Campusintern 2 2020 - STUDIUM - Katholische Hochschule Freiburg
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2 2020 campusintern MAGAZIN DER KATHOLISCHEN HOCHSCHULE FREIBURG STUDIUM HOCHSCHULE FORSCHUNG Neuer Masterstudiengang Rektorwechsel: BMBF-gefördertes „Bildung im Gesundheits- Stephanie Bohlen folgt auf Forschungsprojekt zu wesen“ Edgar Kösler Digitaler Teilhabe
Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn wir in einigen Jahren an das vergangene Som- mersemester 2020 denken, werden wir uns an eine Zeit des Wandels erinnern. Täglich wurden die Zah- len derer gemeldet, die mit Covid-19 infiziert waren, der Begriff „Social Distancing“ fand seinen Weg in unsere Sprache und die Hochschule musste zum Ort eines Lehrens und Lernens werden, der Kompetenz erwerb auf neuen Wegen ermöglicht. In der Kurzumfrage, mit der die Erfahrungen der Studierenden mit der digitalen Lehre erhoben wur- de, erkennt ein*e Studierende*r an: „Respekt allen daran Beteiligten!“ Gedacht ist dabei an die Leis- tungen aller, die in den Umstieg auf die digitale 13 Jahre innehatte und nun den Stab an mich über- Lehre eingebunden waren: die Lehrenden, die sich geben hat. Unter seiner Leitung hat die KH Freiburg auf die geänderten Möglichkeiten, das Lernen der ihre Qualität in Lehre, Forschung und Weiterbildung Studierenden zu begleiten, eingestellt haben und stetig entwickelt und sich dadurch profiliert als eine alle Mitarbeiter*innen der Hochschule, die sie dabei Hochschule, die für ihre Forschungsstärke bekannt unterstützt haben. Dennoch kann man verstehen, ist und ihren Studierenden nicht nur berufsrelevan- dass es auch kritische Stimmen gibt: „Hätte ich ein te Fähigkeiten vermittelt, sondern eine Lernwelt Fernstudium gewünscht, hätte ich dies belegt ... Mir bietet, in der sie sich ganzheitlich entfalten können. fehlen die Kontakte! Der Austausch.“ Wie an anderen Ich freue mich darauf, diesen guten Weg fortzuset- Orten auch wurde der Shutdown in der KH Freiburg zen und noch deutlicher werden zu lassen, dass die erlebt als eine Begrenzung des sozialen Lebens, KH Freiburg aufgrund ihres wertorientierten Engage- das sowohl dem Studium als auch der Arbeit an der ments für eine zukunftsfähige Gesellschaft in der Hochschule einen eigenen Wert gibt. Hochschullandschaft unverzichtbar ist. Daher war es wichtig, dass wir rasch nach anderen Gemeinsam mit Edgar Kösler haben wir eine Vielzahl Wegen Ausschau gehalten haben, die es uns ermög- von Professor*innen und Mitarbeitenden verabschie- lichten, gut in Kontakt zu kommen. Man kann von det. Andere Kolleg*innen wurden neu berufen und einem Sprung in die digitale Lernwelt sprechen, den haben ihren Dienst angetreten. In einigen Artikeln wir mutig in Angriff genommen haben. Mit der digita- bildet sich das Kommen und Gehen ab. Das Heft len Welt haben wir uns auch neue Möglichkeiten des informiert Sie aber auch über andere Aktivitäten, die Austauschs erschlossen. Gremien und Arbeitsgruppen das Sommersemester 2020 bestimmt haben und die tagten in Videokonferenzen, Lehrende nutzten Lern- Zukunft prägen werden: Entwicklungen im Bereich plattformen, Studierende trafen sich in alfaview-Räu- der Digitalen Lehre, aktuelle Forschungsprojekte men, die Arbeit im Homeoffice wurde zur Routine. und unser neuer Masterstudiengang „Bildung im Ge- Wir werden keine Hochschule werden, die nur sundheitswesen“. Was unter Coronabedingungen in noch Fernstudiengänge anbietet, sondern alles da- der Hochschule entstanden ist, soll dadurch gewür- ransetzen, auch den „leibhaftigen“ Kontakt zu er- digt werden, dass es nun auch auf diesem analogen möglichen. Aber wir werden uns zukunftsorientiert Weg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das natürlich fragen, welche Potentiale der digitalen Heft in Ihren Händen verbindet Sie „leibhaftig“ mit Kommunikation es wert sind, entfaltet zu werden. der Hochschule. Bleiben wir in Kontakt! Es war gut, dass die Hochschule sich den Herausforde- Ich wünsche Ihnen allen viel Freude bei der Lektüre. rungen, die durch Covid-19 verursacht wurden, gestellt hat, ohne Zeit zu verlieren. Denn Corona hat zwar das Ihre VORWORT Lehren und Lernen, das Forschen und Arbeiten an der Hochschule verändert, zum Stillstand bringen konnte Covid-19 das Hochschulleben jedoch nicht. Das Sommersemester war eine ereignisreiche Zeit, die besonders geprägt war durch den Abschied von Prof.in Dr. Stephanie Bohlen Prof. Dr. Edgar Kösler, der das Amt des Rektors Rektorin 1
7 | 22 | Inhalt HOCHSCHULE STUDIUM Abschied Neuer berufsbegleitender Master an der KH: Prof. Dr. Edgar Kösler 4 Bildung im Gesundheitswesen / Education in Health Care Wo das anscheinend Widersprüchliche eins wird: Prof.in Dr. Anne Kellner 18 Gedanken zum Abschied von Edgar Kösler Prof.in Dr. Stephanie Bohlen 7 Sport und Inklusion Ein Lehrforschungsprojekt leistet Pionier- „Es braucht jemanden, der in der Lage ist, arbeit dranzubleiben.“ Lilly Wilczek und Melina Schablowsy 20 Interview mit Prof.in Dr. Stephanie Bohlen10 Studieren im „Corona-Semester“ PD Prof.in Dr. Stephanie Bohlen – die erste Neue (technische) Herausforderungen für Frau an der Spitze der Katholischen Hochschule Studierende und Lehrende Freiburg – eine viel zu kurze Würdigung Birgit Kroetz 22 Prof. Dr. Edgar Kösler 12 18 Jahre Katholische Hochschule – ein Rückblick Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff 14 Für eine überzeuGENDERe Sprache und was sonst noch so läuft in puncto Gleichstellung & Diversity an der KH Solveig Roscher 16 INHALT 2
24 | 14 | FORSCHUNG INTERNATIONAL Teilhabe Digital Freiburg, what I expected and how it really Partizipatives Forschungsprojekt zur turned out (plus achieving B1 in German) gesellschaftlichen Teilhabe von Personen Camila Aguilar Acha 32 mit intellektuellen Behinderungen Theresa Etges und Verena Wahl 24 Studis international - wer sind wir eigentlich? Aleksandra Rembecka 33 Pastoral 2030 und Pastoralberichte Zwei Forschungsprojekte zu Prozessen MENSCHEN der Kirchenentwicklung Prof. Dr. Dr. Ebertz, Janka Höld, Eva Bühler26 Nachruf auf Professorin Katharina Megnet Prof.in Dr. Nausikaa Schirilla 34 STRATEGIE Neue Gesichter 38 Evaluieren in Zeiten von Corona Ein Rückblick auf das digitale Sommer- Frisch gedruckt 31 semester 2020 Tom Weidenfelder 28 Kurz gemeldet 36 Impressum 40 INHALT 3
Offizielle Verabschiedung Edgar Köslers im Rahmen der Gesellschafterversammlung am 16.07.2020 Eva Maria Welskop-Deffaa, Vorstand Sozial- und Fachpolitik beim Deutschen Caritasverband e.V., überreicht Edgar Kösler die Goldene Ehrennadel des Deutschen Caritasverbandes nebst Urkunde. Abschied Das Leben hat es gut mit mir gemeint. 1998 wur- derungen, aber auch die Chancen, voneinander zu de ich als Professor an die damalige KFH berufen. lernen. Wichtig dabei blieb für mich, einen hohen Aufgewachsen in Zeiten, als Pichts Denkschrift „Die Leistungsanspruch zu vermitteln, gleichzeitig aber deutsche Bildungskatastrophe“ die breite öffent- auch Erfahrungen zu ermöglichen, die Selbstver- liche Bildungsdiskussion in der Bundesrepublik trauen und Selbstwertschätzung stärken. In diesem bewegte, bin ich ein Beispiel für eine gelungene Zusammenhang habe ich es immer als Verpflichtung soziale Mobilität, die heute nicht mehr so selbst- unserer Hochschule betrachtet, strukturell Durch- verständlich ist. Das Versprechen, dass nur die Leis- stiegsmöglichkeiten vom Bachelorstudium bis zur tung zählt und nicht die Herkunft, ist bis heute nicht Promotion zu sichern. Dies geschieht über die Ge- eingelöst. Deshalb war es mir immer ein Anliegen, staltung der Curricula und kommt auch im Anspruch Bildungsgerechtigkeit zu befördern und hochschuli- einer forschungsstarken Hochschule zum Ausdruck, sche Lernmöglichkeiten zu schaffen, die hierzu bei- wenn die propagierte „Einheit von Forschung und tragen. Lehre“ keine hohle Phrase sein soll. Dafür braucht Als gelerntem Pädagogen und Erziehungs es selbstverständlich hinreichend professorale Res- wissenschaftler war und ist es für mich bis heu- sourcen, aber auch Vernetzung mit Unternehmen, HOCHSCHULE te eine große Freude, mit interessanten, klugen zivilgesellschaftlichen Akteuren und zumindest ein Studierenden in Seminaren zusammenarbeiten zu zeitlich begrenztes, qualitätsgesichertes Promo- dürfen, Lehrer und Gesprächspartner zu sein und tionsrecht für einzelne, forschungsstarke Profes- das Hineinwachsen in berufliche Karrieren oft auch sor*innen an Hochschulen für angewandte Wissen- ein Stück weit begleiten zu dürfen. In den 22 Jah- schaften. ren meiner Tätigkeit wurde die Studierendenschaft In den vergangenen 13 Jahren hat sich die Integration immer heterogener. Damit stiegen die Herausfor- internationaler und interkultureller Dimensionen in 4
Lehre, Forschung und Service an unserer Hochschu- le, weil es eine verlässliche Beziehung markiert. Mir le stetig weiterentwickelt. Es waren außerordentlich war wichtig, berechenbar zu sein, erlebbar zu sein lernträchtige Erfahrungen, die Lebensbedingungen als einer, der tut, was er sagt und der sagt, was in anderen Ländern kennenzulernen. Nachhaltig ein- er tut. Deshalb waren für mich die Kolleg*innen, drücklich und in Teilen emotional anrührend waren gerade auch jene in Funktionen, immer ganz wert- volle Gesprächspartner*innen. Es erscheint mir unerlässlich, Studierende zu motivieren, Vertrauen bildete auch die über den Tellerrand zu schauen und sich als Weltbürger zu entscheidende Basis für eine verstehen gute Kooperation mit den re- levanten Partner*innen in Ein- für mich dabei viele persönliche Begegnungen von richtungen, in Verbänden, in der Stadt und im Land. Mensch zu Mensch. Dafür bin ich außerordentlich Über die Jahre hat sich auf der Basis von Transpa- dankbar. Deshalb erscheint es mir in Zeiten der renz und Offenheit auf vielen Ebenen Vertrauen ent- Globalisierung nicht nur unter beruflichen, sondern wickelt. Unerlässlich ist hierfür die positive Unter- auch politischen Aspekten unerlässlich, Studierende stellung, dass die anderen ihr Bestes geben, sich an zu motivieren, über den Tellerrand zu schauen und Spielregeln halten und zur Kooperation bereit sind. sich als Weltbürger zu verstehen. Ebenso wichtig war mir immer eine dialogische Hal- Hochschulen sind Wissensorganisationen. Wissen tung in der Kommunikation. Diese zeigt sich dar- ist ihr eigentliches „Kapital“. Dieses Wissen aber in, einander zuzuhören und den anderen verstehen „gehört“ nicht der Organisation, sondern Perso- zu wollen, zusammen zu denken, zu reflektieren, nen. Deshalb hängt die Leistungsfähigkeit von Konflikte besprechbar zu machen, Kompromisse zu Hochschulen von diesen Personen ab, die sich als schließen, Lösungen zu finden, von denen alle pro- Wissenschaftler*innen nicht nur an der eigenen fitieren, und dadurch gemeinsam zu lernen. Hochschule, sondern gerade auch an ihren wissen- Mir ist klar geworden, wie entscheidend diese Quali- schaftlichen Communities orientieren. Dort erfolgt tät der Gespräche für Veränderungsprozesse ist. Wo die Anerkennung als Experte/Expertin, die sich in Verständigung in einer Haltung der Wertschätzung einer entsprechenden Reputation in der Öffent- erfolgt, werden überraschende Ressourcen frei, wie lichkeit ausdrückt. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir an der Beteiligung an den vielfältigen Aktivitä- Führung und Management der Hochschule sie in ten zur Weiterentwicklung unserer Hochschule ein- besonderer Weise in die Entscheidungsbildung drücklich sehen können. einbeziehen muss, zumal eine hierarchische Steu- erung von Expert*innen aus vielen Gründen wenig Organisationen haben im Allgemeinen nicht die Auf- zielführend erscheint. Hochschulen haben, wie alle gabe, Menschen glücklich zu machen, sondern stra- Wissensorganisationen, sonst ein grundsätzliches tegische Ziele zu erreichen und qualitätsvolle Ergeb- Steuerungsproblem. Sie sind als locker gekoppel- nisse zu produzieren. Aber es hilft, wenn Menschen te Systeme nämlich darauf angewiesen, dass die mit Freude und Zufriedenheit ihre Arbeit machen. Organisationsmitglieder in weitgehender Eigenver- Mir war es deshalb immer ein Anliegen, Mitarbei- antwortung ihre Leistung erbringen. Eine der grund- tende in ihrer unterschiedlichen Persönlichkeit und legenden Rahmenbedingungen und Voraussetzung ihren speziellen Gaben wahrzunehmen und sie nicht dafür ist eine schlagkräftige, gut organisierte und profes- Mir war wichtig, berechenbar zu sein, erlebbar zu sein als sionell arbeitende Hochschul- einer, der tut, was er sagt und der sagt, was er tut verwaltung, die ihrem Auftrag, Wissenschaft zu unterstützen und zu ermöglichen, nur funktional im Kontext ihrer Aufgabenerfüllung nachkommt. Sie stellt die wesentlichen Unterstüt- zu betrachten, ihnen Entwicklungen zu ermöglichen zungsleistungen für die Arbeit in Lehre, Forschung und sie fair zu behandeln. und Weiterbildung bereit. Deshalb liegt in einer gu- ten, verlässlichen Zusammenarbeit auf Augenhöhe Hochschule bewegt sich in einem sich stark ver- HOCHSCHULE beider Bereiche ein entscheidender Erfolgsfaktor ändernden Feld mit großen politischen Herausfor- jeder Hochschule. derungen, die von der Hochschulleitung bewältigt werden müssen. Über die ganzen 13 Jahre hinweg Aus diesem Grund erhält Vertrauen auch in diesem konnte ich die positive Erfahrung machen, mit den Kontext eine ganz wichtige Funktion. Sie verbindet Rektor*innen der beiden evangelischen Hochschu- die Führungsperson mit den Mitarbeitenden. Ver- len in Baden-Württemberg vertrauensvoll, in großer trauen bietet für mich eine Form der Selbstkontrol- Offenheit und Transparenz zusammenzuarbeiten 5
und abgestimmt politisch zu handeln. Ich bin über- rationen, die mir vielfältige neue Perspektiven eröff- zeugt, dass wir nur gemeinsam unsere Interessen net hat. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, erfolgreich durchsetzen können. Mitarbeitenden und Kooperationspartner*innen für Ein konstitutives Merkmal von Hochschule ist die die Wegbegleitung, die Begegnungen, die Heraus- Wissenschaftsfreiheit. Diese ist mehr als ein rein in- forderungen und die Unterstützung in dieser Zeit. dividuelles Grundrecht von Wissenschaftler*innen. Es freut mich sehr, dass am 1. September 2020 der Es meint vielmehr „die konkrete Freiheit eines so- Staffelstab an Frau Prof.in Dr. Stephanie Bohlen zialen Feldes durch dessen Organisation“ (Helmut übergeht. Über all die Jahre habe ich mit ihr, sei Ridder). Prüfkriterium für eine der Wissenschafts- es als Dekanin des Studienbereichs Soziale Arbeit freiheit verpflichteten Hochschulorganisation ist so- oder in den letzten sechs Jahren als Prorektorin für mit, ob mit ihr „freie“ Wissenschaft möglich ist und Lehre, vertrauensvoll zusammengearbeitet und sie ungefährdet betrieben werden kann. als hochkompetente, sehr engagierte und nach in- Vor diesem Hintergrund gilt mein besonderer Dank nen und außen sehr gut vernetzte Kollegin schätzen den Trägern der Hochschule, die seit gut 50 Jahren gelernt. eine Hochschule finanzieren, die für die Bereiche Sie ist mit den Gegebenheiten und Kulturen unserer des Sozialen, der Gesundheit und der Pastoral zu- Hochschule bestens vertraut. Deshalb bin ich mir künftige Fachkräfte und wissenschaftlichen Nach- sicher, dass es ihr gelingen wird, die hervorragen- wuchs ausbildet, und die die notwendigen Rahmen- de Qualität unserer Hochschule in Lehre, Forschung bedingungen und Ressourcen zur Verfügung stellen, und Weiterbildung erfolgreich weiterzuentwickeln. die es ermöglichen, dass eine „freie“ Wissenschaft Für ihre neue, verantwortungsvolle Aufgabe wün- ungefährdet betrieben werden kann. sche ich ihr das Allerbeste und bei alledem Gottes Und zu guter Letzt: reichen Segen. In den vergangenen 22 Jahren habe ich einen gro- Ihr ßen Teil meiner Lebenszeit in und für die Hochschule eingebracht. Es war eine Lebensphase voller Inspi- Prof. Dr. Edgar Kösler HOCHSCHULE 6
Wo das anscheinend Widersprüchliche eins wird: Gedanken zum Abschied von Edgar Kösler Zu seinem Amtsantritt wurde Prof. Dr. Edgar Kös- eine Zeit, in der die Profilierung der KH Freiburg ler in der Badischen Zeitung vorgestellt. Der Arti- im Ausgang von einer christlichen Wertorientierung kel kündigt an, der neue Rektor sehe es als seine und ihre Wirtschaftlichkeit so vereint werden konn- Aufgabe an, anscheinend Widersprüchliches zu ver- ten, dass die Hochschule auch künftig in der Bil- einen. In dem Artikel wird rasch klar, um welchen dungslandschaft bestehen kann? Widerspruch es geht: Da ist auf der einen Seite „das Katholische“ und auf der anderen Seite „der Dass Edgar Kösler wirtschaftlich zu denken und Markt“. Für die Hochschule, wird der Rektor zitiert, handeln vermag, hatte er vor dem Antritt seines sei es an der Zeit, sich in einer Bildungslandschaft, Rektorats unter Beweis gestellt. Nach seinem Stu- die die Gestalt eines Marktes bekommen habe, dium für das Lehramt an Sonderschulen war er als auch wirtschaftlich zu bewähren. Dabei dürfe sie Sonderschullehrer tätig, um dann Sonderpädago- jene Orientierung nicht aufgeben, die sich aus einer gik mit dem Ziel der Promotion zu studieren. 1991 christlichen Ethik ergebe. Die Redakteurin der Ba- promoviert, hatte er eine Gastdozentur in Rostock dischen Zeitung sieht im Rektor den, der einer sol- inne, eher er erneut als Sonderschullehrer in Stutt- chen Aufgabe gerecht werden kann, die Frage, ob es gart tätig wurde. 1998 wurde er an die KH Freiburg HOCHSCHULE sich nur dem Anschein nach um Widersprüchliches für die Lehrgebiete Heilpädagogik/Management und handelt, wird nicht beantwortet. Bildung berufen. Sowohl den Studiengang als auch den Fachbereich Management hat er geleitet. 2001 Es bietet sich an, den Blick zurück auf das Rektorat wurde er dann zum Prorektor und Leiter des Insti- von Edgar Kösler zu verbinden mit der Frage, ob tuts für Forschung, Entwicklung und Weiterbildung ihm das, was er sich selbst vorgenommen hatte, (IAF) ernannt. Unter seiner Leitung hat sich das IAF gelungen ist. War das Rektorat von Edgar Kösler zu einer Einrichtung entwickelt, die nicht nur die 7
Forschung an der KH Freiburg fördert, sondern zur gik. Auf dieser Basis wurde der Hochschule nach Wirtschaftlichkeit der Hochschule beiträgt. der Institutionellen Akkreditierung im Jahr 2015 auch die Systemakkreditierung zugesprochen, was Um die Hochschule als Ganze wirtschaftlich zu stär- bestätigt, dass das Qualitätsmanagementsystem ken, hat Edgar Kösler nach seinem Amtsantritt als der Hochschule geeignet ist, um die Qualität der Rektor einen Prozess eingeleitet, der zur Folge hatte, Studienangebote zu sichern. 2016 hat die EFQM dass die KH Freiburg statt 14 Studiengängen aktuell der Hochschule das Siegel „Recognised for Excel- 6 Bachelor- und 2 Masterstudiengänge anbietet. Wo lence***“ verliehen, was nur möglich war, da die eine solche Entwicklung, die von wirtschaftlichen KH Freiburg mit ihren Studienangeboten für ihre Bedingungen angeregt ist, mit der Konzentration Studierenden und Weiterbildungsteilnehmer Nutzen der Hochschule auf gesell- schaftlich relevante Studien- Wirtschaftlichkeit, exzellente Qualität der Angebote gänge verbunden wird, rückt und nachhaltiger Nutzen: Dafür, dass sie zu die Frage in den Fokus, was einem „Ganzen“ zu vereinen sind, stand Edgar Kösler das „Kerngeschäft“ der Hoch- schule ist: Welche der Möglichkeiten, die sich ihr schafft, und dabei wirtschaftlich solide geführt wird. auf dem Bildungsmarkt bieten, sollen verwirklicht Wirtschaftlichkeit, exzellente Qualität der Angebote werden, um der Hochschule ihr Profil zu geben? Für und nachhaltiger Nutzen: Dafür, dass sie zu einem Edgar Kösler konnte der Weg zur Beantwortung der „Ganzen“ zu vereinen sind, stand Edgar Kösler. Da- Frage nach dem Profil einer Hochschule, die sich bei ist zu verstehen, dass auch die Einführung des „katholisch“ nennt und der christlichen Ethik ver- Qualitätsmanagementsystems an der KH Freiburg pflichtet weiß, seinen Ausgang nur haben in der Re- für alle, die an der Hochschule tätig sind, eine be- flexion über deren gesellschaftliche Relevanz. deutende Herausforderung darstellte. Wie die stete Weiterentwicklung der Qualität auch, gibt es kriti- Als Edgar Kösler 2007 sein Amt antrat, waren die sche Stimmen. Bedeutung für den Erfolg in der Ein- Studiengänge der KH Freiburg auf das gestufte Sys- führung dürfte die Begleitung durch einen Rektor tem, auf das man sich in Bologna verständigt hatte, gehabt haben, der sich solchen Stimmen nicht ver- umgestellt. Doch der Wandel, auf den die Bolog- schließt, da er es vermag, in der Kritik auch die zu na-Reform zielte, hatte sich bislang in den Studien- hören, die in solchen Veränderungsprozessen der gängen der KH Freiburg nur begrenzt durchgesetzt. Ermutigung bedürfen. Noch war es eine Herausforderung, sich auf die ge- änderte Logik von Studienangeboten einzustellen, In dem Artikel der Badischen Zeitung wird der die Kompetenzorientierung der Studiengänge zu si- neue Rektor als Schwabe mit Visionen vorgestellt. chern, Module in Orientierung am DQR zu konzipie- Schwaben können bekanntlich „schaffen“. Das gilt ren, den Workload zu strukturieren und in ECTS zu auch für Edgar Kösler. Entwicklungen, die für die rechnen. Edgar Kösler hat nicht nur alles darange- Hochschule und ihre Zukunft relevant sind, hat er setzt, dass sich die Angebote der Hochschule durch initiiert, begleitet, moderiert, nicht nur im Kontext eine hohe Qualität, die dann auch entsprechende der Umsetzung der Strategie 2020. Es ist nahezu Nachfrage rechtfertigt, auszeichnen. Er hat nicht nur unmöglich, sich eine Zukunft der Hochschule ohne zum Aufbruch bewegt und die Gruppe derer, die den seinen unermüdlichen Einsatz vorzustellen. Aber Weg gehen wollten, geführt. Er hat auch die nie Edgar Kösler war nicht nur ein „Schaffer“, sondern aus dem Blick verloren, denen der Weg zu steinig ein Visionär. Und die Visionen, die ihn dabei gelei- erschien. tet haben, deuten sich an in jenen „Wertekacheln“, die im Auftakt zur Strategie 2020 erarbeitet wurden. Dabei bezog sich Edgar Köslers Wille zur Qualitäts- entwicklung nie nur auf die Studiengänge, sondern Doch Werte wollen nicht nur in Kacheln abgebildet stets auf die Hochschule als Ganze. Ihm ist zu ver- werden, sie sollten im und durch das Handeln derer, danken, dass die Qualitätssicherung der Studien- die in der Hochschule tätig sind, wirksam werden. HOCHSCHULE gänge an der KH Freiburg eingebettet wurde in ein Das gilt insbesondere für deren Leitung. Mit welcher System zur Qualitätssicherung und -entwicklung der Grundhaltung hat Edgar Kösler die Hochschule ge- gesamten Hochschule. leitet? Was war ihm von besonderem Wert? Als Ant- wort darauf darf man an erster Stelle seine Fähig- 2010 trat die KH Freiburg der European Foundation keit nennen, das, was andere ihm mitteilen wollen, for Quality Management (EFQM) bei und gestaltet auch zu hören. Man könnte auf diverse Aus- und seitdem ihre Qualitätsentwicklung nach deren Lo- Weiterbildungen verweisen, in denen er sich diese 8
Kompetenz angeeignet haben dürfte, unter ande- ein Studierendenwohnheim übernommen hat. Wir rem in Gesprächspsychotherapie, Familientherapie, werden erleben, welche Möglichkeiten sich dadurch Supervision und in der Organisations- und Perso- für die Hochschule ergeben, die als „katholische“ nalberatung. Sie alle stärken die Aufmerksamkeit Hochschule ein Ort ist, an dem Menschen nachhal- auf das, was Menschen von sich aus mitteilen wol- tig studieren, leben und arbeiten können. len. Sie fordern dazu heraus, sich die Grundhaltung anzueignen, sich anderen hörend zuzuwenden. Wer Der, der mit seinen Händen arbeitet, ist ein Arbeiter. mit Edgar Kösler zu tun hatte, konnte erleben, dass Der, der mit seinen Händen und mit seinem Kopf Zuhören und Leiten keine Gegensätze sind, sondern arbeitet, ist ein Handwerker. Der, der mit seinen sich in erfolgreichem Management zu einem Ganzen Händen, seinem Kopf und seinem Herzen arbeitet, vereinen. ist ein Künstler. (Franz von Assisi) Ausdruck dafür, dass Edgar Kösler daran gelegen Eine Hochschule zu leiten, ist eine Kunst. Sie war, seinen Leitungsaufgaben in Gestalt eines zu- braucht den Künstler, den, der mit dem Herzen bei der Arbeit ist. Ein Rektor mit Wer mit Edgar Kösler zu tun hatte, konnte erleben, Herz, das ist einer, der sich für dass Zuhören und Leiten keine Gegensätze sind die Hochschule, die er leitet, „beherzt“ einsetzt, und allen, hörenden Managements gerecht zu werden, dürfte nicht nur denen, die zu führen seine Aufgabe ist, auch das Bestreben sein, den Kontakt mit Vertre- „herzlich“ begegnet. ter*innen von sozialen Einrichtungen und Verbän- den zu stärken. Der „Dialog am See“ war nur eines Stephanie Bohlen der Formate, die er angeregt hat, um den Dialog zu pflegen. Die Kompetenz des Zuhörens verband sich dort stets mit der Fähigkeit, gesellschaftliche Her- Stephanie Bohlen, Erika Adam (Hrsg.) ausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven Hochschule Angewandter Wissenschaften Bohlen, Adam (Hrsg.) Qualität als Auftrag und Ansporn für eine Hochschule Angewandter Wissenschaften Bohlen, Adam (Hrsg.) Qualität als Auftrag und Ansporn für eine zu betrachten, um die Impulse zur Entwicklung der Qualität als Auftrag und Ansporn für eine Hochschule, die sich daraus ergeben, aufgreifen zu Hochschule Angewandter Wissenschaften: können – im Wissen darum, dass die KH Freiburg aufgrund ihrer Wertorientierung dazu verpflichtet ist, Studiengänge und Weiterbildungsangebote so- wohl im Sozial- und Gesundheitswesen als auch in der Pastoral an relevanten Bedarfen auszurichten. Auch der Bachelor-Studiengang für Angewandte Theologie und Religionspädagogik, der unter dem Eine Weg-Gabe für Edgar Kösler Rektorat von Edgar Kösler eingerichtet wurde, wird die KH FreiburgISBN als wertorientierte Hochschu- 978-3-86628-671-9 Hartung-Gorre Verlag Hartung-Gorre Verlag Konstanz le profilieren. Mit der Einführung des neuen Stu- dienangebots verbunden war die Erweiterung der Im Hartung-Gorre-Verlag erschienenes Buch zum Abschied Hochschule, die mit einem neuen Campus auch von Edgar Kösler HOCHSCHULE 9
„Es braucht jemanden, der in der Lage ist, dranzubleiben.“ Professorin Stephanie Bohlen (59) ist seit September Rektorin der Katholischen Hoch- schule Freiburg. Sie wurde von der Gesellschafterversammlung bestellt und tritt als erste Frau in der Geschichte der Hochschule dieses Amt an. Im Interview spricht sie über ihre Pläne und darüber, was die neue Stelle für sie besonders reizvoll macht. Frau Bohlen, haben Sie das Gefühl, dass Sie für Pluralität bedeutet immer auch Konflikt, denn Men- Ihre neue Stelle Mut brauchen? schen müssen Interessen aushandeln und Bedürf- nisse müssen priorisiert werden. Man muss den Mut Ja, das glaube ich schon. Das Rektorenamt ist für haben, daraufzusetzen, dass das gelingen kann. Und mich eine neue Aufgabe. Und es ist eine hochkomplexe Auf- Ich bin davon überzeugt, dass Menschen gut miteinander gabe, die mit vielfältigen He- arbeiten können, wenn sie ein gemeinsames Ziel haben rausforderungen verbunden ist. Es geht dabei unter anderem auch darum, ein es braucht womöglich auch Vertrauen in uns alle. Team aus 40 Professor*innen und 60 Mitarbeiten- Für mich kommt es darauf an, Orte und Möglichkei- den zu leiten. Das ist nicht einfach, dafür braucht ten für Aushandlungsprozesse zu schaffen. Als Rek- es Mut. torin habe ich die Aufgabe, diese Orte zu schaffen und an einer Kultur mitzuarbeiten, die es ermög- Wie möchten Sie aus diesen 100 Mitarbeitenden ein licht, diese Diskurse auszutragen und die Menschen HOCHSCHULE Team machen? darin bestärkt, dabei wirklich fair miteinander um- zugehen. Indem ich zunächst einmal die unterschiedlichen Be- Außerdem bin ich davon überzeugt, dass Menschen dürfnisse und die Menschen dahinter wahrnehme, gut miteinander arbeiten können, wenn sie ein ge- sie ernst nehme und in ihrer Pluralität akzeptiere. Es meinsames Ziel haben. Wenn wir wissen, was wir ist eine ganz alte Lehre, dass Teams davon leben, wollen, wird Unterschiedlichkeit, Pluralität zu einem dass ihre Mitglieder unterschiedlich sind. Aber diese Wert, der uns vorwärtsbringt. 10
Was ist denn das gemeinsame Ziel unserer Hoch- Welche Bedeutung hat für Sie die Tatsache, dass schule? Sie als erste Frau diese Hochschule leiten? Für meine Begriffe ist das Ziel, unsere Hochschule in Dasselbe Thema nochmal. Man kann ja nicht den- ihrer Qualität voranzubringen. ken, dass jemand Mensch ist und außerdem Religi- on hat oder jemand ist Mensch und außerdem Frau. Wie wollen Sie das machen? Mich gibt es nur als Frau mit religiösen Verwurze- lungen. Und selbstverständlich macht es etwas mit Indem wir noch deutlicher bewusst machen, mir, dass ich eine Frau bin. Es macht zum Beispiel worin die Qualität der Hochschule zu erkennen sehr sensibel für die Frage nach Machtverteilungen ist. Im Grunde geht es um genau das, was im in unserer Gesellschaft, nach den Möglichkeiten an EFQM, im Qualitätsmanagement, gedacht wird: Prozessen zu partizipieren. Wir profilieren die Stärken unserer Hochschule. Wir bieten Studiengänge des Gesundheitswesens Ich glaube, dass wir durch unser wertorientiertes an und Pflegefachkräfte sind überwiegend weiblich. Profil stark sind und noch stärker werden kön- Sie arbeiten aber in einem Gesundheitswesen, in nen. Darum arbeiten wir derzeit an einer Vision, dem die überwiegende Zahl der Ärzte männlich ist die unsere Stärken benennt und werden uns dann – noch männlich ist. Es sind die Ärzte, die im Ge- im kommenden Semester über die Strategie ver- sundheitswesen das Sagen haben. Natürlich gucke ständigen, die wir zur Profilierung der Hochschule ich auf solche Phänomene als Frau. Und ich sehe brauchen. hier gesellschaftlichen Entwicklungsbedarf. Herr Kösler kommt aus der Heilpädagogik, Sie sind Was reizt Sie denn an der neuen Stelle besonders? Theologin. Werden wir jetzt Kreuze in die Aulen hängen? Mich reizt die Möglichkeit, zu gestalten. Dinge an- zustoßen, die ich anstoßen möchte. Auch die Mög- (lacht) Falls wir uns entscheiden, Kreuze aufzu- lichkeit, zu verändern, aber auch bewährte Dinge hängen, werden wir das nach einem sehr langen fortsetzen. Beides ist mir wichtig. Diese Möglich- Diskurs tun. Das werde ich ganz sicher nicht im keit, mitzugestalten, finde ich sehr reizvoll. Ich bin, Alleingang beschließen. Ich habe den Anspruch, wie gesagt, der Überzeugung, dass es ein Team dass Religion nicht exkludierend sein darf. In dem braucht, um wirklich etwas zu gestalten. Und in Augenblick, in dem ein Kreuz dazu führt, dass je- diesem Team braucht es sehr unterschiedliche Ty- mand nicht mehr gerne in den Hörsaal reingeht, pen und es braucht immer jemanden, der in der stimmt etwas nicht. Lage ist, dranzubleiben und Dinge mit Nachdruck vorwärtszutreiben. Ich glaube, da habe ich meine Die Frage, die dahinter steht ist natürlich, wie sehr Stärken. Die bringe ich gerne ein. ihr Hintergrund als Theologin unsere Hochschule verändern wird. Sie haben bereits die vielfältigen Herausforderun- gen angesprochen. Was flößt Ihnen Respekt ein? Das wird die Zukunft zeigen. Aber es ist berechtigt zu fragen, was die Tatsache, dass ich Theologin Mir flößt Respekt ein, dass wir in einer Gesellschaft bin, für mich bedeutet. Für mich ist der Glaube, leben, die zunehmend globaler wird. In diesem um den es in der Theologie geht, eine Ressource. globalen Kontext spielen ökonomische Strukturen Es ist eine Antwort auf die Frage: Braucht es nicht eine immer größere Rolle. So entstehen Märkte. Mut? Ja, es braucht Mut. Und Mut bekommt man Auch Hochschulen sind Marktbedingungen unter- in der Regel durch ermutigende Ressourcen. Reli- worfen und wo es Märkte gibt, gibt es Konkurrenz, gion macht mir Mut. Weil es mir auch das Wissen auch Konkurrenzkampf. Das dringt zunehmend in vermittelt, dass es nicht nur an mir liegt. Ob es ge- den Hochschulbereich ein. Dieser Konkurrenzkampf lingt, ist immer auch eine Frage des Glückens und birgt Chancen, erzeugt aber auch Druck. Wir müs- HOCHSCHULE das hat mit Religion zu tun. Das ist das eine. Das sen Stand halten auf dem Bildungsmarkt. Da hilft andere ist, dass Religion den Blick lenkt. Es geht nur: Gut sein, stetig noch besser werden. Viel Qua- um Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Menschenwürde, lität und viel Profil zeigen. Der Anspruch, der da- wenn ich davon spreche, dass die Hochschule ein mit verbunden ist, kann einem Respekt einflößen. wertorientiertes Profil hat. Solche Begriffe füllen Aber wenn ich nicht glauben würde, dass wir das sich für mich inhaltlich, nicht nur, aber auch von schaffen können, hätte ich die Aufgabe nicht über- meinem Glauben her. nommen. 11
Edgar Kösler und Stephanie Bohlen auf dem Hochschultag 2016. PD Prof.in Dr. Stephanie Bohlen – die erste Frau an der Spitze der Katholischen Hochschule Freiburg – eine viel zu kurze Würdigung Stephanie Bohlen ist seit dem September 2020 die derer Berücksichtigung von ethischen Fragen der neue Rektorin der Katholischen Hochschule Freiburg angewandten Sozialwissenschaften“ an unserer und damit gleichzeitig Co-Geschäftsführerin der Hochschule berufen. Trägereinrichtung Katholische Hochschule Freiburg Im Selbstverständnis einer Hochschule für ange- gGmbH. wandte Wissenschaften in kirchlicher Trägerschaft Stephanie Bohlen studierte Katholische Theologie ist dies eine zentrale Professur. Denn Theologie als und Germanistik in Mainz und Freiburg. Sie wurde einer auf die Anforderungen der Sozial- und Ge- 1993 durch die Theologische Fakultät der Albert-Lud- sundheitswissenschaften subsidiär ausgerichteten wigs-Universität in Freiburg promoviert. Danach ab- Bezugswissenschaft leistet wichtige Beiträge zur solvierte sie das Referendariat für die Laufbahn des sozial-anthropologischen und ethisch-normativen höheren Schuldienstes an Gymnasien, bevor sie Grundlegung und Reflexion professioneller Praxis- HOCHSCHULE dann als wissenschaftliche Assistentin an die Uni- vollzüge sozialer Berufe. Sie bietet damit gleich- versität wechselte und kurze Zeit als Referentin im zeitig wichtige Entscheidungshilfen bei der Kontin- Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg arbeitete. genzbewältigung im professionellen Alltag. Mit ihrer Habilitation im Jahr 2000 erhielt sie die Von Anfang hat sich Stephanie Bohlen durch ihre Lehrbefugnis für das Fach Christliche Religionsphi- Lehrtätigkeit eine hohe Reputation bei den Studie- losophie. 2001 wurde sie auf die Professur „Theo- renden erworben. So meldeten Studierende jüngst logisch-philosophische Anthropologie unter beson- zurück, dass es ihr auch in rein digitalen Lehrforma- 12
ten sehr gut gelingt, Lernprozesse anzustoßen, den ches sie 2015 übernahm und das weitere Aufgaben inhaltlichen Austausch zwischen den Studierenden mit sich brachte. So übernahm sie in der Folge zu befördern und die Reflexion von Praxiserfahrun- zunächst die Leitung und später die Geschäftsfüh- gen zu ermöglichen. rung der Kommission zur internen Akkreditierung Mit großem Engagement hat sie sehr schnell viel- (KiA). Zwischenzeitlich wurden alle 9 Studiengänge fältige Leitungsaufgaben auf unterschiedlichen unserer Hochschule erfolgreich intern akkreditiert. Ebenen der akademischen Selbstverwaltung über- Mittlerweile arbeitet sie bereits an der Vorbereitung nommen. Sie leitete zunächst den Bachelorstudi- der Reakkreditierung der Systemakkreditierung im engang „Soziale Arbeit“ und erwarb sich dort viel Jahr 2021. Darüber hinaus wirkt sie federführend im Anerkennung durch die Kolleg*innen, sodass sie Entwicklungsprojekt „Anrechnung außerhochschuli- zur Studiendekanin des Studienbereichs Soziale scher Kompetenzen in der Sozialen Arbeit“ (AnKo- Arbeit gewählt wurde, bevor sie die Leitung des SA) mit, das in Kooperation mit der Evangelischen Masterstudiengangs „Dienstleistungsentwicklung“ Hochschule Ludwigsburg darauf abzielt, Kompeten- übernahm. In diesen Rollen erkannte sie schnell die zen, die Studieninteressierte in unterschiedlichsten große Bedeutung der Qualitätsentwicklung gerade Lern- und Lebenszusammenhängen erworben ha- auch im Bereich der Lehre, zumal die Hochschule ben, in einem Anrechnungsverfahren auf ein Hoch- durch die konsequente Einführung und Umsetzung schulstudium anrechenbar zu machen. des Qualitätsmanagementsystems EFQM im Jahr Auch im Entwicklungsprozess der Strategie 2020 2010 hohe Ansprüche an alle Mitarbeitenden stellt. und deren Umsetzung wirkte Stephanie Bohlen ak- Gerne erinnere ich an die sehr produktive Arbeit der tiv mit. Sie war Mitglied im Lenkungsausschuss zur Projektgruppe Didaktik, in der unter Leitung von Jo- Integration des neuen Campusmanagementsystems chen Schmerfeld und unter Mitarbeit von Stephanie HisInOne und engagierte sich in der Projektgruppe Bohlen, Hauke Schumann und mir in der Zeit zwi- zur Entwicklung einer Lernform des Blended Lear- schen September 2012 und Juli 2013 ein noch heute ning, bei der die Vorteile von Präsenzveranstaltun- wegweisendes Konzept zur curricularen Gestaltung gen und E-Learning kombiniert werden. von Bachelorstudiengängen erarbeitet wurde. Inten- Besonders hervorheben möchte ich auch ihr Mit- tionaler Kern dieses Konzepts ist eine konsequente wirken in der Projektgruppe zur Entwicklung und Kompetenzorientierung. Danach sollen, ausgehend Implementierung des Bachelorstudiengangs „Ange- von den Qualifikationszielen eines Studiengangs, wandte Theologie und Religionspädagogik“. Auch Module so gestaltet werden, dass sie sich Kom- durch ihr enormes, fachkundiges Engagement ist es petenzzielen zuordnen lassen und entsprechend gelungen, diesen für unsere Hochschule strategisch unserem Konzept einen hohen Anteil von Selbst- so bedeutsamen Studiengang mit großem Erfolg lernen bzw. forschendem Lernen enthalten. Dem- zum Wintersemester 2018/2019 nach nur zweijähri- entsprechend kompetenzorientiert sind auch die ger Vorbereitungszeit an den Start zu bringen. Modulprüfungen zu gestalten. Damit verbunden ist die Einführung einer entsprechend gestalteten Stu- Nun hat Stephanie Bohlen am 01. September 2020 dieneingangsphase, der bei der Etablierung einer das Amt der Rektorin und Co-Geschäftsführerin der neuen Lernkultur eine entscheidende Bedeutung Trägergesellschaft unserer Hochschule übernom- zukommt. Dieses Konzept war leitend für die Aus- men. Sie ist sehr gut dafür gerüstet und mit den gestaltung der Richtlinien zur Studiengangsentwick- Gegebenheiten und der Kultur unserer Hochschule lung, die 2018 in Kraft gesetzt wurden. Ein weiterer bestens vertraut. Als Mitglied im Caritasrat des Ca- wichtiger Meilenstein in der Umsetzung des konti- ritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg und Vor- nuierlichen Verbesserungsprozesses im Bereich Stu- standmitglied bei IN VIA Freiburg sowie als bisherige dium und Lehre war der Prozess zur Erlangung der Prorektorin für Lehre ist sie in der kirchlich-caritati- Berechtigung zur hochschulinternen Akkreditierung ven und hochschulischen Landschaft gut vernetzt. unserer Studiengänge (Systemakkreditierung). Das Projekt, das den Prozess zur Systemakkreditierung Deshalb bin ich mir sicher, dass es ihr gelingen durch die AHPGS bis Ende 2014 vorbereitete, wurde wird, die hervorragende Qualität unserer Hochschu- HOCHSCHULE wiederum durch Stephanie Bohlen erfolgreich gelei- le in Lehre, Forschung und Weiterbildung erfolgreich tet: Als erste Hochschule für angewandte Wissen- weiterzuentwickeln. Für ihre neue verantwortungs- schaften in kirchlicher Trägerschaft in Deutschland, volle Aufgabe wünsche ich ihr das Allerbeste und und als erste in Freiburg, wurde unsere Hochschule bei alledem Gottes reichen Segen. am 30.04.2015 für sechs Jahre systemakkreditiert. Damit hatte sich Stephanie Bohlen geradezu für Prof. Dr. Edgar Kösler das Amt der Prorektorin für Lehre empfohlen, wel- Rektor von 2007 bis 2020 13
18 Jahre Katholische Hochschule – ein Rückblick Zum Wintersemester 2002/2003 kam ich als neu genossen, sowohl in der Sozialen Arbeit, meiner ei- berufene Professorin an die damalige Katholische gentlichen fachlichen Heimat, als auch in den Pfle- Fachhochschule Freiburg, die als KFH in der Region ge- und Gesundheitsstudiengängen. Der Austausch bekannt und eine Art Markenzeichen war. Zum Ende mit den Studierenden im Rahmen von Vorlesungen des Covid-19 bedingt ungewöhnlichen, ungewöhn- und noch stärker in Seminaren sowie das kritische lichen Sommersemesters 2020 verlasse ich die KH Ringen um fachliche Positionen waren für mich der Freiburg, wie sie inzwischen heißt, nach befriedi- wichtigste und zentrale Aspekt meiner Lehrtätig- genden und erfolgreichen 18 Jahren, die für mich im keit. Dafür danke ich allen aktuellen und auch den Rückblick angefüllt sind mit einer Vielzahl prägen- ehemaligen Studis, von denen mir heute viele als der und guter Erfahrungen und menschlichen Be- erfolgreiche Expert*innen in der Fachpraxis wieder gegnungen. Diese Zeit ging wirklich rasend schnell begegnen. Eine sehr befriedigende Erfahrung! Sehr vorbei und sie hatte für mich sehr verschiedene intensive Begegnungen mit Studierenden ergaben Facetten, die nur in der Summe zu fassen und zu sich in den vielen internationalen Seminaren, vor begreifen sind. allem mit der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Univer- Als Professorin für Soziale Gerontologie und Soziale sität Czernowitz, unserer Partnerhochschule in der HOCHSCHULE Arbeit im Gesundheitswesen konnte ich das Profil Ukraine – ermöglicht und gefördert vom DAAD – in diesem gesellschaftlich hoch relevanten und zu- ebenso im Projekt PAGEL in Tbilisi/Georgien und im nehmend wichtiger werdenden Praxisfeld der Sozia- vergangenen Jahr auch in Japan. Als Anerkennung len Arbeit mit älteren Menschen und in pflege- und für die intensive Zusammenarbeit habe ich im Jahr gesundheitswissenschaftlichen Kontexten deutlich 2017 von der Jurij-Fedkowytsch-Universität die Eh- schärfen und stärken. Die Lehre und die Arbeit in rendoktorwürde verliehen bekommen – eine außer- studentischen Projekten habe ich immer äußerst gewöhnliche Erfahrung, verbunden mit einer großen 14
Zeremonie im historischen Marmorsaal der ehemali- drei erfolgreichen Forschungsschwerpunkten (FSPs) gen Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoli- auf der Forschungslandkarte der HRK vertreten, die ten und gleichzeitig auch eine Anerkennung für die 2009 erstmals erstellt und veröffentlicht wurde. Im Bedeutung der langjährigen Kooperation mit unse- FSP Versorgungsforschung in Gerontologie, Pflege rer Hochschule und Gesundheitswesen war ich seitdem als Spre- Gemeinsam mit mir, wenn auch in unterschiedli- cherin koordinierend tätig und ich konnte in diesem chen Rollen, hat die erste Studierendenkohorte das Rahmen in den vergangenen Jahren in nennenswer- Studium der Sozialen Arbeit an der KFH begonnen ter Höhe Drittmittel einwerben, Forschungsprojekte – vorher waren Sozialarbeit und Sozialpädagogik erfolgreich durchführen und umfangreich publizie- getrennte Studiengänge. Mit der Anerkennung als ren. Nicht zuletzt damit waren die Jahre im IAF sehr eigenständige Fachwissenschaft durch die Hoch- arbeitsintensiv, aber auch kreativ – gemeinsam im schulrektorenkonferenz (HRK) und die Kultusmi- Team konnten neue Formate in Weiterbildung und nisterkonferenz (KMK) im Jahre 2001 waren für die Forschung entwickelt und ausprobiert werden. hochschulische Ausbildung der Sozialen Arbeit die Dies alles war aber nur möglich, weil ich die Frei- Weichen neu gestellt worden. Zunächst noch mit heit zur Gestaltung und die uneingeschränkte Wert- dem Abschluss Diplom, wurde mit der Einführung schätzung der Hochschulleitung erfahren durfte. Die von Bachelor- und Masterstudiengängen der Weg Arbeit im IAF war immer auch Teamarbeit, der Erfolg für Studienreformen gebahnt, die die Frage nach ein gemeinsamer – in enger Kooperation mit mei- der eigenen Wissens- und Wissenschaftsbasis So- ner Stellvertreterin, mit den Institutsassistent*in- zialer Arbeit, nicht zuletzt auch als Emanzipations- nen, den Forschungskoordinator*innen und den akt gegenüber den bis dato im Studium noch sehr vielen akademischen Mitarbeiter*innen in den For- dominanten Bezugswissenschaften, neu stellte und schungsprojekten. Ich bedanke mich auch bei allen immer noch stellt. Kolleg*innen für ihr Mitwirken und ihr Engagement In der Akkreditierung der dann neu entwickelten in den von mir geleiteten beiden Senatskommis- B.A.- und M.A.-Studiengänge wurde Forschung ein sionen Forschung und Weiterbildung und bei den zunehmend wichtigeres Thema. Insgesamt haben wis- Professor*innen, die sich als Projektleitungen bei senschafts- und hochschulpolitische Trends und Ent- Drittmittelanträgen und in Forschungsprojekten ak- wicklungen der letzten Jahre den Druck auf die Hoch- tiv eingebracht haben. Mein Dank geht auch an die schulen für Angewandte Wissenschaften, sich in der Kolleg*innen in der gesamten Verwaltung und in Forschung deutlicher zu profilieren, spürbar erhöht. den Servicebereichen der Hochschule, durch die die Wichtige Aspekte für uns sind dabei die wissenschaft- Bewältigung der Fülle meiner Aufgaben und Zustän- liche Reputation der KH Freiburg, der Einfluss der For- digkeiten überhaupt erst möglich gemacht wurde. schungsstärke bei der Positionierung in Hochschul- Nun gehen 18 tolle und befriedigende Jahre zu Ende. rankings, aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen Im Rückblick war meine Zeit an der Hochschule für den akademischen Nachwuchs im hochschulischen durchgängig geprägt von stetiger Veränderung und Mittelbau und damit auch die Verbesserung von Kar- zahlreichen Reformen in Hochschulstruktur, Quali- rierechancen für Absolvent*innen. tätsmanagement und in den Studiengängen. Die KH Als Prorektorin für Forschung und Weiterbildung Freiburg ist und bleibt ständig in Bewegung und – diese Position hatte ich an unserer Hochschule damit wird die Arbeit nie langweilig. Erinnerung und durchgängig seit 2007 inne – habe ich mich in- Rückblick – Aufbruch und Neubeginn – in Bewegung tensiv bemüht, die KH Freiburg in diesem Kontext sein und neugierig bleiben – das alles steht nun gut aufzustellen. Das war auch möglich, weil ich bei mir an. Nach einer Verlängerung von drei Se- in dieser Zeit als Institutsleitung des IAF, bisher mestern nehme ich als Professorin und Prorektorin das zentrale In-Institut für Forschung, Entwicklung Abschied von der Hochschule. Mit dem Übergang und Weiterbildung, dessen Profil stärken und wei- in die nachberufliche Phase habe ich mich schon in terentwickeln durfte. In diesem Kontext konnte meiner Dissertation beschäftigt. Theoretisch bin ich ich erkennbare Bedarfe und innovative Ideen aus gut vorbereitet – der Praxistest kommt jetzt und ich der Fachpraxis und aus dem Kreis der Kolleg*in- bin gespannt! HOCHSCHULE nen aufgreifen und gemeinsam realisieren. So ist die KH Freiburg beispielsweise von Beginn an mit Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff 15
Für eine überzeuGENDERe Sprache und was sonst noch so läuft in puncto Gleichstellung & Diversity an der KH Katja Berlins „Torte der Wahrheit“ (Bild rechts) spielt Diese Entscheidung soll alle an der KH, Studieren- auf eine Debatte an, die wahrscheinlich in vielen In- de wie Mitarbeitende, dazu anregen, sensibel für stitutionen in den letzten Monaten geführt wurde: Diskriminierung durch Sprache zu sein oder zu wer- Brauchen wir eine gendergerechte Schreibweise? den. Darüber hinaus hoffen wir auf diesem Weg Unsere Hochschule hat sich Anfang dieses Jahres dazu auch eine reflektierte Haltung in die Arbeitsfelder entschieden, diese Frage mit einem ausdrücklichen des Gesundheits- und Sozialwesens einbringen zu „Ja!“ zu beantworten. Ab sofort werden alle Texte der können. Außerdem wollen wir als KH uns aktiv in Hochschule geschlechtsneutral formuliert. Zusammen- die Diskussion um sich ständig weiterentwickelnde gefasst bedeutet dies, dass zunächst unspezifische Sprachnormen einbringen. Damit wenden wir uns Ausdrücke wie „Mitarbeitende“ oder „Ansprechper- ausdrücklich gegen Ausgrenzung von Personen- son“ verwendet werden. Sind keine geschlechtsneu- gruppen, unabhängig davon wie groß diese sind. tralen Formulierungen möglich, wird der Genderstern Denn wir halten diejenige für die überzeuGENDERe genutzt: Zwischen der männlichen Singularform und Sprache, die sowohl Diversität abbildet als auch der weiblichen Form „in“ bzw. „innen“ wird dann ein von vielfältigen Akteur*innen verwendet wird. Sternchen gesetzt. Dies ist ein ausdrückliches Zeichen, Den Leitfaden für gendergerechte Schreibweise finden HOCHSCHULE dass wir an der KH alle Geschlechter anerkennen und Sie unter https://www.kh-freiburg.de/de/hochschule/ willkommen heißen. Diesem Verständnis entspre- diversitaet/gleichstellung. chend müssen auch alle studentischen schriftlichen Arbeiten (z.B. Hausarbeiten oder Abschlussarbeiten) Keine Diskriminierung oder Gewalt! gendergerecht formuliert sein. Der Hinweis zu Anfang der Arbeit, dass mit der männlichen Form beide Ge- Aus der Erarbeitung des Leitfadens und der Ausein- schlechter gemeint sind, genügt also nicht mehr. andersetzung mit potentiellen Diskriminierungspro- 16
zessen an der KH entstand die Entwicklung eines Schutzkonzeptes als nächstem logischen Schritt in diese Richtung. Zentral geht es darum, den Campus als diskriminie- rungsfreien Raum zu gestalten und bei Vorkomm- nissen von Gewalt im Hochschulkontext angemes- sen reagieren zu können. Gewalt ist jegliche Form von physischer und psychischer Gewalt, Übergriffen und Grenzverletzungen. Damit ist selbstverständlich auch sexualisierte Gewalt gemeint sowie strukturel- le und materielle Formen, die aufgrund ungleicher Machtverhältnisse entstehen und (finanziell) Abhän- gige treffen. Im Sinne eines präventiven Ansatzes nehmen wir durch regelmäßige Risikoanalysen potenziell ge- fährliche Orte oder Situationen in den Blick. Hierbei sind Ihre/eure Hinweise zu möglichen Gefährdungs- bereichen äußerst wichtig! Aktuell arbeiten wir an der Einrichtung eines Mel- desystems über ILIAS und überlegen, wie das The- Ursula Immenschuh und Prof.in Dr. Mirella Cacace ma in der KH so publik gemacht werden kann, dass unterstützt durch Solveig Roscher) und für Studie- Studierende wie Mitarbeitende erreicht werden. Die- rende mit Beeinträchtigungen (Prof.in Dr. Mone Wel- ser Beitrag ist ein Schritt in diese Richtung. sche) hat offensichtlich dazu geführt, dass benötig- Eine andere Überlegung ist aktuell, ob und wie das te Ansprechpartner*innen leichter gefunden werden Thema auch in Lehrveranstaltungen aufgegriffen und so auch schneller unterstützen können. werden könnte. Damit machen wir deutlich, dass Da sich die KH weiter in Richtung Diversity entwi- an der KH der Schutz aller wichtig ist und möch- ckeln möchte, haben wir ein Konzept erarbeitet, das ten gleichzeitig Impulse für die Umsetzung dieses wir aktuell in die Strategiediskussionen einbringen. Anliegens in Einrichtungen des Gesundheits- und Wir sprechen uns darin gegen Diskriminierung aus Sozialwesens geben. Einen diskriminierungsfreien und für Geschlechter- und Bildungsgerechtigkeit, Fa- Raum schaffen wir nur alle gemeinsam. Wir freuen milienfreundlichkeit und Inklusion. Die zentrale Idee uns über alle Hinweise, Ideen, Anliegen oder Über- ist, Vielfalt an der KH zu generieren und zu leben. legungen dazu, was es braucht, um diesen Raum Das Diversitykonzept soll alle Bereiche der Hoch- zu gestalten. schule durchziehen und auf allen Ebenen umgesetzt werden, in Studium und Lehre sowie in Forschung Es lebe die Vielfalt! und Weiterbildung. Wir sind gespannt, wie unsere Vorschläge aufge- Last but not least arbeiten wir daran, das Credo nommen werden und was die nächsten Schritte in „weltoffene Hochschule“ weiter umzusetzen. Wenn der Entwicklung hin zu einer „weltoffenen Hoch- Vielfalt zu leben unser gemeinsames Anliegen ist, schule“ sein werden. sind Geschlechtergerechtigkeit und gendersensible Sprache wichtig, aber nicht alles. Diskriminierung Da wir unsere Hochschule gemeinsam mit allen Be- entsteht auch durch Strukturen, bauliche Gege- teiligten als weltoffene und diskriminierungsfreie benheiten, fehlendes Bewusstsein und mangelnde Hochschule gestalten wollen, freuen wir uns über Sichtbarkeit bestehender Unterstützungsmöglich- Ihre/eure Anregungen, Fragen, Anliegen oder Wün- keiten. sche! Einfach eine E-Mail schicken an gleichstellung@ Durch die Implementierung und Veröffentlichung kh-freiburg.de. des Leitfadens für Studierende mit Beeinträchti- HOCHSCHULE gungen auf unserer Website wurde ein wichtiger Meilenstein genommen, der für mehr Transparenz Solveig Roscher ist wissenschaftliche Hilfs- sorgt. Viele Rückmeldungen haben gezeigt, dass kraft im Bereich Gleichstellung und hat 2018 ihren Abschluss in Sozialer Arbeit an der KH der Leitfaden hilfreich und vor allem gut verständ- Freiburg gemacht. lich und leicht aufzufinden ist. Auch verbesserte Sichtbarkeit der Kontaktdaten zu den Beauftragten für Gleichstellung (Prof.in Dr. 17
Neuer berufsbegleitender Master an der KH: Bildung im Gesundheitswesen/Education in Health Care Bislang konnte eine Lehrtätigkeit im Gesundheits- Im Rahmen von Präsenz und von begleiteten On- wesen auf Basis einer einschlägigen Berufsausbil- lineveranstaltungen werden zentrale und aktuelle dung und eine pädagogische Hochschulausbildung Aspekte der Bildungswissenschaften, sowie der Pfle- (Bachelor oder Diplom) aufgenommen werden. Dies ge- bzw. Bezugswissenschaften thematisiert. Stu- änderte sich mit dem neuen Pflegeberufegesetz. Ab dierenden des Masterstudiengangs „Bildung im Ge- 2020 wird eine abgeschlossene pflegepädagogi- sundheitswesen/Education in Health Care“ erweitern sche Hochschulausbildung auf Masterniveau für die ihren Kompetenzen in folgenden Bereichen: Lehre an Pflegeschulen gefordert. • Erkenntnisse der Lern- und Lehrforschung in pä- Unter der Leitung von Prof.in Dr. Anne Kellner star- dagogischen Angebote berücksichtigen und eva- tet an der KH Freiburg zum Sommersemester 2021 luieren ein neuer berufsbegleitender Masterstudiengang • Lehr- und Lernprozesse differenziert gestalten „Bildung im Gesundheitswesen – Education in He- und begleiten alth Care“. • theoretische und praktische Lernleistungen eva- Der Studiengang zielt auf die Nachqualifizierung luieren und bewerten von Lehrenden an Pflegeschulen und an Schulen • individuelle Lernbedarfe professionell analysieren mit gesundheitlichem Profil sowie auf die Weiter- • Instrumente der Schulentwicklung des Qualitäts- qualifizierung von Bachelorabsolvent*innen der KH managements, und des Personalmanagements Freiburg. kritisch bewerten und einsetzen Studierende erwerben darin neben der Kompetenz • mit ihrem fundierten fachspezifischen und päd- zur professionellen Planung, Durchführung und agogischen Wissen einen wesentlichen Beitrag STUDIUM Evaluation von Bildungsangebote auch die Qualifi- zu Forschungsprojekten mit berufspädagogischer kation für Management- und Führungsaufgaben in Fragestellung leisten der Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Gesund- Denk- und mediale Werkzeuge, mit denen sich die heitsfachberufen. Studierenden relevante Themenfelder erschließen können, werden vorgestellt, erprobt und reflektiert. 18
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