Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM

Die Seite wird erstellt Nicolas Stoll
 
WEITER LESEN
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
Das Band
 www.bvkm.de

               1/2021          Zeitschrift des Bundesverbandes für
                               körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V.

 Inklusiver             37
Kinder- und Jugendhilfe

 Langer Weg
COVID-19-Impfung
                        40
                             mit . mischen
 Expertenanhörung
Vereinbarkeit von
Pflege und Beruf
                        44
                             Partizipation
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
» i n h a lt
     Impresssum
                                               Meldungen
xx   DAS BAND
     Zeitschrift des Bundesverbandes für
     körper- und mehrfachbehinderte
                                               2 Panorama
     Menschen e. V.                            4 BVKM-Pinnwand
     52. Jahrgang

     Verantwortlich
     Helga Kiel (Hrsg.)                        Thema
     Redaktion
     Stephanie Wilken-Dapper (v.i.S.d.P.)
     Tel. (02 11) 6 40 04 -14,                 6 MEHR MITBESTIMMUNG IST NÖTIG UND MÖGLICH
     Fax (02 11) 6 40 04 -20
     stephanie.wilken-dapper@bvkm.de             – KATRIN GRÜBER / STEPHANIE CZEDik
     Redaktionsanschrift
     Bundesverband für körper-                 10 Selbst entscheiden und dazugehören
     und mehrfachbehinderte
     Menschen e. V.                            		 – Peggy Glaschke
     Redaktion DAS BAND
     Brehmstraße 5–7, 40239 Düsseldorf         14 Was haben wir zu verlieren?
     dasband@bvkm.de | www.bvkm.de

     Abonnement und
                                               		 – Christina Bark
     Adressverwaltung
     Markus Kosciow                            16 „Ich wünsche mir ...“
     Tel. (02 11) 6 40 04-26
     Fax (02 11) 6 40 04-20                    		 – Cordula Birngruber
     markus.kosciow@bvkm.de

     Bankverbindung                            20	mitreden, mitentscheiden, mitgestalten
     Bank für Sozialwirtschaft (BfS)
     IBAN DE53 3702 0500 0007 0342 00          		 – Anne Willeke
     BIC BFSW DE33 XXX

     Titel und Realisation                     24 Teilhabekiste und Unterstützte Kommunikation
     Detlef Grove
                                               		 – Nele Diercks /Lars Tiedemann
     Fotovorlage Titel
     Fabian Helmich (www.fabian-hel-
     mich.de) für Helfende Hände e. V.         28 DIe qual der Wahl
     (www.helfende-haende.org)
                                               		 – Nora Peters
     Druck
     reha gmbh Saarbrücken
                                               32 Gesundheitsvorsorge mit eigener Stimme
     Auflagenhöhe                                 – Kerrin Stumpf
     20.000 Exemplare

     Anzeigenverwaltung
     reha gmbh
     Tel. 0681 93621-173                       Forum
     konstanzepfuell@rehagmbh.de

     Mediadaten auch unter                     37 Die Kinder- und Jugendhilfe wird inklusiver
     bvkm.de/ueber-uns/unsere-
     magazine/                                 		 – Norbert Müller-Fehling
     DAS BAND erscheint 2021 viermal.
     Für Mitglieder des Bundesverbands         40 Der lange Weg zur Covid-19-Impfung
     für körper- und mehrfachbehin-
     derte Menschen e. V. ist der Bezug        		 – Janina JÄnsch
     der Zeitschrift im Mitgliedsbeitrag
     erhalten. Das Jahresabonnement
     für Einzelbezieher kostet € 25,00.        42 Rechtsprechung zur Impfpriorisierung
     Die Lieferung erfolgt automatisch
     für ein weiteres Jahr, wenn nicht bis     		 – Sebastian Tenbergen
     zum 30. September eine schriftliche
     Kündigung erfolgt.

     Beiträge sind urheberrechlich
     geschützt.                                Ratgeber
     Bei namentlich gekennzeichne-
     ten Beiträgen sind die Verfasser          44	Recht und Praxis
     verantwortlich.                           		 Expertenanhörung beim unabhängigen Beirat für
     ISSN 01 70-902 X                             die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
                                               		 – Katja Kruse

                                               46	Steuermerkblatt

                                               43 Tipps & Termine

                                                                                                  Das Band
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
Auftakt 1|21
     Liebe Leserin und lieber Leser,

     Mitmischen – alle? – ja klar!

     Bedeutet Mitmischen das, was im Bundesteilhabegesetz
     (BTHG) gleich im § 1 als Anspruch und Ziel formuliert ist,
     nämlich eine „volle, wirksame und gleichberechtigte Teilha-
     be am Leben in der Gesellschaft“? Was ist das genau und
     wie geht das?

     Immer, wenn das Wort Teilhabe fällt, wird an Inklusion,
     Dabeisein, Selbstbestimmung, Partizipation, Gestalten und
     Entscheiden gedacht. Zusammengefasst: mitmischen. Es be-
     deutet, das eigene Leben in die Hand zu nehmen, gehört zu           Mitmischenlassen ist eine Verpflichtung, nicht nur für den
     werden, Wünsche zu äußern, wählen zu können, Ideen zu               Gesetzgeber, der die Forderungen der UN-BRK umsetzen
     entwickeln, auszuprobieren und Nein zu sagen. Also auch,            muss, sondern für alle Menschen. Der Gesetzgeber muss
     Fehler zu machen, falsche Entscheidungen zu treffen, Kon-           die finanziellen Mittel bereitstellen, die Qualifikationen der
     sequenzen und Gefahren zu unterschätzen und unglücklich             UnterstützerInnen sicherstellen und die Anstrengungen zur
     zu sein. Wie können wir das sortieren und zu einer Bereiche-        Umsetzung einfordern. Für alle anderen heißt Mitmischen:
     rung für alle Menschen werden lassen?                               mitzuwirken, zu verändern, sich nichts gefallen zu lassen,
                                                                         selbst zu entscheiden und gleichberechtigt zu sein.
     Einig sind sich alle Beteiligten darin, dass es Mut, Zeit, Entde-
     cken und Unterstützung benötigt und alles andere als einfach        Lesen Sie in dieser Ausgabe von DAS BAND von vielen po-
     ist. Mut braucht es am meisten von den Menschen selber,             sitiven Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen, dem neuen
     die ihre Wünsche erforschen und einfordern können, Vor-             Miteinander, der Achtung und Wertschätzung der Men-
     stellungen eigenverantwortlich umsetzen und dann auch er-           schen. Es gibt Beispiele für die Gestaltung von Prozessen,
     leben werden – mit allen Höhen und Tiefen. Es braucht Mut           Vorschläge zur Anwendung von Instrumenten, Erfahrungen
     von allen, die daneben- und dabeistehen, dies zuzulassen,           aus gelungenem Mitmischen und von Mutmachern für alle
     zu ermöglichen, verlässlich zu sein und Vertrauen zu haben.         Beteiligten. Es werden auch Schwierigkeiten identifiziert und
                                                                         Anforderungen aufgezählt.
     Zeit ist der knappste Faktor in dem Unterfangen, Teilhabe zu
     ermöglichen. Es braucht Zeit zu verstehen, zu fragen, Ant-          Von allein geschieht nichts, Anstrengungen kostet es auf je-
     worten zu finden, Alternativen auszuloten, zu entdecken             den Fall, Ressourcen sogar in großem Umfang. Wagen wir
     und zu entscheiden. Es braucht die Chancen der Bildung im           es, motivieren wir alle: die Menschen mit Behinderung, die
     umfassenden Sinne, nämlich Erfahrungen zu machen und                Eltern und Betreuerinnen und Betreuer, die gesamte Mitarbei-
     Erkenntnisse zu gewinnen.                                           terschaft in den Einrichtungen und Diensten, die Akteure im
                                                                         Sozialraum, alle. Es kann zwar mühevoll und unbequem, aber
     Entdeckt werden müssen die eigenen Wünsche, es müssen               letztlich nur gut, bereichernd und glückbringend werden.
     eine eigene Lebensplanung entwickelt, neue Ziele formu-
     liert, andere Wege gegangen und eigene Meinungen gebil-             Machen Sie mit, ermöglichen Sie mit all Ihrer Kraft Teilhabe,
     det werden. Hier braucht es Prozesse, Kreativität und Aus-          damit alle Menschen mitmischen können und unsere Gesell-
     probieren.                                                          schaft reich wird.

     Unterstützung von allen für diesen revolutionär neuen               Und: Bleiben Sie gesund!
     Weg ist unumgänglich. Es kann nur funktionieren, wenn
     Verfahren und Instrumente angewandt werden, die helfen
     zu verstehen und sich zu äußern. Selbstbestimmung zu er-
     möglichen kann lästig sein und sehr herausfordernd. Ge-
     duld, Phantasie und Empathie können beflügeln und sind so
     wichtige Gelingensfaktoren.                                         Ihre Helga Kiel, Vorsitzende des bvkm

Ausgabe 1/2021                                                                                                                            1
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
BVKM

»panor ama
 Wichtig! DAS BAND als PDF                                                                                     Über 620 Organisationen
 Die in den Texten verarbeiteten Links können Sie schnell und unkompliziert nutzen, wenn Sie                   unterzeichnen Erklärung für
 sich die jeweils aktuelle Ausgabe von DAS BAND auch kostenlos als PDF herunterladen.                          Menschlichkeit und Vielfalt
 https://bvkm.de/ueber-uns/unsere-magazine/                                                                    im Superwahljahr 2021

 Boccia – Eine Sportart für Alle! – Neuer Film                                                                 „Menschen mit Behinderung
 Spannung, Dynamik und Zielvermögen: All das verspricht die Sportart Boccia. Sie bietet insbesondere           brauchen die Befähigung und
 Menschen, die in ihrer Mobilität stark eingeschränkt sind, die Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen.      den Mut, die Ressourcen im
 Interessierte können die Sportart nun durch unseren neuen Film „Boccia – Eine Sportart für Alle!“ ken-        Sozialraum für sich zu nut-
 nenlernen und sich faszinieren lassen. https://www.youtube.com/watch?v=Nc2RZLvWV_0&t=4s                       zen. Dafür ist ein offenes und
                                                                                                               zugewandtes gesellschaftliches
 Tagung zum Muttertag 2021                                                                                     Klima wichtig. Als größter
 Online-Tagung zum Muttertag // 14. und 15. Mai 2021: Die Bundesfrauenvertretung des bvkm lädt ein             Selbsthilfe- und Fachverband
 zur Online-Tagung „Wege zur Gesundheit – In guter Gesellschaft oder mutterseelenallein?“. Die Teilneh-        für körper- und mehrfachbehin-
 merinnen erwartet ein vielfältiges Programm: Prof.’in Dr. Christa Büker wird Einblick in ihre Forschung zur   derte Menschen in Deutschland
 Gesundheit pflegender Mütter geben, ein breites Workshop-Angebot bewegt sich von Yoga über Trom-              sieht der bvkm sich und uns alle
 meln bis hin zum Umgang mit herausforderndem Verhalten und auch der Austausch mit anderen Frauen              aufgefordert, hierfür im Wahljahr
 mit besonderen Herausforderungen wird nicht zu kurz kommen. Seien Sie noch kurzentschlossen dabei.            2021 bewusst einzutreten.“
 Informationen finden Sie hier: www.bvkm.de (Über uns/Veranstaltungen bvkm) oder unter dem Link:
 https://bvkm.de/veranstaltung/wege-zur-gesundheit-in-guter-gesellschaft-oder-mutterseelenallein-copy/         Helga Kiel, Vorsitzende des
                                                                                                               Bundesverbands für körper- und
 Pflegereform 2021 – Entwurf sorgt für Verärgerung!                                                            mehrfachbehinderte Menschen
 Der Mitte März bekannt gewordene Arbeitsentwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zum                e. V. (bvkm), zur Erklärung für
 Pflegereformgesetz stößt bei den Fachverbänden für Menschen mit Behinderung, zu denen auch der bvkm           Menschlichkeit und Vielfalt.
 gehört, auf große Verärgerung. Vorgesehen ist darin eine Regelung, mit der die derzeitigen Mittel für
 den stundenweisen Einsatz von Verhinderungspflege künftig um fast 50 Prozent gekürzt werden sollen.           Mit der gemeinsamen Erklärung
 „Das ist ein Schlag ins Gesicht für Eltern behinderter Kinder“, so Helga Kiel, Vorsitzende des bvkm.          zeigen zum Auftakt des Wahl-
 https://bvkm.de/ratgeber/verhinderungspflege/                                                                 jahres 620 Verbände, Initiativen
                                                                                                               und Einrichtungen aus dem Be-
 bvkm zeichnet Memorandum mit                                                                                  reich der Behindertenhilfe und der
 Mit dem Memorandum „Pakt für Inklusion 2021 – Inklusive Bildung und Digitalisierung zusammen denken“          Sozialen Psychiatrie gemeinsam
 setzen sich der bvkm und die unterzeichnenden Fach- und Elternverbände für das uneingeschränkte Recht         klare Haltung gegen Rassismus
 auf inklusive Bildung für alle Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen bei zunehmender              und Rechtsextremismus und war-
 Digitalisierung ein. Lesen Sie hier weiter:                                                                   nen vor Hetze und Stimmungs-
 www.bvkm.de (Unsere Themen/Förderung und Bildung) oder über den Link:                                         mache rechter Akteur*innen wie
 https://bvkm.de/unsere-themen/foerderung-und-bildung/                                                         der AfD und ähnlicher Bewe-
                                                                                                               gungen. Mit Sorge beobachten
 mit.machen: Eure Ideen für freie Zeit                                                                         die Verbände, wie versucht wird,
 „mit.machen: Eure Ideen für freie Zeit“. Das Leben läuft durch Corona gerade anders als gewohnt. Gemein-      eine Stimmung zu erzeugen, die
 sam mit euch und Ihnen möchte der bvkm das Beste daraus machen.                                               Hass und Gewalt nicht nur gegen
 Auf der Website www.bvkm.de/mitmachen stellen wir seit Anfang des Jahres Ideen vor, die einfach               Menschen mit Behinderung, psy-
 nachzumachen sind. Es darf alles sein: Kreatives, Bewegung, Handwerk, Technik, Entspannung, Ernährung         chischer oder physischer Krankheit
 oder Tipps, was man am Computer / Tablet / Smartphone machen kann. Es sind bereits tolle Ideen und            schürt, sondern gegen alle, die
 Anregungen auf der neuen Plattform zu finden. Weitere Vorschläge können an den bvkm geschickt werden.         sich für eine offene und vielfäl-
 Kontakt und Information: freizeit@bvkm.de                                                                     tige Gesellschaft engagieren.

 Barrierefreiheitsgesetz – Stellungnahme des bvkm                                                              „Wir treten ein für Menschlichkeit
 Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hat einen Referentenentwurf für ein Barrierefrei-        und Vielfalt. Und wir sind nicht
 heitsgesetz (BFG) veröffentlicht. Es sieht Regelungen für die Barrierefreiheit von Produkten und Dienst-      alleine: Wir stehen für Millio-
 leistungen vor. Mit dem BFG soll die Umsetzung des „European Accessibility Act“ bis zum 28. Juni 2022         nen Menschen in Deutschland,
 in deutsches Recht erfolgen. Die Stellungnahme des bvkm zum Gesetzesentwurf finden Sie hier:                  die das Auftreten und die Ziele
 https://bvkm.de/ratgeber/barrierefreiheitsgesetz-stellungnahme-des-bvkm/                                      von Parteien wie der Alternative
                                                                                                               für Deutschland und anderer
 Versicherungsmerkblatt neu aufgelegt!                                                                         rechter Bewegungen entschie-
 Das Versicherungsmerkblatt des bvkm – entstanden in Kooperation mit der Union Versicherungs-                  den ablehnen“, heißt es in der
 dienst GmbH, Detmold – widmet sich dem Versicherungsschutz für Menschen mit Behinderungen.                    Erklärung. Die AfD habe vielfach
 Das Versicherungsmerkblatt gibt einen Überblick über die verschiedenen Versicherungsarten – von               gezeigt, dass sie in ihren Reihen
 der privaten Unfallversicherung bis zur Reiseversicherung. Außerdem bezieht es den Versicherungs-             Menschen- und Lebensfeindlich-
 schutz für Betreuerinnen und Betreuer mit ein. Das Versicherungsmerkblatt kann kostenlos als bar-             keit dulde, sie fördere Nationa-
 rierearme PDF heruntergeladen werden. Die Druckversion erscheint im Laufe des Frühjahrs.                      lismus, Rechtspopulismus und
 www.bvkm.de (Recht und Ratgeber/ Rechtsratgeber/Versicherungsmerkblatt) oder über den direkten Link:          Rechtsextremismus. Heute sei
 https://bvkm.de/ratgeber/versicherungsmerkblatt/

2                                                                                                                                     Das Band
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
daher plötzlich „wieder an der
Tagesordnung, was in Deutsch-
land lange als überwunden galt“,
warnen die Unterzeichnenden.
Die Mitzeichnenden, die von
Organisationen der Selbsthilfe
über Förder- und Inklusions-
organisationen bis zu Spitzen-
verbänden der Freien Wohl-
fahrtspflege reichen, zeigen sich
entschlossen, Hass und Hetze
entgegenzutreten: „Wir lassen
nicht zu, dass in Deutschland
eine Stimmung erzeugt wird,
                                    Über 400 Organisationen unterzeichnen Erklärung für Menschlichkeit und Vielfalt im
die unsere Gesellschaft spal-
tet“, heißt es in der Erklärung.    Superwahljahr 2021
                                    Eintreten
                                    Mit            für Menschlichkeit
                                         der gemeinsamen                      und
                                                               Erklärung zeigen zumVielfalt!
                                                                                     Auftakt des Wahljahres 435 Verbände,
Durch Aufklärung, Beratung und
                                    Initiativen und Einrichtungen aus dem Bereich der Behindertenhilfe und der Sozialen
öffentlichkeitswirksame Aktionen
                                    Psychiatrie gemeinsam klare Haltung gegen Rassismus und Rechtsextremismus und
soll durch verschiedenste Aktivi-   Als Initiativen, Einrichtungen  und Verbände,rechter
                                                                                  die sichAkteur*innen
                                                                                           für Inklusion und Teilhabe von ähnlicher
                                                                                                                          Menschen
täten der Unterzeichnenden „für     warnen    vor Hetze   und Stimmungsmache                             wie der AfD und
                                    mit Behinderung oder psychischer Beeinträchtigung einsetzen, wenden wir uns gegen jegliche
eine menschliche und lebenswerte    Bewegungen. Mit Sorge beobachten die Verbände, wie versucht wird, eine Stimmung zu
                                    Form von Ausgrenzung und Diskriminierung. Wir treten ein für Menschlichkeit und Vielfalt.
                                    erzeugen, die Hass und Gewalt nicht nur gegen Menschen mit Behinderung, psychischer

                                                                                     Foto: Tobias Regesch
Zukunft für uns alle“ gewor-
ben werden. Ziel der Mitzeich-      oder physischer Krankheit schürt, sondern gegen alle, die sich für eine offene und vielfältige
                                    Und wir sind nicht alleine: Wir stehen für Millionen Menschen in Deutschland, die das
nenden ist es, im Superwahljahr     Gesellschaft
                                    Auftreten undengagieren.
                                                      die Ziele von Parteien wie der Alternative für Deutschland (AfD) und anderer
ein Zeichen für Demokratie zu
                                    rechter
                                    „Wir      Bewegungen
                                          treten            entschieden und
                                                 ein für Menschlichkeit  ablehnen.
                                                                             Vielfalt.Die
                                                                                       UndAfD
                                                                                            wirhat vielfach
                                                                                                sind        gezeigt,Wir
                                                                                                      nicht alleine: dass sie infür
                                                                                                                        stehen   ihren
setzen. Sie betonen, es komme
                                    Reihen Menschen- und Lebensfeindlichkeit duldet. Sie fördert Nationalismus, Rechtspopulis-
auf jede Stimme an und for-         Millionen Menschen in Deutschland, die das Auftreten und die Ziele von Parteien wie der
                                    mus und Rechtsextremismus.
dern auf, zur Wahl zu gehen.        Alternative für Deutschland und anderer rechter Bewegungen entschieden ablehnen“, heißt
                                    es in der Erklärung. Die AfD habe vielfach gezeigt, dass sie in ihren Reihen Menschen- und
                                    Diese Entwicklung macht uns große Sorgen. Denn heute ist wieder an der Tagesordnung, was
Unterzeichnet wurde die             Lebensfeindlichkeit   dulde, sie fördere Nationalismus, Rechtspopulismus und
                                    in Deutschland lange als überwunden galt: Hass und Gewalt gegen Menschen aufgrund von
Erklärung unter anderem vom         Rechtsextremismus.      Heute seiphysischer
                                                                      daher plötzlich   „wieder  an deroder
                                                                                                         Tagesordnung,   was in
                                    Behinderung, psychischer    und               Krankheit, Religion        Weltanschauung,   sozialer
Sozialverband VdK Deutschland,      Deutschland    lange  als überwunden   galt“, warnen   die Unterzeichnenden.
                                    oder ethnischer Herkunft, Alter, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität sowie
dem Arbeiter-Samariter-Bund
                                    nichtMitzeichnenden,
                                          zuletzt gegen Personen,
                                                          die von die sich für eine offene und vielfältige
                                                                                                     über Gesellschaft
                                                                                                           Förder- undengagieren.
Deutschland, den Fachverbänden      Die                           Organisationen     der Selbsthilfe
für Menschen mit Behinderung,       Inklusionsorganisationen bis zu Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege reichen,
dem Paritätischen Gesamtverband     Das ist nicht hinnehmbar und muss aufhören! Wir sagen NEIN zu jeglicher Ideologie der
                                    zeigen sich entschlossen, Hass und Hetze entgegenzutreten: „Wir lassen nicht zu, dass in
und der Deutschen Gesell-           Ungleichwertigkeit von Menschen. Die Würde des Menschen ist unantastbar!
                                    Deutschland eine Stimmung erzeugt wird, die unsere Gesellschaft spaltet“, heißt es in der
schaft für Soziale Psychiatrie.     Erklärung.
                                    Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass:
Bislang wird die Erklärung          Durch Aufklärung, Beratung und öffentlichkeitswirksame Aktionen soll durch verschiedenste
bundesweit von weit mehr als                sich der
                                    Aktivitäten  Hass und Gewalt nicht weiter
                                                     Unterzeichnenden           ausbreiten
                                                                         „für eine         können,
                                                                                   menschliche  und lebenswerte Zukunft für uns
620 Verbänden, Initiativen und      alle“ geworben werden. Ziel der Mitzeichnenden ist es,Behinderungen
                                            niemand   das  Recht auf Leben  von Menschen   mit im Superwahljahr ein Zeichen für
Einrichtungen mitgetragen.                  in Frage
                                    Demokratie       stellen darf
                                                  zu setzen.  Sie und
                                                                  betonen, es komme auf jede Stimme an und fordern auf, zur Wahl
                                            Menschen nicht ausgegrenzt, benachteiligt und diskriminiert werden.
                                    zu gehen.
Der bvkm hat an der Erklärung
für Menschlichkeit und Vielfalt     Wir lassen nicht
                                    Unterzeichnet       zu,die
                                                    wurde    dass in Deutschland
                                                               Erklärung            eine vom
                                                                         unter anderem    Stimmung   erzeugtVdK
                                                                                              Sozialverband    wird, die unsere
                                                                                                                  Deutschland,
maßgeblich mitgearbeitet. Zu        Gesellschaft
                                    dem           spaltet. Wir setzen
                                          Arbeiter-Samariter-Bund      uns ein fürden
                                                                    Deutschland,   eineFachverbänden
                                                                                        menschliche und    lebenswerte
                                                                                                       für Menschen   mitZukunft
den Unterzeichnenden gehören        für uns alle! dem Paritätischen Gesamtverband und der Deutschen Gesellschaft für Soziale
                                    Behinderung,
auch zahlreiche Mitglieds­          Psychiatrie. Bislang wird die Erklärung bundesweit von weit mehr als 400 Verbänden,
organisationen des bvkm.            Initiativen und Einrichtungen mitgetragen.

Wenn auch Ihre Organisation die                          www.wir-fmv.org
                                    Der gesamte Erklärungstext                          #wfmv2021
                                                               und die Liste der Mitzeichnungen ist online unter www.wir-
Erklärung mitzeichnen möchte,       fmv.org abrufbar.
melden Sie sich unter kontakt@
wir-fmv.org. Die Erklärung –
                                    Stand 18. Februar 2021
auch in Leichter Sprache –, alle
Informationen zu den Inhal-
ten, Materialien und Stimmen
zur Erklärung finden Sie auf
www.wir-fmv.org

Ausgabe 1/2021                                                                                                                      3
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
BVKM

» p i n n wa n d
                                                         Hamburg

                                                         Wechsel an der Spitze von Leben mit Behinderung
                                                                                                                                                                                                
                                                                                                                                                                         Hier könnte auch eine Meldung über
                                                                                                                                                                       Ihren Verein stehen. Schicken Sie Foto
                                                         Ralph Grevel, bisher Bereichsleiter Wirtschaft                                                                                                       s
                                                         und IT und stellvertretender Geschäftsführer,                                                                und kleine Texte. Schreiben Sie uns unte
                                                                                                                                                                                                               r
                                                         ist seit dem 1. Februar 2021 Geschäftsführer                                                                         E-Mail: dasband@bvkm.de
                                                         von Leben mit Behinderung Hamburg Sozial­
                                                         einrichtungen gGmbH. Bereits 2019 hatte
                                                         sich der Vorstand von Leben mit Behinderung
                                                         Hamburg Elternverein e.V. als Gesellschafter
                                                         für Ralph Grevel als Nachfolger von Stephan                                                     Berlin

                                                                                                                                                         Flucht, Migration, Behinderung – Projekt
                                                         Peiffer entschieden. Stephan Peiffer ist zum
                                                         31. Januar 2021 in den Ruhestand gegangen.
                                                         Gemeinsam mit Kerrin Stumpf, Geschäfts­          Stephan Peiffer                                Ehrenamt in Vielfalt geht in das zweite Jahr
                                                         führerin des Elternvereins, wird Ralph                                                          Was brauchen Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung und
                                                         Grevel zukünftig die Organisation steuern.                                                      Behinderung? Welche rechtlichen Besonderheiten gibt es an der Schnittstel­
                                                         Mit Ralph Grevel (49) rückt ein bekanntes                                                       le Flucht, Migration und Behinderung? Wie können Angebote zur Selbsthil­
                                                         Gesicht an die Spitze von Leben mit Be­                                                         fe und zur Beratung gestaltet werden, um Menschen mit Fluchterfahrung
                                                         hinderung Hamburg. Eingestellt wurde der                                                        zu erreichen? Um diese Fragen und Themen u. a. ging es 2020 bei den
                                                         Controller aus dem Ruhrgebiet 2001. Mit der                                                     bundeweiten, mehrtägigen Online-Workshops „Wege zu Teilhabe und En­
                                                         Zeit übernahm Ralph Grevel mehr Aufgaben.                                                        gagement“. Die Teilnehmenden kamen aus den Bereichen der Behinderten-
                                                         Von 2009 an war er als Bereichsleitung Wirt­                                                     und Geflüchtetenhilfe sowie aus Migrantenorganisationen und Verwaltung.
                                                         schaft und IT u. a. für das Controlling und                                                      Die interaktiven, kreativen und partizipativen Workshops ermög­lichten ei­
                                                         die Finanzbuchhaltung verantwortlich. Im                                                         nen Wissenstransfer und einen intensiven Austausch zwischen den Teilneh­
                                                         April 2018 übernahm er zusätzlich die stell­                                                     menden und den ReferentInnen. MINA Leben in Vielfalt e.V. bietet auch
                                                                                                          Ralph Grevel
                                                         vertretende Geschäftsführung. Ralph Grevel                                                       2021 wieder interaktive und kostenlose Workshops an. Die mehrtägi­gen
                                                         ist Wirtschafts-Diplom Betriebswirt und                                                          Präsenz-Workshops „Flucht, Migration und Behinderung – Wege zu Teil­
                                                         studierte danach Soziale Arbeit. Auch dieses     Hamburg nachhaltig verändert und durch die      habe und Engagement“ werden fortgesetzt und finden in Erfurt­­(online!),
                                                         Studium schloss er mit einem Diplom ab.          von ihm initiierten Haus- und Wohngemein­       Hannover und Potsdam statt. Neu ist eine Online-Workshop-Reihe ab
                                                         Ralph Grevel war in den vergangenen              schaften wurden Nachbarschaften inklusiver.     April 2021 zum Thema „Inklusion für alle? Teilhabeperspektiven an der
                                                         Jahren dafür zuständig, die Organisation         Er hinterlässt große Fußstapfen, aber ich        Schnittstelle Flucht & Behinderung“ sowie zwei Online-Workshops im Mai
                                                         auch wirtschaftlich gut aufzustellen. Er         freue mich auf die Herausforderung.“             und September für Ehrenamtliche und MentorInnen zum Thema „Barrieren
                                                         verhandelte mit der Sozialbehörde das            Fachlich will Ralph Grevel den von Stephan       und Teilhabeperspektiven von geflüchteten Menschen mit Behinderung“.
                                                         Trägerbudget und im vergangenen Jahr             Peiffer eingeschlagenen Weg mit eigenen
                                                         dessen Erhöhung. Diese war nötig geworden,       Akzenten weiterentwickeln: „In der               Weitere Informationen zu den Angeboten:
                                                         weil Leben mit Behinderung Hamburg zum           Personenzentrierung der KlientInnen will         https://mina-vielfalt.de/workshops
                                                         1. Januar 2021 einen Tarifvertrag eingeführt     ich unseren Kurs fortsetzen und stärken.         Informationen zum Projekt: www.mina-vielfalt.de
                                                         hat und die steigenden Gehälter der gut          Dafür müssen wir Arbeitsbedingungen
                                                         1000 Mitarbeitenden refinanziert werden          festigen, denn nur so können die Mitar­
                                                         mussten. Die Zusammenarbeit mit seinem           beitenden die KlientInnen wirksam dabei
                                                                                                                                                         Esslingen
                                                         Vorgänger Stephan Peiffer war für Ralph          unterstützen, ihre eigenen Lebensperspek­
                                                         Grevel prägend: „Stephan Peiffer hat viel für    tiven zu entwickeln und umzusetzen.“           15. Pack-Aktion musste ausfallen
                                                         die Menschen mit Behinderung getan. Sein
                                                         Steckenpferd, die inklusive Stadtplanung, hat    www.lmbhh.de                                   Aufgrund der Corona-Beschränkungen konnte 2020 die 15.
                                                                                                                                                                                                                     Geschenke-
                                                                                                                                                         Verpack-Aktion des Esslinger Vereins „Rückenwind“ in der Vorweih
                                                                                                                                                                                                                             nachtszeit
                                                                                                                                                         im Einkaufscenter DAS ES nicht stattfinden. Aber: Auch wenn
                                                                                                                                                                                                                       die Geschenke
                                                                                                                                                         nicht verpackt werden konnten, konnten Interessierte selbstge
    Fotos: Leben mit Behinderung Hamburg, www.lmbhh.de

                                                                                                                                                                                                                       machte Frucht­
                                                                                                                                                         aufstriche und handgefertigte Seifen direkt bei Rückenwind
                                                                                                                                                                                                                    e. V. gegen eine
                                                                                                                                                         Spende erwerben. Verschiedenste Seifen (Lavendel, Rose, Zitrone
                                                                                                                                                                                                                          , Melisse)
                                                                                                                                                         weckten Erinnerungen an den Sommer. Fruchtaufstriche wie
                                                                                                                                                                                                                     z. B. Brombeere,
                                                                                                                                                        Holunderblüten- und Rosenblütengelee, rote Mirabelle, Esslinge
                                                                                                                                                                                                                        r Schecken-
                                                                                                                                                        Kirsche, Zwetschgen- und Quittenmus versüßten den KäuferI
                                                                                                                                                                                                                     nnen die Zeit im
                                                                                                                                                        Lockdown und füllten die Kasse von Rückenwind e. V. mit Spende
                                                                                                                                                                                                                           ngeldern
                                                                                                                                                        für die Pflegeauszeit-Wochenenden für Mütter von Kindern
                                                                                                                                                                                                                    mit Behinderung.
                                                                                                                                                        www.rueckenwind-es.de­

4                                                                                                                                                                                                                    Das Band
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
Weitere Informationen
    unter www.bvkm.de

             Wört / Ostalbkreis

             Digitaler Kochabend – Zusammen is(s)t man weniger allein
                                                                   enttäuschend. Eine Lösung musste her und
                                                                   wir überlegten, dass gemeinsam Kochen doch
                                                                  auch in Zeiten von Corona geht – digital eben.“
                                                                  Neun BewohnerInnen des Begleiteten Woh­
                                                                  nens, die die Freizeitangebote des FuD gern
                                                                  nutzen, wagten den Versuch und nahmen am
                                                                  digitalen Kochabend teil. „Durch die Nutzung
                                                                  des Videochats in der schul.cloud konnten
                                                                  wir die Bedienung ganz einfach halten. Die
                                                                  TeilnehmerInnen mussten lediglich einen Link
                                                                  anklicken, um der Videokonferenz beizutreten.         und bei den meisten auch das Avocado-Mousse
                                                                  Ohne weitere Anmeldung.“, berichtet Julia             mit Mango dann doch fertig auf den Tisch.
            Der Familienunterstützende Dienst (FuD) der          Seubert. Eine einfache Bedienung sei für Men­         Julia Seubert: „Natürlich steckt teilweise mehr
            Reha-Südwest Ostwürttemberg-Hohenlohe                schen mit Behinderung wichtig, weil sie mit der       Organisation hinter solch einem digitalen Event,
            gGmbH startet mit dem Digitalen Kochabend            Technik oft noch nicht vertraut seien, bestätigt      doch die überwältigende Rückmeldung hat
            ein neues Angebot, das Menschen mit und              Sybille Dittrich-Ihlenfeld, die eine WG in Crails­    gezeigt, dass es sich lohnt!“ „Unsere Bewoh­
            ohne Behinderung nicht nur in Coronazeiten           heim betreut und den Kochabend mitgestaltet.          nerInnen haben mit den Kontaktbeschrän­
            zusammenbringt.                                      Damit alle genug Zeit für den Einkauf hatten          kungen, Abstandsregeln und Ausgangssperren
                                                                 und sich schon im Vorfeld mit den Gerichten           natürlich zu kämpfen“, berichtet Peter Hirsch.
           Neun TeilnehmerInnen blicken Julia Seubert,           vertraut machen konnten, wurden die Rezepte           „Eine Bewohnerin verbringt den Abend sonst
           Ansprechpartnerin des FuD, aus vier                   bereits eine Woche vorher verschickt. Mit dem         beispielsweise oft mit den BewohnerInnen aus
           verschiedenen Kameras entgegen und sind               Thema „Vegan Kochen“ wurde an diesem                  der anderen WG im Ort. Jetzt ist das nicht
           genau wie die VeranstalterInnen gespannt, was         Abend außerdem ein Trendthema aufgegriffen.           mehr möglich. Ich habe gemerkt, wie sehr ihr
           sie an diesem Abend erwartet. „Und was                Während alle hinter der Kamera mit Schneiden         der gemeinsame Kochabend geholfen hat.
           machen wir damit?“, fragt die Pädagogische           beschäftigt waren, wurden immer wieder auch           Im digitalen Umfeld ist sie sogar mehr als
           Begleitung ein wenig scherzhaft, hält die            Fragen gestellt. „Es ist nicht einfach, alles im      sonst aus sich herausgekommen.“ Werden
           Avocado in die Kamera und sorgt damit für            Blick zu behalten, während man selbst beim            die digitalen Angebote auch nach Corona
           Lacher bei den Beteiligten.                          Schneiden und Erklären ist“, stellt Julia Seubert     bestehen bleiben? „Wir werden die digitalen
                                                                fest und weist darauf hin, dass es sinnvoll ist,      Veranstaltungen beibehalten, weil wir gemerkt
            Mitten im zweiten Lockdown fiel der Start­          für einen virtuellen Kochabend genug Personal         haben, dass diese vor allem für Menschen mit
            schuss zum ersten Digitalen Kochabend mit den      und Zeit einzuplanen. Spätestens als es an die         Behinderung eine flexible und ortsunabhängige
            BewohnerInnen aus dem Begleiteten Wohnen           Zubereitung der Nachspeise geht, wird klar, dass       Freizeitgestaltung bieten“, sagt Julia Seubert.
           der Reha-Südwest Ostwürttemberg-Hohenlohe           nicht bei allen am Ende dasselbe herauskommt.                                          Saskia Schachner
           gGmbH. Organisiert wurde der Abend vom              „Aber ich habe gar nichts mehr eingekauft,“
           Familienunterstützendenden Dienst (FuD) der         stellt eine Teilnehmerin fest. „Nächstes Mal           Kontakt: Reha-Südwest Ostwürtt­
           Einrichtung. „Aufgrund von Corona bieten            müssen wir vielleicht darauf hinweisen, dass           emberg-Hohenlohe gGmbH
           wir derzeit keine Freizeitaktivitäten an. Für die   das Rezept noch eine zweite Seite hat. Nach            Saskia Schachner, saskia.schachner@reha-
           regelmäßigen TeilnehmerInnen ist das natürlich      zwei Stunden kamen die Gemüse-Bolognese                suedwest.de, www.reha-suedwest.de/owh

                                                                                                                          Diese Idee für einen digtalen Koch­
                                                                                                                                                                          Fotos: Reha-Südwest Ostwürttemberg-Hohenlohe gGmbH

                                                                                                                          abend finden Interessierte auch auf
                                                                                                                          der neuen bvkm-Plattform „mit.
                                                                                                                          machen – Eure Ideen für freie Zeit“:
                                                                                                                           https://bvkm.de/mitmachen/to­
                                                                                                                          pics/zusammen-isst-man-weniger-
                                                                                                                          allein-digitaler-kochabend/

                                                                                                                         Projektseite:
                                                                                                                         https://bvkm.de/mitmachen/

Ausgabe 1/2021                                                                                                                                                                                                                 5
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
THEMA

                 ­

                Mehr Mitbestimmung
                ist nötig und möglich
                Katrin Grüber // Stephanie Czedik

                Das Motto der Behindertenbewegung „Nichts über uns ohne uns“ ist nach wie vor hochaktu-
                ell. Die UN-BRK, die deutlich macht, dass Partizipation eine Verpflichtung ist, hat entscheidend
                dazu beigetragen, dass es mehr Orte und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung gibt, an
                denen sie mitwirken oder mitbestimmen können.

            N
                         ach wie vor ist die Beteiligung von Men-           und von Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf.
                         schen mit Behinderung aber nicht selbstver-        In einem partizipativen Prozess wurde die Fragen-
                         ständlich. Dieser Beitrag nennt Gründe bzw.        sammlung „Mitbestimmen“ erarbeitet. Ihr Grundprin-
                         Begründungen und zeigt Wege zu mehr Par-           zip: Menschen werden durch Fragen im gemeinsamen
                tizipation und Gelingensfaktoren für Partizipation ins-     Gespräch angeregt, sich vertieft mit der Situation
                besondere in Organisationen der Eingliederungshilfe         vor Ort zu befassen, diese einzuschätzen, Verbesse-
                auf. Dies erfolgt auf der Grundlage der jahrelangen         rungsbedarf zu identifizieren und Vereinbarungen
                Erfahrung der Begleitung von Einrichtungen der Ein-         über Veränderungen zu treffen. Sie eignet sich für
                gliederungshilfe und anderen Organisationen bei der         alle Organisationen, unabhängig davon, ob sie schon
                Erstellung und Umsetzung von Aktionsplänen und auf          eine Beteiligungskultur haben, ob Partizipation eher
                den Erfahrungen im Rahmen des Projektes „Index für          ein Fremdwort ist oder ob sie bereits einiges unter­
                Partizipation“.                                             nommen haben.

                Das zentrale Projektziel: Die Verbesserung der Mit-         Unter Partizipation wird dabei verstanden, „sich
                wirkungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten insbe-            aktiv in Gestaltungs- und Entscheidungsprozesse ein-
                sondere von Menschen mit Lernschwierigkeiten, von           zubringen und von anderen einbezogen zu werden.
                Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung             Einfluss nehmen kann dabei Unterschiedliches be-
                                                                            deuten: Mitmachen, mitwirken oder (mit-)entschei-
                                                                            den. Partizipation ist in diesem Sinne Entscheidungs-
    Einfache Sprache                                                        teilhabe oder auch Entscheidungsmacht.“1

                                                                            Es gibt unterschiedliche Gründe für die mangelnde
    In diesem Text geht es um Mit-Bestimmung. Das schwere Wort ist          oder nicht ausreichende Beteiligung von Menschen mit
    Partizipation. Menschen mit Behinderung sollen mehr mit-bestim-         Behinderung in Organisationen der Eingliederungshil-
    men. Menschen mit Behinderung sollen sagen, was sie möchten             fe. Ein Grund kann sein, dass manche Leitungskräfte
                                                                            es ausreichend finden, sich einmal im Jahr mit der Be-
    und was ihnen wichtig ist. Menschen mit Behinderung sollen selbst
                                                                            wohnerInnenvertretung zu treffen und keinen Bedarf
    entscheiden. Das ist sogar in einem Gesetz geregelt. Den Text ha-       und keine Notwendigkeit dafür sehen, mehr zu tun.
    ben Frau Grüber und Frau Czedik geschrieben. Sie kennen sich gut        Wenn Mitarbeitende anderer Meinung sind, so liefert
    mit dem Thema Mit-Bestimmung aus. Frau Grüber und Frau C
                                                           ­ zedik          die Fragensammlung Argumente, um Leitungen zu
                                                                            überzeugen. Denn die Erfahrung zeigt: ohne eine Un-
    schreiben, was Menschen mit Behinderung brauchen, damit sie selbst
                                                                            terstützung der Leitungsebene sind Veränderungspro-
    gut entscheiden können. Dafür gibt es eine Fragen-Sammlung in
                                                                            zesse fast nicht möglich.
    Leichter Sprache. Diese Fragen sollen dabei helfen, dass die Personen
    gut entscheiden können. ■

6                                                                                                                       Das Band
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
­
                                                                                                                                                                                       Zwischen-
                                                                                                                                                                                       tagung des
                                                                                                                                                                                       Projektes
                                                                                                                                                                                       Ende 2019
                                                                                                                                                                                       mit vielen
                                                                                                                                                                                       Beteiligten.
    © Foto: Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (beb).

                                                                 Anfangen und sich trauen                                  weiter, überfordern sich nicht und sind offen für neue
                                                                                                                           Erfahrungen. Dann stellen sie fest: Beteiligung funkti-
                                                                 Nach wie vor gibt es Mitarbeitende, die davon aus-        oniert und bietet Vorteile, beispielsweise durch inte-
                                                                 gehen, BewohnerInnen bzw. KlientInnen wollten oder        ressante und hilfreiche Anregungen für Mitarbeitende.
                                                                 könnten sich nicht beteiligen. Dies gilt insbesondere     „Ich genieße den FuB-Beirat3 sehr, auch die Unter-
                                                                                            Vor-Wort
                                                                 für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf. An-
                                                                 dere stehen dem Thema grundsätzlich offen gegen-
                                                                                                                           stützung bei Vorstellungsgesprächen und bei anderen
                                                                                                                           Themen.“4
                                                                 über, sind allerdings unsicher, d. h. sie wissen nicht,
                                                                 was sie anders/mehr machen sollen. Um Fehler zu
                                                                 vermeiden, fangen sie erst gar nicht an, Verände- Die Beteiligten verändern
                                                                                            Mit-Bestimmung ist wichtig.
                                                                 rungsprozesse einzuleiten. Genau deshalb haben wir sich in diesem Prozess
                                                                 im Rahmen des Projektes „Index für Inklusion“ Praxis­
                                                                                            Mit-Bestimmung heißt:
                                                                 beispiele gesucht und unter anderem gefragt: „Was Nach der anfänglichen Überra-
                                                                                            Alle
                                                                 können Sie anderen als Tipps       gehören
                                                                                                geben,             dazu.
                                                                                                         die Menschen    mit schung wird die Beteiligung selbst-
                                                                 Lernschwierigkeiten beteiligen wollen?“ Eine typische verständlicher, oft intensiver und
                                                                 Antwort auf diese Frage Jedegab BorisMeinung        ist des
                                                                                                          Kuhn, Leiter    wichtig.
                                                                                                                              die Themen breiter. Es gibt mehr
                                                                 Koordinierungsbüros der Landeshauptstadt München Gespräche auf gleicher Augenhö-
                                                                 zur Umsetzung der UN-BRK:  Jeder soll seine Meinung                 sagenMenschen
                                                                                                                              he zwischen      können.mit und
                                                                                                                              ohne Behinderung – nicht nur im
                                                                 „Ich empfehle, anzufangenAndere
                                                                                              und sich zu sollen
                                                                                                            trauen. die
                                                                                                                    Wir Meinung
                                                                                                                              Rahmen ernst      nehmen.
                                                                                                                                        des Beteiligungsprozesses, sondern auch im
                                                                                                                                                                                                Sprache“, Bundesverband evangelische Behindertenhilfe. © Lebenshilfe für Menschen mit gei-
                                                                                                                                                                                                Die Abbildungen stammen aus der Broschüre: „Mit-Bestimmen! Fragen-Sammlung in Leichter

                                                                 haben jedenfalls festgestellt, es ist gar nicht schwierig, Alltag. Die Beteiligten verändern sich in diesem Pro-
                                                                                                                                                                                                stiger Behinderung Bremen e. V., Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013-2018.

                                                                                            Jeder zu
                                                                 Menschen mit Lernschwierigkeiten       soll  mit-entscheiden
                                                                                                           beteiligen. Sie             können.mit Behinderung gewinnen mehr
                                                                                                                              zess. Menschen
                                                                 haben ein großes Interesse daran, gefragt zu werden          Selbstbewusstsein und treten selbstbewusster auf. Es
                                                                 und ihre Meinung zu sagen. WennMan mussjederundmit-bestimmen
                                                                                                                  kann                  kann,
                                                                                                                              wird selbstverständlicher, für ihre und die Interessen
                                                                                            dann
                                                                 versuchen, leicht zu sprechen,  auchkönnen
                                                                                                        wenn manwir      vieleanderer
                                                                                                                    es vor-     Dinge     ändern.
                                                                                                                                       einzutreten.
                                                                 her noch nicht so gemacht hat. Und man kann üben.
                                                                 Wichtig ist, immer wieder die Rückmeldung einzuho-           „Ich bin viel selbstbewusster geworden. Ich kann
                                                                 len und die Menschen zu fragen, wie sie es fanden.           mitbestimmen bei vielen Dingen, war in mehreren
                                                                                            Menschen          mit
                                                                 Mittlerweile fragt bei uns keiner mehr, ob Menschen
                                                                                                                    Behinderung        haben die gleichen
                                                                                                                              Diskussionen zum BTHG mit Politikern dabei und
                                                                 mit Lernschwierigkeiten inRechte         wiesich
                                                                                             der Lage sind,    Menschen
                                                                                                                   zu be-      ohne
                                                                                                                              habe  dieBehinderung.
                                                                                                                                        Forderungen von Menschen mit Behinde-
                                                                                            Auch ein Recht auf Mit-Bestimmung.Dabei steht mir eine Assistenz
                                                                 teiligen, denn es ist bekannt,  dass  es geht.“ 2
                                                                                                                              rungen  eingebracht.
                                                                                                                              zur Verfügung.“5
                                                                 Die Erfahrungen in München Die sindRechte      müssen ernst genommen
                                                                                                      nicht außergewöhn-
                                                                 lich. Andere machen ähnliche Erfahrungen. Menschen Die Arbeit mit der Fragensammlung macht deutlich,
                                                                                            werden.
                                                                 mit und ohne Behinderung gehen Schritt für Schritt dass auch die Mitarbeitenden bei der Erarbeitung

                                                                                            Menschen sollen Unterstützung bekommen
                                                                 Ausgabe 1/2021             für Mit-Bestimmung.                                                                                                                                                                         7
Das Band - mit . mischen Partizipation 37 40 44 - BVKM
THEMA

mung im Alltag ­
                                partizipativer Beteiligung Unter-
                                stützung brauchen. Eine mögliche
                                Unterstützung kann durch Exper-
                                tInnen in eigener Sache erfolgen.
Tag.                            Ein Beispiel dafür bietet der Ex-
                                pertenbeirat an der Evangelischen
                                Fachschule für Heilerziehungspfle-
                                ge in Schwäbisch Hall. Menschen
                                mit Unterstützungsbedarf gestalten
                                als ExpertInnen die Ausbildung von
                                Fachkräften mit. Die zukünftigen
               Mitarbeitenden der Eingliederungshilfe erweitern da-
               durch ihre Kompetenzen und ihre Haltung gegenüber

                                                                                                                                        © Foto: Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (beb).
               Menschen mit Behinderungen.

               Fragensammlung hilft weiter

               Für eine erfolgreiche Partizipation ist es wichtig zu
               fragen, in welchen Bereichen Veränderungen notwen-
               dig sind. In Anlehnung an den „Index für Inklusion“
               sieht die Fragensammlung drei Bereiche: Haltung, Re-
               geln und Alltag. Wie die folgende Abbildung deutlich
mt             macht, gibt es Überschneidungen. Es gibt aber auch         ProjektteilnehmerInnen berichten über ihre Erfahrungen.
               Wechselwirkungen. Das alltägliche Handeln kann eine
               Wirkung von Haltung sein, aber gleichzeitig auch eine      cetten der Partizipation, die bei der konkreten Arbeit in
 g.
               Voraussetzung. So kann das fehlende Zutrauen in            Organisationen und der Kommune weiterhelfen kön-
               die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung eine          nen. Die Themenpalette reicht von Selbstvertretungs-
               Barriere sein. Umgekehrt kann aber positive Erfah-         organisationen über gesetzliche Regelungen bis hin zu
               rung mit Beteiligungsprozessen Haltung verändern.          Nachrichten und Medienangeboten. Ein Schwerpunkt
               Genau das spricht dafür, anzufangen, und sei es mit        ist die Barrierefreiheit als wichtige Bedingung für Par-
               kleinen Schritten – und dann am Ball zu bleiben. Ge-       tizipation. Außerdem werden praktische Hinweise für
               spräche der Einrichtungsleitung, die einmal im Jahr mit    inklusive Sitzungen und Veranstaltungen gegeben.
               dem Bewohnerbeirat geführt werden, erfüllen diesen
               Zweck nicht.
                                                                          Beteiligung benötigt Zeit!

                                                                          Beteiligungsprozesse sind keine Selbstläufer. Sie kön-
                                         Haltung                          nen wieder zum Erliegen kommen und die Beteiligten
                                                                          in die alten Routinen zurückfallen. Alle 35 Praxisbei-
                                                                          spiele berichten von Schwierigkeiten oder Herausfor-
                                                                          derungen. Ihr Weg zum Erfolg: Sie haben die Pro-
                                Alltag         Regeln
                                                                          bleme erkannt und haben Wege gefunden, sie zu
                                                                          überwinden. Sie haben sich nicht entmutigen lassen,
                                                                          ja, sind sogar „ins Gelingen verliebt“6, sind kreativ und
                                                                          geduldig.
               Wenn die prinzipielle Entscheidung für einen Verän-        Eine der fortwährenden Herausforderung sind Zeit
               derungsprozess gefallen ist, gibt es möglicherweise        und personelle Ressourcen. Beteiligung benötigt Zeit.
               Unsicherheiten über das konkrete Vorgehen. Auch            Manche Veränderungen stellen sich unter Umständen
               hier bietet die Fragensammlung Hinweise. Ein Werk-         erst im Laufe der Zeit ein und sind kaum wahrnehmbar.
               zeugkoffer enthält Prüflisten, Arbeitsblätter und Ar-      Veränderungsprozesse sind zeitintensiv. Menschen mit
               beitshilfen in Leichter Sprache. Die Publikation „Infor-   Behinderung benötigen unter Umständen Assistenz,
               mationen für mehr Mitbestimmung“ enthält Hinweise          d. h. personelle Ressourcen. Insbesondere in Auf-
               auf Websites und Publikationen zu verschiedenen Fa­        bauphasen. In den meisten der Praxisbeispiele wurde

       8                                                                                                                     Das Band
­

       Kennen Sie schon die Fragensammlung
       ­„Mitbestimmen!“?
       Wollen Sie mehr darüber wissen?            zum Austausch und zur Vernetzung. Sie
       Sie können sich informieren auf der        können uns aber auch einladen zu einem
       Website: www.beb-mitbestimmen.de           virtuellen Workshop. In zwei Stunden
                                                  erfahren Sie, wie man gut mit der Fra-
       Hier finden Sie: die Fragensammlung        gensammlung arbeiten kann, welche
       Mitbestimmen! in Leichter und in Schwe-    Materialien es dafür gibt und was Sie tun       Mit-Bestimmen!
                                                                                                  Fragen-Sammlung in Leichter Sprache
       rer Sprache zum Download, zur Be-          können, damit es in Ihrer Organisation
       stellung und als Online-Version sowie      und in der Kommune mehr Mitbestim-
       zusätzliche Arbeitsmaterialien, wie eine   mung gibt. Wir bieten den Workshop in
       Broschüre „Zusätzliche Informationen für   schwerer und in einfacher Sprache an.
       Mitbestimmung“, einen „Werkzeugkof-
       fer“ mit Prüflisten, Arbeitsblättern und   Dr. Katrin Grüber, Leiterin des IMEW,

       Vorträge.
                                B.11
       Arbeitshilfen sowie mehrere Filme und      Jörg Markowski, Mitarbeiter des BeB,
                                                  Yvonne Dörschel, Mitarbeiterin des

                                Computer und Handys helfen
       In Kürze erscheinen dort auch zahlreiche
       Praxisbeispiele aus ganz Deutschland und
                                                  IMEW, Schreiben Sie uns eine E-Mail:
                                                  grueber@imew.de und markowski@

                                bei der Mit-Bestimmung
       eine aktualisierte Netzwerk-Landkarte      beb-ev.de

    die unternehmerische Entscheidung getroffen, diese änderungen ermöglichen. Dabei
    personellen Ressourcen Computer
                              zur Verfügungund       Handys
                                                zu stellen.      könnensie Ressourcen und Zeit.
                                                            So benötigen
                             bei der
    hat die Lebenshilfe Ostholstein   seitMit-Bestimmung
                                            Mitte 2016 einen Wenn   helfen.
                                                                          Menschen mit Behinde-
    Beauftragten für Empowerment (Selbstbefähigung). rungen als ExpertInnen in eigener
                             Zum Beispiel:
    Mit dieser Stelle werden die Beiräte (Werkstattrat und Sache zu Wort kommen, können
    Bewohnerbeirat) kontinuierlich unterstützt, damit sie dadurch nachhaltige partizipative
                             • Viele
    bessere Möglichkeiten haben,    sichMenschen
                                           an Entscheidungs-können      mit entstehen.
                                                               Strukturen      E-Mails Denn mehr
                                Infos bekommen.
    und Selbstbestimmungsprozessen         zu beteiligen. Ein Mitbestimmung ist nicht nur nötig,
    anderes Beispiel bietet die Gründung eines Inklusions- sie ist auch möglich!
                             • Jemand schafft den Weg zu dem Treffen
    beirats der Stadt Schwäbisch Gmünd. Der Beirat wird
    hauptamtlich vom Amt fürnicht.
                                 Familie und Soziales unter-
                                                               1. Denninger u. a. 2019, S. 15.
                                Dann sich
    stützt. In dem Beirat engagieren      kann     er mitmitdem
                                               Menschen             Video-Telefon
                                                               2. Zitat                            im
                                                                        aus dem Praxisbeispiel „Beteiligung von Menschen mit
    Lernbehinderung, mit psychischen Belastungen, mit Lernschwierigkeiten bei der Aufstellung des 2. Aktionsplans der Lan-
                                Computer
    körperlichen Beeinträchtigungen     sowie mit bei  Treffen
                                                    Seh-          dabei
                                                               deshauptstadt
                                                          und 3. Der          sein.
                                                                              München“ (in Druck).
                                                                       FuB-Beirat ist ein Beirat für Menschen aus den Förder- und
                             • Jemand
    Hörbehinderung. Sie lernen,               findet
                                   politisch zu         den
                                                 arbeiten undWeg      zu Treffen           nicht gut.
                                                               Beschäftigungsbereichen der GWW-Gemeinnützige Werkstätten &
                                                               Wohnstätten   GmbH.
    sich kommunal zu beteiligen.                               4. Zitat aus dem Praxisbeispiel „FuB – Im Beirat in Förder-und Be-
                                   Dann hilft das Handy.treuungsbereichen für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf
                                                                       mitbestimmen“ (in Druck).
                                                                       5. Zitat aus dem Praxisbeispiel „Politischer Stammtisch Bielefeld /

    Ausblick
                                Mit den Fragen können Sie              Bethel.regional“ (in Druck).
                                                                       6. Zitat aus dem Praxisbeispiel „Wählen kann man lernen – die Wahl
                                darüber nachdenken.                    zum Bewohnerbeirat“ (in Druck)

    Der Artikel möchte dazu beitragen, dass möglichst
                                                          Das Projekt „Index für Partizipation“ wird vom Bundesverband der
    viele Einrichtungen und Organisationen die Beteili- evangelischen Behindertenhilfe (BeB) gemeinsam mit dem Institut
    gungsmöglichkeiten der BewohnerInnen bzw. Klien- Mensch,       Ethik und Wissenschaft (IMEW) durchgeführt. Gefördert
                            11.1                          wird das Projekt durch Aktion Mensch Stiftung, Ecclesia Versiche-
    tInnen verbessern – in einem gemeinsamen Prozess. rungsdienst GmbH, EB Consult Partner der Sozialwirtschaft und
                            Gibt es als
    Wichtig ist, dass die Partizipation Computer      für alle
                                           entscheidendes
                                                          CURACONMenschen             mit Behinderung?
                                                                      Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

    Thema angenommen Wenn   wird undMenschen         mit Behinderung wollen,
                                        dass die entspre-
    chenden ­Schritte gegangen werden. Sowohl Mitarbei-
                            können sie mit dem Computer   Dr. Katrin Grüberarbeiten?
                                                                                  leitet das Institut Mensch, Ethik
    tende als auch Menschen mit Behinderungen müssen und Wissenschaft (IMEW), Stephanie Czedik ist Mitar-
    sich trauen, gemeinsam Prozesse anzuregen, die Ver- beiterin am IMEW.
                                Können sie damit
                                • das Internet benutzen
    Ausgabe 1/2021
                                • E-Mails schreiben und lesen?                                                                               9
THEMA

                ­
               Selbst entscheiden
               und dazugehören
               Peggy Glaschke

               Das Hollerhaus in Ingolstadt (Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V.) en-
               gagiert sich seit vielen Jahren dafür, dass Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf befähigt
               werden, im Alltag möglichst viel Selbstbestimmung und Teilhabe zu erfahren. 2019 hat es sich
               am Projekt „Selbstbestimmung, Teilhabe und Partizipation im Alltag von Menschen mit hohem
               Unterstützungsbedarf“ des Instituts Mensch, Ethik und Wissenschaft (IMEW)1 beteiligt.

               Wilken-Dapper: Wie kam es zu diesem Projekt?   schwersten Behinderungen u. a. ein Zuhause und eine
               Glaschke: Der Wunsch einer Zusammenarbeit zwi- Tagesstruktur bietet, kritisiert, dass der erhöhte Un-
               schen dem IMEW und dem Hollerhaus bestand bereits           terstützungsbedarf und somit die Notwendigkeit der
               länger und als Dr. Katrin Grüber mich in den Beirat         Finanzierung von mehr Ressourcen, wie Zeit und Mit-
               des Projektes berief, wurde der Wunsch wahr. Unser          arbeitern, beispielsweise vom Gesetzgeber nicht ge-
               Geschäftsführer, Roman Schiele, willigte sofort ein, als    sehen werden – auch unter BTHG-Bedingungen nicht
               ich ihn fragte, ob wir als Hollerhaus an dem Projekt        (bezogen auf unsere Klientel). Durch die Teilnahme am
               teilnehmen wollen. Mit „Hollerhaus“ meine ich übri-         Projekt hatte das Hollerhaus die Chance, darauf hin-
               gens immer alle KlientInnen und Mitarbeitenden.             zuweisen und aktiv etwas zu tun. Im Zuge der ersten
                                                                           Beiratssitzung im März 2019 legten wir fest, dass das
               Wilken-Dapper: Mit welcher Ausgangsfrage sind Sie           IMEW gemeinsam mit dem Hollerhaus einen Work-
               gestartet?                                                  shop gestalten wird, in dem erarbeitet wird, ob und
               Glaschke: Es waren eher Motivationen als eine Aus-          wie wir unsere Klienten befähigen, um selbstbestimmt
               gangsfrage. Jahrelang haben wir als Einrichtung der         in ihrem Alltag Teilhabe und Partizipation einzufordern
               Eingliederungshilfe, die Menschen mit schweren und          und erleben zu können.

                                                                           Wilken-Dapper: Wie läuft das Projekt im Hollerhaus
                                                                           Ingolstadt ab?
     Einfache Sprache                                                      Glaschke: Ich stelle hier exemplarisch zwei Beispiele
                                                                           vor: Ein Klient, der bereits seit vielen Jahren im Hol-
                                                                           lerhaus lebte, erfuhr, dass in Münchsmünster der Hol-
   Selbst entscheiden und selbst bestimmen. Das ist gar-nicht so leicht.   lerhof gebaut und 2020 in Betrieb genommen werden
   Das kann man lernen. Die Bewohnerinnen und die Bewohner des             sollte. Er äußerte frühzeitig den Wunsch, umziehen
   Hollerhauses in der Stadt Ingolstadt haben dazu an einem Projekt        zu wollen und richtete sich damit an die Mitarbeiter
                                                                           seiner Wohngruppe und schließlich auch an den Be-
   teil-genommen. In diesem Projekt sollte das Selbst-Entscheiden und
                                                                           reichsleiter des Wohnens. Sein Wunsch wurde mit ihm
   das Mit-Bestimmen geübt werden. Die Bewohner des Hollerhauses           besprochen und er wurde als Interessent in die Pla-
   haben in dem Projekt gelernt, eigene Wünsche herauszufinden. Bei-       nung aufgenommen. Mit ihm gemeinsam wurde der
   spiel: Eine Person möchte selber fest-legen, wo sie spazieren geht.     Umzug geplant und schließlich auch durchgeführt.
                                                                           Doch innerhalb dieser drei Jahre mussten unterschied-
   Eine andere Person möchte in eine andere Wohn-Gruppe ziehen. Ein
                                                                                                                                     © Hollerhaus, Ingolstadt

                                                                           lichste „Tiefschläge“ des Lebens, einschließlich Coro-
   andere Person hat geübt zu entscheiden, was sie essen möchte. Jede
                                                                           na, von ihm verarbeitet und bewältigt werden. Wenn
   Person hatte ganz eigene Wünsche. Jede Person hat gelernt, dass sie     kurz ein Zweifel an seiner Entscheidung aufkam, er-
   selbst bestimmen kann. ■                                                mutigten ihn die Mitarbeiter, weiterzumachen und sei-

10                                                                                                                      Das Band
­
    nen Wunsch wahrwerden zu lassen. Seit Ende 2020           kataloges auf die Vorträge vor. Einer der Beiden war
    wohnt er auf dem Hollerhof.                               der oben beschriebene Klient, der begeistert von sei-
    Eine weitere Klientin fühlte sich in ihrer Wohngruppe     nem Wunsch sprach, auf den Hollerhof ziehen zu wol-
    nicht mehr wohl und richtete sich selbstbestimmt mit      len und wie auf seinen Wunsch reagiert wurde und an
    dem Satz: „Ich will umziehen!“ an die Wohnheimlei-        welchem Punkt „sein“ Projekt nun steht.
    tung. Diese Klientin hatte zuvor nie „ihre Stimme ge-
    nutzt“, somit waren alle sehr positiv überrascht. Sie     Wilken-Dapper: Welche Unterstützung war notwendig?
    hatte sich zuvor an die WG-Mitarbeiter ihres Vertrau-     Glaschke: Personelle Assistenz, div. Hilfsmittel, ein Fra-
    ens gerichtet und ihr Problem geschildert. Diese haben    genkatalog als Hilfestellung zur Vorbereitung auf den
    sie ermutigt, sich an die Wohnheimleitung zu richten.     Impulsvortrag, Erklärung der Begrifflichkeiten in Leich-
    Auch hier wurde alles auf Augenhöhe besprochen und        ter Sprache, Zeit und Aktives Zuhören.
    die Klientin äußerte ganz klar, in welche WG sie um-
    ziehen möchte. Da in dieser zu diesem Zeitpunkt ein       Wilken-Dapper: Wo gab es die meisten Fragen oder
    Platz frei war, konnte sie innerhalb des Hollerhaus um-   Hürden?
    ziehen.                                                   Glaschke: Eine wesentliche Hürde stellt, bezogen auf
                                                              den oben beschriebenen Klienten, die momentane Co-
    Wilken-Dapper: Wie haben Sie sich dem Thema genä-         rona-Situation dar. Er ist ein sehr aktiver und geselliger
    hert und Interesse für das Thema geweckt?                 Mensch und wäre gern in die Gemeinde eingebunden.
    Glaschke: Interesse war und ist im Hollerhaus immer       Leider ist dies aktuell nicht möglich, da keine Veran-
    da. Wir verstehen die Thematik als „Einstellung“.         staltungen o. ä. stattfinden. Somit lebt er nun zwar
    Folglich mussten wir uns dem Thema nicht explizit         auf dem Hollerhof und geht in der dortigen Förder-
    „nähern“. Den teilnehmenden Klienten wurde im             stätte seinen Beschäftigungen nach, aber eine inklusi-
    Zuge der Vorbereitung des Workshops in persönlichen       ve Einbettung in die Gemeinde war leider bisher nicht
    Gesprächen und ggf. in Leichter Sprache erklärt, wo-      möglich. Weiterhin stellte der Umzug sowohl für ihn
    rum es gehen wird und ob sie Lust haben, an die-          als auch für seine Mitbewohner und Mitarbeiter der
    sem Projekt teilzunehmen. Zwei der teilnehmenden          „alten“ WG durch seine jahrelange WG-Zugehörigkeit
    Klienten wurden gefragt, ob sie einen Impulsvortrag       ein Ablöseprozess dar.
    zum Thema „Selbstbefähigung im Holleraus“ halten          Im Generellen ist jedoch auch wichtig festzuhalten,
    möchten. Beide nahmen diese Idee begeistert an und        dass im Hollerhaus Menschen mit zum Teil schwersten
    bereiteten sich mit Hilfe eines exemplarischen Fragen-    geistigen Behinderungen leben. Hier bestehen für die

    Die TeilnehmerInnen und Teilnehmer des Workshops.

    Ausgabe 1/2021                                                                                                         11
it-bestimmen
      THEMA

          ­   Die Abbildung stammt aus der Broschüre: „Mit-Bestimmen! Fragen-Sammlung in Leichter Sprache“, Bundes-
              verband evangelische Behindertenhilfe. © Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Bremen e. V.,
                                                                                                                                                                                     massive Gefahr und es müssen Kompromisse gefun-
                                                                                                                                                                                     den werden, die für die Außenwelt u. U. wie Fremd-
                                                                                                                                                                                     bestimmung aussehen.
                                                                                                                                                                                     „Selbstbefähigung“ kann auf jeder Ebene stattfinden
                                                                                                                                                                                     und muss auf jeder Ebene gesehen werden: „Trau dich,
                                                                                                                                                                                     zu zeigen, wohin du spazieren gehen möchtest.“ Oder
                                                                                                                                                                                     „Trau dich, laut zu sagen, dass du ausschließlich von
                                                                                                                                                                                     Mitarbeiter XY gepflegt werden möchtest, weil er das
                                                                                                                                                                                     gleiche Geschlecht hat, wie du und die Schamgrenze
              Illustrator: Stefan Albers, Atelier Fleetinsel, 2013-2018.

                                                                                                                                                                                     so ein wenig niedriger ist.“ Oder „Trau dich, zu sagen,
                                                                                                                                                                                     dass du anders leben möchtest.“ Und „Mitarbeiter,
                                                                                                                                                                                     hör mir zu!“.

                                                                                                                                                                                     Wilken-Dapper:      Welche Erfahrungen/Erkenntnisse
                                                                                                                                                                                     waren besonders wichtig und fließen nun verstärkt in
                                                                                                                                                                                     den Alltag ein?
                                                                                                                                                                                     Glaschke: Bezüglich unserer Klienten: Die wirkliche
ht wichtig?                                                                                                                                                                          Erkenntnis, gehört zu werden und aktiv mitgestalten
                                                                                                                                                                                     zu können – sei es, das eigene Leben oder, im Rah-
.                                                                                                                                                                                    men der strukturellen Voraussetzungen, das Leben
                                                                                                                          Thematik „Empowerment für die Selbstbestimmung,            innerhalb des Hollerhaus. Bezüglich der Mitarbeiten-
                                                                                                                          Teilhabe und Partizipation im Alltag von Menschen mit      den: Das wir bereits gute Arbeit leisten. Es ist jedoch
                                                                                                                          hohem Unterstützungsbedarf“ Prioritätsänderungen.          wichtig, dass wir uns in unserem Denken und Handeln
                                                                                                                          Die Selbstbefähigung findet hier oft auf einer sehr all-   immer wieder reflektieren und auch konstruktiv und
                                                                                                                          täglichen Ebene statt. Zum Beispiel, wenn Mitarbei-        ehrlich kritisieren können, wenn z. B. eine Berufsblind-
                                                                                                                          tende den Klienten dahingehend unterstützen, dass er       heit einsetzt. Wichtig war auch, dass wir im Workshop
                                                                                                                          lernt, durch das Deuten auf ein von zwei Getränken zu      gelernt haben, diese „blinden Flecken“ wieder zu se-
                                                                                                                          bestimmen, was er trinken möchte.                          hen und die Erkenntnis, dass es ganz normal ist, dass

ng.                                                                                                                       Wilken-Dapper: Was haben alle Beteiligten aus dem
                                                                                                                                                                                     diese entstehen.

                                                                                                                          Projekt mitgenommen?                                 Wilken-Dapper: Welche Faktoren erschweren Men-

wichtig.                                                                                                                  Glaschke: Die Klienten. Sie haben eine eigene Stimme schen mit Behinderung häufig die aktive Beteiligung?
                                                                                                                          und es ist wichtig und auch gewollt, diese zu nutzen       Welche Faktoren begünstigen das Gelingen?
                                                                                                                          und klar für sich einzutreten. Es ist okay zu sagen,       Glaschke: Erschwerend sind alle Barrieren, die denkbar
                                                                                                                          wenn etwas nicht gefällt. Aber: Nicht alle Wünsche         sind, doch am meisten die Barrieren in den Köpfen.
                                                                                                                          können erfüllt werden – das zu lernen und auch zu ler-     Menschen mit schweren Behinderungen, unabhängig,
                                                                                                                          nen, damit umzugehen (Empowerment) gehört auch             ob körperlich oder geistig, wird oft die Fähigkeit des
                                                                                                                          zum alltäglichen Leben.                                    eigenständigen Denkens von Vornherein abgespro-
                                                                                                                          Die Mitarbeitenden: Sie machen bereits eine gute           chen. Ein Teilnehmer mit einer ausgeprägten Tetra­
stimmung                                                                                                                  Arbeit und verstehen sich als AssistentInnen der Kli-      spastik, der an unserem Workshop teilnahm, berichte-
                                                                                                                          enten, nicht als deren „Fürsorger“. Soweit möglich,        te, wie Menschen auf ihn reagieren, wenn sie ihn das
                                                                                                                          befähigen sie die Klienten darin, ihre Stimme zu fin-      erste Mal treffen. Oftmals wird er wir ein Kleinkind
                                                                                                                          den und zu nutzen, ihre alltäglichen und unalltäglichen    behandelt oder es wird erst garnicht „mit“ ihm son-
                                                                                                                          Wünsche, Kritiken und Bedürfnisse zu kommunizieren.        dern in seiner Anwesenheit „über“ ihn gesprochen. Es
                                                                                                                          Bei unserer Klientel sind dem Ganzen aber auch             liegt dann an ihm, sich das Recht, zu sprechen, einzu-
                                                                                                                          Grenzen gesetzt. Manchmal müssen wir als „Fürsor-          fordern und auch in seinen Wünschen nach Selbstbe-
                                                                                                                          ger“ agieren, um die Klienten zu schützen. Exempla-        stimmung, Teilhabe und Partizipation ernstgenommen
                                                                                                                          risch kann man hier den Straßenverkehr nehmen: Ein         zu werden. Günstige Faktoren: Ein empathisches, re-
                                                                                                                          Mensch mit einem hohen Unterstützungsbedarf im             flektiertes und aufgeklärtes Umfeld.
                                                                                                                          kognitiven Bereich zeigt den Wunsch, nach draußen
                                                                                                                          zu gehen. Aufgrund der Schwere seiner kognitiven           Wilken-Dapper: Wo sehen Sie Möglichkeiten für Men-
                                                                                                                          Einschränkungen ist es jedoch nicht möglich, ihn da-       schen mit Behinderung, sich stärker einzubringen?
                                                                                                                          hingehend zu befähigen, das Verhalten im Straßenver-       Glaschke: An jeder Stelle, die sie interessiert und die
                                                                                                                          kehr zu erlernen und anzuwenden. Somit droht ihm           für sie wichtig zu sein scheint. Für manche ist es die

      12                                                                                                                                                                                                                           Das Band
Sie können auch lesen