Die Entstehung der modernen Naturwissenschaft aus dem biblischen Glauben - Wort und Wissen
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Die Entstehung der modernen Naturwissenschaft aus dem biblischen Glauben Eine Zusammenstellung Jethro Lamprecht Stand: 10. 10. 2020 Studiengemeinschaft Wort und Wissen https://www.wort-und-wissen.org/wp-content/ uploads/entstehung-naturwissenschaft-glaube.pdf
Die Entstehung der modernen Naturwissen- schaft aus dem biblischen Glauben. Eine Zusammenstellung Jethro Lamprecht (Stand: 10. 10. 2020) Zusammenfassung: Der biblische Glaube hat Geschöpfe als Mikrokosmen, als kleine Ent sich in der Wissenschaftsgeschichte nicht nur sprechungen zum Universum, mit dem sie als als fruchtbare Grundlage für wissenschaftli- einander ergänzende Bestandteile von Gottes che Erkenntnis bewährt, sondern hat auch harmonischem Ganzen in Verbindung stehen. historisch gesehen die moderne Naturwis- … Vesalius hat … den gottgewollten Aufbau senschaft im Abendland hervorgebracht. der Nerven und Äderchen, Muskeln und Arte rien mit ungekannter Genauigkeit dargestellt. Mit Anleihen bei der Sprache der Renaissan Die biblische Grundlage – kurz cearchitekten beschrieb Vesalius, wie Gott dargestellt das Fundament und die Wände des Körpers systematisch entworfen habe“.2 1575 erschien Gott hat sich bis zu einem gewissen Grade in eine deutsche Übersetzung der Schrift „Anato der geschaffenen Natur offenbart, so dass sei mia“ von Vesalius. Darin heißt es: „Alles mit ne Existenz auch ohne Bibelkenntnis erkannt kunstlichen und schönen Figuren / dermassen werden kann. Dieses geht aus Röm 1,20 hervor: fürgestellt und angebildet / das alle / so diss „Sein unsichtbares Wesen lässt sich ja doch seit unussprechlich wunderwerck Gottes in der Erschaffung der Welt an seinen Werken [mit Natur zuerfaren / lust habend / lychtlich darzu dem geistigen Auge deutlich] ersehen, nämlich kommen mögend.“3 Vesalius ermöglichte die seine ewige Kraft und Göttlichkeit. Daher gibt empirische Wende der Medizin.4 es keine Entschuldigung für sie“ (nach Menge Es lohnt, einen genaueren Blick auf Francis 2020). Nach Karl Wulff will Paulus hier sagen, Bacon (1561–1626) zu werfen. Er war einer der dass man durch rationales Erfassen der Schöp wichtigsten Begründer der neuzeitlichen Wis fung zur Erkenntnis Gottes kommen könne.1 senschaft. Seine Philosophie der Naturbeherr Im griechischen Grundtext von Röm 1,20 ist schung hat biblisch-theologische Vorausset das Verb noeo enthalten. Es lässt sich hier wohl zungen, die den Weg für die Erforschung und am besten als durch Denken erkennen übertra in Folge für den technischen Fortschritt frei gen. Damit kann diese Schriftstelle als eine machten. Alles sollte dem Wohl der Mensch Voraussetzung für die Ermöglichung von wis heit dienen.5 Der Wissenschaftsforscher Wolf senschaftlicher Forschung angesehen werden. gang Krohn zitiert ein Bekenntnis von F. Bacon, welches für ihn (Krohn) die religiöse Voraus Siehe auch Anhang 1: Auf dem Wege zur Ent setzung für eine Philosophie der Naturbeherr stehung der modernen Naturwissenschaft schung ist: F. Bacon ist überzeugt, „‘daß … die Seele des Menschen nicht durch Himmel und Erde geschaffen worden ist, sondern un Moderne Naturwissenschaft im mittelbar von Gott beatmet worden ist; so daß Entstehen die Wege Gottes und sein Umgang mit See len nicht in die Natur, also in die Gesetze des Viele schöpfungsgläubige Naturwissenschaft Himmels und der Erde eingeschlossen sind; ler haben im 16. und 17. Jahrhundert zum sondern dem Gesetz seines geheimen Willens Durchbruch der modernen Naturwissenschaft und der Gnade vorbehalten sind.‘ (VII, S. 221) beigetragen. Von dieser religiösen Grundlage aus kann Ba Andreas Vesalius (1514–1564) war Begrün con es dann als einen Fehler bezeichnen zu der der neueren Anatomie. Vesalius – wie glauben, ‚daß die Erforschung der Natur in auch schon Kopernikus – „sahen menschliche irgendeinem Teil untersagt oder verboten sei‘ 2
Da die Zielsetzung dieses Aufsatzes ist, die in diese Verlage hätten sich bibelgläubige Entstehung der modernen Naturwissen Autoren „eingeschlichen“. Immer wieder schaft aus dem biblischen Glauben aufzu wird in dieser Literatur unsachgemäße Kri zeigen, wurde weitgehend darauf verzich tik an biblischen Aussagen oder an Chris tet, Glaubens- und Erkenntnisirrtümer bei ten geübt. Zum Beispiel schreibt P. Fara in wissenschaftlichen Akteuren wie z. B. ast ihrem Buch auf S. 114: „Den Antidarwinis rologische Vorstellungen bei Kepler darzu ten des 19. Jahrhunderts machte es schwer stellen. Diese konnten die wissenschaftliche zu schaffen, dass ihre Urahnen Tiere wa Fruchtbarkeit des biblischen Glaubens ja ren.“ Es könnte vielleicht sein, dass man nicht zerstören. che Autoren absichtlich kritische Bemer Bei so vielen literarischen Stimmen für kungen in ihre Texte eingestreut haben, um den Ursprung der modernen Wissenschaft nicht von der Öffentlichkeit als bibel- oder aus dem christlichen Glauben könnte die schöpfungsgläubig eingestuft zu werden. Vermutung aufkommen, es seien prochrist Diese Bemerkungen widersprechen aber lich voreingenommene christliche Verlage nicht dem Sachverhalt des Entstehens der ausgewählt worden. Tatsächlich stammt modernen Wissenschaft aus dem biblischen jedoch der überwältigende Anteil der ver Glauben. wendeten Literatur aus dem säkularen Ver Die Anhänge liefern näher Interessierten lagswesen. Auch wäre die Idee abwegig, weitere Informationen. (IV, N, O. Vorwort, S. 20).“6 Bei der „religiösen genauso gehorcht haben, aus dem Nichts her Grundlage“ handelt es sich um biblische Leh vorzutreten. … re einschließlich des Schöpfungsberichts! Weil Der Name einer Sache ist eben das, was … der Mensch in Wahrheit nicht auf bloße Natur Herrschaft selbst über das gewährt, was nicht reduziert werden kann, sondern grundlegend vergegenwärtigt werden kann. … in einem Gottesverhältnis steht – Gott steht Die Metapher [der beiden Bücher, J. L.] nämlich über der Natur –, ist der Mensch in trägt die Legitimation der Naturwissenschaft der Lage, die Kräfte der Natur sich untertänig als das ausdrücklich erklärte Interesse der Re zu machen. ligion [genauer: des biblischen Glaubens! J. L.] Der Wissenschaftshistoriker Floris Cohen an der Erweiterung des Wissens von der Na schreibt über F. Bacons Sicht: „Sofern es dem tur. Indem das eine Buch alles zusammenfaßt, Menschen gegeben sei, Adams Sündenfall was den Gehorsam und die Unterwerfung des wiedergutzumachen, brauche er dafür Natur Menschen erfordert, umfaßt das andere alles, kenntnis.“7 Paolo Rossi drückt es ähnlich aus: was umgekehrt der Unterwerfung durch den „Die neue Wissenschaft, die nun am Werke Menschen fähig und zugänglich ist. … war, sollte die Möglichkeit eröffnen, jene Macht [Der Mensch hat, J. L.] die Lizenz, unter des Menschen über die Natur wiederherzu Wahrung des Gehorsams gegenüber dem gött stellen, die er nach dem Sündenfall verloren lichen Willen, also der Moral, selbst ein über hatte.“8 F. Bacon vertritt die Sicht der zwei Bü die Natur mächtiges Wesen zu sein oder sein cher: Sowohl die Heilige Schrift einschließlich zu können … Das Geheimnis der neuen Wis des Schöpfungsberichts und das „Buch“ der senschaft besteht also darin, der Natur die Mit Natur liefern Erkenntnisse über Gott. Auch die tel zu entnehmen, mit denen Macht über sie Sicht des Philosophen Hans Blumenberg auf ausgeübt wird, so wie sie von allem Anfang an F. Bacon entspricht der oben genannten von ein Produkt der Macht [genauer: der Schöpfer F. Cohen: macht Gottes, J. L.] gewesen war. … „Bacon hat im Hintergrund seiner Erinne Wissen … ist Wiedereinsetzung des Men rung die Schöpfungsgeschichte, die nichts an schen in seine ursprüngliche Hoheit und Macht deres ist als die Summe der Befehle an die bei [vor dem Sündenfall, J. L.], die Dinge bei ihrem Namen genannten Wesen: zu sein. Der para wahren Namen zu rufen und dadurch wieder diesische Mensch wiederholt also die Namen, über sie zu herrschen. ... die im Schöpfungsbefehl vorgekommen wa Das Buch der Worte Gottes und das Buch ren. Diese sind die wahren Namen der Din der Werke Gottes … – diese Dualisierung ist ge, bei denen sie zu rufen bedeutet, daß sie für Bacon nicht mehr strikt symmetrisch. Die 3
Worte Gottes werden zwar in einem festen göttlichen Auftrag „Macht euch die Erde unter und nicht zu erweiternden Bestand verwahrt, tan!“ verantwortlich machen wollen – ein Bei seine Werke jedoch … werden ständig fortge spiel für die unzähligen unsachgemäßen An führt, indem eines dieser Werke, der Mensch, griffe auf die Bibel. Die Kritik ist unsachgemäß, seinerseits zum Werksetzen installiert und le weil schon im nächsten Kapitel des Schöp gitimiert ist. Insofern ihn die Naturerkenntnis fungsberichts (2,15) Gott den Auftrag des Be instand setzt, … diesem Weltamt zu genügen, wahrens des Gartens Eden gegeben hatte. ist sie … unmittelbare Umsetzung der Fähig Francis Bacon kann man nicht die Schuld ge keiten und Möglichkeiten, die dem Menschen ben; sein Programm enthält das Ziel – durch ursprünglich mitgegeben waren und die er aus in Orientierung an 1Mo 2,15 –: „Die Herr beim Verlust des Paradieses eingebüßt, bei der schaft über die Natur muß an der Wohlfahrt Erneuerung des Paradieses, nach Bacons Pro der Menschheit orientiert werden. Die Recht gramm, zurückzugewinnen hatte.“9 mäßigkeit der Forschung bemißt sich an der In diesem Text wird deutlich, dass die neu Verbesserung der Lebensbedingungen, die sie zeitliche Naturwissenschaft ihre Quelle im bewirkt.“13 Das heißt, dass eine Umweltschä Glauben an die Schöpfungs- und Bibeloffen den bewirkende Forschung nicht rechtmäßig barung hat, speziell im Ernstnehmen des heu ist. Für F. Bacon soll aus der Quelle des christ te von vielen verschmähten und bekämpften lichen Glaubens und seiner Nächstenliebe her Schöpfungsberichts. Schöpfung ermöglicht aus die Naturforschung zu einer Verbesserung erst Naturwissenschaft. Wahre Naturkenntnis der Lebensbedingungen beitragen.14 F. Bacon führt zur Einsicht, dass die Natur ihren Sinn hoffte, „je mehr die Menschen sich an den erst von einer übernatürlichen Planung und neuen Wissenschaften beteiligen, desto deut ihrer Umsetzung, also der Schöpfung, her be licher muß ihnen einleuchten, daß der eigene kommt und deswegen erforscht werden kann. Nutzen, wenn er durch die Schädigung eines Nach dem Medizinhistoriker William By anderen erreicht wird, weniger Gesamtnutzen num beschrieb Bacon genau, wie gute Wis bringt und risikoreicher zu bewahren ist, als senschaft funktioniert: „Wissenschaftler soll- wenn die gemeinsame Herrschaft über die Na ten einen präzisen und für andere leicht ver tur errichtet wird.“15 ständlichen Wortschatz benutzen. Sie sollen Francis Bacon wurde wichtigster Fürspre möglichst unvoreingenommen an ihre Unter cher des wissenschaftlichen Fortschritts durch suchungen herangehen … Vor allem aber müs Exploration und Experiment in Europa.16 Er sen sie ihre Experimente wiederholen, bevor hatte auch erkannt, dass Erkenntnis Voraus sie sich ihrer Ergebnisse sicher sein können. … setzungen hat. Mit Scharfsinn analysierte er Je mehr Beobachtungen oder induktive Schluss Voreingenommenheiten, die Erkenntnis beein folgerungen Wissenschaftler sammeln, desto flussen.17 Seine Wahl des biblischen Glaubens genauer können sie vorhersagen, was passie als Voraussetzung für wissenschaftliche Er ren wird. Sie können anhand dieser Indukti kenntnis hat sich in der Geschichte als überaus onen Verallgemeinerungen entwickeln, aus fruchtbar erwiesen. denen wiederum Naturgesetze abgeleitet wer Mit Johannes Kepler (1571–1630) begann den können. Über viele Generationen hinweg die moderne Astrophysik.18 Evangelischen ließen sich Wissenschaftler von Bacons Auf Glaubens, betrieb er Astronomie, um Gott zu fassungen leiten und anregen. Und sie tun es dienen und besser zu verstehen. Kepler ent auch heute noch.“10 Er hatte gelehrt, dass „Wis deckte die Gesetze, mit deren Hilfe die Bahnen senschaft nicht allein der schlichten Natur- der Planeten berechnet werden können. Damit betrachtung entspreche. Die menschliche erfasste er hier aus seiner Sicht Gottes mathe Wahrnehmungsfähigkeit muß mit Hilfe von matischen Plan für die Planetenbewegun Geräten erweitert werden.“11 F. Bacons Er gen. Dass nicht die Erde, sondern die Sonne kenntnis führte tatsächlich zu einem noch nie Mittelpunkt im Sonnensystem sei, war für dagewesenen Wachstum technischen Kön Kepler kein Problem, denn für ihn war die nens. So schreibt W. Krohn: „ … immer dort, Sonne der einzige Himmelskörper, der wür wo die industrielle Gesellschaft Fortschritte dig wäre, Gott als Sitz zu dienen.19 Es lässt sich machte, wurde Bacons Programm ein Stück „erkennen, dass mit Keplers quantitativ orien weiter Realität.“12 tiertem Denken und empirischem Vorgehen Die Industrialisierung führte allerdings die naturwissenschaftliche Methode auf dem auch zu Umweltschäden. Dafür hat man oft den Vormarsch ist“.20 4
J. Kepler schrieb selbst: „ … was mich veran- Planetenbahnen. Für den Wissenschaftler laßt hat, den besten Teil meines Lebens ast selbst jedoch zählten mehr die Ehre Gottes und ronomischen Studien zu widmen, Tycho Bra die magische Schönheit der Mathematik.“28 he aufzusuchen und Prag als Wohnsitz zu An Johannes Kepler wird deutlich, dass bibli wählen, das habe ich mit Gottes Hilfe, der scher Glaube und sorgfältig betriebene Natur meine Begeisterung entzündet und ein un forschung keineswegs in einem Widerspruch bändiges Verlangen in mir geweckt hatte, der zueinander stehen, vielmehr dass biblischer mein Leben und meine Geisteskraft frisch er Glaube zur Forschung motiviert und fruchtba hielt und mir auch die übrigen Mittel durch re Resultate ermöglicht. die Freigebigkeit zweier Kaiser ... verschaffte Siehe auch Anhang 2: Weitere Akteure, die beim – das habe ich also nach Erledigung meiner Entstehen der modernen Naturwissenschaft mit astronomischen Aufgabe … endlich ans Licht wirkten: gebracht.“21 J. Kepler hat in dem Glauben ge forscht, „dass ein harmonischer und geordne Siehe auch Anhang 3: Während und nach der ter Kosmos, so wie er der menschlichen Ver Zeit der „Aufklärung“: nunft zugänglich ist, die Herrlichkeit Gottes unmittelbar widerspiegelt und ihn selbst sei nen Anhängern zu erkennen gibt. … Er dankt Einige Überlegungen zur seinem Schöpfer ausdrücklich dafür, dass er Geschichtsschreibung: Natur- es seinem Knecht Kepler ermöglicht, ihn mit und Menschheitsgeschichte der Astronomie zu feiern und zu verehren.“22 Er verglich die Aufgabe eines Naturforschers Der Theologe Gerhard Maier stellt bezüg mit der eines Geistlichen: die Erforschung der lich der Geschichtsschreibung des Alten Tes Werke Gottes in der Natur und derjenigen in tamentes fest: Gott wirkt verändernd in die der Heiligen Schrift.23 Geschichte hinein. Wahrheit und reale Fakten H. J. Störig schreibt über den Zusammen sind aufeinander bezogen.29 „Was sich nicht hang von Schöpfungsglaube und Naturwis auf unverfälschte Tatsachen gründet, hat keine senschaft bei Kepler: „Daß die Gesetze des Bedeutung, ist eben nicht ‚wahr‘.“30 Und: „Wie Kosmos von vollkommener Harmonie sein kein anderes Volk des Orients und vielleicht müßten, stand für ihn fest. Schon in seinem der ganzen Weltgeschichte ist Israel zum Ver ersten Werk, dem ‚Weltgeheimnis‘ begann ständnis der Geschichte erzogen worden.“31 er sie zu suchen. Wie die Pythagoreer war er Der Hebraist und Archäologe Alan Millard überzeugt, daß Zahlen und Zahlenverhält kommt zum Ergebnis: „Wenn wir die Bibel nisse eine tiefe Bedeutsamkeit in der göttli auf dem Hintergrund der altorientalischen chen Schöpfung haben müßten.“24 P. Rossi Religionsgeschichte lesen, zeigt es sich, daß beschreibt Keplers Sicht: „Das Universum ihr Zeugnis mit dem uns heute zur Verfügung sei durch einen genauen Schöpfungsplan ge stehenden Wissen – aus antiken Texten und schaffen und habe einen geometrischen Auf materiellen Überresten, die in den letzten hun bau“.25 dert oder mehr Jahren entdeckt wurden – gut Und zur Methodik: „Im Gegensatz zu den übereinstimmt.“32 Nach dem Hebraisten Hein meisten Wissenschaftlern beschränkte sich rich von Siebenthal gehört auch die Überein Kepler nicht darauf, in seinen Werken lediglich stimmung von Wirklichkeit und Aussage zum die Resultate seiner Forschungen darzustel Wahrheitsverständnis der Althebräer.33 len, sondern er beschrieb auch die Ursachen, Nach Hans Joachim Störig sind die Juden aufgrund derer er zu seinen Theorien gelangt diejenigen, das als erstes Volk Geschichts war, berichtete von seinen Versuchen, den ihn schreibung praktizierte – Geschichte als in plagenden Zweifeln und Unsicherheiten und nerer Sachzusammenhang. Erst Jahrhunderte hielt seine Irrtümer fest.“26 Nach Kepler muss später wurde außerhalb Israels ein solches Ni te eine Hypothese die Wirklichkeit zuverlässig veau erreicht.34 „In atl. Zeit konnte gerade auf abbilden. Neu war seine Einsicht, dass man dem Boden göttlicher Offenbarung in Israel auch Resultate anderer Fachgebiete heranzie eine für ihre Zeit überlegene G. [Geschichts hen sollte, wenn sie für den Gegenstand re schreibung, J. L.] wachsen.“35 levant sind.27 Bernd Schuh fasst zusammen: Laut „DIE ZEIT“-Lexikon sieht Augusti- „Kepler steht für Erkenntnis und Fortschritt, nus (354–430) die Menschheitsgeschichte im für die Vervollkommnung des Wissens über die Gegensatz „zur antiken Auffassung nicht als 5
ewig sich wiederholenden Kreislauf, sondern die Texte exakt festzustellen und in großen le als einmaligen Ablauf von der Weltschöpfung xikonartigen Quellenwerken herauszugeben. bis zum Weltgericht und begründete so eine Der bekannteste unter diesen Maurinern ist neue Geschichtsphilosophie.“36 Jean Mabillon (1632–1707). … Sein Werk De re Das moderne Geschichtsdenken ist aus dem diplomatica begründete die wichtige Hilfswis christlichen Geschichtsdenken des Mittelalters senschaft der Diplomatik (Urkundenlehre).“44 erwachsen.37 „Die Geschichte ist in erster Linie Robert Hooke (1635–1703) war nicht nur Heilsgeschichte. Sie ist ein ungeheures Drama Experimentalforscher, sondern äußerte sich zwischen dem Anfang der Weltschöpfung, wie auch zur Naturgeschichte. Er wies „die The er in der Schöpfungsgeschichte geschildert ist, se, wonach die Fossilien auf die Sintflut zu und dem Jüngsten Gericht. … Es ist unschwer rückgingen, als unwahrscheinlich zurück. Für zu erkennen, daß die Geschichte als Ganzes Hooke hatten die Erde und die auf ihr anzu für die christliche Auffassung wegen dieser treffenden Formen des Lebens eine Geschich Einmaligkeit und Unwiderruflichkeit der ent te – durch Natural Powers und physische Ein scheidenden Vorgänge eine einzigartige Be wirkungen (Erdbeben, Überschwemmungen, deutsamkeit und Eindringlichkeit erhalten Überflutungen, vulkanische Ausbrüche) sei mußte. …[Es, J. L.] war das irdische Geschehen en sie im Laufe der Zeit verändert worden. in der Auffassung der Geschichte als Heilsge Seit der Schöpfung ‚hat sich ein Großteil der schichte doch die Stätte der Versuchung und Erdoberfläche verwandelt und seine Natur der Bewährung, die Zeitspanne, die über das verändert […]. Viele Teile, die einst Meer wa Schicksal des einzelnen für die Ewigkeit ent ren, sind heute Land, und verschiedene an schied. Die Geschichte als entscheidungs dere Teile, die heute zu den Meeren gehören, schwerer und nach Gottes unabänderlichem waren einst Festland; aus Gebirgen wurden Ratschluß ablaufender Vorgang – solche Vor Ebenen und aus Ebenen Gebirge‘. Die Erde … stellung gab dem Drama der Geschichte eine bestehe aus übereinanderliegenden Schichten. einzigartige Akzentuierung und Dringlichkeit. Hooke wandte sich auch von der Vorstellung So entstand ein neues Zeitbewußtsein, das sich ewig unveränderlicher Arten ab und formu scharf abhob von allen vorangegangenen und lierte die Hypothese von der Ausrottung und von allen nichtchristlichen Kulturen.“38 dem Verschwinden lebender Arten: ‚Es ist Der Theologe Wolfhart Pannenberg kons festzustellen, daß Störungen klimatischer Art, tatiert, dass der christliche Glaube der Philo des Bodens und der Ernährung häufig gro sophie und der Geschichtsschreibung das The ße Veränderungen nach sich ziehen […], die, ma der menschheitlichen Universalgeschichte soviel ist sicher, grundlegende Wandlungen vermittelt hat.39 Und nach dem Philosophen in Gestalt und Geschick eines Lebewesens Karl Löwith hat die moderne Geschichtsphilo hervorrufen können‘ … Die Naturgeschichte sophie ihren Ursprung in der christlichen Ge Hookes blieb allerdings eingebunden in die schichtstheologie.40 zeitliche Dimension der Heilsgeschichte; er Der Reformator Philipp Melanchthon hatte keinerlei Absicht, die überlieferte Frist (1497–1560) schuf Grammatiken für den La von sechstausend Jahren in Frage zu stellen tein- und Griechischunterricht.41 Er „gab einen oder die Übereinstimmung von Natur und Leitfaden für das Studium der Geschichte he Heiliger Schrift in Zweifel zu ziehen.“45 Hoo raus, hielt als erster regelmäßige Vorlesungen ke schrieb seine Erkenntnisse rund ein bzw. über Geschichte und machte damit die Ge zwei Jahrhunderte vor James Hutton (1726– schichtswissenschaft erst an den deutschen 1797) und Charles Lyell (1797–1875), die eine Universitäten heimisch.“42 Nach seinem Ent atheistische Deutung der Erdgeschichte zur wurf wurde das Hochschulwesen reformiert. Herrschaft brachten. Zu den Fächern zählten auch Philosophie und Thomas Burnet (um 1635–1715) verfass Medizin.43 te 1680 bzw. 1684 eine hypothetische Natur André Duchesne (1584–1640) und die Be geschichte der Erde unter Einbeziehung bi nediktinermönche der St. Maurus-Kongregati blischer Aussagen. Zeitgenössische Autoren on „wandten sich gegen jede aus dem Streben vertraten z. T. kontroverse Deutungen zum nach künstlerisch ansprechender Darstellung Thema. So vermutete der Astronom Edmund erwachsende Verfälschung der Geschichte. Halley (1656–1742) im Jahre 1694, dass die Gewissenhaft, mit pedantischer Treue gingen Sintflut durch einen Kometen verursacht wur sie daran, Urkunde um Urkunde auszugraben, de.46 6
Gottfried Wilhelm von Leibniz (1646–1716) Menschheitsgeschichte ohne Gott und die Hei äußerte sich in seiner Schrift Protogaea, 1691 lige Schrift als Erkenntnismaßstab zu erfassen, und 1692 entstanden, zur Naturgeschichte. werden manche Ergebnisse defizitär oder so Zur Entstehung des Weltalls seien zwei seiner gar fehlerhaft sein. Voraussetzungen genannt: „1. Es handelt sich Georges Cuvier (1769–1832) vertrat hin um die Entfaltung von impliziten, schon von sichtlich der Urzeit eine Reihe von Katastro vornherein vorhandenen und wie in einem phen, deren letzte für ihn die Sintflut war.52 Er Embryo planmäßig festgelegten Möglichkei widmete sich auch der Erforschung von Fos ten; 2. Die Entscheidung für diesen Plan lag bei silien.53 Gott, und die Geschichte des Universums wur In der Zeit seit dem letzten Drittel des zelt nicht im Chaos, sondern erwächst aus den 17. Jahrhunderts wurde über die Möglichkeit freien Ratschlüssen Gottes, d. h. den Gesetzen diskutiert, die Naturgeschichte wissenschaft der Grundordnung dieses (besten) möglichen lich zu erforschen.54 „Wenn man davon aus Universums, das Gott dazu ausersehen hatte, ging, daß sich Physik und Naturphilosophie Wirklichkeit zu werden … . … mechanistische mit der bestehenden Welt befassten (so, wie sie und teleologische Ansichten waren … nicht … von Gott in Bewegung gesetzt worden war), unvereinbar; man könne von der Geschichte dann erschien es wenig sinnvoll, überhaupt der Welt und der Entstehung des Sonnensys die Frage nach der Entstehung der Welt zu tems, von einer historischen Dimension des stellen. Dieses Problem gehörte demnach nicht Universums und der Erde sprechen, ohne sich in den Bereich der Wissenschaften, sondern … … atheistischen oder materialistischen Frevels es gehörte zu den ‚Romanen der Physik‘, wie schuldig zu machen. Indem er das Chaos und man damals zu sagen pflegte“.55 Dann setzte die Unordnung relativierte, hob er die Gegen sich jedoch die Sicht einer Berechtigung der sätze zwischen Burnet und den Cartesianern wissenschaftlichen Erforschung der Naturge auf und schuf damit Raum für die empirische schichte durch, und es kam zu den sich wider Erforschung der Veränderungen, denen Ent sprechenden Schulen des Uniformitarismus wicklung des Universums und der Erde unter und des Katastrophismus.56 Bei der Deutung worfen war.“47 naturgeschichtlicher Entdeckungen gelangte Isaac Newton (1643–1727) vertrat mit vie man zu unterschiedlichen Ergebnissen, abhän len Protestanten und Katholiken die Wahrheit gig von unterschiedlichen Voraussetzungen. der Heilsgeschichte.48 In Diskussionen plä Es wurde überlegt, in welchem Verhältnis die dierten Anhänger Newtons für drei Grund Funde zu Schöpfung und Apokalypse oder annahmen: „1. die Entwicklung der Erde und auch zum Materialismus stünden.57 des Kosmos sind allein mittels der Naturphilo Die anfängliche Bezweiflung der Wissen sophie nicht gänzlich erklärbar, vielmehr sei schaftsfähigkeit der Erforschung der Naturge en einige Wunderwirkungen vorauszusetzen; schichte ist sehr interessant. Der Erforschung 2. die Wahrheit der biblischen Geschichte darf der Urzeit eignet ja tatsächlich eine viel gerin nicht in Zweifel gezogen werden; 3. man muß gere Verlässlichkeit als den Ergebnissen der einräumen, daß in der Natur letzte Gründe Experimentalforschung. Erstere kann bei wei existieren. Eine anthropomorphe Vorstellung tem nicht vollständig sein und die Datenlage ist auch in der Physik völlig gerechtfertigt.“49 ist in der Regel sehr viel eingeschränkter als im Newton erwartete für die Endzeit das tau experimentellen Bereich. sendjährige Friedensreich Christi auf Erden.50 Empirische und historische Erkenntnis Johann Georg Hamann (1730–1788) gibt sind in mancher Hinsicht nicht gleichartig. zu bedenken: „Weil Gott spricht und in Wor Geschichte kann nicht beobachtet oder experi ten schafft, kann die Natur ein Buch heißen … mentell überprüft werden, stellt der Philosoph Die Bibel ist der ‚Schlüssel‘ für das Buch der Thomas Zwenger fest.58 Ein Ausschalten welt Natur wie für das Buch der Geschichte, und anschaulicher Voraussetzungen, wenn größere alsdann, aber auch erst alsdann, vermögen das (naturgeschichtliche) Zusammenhänge in den Buch der Natur und das Buch der Geschich Blick genommen werden sollen, ist nicht mög te ihrerseits ‚Kommentare‘ zur biblischen Of lich. Die gegenwärtig unter Wissenschaftlern fenbarung zu sein … Das ist alles Theologie, vorherrschende Weltanschauung ist die natu durch ihre Begründung im Reden Gottes ralistische Weltsicht. Eine naturalistische Kon auch die Vorstellung vom ‚Buch der Natur‘.“51 zeption von Naturwissenschaft ist im Gan Wird versucht, die Natur, die Natur- und zen gesehen nicht reine Naturwissenschaft, 7
sondern ein Naturwissenschafts-Weltanschau ist die Frage nach der Verlässlichkeit der Zeu ungs-Mischsystem mit einer feindschaftlich- gen.63 Die biblischen Zeugen verdienen das intoleranten Stoßrichtung gegen den Schöpfer Vertrauen, weil hinter ihnen der allwissende, der Natur. wahrhaftige Gott als Offenbarer steht. Daher werden biblische Berichte immer Wilhelm von Ockham (um 1280/1285 – zw. wieder im Namen „(natur)historischer For 1347 u. 1349) kann christlichem Geschichtsver schung“ in Frage gestellt. Doch immer wieder ständnis auch heute noch Orientierung geben. zeigt sich, dass vermeintliche Ergebnisse „(na Er vertritt die Erkenntnis, dass Gott nach sei tur)historischer Forschung“ in Frage gestellt nem Konstituieren der Weltordnung nicht in werden müssen. Der Philosoph H. Blumenberg seinem Welthandeln an sie gebunden ist.64 In schreibt: „Die Geschichtsschreibung bedient der Konsequenz ist Gott also in der Lage, un sich nicht nur einer gezielten und bedachten, abhängig von Naturgesetzen zu erschaffen, sondern einer ihrer Anschauung unverzicht Naturabläufe unabhängig von Naturgesetzen baren Ungenauigkeit, einer ‚Idealisierung‘ ih zu steuern, Wunder zu tun, zu inspirieren. res Gegenstandes“.59 Geschichtliche Ereignis Gott kann auch bewirken, dass die Naturge se können kaum vollständig und völlig exakt schichte teils gemäß Naturgesetzen und teils erfasst werden. In zentralen Bereichen kann ohne sie abläuft. Das führt dazu, dass erstens deshalb eine Interpretation nicht vermieden die Ergebnisse der naturalistischen (Re-)Kon werden, und Interpretationen basieren immer struktion der urzeitlichen Naturgeschichte auf Annahmen oder Vorurteilen, die zu posi nicht nur wegen der prinzipiellen Lückenhaf tiver Idealisierung oder zu negativer Verzer tigkeit des Erforschbaren teilweise als unsicher rung der Untersuchungsgegenstände führen. eingestuft werden müssen. Und dass zweitens Wenn es darum geht, Geschichte zu biblischer die biblische Geschichtsdarstellung als nicht Zeit zu erforschen, können sich schnell antibi widerlegt gelten kann. Wenn Gott in seinem blische Motive durchsetzen. urzeitlichen Naturhandeln von seiner Souve Nach Th. Zwenger legt der Historiker durch ränität Gebrauch gemacht hat, wird es sich am Interpretation die Bedeutung von Ereignissen Ende erweisen, dass die biblische Urgeschich fest.60 Geschichtsschreibung ist „ein Freiheits- te historisch Recht hat. Geschehen …, das unter praktischen Interessen Urteile über die Vergangenheit nur mit dem Anspruch auf Wahrheit formuliert.“61 Der His Gesellschaftliche Grundvoraus- toriker kann demnach Wahrheit nicht garan setzungen für die Entstehung tieren, strebt aber im günstigen Falle diese an. der modernen Naturwissenschaft Die Objektivität historischer Erkenntnis ist in sind wesentlich durch den bibli- hohem Maße beeinträchtigt: Die Unvollstän schen Glauben gegeben digkeit der Wahrnehmbarkeit der Geschichte zwingt zur Partikularität der Historiographie Nach dem Historiker und Philosophen Hans nicht nur in chronologischer, sondern auch Joachim Störig ist die Entstehung von Wissen in synchroner Hinsicht. Es ergibt sich die schaft von gesellschaftlichen Vorbedingungen Notwendigkeit, einen Sinnzusammenhang abhängig: Daseinsvorsorge, gesellschaftliche des vergangenen Geschehens, welches sich Organisiertheit (Stadt, Staat), gesellschaftliche aus Einzelereignissen zusammensetzt, zu er Ordnung durch auf Religion basierende Moral schließen oder zu konstruieren. Menschliches und von diesen bestimmtes Recht, Arbeitstei Handeln ist immer moralisch und/oder unmo lung, Landwirtschaft, Kenntnis der Eigenschaf ralisch. Daher können leicht subjektive Wert ten verschiedener Werkstoffe, Werkzeugge entscheidungen des Historikers auf der Basis brauch, Schrift und Zahlenverständnis.65 Diese seiner bewussten oder unbewussten Weltan Vorbedingungen wurden und werden durch schauung seine Arbeit beeinflussen. Bedeut den biblischen Glauben gefördert. sam ist außerdem, dass die Historiographie H. J. Störig schreibt: „Die Wissenschaft, so von der jeweiligen Urteilskraft der Historiker sehr sie heute in aller Welt zu Hause ist … , abhängig ist.62 Dies alles gilt es zu bedenken, wurde doch geschaffen von der kleinen Grup wenn im Namen „historischer Forschung“ die pe von Völkern, die die abendländische Kul Glaubwürdigkeit von biblischen Berichten be turgemeinschaft bilden, und ihre Schöpfung zweifelt wird. Dennoch enthält historische Er ist nicht ohne die geistige Tradition dieser Völ kenntnis auch Tatsachenwissen. Entscheidend ker und ihre geschichtlich einmalige Eigenart 8
zu denken. … [Es, J. L.] war in der Geschichte zu vermitteln, damit sie die Bibel selber le des christlichen Abendlandes durch das Mit sen konnten. … Doch auch hohe und höhere telalter hindurch die religiöse Wahrheitssuche Schulen entstanden neu, unter ihnen Genf [so! in engster Verklammerung mit der wissen J. L.] und die Universitäten des deutschen Nor schaftlichen. Man kann die Geistesgeschichte dens und Ostens.“70 Die Motivation, die Bibel des Mittelalters ansehen und darstellen als die lesen zu können, förderte auch ein allgemei Geschichte des Versuchs, das aus der Antike nes Leseinteresse. In der Folge wurde immer überkommene Erbe wissenschaftlichen Wis mehr Schul- und Universitätsbildung in An sens mit dem religiösen Glauben zu verbin spruch genommen, was dem Wachstum der den und zu versöhnen. … [Es, J. L.] blieben Wissenschaft zugutekam.71 Die Puritaner, die … Philosophie und Wissenschaft, so sehr sie seit Ende des 16. Jahrhunderts die Prinzipien sich in der Folge selbständig machten oder der Reformation rein bewahren wollten, för auch eine Frontstellung gegen die Religion zu derten das Universitätswesen. Sie „bekämpf beziehen schienen, immer ein geschichtlich ten heftig die Unzulänglichkeit der Lehrstoffe auf dem Mutterboden der christlichen Reli und die Rückständigkeit der Methoden zur gion erwachsener und ohne diesen niemals Wissensvermittlung. Der Versuch, neue Wis geschichtlich zu verstehender Zweig unserer senschaften an die Universitäten zu bringen, Kultur, ja, sie hätten überhaupt an keinem an zielte darauf ab, deren praktische Anwendung deren geschichtlichen Ort erwachsen können. zu fördern, neue Erfindungen zu begünstigen Wissenschaftsgeschichte kann deshalb die Au und überdies den Kreis derer zu vergrößern, gen nicht vor der Tatsache verschließen, daß die von dem Unterricht profitierten.“72 die ganze Geistesentwicklung des Abendlan des – auch dort, wo sie ihm entgegentritt – von der geschichtlichen Erscheinung des Chris Biblisch-theologische Voraus tentums bestimmt ist; ebensowenig vor der setzungen lassen eine intelligibel anderen, daß zu allen Zeiten die Großen der erschaffene Welt erkennen Wissenschaft, gerade aus ihrem wissenschaft lichen Forschen heraus, oftmals von tiefer Re Das DIE ZEIT-Lexikon sagt: „ … der christli ligiosität erfüllt waren und sind. … [Es, J. L.] che Schöpfungsglaube … führt zur Entsakra muß … die Wissenschaftsgeschichte sehen, lisierung und Entgötterung der Natur“. Da daß die mittelalterliche Theologie in jahrhun mit ebnet die biblische Schöpfungslehre der dertelanger Arbeit der besten Köpfe ein logi modernen Naturforschung grundlegend die sches Instrumentarium geschaffen hat, ohne Bahn.73 das die moderne Wissenschaftsentwicklung In der bisherigen Wissenschaftsgeschichte kaum möglich gewesen wäre.“66 einschließlich der Motivation für Naturfor Im vom Christentum geprägten Europa schung erwies sich also der Einfluss theologi gelang ab dem 12. Jahrhundert die Etablie scher und metaphysischer Positionen als be rung von Naturwissenschaft. Nur hier wurde trächtlich. Das konstatiert der Philosoph Kurt sie zur modernen Naturwissenschaft weiter Hübner.74 In erster Linie ist hier der biblisch- entwickelt.67 Fast alle wichtigen Denker und christliche Einfluss zu nennen. So führte der Forscher des europäischen Mittelalters waren christliche Ordnungsgedanke in Verbindung Geistliche. Die im westlichen Christentum mit der Mathematik zur Entstehung des neu praktizierte Kombination von geistlich-geisti zeitlichen Naturgesetzbegriffes75 und der ka ger Tätigkeit mit handwerklicher Technik, aber tholische Christ Albertus Magnus entwickelte auch die Förderung des Arbeitsethos durch im Mittelalter die geistige Basis für die empi die Reformation, unterstützte die Entwick risch-experimentelle Naturforschung.76 Das lung von Wissenschaft.68 Handwerkern und aus dem Schöpfungsglauben abgeleitete Na Ingenieuren kommt für die Entwicklung der turverständnis hat sich als wissenschaftlich Naturwissenschaft erhebliche Bedeutung zu. sehr fruchtbar erwiesen: „Die Theorien Kep Im 15. und 16. Jhdt. wurden viele technische lers und Newtons sind eingebettet in Prinzipi Abhandlungen verfasst.69 „Da die Reformati enüberlegungen, die einen engen Zusammen on – im Gegensatz zum Humanismus – eine hang zwischen ihren Auffassungen über die Massenbewegung war, machten fast alle pro Natur im allgemeinen und dem Wirken Gottes testantischen Länder große Anstrengungen, in ihr herstellen.“77 Noch deutlicher tritt die den Massen wenigstens eine einfache Bildung Wichtigkeit des Schöpfungsglaubens für die 9
Entwicklung der neuzeitlichen Naturwissen war die Gesetzesmetapher … angemessen. schaft in folgender Feststellung des Philoso Denn sie dachten sich Gott als eine Art univer phen Ulrich Charpa hervor: „Kepler, Galilei, salen Herrscher, dessen Anweisungen überall Bacon, Newton und viele nach ihnen sehen galten und dessen Allmacht eine Art kosmi sich einer ‚freundlichen‘, d. h. eindeutig geord sche Ordnungsinstanz darstellte. Die Gesetze neten und verläßlichen Welt gegenüber, deren der Natur waren ewige Ideen im Geist eines Ursache/Wirkung-Zusammenhänge sich auf mathematischen Gottes.“83 Und: „Die Begrün spüren lassen. Die Quelle der Vermutung läßt der der mechanistischen Naturwissenschaft sich noch aus Einstein [so! J. L.] berühmten im siebzehnten Jahrhundert – Johannes Kep ‚Gott würfelt nicht‘ ersehen: Ein gütiger Gott ler, Galileo Galilei, René Descartes, Francis hat die Welt so erschaffen, daß wir hinter dem Bacon, Robert Boyle, Isaac Newton und andere Chaos der Erscheinungen auf intelligible Ge – waren praktizierende Christen. … Die Na setze stoßen können.“78 turwissenschaft des siebzehnten Jahrhunderts Nach C. F. v. Weizsäcker ist die „Annahme entwarf ein Bild des Universums als Maschine, ‚strenger und allgemeingültiger Naturgesetze‘ die ein Gott klug konstruiert und in Gang ge von der Voraussetzung des christlichen Schöp setzt hatte.“84 fungsglaubens“ abhängig.79 Er kommt auch Die meisten „der führenden Vertreter … zu dem Ergebnis: „Entgegen dem, was viele der mechanistischen Naturphilosophie des Christen und alle Säkularisten glauben, neige 17. Jahrhunderts … distanzierten sich … aus ich zu der Ansicht, daß die moderne Welt ih drücklich von allen atheistischen Schlußfol ren unheimlichen Erfolg zum großen Teil ih gerungen, die sich aus der materialistischen rem christlichen Hintergrund verdankt.“80 [wohl besser: mechanistischen, J. L.] Lehre Auch einige Feststellungen des Physikers ergaben. Sie lehnten jene Denkansätze ab, die Albert Einstein sind gut geeignet, Licht auf das Eingreifen eines göttlichen Schöpfers in den Begründungs- und Motivationszusam Frage stellten und den Ursprung der Welt dem menhang des biblischen Schöpfungsglau Zufall bzw. dem zufälligen Zusammenspiel bens für die Naturwissenschaft zu werfen. der Atome zuschrieben. Das Bild von der Welt Er schreibt: „Welch ein tiefer Glaube an die maschine setzte die Vorstellung eines Urhebers Vernunft des Weltenbaues und welche Sehn und Baumeisters voraus, die Uhrenmetapher sucht nach dem Begreifen wenn auch nur ei verwies auf den göttlichen Uhrmacher. Die nes geringen Abglanzes der in dieser Welt sorgfältige und fleißige Erforschung der gro geoffenbarten Vernunft musste in Kepler und ßen Weltmaschine hieß, zum Ruhme Gottes Newton lebendig sein, dass sie den Mechanis im Buch der Natur und, ergänzend dazu, in mus der Himmelsmechanik in der einsamen der Heiligen Schrift zu lesen.“85 Der finnische Arbeit vieler Jahre entwirren konnten!“81 Der Professor für Biotechnologie Matti Leisola biblische Schöpfungsglaube hat tatsächlich schreibt: „Die Revolution der experimentellen wissenschaftliche Forschung angeregt. In ei Naturwissenschaften beruht auf der Überzeu nem anderen Aufsatz schreibt A. Einstein: gung, dass das Weltall von einem intelligenten „Wenn die Religion es ist, die Ziele setzt, so hat und persönlichen Gott geschaffen wurde.“86 sie doch von der Wissenschaft im weitesten Ähnlich sieht es laut „Idea-Spektrum“ der Bio Sinn erfahren, welche Mittel zur Erreichung loge Günter Bechly: „Das Christentum habe in der von ihr gesetzten Ziele beitragen können. Wirklichkeit die Entwicklung der modernen Wissenschaft aber kann nur geschaffen wer Wissenschaften erst ermöglicht. ‚Die Christen den von Menschen, die ganz erfüllt sind von glauben an einen himmlischen Gesetzgeber. dem Streben nach Wahrheit und Begreifen. Deshalb glaubte man im christlichen Abend Diese Gefühlsbasis aber entstammt der reli land auch, man könne diese Ordnung mit dem giösen Sphäre. Hierher gehört auch das Ver Verstand erfassen.‘“87 trauen in die Möglichkeit, die in der Welt des Der Wissenschaftshistoriker Floris Cohen Seienden geltenden Gesetzmäßigkeiten seien schreibt: „Unsere Welt“, behaupteten Kepler vernünftig, das heißt durch die Vernunft be und Galilei, „ist ihrem Wesen nach mathema greifbar. Ohne solchen tiefen Glauben kann tisch konstruiert. Galilei bezeichnete die Ma ich mir einen wirklichen Forscher nicht vor thematik als die Sprache, in der das Buch der Na stellen.“82 tur geschrieben sei. Kepler sagte, die Geometrie Der Biologe Rupert Sheldrake stellt fest: „Für sei vor den Dingen und ewig, sie habe Gott die Väter der modernen Naturwissenschaft die Urbilder für die Erschaffung der Welt 10
geliefert.“88 Ähnlich sagt es die Wissenschafts her durchzieht Aristoteles‘ gesamte Philo historikerin Patricia Fara: Für Pythagoras sophie. … Dieses Zweckdenken machte das und seine Anhänger war der „quantitative aristotelische Weltbild für Christen besonders Zugang zum Universum Teil ihres spirituel anziehend, denn ihr Gott herrscht über ein ähn len Strebens nach Selbstvervollkommnung, lich zielgerichtetes Universum. Die Teleologie doch zugleich zeichnet er auch die rationale hat seither immer wieder im Mittelpunkt wis Naturwissenschaft und die Arbeitsweise vie senschaftlicher Debatten gestanden, vor allem ler berühmter Theoretiker wie Newton und in evolutionstheoretischem Zusammenhang, Galilei aus, die sich den Kosmos als großes wo sie als ‚argument from design‘ bezeich Buch vorstellten, das Gott in der Sprache der net wird. Wenn man von einem intelligenten Mathematik, der Dreiecke, Kreise und sons Schöpfer ausgeht, ist man in der komfortablen tigen geometrischen Formen verfasst hatte – Lage, alles im Universum als Bestandteil eines ein einflussreiches Bild. Wer an die Macht der großen Plans zu sehen“.95 mathematischen Naturwissenschaft glaubt, Die verbreitete Ansicht, zwischen Theolo kann durchaus zugleich religiös sein.“89 Die gie und Wissenschaft hätte nur Feindschaft Astrophysikerin Joanne Baker: Kepler „glaub geherrscht, ist wissenschaftshistorisch wider te, dass Gott das Universum nach einem ma legt. Der Fachmann für Geschichte der Wis thematischen Plan geschaffen habe.“90 Und er senschaft Reyer Hooykaas hat „gezeigt, welch „war der erste …, der eine wissenschaftliche große Rolle auch die religiösen Vorstellungen Herangehensweise anwendete, die auch heute [genauer: biblisch orientierte Glaubensposi noch Bestand hat – er führte Beobachtungen tionen, J. L.] gottesfürchtiger Naturforscher durch und analysierte die Ergebnisse, um The wie Kepler, Pascal, Boyle und Newton bei der orien über unser Universum zu überprüfen.“91 Entstehung der modernen Naturwissenschaft Die Logik der Forschung hat im Glauben an gespielt haben.“96 Schöpfungsglaube schwächt eine vernünftige Schöpfung ihren Grund. also nicht, sondern stärkt Naturforschung. Die Naturphilosophen des 17. Jahrhun F. Cohen befasst sich auch ausführlich mit der dert waren darin einer Meinung, dass das Entwicklung der Naturerkenntnis in der isla Uhrwerk Universum einen Schöpfer habe, mischen und chinesischen Welt und begrün so wie eine Maschine auch von einem Kon det, warum nicht dort oder in Indien, sondern strukteur entwickelt sei.92 Eine Erkenntnis aus im christlichen Europa der Durchbruch zur dem 17. Jahrhundert tauchte nach F. Cohen modernen Naturwissenschaft gelang. Zentral unlängst „im modernisierten Gewand des ist für ihn die „Extrovertiertheit“ des biblisch ‚Intelligent Design‘ wieder auf, obwohl sie ei bestimmten Glaubens. Dieser beschränkt sich gentlich nie verschwunden war: ‚Schau nur, nicht auf eine Innerlichkeit (Introvertiertheit), wie geschickt die Natur konstruiert ist, wie sondern versteht sich „(um einen biblischen genau alles, ob groß, ob klein, aufeinander Ausdruck zu gebrauchen) als ‚Haushalter‘ mit abgestimmt ist, wie exakt die Naturgesetze dem von Gott erteilten Auftrag, die Natur klug entworfen wurden! Das alles kann kein Zufall zu verwalten, sie aber auch zum eigenen Nut sein, ein Gott muss all dies für uns, die er nach zen zu gebrauchen. seinem Ebenbild geschaffen hat, so eingerich Die Reformation hat diese spezielle Ent tet haben.‘ Bereits im 17. Jahrhundert erschie wicklung … weiter vorangetrieben.“97 Deut nen Dutzende von Traktaten diesen Inhalts.“93 lich schimmert hinter solcher Einstellung der Aus seinen Forschungen „konnte Newton Auftrag im Schöpfungsbericht durch. F. Co folgern, dass Gott, wenn er ein lebensfähiges hen stellt weiter fest: Das „Christentum in sei Universum schaffen wollte, keine Wahl ge ner ganzen Breite und die Naturerkenntnis in habt hatte; ohne Newtonsches Gravitationsge ihrer neuen Form ergänzen einander auf eine setz … geht es nicht. Also besaß Gott zusätz natürliche Weise. lich zu all Seinen anderen herausragenden … [Es, J. L.] war etwas entstanden, was es Eigenschaften noch die eines erstrangigen nie zuvor gegeben hatte: die religiöse Sanktio Mathematikers, der auch in dieser Hinsicht nierung von rein-weltlicher [so! J. L.] Erkennt mit großer Sorgfalt vorgegangen war – nicht nis. Vor allem gab es dergleichen nicht in der das unwichtigste Merkmal eines intelligenten islamischen Kultur.“98 Handwerkskunst und Entwurfs!“94 Experiment wirkten zusammen. „Diese Art Auch P. Fara nimmt das Design-Argument von unmissverständlicher Rückkopplung hat in den Blick: Das „Denken vom Endzustand te es in der Naturforschung [bisher, J. L.] nie 11
gegeben. In der realistisch-mathematischen vorgegeben. Im Unterschied zum naturalisti Naturerkenntnis des 17. Jahrhunderts werden schen Glauben erwächst aus dem biblischen ihre Möglichkeiten und Grenzen untersucht. Glauben das unbedingte Streben nach Wahr Zum ersten Mal in der Geschichte der Naturer heit, das notwendig ist für Wissenschaft. kenntnis wird es möglich, Annahmen zu formulie Denn der Schöpfer ist der Gott der Wahrheit ren, die nicht nur plausibel klingen, sondern – ob und der Heiligkeit. Die Verlässlichkeit Gottes sie sich nun in einem konkreten Fall als richtig oder in seinem Erhaltungshandeln gegenüber der unrichtig erweisen – immer auf Fakten gegründet Natur ebnete den Weg zur Aufdeckung von und überprüfbar sind.“99 Naturgesetzen und ist vorher schon deren Der Wissenschaftshistoriker Paolo Rossi Bedingungsgrund. Daher ist es zu verstehen, schreibt: „Für die führenden Köpfe der wissen dass die moderne Naturwissenschaft gerade schaftlichen Revolution waren der Fortschritt auf dem Boden des biblischen Glaubens zum des Wissens und die Erringung der mensch Durchbruch kam – rechtzeitig, bevor die „Auf lichen Macht über die Natur nur dann von klärung“ vielen den Weg zum biblischen Glau Wert, wenn sie sich innerhalb eines größeren, ben versperrte. Religion [biblischer bzw. christlicher Glau be! J. L.], Moral und Politik einschließenden Zusammenhangs vollzogen. Die ‚universale Stellungnahme des Philosophen Theokratie‘ Tommaso Campanellas, die charity William Lane Craig Francis Bacons, das ‚universale Christentum‘ von Leibniz und der ‚universale Friede‘ von „Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein wa Comenius sind nicht von ihrem Interesse und ren Wissenschaftler typischerweise gläubige ihrer Begeisterung an der neuen Wissenschaft Christen, die keinen Konflikt zwischen ihrer zu trennen. … Für Bacon und Boyle, ebenso Wissenschaft und ihrem Glauben sahen … Die wie für Galilei, Descartes, Kepler, Leibniz und Vorstellung eines Krieges zwischen Wissen Newton, sind der menschliche Wille und der schaft und Religion ist eine relativ neue Erfin Wunsch nach Beherrschung der Natur nicht dung des späten 19. Jahrhunderts, sorgfältig das oberste Prinzip. Die Natur ist gleichzeitig genährt durch säkulare Denker, deren Ziel Gegenstand der Beherrschung und der Ehrer darin bestand, die kulturelle Vorherrschaft bietung. Sie ist zu ‚quälen‘ und dem Menschen des Christentums im Westen zu unterhöhlen dienstbar zu machen, aber sie ist auch ‚das und sie durch den Naturalismus zu ersetzen Buch Gottes‘, das in Demut zu lesen ist.“100 – der Sicht, dass nichts außerhalb der Natur Der Physiker Max Planck schreibt: „ … real ist und dass der einzige Weg, Wahrheit die Voraussetzung einer gesetzlichen Welt zu entdecken, die Wissenschaft sei. Sie waren ordnung dient … als die Vorbedingung zur bemerkenswert erfolgreich darin, ihre Agenda Formulierung fruchtbarer Fragestellungen.“101 durchzusetzen. Doch Wissenschaftsphiloso Der Glaube an den Naturgesetzgeber Gott mo phen kamen in der zweiten Hälfte des 20. Jahr tiviert Naturforschung: Es „berechtigen uns hunderts zu der Erkenntnis, dass die Vorstel die tatsächlich reichen Erfolge der naturwis lung von einem Krieg zwischen Wissenschaft senschaftlichen Forschung zu dem Schlusse, und Theologie eine grobe Vereinfachung dar dass wir uns durch unablässige Fortsetzung stellt. … der Arbeit … stärken … in der Hoffnung auf Obwohl die Wissenschaft bei den alten eine stetig fortschreitende Vertiefung unserer Griechen und Chinesen bereits aufschimmerte, Einblicke in das Walten der über die Natur re ist die moderne Wissenschaft ein Kind der eu gierenden allmächtigen Vernunft.“102 Und der ropäischen Zivilation. Warum ist das so? Dies Historiker Klaus-Jürgen Mai urteilt: „Was oft geht auf den einzigartigen Beitrag des christli vergessen wird, ist: Die modernen Wissen chen Glaubens zur westlichen Kultur zurück. schaften entstanden im 16./17. Jahrhundert in Wie Eiseley feststellt, ‚es ist die christliche Europa aus dem Geist des Christentums. Der Welt, die letztendlich auf klare, verständliche Schöpfer hat die Schöpfung geordnet. Ihre Weise der experimentellen Methode der Wis Ordnung entdecken wir letztlich nur, wenn senschaft selbst zur Geburt verhalf.‘ … Im Ge wir wieder den Schöpfer in den Blick neh gensatz zu pantheistischen oder animistischen men.“103 Religionen betrachtet das Christentum die Welt Der biblische Schöpfungsglaube hat die selbst nicht als göttlich oder als von Geistern Zielsetzung des Untertanmachens der Erde bewohnt, sondern vielmehr als das natürliche 12
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