FAIRER HANDEL IN HANNOVER _ BLUMEN, REIS UND SCHOKOLADE _ WIE LEBEN SIE MIT FAIREM HANDEL? _ KOCHEN MIT FAIREN ZUTATEN _ ADRESSEN, TIPPS UND ...

Die Seite wird erstellt Stefan-Nikolai Richter
 
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hannofair!
      _ Fairer Handel in Hannover

    _ Blumen, Reis und Schokolade

 _ Wie leben sie mit fairem handel?

       _ Kochen mit fairen Zutaten

_ Adressen, Tipps und Hintergründe

                                      kostenlos
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I n ha lt

                                     Der Faire Handel                                                                          4

                                     Der Allerweltsladen in Hannover                                                           6

                                     Wer macht was im Fairen Handel?                                                           8

                                     bio im Fairen hanDel / Lektüre aus aller Welt                                           11

                                     wie Leben Sie mit Fairem HandeL?                                                        12

                                     Fairer Handel und Kinderarbeit                                                          14
Und die Nanas freuen sich auch:
Hannofair! der neue Einkaufsführer   Reis: Patente auf Pflanzen?                                                             16
über den Fairen Handel in Hannover
ist da!                              Schokolade: zum Dahinschmelzen                                                          18

                                     Tropischer Export: Mangos                                                               20

                                     Fair Fashion                                                                            21

                                     Marke: Schön und Fair                                                                   22

                                     Rosen vom äquator                                                                       24

                                     aKtiv Für Die eine welt                                                                 25

                                     Faire KöstlichKeiten aus aller Welt                                                     26

                                     Adressen und Infos: Fairer Handel in Hannover                                           28

                                     h a n n o f a i r !
                                     HERAUSGEBER Allerweltsladen e.V., Limmerstraße 44, 30451 Hannover, Tel. (05 11) 210 88 87
                                     REDAKTION Rita Otte, Ina Lüdecke | BILDER Shahnur A Alam* (16-1); Mateusz Atroszko* (17-1);
                                     Tijmen van Dobbenburgh* (26-1); dwp (23-3); EL PUENTE (21-1, 22-3, 23-1); Sz Gabor* (26-2);
                                     GEPA - The Fair Trade Company: Nusch (14-1), Welsing (19-2), (22-1); Manfred Liebel (15-1);
                                     Cíntia Martins* (27-2); Gokhan Okur* (27-1); Privat (12-2, 12-3, 13-2, 13-3); Berkeley Ro-
                                     binson* (20-1); TransFair (4-1; 4-2; 19-1); Stadt Hannover (3-2); www.24zwölf.de (1, 2, 3-1,
                                     5-1, 6-1, 6-2, 6-3, 11-1, 11-2,12-1, 13-1, 22-2, 23-2, 24-1); Bilder mit * von www.sxc.hu
                                     GRAFIK www.24zwoelf.de | Auflage 20.000 auf 100% Recyclingpapier | Hannover, August 2007

                                     Die Broschüre wurde gefördert von der Niedersächsischen Lottostiftung Bingo,
                                     vom Bistum Hildesheim und vom evangelischen Entwicklungsdienst eed.

    Hann ofa i r!
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g r us s w o r t e

Liebe Leserinnen und Leser,
der Faire Handel ist für immer mehr Menschen ein fester Begriff. Viele
KonsumentInnen möchten nicht allein ökologisch, sondern auch sozial-
verträglich hergestellte Produkte erwerben. Der Faire Handel unterstützt
die ProduzentInnen dabei, ihre Produktion auf ökologischen Anbau um-
zustellen. Viele Lebensmittel, Kunsthandwerk, aber auch Textilien sind im
Fairen Handel erhältlich. Das gegenüber den Anfängen deutlich breitere
Sortiment gibt mehr Menschen die Möglichkeit, sich am Fairen Handel zu
beteiligen, sowohl als ProduzentIn wie auch als VerbraucherIn.

Der Allerweltsladen, das Fachgeschäft für Fairen Handel hat vor 6 Jahren
seinen ersten Einkaufsführer herausgegeben, den „fairführer für Hanno-
ver“. Mit dem neuen Einkaufsführer Hannofair! möchten wir Sie über die      Der Allerweltsladen in Hannover:
Ziele und AkteurInnen des Fairen Handels informieren. Wir stellen einige    Der Herausgeber von Hannofair!
Artikel und ProduzentInnen vor, und laden Sie mit Rezeptideen ein, neue
Produkte auszuprobieren. Ein Beitrag über Kinderarbeit macht aufmerksam
auf die Situation arbeitender Kinder und ihre eigene Sichtweise dazu. In
einem ausführlichen Adressteil erfahren Sie, wo Sie in Hannover und der
näheren Umgebung fair gehandelte Produkte kaufen können. Wir wün-
schen Ihnen eine anregende Lektüre!

Das Allerweltsladen-Team

Lassen Sie sich fairführen!
Die vorliegende Broschüre informiert nicht nur über Einkaufsmöglichkeiten
für fair gehandelte Produkte in und um Hannover, sie gibt auch einen gu-
ten Einblick in die Gesamtzusammenhänge. Wie wir durch unser tägliches
Konsumverhalten zu einer nachhaltigeren Entwicklung weltweit beitragen
können und welche Unterstützungsmöglichkeiten wir für Erzeuger in der
Dritten Welt haben, sind Themen, die immer mehr Menschen interessie-
ren.

Hannofair! gibt einen Einblick und fasst alles Wissenswerte zusammen.
Der Einkaufsführer leistet damit einen wichtigen Beitrag dazu, dass
Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz und auch Globalisierung mit
gleichzeitig globaler Verantwortung noch mehr in den Blickpunkt gerückt     Fair führt! meint Stephan Weil, Ober-
werden. Ich würde mich freuen, wenn das vorliegende Heft nicht nur Ihre     bürgermeister der Landeshauptstadt
Einkaufsgewohnheiten beeinflussen würde, sondern es darüber hinaus          Hannover
zum verstärkten Nachdenken und zu Diskussionen anregen würde. Mit viel
Engagement haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Allerwelts­
ladens wieder einen kompetenten Leitfaden heraus gebracht, der viele An-
regungen gibt. Fair führt!

Stephan Weil, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover

                                                                                            H annofair!
                                                                                                                    
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D i alog, T ransparen z, Res p e k t. u n d m ehr G e r e cht ig k e i t

Der Faire Handel
„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr

Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer

Rechte für benachteiligte ProduzentInnen und ArbeiterInnen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet

der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fair Handels-Organisationen engagieren sich – ­

gemeinsam mit VerbraucherInnen – für die Unterstützung der ProduzentInnen, die Bewusstseinsbildung sowie die

Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“

So lautet die Definition der internationalen Vereini-          organisationen, die den Prinzipien des Fairen Handels
gung der Dachorganisationen des Fairen Handels FINE            folgen, kaufen Produkte direkt von Kleinbauerngenos-
(2002): ProduzentInnen und ArbeiterInnen erhalten              senschaften, Produzentengruppen oder Unternehmen
durch gerechtere Handelsbedingungen wirtschaftliche            mit sozialer sowie ökologischer Verantwortung in den
Sicherheit und Zukunftsperspektiven.                           Entwicklungsländern. Das geschieht nach partner-
                                                               schaftlichen Prinzipien: Die ProduzentInnen erhalten
Viele Produkte aus den Ländern des Südens – z.B. Kaf-          faire Preise, die sowohl die Produktions- als auch die
fee, Kakao, Bananen – sind bei uns sehr billig, und            Lebenshaltungskosten sichern.
das hat seinen Grund: Viele Menschen in den Entwick-
lungsländern arbeiten unter unwürdigen Bedingungen             Dies trägt zu einer Verbesserung der Lebensbedin-
und erhalten für ihre Arbeit keinen gerechten Lohn.            gungen bei: Kinder können zur Schule gehen, Bil-
Bauern bekommen für ihre Ernteerträge so niedrige              dungs- und Gesundheitsprojekte gemeinsam aufgebaut
Preise, dass nicht einmal die Produktionskosten ge-            werden. Gerechte Preise erlauben Investitionen in die
deckt sind. Der Faire Handel tut etwas dagegen. Import­        Infrastruktur und den Anbau neuer Produkte. Sie er-

     Hann ofa i r!
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Fairer Handel. Die Kriterien.
                                                           S oz i a l - u n d U mw e lt v e r t r ä g l ich k e i t Menschen
                                                          und ihre elementaren Bedürfnisse stehen im Vordergrund.
                                                          Qualität bezieht sich nicht nur auf die Hochwertigkeit der
                                                          gehandelten Produkte, sondern auch auf die Sozial- und Um-
                                                          weltverträglichkeit im Herstellungs- und Vermarktungspro-
                                                          zess. Fairer Handel darf nicht soziale und ökologische Kosten
                                                          ausblenden.

                                                           T r a n s pa r e nz Zielsetzungen, Organisationsstruktur, Ent-
                                                          scheidungsprozesse, Besitzverhältnisse, Finanzen, Handels-
                                                          wege und Kriterien für die Auswahl der HandelspartnerInnen
                                                          müssen für alle am Fairen Handel Beteiligten einsichtig sein
                                                          und durchschaubar bleiben.

                                                           O r gan isat io n s f o r m ProduzentInnen, lmporteurInnen
                                                          und Weltläden müssen unabhängig von formalrechtlichen
                                                          Strukturen eine ausreichende Mitbestimmung aller Mitarbei-
                                                          terInnen gewährleisten.

                                                           No n -P r o f i t Gewinnmaximierung ist kein Ziel des Fairen
                                                          Handels. Ein Teil der Erlöse muss für Gemeinschaftsaufgaben
möglichen die Einrichtung von Kreditfonds, die weitere    wie z.B. Bildung, Gesundheit, Zukunftsinvestitionen oder Auf-
Verdienstmöglichkeiten eröffnen. Bei den Entschei-        klärungsarbeit verwendet werden.
dungen über die Verwendung der Mehrerlöse aus Fairem
Handel sind die ProduzentInnen oder Beschäftigten di-       In f o r m at io n s - u n d B i l d u n g sa rb e i t Weltläden
rekt und demokratisch beteiligt.                          tragen zur entwicklungspolitischen Bewusstseinsbildung bei
                                                          und vermitteln Informationen zu Produkten, ProduzentInnen,
Langfristige Handelsbeziehungen und Möglichkeiten         Herkunftsländern, Handelswegen und zur Problematik des
der Vorfinanzierung bieten den PartnerInnen im Süden      Welthandels. Darüber hinaus beteiligen sie sich an Veranstal-
zusätzliche Planungssicherheit. Der Faire Handel unter-   tungen und politischen Aktionen - gegebenenfalls in Zusam-
stützt die ProduzentInnen zudem durch finanzielle und     menarbeit mit anderen Initiativen - und unterstützen den Ver-
technische Beratung, z.B. bei der Umstellung auf öko-     kauf „politischer Produkte“, die auf dem Weltmarkt besonders
logischen Landbau. Er gewährleistet für die abhängig      benachteiligt sind.
Beschäftigten die Einhaltung der sozialen Mindeststan-
dards (Gewerkschaftsfreiheit, Mindestlöhne) und der         Ko n t i n u i t ä t Die Dauerhaftigkeit der (Handels-)Bezie-
internationalen Arbeitsschutzrichtlinien. Mittlerweile    hungen ist Grundlage einer echten Partnerschaft. Sie drückt
profitieren über eine Million Familien – insgesamt 6      sich z.B. in langfristigen Lieferverträgen, Qualität der Pro-
Millionen Menschen – in mehr als 50 Ländern vom           dukte, interner Weiterbildung und Beratungsangeboten aus.
Fairen Handel.
                                                           Er g ä n zu n g s p r o d u k t e Das sind Waren, deren Haupt-
Fair gehandelte Produkte finden Sie in Deutschland        rohstoffe nicht von HandelspartnerInnen in Entwicklungslän-
in den Fachgeschäften für Fairen Handel, den Welt­        dern stammen. Ein inhaltlicher Zusammenhang zu Produkten
läden. Auch viele Supermärkte, Naturkostläden, andere     des Fairen Handels sollte allerdings gegeben sein. Sie sollten
Fachgeschäfte sowie einige Versandfirmen führen fair      unkonventionelle Herstellungs- und/oder Vermarktungsstruk-
gehandelte Produkte hauptsächlich im Lebensmittel­        turen haben und aus Betrieben stammen, die sozial- und um-
bereich. Diese erkennen Sie am TransFair-Siegel.          weltverträglich produzieren.

Susanne Gräßel

                                                                                                   H annofair!
                                                                                                                          
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L assen S ie sic h fair führ e n !

Der Allerweltsladen in Hannover
Einkaufen mit Vergnügen und gutem Gewissen. Der Allerweltsladen führt Qualitätsprodukte aus aller Welt und

leistet Hilfe durch Handel. Ob Musikinstrumente oder Geschirr, Tee, Gewürze oder Bananen – all diese Ar­tikel

sind hier fair gehandelt. Die ProduzentInnen - Kooperativen, Genossenschaften und Zusammenschlüsse von

Kleinproduzent­Innen – arbeiten unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, für ihre Produkte erhalten sie

faire Preise, die ihnen eine gesicherte Existenz und den Aufbau von Gemeinschaftseinrichtungen ermöglichen.

Im Herbst 1980 entsteht in einer Gruppe von Schü-         Seit Juni 2003 befindet sich der Allerweltsladen nach
lerInnen und LehrerInnen der IGS Linden die Idee,         vier Umzügen in größeren Räumen in der Limmerstraße
dauerhaft fair gehandelte Produkte zusammen mit In-       44. Heute sind dem Verein nur noch wenige Mitglieder
formationen zur Süd-Nord-Problematik anzubieten: Ein      aus der Gründungszeit geblieben. Aber auch wenn die
Weltladen soll eröffnet werden, in dem Waren aus Ge-      Ladenarbeit nicht mehr von SchülerInnen oder Lehrer­
meinschaftsprojekten und Kooperativen verkauft wer-       Innen der IGS Linden mitgestaltet wird, ist doch die
den. Noch im Herbst wird der Verein „Allerweltsladen      ursprüngliche Idee über die Jahre hinweg durch das eh-
- Arbeitskreis zur Förderung gemeinnütziger Projekte in   renamtliche Engagement vieler Aktiver weitergetragen
der Dritten Welt e.V.“ gegründet. Im Februar 1981 kann    worden. So konnte der Laden 2006 mit Musik, Infor-
schließlich der Allerweltsladen in einem 16 m2 großen     mationen und Aktionen sein fünfundzwanzigjähriges
Ladenlokal in Linden eröffnet werden.                     Jubiläum feiern.

Er bietet Kaffee, Tee und Kunsthandwerk aus Projekten     Das Sortiment wurde im Laufe der Zeit immer wieder
in Afrika, Asien und Lateinamerika zum Verkauf an. Eine   vergrößert. Gab es anfangs nur eine kleine Auswahl,
Leihbücherei, die zunächst mit privaten Buchspenden       so präsentiert sich der Laden heute mit einer großen
bestückt wird, bietet ergänzende Informationen.           Vielfalt an Lebensmitteln, Nützlichem und Dekorativen.

    Hann ofa i r!
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Laufkundschaft und StammkundInnen, bietet der Aller-     Zu allen Produkten sind Informationen über die Her-
weltsladen Gelegenheit zum Stöbern und Entdecken.        kunft und Produktion der Waren sowie über die Lebens-
Vor allem zur Weihnachtszeit betreten viele Neugierige   und Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen erhält-
auf der Suche nach originellen Geschenken das Ge-        lich. Bücher und Zeitschriften im Verkauf und in der
schäft.                                                  Leihbücherei ergänzen das Informationsangebot.

Zu den Verkaufshits zählen Schokolade und Kaffee, Fin-   So können VerbraucherInnen sich über ungerechte
gerpuppen, Musikinstrumente und seit Neuestem fair       Welthandelsstrukturen und Alternativen dazu infor-
gehandelte T-Shirts aus Bio-Baumwolle. Auch die Le-      mieren. Mit Informationsständen und kulturellen Ver-
bensmittel stammen inzwischen zu etwa                      anstaltungen, wie Ausstellungen, Lesungen, Theater
70 % aus Bio-Anbau. Dies ver-                                    oder Workshops macht der Allerweltsladen
bindet den Einsatz für soziale                                       noch weiter auf seine Arbeit aufmerksam.
Gerechtigkeit mit dem Um-
weltschutz, gleichzeitig                                                       Interessierte, die die Arbeit des Aller­
erreichen die Produzent­                                                        welts­laden e.V. unterstützen möch-­
Innen eine größere                                                               ten, haben die Möglichkeit,
Wertschöpfung durch                                                               ­ehrenamtlich mitzuarbeiten, aber
Bio-Aufschläge.                                                                    auch, den gemeinnützigen Verein
                                                                                   durch eine Mitgliedschaft oder
Dabei sind, entgegen                                                               Fördermitgliedschaft finanziell zu
einer gelegentlich be-                                                            unterstützen.
stehenden Annahme,
trotz fairer Entlohnung                                                         Ina Lüdecke, Allerweltsladen e.V.
der ProduzentInnen nur
wenige Produkte teurer als
anderswo. Bei genauerer Be-
trachtung finden KundInnen meist
hohe Qualitäten zu einem günstigen Preis.
                                                         Allerweltsladen Limmerstraße 44, 30451 Hannover
                                                         Tel. (05 11) 210 88 87, Fax (05 11) 600 23 61
                                                         info@allerweltsladen.de, www.allerweltsladen.de
                                                         Mo-Fr 10.00-14.00, 14.30-18.30 h Sa 10.00-14.00 h

                                                                                                    H annofair!
                                                                                                                     
FAIRER HANDEL IN HANNOVER _ BLUMEN, REIS UND SCHOKOLADE _ WIE LEBEN SIE MIT FAIREM HANDEL? _ KOCHEN MIT FAIREN ZUTATEN _ ADRESSEN, TIPPS UND ...
H andeln mit Verantwort u n g

Wer macht was im Fairen Handel?
Der Faire Handel entstand Anfang der 70er Jahre aus einer grundlegenden Kritik an ungerechten Welthandels­

bedingungen. Aus dieser Bewegung gingen die Fair-Handels-ImporteurInnen als Non-Profit-Organisationen her-

vor, von denen manche seit mehr als 30 Jahren den direkten Handel mit Produzentengemeinschaften der Ent-

wicklungsländer verwirklichen.

Weltläden und Aktionsgruppen sind       Die Weltläden                               Das Siegel
bis heute die PartnerInnen, die fair
gehandelte Waren verkaufen und          WELTLÄDEN sind die Fachgeschäfte            TransFair Dieses Zeichen ist zur
Informationsarbeit leisten. Mittler-    des Fairen Handels. Ziel der Arbeit         Zeit das einzige anerkannte, un-
weile führen auch viele Einzelhan-      der Weltläden ist es, zu mehr Ge-           abhängige Fair-Handels-Siegel in
delsgeschäfte faire Lebensmittel,       rechtigkeit im Handel mit den Län-          Deutschland. TransFair, der Verein
deren Kennzeichen das TransFair-        dern des Südens beizutragen. Um             zur Förderung des Fairen Handels
Siegel ist. Daneben bieten eine         dieses Ziel zu erreichen verkaufen          mit der „Dritten Welt“ e.V., wurde
Reihe weiterer Unternehmen Waren        die bundesweit ca. 800 Weltläden            1992 gegründet. Er wird von 38
mit dem Prädikat „fair gehandelt“       Produkte aus Fairem Handel, betei-          Mitgliedsorganisationen u.a. aus
an, meist mit selbst definierten Kri-   ligen sich an politischen Kampag-           den Bereichen Entwicklungshilfe,
terien und eigenen Siegeln. Im Un-      nen und leisten Informations- und           Kirche, Umwelt, Sozialarbeit, Ver-
terschied zum TransFair-Siegel sind     Bildungsarbeit zu Fragen des Fairen         braucherschutz und Bildung getra-
hier jedoch keine unabhängigen          Handels. 489 Weltläden und Akti-            gen. Als unabhängige Siegelinitia-
Kontrollen gegeben.                     onsgruppen sind Mitglied im Welt-           tive handelt TransFair nicht selbst
                                        laden-Dachverband. Der Weltladen-           mit Waren, sondern vergibt sein
Der ATO-TÜV bietet Orientierungs-       Dachverband e.V. unterstützt die            Siegel an LizenznehmerInnen. Diese
hilfe beim Einkauf: ATO steht für Al-   Weltläden in ihrer Arbeit und ver-          verpflichten sich, die Rohstoffe für
ternative Trade Organisation, also:     tritt ihre Interessen gegenüber der         ein Produkt nach den Kriterien des
Alternative Handelsorganisation.        Politik, den Importorganisationen           Fairen Handels einzukaufen. Dem
Dahinter verbirgt sich die regel-       und anderen AkteurInnen.                    ersten Produkt Kaffee folgten Tee,
mäßige Prüfung von Fair-Handels-        Weltladen-Dachverband, Karmeliterplatz 4,   Süßigkeiten, Kakao, Honig, Bana-
Unternehmen durch den Weltladen-        55116 Mainz, Tel 06131-689 07-80,           nen, Fruchtsäfte, Fußbälle, Blumen,
Dachverband gemäß den Kriterien         Fax 06131-68907-99, info@weltladen.de,      Reis und Wein. Die Produkte sind
des Fairen Handels. Die Ergebnisse      www.weltladen.de                            in allen Weltläden, 27.000 Super-
werden im ATO-TÜV veröffentlicht                                                    marktfilialen und Fachgeschäften
und können in vielen Weltläden                                                      erhältlich. TransFair und 20 weitere
eingesehen werden.

Auf diesen Seiten stellen wir Ihnen
die wichtigsten der unmittelbar im
Handel tätigen AkteurInnen vor.
Neben den Importorganisationen
und den Weltläden gehören zu die-
sen die Siegelorganisation Trans-
Fair sowie Siegelorganisationen für
Schnittblumen und Teppiche.

    Hann ofa i r!
FAIRER HANDEL IN HANNOVER _ BLUMEN, REIS UND SCHOKOLADE _ WIE LEBEN SIE MIT FAIREM HANDEL? _ KOCHEN MIT FAIREN ZUTATEN _ ADRESSEN, TIPPS UND ...
Siegelinitiativen in Europa, Japan             onsstelle der Bananen-Kampagne               langfristige Verträge und die Förde-
und Nordamerika vereinigten sich               in Deutschland.                              rung von Gemeinschaftsaufgaben
1997 in dem Dachverband „Fairtra-              BanaFair e.V., Langgasse 41, 63571 Geln-     im Gesundheits-, sozialen und po-
de Labelling Organizations Interna-            hausen, Tel 06051-8366-0, Fax 06051-83       litischen Bereich. Die Produzen-
tional (FLO)“, der die Standards für           66-77, info@banafair.de, www.banafair.de     tInnen erhalten so die Chance,
fair gehandelte Produkte entwickelt                                                         sich auf dem internationalen Markt
und kontrolliert. In allen Ländern             dwp eG, eine eingetragene Genos-             zu gerechteren Bedingungen zu
wurde 2003 ein neues, gemeinsames              senschaft, bei der Weltläden die             behaupten und dadurch bessere
TransFair-Siegel eingeführt. Zu den            meisten Anteile halten, ist 1988             Lebensperspektiven zu erreichen.
Aufgaben von TransFair gehören die             aus mehreren Weltläden der Region            Begleitend zeigt EL PUENTE in der
Erweiterung des Produktsortiments,             Oberschwaben hervorgegangen. In              entwicklungspolitischen Bildungs-
die Erschließung neuer Vertriebs-              der langjährigen Zusammenarbeit              und Informationsarbeit anhand der
wege und Öffentlichkeitsarbeit.                mit weltweit über 60 Produzent­              Produkte Strukturen des weltwirt-
TransFair e.V., Remigiusstr. 21, 50937 Köln,   Innengruppen in 30 Ländern steht             schaftlichen Unrechts auf und för-
Tel 0221-9420400, Fax 0221-94204040,           für dwp der Mensch im Mittelpunkt.           dert den kulturellen Austausch.
info@transfair.org, www.transfair.org          Mit fairen ProduzentInnenpreisen             EL PUENTE GmbH, Lise-Meitner-Str. 9,
                                               und zusätzlichen Leistungen wie              31171 Nordstemmen, Tel 05069-3489-0,
                                               Vorfinanzierung und langfristigen            Fax 05069-3489-28, info@el-puente.de,
                                               Handelsbeziehungen ermöglicht dwp            www.el-puente.de
 Die Importeure                                hochwertige und oft einzigartige
                                               Produkte: von fair+bio Lebensmit-            gepa ist als größte europäische
BanaFair importiert und vertreibt              teln über Mangoprodukte bis hin zu           Fair-Handels-Organisation seit über
Bananen von KleinproduzentInnen,               exklusiven Geschenkideen. Wichtig            30 Jahren Partnerin von rund 170
die ihre Früchte unabhängig von                ist dwp auch die Weitergabe von              Genossenschaften, Vermarktungs-
multinationalen Konzernen produ-               sachlich fundierten Informationen            organisationen und engagierten
zieren und vermarkten und trägt                über die ProduzentInnen, deren               Privatbetrieben in Lateinamerika,
so zu menschenwürdigen und öko-                ­Lebenssituation und die Herstel-            Afrika und Asien. Von ihnen bezieht
logisch verträglichen Anbaubedin-              lung ihrer Produkte.                         die gepa zu fairen Preisen Lebens-
gungen bei. Über eine Fair-Trade-              dwp eG, Hinzistobler Straße 10, 88212 Ra­-   mittel, Kunsthandwerk und Texti-
Prämie erzielen die ErzeugerInnen              vensburg, Tel 0751-36155-0, Fax 0751 -       lien. Diese sind in Weltläden, bei
einen deutlich höheren Preis.                  36155-33, info@dwp-rv.de, www.dwp-rv.de      Aktionsgruppen, in Supermärkten
Außerdem werden soziale und po-                                                             und Naturkostläden, Firmenkanti-
litische Projekte unterstützt. Ein             EL PUENTE ist eine Organisation des          nen und Bildungsstätten erhält-
weiterer Arbeitschwerpunkt von                 partnerschaftlichen Handels, die             lich. Langfristige faire Handels-
BanaFair ist die Bildungs-, Infor-             Kleinbetriebe und Genossenschaften           beziehungen und die Trans­parenz
mations- und Lobbyarbeit zu den                in Afrika, Asien und Lateinamerika           aller Handelswege prägen die Be-
Bedingungen, unter denen Bananen               durch den Import und Vertrieb ih-            ziehungen zu den PartnerInnen.
weltweit produziert und vermarktet             rer Produkte fördert. Grundlagen             Gewinne werden in den Fairen
werden. BanaFair ist Gründungsmit-             der Handelsbeziehungen sind u.a.             Handel reinvestiert. Gesellschafter
glied des europäischen NRO-Netz-               die Zahlung gerechterer, von den             der GmbH sind das Bischöfliche
werkes EUROBAN (European Banana                ProduzentInnen kalkulierter Preise,          Hilfswerk der Katholischen Kirche
Action Network) und Koordinati-                die Vorfinanzierung der Produktion,­         Misereor e.V., der Evangelische Ent-

                                                                                                               H annofair!
                                                                                                                                    
FAIRER HANDEL IN HANNOVER _ BLUMEN, REIS UND SCHOKOLADE _ WIE LEBEN SIE MIT FAIREM HANDEL? _ KOCHEN MIT FAIREN ZUTATEN _ ADRESSEN, TIPPS UND ...
wicklungsdienst der Evangelischen              cherheit, Gewerkschaftsfreiheit und        Durch kostenlose Schulbildung und
Kirche in Deutschland (EED) sowie              reduzierter Einsatz von Pestiziden.        medizinische Grundversorgung wird
kirchliche Jugendorganisationen.               Flower Label Program e.V., Siegfriedstr.   die Armut in den Teppichzentren
gepa Fair Handelshaus, Gewerbepark             1-3, 50678 Köln, Tel. 0221-340 66 45,      gelindert und illegale Kinderarbeit
Wagner, Bruch 4, 42279 Wuppertal,              Fax 0221-340 69 68, info@fairflowers.de,   bekämpft.
Tel 0202-26683-0, Fax 0202-26683-10            www.fairflowers.de                         CARE & FAIR, Borsteler Chaussee 85-99a,
marketing@gepa.org, www.gepa.de                                                           Haus 5, 22453 Hamburg, Tel 040-5116057,
                                               Fairfleurs ist das 2005 initiierte         Fax 040-5116078, info@care-fair.org,
Podi-Mohair versteht sich als Teil             Blumenlabel von TransFair. Die im          www.care-fair.org
der Weltladenbewegung, die An-                 Flower Label Program festgelegten
fang der 70er Jahre entstanden ist,            sozialen und ökologischen Stan-            RUGMARK, eine internationale Ini-
um mit einem positiven Beispiel                dards für menschenwürdige Arbeits-         tiative gegen illegale Kinderarbeit
gegen die ungerechten Strukturen               und Lebensbedingungen gelten               in der Teppichindustrie, wurde 1995
des Welthandels einzutreten. Podi-             auch für die „fairfleurs“. Zusätzlich      gemeinsam von indischen Nichtre-
Mohair ist als Importeur von Gras-             zahlen Importeure für „fairfleurs“-        gierungsorganisationen, deutschen
körben und Webwaren aus Lesotho                Blumen einen Aufschlag von 12 %            und internationalen Hilfswerken
aktiv und handelt nach den Bedin-              des Einkaufspreises, der zu Guns-          und der Gesellschaft für Technische
gungen, die in der Konvention der              ten der ArbeiterInnen für Gemein-          Zusammenarbeit gegründet. Rug-
Weltläden aufgestellt wurden.                  schaftsprojekte (z.B. Kindertages-         mark vergibt sein Siegel für handge-
Podi-Mohair, Iris Eberl, Sieverner Str. 106,   stätten, Trinkwasserfilter) auf den        knüpfte Teppiche aus Indien, Nepal
27607 Langen, Tel. 04743-8271, Fax             Blumenfarmen verwendet wird.               und Pakistan, die ohne illegale Kin-
04743-912222, www.podi-mohair.de podi-         Die „fairfleurs“ sind bundesweit in        derarbeit hergestellt wurden. Pro-
mohair-eberl@t-online.de                       500 REWE-Märkten und in anderen            duzentInnen und Teppichexporteure
                                               Supermärkten, vor allem in Süd-            müssen u.a. folgende Bedingungen
                                               deutschland, erhältlich.                   erfüllen: Keine Beschäftigung von
                                               TransFair e.V., Remigiusstr. 21, 50937     Kindern unter 14 Jahren, Zahlung
 andere akteure                                Köln, Tel 0221-94 20 40 0, Fax 0221-       gesetzlicher Mindestlöhne und Zu-
                                               94 20 40 40, info@transfair.org            lassung unangekündigter Kontrol-
Flower Label Program (FLP) Der Ver­            www.transfair.org/produkte/blumen          len. HerstellerInnen zahlen eine
ein wurde 1998 von Gewerkschaften,                                                        Abgabe von 0,25 %, Teppichimpor-
Kirchen, Menschenrechtsorganisa­               CARE & FAIR ist ein Branchenver-           teure und Fachgeschäfte von 1 %
tionen, BlumenfachhändlerInnen                 band des europäischen Teppich-             auf den Importwert des Teppichs.
und ProduzentInnen gegründet. Das              handels, der sich gegen illegale           Damit werden Sozialprogramme für
FLP-Siegel kennzeichnet Schnitt-               Kinderarbeit in der Teppichproduk-         ehemalige KinderarbeiterInnen und
blumen aus umweltgerechter und                 tion in Indien, Nepal und Pakistan         ihre Familien sowie Kontrollen zur
menschenwürdiger       Produktion,             einsetzt. Die Mitglieder zahlen eine       Einhaltung der Kriterien finanziert.
die u.a. folgende Anforderungen                Importabgabe von 1 % sowie eine            RUGMARK, Remigiusstr. 21, 50937 Köln
erfüllt: Verbot von Kinder- und                Exportabgabe von 0,25 % auf den            Tel. 0221-9420400, Fax 0221-94204040,
Zwangsarbeit, Festverträge, Zah-               Wert der verschifften Teppiche. Mit        rugmark@transfair.org,www.rugmark.de
lung existenzsichernder Löhne,                 diesen Abgaben werden 32 Schul-
Gesundheitsschutz und Arbeitssi-               und Gesundheitsprojekte finanziert.

Podi-Mohair

10    Hann ofa i r!
A lles Bio?                                               Di e B ü ch e r e i i m A l l e rw e lts l a d e n

Bio im Fairen Handel                                      Lektüre aus aller Welt
Zur Zeit tragen 65 % der TransFair gesiegelten Lebens-    Seit der Eröffnung 1981 steht in der Leihbücherei des
mittel ein Biolabel, Tendenz steigend. Bei der gepa,      Allerweltsladens ein umfangreiches Informationsange­
dwp und EL PUENTE beträgt der Anteil ökologisch an-       bot zu entwicklungspolitischen Themen bereit. Den
gebauter Lebensmittel etwa 70 %. Um Bioprodukte           Grundstock bildeten private Buchspenden, inzwischen
einheitlich zu kennzeichnen und die Orientierung          ist der Bestand durch regelmäßige Neuanschaffungen
für VerbraucherInnen zu erleichtern, wurde 2001 das       auf mehr als 2000 Titel angewachsen.
staatliche Biosiegel ins Leben gerufen. Es dürfen damit
Produkte und Lebensmittel gekennzeichnet werden, die      Themen sind u. a. Afrika, Lateinamerika, Asien, Frau-
nach den Kriterien der EG-Öko-Verordnung produziert       en, Menschenrechte, Migration und Asyl, Rassismus,
und kontrolliert wurden. Als EU-weit gültige Regelung     Ökologie, Armut, Entwicklungshilfe, Fairer Handel und
garantiert sie einheitliche Standards für den ökolo-      Welthandel. Einen Schwerpunkt bilden Unterrichtsma-
gischen Landbau und artgerechte Tierhaltung.              terialien für Kindergarten, Grundschule, Sekundar­stufe
                                                          I und II sowie für die Arbeit mit Jugendgruppen. Diese
Insgesamt gewährleistet das staatliche Biosiegel den      enthalten neben Hintergrundinformationen zu dem je-
Mindeststandard eines Bioproduktes, während die           weiligen Thema Arbeitsblätter, Spiel- und Aktionsvor-
Richtlinien der Bio-Anbauverbände in einigen Punkten      schläge, Dias, Plakate oder andere Materialien. Romane
höhere Anforderungen stellen. Viele fair gehandelte       und Erzählungen sowie Jugendbücher von AutorInnen
Lebensmittel erfüllen diese strengeren Kriterien und      aus Afrika, Asien und Lateinamerika geben einen Ein-
sind vom Anbauverband Naturland zertifiziert. Der Faire   blick in Geschichte, Kultur, Politik und Alltagsleben
Handel fördert den ökologischen Anbau mit einem Bio-      ihrer Länder. Neben Büchern werden verschiedene
Aufschlag für die Produkte.                               Fachzeitschriften gesammelt, z. B. Alaska, Blätter des
                                                          IZ3W und Lateinamerika-Nachrichten. Die Leihbücherei
Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.         wurde bisher gefördert von der Niedersächsischen Lot-
Kleinhaderner Weg 1, 82166 Gräfelfing                     tostiftung Bingo Lotto, vom VEN, vom EED (ABP). Sie
Tel 089 – 898082-0, www.naturland.de                      ist zu den Ladenöffnungszeiten für alle zugänglich, die
                                                          Ausleihe ist kostenlos.
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
Informationsstelle Bio-Siegel                             Allerweltsladen e.V., Limmerstraße 44, 30451 Hannover
Deichmanns Aue 29, 53179 Bonn                             Tel 05 11-2108887, Fax 05 11-6002361
Tel 0228 - 68453355, www.biosiegel.de                     info@allerweltsladen.de, www.allerweltsladen.de
                                                          Öffnungszeiten: Mo-Fr 10.00-14.00, 14.30-18.30 h
                                                          Sa 10.00-14.00 h

                                                                                                     H annofair!
                                                                                                                   11
Mucke Kudrass                          Fabijan Meiseberg                     	Simin Nassiri
	Lehrerin, Mitbegründerin des          	Schüler, IGS Linden                   	Mitarbeiterin von SUANA/Kargah e.V.
	Allerweltsladens

Seit 25 Jahren beschäftige ich mich    Eigentlich merke ich keinen großen     Mit dem Fairen Handel assoziiere
mit dem Fairen und unfairen Han-       Unterschied zu meinem Leben, wie       ich immer auch das faire Handeln
del, besonders im Lebensmittel-        es war, bevor ich den Fairen Handel    in der Interaktion unter den Sub-
sektor. Das war oft Thema meines       kennen gelernt habe. Es sind eher      jekten, unter bewusst handelnden
Unterrichts an der Glocksee-Schule,    die kleinen Dinge, die sich positiv    Menschen. So geraten auch die
während meiner Arbeit in der Öko­      verändert haben. Wenn ich heute        ProduzentInnen ins Blickfeld. Im
station Deister-Vorland oder eben      einen Bericht über die Armut in ei-    Dschungel des Handels in der Zeit
im Allerweltsladen, in dem ich mit-    nigen Ländern der Erde höre, muss      der Globalisierung haben viele Per-
arbeite. Hier finde ich viele Dinge,   ich kein so schlechtes Gewissen        sonen ein Gefühl von Verlorensein.
die nicht lebensnotwendig sind:        mehr haben, da ich mich ja bemühe
Kaffee, Schokolade, getrocknete        etwas zu ändern. Deswegen bin ich      Das Handeln an sich wird immer
Mangos, Cashewnüsse - Genüsse          mittlerweile so überzeugt von dem      stärker entfremdet. Wir sind eher
des Luxus - und ausgerechnet dort      Fairen Handel, dass ich selbst ange-   uninformierte KonsumentInnen als
sollte ich geizig sein?                fangen habe, Öffentlichkeitsarbeit     bewusst handelnde Personen. Sol-
                                       zu machen.                             che Projekte wie der Faire Handel
Wenn ich diesen Luxus genießen                                                bedeuten für mich einem kleinen
darf, dann sollten die Produzen-       Da ich den Fairen Handel durch         Widerstand gegenüber der totalen
tInnen dieser Waren menschenwür-       meine Familie kennen gelernt habe,     Herrschaft des undurchschaubaren
dig von ihrer Arbeit leben können.     war der Bezug zunächst eher von        und nur profitorientierten Handels.
Und dann sehe ich, dass eine gute      außen kommend. Mit der Zeit habe       Ich habe das Gefühl, dass „ICH“ mit
Schokolade im Supermarkt genauso       ich immer mehr über den Fairen         dem fairen Handel fair handele und
viel kostet wie im Weltladen.          Handel erfahren und bin mittler-       ein Stückchen Widerstand leiste.
                                       weile davon überzeugt, dass es eine    Ich handele gern fair.
Der Preis im Laden sagt nichts, ich    sehr positive Angelegenheit ist und
muss schon etwas tun, wenn ich         habe festgestellt, dass ich mein
wirklich will, dass Handelsbezie-      Verhalten dem Fairen Handel ge-
hungen gerecht gestaltet werden.       genüber, auch nach meinem Auszug
Der Kauf von Produkten aus dem         von zu Hause, wohl nicht großartig
Fairen Handel ist mein Beitrag         ändern werde.
dazu. Das überfordert weder meinen
Kopf noch meinen Geld­beutel.

12   Hann ofa i r!
Leo Keita                              	Ernst-Friedrich Maage                  	Edelgard Bulmahn
	Künstler und Musiker                     Biolandwirt in Benthe                 	Mitglied deutscher Bundestag (SPD)

Ich finde den Fairen Handel gut.        Für mich ist das eine Frage der Ge-     Es freut mich, dass das Bewusst-
Beim normalen Handel verdienen          rechtigkeit. Es ist untragbar, Men-     sein für Fairen Handel zunimmt und
die ProduzentInnen nicht viel Geld      schen durch Handel in Abhängigkeit      sich der Faire Handel von einem
oder erhalten das Geld zu spät. Im      zu halten und schamlos auszubeu-        Nischenangebot zu einem Marken-
Welthandel gibt es sehr viel Unge-      ten und auf deren Rücken vermeint-      artikel auch in Supermärkten ent-
rechtigkeiten. Z.B. produziert Mali     lichen Wohlstand zu mehren.             wickelt hat.
viel Baumwolle, diese kann das
Land aber nicht so gut vermarkten,      Fairer Handel ist ein erster Schritt,   Wichtig finde ich die Erkenntnis,
da in anderen Ländern Baumwolle         für Menschen, die durch Han-            dass Verbraucherinnen und Ver-
subventioniert wird und deshalb         delsausbeutung an ihrer Entwick-        braucher durch ihr Kaufverhalten
billiger auf dem Weltmarkt verkauft     lung gehindert werden, ein neues        direkten Einfluss auf faire Arbeits-
werden kann.                            Selbstbewusstsein zu entwickeln,        und Handelsbedingungen und faire
                                        ihres und das Schicksal ihrer Völker    Löhne in Entwicklungsländern neh-
Afrika ist ein Kontinent mit vielfäl-   wieder in eigene Hände zu nehmen.       men können. Mit jedem Kauf fair
tigem Kunsthandwerk und bunten          Meine Hoffnung ist: Langfristig,        gehandelter Produkte leisten Ver-
Kleidungsstücken. Der Faire Handel      auch durch diesen Ansatz, kapita-       braucherinnen und Verbraucher ei-
gibt die Möglichkeit, diese Produkte    listische Strukturen zu überwinden      nen wichtigen Beitrag zur Armuts-
und Produkte aus vielen anderen         und die Welt gerechter zu machen!       bekämpfung.
Ländern kennen zu lernen und Ein-
blick in ihre Kultur zu erlangen.
Der Faire Handel bringt Menschen
zusammen. Wir sind Kinder einer
Erde. Wir sollten miteinander koo-
perieren. Wir sind alle gleich, denn
das Blut aller Menschen ist rot.

N achge fr agt

wie leben sie mit Fairem Handel?
                                                                                               H annofair!
                                                                                                                 13
E i n Wider spruc h?

Fairer Handel und Kinderarbeit
Ist Kinderarbeit per se ausbeuterisch? Müsste es nicht Aufgabe des Fairen Handels sein, Kindern und Jugend-

lichen eine Möglichkeit zu geben, von ihnen hergestellte Produkte zu vermarkten? Trotz Verboten sind auf der

ganzen Welt Kinder und Jugendliche täglich damit beschäftigt, Geld zu erwirtschaften.

Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisa-      Trabajadores“. Auch in Afrika und Asien haben sich
tion (ILO) arbeiten weltweit rund 211 Millionen Kinder     Kinder organisiert. Sie verlangen bessere Bildungsmög-
unter 15 Jahren und 141 Millionen Heranwachsende im        lichkeiten und kostenlosen Zugang zur Schule eben-
Alter von 15 bis 17 Jahren. Sie sind in der Landwirt-      so wie zu Gesundheitsdiensten. Sie bestehen darauf,
schaft, in Haushalten, Fabriken, Werkstätten oder auf      öffentliche Räume wie Straßen und Plätze nutzen zu
der Straße tätig, zu einem Teil in extrem ausbeute-        können, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und
rischen Verhältnissen: z.B. im Bereich der Prostitution,   auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Um die ih-
in Bergwerken oder in der Schuldknechtschaft. Fünf         nen in der UN-Kinderrechts-Konvention zugebilligten
Prozent der arbeitenden Kinder sind in der Exportwirt-     Rechte Wirklichkeit werden zu lassen, halten die Kin-
schaft anzutreffen. Die weitaus Meisten arbeiten infor-    der es für unabdingbar, dass ihre Organisationen sozial
mell, also ohne Arbeitsvertrag. Viele Familien könnten     und rechtlich anerkannt werden und die Möglichkeit
ohne die Arbeit der Kinder nicht überleben.                erhalten, in allen Angelegenheiten, die sie betreffen,
                                                           mitzubestimmen.
Aber ist es generell schlecht wenn Kinder arbeiten? Für
viele Kinder bedeutet arbeiten, ein Leben in Würde zu      Im Fairen Handel geht es um eine gegenüber dem Welt-
führen. Sie setzen sich für ein Recht zu arbeiten ein.     marktpreis erhöhte und verlässlichere Bezahlung von
So haben sich arbeitende Kinder und Jugendliche in         ProduzentInnen in den Herstellungsländern, wobei
Lateinamerika schon Ende der 70er Jahre organisiert,       bestimmte Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards im
um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Sie be-      Herstellungsprozess eingehalten werden sollten. An-
zeichnen sich als NATs - „Niños, Niñas y Adolescentes­     gestrebt wird eine bessere Lebens- und Arbeitssituation­

14   Hann ofa i r!
der ProduzentInnen. Bei der Produktion sollen keine
Kinder unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen
beteiligt sein. Kindern sollen ihr Recht wahrnehmen
können, die Schule zu besuchen und eine Ausbildung
zu erhalten. Bisher wird im Fairen Handel kaum auf
die Forderungen der organisierten Kinder und Jugend-
lichen eingegangen. Aber wenn es um bessere Lebens-
bedingungen der Menschen geht, müssen Kinder und
Jugendliche einbezogen werden. Kinder und Jugendli-
che sollten als gleichberechtigte PartnerInnen angese-
hen werden. So könnte der Faire Handel etwas gegen
illegale Kinderarbeit tun.

Viele weltweite Gütesiegel und Verhaltenskodizes be-
ziehen sich auch auf das Verbot von Kinderarbeit. We-
nig beachtet bei diesen Siegeln ist die Alternative für
die arbeitenden Kinder. Es gibt vereinzelt Schulprojekte
oder Projekte, in denen Kinder eine Ausbildung machen
können. Viele Kinder aber haben keine Möglichkeit an
diesen Projekten teilzunehmen und suchen sich andere       Auch die deutsche Sektion des Netzwerkes der euro-
Arbeit, um überleben zu können.                            päischen Weltläden „NEWS“ hat inzwischen das Thema
                                                           Kinderarbeit differenzierter behandelt und steht der
Untersuchungen im indischen „Teppichgürtel“ haben          Idee offener gegenüber, Produkte von arbeitenden Kin-
beispielsweise gezeigt, dass die verbreiteten Erfolgs-     dern in das Sortiment der Weltläden zu nehmen.
berichte der Gütesiegelinitiativen kritisch zu bewerten
sind. In einer Studie (Ashraf 2001: 308) wird konsta-      Weitere Informationen zu der Organisation arbeitender
tiert, dass „der schwächste Punkt der Kampagnen ge-        Kinder und Jugendlichen erhalten Sie auf der Internet­
gen Kinderarbeit bei den Alternativen liegt. Unglückli-    seite von ProNATs. ProNATs versteht sich als Verein zur
cherweise boten sich den Kinderarbeitern, die gerettet     Unterstützung der arbeitenden Kinder und Jugend-
und in ihre Dörfer zurückgeschickt wurden, keine gang-     lichen sowie ihrer Organisationen. ProNATs steht mit
baren Alternativen für die Verbesserung ihrer Situation.   den Bewegungen der arbeitenden Kinder und Jugend-
Folgeuntersuchungen haben enthüllt, dass die meisten       lichen in Afrika, Asien und Lateinamerika in direkter
wieder zur Webarbeit zurückgekehrt sind, sei es an die     Verbindung und vermittelt ihre Erfahrungen, Ideen und
alten Arbeitsplätze, sei es an neue Webstühle, die in      Forderungen in der europäischen Öffentlichkeit.
ihren Dörfern installiert worden waren“.
                                                           Rita Otte, Allerweltsladen e.V. (Teile dieses Artikels sind der Internet­
Es muss also eine Möglichkeit geschaffen werden, dass      seite www.pronats.de entnommen)
Kinder unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten
können und dürfen. Ein Beispiel, wie der Faire Handel
dazu beitragen kann, zeigt die Fair-Handelsorganisati-
on Equomercato in Italien. Sie hat vor einigen Jahren
erstmals Produkte arbeitender Kinder ins Sortiment
aufgenommen. Diese Waren werden von Kindern im
­Trikont unter Eigenregie hergestellt.

Nach einer intensiven Diskussion mit den Weltläden
verkaufen viele von ihnen heute in Italien von Kindern
unter gerechten Bedingungen hergestellte Produkte.

                                                                                                        H annofair!
                                                                                                                               15
Pflan z en als geistiges E ig e n t u m ?

Reis: Patente auf Pflanzen?
Als älteste Kulturpflanze der Welt wird Reis schon seit über 5000 Jahren kultiviert. Für etwa die Hälfte der

Weltbevölkerung ist er das wichtigste Nahrungsmittel überhaupt. Nicht zufällig kann das Wort „essen“ in vielen

Sprachen Asiens wörtlich mit „Reis essen“ übersetzt werden. Patente auf Reis gefährden die Unabhängigkeit der

einheimischen Reisbauern und -bäuerinnen.

In Asien und Afrika wird das wertvolle Getreide über-       Rights: Handelsbezogene Aspekte von Rechten auf
wiegend von Kleinbauern/-bäuerinnen in traditioneller       geistiges Eigentum. Das bedeutet, dass neu gezüchtete
Handarbeit angebaut, dagegen ist der Anbau in den           Pflanzen als geistiges Eigentum geschützt, also paten-
USA und Europa auf den großen Anbauflächen stark            tiert werden können, wenn es sich hierbei nachweisbar
technisiert und meistens exportorientiert. Ihre Reis-       um eine genetische Veränderung handelt. Durch dieses
bauern/-bäuerinnen werden durch Subventionen und            Abkommen waren und sind auch Patente auf Reis mög-
Handelshemmnisse nach außen zum Nachteil der Reis           lich.
produzierenden Entwicklungsländer geschützt. Die
Kleinbauern/-bäuerinnen des Südens sind mit stark           Die Firma RiceTec aus Texas, USA, die amerikanischen
schwankenden Preisen, sinkenden Erträgen und der Ab-        Langkornreis mit 22 Sorten traditionellem Basmati-
hängigkeit von Zwischenhändlern konfrontiert. Rege-         Reis aus Indien und Pakistan gekreuzt hatte, hat sich
lungen der Welthandelsorganisation WTO sowie Patente        die entstandenen Sorten als ihre Erfindung patentieren
benachteiligen die ProduzentInnen in den Ländern des        lassen. Das Patent wurde 1997 vom amerikanischen
Südens zusätzlich.                                          Patentamt (USPTO) erteilt und umfasst das alleinige
                                                            Eigentums- und Vermarktungsrecht der Sorten sowie
Das TRIPS-Abkommen der WTO lässt Patente auf Le-            das Recht auf weitere Kreuzungszüchtungen. Die Firma
bewesen wie z. B. auf Pflanzen und Saatgut zu. TRIPS        RiceTec gehört dem Fürsten von Liechtenstein.
steht für Trade Related Aspects of Intellectual Property­

16   Hann ofa i r!
Als die Patentierung des Basmati-Reises bekannt wur-      Die entsprechenden Feldversuche zeigten gute Ergeb-
de, kam es in Indien und Pakistan zu heftigen Protes-     nisse. Der Leiter des amerikanischen Forschungspro-
ten. Indien und Pakistan sind die ursprüngliche Heimat    jektes versicherte, er werde keine Patente auf seine Er-
des Basmati-Reises. Dort ist er ein Kulturgut und wird    gebnisse anmelden. Jedoch gibt es einige Firmen, die
schon seit Jahrhunderten angebaut und gepflegt. Die       an dem Reis interessiert sind und den kommerziellen
Reisbauern/-bäuerinnen dieser Regionen züchten Sor-       Anbau testen wollen.
ten, die optimale Erträge liefern und krankheitsresis-
tenter als andere sind.                                   In Thailand und auch in anderen Ländern gab es heftige
                                                          Reaktionen, als diese Fakten bekannt wurden. Reisbau-
Eine Organisation, die gegen die Patentierung protes-     ern/-bäuerinnen und nationale sowie internationale
tiert, ist die Navdanya-Stiftung aus Dehra Dun. „Nav­     NGOs protestierten massiv gegen den Missbrauch des
danya“ heißt in der indischen Sprache Hindi „Neun         Jasminreises, der seit Jahrhunderten in Thailand hei-
Samen“. So setzt sich die 1991 von Dr. Vandana Shiva      misch und ein bedeutender Bestandteil der Kultur ist.
gegründete Organisation dafür ein, die traditionellen
Reissorten zu erhalten. Die Navdanya-Stiftung unter-      Reis aus Fairem Handel bietet eine Möglichkeit, gegen
hält spezielle Reisbanken, von denen die Bauernfami-      die versuchte Patentierung vorzugehen. So ist z. B. die
lien das traditionelle Saatgut bekommen können.           Organisation Green Net in Thailand, die zu Beginn der
                                                          90er-Jahre gegründet wurde, sehr aktiv in der Lobby-
Etwa 200 Bauernfamilien haben sich bis jetzt der Stif-    und Kampagnenarbeit, die sich gegen die Patentierung
tung angeschlossen. Für Navdanya spielen die Frauen       von Reissorten sowie gegen Gentechnik richtet.
eine zentrale Rolle beim Erhalt der Artenvielfalt. Denn
in Indien bewahren die Frauen üblicherweise die Sa-       Green Net fördert ausschließlich organisierte Kleinbau-
menkörner auf, die im nächsten Jahr ausgesät werden.      ern/-bäuerinnen, indem sie deren landwirtschaftlichen
Der Mehrpreis für den fair gehandelten Reis kommt den     Produkte auf dem Binnen- und Exportmarkt vermarktet.
Reisbauern/-bäuerinnen zugute.                            Übergreifendes Ziel ist es, die Lebensbedingungen der
                                                          Bauern/Bäuerinnen nachhaltig zu verbessern. Die Bau-
Sie erhalten für ihren Reis einen höheren Preis, als in   ern/Bäuerinnen pflanzen standortgerechte Reissorten
der Region von Dehra Dun üblich ist. Auch fördert die     wie Hom Mali an, die wesentlich robuster sind als die
Navdanya-Stiftung die Aufklärungsarbeit in Indien. So     mit der „Grünen Revolution“ eingeführten Hochertrags-
spricht sich die Stiftung eindeutig dagegen aus, dass     sorten und die außerdem nicht gentechnisch verändert
Saatgut und Pflanzen genetisch verändert werden oder      sind.
Saatgut patentiert wird. Sonst müssten indische Bau-
ern/Bäuerinnen Gebühren an ausländische Saatgutfir-       Die Bauern/Bäuerinnen erhalten das Saatgut aus den
men zahlen, die das Patent für Basmati-Reis besitzen.     traditionellen Reisbanken. In diese wird nach der Ernte
                                                          Saatgut „eingezahlt“ und für die nächste Aussaat auf-
Es gibt Versuche auch auf den Jasminreis aus Thailand     bewahrt. Hatte ein Bauer/eine Bäuerin eine schlechte
ein Patent zu erlangen. So bietet die Firma RiceTech      Ernte, kann er/sie sich von dort Saatgut „ausleihen“
neben dem Basmati „american style“ auch einen Reis        und zahlt es mit Naturalzinsen nach der nächsten Ernte
mit dem Namen „Jasmati“ an. Aufgrund des Namens           zurück.
könnte man vermuten, dass es sich um eine Kreuzung
aus Jasmin- und Basmati-Reis handelt. Er hat jedoch       Rita Otte, Allerweltsladen e.V.
keine Ähnlichkeit mit den bekannten aromatischen
Reissorten. Vor einigen Jahren (2001) wurde stattdes-
sen ein vom amerikanischen Landwirtschaftsministeri-
um finanziertes Forschungsprogramm an der Universität
Florida durchgeführt, bei dem Jasminreissorten entwi-
ckelt werden sollen, die auch im amerikanischen Klima
gedeihen und großflächig angebaut werden können.
Dazu wurde Saatgut von traditionellen thailändischen
Jasminreissorten gentechnisch verändert.

                                                                                             H annofair!
                                                                                                              17
z um Da h insc hmel zen

Schokolade: Die Speise der Götter
Carl von Linné gab 1753 dem Kakaobaum den wissenschaftlichen Namen Theobroma cacao. Und dies zu Recht:

Theobroma bedeutet im Griechischen „Speise der Götter“. Die Bezeichnung Cacao bedeutet „bitteres Wasser“ und

stammt von den Maya, die auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko die ersten Kakaobäume angebaut haben. Die Völker

Mittelamerikas stellten aus den gemahlenen Kakaobohnen eine mit Gewürzen zubereitete Trinkschokolade her.

Der Kakao kam Anfang des 16. Jahrhunderts nach Spa-      baum wird in Westafrika als typische „cash crop“ – das
nien und eroberte, ebenfalls als Trinkschokolade, von    sind für den Verkauf angebaute Feldfrüchte – vor allem
hier aus den Kontinent. Das Entölen des Kakaos und die   von Kleinbauern/-bäuerinnen angepflanzt. Der Kakao­
Herstellung des feinen Kakaopulvers durch van Houten     baum liebt Schatten und eignet sich deshalb nicht
und die Zugabe von Zucker machten das bittere Wasser     für großflächige Monokulturen. Seine Kultivierung ist
zum süßen Verführer. Innerhalb Europas gehören die       äußerst arbeitsintensiv und erfolgt bis heute nahezu
Deutschen heute zu den größten Fans von Schokolade:      ausschließlich in Handarbeit.
sie konsumierten im Jahr 2004 pro Kopf 9 Kilo. Das ist
eine beachtliche Menge und sollte Grund genug sein,      Armut und niedrige Erlöse für Rohkakao sind zwei der
sich über Herkunft und Produktionsbedingungen der        Gründe, weshalb in den Erzeugerländern Kinder als bil-
Schokolade zu informieren.                               lige Arbeitskräfte auf den Kakaofeldern eingesetzt wer-
                                                         den, und das nicht nur von den Großgrundbesitzern.
Der größte Teil des auf dem Weltmarkt gehandelten
Kakaos wird heute nicht in seiner Heimat, sondern in     Berichte über den Handel mit Kindern aus Ghana, Mali
Westafrika geerntet: Côte d‘Ivoire (Elfenbeinküste),     oder Burkina Faso, die auf Kakaofeldern in Côte d‘Ivoire
Ghana, Nigeria und Kamerun liefern zwei Drittel der      arbeiten, alarmierten im Jahr 2000 die Öffentlichkeit
Weltproduktion. 2005 kam 60 % des nach Deutschland       in Europa und den USA. Insgesamt geht man von
importierten Rohkakaos aus Côte d‘Ivoire. Der Kakao-     284.000 Kindern aus, die in Westafrika unter gefähr-

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lichen ­Bedingungen auf Kakaoplantagen arbeiten. 64 %­    Sie verkauft einen Teil ihrer Produktion an deutsche
von ihnen waren nach einer Studie aus dem Jahr 2002       Fair-Handels-Importeure und erhält neben dem fairen
unter 14 Jahre alt.                                       Mindestpreis von 1.600 US-Dollar pro Tonne Kakao eine
                                                          Prämie für soziale Projekte in Höhe von 150 Dollar. Für
In Côte d‘Ivoire, wo die Mehrheit der auf Kakaoplan-      Kakao aus ökologischem Anbau wird ein zusätzlicher
tagen arbeitenden Kinder zu finden ist, besuchen nur      Aufschlag von 200 Dollar bezahlt.
etwa ein Drittel von ihnen die Schule. Ohne Ausbildung
haben sie jedoch kaum eine Chance, der Armut zu ent-      Da bislang nur ein kleiner Teil der Ernte über den Fairen
kommen.                                                   Handel abgesetzt werden kann, fließen die Mehrerlöse
                                                          und Prämien vor allem in Gemeinschaftsprojekte, um
Staatliche Pilotprogramme zur Aufklärung und Bekämp-      möglichst vielen Mitgliedern Nutzen zu bringen. De-
fung der Kinderarbeit und die Ratifizierung internatio-   mokratisch gewählte Vorstände entscheiden über die
naler Abkommen zum Schutz von Kindern – die UN-           Errichtung von Trinkwasserbrunnen, Grundschulen und
Kinderrechtskonvention und die Kernarbeitsnormen der      sanitären Einrichtungen. Mobile Gesundheitsstationen
Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) – konnten       und Fortbildungsmaßnahmen werden ebenfalls aus den
an dieser Situation bisher kaum etwas ändern. Auch        Geldern finanziert; ein Kleinkreditprogramm unter-
die Selbstverpflichtung der Schokoladenindustrie zur      stützt Einkommen schaffende Projekte für Frauen.
Abschaffung ausbeuterischer Kinderarbeit auf Kakao-
farmen brachte bisher wenige Ergebnisse.                  Übrigens: Derzeit liegt vor allem Bitterschokolade im
                                                          Trend. Im Weltladen finden Liebhaber von Schoko­lade
Faire Preise unabhängig von den schwankenden Welt-        ein großes Angebot mit exotischen, fairlockenden
marktpreisen und der Zusammenschluss der Bauern           ­Variationen.
/Bäuerinnen zu ProduzentInnenorganisation dagegen
sind ein Weg, die Armut zu bekämpfen und damit auch       Susanne Gräßel; Mucke Kudrass, Allerweltsladen e.V.
der Notwendigkeit der Kinderarbeit entgegen zu wir-
ken. Das zeigt das Beispiel „Kuapa Kokoo“ in Ghana.
Die 43.000 Mitglieder von Kuapa Kokoo können mit
stabilen Preisen über dem Weltmarktspreis rechnen.
Die Kakaobauernvereinigung, deren Name „gute Ka-
kaopflanzer“ bedeutet, gründete sich 1993 nach der
Liberalisierung des in Ghana staatlich kontrollierten
Kakaoanbaus.

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Fa ire Früc hte

Mango: Tropischer Export
Nach der Banane sind Mangos die zweitwichtigsten tropischen Exportfrüchte, obwohl sie in Deutschland noch als

Exoten gelten. Als Frischobst sind sie weniger transport- und lagerfähig als Bananen, dafür begegnet man ihnen

häufiger in Fruchtzubereitungen oder als Trockenobst.

Mangobäume sind prachtvolle, große Bäume und Schat-       Pädo­phile heute mit empfindlichen Strafen zu rechnen
tenspender für Unterkulturen. Ein Baum trägt nur alle     haben und außerdem die Amerikaner sich aus Olongapo
zwei Jahre Früchte. Durch Bestäuben mit Pottasche lei-    zurückzogen.
ten die Bauern/Bäuerinnen eine frühe Blüte ein, damit
der Fruchtansatz nicht durch die sommerlichen Taifune     Durch den Kontakt zum Fairen Handel ist der Anbau von
vernichtet wird. Im Prinzip könnte eine bäuerliche Fa-    Mangobäumen zu einer wichtigen Einkommensquelle
milie von 2 Mangobäumen leben. Doch                                für mehr als 4.000 Kleinbauern/-bäuerinnen
die Familien brauchen Geld auch                                          geworden. Abnahmegarantien für die
außerhalb der Erntezeit und das                                              gesamte Ernte und gerechte, etwa
nutzen die HändlerInnen aus.                                                   um 30 % höhere Preise, zinslose
Sie kaufen den Bauern/Bäuer­                                                     Darlehen und fachliche Bera-
innen ihre Ernte im Voraus                                                         tung, die Entwicklung neu-
ab, aber weit unter dem                                                             er Mangoprodukte durch
Marktpreis, ein Grund für                                                             Preda und den deutschen
die Armut der Kleinbauern                                                              Importeur dwp: All dies
und -bäuerinnen.                                                                        hat dazu geführt, dass
                                                                                        immer mehr der wert-
Um die Ursache der Armut zu                                                             vollen Bäume gepflanzt
bekämpfen, initiierte Preda                                                            werden.
Anfang der 90er Jahre den Fairen
Handel mit Mango­produkten. Pre-                                                      Die Verarbeitung der Man-
da war ursprünglich die Abkürzung                                                    gos erfolgt in einem hoch-
von „Prevent & Rehabilate Drug Abusers                                             modernen Betrieb, der sei-
Foundation“, heute steht die Abkürzung für                                       nen rund 1.000 ArbeiterInnen
„People`s Recovery, Empowerment and Develop-                                  überdurchschnittliche Löhne zahlt,
ment Foundation“. Die Organisation entstand auf der                      eine feste Anstellung und die im Fairen
Insel Luzon in Olongapo, wo die Amerikaner einen          Handel üblichen Sozialleistungen bietet. Die faire Ver-
großen Militärstützpunkt während ihrer Kriege in Süd-     marktung hat die Macht des Handelskartells deutlich
ostasien hatten. Das schaffte einerseits Arbeitsplätze,   verringert. Kinder und Jugendliche können länger in-
förderte andererseits aber auch die Prostitution, spe-    nerhalb ihrer Familien leben und zu Schule gehen. Das
ziell die Kinderprostitution mit ihren Begleitern wie     schützt sie vor Ausbeutung und sexuellem Missbrauch.
Krankheiten, AIDS und unerwünschten Schwanger-            Mangoprodukte in den Weltläden sind lecker und von
schaften.                                                 guter Qualität. Es lohnt sich, sie zu probieren.

Laut UNICEF werden weltweit ca. 3-4 Millionen Kinder      Marco Klemmt, NEWS! – Netzwerk der Europäischen Weltläden;
und Jugendliche in die kommerzielle sexuelle Ausbeu-      Mucke Kudrass, Allerweltsladen e.V.
tung gezwungen. Auf den Philippinen wird die Zahl
auf ca. 100.000 geschätzt. Preda kümmert sich um die
Opfer der sexuellen Ausbeutung und erreichte, dass

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