Dialog - Gymnasium Immensee
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Dialog Juli 2018 >>> 20 Feuer und Flamme Die Blocktage 2018 haben bei den Schülern/ -innen gezündet Matura 2018: Der Reifen Mensa: Essen mit Thema: Universität/ Ehemalige: Droht Leistung in Wort und Bild gutem Gewissen Hochschule ja – aber wohin? die VGI-Auflösung? >>> 2 >>> 8 >>> 14 >>> 41
57 Maturae & Maturi Am Abend des 29. 6. 2018 konnten alle 57 Kandidierenden im Rahmen einer würdigen Feier ihr Reifezeugnis entgegennehmen. Mehr Worte und Bilder finden Sie auf den folgenden drei Seiten. >>> 4 2 MATURA 2018 Dialog Juli 2018
Inhalt Matura 2018 2 Konzerte28 News7 Schule30 Editorial | Impressum 7 Ehemalige38 Thema: Universität/ Personalia44 Hochschule ja –– aber wohin? 14 Termine47 Blocktage 20 Elternforum48 Gymnasium Immensee INHALT 3
«Bleibt hartnäckig und neugierig» Alle 57 Kandidierenden des Gymnasiums Immensee, die zu den Rang teilen sich Mahinarangi Salzmann aus Küssnacht und diesjährigen Maturaprüfungen angetreten waren, konnten das Maximilian Janisch aus Meierskappel (beide je 5,538). begehrte Reifezeugnis entgegennehmen. Überreicht wurde es ihnen am Abend des 29. 6. 2018 im Rahmen einer würdigen «ABSOLUT VERTIG» Feier. Der Immenseer Spitzenfechter Max Heinzer, vor zwölf Jah- ren selbst Gymi-Maturand, hielt eine kurzweilige Festansprache. Das Schlusswort der Maturafeier, die mit Beiträgen von Schülern/-innen des Ergänzungsfachs Musik unter der «ICH HOFFE FÜR EUCH, dass sich attestiert. Ihr habt euch ein ganzheit- Leitung von Res Röösli begleitet wurde, gehörte den eure Pläne für die Zeit nach der liches Wissen erarbeitet und betrach- Maturanden/-innen. Stellvertretend für ihre Kollegen/ Matura umsetzen lassen und dass tet viele Vorgänge auf unserer Welt -innen blickte Mahinarangi Salzmann auf die vergangenen ihr dabei hartnäckig und neugierig mit einem vertieften Verständnis für Jahre zurück: «Nun einmal einige Zahlen, welche unser bleibt», wandte sich Fechtprofi Max grosse und kleine Zusammenhänge. Durchhaltevermögen unterstreichen. In den letzten vier Heinzer, Matura 2006 am Gymnasium Ihr habt dabei eure Persönlichkeit Jahren haben wir crica 30 Bücher gelesen, die zusammen Immensee, in seiner Festansprache geformt und zu reflektierten Wert über 4 500 Seiten zählen. Wir haben etwa 280 Prüfungen v an die 57 frischgebackenen Maturae haltungen gefunden.» geschrieben, die insgesamt über 325 Stunden dauerten, und Maturi. Den entscheidenden Tref- Vor der Übergabe der 57 Zeugnisse mindestens 75 SOL-Aufträge geduldig in über 110 Stun- fer setzte er aber gekonnt mit seinem wurden ausserordentliche Leistungen den gelöst, dazu 20 Stunden schriftliche Matura geschrie- Schlusssatz: «Geniesst die Party und gewürdigt. So ging der Sozialpreis an ben und noch unzählige Stunden gelernt. Doch wir haben das Leben!» den Küssnachter Mateo Landolt für all das überlebt, und genau deswegen haben wir es alle sein grosses Engagement zugunsten mehr als nur verdient heute, hier zu stehen und uns für BESTE MATURA MIT NOTE 5,769 der Klasse und der Schulgemein- unsere Leistungen feiern zu lassen.» Verbunden mit dem schaft. Dank an alle, die den Maturanden/-innen auf ihrem Weg zur Zum Auftakt der Feier hatte Rektor Die beste Matura mit einem Noten Seite standen, meinte sie am Ende: «Ich würde sagen, es Benno Planzer den Maturanden/-innen durchschnitt von 5,769 schaffte war eine schöne Zeit, aber wir sind jetzt ‹absolut vertig!›» die Bedeutung des Dokuments in Helena Wolter aus Brunnen. Auf dem Erinnerung gerufen: «Es ist ein Zeug- zweiten Platz landete Aline Sidler DIE MATURAREDEN IM GANZEN WORTLAUT FINDEN SIE AUF nis, das euch eine umfassende Reife aus Küssnacht (5,577). Den dritten DER GYMI-WEBSITE WWW.GYMNASIUM-IMMENSEE.CH. SCHÜLER/ -INNEN DES ERGÄNZUNGS- FACHS MUSIK UNTER DER LEITUNG VON RES RÖÖSLI UMRAHMTEN DIE MATURA- FEIER MIT COOLEM SOUND. 4 MATURA 2018 Dialog Juli 2018
DIE 57 MATURAE UND MATURI SOZIALPREIS Barraclough Alexander, Merlischachen Regli Colin, Immensee Mateo Landolt, Küssnacht am Rigi Bosshard Gabriel, Altdorf Reichlin Alenka, Immensee Brücker Sarah, Meggen Renner Roman, Meierskappel Bründler Vivienne, Meggen Ritzmann Maximilian, Küssnacht am Rigi BESTE MATURA Christoffel Flurin, Udligenswil Röper Evelina, Meierskappel De Luca Dario, Uetikon am See Salzmann Mahinarangi, Küssnacht am Rigi 1. Helena Wolter, Brunnen, Note: 5,769 Gartenmann Frederic, Erlenbach Schegg Oliver, Greppen 2. Aline Sidler, Küssnacht am Rigi, Note: 5,577 Gietz Claude, Ebmatingen Schmidiger Sara, Steinhausen 3. Mahinarangi Salzmann, Küssnacht am Rigi, Gilli Alexander, Meggen Scholbrock Tobias, Udligenswil Note: 5,538 Glaninger Marina, Weggis Schönborn Florin, Udligenswil 3. Maximilian Janisch, Meierskappel, Note: 5,538 Grepper Livia, Goldau Schulz Alexander, Arth Hess Selina, Küssnacht am Rigi Sidler Aline, Küssnacht am Rigi Inci Ceyda, Goldau Spiess Aline, Weggis Isikli Elif, Immensee Stolz Mira, Bonstetten Janisch Maximilian, Meierskappel Tessendorf Liam, Merlischachen Kazakova Tatiana, Zug Tschümperlin Gion, Küssnacht am Rigi Kenel Stella, Immensee Ujkanovic Muhamed, Küssnacht am Rigi Koller Jonas, Meierskappel Vischer Coralie, Küssnacht am Rigi Koller Jamie, Meierskappel von Rickenbach André, Illgau Korner Romina, Merlischachen Weber Milan, Udligenswil Landolt Mateo, Küssnacht am Rigi Wieduwilt Melissa, Erlenbach Lynch Grace, Risch Wismer Gian, Buonas Mahmood Sufyaan, Wangen b. Dübendorf Wöller Anna, Galgenen (V. L. N. R.) SOZIALPREIS: MATEO LANDOLT, Marty Jan, Steinen Wolter Helena, Brunnen KÜSSNACHT AM RIGI; BESTE MATURA: Mayor Enrico, Küssnacht am Rigi Yardimci Yasin, Küssnacht am Rigi 2. PLATZ ALINE SIDLER, KÜSSNACHT AM Moser Melanie, Meierskappel Zemp Laurin, Immensee RIGI, 1. PLATZ HELENA WOLTER, BRUNNEN, Muff Janna, Weggis Zimmerli Stella, Einsiedeln 3. PLATZ EX AEQUO MAHINARANGI Nanzer Joy, Küssnacht am Rigi Zürcher Cyrill, Buonas SALZMANN, KÜSSNACHT AM RIGI, UND Pires Cernadela Dylan, Küssnacht am Rigi MAXIMILIAN JANISCH, MEIERSKAPPEL. REKTOR BENNO PLANZER MEINTE FESTREDNER MAX HEINZER, MATURA «ABSOLUT VERTIG!»: STELLVERTRETEND IN SEINEN EINFÜHRENDEN WORTEN 2006, GAB DEN MATURAE UND FÜR IHRE MATURA-KOLLEGINNEN UND AN DIE KANDIDIERENDEN ÜBER DAS MATURI FOLGENDEN TIPP: «GENIESST -KOLLEGEN DURFTE MAHINARANGI HEISS BEGEHRTE MATURADOKUMENT: DIE PARTY UND DAS LEBEN!» SALZMANN DAS SCHLUSSWORT DER «ES IST EIN ZEUGNIS, DAS EUCH EINE >>> SIEHE AUCH SEITE 42–43 MATURAFEIER 2018 HALTEN. UMFASSENDE REIFE ATTESTIERT.» «HEINZER TRAINIERT (WIEDER) AM GYMI» >>> SIEHE AUCH SEITE 36–37 «ABSOLUT VERTIG!» Gymnasium Immensee TEXT UND FOTOS: SMO! MATURA 2018 5
Matura-Apéro: Das grosse Adieu Im Anschluss an die Maturafeier vom 29. 6. 2018 traf sich die Fest- gemeinde auf dem oberen Hof des Gymis zum Apéro. Hier wurden bei strahlendem Wetter Maturaresultate ausgetauscht, Selfies und Fotos geschossen sowie mit einem weinenden und einem lachenden Auge der Abschied vom Gymnasium Immensee begossen. 6 MATURA 2018 FOTOS: MB Dialog Juli 2018
Informatikunterricht: Liebe Leserin Lieber Leser Gymi will das Ziel als Erster erreichen INFORMATIK JETZT! Künftig schreibt Carl August Zehnder, em. Professor der Bund Infor- für Informatik ETH Zürich, klagte matikunterricht schon 2011, dass die Informatik an Gymnasien an den Schweizer Gymnasien kaum vor. Das Gymi präsent sei. Daran hat sich bis heute begrüsst diesen wenig geändert, obwohl die Informa Entscheid und tik in der modernen Gesellschaft nicht wird zu den wegzudenken ist. Und wenn man un– ersten Zentral ter Bildung etwa versteht, dass man schweizer Mittel- dem eigenen Alltag nicht ganz ver- schulen gehören, ständnislos gegenübersteht, dann die den Informa- gehört Informatik unbedingt zur All tikunterricht auf gemeinbildung. Höchste Zeit also, Gymnasialstufe dass wir die Chancen mit dem revi umsetzen. dierten Maturitätsanerkennungs- CHEMIELEHRER DOMINIK BERNASCONI MIT reglement (MAR) rasch nutzen. Dabei SEINEN SCHÜLERN/-INNEN IM IT-RAUM. wollen wir unseren Jugendlichen das Erarbeiten von solidem und wert- beständigem Konzeptwissen ermögli- AM 1. 8. 2018 treten das revidierte erhöht. Die prozentualen Anteile chen – und nicht weitere Fertigkeiten Maturitätsanerkennungsreglement beziehen sich auf die gesamte in Informatikanwendungen. (MAR) der Erziehungsdirektorenkon- Unterrichtszeit. ferenz (EDK) und die gleichermassen BENNO PLANZER, REKTOR angepasste Maturitätsanerkennungs- Die EDK empfiehlt vier Lektionen BENNO.PLANZER@ verordnung des Bundes in Kraft. Die (45 Minuten / 3. bis 6. Klasse). GYMNASIUM-IMMENSEE.CH Teilrevision enthält die Einführung Der Kanton Schwyz wird entscheiden, von Informatikunterricht im Rahmen ob diese Lektionen mit anderen Fächern eines obligatorischen Fachs für alle zwecks Kostenneutralität zu kompen- Gymnasiasten/-innen bis spätestens sieren sind oder ob die Wochenstunden- TITELFOTO zum Schuljahr 2022/23. Die parallel tafel aufgestockt wird. Das Gymnasium WÄHREND DER BLOCKTAGE 2018 ZEIGTEN durch Bund und Kantone vorgenomme- Immensee wird bei der Einführung zu DIE ERSTKLÄSSLER/-INNEN BRENNENDES ne Revision umfasst folgende Punkte: den ersten Mittelschulen gehören, INTERESSE FÜR CIRCENSISCHE ÜBUNGEN. FOTO: MB die Informatik auf der Gymnasialstufe – Informatik wird neben Wirtschaft umsetzen. Wir wollen dies mit einer IMPRESSUM JULI 2018 und Recht in den Katalog der obli guten Abstimmung und Verzahnung HERAUSGEBER: REKTORAT GYMNASIUM gatorischen Fächer aufgenommen. der folgenden Fächer umsetzen: IMMENSEE. VERANTWORTLICH FÜR DIESE AUSGABE: BENNO PLANZER, BENNO.PLANZER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH – Das Fach wird dem heutigen – Lehrplan-21-Fach «Medien und FOTOS: MICHAEL BRÜHLMEIER (MB), Lernbereich Mathematik und Natur Informatik» im Untergymnasium MICHAEL@BRUEHLMEIER.COM wissenschaften zugeordnet. Dieser TEXTE/FOTOS: DAVID COULIN (DC), heisst neu «Mathematik, Informatik – Informatik am Gymnasium INFO@DAVIDCOULIN.CH und Naturwissenschaften (Biologie, ADRESSE: «DIALOG», GYMNASIUM IMMENSEE, CH-6405 IMMENSEE, Chemie und Physik)». – Ergänzungsfach Informatik TELEFON 041 854 81 81, E-MAIL INFO@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH – Der Anteil für diesen Lernbereich TEXT: BENNO PLANZER, REKTOR REALISATION: SMO! GMBH, wird von 25–35 % auf 27–37 % FOTO: MB UST@SMO-GMBH.CH Gymnasium Immensee NEWS | EDITORIAL | IMPRESSUM 7
Essen mit gutem Gewissen Seit dem Jahr 2013 ist die Mensa des Gymnasiums Immensee Teil des Nachhaltigkeitsprogramms ONE TWO WE von SV Schweiz. Dabei stehen der Klimaschutz und seit 2016 auch das Tierwohl im Zentrum. MENSA -Managerin Sibylle Walser und Dörte Bachmann, Nachhaltigkeitsverantwortliche bei SV Schweiz, erklären im Interview, inwiefern die Mensa von ONE TWO WE pro fitiert und wie jede/-r Einzelne einen Beitrag leisten kann. WAS BEDEUTET DIE TEILNAHME AN «ONE TWO WE» FÜR DIE GYMI-MENSA? Dörte Bachmann (DB): Dies bedeutet in erster Linie ein klimafreundlicheres Angebot sowie den Einkauf von Pro- dukten aus nachhaltiger Produktion. KÖNNEN SIE HIERZU KONKRETE BEISPIELE NENNEN? Sibylle Walser (SW): Wir setzen zum Beispiel auf saisona les Gemüse aus der Schweiz. Tomaten und Gurken be ziehen wir aus klimafreundlichen Gewächshäusern, und zudem sind Rüebli und Milch zu 100 % aus IP-Suisse- Anbau. Bei uns bieten wir zudem Äpfel und Most von Bau- ern aus Immensee und Küssnacht an. Auch unser Fleisch beziehen wir ausschliesslich aus der Schweiz. Unser Ziel, den Anteil von Fleisch aus tierfreundlicher Haltung auf 50 % zu erhöhen, haben wir fast erreicht. Beim Fisch kom- men 95 % aus zertifizierter nachhaltiger Produktion (MSC GIBT ES IN DER MENSA BALD NUR oder ASC). Dabei ist unserem Küchenchef Dario Schürch NOCH VEGETARISCHE MENÜS? und mir eines besonders wichtig: Wir möchten die Schüler DB: Nein, das ist nicht unsere Absicht. Wir möchten schaft mit frischen und abwechslungsreichen Gerichten vielmehr unseren Gästen attraktive vegetarische und verwöhnen. Dazu gehören auch vegetarische Menüs. neuerdings auch vegane Menüs anbieten. Am Gym- nasium lmmensee gibt es seit Längerem einmal in der Woche einen «Vegi-Tag», der zusammen mit der Schüler- schaft eingeführt wurde. Unser Anliegen findet also in der Schule grossen Anklang. Es freut mich, dass wir die Menge des eingekauften Fleisches um 25 % reduzieren konnten. MIRJAM FRIES STEHT DER FLEISCHKONSUM (L.), LEITERIN NICHT IN WIDERSPRUCH ZU EINER FINANZEN UMWELTFREUNDLICHEN ERNÄHRUNG? UND DIENSTE, DB: Einerseits ist es wichtig, den Konsum von tierischen UND MENSA- Produkten zu reduzieren, da die grösste Umweltbelastung MANAGERIN (Emission von Treibhausgasen, Wasserverbrauch, Land- SIBYLLE nutzung) eben durch die landwirtschaftliche Produktion WALSER. von tierischen Lebensmitteln verursacht wird. Anderer- 8 NEWS Dialog Juli 2018
DAS TEAM DER GYMI-MENSA: seits ergibt es keinen Sinn, in der Schweiz komplett auf WIE KANN MAN DIE ERFOLGE MESSEN? (V. L. N. R.) Fleisch zu verzichten, denn viele Bergregionen sind nur DB: Wir werten jährlich aus, wie nachhaltig der Einkauf SILVIA SCHMID, für die Tierhaltung geeignet. Und da kommt das Tierwohl war. Das bedeutet, wir erheben die Herkunft, die Trans- INNA LATYSH, ins Spiel: Wenn wir Fleisch essen, dann von Tieren, die portart und den Anteil an Labelprodukten oder den Anteil ZUMRETA unter tierfreundlichen Bedingungen leben konnten. an Fleisch aus tierfreundlicher Haltung. Ausserdem mes- HODZIC, sen wir den CO2-Fussabdruck. Diese Ergebnisse kommuni- ELVIRA PASALIC, REICHEN DIESE MASSNAHMEN AUS, zieren wir auch in der Mensa. PUNITHAVATHY DAMIT DIE MENSA NACHHALTIG IST? RAJESWARAN, SW: Nein. Dafür braucht es mehr. Auch der effiziente Um- WELCHEN BEITRAG KÖNNEN DARIO SCHÜRCH gang mit Energie und Ressourcen ist enorm wichtig. Mit DIE SCHÜLER/-INNEN LEISTEN? (KÜCHENCHEF), der ewz haben wir einen Massnahmenplan zur Reduktion SW: Klimaschutz ist unsere Zukunft. In erster Linie ist NILS HENGGELER, des Energieverbrauchs aufgestellt. Mit unserem Logistiker es wichtig, einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln DANIELA BUCHER, haben wir einen effizienten Lieferplan erstellt und sparen zu pflegen und diese wertzuschätzen. Das heisst zum Bei- ISABEL RIBEIRO so ein Drittel der Transportemissionen. Ausserdem messen spiel, keine Lebensmittel zu verschwenden, und erfordert DE ARAUJO wir regelmässig unseren Foodwaste und reduzieren die- die Bereitschaft, seine Ernährungsgewohnheiten im Sinne TEXEIRA UND sen so gut wie möglich. Ganz allein können wir dies aber der Umwelt anzupassen – dabei aber nie auf den Genuss SIBYLLE WALSER nicht, da braucht es auch die Mithilfe der Schüler/-innen. zu verzichten. (MENSA- Bei der Essensausgabe können sie sagen, wenn sie etwas MANAGERIN). weniger essen möchten, und dafür sorgen, dass am Ende TEXT: MIRJAM FRIES, LEITERIN FINANZEN UND DIENSTE so wenig Essen wie möglich übrig bleibt. FOTOS: MB Gymnasium Immensee NEWS 9
Gut angekommen Seit einem Jahr unterrichten Marc von Moos und Emanuela Epp am Gymnasium Immensee. Wie haben sie ihr erstes Schuljahr erlebt? Individuelle Begleitung «Nach 14 Jahren Schuldienst in Zürich ist für mich der wird und die vor allem auch die Eltern sehr schätzen. Wechsel nach Immensee so etwas wie ein Weg zurück Es ist schön, an einem Ort Literatur zu vermitteln, zu den Wurzeln. Ich bin ein Kind der Zentralschweiz und an dem in diesem Sinn humanistische Tradition gelebt habe meine Matura am Kollegi Sarnen gemacht. Jetzt wird. Für mein zweites Schuljahr am Gymi habe ich mir sehe ich mich wieder an einem malerisch-ländlichen Ort vorgenommen, ein eigenständiges literarisches Projekt in ‹klösterlichen Gemäuern›, wo ich nachgerade eine zu lancieren.» Atmosphäre der Offenheit spüre. Das mag mit dem breit gefächerten Publikum zu tun haben, das hier den Alltag MARC VON MOOS, belebt. Sicher ist es aber auch eine Folge des persönli- DEUTSCHLEHRER chen Kontaktes, der hier gepflegt wird. Der Austausch ist IN EINEM 75 %-PENSUM intensiver und die Betreuung engmaschiger, als ich es im Literargymnasium Rämibühl mit 700 Lernenden erlebt habe. Dadurch bekommen die Schüler/-innen ein Gesicht. Als Klassenlehrer weiss ich, wo jeder einzelne Lernende steht. Eine individuelle Begleitung ist möglich – nicht nur im geplanten Gespräch, sondern auch mit kurzen Wort- wechseln zwischen Tür und Angel. Neu ist für mich auch die Notentransparenz, die durch das Schulnetz geschaffen 10 NEWS Dialog Juli 2018
Nähe zu den Lernenden «Meine Motivation, den Arbeitsort zu wechseln, war der weil wir alle neu waren und auf keine vorgefunden, um diese Dinge zu opti- kürzere Arbeitsweg. Von meinem Wohnort Weggis ist es, Unterstützung von erfahrenen Fach- mieren. Nahe dran bei den Lernenden verglichen mit dem Weg nach Stans, ein Katzensprung kollegen zählen konnten. bin ich auch im geleiteten Studium. nach Immensee. Schon bei der Eröffnungsfeier wurden alle Apropos Unterstützung und Betreu Da sitzen sie an Einzelpulten und Neuankömmlinge persönlich mit Namen und einem Präsent ung: Da wurden mir Aufgaben zuge- machen ihre Aufgaben – und ich habe begrüsst. Diese Kultur des sorgsamen und respektvollen tragen, die ich bis anhin nicht kannte. Zeit, um mich den individuellen Frage- Umgangs berührt mich seither immer wieder. So grüssen So obliegt mir jeden Mittwoch die stellungen zu widmen. Das schätze mich in den Gängen auch Lernende, die ich nicht unter- SOL-Zimmer-Kontrolle. Wer seinen ich, und ich freue mich, ab nächstem richte. Gerade in meinen ersten Monaten in Immensee Arbeitsplatz nicht hinreichend auf- Schuljahr eine Klasse als Klassen war das umso wohltuender, als ich den Einstieg in den geräumt hat, erhält eine gelbe Karte. lehrperson begleiten zu dürfen. Schuldienst als sehr fordernd erlebte. Ich unterrichte hier Auch wird der Klassenlehrperson Das wird mir ermöglichen, noch mehr zwei Fächer auf drei Stufen mit neuen Lehrmitteln und gut gemeldet, wenn zum Beispiel das zu einem Teil dieses lebendigen Schul- gefüllten Klassen, was viel Vorbereitungsaufwand mit sich Bordbuch nicht sauber nachgeführt organismus zu werden.» bringt. Natürlich arbeitete ich auch am Kollegi Stans mit ist. Auch am Kollegi Stans diskutier- projektartigen Einzelaufträgen – hier in Immensee ist diese ten wir, wie man die Zimmerordnung EMANUELA EPP, Lernform als selbst organisiertes Lernen (SOL) jedoch und die Lernstrategie der Schüler/ FRANZÖSISCH- UND institutionalisiert und fix im Stundenplan verankert. Das -innen verbessern könnte – hier ITALIENISCHLEHRERIN war für uns Romanisten zu Beginn eine Herausforderung, habe ich aber konkrete Instrumente IN EINEM 75 %-PENSUM Gymnasium Immensee AUFGEZEICHNET VON DC / FOTOS: MB NEWS 11
Das Leben nach dem Holocaust Die zweite Generation MICHAL AREND , geboren 1949, entstammt einer säkularisierten jüdischen Familie aus Prag. Im Gegensatz zu den meisten Verwandten überlebten seine Eltern die Nazi-Konzentrationslager. 1968, nach der Niederschla- gung des Prager Frühlings, emigrierte die Familie in die Schweiz. Bis zu seiner Pensionierung wirkte Arend als Dozent für Soziologie und Statistik an der Hochschule für Technik in Rapperswil. Nach einer Einführung über die Brutalitäten und Verbre- chen des Holocaust gibt Arend in Wort und Bild Einblick in seine Familiengeschichte. Die Verwandten, 1933 noch stolze Bürger in Prag, die sich die kommenden Schrecken nicht vorstellen konnten. Seine vier Grosseltern, die bereits im polnischen Getto oder dann in Auschwitz ihr Leben verloren. Das Bild seiner Mutter mit 19, zur Zeit der Deportation, und ihre zerstörte Jugend. «Unsere Eltern sind dann Nummern geworden…» – Aber sie gehörten zu den wenigen, die den Holocaust überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg eine Familie gründen konnten, in der eine absolute Harmonie herrschte und die brutalen Erinnerungen und Erfahrungen verdrängt und tabuisiert wurden. Und was sind die Auswirkungen dieses Verhaltens? 80 bis 90 % der Angehörigen der zweiten Generation tragen die Traumata der Eltern weiter. «Auf den Kindern liegen bereits vor ihrer Geburt riesige emotionale Lasten», sie nehmen die physischen und seelischen Probleme der Vorfahren mit sich. Dabei ist es üblich, wenn auch nicht hilfreich, dass meist eine «conspiracy of silence» herrscht und die persönlichen Holocaust-Erfahrungen kaum an die MICHAL AREND (L.) UND SEIN FREUND PETER SCHEINER, kommenden Generationen weitergegeben werden. BEIDE SÖHNE VON HOLOCAUST-ÜBERLEBENDEN. Auch Arends Eltern sprachen kaum über Auschwitz. Die grösste wahrnehmbare Angst sei jene gewesen, dass ihren Kindern auch etwas derart Schlimmes zustossen Arend ist es wichtig, immer wieder erlebten Flüchtlinge, die später an die könnte. Deshalb verschleierten sie in der Tschechoslowa Querverbindungen in die heutige Zeit Türen der Schweiz klopften, oft viel kei ihre jüdische Herkunft und legten grössten Wert auf zu ziehen. Unter uns leben Menschen, Widerstand und Ablehnung. Arend eine Assimilierung und Sozialisierung ihrer Kinder im lo- die durch die verbrecherischen Ereig- beendet das Referat mit dem Appell, kalen Milieu. – Der Maturand Mateo stellt in der folgenden nisse im Ex-Jugoslawien der Neunzi- dass eine Welt mit multiethnischer Diskussion dazu fest: «Mir war bisher nicht bewusst, was gerjahre gezeichnet sind. Die zuneh- und multireligiöser Zukunft für ihn für einen Einfluss der Holocaust auf die Nachkommen von menden Spannungen und der Um- die einzig denkbare sei. Überlebenden hat. Arend scheint es auch heute teilweise gang mit Minderheiten heute geben noch schwerzufallen, über die Ereignisse zu sprechen. zu denken. Und während er und seine PETER LEUMANN, INTERNAT, Von der einen oder anderen humorvollen Anmerkung lässt Familie 1968 noch mit offenen Armen GESCHICHTE, PETER.LEUMANN@ er sich aber dennoch nicht abhalten.» in der Schweiz empfangen wurden, GYMNASIUM-IMMENSEE.CH 12 NEWS FOTOS: MB Dialog Juli 2018
Seit vielen Jahren findet am Gymnasium Immensee der Holocaust-Gedenktag statt, organisiert vom letztes Jahr pensionierten Beat Sidler. Am 22. 2. 2018 war nun erstmals kein Überlebender eines Konzentrationslagers mehr präsent. Dennoch berührte der Anlass mit zwei Referaten und Diskussion. Judentum in Europa heute DR. SIMON ERLANGER leitet seit bende strandeten in Lagern für 2004 das Institut für Jüdisch-Christ «displaced persons». Die Armee und liche Forschung (IJCF) an der Univer- die Verwaltung der USA kümmerten sität Luzern. Er ist in der jüdischen sich am besten um sie, weshalb sich Gemeinde in Basel geboren und auf- viele für die Auswanderung in die gewachsen. Nach seinen umfangrei- USA entschieden. Noch mehr bauten chen Studien arbeitete er als Journalist sich im neu gegründeten Staat Israel und war drei Jahre lang Mitarbeiter der eine neue Heimat auf. Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Nach dem Zweiten Weltkrieg und Zu Beginn seiner Ausführungen während der Aufarbeitung des betont Erlanger, dass er nicht in seiner Holocaust trat der Antisemitismus Rolle als Jude vor den Schülern/-innen fast gar nicht in Erscheinung. Mit stehe, sondern als Historiker und der zunehmenden internationalen Journalist. «Die aktuelle Lage ist gar Thematisierung des Nahostkonflikts, nicht lustig!», stellt er fest und zeigt mit den Wirtschaftskrisen nach den anhand diverser Videoaufnahmen Boom-Jahren und aktuell mit dem von fremdenfeindlichen und antise- verstärkten Wiederauftreten von mitischen Demonstrationen aus der Populismus und Nationalismus feiert jüngsten Vergangenheit, was er damit der antisemitische (delegitimierende) meint. «Jude, Jude, feiges Schwein, Diskurs leider ein irritierendes Come- komm heraus und kämpf allein!» back. Solch grässliche Sprechchöre sind derzeit bei Demonstrationen in Fast überall in Europa müssen Deutschland zu hören. Auch Angriffe jüdische Einrichtungen von Sicher- auf Synagogen – zum Beispiel in Paris heitskräften geschützt werden. Auch – treten wieder auf. in der Schweiz sind kaum jüdische Versammlungen ohne Polizeischutz Erlanger erklärt die Geschichte und möglich. In Frankreich haben sich die Problematik des antijudaistischen bereits öfters tödliche Vorfälle ereig- Delegitimierungsdiskurses, der bis net. Viele Juden in Europa fühlen sich weit in das europäische Mittelalter bedroht und angefeindet. Deshalb DER HISTORIKER UND JOURNALIST zurückreicht. Es handelt sich dabei um wandern gegenwärtig wieder beson- DR. SIMON ERLANGER. die Überzeugung, dass das Christen ders viele Juden nach Israel aus. tum das Judentum ersetzt habe und Auf eine Frage aus dem Publikum letztlich eliminieren müsse. Das Juden- reagieren? Dialog, Treffen, Erziehung, tum habe keine Existenzberechtigung nach der Zahl und Heftigkeit der Bildung: Das seien die unverzicht mehr. Übergriffe in der Schweiz hält Erlan- baren Ansätze. Erlanger plädiert klar ger fest, dass es im internationalen für die öffentliche Debatte über das Aus den Vernichtungslagern befreite Vergleich wenige seien, und dass Problem. Denn nur die öffentliche Juden wurden in Europa meistens die meisten Vorfälle privat und hinter Debatte kann das hervorrufen, was nicht mit offenen Armen empfangen. den Kulissen geregelt würden. jetzt das Wichtigste ist: Solidarität. Zum Beispiel wurden in Polen 1946, Es bleibe aber eine Tatsache, dass das heisst nach Kriegsende, über auch in der Schweiz wieder eindeutig PASCAL KÜNG, GESCHICHTE, 2 500 Juden im Rahmen von Pogromen rassistisches Gedankengut straffrei PASCAL.KUENG@ umgebracht. Viele Holocaustüberle geäussert werde. Wie soll man darauf GYMNASIUM-IMMENSEE.CH Gymnasium Immensee NEWS 13
Thema: Universität/Hochschule ja – aber wohin? KEEGAN JORNOT (L.) MIT EINEM STUDIEN- KOLLEGEN AN DER ETH-ZÜRICH. 14 THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? Dialog Juli 2018
Ehemalige berichten über die Erfahrungen an «ihrer» Universität bzw. Hochschule. Wir wollten von ihnen wissen, warum sie sich für eine be- stimmte Hochschule entschieden haben. Welche Erwartungen wurden erfüllt, welche nicht? Wie haben sie Schwierigkeiten gemeistert? Vollgepackt mit Vorlesungen und Übungen VON KEEGAN JORNOT, MATURA 2015 MASCHINENINGENIEURWISSENSCHAFTEN, ETH ZÜRICH KEEGAN.JORNOT@BLUEWIN.CH ICH WAR SCHON IMMER der Mei- eigentlich selbst zusammengestellt, sehr grossen Sportangebot inklusive nung, dass Zürich die Stadt ist, die im Basisjahr ist dieser jedoch fast zu Gratisbenutzung aller Sportanlagen uns Schweizern die Möglichkeit gibt, 100 % vorgegeben und vollgepackt in Zürich. Auch gibt es etliche Fach- Grossstadtluft zu schnuppern. Auch mit Vorlesungen und Übungen. vereine und Kommissionen, die rund ist sie die Heimat der Eidgenössi- um die Uhr Events planen und auch schen Technischen Hochschule der Wem jetzt das Wort Basisjahr nichts für eine lockere Abwechslung sorgen. Schweiz, wo ich Maschineningeni- sagt, eine Erklärung: Studienbeginn In einigen Departementen gibt’s eurwissenschaften, auch bekannt als ist im September, ab Weihnachten pro Tag einen Gratiskaffee, und als Maschinenbau, studiere hat man acht Wochen vorlesungsfreie Maschinenbau-Student/-in kann man Zeit (quasi Ferien im 1. Jahr), Ende zusätzlich sogar noch ein Gratisbier In Zürich eine Wohnung zu finden, Februar beginnt das Frühlingssemes- geniessen. ist eine Herausforderung. Finanziell ter und dann Ende Mai die Lernphase. besteht oft eine Hürde, aber auch Diese dauert neun Wochen, also den Geeignet ist diese Hochschule für der Wohnraum in Zürich ist knapp. gesamten Sommer, gefolgt von einer dich, wenn du bereit bist, deinen Da helfen Seiten wie juwo.ch oder vier Wochen langen Prüfungssession, Alltag der Hochschule anzupassen woko.ch, die einiges besser sind als in der die Basisprüfungen absolviert und auch am Wochenende einen Tag die herkömmlichen Immobilien-Platt- werden. Es wird also das ganze Jahr für Analysis zu investieren. formen wie immoscout.ch. Die beste auf Prüfungen hingearbeitet, die von Chance, eine günstige Wohnung an Beginn an elf Monate in der Zukunft Eher nicht geeignet ist die ETH für guter Lage zu finden, hat man natür- liegen. Natürlich gilt: Wer im Semester dich, wenn du Wert darauf legst, im lich mit Mund-zu-Mund-Propaganda fleissig ist, hat eine angenehmere Sommer einen Auslandaufenthalt zu und «Offline»-Inseraten. Im Notfall Lernphase. Nach bestandener Basis- machen, oder du auch mal als Mann genügt auch ein Vorort. prüfung sind die Prüfungen jeweils bei der Toilette nicht anstehen willst. halbjährlich, jedoch ändert sich nichts Die ETH ist eine grosse Hochschule an der Lernphase, die bleibt. Für Fragen und Tipps und Tricks, oder mit zwei Hochschulgeländen. Je nach falls ihr mal eine Vorlesung (auch in Studiengang ist man öfters auf dem Freizeit kommt natürlich auch nicht anderen Studiengängen) besuchen Höngg oder halt im Zentrum, wie bei zu kurz. Als Student/-in in Zürich ist wollt, könnt ihr mich jederzeit unter Maschinenbau. Der Stundenplan wird man Mitglied beim ASVZ mit einem jornotk@ethz.ch erreichen. Gymnasium Immensee THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? 15
Thema: Universität/Hochschule ja – aber wohin? Überschaubare Meine Erwartungen wurden mehr- heitlich erfüllt. Die Universität St. Gallen ist auf Wirtschafts- und und familiäre Rechtswissenschaften spezialisiert, was im Studienalltag stark spürbar wird. Viele namhafte Unternehmen Atmosphäre bemühen sich sehr um die Studieren den und Absolventen/-innen der Uni- versität, und auch viele Dozenten/ -innen arbeiten nebenbei als Anwälte/ -innen oder in der Privatwirtschaft. Da die Uni mit rund 8 000 Studieren VON NORA WALKER, MATURA 2015 den vergleichsweise klein ist und INTERNATIONAL AFFAIRS, UNIVERSITÄT ST. GALLEN sich zudem alles auf einen Campus NORA.WALKER6@HOTMAIL.COM zentriert, herrscht eine überschau bare und familiäre Atmosphäre. Durch die obligatorische Startwoche IM ANSCHLUSS ans Gymi begann ich Bachelor-Studiengang anbietet. Von zum Studienbeginn und den über- nach einem Zwischenjahr 2016 an der wirtschaftlichen Ausrichtung und schaubaren Campus fällt es einfach, der Universität St. Gallen (HSG) Inter- dem starken Praxisbezug versprach neue Leute kennenzulernen und national Affairs zu studieren. ich mir gute Chancen für den späteren sich immer wieder über den Weg zu Einstieg in die Arbeitswelt. Am Be- laufen. Ausserdem ist das Studium Für die Uni St. Gallen habe ich mich suchstag hatte ich den Eindruck, dass sehr breit aufgebaut, die Auswahl an aus mehreren Gründen entschieden: der Studienablauf gut organisiert ist. Nebenfächern ist gross und vielfältig. Nebst der Universität Genf ist sie Ausserdem hat man sich um mich als die einzige Universität der Schweiz, Person bemüht und mich nicht nur Wer also ein breites Interesse an die Internationale Beziehungen als wie eine blosse Nummer behandelt. interdisziplinären wirtschaftlichen, Nur nicht verzweifeln…! VON QUINTEN GROENVELD, MATURA 2014 nicht ideal bedient. Weiter sind die GEOGRAFIE UND COMPUTERWISSENSCHAFTEN, UNIVERSITÄT ZÜRICH Module theoretischer ausgerichtet QUINTEN@SWITZERLAND.NET als an Fachhochschulen. Wenn du vor allem an praxisorientierten Gruppen- arbeiten interessiert bist, wird dich ICH STUDIERE Geografie und Die Universität Zürich ist extrem der Alltag an der Universität Zürich Computerwissenschaften im gross. Oft sind Studierende in höheren nicht vom Hocker hauen. 4. Semester. Für die Universität Semestern für euch zuständig und Zürich habe ich mich entschieden, können einige Hilfestellungen geben. Positiv an der Universität Zürich ist, da hier das Angebot an Neben Jedoch sind die naturwissenschaftli- dass sie dir vielseitige Möglichkeiten fächern sehr umfangreich ist. chen Studiengänge sehr gross, und gibt, deinen Wissensdurst zu stillen, Es lohnt sich deshalb, schon vorher darum wird Einzelarbeit und selbst- sei es mit Freifächern oder fakulta auf der Website nach geeigneten ständiges Lernen vorausgesetzt. tiven Vorlesungen. An einer der Kombinationen von Haupt- und Wer persönliche Hilfe braucht, um das grössten Universitäten der Schweiz Nebenfächern zu recherchieren. Studium zu managen, wird hier also sind kompetente Fachkräfte, Dozen- 16 THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? Dialog Juli 2018
Studieren am Röstigraben rechtlichen und politischen Frage- stellungen hat, ist an der Uni St. Gal- len richtig. Es ist nicht notwendig, zu Beginn bereits genau zu wissen, VON RAPHAEL DUMMERMUTH, MATURA 2015 in welche Richtung es im und nach RECHTSWISSENSCHAFTEN, UNIVERSITÄT FRIBOURG dem Studium gehen soll, da man RAPHAEL.DUMMERMUTH@BLUEWIN.CH während des Assessmentjahrs Einsicht in verschiedene Disziplinen bekommt und sich erst am Ende de- «FRIBOURG/FREIBURG» heisst der Gerade für Abgänger des Gymnasi- finitiv für einen Major entscheiden Bahnhof meiner Universitätsstadt ums Immensee, einer sehr familiären, muss. Es ist jedoch hilfreich, eine offiziell. Und das ist nicht das Einzige, vergleichsweise kleinen Schule, ist gewisse Arbeitsbereitschaft und die was einem hier, auf halbem Weg Fribourg meiner Meinung nach ideal: Bereitwilligkeit, auch in Gruppen zu zwischen Bern und Lausanne, exotisch Auch hier kommt bald ein familiäres arbeiten, mitzubringen, da von der vorkommt: Die überwiegend fran- Gefühl auf, soweit das an einer Uni Uni viel verlangt und insbesondere zösischsprachigen Einwohner, etwa möglich ist. Man hat schnelleren und im Assessmentjahr grosser Druck 30 000 an der Zahl, werden während engeren Kontakt mit den Professoren/ auf die Studierenden ausgeübt wird. des Semesters ergänzt durch mehr als -innen und Dozenten/-innen als an- Dementsprechend sind viele Studie- 10 000 Studierende der Uni und der derswo, man kennt sich bald einmal rende an der Uni sehr ambitioniert Fachhochschulen. Studierende stellen in den Kursen und kann je nachdem und engagiert. also eigentlich alleine einen Viertel auch Freundschaften mit Studieren der Stadtbevölkerung. Entsprechend den aus der französischen oder Abschliessend zum Klischee des jung und unternehmungslustig kommt italienischen Schweiz schliessen, was Porsche fahrenden HSG-Studenten einem die Stadt vor. In kaum einer anderswo sehr viel schwieriger ist. namens Maximilian: Es gibt ihn in Universitätsstadt ist der Wohnraum einigen Variationen. Die Mehrheit so günstig wie in Fribourg, auch die Die Qualität der Ausbildung leidet un- der Leute erlebe ich persönlich je- Preise für Essen und Trinken sind hier ter der geringen Grösse der Uni jedoch doch als sehr normal und hilfsbereit. deutlich tiefer. keineswegs: Der Ökonomieprofessor Rainer Eichenberger oder der Straf- 10 % der Studierenden kommen aus rechtler Marcel Alexander Niggli sind dem Tessin, Deutschschweizer und nur zwei Beispiele von renommierten Frankophone halten sich etwa die Professoren; Joseph Deiss war vor sei- Waage. Man ist jeden Tag mit allen ner Wahl in den Bundesrat ebenfalls ten/-innen und Professoren/-innen angestellt, die gut Landessprachen der Schweiz konfron- Professor an der Uni Fribourg. über ihr Fachgebiet Bescheid wissen und dir die Materie tiert. Und als Bonus lernt man ganz verständlich näherbringen können. nebenbei Französisch, ohne sich dafür Mein Entscheid für Freiburg vor drei wieder mit Sprachkursen herumzu- Jahren war ein Bauchentscheid. Mir Mein Studium findet grösstenteils am Uni-Campus schlagen: In den Läden, im Ausgang gefiel die Altstadt mit der gotischen «Irchel» statt. Mit dem schönen Irchel-Park, dem grossen und auf der Strasse spricht man Fran- Kathedrale, die Aussicht auf die Vor Sportangebot und der neuen Bar ist deine Freizeit dort zösisch. In Fribourg ist es so einfach alpen, das französische Flair und die gut gefüllt, was vor allem am Anfang des Semesters ei- wie nirgendwo sonst, zweisprachig vielen Restaurants und Cafés. Ausser- ne wichtige Rolle spielen wird, denn später im Semester zu studieren. Je nach Fakultät kann dem hat sich die Universität Fribourg werden die Schulbücher in den Vordergrund rücken. man, oft sogar jedes Semester wieder im Fach, das ich studieren wollte, in neu, wählen, welche Fächer man auf den letzten Jahren einen ausgezeich- Für deine ersten Wochen an der Uni gebe ich dir den Deutsch und welche auf Französisch neten Ruf aufgebaut. Rat, nicht zu verzweifeln. Die neue Lernsituation, mit besuchen möchte. Die juristische der du konfrontiert wirst, ist anspruchsvoll. Such dir Fakultät, an der ich Rechtswissen- Im Rückblick muss ich sagen, dass ich einige Freunde, mit denen du lernen kannst und die dir schaften im Bachelorjahr studiere, gibt auch mit einem lang abgewogenen helfen, an Abgabetermine oder spezielle Anlässe zu es hier praktisch zweimal: Jedes Fach Kopfentscheid mit grosser Wahr- denken. Dies wird dir die ersten Wochen vereinfachen. wird sowohl auf Deutsch als auch auf scheinlichkeit zum gleichen Ergebnis Plan dir für die ersten Vorlesungen genug Zeit ein, um Französisch angeboten. gekommen wäre. die Räume zu suchen, denn der Campus ist gross, und die Orientierung ist am Anfang oft etwas schwierig. Gymnasium Immensee THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? 17
Thema: Universität/Hochschule ja – aber wohin? Sehr vielseitige In Bern findet man bei Problemen und Fragen immer ein offenes Ohr. Die Leute versuchen, einem best- Universität möglich zu helfen. Ein Vorteil ist zudem die Nähe der Universitätsge- bäude zum Bahnhof. Man kann also gut nach Bern pendeln, auch wenn es fürs Studium sicher nicht immer ideal ist. Als grösste Stärke sehe VON VIRGINIA KOEPFLI, MATURA 2014 ich das gute Berufsumfeld in der GESCHICHTE UND ISLAMWISSENSCHAFTEN, UNIVERSITÄT BERN Hauptstadt für Praktika und andere VIRGINIA.KOEPFLI@BLUEWIN.CH erste Berufserfahrungen. Ausserdem schätze ich an Bern sehr das breite Kulturangebot. ICH STUDIERE NUN im 6. Semester Auf den ersten Blick mutet sie eher an der Universität Bern. Davor stu- klein an, doch die einzelnen Gebäude Auf der Negativseite stehen viel- dierte ich ein Jahr in Genf Internati- und Fakultäten sind auf das ganze leicht die Mietpreise für Wohnungen, onale Beziehungen. Aus beruflichen Länggassequartier verteilt. Die Fa- die in den beliebten Quartieren der Gründen wechselte ich nach Bern. kultäten, mit denen ich bisher zu Stadt Bern doch relativ hoch sind. Es war also eine Art Zufall, dass es tun hatte, sind meist sehr familiär, So verschlägt es viele Studierende in mich nach Bern verschlug. Meine Er- ausser vielleicht die grossen Lehr- die Aussenquartiere. Einen anderen wartungen waren dementsprechend gänge wie der sozialwissenschaft- Nachteil sehe ich darin, dass bei klein. Doch die Universität Bern liche Studiengang oder Recht im gewissen kleinen Fakultäten wie zum entpuppte sich als sehr vielseitig. ersten Jahr. Beispiel den Islamwissenschaften UNIVERSITÄT BERN. FOTO: VIRGINIA KOEPFLI 18 THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? Dialog Juli 2018
Seminare auf Wunsch das Angebot doch deutlich kleiner ist als zum Beispiel in Zürich. Der letzte Schwachpunkt liegt für mich darin, dass die Gebäude der Uni sehr ver- VON NICO JOLLER, MATURA 2014 streut sind und es keinen zentralen GESCHICHTE UND PHILOSOPHIE, UNIVERSITÄT LUZERN Ort gibt, wo viel läuft. NICOJOLLER@HOTMAIL.COM Als guten Tipp kann ich mit auf den Weg geben, schon vor dem Besuchs- MEINE WAHL für die Universität Als negativ empfinde ich die unein- tag die Fakultäten anzuschauen Luzern lässt sich vor allem mit dem heitliche Kommunikation. Die Univer- und dann jeweils auch die Studi- morgendlichen Weg von 15 Minuten sität, die Fakultät und die Lehrkräfte enprogramme zu studieren. Diese Busfahrt von Tür zu Tür erklären. machen oftmals unterschiedliche An- unterscheiden sich stark zwischen Da ich mich schon früh für Politik gaben betreffend Leistungsnachweise, verschiedenen Universitäten. So interessierte, wählte ich, ohne Anzahl Fehlzeiten, Präsenzpflichten kann man zum Beispiel in Bern nicht grössere Informationen einzuholen, etc. Ausserdem kämpft die Universität einzeln Soziologie studieren, sondern diesen Studiengang. Nun sah ich in mit Platzproblemen. Seit der Eröff- nur allgemein Sozial- und Wirtschafts- den ersten Wochen schon, dass mei- nung der Wirtschaftsfakultät sind die wissenschaften. Bei Fragen sind die ne Erwartungen mit der Wirklichkeit Bibliothek und die Mensa bezüglich Studienberatungen an der Universität nicht übereinstimmten. Mein Umsat- Sitz- und Arbeitsplätzen an ihrer Bern sehr kompetent. Aber man kann teln auf Geschichte und Philosophie Kapazitätsgrenze angelangt. da halt nur hin, wenn man schon war die perfekte Lösung. Probleme gibt’s auch beim Stunden- weiss, was man studieren will, oder plan. Dieser muss selber gestaltet sich zwischen zwei bis drei Studien- Die Universität an sich gefällt mir werden. Oft kollidieren spannende gängen entscheiden muss. sehr gut. Anliegen werden explizit Veranstaltungen miteinander, oder es aufgenommen und oft umgesetzt. entstehen grössere Lücken. Wer aber So können Studierende Wünsche für flexibel ist und grössere Zwischen Seminarthemen anbringen. Als positiv pausen mit Lernen oder Sport füllt, empfinde ich auch den persönlichen kann diese Freiheit sogar geniessen. Umgang mit den Professoren/-innen, Dozierenden und Studierenden. Ich empfehle, mit den Kommilitonen/ Wenn man die familiäre Atmosphäre, -innen zu reden und diese zu fragen. die man am Gymi sehr geschätzt hat, So bekommst du wertvolle Tipps, wie nicht missen möchte, ist die Universi- du administrativ und studienbedingt tät Luzern sehr zu empfehlen. Dies ist Vorteile erlangst und dir das Studium natürlich fakultätsabhängig. Bei uns erleichterst. Halt die Ohren und Augen im Geschichts- und Philosophiestudi- nach beruflichen Angeboten neben um bewegt sich die Zahl der Zuhörer dem Studium offen. Eine Teilzeitarbeit im Rahmen von 20 bis 80. Falls man macht sich nicht nur gut in deinem CV Hilfe benötigt, muss man diese selber und bringt dir Geld ein, sondern bietet organisieren und sich vor allem auch dir auch eine Abwechslung zum bei Studienbeginn sehr selbstständig Studienalltag. Geniesse aber auch die über alles informieren. Gleichwohl vielen Angebote der Fachschaften im sind die Lehrkräfte immer bereit, Bereich der Freizeitgestaltung. Es wer- Fragen zu beantworten und zu hel- den sehr viele Aktivitäten angeboten. fen. Auch schätze ich, dass alles unter Von einem Party-Boot im Sommer über einem Dach ist. Alle Räumlichkeiten Beer-Pong-Turniere und Pub Crawls befinden sich im selben Gebäude, bis zu Brauereibesichtigungen ist für inklusive einer superleckeren Mensa eine ausreichende Abwechslung zum mit sensationell tiefen Preisen. Studienalltag gesorgt. Gymnasium Immensee THEMA: UNIVERSITÄT/HOCHSCHULE JA – ABER WOHIN? 19
Blocktage 4.–6. 4. 2018 PROGRAMM Zuckerwatte 1. Klassen ZIRKUS – für alle! GEMEINSAME AUFFÜHRUNG MIT CIRCUS LUNA >>> 20 Den individuellen Stärken und NACH einer intensiven Probenzeit wurde die Zirkusshow Fähigkeiten eine Manege bieten am Freitagabend vor breitem Publikum aufgeführt. Dabei war das Ziel der Blocktage. durften die Zuckerwatte und das Popcorn natürlich nicht 2. Klassen Die Erstklässler/-innen erlebten fehlen. MASSENMEDIEN drei farbenfrohe Zirkustage Begleitet und gestaltet wurden die Zirkustage von vielen >>> 21 und vertieften ihre Kenntnisse zirkusbegeisterten Fachlehrpersonen der 1. Klassen. Pro- in verschiedenen Ateliers fessionelle Unterstützung erhielten wir vom Zirkus Luna (Musik, Clownerei, Minitrampolin, (www.circusluna.ch) und von unserem ehemaligen Schüler 3. Klassen Jonglage, Balance, Trapez, Fakir, Samuel Arnold (Matura 2015). AVIATIK Zauberei). TEXT: CARINA WIRTHENSOHN, ENGLISCH / FOTOS: MB >>> 23 4. Klassen SCHULFREI, KOMPENSATION SOZIALPRAKTKUM/ SPRACH- AUFENTHALT Klassen 5a und 5b SCHULE DER ZUKUNFT >>> 24 Klasse 5c REISE NACH GENF >>> 27 6. Klassen INDIVIDUELLE MATURA- VORBEREITUNG >>> 27 20 BLOCKTAGE Dialog Juli 2018
Im Rahmen des Workshops «Phonesmart» machten sich die 2. Klassen Gedanken über die Nutzung von Smartphone und Co. WÄHREND DES WORKSHOPS «PHONESMART» FÜR EINMAL ERLAUBT: HANDYS IM KLASSENZIMMER. DIE SITUATION ist eigentlich Das Smartphone grotesk: Da sitzen die Jugendlichen mit ihren Smartphones und machen nichts anderes, als grenzenlos zu kommunizieren – und gleichzeitig schotten sich manche ab und ver lieren den Bezug zum Alltag. «Wie viel Zeit verbringt ihr pro Tag ist kein Spielzeug am Handy?», möchte Patrick Grüter, Workshopleiter des Swisscom- Bildungsangebotes «Phonesmart» wissen. Er kennt die Antwort schon: Trotzdem wird klar: Das Smartphone ist eine gute Sache, ihr zweifelhafte Inhalte erhaltet, Dreieinhalb Stunden sind es im darf die Freizeit jedoch nicht dominieren. macht einen Printscreen und wissenschaftlich erhobenen Durch- speichert diesen als Beweis», rät schnitt. Die offiziellen Empfehlungen RISIKEN IM UMGANG MIT DEM SMARTPHONE Patrick Grüter. Ein anderes Problem legen eine tägliche Bildschirmzeit sind die Datenspuren, die wir alle von Anzahl Schuljahr multipliziert mit Eine Rolle im Umgang mit dem Handy spielen auch die hinterlassen. Eigentlich ist bekannt, zehn nahe. Das sind für die Zweit- Inhalte, die konsumiert werden. Handelt es sich um dass die Internetriesen daraus Per- klässler/-innen also 80 Minuten pro Wissensfilme auf Youtube oder zweifelhafte Fotos und sönlichkeitsprofile erstellen und mit Tag. Die zentrale Frage beim Umgang Videos? diesen Handel treiben. Trotzdem re- mit Smartphones ist: Wie finde ich Grüter macht auf einige Risiken im Umgang mit dem Handy agieren viele darauf mit aufreizender den Knopf, um das Ding nach Ge- aufmerksam. Personen, die persönlichkeitsverletzende Sorglosigkeit im Stile von «Was soll’s? brauch wieder mal abzuschalten und Bilder hochladen, machen sich strafbar. Was ist «persön Ich habe nichts zu verbergen». Eine nicht daran hängenzubleiben? Aus lichkeitsverletzend»? Wann besteht die Pflicht, die foto gefährliche Haltung, warnt Grüter. dem Schülerpublikum kommen gute grafierte Person vor der Veröffentlichung eines Bildes um Das Fazit des Workshops? «Das Tipps wie «Wecker statt Handy» Erlaubnis zu fragen? Da per WhatsApp gesendete Fotos Smartphone mehr schätzen», sagt oder «Handy abgeben». Was aber, sofort auf der Fotodok des Empfängers gespeichert wer eine Schülerin. Ein anderer Schüler wenn gerade dann im Klassenchat den, stehen diese sofort für die Weiterverbreitung zur fasst sich kurz: «Das Smartphone ist eine Verabredung gepostet wird Verfügung. Grüter weist deshalb die Schüler/-innen an, ihre kein Spielzeug.» oder die Kollegin das Date von heute Fotodok von zweifelhaften Bildern zu entrümpeln. Die Ru- TEXT: DC Abend absagt? Da ist guter Rat teuer. he im Raum deutet an, dass es einiges zu tun gibt. «Wenn FOTO: MB Gymnasium Immensee BLOCKTAGE 21
Blocktage 4.–6. 4. 2018 EIN TEIL DER KLASSE 2B IM REGIONAL- RESSORT DER LZ MIT HUGO BISCHOF. Kein normaler Achtstundentag Die Zweitklässler/-innen besuchten am Donnerstag die Redaktion der «Luzerner Zeitung» (LZ). weder ein Fotograf losgeschickt, um Stadt und der Agglomeration Luzern spezifisch einen Bericht mit Bildern betreut. Viele Fragen wurden im WELCHE MENSCHEN stecken eigentlich hinter den zu versorgen, oder es wird ein Bild Ressort Regionalteil gestellt. Der aufbereiteten News, die wir täglich konsumieren? Wie aus einer Datenbank ausgewählt. Journalist Hugo Bischof erläuterte gelangen Journalisten/-innen zu ihrem Material wie inter- Letzteres sei oft aber ein genauso dort auf spannende Art und Weise, essanten Geschichten oder guten Bildern? Diesen Fragen zeitintensiver Prozess wie das Los wie er beim Recherchieren von neuen gingen die Schüler/-innen der beiden zweiten Klassen schicken des Mitarbeiters, so die Bild- Geschichten vorgeht und worauf er während einer rund zweistündigen Führung durch die redakteurin Lene Horn. Bereits an beim Erstellen des Berichts achten LZ-Räumlichkeiten an der Maihofstrasse in Luzern nach. dieser ersten Station wurde klar, dass muss. Nach einem kurzen Zwischen- es im Journalismus keinen normalen stopp auf der Sportredaktion, wo der Nach einem kurzen Einführungsfilm, in dem die verschie Achtstundentag gibt, was grossen Redaktor allerdings noch auf einge- denen Tätigkeitsbereiche der LZ-Mediengruppe vorge- Eindruck hinterliess. hende Nachrichten warten musste, stellt wurden, hatten die Schüler/-innen auf dem Rund- ging es schliesslich ins Korrektorat. gang durch die Redaktion die Möglichkeit, Journalisten/- Weiter lernten die Schüler/-innen die Hier gab Peter Vonwil eine Einfüh- innen direkt bei der Arbeit zu besuchen. Online-Redaktion kennen, welche rung in einige Fallstricke des Korrek- die Website der «Luzerner Zeitung», turlesens. So erfuhren sie auf der Bildredaktion, was hinter der deren Facebook-Auftritt sowie die TEXT: SANDRA SACHER, DEUTSCH Bebilderung eines Zeitungsberichts steckt. Es wird ent- Infobildschirme in den Bussen der FOTO: MB 22 BLOCKTAGE Dialog Juli 2018
Achtung, Raketeeeee Blick hinter die TV-Kulissen Nachdem die Zweitklässler/-innen im Rahmen der Block- tage selber Radiobeiträge gestaltet hatten, konnten sie am Freitagnachmittag die verschiedenen SRF-Fernseh- studios am Leutschenbach in Zürich kennenlernen. WIE SEHEN die einzelnen Studios eller Dokumente ein knapper und aus? Welche optischen Tricks lassen informativer Nachrichtenbeitrag? relativ kleine Räume gross wirken? Diese und viele weitere Geheimnis- Wie wird in bodenständiger Schreiner se wurden gelüftet und spannende arbeit der Glamour von «Glanz und Fragen beantwortet. Zwei Antworten Gloria» ins Studio gezaubert? Wie seien verraten: Wenn die Moderatoren «Aviatik» war das Thema der 3. Klassen während der Blocktage, wozu auch ein Raketenstart gehörte. kommen die Moderatoren/-innen zu sich scheinbar spontan im Raum be- ihrem perfekten Outfit? Wie wissen wegen, steuern sie in Wirklichkeit mit sie, wo genau sie stehen müssen? winzigen Klebern markierte Punkte Wie wird bei Talksendungen das Pub- an, wo die perfekte Beleuchtung ihrer likum rekrutiert? Wie gelingt es, in der Gesichter gewährleistet ist. Und ein Arena alle Parteien gleichermassen kleiner, für uns Zuschauer unsicht- zu Wort kommen zu lassen, wenn die barer Kopfhörer erlaubt es ihnen, bei Wogen der politischen Leidenschaft hitzigen Debatten auf die Sekunde hochgehen? Wo in Washington befin- genau darüber informiert zu sein, det sich Korrespondent Peter Düggeli wer wie lange gesprochen hat. So tatsächlich, wenn während seiner kann präzise und dennoch wie bei FOTO UNTEN: Noé (l.) fertigt mit Reportage im Hintergrund das Weisse läufig dafür gesorgt werden, dass Unterstützung von Simon Bachmann, Haus zu sehen ist? Wie entsteht aus alle Beteiligten zu Wort kommen. Sport- und Mathematiklehrer, aus Hunderten von Stunden audiovisu- TEXT: TITO SCHUMACHER, 2. KL. / FOTO: MB PET-Flaschen eine Wasserrakete an. FOTO MITTE: Diese wird von Alexander auf einer Rampe in Position gebracht. Christopher erzeugt mit einer Velopumpe möglichst viel Druck in der Flasche. FOTO OBEN: Gestartet wird die Rakete mit einem Schnurmechanis- mus. Noé (auf dem Bild nicht sichtbar) zieht an der Schnur, die links weggeht. Das Wasser in der PET-Flasche und der grosse Luftdruck bewirken einen starken Rückstoss (Rückstossprinzip). Die Rakete schiesst in die Luft und fliegt über 20 Meter hoch vom Fuss- ballfeld aufs Schulhausdach. TEXT UND FOTOS MITTE, OBEN: SIMON BACHMANN, SPORT UND MATHEMATIK DIE KLASSE 2B IM «ARENA»-STUDIO. FOTO UNTEN: MB Gymnasium Immensee BLOCKTAGE 23
Blocktage 4.–6. 4. 2018 Schule neu gedacht In den Klassen ES GING UM NICHTS ANDERES , als radikal das Undenk 5a und 5b bare zu denken, die Mauer, die einst «Pink Floyd» mit setzten sich die «Another Brick in the Wall» aufgestellt hatte, nieder Schüler/-innen zureissen und auf deren Trümmern eine neue, eine mit der «Schule blühende, sprich: eine utopische Schule zu erschaffen. der Zukunft» So geriet schon der erste Input zur Kropfleerete: In einem auseinander, wo bereits über 1,2 Millionen Mal angeschauten Beitrag auf weit mehr ge- Youtube kritisiert der Astrophysiker und Hochschullehrer schah, als nette Harald Lesch unser Schulsystem. Er spricht sich für um- Reportagen fassende Reformen aus, die wieder die Bildung ins mit zahmen Zentrum stellen, und zwar Bildung im Sinne von Selbst- Empfehlungen bildung – sich tatsächlich mit der Welt befassen und Lust zu schreiben. am Lernen entwickeln mit dem Ziel, echte Fähigkeiten und nicht lediglich Kompetenzen herauszubilden. Lesch erntete Zuspruch vonseiten der Fünftklässler/-innen. ABER WIE EIN GEGENMODELL ENTWICKELN? In einem ersten Schritt besuchten die Teilnehmenden zwei Workshops, in welchen sie vier Schulen mit unter- schiedlichen pädagogischen Idealen kennenlernten. Am extremsten war wohl der Gegensatz zwischen einer Reformschule, an der die Kinder selber entscheiden, ob und wann sie lernen wollen, und einer katholischen Schule, an der mehrstündiges Auswendiglernen zum Alltag gehört. In anschliessenden Ateliers leisteten die Teilnehmenden Denkarbeit und versuchten, neue Konzepte zu ent wickeln, durch die unser Bildungssystem verbessert werden könnte. Angeboten wurden Ateliers wie bei- spielsweise: Braucht es neue Schulfächer? Wie kreiert man Lust am lebenslangen Lernen? bringt, fordert. Ein Lehrplan, der Diversität, Neugierde und Kreativität kultiviert, statt sie unterdrückt. Die Ergebnisse der Ateliers nahmen die Gruppen schliesslich in ihre eigene Projektarbeit mit. Vorgegeben SCHULE ALS ECHTE VORBEREITUNG FÜRS LEBEN war, eine Reportage mit einer Fachperson zu einem der behandelten Unterthemen zu verfassen. Vor und wäh- Das Resultat der intensiven Blocktage waren Reportagen, rend der Recherchearbeit wurde in zwei Inputs philoso- die zwar weder die Schule noch die Welt in ihren Grund- phisch nochmals tüchtig eingeheizt. Der deutsche Philo- festen erschüttern. Sie zeigen aber in interessanter Weise soph Richard David Precht warnte davor, dass die Schule einige Aspekte auf, in denen sich unser Schulsystem ver- noch immer in der Industrialisierung stecken geblieben ändern könnte, sodass es einerseits «kindgerechter» und sei und die Kinder und Jugendlichen nicht mehr auf die andererseits zu einer echten Vorbereitung für das Leben Welt vorbereite, die uns erwarten wird. Ähnlich tönte die in einer hochtechnologisierten Gesellschaft wird. Kritik des britischen Bildungsforschers Ken Robinson, der einen breit gefächerten Lehrplan, der die verschiede- TEXT: DC UND FLAVIO CARRERA, nen Talente der Kinder und Jugendlichen zum Vorschein PHILOSOPHIE UND ABENDSPORT 24 BLOCKTAGE Dialog Juli 2018
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