CVUA-MEL 2013 CHEMISCHES UND VETERINÄRUNTERSUCHUNGSAMT MÜNSTERLAND-EMSCHER-LIPPE (AÖR)
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Impressum: Herausgeber: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA‑MEL) - Anstalt des öffentlichen Rechts - Joseph-König-Straße 40, 48147 Münster Telefon (0251) 9821 0 Telefax (0251) 9821 250 E-Mail: poststelle@cvua-mel.de Redaktion: AG Jahresbericht (Wilfried Höwedes, Dr. Beate Brauer, Dr. Susan Ehlers, Dr. Brigitte Fahrenhorst-Reißner, Dr. Christophe Goldbeck, Oliver Keuth, Thorsten Lüdemann, Dr. Joachim Schlösser, Dr. Marion Stermann, Marie-Sophie Wrede) Layout: Öffentlichkeitsarbeit (Wilfried Höwedes, Oliver Keuth) Bildnachweis: Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (CVUA-MEL) - Anstalt des öffentlichen Rechts - Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur unter Quellenangabe und Überlassung von Belegexemplaren nach vorheriger Zustimmung des Herausgebers gestattet. Die Verwendung für Werbezwecke ist grundsätzlich untersagt.
Vorwort Gesundheitlicher Verbraucherschutz hat das Die weiteren drei genannten Themen stehen Ziel, Verbrauchern den Zugang zu gesundheit- exemplarisch für die Tatsache, dass das Auf- lich unbedenklichen Lebensmitteln und ande- spüren von Kontaminanten oder Rückständen ren Produkten zu sichern. in unseren Lebensmitteln und Futtermitteln eine ständige wissenschaftliche Herausforde- Für annähernd 2,7 Millionen Einwohner im rung ist, die stets den eindeutigen analytischen Regierungsbezirk Münster ist das CVUA-MEL Nachweis in geringsten Mengen erforder- eine Einrichtung, die den Gesundheitsschutz lich macht. Dies gilt für natürliche, sekundäre von Menschen und Tieren sowie den Schutz Pflanzeninhaltsstoffe (z.B. Pyrrolizidinalkaloi- vor Täuschung und Irreführung zur Aufgabe de) oder natürlich vorkommende Schimmel- hat. Es untersucht für seine Träger, d.h. das pilzgifte (z.B. Aflatoxine) in gleicher Weise wie Land NRW sowie die Kreise und kreisfreien für Schadstoffe aus der Umwelt, Prozesskon- Städte des Regierungsbezirks Münster, Le- taminanten aus der Herstellung, Rückstände bensmittel, Futtermittel, Bedarfsgegenstände von Pflanzenschutzmitteln oder Tierarzneimit- und kosmetische Mittel. Hinzu kommen um- teln, gefährliche Viren, seltene Bakterien oder fangreiche Untersuchungen bei Tieren, die Bestandteile/Zutaten mit nanopartikulären der Nahrungsgewinnung dienen. Hier steht die Strukturen. frühzeitige Ermittlung von Tierkrankheiten in den Viehbeständen des Einzugsbereichs und Für all diese Fragestellungen werden her- die Überprüfung der Wirksamkeit von Schutz- vorragende Fachleute benötigt, die mit ihrem maßnahmen z.B. durch Impfungen im Vorder- Spürsinn und ihrer Kompetenz Probleme iden- grund. All dies dient der Tiergesundheit und tifizieren, damit diese anschließend im Sinne folgt dem Schutzprinzip „Vom Stall bis auf den des oben genannten Verbraucherschutzes ab- Teller“. gestellt werden können. Dieser Jahresbericht gibt einen Überblick über Das CVUA-MEL hat diese Fachleute! die Tätigkeiten des CVUA-MEL im Kalender- jahr 2013 auf diesen Gebieten. Schlagwortartig Ihnen sei für die geleistete Arbeit nicht nur im seien hier nur einige der Themen genannt, mit vergangenen Jahr herzlich gedankt! denen sich das CVUA-MEL 2013 befasst hat: • Nichtdeklariertes Pferdefleisch in Produk- ten mit Rinderhackfleisch • Aflatoxin M-Gehalte in Milch nach Verfütte- rung von aflatoxinhaltigen Futtermitteln • Pyrrolizidinalkaloide in Säuglings- und Münster, im Juli 2014 Kleinkindertees • Chlorat/Perchlorat in Salat und Gemüse. Dr. Georg Schneiders Dr. Michael Heitmann Das Thema nichtdeklariertes Pferdefleisch mag als Beispiel dafür stehen, dass es beim Schutz des Verbrauchers vor Täuschung und Irreführung heute nicht mehr um Fragestellun- gen geht, die vor etlichen Jahren oder Jahr- zehnten von Bedeutung waren, wie z.B. um Stärke (Brot) in der Frikadelle oder um über- fettete Leberwurst. Auch wenn diese Parame- ter noch heute überprüft werden, so stehen zunehmend andere Formen der Täuschung und Irreführung im Vordergrund, die mit neuen analytischen Ansätzen aufgedeckt und nach- gewiesen werden müssen. Verstärkt durch den sich wandelnden, globalisierten Markt mit zum Teil nur schwer durchschaubaren Vertriebswe- gen treten dabei handwerklich orientierte oder regional vertreibende Hersteller zunehmend in den Hintergrund.
Seite 4 CVUA-MEL 2013 Vorwort3 Impressionen vom Tag der offenen Tür des CVUA-MEL am 14.09.2013 6 Tiergesundheit10 Neues Virus verantwortlich für Kaninchensterben? 10 Tierschutz und das CVUA-MEL 11 Ein seltener „Fund“ in der Bakteriologie – Teil 1 11 Ein seltener „Fund“ in der Bakteriologie – Teil 2 12 Eine neue Technologie für die Bakteriologie 12 Tuberkulose beim Rind in NRW – längst „ausgerottet“ aber dennoch präsent 13 Futtermittel14 Probenzahl und Untersuchungsergebnisse 14 Fremdkörper in einem kommerziellen Hundetrockenfutter 14 Rückstandsuntersuchungen16 Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln; kein Grund zur Aufregung? 16 Immer noch ein Thema: Mehrfachbefunde! 16 Chlorat im Essen? 17 Lebensmittel tierischer Herkunft 19 Bratwurst vs. Grillfleisch – der große Haltbarkeitstest 19 Biogene Amine in Hartkäse 20 Käse: Tatsächlich Bio? 21 Der Pferdefleischskandal 2013 und andere nicht deklarierte Fleischzutaten in Fleischerzeugnissen und Fertiggerichten 22 Aflatoxin M1 in Rohmilch 23 Lebensmittel pflanzlicher Herkunft 24 Zusatzstoffe in Feinkost und Suppen / Saucen 24 Pyrrolizidinalkaloide (PA), unterschätzte Gefahr oder Hype? – Die Story geht weiter 25 Untersuchung von Lebensmitteln auf gentechnische Veränderungen 28 Bedarfsgegenstände29 Ex und Hop: Einweg-Salzmühlen – Follow Up 29 Sensorische Auffälligkeiten bei Lebensmittelkontaktmaterialien 30 Simultane Bestimmung von Melamin und Formaldehyd in Migraten von Lebensmittelbedarfsgegenständen mittels HPLC 31 Weiche Schale - harter Kern: Holzspielzeuge mit verbotenen Weichmachern im Lack 31 Tierspielzeug in Kinderhand 32
CVUA-MEL 2013 Seite 5 Spielzeug in Lebensmitteln – Lebensmittel im Spielzeug 34 Mineralölhaltige Adventskalender 35 Verbraucherbeschwerden37 Sauerbraten mit Bleieinlage 37 Fischgräte als Verbraucherbeschwerde?! 38 Clementinen in Holzstiege 38 Sonderuntersuchungen39 Vergiftet – tote Vögel fliegen nicht 39 Schwerpunktuntersuchungen NRW 42 N-Nitrosamine – Immer wieder ein Thema 42 Über uns... 43 Akkreditierung des CVUA-MEL durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) GmbH 43 Ausbildung - eine Investition in die Zukunft 44 Zahlen, Daten, Fakten, Organisation 45 Abkürzungsverzeichnis47 Vorträge49 Veröffentlichungen52
Seite 6 CVUA-MEL 2013 Impressionen vom Tag der offenen Tür des CVUA-MEL am 14.09.2013 Fachleute mit Spürsinn stellen sich und ihre Etliche wissenschaftliche Mitarbeiter hielten Arbeit vor Fachvorträge zu aktuellen Fragestellungen und Themen wie z.B.: „Echtheitsprüfung durch Das CVUA-MEL hatte am Samstag, dem Stabilisotopenmessung“, „Ist Bio drin, wo Bio 14.09.2013 von 10-17 Uhr seine Pforten ge- draufsteht?“, „Das Etikett – die Visitenkarte des öffnet und seine Arbeitsschwerpunkte ca. 1000 Lebensmittel - eine Lesehilfe!“, „Unser Beitrag Besuchern vorgestellt. zum Tierschutz“ und „Was ist Dioxin?“. Von besonderem Interesse waren sowohl die Sektion eines Ferkels in der Sektionshalle, als auch die Zerlegung und Untersuchung einer ausgewachsenen Sau. Zahlreiche Zuschauer hatten sich im sogenannten „kleinen Kubus“ eingefunden und klebten förmlich an den gro- ßen Glasscheiben, um dieses Spektakel mit- zuerleben. Herr Dr. Schneiders und Herr Dr. Heitmann begrüßten als Hausherren jeden einzelnen Be- sucher und gaben einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Aktivitäten an diesem Tag. Nach einem Kurzvortrag über das CVUA- MEL und seine Einbindung in den Verbrau- cher- und Tierschutz folgte ein geführter Rund- gang durch spezielle Bereiche des Hauses. Auch andere Arbeitsgebiete verstanden es, mit zahlreichen Aktivitäten das Interesse des Publikums zu wecken. So konnten die Besu- cher z.B. im Rahmen einer „Riecholympiade“ ihren Geruchssinn testen, sensorische Ge- schmacksprüfungen wurden bei Käse- und Schinkenimitaten, bei der Bio-Milch oder bei der Weinanalyse angeboten und durchgeführt. Daneben hatte jeder Besucher die Möglich- keit, einen Rundgang auf eigene Faust durch die einzelnen Labore zu machen. Dazu wur- den in den Fachbereichen Poster erstellt, die den Besuchern entweder Geräte und deren Funktion erläuterten oder einzelne Aufgaben des CVUA-MEL beschrieben. Darüber hinaus konnten in persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern zusätzliche Fragen gestellt und erörtert werden.
CVUA-MEL 2013 Seite 7 Großer Andrang herrschte auch im „Ent decker-Labor“, welches die Auszubildenden des CVUA-MEL konzipiert hatten, in dem vor allem die jüngere Generation die Möglichkeit nutzte, kleine Versuche („Elefantenzahnpas- ta“, „Kohleherstellung aus Zucker“ oder „Her- stellung farbloser Cola“) selbst durchzuführen. Durch die Mischung von Geschirrspülmittel, Wasser- stoffperoxid und Kaliumiodid kommt es zur Bildung von Sauerstoff und Wasserdampf, welche für das Aufschäumen des Geschirrspülmittels sorgen. Es ent- steht „Elefantenzahnpasta“. Ihre sensorischen Fähigkeiten konnten die Besucher an unterschiedlichen Stationen in den Laboren testen, sei es bei der Verkostung von Weinen oder beim Einsatz der Nase als Detektor für die Gaschromatographie. Sniffing-Port-Detektor: Die menschliche Nase als De- tektor für die Gaschromatographie. Hier versucht ein kleines Mädchen ein Chromatogramm „abzuriechen“. Im Bild darunter erläutert ein Ingenieur das entstande- ne Chromatogramm am Auswertecomputer. Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (AöR) Chromatogramm der „erschnüffelten“ Probe Verkostung unterschiedlicher Weißweine Erschnüffeltes Chromatogramm mit vier Aromastoffen, wie z.B. Benzaldehyd
Seite 8 CVUA-MEL 2013 In den verschiedenen Laboren bekamen die Besucher des CVUA-MEL einzelne Arbeits- schritte zur Untersuchung vom Proben erläu- tert und gezeigt. Erbsen zählen einmal anders, mit Hilfe einer Zähl- maschine. Ein Mitarbeiter erklärt die Untersuchung von Schalen- tieren auf marine Biotoxine und die Analytik von unter- schiedlichen Lebensmitteln auf Pyrrolizidinalkaloide. Mikrobiologische Untersuchungen werden im Labor durch einfache Beispiele anschaulich gemacht. Im Pestizidlabor wird den Besuchern die Untersu- chung von Lebensmitteln auf Pestizide Schritt für Schritt näher gebracht. Chromatographie, eine chemische Trenntechnik, an- schaulich am Beispiel einer Laborhose.
CVUA-MEL 2013 Seite 9 Themenposter zur Veranschaulichung von Aufgaben und Untersuchungstechniken Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (AöR) Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (AöR) Untersuchungen auf Tierarzneimittelrückstände Nach welchen Substanzen suchen wir ? Anabolika Antibiotika Andere Tierarzneimittel Käse-Imitate Verwendung: Als Zutat bei zusammengesetzten Lebensmitteln: z.B. als Ersatz von Feta, Schafskäse, Hirtenkäse bei gemischten Salaten (z.B. „Hirtensalat“) in Gaststätten und Imbissbetrieben als Ersatz von geriebenem Käse z.B. bei Pizza, bei Feta Käsebrötchen, Käsebrezeln (Schaf-/Ziegemilch) Worin wird untersucht ? Eigenschaften von Käseimitaten: Herstellung aus Magermilch und billigem Pflanzenfett (als Ersatz für das viel teurere Milchfett) Billiger als tatsächlicher Käse Augen- Sehen ähnlich aus wie Käse; schmecken aber meist Blut Urin Leber und Niere Muskel Ei Milch flüssigkeit flach, säuerlich; das typische Käsearoma fehlt Hirtenkäse (Kuhmilch) Täuschung des Verbrauchers, wenn ein Käseimitat als „Käse“ auf der Speisekarte bezeichnet wird Wie werden die Proben bearbeitet ? Siehe Raum 1.20 Nachweis von Imitaten:: Untersuchung der Fettsäure-Zusammensetzung (GC) Wie werden die Substanzen bestimmt ? Siehe Messraum 1.21 Käseimitat Weißkäse-Imitate Und dann ? 1. Bewertung der Ergebnisse 2. Übermittlung der Ergebnisse an die zuständige Behörde Käse Sind Höchstmengen an zugelassenen Diese leitet ggf. erforderliche Maßnahmen ein Tierarzneimitteln überschritten ? (z.B. Betriebsprüfungen, Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren, Strafverfahren, Oder sind gar verbotene Stoffe Betriebssperrungen im Gefahrenfall) eingesetzt worden ? Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe (AöR) Münsterland-Emscher-Lippe (AöR) HPLC Sensorik – Messinstrument Mensch High Performance Liquid Chromatography ( Hochleistungs - Flüssig – Chromatographie) Wie wichtig sind Riechen und Schmecken bei der Beurteilung Chromatographie – Prinzip der Lebensmittel Der Geruchssinn ist der Ausgeprägteste unserer Sinne. Nahezu 3000 Es ist ein Verfahren zur Auftrennung komplexer unterschiedliche Gerüche können wir Substanzgemische in ihre Einzelkomponenten. erkennen, aber nur einen Bruchteil können wir benennen. Die Auftrennung erfolgt in der HPLC durch Verteilung zwischen Geruchsteilchen werden mit der Luft eingeatmet und gelangen so an die ca. dem Füllmaterial (stationäre Phase) in der Säule und einem 10 Millionen Riechzellen im oberen Lösemittel (mobile Phase) das mit hohem Druck durch die Säule Bereich der Nasenschleimhaut. Die gepumpt wird. Rezeptoren in den Riechzellen leiten nun die Informationen über den Riechkolben Einsatzgebiete in der Lebensmittelanalytik: weiter an das Stammhirn. - Kontrolle der Zusammensetzung von Lebensmitteln Probeneingang - Prüfung auf Zusatzstoffe ( z.B. Farbstoffe) Das Lebensmittel Analytik von Rückständen und Kontaminanten CVUA - wird fotografiert und ( z.B. Tierarzneimittel, Mycotoxine) beschrieben Festlegung weiterführender Aussehen Untersuchungen Geruch Geschmack Konsistenz Farbe Beurteilung durch den zuständigen Lebensmittelchemiker Ein Lebensmittel wird sensorisch begutachtet und neutral beschrieben (nach DIN-Norm und §64 LFGB). Professionelles Riechen und Schmecken will aber gelernt sein. Durch intensive Schulungen wird nicht nur die Wahrnehmung intensiviert, es können auch deutlich mehr Gerüche wahrgenommen werden. Aus subjektiven Sinneseindrücken werden durch Training statistisch gesicherte Daten. Das Ergebnis der Sensorik ist oft ausschlaggebend für die Festlegung des durchzuführenden Untersuchungsspektrums. Aufbau einer HPLC – Anlage
Seite 10 CVUA-MEL 2013 Tiergesundheit Neues Virus verantwortlich für Kaninchensterben? Das CVUA-MEL untersucht auch Haus- und auch zu einer sogenannten Kreuzimmunität Wildkaninchen auf typische, bei dieser Tierart beizutragen, die den Krankheitsverlauf zu- vorkommende Krankheiten. Allgemein bekannt mindest abmildern kann. Bei Hauskaninchen sind z.B. Myxomatose und Chinaseuche. Bei besteht zudem schon seit vielen Jahren die kürzlich untersuchten Kaninchen wurde als Möglichkeit, die Tiere gegen Chinaseuche zu Krankheitsursache die Chinaseuche diagnosti- impfen. Die Impfung bietet bei ordnungsgemä- ziert. Dieser Befund ist für sich betrachtet kein ßer Wiederholung einen sehr guten, andauern- außergewöhnliches Ergebnis. Die Chinaseu- den Impfschutz. che wurde 1984 erstmals in China beschrie- ben. Seit dem Ende der 1980iger Jahre wird Daher waren die Pathologen des CVUA-MEL sie auch in Deutschland regelmäßig nach- sehr überrascht, Chinaseuche bei den veren- gewiesen. Eine Einschleppung erfolgte aller deten Kaninchen, die ordnungsgemäß geimpft Wahrscheinlichkeit nach durch die Einfuhr von worden waren, nachweisen zu können. Warum Kaninchenfleisch und sonstigen Kaninchen- jedoch erkranken und verenden Kaninchen produkten aus Asien nach Deutschland. trotz Impfschutzes an der Chinaseuche? Der Nachweis von RHDV-Virus und damit die Rich- Hervorgerufen wird tigkeit des Ergebnis- die Krankheit durch ses wurde vom Natio- ein Virus, das durch nalen Referenzlabor, Kontakt mit anderen dem Friedrich-Loeff- Kaninchen, Insekten ler-Institut, bestätigt. oder Futter übertragen Darüber hinaus zeig- wird. Nach kurzer In- ten nähere Untersu- kubationszeit erkran- chungen des Refe- ken die Kaninchen, mit renzlabors, dass es einem dramatischen sich um eine neue, in Krankheitsverlauf, der Deutschland erstma- fast immer tödlich en- lig aufgetretene Vari- det. Ausgenommen ante des Chinaseu- sind Jungkaninchen chevirus handelte, die bis zum Alter von etwa Verwandtschaft zu drei Monaten. Oftmals einem 2010 in Frank- sind in menschlicher Obhut gehaltene Ka- reich gefundenen Virustyp zeigte. In Anlehnung ninchen bei der Abendfütterung noch augen- an den Herkunftsort der hier erkrankten Kanin- scheinlich kerngesund, liegen aber am nächs- chen trägt die neue RHDV - Virusvariante jetzt ten Morgen mit überstrecktem Kopf tot im Stall. den Zusatz „Werne“. Dieser Virustyp ist zwar Die Wildkaninchenbesätze wurden durch den weniger aggressiv und führt zu vergleichswei- aggressiven Erreger anfänglich sogar um ein se langsameren Krankheitsverläufen, jedoch Vielfaches dezimiert und schienen lokal teil- sind auch jüngere Tiere betroffen. weise ausgestorben. Leider gibt es Hinweise, dass die in diesem Bei der pathologischen Untersuchung zeigen Geschehen schon beschriebene Beobachtung die Kaninchen als Hauptveränderungen Blu- eines nicht vollständigen Impfschutzes gegen tungen der Organe und Schleimhäute. Hier- den neuen Virustyp auch in unserem Fall eine aus ist auch der wissenschaftliche Name des Rolle spielen könnte. Über diese mögliche Erregers „RHDV“ abgeleitet, was „Rabbit Ha- Wirksamkeitsproblematik ist der Impfstoffher- emorrhagic Disease Virus“ bedeutet, gleich- steller bereits informiert worden. zusetzen mit „Virus, das beim Kaninchen Blu- tungen verursacht“. Da im Laufe der letzten Kaninchenhaltern bleibt vorerst nur, die Impf- 20 Jahre der Erreger verschiedene Änderun- notwendigkeit weiterhin ernst zu nehmen und gen durchmachte, denen sich die Kaninchen Wiederholungsimpfungen in den vorgegebe- als Wirtstiere auch anpassten, kommt es seit nen Abständen durchführen zu lassen, um ei- geraumer Zeit wieder zu einer Erholung der nen lückenlosen Antikörperspiegel aufrecht zu Wildkaninchenbestände. Parallel vorhandene, erhalten. nicht krankmachende Virusstämme scheinen
CVUA-MEL 2013 Seite 11 Tierschutz und das CVUA-MEL Zu den Aufgaben des CVUA-MEL gehören erst auf dem Weg zur Schlachtung eintrat. Mit u. a. auch Hilfestellungen für die Kreisord- den Methoden der Patho-Histologie ist die zeit- nungsbehörden (KOBs) im Rahmen der Tier- liche Einordnung solcher Veränderungen sehr schutzüberwachung. Hierzu zählt neben der gut möglich und kann somit Hinweise geben, Untersuchung verendeter Tiere auch die Un- ob ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz tersuchung von Tierkörperteilen, insbesondere vorliegt. Denn nur gesunde Tiere dürfen trans- Gliedmaßen von Tieren, die zur Schlachtung portiert werden. vorgeführt wurden. In diesem Rahmen hat das CVUA-MEL im Be- Ganze Tierkörper werden untersucht, um fest- richtsjahr 25 Gliedmaßen von Schlachttieren zustellen ob Vernachlässigungen, gezielte sowie 72 Tierkörper auf Hinweise von Vernach- Misshandlungen oder Tötungen (auch das be- lässigung oder Misshandlung bzw. Tötung un- täubungslose Töten von Schlachttieren) vorlie- tersucht. Misshandlung und Tötung konnte nur gen. in einem Fall nachgewiesen werden, bei allen anderen Fällen handelte es sich um Vernach- Bei den Gliedmaßen stellt sich häufig die Fra- lässigungen. ge, ob eine Verletzung, insbesondere ein Kno- chenbruch, schon längere Zeit bestand oder Ein seltener „Fund“ in der Bakteriologie – Teil 1 Im Sommer 2013 konnte bei einem Hengst zu jahrelangen Persistenz und der Übertra- mittels einer Genitaltupferprobe der Erreger gungsmöglichkeit beim Deckakt (oder über Taylorella equigenitalis nachgewiesen werden. Instrumente, Putzzeug etc.). Auch bei vielen Dieses Bakterium, welches nur bei Einhufern Stuten bleibt die Infektion symptomlos, in an- wie Pferd und Esel vorkommt, benötigt zum deren Fällen kann es aber zu Entzündungen Nachweis besondere Wachstumsbedingun- des Genitaltraktes kommen. Weibliche Tiere gen wie Spezialnährmedien, eine mit CO2 an- können ebenfalls über mehrere Monate Trä- gereicherte Umgebung und eine relativ lange ger von Taylorellen sein. Therapiemöglichkei- Bebrütungsdauer von bis zu 14 Tagen. Ver- ten wie antibiotische Behandlungen bestehen dächtige Kolonien werden u. a. mittels Antikör- zwar, führen aber nicht immer zum Erfolg. per-Reaktionen differenziert. Isolierte Stämme Zum Bedauern der Besitzer wird dann der Rat werden zudem an das nationale Referenzlabor ausgesprochen, die betroffenen Tiere von der „Ansteckende Metritis der Pferde“, ansässig Zucht auszuschließen. Prophylaktisch sind ne- am Friedrich-Loeffler-Institut, weitergeleitet ben einem geeigneten Reinigungs- und Des- und mit zusätzlichen Methoden bestätigt. Das infektionsprogramm auch regelmäßige Pro- Bakterium verursacht die meldepflichtige kon- benentnahmen von mehreren Lokalisationen tagiöse equine Metritis (CEM) der Pferde. Die- am weiblichen oder männlichen Genitale zu se Infektionskrankheit verläuft bei Hengsten empfehlen. Damit können Infektionen – so sel- überwiegend ohne klinische Symptome, erhält ten sie auch vorkommen mögen – rechtzeitig aber besondere Bedeutung aufgrund der bis erkannt werden. Besonderheit bei der Einsendung von Genitaltupfern vom Pferd: • Probenentnahme unter sterilen Bedingungen • Auswahl der geeigneten Lokalisationen • Versand (gekühlt) in Transportmedium (wichtig: die Untersuchung auf Taylorella equigenitalis erfordert die Verwendung von Amies-Transportmedium mit Kohlezusatz) • Unverzüglicher Versand (max. Transportdauer für die Untersuchung auf Taylorella equigenitalis: 48 h) • Bei der Untersuchung auf Taylorella equigenitalis ist die Dauer der Bebrütung (14 d) zu beachten
Seite 12 CVUA-MEL 2013 Ein seltener „Fund“ in der Bakteriologie – Teil 2 Ein weiteres selten isoliertes Bakterium konn- eine Wachstumsdauer von 3 – 7 Tagen, welche te in einer Milchprobe einer an einer Mastitis Mycobacterium fortuitum benötigt, eher lang. leidenden Kuh diagnostiziert werden: My- Der Erreger wurde mittels Ziehl-Neelsen-Fär- cobacterium fortuitum. Dieser Erreger, ein bung, MALDI-TOF-Technologie und Sequen- Verwandter des in der Allgemeinheit besser zierung bestätigt. Literaturstellen weisen auf bekannten Tuberkuloseerregers, Mycobacte- das Vorkommen dieses Keimes bei entzünd- rium tuberculosis, gehört zu den sogenann- lichen Prozessen in Lymphknoten und in der ten atypischen Mykobakterien. Im Gegensatz Milchdrüse von Rindern hin. Infektionen der zu Mycobacterium tuberculosis gehört der in Milchdrüse mit diesen atypischen Mykobakteri- der Milchprobe gefundene Keim allerdings en, die ansonsten ubiquitär vorkommen, gelten zur Gruppe der sog. schnellwachsenden My- als selten, aber auch als therapieresistent. Zu- kobakterien. Das schnelle Wachstum bezieht dem ist eine Verbreitung innerhalb der Herde sich allerdings nur auf die Gruppe der Myko- möglich. bakterien; betrachtet man generell die Vielzahl an Bakterien, die üblicherweise in einem mik- robiologischen Labor angezüchtet werden, ist Abbildung 1 bebrütete Agarplatte mit My- cobacterium fortuitum Eine neue Technologie für die Bakteriologie Eine neue Technologie hat Einzug in das Labor Anwendbarkeit, eine hohe Empfindlichkeit und der Bakteriologie und Mykologie gehalten: die Präzision. Bisherige Identifizierungstechniken, MALDI-TOF-Massenspektrometrie (matrix-as- die je nach Test bis zu 48 Stunden benötigten, sisted laser desorption/ionization time-of-flight können damit größtenteils abgelöst werden. mass spectrometry). Wenig Material von Bak- Schnellere Identifizierungen und die Möglich- terienkolonien reicht aus, um Identifizierungen keit, auch Einzelkolonien testen zu können, bis auf Speziesebene durchzuführen. Diese verkürzen Befundzeiten und tragen so zum neue Technik bereichert die Routinediagnos- Erfolg der Therapie und Bekämpfung von Tier- tik durch kurze Analysenzeiten, eine einfache krankheiten bei. Bakteriendifferenzierung mittels MALDI-TOF-Massenspektrometrie • Kultivierung von Bakterien (Einzelkolonien oder Reinkulturen) • Übertragung von wenig Koloniematerial auf eine Trägerplatte • Überschichtung mit organischer Säure (Matrix) • Überführung in das Massenspektrometrie-Gerät • Ionisation von Bakterienproteinen mittels Laser • Beschleunigung der „verdampften“ Proteine in einem elektrischen Feld • Bestimmung der einzelnen Massen und Darstellung in einem Gesamtspektrum • Abgleich des Spektrums mit der Referenzdatenbank • Identifizierungen sind – je nach Bakterium – bis auf Speziesebene möglich • Ein Zahlenwert, ermittelt durch den Vergleich zwischen dem detektierten Massenspektrum und den Spektren der Datenbank, spiegelt die Qualität der Identifizierung wieder
CVUA-MEL 2013 Seite 13 Tuberkulose beim Rind in NRW – längst „ausgerottet“ aber dennoch präsent Eigentlich gelten die Rinderbestände in 24 Monate sind, sollten untersucht werden. In Deutschland seit 1996 als amtlich anerkannt frei NRW wurden aus diesem Anlass im Laufe des von Tuberkulose. Dennoch treten immer mal Berichtsjahres 1700 Rinder aus 43 Kreisen wieder sporadische Fälle dieser anzeigepflich- und kreisfreien Städten mittels Tuberkulin-Test tigen Krankheit auf. Sie wird durch säurefeste, untersucht. Darüber hinaus wurden etwa 30 äußerst umweltstabile grampositive Bakterien, Betriebe in NRW unter Beobachtung gestellt. den sogenannten Mykobakterien, verursacht. Diese Höfe hatten Tiere aus Bayern zugekauft, Für den amtlichen Status der Tuberkulose- die nachweislich aus Betrieben stammten, in freiheit sind diese seltenen Nachweise, die in denen die Rindertuberkulose ausgebrochen der Regel im Rahmen der Fleischbeschau am war. Bei einigen der 1700 aus Bayern zuge- Schlachthof auffallen, von untergeordneter Be- kauften Tiere ergab der Tuberkulintest ein deutung. Laut der EU-Entscheidung 1999/467/ zweifelhaftes oder positives Ergebnis. Diese EG (vom 15.07.1999) dürfen 0,1 % (entspricht Tiere wurden aus seuchenschutzrechtlichen derzeit 160 Beständen) der deutschen rinder- Gründen getötet. Sofern die Betriebe im Regie- haltenden Betriebe mit Mycobacterium bovis rungsbezirk Münster ansässig waren, wurden oder Mycobacterium caprae infiziert sein, ohne die Tierkörper zum CVUA-MEL zur Sektion dass der Status aberkannt wird. Problematisch und weiteren Diagnostik geschickt. Insgesamt ist jedoch das zoonotische Potential der Tier- wurden im CVUA-MEL in den Monaten Juni seuche. Es handelt sich um eine sogenannte und Juli fünf Kühe mit auffälligem Tuberkulin- Anthropozoonose. Das bedeutet, der Erreger test untersucht. Der Verdacht bestätigte sich kann zwischen erkrankten Tieren und dem bei den weitergehenden Laboruntersuchungen Menschen zirkulieren und auch von Mensch jedoch bei keinem der Tiere, so dass die Ver- zu Mensch übertragen werden. Die in früherer marktungssperren, mit denen die betroffenen Zeit beim Menschen auch als “Schwindsucht“ Betriebe belegt worden waren, zeitnah wieder bezeichnete Erkrankung äußert sich vor allem aufgehoben werden konnten. Im August und in einem lang andauernden Husten (> 3 Wo- Dezember wurden Proben von zwei weiteren chen), aber auch durch weniger charakteristi- Kühen, die bei der Schlachttieruntersuchung sche Beschwerden wie Leistungsschwäche, am Schlachthof auffällig geworden waren, Gewichtsabnahme und leichte Erkältungs- ebenfalls mit negativem Ergebnis im CVUA- symptome. Die Infektion kann direkt über den MEL untersucht. Die landesweiten Untersu- Kontakt mit Ausscheidungen der erkrankten chungen der 1700 direkt aus Bayern stammen- Individuen (z.B. Hustensekreten) aber auch den Rinder konnten bis zum Ende des Jahres durch Lebensmittel erfolgen. Da der Erre- abgeschlossen werden. Ein positiver Nachweis ger auch über die Milch ausgeschieden wird, von Tuberkulose wurde in diesem Zusammen- kann eine Ansteckung über den Konsum von hang in NRW nicht festgestellt. Zwar ist NRW Rohmilch („Vorzugsmilch“, „Milch ab Hof“) für dieses Mal „mit einem blauen Auge“ davon und Rohmilchprodukten, v. a. Weichkäse aus gekommen, die Geschehnisse zeigen jedoch, Rohmilch, erfolgen. Aber auch nicht ausrei- dass „amtlich anerkannt frei von“ nicht gleich chend erhitztes Fleisch, z.B. Rindertartar, Car- „frei von“ ist. Landwirte, Tierärzte, Ärzte und paccio, luftgetrocknete Produkte wie Bündner- Verbraucher sind gut beraten, wenn sie auch fleisch und auch ein blutig zubereitetes Steak, „alte“ Krankheiten, die selten oder lange nicht können eine Infektionsquelle darstellen. Um mehr vorgekommen sind, immer im Hinterkopf eine Ausbreitung der Infektion und damit eine behalten. Gefährdung des Verbrauchers zu verhindern, sind zeitnahe und flächendeckende Maßnah- men im Falle eines dieser sporadischen Nach- weise erforderlich. Erst Anfang 2013 wurden Tuberkuloseausbrüche im Allgäu bzw. den bayrischen Alpenlandkreisen festgestellt. Es folgten umfangreiche Untersuchungen und Bekämpfungsmaßnahmen sowohl bei Rindern in dieser Region als auch in den übrigen Bun- desländern. Alle Rinder, die in den letzten fünf Jahren aus den Alpenlandkreisen in andere Bundesländer verbracht wurden und älter als
Seite 14 CVUA-MEL 2013 Futtermittel Probenzahl und Untersuchungsergebnisse 2013 wurden im Rahmen des Nationalen Kon- Weitere 8 % der Proben wurden bemängelt, trollplans insgesamt 1334 Futtermittelproben weil sie in geringer Konzentration Gehalte von vom CVUA-MEL untersucht. Für 649 dieser Kokzidiostatika und weiteren pharmakologisch Proben war das CVUA-MEL federführend wirksamen Stoffen (u.a. Histomonostatika, zuständig. Von den 649 Proben wurden 446 Beta-Laktam-Antibiotika, Tetracycline, Sulfo- Proben bei industriellen Herstellern bzw. im namide) aufwiesen. Handel und 203 Proben bei gewerblichen Tier- haltern entnommen. Eine Verschleppung von pharmakologisch wirksamen Stoffen in Futtermittel für Nichtziel- Weitere 685 Proben wurden im Rahmen der tierarten bzw. in solche, die nicht für eine The- Schwerpunktbildung für die Untersuchungsein- rapie bestimmt sind, kann selbst dann, wenn richtungen CVUA-OWL, CVUA-RRW und dem die entsprechenden Konzentrationen unter- SVUA Arnsberg auf bestimmte Parameter halb der gesetzlich festgelegten Höchstgehalte untersucht, für die das CVUA-MEL analytisch liegen, dazu führen, dass Rückstände dieser verantwortlich ist. Stoffe in Lebensmittel tierischen Ursprungs übergehen. Aus diesem Grund ist die Ver- Von den Proben, für die das CVUA-MEL feder- schleppung entsprechender Stoffe so weit wie führend zuständig war, wurden 12 % beanstan- möglich zu minimieren. det. Bei den Beanstandungen handelte es sich vor allem um Höchstmengenüberschreitungen Die o.a. Ergebnisse lassen sich mit denen des bei Zusatzstoffen (Zink, Selen, Kupfer) bzw. Vorjahres vergleichen. um Unter- oder Überschreitungen deklarierter Gehalte an Inhaltsstoffen und Zusatzstoffen. Fremdkörper in einem kommerziellen Hundetrockenfutter Im Berichtsjahr wurde eine Verbraucherbe- schwerde eingesandt, bei der es sich um einen Fremdkörper handelte, der beim Füttern eines Hundes mit einem kommerziellen Alleinfutter- mittel nach der Befüllung des Futternapfes vor- gefunden wurde. Es handelte sich dabei um ein Gebilde aus weißlicher Baumwollgaze, aus dem gräuliche, trockene Partikel rieselten (Abbildung 2). Eine chemisch-physikalische Untersuchung der Partikel ergab, dass diese zu etwa 20 % aus Aluminium und zu geringen Anteilen aus Abbildung 2 In einem Futtermittel vorgefundener Magnesium, Zink und weiteren Elementen be- Fremdkörper standen.
CVUA-MEL 2013 Seite 15 Internetrecherchen deuteten darauf hin, dass Bei dem Begasungsmittel aus dem eingesand- es sich bei dem eingesandten Gebilde sehr ten Säckchen handelt es sich mit hoher Wahr- wahrscheinlich um ein handgefertigtes Baum- scheinlichkeit um Aluminiumphosphid, das wollsäckchen handeln könnte, das mit einem bei Zutritt von Feuchtigkeit das äußerst giftige Begasungsmittel gefüllt worden war und beim Phosphan (Phosphorwasserstoff, PH3) frei- Transport von Containerware zum Einsatz kam setzt und so als Schädlingsbekämpfungsmittel (Abbildung 3). (Insektizid und Rodentizid) in Containern dient. Bei der Öffnung derart begaster Container durch befugtes Personal entweicht das toxische Gas. Von den chemischen Verbindun- gen und ihren Umhüllungen/Verpackungen, aus denen das toxische Gas freigesetzt wurde, geht dann keine Gefahr mehr aus. Sie müssen aber von der transportierten Ware entfernt und sachgerecht entsorgt werden. Aus dem analytisch bestimmten Aluminiumge- halt der o.a. Partikel lässt sich ein ursprüngli- cher Gehalt an Aluminiumphosphid von 58 % abschätzen. Dies entspricht etwa dem Gehalt an Aluminiumphosphid, wie er üblicherweise in einem entsprechenden Begasungsmittel ent- halten ist. Abbildung 3 Im Merkblatt für Empfänger begaster Con- tainer des Gewerbeaufsichtsamtes der Regierung der Der Fund des Baumwollsäckchens deutet Oberpfalz abgebildeter „Beutel“ mit Begasungsmittel darauf hin, dass das Futtermittel, in dem es gefunden wurde, in begasten Containern transportiert oder gelagert wurde. Vermutlich wurde das Baumwollsäckchen beim Öffnen des Containers nicht entfernt und konnte in das Futtermittel gelangen.
Seite 16 CVUA-MEL 2013 Rückstandsuntersuchungen Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmitteln; kein Grund zur Aufregung? Im Jahr 2013 wurden im Rahmen der amtlichen Ergebnis: Lebensmittelüberwachung Rückstände von Der Anteil an Proben mit Überschreitung der jeweils rund 380 Pflanzenschutzmittel-Wirk- gesetzlich festgelegten Höchstgehalte lag bei stoffen in 1007 Lebensmitteln untersucht. Der 1,6 %. Unter Berücksichtigung eines analyti- größte Anteil der untersuchten Proben ent- schen Streubereichs von 50 % mussten 1 % fiel wie jedes Jahr auf die Untersuchung von der Proben beanstandet werden. Damit wird pflanzlichen Lebensmitteln (über 90 %), wozu ein seit Jahren niedriges Niveau an Geset- neben frischem Obst und Gemüse auch eine zesverstößen auf Grund von fehlerhafter oder erhebliche Anzahl an verarbeiteten Produkten unzulässiger Pflanzenschutzmittelanwendung (Trockenfrüchte, Konserven), Kartoffeln, Pilze, bestätigt. Getreide, Öle, Ölsaaten, Getränke, Gewürze und Tee gehörten. Immer noch ein Thema: Mehrfachbefunde! Ein hoher Anteil an Proben ist durch sogenann- Ein ähnliches Ergebnis zeigte die Untersu- te Mehrfachrückstände belastet. Dieser Trend chung von Johannisbeeren. Von 27 Proben zeigt sich bereits seit mehreren Jahren und waren 11 mit Rückständen von 5 – 10 Stoffen setzt sich weiter fort. Die betroffenen Proben gleichzeitig belastet. enthalten Rückstände einer Vielzahl von Stof- fen unterhalb der gesetzlichen Höchstgehalte und sind demnach verkehrsfähig. Gesetzliche Regelungen für diese Rückstandssituation gibt es nicht. Ein Beispiel für ein Erzeugnis, welches be- sonders häufig Mehrfachrückstände aufweist, sind Erdbeeren. Von 60 untersuchten Proben enthielten 34 zwischen 5 und 12 Rückstände gleichzeitig. Dies betrifft sowohl Erdbeeren aus einheimischem Anbau, als auch importierte Ware. Abbildung 5 rote Johannisbeeren Ursache für das Auftreten von Mehrfachrück- ständen kann die Verwendung von Kom- bipräparaten sein, bei denen mit mehreren Stoffen gleichzeitig gegen verschiedene Schadorganismen vorgegangen wird. Abbildung 4 Erdbeeren
CVUA-MEL 2013 Seite 17 Chlorat im Essen? Im Herbst 2013 berichtete das Chemische und erweitert, so dass ab November die ersten Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart erstmalig Proben untersucht werden konnten. Während über Chlorat-Befunde in Lebensmitteln. Es ist in Clementinen (13 Proben) und Grünkohl (6 schon seit längerer Zeit bekannt, dass bei dem Proben) keine Rückstände festgestellt wurden, Verzehr von Salat und Gemüse gleichzeitig ergab die Untersuchung von Zucht-Cham- Rückstände von Nitrat aus der Düngemittelan- pignons, dass kaum eine Proben frei von wendung auf dem Teller landen. Aber Chlorat? Chloratrückständen war. Von sechs der un- Das klingt eher nach Pyrotechnik oder Desin- tersuchten Proben wiesen fünf Gehalte von fektion! 0,02 – 0,15 mg/kg auf. Was sind Chlorate und wo werden sie verwen- Rechtliche Situation det? Chlorat ist seit 1998 in der EU als Pflanzen- Chlorate sind Salze der Chlorsäure. Am häu- schutzmittelwirkstoff nicht mehr zulässig figsten kommen die Natrium-, Kalium- oder (Nichtaufnahmeentscheidung 2008/865/EG). Aluminiumsalze der Chlorsäure vor. Wegen Für diesen Stoff gelten die Regelungen der VO ihrer starken Oxidationskraft werden sie z.B. (EG) 396/05 und gemäß Art. 18 (1) b dieser VO bei der Bleichung von Papier oder der Ober- gilt ein Höchstgehalt von 0,01 mg/kg. flächenbehandlung von Metallen eingesetzt. Kaliumchlorat kann bei der Herstellung von Wie gelangen Chlorate in die Lebensmittel? Spielzeugmunition oder Feuerwerkskörpern verwendet werden. Wegen ihrer desinfizieren- Bei der Desinfektion von Trinkwasser oder den Wirkung sind sie für Mundpflegeproduk- Brauchwasser mit Chlor, Natriumhypochlorit te wie z. B. Zahnpasta zugelassen (VO EG oder Chlordioxid kann Chlorat entstehen, wel- 1223/09 über kosmetische Mittel). ches als Rückstand in Lebensmitteln nach- weisbar ist. Natriumhypochlorit ist in der EU Spielt Chlorat im Pflanzenschutz eine Rolle? ein zulässiges Mittel zur Herstellung von des- infizierenden Reinigungsbädern z. B für die Natrium- und Kaliumchlorat waren bis Anwendung bei Pilzen (VO EU 540/2011). 31.12.1992 als Unkrautvernichter zugelassen. Kaliumchlorat kam bis 2005 weiterhin als Bei- Wie toxisch ist die Aufnahme von Chlorat über stoff über die Pflanzenschutzmittel auf die Fel- Lebensmittel? der, Natriumchlorat durfte als Biozidprodukt bis 2011 in den Verkehr gebracht werden. Zurzeit Oral aufgenommen schädigt Chlorat die roten gibt es keine Zulassung für Chlorat in Pflan- Blutkörperchen (Methämoglobinbildung) und zenschutzmitteln oder Bioziden. stört außerdem die Funktion der Schilddrüse, indem die Aufnahme von Iodid reversibel ge- Chlorat-Befunde im CVUA-MEL hemmt wird. Eine exakte Bewertung der To- xizität und das Ableiten von toxikologischen Die vom CVUA Stuttgart berichteten Chlo- Grenzwerten sind dem Bundesinstitut für Ri- rat-Befunde wurden mit der vom Europäischen sikobewertung (BfR) zurzeit nicht möglich, Referenzlabor für Einzelmethoden (EURL- da keine ausreichenden Studien vorliegen. SRM) entwickelten Methode (QuPPE) ermit- Um überhaupt eine Aussage zur Toxizität von telt. Diese im CVUA-MEL bereits adaptierte Chlorat-Befunden in Lebensmitteln machen zu Methode wurde um den Parameter Chlorat können, empfiehlt das BfR, den von der WHO
Seite 18 CVUA-MEL 2013 für Chlorat abgeleiteten ADI (acceptable daily Fazit intake) von 0,01 mg/kg Körpergewicht auch für Man kann alles finden, wenn man nur danach die Berechnung der Ausschöpfung der akuten sucht… Referenzdosis (ARfD) zu verwenden (siehe Er- läuterungskasten). Mit modernen Analysenmethoden und emp- findlichen Messgeräten ist der Spurensuche Wie gefährlich war der Verzehr der mit Chlorat kaum eine Grenze gesetzt. Sehr schwer ist oft belasteten Pilze (s.o.)? die richtige Einschätzung der Ergebnisse. In diesem konkreten Fall bleibt die Frage offen: Legt man zur Berechnung der akuten Toxizi- Sind Befunde von Chlorat das Ergebnis einer tät den vom BfR empfohlenen ARfD-Wert von unerlaubten „Desinfektion“ von Lebensmitteln 0,01 mg/kg Körpergewicht an, so erhält man z. B über Tauchbäder oder finden wir Rück- nach dem von der EU zur Verfügung gestell- stände von anthropogenen Verunreinigungen, ten Rechenmodell „PRIMo“ für den höchsten die je nach Pflanze und Anbaugebiet kaum gefunden Gehalt von 0,16 mg/kg Pilze eine noch vermeidbar sind? Ausschöpfung von 13,5 % (berechnet für Kin- der). Mit den bisherigen Kenntnissen wäre der Verzehr der o.g. Pilze demnach gesundheitlich ungefährlich gewesen. Akute Referenzdosis (ARfD) Die ARfD gibt die Menge eines Stoffes an, die bei einer Mahlzeit oder bei mehreren Mahlzeiten über einen Tag ohne erkennbares Gesundheitsrisiko mit der Nahrung aufgenommen werden kann.
CVUA-MEL 2013 Seite 19 Lebensmittel tierischer Herkunft Bratwurst vs. Grillfleisch – der große Haltbarkeitstest Grillartikel wie Bratwürste und mariniertes verstanden, denen weitere Zutaten, wie z.B. Fleisch sind inzwischen nicht nur saisonal be- Gewürze, Marinaden oder Zusatzstoffe, zu- liebte Produkte, sie werden durchaus ganz- gegeben wurden. Von 40 Grillfleisch-Proben, jährig nachgefragt. Neben der losen Ware, die am Mindesthaltbarkeitsdatum untersucht die in den Fleischtheken der Metzgereien und wurden, waren lediglich drei Proben (7,5 %) Supermärkte angeboten wird, gibt es ein viel- sensorisch abweichend und nicht zum Verzehr fältiges Angebot an bereits fertig verpacktem geeignet. Diese drei Proben wiesen einen fau- Grillgut. Da lose Ware aus der Fleischtheke ligen Geruch auf. Die Koloniezahlen der ver- zum zeitnahen Verzehr bestimmt ist, weichen derbsverursachenden Enterobakteriazeen und besonders diejenigen Verbraucher auf Fertig- Pseudomonaden waren in allen drei Fällen er- packungen aus, die ihre Grillgüter noch ein höht. paar Tage zuhause zwischenlagern möchten. Ursächlich für den großen Unterschied bei den Vor diesem Hintergrund wurden im Jahr 2013 Beanstandungsquoten zwischen gebrühten am CVUA-MEL Grillartikel, wie z.B. Rostbrat- Bratwürsten und Fleischzubereitungen kann würste und Grillsteaks, auf die Einhaltung des die Bemessung der Mindesthaltbarkeitszeit- angegebenen Mindesthaltbarkeitsdatums un- spanne sein. Bei rohen Produkten wird eher tersucht. Die Proben wurden ungeöffnet bei von einer kurzen Haltbarkeit ausgegangen; die der auf der Packung angegebenen Tempera- Sensibilität bei der Festlegung des Mindest- tur gelagert. Am Mindesthaltbarkeitsdatum er- haltbarkeitsdatums ist erhöht. Alternativ zum folgte eine mikrobiologische und sensorische MHD wird bei Fleischzubereitungen gelegent- Untersuchung, um festzustellen, ob sich die lich das Verbrauchsdatum angegeben, um zu Eigenschaften des Produktes geändert hat- verdeutlichen, dass diese Produkte leicht ver- ten. Laut Lebensmittelkennzeichnungsverord- derblich sind. nung ist das Mindesthaltbarkeitsdatum eines Lebensmittels das Datum, bis zu dem dieses Brühwürste hingegen werden oft mit einer län- Lebensmittel seine spezifischen Eigenschaf- geren Haltbarkeitsspanne in Verkehr gebracht, ten behält. da diese Produkte durch den Brühvorgang mikrobiologisch stabiler sind. Der vorzeitige Es wurden 2013 insgesamt 19 gebrühte Brat- Verderb deutet hier darauf hin, dass entweder würste (Rostbratwürste, Käsegriller…) einem eine zu lange Haltbarkeitsfrist gewählt wurde Haltbarkeitstest unterzogen. Das Ergebnis und/oder dass nach dem Brühprozess ein Ein- war auffallend: Sieben der gelagerten Proben trag von Keimen erfolgt ist, z.B. während des wurden wegen eines irreführenden Mindest- Verpackungsvorgangs. Zudem kann es durch haltbarkeitsdatums beanstandet; dies ent- Unterbrechungen der Kühlkette, beispielswei- spricht einer Beanstandungsquote von 37 %. se beim Transport oder Lagerung, zu einem Eine fadenziehende Darmoberfläche und der deutlichen Anstieg der milchsäurebildenden Austritt von milchig-trüber Flüssigkeit wiesen Bakterien kommen. in den meisten Fällen bereits optisch auf den mikrobiell verursachten Verderb hin. Die Be- schreibung des Geruchs reichte von „leicht säuerlich“ bis „sauer“ und „alt“. Bei diesen sen- sorisch auffälligen Proben wurden sehr hohe Keimzahlen, überwiegend milchsäurebilden- de Bakterien, nachgewiesen. Aufgrund der festgestellten Mängel wurden die Proben am Mindesthaltbarkeitsdatum als abweichend und nicht mehr zum Verzehr geeignet beurteilt. Eine eher positive Bilanz konnte aus den Halt- barkeitstests bei den „grillbaren“ Fleischzube- reitungen gezogen werden. Unter Fleischzube- reitungen werden Produkte aus rohem Fleisch
Seite 20 CVUA-MEL 2013 Biogene Amine in Hartkäse Biogene Amine können bei der Reifung von ten Käse mit Histamingehalten über 500 mg/ Käse entstehen. Durch Stoffwechselprodukte kg waren aus Rohmilch hergestellte Hartkä- (Enzyme) bestimmter unerwünschter Bakte- se. Bei diesen Produkten war das Brennen im rien wie Enterobacteriaceae werden Amino- Mund nur schwach ausgeprägt. Wie der Ta- säuren in der Käsemasse so abgebaut, dass belle zu entnehmen ist, lag kein Histaminwert Verbindungen wie Histamin, Tyramin oder bei dem aus pasteurisierter Milch hergestellten Tryptamin entstehen. Histamin ist ein Stoff, Emmentaler-, Berg- oder Schnittkäse über der der im Körper des Menschen die Permeabili- Bestimmungsgrenze (< 25 mg/kg). Dagegen tät („Durchlässigkeit“) der Blutgefäße erhöht. konnten bei allen aus Rohmilch hergestellten Je nach aufgenommener Histaminmenge Emmentaler- und Bergkäsen Histamingehalte kommt es beim Käseverzehr zu relativ harm- über der Bestimmungsgrenze nachgewiesen losen Symptomen wie Brennen und Rötung im werden. Bei Grana Padano (g.U.) wurden in Mund oder zu deutlich schlimmeren Sympto- 5 von 24 untersuchten Proben Histaminwerte men wie Bauchschmerzen, Hitzewallungen, über 200 mg/kg gemessen. Hautausschlag oder Migräne. Da Käse viel Fett und Eiweiß enthält, erfolgt die Aufnahme In allen 18 aus Rohmilch hergestellten ita- von Histamin aus dem Verdauungstrakt rela- lienischen Hartkäsen mit der geschützten tiv langsam, so dass es – anders als bei Fisch Ursprungsbezeichnung (g.U.) Parmigiano mit sehr hohen Histamingehalten - nur in sehr reggiano wurden dagegen nur geringe Hista- seltenen Einzelfällen bei besonders empfäng- mingehalte unter 200 mg/kg gemessen. Par- lichen Personen zu gravierenden Symptomen migiano reggiano mit dem Siegel für g.U. kommt. Im Gegensatz zu Fisch gibt es keine (italienisch: DENOMINAZIONE D´ORIGINE gesetzlich festgelegte Höchstmenge für Hista- PROTETTA = D.O.P. s. Fotos) wird in einer min in Käse. eingegrenzten Region Norditaliens unter in einer EU-Verordnung festgelegten strengen Der Eintrag der unerwünschten Bakterien in Qualitätskriterien hergestellt. Unter anderem die Käsemasse erfolgt meistens dadurch, dass darf keine Silage an die Kühe verfüttert wer- die verwendete Milch vor dem Käsen nicht den, die die Milch für den Käse liefern, und pasteurisiert wurde (Rohmilchkäse). Das Ent- beim Käsen wird die Käsemasse kurzzeitig stehen hoher Mengen von biogenen Aminen sehr hoch erhitzt. wird auch dadurch begünstigt, dass der Käse lange reift. Daher werden biogene Amine in Verbraucher mit erhöhter Empfindlichkeit auf erster Linie in lang reifenden, aus Rohmilch Histamin in der Nahrung sollten daher dar- hergestellten Hartkäsen wie Emmentaler und auf achten, dass Hartkäse aus pasteurisierter Bergkäse gefunden. Milch hergestellt wurde. Auch der mit dem ge- schützten D.O.P.-Siegel gekennzeichnete Par- In sechs von 88 untersuchten Hartkäsen wur- migiano reggiano ist für diese Personen in der den Histamingehalte über 500 mg/kg nach- Regel verträglich. gewiesen (höchste Werte: 1350 mg/kg und 751 mg/kg). Zwei dieser sechs Proben - ein Emmentaler und ein Bergkäse, jeweils her- gestellt aus Rohmilch aus ökologischer Land- wirtschaft - wurden wegen starken Brennens im Mund in der sensorischen Untersuchung beanstandet. Auch die vier nicht beanstande- Abbildung 6 Hartkäsekennzeichnung
CVUA-MEL 2013 Seite 21 Anzahl der Proben mit Histamin- Käsesorte hergestellt aus konzentration …. (in mg pro kg) < 25 25-200 200-500 > 500 Summe Emmentaler Rohmilch 3 2 1 6 past. Milch 9 9 Bergkäse Rohmilch 9 4 3 16 past. Milch 2 2 Grana Padano (g.U.) Rohmilch 4 15 4 1 24 Parmigiano reggiano (g.U.) Rohmilch 6 12 18 andere Hartkäse Rohmilch 3 1 4 past. Milch 3 4 1 8 Schnittkäse past. Milch 4 4 Hartkäse gerieben 4 4 8 Schnittkäse gerieben 2 2 Summe Rohmilch 13 39 10 6 68 past. Milch 18 4 1 0 23 Gesamtsumme 37 47 11 6 101 Tabelle 1 Anzahl der Proben mit Histaminkonzentrationen für verschiedene Käsesorten in Abhängigkeit der verwendeten Käsereimilch Käse: Tatsächlich Bio? Zunehmend wird im Einzelhandel Käse mit te Milch weist daher in aller Regel δ13C -Werte Bio-Label angeboten. Käse aus ökologischer unter -26,5 ‰ m/m und Werte für α-Linolen- Landwirtschaft mit dem sogenannten Bio-Sie- säure über 0,55 g pro 100 g Fett auf. Der hö- gel wird nach Kriterien erzeugt, die in der Ver- here Gehalt an der mehrfach ungesättigten ordnung (EG) Nr. 834/2007 festgelegt sind. α-Linolensäure beruht darauf, dass Kühe im Die Überprüfung, ob diese Kriterien einge- ökologischen Landbau in erster Linie mit Gras, halten werden, erfolgt sowohl durch die Öko- Heu und Grassilage gefüttert werden; zudem Kontrollstellen als auch durch die verschie- werden in ökologisch wirtschaftenden Milch- denen deutschen Bio-Verbände wie z.B. Bio- viehbetrieben vornehmlich Getreideerzeugnis- land, Naturland, Demeter. Bei diesen Über- se als Kraftfutter eingesetzt. prüfungen werden die Produktionsabläufe und Warenflüsse in den ökologisch wirtschaftenden In dem Berichtsjahr wurden 85 Proben Käse Bauernhöfen und Lebensmittelunter nehmen aus Kuhmilch, die als „Bio-Käse“ in den Ver- kontrolliert. kehr gebracht worden waren, auf ihre Authenti- zität untersucht. Über das ovale Identitätskenn- Darüber hinaus werden auch im Rahmen der zeichen konnten diese Proben 13 Käsereien in amtlichen Lebensmittelüberwachung Proben Deutschland, Österreich und der Schweiz und von „Bio-Käse“ zur Überprüfung entnommen, 3 Abpackbetrieben in Deutschland zugeordnet ob diese tatsächlich aus einer ökologisch er- werden. zeugten Milch hergestellt worden sind. Im CVUA-MEL wurde in dem extrahierten Milch- Bei zwei Proben „Bio-Käse“ wurden zu nied- fett mittels Stabilisotopentypisierung der Pa- rige Gehalte an α-Linolensäure von jeweils rameter delta-13C-Kohlenstoff und mittels 0,40 g/100g Fett und gleichzeitig erhöhte Gaschromatographie der Gehalt an α-Linolen- δ13C-Werte zwischen -22,9 und -24,0 ‰ m/m säure bestimmt. festgestellt. Aufgrund dieser Untersuchungser- gebnisse wurde der starke Verdacht geäußert, Beide Parameter werden von der Fütterung dass die Käsereimilch dieser Proben nicht aus der Kühe beeinflusst, von denen die Milch ökologischem Landbau, sondern von konventi- gewonnen wurde. Aus dem Wert für δ13C kön- onell wirtschaftenden Milcherzeugern stamm- nen Rückschlüsse auf den Maisanteil in der te. Eine Probe eines Pseudo-Bio-Käses ließ Fütterungsration der Milchkühe gezogen wer- sich aufgrund der Verpackungskennzeichnung den. Der Anbau von Mais ist im ökologischen nur bis zu einem Abpackbetrieb zurückverfol- Landbau zwar nicht verboten, jedoch ist eine gen. Die andere auffällige Probe „Bio-Käse“, Verwendung von Mais als Hauptbestandteil ein Schnittkäse, stammte aus einer Käserei, der Fütterung, anders als im konventionellen die sowohl konventionell erzeugte Milch als Landbau, unwirtschaftlich. Ökologisch erzeug- auch Bio-Milch verarbeitet.
Seite 22 CVUA-MEL 2013 Der Pferdefleischskandal 2013 und andere nicht deklarierte Fleischzutaten in Fleischerzeugnissen und Fertiggerichten Anfang Februar 2013 wurde der europaweite bei wurden alle Fertiggerichte und 363 Flei- Betrug der Verarbeitung von nicht deklarierten scherzeugnisse auch auf nicht-deklariertes Pferdefleischanteilen in Produkten mit Rinder- Pferdefleisch analysiert. Pferdefleisch wurde hackfleisch (Frikadellen, Lasagne, Tortellini, nur in einer Probe „Lasagne“ aus dem Einzel- u.a.) aufgedeckt. Die falsche Kennzeichnung handel und einer Probe „Rindfleischabschnitte“ dieser Produkte verstößt gegen geltendes EU- eines Herstellers für Fleischerzeugnisse nach- Recht und stellt eine grobe Täuschung des gewiesen. Beide Proben wurden im Februar Verbrauchers dar. Zur Aufdeckung entspre- 2013 untersucht. Bedingt durch die Rückrufak- chender Falschdeklarationen wurde unmittel- tionen verschiedener Supermarktketten und bar ein EU-weites Untersuchungsprogramm die schnelle Rückverfolgung Pferd-positiver initiiert. In Deutschland wurde das Programm Proben wurden im Laufe des Jahres 2013 kei- um die Untersuchung auch auf andere nicht ne weiteren Erzeugnisse mit nicht deklariertem deklarierte Fleischzutaten erweitert. Pferdefleisch gefunden. Eine Probe „Lasagne“ und eine Probe „Sauerbraten“ aus dem Ein- Im CVUA-MEL werden seit Jahren routinemä- zelhandel enthielten Spuren von Pferd-DNA ßig Untersuchungen von Fleisch-, Milch- und deutlich unter 1 %. Eine solche Verunreinigung Fischerzeugnissen sowie Fertiggerichten auf deutet darauf hin, dass innerhalb des Herstel- nicht deklarierte tierische Bestandteile durch- lungsbetriebes Pferdefleisch verarbeitet wurde geführt. Es werden dazu eine Vielzahl von und es bei der Herstellung der untersuchten DNA-analytischen Verfahren (PCR, Real-time Erzeugnisse zu Verschleppungen gekommen PCR, Sequenzierung) aber auch immunologi- ist. sche Verfahren eingesetzt. Im Rahmen der Untersuchungen von Fleisch Im Rahmen des Pferdefleischskandals wur- erzeugnissen und Fertiggerichten auf weitere de ein vorhandenes Schnellverfahren für den Tierarten waren 20 Proben zu beanstanden. Nachweis der Tierarten Rind, Schwein, Huhn Bei 18 Proben wurde nachgewiesen, dass und Pute (Multiplex Real-time PCR) um den Zutaten der Tierarten Huhn, Pute, Rind oder Nachweis von Pferd erweitert. Mit diesem Ver- Schwein nicht deklariert waren. In 8 Fällen fahren wird auch der prozentuale DNA-Ge- handelte es sich dabei um Döner oder Dreh- halt der nachgewiesenen Tierarten bestimmt. spieße mit nicht deklarierten Geflügelanteilen. Auf diese Weise kann abgeklärt werden, ob Weitere falsch deklarierte Erzeugnisse waren die Menge an z. B. Pferd-DNA in einem Le- Teigwaren (3), Rindfleischabschnitte (3), Hack- bensmittel einer kennzeichnungsrechtlich fleisch (2), Geschnetzeltes (1) und Leberwurst relevanten Menge von verarbeitetem Pferde- (1). In 2 weiteren Fällen wurde festgestellt, fleisch entspricht. Dieses Verfahren wird im dass Rehragout nicht aus Rehfleisch, sondern CVUA-MEL nicht nur zur Untersuchung von aus Fleisch vom Rothirsch hergestellt wurde. eigenen Proben eingesetzt, sondern auch zur Abklärung von Pferd-positiven Untersuchungs- Angesichts des Pferdefleischskandals 2013 ergebnissen aus den anderen Untersuchungs- und der Nachweise anderer nicht deklarierter ämtern in NRW. Tierarten sollen die routinemäßigen Kontrollen von Fleischerzeugnissen und Fertiggerichten Im CVUA-MEL wurden im Jahr 2013 insgesamt auf nicht deklariertes Pferdefleisch sowie Be- 401 Fleischerzeugnisse und 134 Fertiggerich- standteile anderer Tierarten auch zukünftig te auf Zutaten verschiedener nicht deklarierter fortgesetzt werden. Säugetier- und Geflügelarten untersucht. Da- Abbildung 7 Aufarbeitung von Fleischproben für die DNA-Analytik und Real-time PCR-Analyse von Fleischerzeugnissen
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