Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA

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Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
der Weg
                  Mitgliedermagazin der nationalen Selbsthilfeorganisation
                  blinder und sehbehinderter Menschen

                  März 2020 • Nr. 1

 Mit Leser-
wettbewerb

              Schwerpunkt:
              Wohnalltag
Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
Inhaltsverzeichnis

Editorial3                                  Per Du mit intelligenter Haustechnik 15
                                             Vorbereitung auf einen selbstständigen
Forum4                                      Alltag18
ICC 2020 im portugiesischen Aveiro    4     Evaluation IV-Assistenzbeitrag –
Preis «Canne blanche»                 4     eine Zwischenbilanz                   19
IV-Ausweis für Hilflosenentschädigung 5
Newsticker der Interessenvertretung          Verbandsleben21
per E-Mail                            5     Standpunkt: Anne Perrier   21
Menschen6                                   Stimulierter Geschmackssinn
Silvan Spycher: Hoffnung auf eine            für Einladungen            22
erfüllende Zukunft trotz Schicksals-         Veranstaltungen24
schlag in der Kindheit              6
                                             SBV-Intern28
Schwerpunkt10                               Zur strategischen Verbandsführung 28
Unerlässliches Bewusstsein für               Ist die Selbsthilfe am Ende? – ein
Lichtoptimierung10                          Leserbrief von Roland Studer      29
Steiniger Weg zu befreiender                 Delegiertenversammlung 2020       30
Selbstbestimmung13                          Leserwettbewerb31

Impressum
Mitgliederzeitschrift des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbands SBV
im 107. Jahrgang. Sie erscheint viermal im Jahr in Grossdruck, in Braille, als Daisy-CD,
im Elektronischen Kiosk und im Web sowie auf Bestellung per E-Mail (ohne Fotos) und auf
VoiceNet (031 390 88 88, Rubrik 2 5 1) in Deutsch und Französisch («Clin d’œil»). In
SBV-Mitgliedschaft inbegriffen. Für Nichtmitglieder: CHF 28.– (Inland), CHF 34.–.

Herausgeber:       Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband SBV,
                   Könizstrasse 23, Postfach, 3001 Bern, www.sbv-fsa.ch
Redaktion:         SBV, 3001 Bern, 031 390 88 00, redaktion@sbv-fsa.ch,
                   Roland Erne (rer), Hervé Richoz (hr)
Übersetzungen:     Apostroph Bern AG, Jolanda Schönenberger
Foto Titelbild:	Trotz Erblindung in der Kindheit lebt Silvan Spycher seit Jahren
                 autonom in einer eigenen Wohnung und ist sich längst gewohnt,
                 sich selbstständig zu versorgen. Foto: Patrick Lüthy
ISSN-Nummern:      1422-0490 (Print), 2296-2018 (Braille), 2296-2026 (Audio)
Layout und Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne
Braille:           Hanni und Hans Ueli Wüthrich, Anton Niffenegger
Audio:             Markus Amrein, Bern
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: Freitag, 1. Mai 2020

                                          Druck auf umweltfreundliches
2                                         FSC-Papier
Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser
Wer träumt nicht von einem eigenen
Zuhause zum Tanken neuer Energie
und zum Rückzug in Geborgenheit,
von einem festen Wohnsitz als Funda-
ment gestärkter Autonomie und Tür-
öffner für Begegnungen und Feste?
Dem Schritt durch den offenen Ein-
gang nicht unähnlich, wendet sich                                 Hervé Richoz.
diese Ausgabe mit dem Schwerpunkt-                                Foto: Isabelle
Thema «Wohnalltag» gemeinhin                                      Favre
intimen und geheimen Facetten des
Lebens zu, geknüpft ans eigene Handi-      ihrem Lebenspartner in eine gemeinsa-
cap und Innere, an eigene Ängste,          me Wohnung zu ziehen.
Wünsche und Hoffnungen. Die Hoff-          Kaum nur Unternehmer wissen, dass
nung ist es denn auch, die den im März-    man «allein nicht weit kommt». Glück-
Heft porträtierten Silvan Spycher auf      licherweise mangelt es nicht an Unter-
seinem ebenso aussergewöhnlichen           stützungsmöglichkeiten wie dem 2012
wie eindrucksvollen Lebensweg antreibt.    eingeführten IV-Assistenzbeitrag samt
Die schiere Tatsache einer Sehbeein-       der Option eigens engagierter Assistenz-
trächtigung verändert den Lebens-          personen oder individuell abgestimmten
raum, das Umfeld und die Verhaltens-       Expertisen der verbandseigenen Be-
weisen der Betroffenen tiefgreifend        ratungsstellen. All dies stärkt fraglos
– egal ob sie eigenständig oder in einer   Selbstvertrauen und Würde.
Institution leben. Entdecken Sie in den    Weitere Beiträge dieser Ausgabe
Schwerpunkt-Beiträgen nicht nur die        widmen sich der Evaluation des IV-
oftmals stark unterschätzte Bedeutung      Assistenzbeitrags seitens des Bundes-
von Licht als entscheidendem Faktor        amts für Sozialversicherungen (BSV)
erhaltener Lebensqualität, Sehschärfe      oder der strategischen Verbands-
und Kontrastwahrnehmung, sondern           führung aus Sicht unseres General-
auch, wie die Heim-Automation unsere       sekretärs. Schon wieder fällig ist auch
Beziehung zum Wohnraum mit seiner          der Hinweis auf die DV 2020 und die
Ambiance und Ausstattung revolutio-        Ausschreibung des jüngsten Leser-
niert. Ein ersehntes Wohn-Projekt          wettbewerbs.
ausserhalb einer Institution wiederum      Ich wünsche Ihnen eine interessante
lässt sich notfalls vor Friedensgericht    Lektüre.
erkämpfen. So hat es Shanti Planche-
rel aus Estavayer-le-Lac geschafft, mit    Hervé Richoz

                                                                                   3
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Forum

ICC 2020 in Aveiro
Jugendliche mit einer Sehbeeinträchti-       Tablet-Anwendungen (www.icc-camp.
gung zwischen 16 und 21 Jahren haben         info). Ebenso wenig zu kurz kommen
im International Camp on Communicati-        sollen soziale Kontakte samt diversen
on and Computers (ICC) einmal mehr           Möglichkeiten für gemeinsame Frei-
Gelegenheit, sich mit dem neusten            zeitaktivitäten. Unabdingbare Voraus-
Stand der Informations- und Hilfsmittel-     setzung einer Teilnahme (Kosten:
Technologie vertraut zu machen. Gast-        max. 500 €) sind fundierte Englisch-
geber der 26. Ausgabe (21. bis 30. Juli      kenntnisse. Als ICC-Partner übernimmt
2020) ist die portugiesische Universitäts-   der SBV für Mitglieder die Reisekosten
stadt Aveiro südlich von Porto. Zum seit     und organisiert unentgeltlich Begleit-
1993 bewährten Konzept im Zeichen            personen. Weitere Informationen und
der Inklusion gehören laut Christoph         Anmeldungen (bis 15. April 2020):
Käser, Leiter Technik und Sekretär des       Rahel Escher, Assistentin des
ICC-Vorstands, weiterhin rund 20 Work-       Generalsekretärs, 031 390 88 00 oder
shops bis hin zu Smartphone- und             rahel.escher@sbv-fsa.ch.            rer

Preis «Canne blanche»
Der als Auszeichnung des Seh-                elektronischen Bereich sowie For-
behindertenwesens vom SZBLIND als            schungen und Veröffentlichungen im
Dachorganisation vergebene Preis             medizinischen, sozial- oder human-
«Canne blanche» belohnt innovative           wissenschaftlichen Bereich (Regle-
Projekte zugunsten blinder und seh-          ment: www.szblind.ch/canne-blanche).
behinderter Menschen. Bis zum                Über die Preisvergabe im September
23. März 2020 eingereichte Projekt-          2020 entscheidet erstmals ein Publi-
eingaben können von Organisationen           kumsvoting aufgrund von drei durch
und Institutionen wie auch von Privat-       eine Fachjury bestimmten Nomina-
personen erfolgen. Ausgezeichnet             tionen. Mit dem zum achten Mal
werden Projekte aus Bereichen wie            verliehenen Preis «Canne blanche»
behindertengerechtes Bauen, Kom-             sollen die Anstrengungen von Firmen,
munikation, Information, Sozialpolitik,      Institutionen, öffentlichen Körper-
Kultur oder aussergewöhnliche ideelle        schaften und Privatpersonen aner-
Einsätze von Personen, Firmen und            kannt werden, welche sich im beson-
Organisationen zugunsten betroffener         deren Masse für die Integration von
Menschen ebenso wie Hilfsmittel-             Menschen mit einer Sehbeeinträchti-
entwicklungen im technischen und             gung einsetzen.                    rer

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Forum

Mehr als ein Versichertenausweis
Olivier Maridor, Mitarbeiter Interessenvertretung

Wie die meisten Versicherungsgesell-
schaften stellt auch die AHV/IV einen
Versichertenausweis aus. Seit 1996
bestätigen die IV-Stellen auch den
Bezug einer IV-Rente mittels eines
IV-Ausweises, dessen Abgabe obli-
gatorisch ist und von Amtes wegen
automatisch mit der Zustellung der
Verfügung an die Versicherten erfolgt.
Seit Mai 2015 wiederum bestätigen die
IV-Stellen überdies den Bezug einer
Hilflosenentschädigung für Minder-           den Ausweis zu bestellen. Der IV-Aus-
jährige und Erwachsene auf Wunsch            weis im Kreditkartenformat wird von
der Versicherten oder ihrer gesetzlichen     zahlreichen Freizeit-, Kultur- und Sport-
Vertreter/-innen. Der Ausweis für die        veranstaltern anerkannt und berechtigt
Hilflosenentschädigung wird aus              zu Ermässigungen oder ergänzenden
Spargründen nicht automatisch ver-           Dienstleistungen. Im öffentlichen Ver-
schickt, sondern muss bei den zu-            kehr ermöglicht der Ausweis den Bezug
ständigen kantonalen IV-Stellen bestellt     eines GA für Reisende mit Handicap
werden – als offizielle Bescheinigung        zum ermässigten Preis von 2’480 Fran-
einer Beeinträchtigung gemäss dem            ken (Jahreszahlung) statt 3’860 Franken.
Bundesgesetz über die Invaliden-             Anspruchsberechtigt ist, wer eine
versicherung (IVG).                          laufende IV-Rente, eine Hilfslosen-
Für Versicherte, die nur eine Hilflosen-     entschädigung (HLE) oder Leistungen
entschädigung beziehen, lohnt es sich,       für einen Blindenführhund bezieht.

 Newsticker der Interessenvertretung per E-Mail
 Seit November 2017 erhalten die SBV-Mitglieder jeweils zum Monatsende den
 Newsticker der Interessenvertretung zu wichtigen Ergebnissen aus ihrer Tätig-
 keit sowie zu aktuellen Neuigkeiten aus Politik und Gesellschaft per E-Mail
 zugestellt. Aktuell werden rund 1’600 Mailadressen bedient. Mitglieder, die ihre
 E-Mail-Adresse noch nicht beim SBV hinterlegt haben, können dies gerne
 nachholen. Es genügt eine Mailnachricht an: interessenvertretung@sbv-fsa.ch.

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Menschen

Silvan Spycher
An sich glauben
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Ein Schicksalsschlag hat Silvan             seiner Pflegefamilie, wo er kräftig mit-
Spychers Leben in völlig andere             half. Kein Wunder auch, dass zuvor,
Bahnen gelenkt. Früh erblindet, ist         als er noch sehend war, das BMX
er dennoch seinen Weg gegangen              quasi sein Zuhause war – egal bei
und hat die Hoffnung auf eine               welchem Wetter.
erfüllende Zukunft nie aufgegeben.
Geholfen haben ihm seine Unbeirr-           «Töff-Freak» mit Handwerker-Gen
barkeit im Wortsinn und immer               Früh schon ist der Sohn eines Auto-
wieder auch die Unterstützung               mechanikers denn auch zum «Töff-
des SBV. Ein Porträt.                       Freak» gereift und hat dessen Hand-
                                            werker-Gen vererbt bekommen. Etwas
Sein Lebensweg ist geprägt von einer        anpacken liegt ihm denn auch ungleich
krassen Wendung in der Kindheit:            näher als am Pult zu sitzen. Nicht von
Silvan Spycher überlebt am 10. August       ungefähr hat er so auch schon für die
1986 im Alter von fast neun Jahren          VEBO-Genossenschaft IKEA-Möbel
eine Familientragödie, verliert dabei       montiert sowie immer wieder beim
das Augenlicht und den Geruchssinn          Zügeln geholfen und dabei bewiesen,
sowie seinen Bruder und seine Eltern.       dass er trotz Erblindung auch mit
Aufgewachsen in Lotzwil (BE), kommt         schwerer Last für seine Umgebung
er nach einem mehrwöchigen Spital-          erstaunlich gut um die Ecken kommt.
aufenthalt mit komplexen Operationen        Silvan Spycher verhehlt nicht, dass er
in die Obhut einer Pflegefamilie im         damals während der Ausbildung eine
bernischen Hinterfultigen und durch-        sehr schwierige Phase durchlebte.
läuft die weitere Schulbildung in Zolli-    Die Tatsache, dass er weder beruflich
kofen (BE). Im Internat der Blinden-        noch privat seinen eigentlichen Inte-
schule bleibt er auch während seiner        ressen gerecht zu werden vermochte,
– vor allem mangels beruflicher Alter-      liess ihn stagnieren und rebellieren.
nativen im handwerklichen Bereich –         Mit der Unterstützung des Ausbildungs-
ergriffenen KV-Ausbildung bei der           leiters habe er dann eine zweijährige
Telecom PTT, seit 1997 Swisscom,            Bürolehre abgeschlossen, danach
in Bern.                                    aber keinen Job gefunden und deshalb
Weit lieber aber weilt er, fasziniert von   das Regionale Arbeitsvermittlungs-
der Natur, im Garten, Wald und Stall        zentrum (RAV) aufgesucht.

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Menschen

Eigentlich wünschte er sich in jenen
Jahren eine Beschäftigung mit körper-
lichen Herausforderungen. Warum
also nicht Matrose werden? Seine
Bewerbungen wurden jedoch mit
Absagen quittiert, zumal er weder eine
erfolgreich absolvierte Rekrutenschule
noch eine handwerkliche Ausbildung
vorweisen konnte. Eine auf Anregung
des IV-Berufsberaters durchgezogene
Zusatzausbildung als Telefonist hat ihn
etwas später nach Basel geführt, auch
wenn er «kein Stadtmensch» sei.

Neues Leben mit «Alisha»
und «James»
Entgegengekommen ist ihm das Mit-
wirken für die Ausstellung «Blindekuh»
anlässlich der Expo.02 in Murten im
Zeichen eines Rollentauschs: Blinde
und Sehbehinderte führten Sehende
durchs Dunkle des Ausstellungsraums.
Damals sei auch sein Interesse für
einen Blindenführhund erwacht, wie
Silvan Spycher mit jener Gelassenheit
erzählt, die nicht zuletzt von Auftritten
in Fernsehsendungen wie «Aesch-
bacher» oder «Quer» sowie Ge-
sprächen mit Autorin Christine Brand
für ihre wahren Kriminalgeschichten
«Schattentaten» (2008) und den Krimi-
nalroman «Blind» (2019) genährt wur-
de. Nicht etwa ein «Labi», sondern ein
Schäferhund sollte es sein. Die graue       O&M-Training trotz garstigem
«Alisha» des Vereins für Blindenhunde       Wetter: Nadine Struss, Fachperson
und Mobilitätshilfen (VBM) in Liestal       in Ausbildung der SBV-Beratungs-
war da für ihn, den «einsamen Wolf»,        stelle Zürich, begleitet Silvan
selbstredend erste Wahl. Ihr «eigener       Spycher durch den Bahnhof
Kopf», Temperament und verspieltes          Solothurn. Fotos: Sibylle Meier

                                                                                7
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Menschen

Wesen sorgten jedenfalls für nichts       zumal man übers gesamte Turnier das
weniger als ein «neues Leben». Gelegt     mit Abstand beste Team gewesen sei.
war die Basis für ein «Super-Team»,       Inzwischen sind Ausfahrten als Sozius
ähnlich wie danach mit dem deutschen      und das Aufgehoben-Sein in der
Schäfer «James», dessen über-             Motorrad-Szene aber vordringlicher
raschender Tod im Gefolge einer not-      geworden. Facebook als Kontakt-Portal
wendig gewordenen Operation Silvan        hat ihn unter anderem auch schon mit
Spycher zugesetzt hat. Die traurige       einer Lausanner Harley-Gruppe oder
Nachricht hatte ihn auf einem Motorrad-   dem Stuntrider Cedric Hiltebrand
Ausflug mit den «Broncos» an Auffahrt     zusammengebracht. Seit Sommer
2017 erreicht. Unverzüglich sah er sich   2019 ist er überdies – ausnahmsweise
an die eigene Situation erinnert: «Ich    aufgenommenes – Mitglied der Indian
habe lange gebraucht, um diesen           Motorcycle Riders Group (IMRG) Mittel-
Verlust zu verarbeiten», gesteht Silvan   land in Bellach bei Solothurn, wo er
Spycher.                                  nach Stationen wie Lupfig (AG) und
Dereinst möchte er gleichwohl erneut      Aarwangen (BE) seit einem Jahr auch
einen Schäferhund an seiner Seite         wohnt. Zudem hat er ein Flair für Blues
haben. Zu wichtig ist ihm das Miteinan-   und Rock, spielt Gitarre und Schlag-
der, das er lange auch im Kreis des       zeug und tritt als DJ auf. Und als lang-
Torball-Teams «Black Flash» und später    jähriges Mitglied ist er dem SBV nicht
beim TCB Basel seit seiner Schulzeit      nur durch Torball und Wintersport-Kurse,
in Zollikofen pflegte. Bloss der ver-     sondern vorab durch Orientierungs-
lorene Halbfinal mit der Nationalmann-    und Mobilitätstrainings verbunden
schaft an der Torball-WM 2015 in Magg-    geblieben. «Ich bin froh um diese
lingen hätte für ihn nicht sein müssen,   Hilfe», betont der 42-Jährige.

                                                         Der von Nadine
                                                         Struss erstellte
                                                         taktile Plan von
                                                         Solothurns Altstadt
                                                         dient Silvan Spycher
                                                         zur Vorbereitung
                                                         eines Rundgangs.
                                                         Foto: Sibylle Meier

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Inserat

Taktiler Plan der Solothurner Altstadt                        stiftung AccessAbility
Seit seinem Umzug nach Bellach weiss
                                                         gemeinnützige stiftung für
Silvan Spycher einmal mehr O&M-Ein-                       sehbehinderte und blinde
heiten zu schätzen, die ihm unterwegs
zu mehr Sicherheit verhelfen. Sei es in     Sie stehen als Betroffene, als
seinem neuen Wohnort, sei es in der         Betroffener für uns im Zentrum.
nahen Altstadt Solothurns mit der Fla-
niermeile am Landhausquai und all den       Wir sind Ihre herstellerunabhängige
                                            Beratungsstelle für EDV- und elek-
zahlreichen Bars. Dabei kann er auf die     tronische Hilfsmittel und testen für
Unterstützung seiner mit den Gassen         Sie Produkte der Zukunft.
der Barockstadt bestens vertrauten
O&M-Lehrerin Nadine Struss zählen,          Compact 10 HD Speech – und es
die für ihn gegen Jahresende 2019           klappt mit dem Vorlesen!
                                            Die aufklappbare Kamera
einen taktilen Plan der Altstadt erstellt   ermöglicht ein einfaches Erfassen
hat – eigens gezeichnete Grundlage          eines Dokuments im A4-Format
für «Aufgaben», die ihr auch mit Navi-      und sorgt somit für ein qualitativ
gations-Apps geschulter Schützling          einzigartiges Vorlese-Resultat.
                                            Auch Handnotizen tätigen und
vor der eigentlichen Begehung mit den       Objekte betrachten ermöglicht Ihnen
Fingern ertastet. «Silvan hat nach wie      das neue 10-Zoll-Bildschirmlesegerät
vor das visuelle Vorstellungsvermögen       von Optelec.
und verfügt über einen Orientierungs-
sinn wie aus der Vogelperspektive»,
erklärt Nadine Struss, O&M-Fachper-
son in Ausbildung der SBV-Beratungs-
stelle Zürich. Seine ebenso elementare
akustische Orientierung wiederum wird
durch den Schallschatten eines offenen
Schirms erheblich erschwert, wie ein
Rundgang bei garstigem Winterwetter
aufzeigt. Schnell einmal ist so ein
rechtzeitiges Abzweigen verpasst.           Testen Sie die Zukunft schon
                                            heute in einer der Filialen der
Für Silvan Spycher freilich kein Anlass,
                                            Stiftung AccessAbility.
sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
                                            Informieren Sie sich bei:
Dieser mit gutem Grund immer schon
verfolgten Devise gedenkt er denn           Luzern                   041   552   14   52
                                            St. Gallen               071   552   14   52
auch treu zu bleiben. Die Zukunft mit       Bern                     031   552   14   52
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Der Weg Mit Leser-wettbewerb - SBV-FSA
Schwerpunkt

Unerlässliches Bewusstsein für Lichtoptimierung
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Eine bestmöglich auf individuelle Bedürfnisse abgestimmte Beleuchtung
ist essentiell. Denn: Eine optimale Lichtlösung kann die Sehschärfe und
Kontrastwahrnehmung wie auch das Lesevermögen verbessern und so
zur Steigerung der Selbstständigkeit beitragen. Eine Auslegeordnung mit
Christoph Galli, Low-Vision-Experte in den SBV-Beratungsstellen.

Was gemeinhin eine gute Beleuchtung      geknüpft. Einziger Unterschied: die
genannt wird, ist im Büroalltag weit-    Beschaffenheit des Lampenschirms –
gehend zur Selbstverständlichkeit        aus Glas auf dem Nachttisch, aus Stoff
geworden. Leistungsfähige Stehlampen     in Küche und Stube. Kein Wunder,
und Tischleuchten gehören zur Arbeits-   spricht Low-Vision-Experte Christoph
platzausstattung. Nicht weniger ent-     Galli in diesem Zusammenhang von
scheidend ist gezielt ausgewähltes und   kerzenlichtähnlicher Beleuchtung und
eingesetztes Licht auch im Wohn-         betont: «Die Lichtqualität hat sich in
bereich. Die fundamentale Bedeutung      den letzten 30 Jahren enorm ver-
der richtigen Beleuchtung verdeutlicht   ändert.» Den Glühbirnen mit bemerkens-
die Erinnerung an eine Erstberatung in   wertem Heizeffekt jedenfalls folgten
der SBV-Beratungsstelle Luzern. Eine     zunächst Leuchtstoffröhren (umgangs-
trotz fortgeschrittenem Alter ebenso     sprachlich Neonröhren), danach vorab
rüstige wie wache Urnerin, die von       zur indirekten Beleuchtung genutzte
ihrer zunehmend stark eingeschränk-      Halogenleuchten als veritable «Strom-
ten Zeitungslektüre am Wohnzimmer-       fresser» und später um einiges effizien-
tisch unter einer altgedienten Hänge-    tere Kompaktleuchtstoffröhren – im
lampe mit Glühbirne erzählte, durfte     Volksmund Energiesparlampen. Getreu
da erfahren, was nur schon eine Tisch-   der mittlerweile von LED-Lampen dank
leuchte mit der richtigen Helligkeit     Leuchtdioden nochmals übertroffenen
und Lichtfarbe ausmacht und bewirkt:     Devise: viel Licht, wenig Energie. Un-
Lesen war auf fast schon wundersame      gleich längere Lebensdauer inbegriffen.
Weise mit einem Mal wieder möglich!      Die inzwischen wesentlich ausgereif-
                                         tere Technologie bis hin zu dimmbarer
Erheblich verbesserte Lichtqualität      Elektronik hat für eine erweiterte Aus-
Die Erinnerung an Besuche bei den        wahl erschwinglicher Produkte gesorgt,
Grosseltern in den sechziger Jahren      vor allem aber auch ermöglicht, dass
wiederum ist an eher dürftig ausge-      – «zumindest ein Stück weit» – für
leuchtete Räume mittels Glühlampen       rund 95 Prozent der Klienten mit ver-

10
Schwerpunkt

mindertem Sehvermögen eine «Lösung
mit Licht» gefunden werden könne, so
Christoph Galli. Unverändert im Zent-
rum einer Low-Vision-Beratung stehen
dabei weiterhin drei Aspekte: Licht,
Kontrast, Blendung, und erst im
Anschluss daran der Vergrösserung
dienende Hilfsmittel. Aufgrund seiner
langjährigen Berufserfahrung weiss
der 63-Jährige nicht zuletzt auch um
die Problematik von insbesondere in
Geschäften direkt an die Decke mon-
tierten Leuchten, «die nur nach unten,
nicht aber seitlich und nach oben
strahlen». Zu grosse Abstände zwischen
den Leuchten haben dabei zur Folge,
dass sich die Augen an sehr helle und
sehr dunkle Bereiche anpassen müssen.
«Das ermüdet», hält Christoph Galli
fest und erinnert umgehend an eine
elementare Tatsache: «Menschen mit
einer Sehbeeinträchtigung sind schon      Low-Vision-Experte Christoph Galli
ohne solche Situationen stärker           kommentiert im Beratungsgespräch
geblendet.»                               mit seiner Klientin Stéphanie
                                          Mosimann den Test zum Messen des
Überprüfung des funktionalen              Kontrastsehens mittels bedruckter
Sehens                                    Karten. Foto: Sibylle Meier
Generell ist seine Expertise auf die
Überprüfung des funktionellen Sehens      (Watt-Zahl x 10) – und Lichtfarbe oder
beziehungsweise damit verbundener         Farbtemperatur sich anpassen lässt.
Defizite ausgerichtet, geknüpft an eine   Letztere wird in Kelvin (kv) gemessen:
zentrale Frage wie: Welche Auswirkun-     5’300 bis 6’500 kv für Leuchtmittel in
gen hat ein Sehverlust aufgrund Augen-    Tageslichtweiss (Büro, Deckenleuch-
erkrankungen in Bezug auf Helligkeit?     ten), 3’300 bis 5’300 kv in Neutralweiss
Gestützt auf die Ausführungen seiner      (Bad und Küche) und 2’700 bis 3’300
Klienten setzt Christoph Galli in der     kv in Warmweiss (Wohnbereich).
Regel auf Tests mit Tischleuchten,        Wobei die Lichtfarbe angibt, ob eine
deren Helligkeit – im LED-Zeitalter       (LED-)Leuchte bläulich-kühles oder
massgebend ist der Lumen-Wert             gelblich-warmes Licht abgibt.

                                                                               11
Schwerpunkt

Entscheidend sei stets die Schwelle        basierten Grundlage erfolgen mit
zum Gefühl der Blendung, erklärt           gutem Grund Lese- oder das Erkennen
Christoph Galli und ergänzt sogleich:      etwa von Obst einbeziehende Tests
«80 Prozent der Klienten empfinden         namentlich zwecks Ermittlung der
5’500 Kelvin für das Lesen am Pult         Kontrastwahrnehmung. Sei es für die
oder Tisch und auch in der Küche als       Evaluation von auf die autonom-indivi-
ausschlaggebend angenehm. Die              duelle Wohnsituation zugeschnittenen
anderen 20 Prozent verteilen sich auf      Lichtlösungen inklusive Einsatz «intelli-
die weiteren Lichtfarben.» Jenseits von    genter Stehlampen» mit Bewegungs-
richtig oder falsch gehe es darum,         melder samt Messgerät für Helligkeit,
welches Licht als blendfrei und hell mit   sei es für den Einsatz mobiler Leuch-
guter Farb- und Kontrastwiedergabe         ten beispielsweise am Esstisch in
eingestuft wird. Seine Klientin Stépha-    Altersresidenzen.
nie Mosimann, langjähriges SBV-Mit-        Unbesehen davon verweist Christoph
glied aus Winterthur, etwa bevorzugte      Galli, auch in der Ausbildung und Pra-
im Verlauf ihrer Erstberatung in Zürich    xis-Begleitung von Nachwuchskräften
für ermüdungsfreies Lesen starkes,         erfahrener Low-Vision-Experte, mit
bläulich-kühles Licht, empfand das         Nachdruck auf das im Sinne selbst-
Sehen ohne genaue Sehaufgabe bei           bestimmter Autonomie grundsätzlich
schwächerem, gelblich-warmem Licht         unerlässliche Bewusstsein für Licht-
indes als grundsätzlich angenehmer.        optimierung, die oftmals letztlich den
Auf dieser buchstäblich Lichtquellen-      Unterschied ausmacht.

Lesetest in der SBV-Beratungsstelle Zürich: Hat Christoph Galli die Tisch-
leuchte ausgerichtet, kann Klientin Stéphanie Mosimann für sie möglichst
blendfreie Helligkeit und Lichtfarben ausprobieren. Fotos: Sibylle Meier

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Schwerpunkt

Steiniger Weg zu befreiender Selbstbestimmung
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Ein eigenes Zuhause, eine selbstbestimmte Lebensweise und weit-
gehende Autonomie überhaupt entsprechen einem Herzenswunsch,
den sich Menschen mit Handicap nicht einfach so erfüllen können –
insbesondere im Umfeld einer Institution. Shanti Plancherel aus
Estavayer-le-Lac (FR) kennt dies aus eigener Erfahrung: Ihr Recht auf
eine gemeinsame Wohnung mit ihrem Lebenspartner musste sich die
30-Jährige mit indischen Wurzeln erkämpfen. Eine Begegnung.

Ein kalter Wintertag neigt sich dem
Ende zu. Nach Feierabend in den fünf
Werkstätten der seit 2006 bestehen-
den Fondation Ateliers Résidance
Adultes (FARA), soziale und solidari-
sche Institution in Freiburg, verlässt
Shanti Plancherel das Kerzen- und
Kartenatelier auf einem für sie als
Blinde einfacheren Weg, durch die
Cafeteria und der Holzwerkstatt ent-
lang. Nichts scheint sie aufhalten zu      Shanti Plancherel im FARA-Atelier:
können. Vor allem aber strahlt sie eine    Dekorationsarbeiten für die in der
innere Freude sowie kommunikative          eigenen Boutique verkauften Ge-
und humorvolle Frische aus, die einem      schenktaschen. Foto: Hervé Richoz
nicht entgehen können. Wer ihr begeg-
net und sie bei ihren Projekten beglei-    körpert und sie im Leben auch weiter-
tet, konstatiert ihre Liebenswürdigkeit,   bringt. Als Fünfjährige aus Indien in die
ebenso ihren Entscheidungswillen in        Schweiz gekommen und adoptiert,
Kenntnis eigener Grenzen und ihre          verhehlt sie heute nicht, dass ihr
Bereitschaft, Hilfe anzunehmen.            Familienleben keineswegs immer
                                           einfach war. Umso mehr weiss Shanti
Lodernde Ungeduld                          Plancherel das Aufgehoben-Sein seit
Für all dies spricht auch ihr Name:        ein paar Monaten bei FARA zu schätzen.
Shanti bedeutet in Sanskrit Frieden,       Mit ihrer positiven Art übernimmt sie
Seelenruhe, Gelassenheit, Stille,          spontan auch mal andere Aufgaben.
Wohlergehen, Glück – samt und son-         Verspürt sie Lust auf eine Veränderung,
ders Werte, die sie buchstäblich ver-      wird sie von einer wahrhaften Begeis-

                                                                                  13
Schwerpunkt

terung für ihr Vorhaben erfasst, die sie   Unabhängigkeit, Beschäftigung und
animiert und all ihre Ressourcen mobi-     Mobilität zu bewahren. Mit der Unter-
lisiert. Lachend gesteht sie: «Ich kann    stützung eines Psychotherapeuten
ungeduldig sein und möchte, dass           lernte sie auch, sich zu behaupten und
alles sofort geschieht.»                   Nein zu sagen.
Im Gespräch schwärmt sie davon, wie        Bevor sie während vierzehn Jahren
wertvoll es sei, selbst über ihre Abende   das Angebot der Stiftung La Rosière in
und Wochenenden bestimmen oder             Estavayer-le-Lac nutzte und dort in der
ihre gemütliche Wohnung in Estavayer-      angegliederten Keksfabrik mithalf,
le-Lac mit ihrem Lebenspartner             hatte Shanti Plancherel Sonderschulen
Stéphane einrichten zu können, betont      wie das Centre pédagogique pour
aber auch, dass es für sie ein langer      élèves handicapés de la vue (CPHV)
Weg war: «Ich musste dafür kämpfen,        in Lausanne, das Centre éducatif et
dass mein Umfeld den Unabhängig-           pédagogique (CEP) in Estavayer und
keitswunsch ernst nahm. Doch mein          die Blindenschule Zollikofen besucht.
Sternzeichen ist halt Löwe», sagt          Obgleich sie die Fortbewegung im
Shanti Plancherel schmunzelnd. Ihre        Alltag paradoxerweise eher ängstlich
Entschlossenheit und Umsetzungs-           meistert, scheut sie neue Heraus-
fähigkeit beeindrucken auch ihre           forderungen mit der Unterstützung ihres
Ansprechpersonen bei der SBV-              Partners keineswegs. So denkt Shanti
Beratungsstelle Freiburg, die sie          Plancherel darüber nach, sich einen
begleiten. Sowohl ihr O&M-Trainer wie      Blindenführhund zuzulegen. Generell
auch ihr Sozialberater halten fest, dass   bedeutet Selbstständigkeit für sie vor
sie nach einem Erstimpuls die Dinge        allem autonomes Einkaufen und Ko-
rasch selbst an die Hand nehme. Sie        chen, bevor sie sich jeweils der Ent-
hat denn auch allen Grund, stolz auf       spannung und Lektüre widmen kann.
sich zu sein. So war es auch sie, die
sich an die Richterin gewandt hat.

Neue Herausforderungen angehen                                  In der mit ihrem
Shanti Plancherel ist vor zwei Jahren                           Lebenspartner
mit Stéphane zusammengezogen,                                   eingerichteten
nachdem sie sich zuvor ans Friedens-                            Wohnung
gericht gewandt hatte. Ihr erster Bei-                          schätzt Shanti
stand befürwortete ihren Wunsch nach                            Plancherel
Unabhängigkeit nämlich nicht. Erst mit                          die abendliche
ihrer zweiten Beiständin vermochte sie                          Braille-Lektüre.
ihr Vorhaben nach und nach umzuset-                             Foto: Stéphane
zen und das Gleichgewicht zwischen                              Marty

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Schwerpunkt

Per Du mit intelligenter Haustechnik
Roland Erne, Redaktor «der Weg»

Smarte Produkte kommen der                Lancierung des ersten iPhones 2007
Autonomie von blinden und seh-            längst für sich spricht.
behinderten Menschen fraglos
entgegen. Der Nutzen intelligenter        Interesse für Informatik
Geräte und Systeme im eigenen             Dass Daniele Corciulo, die letzten
Haushalt ist Daniele Corciulo, mit        zehn Jahre im Vorstand der SBV-
geringem Sehvermögen zur Welt             Sektion Zürich-Schaffhausen mit dem
gekommen, denn auch so selbst-            Dossier Jugendarbeit betraut, ein Flair
verständlich geworden wie das             für Smart-Home-Anwendungen hat,
Zubereiten von Mahlzeiten oder            kommt selbstredend nicht von unge-
gelegentliches Aufräumen. Ein             fähr. Auch wenn er nie mit guten
Besuch in seinem Smart Home.              Mathematik-Kenntnissen glänzen konnte,
                                          habe ihn Informatik immer schon inter-
Ob für eine Lichtquelle, ein Gerät in     essiert und nicht mehr losgelassen,
der Küche oder die Stereo-Anlage:         so der mittlerweile in Zürich-Affoltern
Wer sein Zuhause betritt, drückt meist    lebende Berner, der die gesamte
umgehend einen Schalter. Das muss         Schulbildung aufgrund seiner massiven
nicht – mehr – sein. Denn: Im Smart-      Sehbeeinträchtigung in der Blinden-
phone-Zeitalter ist intelligentes Woh-    schule Zollikofen absolviert hat. Dem
nen möglich geworden. Dafür sorgen        Abschluss an der Handelsschule Bern
sogenannte Smart-Home-Systeme             mit Berufsmatur folgten ein Praktikum
wie Amazon Alexa, Apple HomeKit           im Bundesamt für Migration und eine
oder Google Home Assistant. Einer,        neunjährige Tätigkeit für barrierefreies
der sich damit auskennt, ist Daniele      Webdesign bei der Stiftung «Zugang
Corciulo. Kaum hat er seinen Be-          für alle». Seit November 2018 arbeitet
sucher hereingebeten und Kaffee an-       Daniele Corciulo in ähnlicher Funktion
geboten, zückt er sein Google Pixel 3,    an der Universität Zürich – für ihn so
um mittels herstellerbasierter App und    etwas wie ein «Sechser im Lotto» – und
Bluetooth-Kommunikation den Voll-         nutzt dabei als Hilfsmittel eine Braille-
automaten zu steuern. «Smart Home         Zeile sowie den Screenreader «Jaws».
beginnt mit der Nutzung des Smart-        Daneben bleibt ihm Zeit für Hobbys
phones und installierter Apps», sagt er   wie akustisch unterstütztes Luftgewehr-
dazu – im Wissen auch darum, dass         schiessen und Musik inklusive Gesang-
die Bezeichnung «schlaues Mobil-          stunden, den Austausch mit auch
telefon» über eine Dekade nach der        sehenden Kollegen sowie für das Aus-

                                                                                15
Schwerpunkt

Für Daniele Corciulo der Schlüssel zum Smart Home: sein mit der Logitech-
Universalbedienung kompatibles Google Pixel 3. Im Hintergrund seines
Wohnzimmers die vom Vater übernommene Jukebox als analoges Gegen-
stück. Foto: Roland Erne

probieren neu eingesetzter smarter        «Eine Art Wanze im Haus»
Produkte im Zeichen vernetzter Haus-      Daniele Corciulo nutzt das mittels
technik und Haushaltgeräte. Dazu ge-      Sprachsteuerung erschlossene
hören das mit smarten LED-Glühbirnen      Smart-Home-System Amazon Alexa
aufgerüstete Lichtsystem seiner mit der   und über Mikrofone verfügende
Freundin geteilten 3-Zimmer-Wohnung       Smart-Speaker Google Home, die
und ein Staubsaugerroboter, steuerbar     dank Google Home Assistant buch-
mittels Sprache, vor allem aber die per   stäblich anzusprechen sind. Aktivie-
Universalbedienung «als optimale          rungswörter des Sprachassistenten
Brücke» gesteuerte Unterhaltungselek-     mit künstlicher Intelligenz samt
tronik – gewissermassen das Herzstück     Stimmerkennung und Multi-Room-
seines Smart Home. Letztere besteht       Fähigkeit sind «Hey Google» oder
aus einer stattlichen TV-Anlage samt      «Okay Google». Sitzt der 34-Jährige
Soundbar und mehreren Lautsprechern       am Tisch seiner offenen Küche, wo
als smartem Audiosystem, dessen           einer der intelligenten Lautsprecher
Leistungsfähigkeit locker ein Kino-       platziert ist, kann er dem aktivierten
erlebnis garantiert. Nur schon eine       Sprachassistenten demnach zu
Kurzvorführung ist Beweis genug dafür.    verstehen geben, sein TV-System

16
Schwerpunkt

nutzen zu wollen. Flugs wechselt           Ebenso wenig mag Daniele Corciulo
dann das Licht im angrenzenden             verhehlen, dass die richtige Auswahl
Wohnzimmer auf eine abgedimmte             wie auch das reibungslose Funktionie-
Helligkeit und schalten sich Flat-         ren smarter Geräte und Systeme weit-
screen sowie beispielsweise DVD-           gehend der «Trial-and-Error-Methode»
Player ein. Weitere Optionen sind          unterworfen sind. Anders gesagt: Sich
die Verknüpfung mit dem Google-            geduldig selber schlau machen, ist
Kalender und der Zugang zur eigenen        unerlässlich. Ebenso bestehe das
Mail-Box mittels gescannter und            von einem schnell wachsenden Markt
vorgelesener Nachrichten etwa bei          bestimmte Risiko von Anpassungen
Hotel-Reservationen. Das ist ganz          einer genutzten App, etwa mit der
praktisch, aber auch nicht ganz un-        kaum ausschliessbaren Konsequenz
bedenklich, zumal die hinterlassene        einer nicht mehr unterstützten Sprach-
Datenspur auf dem Server von               ausgabe. Das hindert ihn indes nicht,
Google – nicht von ungefähr auch           auch einer smarten Wetterstation mit
schon «Datenkrake» genannt –               Ansagen des intelligenten Assistenten
gespeichert ist. Das ist Daniele           zu Raumtemperatur und Luftfeuchtig-
Corciulo sehr wohl bewusst: «Wer           keit oder der Lichtsteuerung via
den digitalen Assistenten nutzt, hat       Smartphone zu vertrauen. Nähert er
eine Art Wanze im Haus.»                   sich nach Sonnenuntergang seiner
Die in Sachen Datenschutz relevante        Wohnung, schaltet sich so automa-
Überwachungsproblematik hat Google         tisch das Licht an. Geht er weg,
immerhin zu einigen Massnahmen             schaltet sich das Licht automatisch
veranlasst. So versteht das System         wieder aus. Längst auch ist sein
seit letztem Jahr den Befehl: «Hey         smarter Lautsprecher zur virtuellen
Google, lösche alles, was ich in der       Auskunftsinstanz geworden, die
vergangenen Woche gesagt habe.»            präzise Antworten auf Fragen wie
Jüngst hinzugekommen sind der              jener nach den Öffnungszeiten eines
Befehl «Hey Google, das war nicht          Grossverteilers liefert. Und natürlich
für dich!», der den virtuellen Assisten-   weiss er, dass smarte Steckdosen
ten das zuletzt Gehörte vergessen          altgediente Haushaltgeräte wie etwa
lässt, und die an eine mögliche Ände-      eine Filterkaffeemaschine in intelligente
rung der Datenschutzeinstellungen          Smart-Home-Produkte verwandeln.
geknüpfte Frage «Hey Google,
speicherst du meine Audiodaten?»           Prunkstück Jukebox
Nicht zu unterschätzen ist ferner das      All dies ändert freilich nichts daran,
Potenzial von Hackern, die sich ille-      dass sich Daniele Corciulo für Schall-
galen Zugang zu Smart Speakers mit         platten begeistert und eine reichhaltige
Internetverbindung verschaffen.            Sammlung von Vinyl-Singles besitzt,

                                                                                  17
Schwerpunkt

die er erst noch mit einer gediegenen      mit «Röhrensound» zu seiner sonst
Jukebox in seinem Wohnzimmer               bevorzugt digitalen Ausrüstung, die
abspielen kann – analoges Gegenstück       sich zweifellos weiter ergänzen lässt.

Vorbereitung auf einen selbstständigen Alltag
Langjährige SBV-Mitglieder wie Danie-      schüler» gewesen, betont Barbara
le Corciulo oder Josef Eggerschwiler       Portmann. Daniele Corciulo wiederum
(siehe Dezember-Ausgabe 2019), die         erinnert sich an eine auf seine Bedürf-
sich für autonomes Wohnen entschie-        nisse abgestimmte Betreuung samt
den haben, suchten und fanden Unter-       Zielvereinbarung zwischen 2009 und
stützung für diesen Schritt. Beide nutz-   2011, als er unter anderem den Um-
ten das Angebot der von der Stiftung       gang mit der Waschmaschine, das
Mühlehalde getragenen Institution          Kochen einfacher Menüs wie Risotto,
«Mobile – Begleitetes Wohnen» in           das Putzen der Toilette, das Bügeln
Zürich-Oerlikon, konzipiert für Men-       von Hemden oder das Erledigen
schen mit einer Sehbeeinträchtigung        administrativer Angelegenheiten erlernte.
und seit 2015 auch für Sehende mit         Aufgrund zunehmend rückläufiger
einer Hirnverletzung. Die in vier Woh-     Anmeldungen kann das «Mobile»-
nungen allein oder zu zweit unterge-       Angebot nun nicht mehr weitergeführt
brachten Klientinnen und Klienten          werden. «Zuletzt mussten wir um jeden
können gemäss Geschäftsführerin            Klienten kämpfen», gesteht Barbara
Barbara Portmann auf eine individuelle     Portmann. Gründe dafür erkennt sie
Begleitung für alle Altersklassen und      in einer veränderten Anspruchshaltung
Lebenslagen zählen, fokussiert auf die     inklusive Vorbehalten gegenüber
eigene Haushaltführung, die Gestal-        geteilten Wohnungen, dem inzwischen
tung der Tagesstruktur, die Abstim-        vermehrt in Anspruch genommenen
mung auf eine Ausbildung oder eine         IV-Assistenzbeitrag (siehe Seiten
berufliche Tätigkeit, die Planung der      19/20) und Konkurrenzangeboten für
Freizeit und die Sicherung der finan-      Aussenwohngruppen etwa der Blinden-
ziellen Situation.                         schule Zollikofen (BE) oder des Heil-
Ein «Mobile»-Aufenthalt soll insbeson-     pädagogischen Schul- und Beratungs-
dere dem Ausprobieren und Überprü-         zentrums Sonnenberg in Baar (ZG).
fen dienen, geknüpft an Fragen wie         Ein dauerhafter Betrieb liess sich so
«Was ist mir möglich?» oder «Schaffe       nicht mehr aufrechterhalten. Nach
ich das?» In dieser Hinsicht sei Sepp      einem entsprechenden Entscheid des
Eggerschwiler während seiner «Mobile»-     Stiftungsrats muss «Mobile» per Ende
Zeit 2017 so etwas wie ein «Muster-        Mai seine Türen schliessen.          rer

18
Schwerpunkt

Evaluation IV-Assistenzbeitrag
Gestärkte Eigenständigkeit
Christina Eggenberger und Frédéric Widmer, wissenschaftliche Mitarbeitende des BSV
in den Bereichen Spezialaufgaben und Forschung und Evaluation

Im Rahmen des Forschungspro-
gramms zur Invalidenversicherung
wird der Assistenzbeitrag evaluiert.
Die vorliegenden Ergebnisse
zeigen, dass die Ziele erreicht
werden. Eine Zwischenbilanz.

Der Assistenzbeitrag wurde mit der
IVG-Revision 6a eingeführt und ist seit           Christina Eggenberger, Frédéric
dem 1. Januar 2012 in Kraft. Ziel dieser          Widmer. Fotos: BSV
Leistung ist die Förderung der Selbst-
bestimmung und eigenverantwortlichen              Zwischenbericht vor2. Die Evaluation,
Lebensführung, der sozialen und be-               in deren Zentrum die Prüfung der Ziel-
ruflichen Integration und die Entlastung          erreichung steht, liefert in allen bereits
der Angehörigen. Die Bezügerinnen                 vorliegenden Berichten positive Er-
und Bezüger können zu ihrer Unter-                gebnisse: Die Hauptziele für die Ziel-
stützung im Alltag direkt eine Assistenz-         gruppe wurden erreicht.
person anstellen.
Wie alle bedeutenden neuen Leistun-               Verbesserung der Lebenssituation
gen der Invalidenversicherung wird                Die befragten Personen geben an,
auch der Assistenzbeitrag evaluiert,              dass ihre Eigenständigkeit durch den
wozu auch sämtliche Bezügerinnen                  IV-Assistenzbeitrag gestärkt und sich
und Bezüger befragt werden. Die erste             Betreuungssituation, finanzieller Spiel-
Phase der Evaluation wurde 2017 mit               raum und soziale Kontakte verbessert
einem umfassenden Schlussbericht                  haben. Die Mehrheit der Assistenz-
abgeschlossen1, die zweite Phase                  beziehenden gibt an, mit ihrer Lebens-
läuft bis Mitte 2020, aktuell liegt der           situation zufrieden zu sein, und drei

1
     uggisberg, Jürg; Bischof, Severin (2017):
    G                                             2
                                                      Guggisberg, Jürg; Bischof, Severin (2019):
    Evaluation Assistenzbeitrag 2012–2016.            Evaluation Assistenzbeitrag 2012–2018.
    Bern: BSV. Beiträge zur Sozialen Sicher-          Zwischenbericht 2019. Bern: BSV.
    heit: Forschungsbericht Nr. 8/17.

                                                                                              19
Schwerpunkt

Viertel schreiben dem Assistenzbeitrag    von Personen mit Geburtsgebrechen
eine Verbesserung ihrer Lebens-           (25%) und Personen mit psychischen
situation zu. Weiter ist eine grosse      Erkrankungen (11%). Bei der Betrach-
Mehrheit der Befragten der Meinung,       tung des Alters der Assistenzbeziehen-
dass die Belastung der Familien-          den zeigt sich, dass über 40-Jährige
angehörigen gesunken ist – auch dies      relativ gesehen häufiger einen Assis-
ist ein zentrales Ziel der Leistung.      tenzbeitrag beziehen als jüngere Per-
Trotz dieser positiven Bilanz besteht     sonen: So stellen die 60-bis 65-Jähri-
bei einigen Aspekten der Leistung         gen die grösste Gruppe der Assistenz-
Assistenzbeitrag Verbesserungspoten-      beziehenden (22%) dar, gefolgt von
tial. So wünscht sich ein grosser Teil    den 55–59-Jährigen (18%), den 50–
der befragten Personen eine Verringe-     54-Jährigen (16%) und den 45–49-
rung der administrativen Belastung wie    Jährigen (11%). Im Mittel (Median) wird
zum Beispiel die Möglichkeit einer        einem Assistenzbeziehenden ein Bei-
elektronischen Rechnungsabwicklung.       trag von knapp 2’000 Franken pro
Ein weiterer oft genannter Vorschlag      Monat zugesprochen, wovon im Schnitt
ist eine barrierefreie Abrechnung, ins-   knapp 1’300 Franken bezogen werden.
besondere für Menschen mit einer          Die Entwicklung der Anzahl Beziehen-
Sehbeeinträchtigung. Das BSV wird in      den und die Frage, in welcher Grössen-
Zusammenarbeit mit den Partnern nach      ordnung sich der Bestand einpendeln
entsprechenden Lösungen suchen.           wird, sowie weitere quantitative und
                                          qualitative Fragestellungen zum IV-
Zunehmend gefragte Leistung               Assistenzbeitrag sind Gegenstand
Wie sich die Anzahl Personen, die         weiterer Analysen, deren Ergebnisse
künftig einen IV-Assistenzbeitrag be-     im Rahmen des Schlussberichtes der
ziehen werden, entwickelt, lässt sich     aktuell laufenden Evaluation Assistenz-
zurzeit noch nicht genau abschätzen.      beitrag im Sommer 2020 publiziert
Die Zahl der Bezügerinnen und Bezü-       werden.
ger steigt nach wie vor kontinuierlich
an. Dabei liegt der aktuelle Bestand      Inserat
von 2’324 erwachsenen Assistenzbe-
                                             «Das Echte bleibt
ziehenden in der Invalidenversicherung           der Nachwelt unverloren.» (Goethe)
(2018) aber deutlich unter den 3’000       Ihr Legat oder Ihre Trauerspende wirken weiter:
prognostizierten Bezügerinnen und          Sie helfen damit, das Schicksal von blinden und
                                           sehbehinderten Menschen zu erleichtern.
Bezügern. Mit Abstand die grösste
                                           Schweizerischer Blinden- und Sehbehindertenverband
Gruppe der Assistenzbeziehenden            Könizstrasse 23, Postfach, 3001 Bern
weist ein Gebrechen im Zusammen-           031 390 88 00 | spenderdienst@sbv-fsa.ch | sbv-fsa.ch

hang mit dem Nervensystem auf (40%                                  Spendenkonto 30-2887-6
der Assistenzbeziehenden), gefolgt

20
Verbandsleben

Standpunkt
Anne Perrier, Vizepräsidentin Sektion Waadt

Liebe Leserin, lieber Leser
2017 habe ich – ohne zu wissen, was
mich genau erwartet – für den Vorstand
der Sektion Waadt kandidiert und
wurde prompt gewählt! Beim Lesen der
Statuten habe ich festgestellt, dass nur
blinde und sehbehinderte Personen                                  Anne Perrier.
Mitglied sein können. Wie kann das                                 Foto: Tornow
sein? Nach 60 Jahren erfülltem Privat-                             Lausanne
und Berufsleben war ich gezwungen,
mein Auto, meine Arbeit, das Skifahren        Unser Handicap ruft fraglos viel Mitge-
usw. abrupt aufzugeben. Dann kam die          fühl hervor, und ich bin mir sicher, dass
Umstellung, das «Danach» – viele unter        wir aktive und einflussreiche Sehende
Ihnen wissen, wovon ich spreche.              in unseren regionalen Gremien haben
Da ich nun Zeit hatte und in den Genuss       könnten. Mir wurde die Vorgeschichte
eines Studiums gekommen war, wollte           unseres Verbandskonzepts bereits
ich meine Kompetenzen für andere              erklärt. Ich kann es intellektuell nach-
einsetzen. So habe ich mich nach              vollziehen, komme aber nicht umhin,
einem ersten Freiwilligeneinsatz im           es zu bedauern. Beim SBV lerne ich
Gesundheitsbereich beim SBV enga-             mutige, engagierte, wohlwollende Men-
giert. Nach und nach habe ich die             schen kennen, und ich bewundere sie
Funktionsweise des Verbands, seine            aufrichtig. Trotzdem muss mehr getan
Organisation, seine Hierarchie und die        werden: Die taktil-visuellen Leitlinien
zahlreichen sehbehinderungs-                  sind noch immer weitgehend unbe-
spezifischen Einrichtungen kennen-            kannt, Touchscreen-Bedienungen in
gelernt. Selbst ich, die stark eingebunden    Aufzügen oder graue Treppen proble-
ist, kenne nicht alle Akteure, ihre ent-      matisch, angepasste Ausbildungen
sprechenden Rollen und Wechsel-               und Arbeitsplätze fehlen...
beziehungen. Ich stelle auch fest, dass es    Die Liste ist lang, es gibt noch viel zu
in der Öffentlichkeit zu Verwechslungen       tun! Aus Effizienzgründen ist es schade,
kommt. Das ist eine Frage der Kom-            auf eine enge Zusammenarbeit mit
munikation, werden Sie mir vermutlich         Sehenden zu verzichten. Sollten wir
entgegnen, aber ich weiss, wie schwer         heute, wo Inklusion das Gebot der
es mir heute fällt, etwas zu tun, das ich     Stunde ist, nicht auch Sehende besser
einst im Handumdrehen erledigte.              in unsere Gremien integrieren?

                                                                                     21
Verbansleben

Stimulierter Geschmackssinn für Einladungen
Hervé Richoz, Redaktor «Clin d’œil»

Ein SBV-Kochkurs ist weit mehr,           Begegnungen» samt passenden
als sich unter Anleitung eine Mahl-       Menüs zur Wild-Zeit von Marie-Cécile
zeit zuzubereiten, und hat vielmehr       Cardenoso und spricht fraglos für sich.
mit wiedergefundener Würde und            «Wer sein Sehvermögen verliert, muss
Aufgehoben-Sein in familiärer             keineswegs darauf verzichten, Gäste
Atmosphäre zu tun. Ein Besuch bei         zu empfangen. Zumal es heute nicht
der Genfer Kursleiterin Marie-Cécile      an günstigen Accessoires fehlt», be-
Cardenoso.                                tont die vife Kursleiterin. Die 70-jährige
                                          Genferin kocht leidenschaftlich gerne
Lackierte Holzenten «schwimmen»           und bringt Blinden und Sehbehinderten
über einen Tischläufer mit blauem         seit 25 Jahren bei, die Organisation in
Karomuster auf einem weissen Tisch-       der Küche, die Umsetzung eines Me-
tuch, komplettiert mit passenden Ser-     nüs sowie die letztlich daran geknüpf-
vietten auf kontrastierenden braun-       ten Austauschmöglichkeiten und sozia-
linierten Tischsets. Die Dekoration ist   len Kontakte auseinanderzuhalten.
Teil des Kochkurses «Kulinarische
                                          Mit Stolz etwas beitragen
                                          Ob für ein Essen zu zweit oder für eine
                                          grössere Tischrunde: Die SBV-Koch-
                                          kurse von Marie-Cécile Cardenoso
                                          laden dazu ein, sich neue Fertigkeiten
                                          anzueignen und insbesondere zu
                                          entscheiden, ob die Zubereitung von
                                          Vorspeise, Hauptgang oder Dessert
                                          Vorrang haben soll. Allzu oft hat Kurs-
                                          teilnehmerin Fani Tripet auch schon
                                          den auf ihr Handicap anspielenden
                                          Satz hören müssen, sie brauche nichts
                                          mitzubringen. Doch mit Apéro-Gebäck
                                          oder einem Dessert zu einer Einladung
                                          beizutragen, erfüllt die 68-Jährige mit
                                          Stolz. Und sie weiss darum, dass
                                          Marie-Cécile Cardenoso die Original-
Leidenschaftliche Köchin: Marie-          rezepte so anzupassen vermag, dass
Cécile Cardenoso. Foto: zVg               diese trotz Sehbeeinträchtigung leicht

22
Verbandsleben

nachkochbar sind. So empfehle die                        die Niedergarmethode und die im Kurs
erfahrene Ergotherapeutin und Kurs-                      ausgetauschten Strategien. Für Marie-
leiterin, das intensive Grün von ge-                     Cécile Cardenoso ebenfalls selbst-
kochten, pürierten Erbsen mit Rahm                       verständlich ist, aktuelle Trends aufzu-
und einem Minzblatt zu reproduzieren                     nehmen und ihre Kurse den Bedürfnis-
oder uns das Karamellisieren von                         sen ihrer Teilnehmenden anzupassen,
Zucker bei der Zubereitung von Ge-                       beispielsweise für Lammkoteletts
müse oder etwa eines Entengerichts                       mit grobkörnigem Salz oder für eine
mit einer Mischung aus Orangensaft,                      zu Beginn bei niedriger Temperatur
Honig und einem Tropfen Balsamico-                       gegarte Entenbrust. Teigtaschen oder
Essig zu ersparen.                                       andere Beilagen wiederum lassen sich
                                                         am Vortag zubereiten und erst in letz-
Die moderne Küche als Glücksfall                         ter Minute kochen. So gibt es wahrlich
Ohne visuelle Kontrolle zu kochen, fällt                 keinen Grund mehr, von Einladungen
nicht allen leicht. Lösungen dafür sind                  abzusehen.

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Verbandsleben

Veranstaltungen                          Sektion Bern
                                         04.04.	Emme-Wanderung 1. Etappe
Sektion Aargau-Solothurn                 06.06.	Emme-Wanderung 2. Etappe
07.05.	Kurzwanderung auf dem            Stammtisch: 27.03., 24.04., 29.05.,
         Lindenberg. Kontakt: Kurt       26.06. im «Egghölzli» Bern, jeweils 18
         Stöckli, 079 232 49 22 oder     Uhr. Jolanda Gehri, 079 339 79 89
         kurt-stoeckli@sbv-bvas.ch       Showdown-Training: jeweils donners-
         (Anmeldung bis 23. April)       tags ab 16 Uhr, Technik-Training
10.06.	Jass-Tag in der «Residenz        montags oder dienstags. Schnuppern
         Bornblick» Olten, 10 Uhr.       jederzeit möglich, auch am Wochen-
         Kontakt: Peter Müller,          ende, dreimal gratis.
         062 216 14 37 oder peter.       Anmeldungen: sektion.be@sbv-fsa.ch
         maria.mueller@bluewin.ch        oder 076 500 63 21
         (Anmeldung bis 01. Juni)        VoiceNet: Rubrik 1 3 1 1
Fitness-Nachmittag – Pilates-Kurs:
Klubschule Migros Aarau, jeweils mon-    Sektion Berner Oberland
tags, 14.45 Uhr (derzeit ausgebucht!).   09.05.	Öffentlicher Anlass im «Bälliz»
Anmeldung/Informationen: SBV Bern,                Thun
031 390 88 37 oder kurse@sbv-fsa.ch      Kreativgruppe Thun: Reformiertes
Kreativ-Nachmittag: Klubschule Migros    Kirchgemeindehaus, 13.30 bis 16.30
Aarau, jeden Mittwoch, 13.30 Uhr.        Uhr, 24.03., 21.04., 05.05., 19.05.,
Kontakt: Theres Raimondi, 079 288 72     02.06., 16.06., 30.06. Kreativgruppe B:
89 oder theres.raimondi@gmx.ch           17.03., 31.03., 28.04., 12.05., 26.05.,
Englisch-Kurs: Fokus-Plus Olten,         09.06., 23.06.. Kontakt: Pia Krüger,
freitags alle zwei Wochen, 13.30 Uhr     077 414 87 58.
(Level A1 und A2), 14.40 Uhr (B1 und     Freitagstreff Thun: Bahnhofbuffet,
B2). Kontakt: Bruno Zaugg, 062 797 23    ab 13.30 Uhr: 27.03., 24.04., 29.05.,
84 oder simbeli98@gmail.com              26.06. Kontakt: Yvonne und Jürg
Stammtisch/Kaffeetreff: «Aarauerstu-     Albisser, 033 437 25 82
be» Aarau, am zweiten Dienstag jeden     Kreativgruppe Spiez: Evangelisches
Monats, 14 Uhr. Kontakt: Ulrich Heitz-   Gemeinschaftswerk, 13.30 bis 16.30
mann, 056 245 62 40 oder ulrich-heitz-   Uhr: 18.03, 15.04., 29.04., 13.05.,
mann@sbv-bvas.ch                         27.05., 10.06., 24.06. Kontakt:
Lunchtreff: «Wynestübli» Reinach,        Bettina Stoll, 033 654 94 06
am zweiten Donnerstag jeden Monats,      VoiceNet: Rubrik 1 3 1 2
12 Uhr. Kontakt: Rita Mayer, 056 610
74 03 oder rita-mayer@sbv-bvas.ch        Sektion Biel-Berner Jura
VoiceNet: Rubrik 1 2 2                   26.04.	Brunch im Café-Restaurant
                                                 Stiftung Battenberg

24
Verbandsleben

06.06.	Sektionsreise nach Luzern          01.04./	Spaziergang
Wandergruppe. Kontakt:                     06.05.
Irene Schönmann, 032 385 27 12             04.04.	Wanderung im Jura
Anmeldungen und Auskunft:                  08.04.	Frühlingsessen im CAD
Esther Weber, 032 331 25 13 oder                    Grand-Lancy
weberesther@gmx.ch                         02.05.	Wanderung
VoiceNet: Rubrik 1 3 1 3                   18.05.	«La Cenerentola», Grand
                                                    Théâtre Genève
Sektion Freiburg                           Unterhaltungsnachmittag, Salle de
17.03.	Thermalbad Charmey.                Champel: 24.04. Themenabend
         Kontakt: Andrea Zullo             gleichen Orts: 20.03., 17.04., 15.05.
21.04.	Einführungskurs Gewürze            VoiceNet: Rubrik 1 4 1
         und aromatische Kräuter auf
         Spaziergang. Findet bei           Sektion Graubünden
         schlechtem Wetter nicht statt!    20.06.	Sektionsreise auf den Säntis
         Ersatzdatum: 28.04. Kontakt:      «anderssehen»-Treff: 25.03., 29.04.,
         Erika von Gunten, 079 542 21 12   27.05. Anmeldung: 078 704 72 24
16.05.	Schienenvelo in Laupen (BE).       oder kontakt@anderssehen.ch.
         Kontakt: Erika von Gunten         Wandervögel: 11.04., 09.05., 13.06.
10.06.–	Aktivferien in Leukerbad.         Nähere Angaben in den Sektionsnach-
14.06.	Kontakt: Andrea Zullo              richten
Kontaktgruppen:                            Kontakt Sektion: Arno Tschudi, sektion.
Düdingen: Nelly Falk, 026 493 14 19        gr@sbv-fsa.ch oder 079 442 19 67.
Freiburg: Andrea Zullo, 079 554 07 16      VoiceNet: Rubriken 1 5 1 1 und 1 5 1 2
Romont: Jean-Louis Uldry,                  www.sbv-fsa.ch/sektion_graubuenden
026 652 40 00
Murten: Beatrice Imoberdorf,               Sektion Jura
026 670 85 85                              21.03.	Kartenspiel
Aktuelle Informationen auf VoiceNet,       09.05.	Wanderung in der Region
Rubrik 1 4 1 2, und auf                    VoiceNet, Rubrik 1 5 1
www.sbv-fsa.ch/de
                                           Sektion Neuenburg
Sektion Genf                               21.03.	GV
22.03.	Musée d’Art et d’Histoire Genf     25.04.	Besuch Musée de l’Areuse
         mit Führung                               in Boudry mit Führung und
27.03./	«La Fausse Suivante de                    Mittagessen
29.03.	Marivaux», Théâtre de              20.06.	Wanderung mit Mittagessen
         Carouge                                   Les Ponts-de-Martel
28.03.	GV im «Vieux-Grenadier»            VoiceNet: Rubrik 1 6 1

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