FAIRER HANDEL IN HANNOVER _ BLUMEN, REIS UND SCHOKOLADE _ WIE LEBEN SIE MIT FAIREM HANDEL? _ KOCHEN MIT FAIREN ZUTATEN _ ADRESSEN, TIPPS UND ...
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hannofair! _ Fairer Handel in Hannover _ Blumen, Reis und Schokolade _ Wie leben sie mit fairem handel? _ Kochen mit fairen Zutaten _ Adressen, Tipps und Hintergründe kostenlos
I n ha lt Der Faire Handel 4 Der Allerweltsladen in Hannover 6 Wer macht was im Fairen Handel? 8 bio im Fairen hanDel / Lektüre aus aller Welt 11 wie Leben Sie mit Fairem HandeL? 12 Fairer Handel und Kinderarbeit 14 Und die Nanas freuen sich auch: Hannofair! der neue Einkaufsführer Reis: Patente auf Pflanzen? 16 über den Fairen Handel in Hannover ist da! Schokolade: zum Dahinschmelzen 18 Tropischer Export: Mangos 20 Fair Fashion 21 Marke: Schön und Fair 22 Rosen vom äquator 24 aKtiv Für Die eine welt 25 Faire KöstlichKeiten aus aller Welt 26 Adressen und Infos: Fairer Handel in Hannover 28 h a n n o f a i r ! HERAUSGEBER Allerweltsladen e.V., Limmerstraße 44, 30451 Hannover, Tel. (05 11) 210 88 87 REDAKTION Rita Otte, Ina Lüdecke | BILDER Shahnur A Alam* (16-1); Mateusz Atroszko* (17-1); Tijmen van Dobbenburgh* (26-1); dwp (23-3); EL PUENTE (21-1, 22-3, 23-1); Sz Gabor* (26-2); GEPA - The Fair Trade Company: Nusch (14-1), Welsing (19-2), (22-1); Manfred Liebel (15-1); Cíntia Martins* (27-2); Gokhan Okur* (27-1); Privat (12-2, 12-3, 13-2, 13-3); Berkeley Ro- binson* (20-1); TransFair (4-1; 4-2; 19-1); Stadt Hannover (3-2); www.24zwölf.de (1, 2, 3-1, 5-1, 6-1, 6-2, 6-3, 11-1, 11-2,12-1, 13-1, 22-2, 23-2, 24-1); Bilder mit * von www.sxc.hu GRAFIK www.24zwoelf.de | Auflage 20.000 auf 100% Recyclingpapier | Hannover, August 2007 Die Broschüre wurde gefördert von der Niedersächsischen Lottostiftung Bingo, vom Bistum Hildesheim und vom evangelischen Entwicklungsdienst eed. Hann ofa i r!
g r us s w o r t e Liebe Leserinnen und Leser, der Faire Handel ist für immer mehr Menschen ein fester Begriff. Viele KonsumentInnen möchten nicht allein ökologisch, sondern auch sozial- verträglich hergestellte Produkte erwerben. Der Faire Handel unterstützt die ProduzentInnen dabei, ihre Produktion auf ökologischen Anbau um- zustellen. Viele Lebensmittel, Kunsthandwerk, aber auch Textilien sind im Fairen Handel erhältlich. Das gegenüber den Anfängen deutlich breitere Sortiment gibt mehr Menschen die Möglichkeit, sich am Fairen Handel zu beteiligen, sowohl als ProduzentIn wie auch als VerbraucherIn. Der Allerweltsladen, das Fachgeschäft für Fairen Handel hat vor 6 Jahren seinen ersten Einkaufsführer herausgegeben, den „fairführer für Hanno- ver“. Mit dem neuen Einkaufsführer Hannofair! möchten wir Sie über die Der Allerweltsladen in Hannover: Ziele und AkteurInnen des Fairen Handels informieren. Wir stellen einige Der Herausgeber von Hannofair! Artikel und ProduzentInnen vor, und laden Sie mit Rezeptideen ein, neue Produkte auszuprobieren. Ein Beitrag über Kinderarbeit macht aufmerksam auf die Situation arbeitender Kinder und ihre eigene Sichtweise dazu. In einem ausführlichen Adressteil erfahren Sie, wo Sie in Hannover und der näheren Umgebung fair gehandelte Produkte kaufen können. Wir wün- schen Ihnen eine anregende Lektüre! Das Allerweltsladen-Team Lassen Sie sich fairführen! Die vorliegende Broschüre informiert nicht nur über Einkaufsmöglichkeiten für fair gehandelte Produkte in und um Hannover, sie gibt auch einen gu- ten Einblick in die Gesamtzusammenhänge. Wie wir durch unser tägliches Konsumverhalten zu einer nachhaltigeren Entwicklung weltweit beitragen können und welche Unterstützungsmöglichkeiten wir für Erzeuger in der Dritten Welt haben, sind Themen, die immer mehr Menschen interessie- ren. Hannofair! gibt einen Einblick und fasst alles Wissenswerte zusammen. Der Einkaufsführer leistet damit einen wichtigen Beitrag dazu, dass Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und auch Globalisierung mit gleichzeitig globaler Verantwortung noch mehr in den Blickpunkt gerückt Fair führt! meint Stephan Weil, Ober- werden. Ich würde mich freuen, wenn das vorliegende Heft nicht nur Ihre bürgermeister der Landeshauptstadt Einkaufsgewohnheiten beeinflussen würde, sondern es darüber hinaus Hannover zum verstärkten Nachdenken und zu Diskussionen anregen würde. Mit viel Engagement haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Allerwelts ladens wieder einen kompetenten Leitfaden heraus gebracht, der viele An- regungen gibt. Fair führt! Stephan Weil, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover H annofair!
D i alog, T ransparen z, Res p e k t. u n d m ehr G e r e cht ig k e i t Der Faire Handel „Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair Handels-Organisationen engagieren sich – gemeinsam mit VerbraucherInnen – für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“ So lautet die Definition der internationalen Vereini- organisationen, die den Prinzipien des Fairen Handels gung der Dachorganisationen des Fairen Handels FINE folgen, kaufen Produkte direkt von Kleinbauerngenos- (2002): ProduzentInnen und ArbeiterInnen erhalten senschaften, Produzentengruppen oder Unternehmen durch gerechtere Handelsbedingungen wirtschaftliche mit sozialer sowie ökologischer Verantwortung in den Sicherheit und Zukunftsperspektiven. Entwicklungsländern. Das geschieht nach partner- schaftlichen Prinzipien: Die ProduzentInnen erhalten Viele Produkte aus den Ländern des Südens – z.B. Kaf- faire Preise, die sowohl die Produktions- als auch die fee, Kakao, Bananen – sind bei uns sehr billig, und Lebenshaltungskosten sichern. das hat seinen Grund: Viele Menschen in den Entwick- lungsländern arbeiten unter unwürdigen Bedingungen Dies trägt zu einer Verbesserung der Lebensbedin- und erhalten für ihre Arbeit keinen gerechten Lohn. gungen bei: Kinder können zur Schule gehen, Bil- Bauern bekommen für ihre Ernteerträge so niedrige dungs- und Gesundheitsprojekte gemeinsam aufgebaut Preise, dass nicht einmal die Produktionskosten ge- werden. Gerechte Preise erlauben Investitionen in die deckt sind. Der Faire Handel tut etwas dagegen. Import Infrastruktur und den Anbau neuer Produkte. Sie er- Hann ofa i r!
Fairer Handel. Die Kriterien. S oz i a l - u n d U mw e lt v e r t r ä g l ich k e i t Menschen und ihre elementaren Bedürfnisse stehen im Vordergrund. Qualität bezieht sich nicht nur auf die Hochwertigkeit der gehandelten Produkte, sondern auch auf die Sozial- und Um- weltverträglichkeit im Herstellungs- und Vermarktungspro- zess. Fairer Handel darf nicht soziale und ökologische Kosten ausblenden. T r a n s pa r e nz Zielsetzungen, Organisationsstruktur, Ent- scheidungsprozesse, Besitzverhältnisse, Finanzen, Handels- wege und Kriterien für die Auswahl der HandelspartnerInnen müssen für alle am Fairen Handel Beteiligten einsichtig sein und durchschaubar bleiben. O r gan isat io n s f o r m ProduzentInnen, lmporteurInnen und Weltläden müssen unabhängig von formalrechtlichen Strukturen eine ausreichende Mitbestimmung aller Mitarbei- terInnen gewährleisten. No n -P r o f i t Gewinnmaximierung ist kein Ziel des Fairen Handels. Ein Teil der Erlöse muss für Gemeinschaftsaufgaben möglichen die Einrichtung von Kreditfonds, die weitere wie z.B. Bildung, Gesundheit, Zukunftsinvestitionen oder Auf- Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Bei den Entschei- klärungsarbeit verwendet werden. dungen über die Verwendung der Mehrerlöse aus Fairem Handel sind die ProduzentInnen oder Beschäftigten di- In f o r m at io n s - u n d B i l d u n g sa rb e i t Weltläden rekt und demokratisch beteiligt. tragen zur entwicklungspolitischen Bewusstseinsbildung bei und vermitteln Informationen zu Produkten, ProduzentInnen, Langfristige Handelsbeziehungen und Möglichkeiten Herkunftsländern, Handelswegen und zur Problematik des der Vorfinanzierung bieten den PartnerInnen im Süden Welthandels. Darüber hinaus beteiligen sie sich an Veranstal- zusätzliche Planungssicherheit. Der Faire Handel unter- tungen und politischen Aktionen - gegebenenfalls in Zusam- stützt die ProduzentInnen zudem durch finanzielle und menarbeit mit anderen Initiativen - und unterstützen den Ver- technische Beratung, z.B. bei der Umstellung auf öko- kauf „politischer Produkte“, die auf dem Weltmarkt besonders logischen Landbau. Er gewährleistet für die abhängig benachteiligt sind. Beschäftigten die Einhaltung der sozialen Mindeststan- dards (Gewerkschaftsfreiheit, Mindestlöhne) und der Ko n t i n u i t ä t Die Dauerhaftigkeit der (Handels-)Bezie- internationalen Arbeitsschutzrichtlinien. Mittlerweile hungen ist Grundlage einer echten Partnerschaft. Sie drückt profitieren über eine Million Familien – insgesamt 6 sich z.B. in langfristigen Lieferverträgen, Qualität der Pro- Millionen Menschen – in mehr als 50 Ländern vom dukte, interner Weiterbildung und Beratungsangeboten aus. Fairen Handel. Er g ä n zu n g s p r o d u k t e Das sind Waren, deren Haupt- Fair gehandelte Produkte finden Sie in Deutschland rohstoffe nicht von HandelspartnerInnen in Entwicklungslän- in den Fachgeschäften für Fairen Handel, den Welt dern stammen. Ein inhaltlicher Zusammenhang zu Produkten läden. Auch viele Supermärkte, Naturkostläden, andere des Fairen Handels sollte allerdings gegeben sein. Sie sollten Fachgeschäfte sowie einige Versandfirmen führen fair unkonventionelle Herstellungs- und/oder Vermarktungsstruk- gehandelte Produkte hauptsächlich im Lebensmittel turen haben und aus Betrieben stammen, die sozial- und um- bereich. Diese erkennen Sie am TransFair-Siegel. weltverträglich produzieren. Susanne Gräßel H annofair!
L assen S ie sic h fair führ e n ! Der Allerweltsladen in Hannover Einkaufen mit Vergnügen und gutem Gewissen. Der Allerweltsladen führt Qualitätsprodukte aus aller Welt und leistet Hilfe durch Handel. Ob Musikinstrumente oder Geschirr, Tee, Gewürze oder Bananen – all diese Artikel sind hier fair gehandelt. Die ProduzentInnen - Kooperativen, Genossenschaften und Zusammenschlüsse von KleinproduzentInnen – arbeiten unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, für ihre Produkte erhalten sie faire Preise, die ihnen eine gesicherte Existenz und den Aufbau von Gemeinschaftseinrichtungen ermöglichen. Im Herbst 1980 entsteht in einer Gruppe von Schü- Seit Juni 2003 befindet sich der Allerweltsladen nach lerInnen und LehrerInnen der IGS Linden die Idee, vier Umzügen in größeren Räumen in der Limmerstraße dauerhaft fair gehandelte Produkte zusammen mit In- 44. Heute sind dem Verein nur noch wenige Mitglieder formationen zur Süd-Nord-Problematik anzubieten: Ein aus der Gründungszeit geblieben. Aber auch wenn die Weltladen soll eröffnet werden, in dem Waren aus Ge- Ladenarbeit nicht mehr von SchülerInnen oder Lehrer meinschaftsprojekten und Kooperativen verkauft wer- Innen der IGS Linden mitgestaltet wird, ist doch die den. Noch im Herbst wird der Verein „Allerweltsladen ursprüngliche Idee über die Jahre hinweg durch das eh- - Arbeitskreis zur Förderung gemeinnütziger Projekte in renamtliche Engagement vieler Aktiver weitergetragen der Dritten Welt e.V.“ gegründet. Im Februar 1981 kann worden. So konnte der Laden 2006 mit Musik, Infor- schließlich der Allerweltsladen in einem 16 m2 großen mationen und Aktionen sein fünfundzwanzigjähriges Ladenlokal in Linden eröffnet werden. Jubiläum feiern. Er bietet Kaffee, Tee und Kunsthandwerk aus Projekten Das Sortiment wurde im Laufe der Zeit immer wieder in Afrika, Asien und Lateinamerika zum Verkauf an. Eine vergrößert. Gab es anfangs nur eine kleine Auswahl, Leihbücherei, die zunächst mit privaten Buchspenden so präsentiert sich der Laden heute mit einer großen bestückt wird, bietet ergänzende Informationen. Vielfalt an Lebensmitteln, Nützlichem und Dekorativen. Hann ofa i r!
Laufkundschaft und StammkundInnen, bietet der Aller- Zu allen Produkten sind Informationen über die Her- weltsladen Gelegenheit zum Stöbern und Entdecken. kunft und Produktion der Waren sowie über die Lebens- Vor allem zur Weihnachtszeit betreten viele Neugierige und Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen erhält- auf der Suche nach originellen Geschenken das Ge- lich. Bücher und Zeitschriften im Verkauf und in der schäft. Leihbücherei ergänzen das Informationsangebot. Zu den Verkaufshits zählen Schokolade und Kaffee, Fin- So können VerbraucherInnen sich über ungerechte gerpuppen, Musikinstrumente und seit Neuestem fair Welthandelsstrukturen und Alternativen dazu infor- gehandelte T-Shirts aus Bio-Baumwolle. Auch die Le- mieren. Mit Informationsständen und kulturellen Ver- bensmittel stammen inzwischen zu etwa anstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen, Theater 70 % aus Bio-Anbau. Dies ver- oder Workshops macht der Allerweltsladen bindet den Einsatz für soziale noch weiter auf seine Arbeit aufmerksam. Gerechtigkeit mit dem Um- weltschutz, gleichzeitig Interessierte, die die Arbeit des Aller erreichen die Produzent weltsladen e.V. unterstützen möch- Innen eine größere ten, haben die Möglichkeit, Wertschöpfung durch ehrenamtlich mitzuarbeiten, aber Bio-Aufschläge. auch, den gemeinnützigen Verein durch eine Mitgliedschaft oder Dabei sind, entgegen Fördermitgliedschaft finanziell zu einer gelegentlich be- unterstützen. stehenden Annahme, trotz fairer Entlohnung Ina Lüdecke, Allerweltsladen e.V. der ProduzentInnen nur wenige Produkte teurer als anderswo. Bei genauerer Be- trachtung finden KundInnen meist hohe Qualitäten zu einem günstigen Preis. Allerweltsladen Limmerstraße 44, 30451 Hannover Tel. (05 11) 210 88 87, Fax (05 11) 600 23 61 info@allerweltsladen.de, www.allerweltsladen.de Mo-Fr 10.00-14.00, 14.30-18.30 h Sa 10.00-14.00 h H annofair!
H andeln mit Verantwort u n g Wer macht was im Fairen Handel? Der Faire Handel entstand Anfang der 70er Jahre aus einer grundlegenden Kritik an ungerechten Welthandels bedingungen. Aus dieser Bewegung gingen die Fair-Handels-ImporteurInnen als Non-Profit-Organisationen her- vor, von denen manche seit mehr als 30 Jahren den direkten Handel mit Produzentengemeinschaften der Ent- wicklungsländer verwirklichen. Weltläden und Aktionsgruppen sind Die Weltläden Das Siegel bis heute die PartnerInnen, die fair gehandelte Waren verkaufen und WELTLÄDEN sind die Fachgeschäfte TransFair Dieses Zeichen ist zur Informationsarbeit leisten. Mittler- des Fairen Handels. Ziel der Arbeit Zeit das einzige anerkannte, un- weile führen auch viele Einzelhan- der Weltläden ist es, zu mehr Ge- abhängige Fair-Handels-Siegel in delsgeschäfte faire Lebensmittel, rechtigkeit im Handel mit den Län- Deutschland. TransFair, der Verein deren Kennzeichen das TransFair- dern des Südens beizutragen. Um zur Förderung des Fairen Handels Siegel ist. Daneben bieten eine dieses Ziel zu erreichen verkaufen mit der „Dritten Welt“ e.V., wurde Reihe weiterer Unternehmen Waren die bundesweit ca. 800 Weltläden 1992 gegründet. Er wird von 38 mit dem Prädikat „fair gehandelt“ Produkte aus Fairem Handel, betei- Mitgliedsorganisationen u.a. aus an, meist mit selbst definierten Kri- ligen sich an politischen Kampag- den Bereichen Entwicklungshilfe, terien und eigenen Siegeln. Im Un- nen und leisten Informations- und Kirche, Umwelt, Sozialarbeit, Ver- terschied zum TransFair-Siegel sind Bildungsarbeit zu Fragen des Fairen braucherschutz und Bildung getra- hier jedoch keine unabhängigen Handels. 489 Weltläden und Akti- gen. Als unabhängige Siegelinitia- Kontrollen gegeben. onsgruppen sind Mitglied im Welt- tive handelt TransFair nicht selbst laden-Dachverband. Der Weltladen- mit Waren, sondern vergibt sein Der ATO-TÜV bietet Orientierungs- Dachverband e.V. unterstützt die Siegel an LizenznehmerInnen. Diese hilfe beim Einkauf: ATO steht für Al- Weltläden in ihrer Arbeit und ver- verpflichten sich, die Rohstoffe für ternative Trade Organisation, also: tritt ihre Interessen gegenüber der ein Produkt nach den Kriterien des Alternative Handelsorganisation. Politik, den Importorganisationen Fairen Handels einzukaufen. Dem Dahinter verbirgt sich die regel- und anderen AkteurInnen. ersten Produkt Kaffee folgten Tee, mäßige Prüfung von Fair-Handels- Weltladen-Dachverband, Karmeliterplatz 4, Süßigkeiten, Kakao, Honig, Bana- Unternehmen durch den Weltladen- 55116 Mainz, Tel 06131-689 07-80, nen, Fruchtsäfte, Fußbälle, Blumen, Dachverband gemäß den Kriterien Fax 06131-68907-99, info@weltladen.de, Reis und Wein. Die Produkte sind des Fairen Handels. Die Ergebnisse www.weltladen.de in allen Weltläden, 27.000 Super- werden im ATO-TÜV veröffentlicht marktfilialen und Fachgeschäften und können in vielen Weltläden erhältlich. TransFair und 20 weitere eingesehen werden. Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen die wichtigsten der unmittelbar im Handel tätigen AkteurInnen vor. Neben den Importorganisationen und den Weltläden gehören zu die- sen die Siegelorganisation Trans- Fair sowie Siegelorganisationen für Schnittblumen und Teppiche. Hann ofa i r!
Siegelinitiativen in Europa, Japan onsstelle der Bananen-Kampagne langfristige Verträge und die Förde- und Nordamerika vereinigten sich in Deutschland. rung von Gemeinschaftsaufgaben 1997 in dem Dachverband „Fairtra- BanaFair e.V., Langgasse 41, 63571 Geln- im Gesundheits-, sozialen und po- de Labelling Organizations Interna- hausen, Tel 06051-8366-0, Fax 06051-83 litischen Bereich. Die Produzen- tional (FLO)“, der die Standards für 66-77, info@banafair.de, www.banafair.de tInnen erhalten so die Chance, fair gehandelte Produkte entwickelt sich auf dem internationalen Markt und kontrolliert. In allen Ländern dwp eG, eine eingetragene Genos- zu gerechteren Bedingungen zu wurde 2003 ein neues, gemeinsames senschaft, bei der Weltläden die behaupten und dadurch bessere TransFair-Siegel eingeführt. Zu den meisten Anteile halten, ist 1988 Lebensperspektiven zu erreichen. Aufgaben von TransFair gehören die aus mehreren Weltläden der Region Begleitend zeigt EL PUENTE in der Erweiterung des Produktsortiments, Oberschwaben hervorgegangen. In entwicklungspolitischen Bildungs- die Erschließung neuer Vertriebs- der langjährigen Zusammenarbeit und Informationsarbeit anhand der wege und Öffentlichkeitsarbeit. mit weltweit über 60 Produzent Produkte Strukturen des weltwirt- TransFair e.V., Remigiusstr. 21, 50937 Köln, Innengruppen in 30 Ländern steht schaftlichen Unrechts auf und för- Tel 0221-9420400, Fax 0221-94204040, für dwp der Mensch im Mittelpunkt. dert den kulturellen Austausch. info@transfair.org, www.transfair.org Mit fairen ProduzentInnenpreisen EL PUENTE GmbH, Lise-Meitner-Str. 9, und zusätzlichen Leistungen wie 31171 Nordstemmen, Tel 05069-3489-0, Vorfinanzierung und langfristigen Fax 05069-3489-28, info@el-puente.de, Handelsbeziehungen ermöglicht dwp www.el-puente.de Die Importeure hochwertige und oft einzigartige Produkte: von fair+bio Lebensmit- gepa ist als größte europäische BanaFair importiert und vertreibt teln über Mangoprodukte bis hin zu Fair-Handels-Organisation seit über Bananen von KleinproduzentInnen, exklusiven Geschenkideen. Wichtig 30 Jahren Partnerin von rund 170 die ihre Früchte unabhängig von ist dwp auch die Weitergabe von Genossenschaften, Vermarktungs- multinationalen Konzernen produ- sachlich fundierten Informationen organisationen und engagierten zieren und vermarkten und trägt über die ProduzentInnen, deren Privatbetrieben in Lateinamerika, so zu menschenwürdigen und öko- Lebenssituation und die Herstel- Afrika und Asien. Von ihnen bezieht logisch verträglichen Anbaubedin- lung ihrer Produkte. die gepa zu fairen Preisen Lebens- gungen bei. Über eine Fair-Trade- dwp eG, Hinzistobler Straße 10, 88212 Ra- mittel, Kunsthandwerk und Texti- Prämie erzielen die ErzeugerInnen vensburg, Tel 0751-36155-0, Fax 0751 - lien. Diese sind in Weltläden, bei einen deutlich höheren Preis. 36155-33, info@dwp-rv.de, www.dwp-rv.de Aktionsgruppen, in Supermärkten Außerdem werden soziale und po- und Naturkostläden, Firmenkanti- litische Projekte unterstützt. Ein EL PUENTE ist eine Organisation des nen und Bildungsstätten erhält- weiterer Arbeitschwerpunkt von partnerschaftlichen Handels, die lich. Langfristige faire Handels- BanaFair ist die Bildungs-, Infor- Kleinbetriebe und Genossenschaften beziehungen und die Transparenz mations- und Lobbyarbeit zu den in Afrika, Asien und Lateinamerika aller Handelswege prägen die Be- Bedingungen, unter denen Bananen durch den Import und Vertrieb ih- ziehungen zu den PartnerInnen. weltweit produziert und vermarktet rer Produkte fördert. Grundlagen Gewinne werden in den Fairen werden. BanaFair ist Gründungsmit- der Handelsbeziehungen sind u.a. Handel reinvestiert. Gesellschafter glied des europäischen NRO-Netz- die Zahlung gerechterer, von den der GmbH sind das Bischöfliche werkes EUROBAN (European Banana ProduzentInnen kalkulierter Preise, Hilfswerk der Katholischen Kirche Action Network) und Koordinati- die Vorfinanzierung der Produktion, Misereor e.V., der Evangelische Ent- H annofair!
wicklungsdienst der Evangelischen cherheit, Gewerkschaftsfreiheit und Durch kostenlose Schulbildung und Kirche in Deutschland (EED) sowie reduzierter Einsatz von Pestiziden. medizinische Grundversorgung wird kirchliche Jugendorganisationen. Flower Label Program e.V., Siegfriedstr. die Armut in den Teppichzentren gepa Fair Handelshaus, Gewerbepark 1-3, 50678 Köln, Tel. 0221-340 66 45, gelindert und illegale Kinderarbeit Wagner, Bruch 4, 42279 Wuppertal, Fax 0221-340 69 68, info@fairflowers.de, bekämpft. Tel 0202-26683-0, Fax 0202-26683-10 www.fairflowers.de CARE & FAIR, Borsteler Chaussee 85-99a, marketing@gepa.org, www.gepa.de Haus 5, 22453 Hamburg, Tel 040-5116057, Fairfleurs ist das 2005 initiierte Fax 040-5116078, info@care-fair.org, Podi-Mohair versteht sich als Teil Blumenlabel von TransFair. Die im www.care-fair.org der Weltladenbewegung, die An- Flower Label Program festgelegten fang der 70er Jahre entstanden ist, sozialen und ökologischen Stan- RUGMARK, eine internationale Ini- um mit einem positiven Beispiel dards für menschenwürdige Arbeits- tiative gegen illegale Kinderarbeit gegen die ungerechten Strukturen und Lebensbedingungen gelten in der Teppichindustrie, wurde 1995 des Welthandels einzutreten. Podi- auch für die „fairfleurs“. Zusätzlich gemeinsam von indischen Nichtre- Mohair ist als Importeur von Gras- zahlen Importeure für „fairfleurs“- gierungsorganisationen, deutschen körben und Webwaren aus Lesotho Blumen einen Aufschlag von 12 % und internationalen Hilfswerken aktiv und handelt nach den Bedin- des Einkaufspreises, der zu Guns- und der Gesellschaft für Technische gungen, die in der Konvention der ten der ArbeiterInnen für Gemein- Zusammenarbeit gegründet. Rug- Weltläden aufgestellt wurden. schaftsprojekte (z.B. Kindertages- mark vergibt sein Siegel für handge- Podi-Mohair, Iris Eberl, Sieverner Str. 106, stätten, Trinkwasserfilter) auf den knüpfte Teppiche aus Indien, Nepal 27607 Langen, Tel. 04743-8271, Fax Blumenfarmen verwendet wird. und Pakistan, die ohne illegale Kin- 04743-912222, www.podi-mohair.de podi- Die „fairfleurs“ sind bundesweit in derarbeit hergestellt wurden. Pro- mohair-eberl@t-online.de 500 REWE-Märkten und in anderen duzentInnen und Teppichexporteure Supermärkten, vor allem in Süd- müssen u.a. folgende Bedingungen deutschland, erhältlich. erfüllen: Keine Beschäftigung von TransFair e.V., Remigiusstr. 21, 50937 Kindern unter 14 Jahren, Zahlung andere akteure Köln, Tel 0221-94 20 40 0, Fax 0221- gesetzlicher Mindestlöhne und Zu- 94 20 40 40, info@transfair.org lassung unangekündigter Kontrol- Flower Label Program (FLP) Der Ver www.transfair.org/produkte/blumen len. HerstellerInnen zahlen eine ein wurde 1998 von Gewerkschaften, Abgabe von 0,25 %, Teppichimpor- Kirchen, Menschenrechtsorganisa CARE & FAIR ist ein Branchenver- teure und Fachgeschäfte von 1 % tionen, BlumenfachhändlerInnen band des europäischen Teppich- auf den Importwert des Teppichs. und ProduzentInnen gegründet. Das handels, der sich gegen illegale Damit werden Sozialprogramme für FLP-Siegel kennzeichnet Schnitt- Kinderarbeit in der Teppichproduk- ehemalige KinderarbeiterInnen und blumen aus umweltgerechter und tion in Indien, Nepal und Pakistan ihre Familien sowie Kontrollen zur menschenwürdiger Produktion, einsetzt. Die Mitglieder zahlen eine Einhaltung der Kriterien finanziert. die u.a. folgende Anforderungen Importabgabe von 1 % sowie eine RUGMARK, Remigiusstr. 21, 50937 Köln erfüllt: Verbot von Kinder- und Exportabgabe von 0,25 % auf den Tel. 0221-9420400, Fax 0221-94204040, Zwangsarbeit, Festverträge, Zah- Wert der verschifften Teppiche. Mit rugmark@transfair.org,www.rugmark.de lung existenzsichernder Löhne, diesen Abgaben werden 32 Schul- Gesundheitsschutz und Arbeitssi- und Gesundheitsprojekte finanziert. Podi-Mohair 10 Hann ofa i r!
A lles Bio? Di e B ü ch e r e i i m A l l e rw e lts l a d e n Bio im Fairen Handel Lektüre aus aller Welt Zur Zeit tragen 65 % der TransFair gesiegelten Lebens- Seit der Eröffnung 1981 steht in der Leihbücherei des mittel ein Biolabel, Tendenz steigend. Bei der gepa, Allerweltsladens ein umfangreiches Informationsange dwp und EL PUENTE beträgt der Anteil ökologisch an- bot zu entwicklungspolitischen Themen bereit. Den gebauter Lebensmittel etwa 70 %. Um Bioprodukte Grundstock bildeten private Buchspenden, inzwischen einheitlich zu kennzeichnen und die Orientierung ist der Bestand durch regelmäßige Neuanschaffungen für VerbraucherInnen zu erleichtern, wurde 2001 das auf mehr als 2000 Titel angewachsen. staatliche Biosiegel ins Leben gerufen. Es dürfen damit Produkte und Lebensmittel gekennzeichnet werden, die Themen sind u. a. Afrika, Lateinamerika, Asien, Frau- nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung produziert en, Menschenrechte, Migration und Asyl, Rassismus, und kontrolliert wurden. Als EU-weit gültige Regelung Ökologie, Armut, Entwicklungshilfe, Fairer Handel und garantiert sie einheitliche Standards für den ökolo- Welthandel. Einen Schwerpunkt bilden Unterrichtsma- gischen Landbau und artgerechte Tierhaltung. terialien für Kindergarten, Grundschule, Sekundarstufe I und II sowie für die Arbeit mit Jugendgruppen. Diese Insgesamt gewährleistet das staatliche Biosiegel den enthalten neben Hintergrundinformationen zu dem je- Mindeststandard eines Bioproduktes, während die weiligen Thema Arbeitsblätter, Spiel- und Aktionsvor- Richtlinien der Bio-Anbauverbände in einigen Punkten schläge, Dias, Plakate oder andere Materialien. Romane höhere Anforderungen stellen. Viele fair gehandelte und Erzählungen sowie Jugendbücher von AutorInnen Lebensmittel erfüllen diese strengeren Kriterien und aus Afrika, Asien und Lateinamerika geben einen Ein- sind vom Anbauverband Naturland zertifiziert. Der Faire blick in Geschichte, Kultur, Politik und Alltagsleben Handel fördert den ökologischen Anbau mit einem Bio- ihrer Länder. Neben Büchern werden verschiedene Aufschlag für die Produkte. Fachzeitschriften gesammelt, z. B. Alaska, Blätter des IZ3W und Lateinamerika-Nachrichten. Die Leihbücherei Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V. wurde bisher gefördert von der Niedersächsischen Lot- Kleinhaderner Weg 1, 82166 Gräfelfing tostiftung Bingo Lotto, vom VEN, vom EED (ABP). Sie Tel 089 – 898082-0, www.naturland.de ist zu den Ladenöffnungszeiten für alle zugänglich, die Ausleihe ist kostenlos. Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Informationsstelle Bio-Siegel Allerweltsladen e.V., Limmerstraße 44, 30451 Hannover Deichmanns Aue 29, 53179 Bonn Tel 05 11-2108887, Fax 05 11-6002361 Tel 0228 - 68453355, www.biosiegel.de info@allerweltsladen.de, www.allerweltsladen.de Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00-14.00, 14.30-18.30 h Sa 10.00-14.00 h H annofair! 11
Mucke Kudrass Fabijan Meiseberg Simin Nassiri Lehrerin, Mitbegründerin des Schüler, IGS Linden Mitarbeiterin von SUANA/Kargah e.V. Allerweltsladens Seit 25 Jahren beschäftige ich mich Eigentlich merke ich keinen großen Mit dem Fairen Handel assoziiere mit dem Fairen und unfairen Han- Unterschied zu meinem Leben, wie ich immer auch das faire Handeln del, besonders im Lebensmittel- es war, bevor ich den Fairen Handel in der Interaktion unter den Sub- sektor. Das war oft Thema meines kennen gelernt habe. Es sind eher jekten, unter bewusst handelnden Unterrichts an der Glocksee-Schule, die kleinen Dinge, die sich positiv Menschen. So geraten auch die während meiner Arbeit in der Öko verändert haben. Wenn ich heute ProduzentInnen ins Blickfeld. Im station Deister-Vorland oder eben einen Bericht über die Armut in ei- Dschungel des Handels in der Zeit im Allerweltsladen, in dem ich mit- nigen Ländern der Erde höre, muss der Globalisierung haben viele Per- arbeite. Hier finde ich viele Dinge, ich kein so schlechtes Gewissen sonen ein Gefühl von Verlorensein. die nicht lebensnotwendig sind: mehr haben, da ich mich ja bemühe Kaffee, Schokolade, getrocknete etwas zu ändern. Deswegen bin ich Das Handeln an sich wird immer Mangos, Cashewnüsse - Genüsse mittlerweile so überzeugt von dem stärker entfremdet. Wir sind eher des Luxus - und ausgerechnet dort Fairen Handel, dass ich selbst ange- uninformierte KonsumentInnen als sollte ich geizig sein? fangen habe, Öffentlichkeitsarbeit bewusst handelnde Personen. Sol- zu machen. che Projekte wie der Faire Handel Wenn ich diesen Luxus genießen bedeuten für mich einem kleinen darf, dann sollten die Produzen- Da ich den Fairen Handel durch Widerstand gegenüber der totalen tInnen dieser Waren menschenwür- meine Familie kennen gelernt habe, Herrschaft des undurchschaubaren dig von ihrer Arbeit leben können. war der Bezug zunächst eher von und nur profitorientierten Handels. Und dann sehe ich, dass eine gute außen kommend. Mit der Zeit habe Ich habe das Gefühl, dass „ICH“ mit Schokolade im Supermarkt genauso ich immer mehr über den Fairen dem fairen Handel fair handele und viel kostet wie im Weltladen. Handel erfahren und bin mittler- ein Stückchen Widerstand leiste. weile davon überzeugt, dass es eine Ich handele gern fair. Der Preis im Laden sagt nichts, ich sehr positive Angelegenheit ist und muss schon etwas tun, wenn ich habe festgestellt, dass ich mein wirklich will, dass Handelsbezie- Verhalten dem Fairen Handel ge- hungen gerecht gestaltet werden. genüber, auch nach meinem Auszug Der Kauf von Produkten aus dem von zu Hause, wohl nicht großartig Fairen Handel ist mein Beitrag ändern werde. dazu. Das überfordert weder meinen Kopf noch meinen Geldbeutel. 12 Hann ofa i r!
Leo Keita Ernst-Friedrich Maage Edelgard Bulmahn Künstler und Musiker Biolandwirt in Benthe Mitglied deutscher Bundestag (SPD) Ich finde den Fairen Handel gut. Für mich ist das eine Frage der Ge- Es freut mich, dass das Bewusst- Beim normalen Handel verdienen rechtigkeit. Es ist untragbar, Men- sein für Fairen Handel zunimmt und die ProduzentInnen nicht viel Geld schen durch Handel in Abhängigkeit sich der Faire Handel von einem oder erhalten das Geld zu spät. Im zu halten und schamlos auszubeu- Nischenangebot zu einem Marken- Welthandel gibt es sehr viel Unge- ten und auf deren Rücken vermeint- artikel auch in Supermärkten ent- rechtigkeiten. Z.B. produziert Mali lichen Wohlstand zu mehren. wickelt hat. viel Baumwolle, diese kann das Land aber nicht so gut vermarkten, Fairer Handel ist ein erster Schritt, Wichtig finde ich die Erkenntnis, da in anderen Ländern Baumwolle für Menschen, die durch Han- dass Verbraucherinnen und Ver- subventioniert wird und deshalb delsausbeutung an ihrer Entwick- braucher durch ihr Kaufverhalten billiger auf dem Weltmarkt verkauft lung gehindert werden, ein neues direkten Einfluss auf faire Arbeits- werden kann. Selbstbewusstsein zu entwickeln, und Handelsbedingungen und faire ihres und das Schicksal ihrer Völker Löhne in Entwicklungsländern neh- Afrika ist ein Kontinent mit vielfäl- wieder in eigene Hände zu nehmen. men können. Mit jedem Kauf fair tigem Kunsthandwerk und bunten Meine Hoffnung ist: Langfristig, gehandelter Produkte leisten Ver- Kleidungsstücken. Der Faire Handel auch durch diesen Ansatz, kapita- braucherinnen und Verbraucher ei- gibt die Möglichkeit, diese Produkte listische Strukturen zu überwinden nen wichtigen Beitrag zur Armuts- und Produkte aus vielen anderen und die Welt gerechter zu machen! bekämpfung. Ländern kennen zu lernen und Ein- blick in ihre Kultur zu erlangen. Der Faire Handel bringt Menschen zusammen. Wir sind Kinder einer Erde. Wir sollten miteinander koo- perieren. Wir sind alle gleich, denn das Blut aller Menschen ist rot. N achge fr agt wie leben sie mit Fairem Handel? H annofair! 13
E i n Wider spruc h? Fairer Handel und Kinderarbeit Ist Kinderarbeit per se ausbeuterisch? Müsste es nicht Aufgabe des Fairen Handels sein, Kindern und Jugend- lichen eine Möglichkeit zu geben, von ihnen hergestellte Produkte zu vermarkten? Trotz Verboten sind auf der ganzen Welt Kinder und Jugendliche täglich damit beschäftigt, Geld zu erwirtschaften. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisa- Trabajadores“. Auch in Afrika und Asien haben sich tion (ILO) arbeiten weltweit rund 211 Millionen Kinder Kinder organisiert. Sie verlangen bessere Bildungsmög- unter 15 Jahren und 141 Millionen Heranwachsende im lichkeiten und kostenlosen Zugang zur Schule eben- Alter von 15 bis 17 Jahren. Sie sind in der Landwirt- so wie zu Gesundheitsdiensten. Sie bestehen darauf, schaft, in Haushalten, Fabriken, Werkstätten oder auf öffentliche Räume wie Straßen und Plätze nutzen zu der Straße tätig, zu einem Teil in extrem ausbeute- können, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und rischen Verhältnissen: z.B. im Bereich der Prostitution, auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Um die ih- in Bergwerken oder in der Schuldknechtschaft. Fünf nen in der UN-Kinderrechts-Konvention zugebilligten Prozent der arbeitenden Kinder sind in der Exportwirt- Rechte Wirklichkeit werden zu lassen, halten die Kin- schaft anzutreffen. Die weitaus Meisten arbeiten infor- der es für unabdingbar, dass ihre Organisationen sozial mell, also ohne Arbeitsvertrag. Viele Familien könnten und rechtlich anerkannt werden und die Möglichkeit ohne die Arbeit der Kinder nicht überleben. erhalten, in allen Angelegenheiten, die sie betreffen, mitzubestimmen. Aber ist es generell schlecht wenn Kinder arbeiten? Für viele Kinder bedeutet arbeiten, ein Leben in Würde zu Im Fairen Handel geht es um eine gegenüber dem Welt- führen. Sie setzen sich für ein Recht zu arbeiten ein. marktpreis erhöhte und verlässlichere Bezahlung von So haben sich arbeitende Kinder und Jugendliche in ProduzentInnen in den Herstellungsländern, wobei Lateinamerika schon Ende der 70er Jahre organisiert, bestimmte Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards im um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Sie be- Herstellungsprozess eingehalten werden sollten. An- zeichnen sich als NATs - „Niños, Niñas y Adolescentes gestrebt wird eine bessere Lebens- und Arbeitssituation 14 Hann ofa i r!
der ProduzentInnen. Bei der Produktion sollen keine Kinder unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen beteiligt sein. Kindern sollen ihr Recht wahrnehmen können, die Schule zu besuchen und eine Ausbildung zu erhalten. Bisher wird im Fairen Handel kaum auf die Forderungen der organisierten Kinder und Jugend- lichen eingegangen. Aber wenn es um bessere Lebens- bedingungen der Menschen geht, müssen Kinder und Jugendliche einbezogen werden. Kinder und Jugendli- che sollten als gleichberechtigte PartnerInnen angese- hen werden. So könnte der Faire Handel etwas gegen illegale Kinderarbeit tun. Viele weltweite Gütesiegel und Verhaltenskodizes be- ziehen sich auch auf das Verbot von Kinderarbeit. We- nig beachtet bei diesen Siegeln ist die Alternative für die arbeitenden Kinder. Es gibt vereinzelt Schulprojekte oder Projekte, in denen Kinder eine Ausbildung machen können. Viele Kinder aber haben keine Möglichkeit an diesen Projekten teilzunehmen und suchen sich andere Auch die deutsche Sektion des Netzwerkes der euro- Arbeit, um überleben zu können. päischen Weltläden „NEWS“ hat inzwischen das Thema Kinderarbeit differenzierter behandelt und steht der Untersuchungen im indischen „Teppichgürtel“ haben Idee offener gegenüber, Produkte von arbeitenden Kin- beispielsweise gezeigt, dass die verbreiteten Erfolgs- dern in das Sortiment der Weltläden zu nehmen. berichte der Gütesiegelinitiativen kritisch zu bewerten sind. In einer Studie (Ashraf 2001: 308) wird konsta- Weitere Informationen zu der Organisation arbeitender tiert, dass „der schwächste Punkt der Kampagnen ge- Kinder und Jugendlichen erhalten Sie auf der Internet gen Kinderarbeit bei den Alternativen liegt. Unglückli- seite von ProNATs. ProNATs versteht sich als Verein zur cherweise boten sich den Kinderarbeitern, die gerettet Unterstützung der arbeitenden Kinder und Jugend- und in ihre Dörfer zurückgeschickt wurden, keine gang- lichen sowie ihrer Organisationen. ProNATs steht mit baren Alternativen für die Verbesserung ihrer Situation. den Bewegungen der arbeitenden Kinder und Jugend- Folgeuntersuchungen haben enthüllt, dass die meisten lichen in Afrika, Asien und Lateinamerika in direkter wieder zur Webarbeit zurückgekehrt sind, sei es an die Verbindung und vermittelt ihre Erfahrungen, Ideen und alten Arbeitsplätze, sei es an neue Webstühle, die in Forderungen in der europäischen Öffentlichkeit. ihren Dörfern installiert worden waren“. Rita Otte, Allerweltsladen e.V. (Teile dieses Artikels sind der Internet Es muss also eine Möglichkeit geschaffen werden, dass seite www.pronats.de entnommen) Kinder unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten können und dürfen. Ein Beispiel, wie der Faire Handel dazu beitragen kann, zeigt die Fair-Handelsorganisati- on Equomercato in Italien. Sie hat vor einigen Jahren erstmals Produkte arbeitender Kinder ins Sortiment aufgenommen. Diese Waren werden von Kindern im Trikont unter Eigenregie hergestellt. Nach einer intensiven Diskussion mit den Weltläden verkaufen viele von ihnen heute in Italien von Kindern unter gerechten Bedingungen hergestellte Produkte. H annofair! 15
Pflan z en als geistiges E ig e n t u m ? Reis: Patente auf Pflanzen? Als älteste Kulturpflanze der Welt wird Reis schon seit über 5000 Jahren kultiviert. Für etwa die Hälfte der Weltbevölkerung ist er das wichtigste Nahrungsmittel überhaupt. Nicht zufällig kann das Wort „essen“ in vielen Sprachen Asiens wörtlich mit „Reis essen“ übersetzt werden. Patente auf Reis gefährden die Unabhängigkeit der einheimischen Reisbauern und -bäuerinnen. In Asien und Afrika wird das wertvolle Getreide über- Rights: Handelsbezogene Aspekte von Rechten auf wiegend von Kleinbauern/-bäuerinnen in traditioneller geistiges Eigentum. Das bedeutet, dass neu gezüchtete Handarbeit angebaut, dagegen ist der Anbau in den Pflanzen als geistiges Eigentum geschützt, also paten- USA und Europa auf den großen Anbauflächen stark tiert werden können, wenn es sich hierbei nachweisbar technisiert und meistens exportorientiert. Ihre Reis- um eine genetische Veränderung handelt. Durch dieses bauern/-bäuerinnen werden durch Subventionen und Abkommen waren und sind auch Patente auf Reis mög- Handelshemmnisse nach außen zum Nachteil der Reis lich. produzierenden Entwicklungsländer geschützt. Die Kleinbauern/-bäuerinnen des Südens sind mit stark Die Firma RiceTec aus Texas, USA, die amerikanischen schwankenden Preisen, sinkenden Erträgen und der Ab- Langkornreis mit 22 Sorten traditionellem Basmati- hängigkeit von Zwischenhändlern konfrontiert. Rege- Reis aus Indien und Pakistan gekreuzt hatte, hat sich lungen der Welthandelsorganisation WTO sowie Patente die entstandenen Sorten als ihre Erfindung patentieren benachteiligen die ProduzentInnen in den Ländern des lassen. Das Patent wurde 1997 vom amerikanischen Südens zusätzlich. Patentamt (USPTO) erteilt und umfasst das alleinige Eigentums- und Vermarktungsrecht der Sorten sowie Das TRIPS-Abkommen der WTO lässt Patente auf Le- das Recht auf weitere Kreuzungszüchtungen. Die Firma bewesen wie z. B. auf Pflanzen und Saatgut zu. TRIPS RiceTec gehört dem Fürsten von Liechtenstein. steht für Trade Related Aspects of Intellectual Property 16 Hann ofa i r!
Als die Patentierung des Basmati-Reises bekannt wur- Die entsprechenden Feldversuche zeigten gute Ergeb- de, kam es in Indien und Pakistan zu heftigen Protes- nisse. Der Leiter des amerikanischen Forschungspro- ten. Indien und Pakistan sind die ursprüngliche Heimat jektes versicherte, er werde keine Patente auf seine Er- des Basmati-Reises. Dort ist er ein Kulturgut und wird gebnisse anmelden. Jedoch gibt es einige Firmen, die schon seit Jahrhunderten angebaut und gepflegt. Die an dem Reis interessiert sind und den kommerziellen Reisbauern/-bäuerinnen dieser Regionen züchten Sor- Anbau testen wollen. ten, die optimale Erträge liefern und krankheitsresis- tenter als andere sind. In Thailand und auch in anderen Ländern gab es heftige Reaktionen, als diese Fakten bekannt wurden. Reisbau- Eine Organisation, die gegen die Patentierung protes- ern/-bäuerinnen und nationale sowie internationale tiert, ist die Navdanya-Stiftung aus Dehra Dun. „Nav NGOs protestierten massiv gegen den Missbrauch des danya“ heißt in der indischen Sprache Hindi „Neun Jasminreises, der seit Jahrhunderten in Thailand hei- Samen“. So setzt sich die 1991 von Dr. Vandana Shiva misch und ein bedeutender Bestandteil der Kultur ist. gegründete Organisation dafür ein, die traditionellen Reissorten zu erhalten. Die Navdanya-Stiftung unter- Reis aus Fairem Handel bietet eine Möglichkeit, gegen hält spezielle Reisbanken, von denen die Bauernfami- die versuchte Patentierung vorzugehen. So ist z. B. die lien das traditionelle Saatgut bekommen können. Organisation Green Net in Thailand, die zu Beginn der 90er-Jahre gegründet wurde, sehr aktiv in der Lobby- Etwa 200 Bauernfamilien haben sich bis jetzt der Stif- und Kampagnenarbeit, die sich gegen die Patentierung tung angeschlossen. Für Navdanya spielen die Frauen von Reissorten sowie gegen Gentechnik richtet. eine zentrale Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt. Denn in Indien bewahren die Frauen üblicherweise die Sa- Green Net fördert ausschließlich organisierte Kleinbau- menkörner auf, die im nächsten Jahr ausgesät werden. ern/-bäuerinnen, indem sie deren landwirtschaftlichen Der Mehrpreis für den fair gehandelten Reis kommt den Produkte auf dem Binnen- und Exportmarkt vermarktet. Reisbauern/-bäuerinnen zugute. Übergreifendes Ziel ist es, die Lebensbedingungen der Bauern/Bäuerinnen nachhaltig zu verbessern. Die Bau- Sie erhalten für ihren Reis einen höheren Preis, als in ern/Bäuerinnen pflanzen standortgerechte Reissorten der Region von Dehra Dun üblich ist. Auch fördert die wie Hom Mali an, die wesentlich robuster sind als die Navdanya-Stiftung die Aufklärungsarbeit in Indien. So mit der „Grünen Revolution“ eingeführten Hochertrags- spricht sich die Stiftung eindeutig dagegen aus, dass sorten und die außerdem nicht gentechnisch verändert Saatgut und Pflanzen genetisch verändert werden oder sind. Saatgut patentiert wird. Sonst müssten indische Bau- ern/Bäuerinnen Gebühren an ausländische Saatgutfir- Die Bauern/Bäuerinnen erhalten das Saatgut aus den men zahlen, die das Patent für Basmati-Reis besitzen. traditionellen Reisbanken. In diese wird nach der Ernte Saatgut „eingezahlt“ und für die nächste Aussaat auf- Es gibt Versuche auch auf den Jasminreis aus Thailand bewahrt. Hatte ein Bauer/eine Bäuerin eine schlechte ein Patent zu erlangen. So bietet die Firma RiceTech Ernte, kann er/sie sich von dort Saatgut „ausleihen“ neben dem Basmati „american style“ auch einen Reis und zahlt es mit Naturalzinsen nach der nächsten Ernte mit dem Namen „Jasmati“ an. Aufgrund des Namens zurück. könnte man vermuten, dass es sich um eine Kreuzung aus Jasmin- und Basmati-Reis handelt. Er hat jedoch Rita Otte, Allerweltsladen e.V. keine Ähnlichkeit mit den bekannten aromatischen Reissorten. Vor einigen Jahren (2001) wurde stattdes- sen ein vom amerikanischen Landwirtschaftsministeri- um finanziertes Forschungsprogramm an der Universität Florida durchgeführt, bei dem Jasminreissorten entwi- ckelt werden sollen, die auch im amerikanischen Klima gedeihen und großflächig angebaut werden können. Dazu wurde Saatgut von traditionellen thailändischen Jasminreissorten gentechnisch verändert. H annofair! 17
z um Da h insc hmel zen Schokolade: Die Speise der Götter Carl von Linné gab 1753 dem Kakaobaum den wissenschaftlichen Namen Theobroma cacao. Und dies zu Recht: Theobroma bedeutet im Griechischen „Speise der Götter“. Die Bezeichnung Cacao bedeutet „bitteres Wasser“ und stammt von den Maya, die auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko die ersten Kakaobäume angebaut haben. Die Völker Mittelamerikas stellten aus den gemahlenen Kakaobohnen eine mit Gewürzen zubereitete Trinkschokolade her. Der Kakao kam Anfang des 16. Jahrhunderts nach Spa- baum wird in Westafrika als typische „cash crop“ – das nien und eroberte, ebenfalls als Trinkschokolade, von sind für den Verkauf angebaute Feldfrüchte – vor allem hier aus den Kontinent. Das Entölen des Kakaos und die von Kleinbauern/-bäuerinnen angepflanzt. Der Kakao Herstellung des feinen Kakaopulvers durch van Houten baum liebt Schatten und eignet sich deshalb nicht und die Zugabe von Zucker machten das bittere Wasser für großflächige Monokulturen. Seine Kultivierung ist zum süßen Verführer. Innerhalb Europas gehören die äußerst arbeitsintensiv und erfolgt bis heute nahezu Deutschen heute zu den größten Fans von Schokolade: ausschließlich in Handarbeit. sie konsumierten im Jahr 2004 pro Kopf 9 Kilo. Das ist eine beachtliche Menge und sollte Grund genug sein, Armut und niedrige Erlöse für Rohkakao sind zwei der sich über Herkunft und Produktionsbedingungen der Gründe, weshalb in den Erzeugerländern Kinder als bil- Schokolade zu informieren. lige Arbeitskräfte auf den Kakaofeldern eingesetzt wer- den, und das nicht nur von den Großgrundbesitzern. Der größte Teil des auf dem Weltmarkt gehandelten Kakaos wird heute nicht in seiner Heimat, sondern in Berichte über den Handel mit Kindern aus Ghana, Mali Westafrika geerntet: Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste), oder Burkina Faso, die auf Kakaofeldern in Côte d‘Ivoire Ghana, Nigeria und Kamerun liefern zwei Drittel der arbeiten, alarmierten im Jahr 2000 die Öffentlichkeit Weltproduktion. 2005 kam 60 % des nach Deutschland in Europa und den USA. Insgesamt geht man von importierten Rohkakaos aus Côte d‘Ivoire. Der Kakao- 284.000 Kindern aus, die in Westafrika unter gefähr- 18 Hann ofa i r!
lichen Bedingungen auf Kakaoplantagen arbeiten. 64 % Sie verkauft einen Teil ihrer Produktion an deutsche von ihnen waren nach einer Studie aus dem Jahr 2002 Fair-Handels-Importeure und erhält neben dem fairen unter 14 Jahre alt. Mindestpreis von 1.600 US-Dollar pro Tonne Kakao eine Prämie für soziale Projekte in Höhe von 150 Dollar. Für In Côte d‘Ivoire, wo die Mehrheit der auf Kakaoplan- Kakao aus ökologischem Anbau wird ein zusätzlicher tagen arbeitenden Kinder zu finden ist, besuchen nur Aufschlag von 200 Dollar bezahlt. etwa ein Drittel von ihnen die Schule. Ohne Ausbildung haben sie jedoch kaum eine Chance, der Armut zu ent- Da bislang nur ein kleiner Teil der Ernte über den Fairen kommen. Handel abgesetzt werden kann, fließen die Mehrerlöse und Prämien vor allem in Gemeinschaftsprojekte, um Staatliche Pilotprogramme zur Aufklärung und Bekämp- möglichst vielen Mitgliedern Nutzen zu bringen. De- fung der Kinderarbeit und die Ratifizierung internatio- mokratisch gewählte Vorstände entscheiden über die naler Abkommen zum Schutz von Kindern – die UN- Errichtung von Trinkwasserbrunnen, Grundschulen und Kinderrechtskonvention und die Kernarbeitsnormen der sanitären Einrichtungen. Mobile Gesundheitsstationen Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) – konnten und Fortbildungsmaßnahmen werden ebenfalls aus den an dieser Situation bisher kaum etwas ändern. Auch Geldern finanziert; ein Kleinkreditprogramm unter- die Selbstverpflichtung der Schokoladenindustrie zur stützt Einkommen schaffende Projekte für Frauen. Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit auf Kakao- farmen brachte bisher wenige Ergebnisse. Übrigens: Derzeit liegt vor allem Bitterschokolade im Trend. Im Weltladen finden Liebhaber von Schokolade Faire Preise unabhängig von den schwankenden Welt- ein großes Angebot mit exotischen, fairlockenden marktpreisen und der Zusammenschluss der Bauern Variationen. /Bäuerinnen zu ProduzentInnenorganisation dagegen sind ein Weg, die Armut zu bekämpfen und damit auch Susanne Gräßel; Mucke Kudrass, Allerweltsladen e.V. der Notwendigkeit der Kinderarbeit entgegen zu wir- ken. Das zeigt das Beispiel „Kuapa Kokoo“ in Ghana. Die 43.000 Mitglieder von Kuapa Kokoo können mit stabilen Preisen über dem Weltmarktspreis rechnen. Die Kakaobauernvereinigung, deren Name „gute Ka- kaopflanzer“ bedeutet, gründete sich 1993 nach der Liberalisierung des in Ghana staatlich kontrollierten Kakaoanbaus. H annofair! 19
Fa ire Früc hte Mango: Tropischer Export Nach der Banane sind Mangos die zweitwichtigsten tropischen Exportfrüchte, obwohl sie in Deutschland noch als Exoten gelten. Als Frischobst sind sie weniger transport- und lagerfähig als Bananen, dafür begegnet man ihnen häufiger in Fruchtzubereitungen oder als Trockenobst. Mangobäume sind prachtvolle, große Bäume und Schat- Pädophile heute mit empfindlichen Strafen zu rechnen tenspender für Unterkulturen. Ein Baum trägt nur alle haben und außerdem die Amerikaner sich aus Olongapo zwei Jahre Früchte. Durch Bestäuben mit Pottasche lei- zurückzogen. ten die Bauern/Bäuerinnen eine frühe Blüte ein, damit der Fruchtansatz nicht durch die sommerlichen Taifune Durch den Kontakt zum Fairen Handel ist der Anbau von vernichtet wird. Im Prinzip könnte eine bäuerliche Fa- Mangobäumen zu einer wichtigen Einkommensquelle milie von 2 Mangobäumen leben. Doch für mehr als 4.000 Kleinbauern/-bäuerinnen die Familien brauchen Geld auch geworden. Abnahmegarantien für die außerhalb der Erntezeit und das gesamte Ernte und gerechte, etwa nutzen die HändlerInnen aus. um 30 % höhere Preise, zinslose Sie kaufen den Bauern/Bäuer Darlehen und fachliche Bera- innen ihre Ernte im Voraus tung, die Entwicklung neu- ab, aber weit unter dem er Mangoprodukte durch Marktpreis, ein Grund für Preda und den deutschen die Armut der Kleinbauern Importeur dwp: All dies und -bäuerinnen. hat dazu geführt, dass immer mehr der wert- Um die Ursache der Armut zu vollen Bäume gepflanzt bekämpfen, initiierte Preda werden. Anfang der 90er Jahre den Fairen Handel mit Mangoprodukten. Pre- Die Verarbeitung der Man- da war ursprünglich die Abkürzung gos erfolgt in einem hoch- von „Prevent & Rehabilate Drug Abusers modernen Betrieb, der sei- Foundation“, heute steht die Abkürzung für nen rund 1.000 ArbeiterInnen „People`s Recovery, Empowerment and Develop- überdurchschnittliche Löhne zahlt, ment Foundation“. Die Organisation entstand auf der eine feste Anstellung und die im Fairen Insel Luzon in Olongapo, wo die Amerikaner einen Handel üblichen Sozialleistungen bietet. Die faire Ver- großen Militärstützpunkt während ihrer Kriege in Süd- marktung hat die Macht des Handelskartells deutlich ostasien hatten. Das schaffte einerseits Arbeitsplätze, verringert. Kinder und Jugendliche können länger in- förderte andererseits aber auch die Prostitution, spe- nerhalb ihrer Familien leben und zu Schule gehen. Das ziell die Kinderprostitution mit ihren Begleitern wie schützt sie vor Ausbeutung und sexuellem Missbrauch. Krankheiten, AIDS und unerwünschten Schwanger- Mangoprodukte in den Weltläden sind lecker und von schaften. guter Qualität. Es lohnt sich, sie zu probieren. Laut UNICEF werden weltweit ca. 3-4 Millionen Kinder Marco Klemmt, NEWS! – Netzwerk der Europäischen Weltläden; und Jugendliche in die kommerzielle sexuelle Ausbeu- Mucke Kudrass, Allerweltsladen e.V. tung gezwungen. Auf den Philippinen wird die Zahl auf ca. 100.000 geschätzt. Preda kümmert sich um die Opfer der sexuellen Ausbeutung und erreichte, dass 20 Hann ofa i r!
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