Das Kreuz mit dem Kreuz: Marketing mit der Schweizer Herkunft

Die Seite wird erstellt Kenneth Wilhelm
 
WEITER LESEN
Das Kreuz mit dem Kreuz: Marketing mit der Schweizer Herkunft
18 Fokus Die Marke Schweiz

  Das Kreuz mit dem Kreuz: Marketing
  mit der Schweizer Herkunft
  Einzigartig, qualitativ hochstehend und zuverlässig – so werden Dienstleistungen und Produkte
  aus der Schweiz beurteilt. Schweizer Unternehmen können davon profitieren und aus ihrem
  Produktionsstandort Kapital schlagen. _ V O N S T E P H A N F E I G E , S V E N R E I N E C K E U N D F E L I X A D D O R

                                                   S
    In Kürze    Schweizer Produkte und                    tarke Marken wie Coca-Cola,            dukte und Dienstleistungen stehen ver-
                Dienstleistungen sind be-                 Nestlé und Apple zeichnen sich         schiedene Assoziationen. Dabei domi-
  liebt. Sie werden nicht nur in der                      durch eine hohe Bekanntheit, eine      nieren die Spitzenqualität, Zuverlässig-
  Schweiz, sondern weltweit äusserst               ausgesprochene Wertschätzung der              keit / Vertrauen, Exklusivität / Luxus und
  positiv wahrgenommen. Einige Unter-              Kunden, nachhaltige nutzenrelevante           Anerkennung (vgl. Abb. 2 auf Seite 21).
  nehmen und Branchen setzen bereits               Eigenschaften sowie ihre Einzigartigkeit          Schweizer Erzeugnisse haben auch
  auf diese Karte und profitieren von dem           aus. Die Schweiz als Herkunftsmarke           Schwächen: Schweizer Marktleistungen
  «Image-spill-over» auf die eigenen               vereint alle diese Aspekte, wie die Ergeb-    gelten als nicht besonders innovativ, lie-
  Leistungen, in anderen gibt es noch              nisse der Studie «Swissness Worldwide»        gen nicht im Trend und werden nicht
  Potenziale. Die Autoren zeigen auf, wie          zeigen (vgl. Box auf der rechten Seite).      als preisgünstig eingestuft. Es wird so-
  die Mechanismen wirken, wie sie erfolg-              Trotz ihrer bescheidenen Grösse ist       gar erwartet, dass Schweizer Produkte
  reich genutzt werden können und was              die Schweiz weltweit bekannt, ihrer           etwas teurer sind. Der Preis gilt gewis-
  es zu tun gilt, damit die Marke Schweiz          Landschaft, Internationalität (z.B. Sitz      sermassen als Indikator für die Pro-
  als Premium Brand erhalten bleibt.               internationaler Organisationen wie            duktqualität und Schweizer Herkunft.
                                                   IKRK, IOC, FIFA und UNO), Politik             Problematisch wäre ein solches Hoch-
               DR . STEPHAN FEIGE                  (Neutralität, Basisdemokratie) und –          preisimage, wenn dem Preis-Premium
               ist geschäftsführender Partner      nicht zuletzt – ihrer hochwertigen Pro-       keine hochwertige Leistung gegenüber-
               der Managementberatung htp
               St.Gallen.                          dukte und Dienstleistungen wegen. Es          stehen würde.
               sfeige@htp-sg.ch                    gibt kaum ein anderes Land mit ledig-
                                                   lich sieben Millionen Einwohnern, das         Zuverlässig, exklusiv und
               PROF. DR . S V EN
               R E I N E C K E ist Dozent an der   international so bekannt ist und respek-      traditionell
               Universität St. Gallen (HSG) und    tiert wird.
               Leiter des Kompetenzzentrums            Die Schweiz als Land wird insge-          Insgesamt haben knapp drei Viertel al-
               «Marketing Performance Manage-
               ment» am Institut für Marketing.    samt äusserst positiv beurteilt (vgl. Abb.    ler Studienteilnehmer einen positiven
               Sven.Reinecke@unisg.ch              1 auf Seite 20). Klar dominierend sieht       Gesamteindruck von Schweizer Pro-
                                                   ein Grossteil der Befragten die Schweiz       dukten und Dienstleistungen. Im inter-
               PROF. DR . F EL I X
               A D D O R ist stv. Direktor         als ein Land mit schönen Landschaften.        nationalen Vergleich haben sie damit
               des Eidg. Instituts für Geistiges   Sie gilt als politisch stabil, verfügt über   von den Erzeugnissen aller unter-
               Eigentum sowie Titularprofessor     eine hohe Lebensqualität und wird als         suchten Länder das beste Image und lie-
               für Verhandlungslehre und für
               Immaterialgüterrecht an der         attraktiv, vertrauenswürdig, internatio-      gen knapp vor jenen aus Japan und
               Universität Bern.                   nal respektiert und traditionsreich an-       Deutschland.
               felix.addor@ipi.ch                  gesehen. Am schlechtesten schneidet               Schweizer Produkte werden hin-
                                                   die Schweiz in Bezug auf Weltoffenheit        sichtlich Exklusivität mit Abstand am
                                                   ab, die ihr nur 37 Prozent der Befragten      besten bewertet. Darüber hinaus sind
                                                   zugestehen, sowie in Bezug auf ein nied-      sie in Bezug auf Tradition und Zuverläs-
                                                   riges Preisniveau.                            sigkeit Weltspitze und erhalten in allen
                                                       Hinter dem guten Gesamturteil für         untersuchten Ländern die beste Bewer-
                                                   die Schweiz sowie für Schweizer Pro-          tung. Bei Spitzenqualität und internati-

                                                                                                           io new management Nr. 3 | 2009
Das Kreuz mit dem Kreuz: Marketing mit der Schweizer Herkunft
Die Marke Schweiz Fokus 19

                                 onalem Respekt führen hingegen Pro-         gegen werden Modebekleidung, Infor-          Heile Welt, Spitzenleistung und Welt-
                                 dukte aus Deutschland (vgl. Abb. 3 auf      mationstechnologie und Maschinen-            läufigkeit. Unter dem Begriff der heilen
                                 Seite 22).                                  bau weniger mit der Schweiz in Verbin-       Welt können Themen der Natur wie un-
                                                                             dung gebracht. Sie profitieren aber          berührte Berge und saubere Luft, Pünkt-
                                 Swiss Made – ein weltweites                 ebenso vom Image der Schweiz. Im Mit-        lichkeit, Zuverlässigkeit der Bahn und
                                 Gütesiegel                                  telfeld zwischen diesen beiden Polen         sozialer Frieden subsumiert werden.
                                                                             liegen Branchen wie Bildung, Umwelt-         Spitzenleistung stellt ab auf industri-
                                 Die Nutzung der Herkunft ist für            technologie, Nahrungsmittel oder Kos-        elle Themen wie Präzision und höchste
                                 Schweizer Unternehmen grundsätzlich         metik. Branchenübergreifend betrach-         Servicequalität. Weltläufigkeit steht für
                                 attraktiv, wenn sie Produkte oder           tet kann festgestellt werden, dass Ende      eine vielfältige Kultur, moderne Archi-
                                 Dienstleistungen anbieten, die mit dem      2000 in der Schweiz ungefähr 1500            tektur und eine weltoffene Schweiz.
                                 Image der Schweiz kompatibel sind.          aktive Marken den Zusatz «Swiss» ent-
                                 Dies heisst, dass ein Anbieter von Qua-     hielten. Ende 2006 waren es bereits über       Swissness Worldwide
                                 litätsprodukten im Premiumbereich           3500, was einer Steigerung von über 133
                                 von seiner Herkunft profitieren kann         Prozent entspricht. Dazu kommen gut            Die Studie «Swissness Worldwide»
                                 und diese in der Kommunikation er-          1500 Marken, die mit deutsch-, franzö-         wurde durchgeführt von der htp
                                 wähnen sollte. Hingegen sollte ein Dis-     sisch oder italienischsprachigem Zu-           St.Gallen Managementberatung,
                                 counter, der Massenware über den Preis      satz auf die Swissness setzen. Mit ande-       McCann Erickson und dem Institut
                                 verkauft, nicht auf die Karte Swissness     ren Worten: Über 5000 aktive Marken            für Marketing und Handel der
                                 setzen.                                     setzen heute auf den Co-Brand «Swiss».         HSG. Die Befragung erfolgte per
                                     Bezüglich der Nutzung der Swiss-        Auf dem Weltmarkt ist allerdings auch          Internet in neun verschiedenen
                                 ness in verschiedenen Branchen gibt es      eine grössere Zahl Schweizer Unterneh-         Sprachen (u.a. Japanisch, Manda-
                                 prinzipiell keine Beschränkungen,           men erfolgreich tätig, ohne die Swiss-         rin, Russisch) im Frühjahr 2008. An
                                 wenngleich es doch Unterschiede gibt.       ness zu nutzen.                                der Umfrage nahmen über 8000
                                 Bei Luxusuhren ist sie fast Bedingung,          Das Image der Schweiz kann zu drei         Personen aus 66 Ländern teil.
                                 um im Markt mitspielen zu können. Da-       Kategorien zusammengefasst werden:

                                 Das 4477 Meter hohe Matterhorn ist das bekannteste Symbol für die Schweiz und ziert unzählige Schweizer Produkte.
Bild: swiss-image.ch/Toni Mohr

                                 io new management Nr. 3 | 2009
20 Fokus Die Marke Schweiz

                                                                                                                                                 Quelle: Studie «Swissness Worldwide»,2008
    Abb. 1: Wahrnehmung der Schweiz als attraktives, solides Land
      Die Schweiz ist ein …
      … Land mit viel Natur und schönen Landschaften                                                                                       94%

                             … politisch stabiles Land                                                                               88%

                     … Land mit hoher Lebensqualität                                                                                 87%

                                    …attraktives Land                                                                          82%

         … zuverlässiges und vertrauenswürdiges Land                                                                     79%

               … international sehr respektiertes Land                                                                   78%

                             … traditionsreiches Land                                                              72%

                             … gastfreundliches Land                                                55%

                          … sehr sympathisches Land                                                 54%

                       … innovatives/ modernes Land                                           49%

                        … Land mit vielfältiger Kultur                                39%

                … Land, in dem ich gerne leben würde                                 38%

                                  … weltoffenes Land                                37%

                    … Land mit niedrigem Preisniveau       7%

   Ein Land mit viel Natur, politischer Stabilität und hoher Lebensqualität: so wird die Schweiz im Ausland wahrgenommen.

   Diese Themen müssen keinesfalls von                   oder anderweitig bearbeitet. Von ho-       mässig auf Produkten anzubringen.
   jedem Unternehmen in vollem Um-                       hem Marketingwert sind auch Bezeich-       Hier drohen Busse oder Gefängnis bis
   fang repräsentiert oder genutzt wer-                  nungen wie «Made in Switzerland»,          zu zwei Monaten. Fazit der Ist-Situa-
   den. Vielmehr kann man sie als verfüg-                «Swiss Made» und «… of Switzerland».       tion: Einerseits ist der wirtschaftliche
   bare Imagebasis betrachten, aus der                   Motive wie das Matterhorn oder das         Wert der Marke Schweiz bedroht und
   nach Bedarf geschöpft werden kann.                    Edelweiss werden ebenfalls mit der         andererseits ist er selbst für in der
      In der Summe ist es attraktiv, das                 Schweiz in Verbindung gebracht. Dage-      Schweiz produzierende Unternehmen
   nachhaltige Image bezüglich Spitzen-                  gen ist die Armbrust als Label für         nicht vollumfänglich nutzbar. Ange-
   qualität, Zuverlässigkeit und Präzision               Schweizer Produkte international we-       sichts dieser unbefriedigenden Situa-
   zu nutzen. Es ermöglicht Unterneh-                    nig bekannt.                               tion hat der Bundesrat das Eidgenös-
   men, ein attraktives Preis-Premium für                    Je mehr die Marke Schweiz marke-       sische Institut für Geistiges Eigentum
   ihre Leistungen zu erzielen. Je nach                  tingmässig erfolgreich eingesetzt wird,    (vgl. Box auf der rechten Seite) beauf-
   Branche kann dieses bis zu 20 Prozent                 desto grösser wird jedoch die Schar der    tragt, ihm bis Ende 2009 den Entwurf
   betragen, wobei in wettbewerbsinten-                  aus- und inländischen Trittbrettfahrer,    für eine Gesetzesänderung zu unter-
   siven Business-to-Business-Branchen                   die sich ebenfalls etwas vom Swissness-    breiten.
   wie beispielsweise dem Maschinenbau                   Kuchen abschneiden wollen. Wie viel            Die Gesetzesrevision verfolgt zwei
   eher 2 Prozent realistisch sind, dies aber            «Schweiz» muss in einem Produkt oder       Hauptziele: Sie soll der wirtschaft-
   bereits eine Entlastung vom Markt-                    einer Dienstleistung drin sein, damit      lichen Realität und dem Marketingpo-
   druck darstellt.                                      «Schweiz» drauf stehen darf? Die gel-      tenzial der Swissness Rechnung tragen:
                                                         tenden Gesetze lassen hierzu leider ei-    Künftig soll daher das Schweizer Kreuz
   Matterhorn und Edelweiss                              niges offen und dort, wo die Vor-          zur Kennzeichnung von Schweizer
   sind bekannte Symbole                                 schriften klar sind, harzt die gericht-    Dienstleistungen sowie von Schweizer
                                                         liche Durchsetzung. Allerdings regeln      Produkten verwendet werden dürfen.
   Ein weisses Kreuz auf rotem Grund ist                 die Gesetze einiges auch unzeitgemäss:     Ausserdem gilt es, den Wert der Schwei-
   das stärkste Symbol der Schweiz. Es ist               So ist es heute untersagt, das marke-      zer Labels als Premium Co-Brand si-
   international bekannt, egal ob leicht                 tingmässig wertvollste Herkunftszei-       cherzustellen: Im Gesetz soll klarge-
   verfremdet, geschwungen, stilisiert                   chen, das Schweizer Kreuz, geschäfts-      stellt werden, wer was und unter wel-

                                                                                                              io new management Nr. 3 | 2009
Die Marke Schweiz Fokus 21

                                                                                                Quelle: Studie «Swissness Worldwide»,2008
 Abb. 2: Imagedimensionen von Schweizer Produkten                                                                                            Eidgenössisches Institut
         und Dienstleistungen                                                                                                                für Geistiges Eigentum

      internationale Spitzenqualität                                                      84%                                                Das IGE ist die zentrale Anlaufstelle
                                                                                                                                             des Bundes für alle Fragen rund um
      zuverlässig/vertrauenswürdig                                                    83%
                                                                                                                                             das Thema Schutz von geistigem
                 Exklusivität/Luxus                                                 80%                                                      Eigentum: Patente, Marken, De-
  geniessen internationalen Respekt                                                 79%                                                      signschutz, Urheberrecht und geo-
                                                                                                                                             grafische Herkunftsbezeichnungen.
               stehen für Tradition                                           73%
                                                                                                                                             Es ist in diesen Gebieten auch für
                      gutes Design                                      62%                                                                  die verwaltungsinterne Vorberei-
                                                                                                                                             tung der Gesetzgebung zuständig.
                  sehr sympathisch                                  60%
                                                                                                                                             Das IGE hat 260 Mitarbeitende und
          technologisch hochwertig                                57%                                                                        gehört zum Eidg. Justiz- und Poli-
      umweltfreundlich/ökologisch                           49%
                                                                                                                                             zeidepartement, verfügt jedoch seit
                                                                                                                                             1996 über eine eigene Rechtsper-
                                                          46%                                                                                sönlichkeit und ist vom Bundes-
                          innovativ
                    liegen im Trend               33%                                                                                        haushalt unabhängig.
                                                                                                                                                                    ▶ www.ige.ch
                       preisgünstig    11%

Qualitativ gut und teuer: so werden Schweizer Produkte und Dienstleistungen bewertet.

chen Voraussetzungen mit «Schweiz»            fragten sollte der in der Schweiz anfal-                                                      Dienstleistungen soll auf den Schweizer
bezeichnen darf. Die Kriterien sollen         lende Herstellungskostenanteil 60 bis                                                         Unternehmenssitz abgestellt werden;
einerseits der Realität Rechnung tra-         80 Prozent betragen.                                                                          um jedoch zu verhindern, dass auch
gen, dass im Zuge der Globalisierung                                                                                                        Briefkastenfirmen zu Schweizer Dienst-
selbst bei Traditionsprodukten ein-           Schweizer Produkte:                                                                           leistungserbringern werden, soll zudem
zelne Herstellungsschritte im Ausland         eine Frage der Definition                                                                      auch ein Zentrum der tatsächlichen Ver-
erfolgen und dass gewisse Rohstoffe                                                                                                         waltung hierzulande bestehen.
hierzulande nicht verfügbar sind. An-         Die zulässige Verwendung der Schwei-                                                              Für eine Herkunftsmarke wie die
dererseits sollen sie für alle Wirtschafts-   zer Kennzeichnung stellt auf die Wahr-                                                        Schweiz gibt es – im Unterschied zu klas-
bereiche sicherstellen, dass die Anfor-       nehmung der Kunden ab. Der aktuelle                                                           sischen Konsumgütermarken – keinen
derungen an die Schweizer Herkunfts-          Vorschlag geht dahin, dass mindestens                                                         Markenmanager, der die Marke bewusst
bezeichnung hoch genug sind, damit            60 Prozent der gesamten Wertschöp-                                                            gestaltet und entwickelt. Dies ist in einer
diese nicht ausgehöhlt wird. Wie eine         fungskosten in der Schweiz anfallen sol-                                                      direkten Demokratie aus politischen
im Frühjahr 2008 durchgeführte öf-            len, um ein industrielles Produkt als                                                         Gründen auch nicht erwünscht. Damit
fentliche Vernehmlassung zeigt, be-           Schweizer Produkt kennzeichnen zu                                                             die Marke Schweiz jedoch in Zukunft
steht zu letzterem unter den betrof-          dürfen. In dieser Rechnung nicht be-                                                          weiter positiv zum Nutzen der schwei-
fenen Branchen, aber auch innerhalb           rücksichtigt werden Verpackungs-, Mar-                                                        zerischen Wirtschaft und Gesellschaft
von diesen, (noch?) kein Konsens. Ei-         keting- und Kundenservicekosten, da                                                           beiträgt, gilt es Folgendes zu beachten:
nige Unternehmen sind offenbar be-            diese nicht zur Entstehung des Pro-                                                           ▶ Den Marktauftritt überprüfen: Ob-
strebt, auch solche Produkte mit der          duktes beitragen. Für Naturprodukte                                                           wohl die Schweiz über ein äusserst po-
Swissness zu schmücken, deren Bezug           und verarbeitete Lebensmittel sollen                                                          sitives Image verfügt, wird dieses Asset
zur Schweiz nur marginal ist. Klar ist        spezielle Regeln gelten, die sicherstel-                                                      von einigen Unternehmen gar nicht
diesbezüglich die Meinung der Konsu-          len, dass beispielsweise Honig mit Roh-                                                       oder nur sehr zurückhaltend eingesetzt.
menten: Der Hinweis auf das Her-              stoffen aus 15 verschiedenen Ländern,                                                         Jedoch nur der Gebrauch einer Marke
kunftsland Schweiz erweckt gewisse            der in der Schweiz bloss gemischt und                                                         führt dazu, die Bekanntheit, Vertraut-
Erwartungen; nach Meinung der in der          verpackt wird, nicht mehr als «Schwei-                                                        heit und Wertschätzung zu erhöhen;
Studie «Swissness Worldwide» Be-              zer Honig» verkauft werden darf. Bei                                                          und auch dies nur dann, wenn der Mar-

io new management Nr. 3 | 2009
22 Fokus Die Marke Schweiz

                                                                                                                                                                    Quelle: Studie «Swissness Worldwide»,2008
    Abb. 3: Stärken und Schwächen von Schweizer Produkten im internationalen Vergleich

                                Zuverlässigkeit
                                1. Schweiz     (ø 4.15)
                                2. Deutschland (ø 4.11)
                                3. Japan       (ø 3.69)
                                4. USA         (ø 3.09)
                                5. China       (ø 2.05)

      Tradition                 Int. Spitzenqualität        Exklusivität              Im Trend                  Preisgünstig              Innovativ
      1. Schweiz     (ø 3.94)   1. Deutschland   (ø 4.22)   1. Schweiz     (ø 4.08)   1. Japan       (ø 4.05)   1. China       (ø 4.16)   1. Japan       (ø 4.28)
      2. Deutschland (ø 3.85)   2. Schweiz       (ø 4.19)   2. Deutschland (ø 3.46)   2. USA         (ø 3.80)   2. Japan       (ø 3.48)   2. Deutschland (ø 3.79)
      3. Japan       (ø 3.19)   3. Japan         (ø 4.01)   3. Japan       (ø 2.95)   3. Deutschland (ø 3.26)   3. USA         (ø 3.33)   3. USA         (ø 3.54)
      4. USA         (ø 2.52)   4. USA           (ø 3.29)   4. USA         (ø 2.75)   4. Schweiz     (ø 3.05)   4. Deutschland (ø 2.91)   4. Schweiz     (ø 3.37)
      5. China       (ø 2.25)   5. China         (ø 2.23)   5. China       (ø 1.90)   5. China       (ø 2.79)   5. Schweiz     (ø 2.33)   5. China       (ø 2.60)

                                Int. Respekt
                                1. Deutschland   (ø 4.15)
                                2. Schweiz       (ø 4.09)
                                3. Japan         (ø 3.95)
                                4. USA           (ø 3.35)
                                5. China         (ø 2.32)

   Nicht preisgünstige Produkte anzubieten, ist zu verschmerzen. Wünschenswert ist aber eine Verbesserung in der Kategorie «innovativ».

   keneinsatz adäquat und aus Kunden-                       trie oder gewisse Teilbereiche der che-             der Marke Schweiz, wenn die künftigen
   sicht kongruent mit den Imagevorstel-                    mischen Industrie.                                  rechtlichen Anforderungen diesbezüg-
   lungen ist.                                              ▶ Sich-Organisieren innerhalb der                   lich möglichst hoch sind.
   ▶ Die Aktualität des Markenauftritts                     Branche: Auch wenn eine einheitliche                ▶ Zum Erhalt des Wertes der Marke
   sicherstellen: Die Swissness sollte nicht                Stossrichtung bisweilen schwierig er-               Schweiz beitragen: Da es sich bei Swiss-
   nur in klassischen Branchen eingesetzt                   scheint, so lässt sich mit einem koordi-            ness um eine Premiummarke handelt,
   werden, in denen man deren Wirkung                       nierten Branchenauftritt marketingmä-               muss sichergestellt werden, dass die Er-
   unmittelbar nutzen kann (Tourismus-,                     ssig viel gewinnen. Zudem lässt sich der            zeugnisse, die damit gekennzeichnet
   Schokoladen-, Käse-, Uhren- und Bank-                    Schutz der Swissness im Ausland heute               werden, keine billigen Massenwaren,
   branche). Langfristig ist es sinnvoll, die               und in Zukunft praktisch nur noch                   sondern qualitativ hochwertig sind.
   Marke Schweiz in jenen Bereiche wei-                     durch die Branchenverbände aktiv                    Swissness verpflichtet und passt keines-
   terzuentwickeln, in denen einerseits                     durchsetzen. Die Schweizer Eidgenos-                wegs zur «Geiz ist geil»-Palette.
   Exklusivität und Qualität, andererseits                  senschaft leistet insofern Unterstüt-
   Innovation und Zukunftsorientierung                      zung, als das Eidg. Institut für Geistiges          Die Politik beeinflusst die
   kaufentscheidungsrelevant sind. Bei-                     Eigentum in Zusammenarbeit mit den                  Marke Schweiz
   spiele hierfür sind die Branchen Infor-                  Schweizer Botschaften die fehlbaren
   mationstechnologie, Pharmazie, For-                      Firmen auf ihr widerrechtliches Verhal-             Die Marke Schweiz ist allerdings kein
   schung und Bildung. Dadurch ist ein                      ten aufmerksam macht und die Bran-                  reines Wirtschaftsgut; sie wird selbst-
   zweiseitiger Markentransfer möglich:                     chenverbände informiert.                            verständlich auch durch nichtökono-
   von Swissness auf die Branche (Exklusi-                  ▶ Den Herkunftsschutz respektieren:                 mische Einflüsse massgeblich beein-
   vität) und von der Branche auf die                       Es ist unerlässlich, dass ein Kunde da-             flusst: vom Sport, über die Kultur bis zur
   Marke Schweiz (Innovation). Im Sinne                     rauf vertrauen kann, dass ein mit der               Politik. Während sich einige dieser Fak-
   eines Risikomanagements für die Ge-                      Herkunftsmarke Schweiz gekennzeich-                 toren einem bewussten Management
   samtmarke ist es sinnvoll, wenn ge-                      netes Produkt auch tatsächlich ein                  entziehen, ist insbesondere die Politik
   wisse Branchen das Attribut Swissness                    Schweizer Erzeugnis ist. Um Miss-                   gefordert, Irritationen zu vermeiden,
   nicht zu stark in den Vordergrund stell-                 brauch und Irreführungen von Konsu-                 die negativ auf das Markenkonto der
   ten – beispielsweise die Rüstungsindus-                  menten zu vermeiden, ist es im Sinne                Schweiz wirken.

                                                                                                                              io new management Nr. 3 | 2009
Die Marke Schweiz Fokus 23

Dass Länderherkunftsbezeichnungen
sich international positiv auswirken
können, ist bekannt. Die Kommunika-
tionskraft der Schweizer Herkunftsbe-
zeichnung ist ungebrochen und hat in
jüngster Vergangenheit an Potenzial ge-
wonnen. Auch wenn «Schweiz» im
rechtlichen Sinne nicht als Marke gilt,
so handelt es sich aus Marketingsicht
ohne Zweifel um eine starke, echte
Marke: Diese hat im Verlauf von Jahr-
zehnten ein enormes Markenguthaben
aufgebaut, das sie unempfindlich gegen
kleinere Störungen und kurzfristige Ir-
ritationen macht.
    Für Schweizer Unternehmen ist
Swissness somit ein wertvolles Attribut,
dessen wohlüberlegter und dosierter
Einsatz sich ökonomisch auszahlen
kann. Im Sinne einer nachhaltigen Mar-
kenführung ist an die Vernunft der Ak-
teure zu appellieren, kurzfristige Ri-
siken zu minimieren und Missbräuche
und imageinkonforme Verwendungen
zu unterlassen. Markenvertrauen lässt
sich nur einmal zerstören und dies hätte
im vorliegenden Fall äusserst nachtei-
lige Auswirkungen auf den Schweizer
Wirtschaftsstandort insgesamt. Des-
halb ist es im Interesse aller, dass die
laufende Gesetzesrevision einen nach-
haltigen Schutz der Schweizer Her-
kunftsbezeichnung auf hohem Niveau
festschreibt, um langfristig neue, inno-
vative Markenpotenziale für die Swiss-
ness zu erschliessen.

    Literatur
Dichter, E. (1962): The world customer, in: Harvard
  Business Review, 40 (4), p. 113.
Eidg. Institut für Geistiges Eigentum (Hrsg.):
   «Swissness» – Schutz der Bezeichnung Schweiz
   und des Schweizerkreuzes. Ständig aktualisierte
   Informationen zur aktuellen Swissness-Gesetzes-
   revision; http://www.ige.ch/d/jurinfo/j108.shtm.
Feige et al. (2008): Swissness Worldwide, Fach-
  bericht des Instituts für Marketing und Handel an
  der Universität St. Gallen, Thexis, St.Gallen.
Kotler, P.; Keller, K. L. (2006): Marketing Manage-
  ment, 12th edition, Prentice Hall, Upper Saddle
  River, New Jersey.

io new management Nr. 3 | 2009
Sie können auch lesen