DER KANTON IN KÜRZE 2021/22 - Kanton Basel-Landschaft
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DER KANTON IN KÜRZE 2021/22 Vorwort 5 UNSER KANTON 4 Basel-Landschaft auf einen Blick 5 Geschichte 8 Standortförderung 12 Politisches System 13 Politische Rechte 14 LEGISLATIVE 15 Landrat 16 EXEKUTIVE 20 Regierungsrat 21 Bau- und Umweltschutzdirektion 22 Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion 24 Finanz- und Kirchendirektion 26 Sicherheitsdirektion 28 Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion 30 JUDIKATIVE 32 Gerichte 33 BESONDERE BEHÖRDEN 37 Landeskanzlei 38 Datenschutz 40 Kantonale Finanzkontrolle 41 Ombudsman 42 AUSSENBEZIEHUNGEN 43 Vernetzt 44 Unsere Vertretung in Bern 46
VORWORT Liebe Leserin, lieber Leser Wie funktioniert das politische System des Kantons Basel-Landschaft? Wie sind die Ab- läufe und welche Akteurinnen und Akteure bewegen sich auf dem politischen Parkett? Die vorliegende Broschüre bietet Ihnen einen Überblick über die Funktionsweise der kantonalen Politik und der Verwaltung. Wir zeigen Ihnen darin, wie unser Kanton als Gemeinwesen organisiert ist, geben Ihnen einen kurzen Einblick in dessen Geschich- te und stellen Ihnen Parteien und Personen vor. In Wort und Bild möchten wir Ihnen aufzeigen, wie die Zusammenarbeit zwischen Landrat, Regierungsrat, Verwaltung und Gerichten organisiert ist. Wir hoffen, mit dieser Broschüre Ihr Interesse an der Politik zu wecken. Gut informiert werden Sie mehr Freude haben, sich an der Diskussion über gesellschaftliche Fragen zu beteiligen. Und falls Sie noch mehr wissen wollen: Auf der Website des Kantons www.bl.ch können Sie Ihre Kenntnisse einfach und schnell vertiefen. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen Landeskanzlei Basel-Landschaft
BASEL-LANDSCHAFT AUF EINEN BLICK Bevölkerung, Geografie und Wirtschaft Birs- felden Allschwil Schönen- Binningen buch Muttenz Augst Bott - Giebe- mingen nach Maisprach Oberwil München- Pratteln stein Biel- Füllins- Arisdorf Benken dorf Buus Frenkendorf Therwil Reinach ARLESHEIM Hers- Nuss- Wintersingen Hemmiken berg hof LIESTAL Ricken- bach Ormalingen Ettingen Aesch SISSACH Rothenfluh Lausen Itingen Seltis- Böckten Pfeffingen berg Dug- Thürnen Gelterkinden Anwil Blauen Ramlins- Teck- Wenslingen Burg i.L. Nenzlingen gingen Bubendorf burg Zunzgen Diepf- nau Lupsingen lingen Röschenz Grellingen Rünenberg Zwingen Tenniken Wittins- Dittingen Oltingen Roggenburg Ziefen burg Rüm-lingen Kilch- Lampen- berg Brislach berg Hölstein Kä- Häfel- Arboldswil ner- Buck- fingen Zeglingen Niederdorf Diegten kin- ten LAUFEN den Liesberg Titterten Wahlen Reigoldswil Bennwil Bretzwil Oberdorf Liederts- Läufelfingen wil Eptingen Lauwil WALDENBURG Langenbruck GRÖSSE UND GLIEDERUNG Der Kanton Basel-Landschaft hat eine Fläche von 518 Quadratkilometern. Er ist in 86 Gemeinden eingeteilt. Die fünf bevölkerungsreichsten Gemeinden sind BEVÖLKERUNG Allschwil, Reinach, Muttenz, Pratteln 292’080 Personen wohnten Ende 2020 im Kanton Basel- und Binningen. Die kleinste Gemeinde Landschaft, dies entspricht 3,3 Prozent der Schweizer Be- ist Liedertswil im Bezirk Waldenburg. völkerung. 69’698 Personen sind ausländischer Staatsange- Flächenmässig ist Liestal die grösste hörigkeit, die meisten aus Deutschland und Italien. Mit 559 Gemeinde im Kanton. Einwohner/innen pro Quadratkilometer verfügt der Kanton Basel-Landschaft über die fünfthöchste Bevölkerungsdichte in der Schweiz. GEOGRAFIE Das Baselbiet grenzt an die Kantone Basel-Stadt, Aargau, So- lothurn und Jura sowie an die Nachbarländer Deutschland und Frankreich. Der höchste Punkt des Kantons befindet sich in Waldenburg bei der Hinteren Egg (1’169 Meter ü. d. M.), der tiefste in Birsfelden bei der Mündung der Birs in den Rhein (246 Meter ü. d. M.). 5
BASELBIETERSTAB Das Wappen des Kantons Basel-Land- schaft zeigt einen roten Stab, der mit sieben Punkten bestückt ist. Im Volks- mund heisst er deshalb «Siebedupf». Als der Kanton nach der Trennung von Basel-Stadt ein neues Wappen benötig- te, wurde das Wappen der Stadt Liestal übernommen. Der Bischofsstab wurde leicht abgeändert und nach rechts ge- dreht, um die Abwendung vom Nach- barkanton zu symbolisieren. WIRTSCHAFTSSEKTOREN BESCHÄFTIGTE NACH SEKTOREN 2018 71 Prozent der rund 150‘800 Beschäf- Sektor 1: tigten im Kanton Basel-Landschaft ar- Land- und Waldwirtschaft 2,1% beiteten 2018 im Dienstleistungssektor. 27 Prozent der Beschäftigten sind im Bereich Industrie und Gewerbe tätig. In der Landwirtschaft arbeiten nur noch 2 Sektor 2: Prozent. Der Industriesektor ist im Ba- Industrie, selbiet damit im Vergleich zur gesamten Gewerbe 26,5 % Schweiz von überdurchschnittlicher Be- deutung (CH: 21 Prozent). Sektor 3: Dienstleistungen 71,4 % Quelle: Statistik der Unternehmensstruktur (STATENT), Bundesamt für Statistik / Statistisches Amt Basel-Landschaft 6
WIRTSCHAFTSLEISTUNG Das Baselbieter Bruttoinlandprodukt NOMINALES BIP IN CHF PRO EINWOHNER/IN 2018 (BIP) betrug 2018 gemäss provisori- schen Schätzungen des Bundesamts für Statistik 21,2 Milliarden Franken, was 2,9 Prozent des gesamtschweize- risch erwirtschafteten BIP ausmachte. Pro Einwohner/in gerechnet ergibt sich ein BIP von rund 73‘600 Franken. Damit liegt das Baselbiet knapp in der vorde- ren Hälfte des Kantonsrankings Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, Bundesamt für Statistik / Statistisches Amt Basel-Landschaft ALTERSSTRUKTUR ALTERSQUOTIENTEN DER KANTONE 2018–2050 Im Vergleich zur Schweiz hat der Kan- (65+ IN % DER 20- BIS 64-JÄHRIGEN) ton-Basel-Landschaft einen überdurch- schnittlich hohen Altersquotienten, d.h. Personen im Rentenalter (65+) sind ge- messen an der Bevölkerung im produkti- ven Alter (20–64 Jahre) vergleichsweise stark vertreten. Der Altersquotient wird sich gemäss den Bevölkerungsprogno- sen des Bundes in Zukunft weiter erhö- hen. Der Grund für die hohe Altersbe- lastung des Kantons ist im historischen Kontext zu finden. Der Kanton Basel- Landschaft erlebte zwischen 1950 und 1970 den Baby-Boom und ein ausseror- dentliches Bevölkerungswachstum auf- grund von Zuzügen. Mit der damaligen Stadt-Flucht aus Basel verlagerte sich der städtische Baby-Boom teils eben- falls aufs Land. Quelle: Bevölkerungsszenario AR-00-2020, Bundesamt für Statistik / Statistisches Amt Basel-Landschaft 7
GESCHICHTE Im frühen 18. Jahrhundert eröffnet die Seidenbandweberei der Landbevölkerung neue Erwerbsmöglichkeiten als Heim- arbeiter. Dies führt zu einem Bevölkerungswachstum in den Basel-Landschaft – Dörfern, bringt aber auch eine neue Abhängigkeit vom Welt- eine europäische Geschichte markt. TRENNUNG VON LAND UND STADT Im Zuge der Französischen Revolution, kurz vor dem Ein- marsch der französischen Truppen, findet im Jahr 1798 auch FRÜHE SIEDLUNGEN in Basel eine Revolution statt, an der sich Land- und Stadtbe- Funde belegen, dass das Gebiet des heutigen Kantons Basel- völkerung gemeinsam beteiligen. Die neuen Rechte werden Landschaft schon in der Urzeit bewohnt wurde. Im Ergolz- in einer Gleichheitsurkunde festgehalten. und im Birstal gibt es Zeugnisse von Keltensiedlungen. Um Das Fürstbistum Basel wird am Wiener Kongress 1815 aufge- Christi Geburt fassen die Römer im Rheintal Fuss und grün- löst und aufgeteilt. Das Birseck und das Leimental gehen an den Augusta Raurica im Zuge der Eroberung Galliens durch Basel, das Laufental an Bern. Das ganze Gebiet wird damit Julius Caesar. schweizerisch. Mit der Restauration verliert die Landbevölke- rung wieder an demokratischen Rechten. Aber das aufstre- DIE HERRSCHAFT DER STADT BASEL bende Bürgertum in Stadt und Land will die Rückkehr zu den Im Jahr 999 erhält der Bischof von Basel von König Rudolf von alten Verhältnissen nicht hinnehmen. Habsburg das Kloster Moutier-Grandval. Dies ist der Beginn des Fürstbistums Basel. Der verarmte Landadel verkauft im Am 18. Oktober 1830 unterschreiben 40 Männer in Bad Mittelalter seine Ländereien an den Bischof von Basel. Dieser Bubendorf eine Bittschrift an die Regierung, die eine Verfas- wiederum verkauft sie im Verlauf des 15. Jahrhunderts an die sungsreform und die Wiedereinführung der Gleichheit von Stadt Basel, die so ihr Territorium in der Landschaft aufbaut. Land- und Stadtbevölkerung verlangt. Anführer ist der Ther- 1501 tritt Basel der Eidgenossenschaft bei. Die Stadt Basel wiler Jurist Stephan Gutzwiller. Der konservativen Mehrheit und ihr Untertanengebiet werden 1529 reformiert. Das Bir- in der Basler Regierung gelingt es nicht, die Auseinander- seck, das Leimental und das Laufental bleiben als Gebiete setzung um die neue Verfassung auf politischer Ebene zu des Fürstbistums Basel katholisch; dessen Hauptstadt ist ab regeln. Die andauernden gewalttätigen Wirren machen das 1528 Pruntrut. Die Stadt Basel beendet die Unruhen des Bau- Eingreifen der eidgenössischen Tagsatzung erforderlich. ernkriegs von 1653 mit einer harten Bestrafung der Anführer. Der brüske Entscheid des konservativen Grossen Rats, 46 1300 1500 1700 44 v. Chr. gründet 1501 Basel tritt 1529 Die Stadt Basel Lucius Munatius der Eidgenossen- und ihr Unterta- Plancus die schaft bei. nengebiet werden römische Siedlung reformiert. Augusta Raurica, die sich zu einer pros- Berühmtester Fund perierenden Stadt aus frühester Zeit: entwickelt. Nach 1700 erhält die 1400 verkauft Landbevölkerung mit Der mindestens der Bischof von 120’000 Jahre der Seidenbandwe- Basel die Ämter des berei eine neue alte «Faustkeil oberen Baselbiets von Pratteln» ist Erwerbsmöglichkeit (Liestal, Homburg, neben der das älteste in der Waldenburg, später Schweiz gefundene Landwirtschaft. Farnsburg) «pfand- Steinwerkzeug. weise» an die Stadt Basel. Diese festigt damit ihr Territorium auf der Landschaft. Der Bischofsstab im Basler Wappen bleibt als Erinnerung an die bischöfliche Herrschaft. 8
AUGUSTA RAURICA Bereits in der Antike ist der Rhein eine der wichtigsten Verkehrsachsen Europas. Wo die Nord-Süd-Verbindung von Italien ins Rheinland auf die West-Ost-Verbindung von Gallien an die Donau trifft, gründet Lucius Munatius Plancus, Feldherr unter Julius Caesar, im Jahr 44 v. Chr. einen ers- ten Stützpunkt am Rhein. Augusta Raurica entwickelt sich zu einem regionalen Zentrum mit Marktplätzen, Theatern, Thermen und Tempeln. Hier le- ben und arbeiten zur Blütezeit mehr als 10’000 Menschen. Die römische Stadt erstreckt sich auf über einen Quadratkilo- meter. Im 3. Jahrhundert n. Chr. beginnt der Nie- dergang: Das einstige Stadtzentrum wird verlassen und die Armee errichtet direkt am Rhein ein mächtiges Kastell. Innerhalb seiner Mauern entsteht nach dem Abzug der Römer das heutige Dorf Kaiseraugst. Die Kastellkirche von Kaiseraugst aus dem 4. Jahrhundert ist eines der ersten christlichen Bauwerke der Schweiz. Augusta Raurica ist der älteste römi- sche Stützpunkt am Rhein und gilt heu- te als grösster archäologischer Park der Schweiz, den jährlich über 100’000 Men- schen besuchen. 1800 1825 1850 Am 20. Januar 1815 Wiener 1863 erhält der Kan- 1798 besiegelt die Kongress: Restaura- ton Basel-Landschaft Gleichheitsurkunde tion, Auflösung des eine Verfassung mit die «Vereinigung Bistums Basel. starken direktdemo- der Stadtbürger mit Birseck und Lei- kratischen Elemen- den Landbürgern, mental kommen zu ten. als zu einem Körper Basel, das Laufental 1830–1833 Tren- 1858 Die Eröffnung Voraus gehen hefti- gehörend, welche zu Bern und damit nungswirren: Die der Bahnlinie ge Auseinanderset- gleiche Rechte und zur Schweiz. Landbevölkerung Basel–Olten verän- zungen um die richti- gleiche Freiheit zu verlangt gleiche dert die wirtschaft- ge Demokratieform, geniessen haben». Rechte wie 1798. lichen Verhältnisse. die den Aufbau des 1848 Gründung Die Auseinanderset- Die industrielle jungen Kantons be- des Schweizerischen zungen führen zu Revolution und die lasten. Die Polemik Bundesstaats. Der einem Bürgerkrieg, Konkurrenz auf dem wird in zahlreichen Landschreiber des der 1832 zur Par- Weltwirtschafts- Zeitungen ausgetra- Kantons Basel-Land- tialtrennung führt. markt führen zu Not gen, die meist nur schaft, Karl Spitteler Blutiger Höhepunkt und Armut in der kurz überleben. (1809–1878), wird ist die Schlacht bei eidgenössischer Bevölkerung. der Hülftenschanz Staatskassier. am 3. August 1833. Daraufhin verfügt die Tagsatzung die Kantonstrennung. 9
aufständische Gemeinden aus dem Kantonsverband auszu- Elite ihrerseits wehrt sich dagegen, weil ihr Einfluss zu schliessen, führt im Frühling 1832 zur Partialtrennung und zur schwinden droht. Gründung des Kantons Basel-Landschaft. Die Wirren gehen Am 9. März 1861 fällt der Landrat den «Niemals-Beschluss» jedoch weiter. Die Schlacht an der Hülftenschanz am 3. Au- zur Wiedervereinigung. Damit wird der Graben zwischen Volk gust 1833 ist der blutige Höhepunkt des Bürgerkriegs. In der und Politik tiefer: Die Frage der Wiedervereinigung soll nur das Folge verfügt die Tagsatzung die vorläufige Totaltrennung von Volk, nicht das Parlament entscheiden, ist die vorherrschende Basel-Stadt und -Landschaft und die Aufteilung der Staats- Meinung. Nach längerem Ringen um eine Verfassungsreform güter. erhält der Kanton Basel-Landschaft im Jahr 1863 eine Verfas- sung mit direktdemokratischen Einrichtungen, wie sie sonst REPRÄSENTATIVE ODER kaum ein anderer Stand der Eidgenossenschaft kennt: die DIREKTE DEMOKRATIE? Volkswahl der Regierung, das Recht, den Landrat abberufen Der Aufbau des jungen Kantons Basel-Landschaft ist geprägt zu können, das Initiativrecht und das obligatorische Gesetzes- von heftigen politischen und persönlichen Auseinanderset- referendum. Am 4. März 1864 wird der «Niemals-Beschluss» zungen zwischen den Vertretern der Ordnungspartei um durch eine Volksabstimmung rückgängig gemacht. Stephan Gutzwiller, die eine repräsentative Demokratieform vertritt, und der Bewegungspartei um Emil Frey, die direktde- DIE FRAGE DER WIEDERVEREINIGUNG mokratische Strukturen fordert. Es fehlt an Strukturen, Geld Im Zuge der Industrialisierung wächst die Bevölkerung in den und vor allem an fähigen Leuten. Baselland wird Zufluchtsort Vorortsgemeinden von Basel stark und die sozialen Proble- von Revolutionären aus ganz Europa, vor allem aus Deutsch- me nehmen zu. Ab 1900 entsteht eine kräftige Bewegung für land. Einige bleiben und wirken als Juristen, Lehrer, Ärzte eine Wiedervereinigung. 1914 wird der Wiedervereinigungs- oder Pfarrer im jungen Kanton. Die polemischen Auseinan- verband gegründet. Parallel dazu intensiviert sich auch die Zu- dersetzungen unter den politischen Lagern werden in den sammenarbeit der beiden Kantone mit dem Schulabkommen neuen Medien, den Zeitungen, geführt. 1924 und mit diversen Zweckverbänden. 100 Jahre nach der Die Eröffnung der Bahnlinie Basel–Olten im Jahr 1858 ver- Kantonstrennung wird 1932 die Wiedervereinigungsinitiative ändert die wirtschaftlichen Verhältnisse fundamental. Die lanciert. Diese wird 1936 in beiden Kantonen angenommen. Anpassungsprozesse in der Landwirtschaft und die Konkur- Der Wiedervereinigungsprozess verlangsamt sich während renz der Fabrikproduktion für die Heimposamenter/innen des Zweiten Weltkriegs und wird 1947 gestoppt, als die verschärfen die Schwierigkeiten. Die Armut nimmt zu. Die Bundesversammlung aus föderalistischen Erwägungen den Hoffnungen, welche die Bevölkerung in die Kantonstrennung Wiedervereinigungsartikel nicht gewährleistet. Eine neue gesetzt hat, erfüllen sich nicht. Die Revi-Bewegung mit ihrem Wiedervereinigungsinitiative wird 1958 von der Baselbieter Anführer Christoph Rolle verlangt eine Verfassungsrevision Bevölkerung mit deutlichem Mehr angenommen. und die Stärkung der direkten Demokratie. Die politische 1900 1925 1950 1980 100 Jahre nach der 1968 wird im Kanton Kantonstrennung Basel-Landschaft das wird eine Wiederver- Frauenstimmrecht einigungsinitiative eingeführt – drei lanciert, die 1936 Jahre vor der Einfüh- in beiden Kanto- rung auf nationaler nen angenommen 1942 Im Zuge der Ebene. Die Stimmen In den Nachkriegs- 1. November 1986 1901 Mit einem wird. Der Prozess Anbauschlacht wäh- der Frauen führen jahren wächst das Der Chemiebrand historischen Umzug verzögert sich rend des Zweiten u. a. zur wuchtigen Baselbiet rasant. in Schweizerhalle wird in Liestal das durch den Zweiten Weltkriegs wird Ablehnung der Mit dem Bau von schreckt die Be- 400-Jahr-Jubiläum Weltkrieg und schei- auch im Baselbiet Wiedervereinigung modernen Schu- völkerung auf und des Beitritts Basels tert 1947 an der vermehrt Gemüse 1969. len, Spitälern und sensibilisiert sie für zur Eidgenossen- Gewährleistung des angebaut. Strassen entfallen den Umweltschutz. schaft gefeiert. Verfassungsartikels wichtige Argumente Der Kanton Basel- durch die Bundes- für eine Wiederver- Landschaft wird versammlung. einigung. 1969 lehnt Pionierkanton in das Baselbiet die der Umweltschutz- Verfassung für einen gesetzgebung. wiedervereinigten Kanton Basel an der Urne ab. 10
WIRTSCHAFTSBOOM – werden. Am 1. November 1986 rüttelt der Chemiebrand in SELBSTSTÄNDIGES BASELBIET Schweizerhalle die Bevölkerung in der Region wach. Im Zuge Der Wirtschaftsraum Basel erlebt nach dem Zweiten Welt- der Bewältigung dieses Ereignisses entstehen neue Umwelt- krieg einen beispiellosen Wachstumsschub. Der Kanton Ba- gesetze. Der Kanton Basel-Landschaft wird schweizweit zum sel-Landschaft verzeichnet schweizweit die höchsten Wachs- Pionierkanton in der Umweltgesetzgebung. tumsraten und treibt den Ausbau seiner Infrastruktur zügig voran. Mit den modernen Schulen, Spitälern und Strassen ANSCHLUSS DES LAUFENTALS entfällt das wichtigste Argument für eine Wiedervereinigung. Mit der Gründung des Kantons Jura wird das Laufental zur Die Verbesserungen lassen eine Aufbruchsstimmung entste- Enklave. Nach intensiven politischen Auseinandersetzungen hen. Diese Stimmung findet ihren Ausdruck in der Volksbe- und knappen Abstimmungen tritt das Laufental per 1. Januar wegung «Selbständiges Baselbiet» um Paul Manz. 1994 als fünfter Bezirk dem Kanton Basel-Landschaft bei. FRAUENSTIMMRECHT FUSIONSINITIATIVEN 1968 erhalten die Baselbieter Frauen das Stimmrecht auf kan- 2012 wird eine Initiative zur Prüfung einer Fusion der beiden tonaler Ebene. Das neue Selbstbewusstsein und die neuen Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt lanciert. Damit politischen Rechte der Frauen führen in der Abstimmung vom sollen die strukturellen Probleme der Region Basel gelöst 7. Dezember 1969 zur wuchtigen Ablehnung der Verfassung werden. Sie wird im September 2014 im Kanton Basel-Land- für einen neuen Kanton Basel. schaft mit grossem Mehr verworfen. PARTNERSCHAFT GEMEINSAME GESUNDHEITSPOLITIK 1974 nehmen beide Kantone den Partnerschaftsartikel in ihre In der Abstimmung vom 10. Februar 2019 nehmen beide Halb- Verfassungen auf. Im Kanton Basel-Landschaft wird gleich- kantone den Staatsvertrag zwischen den Kantonen Basel- zeitig der Wiedervereinigungsparagraf gestrichen. Die part- Stadt und Basel-Landschaft betreffend Planung, Regulation nerschaftliche Zusammenarbeit der beiden Kantone auf un- und Aufsicht in der Gesundheitsversorgung (LRV 2018-214) terschiedlichen Ebenen gipfelt um die Jahrtausendwende in an. Damit beginnt ein neues Kapitel der Gesundheitspolitik. Projekten wie dem gemeinsamen Kinderspital und der ge- Die Stimmbevölkerung des Kantons Basel-Landschaft hat meinsamen Trägerschaft der Universität Basel. den Staatsvertrag über das gemeinsame Universitätsspital Nordwest deutlich angenommen, die Stimmenden im Kan- UMWELTSCHUTZ ton Basel-Stadt haben ihn jedoch abgelehnt. Damit kommt Von 1981 bis 1984 unterzieht der Kanton Basel-Landschaft die Spitalfusion nicht zustande, denn dafür hätte der Staats- die Verfassung von 1892 einer Totalrevision. Auf eidgenössi- vertrag in beiden Kantonen angenommen werden müssen. scher Ebene erregt der Artikel 115 Aufsehen. Er verpflichtet den Kanton, darauf hinzuwirken, dass auf dem Kantonsge- www.geschichte.bl.ch biet und in der Nachbarschaft keine Atomkraftwerke gebaut www.bl.ch/staatsarchiv 1990 2010 2010 Beitritt zum 2014 Die Initia- 2019 Am 10. Februar 2020 Am 15. März HarmoS-Konkordat tive zur Prüfung 2019 werden im ruft der Regierungs- und Anschluss an einer Kantonsfusion Kanton Basel-Land- rat für den Kanton den Bildungsraum wird im Kanton schaft die Staats- Basel-Landschaft die Nordwestschweiz Basel-Lanschaft verträge zwischen Notlage aus. Am 2. zusammen mit den mit grossem Mehr den Kantonen April 2020 nimmt 1. Januar 1994 Bei- Nachbarkantonen. abgelehnt. Basel-Stadt und der Landrat trotz tritt des Laufentals Basel-Landschaft für Covid-19-Pandemie als 5. Bezirk. eine gemeinsame seine Sitzungs- «Universitätsspital tätigkeit bereits Nordwest AG» und wieder auf, um die einen gemeinsamen regierungsrätliche Gesundheitsraum Notverordnungen angenommen. Weil zu genehmigen. Bis Basel-Stadt die zum 2. September Spitalfusion ablehnt, 2021 tagt der Basel- kommt diese nicht bieter Landrat fortan zustande. im Congress Center Basel, wo es die räumlichen Verhält- nisse zulassen, die Covid-19-Schutzkon- zepte einzuhalten. 11
STANDORTFÖRDERUNG es ein wichtiges Anliegen des Kantons Basel-Landschaft, die Leistungsfähigkeit der Hochschulen und deren internationale Gutes Klima für ansässige Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Gute finanzpolitische Rahmenbedingungen sind zentral. Im und neue Unternehmen internationalen Vergleich hat der Kanton Basel-Landschaft eine sehr attraktive Steuerbelastung. Mit der Umsetzung der SV17 per 1. Januar 2020 erhielt Baselland auch im Kantons- vergleich eine wettbewerbsfähige Steuersituation. Im Ge- gensatz zu anderen Kantonen kennt er weder Liegenschafts- noch Gewerbesteuern. Zur Unterstützung der Unternehmen agiert die Standortför- derung Baselland als zentrale Anlauf- und Kontaktstelle für alle Anliegen. Unterstützt und beraten werden Firmen insbe- sondere bei der Standortsuche, Ansiedlungen, Gründungen, WIRTSCHAFTSSTANDORT BASELLAND – Wirtschafts- und Standortfragen. Gemeinsam mit Partnern INTERNATIONALER LIFE-SCIENCES-HOT-SPOT und ihrem Netzwerk bietet die Standortförderung einen MIT LÄNDLICHEN VORZÜGEN kompetenten und kostenlosen Rundum-Service. Sie operiert Der Kanton Basel-Landschaft ist ein exzellenter Wirtschafts-, überdirektional und vertritt die Wirtschaftsinteressen in der Innovations- und Bildungsstandort mit Schwerpunkt und Verwaltung. weltweiter Spitzenposition in Life Sciences. Als Teil der Nord- An zahlreichen, über den ganzen Kanton verteilten Standor- westschweiz zählt er zu den erfolgreichsten Wirtschaftsre- ten setzt sie sich zudem gemeinsam mit anderen Verwal- gionen der Welt und zu den finanzstärksten Gebieten der tungsstellen, den Gemeinden und Privaten für die Entwick- Schweiz. Innovative Unternehmen agieren von hier aus rund lung von Arealen ein, damit den Unternehmen ein attraktives um den Globus. Ein pulsierender, breit abgestützter Bran- Flächenangebot bereitsteht. chenmix von KMU und Weltkonzernen steht für zukunftsge- Die Aktivitäten der Standortförderung Baselland tragen dazu richtete Stabilität. Die Baselbieter Politik fördert diese Ent- bei, dass sich der Standort Baselland weiter dynamisch ent- wicklung mit hoher Priorität. faltet und Unternehmen langfristig erfolgreich wirken können. Die starke Innovationskraft und hohe Entwicklungsgeschwin- digkeit sollen weiter gestärkt und gefördert werden. So ist www.economy-bl.ch DYNAMISCHE ENTWICKLUNG Auf dem geschichtsträchtigen Schoren- rende Unternehmen zum vernetzten wickelt, auf dem 2000 Personen an der Areal in Arlesheim entsteht mit dem Arbeiten in die Wirtschaftsregion Basel. industriellen Zukunft arbeiten werden. Projekt UptownBasel ein Kompetenz- Auf den rund 70'000 Quadratmetern Ziel ist es, dass UptownBasel zu einer zentrum für die Industrie 4.0. Die Ent- Arealfläche wird ein Smart-Manufactu- Drehscheibe für den Austausch von wicklung der Industriebrache holt füh- ring-Hub für die Nordwestschweiz ent- industriellen Kooperationsnetzwerken wird. Das erste Gebäude steht bereits und wird bis Ende 2021 bezogen. Bis 2025 entstehen auf dem Areal in mehreren Bauetappen sieben Produktionshallen und 35’000 Quadratmeter Bürofläche mit höchsten Standards für die digitale, industrielle Produktion. Zudem ist Up- town Basel ein Leuchtturmprojekt beim Thema Nachhaltigkeit, unter anderem mit der integrierten Nutzung der Abwär- me aus den geplanten Rechenzentren sowie einer modernen Holzschnitzelan- lage mit Altholz zur Energieversorgung des gesamten Areals. 12
POLITISCHES SYSTEM Föderalismus und FÖDERALISTISCHE STRUKTUR Der staatliche Aufbau der Schweiz ist föderalistisch und glie- Gewaltentrennung dert sich in drei politische Ebenen: Bund, Kantone und Ge- meinden. Die kleinste politische Einheit in der Schweiz ist die Gemein- de. Zurzeit gibt es 2’212 Gemeinden (Stand 1. Januar 2019), davon 86 im Kanton Basel-Landschaft. Fünf Gemeinden in un- serem Kanton haben ein eigenes Parlament, die anderen nut- zen die direktdemokratische Form der Gemeindeversamm- lung, an der alle stimmberechtigten Einwohnerinnen und Einwohner teilnehmen können. Hier lassen sich die Stimm- berechtigten nicht durch Abgeordnete (Parlament) vertreten, sondern fällen als Legislative selbst Beschlüsse. Der gemein- derat (Exekutive) wird vom Volk gewählt. Die nächstgrössere politische Einheit ist der Kanton. Die 26 Schweizer Kantone werden auch Stände genannt. Die Stände sind die ursprünglichen Staaten, die sich 1848 zu ei- nem Bund zusammengeschlossen und diesem einen Teil ihrer Souveränität abgetreten hatten. Jeder Kanton hat eine eige- ne Verfassung, ein eigenes Parlament (Legislative), eine ei- gene Regierung (Exekutive) und eigene Gerichte (Judikative). Die Grösse der Kantonsparlamente ist sehr unterschiedlich. Im Kanton Appenzell-Innerrhoden bilden 50 Abgeordnete das Kantonsparlament, im Kanton Zürich besteht das Parlament aus 180 vom Volk gewählten Vertreterinnen und Vertretern. GEWALTENTRENNUNG Auf den politischen Ebenen werden die Gewalten jeweils in Legislative (gesetzgebende Gewalt), Exekutive (ausführende Gewalt) und Judikative (richterliche Gewalt) aufgeteilt. Durch diese Gewaltenteilung wird eine gegenseitige Kontrolle und Machtbegrenzung der Staatsorgane erreicht. Die gesetzgebende Behörde (Legislative) im Kanton Basel- Landschaft ist der Landrat. Die 90 Mitglieder werden nach dem Verhältniswahlrecht (Proporzsystem) in vier Wahlregio- nen und zwölf Wahlkreisen für eine Amtsdauer von vier Jah- ren gewählt. Die ausführende Gewalt (Exekutive) ist der Regierungsrat. Er setzt sich im Kanton Basel-Landschaft aus fünf Mitgliedern zusammen, die für eine Amtsdauer von vier Jahren im Mehr- heitswahlrecht (Majorzsystem) gewählt werden. Jede Regie- rungsrätin und jeder Regierungsrat steht einer Direktion vor. Das Kantonsgericht ist die oberste rechtsprechende Behörde (Judikative) des Kantons. www.bl.ch/verfassung www.bl.ch/lex www.bl.ch/glossar 13
POLITISCHE träge, die der Landrat mit weniger als vier Fünfteln der anwe- senden Mitglieder beschliesst oder die der Landrat durch einen RECHTE separaten Beschluss der obligatorischen Volksabstimmung unterstellt. Planungsbeschlüsse des Landrats von grundsätzlicher Möglichkeiten zur Bedeutung, Gesetzte sowie Staatsverträge, die nicht Mitbestimmung dem obligatorischen Referendum unterliegen, und Be- schlüsse über einmalige Ausgaben von mehr als 1 Mio. Franken oder über neue, jährlich wiederkehrende Aus- gaben von mehr als 200’000 Franken unterliegen dem fakultativen Referendum. Das heisst, darüber kommt es zu STIMMRECHT einer Volksabstimmung, falls dies 1’500 Stimmberechtigte Das System der direkten Demokratie garantiert weitgehende oder fünf Einwohnergemeinden verlangen. Die Unterschrif- Mitbestimmungsrechte der Stimmberechtigten. ten müssen innert acht Wochen nach der Publikation des Mündige Schweizerinnen und Schweizer werden mit 18 Beschlusses im Amtsblatt vorliegen. Jahren stimmberechtigt und können ihr politisches Mitspra- cherecht auf Gemeinde-, Kantons- und Bundesebene wahr- STIMMBERECHTIGTE IM AUSLAND nehmen. Stimmberechtige haben das politische Recht, als Im Ausland wohnhafte Schweizerinnen und Schweizer haben Wählende teilzunehmen (aktives Wahlrecht) oder sich als die Möglichkeit, sich in der Schweiz in ein Stimmregister ein- Kandidierende zur Wahl zu stellen (passives Wahlrecht). tragen zu lassen, entweder in ihrer Heimatgemeinde oder in ihrer früheren Wohngemeinde. Das gibt ihnen das Recht, an INITIATIVE eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen teilzunehmen. Die Stimmberechtigten können mit einer Initiative verlangen, Im Kanton Basel-Landschaft können die sogenannten Aus- dass Verfassungs- und Gesetzesbestimmungen erlassen, landschweizerinnen und -schweizer sowohl auf kantonaler geändert oder aufgehoben werden. Auf kantonaler Ebene als auch auf Gemeindeebene an Abstimmungen und Wahlen müssen dafür mindestens 1’500 Unterschriften von im Kan- teilnehmen. Ausländerinnen und Ausländer haben im Kanton ton Stimmberechtigten gesammelt werden. Im Gegensatz Basel-Landschaft kein Stimm- und Wahlrecht. zum Bund kennt der Kanton Basel-Landschaft keine Sam- melfrist für Initiativen. PETITION Das Petitionsrecht ist nicht an die Stimmberechtigung REFERENDUM geknüpft. Jede Person hat das Recht, schriftlich Bitten, Das Referendumsrecht erlaubt den Stimmberechtigten, über Anregungen und Beschwerden an politische Behörden zu Entscheide des Parlaments zu befinden. Jede Änderung der richten und angehört zu werden. Kantonsverfassung unterliegt dem obligatorischen Referen- dum. Das parlamentarische Geschäft muss in diesem Fall nach dem Landratsbeschluss in jedem Fall dem Volk zur Abstim- mung vorgelegt werden. Das obligatorische Referendum gilt www.bl.ch/politische-rechte ausserdem für diejenigen Gesetzesänderungen und Staatsver- www.bl.ch/amtsblatt JUGENDRAT BASELLAND Der Jugendrat Baselland ist eine vom gene Zusammensetzung der Kommis- Der Jugendrat kann auf die politischen Regierungsrat eingesetzte Kommissi- sion hinsichtlich Wohnort, Geschlecht, Geschehnisse Einfluss nehmen, in- on, die gegenüber der Regierung die Beruf und Alter geachtet. Kriterien für dem er zu Vernehmlassungsvorlagen Anliegen von jungen Menschen ver- die Mitarbeit sind Freude und Interes- des Regierungsrats Stellung bezieht tritt und unter Jugendlichen das Inter- se an der kantonalen Politik. und dem Regierungsrat Anregungen esse an der Politik fördert. Um Jugendliche für die Politik zu mo- in Form von Petitionen vorlegt. Bei Der Rat besteht aus neun Mitgliedern tivieren, organisiert der Jugendrat Bedarf kann er zu seinen Sitzungen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Podien, Schulanlässe und andere Ver- Expertinnen oder Experten beiziehen. Eine Parteizugehörigkeit ist nicht nö- anstaltungen, in deren Zentrum Dis- Informationen und aktuelle Veranstal- tig, hingegen wird auf eine ausgewo- kussion und Debatte stehen. tungen: www.jugendratbl.ch 14
LEGISLATIVE Kantonsparlament 15
LANDRAT von der Besuchertribüne aus mitverfolgt oder im Internet live mitgehört werden. Traktanden, Geschäfte und Sitzungsproto- kolle sind auf der kantonalen Website einsehbar. Vertretung der Baselbieter Bevölkerung WAHLKREISE Die 90 Mitglieder werden in vier Wahlregionen und zwölf Wahlkreisen für eine Amtsdauer von vier Jahren gewählt. Für die Zuteilung der 90 Mandate an die zwölf Wahlkreise ist die Zahl der Stimmberechtigten der einzelnen Wahlkreise mass- gebend. Jeder der zwölf Wahlkreise hat Anrecht auf mindes- tens sechs Mandate. PASSIVES WAHLRECHT Wer das Stimm- und Wahlrecht hat, kann sich auch wählen lassen. Dies gilt mit gewissen Einschränkungen: Im Landrat dürfen nur Personen Einsitz nehmen, die durch ihre berufliche Tätigkeit die Gewaltentrennung nicht verletzen. So können zum Beispiel Mitglieder des Regierungsrats nicht gleichzeitig Mitglieder des Landrats sein. Ebenso ist bestimmten Verwal- tungsangestellten sowie einigen an den Gerichten tätigen Personen die Einsitznahme im Parlament verwehrt. WAHLVERFAHREN Die 90 Sitze im Landrat werden bereits vor den Wahlen im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen auf die zwölf Wahlkreise verteilt. Die politischen Parteien erstellen für jeden Wahlkreis eine Liste mit den Namen ihrer Kandidatinnen und Kandida- ten. Auf dieser Liste dürfen maximal so viele Namen aufge- führt sein, wie dem Wahlkreis Sitze zugesprochen sind. Die Stimmberechtigten können die Liste einer politischen Partei wählen und diese unverändert belassen. Sie können auf der Parteiliste auch Namen streichen und durch Kandidierende anderer Listen ersetzen (panaschieren) und Namen zweimal aufschreiben (kumulieren). Sie können aber auch eine eigene Liste zusammenstellen. PROPORZVERFAHREN Die 90 Mitglieder des Landrats werden im Proporzverfahren gewählt. Das heisst, die Sitze werden proportional zu den er- zielten Stimmen den Parteien zugesprochen. Sind die Sitze verteilt, werden sie mit jenen Kandidatinnen und Kandidaten der Partei besetzt, welche die meisten Stimmen erhalten ha- ben. ÖFFENTLICHE SITZUNGEN Der Landrat, das Parlament des Kantons Basel-Landschaft, AUFGABEN besteht aus 90 Mitgliedern, welche die Stimmberechtigten Der Landrat repräsentiert die Bevölkerung des Kantons Ba- alle vier Jahre neu wählen. Als Legislative erlässt das Par- sel-Landschaft. Die Mitglieder des Landrats führen den Kan- lament Gesetze, die dem Volk obligatorisch oder fakultativ ton im Interesse der Stimmberechtigten, die sie ins Kantons- zur Genehmigung oder Ablehnung unterbreitet werden. Der parlament gewählt haben. Das Spektrum der Kompetenzen Landrat kontrolliert ausserdem die Arbeit der Regierung. ist klar definiert: Die Sitzungen des Landrats finden, ausser in den Schulferien • Der Landrat erlässt alle grundlegenden und wichtigen Be- oder in der Sommerpause, in der Regel an zwei Donners- stimmungen in Form von Gesetzen. Ausführende Bestim- tagen im Monat von 10.00–12.00 Uhr und von 13.45–16.45 mungen erlässt er in Form von Dekreten, wozu er aber Uhr in Liestal statt. Die Debatten sind öffentlich und können ausdrücklich durch das Gesetz ermächtigt sein muss. 16
• Er genehmigt die der Volksabstimmung unterliegenden ANLOBUNG Staatsverträge sowie die übrigen Verträge, soweit der Bevor neugewählte Landrätinnen und Landräte ihr Amt aus- Regierungsrat nicht durch das Gesetz zum Vertragsab- üben können, müssen sie bei Amtsantritt vor dem Land- schluss ermächtigt ist. ratsplenum geloben, die Verfassung und die Gesetze zu be- • Er genehmigt die grundlegenden Pläne der kantonalen Tä- achten und die Pflichten des Amtes gewissenhaft zu erfüllen. tigkeit, insbesondere das Regierungsprogramm und den Die vierjährige Amtszeit der neugewählten Landrätinnen und Aufgaben- und Finanzplan. Landräte, auch Legislaturperiode genannt, beginnt am 1. Juli. • Er erlässt die kantonalen Richtpläne. • Er beschliesst – unter Vorbehalt des Finanzreferendums – PRÄSIDIUM neue Ausgaben und setzt im Rahmen des Finanzplans Das höchste politische Amt im Kanton Basel-Landschaft ist den jährlichen Voranschlag fest. gemäss Kantonsverfassung das Landratspräsidium. Die • Er wählt die kantonalen Gerichte, die Staatsanwaltschaft, Landratspräsidentin oder der Landratspräsident leitet mit Un- die Leitung der Finanzkontrolle, die Datenschutzbeauf- terstützung der Vizepräsidien die Landratssitzungen. Das Prä- tragte oder den Datenschutzbeauftragten, den Ombuds- sidium wird vom Landrat jeweils auf den Beginn des neuen man, die Landschreiberin oder den Landschreiber. Amtsjahres für ein Jahr gewählt. • Er verleiht das Kantonsbürgerrecht an ausländische Während des Amtsjahres übernimmt die Präsidentin oder der Staatsangehörige. Präsident ausserdem repräsentative Pflichten und vertritt den • Er übt das Begnadigungsrecht aus. Kanton bei öffentlichen Anlässen. • Er regelt die vom Kanton auszurichtenden Besoldungen und übt weitere Rechte aus, die ihm durch das Gesetz GESCHÄFTSLEITUNG gegeben werden. Die Geschäftsleitung besteht aus dem Landratspräsidenten bzw. der Landratspräsidentin, den zwei Vizepräsidien sowie ARBEITSUMFANG UND ENTSCHÄDIGUNG den Präsidien aller Fraktionen. Die Landschreiberin nimmt Der Landrat tagt ungefähr 20 Mal im Jahr. Die Landratsmit- mit beratender Stimme teil. Die Geschäftsleitung beschliesst glieder nehmen an Fraktions- und Kommissionssitzungen so- über innere Angelegenheiten des Landrats. Ausserdem be- wie diversen Anlässen teil. stellt sie Spezialkommissionen, wählt die Kommissionspräsi- Je nach Kommissionszugehörigkeit fällt der Arbeitsaufwand dien und entscheidet, ob Vorlagen und Vorstösse aus formalen unterschiedlich aus. Die Landrätinnen und Landräte erhal- Gründen zurückgewiesen werden müssen. Die Geschäftslei- ten, zusätzlich zur Sitzungsentschädigung von 50 Franken tung ist für die Budgetierung der Parlamentsausgaben zu- pro Stunde, eine jährliche Pauschalentschädigung von 4‘400 ständig. Sie legt die Traktandenliste der Landratssitzung fest, Franken (Stand 1. Juli 2021). berät über das Vorgehen bei politisch schwierigen Fragen und DER LANDRAT 2019–2023 SITZVERTEILUNG LANDRAT 2019 Zusammensetzung zum Zeitpunkt der Wahlen: Parteien: • SP (Sozialdemokratische Partei) SP 22 • SVP (Schweizerische Volkspartei) SVP 21 • FDP. Die Liberalen (Freisinnig-Demokratische Partei) FDP 17 • Grüne Grüne 14 • CVP (Christlichdemokratische Volkspartei); CVP 8 ab 2022: Die Mitte EVP 4 • EVP (Evangelische Volkspartei) GLP 3 • GLP (Grünliberale Partei) Parteilos 1 • ein parteiloses Mitglied Fraktionen: Mit 39 Prozent Frauen im Landrat weist SP 22 das Kantonsparlament Basel-Landschaft eine der SVP 21 höchsten Frauenquoten der Schweiz auf. Grüne/EVP 18 FDP 17 CVP/GLP 11 Fraktionslos 1 17
entscheidet über die Teilnahme des Kantonsgerichtspräsidi- PARLAMENTARISCHE INSTRUMENTE ums an den Landratssitzungen. Die Geschäftsleitung tagt in Die Mitglieder des Landrats können nicht nur über die Ge- der Regel nach jeder Landratssitzung. schäfte der Regierung abstimmen, sondern zu behandelnde Fragen und Themen selbst bestimmen sowie Anträge stel- FRAKTIONEN len. Dazu haben sie folgende Möglichkeiten: Landratsmitglieder, die derselben Partei angehören, bilden eine Fraktion. Die Fraktion dient der Vorbereitung und Infor- Parlamentarische Initiative: Die Mitglieder des Landrats mation ihrer Mitglieder. können ausgearbeitete Entwürfe zur Änderung, Ergänzung Die Mitglieder des Landrats können nur als Vertretung einer oder Aufhebung von Verfassungs-, Gesetzes- und Dekrets- Fraktion in Kommissionen Einsitz nehmen. Das heisst, wer bestimmungen einreichen. Eine parlamentarische Initiative keiner Fraktion angehört, kann nur an den eigentlichen Land- muss von mindestens zwölf Ratsmitgliedern unterschrieben ratssitzungen teilnehmen und hat somit keinen Einfluss auf werden. Geschäfte, die in einer Kommission vorberaten werden. Die Mindestgrösse einer Fraktion beträgt fünf Personen. Motion: Mit einer Motion wird der Regierungsrat beauftragt, Möglich ist auch die Bildung einer Fraktion aus Mitgliedern eine Vorlage zur Änderung oder Ergänzung der Verfassung, verschiedener, inhaltlich ähnlich ausgerichteter Parteien eines Gesetzes oder eines Dekrets auszuarbeiten oder dem (Fraktionsgemeinschaft), um diese Mindestgrösse zu errei- Landrat einen Bericht vorzulegen. chen (Beispiele: Grüne/EVP-Fraktion, CVP/GLP-Fraktion). Die Grösse der Fraktionen ist massgebend für die parteipolitische Postulat: Mit einem Postulat wird der Regierungsrat beauf- Zusammensetzung der Kommissionen. Je grösser eine Frak- tragt, einen bestimmten Gegenstand zu prüfen, über die Ab- tion, desto zahlreicher die Vertretung in den Kommissionen. klärungen Bericht zu erstatten und dem Landrat über gegebe- nenfalls zu treffende Massnahmen Antrag zu stellen. KOMMISSIONEN Die inhaltliche Parlamentsarbeit findet vorwiegend in den Interpellation: Mit einer Interpellation kann der Regierungs- Kommissionen statt. Während im Landratsplenum meist nur rat um Auskunft in grundsätzlichen Fragen ersucht werden. noch die gefestigten Fraktionsmeinungen öffentlich vorge- Die Antwort muss innert dreier Monate schriftlich erfolgen. tragen werden, wird in den Kommissionen um Kompromis- se gerungen, Details werden besprochen, Anträge gestellt Schriftliche Anfrage: Auf eine schriftliche Anfrage zu einem und Fachleute von inner- und ausserhalb der Verwaltung Thema der kantonalen Politik legt der Regierungsrat dem angehört. Die Kommissionen tagen unter Ausschluss der Landrat innert dreier Monaten eine schriftliche Antwort vor. Öffentlichkeit. Kommissionen können schriftliche Anfragen auch dem Kan- Die Fraktionsstärke ist nicht nur der Schlüssel für die Zusam- tonsgericht unterbreiten. mensetzung der Kommissionen, sondern auch massgebend für die Verteilung der Kommissionspräsidien. Fragestunde: In der Fragestunde beantwortet der Regie- Jedes Fraktionsmitglied arbeitet in der Regel in einer bis drei rungsrat kurze schriftliche Fragen von Landratsmitgliedern Kommissionen mit. Die Kommissionsmitglieder gelten somit aus dem Bereich der kantonalen Politik. in ihrer Fraktion als Spezialistinnen und Spezialisten für das jeweilige Fachgebiet. Resolution: Mit einer Resolution kann der Landrat seine Der Landrat kennt die folgenden ständigen Kommissionen: Meinung zu wichtigen Ereignissen äussern. • Bau- und Planungskommission • Bildungs-, Kultur- und Sportkommission www.landrat.bl.ch • Finanzkommission • Geschäftsprüfungskommission • Justiz- und Sicherheitskommission • Personalkommission • Petitionskommission • Umweltschutz- und Energiekommission • Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission 18
WEG EINER MOTION Ein LR-Mitglied, eine Fraktion Mit einer 2/3-Mehrheit kann oder eine Kommission der LR eine Motion als erarbeitet eine Motion und dringlich erklären und noch am gibt sie im Landrat ein. selben Tag behandeln. Auf Basis der Stellungnahme des RR beschliesst der LR an einer der nächsten Sitzungen über die Überweisung an den RR. keine Überweisung Überweisung Die zuständige Direktion erarbeitet eine Vorlage (Frist max. zwei Jahre). Der RR verabschiedet die Vorlage zuhanden des LR. Die im LR zuständige Kom- mission berät die Vorlage und erstellt einen Bericht. Die Vorlage wird im LR be- Der LR kann die Vorlage an handelt (1. Lesung, 2. Lesung, den RR oder die Kommission Schlussabstimmung). zurückweisen. Beschluss mit 4/5-Mehr Beschluss ohne 4/5-Mehr Ablehnung Fakultatives Referendum Obligatorische Volksabstimmung Ja Nein LR = Landrat, RR = Regierungsrat 19
EXEKUTIVE Regierung und Verwaltung 20
VOM VOLK GEWÄHLT REGIERUNGSRAT Die Regierung des Kantons Basel-Landschaft besteht aus fünf Mitgliedern, die direkt vom Volk gewählt werden. Die Vollziehende Regierungsratswahlen finden alle vier Jahre gleichzeitig mit Kollegialbehörde den Landratswahlen statt. Die Legislaturperiode beginnt am 1. Juli. Für die Wahl gilt das Majorzsystem, das heisst, die Kandida- tinnen und Kandidaten mit den meisten Stimmen sind ge- wählt, wenn sie das absolute Mehr erreichen. Sonst findet ein zweiter Wahlgang statt, für den das relative Mehr gilt. REGIERUNGSPRÄSIDIUM Der Landrat wählt im Jahresturnus eine Regierungspräsiden- tin oder einen Regierungspräsidenten. Die Präsidentin oder der Präsident fungiert als «primus inter pares», als Erste re- spektive Erster unter Gleichgestellten. Entsprechend gehört es zu den Aufgaben des Präsidiums, die Regierungsratssit- zungen zu leiten und im Amtsjahr besondere Repräsentati- onspflichten zu erfüllen. KOLLEGIALITÄTSPRINZIP Die Regierung fällt ihre Beschlüsse unter Ausschluss der Öffentlichkeit als Kollegialbehörde. Jedes Mitglied hat die gleichen Rechte und Pflichten. Wenn sich die Regierungsmit- glieder bei einem Geschäft nicht einig sind, stimmen sie ab, ohne das Stimmenverhältnis nach aussen zu kommunizieren. Mitglieder, die in einer Abstimmung unterliegen, müssen die Entscheidung als Regierungsbeschluss kollegial mittragen. AUFGABEN UND ARBEITSUMFANG Der Regierungsrat ist die leitende Behörde und oberste voll- ziehende Instanz des Kantons. Er plant die Staatstätigkeiten und setzt sie um. Konkret entwirft der Regierungsrat Verfas- sungs-, Gesetzes- oder Dekretsänderungen, die anschlies- send dem Landrat und / oder den Stimmberechtigten vorge- legt werden. Im Rahmen von verabschiedeten Gesetzen und Dekreten erlässt er Verordnungen. Der Regierungsrat verleiht das Kantonsbürgerrecht an Schweizer Bürgerinnen und Bürger und wählt Personen für zentrale Stellen im Kanton, sofern dies nicht anderen Orga- nen übertragen ist. Die Regierung vertritt ausserdem den Kanton nach innen und aussen, insbesondere gegenüber dem Bund und den anderen Kantonen. Die fünf Mitglieder der Kantonsregierung sind hauptamtlich tätig. Jedes Regierungsmitglied steht einer der fünf Direktio- nen der Verwaltung vor. Die Regierungsratssitzung findet jeweils am Dienstagmor- gen statt. Ausser den Regierungsmitgliedern nehmen daran auch die Landschreiberin und der 2. Landschreiber teil. www.bl.ch/regierungsrat AFP 21
BAU- UND UMWELT- SCHUTZDIREKTION INFRASTRUKTUR UND MOBILITÄT Das Amt für Industrielle Betriebe (AIB) leitet das Abwasser der Gemeinden sowie der Industrie- und Gewerbebetriebe über 170 Kilometer lange Hauptsammelkanäle zu den 28 Abwasserreinigungsanlagen. In diesen Anlagen wird das Ab- wasser soweit aufbereitet, dass es schadlos in die Gewässer geleitet werden kann. Das AIB sorgt somit für eine gute Sied- lungshygiene, intakte Gewässer und saubere Trinkwasserres- sourcen. In der Deponieanlage Elbisgraben werden zudem Abfälle und Wertstoffe umweltgerecht behandelt. Das Tiefbauamt (TBA) sorgt für ein Gesamtkonzept für den Strassenverkehr und für den öffentlichen Verkehr, für die Pla- nung und Projektierung des kantonalen Strassen- und Rad- routennetzes und der Gewässer. Es führt verkehrsplanerische Vorsteher: Isaac Reber, Grüne Untersuchungen durch und arbeitet Verbesserungsmassnah- Im Amt seit: 1. Juli 2011, Vorsteher der BUD seit Juli men aus. Der Geschäftsbereich Kantonsstrassen sorgt für 2019 sichere, und funktionstüchtige Kantonsstrassen einschliess- Stellen 2020: 539,5 Vollzeitstellen lich Kunstbauten, Verkehrsampeln, Strassensignalisationen, Aufwand Staatsrechnung 2020: 392,1 Mio. Franken Beleuchtung und Nebenanlagen. Die drei Kreise in Reinach, Liestal und Sissach sowie der Be- reich Signalisation in Liestal stellen regionale Stützpunkte für den Bau und Unterhalt der Strassen dar. Das Tiefbauamt ge- DIE DIENSTLEISTUNGEN IM ÜBERBLICK währleistet den Winterdienst auf dem Kantonsstrassennetz Das Aufgabengebiet der Bau- und Umweltschutzdirektion mit einer Länge von 425 Kilometern. Es ist auch verantwort- (BUD) ist sehr vielfältig. Es gilt, die Ansprüche des Bauens und lich für den Hochwasserschutz und den Unterhalt der rund den Schutz der Umwelt mit den gesetzlichen Vorgaben und 840 Kilometer Oberflächengewässer im Kanton. den gesellschaftlichen Entwicklungen in Einklang zu bringen. Die Bau- und Umweltschutzdirektion ist zuständig für alle Be- HOCHBAU UND IMMOBILIEN reiche der Raumplanung, für den Hoch- und Tiefbau, das Bau- Das Hochbauamt (HBA) ist verantwortlich für die Planung, bewilligungswesen, die Verwaltung des kantonalen Grund- Erstellung und Bewirtschaftung der öffentlichen Hochbauten. stückbesitzes und der Liegenschaften, die Mobilität (Schiene Es betreut die Objekte im Verwaltungs- und Finanzvermögen und Strasse), die Abwasserreinigungs- und Deponieanlagen, des Kantons sowie die kantonalen Einmietungen und Bau- die Sicherheit bei Industrieanlagen und Transporten sowie für rechte. Das Hochbauamt stellt Raum mit den erforderlichen Umweltschutz und Energie. Diese Aufgaben werden von sie- technischen und betrieblichen Infrastrukturen für die Verwal- ben Dienststellen ausgeführt, die in fünf operative Bereiche tungstätigkeiten des Kantons zur Verfügung wie Bildung, Ver- und in das Generalsekretariat mit seinen Stabsstellen zusam- waltung, Gerichte, Werkhöfe etc. und betreut und berät die mengefasst sind. Nutzer in ihren Raumbedarfsplanungen. Auch für den Immo- bilienverkehr, die Immobilienverwaltung und den gesamten GENERALSEKRETARIAT Unterhalt und Betrieb des kantonalen Liegenschaftsbestands Das Generalsekretariat koordiniert die Tätigkeiten der fünf ist das Hochbauamt zuständig. Planung, Erstellung und War- operativen Bereiche und ist Stabsstelle des Direktionsvorste- tung der öffentlichen Hochbauten des Kantons erfolgen im hers. Es umfasst spezialisierte Abteilungen wie die Rechts- Rahmen der Kantonalen Immobilienstrategie (ausgenommen abteilung, die Abteilungen für Wirtschaft und Finanzen und sind Gesundheitsbauten). das Rechnungswesen, die HR- Beratung, die Informatik, die Zentrale Beschaffungsstelle, die Abteilung Zentrale Dienste BAUBEWILLIGUNGEN sowie die Kommunikation. Administrativ beigestellt ist dem Das Bauinspektorat (BIT) ist zuständig für das Baubewilli- Generalsekretariat das Aktuariat der Baurekurskommission. gungsverfahren, die Bauinspektion und das Baupolizeiwesen. 22
Es überprüft die Baugesuche aus 85 Gemeinden (Reinach hat sen. Die Arbeit fokussiert sich dabei auf die Themen Energie, ein eigenes Bauinspektorat) und beurteilt diese unter Berück- Wasser, Boden, Stoffkreisläufe und Sicherheit. Neben dem sichtigung der gesetzlichen Grundlagen. Es behandelt pro Gesetzesvollzug setzt das Amt vor allem auch auf Beratung Jahr rund 2’500 Baugesuche und zirka 100 Neugründungen und Zusammenarbeit mit seinen Kunden. Das AUE ist mit von Stockwerkeigentum und Grundstücksmutationen. Das zahlreichen Projekten aktiv am Schutz der Umwelt und an Bauinspektorat ist auch Koordinations- und Leitbehörde für einer nachhaltigen Entwicklung beteiligt. Es definiert Mass- weitere Bewilligungsverfahren im Rahmen von Bauvorhaben, nahmen zur Sanierung von belasteten Böden und fördert die zum Beispiel für Projekte, die der Umweltverträglichkeitsprü- energetische Sanierung von Wohnbauten für eine bessere fung unterliegen oder für Bauten und Anlagen ausserhalb der CO2-Bilanz. Ein Schwerpunktthema des AUE ist die Etablie- Bauzonen. rung eines Baustoffkreislaufs in der Region Basel zur Wie- derverwertung von Bauabfällen. Auch der Schutz der Bevöl- RAUMENTWICKLUNG UND ÖFFENTLICHER kerung und der Umwelt vor schweren Schädigungen durch VERKEHR chemische und biologische Gefahren ist Aufgabe des AUE. Im Amt für Raumplanung (ARP) werden die raumwirksamen Es prüft vor Ort, wie definierte Sicherheitsstandards in den Tätigkeiten koordiniert und gesteuert. Der kantonale Richtplan Betrieben umgesetzt werden und verfügt bei Bedarf entspre- bildet die räumlich-strategischen Zielsetzungen des Kantons chende Massnahmen. Ausserdem ist das AUE zuständig für ab. Die 86 Gemeinden und Planungsregionen werden bei der Massnahmen zur Bekämpfung von gebietsfremden Arten Orts- und Regionalplanung beraten und unterstützt. Entwick- (sogenannte Neobiota). lungen von kantonaler Bedeutung werden zusammen mit den Das Lufthygieneamt beider Basel (LHA) überwacht und infor- Standortgemeinden koordiniert entwickelt. Die Abteilung Öf- miert über die Luftbelastung in der Region Basel. Es sorgt für fentlicher Verkehr bearbeitet sämtliche Kantonsaufgaben zur die Einhaltung der Grenzwerte von Feuerungen, industriellen Förderung des öffentlichen Verkehrs, mit dem Ziel, ein umwelt- und gewerblichen Anlagen. Mit dem Luftreinhalteplan wer- gerechtes und effizientes Angebot zu ermöglichen. Das ARP den Massnahmen zur Verbesserung der Luft umgesetzt. Die ist darüber hinaus Fachstelle für den Denkmal- und Heimat- Vermeidung von Lichtverschmutzung gehört ebenfalls zum schutz, die Ortsbildpflege, den Lärmschutz und die Fuss- und Tätigkeitsgebiet des LHA. Es ist zudem für die Einhaltung Wanderwege. Das Amt führt die Regionalplanungsstelle bei- der «Elektrosmog»-Grenzwerte zuständig: Sendeanlagen (z. der Basel und arbeitet in verschiedenen überkantonalen Gre- B. Mobilfunk) müssen gesetzeskonform betrieben werden. mien mit wie der Oberrheinkonferenz und dem Trinationalen Auch die Klimakoordinationsstelle des Kantons, welche den Eurodistric und bildet zusammen mit den Nachbarkantonen Regierungsrat bei der Umsetzung des Netto-Null-Ziels unter- und -Regionen die trinationale Geschäftsleitung AggloBasel. stützen wird, ist Teil des LHA. UMWELT UND ENERGIE Das Amt für Umweltschutz und Energie (AUE) schützt Mensch, Tier und Umwelt vor schädlichen Umwelteinflüs- www.bl.ch/bud KANTON BASEL-LANDSCHAFT FÖRDERT DEN BAUSTOFFKREISLAUF REGIO BASEL Als Nutzer von Infrastrukturbauwerken Schweiz bei: den Bauabfällen. Ein erheb- ist auch der Ressourcenverbrauch der und Gebäuden tragen wir alle unbe- licher Anteil dieser Abfälle kann grund- Bauwirtschaft hoch. Es liegt also auf der wusst zum grössten Abfallstrom der sätzlich verwertet werden. Gleichzeitig Hand, den Stoffkreislauf möglichst zu schliessen. Denn unsere heutigen Bau- werke sind auch unsere Ressourcen von morgen. Zur Förderung des Baustoff- kreislaufs müssen Massnahmen umge- setzt und Rahmenbedingungen geschaf- fen werden. Der Regierungsrat hat dazu die Landratsvorlage «Massnahmenpa- ket zur Förderung des Baustoffkreislaufs Regio Basel» verabschiedet. Das Ziel der Vorlage ist die Etablierung eines nachhaltigen Baustoffkreislaufs in der Region. 23
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