Der Mensch und das Meer - Greenpeace
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2 Schützen, was wir lieben! Die Geschichte von Greenpeace ist eng mit dem Meer Inhalt verknüpft. Die Liebe zum Meer und die Sorge um die- sen faszinierenden Lebensraum gab Anfang der 1970er 3 Einstimmung Jahre den Anstoß, aktiv zu werden: Greenpeace trug 4 Bedeutung der Meere dazu bei, dass der kommerzielle Walfang sowie die Verklappung von Gift- und radioaktivem Müll verboten 6 Überfischung wurden, und kämpfte erfolgreich für einen Antarktis- 8 Fischereitechnik Schutzvertrag. Viele Jahre und Erfolge später bleibt 10 „Gestohlener“ Fisch noch immer viel zu tun. Zwar ist das Umweltbewusst- sein in Gesellschaft, Politik und Industrie gestiegen, 12 Fischkonsum ebenso jedoch das Verlangen nach Fisch, Erdöl und 14 Aquakultur weiteren Schätzen der Meere. Für kurzfristigen Profit 16 Bodenschätze wird der Lebensraum weiter ausgebeutet. Greenpeace bringt Umweltsünden ans Licht, forscht, dokumentiert, 18 Meeresverschmutzung protestiert und bietet Lösungen an. Ziel ist eine ökolo- 20 Besondere bedrohte Arten gisch nachhaltige Nutzung der Meere und ein Netzwerk 22 Klimawandel und Meer großflächiger Schutzgebiete. Damit die Ozeane und ihre Bewohner ganzheitlich und dauerhaft geschützt wer- 24 Lösungen und Visionen – eine Zusammenfassung den. Da sie nicht für sich selbst eintreten können, brau- chen sie gute Anwälte – wie Greenpeace. Außerdem 26 Chronik Greenpeace- Meeresschutz viele Freunde und Unterstützer – wie dich, wie Sie! Impressum Greenpeace e. V., Hongkongstraße 10, 20457 Hamburg, Tel. 040 / 306 18-0, mail@greenpeace.de, www.greenpeace.de Politische Vertretung Berlin Marienstraße 19 – 20, 10117 Berlin, Tel. 030 / 30 88 99-0 V. i. S. d. P. Dr. Sandra Schöttner Text Nicoline Haas, Dr. Iris Menn, Dr. Sandra Schöttner Redaktion Nicoline Haas Bildredaktion Conny Böttger Gestaltung zimmermann und spiegel Fotos Titel: Gavin Newman; S. 3: Paul Hilton; S. 4/5: Paul Hilton, Will Rose, Dean Baigent-Mercer, Gavin Newman; S. 6/7: Alex Hofford, Christian Aslund, Lizzie Barber (Illustrationen); S. 8/9: Alex Hofford, Morris-Julien (Illustrationen); S. 10/11: Gordon Welters, Pierre Gleizes; S. 12/13: Christoph Piecha, Bente Stachowske; S. 14/15: Marc Conlin/ seatops.com, Paul Hilton; S. 16/17: Steve Morgan; S. 18/19: Sergio Ferraris, Gavin Newman, Fred Dott; S. 20/21: Frank Hormann, Kate Davison, Roger Grace; S. 22/23: Nick Cobbing (2), Roger Grace; S. 24/25: Gavin Newman, Todd Warshaw, Peter Jonas; S. 26: Kate Davison, Pierre Gleizes, Roger Grace, Steve Morgan, David Sims, Denis Sinyakov, Thomas Haentzschel; S. 27: Paul Langrock, Fred Dott; Rücktitel: Bente Stachowske; alle © Greenpeace Litho Gass Medienservice Hamburg Druck Hartung Druck + Medien GmbH, Asbrookdamm 38, 22115 Hamburg Auflage 10.000 Exemplare Zur Deckung unserer Herstellungskosten bitten wir um eine Spende : GLS Bank, BLZ 430 609 67, KTO 33 401; BIC GENODEM1GLS, IBAN DE49 4306 0967 0000 0334 01 Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Stand 2 / 2015
Einstimmung 3 Liebst du das Meer? Je nach Perspektive ganz unterschiedliche Erlebnisse: Als Taucher kann man die Wunder der Meere hautnah erleben – wie hier einen Manta-Rochen im Pazifischen Ozean. Wer liebt es nicht! Diese Weite bis men vom Einssein mit dem Element, vom tionswerkzeug, Sauerstoffgeräten oder zum Horizont, wo Himmel und Wasser Spiel mit den Naturgewalten: Wellen, Strö druckstabilen Tauchbooten. verschmelzen. Dieses unendliche mung und Wind. Wir sind am, im und auf dem Meer nur Blau oder auch Türkis oder Blaugrau, Taucher sagen, so glücklich und frei wie Gäste. Doch wir zeigen wenig Respekt. mal wellig, mal bügelglatt. Und das unter Wasser fühlen sie sich nirgendwo Wir plündern die Ozeane, fangen mehr Glitzern bei Sonnenschein: so wie tan- sonst. Unter der Meeresoberfläche erwar- Fisch, Krebse und Muscheln, als natürlich zende Diamanten. tet sie eine fremde Welt, die der an Land nachwachsen können. Mit modernster in Schönheit und Vielfalt in nichts nach‑ Technik bewaffnet, lassen wir den Wenn wir aufs Wasser schauen und uns steht. Mit Fischen in allen Formen, Farben Meeresbewohnern keine Chance, nicht eine frische Brise um die Nase weht, be‑ und Größen, mit feingliedrigen Garnelen einmal den großen, kraftvollen Walen kommen wir den Kopf frei. Das Meer wirkt und springenden Delfinen, mit gespens und Haien. Wir verw üsten den Meeres‑ beruhigend und aufputschend zugleich. tischen Rochen, zehnarmigen Kalmaren, boden mit tonnenschweren Grundschlepp‑ Für den Urlaub gilt: Ob Nordseeküste oder großmauligen Haien und pelzigen Robben, netzen, wir werfen unseren Müll ins Südseeinsel – Hauptsache Sonne, Strand mit feurigen Quallen und bunten Korallen. Wasser, leiten giftige Abwässer ein. und Meer. Strände sind unsere liebsten Noch kennen wir nur einen Bruchteil des Wir fördern Sand und Kies und Metalle, Spielplätze. Wir faulenzen in Strandkörben Lebensraums Meer. Denn die Tiefsee, die bohren tief nach Erdgas und Öl und oder auf sandigen Handtüchern, wir dösen über 70 Prozent des Ozeanvolumens ein nehmen katastrophale Unfälle in Kauf. in der Sonne und entspannen zu Meeres‑ nimmt, ist noch kaum erforscht. Wir verkehren mit Millionen Schiffen, rauschen und Möwengeschrei. Wir wan- Bei Sturm und Seebeben zeigt das Meer wir schütten künstliche Inseln auf, wir dern barfuß an der Wasserkante entlang, seine unbändige Kraft, und in seinen erschüttern das Meer mit militärischen halten gebückt nach Strandgut Ausschau. Tiefen zerquetscht es alles, was dem Was Sonaren und Schallwellen für seismische Wir buddeln im Sand, spielen Boule oder serdruck nicht standhält. Das Meer ist Tests – kurzum: Wir machen wahnsinnig Beach-Volleyball. Oder wir hüpfen ins mächtig. Als Landlebewesen sind wir viel Dreck, Lärm und noch mehr kaputt. Wasser und lassen uns mal treiben. Menschen abhängig von aufwendiger Segler, Surfer und Kite-Boarder schwär‑ Technik, von stabilen Schiffen, Naviga- Warum zerstören wir, was wir lieben?
4 Bedeutung der Meere Quelle des Lebens, Lebensra Ozeane sind mit Abstand die größten und neben den Wäldern die bedeutsams- ten Regionen der Erde. Wir brauchen lebendige Ozeane im Gleichgewicht, ohne sie können wir nicht existieren. Das Leben auf der Erde entstand im Meer. Nach der Theorie renommierter Forscher entwickelten sich in der „Ursuppe“ vor etwa 3,5 Milliarden Jahren aus toter Mate- rie die ersten lebendigen Zellen und vor gut 1,2 Milliarden Jahren die ersten Viel- zeller. Vor schätzungsweise 460 Millionen Jahren dann wagten sich die ersten Pflan- zen an Land, 30 Millionen Jahre später die ersten Tiere. Zahlen, die unvorstellbar sind. Das Leben, die Evolution sind ein einziges Wunder. Heute beherbergen die Ozeane ähnlich Unterwasserwelten wie dieses Korallenriff vor Indonesien stehen auf dem Spiel, wenn wir unsere Ozeane nicht sc wie die tropischen Regenwälder eine über wältigende Artenvielfalt. Über 250.000 verschiedene Meeresbewohner sind be- kannt.1 Mit Sicherheit werden künftig noch viele weitere Lebewesen entdeckt, vor allem in der Tiefsee. Wasser ist Leben Oberflächlich betrachtet, sind rund 70 Prozent der Erde von Ozeanen bedeckt. Rechnet man ihr Volumen bei durch‑ schnittlich 3.000 Metern Meerestiefe mit ein, stellen sie über 90 Prozent des ge samten Lebensraumes auf unserem Pla neten. Man unterscheidet fünf große Ozeane, die jeweils kleinere „Nebenmeere“ einschließen: den Atlantischen Ozean (Nebenmeere sind unter anderen die Nord Tiefsee-Eidechsenfische leben am Meeresboden in 600–3500 m Tiefe. Wie ein Unterwasser-Kronleuc see, Ostsee und das Mittelmeer), den Pazifischen, Indischen, Arktischen und Antarktischen Ozean. Für alle an Land Lebensraum voller Kontraste auch auf Bauteilen einer Tiefsee-Ölplatt‑ lebenden Arten sind die Ozeane Lebens‑ Die meisten Pflanzen und Tiere im Meer form – lastet ein Gewicht von 100 Kilo elixier: Das pflanzliche Plankton in den brauchen Sonnenlicht und leben deshalb pro Quadratzentimeter. Selbst unter solch Meeren produziert durch Photosynthese in den oberen Wasserschichten. Mit zu- extremen Bedingungen existiert noch rund drei Viertel des Sauerstoffs, den wir nehmender Tiefe nimmt das Licht ab, und vielfältiges Leben. Gewusst, wie: Unter atmen. Die mikroskopisch kleinen Algen der Druck steigt. In 1.000 Metern Tiefe dem Motto „Not macht erfinderisch“ sind zudem die Nahrungsgrundlage für ist es stockdunkel, und der Druck der liefert der Tiefsee-Anglerfisch ein gutes alles Leben im Meer. Sie stehen am An Wassersäule beträgt 100 bar. Das heißt, Beispiel. Da er potenzielle Beutetiere nicht fang der Nahrungskette. auf dem Körper eines Lebewesens – oder sehen kann, lockt er sie mit einem Trick
5 um und Lebenselixier Wind, Stürme und Regenwolken entstehen oft über dem Meer. lichkeiten, zum Beispiel weichen Sand Der Golfstrom, zum Eingraben, Felsspalten, Seegraswie‑ Europas „Zentralheizung“ sen, Seetang- oder Mangrovenwälder. Einer der großen Meeresströme prägt das Sie bieten den Jungtieren Schutz, bis sie milde Klima in Deutschland und Mittel‑ chützen. groß genug sind, um ins offene Meer zu europa: der Golfstrom. Im Golf von Mexi‑ schwimmen. ko, wo es ganzjährig warm ist, erwärmt sich das Meerwasser und dehnt sich aus. Ozeane regulieren das Klima Es strömt aus dem Golf in Richtung Nor- Wasser hat die Fähigkeit, große Wärme‑ den, dann östlich durch den Atlantik und mengen aufzunehmen und nur langsam an der europäischen Küste vorbei bis in und gleichmäßig wieder abzugeben. So die Arktis. Unterwegs erwärmt das war- gleichen die Weltmeere extreme Tempera‑ me Wasser die Luft über dem Meer, und turschwankungen auf der Erde aus. Von Winde blasen diese Luft nach Europa. So der Sonnenenergie, die Tag für Tag unse- wirkt der Golfstrom wie eine gigantische ren Planeten erreicht, nehmen die Ozeane Heizung. doppelt so viel auf wie Land oder Luft. Hamburg liegt auf demselben Breitengrad Je nach Intensität und Dauer der Sonnen‑ wie Labrador in Kanada. Dort aber klet- einstrahlung und je nachdem, wie viel tern die Temperaturen selbst im Sommer Süßwasser die Flüsse ins Meer transpor‑ selten über zehn Grad Celsius. Auch dies tieren, variieren die Temperatur und der liegt an einem Meeresstrom, am Labrador‑ Salzgehalt bestimmter Regionen der Welt strom: Er kommt aus dem eiskalten Nord- hter erscheint diese Salpe. meere. Temperatur und Salzgehalt wieder‑ polarmeer, zieht südwärts an der kana- um bestimmen die Dichte des Wassers. dischen Küste vorbei und sorgt dort für Kaltes salziges Wasser besitzt eine hohe kühle Luft und Winde. an: Oberhalb seines Mauls sitzt eine Art Dichte, es ist also vergleichsweise schwer Angel mit einem Leuchtorgan aus biolumi- und sinkt in die Tiefe ab. Warmes Wasser Wetterküche Meer neszenten Bakterien. Angezogen von dem ist leichter und bleibt an der Oberfläche. Wind und Stürme entstehen häufig über seltsamen Licht in der Finsternis, kommt So entstehen starke Umwälzungen und dem Meer. Ebenso Niederschläge: Die Sonne der eine oder andere Tiefseebewohner an- Strömungen im Meer. Wie gigantische lässt Meerwasser verdunsten. Dabei steigt geschwommen und … „schnapp!“. Fließbänder lassen sie warme und kalte es als Wasserdampf auf und bildet Wol- Flache Küstenbereiche sind die Kinder- Wassermassen ständig rund um die Erde ken, aus denen schließlich Regen zurück stube vieler Meerestiere. Hier gibt es je kreisen und beeinflussen das Klima auf auf die Erde fällt. Da Meersalz nicht mit- nach Umgebung vielseitige Versteckmög‑ allen Kontinenten. verdunsten kann, ist Regen niemals salzig.
6 Überfischung Weniger wäre mehr Stummes Leiden im Netz Es wird weltweit zu viel Fisch gefan- Überfischung auf Rekordhoch gen. Wissenschaftler warnen, dass 2012 wurden nach aktuellen Berichten der bis 2048 alle Speisefischarten kommer- Welternährungsorganisation (FAO) ziell erschöpft sein könnten – wenn weltweit rund 80 Millionen Tonnen Fisch sich nicht umgehend etwas ändert. 2 aus den Meeren geholt. Für viele Millionen Menschen, die vom Die Überfischung ist auf einem Rekord‑ Fischfang leben oder Fisch als Grund- hoch: rund 61 Prozent der Speisefischbe‑ nahrung benötigen, brechen hungri- stände sind bis an die Grenze genutzt, fast ge Zeiten an. 29 Prozent sind überfischt oder erschöpft3 Immer wieder protestieren Greenpeace-Aktivisten gegen – das heißt, es wird mehr gefangen, als 2004 in der Ostsee vor Bornholm, wo Fischtrawler Jagd Seit 1960 hat sich die Weltbevölkerung durch die natürliche Vermehrung mehr als verdoppelt und gleichzeitig nachwachsen kann. mehr Appetit auf Fisch entwickelt. So ist In den europäischen Meeren ist die Situ- schon Scholle und Kabeljau überholt und es uns innerhalb weniger Jahrzehnte ation ebenso dramatisch: 63 Prozent der steht derzeit an Nr. 6 der meistverzehrten gelungen, unsere Ozeane bis an die Speisefischbestände im Atlantik und Arten.5 Grenzen auszubeuten. 82 Prozent im Mittelmeer sind überfischt.4 Um unser aller Appetit auf Fisch, Garnelen Ein Wunder, dass die Fischtheken und Versagen der Politik und Muscheln zu stillen, gehen täglich Kühltruhen in unseren Supermärkten Gesetzliche Fangquoten liegen oft weit Millionen Boote auf Fang, von der kleinen noch prall gefüllt sind. Dazu muss man über den Empfehlungen von Wissenschaft- Piroge über den durchschnittlichen Kutter wissen, dass zum Beispiel in Deutschland lern, die weltweite Anzahl der Fangflotten bis zum XXL-Trawler mit integrierter Fisch fast 90 Prozent der Ware aus entfernten ist zweimal größer, als die Fischbestände fabrik. Industrielle Fischereiflotten sind Meeresregionen und Ländern importiert vertragen können, und zerstörerische das Hauptproblem: Auf ihren Raubzügen wird und rund die Hälfte davon aus Fangmethoden werden nicht verboten. orten sie große Schwärme per Echolot, Aquakultur stammt, Tendenz steigend.3, 5 Zudem sind Fischereikontrollen auf See Radar oder Hubschrauber, und mit kilo Beliebt ist unter anderem Pangasius: Der und in den Häfen zu selten und die Stra- meterlangen Leinen und gigantischen Süßwasserfisch aus Vietnam ist in der fen bei Vergehen zu gering. So unterstützt Netzen fangen sie in kurzer Zeit riesige Aquakultur anspruchslos, wächst schnell die Politik das kurzsichtige Verhalten Mengen. So wie der weltgrößte Thunfisch‑ und frisst fast alles, sogar Bananen. vieler Fischer und der Fischindustrie. fänger „Albatun Tres“ aus Spanien, der auf Nachdem er vor rund zehn Jahren Kurzfristiger Profit steht vor langfristiger nur einer Fischreise bis zu 3.000 Tonnen erstmals auf der Fischmesse in Bremen Nutzung. Auch im internationalen Fische- Fisch erbeuten und lagern kann. präsentiert wurde, hat er hierzulande reimanagement ist das Thema Nachhaltig‑
7 Fischers Fritze fischte, überfischte, fischt bald nichts mehr? Bedrohte Arten europäischer Meere Kabeljau: Einst nannte man ihn „Brot- fisch“, da er so zahlreich vorhanden war. In der Nordsee ist der Kabeljau heute stark überfischt. Europäischer Aal: Nach der „Roten Liste“ der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist der Aal stark gefährdet. Eine Ur- sache ist der massive Fang von Jung- tieren, sogenannten Glasaalen. Rotbarsch: 15 Jahre alt muss ein Rot- barsch werden, bevor er Nachwuchs kriegen kann. Da viele Tiere vorher gefangen werden, sind die Bestände dramatisch geschrumpft. Blauflossen-Thunfisch: Er ist ein Opfer des Sushi-Trends. Im Mittelmeer schwimmen 80 Prozent weniger erwachsene Blauflossen-Thunfische als noch vor 25 Jahren.7 Überfischung und für mehr Meeresschutzgebiete – so auf den stark überfischten Dorsch machen. keit noch immer die Ausnahme. Und in vielen Regionen der Hohen See, außer- Diese Jobs werden zunächst nicht alle zu Meer holen, wenn wir es nachhaltig täten. halb der 200-Seemeilen-Zonen vor den halten sein, wenn wir in Zukunft verant- Wichtig ist die langfristige Sicherung Küsten, fehlt ein umfassendes Fischerei- wortungsvoller mit der Ressource Fisch des Nahrungsmittels Fisch, vor allem für management ganz. Seit die Küstenmeere umgehen wollen. Menschen, die es als Grundnahrung be- leergefischt sind, ist die Hohe See immer Doch später kann die Zahl der Arbeits- nötigen. Das ist in erster Linie die Küsten- häufiger das Ziel von Fischtrawlern. plätze in der Fischerei wieder steigen, bevölkerung ärmerer Länder, zum Beispiel denn wir könnten mehr Fisch aus dem Westafrikas. Fischer, ein Beruf mit Zukunft? Zehn bis zwölf Prozent der Weltbevölke‑ Lösungen: Die Politik muss für ein ökologisch nachhaltiges und sozial gerechtes rung leben von der Fischerei und Aqua- Fischereimanagement sorgen. Fangquoten müssen wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen, die kultur, schätzt die FAO.3 In Deutschland Größe der Fischereiflotte muss dieser Menge angepasst werden, und zerstörerische Fangmethoden sind ca. 44.000 Menschen in der Fisch‑ gehören untersagt. Die Europäische Union hat die Chance zum Kurswechsel. Seit 2014 ist die Reform branche beschäftigt.5 Neben Fischern sind der „Gemeinsamen Fischereipolitik“ in Kraft, für die Greenpeace konkrete Vorschläge eingereicht hat. das Mitarbeiter von Aquakulturen und Die Reform muss ausnahmslos umgesetzt werden. Verarbeitungsbetrieben, Beschäftigte im Greenpeace engagiert sich weltweit in allen relevanten Gremien für eine nachhaltige Fischerei, außer- Einzelhandel, in der Gastronomie und in dem mit kreativen Protesten: zum Beispiel 2010 mit einer 25 Meter langen Fischtrawler-Attrappe vor der Verwaltung. dem Sitz des EU-Parlaments.
8 Fischereitechnik Fangmethoden im Vergleich Viele Fangmethoden sind unkontrol- liert und verschwenderisch, und Grundschleppnetze erinnern an den berühmten Elefanten im Porzellan- laden. Für eine effektive, aber nachhal- tige Fischerei müssen neue intelligente Techniken und Geräte entwickelt werden, die selektiv arbeiten, Beifang vermeiden und die Meeresumwelt heil lassen. Pelagisches Schleppnetz: Das pelagische Schleppnetz (Pelagial = Freiwasser) wird von einem oder zwei Trawlern gezogen. Seine Trichterform mündet in einen Sammelsack, Schwimmkugeln und Scherbretter halten das Netz offen. Die Ma- schengröße wird auf die jeweilige Zielart abge- stimmt und enthält „Fluchtöffnungen“. Beifang bleibt trotzdem nicht aus, besonders bei den Stellnetz/Kiemennetz: Die Netzmaschen Fangkorb: Mit Käfigen oder Körben am XXL-Netzen: Die größten Netze haben eine Öffnung von Stellnetzen sind so beschaffen, dass viele Meeresgrund, in denen ein Köder lockt, werden von circa 20.000 m2, sind bis zu 1.500 Meter lang Fische mit den Kiemendeckeln hängen bleiben. zum Beispiel Langusten, Hummer und Taschen- und können dem Meer bei einem einzigen Fischzug Im Prinzip eine selektive Fangmethode, doch leider krebse gefangen. Die Methode ist treffsicher. 500 Tonnen Fisch entreißen: meist Schwarmfische verfangen sich auch größere Tiere wie Kleinwale, Geht doch mal ein Tier in die Falle, das vom wie Hering, Makrele und Sardine, die sich per Seevögel und Schildkröten. Wo diese gefährdet Fischer nicht erwünscht war, kann es meistens Echolot oder Radar orten lassen. sind, sollten keine Stellnetze stehen. unversehrt befreit werden.
9 Langleine: An einer bis zu 100 Kilometer lan- gen Leine hängen tausende Köderhaken. Kost- bare Arten wie Thunfisch, Schwertfisch und Hai sollen so erbeutet werden. Vorteil für den Fischer: Das Tier wird nicht – wie in vollen Netzen – ge- quetscht und verunstaltet. Nachteil für die Meeres- umwelt: In einen glitzernden Köder beißt jeder gern, auch Meeressäuger und Seevögel. Bis sie nach Tagen befreit werden, sind sie ertrunken. Grundschleppnetz, Baumkurre: Auf der Jagd nach Tieren am Meeresboden nutzen die Fischer Schleppnetze mit schwerem Eisengeschirr. Das Gewicht drückt das Netz zu Boden, Scherbretter oder bei Baumkurren eine Querstange mit Kufen halten es im Fahrtsog geöffnet. Im Gefolge eines Fangschiffs werden so Shrimps oder Plattfische aufgescheucht und erbeutet. Doch die Netze Rute & Leine: Der Fischfang per Rute und Ringwade: Ein ringförmiges Netz wird um einen erwischen auch alles andere, das am Boden Leine ist sehr selektiv, da der Angler permanent die Fischschwarm gelegt und per Schnürleine zugezo- schwimmt, krabbelt oder wächst, und hinterlas- Kontrolle behält. Die Methode wird zum Beispiel gen. Ringwaden erzeugen wenig Beifang – deutlich sen eine Spur der Verwüstung. Die Beifangrate beim Thunfisch-Fang eingesetzt. Auf einem Boot mehr in Kombination mit schwimmenden Plattformen, ist enorm, etwa bei der Krabbenfischerei: Pro Kilo können mehrere Angler gemeinsam arbeiten. Auch Fischsammlern (Fish Aggregation Device; FAD): Krabben werden bis zu acht Kilo zu kleine Krab- mit Handleinen, einer Angelschnur mit beködertem Thunfische, aber auch Schildkröten und Haie suchen ben und andere Tiere mitgefangen und verletzt Haken, werden gezielt Fische erbeutet. darunter Schutz. Sie alle landen in der Ringwade. oder tot zurück ins Meer geworfen.
10 „Gestohlener“ Fisch Fremdfischen vor Afrika Der Strandhafen von Joal im westafrikanischen Senegal. Hier landen die einheimischen Fischer mit Pirogen ihren Fang an – 2011, wie schon vor Jahrzehnten. Den großen Hightech-Trawlern aus dem Ausland sind sie um ein Vielfaches unterlegen. Wenn die heimischen Gewässer nicht gründe oft mit zerstörerischen Methoden. nischen und europäischen Fischereiunter‑ mehr genug Beute hergeben, müssen Und beim Verkauf einer Fischereilizenz nehmen. Dadurch fahren zum Beispiel Fischer entweder das Handtuch wer- erhalten die afrikanischen Staaten keinen spanische Trawler unter afrikanischer fen – oder in der Fremde fischen. angemessenen Gegenwert für ihren Fisch. Flagge. So sind offiziell weniger EU-Trawler Meist wird der Fang nicht mal in Afrika unterwegs und verfälschen die Statistiken. Viele Fangflotten der EU haben den aus- weiterverarbeitet, was immerhin ein paar 2010 hat Greenpeace ein Büro im Senegal gebeuteten heimischen Gewässern den Arbeitsplätze schaffen und dem Land eröffnet. Zentrale Arbeitsziele sind der Rücken gekehrt und fischen jetzt zum Bei- durch den Export der Ware einen höheren Meeresschutz und eine nachhaltige, sozial spiel vor der Küste Westafrikas. Damit Gewinn bescheren würde. Auch in den gerechte Fischerei für Westafrika, da die wandert das Problem der Überfischung Abkommen vereinbarte „Entwicklungs‑ Nahrungssicherheit der Bevölkerung auf allmählich von Nord nach Süd – mit dem maßnahmen“ wie die Instandsetzung von dem Spiel steht. Unterschied, dass die Menschen Westafri‑ Häfen in den kleinen Fischerdörfern Ähnliche Missstände gibt es in anderen kas Fisch als Grundnahrung benötigen. werden offenbar nicht umgesetzt. Die Teilen der Welt, so im Pazifik: Hier fangen afrikanische Küstenbevölkerung hat also Supertrawler aus Korea und Taiwan den Afrika „ernährt“ Europa fast nichts vom Ausverkauf ihrer Speise- Einwohnern der pazifischen Inselstaaten Das Fischen außerhalb Europas ist für die kammer. Ein Problem sind auch direkte die Nahrung weg, zum Beispiel Thun‑ EU-Flotten legal, soweit Fischereiabkom‑ Abkommen zwischen privaten afrika- fisch. men bestehen. Derzeit bestehen 17 Ab- kommen zwischen der EU und außer- europäischen Staaten, sieben davon mit Lösungen: Die afrikanischen Staaten müssen für eine ökologisch nachhaltige Fischerei westafrikanischen Staaten. Diese sind in ihren Gewässern sorgen, von der die eigenen Fischer und Bevölkerung profitieren. Ebenso muss die weder ökologisch nachhaltig noch fair. EU zunächst ihre eigenen Fischbestände in Ordnung bringen, bevor ihre Flotten in fremden Meeren Die großen Trawler plündern die Fisch- plündern. Und wenn, müssen die entsprechenden Fischerei-Abkommen nachhaltig und fair sein.
11 inneren. Da ich weniger fange, muss ich Märkte suchen, die mir einen höheren Preis zahlen. Ich muss ja auch noch die Fischer, die auf meinen Booten arbeiten, bezahlen. Sie sind arm und hängen von mir ab. Einen noch höheren Fisch- preis auf dem Markt kann sich dann aber die ein- fache senegalesische Bevölkerung nicht mehr leisten … Wie ist die Fischerei geregelt? Um in anderen Ländern wie Mauretanien, Guinea, Guinea-Bissau oder Ghana zu fischen, brauchen Mamadou Diop Thioune (63) ist wir eine Lizenz und müssen diese bezahlen. Im Fischer aus Rufisque nahe Dakar im Senegal. Senegal gibt es so etwas nicht. Hier kann jeder Er gehört zur ethnischen Gruppe der „Lébou“, auch fischen, wie er will. Eigentlich unvorstellbar, wir „Menschen des Meeres“ genannt. Er betreibt die haben rund 800 Kilometer Küste, fast 200 Häfen, traditionelle Fischerei mit Pirogen, besitzt zwei 25-Meter-Boote und gibt 35 Männern Arbeit. Vor aber nahezu keine Regulierung in der Fischerei, kein Management! Jede Piroge hat eine Nummer – Illegale Mauretanien fischen sie mit Grundlangleinen Doraden, vor der eigenen Küste mit Ringwaden zum Beispiel Sardinen und Makrelen. Thioune das war’s! Das ist ein großes Problem, das die Regierung un- Fischerei bedingt lösen muss. Es gibt offenbar keinen poli- und sein Team leben allein vom Fischfang – doch tischen Willen dafür. Und dann vergibt die Regie- Wie in jeder Branche gibt es auch unter es wird immer schwerer. rung auch noch Lizenzen an Schiffe mit fremder den Fischern Kriminelle. Bis zu 20 Pro- Flagge. So führt sie die Bevölkerung sehenden zent aller Fänge sind nicht rechtmäßig.8 Mamadou, inwieweit beeinflussen die fremden Auges in die Armut. Die Politik muss dringend über Sie tragen zur weltweiten Überfischung Flotten deine Arbeit und dein Leben? den Zustand der Fischbestände informieren. Wir bei und machen jedes Bemühen um Es ist eine Katastrophe! Die Fischbestände neh- wollen auch bezahlen für Fischereilizenzen, denn eine nachhaltige Fischerei zunichte. men ab, und wir lokalen Fischer haben immer nur dann haben wir auch was zu sagen. Wir wollen Offiziell spricht man von „IUU“. Illegal: weniger in den Netzen. Vor zehn Jahren habe ich Regulierungen, Kontrollen und Sanktionen. Der Fischer missachtet Grenzen und pro Tag fünf Tonnen Fisch mit einer Piroge fangen legale Vereinbarungen. Unreguliert: Was tut ihr, um eure Ziele zu erreichen? können. Wir hatten sogar eine Piroge, die nur zum Das Fangschiff fährt unter einer Flagge Ich bin Vertreter einer nationalen Organisation von Transport zwischen See und Küste unterwegs war. von Ländern, die nicht Teil eines Fische- handwerklichen Fischern. Wir sagen unsere Mei- Wir fischen heute pro Piroge und Tag vielleicht reiabkommens in der betreffenden nung offen und laut und bringen uns ein, wo es geht. 1,5 Tonnen und haben Angst, bald nichts mehr zu Region sind. Undokumentiert: Die an- Die offiziellen Fischer-Organisationen vertreten fangen. gelandeten Fänge werden nicht do- unsere Interessen weniger. Da gibt es zu viele Ver- kumentiert und können so nicht auf An wen verkaufst du deinen Fisch? knüpfungen zur Industrie und Regierung. Diese Fangquoten angerechnet werden. An Verarbeitungsfabriken, die den Fisch exportie- sollte mit der echten Basis, mit uns lokalen Fi- Greenpeace hat schon zahlreiche ren, an den lokalen Markt und Märkte im Landes- schern zusammenarbeiten. (Interview von 2011) Firmen und Schiffe ausfindig gemacht, die in illegale Fischerei verwickelt sind, und führt eine Online-Datenbank: www.blacklist.greenpeace.org Auf politischer Ebene hat sich Green- peace für ein rechtlich bindendes Ab- kommen durch die Welternährungs- organisation FAO starkgemacht: Das „Port State Agreement“ verpflichtet Hafenstaaten zu einem Mindeststan- dard an Kontrolle von Fischereischiffen in ihren Häfen. Dazu zählen Schiffsins- pektionen durch geschultes Personal sowie ein Datenaustausch zwischen Flaggenstaat und Hafenstaat über die angelandete Fangmenge. Das Abkom- men ist derzeit von 27 Hafenstaaten unterzeichnet, jedoch nur von elf Staa- ten ratifiziert. Mindestens 25 müssen es ratifizieren, dann erst tritt es in Kraft. Auch Kontrollen auf See müs- sen intensiviert und die Strafverfolgung Greenpeace-Aktivisten markieren einen Piratenfischer bei den Kanarischen Inseln, 2006. verschärft werden.
12 Fischkonsum Feinkost statt Fast Food Jeder gedankenlose Fischesser leis- unser aller Fischhunger überhaupt nicht. tet seinen Beitrag zum Ausverkauf der Seit 1960 hat sich die Bevölkerung auf Meere. Wenn wir Fisch als Kostbar- der Erde mehr als verdoppelt – auf etwa keit wertschätzen, bewusst auswäh- Deutsche mögen’s tiefgekühlt sieben Milliarden Menschen – und dabei len und nur selten genießen, dann Unsere bevorzugten Fischprodukte cha‑ ihren Pro-Kopf-Konsum an Fisch um acht könnte es für uns alle auch morgen rakterisieren unsere Wertschätzung für Kilo gesteigert: Der Weltdurchschnitt noch Fisch geben. Fisch: Unter den hierzulande konsumier‑ liegt aktuell bei 19,7 Kilogramm im Jahr. ten Meerestieren sind nur acht Prozent Zwischen den Nationen gibt es allerdings Schon im Mittelalter transportierte man Frischfisch, 27 Prozent sind in Dosen große Unterschiede: Mit Abstand am Fisch von A nach B, solange er getrocknet, gepresst, und 30 Prozent stammen aus der meisten Fisch essen die Isländer: Jeder geräuchert oder gesalzen war, vor allem Tiefkühltruhe: „Schlemmerfilets“, Fisch‑ im Schnitt 90 Kilo pro Jahr. Auch die fässerweise salzigen Hering. Trotzdem, stäbchen et cetera.5 Wer erkennt in einem Norweger sind mit über 70 Kilo pro nur an Küsten und bei Insulanern spielte panierten Rechteck noch das Tier, das Nase/Jahr fischbegeistert; die Tschechen, Fisch auf dem Speiseplan eine Rolle. sein Leben gab? Und wer schmeckt unter Ungarn und Slowaken mit unter zehn Seit verderbliche Ware eisgekühlt um den der dicken Kruste noch den Fisch heraus? Kilo weniger.5 Erdball reist, bekommt man selbst frisches Wir Deutschen verzehren jährlich durch- Seafood (nicht fangfrisch, aber unver- Gesund für uns, nicht für schnittlich 13,7 Kilogramm Fisch, das arbeitet) jederzeit und überall – und die die Meere macht 270 Gramm pro Woche und ent- Meere werden zunehmend geplündert. Fisch pur ist gesund. Er hat wenig Choles- spricht ungefähr einer tellergroßen Scholle Die Globalisierung fördert zum Teil eine terin, dafür viel Eiweiß und Vitamine wie oder drei Stück Matjesfilet oder auch neun „verkehrte Welt“: So wird in einem Luxus- A, B, D und K. Außerdem enthält er Mine- Fischstäbchen. hotel im südafrikanischen Busch norwe- ralien wie Kalzium, Kupfer, Jod, Eisen, gischer Lachs serviert – als Prestigeobjekt. Zink und Selen, und in fetten Arten wie Fischressourcen fair verteilen Und in einem Imbiss im Fischereihafen Makrele und Hering finden sich Omega-3- Nach Schätzungen der UN werden im Jahr von Bremerhaven bekommt man Panga- Fettsäuren – essenzielle Stoffe für den 2050 über neun Milliarden Menschen sius, einen Süßwasserfisch aus Vietnam. Menschen. Doch den Meeren bekommt auf der Erde leben. Ohne Fisch kann die Menschheit nicht ernährt werden – daher kommt es auf eine gerechte Verteilung an. Lösungen: Die Fischereikrise lässt sich nicht nur politisch lösen: Fischer, Fischverarbei- Für uns westliche Industrienationen ist tungsbetriebe, Lebensmittelhandel, Gastronomie und nicht zuletzt jeder Fischesser – alle tragen Verant- Fisch eher ein Genuss- denn ein notwen‑ wortung. Greenpeace arbeitet intensiv mit dem Lebensmittelhandel zusammen und hat einiges erreicht: diges Lebensmittel. Wir haben genug Al‑ Bisher zwölf deutsche Unternehmen haben eine transparente, nachhaltige Einkaufspolitik für Fisch er- ternativen. Dagegen ist die Küstenbevölke‑ stellt und veröffentlicht. Nun ist die konsequente Umsetzung gefordert. rung vieler ärmerer Länder, zum Beispiel
13 r Deutschen Die F isch-Hitliste de ,3 %) 1. Alaska- Seela chs (22 2. La ch s (17 ,1 %) 3. Herin g (16 ,2 %) en (13 ,0 %) 4. Thun fisch, Bonit 5. Forellen (5 ,1 %) Quelle: 5 „Scholle satt“ – das waren noch Zeiten … Eine Notiz der Autorin „Ich weiß noch, vor ungefähr 15 Jahren saß ich mit einem Freund in einem Hafenlokal in Tönning an der Nordsee. Nach einem langen Strandtag hatten wir ordentlich Hunger und bestellten ‚Scholle satt‘. in Afrika und den pazifischen Inselstaa‑ Ich schaffte am meisten: fünf Stück – wow! Heute wäre so eine Fisch-Völlerei ten, auf Fisch als Eiweißquelle angewie‑ undenkbar für mich, weil ich mittlerweile weiß, dass die Meere überfischt sind. sen. Dies betrifft weltweit ungefähr eine Und weil ich weiß, wie Schollen gefangen werden. Mit Grundschleppnetzen, Milliarde Menschen, schätzt die FAO. die enorm viel Beifang erzeugen. Auf ein Kilo Scholle kommen bis zu neun Kilo Meerestiere, die sinnlos sterben müssen. Da vergeht mir der Appetit. Fisch, wieder ein Fest! Außerdem mag ich Plattfische lieber lebendig. Sie schweben elegant durchs Verbraucher haben Macht, denn die Wasser und gucken so schön schräg. Nachfrage bestimmt das Angebot. Tipp: Ich hab im Internet nachgeschaut, erstaunlich, in diesem Restaurant gibt es Betrachten Sie Ihren Lieblingsfisch oder immer noch ‚Scholle satt‘. Für gerade mal 12,90 Euro. So lange der Vorrat die leckere Pizza Frutti di Mare als Deli- reicht – also bis es in den Meeren keine Scholle mehr gibt?“ katesse und gönnen Sie sich diese nur zu Falz Falz er besonderen Anlässen. Kaufen Sie bewusst Falz Falz Falz Falz Falz Falz Falz Shrimp Falz nur nachhaltig gefangene Meerestiere / Garnele / Scam pi Fisch Sprotte Falz Crangon crang on, Litopenae wert: vannamei, Macr us Sprotte Thunfisch Tilapia Thunfis Wolfsbarsch / Loup de mer Falz oder welche aus Öko-Aquakultur. arnele / Scampi obrachium rosen Loligo vulgaris O 27 Metapenaeus monoceros, Neph bergii, ch Sprattus sprat tus Mittelmeer & Schwarzes Meer FAO 37, norvegicus rops Falz gon, Litopenaeus Sprattus sprattus , Pandalus borealis, – jorda Katsuwonus pelamis, Noch empfehle Oreochromis spp. Katsuwonu s pelamis, Tilapia Nordostatlantik FAO 27, Östlicher Zentraler Dicentrarchus labrax ),crobrachium Snurrewadenrosenbergii, Penaeus mono ni, Thunnus alalunga, nswert: – albacares, – maccoyii, don, – spp. Thunnus alalu Atlantik FAO 34 / Der Greenpeace-Einkaufsratgeber für monoceros, Nephrops andalus borealis, – jordani, Noch empfehlenswert: Noch empfehle Nordostat – obesus, Nordsee, Osts – orientalis, – thynnus lantik FAO 27 nga, – albacares, – obesus, – Noch empfehlenswert: orientalis, – thynn – maccoyii, OreochromLeinen is spp. & Haken (jigs) Loligo vulga Noch Mittelmeer & ris empfehlenswert: Einkaufsratgeber Fisch us odon, – spp. nswert: FAO 27 Nordostatlantik RingwadeNoch ee empfehlenswert: Vietnam Noch emp Sepia officinalis Nordostatlantik SchwarzesKroatien Griechenland, Meer FAO 37, Wolfsbarsch KaisergraNordsee, Ostsee n Noch emp Teiche – Naturland zertifiziert fehlenswert: FAO 27 Käfige FAO (extensiv) – Naturland zertifziert / Loup de mer fehlenswert: Fisch ist Ihr praktischerSteBegleiter für den nat / Scam (NephropsRingwaden norvegicus) Nordostatlantik FAO 27 pi Skipjack / Bonito (Katsuwonus pelamis) Nordost- & Nordwestpazifik FAO 67 & 61, Skipjack / Boni Nordost- & Nord fehlenswe rt: to (Katsuwon us pelamis) Nordostatlantik Vietnam Ärmelkanal, Keltische See, Südwestlich Teiche – Natu Irlands, rlandGolf von Biskaya, Golf von Cadiz, zertifi Atlantik FAO 34 Leinen & Hake n (jigs) 27, Östlic her Zentraler Falz Dicentrarchus labrax udeg nat assa, / Scampi inbeißer Skagerrak / Katte Tintenfisch Östlicher Zentraler Pazifik FAO 77, westpazifik FAO ziert Falz Sepia offici Zander Noch empfehle Markt- und Restaurantbesuch. Er listet / Seew Östlicher Zentr / Krake /67 Octopus / Sepia Kantabrische See nalis Fisch gat olf aler Pazifik FAO & 61, nswert: Fallen, Fangkörbe Nordostatlantik norvegicus) Steinbeißer / Seewolf Südost- & Südwestpazifik FAO 87 & 81, Anarhichas lupus Südost- & Südw estpa 77, Falz Fallen, Haken & Leinen FAO 27 Griechenland, antik FAO 27 Rosenberggar nele lupus Westlicher Zentraler Pazifik FAO 71 Westliche Doryteuthis r Zentraler Pazifi zifik–FAO gahi, opalescens 87 & 81,, – pealeii, Tintenfisch / Ärmelkana Sander lucioperca l, Keltis che See, Südw Käfige (extensiv) Kroatien Krake / Octo t:Kattegat (MacrobraAnarhichas Ostpazifik, WestlicherFalz und Zentraler Pazifik Ostpazifik Illex argentinus, – killecebrosus, FAO 71 Loligo forbesii, pus / Sepia Irlands, Golf von estlich – Naturland zertif Einkaufsratge die beliebtesten Speisefischarten auf, chium rosenberg , Westlicher und Biskaya, Golf ziert gkörbe pisca torius China, Indonesien Teiche ii) , Taiwan, Vietn Falz am Ringwaden ohne Fischsammler (FADs), Ruten & Leinen Ringwade – vulgaris, Octopus vulgaris, Sepia officinalis DoryteuthisWels Zentr n ohne Fischsamm aler Pazifik ler (FAD Illex gahi, argentinus, – Afrikanischer Wels – opalescens , – peale ii,Wolfsb ars ch Kantabris mer / Loup de che Falle Noch n, Hake von Seeempfehlenswert:Cadiz, ber ggarnele Ruten & Leine Nochn empfehlenswert: s), – vulgaris, Octo illecebrosus, Loligo forbesii, n & Leinen Binnen-Gewässer FAO 05 Europäische Zander aya, Keltis x chium rosenbergii) Östlicher Indischer Ozean FAO 57, Loligo vulgaris Wittling pus vulga trarchus labra Hjälmaren-See / Schweden, Ural-Ästuar / kennzeichnet zerstörerische Fischereien che FalzSee Tropischer Shrim Östlicher Indis FAO 37,ris, Sepia officinalis Dicen ber p cher arzes Meer Einkaufsratge / Black Tiger Ozeaopalescens Schw Sander lucioperca onesien, Taiwan, Vietnam (Penaeus mono Westlicher Indischer Ozean FAO 51 Westlicher Indis Doryteuthis n FAO 57, Mittelmeer & Noch 27, Östlicher Zentraler Wels Afrika Kaspisches Meer nischer Wels Bangladesch, don) Indien, Indon Tilapia Indischer Ozean Indischer Ozea cher Ozea Östlicher Zentraler n FAOPazifik 51 FAONord 77 ostatlantik FAO emp fehlenswemerlangus Merlangius rt: Noch empfehle nswert: Fallen, Stellnetze n von Kalifornien nfisch Teiche (extensiv) esien, Vietnam Ringwaden ohne Fischsammler (FADs), spp. Golf Atlantik FAO 34Doryteuthis opalescens Kroatien Noch empfehle und AquakulturenThuund bietet Alternativen. Ringwaden ohne Shrimp / Black Tiger – Naturland zertifi Oreochromis Fischsammler n (jigs) Griechenland, Wit tlin g rland zertifziert nswert: ziert Ruten & Leinen Ruten & LeineRingwaden (FADs), Leinen & HakeÖstlicher Zentraler Pazifik – Natu Europäische monodon) is, n Golf FAO 77 Käfige (extensiv) Binnen-Gewäss Sprotte ch, Indien, Indonesien, Vietnam Katsuwonus pelam – maccoyii, Noch empfehle nswe rt: Illex illecebrosus Sepia officinalis von Kalifornien Merlangius merla Hjälmaren-See er FAO 05 nga, – albacares, Ring wade27n ngus / Schweden, Ural- www.greenpeace.de/fischerei Thunnus alalu FAO Ästuar / ensiv) – Naturland zertifiziert Nordwestatlantik FAO 21 Nordostatlantik See, Südwestlic h Kaspisches Meer Sprattus sprat tus us, – orien talis, – thynnus Vietn am ziert Golf von St. Lorenz, Neufundland, l, Keltis Illex che illecebrosus von Cadiz, Falle – obes rland zertifi Ärmelkana Zander n, Stellnetze Teiche – Natu Biskaya, Golf von west nswert: nswert: Scotian Shelf Irlands, GolfNord atlantik FAO 21 Noch empfehle Noch empfehle Leinen & Haken (jigs) abris Golf che Seevon St. lucio perca Kant er ostatlantik FAO 27 to (Katsuwon us pelamis) / Sepia Scotn &ianLeine n Lorenz, Neufundland, Sand Nord / Boni Octo pus Falle n, Hake Shelf Tintenfisch / , Skip jack 67 & 61, Krake / see, Ostsee westpazifik FAO Leinen & Hake Noch empfehle nswert: Nord Falz Nordost- & Nord 77, n (jigs) er FAO 05 Ringwaden aler Pazifik FAO , – pealeii, Östlicher Zentr – opalescens nischer Wels Binnen-Gewäss FAO 87 & 81, Doryteuthis gahi, s, Loligo forbe sii, Wels Afrika Europäische Ästuar / Falzst- & Südwestpazifik / Schweden, Ural- Wussten Sie, wo sich Südo , – illecebrosu Hjälmaren-See aler Pazifik FAO 71 Illex argentinus Sepia officinalis 10.01.14 11:31 Westlicher Zentr Zentr aler Pazifik ris, Octo pus vulgaris, Kasp ische s Meer Steinbeißer / Falz Seew olf Falzr und liche vulga – Falz Falz Falz Falz Falz Ostpazifik, West samm ler (FADs), Wit tlin g Falle n, Stellnetze Fisch nswert: Ringwaden ohne Noch empfehle Falz Anarhichas lupus Ruten & Leine n scens Merlangius merla ngus cher Ozean FAO 57, Doryteuthis opale k FAO 77 Falz der größte Fischmarkt Deutschlands Östlicher Indis Westlicher Indis Indischer Ozea n cher Ozea n FAO 51 (FADs), Östlic her Zentraler Pazifi Golf von Kalifo Ringwaden rnien Falz Fischsammler befindet? Nicht etwa in Hamburg, Ringwaden ohne s Falz 10.01.14 11:31 m Ruten & Leine n Illex illecebrosu tik FAO 21 Nordwestatlan nd, z, Neufundla Golf von St. Loren , Vietnam sondern am Frankfurter Flughafen: Scotian Shelf Leinen & Hake n (jigs) 10.01.14 11:31 Genuss mit gutem Gewissen tifiziert Falz Im 9.000 Quadratmeter großen Luft- Falz frachtzentrum für verderbliche Waren, Falz Falz Welchen Fisch kann man noch bedenkenlos essen „Perishable Center Frankfurt“, werden Falz Falz und welchen besser nicht? Der Greenpeace- jährlich bis zu 26.000 Tonnen Fisch Fischratgeber gibt Auskunft. Es gibt ihn als Bro- und Meeresfrüchte aus aller Welt schüre im handlichen Scheckkartenformat, als umgeschlagen.9 PDF zum Ausdrucken sowie als Smartphone-App.
14 Aquakultur Mast im Wasser Mitglied der Fangflotte Das Begleitboot eines tunesischen Thunfischfängers. Dieser hat zuvor einen Schwarm Blauflossen-Thun- fische erbeutet und in den Schwimm- käfig umgefüllt. Im Schwimmkäfig werden die Fische zu einer Farm gezogen (Schlepper nicht im Bild). Die Greenpeace- Schiffe „Arctic Sunrise“ und „Rainbow Warrior II“ (rechts), Basis für die Aktivisten Die letzten Thunfische des Mittelmeers werden schwarmweise gefangen und lebend zu Farmen an der Küste geschleppt. Dort mästet man sie groß und fett. Im Sommer 2010 befreien Greenpeace-Aktivisten bei mehreren Einsätzen Blauflossen-Thunfische aus Netzen und Transportkäfigen, um ein Zeichen gegen den Raubbau zu setzen. Der Wildfisch geht zur Neige. Längst ist heute außerdem Forellen, Hechte, Zander Fischfarmen lösen Problem eine Lösung gefunden, um doch noch und etliche Arten mehr. Zum einfachen der Überfischung nicht genügend Fisch konsumieren zu kön- Abfischen wird das Wasser abgelassen. Viele Zuchtfische sind Raubfische. Auf nen. Nur eine Scheinlösung mit vielen In Folge der Überfischung der Meere ist ihrem Speiseplan steht: Fisch! Etwa für negativen Auswüchsen: Aquakultur. Aquakultur im Moment der am schnells‑ die „Produktion“ eines Kilogramms Lachs ten wachsende Sektor der weltweiten braucht man bis zu vier Kilo „Futterfisch“. Die Idee, Fisch zu züchten, ist uralt. Lebensmittelproduktion. 2012 wurden Dieser wird aus dem Meer geholt – und so Bereits im antiken Rom soll es Teichwirt‑ 66,6 Millionen Tonnen Fisch und Meeres- werden die Bestände an Wildfisch weiter schaften gegeben haben. Im weiteren früchte gezüchtet: 11,9 Mio. Tonnen an dezimiert. Europa entstanden viele Teichanlagen im Land, 24,7 Mio. Tonnen auf dem Meer.3 Dass für die Zuchten oft Jungfische aus 13. und 14. Jahrhundert, die unter Zum Vergleich: Aus der Fischerei stamm‑ Wildfang eingesetzt werden, ist ebenso anderem von Klöstern betrieben wurden. ten im gleichen Jahr 91,3 Mio. Tonnen. schlecht, da sich diese Tiere noch nicht Ein beliebter Süßwasserzuchtfisch war China ist mit 41,4 Mio. Tonnen pro Jahr vermehren konnten. Beispiel Aalzucht: und ist der genügsame Karpfen. In und knapp 62 Prozent der Gesamtproduk‑ Für den Besatz der Zuchten werden mas- deutschen Teichwirtschaften züchtet man tion der größte Fischzüchter der Welt.3 senhaft junge Aale (Glasaale) an den Küsten
15 Greenpeace- Fresszeit auf einer Thunfisch-„Ranch“ am Mittelmeer. Auf jedes Kilo Thunfisch Aktivisten kommen am Ende 15 bis 20 Kilo Futterfisch. in wendigen Schlauchbooten versuchen unermüdlich, Thun- fische zu befreien. Teil geschieht das immer noch. Der Scha- eines gentechnisch veränderten Lachses den ist immens: Erstens beherbergen gerade noch abgewendet. Dafür werden Mangrovenwälder eine einzigartige Tier- bald andere Initiativen auf eine Zulassung und Pflanzenvielfalt und sind die Kinder- drängen. stube vieler Fischarten. Zweitens bieten sie als natürliche Wellenbrecher der Küs- Massentierhaltung produziert tenbevölkerung Schutz vor Überschwem‑ massenhaft Dreck mungen. Drittens liefern sie Brenn- und Auf dem Meer oder in Flüssen werden Bauholz, Früchte und Heilpflanzen. Fische meistens in Käfigen gezüchtet. Wie bei Massentierhaltungen an Land, zum Achtung – Aliens! Beispiel der Schweine- oder Putenmast, Gentechnik-Konzerne sehen in der Aqua- soll schnellstmöglich so viel wie möglich kultur ein Geschäft der Zukunft. Man „produziert“ werden. Die intensive Tier- plant zum Beispiel genmanipulierte haltung schafft mannigfaltige Probleme: Fische, die schneller wachsen. Das Haupt- Große Mengen an Futterresten und Kot problem daran ist, dass ein Ausbruch von sinken auf den Boden und können von Tieren aus den Farmen nicht komplett den Mikroorganismen nicht mehr abge- abgefischt – und das, obgleich der Euro- ausgeschlossen werden kann. Ein „Alien“ baut werden. Der Sauerstoff im Wasser päische Aal vom Aussterben bedroht ist. in freier Natur könnte zum einen die wird knapp, und übrig bleiben tote Flä- natürlichen Fischarten verdrängen, zum chen. Auch eingesetzte Medikamente, Mangrovenwälder vernichtet anderen seine veränderten Eigenschaften Desinfektions- und Reinigungschemika- Von den winzigen Shrimps bis zu King auskreuzen – mit unbekannten Folgen. In lien belasten das Meer und am Ende auch Prawns – Garnelen sind überaus beliebt. den USA wurde kürzlich die Zulassung den Fischesser. Um die Nachfrage zu decken, züchtet man die Tiere industriell in Farmen, vor allem in Südostasien (zum Beispiel in Thailand) Lösungen: Aquakultur kann die Fischereikrise nicht lösen, aber eine Ergänzung zum und Mittelamerika (etwa in Mexiko). nachhaltigen Wildfang sein – wenn sie ebenso umweltschonend betrieben wird. Es sollte so wenig Fisch Da Garnelen den Wechsel der Gezeiten be- und Fischmehl wie möglich verfüttert werden (und wenn, aus nachhaltiger Fischerei). Die bessere Alter- nötigen und besonders gut in warmem native sind pflanzenbasierte, gentechnikfreie Futtermittel! Zur Zucht sollten außerdem keine Jungfische Wasser gedeihen, liegen die meisten Far- aus Wildfang zum Einsatz kommen. Ein Fäkalien-, Abfall- und Abwassermanagement ist ein Muss für men an den Küsten. Dafür wurden groß- jede Farm. Die umgebende Flora und Fauna darf nicht geschädigt werden, und ein Ausbruch von Tieren flächig Mangrovenwälder abgeholzt, zum muss sicher verhindert sein.
16 Bodenschätze Schatzsuche am Meeresgrund Unter dem Meer lagern Erdöl und daher ein internationales Abkommen, Erdgas, Sand, Kies, Mineralien und das den Schutz der Arktis sicherstellt. Metalle. Um der Erde auch noch die- se Schätze zu entreißen, dringen wir Sand und Kies Menschen in immer tiefere Meeres- Ebenso wie die Öl- und Gasvorkommen regionen vor und bedrohen die letz- an Land zur Neige gehen, schrumpfen ten fast unberührten Gebiete der Erde. die Vorräte an Sand und Kies. Sie wer‑ den zum Beispiel im Straßen- und Bahn‑ Erdöl und Gas bau eingesetzt. Das Material baut man Die Erdöl- und Gasvorräte auf dem Fest‑ nun auch im Meer ab. Das Gute dabei land gehen zur Neige, die Förderung am für die Industrie: Die Schäden bleiben Meeresboden nimmt zu. Weltweit gibt verborgen. es rund 10.000 Offshore-Anlagen, allein Zur Förderung tragen Schiffe mit riesi‑ im Nordostatlantik (inklusive Nordsee) gen Saugbaggern den Boden metertief stehen 490 Öl- und Gasplattformen. Wäh‑ ab. Teile von Sandbänken oder gleich rend Bohrungen im flacheren Wasser ganze Sandbank-Lebensräume mit allen bis 300 Meter technisch einigermaßen Lebewesen, die dort vorkommen, wer‑ Schauplatz Baffin Bay vor Grönland, Greenpeace-Aktivist beherrschbar sind, gestaltet sich die För‑ den so dem Meer entrissen. Viele Mee‑ riskante Tiefsee-Bohrungen vor einem Ungetüm namens britischen Ölfirma Cairn Energy (auch großes Bild). derung in tieferen Meeresregionen um resbewohner können sich auf den abge‑ einiges schwieriger. Vor allem aufgrund bauten Flächen nicht wieder ansiedeln, des hohen Wasserdrucks, denen die Ge‑ da nach dem Eingriff die Korngrößen auf zehn Milliarden Tonnen, die üppigs‑ rätschaften ausgesetzt sind. Zudem kön‑ der Sedimente verändert sind. Sie sind ten Felder liegen westlich vor Mexiko, nen Tiefsee-Arbeiten nicht von Men‑ meist feiner und bieten zum Beispiel im Peru-Becken des südöstlichen Pazi‑ schen erledigt werden, alles muss fernge‑ Sandaalen und Grundeln keine Unter‑ fiks und im Indischen Ozean. steuert per Roboter funktionieren, auch schlupfmöglichkeiten mehr. Sandaale Hydrothermale Quellen bilden eine zwei‑ bei einem Unfall. Wie riskant dies ist, sind in der Nordsee wiederum die te Rohstoffquelle in der Tiefsee. An den hat das Unglück im Golf von Mexiko ge‑ Hauptnahrung für viele Fische, Robben, „Schwarzen Rauchern“, um 400 Grad hei‑ zeigt: Am 20. April 2010 explodierte die Schweinswale und Vögel. So schadet der ße Quellen, bilden sich schwefelhaltige BP-Bohrplattform „Deepwater Horizon“, Sandabbau auch Tieren, die von den Ar‑ Erze: Massivsulfide. Schwarze Raucher aus einem Leck in 1.500 Metern Tiefe beiten nicht direkt betroffen sind. Ein treten an unterseeischen Plattengrenzen strömte 87 Tage lang Erdöl ins Meer, weiteres Beispiel: Die aufgewirbelten fei‑ auf, wo durch vulkanische Aktivitäten nach Schätzungen 780 Millionen Liter. nen Sedimente verteilen sich mit der ein Wärme- und Stoffaustausch zwischen In geringerer Meerestiefe hätte das Leck Strömung, trüben das Wasser und kön‑ Gesteinen der Erdkruste und dem Ozean schneller verschlossen werden können. nen Lebewesen wie Seenelken überla‑ stattfindet. Mit Wasser beladene Erdkrus‑ Der giftige Ölteppich kostete tausende gern, so dass sie absterben. te taucht in Richtung Erdmantel ab. Da‑ Meerestiere und Vögel das Leben, und bei finden chemische Prozesse statt, das viele Fischer und Beschäftigte der Tou‑ Metall Wasser erhitzt sich und löst Metalle und rismusbranche die Jobs. In der Tiefsee locken Mangan, Gold, Sil‑ Minerale aus dem Gestein. Über Magma‑ Doch nur ein Jahr nach der Katastrophe ber, Platin und andere Buntmetalle. Vie‑ kammern steigen die wässrigen Lösun‑ durfte im Golf von Mexiko wieder nach le Staaten erhoffen sich aus dieser Roh‑ gen durch Spalten wieder zum Meeresbo‑ Öl gebohrt werden. Der Energiehunger stoffquelle ein lohnendes Geschäft und si‑ den auf und bilden heiße Quellen. Um sie der Menschen und Industrie, die Profit‑ chern sich entsprechende Schürfrechte. herum lagern sich dann mächtige Metall‑ gier der Regierungen und Energiekon‑ Zu den größten Erzvorkommen zählen krusten ab. Im Südwestpazifik sollen sie zerne sind ungebremst. Im Fokus der die polymetallischen Manganknollen in reich an Kupfer, Zink, Gold und Silber Begierde stehen derzeit die Tiefsee-Ölfel‑ 4.000 bis 5.000 Metern Tiefe: kartoffel- sein. Noch steht die Exploration der der des „Goldenen Dreiecks“ im Atlantik bis kopfgroße Klumpen aus Mangan, Ei‑ Schätze am Anfang, es gibt noch viele zwischen dem Golf von Mexiko, der sen, Silikaten und in geringerer Konzen‑ technische Probleme zu lösen, auch eine Atlantikküste Brasiliens und Westafrika. tration Kobalt, Kupfer und Nickel. Nach schonende Abbautechnik ist noch nicht Sogar die noch fast unberührte Arktis einer Theorie entstanden sie, indem sich erfunden. ist ins Visier der Öl- und Gasindustrie im Wasser gelöste Mineralien über Millio- Greenpeace setzt sich vehement gegen gerückt. Durch den Klimawandel schwin- nen Jahre um einen „Kristallisations‑ eine Ausbeutung der Tiefsee ein – von det das arktische Meereis, die natürliche keim“ ablagerten, etwa um einen kleinen der wir noch weniger wissen als vom Barriere gegen die Ausbeutung der Ark‑ Felsbrocken oder ein Knochenstück. Den Mond. Wir dürfen nicht riskieren, die tis schmilzt dahin. Greenpeace fordert Vorrat an Manganknollen schätzt man Artenvielfalt im Meer weiter zu zerstören.
17 en protestieren 2011 gegen „Leiv Eiriksson“ der Lösungen: Der Abbau der Bodenschätze auf der Hohen See wird über die Internationale Seebodenbehörde der UN geregelt. Die Nutzung von Fischbeständen und die Schifffahrt werden über andere Gremien geregelt. Viele verschiedene Institutionen „tummeln sich im Meer“. Eine Zusammenar- beit gibt es nicht, und die Nutzung der Meere steht bei allen über dem Schutz. Greenpeace fordert ein neues übergreifendes UN-Abkommen für die Hohe See. Dieses muss die existierenden Gremien koordi- nieren, den Schutz der Artenvielfalt der Meere in den Vordergrund rücken und Schutzgebiete einrichten.
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