AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin

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AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 6/Juni 2013               CHF 8.20 /   5.50

                                                              Cover Story
                                                      AERO 2013
                                             Die grosse GA-Show
Military Aviation                    Civil Aviation    Helicopter

Mali – Frankreichs                   Der EuroAirport   Good-bye and
«Reingehen»                          im Steigflug      thank you, Lama!
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
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AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
Cockpit 06 2013                                        Editorial                                          3

Take-off
Liebe Leserinnen und Leser

Jedes Gesetz ist ein Gesetz zu viel. Geset-                                   Ihr Text: ....................................................................
ze geben uns zwar eine vermeintliche
                                                                              .......................................................................................                 Ihr Bild
Sicherheit und sie definieren die Leit-
planken unseres Gemeinwesens und                                              .......................................................................................
Handelns. Wer möchte da Einspruch er-
                                                                              .......................................................................................
heben?
Gesetze werden immer für (oder besser:                                        .......................................................................................
gegen) die anderen gemacht. Gegen zu
                                                                              .......................................................................................
hohe Saläre, zu schnelle Fahrzeuglenker,
zu durstige Kehlen. Gegen Flughafenbe-                                        .......................................................................................
triebszeiten, Rauchen und Rasenmähen
                                                                              ......................................................................................................................................
zur Unzeit. Wer möchte da Einspruch erheben?
Gesetze sind zu oft ganz einfach profane Verbote. Du sollst nicht, du         ......................................................................................................................................
darfst nicht und du wirst nie und nimmer! Fast zweitausend Jahre
                                                                              ......................................................................................................................................
lang hat der Klerus per Gesetz den «richtigen» Weg gewiesen, unse-
re Vorfahren manipuliert und ihnen ein stetiges Sünderbewusstsein             .......................................................................................................................................
suggeriert. Schlechtes Gewissen als Motto des täglichen Daseins. Zur
                                                                              ......................................................................................................................................
Erinnerung: Das war nicht vorgestern, das war gestern, Zeitzeugen
gibt es noch genug. Mittlerweile ist die Legislative in die Rolle des         ......................................................................................................................................
Klerus geschlüpft. Noch effizienter und noch einfallsreicher. Der
                                                                              ......................................................................................................................................
Klerus hat das Sagen nicht mehr, aber das Gen der Selbstkasteiung
(Grenzen setzen!) ist geblieben.                                              ......................................................................................................................................
Und: Die Gesetzesmaschine ist ein wahres Job-Wunder. Ämter,
                                                                              ......................................................................................................................................
Anwälte, Experten, Gerichte. Wer möchte da Einspruch erhe-
ben? Alle leben sie gut davon. In diesem Lichte erscheint die                 ......................................................................................................................................
kommende 1:12-Abstimmung noch absurder. Spitzengehälter?
                                                                              ......................................................................................................................................
Wir Steuerzahler lassen uns unser Gesetzes-Perpetuum mobile
Milliarden kosten!                                                            ......................................................................................................................................
Weshalb ich dies schreibe? Einmal gemachte Gesetze sind Gesetz.
                                                                              ......................................................................................................................................
Auf (fast) immer und ewig, ob sie taugen oder nicht. Der Gläubig-
keit ist die Gesetzesgläubigkeit gewichen, die Bibel der Gesetzes-            ......................................................................................................................................
sammlung.
                                                                              ......................................................................................................................................
Auf Seite 38 lesen Sie von einem «Erfolg», ein Gesetz (resp. eine
Verordnung) zu ändern. Welch ein riesiger Kraftakt, nur um einige             ......................................................................................................................................
kleine Verbesserungen zu erreichen. Welch ein finanzieller Kraftakt
                                                                              ......................................................................................................................................
auch, dessen Kosten möchte ich nicht beziffern müssen.
Jedes Gesetz ist ein Gesetz zu viel. Das ist provokativ. Aber jedes Gesetz,
das vor seiner Verabschiedung nicht auf seine absolute Machbarkeit
und Auswirkungen überprüft wird, ist definitiv eines zu viel. Noch-
mals provokativ: geschätzte 75 %. Und, um beim Thema unseres Ma-
gazins zu bleiben: Für die Luftfahrt gilt diese These auch.
Themenwechsel: Unser Editorial wird gerne und oft gelesen. Zu-
schriften zeigen Missstände oder Fragwürdiges auf. «Schreiben Sie
doch zu diesem Thema etwas, machmal etwas dazu!» sind häufige
Aufforderungen. Aufforderungen, die ich gerne aufnehmen würde
– zu oft ist dazu aber kein Platz auf dieser Seite.
Meine – zugegebenermassen etwas schalkhafte – Aufforderung
ergeht nun an Sie: Gestalten Sie auf den folgenden Zeilen Ihr ei-
genes Take-off! Wer weiss, vielleicht hinterlassen wir der Nach-
kommenschaft einige Tausend individuelle und personalisierte
                                                                                                                                                                                                                        Foto: Marco Zatta

Cockpit-Ausgaben?

In diesem Sinne, Ihr Max Ungricht                                             Am 4. und 5. Mai wurde in Raron «45 Jahre Air Zermatt» gefeiert.
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
GRIPEN – ENTSCHEID
FÜR DIE UNABHÄNGIGKEIT.
Wirkliche Unabhängigkeit entsteht erst durch die richtigen Partner.
Partner, die sich vertrauen und die bereit sind, im Interesse des gemeinsamen
Erfolges alles zu teilen: Technologie. Know-how. Erfahrungen. Beziehungen.
Partner, die wissen, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf Gegenseitigkeit
beruht. Das ist die Philosophie von Saab.
Gripen ist darum viel mehr als ein Kampfjet der neuesten Generation und ein
Produkt der Spitzentechnologie. Es ist ein ganz neuer Weg zu denken und zu
handeln, orientiert an Werten, welche Schweden und die Schweiz teilen.
www.gripen.ch

ANTICIPATE TOMORROW
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
Cockpit 06 2013   Inhalt   5

        Military Aviation                                 34 Lama HB-XTM: Good-bye,                                  Military Aviation

                                                                                                                8
6       Eurofighter/Typhoon:                                 old Lady!
        Technologieschub                                  36 Heli-Weekend Grenchen
                                                                                                                     «Starkes ‹Reingehen› – dafür
7       Mirage F1CR – Ein Jubiläum                        38 Swiss Helicopter Association                            muss man heute planen …»
        zum Abschluss                                        – die Info-Seite
8       «Starkes ‹Reingehen› – dafür                      40 Swiss Helicopter AG präsen-
        muss man heute planen ...»                           tiert das neue Design
        Ein Interview zu Mali                             41 Data Sheet: Guimbal Cabri G2
11 Informationsrapport des
   Kommandanten der Luft-                                        General Aviation
   waffe                                                  42 I read you five!
13 Saab on Tour                                              Daniel Affolter, Präsident
                                                             AOPA Switzerland
        Civil Aviation                                    43 Mustang ehrt RAF Wellington
14 InterSky expandiert                                    44 Cockpit an der AERO – die Ge-
16 Der Flughafen Basel im Steig-                             winner des Wettbewerbes!
   flug – Interview mit dem
   Flughafendirektor Jürg Rämi                                   History
                                                                                                                     Civil Aviation
                                                          46 Kurierflüge (2): Bomber für

                                                                                                                16
19 Your Captain speaking...
   (Aus)Flug ans Meer – unter-                               die Swissair                                            Der Flughafen Basel im Steig-
   wegs als Ferienflieger                                 49 Oskar Bider: 100 Jahre Al-                              flug – Interview mit Flugha-
20 Swiss AviationTraining – Der                              penflug
   Weg ins Airline-Cockpit (22)
                                                                                                                     fendirektor Jürg Rämi
                                                                 Report
21 Frankfurt: Neuer Simulator
                                                          56 «Semper Paratus» –
   für Embraer 190 eingeweiht
                                                             Die U.S. Coast Guard vor
22 SR Technics expandiert nach                               San Francisco
   Asien

        Cover Story                                              Regelmässige
24 AERO 2013 – Unsere sechs-
                                                                 Rubriken
   seitige Zusammenfassung                                3      Take-off
   der Messe                                              12 Inside
                                                          39 Heli-Focus
        Mittelposter
                                                          48 Vor 25 Jahren
30 SA.315B Lama HB-XTM der
   BOHAG (heute: Swiss Heli-                              50 News                                                    Cover Story

                                                                                                                24
   copter AG)                                             52 HB-Register
   Foto: Swiss Helicopter AG                                                                                         AERO 2013 – Unsere sechs-
                                                          54 Gallery
                                                          58 Letzte Seite: Events, Wettbe-
                                                                                                                     seitige Zusammenfassung
        Helicopter
33 Simulator-Ausbildung für
                                                             werb, Vorschau, Full stop                               der Messe
   Agusta-Piloten der Rega

Titelbild: WT9 Dynamic LSA. Foto: Frank Herzog

    Cockpit – 54. Jahrgang             Abonnementspreise                    Redaktions-Mitarbeiter
                                       Inlandabo jährlich CHF 87.–          Peter Aegerter, Jean-Luc Altherr,
    Herausgeber                        Jugendabo für Schüler und            Daniel Bader, Werner Baier,
    Jordi AG – das Medienhaus          Studenten (mit Ausweis):             Joël Bessard, Jürgen Gassebner,
    Verlag «Cockpit»                   CHF 52.–                             Markus Herzig, Walter Hodel,
    Postfach 96, 3123 Belp             Schnupperabo (für 3 Monate):         Rolf Müller, Samuel Sommer,
    Zentrale: +41 31 818 01 11         CHF 20.–                             Dr. Bruno Stanek, Hans-Heiri
    Fax: +41 31 819 38 54              Einzelverkaufspreis: CHF 8.20        Stapfer, Anton E. Wettstein
    www.cockpit.aero                   inkl. Porto und MwSt.                Bitte Texte und Fotos nur
                                       Auslandabo steuerfrei, Porto
    Verlagsleitung: Roger Schenk
    Verlagssupport: Daniel Jordi       nach Aufwand
                                                                            nach vorheriger Absprache
                                                                            zusenden                                 Helicopter
                                       Preisänderungen vorbehalten

                                                                                                                36
    «Cockpit» erscheint monatlich                                           Druckvorstufe
    am Ende des Vormonates.            Auflage
                                       6000 Exemplare
                                                                            TopDesk-Design, Hangweg 20,
                                                                            CH-3125 Toffen
                                                                                                                     Heli-Weekend Grenchen
    Unsere Partner                     11 775 Leser (gemäss Umfrage
    «Cockpit» ist Verbandsorgan                                             Telefon: +41 (0)31 964 04 42
                                       2008)                                E-Mail:
    der Swiss Helicopter Association
    (SHA) sowie Partner der AOPA       Notariell beglaubigt 2012            e.schenk@topdesk-design.ch
    Schweiz                            Total verkaufte Auflage:             Layout: Elisabeth Schenk
                                       4677 Exemplare                       Layoutkonzept/Druck/Vertrieb
    Anzeigenverkauf
    Jordi AG – das Medienhaus          Text- und Bildredaktion              Jordi AG – das Medienhaus
    Christian Aeschlimann              mt-media, GAC, Flughafen Bern,       Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp
    Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp       CH-3123 Belp                         gedruckt auf FSC-zertifiziertem
    Telefon +41 31 818 01 42           Telefon: +41 31 960 22 49            Papier
    E-Mail: inserate@cockpit.aero      Fax: +41 31 960 22 29
                                       E-Mail: redaktion@cockpit.aero       ISSN 0010-0110
    Aboservice
    Jordi AG – das Medienhaus          Chefredaktor: Max Ungricht
    Ursula Seifried Jordi              Stv. Chefredaktor: Thomas Strässle
    Aemmenmattstr. 22, 3123 Belp       Koordination: Karin Münger
    Telefon +41 31 818 01 27
    E-Mail: abo@cockpit.aero
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6     Military Aviation            Cockpit 06 2013

       Eurofighter/Typhoon

     Technologie-Schub für neue
     Eurofighter-Exportmassnahmen

                                                                                                                                                    Foto: EADS
    Kampfflugzeug-Programme mit
    höheren Stückzahlen und über
    längere Produktionszeiträume
    werden kontinuierlich auf dem je-
    weils letzten Stand der Technik
    gehalten, um dem Nutzer das Op-
    timum an Leistungsfähigkeit und
    Zuverlässigkeit zu bieten.

    D
            ies geschieht meist durch die mit
            den Kunden abgestimmte Festle-
            gung auf Herstellungs-Blöcke und
                                                                                                                                                    Foto: Cassidian

    Tranchen, wie dies beispielsweise bei F-16
    oder Eurofighter der Fall ist. Diese geben
    den definierten, ansteigenden Fähigkeits-
    grad des Flugzeugs wieder. So erhalten die      Eurofighter IPA 8 als mit Testequipment ausgestattetes Serienflugzeug der Tranche 3 Ende März
    vor längerer Zeit gelieferten Eurofighter der   2013 in der Ausrüstungsmontage im bayerischen Manching.
    Tranche 1 mit der primären Luft-/Luft- und      Ganz oben: Heavy load – Eurofighter IPA 7 mit 6 LGB, 4 AMRAAM und 2 Sidewinder bestückt
    sekundären Luft-/Boden-Rolle derzeit durch      (Manching).
    neue Missionsrechner, entsprechende Soft-
    ware und die Integration neuer Bewaffnung
    gegen Luft- und Bodenziele ein «Upgrade».
                                                    rie mit bestimmter Testausrüstung verse-        Das Konsortium sieht sich so für neue Märk-
    Mit Tranche 3 begonnen                          hene «Instrumented Production Aircraft»         te wie Dänemark, Kanada, Malaysia, den
    Inzwischen ist in Deutschland, Grossbri-        (IPA) in die Truppenerprobung genommen.         Golfstaaten und auch im globalen Wettbe-
    tannien, Italien und Spanien die Ausliefe-      Das achte IPA mit Tranche-3-Standard ist        werb gut aufgestellt.
    rung der Flugzeuge der Tranche 2 weit fort-     derzeit bei Cassidian in Manching in der
    geschritten und der Einstieg in die Tranche     Ausrüstung und soll bei der Einführung
    3 wurde begonnen. Im Rahmen der jeweili-        des neuen E-Scan-Radars eine wichtige Rol-
    gen Fähigkeitskontrolle werden aus der Se-      le spielen.                                     Wolfram Wolff
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7

BR 11 «Cocotte»
Ein Jubiläum zum Abschluss
 Mirage F1CR mit der Sonderbemalung zum Jubiläum der BR 11
 «Cocotte de gueles». Die Maschine trägt die Kennung
 118-CF, welche ihre Zugehörigkeit zur Base aérienne
 118 Mont-de-Marsan zeigt.

                                                                                                                                           Foto: Daniel Bader
                                           D
Am 11. April konnte die BR 11                       ie Dienstzeit der Mirage F1 in Frank-   ten beziehungsweise Einsätzen von Frank-
                                                    reichs Luftwaffe neigt sich defini-     reich teilgenommen. Dass die Mirage F1
«Cocotte de gueules» ihr Hun-                       tiv dem Ende entgegen. Als letzte       ihren Aufgaben nach wie vor gewachsen
dert-Jahr-Jubiläum feiern und ver-          Einheit setzt die in Mont-de-Marsan statio-     ist, zeigt die aktuelle Verlegung von zwei
                                            nierte Escadron de Reconnaissance 2/33 «Sa-     Maschinen nach Mali, um Luftaufklärung
sah eine ihrer Mirage F1CR mit ei-
                                            voie» den seit 1973 in den Reihen der Luft-     im Rahmen der Operation Serval zu leisten
ner Sonderlackierung. Dies war              waffe eingesetzten Typ als Aufklärer ein.       (siehe auch nächste Seite).
eine «dernière» für die Mirage in                                                           Wenn dann im April 2014 die letzten von
                                            100 Jahre Erfahrung                             ursprünglich 251 Mirage F1 aus Frank-
Frankreichs Luftwaffe, schliesslich         Der Ursprung der BR 11, der zweiten Staf-       reichs Luftwaffe ausscheiden werden, wird
ist ihre Ausmusterung für 2014              fel (= Escadrille) des Aufklärungsgeschwa-      es wohl auch um die Traditionen der «Co-
                                            ders 2/33 geht zurück ins Jahr 1913, kurz       cotte» ruhiger werden. Es gilt aber als si-
vorgesehen.                                 darauf erlebte diese bei den ersten Einsät-     cher, dass die Tradition der Aufklärer mit
                                            zen im Ersten Weltkrieg ihre Feuertaufe.        der Wiederaufstellung der Staffel auf Rafale
                                            Mittlerweile kann die Staffel auf 100 Jah-      weitergeführt werden wird.
                                            re Erfahrung zurückgreifen und stolz auf
                                            ihr ruhmreiches Palmarès sein; schliess-
                                            lich hat die Einheit an sämtlichen Konflik-     Daniel Bader

        MAYDAY ist ein Hilferuf

        Manchmal geraten Piloten in Situationen, die so starken Stress ausüben, dass die gewohnten oder erlernten
        Bewältigungsmechanismen nicht mehr ausreichen. In diesem Falle kann professionelle Krisenbetreuung sehr
        hilfreich sein.

        Mayday Austria hilft seit 2009 nach dem Vorbild der deutschen Stiftung Mayday Luftfahrern sowie im fliegerischen
        Umfeld tätigen Menschen und deren Angehörigen nach kritischen Vorfällen. Diese Betreuung, auch unter dem
        Begriff „CISM“ (Critical Incident Stress Management) bekannt, wird für Airline-Crews wie auch für die General
        Aviation von speziell geschulten, ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aus dem Luftfahrtbereich durchgeführt.

        Selbstverständlich steht das Betreuungsangebot auch Betroffenen aus der Schweiz zur Verfügung.

                                            Infos und Kontaktdaten:
                                            www.mayday-austria.at
                                            www.stiftung-mayday.de
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
8     Military Aviation            Cockpit 06 2013

     Seit Jahresbeginn läuft im west-
                                                                             Mirage 2000D aus N’djamena.
       afrikanischen Mali die anfäng-
     lich rein französische und später
      EU-unterstützte «Opération Ser-
     val» gegen militante Islamisten.
      COCKPIT hat in Abu Dhabi dazu
    über eingesetzte Mittel und erste
           Schlüsse mit LtGen. (R)
    Jean-Patrick Gaviard gesprochen.
                                                    Foto: ECPAD/Sirpa Air

    Mali
    Starkes «Reingehen», dafür
    muss man heute planen ...
    COCKPIT: General, seit 2011 haben die fran-                             Was ist zum Einsatzgebiet Mali zu sagen?         Kommando- und Kontrollfähigkeiten (C2)
    zösischen Luftstreitkräfte mehrmals aktiv in                            Französische «Augen» haben ja stets zuge-        für den gesamten Einsatzraum vorhanden.
    Kampfeinsätzen einen starken Auftakt de-                                sehen ...
    monstriert. Es geht heute nur um rasche, ers-                           Ein sehr grosses und meist auch ein sehr lee-    Es waren aber nicht nur die paar Mirages
    te Aktionen?                                                            res Gebiet, wenige Verkehrsadern oder Po-        im Tschad, sondern speziell Aufklärungs-
    Gaviard: Nicht nur, aber zu Beginn eines                                pulationszentren. Aber der Einsatzraum ist       mittel ...
    Einsatzes, eines Konflikts sehr wohl. Erin-                             nicht nur Mali, sondern ein rund 4000 km         Stimmt, in diesem Raum haben beziehungs-
    nern Sie sich an Libyen 2011: Am 17. März                               grosses Dreieck zwischen N’djamena, über         weise hatten wir sogenannte vorpositio-
    erfolgte in New York die relevante UN-Reso-                             die malische Hauptstadt Bamako bis Dakar         nierte Kräfte. Auch wegen eines Problems
    lution – und nur 48 Stunden später gingen                               im Senegal und 1000 km hinunter zum Ha-          in einem Land südlich des Tschad (Anmer-
    Rafale und Mirage 2000 hinein und zerstör-                              fen von Abidjan an der Elfenbeinküste. Be-       kung: Rebellen-Machtübernahme in der
    ten gepanzerte Einheiten, die in Benghazi                               züglich «Zusehen»: Die grausame Macht-           Zentralafrikanischen Republik, Franzo-
    eine Menge zivile Opfer gefordert hätten.                               übernahme der Islamisten im Norden von           sen im Land) umfasste jene nicht nur die
    Starkes, erstes «Reingehen», dafür muss                                 Mali im vorigen Jahr, das war evident und all-   Kampf-, sondern auch Tankflugzeuge so-
    man heute planen.                                                       seits dokumentiert. Auch sind schon seit Jah-    wie eben – sehr spezielle – Sondereinsatz-
                                                                            ren in N’djamena (Tschad) Mirage F.1CT/R         kräfte. Für ISR (Nachrichtengewinnung,
    Und das hat man, was Mali betrifft? Diese                               und zuletzt Mirage 2000D stationiert. Ende       Überwachung und Aufklärung) standen
    Erstschlagfähigkeit wieder exerziert?                                   2012 wurde dort ein mobiles kombiniertes         ATL-2-Marine-Patrouillenflugzeuge (Atlan-
    Betreffend die Opération Serval (Anmer-                                 Luft-Einsatzführungs-Center (JFACC) errich-      tique-2) in Dakar. Dazu Transporter in Abid-
    kung der Redaktion: kleine Raubkatze im                                 tet, bestehend aus einigen klimatisierten        jan und zwei EADS-Harfang-Drohnen in
    Sahel) profitieren wir von einer sehr kurzen                            Containern und der entsprechenden Kom-           Niamey/Niger. Alles geführt vom JFACC in
    und effektiven Entscheidungskette vom                                   munikationstechnik. Es umfasst nur zirka         N’djamena und alles schon da, als es in Zen-
    Präsidenten abwärts. Er entschied am 10.                                20 Leute Personal, die machen die ganzen         tralmali «heiss wurde» ...
    Januar, dass wir in Mali intervenieren müs-                             täglichen ATO-Einsatzbefehle (Air Tasking
    sen – und nur 12 Stunden danach wurde                                   Order), die grosse Planung und Koordinati-       Was ergab nun deren kombiniertes Lagebild,
    sehr präzise Waffenwirkung ausgeübt. Ein                                on erfolgt im nationalen Lufteinsatzzentrum      als sich die Kolonnen der Islamisten am 8. Ja-
    klares Signal, dass die politische Führung                              in Lyon. Zwischen den beiden Standorten          nuar nach Süden in Marsch setzten, in Rich-
    hier setzte – weltweit.                                                 besteht Satellitenverbindung. Somit waren        tung Bamako?
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
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Dank des dichten und multiplen ISR-Bil-         kina Faso). Das war dann eher asymmet-                                Strukturen aufgebaut, mit Lagern, Muni-
des sahen wir die zwei Pick-up-Konvois der      risch ... Die erste Mission in der Nacht vom                          tions-Depots und Schützenpanzern (APCs)
AQIM «Ansar Dine» und MJUAO kommen.             11./12. Januar erfolgte durch Gazelle-Hub-                            von Gaddafi. Das waren fixe und keine üb-
Einer warf die schwache malische Armee          schrauber jener Spezialkräfte. Dabei wur-                             licherweise Terrorismus-typische asymme-
aus Konna und wollte Mopti am Nigerfluss        de leider ein Pilot in eine Arterie getroffen                         trische Ziele. Jene waren es, die – nach drei
besetzen, am Weg nach Bamako. Der andere        – er verblutete nahe Mopti am Boden noch                              Luftbetankungen – von den sechs Rafales
war westlich davon, bei Dibali. In Bamako       in der Maschine. Dann kamen die Mirage                                bombardiert wurden. Sie starteten in St. Di-
sind 6000 französische Bürger, schon das al-    2000D aus N’djamena, deren Mission mit                                zier mit je sechs Waffen, drei GBU-12 und
lein hat unseren Präsidenten zum Handeln        je zwei Stück intelligenter Munition gegen                            drei «Hammer». Der AASM-«Hammer» ist
«motiviert». Zudem drohte ganz Mali ein         den westlichen Konvoi dauerte zirka fünf                              eine bemerkenswerte Waffe. 250 kg, GPS-
krimineller Scharia-Terrorstaat zu werden,      Stunden. Sie flogen über Niger und tank-                              oder infrarot-gelenkt, für bis zu 18 km
mit Konsequenzen für die ganze Region. Das      ten jeweils über der malischen Grenze. Eine                           Reichweite und bei Bedarf mit Raketentreib-
war die Situationsbeurteilung, daher kam        gute Operation, viele Kämpfer wurden getö-                            satz. Da einige GBU-12 nicht voll trafen, mo-
man im nationalen Sicherheitsrat am 10. Ja-     tet. Der Rest floh sofort nach Norden, scho-                          difizierten die Piloten vor Ort ihren Einsatz
nuar zur Erkenntnis, diese Konvois zu stop-     ckiert von genauen 250-kg-Bomben aus dem                              und griffen bestimmte Ziele ein zweites Mal
pen – sofort.                                   Nichts, mitten in der Nacht ...                                       an, sie drehten die Priorität einsatzbezogen
                                                                                                                      um. Dann gingen sie – mit noch zweimal
Dann erfolgten zeitgleich die ersten Luftein-   Wie lange später erfolgte dann der – mittler-                         tanken – nach N’djamena. Ich denke, dass
sätze? Jener Erst-Auftakt?                      weile schon legendäre – Langstreckeneinsatz                           sich unser Präsident mit dieser 9≥/µ-Stunden-
Nicht zeitgleich, aber innerhalb von 24         von Frankreich aus?                                                   Mission nun gewahr ist, welches Werkzeug
Stunden. Die etwa 1500 Kämpfer erwarte-         Nur 24 Stunden später, das hatte aber mit                             er in Händen hält.
ten, bei ihrem Vorstoss «symmetrisch» nur       den Konvois nichts zu tun. Ein sehr interes-
auf schwache malische Kräfte zu treffen.        santer Einsatz. Die Dschihadisten hatten ja                           Soweit mir bekannt, folgten jenen ersten
Auf wen sie jedoch trafen, waren französi-      mit kriminellen Einnahmen aus Geiselnah-                              Schlägen durch Mirage und Rafale ja noch
sche Spezialkräfte aus Ouagadougou (Bur-        men und Schmuggel «echte» militärische                                andere, auch «klassischere» Lufteinsätze? �

                                                                                                                                                                  Der Gegner: zwei lo-
                                                                                                                                                                  kale Tuareg-Milizen,
                                                                                                                                                                  anfangs verbündet
                                                                                                                                                                  mit den ortsfremden
                                                                                                                                                                  Al-Kaida-Organisati-
                                                                                                                                                                  onen von Abu Zueid
                                                                                                                                                                  und M. Belmokhtar
                                                                                                                                                                  (von links). Klassisch
                                                                                                                                                                  für Afrika sind die oft
                                                                                                                                                                  200 Fahrzeuge star-
                                                                                                                                                                  ken Toyota-Konvois
                                                                                                                                           Foto: MEMRI-Research

                                                                                                                                                                  mit 12,7-mm-, 14,5-
                                                                                                                                                                  mm- und 23-mm-
                                                                                                                                                                  Rohrwaffen.
                                                                       Foto: ECPAD/Sirpa Air

                                                                                                                                                                                            Bild: ECPAD/Sirpa Terre

Erstmals aktiv «artfremd» eingesetzt, zwei lasergelenkte GBU-12-
Bomben in Waffenschacht einer Atlantique-2 in Dakar. Die Zielanspra-                           Die Karte veranschaulicht die Bewegungen und Einsätze zur «Rück-
che gegen Landziele besorgten die über 1000 km entfernt gestarteten                            eroberung» Malis nach der Eröffnungsphase.
Harfang-Drohnen via Sensorverbund beziehungsweise Datenlink.
AERO 2013 Die grosse GA-Show - Cover Story Mali - Frankreichs "Reingehen" - Cockpit - Magazin
10     Military Aviation            Cockpit 06 2013

                                                                                                                                                                     Foto: ECPAD/Sirpa Air
                                                                                                      Rafale C mit GBUs. Exakt neun Stunden und
     Sie sprechen wohl von den Airborne-Ein-         chen können, hat nun bei der Bekämpfung          35 Minuten dauerte die Mission von St. Di-
     sätzen, den Einsatzabsprüngen des 2. Regi-      der in die Berge Nordmalis zurückgedräng-        zier nach N’djamena. Weil die vier Besatzun-
     ments der Legion zur Sicherung der Flug-        ten Islamisten die Harfang-Drohne mehr-          gen teils nicht zufrieden mit dem übermittel-
                                                                                                      ten Trefferbild waren, gruppierten sie um und
     plätze von Timbuktu und Gao. Das hat es         mals die Endphasenlenkung übernommen.
                                                                                                      griffen Ziele wie diese (–> Inserts) wieder an.
     in diesem Umfang schon lange nicht gege-        Ein sehr interessantes und ausbaufähiges
                                                                                                      Von 24 Lenkwaffen brachten sie drei zurück.
     ben. Unter den Augen von Harfang-UAVs ka-       Konzept. Wenn man ein Link-16-Netzwerk
     men die C-130 und C-160 von Abidjan. Alle       hat, kann man Plattformen auch ganz fremd
     Information lief «live» in N’djamena und        ihrer Einsatzart nutzen. Das ist nicht nur
     Lyon zusammen, von wo die Mission ver-          eine Innovation, es ist eine andere, neue
     folgt wurde. Kein Warten auf den Ausgang,       Welt!                                            Rafale üben, das ist zu teuer. Virtuelle Daten
     Lagebeurteilung in Echtzeit, wunderbar ...                                                       in den Link-16 einspielen – zum Beispiel
                                                     War es eigentlich nötig, Plattformen im Zuge     eine emittierende Luftabwehrstellung – er-
     Frankreich war ja – zumindest in weiterer       des operationellen Fortschritts umzugruppie-     gibt erst ein realistisches Training. Ausser-
     Folge – nicht alleine.                          ren?                                             dem hat sich wieder gezeigt, dass für lange,
     Ja, es sind dann – nach einer «Schreckse-       Ja, das war es. Etwas später wurden die Mi-      komplexe Missionen zweisitzige Kampf-
     kunde von 14 Tagen» – doch eine Menge           rage 2000D und F.1C nach Bamako verlegt.         flugzeuge vorzuziehen sind. Einer der bei-
     an Mitteln zusammengekommen. Speziell           Mein Sohn ist dort, er kommandiert die Mi-       den muss das ganze C2-, Link- und Networ-
     im Transportbereich gab es zwar die «übli-      rages. Ich hatte ihn am Telefon, über die Mis-   king meistern. Das wird stets mehr, nicht
     che» Lücke, wenn aber A400M und A330            sionen konnte er mir natürlich auf diese         weniger.
     MRT nun in Europa zulaufen, werden man-         Weise nichts sagen, keine sichere Leitung.
     che Dinge bald leichter. Aktuell jedoch wa-     Er meinte nur, sie flögen viele Einsätze aber    Interview: Georg Mader
     ren es C-17s, die einen tollen Job machten,     dazwischen sei es schwieriger, denn sie hät-
     von der USAF, RAF, Kanada und Schweden.         ten 45 Grad und keine Klimaanlage. Inzwi-
     Ebenso deutsche A-310-Tanker aus Dakar          schen ist Gaviard Jun. heimgekehrt – auch         LtGen. Jean-Patrick
     oder US-Mittel wie Global Hawk, die vom         zu ausgedehnten Vater-Sohn-Debriefings ...        Gaviard ist 2006 bei
     weit entfernten Sizilien aus kamen. Sowie                                                         der Armeé de l’Air in
     die US Reaper-UAVs, die gemeinsam mit un-       Was lässt sich aus der – noch fortdauernden       den Ruhestand ge-
                                                                                                                                                 Foto: Georg Mader

     seren Drohnen in Niamey (Niger) operieren.      – Mali-Operation schon schliessen?                treten. Der ehemali-
     Ausserdem hat – Anerkennung! – Nigeria je       Gute Frage. Wir müssen speziell das Leitper-      ge Kommandant der
     zwei Alpha Jets und Mi-35 gestellt, die ope-    sonal – die sogenannten Controllers – noch        Airbase Dijon bezie-
     rieren auch von Niamey aus.                     besser ausbilden. Dazu braucht man viel Er-       hungsweise der Auf-
                                                     fahrung. Bislang wuchs man eher in diese          klärerstaffel 3/33 in Strasbourg leitete spä-
     Was gibt es – der Einsatz dauert ja an – noch   Rolle hinein, aber das sollte man schon frü-      ter aus Vicenza den französischen Anteil am
     an zitierfähigen Innovationen?                  her antrainieren. Mit allen heute verfügba-       Luftkrieg gegen Jugoslawien (1999). Zuletzt
     Nun, zum Beispiel die ATL2. Die können          ren Simulationsmitteln, aber auch billige-        Kommandant der französischen Luftverteidi-
     nun ebenfalls selbst Bodenziele mit intelli-    ren sogenannten Companion Trainern wie            gung, ist er heute als ISR-Spezialist Berater
     genter Munition á la (4 St.) GBU-12 bekämp-     PC-21 oder Alpha Jet. Die können heute viel       der NATO und berät auch den Präsidenten
     fen. Da sie aber die Laserzielbeleuchtung       selbst hineinsimulieren, man kann nicht           Frankreichs.
     erst ab einer Modifikation 2017 selbst ma-      mehr alle taktischen Missionen mit Jets wie
11

Stelldichein der Luftwaffe
  Nach gut 100 Tagen im Amt hat
   der Kommandant der Luftwaffe,
Aldo Schellenberg, an seinem ers-
  ten Informationsrapport die Offi-
ziere und das Berufspersonal über
     die Entwicklungen in der Luft-

                                                                                                                                             Foto: Daniel Bader
waffe informiert und seine ersten
           hundert Tage resümiert.

B
       eim Besuch aller Flugplätze und im      Eine glaubwürdige Luftwaffe                   ge Luftverteidigung wären im Konfliktfall
       Gespräch mit den Mitarbeitern sei       Eine glaubwürdige Armee müsse über eine       allerdings 60 bis 70 Flugzeuge nötig, sagte
       ihm bewusst geworden, wie knapp         glaubwürdige Luftwaffe verfügen. Nur diese    der Luftwaffen-Chef.
die personellen Ressourcen seien und wie       könne die Rechtsordnung im Flugverkehr        Zwingend nötig sei der Ersatz der Aufklä-
polyvalent die Mitarbeitenden eingesetzt       durchsetzen und im Krisenfall das Eindrin-    rungsdrohne, welche unentbehrliche Leis-
werden müssen. Im Bereich der nicht un-        gen in einen gesperrten Luftraum verhin-      tungen auch zugunsten ziviler Behörden
umstrittenen Schnittstellen soll in Zu-        dern sowie einen Einsatz von Bodentruppen     wie Polizei, GWK und Rettungsdienste er-
kunft die Einsatzlogistik dem Flugplatz-       ermöglichen. Für diese Glaubwürdigkeit        bringt. Die Lücken der Luftverteidigung
kommandanten unterstellt werden. Damit         spielen drei Grossprojekte eine bedeuten-     im unteren und mittleren Bereich sollen
soll klar werden, dass die Kernaufgabe der     de Rolle: der Tiger-Teil-Ersatz, der Ersatz   mit BODLUV als Verbund von luft- und bo-
Einsatzlogistik die Sicherstellung des Flug-   der Aufklärungsdrohne sowie das Konzept       dengestützten Effektoren geschlossen wer-
betriebs ist. Als grandiose Kultur bezeich-    BODLUV. Zur geplanten Beschaffung von         den. In seinem ausführlichen Plädoyer zur
net Schellenberg die Zusammenarbeit von        neuen Kampfflugzeugen sagte Schellen-         Miliz meinte Schellenberg, es gebe für die
Miliz und Berufspersonal. «Die Luftwaffe       berg, dass es zum Gripen E keine Alternati-   Schweiz keine sinnvolle Alternative zu
kämpft immer im Verbund», sagte er in          ve gebe. Die topmodernen 22 Gripen wür-       einer Milizarmee mit allgemeiner Wehr-
Bezug auf die Volltruppen-Übung SION           den mit den bestehenden 33 F/A-18-Jets die    pflicht. Eine freiwillige Armee oder ein Be-
33. Übungen müssten darauf ausgerichtet        Durchhaltefähigkeit im Luftpolizeidienst      rufsheer sei viel zu gross und im Bedarfsfall
sein, mit allen Partnern zusammenzuar-         erhöhen. Dies sei angesichts von Anlässen     viel zu klein und wäre nicht finanzierbar.
beiten. Seine Folgerung nach seinen ersten     wie dem WEF oder der im nächsten Jahr         Die Schweiz tue sich schwer mit bedeuten-
hundert Tagen ist klar: Die Luftwaffe er-      geplanten OSZE-Ministerkonferenz in Ba-       den Vorhaben im Rahmen der nationalen
füllt die übertragenen Aufgaben zur vollen     sel nötig. Mit dem Gripen würden auch die     Sicherheit.
Zufriedenheit.                                 Lücken im Erdkampf und in der Luftauf-
                                               klärung geschlossen. Für eine glaubwürdi-     Felix Meier

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12     Military Aviation            Cockpit 06 2013

       Inside

     Super Puma
     Display Team
     Jahresprogramm 2013

     Bereits hat das Super Puma Display Team die ers-
     te diesjährige Vorführung am Heli-Weekend in Gren-
     chen erfolgreich abgeschlossen. Weitere 19 Vor-
     führungen werden folgen, davon vier im Ausland.

                                                                                                                                                                         Foto: Walter Hodel
     Damit ist das Super Puma Display Team mit 21 Auf-
     tritten der «Vielflieger» der Schweizer Vorführteams.
                                                                             Der Gruss der Piloten am diesjährigen Medientag der Luftwaffe und
                                                                             Fantag des PSFC in Emmen.

                                                                             Jahresprogramm 2013
                                                                             Mai
                                                                             25.          Sion VS, 70 Jahre Base aérienne Sion (www.lw.admin.ch)
                                                                             Juni
                                                                             1.      Amlikon TG, 50 Jahre Flugplatz Amlikon/Segelflug Schwei-
                                                                                     zermeisterschaft (www.sm2013.ch)
                                                                             22.     Langenbruck BL, Biderfest (100 Jahre Alpenüberflug/
                                                                                     Oskar Bider, www.oskar-bider.ch)

     L
           eider fiel die erste diesjährige Vorführung am Festival du Bal-   22.     Dübendorf ZH, Heli Challenge Switzerland, Modellhelikop-
           lon in Château d’Oex wegen des schlechten Wetters aus. So                 ter (www.custom-heli-events.ch)
           startete das Super Puma Display Team am Heli-Weekend in           28./29. Zeltweg (A), Air Power 13 (www.airpower.gov.at)
     Grenchen zur neuen Saison. Vorgängig trainierte das Team nach Os-       Juli
     tern in Alpnach in einem viertägigen Trainingskurs für die Saison       6.      Zürich, Züri Fäscht (www.zuerifaescht.ch)
     2013. Dabei konnte der neue Pilot Hauptmann Philippe «Philippe»         6.      Full AG, 5. Internationales Militärfahrzeug Treffen
                                                                                     (www.militaer-museum.ch)
     Weber ins Team integriert werden.
                                                                             16./17. Payerne VD, Luftwaffentage
     Das Programm 2013 zeigten Major im Generalstab Jeremy «Jer-
                                                                             20./21. Le Luc le Cannet (F), Meeting Aerien ALAT
     ry» Faux und Hauptmann Matthieu «Ghiri» Ghiringhelli aber
                                                                                     (www.meeting-leluc.fr)
     schon erstmals einen Tag vor Grenchen anlässlich des Medien-            30.     Samedan GR, 75 Jahre Pro Aero Jugendlager
     tages der Luftwaffe für die Pressevertreter und dem gleichzeitig                (www.proaero.ch)
     stattfindenden Fantag für die Mitglieder des Patrouille Suisse          August
     Fanclub. Nach Grenchen flog das Super Puma Display Team am              10.     Birmensdorf ZH, 6. Convoy to Remember (www.convoy.ch)
     Wochenende des 11. und 12. Mai bereits den zweiten Einsatz am           10.     Rapperswil-Jona SG, Seenachtsfest (www.seenachtfest-rj.ch)
     2. Internationalen Feuerwehrfest in Interlaken.                         17.     Pragnins (La Côte) VD, International Fly-In
     Doch es stehen noch 15 weitere Anlässe im Inland und vier im                    (www.fly-in.casgp.com)
     Ausland auf dem Programm. Das rund acht- bis zehnminütige Pro-          September
     gramm zeigt wiederum eindrücklich die Leistungs- und Manöv-             1.      Jesolo (I), European Airshow
     rierfähigkeit des Super Puma- oder Cougar-Transporthelikopters          7.      Mollis GL, Zigermeet 2013 (www.zigermeet.ch)
     der Schweizer Luftwaffe. Die Helikopterpiloten benötigen keinen         7.      Schmerlat, Flüügerfäscht (www.schmerlat.ch)
     Flugplatz und können fast überall landen. Damit ist der Kontakt         21.     Hilzingen (D), Flugplatzfest (www. http://sfg-singen.de)
     zu den Zuschauern auch an Vorführorten ohne Flugplatz vor und           Oktober
     nach den Flügen möglich. Die zwei Militärpiloten stehen dem Pu-         9./10. Axalp BE, Fliegerschiessen (www.lw.admin.ch)
     blikum jeweils vor Ort für Fragen zur Verfügung und betreiben           November
                                                                             12./13. Payerne VD, Luftwaffentage
     Nachwuchswerbung.
                                                                             Alle Angaben ohne Gewähr.
                                                                             Die aktuellen Informationen zu den Einsätzen des Super Puma Display Teams findet man
                                                                             auf der Website des Patrouille Suisse Fan Clubs (www.patrouillesuisse.ch), des Super Puma
     Walter Hodel                                                            Display Teams (www.super-puma-display.ch) oder der Luftwaffe (www.luftwaffe.ch).
13

Saab auf
Tour de
Suisse bei
der Industrie
Der schwedische Hersteller des
Gripen trifft in insgesamt zehn Or-
ten lokale Industrievertreter, um
über Möglichkeiten der Zusam-
menarbeit beim Gripen-E-Pro-
gramm zu berichten. Erste Station
                                                  Foto: Saab

war die Zürcher Handelskammer.
                                                           Schon bald solche Bilder aus der Schweiz?

S
      ollte die Schweiz, wie vom Bundesrat                 haben, das ist eine Vorgabe der armasuisse.    von denen 200 Millionen bereits von ar-
      geplant, 22 schwedische Gripen E be-                 Deswegen muss die Arbeit seriös und akri-      masuisse bestätigt sind. Noch vor Vertrags-
      schaffen, dann ist Saab verpflichtet,                bisch ausgeführt werden, das braucht seine     unterzeichnung sollen es mindestens 300
Gegengeschäfte in Höhe der Vertragssum-                    Zeit», meint Henry Joahnsson, verantwort-      Millionen sein. Dazu hat Saab vor Kurzem
me in der Schweiz zu realisieren.                          lich für das Saab-Gripen-Programm in der       verkündet, dass es ein Konsortium sucht,
Saab besucht in den kommenden Wochen                       Schweiz.                                       das wesentliche Teile des Gripen-E-Flug-
auch drei Orte in der Westschweiz sowie Lu-                Auch für Pius Drescher, Geschäftsführer der    körpers entwickeln und produzieren kann;
gano. Ziel ist es, die regionale Industrie über            Swissmemfachgruppe der Sicherheits- und        dies entspricht einem Anfangsvolumen von
die Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu                    Wehrtechnikfirmen, ist klar: «Das Schaf-       weiteren 200 Millionen Franken bei zirka
informieren sowie neue Geschäftspartner                    fen von Umsatzvolumen für die Schweizer        500 000 Mannstunden.
zu finden. Gleichzeitig besuchen die Saab-                 Technologie- und Industriebasis muss nach-
Spezialisten gezielt und direkt Firmen, um                 haltig und effektiv sein. Dies gilt ganz be-
neue Beziehungen zu entwickeln oder be-                    sonders für die Sicherheits- und Rüstungs-
stehende zu vertiefen.                                     industrie.»
«Wir lassen uns aber nicht drängen. Gegen-                 Bereits heute hat Saab Gegengeschäfte von      Pressemeldung Saab,
geschäfte müssen nachhaltige Wirkungen                     knapp 280 Millionen Franken realisiert,        bearbeitet von Max Ungricht

                                                                                   Massgeschneiderte Avionik
                                                                                   Europaweit zugelassen

                                                                                                                                                ect!
                                                                                                                                       n you exp
                                                                                                                               More tha

                                                                                                                              Kuerzi Avionics AG
                                                                                   Informationen über unsere                  CH-9506 Lommis
                                                                                   Approved Design Daten und                  +41 (0)52 376 22 27
                                                                                   Eigenprodukte finden Sie auf               info@kuerzi.com
                                                                                   unserer Webseite.                          www.kuerzi.com
14     Civil Aviation          Cockpit 06 2013

     InterSky expandiert
     Die österreichische InterSky hat ihre Flugaktivitäten ausgeweitet und den Flottenbestand
     mit zwei neuen sowie einer gemieteten ATR 72 verdoppelt. Ermöglicht hat die millionen-
     schwere Flugzeugbeschaffung Hans Rudolf Wöhrl und sein Schwiegersohn Peter Oncken mit
     ihrer Intro Aviation, die seit 2012 mit 74,9 Prozent am Unternehmen beteiligt ist.

                                                                                                                              Die Bombardier Dash
                                                                                                                              8-300 dient InterSky
                                                                                                                              seit Jahren als Stan-
                                                                                                                              dardflugzeug.

     R
            enate Moser, die Geschäftsführerin und Gründerin der In-          Konkurrenz aus der Türkei
            terSky, begleitet Medienanlässe gerne persönlich. So auch am      Inwieweit sich für den Hub Zürich, der ab Juni mit der fabrikneuen
            2. April, der offiziellen Streckeneröffnung Zürich–Salzburg, an   70-plätzigen ATR-72-600 bedient wird, Umsteigepassagiere gewin-
     ihrem 71. Geburtstag. Für den Flughafen Zürich ein Anlass, bei dem es    nen lassen, wird sich weisen, denn neben den bisherigen Umsteige-
     nicht nur die Linieneröffnung zu feiern gab, sondern es auch die aus     flughäfen Wien, Frankfurt und München, bietet Turkish Airlines
     Bregenz mit ihrem Ehegatten Rolf Seewald angereiste Airline-Chefin       seit April mit Istanbul eine neue Direktverbindung an. Die stark
     vor dem Abflug zu überraschen galt, was mit der Übergabe der mit         expandierende Fluglinie, die nicht nur zu attraktiven Preisen fliegt,
     ihrem Porträt geschmückten Mozartkugel voll gelang.                      sondern auch einen ausgezeichneten Service bietet und über ein
     Für die Bodensee-Airline kaum befriedigend dürfte hingegen die           weitverzweigtes Verbindungsnetz verfügt, dürfte die bisher von
     Auslastung der 50-plätzigen Bombardier Dash 8-300Q auf dem Flug          Salzburg aus angeflogenen Umsteigedestinationen bald zu spüren
     nach Salzburg gewesen sein, der ab 99 EUR (one-way, inkl. Taxen          bekommen, zumal die türkische Fluglinie mit grösseren Firmen
     und Gebühren) angeboten wird. Dass die Strecke, die bis Januar           Verträge abschliesst.
     2011 mit einer Dornier 328 von Cirrus Airways bedient wurde, eine        Neben der Hauptbasis Friedrichshafen und den im Januar und
     Anlaufzeit benötigt, war wohl erwartet worden, hatte man doch zu-        April eröffneten Einsatzbasen in Graz und Salzburg, auf denen je
     vor die einstigen Passagierzahlen gesichtet. Auf den aktuellen Bu-       eine Maschine stationiert ist, ist InterSky seit dem 9. April auch
     chungsstand bezogen sagte Renate Moser denn auch: «Hier werden           in Karlsruhe Baden-Baden präsent, von wo aus auf der früher von
     wir etwas mehr Zeit benötigen, doch Graz läuft hervorragend und          OLT bedienten Strecke nach Hamburg eine mit Besatzung gemie-
     wesentlich besser als wir erwartet haben», und fügte hinzu: «Wir         tete Avanti Air ATR-72-200 zum Einsatz kommt. Laut Roger Hohl
     waren da eben schon bekannt.»                                            wird dies vorläufig die letzte neue Destination sein. Bei einer Pro-
     Mit den von Montag bis Freitag täglichen drei Rotationen sowie           duktionssteigerung von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist dies
     mit am Wochenende reduziertem Flugangebot will die Airline zu-           auch nachvollziehbar.
     sätzlich dem Flughafen Zürich Transitpassagiere zuführen. Roger
     Hohl, Leiter Verkauf und Marketing bei InterSky, hielt denn auch         Eine Frau – eine Airline
     fest, dass mit Swiss über den Abschluss eines Interline-Abkom-           Sie ist auch heute noch die einzige Frau, die eine Airline aus der
     mens verhandelt werde. Ein derartiges Abkommen, das Buchun-              Taufe gehievt hat – Renate Moser – die ihre Vision gerade Mal zwei
     gen über beide Computersysteme zulässt, habe man bereits mit             Monate nach den Anschlägen vom 11. September 2001 mit der
     Air Berlin abschliessen können, sagte der gebürtige Schweizer, der       Gründung von InterSky umsetzte.
     bereits seit zehn Jahre für das Flugunternehmen tätig ist. Die not-      Den Gründungsentscheid erleichtert haben mag auch der Umstand,
     wendigen Softwareanpassungen seien daher bereits vorhanden,              dass nach dem Verkauf der von Rolf Seewald gegründeten Rheintal-
     ergänzte Hohl.                                                           flug an Austrian Airlines sich nur für eine der beiden Dash 8-300 ein
15

                                                                                 Doch schon bald zeigte sich, dass sich mit     dies wieder aktiv zu werden. Mit der Strei-
                                                                                 der anfänglichen Strategie kein Geld ver-      chung unrentabler Linien und dem Ver-
                                                                                 dienen liess, sodass man sich im Septem-       kauf einer Dash 8-300Q gelang es 2012 mit
                                                                                 ber 2002 für die damals aufkommende Low-       nunmehr drei Maschinen wieder schwarze
                                                                                 Fare-Strategie entschied. Im Oktober 2003      Zahlen zu schreiben. Im Februar 2012 stand
                                                                                 startete schliesslich erstmals eine der bei-   letztlich mit der Intro Aviation von Hans
                                                                                 den Dash 8-300 ab Friedrichshafen, wo im       Rudolf Wöhrl auch der gesuchte Investor
                                                                                 folgenden Jahr eine der Turbopropmaschi-       fest, der mit Peter Oncken 74,9 Prozent über-
                                                                                 nen fest stationiert wurde. Mit der Verle-     nahm und die Bestellung von zwei 70-plätzi-
                                                                                 gung der zweiten Einheit verabschiedete        gen, inzwischen ausgelieferten ATR 72-600,
                                                                                 man sich 2005 endgültig aus der Schweizer      ermöglichte.
                                              Fotos: Aeromedia A. E. Wettstein   Hauptstadt.
                                                                                 Mit der Übernahme je einer weiteren Ma-        Zukunft
                                                                                 schine in den Jahren 2006 und 2008 erhöh-      Wie sich InterSky entwickeln wird, darf
                                                                                 te sich der Flottenbestand denn auf vier. Im   man gespannt sein. Nach Hans Rudolf
                                                                                 Oktober 2009 gab es schliesslich den Mil-      Wöhrl, der als 26-Jähriger mit dem Nürn-
                                                                                 lionsten Passagier zu feiern. Doch Erfolge     berger Flugdienst (NFD) – heute Eurowings
Ankunft in Salzburg: Rolf Seewald mit der                                        entgehen der Konkurrenz nie, so begann         – seine erste Fluggesellschaft gründete und
Mozartkugel, Renate Moser und Flughafen-                                         denn Germanwings ab April 2010 die Stre-       Fluggesellschaften wie DBA, LTU und Fly-
direktor Roland Hermann (v.l.).                                                  cke Köln–Bonn–Friedrichshafen zu beflie-       next sanierte, um diese anschliessend wei-
                                                                                 gen, was zu Überkapazitäten und einem rui-     terzuverkaufen, soll kein schnelles Wachs-
                                                                                 nösen Preiskampf führte, der sich Ende Jahr    tum angestrebt werden. Mittelfristig sollen
                                                                                 deutlich in den Büchern niederschlug. Dies     jedoch die Dash 8-300Q durch ATR 42-600
Käufer finden liess. Es war denn auch diese                                      nachdem zuvor fünfmal in Folge schwarze        ersetzt werden, wie kürzlich in den elektro-
Maschine, die am 25. März 2002 von der da-                                       Zahlen ausgewiesen werden konnten. Für         nischen Medien publiziert wurde.
maligen Basis Bern zum Jungfernflug nach                                         Renate Moser, die sich 2006 aus dem Tages-
Berlin-Tegel abhob.                                                              geschäft zurückgezogen hatte, bedeutete        Anton E. Wettstein

                                                                                                                          Heute Zürich, morgen Miami –
                                                                                                                   jeden Tag eine neue Herausforderung
                                                                                                                                als Pilot/-in
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   bei SWISS in Zürich Kloten.
   www.swiss.com/career

  swiss-aviation-training.com/future-pilots
16    Civil Aviation         Cockpit 06 2013

                                                                                                                                                                  Foto: EAP
     Flughafen Basel im Steigflug
                                                                    Cockpit: Letztes Jahr hat der EuroAirport     Womit hat das zu tun?
                                                                    bei der Zahl der beförderten Passagiere um    Zu Zeiten des Eurocross vor rund 15 Jahren
                                                                    sechs Prozent zugelegt und ist damit dop-     waren vor allem Flugzeuge mit 30 bis 50
                                                                    pelt so stark gewachsen wie der europäi-      Sitzplätzen im Einsatz. Entsprechend war
      Seit über zehn Jah-
                                                                    sche Durchschnitt. Worauf führen Sie diese    die Zahl der Bewegungen mit 126 000 viel
                                            Foto: Thomas Strässle

     ren leitet der Basler
       Jürg Rämi die Ge-                                            Entwicklung zurück? Wird es so weiter-        höher als heute. Letztes Jahr verfügten die
        schicke des Flug-                                           gehen?                                        ab Basel eingesetzten Maschinen dagegen
       hafens Basel-Mul-                                            Jürg Rämi: Bei uns gibt es einen Markt,       über durchschnittlich 120 Plätze. Dies er-
                   house.                                           der noch nicht ganz abgedeckt ist. Zu den     klärt, weshalb die Zahl der Starts und Lan-
                                                                    erfolgreichen Nischenmärkten gehört bei-      dungen auf knapp 88 000 zurückgegangen
                                                                    spielsweise der Kosovo, aber auch der tür-    ist. Die Tendenz geht im Übrigen weiter:
                                                                    kische Markt wächst. Ferner hat sich die      Von Januar bis März haben die Bewegun-
      Der EuroAirport hat im vergange-                              Bedienung der grossen Hubs gut entwi-         gen gegenüber dem Vorjahr erneut um
         nen Jahr ein überdurchschnittli-                           ckelt. Wie Sie wissen, gibt es im Luftver-    sechs Prozent abgenommen.
                                                                    kehr ein ständiges Auf und Ab. Im Moment
     ches Wachstum hingelegt, bedingt                               befinden wir uns im Hoch, das übrigens        Ihr Flughafen hängt in starkem Mass vom
       in erster Linie durch die Niedrig-                           bestätigt wird durch das Wachstum im ers-     Low-Cost-Verkehr ab. Allein Easyjet, die eben
                                                                    ten Quartal dieses Jahres, wo wir im Ver-     eine achte Maschine stationiert hat, kommt
         preisgesellschaften. Der Airport
                                                                    gleich zur Vorjahresperiode fast acht Pro-    auf einen Marktanteil von über 50 Prozent.
        im Dreiländereck will aber auch                             zent mehr Passagiere verzeichnet haben.       Und Wizzair will ab Juni mit Tuzla eine wei-
        die Fracht nicht vernachlässigen                            Grundsätzlich bin ich optimistisch, dass      tere Destination in ihr Liniennetz aufnehmen.
                                                                    diese Entwicklung in den nächsten Jahren      Besteht nicht die Gefahr, dass Basel sich zu
     und hat darum mit dem Bau eines                                anhält, wenn sich das wirtschaftliche Um-     stark auf dieses Segment ausrichtet?
     neuen Cargo-Terminals begonnen,                                feld nicht plötzlich ändert. Es gibt einige   Ich glaube, dass sich das Konzept der Low-
                                                                    Destinationen, die noch ein Potenzial ha-     Cost-Gesellschaften und jenes der traditi-
       wie Flughafendirektor Jürg Rämi                              ben. Interessanterweise geht aber die Zahl    onellen Netzwerkcarrier je länger je mehr
     im Interview mit Cockpit erläutert.                            der Bewegungen zurück.                        vermischen. Lufthansa mit Germanwings
17

                                                                                                                                                  Foto: EAP
Korean Air bedient den EuroAirport einmal wöchentlich mit der Boeing 777F, von denen der asiatische Carrier drei Stück in der Flotte hat.

und Air France mit Hop! haben mittlerweile       cherheitsrelevante Einrichtungen wie die         len, dass ein solches Projekt – vielleicht im
auch ihre eigenen Billigableger eingeführt.      Abluftsysteme erneuern und für mehr Hel-         Rahmen einer Partnerschaft von Fluggesell-
Die Fluggesellschaften unterscheiden sich        ligkeit sorgen.                                  schaften, die derselben Allianz angehören
in Zukunft eher darin, dass sie entweder rei-                                                     – Realität wird. Allerdings zeichnet sich im
ne Punkt-zu-Punkt-Verbindungen anbieten          Warum ist eigentlich Ryanair nicht vor Ort?      Moment nichts Konkretes ab. Dann wür-
oder einen Hub unterhalten. Unsere Bestim-       Die Iren waren von 2009 bis 2010 schon ein-      de ich auch weitere Charterdestinationen
mung liegt eindeutig im Point-to-Point, der      mal hier und verlangten dann tiefere Pas-        nicht ausschliessen. Es gibt ja schon Flüge
Umsteigeverkehr ist verschwindend klein.         sagiergebühren. Darauf konnten wir nicht         in die Dominikanische Republik und nach
Natürlich stellt die Ausrichtung auf einen       eingehen, weil wir die andern Airlines ja        Mexiko, allerdings nur in der Winterperi-
grossen Kunden immer ein gewisses Risi-          nicht diskriminieren wollten. Ryanair ist        ode. Beim Thema «Langstreckenverkehr»
ko dar. Aber man darf nicht vergessen, dass      eine effiziente Airline, die ich gerne weiter-   darf man nicht vergessen, dass Basel nicht
die meisten Flughäfen einen Hauptcarrier         hin bei uns gehabt hätte. Die Schwierigkeit      weit weg liegt von den grossen Hubs Zürich,
haben, der teilweise für mehr als die Hälfte     besteht einfach darin, dass sie von den Preis-   Frankfurt und Paris. Deshalb lautet unsere
des Aufkommens verantwortlich ist. Das           forderungen, die sie stellt, nicht abrückt.      Devise primär, die grossen Drehkreuze op-
ist in Zürich ebenso der Fall wie in Frank-                                                       timal anzubinden.
furt oder Paris. Wichtig scheint mir, dass       Neben den Billiganbietern kommt Swiss nur
man einen Grosskunden, der an einem be-          auf einen Anteil von gut fünf Prozent. Ist es    Wo gibt es allgemein gesehen weitere Wachs-
stimmten Flughafen wachsen will, in die          aus Ihrer Sicht denkbar, dass der Schweizer      tumsmöglichkeiten für den EuroAirport?
Ausbauprojekte einbindet, um das unter-          Carrier eine ähnliche Offensive wie in Genf      Da sehe ich in erster Linie zwei Märkte in
nehmerische Risiko auf mehrere Schultern         startet, um seine Präsenz in Basel zu stärken?   Europa: zum einen Skandinavien, wo es bis-
zu verteilen. Dies ist zum Beispiel in Mün-      Ich halte das für möglich und würde das          her nur einen Flug nach Kopenhagen gibt.
chen zwischen dem Flughafen und Lufthan-         natürlich auch begrüssen. Allerdings wird        An erster Stelle würde ich hier Stockholm
sa so geschehen.                                 Swiss wohl zuerst schauen, ob sich ihre Stra-    nennen, aber auch für Oslo und Helsinki
                                                 tegie in Genf bewährt.                           sehe ich Perspektiven. Weiteres Wachs-
Ist es überhaupt attraktiv für einen Schwei-                                                      tumspotenzial sehe ich auch in Osteuropa.
zer Flughafen wie Basel, den Ruf eines Air-      Abgesehen von einem saisonalen Flug nach         Moskau beispielsweise weist einen hohen
ports für Billigairlines zu haben?               Montreal gibt es ab Basel keinen Langstre-       Anteil an Businessreisenden auf. Zwischen
«Billig» und «Low Cost» bedeuten für mich        ckenverkehr. Wäre da nicht mehr möglich?         Russland und der Schweiz gibt es zudem
nicht dasselbe. Der EuroAirport ist nicht ein    Punktuell gibt es ein Potenzial für die eine     ein gewisses Aufkommen im ethnischen
Flughafen im Sinne von «Low Quality». Wir        oder andere Langstrecke. Das grösste nach-       und Leisure-Verkehr, und zwar jeweils in
haben in den letzten beiden Jahren sieben        gewiesene Bedürfnis betrifft New York, wo        beide Richtungen. Ausbauen lässt sich si-
Millionen Franken in die Sanierung des Ab-       ein sechsmal pro Woche oder sogar täg-           cher auch der bosnische Markt. Es kommt
flugbereichs investiert. Jetzt laufen Abklä-     lich durchgeführter Linienflug Sinn ma-          immer noch vor, dass Menschen aus Gebie-
rungen, wie man die Ankunftsebene im al-         chen könnte. Möglichkeiten gibt es auch          ten des früheren Jugoslawien für eine Bus-
ten Teil des Flughafens attraktiver gestalten    im chinesischen Markt, insbesondere nach         reise in ihre Heimat mehr zahlen als für ei-
könnte. Wir wollen dort beispielsweise si-       Schanghai. Ich kann mir durchaus vorstel-        nen Direktflug.                           �
18     Civil Aviation                 Cockpit 06 2013

     Seit den Crossair-Zeiten gibt es ab Basel keine Inlandverbindungen            Wenn Sie einen Wunsch für Ihren Flughafen hätten, wie würde der
     mehr. Ist die Wiederaufnahme solcher Flüge realistisch?                       aussehen?
     Nein, diese Zeiten sind vorbei. Es gibt auch keine Anstrengungen,             Ich würde mir wünschen, dass man die arbeitsrechtlichen Unsi-
     derartige Flüge wieder aufleben zu lassen. Lugano wäre zwar eine              cherheiten, die zwischen Frankreich und der Schweiz bestehen und
     denkbare Nische, aber da müsste man viermal täglich fliegen, je               die meiner Ansicht nach investitionshemmend wirken, beseitigen
     zweimal morgens und abends.                                                   kann. Ich denke, das würde dem EuroAirport zusätzliche Entwick-
                                                                                   lungsmöglichkeiten geben.
     Im letzten Jahr ist die Fracht stark zurückgegangen. Womit hat das
     zu tun?                                                                       Interview: Thomas Strässle
     Tatsächlich verzeichnen wir seit 2011 vor allem in der geflogenen
     Fracht Rückgänge. Damals war ja zwischen Mai und Juli die Nord-
     Süd-Piste wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Malaysia Air-
     lines hat ihre Flüge danach nicht mehr aufgenommen, und Korean
     fliegt seither nur noch einmal pro Woche. Kommt dazu, dass unse-
     re Cargo-Infrastruktur nicht mehr «state-of-the-art» ist. Wir stan-
     den vor der Frage, in neue Infrastrukturen zu investieren oder die
     Luftfracht allmählich auslaufen zu lassen. Weil die Fracht mit 15
     Prozent Umsatzanteil ein wichtiges zweites Standbein darstellt, das
     wir nicht verlieren wollen, haben wir uns für eine Vorwärtsstrategie
     entschieden und im Januar mit dem Bau einer neuen Frachthalle
     begonnen, die nächstes Jahr eröffnet werden soll.

     Gibt es schon neue Frachtgesellschaften, die Interesse bekunden, nach

                                                                                                                                                 Foto: EAP
     Basel zu kommen?
     Konkret kann ich Ihnen noch keine Namen von Airlines nennen,
     es ist auch noch etwas früh dafür. Wir haben aber mit einer Reihe             Das Computer-Bild zeigt das zukünftige Frachtterminal, das
     von Ankermietern, etwa Swissport und Cargologic, Verträge abge-               der EuroAirport für rund 40 Millionen Euro errichten lässt.
     schlossen, die über fünf Jahre laufen. Etwa zwei Drittel der neuen
     Hallenfläche konnten wir so bereits vermieten.
                                                                                    Die neue Frachthalle am EAP
                                                                                    Am südlichen Ende des Flughafens Basel-Mulhouse entsteht der-
     In welchem Stadium befindet sich das Projekt der Schienenanbin-
                                                                                    zeit ein neues Cargo-Terminal. Es ist in sieben Module unterteilt und
     dung?
                                                                                    verfügt über eine Grundfläche von 21 000 m². Ferner entstehen auf
     Das ist ein Unterfangen, das Zeit benötigt. Seit Anfang Mai ist
                                                                                    dem Vorfeld zwei Parkpositionen für Grossraumfrachter. Die neue
     das öffentliche Mitwirkungsverfahren zwischen den betroffenen
                                                                                    Infrastruktur, zu der auch zusätzliche Rollwege gehören, kostet den
     schweizerischen, französischen und deutschen Gemeinden im
                                                                                    Flughafen rund 40 Millionen Euro und soll im dritten Quartal nächs-
     Gang. Studien haben ergeben, dass das Passagierwachstum dank
                                                                                    ten Jahres bezugsbereit sein. Eine Modernisierung der Frachtanlagen
     der Erschliessung des Flughafens durch den Zug ab 2018 etwa sechs
                                                                                    war u. a. nötig geworden, weil das bisherige Cargogebäude den An-
     Prozent jährlich ausmachen könnte. Im nächsten Jahr werden die
                                                                                    forderungen für die Lagerung von temperatursensiblen Gütern wie
     Schweiz und Frankreich auch über die Verteilung der Kosten von
                                                                                    Pharmaprodukte nicht mehr genügte. Der Flughafen geht davon aus,
     rund 220 Millionen Euro verhandeln. Natürlich hoffen wir, dass
                                                                                    dass das Exportvolumen solcher Frachtgüter in den nächsten Jahren
     sich auch Deutschland daran beteiligt. Und schliesslich braucht
                                                                                    zunehmen wird. Das alte Frachtgebäude könnte laut Flughafendirek-
     es eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Im Moment gehen wir
                                                                                    tor Jürg Rämi in Zukunft für die Lagerung der weniger temperatur-

                                                                                              90x28
     davon aus, dass 2015 mit dem Bau begonnen wird und die ersten
                                                                                    empfindlichen Expressfracht verwendet werden. ts
     Passagiere zwischen 2018 und 2020 mit dem Zug anreisen werden.

              Airmail Flugzeugmodelle GmbH
                                                                    rch
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