell Donald Trump», sagt Diekmann. nem Publikum zu kommunizieren. Kunden, erarbeiten mit ihnen neue der Organisation leitet.» Was für eine machine kommunizierten. «Wir wür- schliesslich mit meinem Handy.» 20 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 21
BERLIN BERLIN Ehe Beckershaus im Januar 2018 sie scheitert, wieder auf der Matte, einem Berliner Coworking Space. Zudem sei man sich bewusst, dass bei zum Storymachine-Gründertrio um sich der Aufgabe neu zu stellen? Nach nur vier Monaten bezieht das «Wir beschäftigen bei uns einer Expansion ins deutschsprachi- stösst, baut sie als Geschäftsführerin Eine weissgrauem Marmor nach- explodierende Start-up die Räume ge Ausland auf regionale und lokale den deutschen Ableger des US-Life- empfundene Steintafel in dem Gross- am Tempelhofer Ufer. nur Leute, die in der Lage Gegebenheiten Rücksicht genom- style-Portals Refinery29 auf, arbeitet raumbüro listet «Unsere 10 Gebote» Vom behüteten Konzernkind zum men werden müsse. Und nicht zu- in der Innovationsabteilung von Axel von Storymachine auf. Von Punkt 1 selbständigen Unternehmer – Diek- sind, im Team zu arbeiten» letzt gelte es, die richtigen Personen Springer, schreibt als Ghostwriterin «Wir glauben an die Kraft von Ge- mann, der bei Storymachine kein «on the ground» zu finden, die die für den Blog von Diekmanns Ehefrau schichten» über Punkt 10 «Wir helfen eigenes Büro hat und für die strate- Philipp Jessen, CEO Storymachine Idee und den Spirit von Storymachi- Katja Kessler, hat für «Bravo» gear- uns jederzeit, wir machen nieman- gische Ausrichtung zuständig ist, ne wirklich verstehen und diese auch beitet, als Philipp Jessen dort Chef- den klein, um selber gross zu wirken» diskutiert gerade in der Küche mit erfolgreich vorantreiben und umset- redaktor war, sowie als persönliche sticht vor allem das abschliessende einem guten Dutzend Mitarbeiterin- heute, denk an morgen!». Jetzt schaut Oben links: zen könnten. «Dann aber ist alles Assistentin der ehemaligen «Bunte»- P.S. heraus: STRICTLY NO ASS nen und Mitarbeiter, die auf einer sich Diekmann sogar die Lohnsum- Diekmann im möglich», sagt Diekmann zuversicht- Chefin Patricia Riekel. Das angefan- HOLES. «Wir wollen Leute, die sich ehemaligen, bei Ebay ersteigerten me der 55 Angestellten mit weniger Gespräch mit lich. gene Jura-Studium liess sie sausen unabhängig von Alter, Fähigkeit und Kirchenbank zum Mittagessen Platz Angst an. «Aber Respekt habe ich, Kunden. «Wir sind Nicht mehr sehr viel möglich ist für ihre Medienkarriere. «Mein Beruf Erfahrung auf Augenhöhe begeg- genommen haben. «Ich glaube nicht, vor allem bei unserem schnellen kein typisches momentan bei Diekmanns Punkte- ist der des Storytellers.» Geschichten nen», sagt es Beckershaus weniger dass dieses Plastikgeschirr in den Wachstum.» Er sei happy, mit Mronz Startup, das an konto im Verkehrssündenregister in erzählen könne sie sowohl auf Papier drastisch. Dass die Angestellten mit Abfall gehört ...» In der Küche darf einen Partner an Bord zu haben, «der viele Türen Flensburg. Als «Bild»-Boss ist er als auch auf sämtlichen Social-Me- Laptop oder am Smartphone auf So- sich jeder sein Wunschmenü zube- als Einziger von uns ein Studium klopfen muss. In jahrelang in der dicken Mercedes- dia-Kanälen, datenoptimiert oder fas oder antiken Bettgestellen lüm- reiten, einmal wöchentlich wird Es- abgeschlossen hat, und dazu rech- den meisten Fällen Limousine von seinem Zuhause in auf eine sonstige skalierte Art und meln, ist gewollt und kein Zeichen, sen zum Team-Lunch bestellt, wobei nen kann». Mronz gründete schon sprechen die Potsdam zum «Bild»-Büro nach Weise. dass hier nur gechillt wird. die Mitarbeiter auswählen und die einige erfolgreiche Unternehmen. Kunden uns an.» Berlin und retour chauffiert worden. Im Moment ist ihr Hauptjob aller- Seinen Anfang nimmt das Berli- Chefs bezahlen. Was das Wachstum von Storyma- Nach seinem Abgang bei Springer, als dings ein anderer. Fähige Leute fin- ner Start-up am 30. August 2017 in Diekmann hat sichtlich abgenom- chine angeht, treten die Gründer erst Oben rechts: «Ich der Jungunternehmer plötzlich den und engagieren. «Keine einfache einer Kölner Pizzeria. Dort, wo einst men. Der Ex-«Bild»-Boss fühlt sich in einmal etwas auf die Bremse. Nicht glaube, ich bin im selbst am Steuer des grossen Wagens Sache», wie sie zugibt. Neben fachli- Michael Mronz, 52, Lebensgefährte seiner neuen Rolle als Arbeitgeber nur aus Deutschland rennen ihnen Wald» – im sitzt, fährt er in der Tiefgarage gleich chen Fähigkeiten zählen für sie bei des 2016 an den Folgen von Krebs Kai Diekmann hat künftiges Unternehmen nach. Es ist wohl, ist sich aber auch seiner Ver- Kunden die Türe ein, auch für Unter- Grossraumbüro zwei Mal innert kürzester Zeit einen der Einstellung neuen Personals vor verstorbenen ehemaligen deutschen kein eigenes Büro. Jessen, der nach «Content-Machine», antwortung bewusst. «Als ich das nehmen und Personen aus Österreich von Storymachine Aussenspiegel ab. «Daraufhin kaufte allem die sogenannten Softskills: Ist Aussenministers und Vizekanzlers Von Philipp das dem Trio zu antiseptisch klingt, erste Mal hörte, was wir hier an Mie- und der Schweiz arbeitet Storyma- sorgen hundert ich mir einen Mini.» Jetzt muss er einer flexibel? Geht sie mit? Wächst Guido Westerwelle, als BWL-Student Jessens CEO- plötzlich «Storymachine» in die Run- te bezahlen, bin ich vor Angst fast chine bereits. «Wir betreuen diese Birkenstämme für sich nur noch das Telefonieren am jemand über sich hinaus, probiert er jobbte. An dem Abend sitzen Diek- Office aus hat de ruft. Noch am Esstisch sichert sich umgefallen», erzählt er. Micky von Berlin aus», erklärt Diekmann. Waldatmosphäre. Steuer abgewöhnen und seinen Gas- angstfrei Sachen aus, springt sie auch mann, Jessen und Mronz, den alle zumindest sein das Trio die Namensrechte im Inter- Mronz, der bei Storymachine für die Zuerst wolle man das Wachstum in Gebrainstormt fuss etwas mehr drosseln. mal ins kalte Wasser? Und noch wich- «Micky» nennen, beisammen und Konterfei alles im net. Im Januar 2018 schlägt die Ge- Finanzen zuständig ist, beruhigte Deutschland konsolidieren, ehe über wird der Couch. Es reicht, dass Storymachine or- tiger: Steht eine Person, auch wenn sinnieren über einen Namen für ihr Blick. burtsstunde von Storymachine in ihn mit den Worten «Denk nicht an neue Standorte nachgedacht werde. dentlich Gas gibt. 22 | DOMO – Juli 2019 DOMO – Juli 2019 | 23
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