Senioren post wetzlar - Herausgeber: Der Magistrat der Stadt Wetzlar
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senioren Januar / Februar 2021 Ausgabe 220 post Herausgeber: Der Magistrat der Stadt Wetzlar wetzlar Winter am Mühlgraben Foto: Manfred Beinstingel
S e n i o r e n p o s t W e t z lar Ausgabe Nr. 220 Januar / Februar 2021 Nächste Ausgabe voraussichtlich Anfang März 2021 Inhaltsverzeichnis Seite Seite Liebe Leserin, lieber Leser.........................4 Rat und Hilfe - Mein Haushaltskalender 2021..................21 Aus der Stadtgeschichte - Schwerbehinderte sparen - Feste im Jahreslauf...............................5,6,7 beim Autokauf......................................21,22 - Zu gut für die Tonne.................................22 Reisen - Kennen Sie den Weißen Ring?.................23 - Wohin reise ich in Corona-Zeiten............. 8,9 - Der Medikationsplan................................24 Wetzlar aktuell Büchertipp - Ehrenbrief für Dieter Löhr......................... 10 - Rüdiger Dahlke: Das Alter als Geschenk.25 Unterhaltung Seniorenpolitik - Zum neuen Jahre.......................................11 - Arbeitskreis Altenhilfe.........................26,27 - Die alte Bank............................................11 - Eichhörnchen im Winter...........................12 - Bevor ich´s vergesse............................13,14 Unser Preisrätsel ......................................27 - Schaumküsse............................................15 Aus der digitalen Welt Wer hat gewonnen?...................................28 - Telemedizin für Wetzlarer Bürger............16 - Wie nutzen Senioren digitale Technologien...........................17,18 Impressum ................................................29 Wissenswert - Demenz -Eine Große Herausforderung....18 - Im systemrelevanten Beruf.......................19 Informationsseiten ............................ I - VII Redaktionsschluss für die Ausgabe 221 ist der 27.01.2021 seniorenpost wetzlar 220 3
Liebe Leserin, lieber Leser, Neues Jahr, neues Glück, Wochen ohne Missgeschick Einer von beiden sagte auf jeden Fall: “Angst Ich wünsch’ Dir zum neuen Jahr, klopft an die Tür! MUT steht auf und öffnet: Da ein besseres als das letzte war! ist niemand!“ Haben Sie den Willen, hochkommende Angst zu Und schon sind wir nach einem hoffentlich ange- überwinden und einfach richtig Mut zu haben! Und nehmen Rutsch im Jahre 2021! bewundern Sie zu Ihrer seelischen Unterstützung Fortuna, die blinde Göttin des Glücks dreht erneut die Schönheit der Natur! am Rad der Zeit, und wir schauen dem Ganzen Auch in dieser Enge des Lebens erhält sich die mit gemischten Gefühlen zu. Möge das Jahr uns Lebensfreude, so steht‘s im Poesiealbum als Rat die vielzitierte Gesundheit bringen und eine Wie- von lieben Müttern geschrieben: derkehr zu unserer unbeschränkten, 70 Jahre „Kleine, helle, reine Freuden suche, pflege und währenden bewährten gewohnten Lebensweise! genieß“ Der Januar hat seinen Namen von Janus, dem In der aktuellen Seniorenpost lesen Sie aus Erich römischen Gott der Tür und des Torbogens, des Bittrichs Impressionen aus der Kindheit und Ju- Schützers des Hauses. Janus schaut mit einem gend, mehrere Gedichte, typische Wintererleb- Doppelantlitz nach außen und innen und wird nisse, einen Büchertipp mit dem mit den Attributen Schlüssel und Pförtnerstab positven Titel „Alter als Geschenk“. dargestellt. Ihm war als Gott des Eingangs einst Darüberhinaus in der Reihe „Nahe und ferne der Anfang jedes Gebets gewidmet. Länder“ eine Reiseerzählung und vieles mehr! Nicht jede E-Mail ist ein Vergnügen, doch dass Bleiben Sie 2021 wohlauf und gelassen, es sie überhaupt gibt, ist tröstlich. Denn anders werden Sie mutig! als beim Telefon, das läutet und zur alsbaldigen Gunhild Deis-Wiese Entgegennahme ruft, kann man bei der E-Mail entscheiden, wann man seine elektronische Post lesen möchte. Eine Rose Und außerdem schwingt bei der E-Mail auch etwas von der geheimnisvollen Aura des Merkurs Uns hat eine Rose ergetzet vom Olymp mit, vielleicht ist heute eine besondere Im Garten mittenan Botschaft für uns dabei dabei, die Glück, Geld, Die hat sehr schön geblühet Weisheit und Erkenntnis bringt!? Doch Vorsicht ist auch hier geboten, denn es können üble Be- Haben sie im März gesetzet trugmails dabei sein, die man von vornherein nicht Und nicht umsonst gemühet. öffnen sollte! Bei Fragen rund um das digitale Wohl denen, die ein Garten han, Geschehen steht unser Redaktionsmitglied Frau Jutta Schwarz gern mit gutem Rat ehrenamtlich Sie hat so schön geblühet. zur Verfügung. Und wenn die Schneewind wehen Schon seit fast einem Jahr ist nun durch die Und blasen durch den Tann Vorsicht vor dem Virus eine enorme Kontakt- begrenzung an der Tagesordnung, und Es kann uns wenig g’schehen Angst vor der bedrohlichen Krankheit Wir habens Dach gerichtet beherrscht viele Überlegungen. Mit Moos und Stroh verdichtet. War es Goethe oder war es Albert Schweitzer, der als Arzt im afrikanischen Lambarene sehr großen Wohl denen, die ein Dach jetzt han Ansteckungsgefahren wie Malaria Wenn solche Schneewind wehen. und Cholera ausgesetzt war? Anonym, 16.Jahrhundert 4 seniorenpost wetzlar 220
Aus der Stadtgeschichte Feste im Jahreslauf Wie die alten Wetzlarer feierten Zum Jahreswechsel gibt man gern der Paketbotin, wurde als Grab gedeutet. Pfingsten, dem näch- dem Briefträger, den Müllwerkern und allen, die sten großen Fest, ging eine betriebsame Woche uns im Laufe des vergangenen Jahres gefällig vorauf. Der älteste Jahrmarkt, den Wetzlar ver- waren, eine Kleinigkeit, ein „Neujährchen“. Dieses anstalten durfte, fand immer in der Woche vor Neujährchen hat eine lange Tradition, denn schon Pfingsten statt. Dann kamen viele fremde Gäste im 15. Jahrhundert bekamen die Wetzlarer Rats- und auswärtige Händler in die Stadt. Auf dem herren an Neujahr einen Betrag aus der Stadt- Marktplatz und allen umliegenden Straßen und kasse als Anerkennung für den ehrenamtlichen Gassen herrschte lebhaftes Treiben. Der folgende Dienst, den sie im verflossenen Jahr für die Stadt Feiertag diente dann dem Ausruhen und dem geleistet hatten. Gottesdienstbesuch. Dabei begann das Jahr nicht unbedingt am ersten Nach dem Hauptgottesdienst wurde der gesamte Januar. Dieses Datum für den Jahresanfang wur- Rat der Stadt mit allen städtischen Bediensteten de zwar schon 45 vor Christus im Julianischen von einem Beauftragten des Marienstiftes in Emp- Kalender festgelegt und war im westlichen Kultur- fang genommen. Der führte sie in geordnetem raum seit dem Mittelalter weit verbreitet. Dennoch Zug bis zur Dechanei, wo schon alles für das gab es in unterschiedlichen Regionen und Zeiten „Pfingstgras“ vorbereitet war. Der Hof war säuber- auch andere Daten. So begann in der Erzdiözese lich mit Ried bestreut, und unter der großen Linde Trier – und damit in Wetzlar – die neue Jahres- wartete bereits der Leiter des Stiftskollegiums, der zählung mit dem 25. März. Ganz alte Urkunden Dekan, mit allen Stiftsherren. Die beiden Gruppen sind noch in dieser Weise datiert. begrüßten einander mit vielen Komplimenten, und Ehe die lange Fastenzeit begann, die streng ein- die Ratsherren überreichten ihr Gastgeschenk, gehalten wurde und manche Entbehrung mit sich sechs Flaschen Wein. Darauf nahm man „in brachte, wurde Fastnacht gefeiert. Es gab noch rechter Ordnung“ zu beiden Seiten des Dekans einmal richtig gutes Essen, der Fastnachtsbraten Platz. Man saß auf steinernen Bänken, die mit wurde aufgetischt und mit reichlich heimischem Teppichen bedeckt waren. Nun wurden alle – Wein heruntergespült. Einen Fastnachtsbraten ohne Tisch – mit herumgereichten kalten Speisen bekamen auch die Schüler der städtischen Schu- bewirtet. So saßen Rats- und Stiftsherren am le, und die Franziskanermöche erhielten aus den Pfingstsonntag einträchtig beieinander, um sich Mitteln einer Stiftung ein Fass gesalzene Heringe, wohl als Vorrat für die bevorstehende Fastenzeit. Nach den kargen Fastenwochen kam endlich Ostern, das Fest der Auferstehung. Der Frühling war gekommen, die Hennen legten wieder, und so wurden reichlich Ostereier gegessen und auch verschenkt. Die Bezeichnung „Osterei“ tauchte aber erstmalig 1615 auf. Vermutlich geht die Tradition des Ostereier-Ver- schenkens auf einen alten Brauch - der Abgabe von Zinseiern - im Mittelalter zurück. Oft mussten die Pächter den Grundherren die Steuern und Abgaben am Gründonnerstag mit Eiern bezahlen. Das Ei symbolisiert in vielen Kulturen Fruchtbar- keit und neues Leben. Schon bei den Urchristen bedeutete das Ei die Auferstehung Jesu Christi am Ostersonntag, die zerbrochene Eierschale Die Dechanei in der Kirchgasse hinter dem Dom seniorenpost wetzlar 220 5
Aus der Stadtgeschichte gelesen und der Segen erteilt. Die Aufstellung der Teilnehmenden war genau geregelt. Einige Ratsherren trugen den Baldachin, unter dem der Priester mit der Monstranz schritt, andere trugen Fahnen. Darauf folgten die ebenfalls Fahnen tragenden Zünfte und Bruderschaften, erst dann kam die Masse der Bevölkerung, kamen Frauen und Kinder. Zunächst bewegte sich der Zug vom Dom aus durch das Wöllbacher Tor hinaus zum Brunnen, dem heutigen Goethebrunnen. Dann ging es den Steinbühl hinauf, also etwa dem heutigen Philo- sophenweg folgend, und über die Felder wieder hinunter bis zum Brühlsbach. Diesem folgte der Zug ein Stück weit, um dann zurück zum Silhöfer Tor zu kehren. Wieder in der Stadt, ging es durch die Silvergass (Silhöfer Straße) und die Krämer- gass zurück zum Ausgangspunkt. Heute fast vergessen, muss doch das Johannis- fest früher ein wichtiger Festtag gewesen sein. Es wurde am 24. Juni, dem vermeintlichen Geburts- tag Johannes des Täufers, gefeiert. Sicher mag auch die Freude über den Sommer diesen Feier- tag so beliebt gemacht haben. Seine Bedeutung Der Eingang zur Dechanei mit den Wappen von für die Reichsstädter lässt sich aus einer Notiz des Andrimont und Riedesel Wetzlarer Geschichtsschreibers Friedrich Wilhelm „ ein paar stund lang beym Instrumentenschlagen von Ulmenstein entnehmen. Er berichtet noch zu mit dem trunck im Herrn lustig zu machen“. Das Beginn des 19. Jahrhunderts, dass ins Hospital städtische Rentbuch, aus dem wir Einzelheiten aufgenommene Bürger an den hohen Festtagen erfahren, vermerkt auch, dass dem Küchenge- Ostern, Pfingsten und Weihnachten und zum sinde der Dechanei ein Trinkgeld gewährt wurde. Johannisfest ein „bestimmtes baares Geld zum Dieses „Pfingstgras“ war ein ganz alter Brauch, Einkauf frischen Fleisches und Salzes“ erhielten. der sich bis weit in die Neuzeit erhalten hat. Er Ende August wurde des Jahrestages der Kir- diente vor allem dazu, das oftmals angespannte chenweihe gedacht. Diese Kirmes wurde wohl Verhältnis zwischen Rat und Stift zu entspannen hauptsächlich von den jüngeren unverheirateten und sogar in freundschaftliche Bahnen zu lenken. Wetzlarern gefeiert. Entsprechend dazu wurden zweimal im Jahr die Alle Altersstufen waren dann im Oktober beim Würdenträger des Stiftes ins Rathaus zum „Pfaf- zweiten großen Jahrmarkt in der Stadt beteiligt. fengelag“ eingeladen. König Ludwig der Bayer (1314-1347) hatte der Zehn Tage nach Pfingsten wurde wieder gefei- Stadt erlaubt, einen zweiten Jahrmarkt abzuhal- ert, nämlich Fronleichnam. Dieses Hochfest der ten. Der Termin dafür war äußerst günstig gelegt, katholischen Kirche war bis zur Reformation ein denn er sollte in der Woche nach dem Tag des Fest für alle Bürger. Schon am Vorabend wurden Heiligen Gallus (16. Oktober) stattfinden. Dann die Straßen für die große Prozession geschmückt. war die meiste Arbeit in der Landwirtschaft getan, Am Fronleichnamstag nach dem Besuch der hei- die Ernte war eingebracht, man konnte abschät- ligen Messe stellte man sich dann zur Prozession zen, was man verkaufen und was man selbst auf, bei der die Monstranz mit dem Allerheiligsten kaufen musste und was man sich leisten konnte. durch die Stadt und darüberhinaus getragen Diese Jahrmarktswoche war eine Zeit harter Ar- wurde. An vier Außenaltären wurden Evangelien beit, aber auch fröhlichen Feierns. Der November 6 seniorenpost wetzlar 220
Aus der Stadtgeschichte brachte dann den Martinstag. Jedoch wie dieser Tag in Wetzlar gefeiert wurde und ob sich viele Wetzlarer Familien eine Martinsgans leisten konnten, das wissen wir nicht. Aber wir wissen, dass der Nikolaustag für die Kinder ein Festtag war. Schon im Mittelalter wurde es zur Tradition, Kinder und Arme am 6. Dezember zu beschen- ken. Das geschah in Erinnerung an den Heiligen Nikolaus, der auch zu Kindern besonders gütig gewesen sein soll. Es gab für die Kinder ein paar Nüsse und Äpfel, denn der Heilige Nikolaus hatte der Legende nach sogar goldene Äpfel geschenkt. Besonders brave – und be- sonders privilegierte - Wetzlarer Kinder, bekamen noch ein wenig Lebkuchen. Bescherung am Heiligabend kannte man Reste der Hochzeitslaube aus dem Alten Rathaus am noch nicht. Fischmarkt, heute im Museumshof Doch mit der Reformation durch Martin Luther auch schon Lesen und Schreiben? Doch einen änderte sich diese Tradition, vor allem für die kleinen Hinweis auf Familienfeiern gibt uns das Protestanten. Fortan wurde die Verehrung von Statutenbuch. Heiligen abgelehnt und die Bescherung am Niko- So wie man heute ein großes privates Fest, lausabend gestrichen. Stattdessen sollte der „Hei- etwa eine Hochzeit im Dorfgemeinschaftshaus lige Christ“ an Weihnachten Geschenke bringen. feiern kann, so gab es im 16. Jahrhundert die Daraus wurde bald das Christkind, das die Gaben Möglichkeit, die Hochzeitsstube im Rathaus zu in die evangelischen Stuben brachte. Nikolaus nutzen. In diesem Gebäude am Fischmarkt, ging weiter zu den Katholiken. Doch Christkind Ecke Schwarzadlergasse, gab es nicht nur im und Nikolaus scherten sich nicht lange um Kon- ersten Stock einen Sitzungsraum, sondern auch fessionsstreitigkeiten und gingen bald zu allen. den Rathaussaal für solche Festlichkeiten. Im Heutzutage gibt es am Nikolaustag zwar auch Innenhof öffnete sich nach der Krämerstraße hin noch eine Kleinigkeit für die Kinder, die große die offene Rats-, Hochzeits- oder Sommerlaube. Bescherung aber gibt es am Heiligen Abend. Auch sie diente der Geselligkeit. Teile der Laube Die Adventszeit galt als Fastenzeit, doch am sind jetzt im Deutschordenshof aufgerichtet. Im Weihnachtsfest wurde gefeiert. Dann wurde gut November 1560 setzten die Ratsherren dafür die gegessen und getrunken, man besuchte die Nutzungsgebühren fest: „daß ein burger, der die Gottesdienste und man ruhte sich aus. Auch die newe stub mit hochzeit oder sonst brauchen will, Regierungsgeschäfte ruhten. Im Statutenbuch acht thorneß zahlen soll“ (Turnose, eine vom 13. können wir lesen, dass der Rat beschloss, dass bis ins 16. Jahrhundert gebräuchliche Münze. „die Christnacht keine costen meher uff dem Um die Zeit kostete ein Malter Weizen in Wetzlar rathauße durch die burgermeister oder sosten 18 Thorneß). niemants andern gehalten werden soll“. Zugleich So galt wohl schon bei unseren Altvorderen, was wurde beschlossen, dass in der Christnacht die Goethe in seinem Gedicht vom Schatzgräber als Wachtposten doppelt besetzt werden und Wäch- gut und richtig erkennt: ter durch die Stadt patrouillieren, um die Stadt vor Tages Arbeit, abends Gäste! Feuer und anderem Schaden zu bewahren. Saure Wochen, frohe Feste! Wenn zu Hause in der Familie ein Fest gefeiert Herta Virnich wurde, so schrieb man das nicht auf – wer konnte seniorenpost wetzlar 220 7
Reisen Wohin reise ich in Corona Zeiten? nach Aserbaidschan. Der achtstündige Flug ging von Frankfurt über München zunähst nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Nach acht Tagen in Georgien ging es weiter nach Armenien. Der Bus fuhr nur bis zur Grenze, und wir mussten zu Fuß mit unserem Gepäck über die Grenze, doch dort hat uns der armenische Reiseführer empfangen und uns in einem Hotel in der Hauptstadt Jerewan untergebracht. Der Reiseführer sprach ein recht gutes Deutsch. Er zeigte uns nicht nur die Sehenswürdigkeiten von Armenien, sondern begleitete uns auch nach Aserbaidschan, in die Region Berg-Karabach. Von dort hört man jetzt ständig in den Nachrichten von den Kämpfen um diese Region. Kaum jemand bei uns weiß etwas über diese Region. Mir ging es damals genauso. Ich wusste auch nichts über die Kloster in Schuschi Geschichte und die Lage dieser Region Bergkara- Es ist November, und ich sitze im Wohnzimmer bach. Der Name kommt aus dem Armenischen, und schaue Fernsehen. In früheren Zeiten war denn dort leben mehrheitlich Armenier. In der der November mein Urlaubsmonat. Meist fuhr ich armenischen Sprache bedeutet „qara“ schwarz in wärmere Länder, nach Afrika, Südeuropa oder und“bag“ Garten, das heißt, Berg-Karabach be- Südamerika. Jetzt ist alles gestrichen wegen der deutet „Schwarzer Garten“. Die Region liegt im Corona-Pandemie. Die wärmeren Länder schaue kleinen Kaukasusgebirge. Die größte Stadt in der ich mir im Fernsehen an. Draußen ist es meist Region ist mit über 50.000 Einwohnern Stepana- kalt, es regnet oft und es wird früh dunkel. Da kert, das auch Hauptstadt der Republik Arzach macht auch ein Spaziergang keinen Spaß. So ist. Alle anderen Orte sind mit höchstens einigen wechsele ich Lesen und Fernsehen miteinander Tausend Einwohnern deutlich kleiner. Historisch ab. Auch Besuche sollen so wenig wie möglich bedeutsam als frühere Hauptstadt des Khanats stattfinden. Doch ohne Begegnungen und Ge- Karabach ist Schuschi, das wegen des Bergka- spräche kann ich nicht leben. Ich treffe mich jeden rabachkonflikts jedoch einen großen Teil seiner Nachmittag mit meiner ebenfalls allein lebenden Bevölkerung verloren hat. Nachbarin für zwei Stunden. Bei gutem Wetter Wir besuchten diese Stadt, um ihre Geschichte auf dem Balkon, wegen der frischen Luft, und bei und den Konflikt kennen zu lernen. Die Stadt schlechtem Wetter in der Wohnung. In diesem Schuschi hat in Folge des Konflikts um Bergka- Jahr hatten wir im November noch einige warme rabach viele Einwohner verloren. Gefahren sind Tage mit Sonnenschein. Da ist es nicht ganz so wir durch eine abwechslungsreiche Landschaft schlimm, wenn ich nicht reisen kann. von Steppe in den Tälern über dichte Eichen- und In den Nachrichten kommen oft Berichte von den Buchenwälder bis hin zu Birkenwäldern und Wei- Ländern in denen ich schon war, in der letzten deland in den höheren Lagen. Trotz November Zeit von den Kämpfen um die Region „ Berg-Ka- hatten wir noch 18° plus. rabach“. Ich habe diese Region von Ende Oktober Bergkarabach hat eine lange Geschichte. Seit bis Anfang November 2014 besucht. Um mich dem 4. Jahrhundert wurde das Christentum, an diese Reise besser zu erinnern, gehe ich an wie auch in Armenien zur Staatsreligion. Seit meinen Bücherschrank und suche die Unterlagen, dem Mittelalter war das Gebiet vorwiegend von um zu lesen, was ich damals dort erlebt habe. Armeniern besiedelt. Es galt als Fürstentum. Im Die Reise führte mich damals durch den kon- 16. Jahrhundert übernahmen die Osmanen das trastreichen Kaukasus, über Georgien, Armenien Gebiet (der Name kommt von dem türkischen 8 seniorenpost wetzlar 220
Reisen Herrscher Osman). Um die Region gab es schon immer Streitigkeiten zischen Armenien und Aser- baidschan. Was geschah wann? 14. Mai 1805 unterstellte sich der Khan von Ka- rabach dem Russischen Reich. 1813 trat Persien im Vertrag von Golestan Kara- bach und andere Khanate an Russland ab. 24. Februar 1828 gerät auch Armenien unter russischen Einfluss. Von Februar bis August 1905 erster armenisch- aserbaidschanischer Krieg. Nach der Oktoberrevolution von 1917 erhoben Stepanakert sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner An- Großteil des von der Republik Berg-Karabach spruch auf Bergkarabach. beanspruchten Gebiets und eine Pufferzone zu Am 24. Februar 1918 nach dem Ende des osma- Aserbaidschan. nischen Reiches wurde die Region eine demokra- Am 16. Mai 1994 kommt es zur Unterzeichnung tische Republik. des Waffenstillstands in Moskau. 26.-28. Mai Ende des ersten Weltkriegs, es kam Die Unabhängigkeit der Region Berg- Kara- zu den ersten Kämpfen in Karabach. bach wird international nicht anerkannt, sehr Am 5. Juli wird die Region Aserbaidschan durch zum Leidwesen der Armenier. Es gab mehrere die bolschewistische Parte Rußland zugespro- gescheiterte Vermittlungen, sowie wiederholte chen Kampfhandlungen. Der Krieg forderte über 20 7. Juli 1923 Gründung einer autonomen Region 000 Tote, zahllose Verletzte, Kriegsinvaliden und Berg- Karabach und die Hauptstad von Schuisi Flüchtlinge. nach Stepanakert verlegt. Auch wir sahen noch viele zerbombte Häuser. In den 1960er Jahren kam es erneut zu verein- Einige Straßen und Äcker waren noch vermint. zelten Unruhen. Die Armenier fühlten sich dis- Wir hatten Glück, dass es gerade keine Kampf- kriminiert und waren besorgt, weil ihr Anteil an handlungen gab. Doch in diesem Jahr gingen der Bevölkerung in Bergkarabach langsam, aber die Kämpfe weiter. Die Menschen lernen nichts stetig abnahm. 1988 eskalierte der Konflikt. Es dazu. Welche Gründe gibt es? Sind es die Bo- gab Massendemonstrationen in Armenien sowie denschätze, wie Gold, Erdöl, Erdgas oder Kohle? Schießereien mit mehreren hundert Toten und Sie alle gibt es in Berg- Karabach nicht, aber in Pogrome in Aserbaidschan. In der Folge kam es Aserbaidschan umso mehr. Weil Rußland Angst zu beidseitigen Ausweisungswellen und Flucht hatte, Armenien könnte die Region mit Raketen der jeweiligen Minderheit. beschießen, war es an einem Waffenstillstand in- 1991 erklärte die Republik Bergkarabach ihre teressiert. Russland fürchtete um seine Pipeline, Unabhängigkeit, im November schaffte darauf- das war wohl der Grund, warum sich Rußland in hin Aserbaidschan den autonomen Status der den Konflikt einschaltete. Der im September 2020 Region ab. beschlossene Waffenstillstand war jedoch beglei- 1991 nach der Auflösung der Sowjetunion wer- tet von Demonstrationen in Armenien und der den Armenien und Aserbaidschan selbständige Forderung eines Regierungswechsels. Ich habe Republiken. die Berichte im Fernsehen verfolgt. Wenn ich auch Ab 1992 kam es zu verstärkter Gewaltanwendung in diesem Jahr nicht reisen kann, so schaue ich von beiden Seiten, ab 1993 beteiligte sich Arme- mir die Berichte der Länder in denen ich schon nien mit eigenen Verbänden am Konflikt. einmal war gerne im Fernsehen an. Ich hoffe Im April 1993 fordert der UN Sicherheitsrat den auch, dass es eine zufriedenstellende Lösung für Rückzug der armenischen Truppen aus den beide Seiten in der Region Berg-Karabach gibt. aserbaidschanischen Territorien. Beim Waffen- stillstand 1994 kontrollierten Armenier einen Renate Wagner seniorenpost wetzlar 220 9
Wetzlar aktuell Ehrenbrief für Dieter Löhr Eine besondere Ehre wurde am 5. November 2020 dem Vorsitzenden des Gehörlosen Seniorenclubs Wetzlar 1984 e. V., Dieter Löhr, zu Teil. Landrat Wolfgang Schuster überreichte ihm den vom Hessischen. Ministerpräsidenten unterzeich- neten Ehrenbrief des Landes Hessen. Damit wurden Dieter Löhrs langjährige ehrenamtliche Leistungen für die Gemeinschaft gehörloser Men- schen und seine Verdienste gewürdigt. Bürgermeister Schwarz (Aßlar), Elke Schimek, (Vorsitzende Gehörlosen Seniorenclub Herborn) und Peter Gregan, (Übersetzung in Gebärden- sprache) waren die ersten Gratulanten. Gehörlosen Seniorenclub Wetzlar 1984 e.V. Im Wetzlarer Gehörlosen Seniorenclub treffen sich Menschen aus dem gesamten mittelhes- sischen Raum. Der Club umfasst fast 60 Mitglieder, die sich fast alle monatlich treffen. Vor Corona fand das Treffen an jedem vierten Mittwoch jedes Monats in der Brettschneiderstraße 4 im Wilhelm-Reitz-Haus (AWO) statt, mit Beginn um 13 Uhr. Da sie alle ältere hörbehinderte Menschen sind, ist es für sie nicht leicht , sich Gehör zu ver- schaffen. Sie brauchen viele besondere Informationen im Alltag, brauchen auch Hilfsmittel und nutzen moderne technische Möglichkeiten. So können sie beispielsweise per SMS ein Taxi oder Minicar rufen. Die Mitglieder stellen ihren Verein folgendermaßen vor: Tätigkeitsschwerpunkte: Unsere Schwerpunkte sind, da wir ältere Hörbehinderten sind, brauchen viele Informationen. Auch damit wir nicht einsam sind, ist für uns sehr wichtig, mit unseren Mitmenschen im Kon- takt bleiben. Stärken: Unsere Stärke, zeigt uns dass wir zusammenhalten, dass wir nicht uns verloren gehen. Kontakt Gehörlosen Seniorenclub Wetzlar 1984 e.V. Gartenstraße 19 35614 Aßlar Deutschland 10 seniorenpost wetzlar 220
Unterhaltung Zum neuen Jahre Am Gartentor die Was ist ein Jahr? Ihr lieben Brüder, alte Bank Ihr lieben Schwestern, sagt es mir. Sind´s Monde, die da kehren wieder, Am Gartentor die alte Bank Sind´s alte, längst verklungne Lieder, Ist Freundin mir geworden. Ist´s ein zerflattertes Panier? Ihr Holz ist grau, ist morsch und krank Vom Wetter aus dem Norden. Sind´s Wünsche, ewig unerfüllte? Ist´s Sehnen einer Menschenbrust? Doch prächtig sitzt sich´s noch auf ihr Sind´s Leidenschaften, ungestillte, Vom Blühen bis zum Welken, Hingabe vor dem eignen Bilde Ich ruh und träum so gerne hier Des eignen Trieb´s, der eignen Lust? Im Duft von Ros´ und Nelken. Was ist ein Jahr? Dies zu entscheiden Weiß ich doch, dass vor Zeiten schon Schlägt unser Herz, wirkt unsre Hand. Das Glück sich ihr verbunden, Uns bleibt die Wahl – ob Lust, ob Leiden, Dort komm auch ich zu meinem Lohn Denn zwischen ihnen zu entscheiden In Feierabendstunden. Wird uns das Jahr von Gott gesandt. Das sind zwei Gedichte von Wilhelm Reuter, die um das Jahr 1950 entstanden sind. Wilhelm Reuter war ein Dichter unserer Heimat, der am 10. Juli 1896 in Oberkleen geboren wurde. Schon mit 16 Jahren veröffentlichte er seine ersten Gedichte im Wetzlarer Anzeiger. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet, darüber schrieb er den Roman „Maasschrecken.“ Er heiratete, erbte den Bauernhof und betrieb ihn bis zu seinem Tod. Daneben aber schrieb er Gedichte und kleine Geschichten, die in Heimatzeitungen und Kalendern veröffentlicht wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte er mehrere Romane, die in täglichen Fortsetzungen in der Wetzlarer Neuen Zeitung abgedruckt wurden. Der Roman „Die Hexe vom grauen Stein“ wurde so erfolgreich, dass er die Geschichte auch als Volksschauspiel herausbrachte. Wilhelm Reuter war von ganzem Herzen Bauer. Darum schrieb er auch nur im Spätherbst und im Winter, dann ließ ihm sein vorbildlich gepflegter Hof Ruhe und Zeit zum Schreiben. Anschaulich und farbig schilderte bodenständige Menschen und überlieferte Begebenheiten seiner – unserer – Heimat. Am 17. April 1957 starb er in Dornholzhausen. H.V. Werbung seniorenpost wetzlar 220 11
Unterhaltung Eichhörnchen im Winter Eichhörnchen denkt: „O weh, o weh! An des Waldes lichtem Saum Heut liegt ja schon der erste Schnee. steht ein alter Haselbaum. Es fehlt mir noch an Haselnüssen, Sehr hurtig, sehr schnelle um mir den Winter zu versüßen, eilt es zu dieser Nahrungsquelle. doch in diesem weißen Wald werden meine Pfoten kalt“. Eichhörnchen hat nicht lang gefackelt, bald sieht man wie der Baum dort wackelt, Am Mittag scheint die Sonne hell, denn emsig und possierlich munter das freut den munteren Gesell. holt Eichhorn sich die Nüsse runter. Es taut und tropft schon von den Bäumen. Ein roter Blitz, bald hier bald dort, Jetzt heißt es, nur nichts zu versäumen. bald sind die ganzen Nüsse fort. Da läuft schon eine Haselmaus. Eichhörnchen kommt aus seinem Haus. Gisela Ute Freisinger 12 seniorenpost wetzlar 220
Unterhaltung Bevor ich´s vergesse Schon seit langem reizt mich der Gedanke, wirren von Berlin nach Hessen verschlagen einmal ein Buch zu schreiben. Bisher blieb es hatten, mit von der Partie. jedoch nur bei zarten Anfängen, die mit weni- Bis zu meiner Einschulung verlebte ich ei- gen Zeilen in der örtlichen Zeitung verhallten. gentlich eine glückliche Kindheit. Meist gab Da ich mich mit mir am besten auskenne, war es mittags Suppe und abends Schmalz- oder mir klar, dass ich ein Buch über mich schrei- Tomatenbrot. Nur sonntags gab es Fleisch. ben würde. Sensibilisiert durch die Krankheit Für die Herstellung des Schmalzes war un- meines Vaters, dessen letzten Lebensjahre ser Vater zuständig. Dazu besorgte er sich von Parkinson und Demenz geprägt waren, vom Metzger Flomen, das ist Bauchfett vom weiß ich, wie schnell man vergessen kann. Schwein. Das schnitt er in kleine Würfel und Als mein Vater im März 2011 im Alter von 89 erhitzte es in einer Pfanne. War das Fett ge- Jahren verstarb, wurde mir bewusst, dass ich schmolzen, goss er es in einen Steintopf und jetzt bald loslegen müsste. Heute nun ist es gab die ausgebratenen Speckwürfel (Grie- soweit. Ich habe mit dem Schreiben begon- ben) hinzu. Nach dem Erkalten machten wir nen und die ersten Sätze zu Papier gebracht. uns gleich darüber her. So ein Schmalzbrot Wir schreiben den 30. Oktober 2011, und schmeckte in den Wintermonaten besonders das Wetter ist miserabel. In der vergangenen gut. Nacht wurden die Uhren um eine Stunde Da wir uns damals den Luxus eines Kühl- zurückgestellt. Ich habe es mir an meinem schrankes nicht leisten konnten, bewahrten Schreibtisch gemütlich gemacht und begebe wir das Schmalz und die wenigen leicht mich gedanklich in meine Kindheit zurück, die verderblichen Lebensmittel, die wir hatten, in den 50er Jahren begann. in einer alten Apfelsinenkiste im Keller auf, Ich erinnere mich an einen Besuch im städ- gleich neben der Eierkohle und den Briketts. tischen Freibad. Meine zehn Jahre ältere Auch Mäuse und Salamander fühlten sich Schwester musste mich dorthin mitnehmen. hier wohl. Bedingt durch die Hanglage des Ich war damals vier oder fünf Jahre alt und Hauses, in dem wir auf Miete wohnten, befand hatte panische Angst vor dem kühlen Nass. sich unsere Küche auf gleicher Ebene wie Alle Bemühungen meiner Schwester, mir die auch der Keller. Angst vor dem nassen Element zu nehmen, Diese Küche war damals unser Lebensmittel- schlugen fehl, und so musste sie wohl oder punkt und gleichzeitig der einzige Raum, der übel den Heimweg mit mir antreten. Ich glaube im Winter beheizt wurde. Hier wurde gekocht, sie war ganz schön sauer. Lieber hätte sie den hier nahmen wir die Mahlzeiten ein, spielten Nachmittag mit ihren Freundinnen verbracht „Mensch ärgere dich nicht“ oder hörten Radio. als mit ihrem vor Panik schreienden Bruder. Für den Durst gab es hier einen sogenannten An die Zeit vor dieser Begebenheit kann ich Wasserstein. Das war ein an der Wand befe- mich kaum erinnern. Ich weiß nur, dass ich stigtes Becken aus Stein, über dem ein ein- mein erstes Lebensjahr zusammen mit mei- facher Wasserhahn angebracht war, aus dem nen beiden Geschwistern in einer ehemaligen natürlich nur kaltes Wasser floss. An einem Raubritterburg, die in der Nachkriegszeit als rostigen Nagel neben dem Wasserhahn hing Unterkunft für Vertriebene und Flüchtlinge der Schepper (Schöpfer). Das war ein in die diente, verbrachte. Selbstverständlich waren Jahre gekommener Aluminiumbecher. Wenn auch meine Mutter, die aus dem Sudetenland wir Durst hatten befüllten wir ihn mit Wasser, stammte, und mein Vater, den die Kriegs- tranken es aus und hängten den Becher seniorenpost wetzlar 220 13
Unterhaltung dann wieder an den Nagel. Geheizt wurde mit Schublade, die den unteren Abschluss des einem Kohleherd, der auch zum Kochen und Herdes darstellte, nicht unerwähnt bleiben. Backen genutzt wurde. Außer der Rückwand Hierin bewahrte mein Vater die Holzspäne, waren alle Seiten weiß emailliert. Die Oberflä- die er zum Anfeuern des Herdes benötigte, che, die zum Kochen genutzt wurde, bestand und das Schmirgelpapier zur Reinigung des aus einer Eisenplatte, die sich aus mehreren Herdes auf. Auch der Schürhaken hatte hier Einzelteilen zusammensetzte. Auf der rech- seinen Platz. Neben dem Herd standen zwei ten Seite der Herdplatte war ein rechteckiger metallene Behälter, in denen Eierkohle und Behälter installiert, in dem heißes Wasser Briketts bevorratet wurden. bevorratet wurde. Wir nannten ihn das Schiff. Später dann hatten wir auch einen mit Stadt- Eine Art Handlauf oder Reling zierte den obe- gas betriebenen Herd, der mit offener Flamme ren Rand des Herdes. Das hinter dem Herd arbeitete. Hier nun kommt meine Schwester, nach oben geführte Ofenrohr, das nach etwa der ich den bereits erwähnten Schwimmbad- einem Meter in der Wand zum Schornstein besuch vermasselt hatte, wieder ins Spiel. Da verschwand, wurde regelmäßig vom Vater mit sie leicht fror, stellte sie sich mit dem Rücken Silberbronze gestrichen. Unterhalb der Herd- zum Gasherd, um sich an der offenen Flamme platte befanden sich der Befeuerungsschacht, zu erwärmen. Sie merkte nicht, dass die offene darunter der Aschekasten und daneben die Flamme auf ihr leicht entzündliches Oberteil Backröhre. All diese Komponenten waren von übergriff. Glücklicherweise war unsere Mutter der Frontseite her zugänglich. in der Nähe und konnte durch ihr beherztes An die Backröhre kann ich mich noch gut erin- Eingreifen Schlimmeres verhindern. nern, denn sie war der Grund dafür, dass mei- ne heißgeliebten Gummistiefel dahinschmol- Ja, ja, meine Schwester war schon ein Pech- zen. So trug es sich zu, dass ich als kleiner vogel. Mir erzählte sie mal, dass sie in ihrer Junge nach einem kalten und schneereichen Kindheit von ihrer besten Freundin zu einer Wintertag mit frierenden Füßen nach Hause Kugel Eis eingeladen worden war. Nachdem kam. Um meine kalten Füße aufzuwärmen, die Kugel ihrer Freundin mit der Erdanzie- setzte ich mich vor unseren Herd und hielt sie hungskraft Bekanntschaft gemacht hatte, in die warme Backröhre. Danach stellte ich musste auch die Kugel meiner Schwester meine nassen Gummistiefel zum Trocknen dran glauben. Ihre Freundin hatte ihr die Eis- in die Röhre und schloss die Klappe. Nach tüte aus der Hand gerissen und sie ebenfalls einiger Zeit machte sich ein merkwürdiger zu Boden purzeln lassen. Mit den Worten: „Ich Geruch in der Küche bemerkbar. Es roch nach hab sie schließlich auch bezahlt“, rechtfertigte zerschmortem Gummi. Sofort wusste ich, was sie ihr Verhalten. die Uhr geschlagen hatte. Hier konnte es sich nur um meine Gummistiefel handeln. Meine Erich Bittrich Mutter hatte alle Mühe, den Gummiklumpen aus der Backröhre zu entfernen. Für die näch- In den nächsten Ausgaben der Seniorenpost sten Tage war der Aufenthalt im Schnee für Wetzlar gibt es weitere Folgen aus den Er- mich gestrichen. innerungen von E. Bittrich. Freuen Sie sich Um die Beschreibung des Herdes zu kom- drauf! plettieren, darf die auf Rollen laufende 14 seniorenpost wetzlar 220
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Wer alt werden will braucht Mut! ALT WERDEN MÖCHTE JEDER, ABER ALT SEIN NIEMAND! Gesund zu sein und zu bleiben und so lange es Maß und Ziel genossen werden, aber bei der aktiven geht selbständig im Leben zu stehen, das sind Lebensgestaltung geht es vielmehr um eine bewuss- die Wünsche für die Zukunft eines alternden Men- te Lebensführung. Um das Bewusstsein selbst her- schen. auszufinden, was, wann und in welchem Maß dem Körper und dem Geist gut tun. Und dies in allen Le- Das Leben ist ein unaufhörlicher Prozess von Ver- bensbereichen. änderungen. Auch Alterungsprozesse gehören zum Im Fachgebiet der „Geriatrie“ auch „Altersmedizin“ Wer alt werden will br Leben. Alt sein ist keine Krankheit, sondern ein be- genannt, geht es um das natürliche Verständnis nor- sonderer Lebensabschnitt, in den jeder Mensch ganz maler physiologischer Veränderungsprozesse für den allmählich hineinwächst. Patienten sowie um das Verständnis der Medizin in Körper und Geist verändern sich. Das zeigt sich nicht Bezug auf die veränderten Wirkmechanismen im al- nur in Lachfalten und grauen Haaren. Atmung, Ver- ternden Körper. Plötzlich wirkt ein seit Jahren einge- ALT WERDEN MÖCHTE JEDER, ABER ALT SEIN NIEMAND dauung, Immunsystem, Sinnesorgane, Schlafverhal- nommenes Medikament ganz anders, vielleicht viel ten und viele andere Bereiche des menschlichen Or- stärker oder schwächer. Plötzlich nehmen sie an Ge- ganismus verändern sich ebenfalls. Das macht den wicht ab oder zu. Plötzlich brechen Knochen. Körper nicht automatisch krank, aber er ist anfälliger All diese Veränderungen sind Vorgänge, welche ihren Gesund zu sein und zu blei- Atmung, Verdauung, Immun- und die Gesundheitsrisiken des für bestimmte Krankheiten, die besonders in höhe- Ursprung im körperlichen Stoffwechsel haben. Phy- Se ben Alter rem und so lange esViele auftreten. gehtdieser selb- Vorgänge system,können Sinnesorgane, Schlaf- siologische Alters helfen bei einer aktiven Prozesse laufen langsamer oder auch te ständig immitLeben heutzutage zu stehen, oder naturheilkundlichen verhalten homöopathi- und unkoordiniert viele andere undErnährung ab. Die gesunden Lebensgestal- hat sich verändert, Na das sind die Wünsche für die schen Mitteln und Anwendungen gelindert oder gar die Bewegungseinheiten werden weniger. Es Thema Bereiche des menschlichen Or- tung im Alter. Diesem kommt jeg Zukunft eines aufgehalten alternden Men- ganismus verändern werden. sich eben- vermehrt widmet sich zu Unsicherheiten z. B.das Fachgebiet beim Gehen, was der no schen. Verständnis falls. Das des um die normalen Veränderungen machtStürze den und damit Geriatrie Körper verbundene im Knochenbrüche hohen Maße und zur tiv Das Leben Körpers ist Gesundheitsrisiken und die ein unaufhörli- des nicht automatisch Alters helfen Folge krank, aber haben kann. hat damit eine eigenständige vie chereiner bei Prozess aktivenvon undVeränderun- er ist anfälliger gesunden Lebensgestaltung im für bestimmte Mit all diesen Themen undbeschäftigt große Herausforderung. sich die Altersheil- be gen. Diesem Alter. Auch Thema widmet sich das Krankheiten, Alterungsprozesse Fachgebiet derdie kunde. besonders Was bedeutet in Stadium In diesem geht es,eine aktive je nach und Erkran- se gehören imzum Geriatrie hohenLeben. MaßeAltundsein höherem hat damit Alter auftreten. eine eigen- kung nichtViele gesunde mehr alleine und primärLebensgestaltung? um die Heilung wa ständige ist keineund große Herausfor-derung. Krankheit, sondern ein dieser Vorgänge einer können Krankheit, heut- sondern Ist das um GlasLinderung Rotwein am von Abend alters- Kö Was bedeutet eine aktive und gesunde Lebensge- typischen Beschwerden, besonderer Lebensabschnitt, in zutage mit naturheilkundlichen mit dem Lebensalter von 60 Unterstützung im täglichen Un staltung? den jederIst das Glas Mensch ganzRotwein allmäh-am Abend mit dem Leben und oder homöopathischen schlussendlich Mitteln aufwärtsum tabu? die soziale Muss Verantwort- ich nun ch Lebensalter von lich hineinwächst. 60 aufwärts tabu? Muss ich nun täg- lichkeit von uns allen. Wer alt und Anwendungen gelindert täglich zwei Stunden Senioren-werden will, darf kein Im lich zwei Stunden Körper und Geist Seniorensport verändernbetreiben oder und zu al- Feigling gar aufgehalten sein und braucht werden. sport Mut. Aber auch betreiben unddas zusoziale allem au lem Übel auf meine geliebte Schokolade verzichten? sich. Das zeigt sich nicht nur in Verständnis um die normalen Übel auf meine geliebtegegen- Umfeld sollte sich stets seiner Verantwortung Scho- ge Seien Sie beruhigt. Lachfalten und grauenUm Verbote Haaren.gehtVeränderungen es bei weitem über des älteren KörpersMenschen koladebewusst sein. Denn dieser verzichten? stä nicht! Natürlich sollten Genussmittel jeglicher Art in Zustandtrifft uns alle – früher oder später. sch für Praxisklinik für biologisch ergänzende Ve Krebs- und Schmerztherapie, zu me Hyperthermie-Zentrum Kö Jah • Allgemeine Immunstärkungstherapie mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ka • Anwendung modernster Therapieverfahren wie Hochtontherapie, Laserblutbestrahlung, vie lokale Tiefenhyperthermie, Ganzkörperhyperthermie, Mistel uvm. Plö wi • Dadurch u.a. 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Unterhaltung Schaumküsse Sie lachte und sagte „Ja, es gibt weiße, braune, schwarze, angedätschte und welche, die ganz sind. Aber eines haben sie alle doch gemeinsam.“ „Was denn, Mama?“ fragte der Junge. „Na, die Füllung. Innen sind sie alle gleich. Und egal, ob sie angedätscht sind oder nicht, sie erfüllen ihren Zweck. Sie schmecken lecker. Probier mal.“ Sie gab ihm einen heilen und einen angedätschten schwarzen Schokokuss. „Und, schmeckt der an- ders?“ fragte sie ihn. „Er war genauso lecker“, grinste der Junge. „Und wie ist das bei den Men- schen?“ wollte er wissen. „Na ganz einfach, uns gibt es auch in vielen Farben, und manche von Heute morgen beim Einkaufen bekam ich ein uns können vielleicht nicht gut laufen oder sehen Gespräch an der Kasse zwischen einer etwa 30- oder sprechen. Aber worauf es wirklich ankommt jährigen Mutter und ihrem geschätzt fünf Jahre ist das, was unter der Hülle steckt, egal welche alten Sohn mit. Der Einkaufswagen von den bei- Farbe sie hat und ob irgendetwas angedätscht den war ziemlich gefüllt, und die Mutter bat ihren ist oder nicht. Was dann bleibt ist das, was uns Sohn, noch eine Packung Klopapier zu holen. wirklich ausmacht. Und wenn du so willst sind wir Der Junge kam zurück und warf schwungvoll eine doch alle gleich, nämlich Menschen!“ große Familienpackung Klopapier auf den Wagen. Als ich dann endlich an der Kasse meinen Einkauf Im letzten Moment konnte die Mutter die Eierpa- bezahlt hatte, sah ich, wie die Mutter des Mäd- ckung auffangen, die, ebenso wie die Spaghetti chens auf die beiden zu ging. Sie hielt ihnen eine und die Mini-Schokoküsse, dem Toilettenpapier- offene Schachtel mit Schaumküssen entgegen. Wurfgeschoss im Wagen Platz machten und nun „Danke“, sagte sie zu der Mutter des Jungen, schwungvoll durch die Luft flogen. „Ich habe gehört, was sie ihrem Sohn sagten.“ Der Junge stand mit großen Augen und offenen Alle vier lachten sich gegenseitig zu und aßen in Mund da und zeigte mit seinem Finger an mir stiller Eintracht die Schokoküsse genüsslich auf. vorbei. „Die ist ja ganz schwarz und kann nicht Wenn es solche Menschen doch nur mehr gäbe, richtig laufen Mama“, sagte der kleine Mann und Menschen die ihren Kindern Liebe, Respekt, Zeit zeigte mit dem Finger auf ein dunkelhäutiges und Nähe geben und nicht Hass und Dumm- und offensichtlich gehbehindertes Mädchen. Mit heit...!!!! hochrotem Kopf brachte die Mutter des Jungen Red. nur ein Wort heraus: „Kinder!“ und zuckte verlegen mit den Schultern. „Schon gut“, sagte die andere Mutter und schob ihr Kind weiter. „Wieso ist die so anders Mama?“ fragte der kleine Mann. Die Mutter ging in die Hocke und nahm die Packung Schokoküsse, die durch den Zusammenstoß mit dem Toilettenpapier etwas ramponiert war, in die Hand. Sie öffnete die Schachtel, und man sah fein aufgereihte weiße, braune und schwarze Mini-Schokoküsse. „Schau mal genau hin“, sagte die Mutter. „Vielleicht ist es mit den Schokoküssen wie mit Menschen, es gibt sie in verschiedenen Farben.“ „Aber vier sind angedätscht.“ Sagte der der kleine Mann. seniorenpost wetzlar 220 15
Aus der digitalen Welt Telemedizin für Wetzlarer Bürger Die Begriffe Online-Sprechstun- de, elektronische Patientenakte oder elektronische Gesundheits- karte haben Sie bestimmt schon einmal gehört und sich gefragt, was das ist und wie dies im All- tag nützlich sein kann? Das Kompetenzzentrum für Te- lemedizin und E-Health (Elektro- nische Gesundheit) bietet daher nun interessierten Bürgern jeder Altersstufe die Möglichkeit sich zu informieren und beraten zu lassen. Dabei können, nach einer kurzen Erläuterung, Fragen zur Datensicherheit genauso ge- Das Bild zeig v.l.n.r. das Team: Dunja Boch, Vivienne Mekhzoum, stellt werden, wie Fragen nach Armin Häuser, Susanne Tran und Sven Rolka technischen Innovationen. Die kostenfreie Teilnahme findet in Zeiten der Corona-Pandemie online statt und kann von jedem internetfähigen PC durchgeführt werden. Der PC sollte nur über eine Tonausgabe und ein Mikrophon verfügen. Ein einfaches Headset ist selbstverständlich auch ausreichend. Wenn Sie an einer Beratung teilnehmen wollen, wissen wollen wie eine Videosprechstunde funktio- niert oder eine andere Frage haben, dann senden Sie eine Mail an die Mail-Adresse: info@ehealth- zentrum.de oder rufen sie die Telefonnr. 0641 309 6633 an. Dann bekommen Sie von uns Ihren Informationstermin und eine kurze Erläuterung des Ablaufes. Probieren Sie die digitale Welt aus. Das ganze Projekt wird durch das Land Hessen gefördert und von der Technischen Hochschule Mittelhessen sowie der Justus-Liebig-Universität Gießen begleitet. Werbung Physiotherapie Steinbach • Triggerpunktbehandlung • Faszientechnik Angelika Steinbach Steinbühlstraße 17, 35578 Wetzlar Tel.: 06441-805718, Email: steinbach-physiotherapie@online.de www.steinbach-physiotherapie.de 16 seniorenpost wetzlar 220
Aus der digitalen Welt Wie nutzen Senioren digitale Technologien Studie Bitkom Berlin Der Digitalverband Bitkom (Bundesverband Infor- bei der Beliebtheit von Online-Diensten macht mationswirtschaft, Telekommunikation und neue die Videotelefonie: Vier von zehn Onlinern ab 65 Medien e. V. Bitkom) hat im Januar und Juli 2020 Jahren, entspricht 40 %, nutzen es mittlerweile. eine Studie unter mehr als 1.000 Senioren über 65 Anfang des Jahres waren es erst drei von zehn: Jahren durchgeführt. Die Corona Pandemie hat 31 %. Fast jeder dritte der befragten Senioren - 34 ein wenig dazu beigetragen, das Interesse der Se- % - ist auch in sozialen Netzwerken unterwegs. nioren zum Thema „Digitalisierung“ zu erhöhen. Die beliebteste Plattform unter den Social-Me- Nach dieser Studie gaben im Juli sieben von dia-Nutzern ab 65 Jahren ist dabei mit Abstand zehn Personen ab 65 Jahren, (69 %) an, dass Facebook: 57 % von ihnen sind dort aktiv, das sie die Digitalisierung als Chance sehen – ein entspricht 9 % aller Senioren in Deutschland. Zuwachs von 5 %punkten im Vergleich zum Jah- resanfang, denn da waren es erst 64 %. „Auch wenn das Internet unter älteren Menschen Eher eine Gefahr in der Digitalisierung sehen kaum zusätzliche Fans gewonnen hat: Wer sich derzeit drei von zehn der Senioren, das waren einmal in die digitale Welt bewegt hat, möchte 29% % der Befragten¸ im Januar waren es 33%. sie nicht mehr missen“, so Berg. Sechs von zehn Inzwischen zeigt sich fast jeder Zweite- 45 % - älteren Internetnutzern. 62 % können sich ein technologischen Neuerungen gegenüber zumin- Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Und dest aufgeschlossen, zum Jahresanfang sagten fast alle, nämlich 94 % konnten dank des Internets dies 38 %. ihr Wissen erweitern. Drei von vier Menschen - Der Anteil der älteren Internetnutzer hat sich hin- 76 % - hilft das Internet dabei, gedanklich fit zu gegen kaum verändert innerhalb dieses Jahres: bleiben. Stärkeren Kontakt zur eigenen Familie Nach wie vor ist jeder Zweite ab 65 Jahren online: haben durch das Internet mehr als die Hälfte 55 im Juli: 49 %, Januar: 48 %. Zum Vergleich: Im %. Die Nicht-Onliner hingegen vermissen den Jahr 2014 waren es erst 38 %. „Digitale Technolo- Nutzen am Internet. Jeder Zweite, entspricht 52 gien haben sich während der Corona-Pandemie in % meint: Das brauche ich nicht. Ähnlich vielen vielen Bereichen bewährt“, sagt Bitkom-Präsident 49 % fehlen die technischen Möglichkeiten für Achim Berg. „Der Schritt ins digitale Neuland fällt einen Internetzugang und drei von zehn 30 % Senioren aber immer noch schwer – es braucht wollen sich im höheren Alter nicht mehr mit der noch mehr Hilfsangebote.“ Digitalwelt beschäftigen. Viele Nicht-Nutzer wür- Wer das Internet nutzt, war während der Corona- den gerne auf das Internet zugreifen, sie haben Pandemie noch häufiger online oder hat neue aber niemanden, der ihnen das Internet zeigen Dienste ausprobiert. Praktisch alle von diesen könnte. Jeder siebte von ihnen 14 % gibt dies an. Senioren, die das Internet nutzen, schreiben „Wir dürfen nicht zulassen, dass grundsätzlich zumindest ab und zu E-Mails: 96 % und suchen Interessierte der digitalen Welt fernbleiben, weil nach Informationen zu persönlichen Interessen: ihnen die passende Unterstützung fehlt“, so Berg. 93 %. Online-Nachrichten zum aktuellen Ge- „Gerade ältere Menschen brauchen Begleitung schehen lesen 88 %, vor dem Corona-Ausbruch bei den ersten Schritten in die digitale Welt.“ waren es erst 84 %. In Online-Shops kaufen inzwischen 72 % ein, 5 % mehr innerhalb eines Das wichtigste Gerät ist für Senioren der tradi- halben Jahres. Auf Online-Banking setzen 69 % tionelle Tisch-PC. Mehr als jeder Zweite 54 % der älteren Internetnutzer, das sind 3 % mehr als verwendet zumindest hin und wieder einen Desk- im Januar 2020. Auch Video-Streaming wird mehr top-PC, zwei von fünf 42 % nutzen einen Laptop, genutzt: Vier von zehn der älteren Onliner, nämlich jeder Fünfte 20 % einen Tablet-PC. 41 % nutzen 44 %, schauen über das Internet Videos, Filme ein Smartphone, ein Viertel 25 % telefoniert und Serien, ein Anstieg um 4 %, zu Vergleich: aber noch mit einem gewöhnlichen Handy ohne im Januar waren es 40 %. Den größten Sprung Touch-Display oder Apps. Ein Smart-TV kommt seniorenpost wetzlar 220 17
Werbung Aus der digitalen Welt bei drei von zehn 30 % zum Einsatz. Und jeder Neunte 11 % verwendet einen Fitnesstracker. Für Angebote im Bereich digitaler Gesundheits- lösungen wächst die Bereitschaft der Generation 65Plus. Zwei von vier Internetnutzern ab 65 Jah- ren 38 % lassen sich inzwischen Erinnerungen für Arzttermine per SMS oder E-Mail schicken, weitere 53 % können sich dies vorstellen. 37 % vereinbaren solche Termine heute bereits online, zwei von fünf 42 % würden dies künftig tun. Per E-Mail 21 % oder Messenger 19 % kommuni- Sport ist unser Element ziert jeder Fünfte mit seinem Arzt, weitere 48 % bzw. 46 % können sich dies vorstellen. Eine telemedizinische Überwachung nutzen heutzu- tage 6 % der befragten Senioren. Auch digitale Gesundheitsleistungen, die erst in den kommen- den Jahren verfügbar sein werden, stoßen bei älteren Internetnutzern auf großes Interesse. So Unsere Öffnungszeiten: kann sich mehr als jeder Zweite 53 % vorstellen, Montag Dienstag – Freitag 15:00 8:00 – – 22:00 22:00 Uhr Uhr die elektronische Patientenakte zu nutzen, 40 % Samstag Samstag nur Frauen 10:00 8:00 – – 18:00 10:00 Uhr Uhr Weitere Informationen unter das E-Rezept. „Die Digitalisierung im Gesund- Sonntag 9:00 – 18:00 Uhr www.wetzlar.de heitswesen kann die medizinische Versorgung verbessern und die Infektionsgefahr, für die durch Corona besonders gefährdeten älteren Menschen erheblich reduzieren “, so Berg. „Viele Senioren zeigen eine beeindruckende Offenheit gegenüber digitalen Gesundheitslösungen.“ Von der Politik wünschen sich Senioren noch mehr Unterstützung bei Digitalthemen. Sechs von zehn 61 % wollen, dass die Politik das Internet insgesamt sicherer macht. Ähnlich viele 59 % plädieren für mehr Hilfsangebote für Menschen, die nicht mit dem Internet groß geworden sind. 44 % meinen, es sollte dafür gesorgt werden, dass es auch in ländlichen Gebieten ein schnelles und bezahlbares Internet gibt. „Es gehört zu den wich- tigsten Aufgaben der Digitalpolitik, gerade auch älteren Menschen den Zugang zur digitalen Welt zu erleichtern“, so Berg. Das Wetzlarer Seniorenbüro bietet Senioren im Rahmen der zur Verfügung stehenden Res- sourcen und Möglichkeiten Hilfestellungen an, einfacher und leichter den Einstieg in die digitale Welt zu finden. Jutta Schwarz 18 seniorenpost wetzlar 220
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