DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE - DImagazin Aktuell

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DENTALE
IMPLANTOLOGIE                                                                                November 2021
                                                                                                               07
& PARODONTOLOGIE
                                                                                                         25. Jahrgang
                                                                                                      ISSN 1610-9988

        ICX-MAGELLAN X
                                                           November 2021
                                                                 |

                               DAS POWERPAKET.             Ausgabe 07

                                DER ERFOLG FÜR IHRE PRAXIS.
                                                                 |
                                                           Jahrgang 25
                                                                 |
                                                           DENTALE IMPLANTOLOGIE

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        medentis_DI_160x160_Titel_01.indd 23                                                  25.10.21 13:47
      IMPLANTOLOGIE                            RECHT                               DGOI AKTUELL
      Bedingt abnehmbare                       Der dentale 3D-Druck als            Der erste Deutsche
      Versorgungskonzepte                      Sonderanfertigung – was             Implantologen Tag –
                                               ist erlaubt?                        ein Meilenstein
      im Praxisalltag
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE - DImagazin Aktuell
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EDITORIAL

Alles sauber!

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

Hygiene wird in der Zahnheilkunde großgeschrieben. So ist                   Fallschilderung eine neue Dimension von patientenindividuellen
verständlich, dass es anlässlich der pandemischen Situation für             Emergenzprofilen. Von Dr. Saurabh Gupta BDS MDS bekommen
die Einsicht in die Notwendigkeit zusätzlicher hygienischer Vor-            wir eine festsitzende Versorgung mittels eines durchmesserredu-
kehrungen bei Behandlungen, die grundsätzlich nicht nur den                 zierten Keramikimplantats bei einer schmalen Lücke eines Ober-
sozialen, sondern auch den intimen Abstand durchbrechen, kei-               kiefer Zweiers präsentiert. Der Autor ist Fellow und Botschafter
ner wesentlichen Umstellungen, was das Mind-Set anbelangt,                  der CleanImplant Foundation, über deren Mission und Ziele Sie
bedurfte. Unbenommen davon sind die Kosten für den Mehr-                    sich im Beitrag dazu in unserem Industrie-Report informieren
aufwand zu sehen, die unter anderem durch die Preissteige-                  können.
rungen für Hygieneartikel zustande gekommen sind und kaum
vollständig durch die ansetzbaren Pauschalen gedeckt wurden.                Kollege Marcel Westrich veranschaulicht anhand seiner reich und
Hygienefähigkeit ist, was wir durch unser Tun unseren Patienten             gut bebilderten Falldokumentation im Kollegen-Tipp, wie er mit
ermöglichen müssen. Dazu gehört nicht nur die Hygieneinstruk-               dem Microcone-Implantatsystem dem Anspruch eines Implan-
tion, deren zwingender Bestandteil in der Möglichkeit zur Nach-             tats für alle Fälle in seiner Einzelzahnversorgung im Kauzentrum
ahmung der empfohlenen und instruierten Maßnahme durch                      des rechten Unterkieferseitenzahnbereichs gerecht wird. Prof.
den Patienten selbst vor unseren Augen besteht, sondern auch                Dr. Dr. habil. em. Eike Glockmann und der Medizinjournalist Lo-
die hart- und weichgewebliche Modellierung der periimplantä-                thar Taubenheim geben uns anlässlich des hundertsten Geburts-
ren Gewebe und die hygienefähige Gestaltung insbesondere                    tages der intraligamentären Anästhesie einen sehr interessanten
festsitzender implantatprothetischer Versorgungen. Ein beson-               Einblick in die Historie dieses Verfahrens, welches als Alternative
deres Augenmerk verdient auch die Sauberkeit der Implantat-                 zur komplikationsbehafteten Leitungsanästhesie in Erwägung zu
oberfläche schon vor der Implantation, der sich die CleanImplant            ziehen ist und den Patienten aus forensischer Sicht als Alternati-
Foundation verpflichtet sieht.                                              ve kommuniziert werden muss.

So präsentiert Dr. Frank Zastrow M.Sc. in seiner Kasuistik eine             In der Rubrik Praxisführung erfahren Sie von Rechtsanwältin Na-
autologe Knochenaugmentation in der Schalentechnik nach                     dine Ettling, Fachanwältin für Medizinrecht, welche Fallstricke
Prof. Khoury im atrophierten Unterkieferseitenzahnbereich mit               beim 3D-Druck als Sonderanfertigung zu berücksichtigen sind,
anschließender festsitzender Brückenversorgung auf zwei osseo-              um nicht versehentlich einen strafbewehrten Verstoß gegen das
integrierten Implantaten und weichgeweblicher Optimierung mit               Medizinprodukterecht zu verursachen. Auch hier gilt es im über-
der Kazanjian Vestibulumplastik. Er ermöglicht damit seinem Pa-             tragenen Sinne sauber zu bleiben.
tienten nicht nur eine funktionell und ästhetisch anspruchsvolle
Lösung, sondern ermöglicht durch die hart- und weichgewebli-                Im Namen des gesamten Teams der DI DENTALE IMPLANTOLO-
che Optimierung und die adäquate hygienische Gestaltung der                 GIE & PARODONTOLOGIE wünsche ich Ihnen als Leserinnen und
Suprakonstruktion eine optimale periimplantäre Hygienefähig-                Leser unserer hygieneorientierten Winterausgabe viel Erbauung
keit für die häusliche Durchführung durch seine Patientin.                  und Freude!

Dr. Maximilian Blume stellt uns einen bei Behandlungsbeginn                 Herzlichst
82-jährigen Patienten vor, bei dem im digitalen Workflow eine
festsitzende provisorische und schließlich definitive Versorgung
bewerkstelligt werden konnte. Prof. Ing. Dr. Mario Kern M.Sc.
M.Sc. gewährt uns einen interessanten Einblick in seine Vorge-
hensweise in der Herstellung einer implantatgetragenen fest-
sitzenden Frontzahnsubstitution und zeigt uns dabei an seiner               Prof. Dr. Georg Gaßmann

DENTALE IMPLANTOLOGIE     |   Jg. 25   |   Ausgabe 07   |   November 2021   |   411		                                                            411
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INHALT   |   November 2021

                                           IMPLANTOLOGIE                                   FORTBILDUNG
                                         414 Aufbau mit „Real Bone“                  462 2. Esthetic Days in Baden-Baden
                                             im atrophierten
                                             Unterkieferseitenzahnbereich            464 Keramik kann mehr – Kongress
                                             Frank Zastrow                               für Keramikimplantologie
                                                                                         Caroline Vollmann

   414
                                         420 Bedingt abnehmbare
                             © Zastrow
                                             Versorgungskonzepte                     466 Herausforderungen für dentale
                                             im Praxisalltag                             Teams – Zukunftschancen für alle?
                                             Maximilian Blume

                                         428 Durchmesserreduzierte                         VERBANDS-NEWS
                                             zweiteilige Keramikimplantate
                                             für schmale Lücken in der               468 50. Internationaler Kongress
                                             ästhetischen Zone                           der DGZI
                                             Saurabh Gupta
                                                                                     471 Stellungnahme der ESCI zu
                                         432 Eine neue Dimension von                     zweiteiligen Keramikimplantaten
                                             patientenindividuellen
                                             Emergenzprofilen                        472 Vorstand von BDIZ EDI
                             © Gupta

                                             Mario Kern                                  wiedergewählt

                                           PARODONTOLOGIE                                  RUBRIKEN
                                         438 Jubiläum: 100 Jahre                     411 Editorial
                                             intraligamentäre Anästhesie
                                             Eike Glockmann, Lothar Taubenheim       473 Rezension: Erfolg mit Implantaten
                                                                                         in der ästhetischen Zone
                                                                                         Jan-Friedrich Dehner

   458
                                           PRAXISFÜHRUNG
                                                                                     474 Vorschau / Impressum
                             © Seiler

                                         444 Der dentale 3D-Druck
                                             als Sonderanfertigung
                                             Nadine Ettling

                                            HERSTELLER-
                                            INFORMATIONEN
                                         446 Neuprodukte

                                           INDUSTRIE-REPORT
                                         447 CleanImplant Foundation:
                                             Bewusstsein für saubere
                                             Implantatoberflächen steigt

                                         448 Ein Implantat für alle Indikationen          475 Editorial
                                             Marcel Westerich
                                                                                          476 Study Club Nordbaden:
                                         454 Meine Suche nach dem digitalen
                                                                                              Endlich wieder in Präsenz
                                             Weg: Heute mal ohne Zähne
                                             Jan-Friedrich Dehner
                                                                                          478 „Besondere“ Kongresse:
                                         457 „Wahres Lächeln“ mit                             Fortbildung und Freizeit
                                             hochwertigen Implantaten
                                                                                          480 Programm Impact Zürs Austria
                                         458 Bessere Präzision durch                          vom 29. März bis 1. April 2022
                                             Backward-Planning
                                             Marcus Seiler

412	                                                DENTALE IMPLANTOLOGIE   |   Jg. 25    |   Ausgabe 07   |   November 2021   |   412
DENTALE IMPLANTOLOGIE - PARODONTOLOGIE - DImagazin Aktuell
Konzepte zur Prävention und
Therapie von Periimplantitis
Regeneration nach
Explantation mittels:

    GBR: Guided Bone Regeneration
    Blocktransplantat
    SBR: Stabilized Bone Regeneration
    CBR: Customized Bone Regeneration

Explantation
                                                                  Bitte senden Sie mir diese Broschüren mit weiteren Details:
Re-Implantation                                                   □ Konzepte zur Prävention und Therapie von Periimplantitis | Teil 1-3
                                                                  □ Yxoss CBR® protect | Knochenregeneration nach Maß
                                                                  □ Produktkatalog
Augmentation
                                                   DI&P 07-2021

Geistlich Biomaterials Vertriebsgesellschaft mbH
                                                                                                                                          Praxisstempel

Schneidweg 5 | 76534 Baden-Baden
Tel. +49 7223 9624-0 | Fax +49 7223 9624-10
info@geistlich.de | www.geistlich.de
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IMPLANTOLOGIE

   Aufbau mit „Real Bone“ im
   atrophierten Unterkieferseitenzahnbereich  
   Eine 63-jährige Patientin stellte sich mit einer schon seit längerer Zeit bestehenden Schaltlücke im Unterkieferseiten-
   zahnbereich links vor. Ziel der geplanten Behandlung war die adäquate prothetische Neuversorgung des Quadran-
   ten. Die Augmentation erfolgte mittels Biologischem Eigenknochenaufbaus und rein autologem Knochen (Split Bone
   Technique nach Khoury). Nach guter Ausheilung des augmentierten Bereiches wurden zwei Implantate inseriert, die
   nach erfolgreicher Osseointegration freigelegt und mit einer keramisch verblendeten und okklusal verschraubten Brü-
   cke versorgt wurden.

   B
         ei über einen längeren Zeitraum fehlenden funktionellen          Chirurgische Maßnahmen
         Belastungen in einem Kieferabschnitt kann es zu ausge-           Der Prämolar 35 wies einen hohen Lockerungsgrad und Kno-
         prägter Knochenatrophie [1-3] kommen. Die Rekonstrukti-          chenabbau auf und musste daher extrahiert werden (Abb. 2).
   on dieser Knochendefekte ist die Grundlage einer dauerhaften           Nach einer Ausheilungsphase von sechs Wochen erfolgte die Re-
   Wiederherstellung gesunder Gewebeverhältnisse und protheti-            konstruktion des verlorengegangenen Knochens (Abb. 3 und 4).
   schen Restauration.                                                    Es erfolgte die Knochenentnahme retromolar und die Schalen
   Zur Schaffung eines ausreichend dimensionierten neuen Implan-          wurden in der Folge mit Hilfe des sog. Safescrapers (Firma Meta)
   tatlagers können Knochendefekte mit autologen Knochenblö-              weiter ausgedünnt. Es erfolgte nun die Rekonstruktion des Kno-
   cken, Knochenersatzmaterial oder einer Kombination der beiden          chendefekts, wobei die zuvor entnommenen Knochenschalen
   Verfahren rekonstruiert werden [4,5]. Im vorliegenden Fall er-         (Split Bone Technik nach Prof. Khoury) bukkal auf Distanz ge-
   folgte die Rekonstruktion des periimplantären Knochendefektes          setzt und mit kleinen Osteosyntheseschrauben fixiert wurden. Es
   mittels Biologischem Eigenknochenaufbau (Split Bone Technik            ist hierbei eine Kieferkammbreite von 7-8 mm anzustreben, wo-
   nach Prof. Khoury) [6,7]. Dieses chirurgische Protokoll sieht eine     bei bei der Methode des Biologischen Eigenknochenaufbaus
   Kombination aus autologen Knochenschalen und der Applikati-            nicht überaugmentiert werden muss, da die Resorptionsgefahr
   on partikulierter autologer Knochenspäne vor.                          äußerst gering ist (Abb. 5 und 6).
                                                                          Anschließend wurde der bestehende Hohlraum entsprechend
   Ausgangssituation                                                      der Prinzipien des Biologischen Eigenknochenaufbaus mit parti-
   Eine 63-jährige Patientin stellte sich mit einer schon seit längerer   kulierten Knochenspänen aufgefüllt, die beim Ausdünnen der
   Zeit bestehenden Schaltlücke im Unterkiefer links vor. Ziel der        Knochenschalen gewonnen wurden. Durch diese Methode wird
   geplanten Behandlung war die adäquate prothetische Neuver-             im Unterschied zu kompakten Kortikalisblöcken die Oberfläche
   sorgung mittels einer implantatgetragenen Brücke (Abb. 1).             des Knochens vergrößert, was wiederum zu einer größeren An-

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griffsfläche für die zuführenden Gefäße führt und damit eine                      Auf eine Abdeckung durch eine Kollagenmembran wird bei die-
schnellere Ernährung und Revaskularisierung des aufgebauten                       ser Art des Knochenaufbaus grundsätzlich verzichtet, da dies die
Knochens erlaubt (Abb. 7 und 8).                                                  zuführenden Blutgefäße behindern würde. Ebenfalls wird auf

Abb. 1: Die röntgenologische Ausgangssituation.                                   Abb. 2: Die röntgenologische Ausgangssituation nach Entfernung des Zahns 35.

Abb. 3: Klinische Ausgangssituation nach Extraktion von 35.                       Abb. 4: Die intraorale Situation zeigt den schmalen Kieferkamm im linken Un-
                                                                                  terkiefer.

Abb. 5: Ausgangssituation nach Lappenöffnung Unterkiefer links.                   Abb. 6: Der Biologische Eigenknochenaufbau erfolgte mittels autologer Kno-
                                                                                  chenschalen, die auf Distanz gesetzt werden.

Abb. 7: Der aufgebaute Knochen von okklusal.                                      Abb. 8: Auffüllen des Spaltes mit autologen Knochenspänen.

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   eine Perforierung bzw. Dekortikation des Kieferkamms verzichtet.              Periost separiert. Der Knochen kann nun freigelegt werden und
   Der augmentierte Bereich wird nach entsprechender Periost-                    die Implantatinsertion erfolgen.
   schlitzung spannungsfrei verschlossen (Abb. 9).                               Es zeigte sich eine komplette Verknöcherung des Augmentats
   Die Wiedereröffnung des Operationsgebietes erfolgte nach                      und keine Resorptionen im Bereich der Fixationsschrauben
   vier Monaten. Länger sollte nicht mit dem Re-entry gewartet                   (Abb. 12).
   werden. Es zeigte sich, dass nur wenig keratinisierte Schleim-                Es erfolgt die Entfernung der Osteosyntheseschrauben und die
   haut am Tag der Freilegungsoperation vorhanden war. Daher                     Implantation von zwei Implantaten (Abb. 13 und 14).
   wurde sich für die sog. Kazanjian Vestibulumplastik entschie-                 Nun erfolgt das Vernähen des Mukosalappens apikal am Periost
   den, mit der wieder ein Vestibulum und damit auch fixierte                    im Rahmen der Kazanjian Vestibulumplastik, um das Vestibulum
   Schleimhaut im periimplantären Bereich hergestellt werden                     wieder zu rekonstruieren (Abb. 15). Die offene Wundfläche
   kann (Abb. 10 und 11).                                                        Richtung Wange wird der sekundären Wundgranulation überlas-
   Die Kazanjian Vestibulumplastik startet mit einer halbmondför-                sen.
   migen Inzision ins Vestibulum, wobei ein Mukosalappen präpa-                  Zum Zeitpunkt der Freilegung nach vier Monaten kann man eine
   riert wird. In diesem ersten Schritt wird der Muskel von der Mu-              typische Narbenbildung erkennen, die spezifisch ist für eine zu-
   kosa separiert. An der mukogingivalen Grenze erfolgt die                      vor durchgeführte Kazanjian Vestibulumplastik. Eine einfache
   Durchtrennung des Periosts, d. h. ab hier wird ein Mukoperiost-               Stichinzision ist nun ausreichend, um die Implantate freizulegen
   lappen gebildet. Im letzten Schritt werden die Muskelfasern vom               und die Gingivaformer zu inserieren (Abb. 16 bis 18).

   Abb. 9: Das postoperative Röntgenbild zeigt den augmentierten Bereich im 3.   Abb. 10: Zustand vor der Kazanjian Vestibulumplastik.
   Quadranten.

   Abb. 11: Die Kazanjian Vestibulumplastik startet mit einer halbmondförmigen   Abb. 12: Der gut revaskularisierte Knochen im Unterkiefer links. Keine erkennba-
   Inzision ins Vestibulum.                                                      re Resorption im Bereich der Fixationsschrauben.

   Abb. 13: Die Entfernung der Fixationsschrauben.                               Abb. 14: Die Insertion von zwei Implantaten im Unterkiefer links.

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                                                                                                                                                                                                            **

                                                                                                                                                                                                    eisvorteil
                                                                                                                                                                                       %

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   Abb. 15: Vernähen des Mukosalappens.                                      Abb. 16: Typische Narbenbildung und damit einhergehende Bildung fixierter
                                                                             Schleimhaut nach erfolgreich durchgeführter Kazanjian Vestibulumplastik.

   Abb. 17: Zustand nach Freilegung und Aufbringen der Gingivaformer.        Abb. 18: Abschlussröntgenbild mit inserierten Gingivaformern.

   Prothetische Versorgung
   Nach offener Abformung wurde im Labor ein Meistermodell
   erstellt und es erfolgte die Herstellung eines Kobalt-Chrom-Brü-
   ckengerüstes im CAD/CAM-Verfahren. Nach Herstellung des
   Gerüstes wurde dieses mit Verblendkeramik fertig gestellt
   (Abb. 19).
   Die Kronen wurden auf den Implantaten verschraubt, um einer
   durch Befestigungszement induzierten Periimplantitis sicher ent-
   gegenzuwirken. Das klinische Abschlussfoto zeigt reizfreies
   Weichgewebe im periimplantären Bereich sowie eine ausreichen-
   de keratinisierte Mukosamanschette periimplantär (Abb. 20).
   Die Verschraubung stellt eine wichtige Prävention gegen das
   Auftreten einer Periimplantitis dar. Das röntgenologische Ab-
   schlussfoto zeigt die knöcherne Regeneration des Defektes und             Abb. 19: Der verschraubte, noch unverblendete Zahnersatz auf dem Meister-
   gute Osseointegration der Implantate (Abb. 21).                           modell.

   Abb. 20: Der fertige Zahnersatz eingegliedert.                            Abb. 21: Das Abschlussröntgenbild mit eingegliedertem definitivem Zahnersatz.

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          Diskussion
          Im vorliegenden Fall erfolgte die Rekonstruktion des schma-       Dr. Frank Zastrow M.Sc
          len Kieferkammes nach dem Konzept des Biologischen Ei-
          genknochenaufbaus. Hierbei wird retromolar Knochen ent-           1999-2004    Staatsexamen und Approbation
          nommen und mittels der gewonnenen Schalen (Split Bone                            an der Universität Heidelberg
          Technik nach Prof. Khoury) der Kieferkamm rekonstruiert.          2005-2008    Weiterbildung an der Mund-,
          Mittels der Schalen wird eine Art Container gebildet und                         Kiefer-, Gesichtschirurgie der
                                                                                           Universität Heidelberg (Ärztlicher
          der entstehende Zwischenraum in der Folge mit partikulier-
                                                                                           Direktor: Prof. Dr. Dr. J. Mühling)
          ten autologen Knochenspänen gefüllt. Im Gegensatz zu
                                                                            2008           Promotion und Ernennung zum Fachzahnarzt für
          Knochenersatzmaterial garantiert die ausschließliche Ver-                        Oralchirurgie
          wendung von autologem Knochen eine sichere und schnel-            2009-2012    Tätigkeit als Oralchirurg der Privatzahnklinik Schloss
          lere Knochenneubildung aufgrund der osteoinduktiven Po-                          Schellenstein
          tenz.                                                             seit 2011      Oberarzt der Privatzahnklinik Schloss Schellenstein
          Durch die hohe Präzision, mit denen heute verfügbare                             in Olsberg (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. F. Khoury/
          CAD/CAM-Systeme implantatprothetische Gerüste ferti-                             Dr. J. Schmidt)
          gen können, ist eine direkte Verschraubung auf den Im-            2011           Ernennung zum „Master M.Sc. Implantology and
          plantaten möglich. Diese Vorgehensweise bietet zwei Vor-                         Dental Surgery“ (Universität Münster)
                                                                            2012           Ernennung zum „Geprüften Experten der Implan-
          teile: Zum einen ist es möglich, auf ein Abutment zu
                                                                                           tologie“ (DGOI) und zum „Diplomate in Implanto-
          verzichten, wodurch eine zusätzliche Fügestelle und ein Ort
                                                                                           logy“ (ICOI)
          potentieller Bakterieninfiltration entfällt. Zudem entfällt       2012           Niederlassung in eigener Praxisklinik in Wiesloch bei
          durch die Verschraubung die Notwendigkeit der Befesti-                           Heidelberg (www.zahnarzt-dr-zastrow.de)
          gung der Kronen mit Zement, was einer Zement induzier-            2016           Ernennung zum Vorsitzenden des zahnärztlichen
          ten Periimplantitis sicher entgegenwirkt.                                        Qualitätszirkels „Forum für innovative Zahnheilkun-
          Mit dem beschriebenen Protokoll können schmale Unter-                            de“ (FIZ) in Heidelberg
          kieferkämme sicher rekonstruiert und mit einer verschraub-        2017           Gründung der international etablierten Facebook
          ten festsitzenden Implantat getragenen prothetischen Res-                        Gruppe REAL BONE BUILDERS, einer Plattform mit
          tauration langfristig ästhetisch und funktionell versorgt                        über 15.000 Ärzten und Implantologen weltweit,
                                                                                           auf der sich über die Rekonstruktion von komple-
          werden.
                                                                                           xen intraoralen Defekten mittels patienteneigenem
                                                                                           Hart- und Weichgewebe ausgetauscht wird.
          Literaturverzeichnis unter                                        2018           Gründung der Fortbildungsplattform
          www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten                                         www.myimplantbusiness.com sowie internationale
                                                                                           Referententätigkeit
          Bilder, soweit nicht anders deklariert: © Dr. Frank Zastrow

                                                                                         w
             JOIN TEAM BONE
             Dr. Frank Zastrow ist Oralchirurg, Inhaber der Praxiskli-
                                                                                 i       w
                                                                                         w
             nik Dr. Zastrow & Kollegen bei Heidelberg, ehemaliger       Dr. Frank Zastrow M.Sc.
             Oberarzt bei Prof. Dr. Fouad Khoury und Gründer der         DR. ZASTROW & KOLLEGEN
             Fortbildungsplattform MYIMPLANTBUSINESS, auf der die        Heidelberger Str. 38
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             Weichgewebedefekten im Rahmen implantologischer             frank.zastrow@myimplant.biz
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IMPLANTOLOGIE

                                                                                                                                      M
                                                                                                                                          i t Vi d e o

   Bedingt abnehmbare Versorgungskonzepte
   im Praxisalltag

   In vielen Bereichen des Lebens begegnen uns heute Produkte oder Dienstleistungen, die einen Hauch von digital
   versprühen. In den meisten Fällen sind die Bits und Bytes allerdings nicht greifbar, werden allenfalls auf den Displays
   unserer Smartphones sichtbar. Die Zahnmedizin ist und bleibt ein greifbares und handwerkliches Fach, welches sich
   zu jederzeit modernsten Produktionstechniken, Prozessen und hochwertigen Materialien bediente. Viele Jahrzehnte
   war vor allem der zahntechnische Arbeitsablauf von Materialien wie Wachs, Gips und gegossenem Metall geprägt.

  R
          eizt man die Möglichkeiten heutiger Zahnmedizin aus,        Ausgangssituation
          können sehr präzise Planungen am digitalen Modell ent-      Der Patient stellte sich 2018 auf Empfehlung einer Freundin
          stehen, welche alle Behandlungsphasen von der Chirur-       erstmals in unserer Praxis vor, mit der Bitte um Beratung bezüg-
   gie bis hin zur prothetischen Versorgung visualisieren. Auch die   lich eines festsitzenden Zahnersatzes. Er beklagte, dass die Zäh-
   Umsetzung kann durch moderne CAD/CAM-Verfahren zusam-              ne im Oberkiefer stark mobil sind, und es ihm zunehmend
   men mit Zahnlabor und Industrie präzise und zielgerichtet er-      schwer fällt mit diesen schmerzfrei zu kauen. Der Unterkiefer
   folgen.                                                            war bis auf Zahn 36 beschwerdefrei.
   Die Entscheidung über die Art und Weise der Versorgung ist         Eine systematische Parodontitis-Behandlung erfolgte vor ca.
   auch im digitalen Zeitalter eine sehr persönliche und wird vom     7-8 Jahren. Der Patient war aktuell in keinem Prophylaxe-Recall
   Patienten getroffen. Unsere Aufgabe ist es, ihm alle Informati-    oder UPT. Die Zähne mit Lockerungsgrad 2-3 wurden in der
   onen an die Hand zu geben und das Wissen zu vermitteln eben        Vergangenheit lediglich mit Komposit und Draht geschient. An
   diese Entscheidung selbst reflektiert treffen zu können.           Zahn 34 wurde beim Vorbehandler einige Monate zuvor eine
   Jeder Patient ist einzigartig und jede Planung muss in ihrer Art   WSR durchgeführt. Der Zahn war beschwerdefrei und wurde
   und Weise individuell auf die Wünsche und Vorstellungen, aber      auf Beobachtung gestellt, da der Patient ihn auf jeden Fall be-
   auch auf die anatomischen Gegebenheiten und die Complian-          halten wollte (Abb. 1).
   ce des Patienten, abgestimmt werden.                               Der Patient war zum Zeitpunkt der Erstvorstellung 82 Jahre alt,
   Wenn man nur einen Hammer zur Hand hat, sieht jedes Prob-          jedoch geistig und körperlich sehr aktiv. Er geht mehrmals im
   lem aus wie ein Nagel. Jedoch sollte man dem Patienten mit         Jahr Skifahren, ist begeisterter Wanderer und auch jedes Jahr
   einem gut gefüllten Werkzeugkoffer entgegentreten.                 noch bei der Weinlese aktiv. Ein herausnehmbarer Zahnersatz
   Es ist falsch zu behaupten, dass jedes parodontal vorgeschädig-    war für ihn nicht vorstellbar, auch wollte er auf jeden Fall eine
   te Gebiss einer Sofortversorgung auf sechs Implantaten im          Gaumenbedeckung vermeiden.
   Wege steht. Schließlich ist es unser Ziel, Zähne zu erhalten und   Das Konzept der prothetischen Sofortversorgung von Implan-
   zusammen mit dem Patienten alle konservierenden Möglich-           taten ist im Grunde nichts Neues, wurde in den letzten Jahren
   keiten auszuschöpfen.                                              allerdings durch digitale Planungs- und Produktionsmöglichkei-

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IMPLANTOLOGIE

Abb. 1: Ausgangsbefund.                                                        Abb: 2: Radiologischer Ausgangsbefund.

ten in vielen Arbeitsschritten stark erleichtert, wodurch auch                 Wir entschieden uns gemeinsam dafür, die provisorische Versor-
größere Arbeiten präzise geplant, nicht zuletzt kostengünstig                  gung in Form und Stellung der Zähne an seinem Ausgangsbefund
hergestellt und einer breiteren Masse an Patienten zugänglich                  zu orientieren. Im weiteren Verlauf haben wir uns gemeinsam mit
gemacht werden können.                                                         dem Patienten und vor allem auch in Absprache mit seiner Ehefrau
Der Patient wurde chirurgisch und prothetisch in unserer Praxis                dazu entschieden, die Zahnstellung und Form zu korrigieren, um
betreut. Die Planung und Herstellung der Implantat-Schablone                   ein ästhetischeres Gesamtergebnis zu erzielen.
sowie die Herstellung des CAD/CAM gefertigten Gerüstes er-                     Als Ausgangssituation für die Planung dienten die Modelle des
folgte durch DEDICAM, den Implantat-Planungs- und den Scan&                    Patienten, welche von unserem Zahnlabor gescannt und digitali-
Design Service der Firma Camlog. Die zahntechnische Ausfüh-                    siert wurden, das DVT des Patienten und das Modell des Aus-
rung realisierte das Labor Müller-Edelhoff in Wörrstadt.                       gangsbefundes, auf dem die eigenen Zähne noch erhalten waren.
                                                                               All diese Unterlagen wurden an DEDICAM geschickt, woraufhin
Vorbehandlung, Chirurgie und Provisorium                                       von deren Seite eine initiale Planung stattfand. Im gemeinsamen
Bevor die definitive Planung finalisiert werden konnte, wurde eine             Planungsgespräch wurden letzte Korrekturen der Implantat-Stel-
systematische Parodontitis-Behandlung durchgeführt. Im Rahmen                  lungen vorgenommen und die implantatprothetischen Bauteile
der antiinfektiösen Therapie wurden die nicht erhaltungswürdi-                 für die Versorgung des Falles ausgewählt (Abb. 3-5).
gen Zähne entfernt und der Patient im Oberkiefer mit einem her-
ausnehmbaren Provisorium versorgt. Die Zähne 12, 11 und 21
wurden zur Fixierung des Provisoriums erhalten. Der Patient wur-
de in der individuellen Mundhygiene geschult und zeitnah an die
UPT angebunden. Drei Monate später wurde der Behandlungser-
folg und die Umsetzung der häuslichen Mundhygiene evaluiert
und die definitive Planung besprochen.
Der Patient wurde nochmals über die prothetische Versorgung
aufgeklärt. Es wurden die Möglichkeit eines herausnehmbaren
Zahnersatzes sowohl auf Locator-Abutments als auch auf Galva-
no-Teleskopen besprochen und über die Möglichkeit einer festsit-
zenden Versorgung aufgeklärt. Hier fand der Patient besonderes
Interesse an der Sofortversorgung im Oberkiefer mit einer festsit-
zenden Prothetik nach der Einheilphase.
                                                                               Abb. 3: Planung der Implantatpositionen.

Abb. 4: Ausgangssituation.                                                     Abb. 5: Zustand nach PA-Therapie.

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IMPLANTOLOGIE

   Chirurgische Schablone                                            Die Insertion
   Das Design der SMOP-Schablone erfolgte ebenfalls durch            Die Implantation erfolgte transgingival und komplett durch die
   DEDICAM und wurde anschließend mit uns abgestimmt.                Schablone geführt (Abb. 9). Alle Implantate erreichten ein
   Die skelettierte SMOP-Bohrschablone bietet im Vergleich zu        Drehmoment von über 35 Ncm. Nachdem die Implantate einge-
   anderen Schablonen einige Vorteile. Zum einen entsteht            setzt waren, wurden die Comfour Abutments eingeschraubt,
   durch die punktuelle Abstützung an ausgewählten Stellen           welche in verschiedenen Gingiva-Höhen und in Abwinkelungen
   ein viel geringeres Risiko, dass die Schablone nicht passt. Au-   von 0°, 17° oder 30° gibt. Die abgewinkelten Abutments kom-
   ßerdem lassen sich die Positionen der Auflagen durch den          pensieren die schräg eingesetzten Implantate im distalen Be-
   Behandler variieren, so kann man zum Beispiel in Bereichen,       reich, und können mit den Titankappen, welche im Provisorium
   in denen man einen Lappen präparieren möchte, die Aufla-          verklebt sind, verschraubt werden. Die Comfour Abutments wer-
   gen aussparen. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Übersicht     den im weiteren Verlauf der Behandlung nicht wieder entfernt.
   und auch dass Spülflüssigkeiten einfach an den OP-Situs ge-       Auf ihnen wird sowohl die Abformung durchgeführt, als auch
   langen können (Abb. 6).                                           die Bissnahme und die fertige Prothetik verschraubt.
   Das Sofortprovisorium wurde aus einem Block gefräst. Auch         Die Aufbauteile werden intraoral mit den Implantaten zunächst
   das hat mehrere Vorteile im Vergleich zu anderen Versor-          punktuell mit einem lichthärtenden Komposit mit dem Provisori-
   gungen: Technische Komplikationen lassen sich dadurch             um verbunden und fixiert. Anschließend werden die Schrauben
   weitgehend vermeiden, vor allem Frakturen innerhalb der           im Mund des Patienten gelöst und das Provisorium entnommen,
   Verbindungen kommen nicht vor, wie es bei PMMA-Proviso-           wonach die Verklebung extraoral fertiggestellt wird.
   rien mit Prothesenzähnen der Fall sein kann (Abb. 7).             Das ausgearbeitete Provisorium wird im Mund des Patienten ein-
   Neben der Bohrschablone und dem Provisorium werden                gegliedert (Abb. 10). Hierbei ist es wichtig, die Schrauben kreuz-
   auch alle Systemkomponenten geliefert.                            weise und nicht der Reihe nach anzuziehen, um Spannungen im
   Zur Verklebung dienen die Titankappen, welche in das Provi-       Provisorium zu vermeiden. 10 Tage postoperativ erfolgte die
   sorium eingeklebt werden (Abb. 8). Erfahrungsgemäß                Nachsorge.
   macht es Sinn, die Zugangskavitäten im Provisorium etwas
   zu erweitern, um die Aufbauteile der sechs Implantate in-         Definitive Prothetik
   traoral stress- und spannungsfrei verkleben zu können. Zu-        Die Abformung erfolgt auf dem Niveau der Comfour Abut-
   sätzlich werden die Titankappen mit 70 µm Zirkonoxid ange-        ments mit geschlossenen Pfosten (Abb. 11). Auf dem Meister-
   strahlt, um einen besseren Haftverbund mit dem Kunststoff         modell stellt der Zahntechniker ein Korrektur-Splint her, mit
   zu gewährleisten.                                                 dem die Genauigkeit der Abformung im Mund des Patienten

   Abb. 6: Die SMOP-Schablone.                                       Abb. 7: Sofortprovisorium und Titankappen.

   Abb. 8: Vor dem definitiven Verkleben.                            Abb. 9: Implantate in situ.

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IMPLANTOLOGIE

   Abb. 10: Eingliederung des Sofortprovisoriums.                      Abb. 11: Vor der Abformung.

   kontrolliert wurde, bevor die Prothetik in Auftrag gegeben          Nach der Kontrolle des Wax-ups auf Funktion, Ästhetik und
   wurde (Abb. 12). Hierbei wird auf den Comfour Abutments             Phonetik wurde dieses von unserem Labor digitalisiert, das Ge-
   des Meistermodells ein verschraubter Splint hergestellt, der        rüst designt und für die Fertigung an DEDICAM geschickt
   verschiedene Trennstellen hat. Im Mund des Patienten wird der       (Abb. 16).
   Sprint auf die Implantate aufgesetzt und über den Sheffield         Bei Brücken und Einzelkronen ist es ausreichend, die digitalen
   Test der passive Sitz geprüft. Sollte sich hierbei herausstellen,   Daten an das Fräszentrum zu senden, bei weitspannigen Me-
   dass Abweichungen an der Passung bestehen, kann der Splint          tallkonstruktionen auf mehreren Implantaten wird auch das
   vom Behandler an einer oder mehreren Stellen getrennt und im        physische Meistermodell an DEDICAM geschickt. Die Verbin-
   Mund des Patienten neu verklebt werden, um so die Abfor-            dungsstellen zu den Abutments werden dann durch das Fräs-
   mung auf dem Meistermodell zu korrigieren.                          zentrum auf höchste Passung gearbeitet und poliert.
   Im Anschluss an die Bissnahme (Abb. 13), die funktionsanaly-        Einige Tage später wird das fertige Gerüst an das Labor gelie-
   tische Diagnose des Patienten, die Übertragung über einen Ge-       fert und für die Verblendung vorbereitet. Anhand des Wax-ups
   sichtsbogen, erfolgte ein Wax-up (Abb. 14 und 15) durch das         wurde ein Vorwahl aus Silikon hergestellt, an dem ein letztes
   Zahnlabor und die Anprobe im Mund des Patienten.                    Mal die Platzverhältnisse für die Kunststoffverblendung kont-

   Abb. 12: Kontrollsplint.                                            Abb. 13: Bissnahme.

   Abb. 14: Wax-up.                                                    Abb. 15: Wax-up.

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IMPLANTOLOGIE

rolliert werden können. Bei Bedarf kann nachgearbeitet wer-
den (Abb. 17).
Im Mund des Patienten erfolgte eine Anprobe zur Kontrolle der
Okklusion, Zahnstellung, Zahnfarbe Funktion und Phonetik.
Auch wird der Sitz des Gerüstes auf den Implantaten kontrol-
liert, weshalb hier auch auf die Ausgestaltung der Gingiva ver-
zichtet wird.
Mit dem Patienten werden neben der grundsätzlichen Art der
prothetischen Versorgung, herausnehmbar oder fest, auch die
Art und Weise der Verblendung besprochen. Der Patient wird
auch darauf hingewiesen, dass gegebenenfalls Reparaturarbei-
ten an Keramik verblendeten Arbeiten schwieriger durchzufüh-
ren sind und dass dadurch auch Kosten entstehen können.
Beim Wunsch nach einer hochästhetischen Versorgung wird
keramisch verblendet.                                                               Abb. 16: Digitales Gerüst.

Abb. 17: Kontrolle des Gerüstes.                                                    Abb. 18: Das Gerüst.

Abb. 19: Wax-up auf dem Gerüst.                                                     Abb. 20: Die definitive Prothetik.

Abb. 21: Die definitive Prothetik in situ.                                          Abb. 22: Definitive Prothetik in situ.

DENTALE IMPLANTOLOGIE             |   Jg. 25   |   Ausgabe 07   |   November 2021   |   420 – 426                                       425
IMPLANTOLOGIE

   Abb. 23: Kontroll-Röntgen nach Eingliederung.                        Abb. 24: Kontroll-Röntgen nach Eingliederung der definitiven Prothetik.

   In den allermeisten Fällen sind die Patienten mit dem ästhe-         uns die Möglichkeit von unterschiedlichsten, okklusal ver-
   tischen Ergebnis einer kunststoffverblendeten Versorgung             schraubten weitspannigen Versorgungen. Sowohl dem Be-
   hoch zufrieden und freuen sich vor allem über das gewon-             handler als auch dem Zahntechniker bietet diese Kombination
   nene Lebensgefühl fester Zähne.                                      einen enormen kreativen Spielraum in der Umsetzung individu-
   Oft ist es nötig, den Zahnersatz im Laufe der Zeit zu unter-         eller Arbeiten am Patienten.
   füttern, weshalb ein Kunststoff verblendeter Zahnersatz
   sowohl für den Behandler aber auch für den Patienten von             Literaturverzeichnis unter
   Vorteil ist. Gerade bei der Umstellung von einer Restbezah-          www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten
   nung auf eine Implantat-getragene Arbeit im zahnlosen
   Kiefer kommt es in der Folge auch häufig zur Notwendig-              Bilder, soweit nicht anders deklariert: © Dr. Blume
   keit der Unterfütterung, was bei Kunststoffverblendungen
   sowohl für den Patienten als auch für den Behandler und
   vor allem für den Zahntechniker angenehmer von der Hand
                                                                            Dr. Maximilian Blume
   geht und mit wenig Kosten und Aufwand verbunden ist.
   Auch lassen sich Reparaturarbeiten am Kunststoff einfacher
                                                                            Dr. Maximilian Blume beendete sein Zahnmedizin-
   durchführen als an Keramikversorgungen. Vor allem nach län-              studium 2009 an der Klinik für Zahn-, Mund- und
   gerer Tragedauer kann es im Trocknungsbrand bei Reparaturen              Kieferheilkunde der Universitätsmedizin Mainz. 2010
   zu Sprüngen in der Keramik kommen, die zum Teil zu einer                 promovierte er bei Prof. Dr. Dr. Wagner an der Klinik
   kompletten Erneuerung der Verblendung führen können.                     für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universi-
                                                                            tätsmedizin Mainz. Von 2011 bis 2016 arbeitete Dr. Maximilian Blu-
   Eingliederung                                                            me bei Prof. Dr. mult. Robert Sader in der Klinik für Mund-, Kiefer-
   Nach letzten kleinen Änderungen wurde die definitive Prothe-             und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt.
   tik fertiggestellt und im Mund des Patienten verschraubt. Die            Dort absolvierte er 2014 erfolgreich seinen Fachzahnarzt für Oral-
                                                                            chirurgie und spezialisierte sich auf dem Gebiet der Implantologie.
   Schraubenkanäle wurden mit Teflon Band und Füllungskompo-
                                                                            Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind die orale Implantologie und die
   sit verschlossen, wobei die vier Kanäle im anterioren Bereich
                                                                            implantatprothetische Rekonstruktion tumortherapierter Patienten.
   nicht sichtbar waren und deshalb mit einem transluzenten Ma-             Anfang 2014 bis Anfang 2018 war er zudem bei Dr. Weigl in der
   terial verschlossen wurden, was das Auffinden für zukünftige             Abteilung für Postgraduelle Ausbildung im Carolinum Zahnärztli-
   Kontrolltermine vereinfacht. Die beiden distalen Kanäle wur-             ches Universitäts-Institut gGmbH angestellt, in der er im Rahmen
   den mit zahnfarbenem Komposit verschlossen.                              des Masters of Science (M.Sc.) in Oral Implantology als Referent und
                                                                            Behandler tätig war. Seit Februar 2016 ist Dr. Maximilian Blume in
   Nachsorge                                                                eigener Praxis in Mainz tätig mit den Schwerpunkten Oralchirurgie,
   Wenn wir unseren Patienten feste Zähne versprechen, klären wir           Implantologie und Parodontologie.
   auch über die nötige häusliche Mundhygiene auf. Nach unserer
   getanen Arbeit liegt es vor allem am Patienten selbst, die Mundhy-
   giene aufrecht und die Implantate gesund zu halten. Hierzu ist es
   bei der Ausgestaltung des Zahnersatzes unerlässlich, Putzkanäle                        w          Dr. Maximilian Blume
   im Bereich der Implantate zu gestalten und dem Patienten so die                i       w
                                                                                          w          Zahnmedizin & Oralchirurgie
   Arbeit zu erleichtern.                                                                            Erthalstrasse 1 · 55118 Mainz
   Im Rahmen der Nachsorge werden solche Arbeiten bei uns in der                                     info@zahnmedizin-blume.de
   Praxis in der Regel einmal im Jahr abgeschraubt, im Ultraschallbad                                www.zahnmedizin-blume.de
   gereinigt und mit einem neuen Satz Schrauben wiedereingesetzt.
                                                                        Das Video zum Fall gibt es unter
   Fazit                                                                www.dimagazin-aktuell.de/blume
   Das Camlog Comfour System und die Zusammenarbeit mit DE-
   DICAM hat sich unserer Praxis seit langem bewährt und bietet

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GMT 74604 © Nobel Biocare Services AG, 2021. All rights reserved. Distributed by: Nobel Biocare. Legal manufacturer: GalvoSurge Dental AG, Nöllenstrasse 15a, CH-9443 Widnau, Switzerland. Nobel Biocare,
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and precautions.
IMPLANTOLOGIE

   Durchmesserreduzierte zweiteilige
   Keramikimplantate für schmale Lücken
   in der ästhetischen Zone

   Zirkonoxidimplantate sind eine der innovativsten und aufregendsten Entwicklungen in der dentalen Implantologie.
   Studien haben gezeigt, dass Zirkonoxidimplantate wenig bis keine Entzündungen des periimplantären Gewebes ver-
   ursachen bei gleichzeitig verlängertem epithelialem Attachment. Darüber hinaus sehen diese Implantate natürlicher
   aus und bieten daher eine verbesserte Ästhetik.

   E
         inige der modernen Keramikimplantat-Systeme, wie das          optisch nicht mit dem Gewebe der angrenzenden natürlichen
         Zeramex XT (Dentalpoint AG, Schweiz), verzichten kom-         Zähne verschmilzt [4-7].
         plett auf Metallkomponenten, was sie ideal für Menschen       Im Folgenden wird ein klinischer Fall beschrieben, der die Ver-
   mit Titan- oder Metallunverträglichkeiten macht und dazu eine       wendung eines zweiteiligen reversibel verschraubten Keramikim-
   adäquate Alternative für die Patienten bedeutet, die eine metall-   plantats mit reduziertem Durchmesser in der ästhetischen Zone
   freie Rehabilitation mit Implantaten bevorzugen [1-3].              demonstriert.
   Ästhetik kann schon unter normalen Umständen und rund um
   natürliche Zähne eine Herausforderung darstellen. Wenn Zähne        Falldokumentation
   durch Implantate ersetzt werden sollen, insbesondere in der äs-     Die 42-jährige Patientin stellte sich mit dem Wunsch nach einem
   thetischen Zone, können die vorherrschenden Gingivaverhältnis-      Ersatz für einen fehlenden rechten oberen seitlichen Schneide-
   se das gewünschte Langzeitergebnis optisch negativ beeinflus-       zahn in unserer Klinik vor. Der Zahn war alio loco entfernt wor-
   sen. Dünnes und/oder transparentes Zahnfleischgewebe, das als       den und die Extraktionswunde schon vollständig ausgeheilt. Fa-
   „dünner gingivaler Biotyp“ bezeichnet wird, lässt das Implantat     zial zeigte sich bereits eine starke knöcherne Einziehung, die
   durchscheinen. Dies führt zu einer dunkleren Gingiva in diesem      durch die natürlichen knöchernen Ab- und Umbauprozesse
   Bereich und verringert so die Ästhetik des Patientenlächelns.       während des Heilungsprozesses entstanden waren (Abb. 1 und
   Fehlt ein Frontzahn über einen längeren Zeitraum, wird der fazi-    1a). Die weitere Untersuchung ergab, dass beim Lächeln der Pa-
   ale Knochenanteil resorbiert und die zur Verfügung stehende         tientin ein relevanter Teil der Gingiva sichtbar wurde. Dies hätte
   Restknochendicke für das Implantat ist in diesem Anteil des Kie-    den ästhetischen Gesamteindruck in Kombination mit dem vor-
   ferkamms reduziert. Dies führt auch bei Patienten mit dickerem      herrschenden dünnen Biotyp und der reduzierten vestibulären
   Weichgewebe periimplantär zu einem dunklen Schatten. Ähn-           Knochendicke rund um das Implantat beeinträchtigen können.
   lich wie bei einem dünnen gingivalen Biotyp wird das ästhetische    Mit der Patientin wurden Behandlungsoptionen besprochen,
   Ergebnis beeinträchtigt, da das periimplantäre Weichgewebe          durch die sich diese optischen Beeinträchtigungen vermeiden

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IMPLANTOLOGIE

Abb. 1: Starke knöcherne Einziehung durch die natürlichen knöchernen Ab- und     Abb. 1a: Knöcherne Einziehung im Röntgenbild.
Umbauprozesse während des Heilungsprozesses.

lassen würden. Dazu gehörte die Verwendung eines Zirkonoxid-                     Ein zweiteiliges reversibel verschraubbares Zirkonoxidimplantat
implantats, durch das aufgrund der zahnähnlichen Farbe des                       (Zeramex XT) aus ATZ (Aluminum-toughened Zirconia) mit einem
Werkstoffs eine dunkle Verfärbung der dünnen Gingiva von vor-                    reduzierten Durchmesser von 3,5 mm und einer Länge von 12 mm
herein ausgeschlossen wäre. Alternativ wäre auch die Insertion                   wurde unter Lokalanästhesie mit minimaler Lappenbildung plat-
eines Titanimplantats in Frage gekommen, allerdings hätte dies                   ziert, mit einer Verschlussschraube verschlossen, die Gewebe re-
zur Erzielung eines vergleichbaren ästhetischen Ergebnisses weite-               poniert und vernäht (Abb. 2 und 2a).
re zusätzliche chirurgische Eingriffe, wie ein Bindegewebstrans-
plantat, erforderlich gemacht. Durch die Verdickung des Gewebes                  Weichgewebsmanagement und
würde man versuchen, die dunklere Zone um das Implantat zu                       finale prothetische Versorgung
maskieren. Nach Abwägung der Möglichkeiten entschied sich die                    Nach Abschluss der Einheilphase wurde die Implantatfreilegung
Patientin für das Keramikimplantat – ohne die Notwendigkeit ei-                  mit einem Diodenlaser 940 nm durchgeführt. Anschliessend wur-
ner Bindegewebstransplantation.                                                  de das Healing Cap entfernt und ein Standard Zeramex Gingiva-
                                                                                 former zur initialen Weichgewebsausformung für einen Zeitraum
Chirurgische Phase                                                               von zwei Wochen eingesetzt (Abb. 3). Bei Wiedervorstellung der
Die Richtlinien für die Insertion von Keramikimplantaten im Front-
zahnbereich und das Bohrprotokoll des Herstellers wurden be-
folgt. Dabei sind sowohl die vertikale als auch die transversale In-
sertionstiefe des Implantats für den prothetischen Erfolg
ausschlaggebend. Die trimodale Oberfläche des Zeramex XT be-
steht neben dem gestrahlt und geätzten Implantatkörper mit ei-
ner mikro- und mikrogerauten Oberflächentopografie, aus einem
glatten Bereich am Implantathals und einer rein geätzten Über-
gangszone dazwischen. Durch diese Art der Morphologie kann
das Implantat zwischen 1,6 mm und 0,6 mm suprakrestal platziert
werden. Diese Flexibilität bei der Platzierung des Implantats er-
laubt die adäquate vertikale Implantatpositionierung, die durch
die Höhe der Gingiva und den vorhandenen Knochen um die
Nachbarzähne bestimmt wird.
                                                                                 Abb. 2: Zweiteiliges reversibel verschraubbares Zirkonoxidimplantat in situ.

Abb. 2a: Röntgenbild mit inseriertem Zirkonoxidimplantat.                        Abb. 3: Standard Zeramex Gingivaformer zur initialen Weichgewebsausformung.

DENTALE IMPLANTOLOGIE          |   Jg. 25   |   Ausgabe 07   |   November 2021    |   428 – 431                                                                429
IMPLANTOLOGIE

   Patientin gab es keinen Anhalt für entzündliche Veränderun-                 de über einen Zeitraum von einer Woche fixiert, gefolgt von
   gen, was die ausgezeichnete Biokompatibilität und Wirtsreakti-              der Eingliederung der endgültigen Zirkonoxidkrone (Abb. 8).
   on belegt (Abb. 4 und 5). Ein Zeramex Standard-Abutment                     Die Vollkeramikkrone wurde mit einem Glas-Ionomer-Zement
   ebenfalls aus ATZ wurde mit einer Vicarbo Schraube (Zeramex                 auf dem Aufbau befestigt.
   XT) im Implantat fixiert (Abb. 7). Diese Schraube aus karbonfa-
   serverstärktem Hochleistungskunststoff sorgt für eine ausge-                Diskussion
   wogene Kraftübertragung der unter Funktion auftretenden                     Klinisch – aber auch in der Literatur – wird zunehmend von
   Kräfte.                                                                     Komplikationen bei der Verwendung von Titan-Zahnimplan-
   Um die Gewebe um das Implantat herum stabil zu halten, wur-                 taten berichtet sowie von steigenden Inzidenzen von periim-
   de zur Vermeidung von unnötiger Manipulation für die Herstel-               plantärer Mukositis und Periimplantitis, die sowohl die kurz-
   lung der provisorischen und endgültigen Krone eine digitale                 als auch die langfristige Überlebensrate von Titanimplantaten
   Abformung mit dem zum System gehörenden Scanbody durch-                     beeinflussen können. Die Osseointegrationsrate der Alternati-
   geführt (Abb. 5a und 6a). Die provisorische Versorgung wur-                 ve aus Zirkonoxid ist vergleichbar mit Titan, zeigt aber zudem

   Abb. 4: Eingesetzter Zeramex XT Scanbody.                                   Abb. 5: Gut eingeheiltes Implantat.

   Abb. 5a: Digitale Abformung für die Herstellung der provisorischen Krone.   Abb. 6: Zeramex Abutment mit Vicarbo-Schraube fixiert und abgedecktem
                                                                               Schraubenzugang.

   Abb. 6a: Digitale Abformung für die Herstellung der endgültigen Krone.      Abb. 7: Zeramex Standard-Abutment mit Vicarbo Schraube im Implantat fixiert.

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IMPLANTOLOGIE

Abb. 8: Eingliederung der endgültigen Zirkonoxidkrone.                           Abb. 9: Das finale Ergebnis.

eine überlegene Weichgewebestabilität und auch langfristig                       Fazit
eine geringere Affinität zur Anhaftung von Plaque oder Bio-                      Das Ergebnis dieses Behandlungkonzepts ist eine natürliche Äs-
film.                                                                            thetik ohne gingivale Farbveränderungen bei diesem dünnen
Bei Verwendung von Titanimplantaten können unabhängig                            gingivalen Biotyp und ohne die Notwendigkeit einer Transplan-
davon, ob die Restauration auf Basis von Titan- und Zirkon-                      tation zur Maskierung des Implantats im Knochen (Abb. 9).
oxid-Abutments hergestellt wurde, Farbunterschiede im Ver-
gleich zum Weichgewebe um natürliche Zähne beobachtet                            Literaturverzeichnis unter
werden – auch wenn Zirkonoxid immerhin eine bessere Farb-                        www.dimagazin-aktuell.de/literaturlisten
übereinstimmung zeigt als Titan. Dies lässt sich auf die Farbe
des Implantats und den damit einhergehenden Einfluss auf                         Bilder, soweit nicht anders deklariert: © Gupta
den ästhetischen Gesamteindruck übertragen: Die weiße Far-
be des Implantats eliminiert jegliche Möglichkeit einer Ver-
dunkelung des Zahnfleischgewebes. Die lichtoptischen Eigen-
schaften der Keramik erlaubt eine Lichtübertragung in die                             Saurabh Gupta BDS MDS
tieferen Gewebe, die der des natürlichen Zahns ähnelt und so
                                                                                      Dr. Saurabh Gupta ist Absolvent der Manipal
ein ästhetisches Endergebnis liefert.
                                                                                      University und hat einen Master-Abschluss in
Allerdings ist bei der Planung und Duchführung einer Im-                              Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Rajiv
plantattherapie auch das knöcherne Angebot zu berücksichti-                           Gandhi University, Indien. Er betreibt eine Pri-
gen, beziehungsweise der vorhandene Platz zu benachbarten                             vatpraxis, WhiteZ Dental, in Bangalore, Indien.
Strukturen [8]. In diesem Fall wäre der Abstand zwischen den                          Dr. Gupta ist Education Director/Board Member
Lücken begrenzenden Zähnen und die Dicke der vestibulären                             der International Academy of Ceramic Implantology, der ersten
Knochenlamelle für grössere Implantatdurchmesser nicht aus-                           Akademie in den USA, die sich der metallfreien Implantologie
reichend gewesen. Genau für diese Situationen wurde für das                           widmet. Er ist aktives Mitglied der ZIRG (Zirconia Implant Rese-
Zeramex XT System ein reduzierter Implantatdurchmesser von                            arch Group), deren Ziel es ist, die Forschung in der metallfreien
                                                                                      Implantologie anzuführen und die Richtung vorzugeben. Aus-
3,5 mm entwickelt. Der Einsatz dieses Implantattyps ist auf
                                                                                      serdem unterstützt die ZIRG junge sowie etablierte Praktiker
schmale Lücken in der Unterkieferfront und für laterale
                                                                                      in der klinischen und wissenschaftlichen Forschung. Er ist au-
Schneidezähne im Oberkiefer begrenzt. Trotz des schmalen                              ßerdem Fellow und Botschafter der Cleanimplant Foundation,
Implantatkörpers konnte im Sinne einer stabilen Verankerung                           Deutschland. Derzeit ist er an zahlreichen Forschungsprojekten
des Aufbaus im Implantat und der optimalen Krafteinleitung                            zu Zirkonoxid-Implantatmaterialien und digitaler Zahnheilkunde
das gleiche Implantatinterface mit derselben Vicarbo-Schrau-                          beteiligt.
be verwendet werden, wie bei den grösseren Varianten mit
4,2 mm (RB) und 5,5 mm Durchmesser (WB). Auf diese Weise
wird auch beim schmalen Implantatdurchmesser (SB) die glei-
che Stabilität erreicht, wie bei den Standardtypen.
Die sehr positiven klinischen Ergebnisse mit zweiteiligen Kera-
                                                                                                   w       Saurabh Gupta BDS MDS
mikimplantaten nach mittlerweile mehr als zehn Jahren ma-
chen Lust auf mehr. Aber es sind auch Langzeitstudien not-                                  i      w
                                                                                                   w       WhiteZ Dental
wendig, um die Wirksamkeit und Erfolgsraten von                                                            Bangalore, India
Zirkonoxidimplantaten weiter zu verifizieren.                                                              +91 99 1620 3455
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                                                                                                           saurabh@iaoci.com

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IMPLANTOLOGIE

                                                                                                                                          M
                                                                                                                                              i t Vi d e o

   Eine neue Dimension von
   patientenindividuellen Emergenzprofilen

   Patientenindividuelle Abutments und somit patientenindividuelle Emergenzprofile sind State-of-the-Art. Doch wie oft
   kommt ein patientenindividuelles Abutment zum Einsatz, wenn man den enormen Zeitaufwand der Ausformung des
   Emergenzprofils sieht? Wie kann der Praktiker einfach und schnell ein One-Abutment-One-Time™-Konzept umsetzen
   und das noch patientenindividuell?

   D
          ie täglichen Herausforderungen in der zahnärztlichen Praxis     ment kann nach Bedarf nachträglich modifiziert werden, ohne die
          hinsichtlich der ästhetischen, funktionellen und biologischen   Krone neu machen zu müssen. Die Klebefuge befindet sich maxi-
          Ansprüche der Patienten sind fordernd. Anhand eines kom-        mal entfernt vom Knochen (Abb. 1 und 2).
   plexen Falles werden die Vorteile des neuen EAP® Abutments ge-
   zeigt.                                                                 Ziel eines Abutments
                                                                          Das Abutment ist ein wesentlicher Teil einer implantologischen Ver-
   Abutments – Stand der Technik                                          sorgung. Die transgingivale Zone trägt entscheidend zur Langzeit-
   In der Implantologie gibt es verschiedene Arten von Abutments. Es      stabilität bei. Entzündungsfreie Verhältnisse und die Möglichkeit,
   gibt Standard-Abutments und patientenindividuelle Abutments.           dass sich Zellen an das Abutment anlagern [4] und Tight Junctions
   Letztere sind der Goldstandard. Bei den häufigsten patientenindivi-    bilden können, sollten ermöglicht werden. Dabei ist neben der Bio-
   duellen Abutments gibt es die sogenannten Klebebasen (T-base)          logie auch die Ästhetik wesentlich entscheidend für Erfolg und
   oder Titan-Abutments mit Vor- und Nachteilen [1].                      Misserfolg. Ein eventueller Plan B für die Weichgewebssituation ist
   Klebereste und Eigenschaften der dentalen Kunststoffe sind alles       von Vorteil.
   andere als biokompatibel [2]. Deshalb sollten Kunststoffe insbeson-    EAP® Abutments können neben den ideal gewünschten Features
   dere im knochennahen Sulcusbereich, der praktisch kaum Volumen         auch einen deutlich vereinfachten Workflow bieten.
   aufweist, vermieden werden [3]. Bis jetzt gab es keine wirklich zu-    In dem folgenden Fall ist ein Standardprocedere, wie Sie es kennen,
   friedenstellende Lösung, die die Aufgaben eines Abutments sicher       dargestellt.
   in jedem Bereich erfüllen.                                             1. Implantation
                                                                          2. Abdruck
   Was sind EAP® Abutments?                                               3. Eingliederung der prothetischen Arbeit.
   Eine neue Kategorie von implantatsystem-unabhängigen Abut-             Jedoch mit entscheidenden Vorteilen: Sie versorgen Ihren Patienten
   ments, die die Vorteile der Ästhetik und die Vorteile der Biokompa-    mit einem One-Abutment-One-Time™-Konzept und mit einem pa-
   tibilität in ein Produkt vereinen und erstmalig ein One-Abutment-      tientenindividuellen Emergenzprofil, jedoch mit dem Zeitaufwand
   One-Time™-Konzept praktikabel machen. Die Abutments sind               von einer Standardversorgung.
   schüsselförmig. Dadurch befindet sich hinter der dünnen Titanhülle     Sie könnten auch die EAP® fast Methode verwenden. Direkt bei der
   die Keramik. Folglich ist mehr Platz für die Keramik und das Abut-     Implantation formen Sie bei primärstabilen Implantaten ab und

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