Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...

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Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals,
Museen und Schlösser der Metropolregion­
Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es
unter anderem um Henri Matisse, dem die
Kunsthalle Mannheim eine Schau widmet …
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Inhalt                                            24
                                                  Geht nicht, gibt’s nicht!
                                                                                                   34
                                                                                                   „Autonomie ist ein männliches
                                                  Werben und Verkaufen – das TECHNOSEUM            Konzept“
                                                  zeigt Werbemittel, Reklame & Co.                 Selbstbestimmt – Eleonora Herder über ihre
                                                                                                   Videoinstallation „Auto-nomie“

                                                                                                   35
                                                                                                   Die kreative Stadt
                                                                                                   Französische Woche und Literaturherbst –
                                                                                                   Gleich zwei Heidelberger Festivals widmen sich
                                                                                                   dem geschriebenen Wort

06                                                27                                               36
Kulturregion                                      Der Grüffelo kommt!                              Von König Lear bis Donald Trump
Tipps und Meldungen rund um die Kulturregion      Glückwunsch! – Die Kinderbuchfigur wird 20 und   Vorhang auf! – Bei den Festspielen Ludwigshafen
                                                  ist im Historischen Museum der Pfalz zu Gast     gastiert das Deutsche Schauspielhaus Hamburg

AUSSTELLUNGEN                                     28
                                                  Die Royals aus Heidelberg
16                                                „Königskinder“ – Das Kurpfälzische Museum
Quell der Inspiration                             dokumentiert das Leben des Winterkönigs und
                                                  seiner Familie
„Inspiration Matisse“ – die Kunsthalle Mann-
heim widmet dem großen Maler eine Schau

18
Goldschatz von der Insel                                                                           38
„Javagold“ – Die Reiss-Engelhorn-Museen ­­                                                         Ein Blick zurück
präsentieren Schmuck und Kultgegenstände                                                           Abschied – Nach 28 Jahren verlässt Direktor
                                                                                                   Michael Kötz das Internationale Filmfestival
                                                                                                   Mannheim-Heidelberg

                                                  30                                               40
                                                  Einhards Traum                                   100 Jahre mit Musik im Gepäck
                                                  Kleinod im Odenwald – Die Einhardsbasilika       Alles Gute! – Die Deutsche Staatsphilharmonie
                                                  gehört zu den wenigen authentisch erhaltenen     Rheinland-Pfalz feiert ihr 100-jähriges Bestehen
                                                  Bauten aus der Karolingerzeit                    mit einem spannenden Jubiläumsprogramm

                                                  AUFFÜHRUNGEN                                     AUSBLICKE

                                                  31                                               42
20                                                Die Boys kommen                                  Ich sehe was, was du nicht siehst …
Auf den Spuren des Medicus                        Wumms! – Die Zollhausboys präsentieren Songs,    Die Biennale für aktuelle Fotografie lädt
Medicus – Das Historische Museum der Pfalz        Poetry und Kabarett aus Aleppo, Bremen und       zur Dialogreihe „Fotografie & Wissenschaft“
unternimmt eine Reise durch die Medizinhistorie   Kobani

22                                                32                                               KALENDER & TERMINE
„Darf ich dir meine Sammlung ­                    Ein Label, London und der Big Bang
zeigen?“                                          Experimente – Die Londoner Szene, ECM und        44
Jubiläum – Das Wilhelm-Hack-Museum feiert         Jan Bang stehen im Fokus von Enjoy Jazz          Auf einen Blick
seinen 40. Geburtstag
                                                                                                   Festivals & Ausstellungen in der Kulturregion
                                                                                                   Rhein-Neckar von September 2019 bis Februar
                                                                                                   2020

                                                                                                   46
                                                                                                   Immer gut informiert!
                                                                                                   Abonnieren Sie kostenlos das Kulturmagazin
                                                                                                   und fordern Sie weitere Infos von den Top-
                                                                                                   Festivals sowie den Museen und Schlössern an!

                                                                        2
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Editorial

Impressum
Herausgeber
Metropolregion Rhein-Neckar GmbH
Kulturbüro
M 1, 4–5, 68161 Mannheim
Postfach 10 21 51, 68021 Mannheim
Tel.: 0621 10708-418, Fax: 0621 10708-400

                                              Salut, Matisse!
E-Mail: kulturbuero@m-r-n.com
www.m-r-n.com/kultur
www.kultur-rhein-neckar.de
Konzeption und Herstellung
Raum Mannheim – Büro für visuelle
Kommunikation, Augustaanlage 37,
68165 Mannheim, Tel.: 0621 1504187
www.raum-mannheim.com
Projektleitung
Alena Butscher (MRN)
                                              Viel los in der Kunsthalle Mannheim – der neue
Daniel Grieshaber (Raum Mannheim)
Redaktion
Daniel Grieshaber, Astrid Möslinger,
                                              Chef Johan Holten hat seinen Dienst angetreten
Cathrin Siegler (Raum Mannheim)
Mitarbeiter dieser Ausgabe
                                              und pünktlich dazu beglückt auch ein ­wahrer R  ­ iese
                                              der Kunst das Haus am Friedrichsplatz: ­Henri
Ulrich Rüdenauer, Sarah Weik

Art-Direktion
Alexandra Wagner, Thomas Wolf

Schlusslektorat
Dr. Anja Steinhauer
                                              ­Matisse. Auf unserem Titel zu sehen ist seine da-
Druck
Vogel Druck und Medienservice GmbH,
                                               mals zwölfjährige Tochter Marguerite. Sie ist in
                                               zahlreichen seiner Werke verewigt und diente ihm
Höchberg
Titelbild
Henri Matisse, „Marguerite“, 1906, Öl auf
Leinwand, 65 x 54 cm, Paris, Musée Picasso
© Succession H. Matisse/ VG Bild-Kunst,        als Quelle der Inspiration. Um Inspiration dreht
Bonn 2018, Foto: bpk | RMN - Grand Palais |
René-Gabriel Ojéda
Auflage und Erscheinungsweise
                                               sich auch die Mannheimer Schau. Matisse’ Kunst
110.000 Exemplare, drei Ausgaben pro Jahr
Erscheinungstermin nächste Ausgabe
                                               faszinierte seine Zeitgenossen und Generationen
20. Februar 2020
                                               danach mit ihren radikalen Ansätzen. Inspiration
Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des
                                               für inspirierende Erlebnisse versprechen wir Ihnen
Herausgebers und der Redaktion.
                                               auch in dieser ­Ausgabe reichlich: Enjoy Jazz pfeift
                                               auf den Brexit und bietet einen Einblick in die Lon-
                                               doner Szene. Javagold, der Medicus, der Winter-
                                               könig sowie Werbung und Reklame stehen bei den
                                               großen Museen auf dem Programm. Bei den Fest-
                                               spielen Ludwigshafen ist das Deutsche Schau-
                                               spielhaus Hamburg zu Gast – unter a    ­ nderem mit
                                               Edgar Selge als König Lear. Und schließlich gibt
                                               es zwei J ­ ubiläen zu feiern: Das Willhelm-Hack-­
                                              Museum wird 40 Jahre alt und die Deutsche Staats­-
                                              philharmonie Rheinland-Pfalz blickt auf 100 ­Jahre
                                              zurück. Sie merken: Viel los. Viel Inspiration. Viel
                                              Spaß beim Stöbern!

                                              Ihr KULTURMAGAZIN-Team
                                                              3                        Kulturmagazin 03/19
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Immer eine Reise wert!
Die Schlösser in Heidelberg, Schwetzingen
und Mannheim, der Dom zu Speyer und zu
Worms, das UNESCO-­Weltkulturerbe Kloster
Lorsch, romantische Burgen an der Berg­
                                                                                                                    Altes Rathaus
straße, im Neckartal und im P­ fälzerwald,                                                                          Michelstadt
idyllische Weinorte in der Vorder­pfalz und                              Wormser
Streuobstwiesen im Odenwald – die Region                                 Dom
Rhein-Neckar hat neben ihren vielfältigen
Kulturangeboten noch viel mehr zu b  ­ ieten.
Machen Sie sich auf Entdeckungsreise!
                                                            Worms
                                                                                                  Kloster Lorsch

                                                Wilhelm-Hack-
                                                                                          Kunsthalle Mannheim
                                                Museum

                                                                Lud w igshafen        M annheim                     Schloss
                                                                                                                    Heidelberg
                                                Bad D ürkheim

                                                   Hambacher
                                                                                                                H eidelberg
                                                   Schloss
                                                                                 Schwet zingen

                                                N eustadt

                                                                                 Speyer
                                                                                              Schloss
                                                                                              Schwetzingen

                                                                      Dom zu Speyer

       Reichsburg                         Schloss
       Trifels                            Villa Ludwigshöhe
                            Landau

                    Deutsches Weintor

                                                            4
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
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                                                                                              Titelbild: siehe Impressum; ­­S. 04–
                                                                                              05: Rhea Häni (Illustrationen);
                                                                                              S. 06–07: TECHNO­SEUM, Klaus­
                                                                                              Luginsland; S.08: Autofähre, Simas,
                                                                                              1970, Antanas Sutkus; S. 09: Flo-
                                                                                              rian Greiner; S. 10: Osnat Pe-
                     Die Metropolregion Rhein-Neckar ver-                                     relshtein; S.11:Annete Mück; S.12:
                                                                                              Christian Kleiner; S. 13: Frank
                     bindet die Großräume Frankfurt und                                       Rossbach (Minguet Quartett);
                     Stuttgart und erstreckt sich über die                                    Universitätsarchiv Heidelberg
                     Bundesländer Baden-Württemberg,                                          (Jaspers); S. 14: Dieter Nageldin-
                                                                                              ger; S.16: Bosco-Automat-Sofort-
                     Rheinland-Pfalz und Hessen.                                              bild: Henri Matisse, Albert ­Weis-
                                                                                              gerber und Hans Purrmann (v. l.),
                                                                                              Löwenbräukeller, München, 1910,
                                                                                              © Hans-Purrmann-Archiv, Mün-
                                                                                              chen; S.17: Henri Matisse, „Grand
                                                                                              Bois“, 1906, Kunsthalle Mannheim
                                                                                              © Succession H. Matisse/VG Bild-
                                                                                              Kunst, Bonn 2018, Foto: Kunsthal-
                                                                                              le Mannheim/Cem Yücetas; Hen-
                                                                                              ri Matisse, „Nature ­morte au lierre
                                                                                              (Sculpture et vase de lierre)“, 1916,
                                                                                              Musée des beaux-arts et d’archéo-
                                                                                              logie, Besançon/Centre P     ­ompi-
                                                                                              dou, Musée national d’Art mo-
                                                                                              derne Paris/Deposited at Besan­
                                                                                              çon, musée des Beaux-arts et
                                                                                              d’archéologie (former collection
                                                                                              George et Adèle Besson), Foto: ©
                                                                                              Centre Pompidou/Musée natio-
                                                                                              nal d’Art moderne/Cliché Charles
                                                                                              CHOFFET,Besançon,muséedesBeaux-
                                                                                              arts et d’archéologie, © Succession
                                                                                              H. Matisse/VG Bild-Kunst, Bonn
                   Schloss                                                                    2018; S. 18–19: Ohrring mit my-
                   Erbach                                                                     thologischen Wesen, Java, 14.–15.
                                                                                              Jahrhundert; Endstücke und Ver-
                                                                                              schlüsse Halsketten, Java, 7.–15.
                                                                                              Jahrhundert; Tanzende Manda-
                              Neckar-Odenwald-Limes                                           la-Figur, Java, 7.–15. Jahrhundert,
                                                                                              alle Fotos: © Mauro Magliani;
Burg                                                                                          S.21: Deutsches Hygiene-Museum,
                                                                                              Foto: Werner Lieberknecht (Gläser-
Schwalbennest                                                                                 ne Frau); Steffen Jänicke (Hirsch-
                                                                                              hausen); S. 22:Baustelle Museum
                                                                                              © Wilhelm-Hack-Museum; S. 23:
                M osbach                                                                      Piet Mondrian, Komposition mit
                                                                                              Rot, Schwarz, Blau und Gelb, 1928,
                                                                                              Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigs-
                                                                                              hafen; Robert Delaunay, Formes
                                                                                              circulaires, 1913, soleil no. 1, Wil-
                                                                                              helm-Hack-Museum, Ludwigs-
                                                                                              hafen; S. 24–26: TECHNOSEUM,
                                                                                              Klaus Luginsland; S.27: © Histori-
                                                                                              sches Museum der Pfalz/Foto: Ca-
                                                                                              rolin Breckle (Scheffler); © Histori-
                                                                                              sches Muse­um der Pfalz/Zeichnung:
                                                                                              Axel Scheffler, Foto: Carolin Breck-
                                                                                              le; S.28: Fragment der Allegorie auf
                                                                                              den Sieg der Ungerechtigkeit, Wil-
                                                                                              lem van Honthorst (?), um 1636,
    Bereits seit 2007 kooperieren die Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar. Im           Kurpfälzisches Museum Heidel-
                                                                                              berg, G 2069, Foto: Knut Gattner;
    Jahr 2013 folgte das Netzwerk der Museen & Schlösser. Die Akteure im Überblick.           S.29: Friedrich V. (1596–1632), Wy-
                                                                                              brand Symonsz. de Geest, um 1625,
                                                                                              Kurpfälzisches Museum Heidelberg,
      DAS NETZWERK DER MUSEEN UND SCHLÖSSER – Generaldirektion Kulturelles                    G 2040, Foto: Knut Gattner; Trink-
                                                                                              schiff auf Rädern, Ludwig Hans
     Erbe Rheinland-Pfalz / Historisches Museum der Pfalz / Kunsthalle Mannheim /             Kienlin d. Ä., 1640-1660, Museum
     ­Kurpfälzisches Museum Heidelberg / Museen Worms / Reiss-­Engelhorn-Museen /             Ulm, 1937.8193; S.30: Bettina Ro-
                                                                                              thenheber; S.31: Uwe Jöstingmeier;
      Sammlung Prinzhorn / Staatliche Schlösser & Gärten Baden-Württemberg / Staat-           S.32: Andreas Omvik; S. 33: Jara-
     liche Schlösser & ­G ärten Hessen / Stiftung Ham­b acher Schloss / TECHNOSEUM /          sum Jazz Festival (Bley); Mark Hi-
                                                                                              gashino (Bridgewater); Arild Dani-
    ­W ilhelm-Hack-Museum                                                                     elsen (Bang/Aarset); S.36–37: Arno
                                                                                              Declair (Königsweg), Matthias Horn
                                                                                              (König Lear); S.38: Internationales
    DAS NETZWERK DER FESTIVALS – Biennale für aktuelle Fotografie / Deutsche Staats-          Filmfestival Mannheim-Heidelberg/
                                                                                              Ben Pakalski; S. 39: Internationa-
    philharmonie Rheinland-Pfalz / Enjoy Jazz / Festival des deutschen Films L­ udwigshafen   les Filmfestival Mannheim-Heidel-
    am Rhein / Festspiele Ludwigshafen / ­H eidelberger Frühling / Heidelberger Literatur-    berg; S.41: Felix Broede (Fehlmann/
                                                                                              Francis); S.42 Andrea Diefenbach,
    tage / Heidelberger Schlossfestspiele / Heidelberger Stückemarkt / Internationale         „Natascha, AIDS in Odessa“, 2006;
                                                                                              S.43: Simon Starling, „Black Drop“,
    Schillertage / Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg / I­ nternationales       Filmstill, 2012; S.45: Skafte Kuhn,
    Straßentheaterfestival Ludwigshafen / Ludwigshafener Kultursommer / Mann­h eimer          „Süd“, 2017; Guido Werner (Alfons);
                                                                                              Marilyn Monroe reads a newspaper,
    Sommer / Nibelungen-Festspiele / ­S chwetzinger SWR Festspiele / Wunder der Prärie        New York 1957, Photo by Sam Shaw/
                                                                                              Shaw Family Archives/Getty Images

                                                             5                                     Kulturmagazin 03/19
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
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Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Die Invasion der Werbewesen
Süüüß! Hier sind sie alle versammelt, die liebenswerten Wesen, die unsere
Kinderzimmer (und manchmal auch Schlaf- und Wohnzimmer) belagern und
die man den ganzen Tag lang nur knuddeln möchte. Bei­nahe könnte man
darüber vergessen, dass ihr vornehmlicher Daseinszweck darin besteht,
uns mehr oder weniger sinnvolle Produkte schmackhaft zu machen, oder
besser noch, uns eine emotionale Bindung zu diesen Dingen verspüren zu
lassen. Das TECHNOSEUM hat sein umfangreiches Depot gesichtet nach
allem, was dem Werben und Verkaufen dient, und präsentiert in einer Son-
derausstellung die Fundstücke und Objekte – von Schildern, Plakaten und
Blechdosen über Baseballkappen, Pins und Kugelschreiber bis hin zu eben
jenen putzigen Knuddelwesen. „Die Sammlung 3: Werben und Verkaufen“,
07. November 2019 bis 01. Juni 2020, TECHNOSEUM, Mannheim, weitere
Infos zur Ausstellung auf Seite 24 ff.

                                  7                               Kulturmagazin 03/19
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Die Schönheit von
Langeweile

 ZEPHYR – Raum für Fotografie. Glatte Schönheit, perfekte Posen sucht man
 bei Antanas Sutkus vergebens. Die Bilder des litauischen Meisterfotografen ­haben
 keine Angst vorm Alltag und den unaufgeregten Momenten. Sie verzaubern
 durch den genauen und liebevollen Blick. Dem Schaffen des Achtzigjährigen ist
 die Ausstellung KOSMOS gewidmet. Im Kalten Krieg und unter sowjetischer Herr­-
 schaft war das Unterfangen von Sutkus kühn: Denn sein Bild von den M  ­ enschen
 und der Gesellschaft entsprach so gar nicht der sowjeti­schen Idealvorstellung.
 Es zeigte die Widrigkeiten des alltäglichen Lebens genauso wie dessen be­
 scheidene Freuden. Im KOSMOS von Antanas Sutkus sind Kinder und ­Arbeiter,
 Künstler wie Bauern, Stadt und Land, Moderne, Tradition, Abschied und Be-
 gegnung, Verkehr, Langeweile oder einfach nur der Regen die schönsten und
 spannendsten Bildmotive.

 Antanas Sutkus. KOSMOS, bis 26. Januar 2020, ZEPHYR – Raum für
 ­Fotografie zu Gast im Museum Zeughaus, www.zephyr-mannheim.de
                                         8
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Kulturregion

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                                                                         Schwarze
                                                                         hören
                                                                         Kultur im Dunkeln. Augen
                                                                         schließen und Musik­­hören
                                                                         – klingt anders, fühlt sich
                                                                         anders an. Bei Kultur im
Sascha Keilholz                                                          Dunkeln kann diese Erfah­
                                                                         rung noch einmal in ge-
wird im kommenden Jahr seine Premiere                                    steigerter Form gemacht
                                                                         werden. Die Reihe an der
als neuer Leiter des Internationalen Film­
                                                                         Schlossschule Ilvesheim, bei
festivals Mannheim-Heidelberg geben.                                     der Konzerte in ­vollkommener
                                                                         Dunkelheit stattfinden, geht
Herr Keilholz, das Filmfestival Mannheim-Heidelberg versteht
sich als Forum für Talente. Ist das eine Ausrichtung, die Sie
                                                                         bereits in die 15. Runde und
sich auch in Zukunft vorstellen können?                                  hat sich zum echten Kult­
Ja, auf jeden Fall. Eine solche Ausrichtung ist sinnvoll. Hinzu kommt,   event entwickelt. Von Sep-
dass sich der Markt extrem diversifiziert hat. Mit komm­u­­nalen, Pro-
gramm- und Multiplex-Kinos sowie Filmlounges, TV, Free TV, Pay TV,
                                                                         tember 2019 bis März 2020
Home Entertainment, Video-on-Demand, Airlineprogrammen, You-             gibt es sieben Termine im
tube und eben Festivals bieten sich Filmen so viele Kanäle wie noch      „schwarzen Salon“, zu dem
nie. Innerhalb dieser Auswertungsketten profilieren sich aber ins-
                                                                         sich der Vorraum der schul-
besondere diejenigen Produktionen, die aufgrund ihres Sujets und
Budgets ohnehin einen Vorsprung haben. Erfolg potenziert sich            eigenen Kegelbahn dann
so gewissermaßen. Wir wollen denjenigen Filmen eine Plattform            traditionell verwandelt. Un­-
­bieten, die innerhalb dieser Logik nicht genügend Präsenz finden.       sicher muss sich niemand
Und wie entdeckt man solche Filme?                                       fühlen: Damit es ein ent-
Zum einen gibt es viele Einreichungen. Zum anderen greifen wir           spanntes Lausch-Erlebnis
auf Netzwerke innerhalb der Branche zurück. Und schließlich wer-
                                                               ­­        wird und sich alle in der
den wir auch selbst viel unterwegs sein, auf Festivals und Bran-
chentreffen, um Filme zu entdecken. Dabei geht es nicht nur um
                                                                         Dunkelheit zurechtfinden,
fertige Werke, manchmal ist es auch ein Exposé, ein Trailer, ein         begleiten die blinden Schü-
Drehbuch oder ein Plakat, das einen neugierig macht. Es ist dann         lerinnen und Schüler die
besonders spannend, den Weg eines solchen Projekts weiter­
zuverfolgen, bis es vielleicht hier in Mannheim-Heidelberg läuft.
                                                                         Gäste zu ihrem Sitzplatz.
                                                                         Die Künstler kommen in
Sie sind bereits von Regensburg, wo sie zehn Jahre lang                  dieser Saison aus mehreren
das Filmfest „Heimspiel“ geleitet haben, hier in die Region
                                                                         europäischen Ländern. Den
ge­zogen. Was ist Ihr erster Eindruck?
Ich habe die Region bislang als unglaublich lebendig, vielfältig         Auftakt macht das Singer-
und spannend erlebt. Diese Dynamik möchte ich nutzen. Dabei              Songwriter-Duo „Flourish­
soll sich das Festival noch stärker öffnen und in das Kulturleben        less“ am 24. September.
der Region integrieren. Was in Form unterschiedlicher Events,
aber auch langfristiger Kooperationen und strategischer Partner­
schaften, beispielsweise mit anderen Festivals, Initiativen und          Kultur im Dunkeln, ­September
Institutionen, geschehen kann. So würde das IFFMH über die reine         2019 bis März 2020,
Festivalzeit hinaus in der Region präsent sein.                          schloss-schule-ilvesheim.de

                                                         9                              Kulturmagazin 03/19
Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 03/19 geht es unter anderem um Henri ...
Under Construction
Reiss-Engelhorn-Museen. Die Reiss-Engelhorn-Museen wachsen! Im Juni dieses Jahres ging
es mit dem ersten Spatenstich los, in den nächsten Monaten wird nun das Fundament für
das neue Museum Peter und Traudl Engelhorn-Haus errichtet. Der Museums-Neubau entsteht
im Quadrat C4 in der Mannheimer Innenstadt – in direkter Nachbarschaft zum 2011 e ­ röffneten
Museum „Bassermannhaus für Musik und Kunst“. Ein gemeinsamer Haupteingang wird die
beiden Stiftungsmuseen verbinden. In dem Neubau können die Besucher ab 2021 die Glas­
skulpturen-Sammlung des Stifterehepaars Peter und Traudl Engelhorn-Haus bestaunen. Zu-
dem wird in dem Gebäude auch ZEPHYR – Raum für Fotografie seine neue Heimat finden.
„Mit dem Neubau setzen wir auch städtebauliche Akzente“, betont Prof. Dr. Alfried Wieczorek,
­Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen. „Durch die großzügige Glasfassade öffnen
 sich die beiden Museen zum Toulonplatz und fügen sich harmonisch in das Museumsquartier
 mit dem Museum Zeughaus und dem Museum Weltkulturen ein.“

Museum Peter und Traudl Engelhorn-Haus, C4, Mannheim, Eröffnung: 2021

Graue
Zellen
Geist Heidelberg. Von der Nische bis zu popu­-
lären Themen reicht das Festival-Programm von
Geist Heidelberg, bei dem Wissenschafts-Nerds
genauso auf ihre Kosten kommen wie interes­
sierte Laien. Als Beitrag zur w
                              ­ issenschaftlichen
Aufklärung und Bildung, für die Vielfalt der For-
schung und für eine demokratisch engagier­te             einen Schwerpunkt 2019, daneben stehen auch
Gesellschaft will sich das Festival verstanden           gesellschaftspolitische Fragestellungen auf dem
wissen. Veranstalter sind das Deutsch-Amerika-           Programm. Wie etwa der Vortrag der re­nommier­-
nische Institut (DAI) Heidelberg in Kooperation          ten New Yorker Historikerin Deborah Lipstadt
mit dem Massachusetts Institute of Technology            (Foto) zum Thema „Der neue Antisemitismus“.
(MIT), der Stadtbibliothek Köln und der US-Bot-          Wer sich schon vor Oktober einstimmen möchte:
schaft. Die Gästeliste, auf der sich in den              Ab 19. September startet bereits die Warm-up-
­letzten Jahren Größen wie der Dalai Lama                Phase mit dem Festival of Learning und vielen
 oder der Linguist und Vorzeige-Intellektuelle           spannenden Podien zu Themen aus Soziologie,
 Noam Chomsky tummelten, ist auch in diesem              Politik, Philosophie, Psychologie, Evolutionsbio-
 Jahr wieder prominent besetzt. Den Auftakt              logie – allerlei Futter für die grauen Zellen.
 macht der britische Zellbiologe und Nobelpreis-
 träger Sir Paul Nurse mit seinem Vortrag zum            Geist Heidelberg – International ­Science
 revolutionären Potenzial der Wissenschaft. Die          Festival, 18.10.–12.12.2019, Deutsch-Amerikani-
 Frage nach dem „Ursprung des Lebens“ bildet             sches Institut (DAI), www.geist-heidelberg.de

                                                    10
Kulturregion

Ey, Alter!

 ALTER, Mannheim. Leon hat noch nicht genug. Der              erläutert Kohl. Das Ergebnis war das ALTER, ein of-
 Zehnjährige rollt immer auf einem anderen Skate-             fener Treffpunkt mit einem kostenlosen Verleih von
 board über den Pumptrack. Ein anderer Leon, zehn             Spiel- und Sportgeräten und einem Kiosk. Möglichst
 Jahre älter und aktiv bei „Fridays for Future“, we­r-        einfach, locker und niedrigschwellig.
 kelt gerade an seinem Fahrrad. Auf einer Bank wei-                   Als Partner konnten die ALTER-Macher die
 ter vorne sitzt Anton, 69, und hört den Klängen des          MWS Projektentwicklungsgesellschaft gewinnen.
 Trommelworkshops zu.                                         Sie sponserte einen Pumptrack und leistete ge-
        Es ist Freitagnachmittag, und langsam füllt           meinsam mit der Stadt eine Anschubfinanzierung.
 sich das Areal des ALTER am Rande des Alten Mess­            „Das ging alles richtig schnell“, erzählt Philipp Kohl.
 platzes. Mit Schülern und Rentnern, mit Müttern              Inzwischen gibt es einen Basketballplatz, drei Tisch-
 und Studenten, mit Alteingesessenen und Menschen,            tennisplatten und zwei freie Spielfelder, dazu die
 die erst seit Kurzem in der Neckarstadt-West ­wohnen.        Radstelle, wo Radfahrer Werkzeug nutzen können,
 Sie treffen sich auf ein Feierabendbier, zur Sport-          und ein Kulturprogramm mit kostenlosen Konzerten.
 session, zum Chillen, Diskutieren und Trommeln.              Sozialarbeiter David Frey ist zuständig für Verleih
 „Wenn wir das sehen, geht uns allen immer noch               und reibungsloses Miteinander.
 das Herz auf“, sagt Philipp Kohl und lacht. „Die                     „Seit es das ALTER gibt, mach ich endlich­
 Diskrepanz zu dem, was vorher hier war, und was              ­wieder Sport“, sagt Mido. Der 20-Jährige wohnt
 daraus geworden ist, ist einfach riesig.“                     in der Neckarstadt-West und trifft sich hier regel-
        Vorher war hier: ein Angstraum, eine Problem-          mäßig mit seinen Freunden zum Basketball. Auch
 zone. Auf dem Platz zwischen Alter Bahnhof und Lidl           Fatma kommt häufig mit ihrem achtjährigen Sohn
 parkten Autos und wurden Drogen gedealt. „Uns                 zum ALTER. „Mir ist es wichtig, dass er sich bewegt,
 war klar, hier muss was passieren“, erzählt Kohl.             und hier ist es sicher“, sagt sie. Während sie sich in
 „Denn das ist eigentlich ein verdammt cooler Ort.“            einen Liegestuhl fallen lässt, diskutiert Galip mit
 Gemeinsam mit Wulf Kramer und Robin Lang vom                  seinem Schulfreund Pasquale, ob sie auf den Pump­
 Mannheimer Architekturbüro „yalla yalla“ ent-                 track gehen oder lieber ein paar Körbe werfen sollen.
 wickelte Philipp Kohl das Konzept. Auch an Bord               Der einzige Kritikpunkt der Jungs: „Es ist oft so voll,
 waren Philipp Morlock und Julia Alicka, die bereits           nochmal ein Basketballfeld wär toll.“
 das benachbarte Kunstprojekt Einraumhaus an
 den Start gebracht hatten. „Wir wollten einen Ort            ALTER, Alter Messplatz, Mannheim, geöffnet: ­
 für Sport, Spiel, Freizeit und Kultur schaffen, der          bis 31. Oktober 2019, täglich 15–22 Uhr, Winter-
 alle Bewohner der Neckarstadt-West anspricht“,               pause bis April 2020, www.alter-mannheim.de

                                                         11                                       Kulturmagazin 03/19
Nie erwachsen werden
                                                               engagier­ten Geburtshelfer wollten Theater zeigen,
                                                               das von der realen Welt der Kinder handelte. F  ­ rühe
                                                               Stücke wie „Was heißt hier Liebe“ erfüllten den Auf­-
                                                               klärungs- und Erziehungsgedanken. Vom reinen
                                                               Gebrauchstheater haben sich die heutigen Macher
                                                               verabschiedet. Klassisches Märchentheater ist
                                                               selbstverständlich weiterhin verpönt, doch neben
                                                               den gesellschaftlichen und politischen Aspekten
                                                               spielen Kunst und Poesie eine große Rolle.
                                                                     Bei all diesen Entwicklungen wirkte Mann-
                                                               heim stets in der ersten Reihe mit. Als das Interesse
                                                               an den Allerkleinsten aufkam, beteiligte sich die da­-
                                                               malige Leiterin Andrea Gronemeyer 2005 an einem
                                                               Forschungsprojekt zum Thema Kunst für Kinder in
                                                               der vornarrativen Phase, das heißt im Alter z­ wischen
Junges Nationaltheater Mannheim. Sesamstra-                    sechs Monaten und vier Jahren. In Mannheim sind
ße und Kinderläden, Scoutranzen und M     ­ engenlehre         seither viele Mitmachprojekte entstanden. Die Bühne
– die Siebzigerjahre waren auch für Kinder ein                 wandelte sich vom reinen Sprechtheater zu einem
Jahrzehnt des großen Umbruchs. Bedingt durch                   Mehrspartenhaus, in dem auch Musikthea­ter, Tanz
die 68er-Bewegung kamen ganz neue pädagogi-                    und Performance einen Platz fanden. Ein Grund,
sche Konzepte zum Einsatz, die Kinder nicht nur als            warum man 2015 das Schnawwl, das Dialektwort
passive Erziehungsobjekte sahen, sondern sie als               für Schnabel, in Junges Nationaltheater­u­ mbenannte.
aktive gesellschaftliche Wesen ernstnahmen. So                       Zum Jubiläum richtet Stöck den Blick nach
ist es kein Zufall, dass in diesen Jahren auch der             vorne. „Wenn wir für die Kinder in dieser Stadt rele-
Grundstein für eine lebendige Kinder- und Jugend­              vant sein wollen, müssen wir uns immer wieder hin-
theaterszene gelegt wurde. Ganz vorne mit dabei                terfragen“, lautet ihr Credo. Deshalb tourt ihr Team
war das Nationaltheater Mannheim, das 1979 mit                 drei Wochen vor dem Geburtstagsfest mit einem
der Gründung des „Schnawwl“ zumindest in Baden-                Wohnwagen durch die Stadtteile. Im Happyland, so
Württemberg Zeichen setzte. „Das Land hat damals               der Name des Projekts, wollen die Theaterleute mit
die Stadt- und Staatstheater finanziell unterstützt.           Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen.
So sind einige Kinder- und Jugendtheater g   ­ egründet        Es geht dabei um Rassismus und die Frage, wie das
worden, von denen wir das erste waren“, erläutert              Theater damit umgehen soll. Auf Diversität legt die
die heutige Intendantin Ulrike Stöck. Die ersten               Spartenchefin ein besonderes Augenmerk. „Das ist
beiden Jahre musste das Schnawwl ohne eigene                   die Realität in Mannheim. Wenn eine Klasse mit
Spielstätte auskommen, bevor es 1981 im Turm der               20 Schülern kommt, werden dort zwölf Sprachen
Alten Feuerwache sein Zuhause fand, wo es bis heu-             gesprochen.“ Während der Geburtstagsfeier dis-
te residiert – inklusive aller Büros und Werkstätten.          kutieren Experten und Kinder die Ergebnisse von
        Die Sparte ist an sich noch sehr jung. Das             Happyland.
Berliner Grips-Theater, das schon 1966 entstand,
gilt als die Mutter aller Kinder- und Jugendtheater.           40 Jahre Junges Nationaltheater Mannheim
Bis dahin wurde die Zielgruppe vor allem mit Mär-              – Wir feiern Geburtstag, 10.–29.09.2019,
chen beglückt. Das sollte sich ändern: Die politisch           www.40jntm.de

771
                … wurde Weisenheim am Berg im Lorscher Codex erstmals urkundlich erwähnt. Ganz so alt
                sind die Weisenheimer Kulturtage nicht, aber immerhin feiern sie in diesem Jahr ihre zehnte
                Ausgabe. Unter dem Motto „Frei sein“ präsentieren sie ein vielfältiges Programm mit Lesungen,
                Konzerten, Kabarett, Tanz und Zauberkunst. Gleichzeitig bieten die Kulturtage auch Gele-
                genheit für eine Tour durch den idyllischen Ort: Spielstätten sind neben Jahnsporthalle und
                protestantischer Kirche auch die ehemalige Synagoge sowie das Weinhaus am Sonnenberg.
                10. Weisenheimer Kulturtage, 17.–20.10.2019, Weisenheim am Berg, www.weisenheim.de

                                                          12
Kulturregion

Ein                                                                   Jaspers in
Fest                                                                  Heidelberg
für                                                                   Ausstellung Karl Jaspers. „Berich-
                                                                      ten könnte ich von Heidelbergern,

Wolferl
                                                                      den guten Menschen, die meiner jü-
                                                                      dischen Frau, wo sie konnten, halfen,
                                                                      und sie in Notaugenblicken versteck-
                                                                      ten“, erinnerte sich Karl Jaspers 1961
Schwetzinger Mozartfest. Reichlich Grund zum Feiern gibt es           in einer Tonaufnahme. Während der
dieses Jahr in Schwetzingen: Zum einen feiert die Mozartgesell-       NS-Zeit wohnte das Ehepaar in der
schaft, Veranstalter des Mozartfests, ihren 50. Geburtstag, zum       Plöck, Hausnummer 66, wo heute
anderen wäre der Vater ihres Namensgebers, Leopold Mozart,            die evangelische Studierendenge-
heuer 300 Jahre alt geworden. Anlass genug für ein besonders          meinde untergebracht ist. Nachbarn
vielfältiges Mozartfest. Den Auftakt macht Bella Musica: 30 junge     versorgten die beiden mit Lebens-
Musiker des Pre-Colleges der Universität Mozarteum Salzburg gas-      mitteln und dem Nötigsten. Insge-
tieren im Mozartsaal, wo der junge Meister einst vorspielte. Danach   samt lebte der bedeutende Philo-
steht „Don Giovanni“ des Theaters Koblenz mit dem Staatsorches-       soph mehr als 40 Jahre in Heidel-
ter Rheinische Philharmonie auf dem Programm, bevor sich renom-       berg und lehrte an der Universität,
mierte Künstler wie das Van Baerle Trio, Lisa Smirnova, das Minguet   bis er 1937 wegen seiner jüdischen
Quartett (Foto) & Nikolaus Friedrich oder Jakob David Rattinger &     Frau zwangsweise in den Ruhestand
Ralf Waldner die Ehre geben. Zum Abschluss präsentieren das Ama­      versetzt wurde. Vor 50 Jahren starb
ryllis Quartett und das Schumann Quartett alle zehn Streichquar-      der gebürtige Oldenburger in Basel.
tette Mozarts in chronologischer Reihenfolge bei drei Konzerten an    In Gedenken daran haben Geschichts-
zwei aufeinanderfolgenden Abenden – ein echter Leckerbissen!          studenten eine Kabinettausstellung
                                                                      konzipiert, die Jaspers’ Heidel-
44. Schwetzinger Mozartfest, 27.09.–13.10.2019, Schloss Schwet-       berger Zeit thematisiert. Gezeigt
zingen, www.mozartgesellschaft-schwetzingen.de                        werden Dokumente von dem und
                                                                      über den berühmten Denker, die im
                                                                      Archiv der Universität aufbewahrt

¡Vamos!
                                                                      werden. Flankiert wird die Ausstel-
                                                                      lung von verschiedenen Veranstal-
                                                                      tungen. Am 14. Oktober zum Beispiel
                                                                      lesen Schauspieler des Theaters
                                                                      Heidelberg im Museum Haus Cajeth
                                                                      aus dem Briefwechsel von Karl Jas-
                                                                      pers und Hannah Arendt.
¡Adelante! Kultureller Austausch zieht sich wie ein roter Faden
durch den Spielplan des Heidelberger Theaters. Dazu passt auch        Karl Jaspers, 01.10.–31.12.2019,
die Neuauflage des Südamerika-Festivals „¡Adelante!“. Bereits zu      Universitätsarchiv Heidelberg,
seiner Premiere im Jahr 2017 präsentierte sich die Szene des Sub-     www.uni-heidelberg.de/uniarchiv
kontinents. Gruppen aus zehn südamerikanischen Ländern spielten
brisante Stücke über Rassismus, Klassendenken oder Homophobie.
Jetzt wird die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben. „Das Festival
ist mit vielen neuen Ländern geplant“, verspricht Intendant Holger
Schultze. Zum Start interpretiert Antú Romero Nunes, Hausautor
des Thalia Theaters, in „La Flauta Mágica/die Zauberflöte“ die
­M ozart-Oper neu. Ein Team mit Künstlern aus Chile, Mexiko, Uru­
 guay und anderen Ländern wirkt dabei mit. Grundlage ist das
 Libretto der mexikanischen Singer-Songwriterin Julieta Venegas.

¡Adelante! – Iberoamerikanisches Theaterfestival,
01.–09.02.2020, www.theaterheidelberg.de

                                                       13                                Kulturmagazin 03/19
Ein Haus mit
Geschichte
                                                           der wechselvollen Geschichte der Villa die Historie
                                                           der ganzen Region wider. Benannt wurde sie nach
                                                           dem königlichen Notar und Justizrat Heinrich Strec-
                                                           cius. Von prominentem Besuch zeugt heute noch
                                                           eine überlebensgroße Marmorbüste im Foyer: 1911
                                                           bezog Kronprinz Ludwig von Bayern, der spätere
                                                           König Ludwig III., anlässlich einer landwirtschaft-
                                                           lichen Ausstellung in der Villa Quartier. Nach dem
                                                           Ersten Weltkrieg erhob die französische Besatzungs-
                                                           macht Anspruch auf das Haus, 1935 ging sie in den
                                                           Besitz der NSDAP über und diente ab 1941 als Kriegs-
                                                           opferfürsorge der Nationalsozialisten. Nach dem
                                                           Zweiten Weltkrieg wurde die Villa erneut beschlag-
                                                           nahmt und diente als französische Generals-Resi-
                                                           denz. In den 1950er-Jahren überließ die französi-
                                                           sche Besatzungsmacht die Villa der Stadt Landau.
                                                           Damit beginnt ihre Nutzung als Museum. Im Wech-
Villa Streccius. „Neubau des Herrn H. Streccius,           sel mit dem Kunstverein Villa Streccius organisiert
Kgl. Notar zu Landau (Pfalz), Ecke der Schloß- und         das städtische Kulturamt Kunstausstellungen in
Ringstraße, mit 421 qm nutzbarer Fläche, einem             den lichtdurchfluteten Räumen. Diese sind gerade-
Frühstücks- und Gartenzimmer, einem Vorplatz,              zu prädestiniert für die raumgreifenden Arbeiten
Haupteingang, Diensteingang, Terrasse, Balkon              der in Berlin und Hamburg lebenden Künstlerin
und Springbrunnen, Zimmer des Notars, ein Gehül-           Gabriele Basch, die im Herbst in der Villa Streccius
fen-Bureau und Kesselraum für Dampfheizung im              zu entdecken sind. Basch übersetzt in ihren Werken
Keller, … sämtliche Facaden sind in Haustein ange-         die Tradition des Scherenschnitts in eine eigene
nommen“. So steht es im Plan, den der Karlsruher           Formensprache. Die Leerstellen der Cut-outs erlau-
Architekt Prof. Ludwig Levy im Jahr 1892 der Stadt         ben überraschende Perspektiven, die immer neue
Landau zur Genehmigung vorlegte. Er beschrieb              Schattenbilder und Reflexionen hervorbringen.
darin ein architektonisches Schmuckstück, das bis
heute Kunstfreunde und Architekturkenner ver-              Gabriele Basch | fortuna, 18.10.–24.11.2019,
zaubert. Ihre Schönheit war es wohl auch, die die          Städtische Galerie Villa Streccius, Landau,
Reichen und Mächtigen anzog. So spiegelt sich in           www.villa-streccius.de

Wok Wok Wok                               ist Krötensprache und gleichzeitig der Titel des Auftaktstücks des
diesjährigen Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Theater International“. Bei dem Stück des Figurenthea-
ters Hille Pupille schildern verschiedene Tiere ihre Erlebnisse mit Plastikmüll und Pestiziden. Seit 1991 gibt
es bereits das Festival, das seinerzeit vom Kulturbüro der Stadt Ludwigshafen ins Leben gerufen wurde. In
diesem Jahr veranstaltet das Kulturbüro das Festival zum zweiten Mal gemeinsam mit der Kultur und Ver-
anstaltungs GmbH der Stadt Worms. Und so dürfen sich die Kinder und Jugendlichen in beiden Städten
auf ein spannendes Programm freuen, bei dem unter anderem der Räuber Hotzenplotz, der kleine Bär und
der kleine Tiger sowie Heribert Schnelle und seine Forelle zu Gast sind.

Theater International, 15.–29.09.2019, Ludwigshafen & Worms, www.ludwigshafen.de & www.kvg-worms.de

                                                      14
Kulturregion

Lichter an!                                                            Nachschlag
                                                                       gefällig?
                                                                       Auch im Herbst und im ­Winter
                                                                       stehen in der Kulturregion Rhein-
                                                                       Neckar wieder viele spannende
                                                                       Festivals auf dem Programm.

                                                                       Walldorfer Musiktage
                                                                       19.09.–11.10.2019
                                                                       www.walldorfer-musiktage.de

                                                                       POP UP Worms
                                                                       20.–28.09.2019
                                                                       www.popupworms.de

                                                                       Wunderhören – Tage alter Musik &
                                                                       Literatur
                                                                       27.09.–10.11.2019, Worms
Lichtmeile. Kampf dem Herbst-Blues – die Neckarstadt hüllt sich in
                                                                       www.wunderhoeren.de
buntes Licht und wird zur kulturellen Flaniermeile. Musik, Kunst und
Literatur stehen an drei Tagen auf dem Programm. Zu erkunden gibt      Kindertheaterfestival
es verborgene Orte und bekannte Ecken, Bars, Kneipen, Restaurants,     03.–06.10.2019, Heidelberg
Läden, Kultureinrichtungen und Hinterhöfe. „Literatur an ungewöhn-     www.kulturfenster.de
lichen Orten“ führt vom Turmzimmer über die Ausnüchterungszelle
bis in den Keller. Bei den Neckarstädter Nächten gibt’s zum Auftakt    10. Französische Woche Heidelberg
Livemusik auf die Ohren – Jazz, Elektro, Rock, Reggae und Blues.       11.–20.10.2019
                                                                       www.franzoesische-woche-
Lichtmeile 2019, 15.–17.11.2019, Mannheim-Neckarstadt, lichtmeile.de   heidelberg.de

                                                                       22. Mosbacher Buchwochen
                                                                       14.10.–25.11.2019

Kamera läuft …
                                                                       www.mosbach.de

                                                                       10. Europäisches Filmfestival der
                                                                       Generationen
                                                                       17.10.–11.11.2019, verschiedene Orte
GIRLS GO MOVIE. Schauspielerin sein – davon träumen                    www.festival-generationen.de
viele Mädchen. Regisseurin, Autorin oder Kamerafrau ha-
                                                                       Lesefestival Bensheim
ben dagegen viele gar nicht auf dem Schirm. Die Filmin-                18.–25.10.2019
dustrie ist immer noch stark männlich geprägt. „Eindimen-              www.stadtkultur-bensheim.de
sional“, finden die Macherinnen von GIRLS GO MOVIE und
bestärken deshalb schon seit 15 Jahren junge Mädchen                   Internationale Musiktage Dom zu
                                                                       Speyer
und Frauen zwischen 12 und 27 Jahren darin, ihre eigenen               19.10.–01.11.2019
Geschichten zu erzählen und technisch umzusetzen. 150                  www.dommusik-speyer.de
bis 200 junge Filmemacherinnen aus der Metropolregion
                                                                       Winter in Schwetzingen –
Rhein-Neckar reichen jährlich ihre Kurzfilme ein, die sie              das Barockfest
mit professionellem Equipment, das ihnen zur Verfügung                 01.12.2019–31.01.2020
gestellt wird, und mit der Unterstützung von Expertinnen               www.theaterheidelberg.de
aus der Filmbranche produziert haben. Im November gibt
                                                                       Carambolage – Kabarett- &
es die Ergebnisse auf großer Leinwand im Mannheimer                    Comedyfestival
CinemaxX zu sehen. Spannendes Kino und jede Menge                      22.01.–01.02.2020, Heidelberg
Girlpower garantiert!                                                  www.karlstorbahnhof.de

                                                                       Filmtage des Mittelmeeres
GIRLS GO MOVIE, 16. & 17.11.2019, CinemaxX Mann-                       22.01.–02.02.2020, Heidelberg
heim, www.girlsgomovie.de                                              www.karlstorkino.de

                                                      15                              Kulturmagazin 03/19
Ausstellungen

                                                             › „Matisse z.T. recht wüst“, vermerkten Max Pechstein
                                                             und Ernst Ludwig Kirchner lakonisch auf einer Post-
                                                             karte an den in Dresden gebliebenen Erich Heckel.
                                                             Die beiden waren im Januar 1909 nach Berlin gereist,
                                                             um sich die Retrospektive des aufstrebenden franzö-
                                                             sischen Künstlers Henri Matisse (1869–1954) anzu-
                                                             schauen. „Die Brücke-­Künstler waren zerrissen zwi-
                                                             schen dem Glücksgefühl, auf einen Geistesverwandten
                                                             zu stoßen, und dem Schock, den die Kompromisslosig­
                                                             keit der Werke auslöste“, erklärt der K
                                                                                                   ­ unsthistoriker
                                                             Peter Kropmanns. Er ist Kurator der Ausstellung
                                                             „Inspiration Matisse“, die 150 Jahre nach der Geburt
                                                             des französischen Künstlers seinem Werk und Wirken
                                                             nachspürt.

                                                             Matisse zählt zu den Wegbereitern der M ­ oderne – er
                                                             ist Synonym für malerische Innovation bis an die
                                                             Grenze zur Abstraktion. „Als ‚Künstler für Künstler‘
                                                             hat er am Beginn des 20. Jahrhunderts mit zeichen-
                                                             haften und farbintensiven Werken eine jüngere Gene-
                                                             ration französischer und deutscher Künstler inspiriert
                                                             und von festgefahrenen Traditionen befreit“, erläutert
                                                             Kropmanns. Dabei deutete zunächst gar nichts auf
                                                             eine Künstlerkarriere hin. Matisse studierte Jura, als
                                                             ihn im Alter von zwanzig Jahren eine Krankheit für
                                                             ein Jahr ans Bett fesselte und er mit dem Malen be-
                                                             gann. Es folgten entbehrungsreiche Jahre, bis zu Be-
                                                             ginn des 20. Jahrhunderts und mit der Herausbildung
                                                             des fauvistischen Stils sein Durchbruch erfolgte.

   Quell
                                                                               Als die Kunst von Matisse in Deutsch-
                                                                               land Anfang des 20. Jahrhunderts
                                                                               erstmals in Erscheinung trat, ­spaltete
                                                                               sich das Publikum in leidenschaft­

      der
                                                                               liche Anhänger und nicht minder
                                                                               passionierte G­ egner. Im Dezember
                                                                               1908 reiste Matisse nach Berlin, wo
                                                                               im ­Januar 1909 eben die Retrospek­
                                                                               tive seiner Kunst, die auch die zitier-

    Inspiration
                                                                               ten Brücke-Künstler besuchten, über
                                                                               die Grenzen der Reichshauptstadt hi-
                                                                               naus von sich reden machte. Nahezu
                                                                               alle jüngeren wie etablierten Künstler
                                                                               sahen diese Ausstellung des Kunst­
                                                                               salons. Die Diskussion über die auf
                                                                               viele so ­neuartig wirkende Kunst be-
Er ist einer der großen Namen der Kunstge­            gann 1906/07, als einzelne seiner Werke bei einer Wanderaus-
schichte – Henri Matisse. Die Kunsthalle              stellung neuerer französischer Kunst erstmals auf deutschem
Mannheim widmet dem Genie, das einst in der           Boden zu sehen waren – in München, Frankfurt am Main,
Region persönlich zu Gast war, die Ausstellung        Dresden, Karlsruhe und Stuttgart.
„Inspiration Matisse“. Die Schau zeigt nicht
nur Werke von Matisse, sondern beleuchtet             Die progressiven und frankophilen deutschen Kritiker er-
auch seinen Einfluss auf andere Künstler.             kannten in Matisse einen neuen Stern am Kunsthimmel, e­ inen
                                                      Revolutionär, der fortsetzte, was van Gogh, Gauguin, S
                                                                                                           ­ eurat,

                                                 16
Das KULTURMAGAZIN auch                                  Kunsthalle Mannheim
                                                             online: kultur-rhein-neckar.de

                                                                            Kropmanns. Ob er selbst jemals in der Quadratestadt war, ist
                                                                            nicht überliefert. Jedoch war er in der Region: 1908 besichtigte
Kosmos Matisse –
In der Mannheimer
                                                                            er in Heidelberg das große Fass im Schloss. In Speyer besuchte
Schau wird die                                                              er Hans Purrmann, der damals Schüler in seiner privaten Mal-
gesamte Bandbreite                                                          schule „Académie Matisse“ war, in der Matisse von 1908 bis
von Matisse’ Schaffen                                                       1910 bis zu 40 Schüler aus dem In- und Ausland unterrichtete.
gezeigt und dem
Umfeld des Künstlers
nachgespürt. Neben
                                                                            Mit mehr als 135 Gemälden, Plastiken, Keramiken und gra-
berühmten Gemälden,                                                         fischen Arbeiten zeigt die Kunsthalle Mannheim den Pionier
wie dem „Stilleben                                                          der Moderne im Kreis seiner Zeitgenossen: von den französi-
mit Efeu“ (unten) aus                                                       schen Fauvisten über die deutschen Expressionisten bis hin
dem Jahr 1916, sind
                                                                            zu Schülern der „Académie Matisse“. Neben Werken von Ma-
auch Holzschnitte,
Zeichnungen und
                                                                            tisse sind zentrale Werke von Künstlerinnen und Künstlern
keramische Arbeiten                                                         wie André Derain, Georges Braque, Ernst Ludwig Kirchner,
zu sehen.                                                                   Alexej von Jawlensky, August Macke, Gabriele Münter sowie
                                                                                     Max Pechstein und Hans Purrmann zu sehen. Die ver-
                                                                                     schiedenen künstlerischen Positionen treten in einen
                                                                                     offenen Dialog und ermöglichen neue Perspektiven.
                                                                                     Kurator Peter Kropmanns: „Es soll deutlich werden,
                                                                                     dass Matisse formal wie inhaltlich neue Wege wies und
                                                                                     zugleich wie ein Katalysator für jeweils individuelle
                                                                                     künstlerische Befreiungen wirkte.“

                                                                                   Die Schau zeigt kostbare Leihgaben aus Museen und
                                                                                   privaten Sammlungen im In- und Ausland. Dabei wird
                                                                                   die Entwicklung vom Frühwerk bis zur progressiven
                                                                                   Position des vierten Rückenakts 1930 vor Augen ge-
                                                                                   führt und der historische Kontext erläutert, in dem
                                                                                   seine Kunst in Deutschland prägend wurde. Die mono­
                                                                                   grafisch beginnende und endende Ausstellung ist durch
                                                                                   drei Erweiterungen geprägt. Die erste gilt den französi-
                                                                                   schen Künstlerfreunden, die während der Zeit des Fau-
                                                                                   vismus von Matisse Impulse empfingen, aber auch an
                                                                                   ihn weitergaben. Die zweite nimmt die deutsche Avant-
                                                                                   garde der Brücke und der Neuen Künstlerver­einigung
                                                                                   München, Keimzelle des Blauen Reiters, in den Blick,
                                                                                   die in Dresden, Berlin, München mit Oberbayern und
                                                                                   Bonn heranreifte und Matisse unterschiedlich inten-
                Signac und vor allem Cézanne begonnen hatten,               siv wahrnahm. Der dritte Exkurs stellt­b
                                                                                                                   ­ edeutende deutsche
                während die konservative Presse befürchtete, die            Künstler vor, die als Schülerinnen und Schüler der „Académie
                jungen deutschen Künstler könnten mit einem un-             Matisse“ in Paris in enger Tuchfühlung zu Theorie und Praxis
                heilvollen Virus infiziert werden und es ihm gleich-        des Meisters standen. ‹
                tun. „Zwar war es Konsens, dass es wieder eine
                starke, neue deutsche Kunst geben müsse“, erklärt
                Kropmanns. „Doch v­ iele meinten, eine solche sollte
                sich unabhängig von der Pariser Kunst entwickeln.“
                Matisse verband mit Deutschland vor allem Erinne-
    rungen an drei Reisen. Bei diesen besuchte er Museen, Samm-
    ler, die große Ausstellung islamischer Kunst auf der Münchner                       Inspiration Matisse
    Theresienwiese 1910, aber auch traditionsreiche gastronomi-
                                                                                        Termin – 27. September 2019 bis 19. Januar 2020
    sche Betriebe wie den Münchner Löwenbräukeller. „Matisse
                                                                                        Ort – Kunsthalle Mannheim
    ließ sich dort mit einem Vorläufer des Photomaton neben sei-
                                                                                        Internet – www.kuma.art
    nen deutschen Begleitern Albert Weisgerber und Hans Purr-
    mann mit hochgehaltenen Maßkrügen ablichten“, berichtet

                                                                       17                                             Kulturmagazin 03/19
Ausstellungen

              Hochkarätiger Schmuck
                 – Die Halsketten sind in
            verschiedenen Techniken aus
                Drähten geflochten (Bild
                    rechts). Der Kopf des
              Dämonen ist ein Ohrring.

GOLDSCHATZ
VON DER INSEL
Java – tiefe Regenwälder, gefährliche Vulkane, ge-          › Der Schatz der Nibelungen, die Liebespfeile Amors,
heimnisvolle Tempel. Über viele Jahrhunderte h
                                             ­ inweg        die vom Himmel fallenden Sterntaler bei den ­Brüdern
war die indonesische Inselwelt Heimat mächtiger             Grimm. Sie alle waren aus Gold. U­ nzählige Beispiele
hinduistischer und buddhistischer Königreiche. Mit          ließen sich noch finden, denn kaum ein anderes Ma-
der Sonderausstellung „Javagold“ geben die Reiss-­          terial weckt mehr Begehrlichkeiten, ist mythenbela-
Engelhorn-Museen einen Einblick in diese Kultur und         dener und symbolträchtiger als das glänzende Edel-
präsentieren zum Teil nie zuvor gezeigte Schmuck-           metall. In jeder Hochkultur hat es einen festen Platz
und Kultgegenstände.                                        und steht nicht selten für das Göttliche selbst. Auch
                                                            auf der Vulkaninsel Java war Gold einst ein Aus-
                                                            drucksmittel gehobener Schichten und Würdenträ-
                                                            ger: Über ein Jahrtausend hinduistischer und bud-
                                                            dhistischer Herrschaft haben auf der Insel goldene
                                                            Spuren hinterlassen, die in der Schau „Javagold –
                                                            Pracht und Schönheit Indonesiens“ entdeckt werden

                                                       18
Reiss-Engelhorn-Museen

        Javagold.                                                                        lung zu sehen sein werden, assoziierten die Menschen
        Pracht und Schönheit Indonesiens                                                 mit Kraft, Wohlstand, Königlichkeit und Fruchtbar-
                                                                                         keit“, erläutert Friedland. „Sie waren Göttern wie
        Termin – bis 13. April 2020                                                      Ganesha, Indra, Lakshmi, Shiva, aber auch Buddha
        Ort – Museum Zeughaus C5, Reiss-Engelhorn-Museen                                 zugeordnet.“ Auch ein auf den ersten Blick grimmig
        Internet – www.javagold.de                                                       dreinblickender Kerl wird den Besuchern in der Aus-
                                                                                         stellung immer wieder begegnen: Kala ist ein mytho-
                               können. Meisterhafte Schmuckwerke, ­beeindruckende        logisches Wesen, das je nach Zeit und Ort als dämo-
                               Insignien und prunkvolle Kunst- und Kultobjekte           nische Fratze oder als löwenähn­licher Kopf erscheint.
                               verliehen Java einst einen Glanz, wie man ihn dort        Die Darstellung erfolgt immer frontal.
                               heute kaum noch vermuten würde. Zumal es vor Ort
                               derartige Bodenschätze gar nicht gab: „Bis heute sind     Dass die goldenen Schätze der indonesischen Vul-
                               weder prähistorische noch moderne Goldminen be-           kaninsel nun in Mannheim zu erleben sind, ist Er-
                               kannt“, berichtet Dr. Sarah Nelly Friedland, Kurato­      gebnis einer jahrelangen Forschungskooperation
                               rin der Schau. „Nach geologischen Erkenntnissen           mit der „Golden Lotus Foundation“ aus Singapur. Im
                               gibt es auf Java keine nennenswerten Goldlagerstät-       Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie (CEZA) der
                               ten. Das bedeutet, dass die javanischen Herrscher ih-     Reiss-Engelhorn-Museen ist die naturwissenschaft-
                               ren Goldbedarf durch Handel und Einfuhr aus ande-         liche Untersuchung von archäologischen und histo-
                               ren Gebieten decken mussten.“ Und der Bedarf war          rischen Goldobjekten aus verschiedenen Epochen
                               groß, wie die zahlreichen ­Funde zeigen. Die Mann-        und Kulturkreisen ein Spezialgebiet. „Bereits seit
                               heimer Schau vereint allein rund 400 einzigartige         fast zehn Jahren werden die javanischen Goldobjekte
                               Schätze aus dem 7. bis 15. Jahrhundert. Ein Großteil      beim CEZA untersucht“, berichtet Friedland. „Neben
                               der aus einer Privatsammlung stammenden Kostbar-          der Überprüfung der Echtheit stehen Erkenntnis-
                               keiten ist erstmals öffentlich zu sehen.                  se zu Herstellungstechnik und Herkunft bei diesen
                                                                                         ­A rbeiten im Vordergrund.“ Wer sich also nicht nur
                               Java liegt im Spannungsfeld zwischen Indien und            dem Goldrausch ergeben und im Glanz der Schmuck-
Tanzende Mandala-Figur         China, zwischen Hinduismus und Buddhismus. Vom             stücke schwelgen möchte, der kann in der Schau ganz
– Die dynamische Pose der
                               7. bis zum 15. Jahrhundert – in der sogenannten klas-      neben­bei noch einiges über aktuelle Forschungs­
Gottheit macht die Figur zu
einem außergewöhnlichen
                               sischen javanischen Periode – wurde das Inselreich         methoden erfahren. ‹
Stück der javanischen Kunst.   von konkurrierenden Dynastien regiert. Um ihre
                               Herrschaft zu legitimieren, verglichen sich die Kö-
                               nige mit Gottheiten. Sie bauten ein weit verzweigtes
                               Handelsnetz auf und ließen prächtige Tempel- und
                                                Palastanlagen erbauen. Gold war als
                                                Zeichen von Status, Reichtum und
                                                Macht allgegenwärtig. I­ nsbesondere
                                                Herrscher waren von Kopf bis Fuß                Noch mehr glänzende
                                                mit kostbarem Goldschmuck ausge-                Aussichten
                                                stattet. „Meisterwerke aus Gold wie
                                                Ringe, Arm- und Halsreifen sowie Di-            Neben Gold glänzt in den rem ab Dezem­
                                                ademe waren bestimmten ­Gruppen,                ber auch buntes Glas in der Sonderaus-
                                                Schichten oder Lebensphasen vorbe­              stellung „Chromatik – Klang der Farbe in
                                                halten. Mit Goldobjekten wurden                 der modernen Glaskunst“. Zu entdecken
                                                Macht oder religiöse Ansprüche aus-             gibt es zeitgenössische Glaskunst aus
                                                gedrückt“, erklärt die Kuratorin.               der Sammlung Peter und Traudl Engel-
                                                                                                horn des mudac/Lausanne. Insgesamt
                                                Stets besaßen die filigran verzierten
                                                                                                36 Arbeiten ausgewählter Künstler – von
                                                Kleinodien neben ihrer dekorativen
                                                                                                František Vizner bis Salvador Dalí – über-
                                                Funktion auch rituelle oder soziale
                                                                                                raschen, werfen Fragen auf oder erfreu-
                                                Bedeutung. Diese lässt sich an den ab-          en einfach das Auge durch Lichtspiele.
                                                wechslungsreichen Motiven ablesen.              Der Schwerpunkt der Objektauswahl
                                                                                                liegt auf der Farbe. Dabei vereinen sich
                                               Tiere etwa hatten mythologische Be-              frühe Werke aus den 1960er-Jahren mit
                                               deutungen, zudem versteckten sich in             zeitgenössi­schen Stücken, die erst jüngst
                               javanischen Namen häufig Bezüge zu Tieren. Dem-                  in die Glas­sammlung gelangten.
                               entsprechend wählten die Menschen gerne Schmuck-                 „Chromatik – Klang der Farbe in der
                               motive, mit denen sie eine persönliche Verbindung                ­modernen Glaskunst“, 01. Dezember
                               hatten. Besonders beliebt war das Motiv eines Elefan-             2019 bis 26. April 2020, Museum Zeug-
                               ten. „Elefanten, von denen auch einige in der Ausstel-            haus, C5, Mannheim

                                                                           19                                           Kulturmagazin 03/19
Ausstellungen

                                                                                                                             „Der Medicus“, auf DVD & Blu-ray erhältlich (Universal Pictures)
AUF DEN SPUREN DES
     MEDICUS
Noah Gordons Weltbestseller „Der Medicus“ ist der           › Als im Jahr 1987 der Roman „The Physician“ des US-ameri­ka­
Namenspate für die große kulturhistorische Ausstel-         nischen Schriftstellers Noah Gordon unter dem Titel „Der Me-
lung in Speyer, die mit Exponaten aus 5.000 Jahren          dicus“ auf dem deutschen Buchmarkt erschien, revolutio­nierte
Menschheitsgeschichte die Besucherinnen und Besu-           dies das Genre des historischen Romans. Allein in Deutschland
cher auf eine spannende Reise durch die Historie der        verkaufte sich das fast 850 Seiten starke Buch mehr als sechs
Medizin mitnimmt.                                           Millionen Mal und bot seiner Leserschaft einen umfassenden
                                                            und faszinierenden Einblick ins Mittelalter und in die mittel­
                                                            alterliche Medizin.

                                                            Der Roman beginnt in der Welt der Bader und Quacksalber, in
Medicus – Die Macht                                         der der junge Protagonist Rob Cole aufwächst. Fahrende Heiler
des Wissens                                                 bieten auf den Marktplätzen der mittelalterlichen Städte Wun-
                                                            dertinkturen gegen alle Formen von Krankheiten an, ziehen
Termin – 08. Dezember 2019 bis 21. Juni 2020
                                                            Zähne, heilen Knochenbrüche und lassen die Patienten reihen-
Ort – Historisches Museum der Pfalz, Speyer
                                                            weise zur Ader, meist mehr Schaden verursachend als heilend.
Internet – www.medicus-ausstellung.de
Social Media – #MedicusAusstellungSpeyer                    Da Rob von dem Wunsch getrieben wird, spezifischer auf das
                                                            Leid der Menschen eingehen zu können, macht er sich auf, um
Infos zu Gruppenführungen und Veranstal-                    im Fernen Osten durch arabische Gelehrte die „wahre ­Medizin“
tungen unter Telefon +49 (0) 6232 620222                    kennenzulernen. Neugier und Wissensdurst bringen ihn schließ­
und reservierung@museum.speyer.de                           lich dazu, die Konventionen seiner Zeit zu durchbrechen und

                                                       20
Historisches Museum der Pfalz

Sir Ben Kingsley in der Verfilmung von Noah Gordons
„Der Medicus“ (links) und die „Gläserne Frau“ (unten),                 Das sollten Sie nicht verpassen!
anatomisches Modell aus der Produktion des Deutschen
Hygiene-­Museums Dresden nach dem Original von 1935/36                 Begleitend zur Medicus-Ausstellung präsentiert
von Frank und Fritz Tschackert, 2000.
                                                                       das Historische Museum der Pfalz wieder ein
                                                                       spannendes Rahmenprogramm.

                                                                       Kino-Special – Der Film „Der Medicus“ wurde von
                                                                       dem in Heidelberg geborenen Regisseur, Filmpro-
                                                                       duzenten und Drehbuchautor Nico Hofmann 2013
                                                                       realisiert und wartet mit internationalen Stars wie
                                                                       Sir Ben Kingsley, Stellan Skarsgård, Tom Payne
                                                                       und Elyas M’Barek auf. Im Begleitprogramm der
                                                                       Ausstellung ist die epische Literaturverfilmung im
                                                                       Rahmen eines sogenannten „Kino-Specials“ zu
                                                                       sehen. Dieses kombiniert eine Vorführung des Films
                                                                       im Mannheimer Filmtheater Cineplex und eine
                                                                       exklusive Führung durch die Ausstellung in Speyer.
                                                                       Kino-Special: Kinobesuch und Führung durch
                                                                       die Ausstellung, 19. Januar 2020, weitere Infos
                                                                       unter www.medicus-ausstellung.de
mit der detailgenauen, wissenschaft-
                                                                       Talk mit Dr. Eckart von Hirschhausen – In der ­Reihe
lichen Erforschung des menschlichen
                                                                       „Talk im Historischen Museum der Pfalz: B ­ ernadette
Körpers zu beginnen.
                                                                       Schoog im Gespräch mit …“ ist Deutschlands be­-
                                                                       liebtester Arzt, Dr. Eckart von Hirschhausen, zu Gast.
 Am 8. Dezember startet nun mit                                        Der Autor, Komiker, Moderator und Gründer der Stif-
„Medicus – Die Macht des Wissens“                                      tung HUMOR HILFT HEILEN ist kreativer Berater für
  im Historischen Museum der Pfalz                                     die Medicus-Ausstellung und wird von der Fernseh-
  in Speyer eine kulturhistorische                                     moderatorin Bernadette Schoog interviewt.
 Ausstellung zur Geschichte der Me-                                    Talk im Historischen Museum der Pfalz:
  dizin, die ausgehend von der fiktio-                                 Bernadette Schoog im Gespräch mit Dr. Eckart
  nalen Erzählung die komplexe                                         von Hirschhausen, 21. Januar 2020, Tickets
  Entwicklung des medizinischen                                        unter www.tickets.museum.speyer.de
  Fortschritts vom Altertum bis in die
  Gegenwart thematisiert. Zu sehen
  sind Zeugnisse aus rund 5.000 Jahren
  Menschheitsgeschichte und unter­
  schiedlichsten kulturellen Kontexten,
  wie mesopotamische Tontafeln und
  ägyptische Papyri, die jahrtausende­
  alte Gesundheitsrezepte überliefern,
  Grabfunde aus römischer Zeit, die eine
 Vielzahl an medizinischen B    ­ erufen
  belegen, sowie Votivgaben und
  Götterstatuen, die i­ llustrieren,
  dass der Glauben bereits im
 ­antiken Griechenland Berge versetzen sollte. Als Leihgeber konn-
  ten unter anderem die Florenzer Uffizien, der Pariser Louvre sowie
  zahlreiche namhafte Häuser in Deutschland gewonnen werden.

 Für sein Vermittlungskonzept hat sich das Museum zudem einen
„kreativen Berater“ mit ins Ausstellungsteam geholt: Deutschlands
 beliebtester Arzt Dr. Eckart von Hirschhausen ist bekannt dafür,
 medizinische Inhalte auf humorvolle Art und Weise zu vermitteln                Lachen ist die beste Medizin – Der Mediziner,
                                                                              Komiker und Moderator Eckart von Hirschhausen
 und gesundes Lachen mit nachhaltigen Botschaften zu verbinden.
                                                                                    ist als Stimme im Audioguide der Medicus-
 Für die Ausstellung in Speyer bereichert er den Audioguide mit sei-             Ausstellung oder live im Talk im Historischen
 nen Anekdoten und ist prominenter Gast und Gesprächspartner bei                                  Museum der Pfalz zu erleben.
 einer Talkveranstaltung mit der Journalistin Bernadette Schoog. ‹

                                                                 21                                   Kulturmagazin 03/19
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