Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH

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Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
FACHMAGAZIN DER PDV-SYSTEME GMBH • ISSN: 1867-6200

                              Die digitale
                              Transformation
                              der Gesellschaft.
                                                   Aufbruchstimmung

Thüringer Strategie für
E-Government und IT.
                              Für die Ewigkeit. Zum Erhalt
                              kirchlichen Schriftguts.
                                                             Geordnete Übergabe. Neue
                                                             Gesellschafter bei der PDV.
                                                                                           _ 02
Informationsfreiheitsgesetz   Vorgangsbearbeitung im         E-Akte in politischen         11. JAHRGANG
in Bremen.                    Landkreis Görlitz.             Entscheidungsprozessen.
                                                                                           2015
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen        E-Government-Strategien          Einblicke            Anwenderberichte            Entwicklungslabor                     Dienstleistungen             Engagement                 Öffentliche Gebäude                          Buch-Tipp                          Impressum

       Editorial                                                                  Inhalt

                                                                                                                                                                                                                               Editorial���������������������������������������������������������02
          Liebe Leserinnen und Leser,
                                                                                                                                                                                        Anwenderberichte                       News/Lesermeinungen ��������������������������� 04
                                  das Digitale verdrängt das                                                                                                                      40   Umstellung auf neue VIS-Version
                                  Analoge. Alles, was digitali-                                                                                                                                                                E-Government-Strategien�����������������������06
                                  sierbar ist, wird über kurz oder                                                                                                                                                          Die Thüringer Strategie für E-Government und IT .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 06
                                  lang auch digitalisiert werden.                                                                                                                                                           Transparenz 4.0 – D
                                                                                                                                                                                                                                              ­ as novellierte Informationsfreiheitsgesetz
                                  Und der Prozess ist bereits in                                                                                                                                                            in Bremen  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 10
                                  vollem Gange! In der Verwal-                                                                                                                                                              Für die Ewigkeit  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 14
                                  tung ist die elektronische Ak-                                                                                                                                                            E-Justice – Geht nun die elektronische Post ab? .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  18
                                  tenführung auf der Tagesord-                                                                                                                                                              Der CIO im privaten und öffentlichen Sektor – ein Vergleich.  .  .  . 22
          nung oder bereits eingeführt. Es gibt erste Projekte
          mit dem Ziel, komplexe Verwaltungsprozesse voll-                                                                                                                                                                     Einblicke �������������������������������������������������������� 26
          ständig zu digitalisieren. Wir befinden uns inmitten                                                                                                                                                              Geordnete Übergabe – Interview mit Frank Henkelmann und
          der digitalen Transformation. Wer sich diesem Prozess                                                                                                                                                             Wolfgang Schulz .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  26
          verweigert, wird zum Außenseiter. Er riskiert zuneh-                                                                                                                                                              14. IT-Anwenderforum: Digitale Verwaltung 2020 –
          mend Ärger mit den Kolleginnen und Kollegen, die                                                                                                                                                                  Erfolg sichern.  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  30
          ihre Aufgaben bereits über elektronische Workflows
          managen. Bürgerinnen und Bürger und Vertreter der                                                                                                                                                                    Anwenderberichte���������������������������������������32
          Wirtschaft erwarten eine Bearbeitungsgeschwindig-                                                                                                                                                                 eJustice „zum Anfassen“ – Auf einem guten Weg  .  .  .  .  .  .  .  .  . 32
          keit ihrer eingereichten Anträge, die nur mit einer digi-                                                                                                                       Dienstleistungen                  Elektronische Vorgangsbearbeitung im Landkreis Görlitz .  .  .  .  .  34
          talen Verwaltung zu gewährleisten ist.
                                                                                  E-Government-Strategien
                                                                                                                                                                                  50                Der einfache Weg
                                                                                                                                                                                                          zum E-Book.
                                                                                                                                                                                                                            Einsatz der E-Akte in politischen Entscheidungsprozessen  .  .  .  .  . 38
                                                                                                                                                                                                                            Gelungene Umstellung von VISkompakt auf VIS 5  .  .  .  .  .  .  .  .  40
          Der Takt des Verwaltungshandelns schlägt aus gesell-
          schaftlicher Perspektive nach wie vor viel zu langsam.
                                                                                  Thüringer Strategie für E-Governnment und IT
                                                                                                                                         06                                                                                 Erfolgsfaktor Programmmanagement  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 44
                                                                                                                                                                                                                            Perfekte Symbiose für die Verwaltung der Zukunft –
          Dieses Defizit hat sich gerade während des Versuchs                                                                                                                                                               VIS und Governikus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
          gezeigt, die vielen vor Krieg und Vertreibung geflüch-
          teten Menschen geordnet aufzunehmen. Die soge-                                                                                                                                                                       Entwicklungslabor������������������������������������ 48
          nannte Flüchtlingskrise ist auch einer digitalen Krise                                                                                                                                                            Der elektronische Postbote
          geschuldet. Die Tatsache, dass Verwaltungsabläufe in
          Deutschland noch nicht ressort- und ebenenübergrei-                                                                                                                                                                  Dienstleistungen����������������������������������������� 50
          fend digitalisiert sind, führt zur Verschwendung von                                                                                                                                                              Der einfache Weg zum E-Book .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  . 50
          Ressourcen, befördert den Unmut aller Beteiligten und                   Einblicke
          erhöht den Druck auf Veränderungen.                                     Geordnete Übergabe – Neue
                                                                                  Gesellschafter setzen auf Wachstum
                                                                                                                                 26                                                                                            Engagement ���������������������������������������������������52
                                                                                                                                                                                                                            Bluesrockgitarrist Jürgen Kerth – Ein Konzert für die PDV-Systeme .  .  . 52
          Der digitale Zug hat allerorten Fahrt aufgenommen.                                                                                                                                                                Alles im grünen Bereich – die Gärtnerei von Wickersdorf  .  .  .  .  . 54
          Aktuelle Entwicklungen zeigen, wohin die Reise
          geht: Industrie 4.0, Maschinen, Produkte und Dienst­                                                                                                                                                                 Öffentliche Gebäude����������������������������������56
          leistungen beginnen, sich selbst zu steuern.                                                                                                                                                                      Bundesministerium des Innern  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  56

          Gehen wir gemeinsam mit großen Schritten den Weg                                                                                                                                                                     Buch-Tipp�������������������������������������������������������58
          in die „smarte“ Verwaltung. An der digitalen Transfor-                                                                                                                                                            Wegbegleiter erinnern sich. 25 Jahre PDV-Systeme .  .  .  .  .  .  .  .  58
          mation der Gesellschaft führt kein Weg vorbei.

          Ihre Redaktionsleiterin
                                                                                                                                                                                                  Engagement
                                                                                                                                                                             54              Alles im grünen Bereich –
                                                                                                                                                                                           die Wickersdorfer Gärtnerei

2   Editorial                                                                                                           PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                                                                                           Inhaltsverzeichnis      3
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen             E-Government-Strategien             Einblicke           Anwenderberichte           Entwicklungslabor                     Dienstleistungen     Engagement   Öffentliche Gebäude   Buch-Tipp     Impressum

      News
    Bund will Asylverfahren digitalisieren                                   managementsystems (DMS) für das Standardprodukt VIS-Suite der
    Der Bundesbeauftragte für Informationstechnologie, Klaus Vitt, hat       PDV-Systeme entschieden. Das Produkt konnte sich insbesondere
    auf dem IT-Gipfel in Berlin angekündigt, dass das Asylverfahren in       aufgrund sehr guter funktionaler Leistungen und auch seiner Bedien-
    Zukunft digitalisiert werden soll. Bislang erfasst jede Behörde auf      freundlichkeit durchsetzen. Geplant ist, den Übergang von der
    Bundes-, Landes- und Kommunalebene diese Daten separat mit               papiergebundenen zur elektronischen Akte schrittweise zu vollzie-
    einem jeweils eigenen IT-Verfahren. Zukünftig sollen schon bei der       hen. Bis 2017 soll die elektronische Aktenführung flächendeckend
    Erstregistrierung alle Daten erfasst werden, die für den Gesamt­         realisiert werden.
    prozess erforderlich sind. Die einzelnen beteiligten Behörden sollen
    dann Zugriff auf die Daten erhalten, für die sie eine Berechtigung       Kickoff-Meeting an einem besonderen Ort
    haben.                                                                   Der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Schulz hielt am letzten
                                                                             Oktoberwochenende eine Überraschung für die Belegschaft bereit.
    Treffen der VIS-Anwendergruppe                                           Er lud zu einem Kickoff-Meeting der besonderen Art in den Robinson-­
    Bereits zum 10. Mal traf sich die VIS-Anwendergruppe zum direkten        Club Fleesensee an die mecklenburgische Seenplatte ein. Gemein-
    Austausch mit der PDV-Systeme. Die Mitglieder kommen aus Bundes-,        sam mit dem Aheim-Geschäftsführer Frank Henkelmann erläuterte
    Landes- und Kommunalverwaltungen und berichten von praktischen           er die beabsichtigte Nachfolgeregelung. Die designierten Geschäfts-
    Erfahrungen der vergangenen Jahre. Die VIS-Anwendergruppe hat            führer Gregor Lietz und Dirk Nerling stellten ihre Pläne für die kom-
    sich als wichtiges Gremium für den Dialog zwischen Kunden und            menden Jahre vor. Es folgte eine rege und offene Diskussion.
    Hersteller etabliert. Gemeinsam mit den Entwicklungs- und Ver-           Auch das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sodass der Wo-
    triebsabteilungen der PDV-Systeme GmbH stimmen sie die Fortent-          chenendaufenthalt für alle zu einem besonderen Erlebnis wurde.
    wicklung des Produktes ab und wirken in Arbeitsgruppen an der
    Lösung von Problemfällen mit. Auf Einladung der PDV-Systeme tra-         7. Jahrestagung E-Akte
    fen sich am 1. und 2. Dezember Mitglieder der VIS-Anwendergruppe         Am 11. und 12. November fand im Bundespresseamt die 7. Jahres­
    am Firmenstandort in Erfurt, um sich über den aktuellen Planungs-        tagung E-Akte statt. Dort präsentierte die PDV-Systeme, wie sich
    und Entwicklungsstand der nächsten Hauptversion zu informieren.          klassische Verwaltungsabläufe vollständig digitalisieren und medien-
    Die Weiterentwicklung der Software soll unter breiter Beteiligung        bruchfrei gestalten lassen. Vorgestellt wurde neben dem Standard-
    der Anwender erfolgen.                                                   produkt VIS-Suite auch die neue ergonomische Branchenlösung
                                                                             „VIS-Justiz“. Etwa 600 Vertreter öffentlicher Verwaltungen infor-
    Paderborn entscheidet sich für VIS-Suite                                 mierten sich über das speziell für die baden-württembergische
    Das Erzbischöfliche Generalvikariat Paderborn hat sich bei der           Landesjustiz entwickelte E-Akte-System im Fachvortag mit dem Titel
    bevorstehenden Einführung eines elektronischen Dokumenten-               „VIS-Justiz: Von der Vision zur Realität“.

      Lesermeinungen
    Herr Bucht aus Erfurt schreibt:                                          Frau Dreger aus Altenholz schreibt:
    »Der PDVNews gelingt es, die Balance zwischen Selbst-                    »Mir gefällt das Design und die Zusammensetzung
    darstellung von PDV und Anwenderberichten der Kunden                     überregionaler Fachbeiträge zu aktuellen Themen.
    zu wahren. Die personalisierten Artikel erzeugen eine                    Ich rege darüber hinaus an, das Magazin als Platt-
    Nähe, die in einem Großunternehmen so nicht möglich                      form der VIS-Anwendergruppe zur Publikation neuer
    wäre. Man hat das Gefühl, bei PDV gäbe es kurze Wege und                 Themen und Lösungen zu nutzen. Zur Identifikation
    man könne einfach mal den gewünschten Gesprächspart-                     sehe ich auch die PDV-Projektleitung in der Pflicht.
    ner anrufen. Oft genug klappt das auch problemlos.                       Ich stelle mir eine Übersicht mit einzelnen Detail­
    Mir hat der Artikel gut gefallen, in dem die VIS-Version                 beiträgen vor.«
    5.2 vorgestellt wurde. Die wichtigsten Änderungen zu-
    sammengefasst: Das ist gut zu lesen und zu verstehen.
    Ich wünsche mir mehr Infos aus dem Entwicklungslabor,
    sodass man noch besser sieht, wohin die Reise gehen
    kann.«

4   News/Lesermeinungen                                                                                                    PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 01:2015                                                  Titel-Headline der News   5
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen                E-Government-Strategien        Einblicke         Anwenderberichte           Entwicklungslabor                     Dienstleistungen        Engagement            Öffentliche Gebäude         Buch-Tipp                  Impressum

                                                                                                                                                      gehen, dass wir uns im Gleichklang mit den anderen           zwingend erforderlich. Hierfür steht künftig ein strate-
                                                                                                                                                      Ländern fortentwickeln. Aber die Thüringer Strategie         gischer Lenkungsausschuss zur Verfügung. Wir haben
                                                                                                                                                      geht noch tiefer. Wir stehen vor einer über Jahre ge-        dieses Abstimmungsmodell bereits bei der Erarbeitung
                                                                                                                                                      wachsenen heterogenen IT-Landschaft, die nicht mehr          der Strategie erprobt und es hat sich bewährt.
                                                                                                                                                      anforderungsgerecht und wirtschaftlich arbeiten kann.
                                                                                                                                                      Beispielsweise wurden im Jahr 2008 in der Verwaltung         Aktuell ist der Lenkungsausschuss bereits mit einem
                                                                                                                                                      ca. 1900 Serversysteme genutzt. Dabei kamen 360 Ser-         wichtigen Thema betraut: die Erarbeitung und Ab-
                                                                                                                                                      vermodelle von 27 Herstellern unter diversen Betriebs-       stimmung eines konkreten strategischen Maßnahmen-
                                                                                                                                                      systemen zum Einsatz. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in    plans auf der Grundlage von Maßnahmenvorschlägen.
                                                                                                                                                      anderen Bereichen ab. Im Prinzip steuert gegenwärtig         Hierbei geht es um die Setzung von Prioritäten und die
                                                                                                                                                      jedes Ressort in der Landesverwaltung seine IT mehr          Erzielung von Akzeptanz. Wichtig ist, dass alle Ressorts
                                                                                                                                                      oder weniger selbst.                                         die zum Teil einschneidenden Maßnahmen mittragen.
                                                                                                                                                                                                                   Ich bin zuversichtlich, dass wir die Abstimmungen im
                                                                                                                                                      Mit der Strategie wurde ein Richtungswechsel begon-          1. Halbjahr 2016 abschließen können. Dann steht fest,
                                                                                                                                                      nen. Der Schwerpunkt liegt nunmehr auf der Verein-           wo wir in den nächsten Jahren unsere Schwerpunkte
                                                                                                                                                      heitlichung und Zentralisierung der IT der Landesver-        setzen.
                                                                                                                                                      waltung. Letztlich geht es darum, die Kräfte zu bündeln,
                                                                                                                                                      Synergieeffekte zu erzielen und auch Kosten zu sparen.       Erwähnen möchte ich noch den Beirat Kommunales
                                                                                                                                                      Für uns bedeutet das aktuell:                                E-Government als künftige Plattform für die strate-
                                                                                                                                                                                                                   gische Zusammenarbeit zwischen dem Land und dem
                                                                                                                                                      •     Zentrale Steuerung der strategischen Ausrichtung,      kommunalen Bereich. Hier müssen die Erwartungen
                                                                                                                                                      •     Zentralisierung von IT-Aufgaben,                       von beiden Seiten und der Rahmen der künftigen Zu-
                                                                                                                                                      •     Zentralisierung von IT-Ausgaben im Landes­haushalt,    sammenarbeit noch konkretisiert werden. Mir ist klar,
                                                                                                                                                      •     Zentralisierung von IT-Infrastruktur,                  dass die Kommunen bei der Bereitstellung von digi-
                         Dr. Hartmut Schubert, Thüringer Finanzstaatssekretär und Beauftragter des Freistaats Thüringen für E-Government und IT       •     Zentralisierung des IT-Personals und                   talen Verwaltungsleistungen Unterstützung brauchen.
                                                                                                                                                      •     Zentralisierung der IT-Beschaffung.                    Deshalb werde ich mich für Ebenen-übergreifendes
                                                                                                                                                                                                                   E-Government einsetzen und den kommunalen Bereich
                                                                                                                                                                                                                   unterstützen, wo möglich. In Kürze werde ich zu einem

    „„Die Thüringer Strategie                                                                                                                             Neue Organisationsstrukturen

                                                                                                                                                      Geeignete Organisationsstrukturen sind der Schlüs-
                                                                                                                                                                                                                   ersten Treffen mit den Kommunalen Spitzenverbänden
                                                                                                                                                                                                                   einladen.

                für E-Government und IT.                                                                                                             sel für eine erfolgreiche Umsetzung unserer Strategie.
                                                                                                                                                      Deshalb sind wir gerade dabei, die zentralen Organisa-
                                                                                                                                                      tionstrukturen, Aufgaben und Abstimmungsprozesse
                                                                                                                                                                                                                      Einführung einer IT-Fachplanung

                      Dr. Hartmut Schubert, Thüringer Finanzstaatssekretär und Beauftragter                                                           für E-Government und IT im Freistaat neu aufzustellen        Unabhängig von der aktuell noch laufenden strate-
                                                                                                                                                      und zu ordnen (vgl. Abbildung Seite 9). Anfang Juli hat      gischen Maßnahmenplanung haben wir in Thüringen
                                                            des Freistaats Thüringen für E-Government und IT                                          das Kabinett eine entsprechende Organisationsrichtlinie      in den letzten Monaten bereits einige konkrete Pro-
                                                                                                                                                      verabschiedet, die wir nunmehr umsetzen müssen.              jekte und Maßnahmen auf den Weg gebracht. Hierzu
                                                                                                                                                                                                                   gehört u. a. die Einführung eines zentralen IT-Plans für
    Die Thüringer Landesregierung hat im Mai 2014 eine                          Schwerpunkte der Strategie                                            Ein wesentlicher Bestandteil der neuen Organisations-        die gesamte Landesverwaltung, der auf den IT-Fachpla-
    Strategie für E-Government und IT beschlossen. Diese                                                                                              strukturen ist die Übertragung der Gesamtverantwor-          nungen der Ressorts aufbaut. Damit soll die Einhaltung
    formuliert strategische Ziele für die Landesverwaltung                   Die Verabschiedung der Thüringer Strategie für                           tung für E-Government und IT im Freistaat auf den Be-        bestehender und zukünftig zu entwickelnder tech-
    – sowohl nach innen als auch nach außen im Verhält-                      E-Govern­ment und IT im vergangenen Jahr war der                         auftragten des Freistaats Thüringen für E-Government         nischer Standards gefördert und die IT-Infrastrukturen
    nis zu den Bürgern und Unternehmen. Die Umsetzung                        Startschuss für eine durchgreifende Verwaltungs­                         und IT. Als Staatssekretär im Finanzministerium werde        transparenter werden.
    dieser Ziele bedeutet tiefgreifende Veränderungen in                     modernisierung im IT-Bereich im Freistaat. Effektiver                    ich diese Rolle wahrnehmen.
    Bezug auf die aktuellen IT-Strukturen. Der Fokus liegt                   und moderner sind die Schlagworte, wobei auch der                                                                                     Damit wollen wir ein wichtiges Steuerungselement neu
    dabei auf der IT-Zentralisierung, der IT-Sicherheit und                  Faktor Kosteneinsparung eine wesentliche Rolle spielt.                   Auch auf Ressortebene haben wir die strategische             etablieren, mit dem Mehrfach- bzw. Parallelentwick-
    der Bereitstellung von Basisdiensten für E-Government.                   Der Landesrechnungshof hat erst vor kurzem auf­                          Verantwortung gebündelt. Hier nehmen künftig die             lungen vermieden und die Einhaltung der strategischen
    Der Finanzstaatssekretär Dr. Hartmut Schubert trägt als                  gezeigt, wo die Einsparpotentiale im IT-Bereich der                      Zentralabteilungsleiter die Rolle der Ressortbeauftrag-      Vorgaben sichergestellt werden kann. Außerdem soll
    Landesbeauftragter für E-Government und IT die stra-                     Landesverwaltung liegen.                                                 ten für E-Government und IT wahr. In diesem Rahmen           der IT-Gesamtplan auch als Basis für die jeweils aktu-
    tegische Gesamtverantwortung für die Umsetzung der                                                                                                vertreten sie ihre Geschäftsbereiche in Fragen des           elle Haushaltsplanung dienen und in die Haushalts-
    Strategie.                                                               Im Grunde haben wir in der Landesstrategie alle Ziel-                    E-Govern­ment und der IT. Diese Rollen sind im Freistaat     verhandlungen eingebracht werden. Der erste IT-Ge-
                                                                             bereiche der Nationalen E-Government-Strategie des                       erstmals klar definiert und bei der Abstimmung res-          samtplan wird voraussichtlich für die Haushaltsplanung
                                                                             IT-Planungsrats berücksichtigt. So können wir sicher                     sortübergreifender strategischer Fragestellungen auch        2018/2019 zur Verfügung stehen.

6   Die Thüringer Strategie für E-Government und IT                                                                      PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                          Die Thüringer Strategie für E-Government und IT   7
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen                E-Government-Strategien   Einblicke      Anwenderberichte           Entwicklungslabor                     Dienstleistungen     Engagement            Öffentliche Gebäude             Buch-Tipp                  Impressum

                                                                                                        Thüringer Landesrechenzentrum

       Zentraler Einzelplan für IT                                      verwaltung. Hier sollen künftig die IT-Verfahren der
                                                                        Landesverwaltung zentral bereitgestellt und darüber
    Auch in Sachen Finanzierung von IT-Ausgaben setzt der               hinaus auch eine zentrale IT-Beschaffungsstelle einge-
    Freistaat auf Zentralisierung. Das Thüringer Finanzminis­           richtet werden.                                                                                                                  Organisationsstruktur E-Government und IT im Freistaat Thüringen
    terium hat in den letzten Monaten die Zentralisierung
    der Informationstechnik im aktuellen Haushaltsent-                  Damit stehen wir vor einer großen Aufgabe. Erschwe-                   Ziel ist der Aufbau einer homogenen DMS-Systemland-       Sicherheitsstandards des IT-Grundschutzes für das
    wurf umgesetzt und mit der Aufstellung des Doppel-                  rend kommt hinzu, dass das Landesrechenzentrum vo-                    schaft auf einer einheitlichen Datenbankinfrastruktur     Landesdatennetz und die zentrale VoIP-Telefonan-
    haushaltes einen neuen Haushaltsplan 16 eingeführt.                 raussichtlich in 2016 seine Kapazitätsgrenzen erreichen               mit einheitlicher Konfiguration. Über diese sollen die    lage.
    Damit sollen alle bisher dezentral in den jeweiligen Res-           wird. Um die strategischen Ziele dennoch zu erreichen,                Dienststellen der Landesverwaltung perspektivisch
    sorthaushalten veranschlagten IT-Ausgaben in einem                  soll das Landesrechenzentrum in den nächsten Jahren                   Dokumente mittels elektronischer Geschäftsprozesse        Die Sicherstellung des IT-Grundschutzes im Verbin-
    zentralen IT-Einzelplan zusammengefasst werden.                     einen energieeffizienten Erweiterungsbau erhalten.                    einheitlich, ressortübergreifend reibungslos und medi-    dungsnetz der Behörden des Landes und der Landkreise
    Der Vorteil eines IT-Einzelplans ist offensichtlich. Wir er-        Dieser soll mit leistungsfähiger und klimafreundlicher                enbruchfrei austauschen können. Dabei sollen für die      führt zu einer aktiven Verbreitung des Sicherheitsstan-
    reichen mehr Transparenz über die IT-Ausgaben im                    IT ausgestattet werden. Um auch nach außen hin die                    gesamte Landesverwaltung einheitliche Regeln für das      dards und zu einer Stärkung der IT-Sicherheit in der ge-
    Land. Der Einzelplan 16 erreicht ein Ausgabe­volumen                Bestrebungen für eine umweltfreundliche Technik zu                    elektronische Verwaltungshandeln in Form der elektro-     samten Landesverwaltung. Mit der Zertifizierung dieser
    von weit über 100 Mio. €.                                           dokumentieren, streben wir die Zertifizierung mit dem                 nischen Akte gelten.                                      für den Dienstbetrieb notwendigen Infrastruktur wollen
                                                                        Qualitätssiegel „Blauer Engel – Energiebewusster Re-                                                                            wir das Vertrauen in die Datensicherheit Thüringer Be-
    Bereits mit dem Doppelhaushalt 2016/2017 wird der                   chenzentrumsbetrieb“ nach RAL-ZU 161 an.                                                                                        hörden stärken sowie die elektronische Vorgangsbear-
    zentrale IT-Einzelplan 16 in seiner Struktur geschaffen.                                                                                    Zertifizierung des Landesdatennetzes                    beitung in den Dienststellen und den Austausch mit den
    Wichtig war in diesem ersten Schritt, dass die Struktur             Parallel zur Baumaßnahme werden wir an der weit­                                                                                Behörden des Bundes und der Länder als auch Bürgern
    des IT-Einzelplans weiterhin die dezentrale Bewirtschaf-            gehenden Auflösung dezentraler Serverstandorte arbei-                 Aber auch der Stärkung der Informationssicherheit soll    unterstützen.
    tung ermöglicht. Damit wird die Eigenständigkeit und                ten. Damit stehen wir im Einklang mit den strategischen               ein besonderes Augenmerk zukommen. Die Thüringer
    Selbstverantwortung der Ressorts für ihre IT-Ausgaben               Zielsetzungen und den Forderungen des Rechnungs-                      Informationssicherheitsleitlinie gibt schon jetzt den
    gewahrt. Die vorstehend benannte IT-Gesamtplanung                   hofs.                                                                 Rahmen vor. Wichtig ist es, einen sicheren Rahmen für        Künftige Aufgaben
    soll die strategische Steuerung an zentraler Stelle ge-                                                                                   E-Government zu schaffen.
    währleisten.                                                                                                                                                                                        Neben den hier beschriebenen Aufgaben werden uns in
                                                                           Ressortübergreifendes DMS                                          Die Sicherheitsstrategie des Freistaats Thüringen         den nächsten Jahren viele weitere Handlungsfelder be-
                                                                                                                                              sieht die Anwendung des Standards ISO 27001 in            gleiten. Die Schwerpunkte werden in der strategischen
       Neue Rolle des Landesrechenzentrums                              Im Bereich Zentralisierung von IT-Verfahren ist das Vor-              der Ausprägung des IT-Grundschutzes des BSI in al-        Maßnahmenplanung gesetzt. Ich bin zuversichtlich,
                                                                        haben Einrichtung eines ressortübergreifenden ein-                    len Landesbehörden vor. Dazu wird ein einheitliches       dass wir damit ein wirkungsvolles Programm zur Um-
    Wie bereits aufgezeigt, sollen neben der finanziellen               heitlichen Dokumentenmanagementsystems in der                         Informationssicherheitsmanagement in der Thürin-          setzung der Landesstrategie für E-Government und IT
    Zentralisierung auch die IT-Infrastrukturen und das                 Landesverwaltung zu benennen. Ende Oktober ist per                    ger Landesverwaltung aufgebaut. Ein Element hier-         aufstellen und ein gutes Stück hin zu einer effizienten
    IT-Personal der Landesverwaltung gebündelt werden.                  Kabinettbeschluss der Startschuss gefallen. Jetzt sollen              von ist die Zertifizierung des Informationsverbundes      Landesverwaltung vorankommen werden, die für die
    Im Fokus liegt der Ausbau des Thüringer Landesrechen-               bis zum Jahr 2023 ca. 17.000 Arbeitsplätze auf die elek-              „CNNG Voice“, d.h. eine Prüfung durch einen un-           Herausforderungen der Zukunft bestens gewappnet
    zentrums zum zentralen IT-Dienstleister der Landes­                 tronische Vorgangsbearbeitung umgestellt werden.                      abhängigen Auditor hinsichtlich der Erfüllung des         sein wird.

8   Die Thüringer Strategie für E-Government und IT                                                              PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                           Die Thüringer Strategie für E-Government und IT   9
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen               E-Government-Strategien           Einblicke   Anwenderberichte        Entwicklungslabor                     Dienstleistungen      Engagement             Öffentliche Gebäude                 Buch-Tipp                    Impressum

                                                                                                          Das Transparenzportal in Bremen                                                                                                       Screenshot einer elektronischen Akte

     „„ Transparenz 4.0 – Das novellierte                                                                                                          Zur Historie

                                                                                                                                                 Bereits 1766 wurde das Öffentlichkeitsprinzip in Schwe-     Trans­parenzgesetz verabschiedeten. Nach zwei Jahren

      Informationsfreiheitsgesetz in Bremen.                                                                                                    den eingeführt. Seitdem können dort alle Akten ein-
                                                                                                                                                 gesehen werden. In dem Krimi „Studio 6“ von Liza
                                                                                                                                                 Marklund führt das sogar zur Überführung des Tä-
                                                                                                                                                                                                             Vorbereitung wurde das entsprechende Transparenz-
                                                                                                                                                                                                             portal im Oktober 2014 freigeschaltet.

                                                                                                                                                 ters – mehr wird an dieser Stelle aber nicht verraten.
                                                                                                              Dr. Martin Hagen                   200 Jahre später als in Schweden führte die Bürger-            Zweite Novellierung des Gesetzes
                                                                                                                                                 rechtsbewegung in den USA zur Verabschiedung des
                                                                                                                                                 Freedom of Information Act. Weitere zwanzig Jahre           Entsprechend inspiriert, hat die Bremische Bürgerschaft
                                                                                                                                                 dauerte es, bis Brandenburg das erste Informationsfrei-     ihr eigenes Gesetz noch einmal nachgebessert. Am 4.
     Mit der Novellierung des Informationsfreiheitsgesetzes durch die Bremische Bürger-                                                          heitsgesetz in Deutschland verabschiedete. Der Bund         Mai 2015 trat die zweite Novellierung in Kraft, die im
     schaft im April 2015 ist das neben dem Hamburger Transparenzgesetz bisher weitrei-                                                          und Bremen folgten im Jahr 2006. Knapp zehn Jahre           Übrigen einstimmig, auch mit den Stimmen der Opposi-
     chendste Informationsfreiheitsgesetz in Deutschland verabschiedet worden.                                                                   später gibt es immer noch einige Bundesländer, die über     tion, verabschiedet wurde.
     Die beiden Stadtstaaten sind damit die Vorreiter einer Entwicklung, die die Rechte der                                                      keine entsprechenden Gesetze verfügen, auch wenn
     Bürgerinnen und Bürger auf eine transparente Verwaltung kontinuierlich stärkt.                                                              diese nun teilweise vorbereitet werden.                     Die wesentlichen Neuerungen im Bremischen Informati-
                                                                                                                                                                                                             onsfreiheitsgesetz sind die:
     Mit dem novellierten Informationsfreiheitsgesetz in Bremen wurde der Grundsatz der                                                          Wie in den USA hat es aber kürzlich durch Bürgerbe-         • Verschärfung der Pflicht zur aktiven Veröffentlichung,
     Verwaltung, in geschlossenen Räumen zu arbeiten und nur anlassbezogene Informati-                                                           wegungen eine deutliche Ausweitung der Informations-        • Einführung eines einklagbaren Rechts auf Erfüllung
     onen zu veröffentlichen, in sein Gegenteil verkehrt. Nun müssen die Ausnahmen einer                                                         freiheit gegeben. Nachdem Bremen seine Erfahrungen              der Pflicht zur aktiven Veröffentlichung,
     ansonsten fast ausnahmslos transparenten Verwaltung begründet werden.                                                                       mit der proaktiven Veröffentlichung von Dokumenten          • Ausweitung des Katalogs der zu veröffentlichen In-
                                                                                                                                                 bereits im Jahr 2011 auswertete und in ein novelliertes         formationen, u. a. bestimmter Verträge ab Gegen-
                                                                                                                                                 Informationsfreiheitsgesetz einfließen ließ, setzte eine        standswert von 50.000 Euro,
                                                                                                                                                 Bürgerinitiative in Hamburg durch, dass der Senat und       • Änderungen im Antragsverfahren, u. a. bzgl. weiter­
                                                                                                                                                 die Bürgerschaft ein Jahr später das Hamburger                  verarbeitbarer und maschinenlesbarer Formate.

10   Transparenz 4.0 – Das novellierte Informationsfreiheitsgesetz im Bremen                                        PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                           Transparenz 4.0 – Das novellierte Informationsfreiheitsgesetz im Bremen   11
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     Das technische Herzstück zur Umsetzung des Gesetzes                            Technische Umsetzung des Gesetzes
     ist das Transparenzportal. Hier werden alle proaktiv
     veröffentlichten Dokumente verzeichnet. Dabei spie-                         Voraussetzung für die tatsächliche Verwirklichung der
     len auch maschinenlesbare Daten eine Rolle. In Bremen                       Transparenz ist jedoch die praktische Veröffentlichung
     haben jedoch die praktischen Erfahrungen und eine                           der Dokumente. Hierzu hat Hamburg bereits ein tech-
     Online-­Konsultation ergeben, dass diese weit weniger                       nisches System umgesetzt, das ausgehend von einem
     häufiger als gedacht nachgefragt werden. Deshalb wur-                       Dokumentenmanagementsystem einen Freigabe- und
     de in Bremen darauf verzichtet, diese wie Dokumente                         Schwärzungsprozess (für den Schutz von z. B. sensiblen
     proaktiv zu veröffentlichen. Sobald jedoch entspre-                         persönlichen Daten und Geschäfts- bzw. Betriebs­
     chende Daten nachgefragt werden, müssen diese eben-                         geheimnissen) eingerichtet hat.
     falls veröffentlicht werden.
                                                                                 Die Bremer Verwaltung konzipiert nun ein ähnliches
                                                                                 System. Dabei kommt das in Bremen bereits im Einsatz
        Analyse der Abrufzahlen                                                  befindliche IT-System zur Führung der elektronischen
                                                                                 Akte VIS der Firma PDV-Systeme zum Einsatz (vgl.
     Die quantitative Analyse der Abrufzahlen gibt einen                         Screenshot).
     wichtigen Hinweis darauf, welche politische Bedeu-
     tung das Informationsfreiheitsgesetz hat. Während das                       Mit dem novellierten Informationsfreiheitsgesetz in
     Stadtportal Bremens, www.bremen.de, pro Tag zwi-                            Bremen ist der Grundsatz der Verwaltung, in geschlos-
     schen 13.000 und 17.000 Besuche verzeichnet, sind                           senen Räumen zu arbeiten und nur anlassbezogenen
     es auf dem Transparenzportal nur ein Prozent davon,                         Informationen zu veröffentlichen, in sein Gegenteil
     nämlich zwischen 150 und 300 Besuche. Allerdings ver-                       verkehrt. Nun müssen die Ausnahmen einer ansonsten
     weilen diese Besucher länger auf den Seiten als zum Bei-                    fast ausnahmslos transparenten Verwaltung begründet
     spiel die Nutzerinnen und Nutzer des Serviceportals, auf                    werden. Die technische Umsetzung dieses gesetzge-
     dem die Dienstleistungen angeboten werden.                                  berischen Willens wird jedoch noch eine Weile in An-
                                                                                 spruch nehmen. Der Einsatz von Standardsoftware hilft
     Auch wenn absolut also nur 0,4 Prozent der bremischen                       dabei, die Kosten zu begrenzen.
     Wahlberechtigten das Transparenzportal zu nutzen
     scheint, so ist das doch angesichts der inhaltlichen
     Themen von Bedeutung. Der politische Hauptnutzen
     dürfte indes sein, dass das Portal die Möglichkeit der
     Transparenz eröffnet, auch wenn sie nicht im Einzelfall
     nachgefragt wird.

                                                                                   Dr. Martin Hagen

                                                                                   Referatsleiter Zentrales IT-Manage-
                                                                                   ment und E-Government
                                                                                   Die Senatorin für Finanzen der Freien
                                                                                   Hansestadt Bremen

                                                                                   martin.hagen@finanzen.bremen.de

12   Transparenz 4.0 – Das novellierte Informationsfreiheitsgesetz im Bremen                                                PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 01:2015                                                  Titel-Headline der News   13
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen   E-Government-Strategien        Einblicke         Anwenderberichte           Entwicklungslabor                     Dienstleistungen      Engagement                  Öffentliche Gebäude          Buch-Tipp            Impressum

                                                                                                                                                                                                            Geschichtliche Erinnerung ist für Individuen wie für
                                                                                                                                                                                                            menschliche Gemeinschaften Teil ihrer Identität, was
                                                                                                                                                                                                            Karl Kardinal Lehmann 1998 theologisch begründete:
                                                                                                                                                                                                            „Von daher besteht generell ein elementares Interesse
                                                                                                                                                                                                            daran, ein zutreffendes Bild von der Vergangenheit zu
                                                                                                                                                                                                            gewinnen. Dies trifft für die Kirche in ganz besonderer
                                                                                                                                                                                                            Weise zu, denn wir glauben, daß Gott in Jesus Christus
                                                                                                                                                                                                            in diese Welt eingetreten ist und fortwährend in der Ge-
                                                                                                                                                                                                            schichte handelt.“

                                                                                                                                                                                                            Kirchliche Verwaltung steht im Dienst der Kirche und
                                                                                                                                                                                                            ihres Auftrags. Und wie die Kirche insgesamt, deren
                                                                                                                                                                                                            Sendung nach katholischem Verständnis auf der Hei-
                                                                                                                                                                                                            ligen Schrift sowie auf der in 2000 Jahren geschaffenen
                                                                                                                                                                                                            Tradition beruht, muss auch die Verwaltung ihr Handeln
                                                                                                                                                                                                            daran ausrichten, dass die Früchte ihres Tuns „für die
                                                                                                                                                                                                            Ewigkeit“ bestimmt sind.

                                                                                                                                                                                                               Codex iuris canonici (CIC)

                                                                                                                                                                                                            Die katholische Kirche ist, auch wenn sie gern als mono-
                                                                                                                                                                                                            lithischer Block wahrgenommen wird, sehr vielgestaltig.
                                                                                                                                                                                                            Zugleich aber ist sie hierarchisch strukturiert und ori-
                                                                                                                                                                         Erzbischöfliches Archiv Freiburg   entiert sich an ihrer höchsten irdischen Autorität. Dies
                                                                                                                                                                                                            gilt auch für Fragen der Schriftgutverwaltung – wobei
                                                                                                                                                                                                            keineswegs alles von Rom aus vorgegeben wird. Die für
                                                                                                                                             Zweck der Aufbewahrung                                         die gesamte römisch-katholische Kirche gültigen Regeln
                                                                                                                                                                                                            sind meist unter Verzicht auf Einzelheiten formuliert.
                                                                                                                                           Wenn wir Verwaltungsunterlagen „für die Ewigkeit“                „Subsidiarität“ soll das Leben und Wirken der Kirche
                                                                                                                                           aufbewahren, dann verfolgen wir damit ganz bestimmte             prägen, das heißt, alles soll so weit „unten“ wie möglich
                                                                                                                                           Zwecke. Kurz- und mittelfristig bewahren wir sie zur             in der Hierarchie geregelt werden.
                                                                                                                                           Rechtssicherung, zur Dokumentation, aus Gründen der
                                                            Titelseite der deutschen Ausgabe des Codex iuris canonici (CIC) von 1983       Transparenz. Langfristig aber, weil wir der Nachwelt ein         Das römisch-katholische Grund-Gesetz ist der „Codex
                                                                                                                                           zutreffendes Bild unserer Wirklichkeit hinterlassen wol-         iuris canonici“ (CIC) von 1983. Zur Schriftgutverwaltung
                                                                                                                                           len. Und wenn wir die Produkte früherer Schriftgutver-           finden sich darin nur wenige grundlegende Bestim-
                                                                                                                                           waltungen studieren, dann vielleicht, um aus der Ge-             mungen, insbesondere im aus drei Absätzen bestehen-
                                                                                                                                           schichte zu lernen.                                              den Canon 486: „[1] Alle Dokumente, die sich auf die

     „„
      Für die Ewigkeit.                                                                                                                    Man könnte freilich den Eindruck haben, wir seien in
                                                                                                                                           dieser Hinsicht nicht sehr erfolgreich. Dennoch ist der
                                                                                                                                                                                                            Diözese oder auf die Pfarreien beziehen, müssen mit
                                                                                                                                                                                                            größter Sorgfalt verwahrt werden. [2] In jeder Kurie ist
                                                                                                                                                                                                            an einem sicheren Ort ein Diözesanarchiv, d. h. eine Ur-
                                                                                             Dr. Christoph Schmider                        Versuch sinnvoll, denn wir werden keinesfalls Lehren             kundensammlung der Diözese einzurichten, in dem Do-
                                                                                                                                           aus der Geschichte ziehen können, wenn wir uns gar               kumente und Schriftstücke, die sich auf die geistlichen
                                                                                                                                           nicht erst mit ihr beschäftigen. Auch in der päpstlichen         und zeitlichen Angelegenheiten der Diözese beziehen,
     Für Menschen wie für Gemeinschaften ist Erinnerung           Ewig ist auf dieser Welt nichts, nicht die Kirche, nicht                 Kurie hat man diese Chance gesehen: „Das perspekti-              in bestimmter Weise geordnet und sorgfältig verschlos-
     Teil der Identität. Erinnerung und ihre Träger dauerhaft     ihre Schriftgutverwaltung, nicht ihr Archivgut. Ewig ist                 vische Bewußtsein des kirchlichen Wirkens, das sich aus          sen aufbewahrt werden. [3] Von den Dokumenten, die
     zu sichern ist daher wesentlich, besonders für die Ka-       aus christlicher Sicht nur allein Gott. Indem wir Christen               den Archiven erschließen läßt, bietet die Möglichkeit            sich im Archiv befinden, ist ein Inventarverzeichnis, d. h.
     tholische Kirche, deren Sendung auf der Heiligen Schrift     aber an ein Leben nach dem Tod glauben, müssen wir                       einer angemessenen Anpassung der kirchlichen Einrich-            ein Katalog mit einer kurzen Inhaltsangabe der einzel-
     und zweitausendjähriger Tradition beruht. Verwaltung         davon ausgehen, dass uns unser Tun auf ewig anhän-                       tungen an die Ansprüche der Gläubigen und der Men-               nen Schriftstücke anzufertigen.“
     ist ihr kein Selbstzweck, sondern steht im Dienst ihres      gen wird. Das wirft die Frage auf, ob es bei der Kirche in               schen unserer Zeit“, denn die Archive „ermöglichen,
     Auftrags. Daher muss sie sich daran ausrichten, dass die     Sachen Schriftgutverwaltung anders zugeht als anders-                    festzustellen, was nicht erfüllt bzw. eingehalten worden
     Früchte ihres Handelns „für die Ewigkeit“ bestimmt sind.     wo, ob kirchliche Organisationen möglicherweise hö-                      ist, und begünstigen die Erneuerung in bezug auf die
                                                                  here Anforderungen stellen als weltliche Institutionen.                  veränderten geschichtlichen Verhältnisse.“

14   Für die Ewigkeit                                                                                         PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                                                      Für die Ewigkeit   15
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                                                                                                                                          Wir sind also verpflichtet, die uns anvertrauten Unter-      Irdische Kirche ist „Kirche unterwegs“ in Richtung Jen-
                                                                                                                                          lagen zu bewahren und sie „für die Ewigkeit“ gegen           seits. Insofern könnte man meinen, all unser Handeln sei
                                                                                                                                          Verlust oder Verfälschung zu sichern. Neben der Be-          auf Vergänglichkeit hin angelegt. Tatsächlich aber legen
                                                                                                                                          deutung für die künftige Geschichtsforschung ist auch        wir Wert darauf, dass die Früchte unseres Tuns überdau-
                                                                                                                                          die rechtliche und praktische Bedeutung des Schriftguts      ern und gehen davon aus, dass sie „für die Ewigkeit“
                                                                                                                                          nicht zu vergessen. Aber die Sicherung ist und bleibt die    gedacht sind. Um es noch einmal mit der „Päpstlichen
                                                                                                                                          Hauptaufgabe – und sie ist keineswegs schon jetzt und        Kommission für die Kulturgüter der Kirche“ zu sagen:
                                                                                                                                          auf Dauer gelöst. Ich bin sogar skeptisch, ob es diese       Die kirchlichen Archive und Registraturen pflegen „das
                                                                                                                                          dauerhafte Lösung überhaupt je geben wird. Zu kom-           Gedächtnis des Lebens der Kirche und bekunden damit
                                                                                                                                          plex sind die Aufgaben, zu disparat die Erscheinungs-        ihren Sinn für die Überlieferung. Denn mit Hilfe der in
                                                                                                                                          formen des Schriftguts und zu vielfältig seine materiel-     diesen Dokumenten gesammelten Informationen wird
                                                                                                                                          len Träger.                                                  die Rekonstruktion der wechselvollen Geschichte der
                                                                                                                                                                                                       Evangelisierung und der Erziehung zum christlichen Le-
                                                                                                                                                                                                       ben ermöglicht. Sie bilden die vorrangige Quelle, um die
                                                                                                                                            Schriftgut schützen                                        Geschichte der vielfältigen Ausdrucksformen religiösen
                                                                                                                                                                                                       Lebens und christlicher Liebe schreiben zu können.“
                                                                                                                                          Der evangelische „Verband kirchlicher Archive“ veröf-        Damit erfüllen sie den „ausdrückliche[n] Wille[n] seitens
                                                                                                                                          fentlichte unlängst eine Broschüre mit Empfehlungen          der Gemeinschaft der Gläubigen“ und sind „Ausdruck
                                                                                                                                          zur Implementierung eines DMS, betitelt „Von der Elek-       der Einzigartigkeit und Kontinuität der Kirche“.
                                                                                                                                          tronischen Akte zum Digitalen Archiv“. Darin finden sich
                                                                                                                                          auch Ausführungen zur dauerhaften Sicherung, wobei           Der Anspruch, dass wesentliches kirchliches Schriftgut
                                                                                                                                          die Verfasser eine gewisse Skepsis erkennen lassen: „Am      auf Dauer erhalten bleiben soll, muss uns in der kirch-
                                                                                                                                          schwierigsten ist die Beschreibung des Digitalen Archivs     lichen Schriftgutverwaltung bis hin zur DMS-Nutzung
                                                                                                                                          selbst und der Anforderungen, die an ein solches Archiv      leiten. Verlust oder Zerstörung von archivwürdigem
                                                                                                                                          zu stellen sind, da wir in diesem Bereich bisher kaum auf    Schriftgut „gefährdet, weil sie die objektive Untersu-
                                                                                                   Papsturkunde aus dem Jahr 1414         Erfahrungen zurückgreifen können. Dennoch darf die           chung der Fakten beeinträchtigt und die Aneignung der
                                                                                                                                          intensive Beschäftigung mit der Archivierungsproble-         früheren Erfahrungen verhindert, die Weitergabe der
                                                                                                                                          matik nicht auf einen ‚späteren‘ Zeitpunkt verschoben        kulturellen und religiösen Werte.“ Es gilt also: „Die in
     Von der materiellen Beschaffenheit der Dokumente             Zentral ist die Funktion der Archive als materielle Trä-                werden.“ Die Autoren kommen zum Fazit: „Angesichts           den Archiven [und Schriftgutverwaltungen] enthaltene
     wie auch des Katalogs ist nicht die Rede, sodass mit         ger der Erinnerung. Die archivwürdigen Unterlagen sind                  des hohen technischen Aufwands vieler Strategien sollte      Dokumentation ist ein Erbe, das erhalten wird, um wei-
     Canon 486, der vorderhand die Aufgaben herkömm-              „ein Kulturgut von ganz wesentlicher Bedeutung“, das                    nach derzeitigem Kenntnisstand eine Server-­basierte         tergegeben und genutzt zu werden.“ Und zwar „Für die
     licher Archive beschreibt, zugleich die Anforderungen        „den Weg festhält, den die Kirche durch die Jahrhun-                    Datensicherung angestrebt werden, wobei das regel-           Ewigkeit“.
     an ein DMS umrissen sind, von der Dauerhaftigkeit über       derte in ihren realen Gegebenheiten zurückgelegt hat.“                  mäßige Umkopieren und Upgraden automatisiert er-
     die Revisionssicherheit bis hin zu den Metadaten. Diesen     Sie sind zugleich Erinnerungsorte im Sinne der aktuellen                folgen sollte und dokumentiert sein muss. Zu beachten
     kirchenrechtlichen Rahmen auszufüllen ist Sache der zu-      Geschichtswissenschaft und müssen „sämtliche Daten                      ist der Authentifizierungsbedarf bei allen Migra­tionen
     ständigen Korporationen, seien es Bischofskonferenzen,       und Urkunden, mit denen sich die unverkennbare Ge-                      und Konversionen.“
     Bistümer, Ordensgemeinschaften oder Verbände.                schichte der christlichen Gemeinschaft schreiben läßt,
                                                                  systematisch sammeln, um die Möglichkeit zu einer an-
     Freilich kommt auch die Top-down-Methode vor. In der         gemessenen Bewertung des tatsächlichen Geschehens,
     päpstlichen Kurie gibt es die „Kommission für die Kul-       der erreichten Ergebnisse, aber auch der Unterlassungen
     turgüter der Kirche“. Diese veröffentlichte Ende der         und Irrtümer zu bieten.“
     1990er-Jahre ein programmatisches Rundschreiben
     mit dem Titel „Die pastorale Funktion der kirchlichen        Dies gilt auch für die Registraturen. Von ihnen „kann ge-
     Archive“. Es richtet sich an Archive, gilt aber auch für     genwärtig die Auskunft über die vielfältigen Initiativen                                                                               Dr. Christoph Schmider
     Schriftgutverwaltungen. Insofern haben wir darin eine        und deren Koordinierung und in Zukunft das Erschei-
                                                                                                                                                                                                         Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg
     theoretisch-theologische Grundlage für die an ein DMS        nungsbild von Diözesen, Pfarreien, Instituten geweihten                                                                                Erzbischöflicher Oberarchivdirektor
     zu stellenden Anforderungen. Es wäre zwar kaum ziel-         Lebens, Gemeinschaften apostolischen Lebens, Verei-                                                                                    Vorsitzender der „Bundeskonferenz
                                                                                                                                                                                                         der kirchlichen Archive in Deutsch-
     führend, dieses bald 20 Jahre alte Schreiben unmittel-       nigungen von Gläubigen und kirchlichen Bewegungen                                                                                      land“
     bar als Pflichtenheft zu benutzen, aber es könnte für        abhängen. Wenn nicht […] für den Aufbau der Verwal-
     diejenigen, die mit der Beschaffung von DMS-Software         tungsarchive gesorgt wird, können Schäden entstehen,                                                                                   christoph.schmider@
                                                                                                                                                                                                         ordinariat-freiburg.de
     befasst sind, nützlich sein, seine Inhalte zu kennen.        die das historische Gedächtnis und infolgedessen das
                                                                  pastorale Wirken der Teilkirchen gefährden.“

16   Für die Ewigkeit                                                                                        PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                                                Für die Ewigkeit   17
Die digitale Transformation der Gesellschaft - BALVI GmbH
News & Lesermeinungen   E-Government-Strategien   Einblicke   Anwenderberichte   Entwicklungslabor                     Dienstleistungen       Engagement            Öffentliche Gebäude         Buch-Tipp                    Impressum

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                                                                                                                        E-Justice –
                                                                                                                                     Geht nun die (elektronische) Post ab?
                                                                                                                                                                                                          Dr. Wilfried Bernhardt

                                                                                                                       Das Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten von
                                                                                                                       2013 hat Schwung in die Entwicklung von E-Justice gebracht. Professionelle Nutzer der
                                                                                                                       Justiz werden spätestens ab 1.1.2022 nur noch elektronisch mit der Justiz kommunizie-
                                                                                                                       ren können. Die Justiz wird die neuen Herausforderungen nur meistern können, wenn
                                                                                                                       sie bis dahin auch intern vollständig die Aktenführung von Papier auf Elektronik umge-
                                                                                                                       stellt hat. Der EDV-Gerichtstag in Saarbrücken hat gezeigt, dass aufgrund der mittler-
                                                                                                                       weile vorhandenen technischen Lösungen für eine elektronische Aktenführung die
                                                                                                                       schwierigen Zukunftsaufgaben gelöst werden können. Dabei dürfen allerdings die euro-
                                                                                                                       päischen Entwicklungen nicht außer Acht gelassen werden.

                                                                                                                           eJustice-Gesetz bewegt Justiz

                                                                                                                       Nach vielen Jahren einer eher verhaltenen Fortent-          fizierten elektronischen Signatur unter bestimmenden
                                                                                                                       wicklung der Digitalisierung der deutschen Justiz ist       Schriftsätzen verzichtet werden. Es reicht bei der Kom-
                                                                                                                       nunmehr aufgrund des Gesetzes zur Förderung des             munikation über das beA eine einfache Signatur aus –
                                                                                                                       elektronischen Rechtsverkehrs mit der Justiz („eJustice-­   sofern nicht ein Land von der Opt-out-Möglichkeit nach
                                                                                                                       Gesetz“) vom 10. Oktober 2013 Bewegung in die Fort-         dem eJustice-Gesetz Gebrauch gemacht und den Ter-
                                                                                                                       entwicklung von E-Justice gekommen. Bisher ist der          min auf den 1. Januar 2020 verschoben hat.
                                                                                                                       elektronische Rechtsverkehr – von den Registergerich-
                                                                                                                       ten abgesehen – an den Gerichten der Länder unein-
                                                                                                                       heitlich und lückenhaft eröffnet. Das Gesetz sieht vor,        Herausforderungen
                                                                                                                       dass spätestens ab 1.1.2022 (soweit die Länder dieses
                                                                                                                       Datum nicht um zwei Jahre vorziehen) die Kommuni-           Zwar sieht das eJustice-Gesetz – abgesehen von der
                                                                                                                       kation der sogenannten professionellen Justiznutzer         zwingenden Eröffnung eines elektronischen Zugangs
                                                                                                                       (Rechtsanwälte, Behörden) mit der Justiz vollständig zu     – keine zwingende elektronische Aktenführung und
                                                                                                                       digitalisieren ist. Demnächst wird die Bundesrechtsan-      keinen zwingenden elektronischen Rückversand an
                                                                                                                       waltskammer für alle Anwälte ein besonderes elektro-        die Justiznutzer vor; dennoch dürfte bei einem stark
                                                                                                                       nisches Anwaltspostfach („beA“) einrichten, aus dem         anwachsenden elektronischen Posteingang eine effizi-
                                                                                                                       elektronisch mit den Gerichten kommuniziert werden          ente Weiterverarbeitung der eingehenden Dokumente
                                                                                                                       kann – vorausgesetzt, die Gerichte haben bereits einen      durch die Gerichte nur dann sichergestellt sein, wenn
                                                                                                                       offiziellen elektronischen Zugang auf der Grundlage ei-     innerhalb der Gerichte entsprechende Instrumentarien
                                                                                                                       ner entsprechenden dazu ermächtigenden Verordnung           zur Verfügung stehen, die häufige Medienbrüche ver-
                                                                                                                       erlassen. Ab 1. Januar 2018 kann dann bei Nutzung des       meiden. So müssen Probleme gelöst werden, wie das
                                                                                                                       Kommunikationswegs über das beA oder auf einem ver-         Ausdrucken der eingehenden elektronischen Unter­
                                                                                                                       gleichbar sicheren Übertragungsweg (z. B. De-Mail oder      lagen, um sie einer offiziell weiterführenden Papierakte
                                                                                                                       mit neuen, noch durch eine Verordnung festzulegenden        beizufügen, oder das Einscannen ausgehender Post, um
                                                                                                                       sicheren Instrumenten) auf das Anbringen einer quali-       den elektronischen Rückkanal nutzen zu können.

18   Titel-Headline der News                                                              PDV NEWS · Ausgabe 01:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                          E-Justice – Geht nun die (elektronische) Post ab?   19
News & Lesermeinungen                 E-Government-Strategien                Einblicke          Anwenderberichte           Entwicklungslabor                     Dienstleistungen       Engagement             Öffentliche Gebäude               Buch-Tipp                    Impressum

                                                                                                                                                                    Dritter Weg – „eAkte als Service“                             Europäische Entwicklung beachten

                                                                                                                                                                  Beachtung findet insoweit der Ansatz von Baden-              Die Rechtsentwicklung in Deutschland sollte dabei nicht
                                                                                                                                                                  Württemberg: Im Wege einer europaweiten Ausschrei-           den europäischen Kontext vernachlässigen. Dies gilt auch
                                                                                                                                                                  bung wurde ein (dritter) Weg „eAkte als Service“ be-         und insbesondere für die Digitalisierung der (Massen-)
                                                                                                                                                                  schritten und PDV-Systeme damit beauftragt, die in           Verfahren, die mittlerweile zum Teil durch europäische
                                                                                                                                                                  den einzelnen Gerichtsbarkeiten unterschiedlichen            Rechtsetzung geprägt sind: Etwa das Mahnverfahren
                                                                                                                                                                  Fachanwendungen über Schnittstellen an ein einheit-          mit der Komponente des Europäischen Mahnverfah-
                                                                                                                                                                  liches, marktgängiges Standard-Dokumentenmanage-             rens oder das sogenannte Small-Claims-Verfahren, das
                                                                                                                                                                  ment- beziehungsweise Vorgangsbearbeitungssystem             auch grenzüberschreitend Instrumente zur gerichtlichen
                                                                                                                                                                  (VIS-Suite) anzubinden, sodass in allen Fachbereichen        Durchsetzung geringfügiger Forderungen vorsieht.
                                                                                                                                                                  des Landes von der ordentlichen Gerichtsbarkeit über         Die Einbindung solcher Verfahren in eine ­E-Akte der
                                                                                                                                                                  die Fachgerichte, die Staatsanwaltschaften bis hin zur       Gerichte wird besondere Vorteile versprechen, wenn
                                                                                                                                                                  Gerichtsverwaltung das gleiche Produkt verwendet             dabei auf europäische Standards, zumindest auf stan-
                                                                                                                                                                  werden kann.                                                 dardisierte Schnittstellen, zurückgegriffen werden kann.
                                                                                                                                                                                                                               Auch die Flüchtlingsströme in die EU und insbesondere
                                                                                                                                                                  Dieses Vorgehen erleichtert die Administration der je-       nach Deutschland erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass
                                                                                                                                                                  weiligen Verfahren durch zentrale Justiz-IT-Dienstleister    künftig grenzüberschreitende juristische Konflikte in
                                                                                                                                                                  und bietet auch den Vorteil, dass der in einigen Ländern     einem modernen Justizsystem zu bewältigen sind, ohne
                                                                                                                                                                  durchaus übliche Wechsel von Richtern zwischen den           den Einsatz von Justizpersonal beträchtlich ausweiten
                                                                                                                                                                  jeweiligen Gerichtsbarkeiten, zwischen Gerichten und         zu müssen.
                                                                                                                                                                  Staatsanwaltschaften oder zwischen der Justiz und dem
                                                                                                                                                                  Justizministerium nicht durch aufwändige neue Schu-          Europäische Normen, wie die EU-Verordnung über
                                                                                                                                                                  lungsmaßnahmen für ein jeweils anderes Gerichtsakten-        elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für
                                                                                                                                                                  system begleitet werden muss.                                elektronische Transaktionen im Binnenmarkt (eIDAS),
                                                         Großes Interesse an der baden-württembergischen Justizlösung auf der E-Akte-Tagung 2015 in Berlin        Schließlich fördert dies die Interoperabilität der elek-     die künftig europaweit einheitlich den (grenzüber-
                                                                                                                                                                  tronischen Aktensysteme der Gerichte und der Ver-            schreitenden) Umgang mit elektronischen Signaturen
                                                                                                                                                                  waltungen und entspricht der häufig erhobenen For-           und Identifizierungen von Personen, Unternehmen und
     Klares Ziel muss es für die Gerichte sein, spätestens ab                            Damit ist Verständigung der Justizstaatssekretäre bei                    derung, die Schnittstellen zwischen E-Government und         Websites definiert und das bislang in den EU-Staaten
     dem Zeitpunkt der elektronischen Kommunikations-                                    einer Tagung im Zisterzienserkloster Eberbach auf ein                    E-Justice, also zwischen Verwaltung und Justiz, stärker      geltende Signaturrecht zum 1. Juli 2016 ersetzt, werden
     pflicht für professionelle Justiznutzer über ein einsatz-                           möglichst gemeinsames Vorgehen zur Schaffung von                         zu beachten. Vorteilhaft ist dies insbesondere in Verfah-    grenzüberschreitendes E-Justice erleichtern. Das Projekt
     bereites elektronisches Aktensystem zu verfügen.                                    standardisierten IT-Verfahren gemeint. Die Digitalisie-                  ren in den öffentlich-rechtlichen Fachgerichtsbarkeiten,     „e-CODEX“ (e-Justice Communication via Online Data
     So ist es nicht erstaunlich, dass die Länder mittler-                               rung üblicher Justizverfahren sollte möglichst gemein-                   bei denen Verwaltung und Gericht häufig miteinander          Exchange) verfolgt nicht nur das Ziel, den grenzüber-
     weile erhebliche Anstrengungen gestartet haben, die                                 sam in Form von Entwicklungsverbünden in Auftrag                         kommunizieren.                                               schreitenden elektronischen Zugang zum Recht für Bür-
     gerichts­interne Aktenführung vollständig auf die Elek-                             gegeben, zumindest interoperable Schnittstellen ge-                                                                                   ger und Unternehmen in Europa zu verbessern, sondern
     tronik umzustellen. Mittlerweile arbeiten praktisch alle                            schaffen, werden.                                                                                                                     will auch Standards schaffen für gerichtliche Doku-
     Länder intensiv an der Einführung der elektronischen                                                                                                           E-Akte als Topthema                                        mente und den Austausch bzw. die Einreichung von Do-
     Gerichtsakte und – mehr oder weniger intensiv – an der                                                                                                                                                                    kumenten und Daten. Es lohnt sich daher, aufmerksam
     elektronischen Vorgangsbearbeitung.                                                   Unterschiedliche Wege eingeschlagen                                    Der EDV-Gerichtstag in Saarbrücken am 24. und                bei der Fortentwicklung elektronischer Dienste für die
                                                                                                                                                                  25. September 2015 in Saarbrücken befasste sich in           Justiz auch die Entwicklung in den europäischen Nach-
     Mit der Anschaffung eines spezifischen elektronischen                               Doch bei einer der wahrscheinlich größten Heraus­                        zentralen Veranstaltungen mit dem Thema der elektro-         barländern zu verfolgen.
     Aktensystems an einem Gericht ist es allerdings nicht                               forderungen für die Justiz, der Umstellung auf die elek-                 nischen Akte und bot den Teilnehmerinnen und Teil-
     getan. Elektronische Gerichtsakten oder Teile der Akten                             tronische Gerichtsakte, war offenbar dieser Geist nicht                  nehmern interessante Einblicke in die derzeit am Markt       E-Justice steht daher eine dynamische Entwicklung be-
     müssen über die Ländergrenzen hinweg ausgetauscht                                   mehr in gewünschter Weise präsent.                                       angebotenen E-Akten-Systeme. Deutlich wurde dabei,           vor: Es geht nun wirklich die (elektronische) Post ab!
     werden können – z. B. im Rahmen von Beweisaufnah-                                   So gab der Freistaat Bayern als das für das Fachverfah-                  dass die E-Akte mit den damit in Zusammenhang ste-
     men oder bei Rechtsbehelfen im Instanzenzug bis hin zu                              ren ForumStar federführende Land auf der Basis des                       henden Schnittstellen ein Top-Thema auf der E-­Justice-
     den Bundesgerichten.                                                                Rahmenvertrages mit dem Produktlieferanten des Fach-                     Agenda bleibt. Der für die Justiz als Pendant zum IT-Pla-      Dr. Wilfried Bernhardt
                                                                                         verfahrens in Kooperation mit Berlin und Österreich ein                  nungsrat gegründete E-Justice-Rat hat im September
                                                                                                                                                                                                                                 Staatssekretär a.D.
                                                                                         „elektronisches Integrationsportal – eIP“ mit dem „inte-                 2014 die Einsetzung eines BLK-Architekturbüros be-             Mitglied im Vorstand des
        Standardisierung wünschenswert                                                   grierten eJustice-Arbeitsplatz der Zukunft“ in Auftrag.                  schlossen, „das die Entwicklung und Pflege der Schnitt-        EDV-Gerichtstags e. V.
                                                                                                                                                                                                                                 Dozent an der Juristenfakultät Leipzig
                                                                                         Daneben sind sechs Länder unter der Federführung von                     stellen koordinierend und strategisch zu begleiten hat“.
     Wünschenswert wäre daher gewesen, eine stär-                                        NRW bestrebt, auf der Basis des Forschungsprojekts                       Insbesondere beim Thema der elektronischen Ge-                 bernhardt-wi@t-online.de
     kere Standardisierung der Akte zu erreichen, also den                               Ergonomie der elektronischen Akte (e²A) ein künftiges                    richtsakte wird das Architekturbüro noch stark gefor-
     „Geist von Kloster Eberbach“ von 2008 zu erneuern.                                  Verfahrenssystem e²A zu erstellen.                                       dert sein.

20   E-Justice – Geht nun die (elektronische) Post ab?                                                                               PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                                 E-Justice – Geht nun die (elektronische) Post ab?   21
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                                                                                                                                                                                                                   von 84 IT-Top-Managern zur Auswertung vor.
                                                                                                                                                                                                                   Dabei wurden zunächst die Angaben zu typischen
                                                                                                                                                                                                                   CIO-Aufgaben mittels einer Faktoranalyse weiter ver-
                                                                                                                                                                                                                   dichtet und den drei Bereichen „strategisch-technische
                                                                                                                                                                                                                   Aufgaben“, „operative Aufgaben“ und „strategisch-öko-
                                                                                                                                                                                                                   nomische Aufgaben“ zugeordnet. Anschließend wurde,
                                                                                                                                                                                                                   getrennt für die ÖV und Privatwirtschaft, anhand einer
                                                                                                                                                                                                                   Clusteranalyse nach Gruppen von CIOs gesucht, die
                                                                                                                                                                                                                   sich durch den jeweiligen Aufgabenschwerpunkt unter-
                                                                                                                                                                                                                   scheiden lassen. Durch Auswertung der CIO-Antworten
                                                                                                                                                                                                                   zu ihren Persönlichkeitsmerkmalen konnten anschlie-
                                                                                                                                                                                                                   ßend den Clustern noch typische Personenprofile für die
                                                                                                                                                                                                                   CIO-Rolle zugeordnet werden.

                                                                                                                                                                                                                   So ergibt sich die Möglichkeit festzustellen, ob Per-
                                                                                                                                                                                                                   sonen, die einen bestimmten Auftrag bzw. bestimmte
                                                                                                                                                                                                                   Aufgaben übertragen bekommen haben, unterschied-
                                                                                                                                                                                                                   liche Eigenschaften besitzen, die zur Aufgabenerfüllung
                                                                                                                                                                                                                   hilfreich sind. Die wesentlichen Ergebnisse lassen sich
                                                                                                                                                                                                                   wie folgt zusammenfassen:

                                                                                                                                                                                                                      Ergebnisse für den öffentlichen Sektor

                                                                        TU Ilmenau – Moderner Universitätscampus im „Grünen Herzen“ Deutschlands                                                                   Bei der Untersuchung der Aufgabenschwerpunkte las-
                                                                                                                                                                                                                   sen sich in der ÖV drei verschiedene Gruppen unter-

     „„
      Der CIO im privaten und                                                                                                                            unterschiedlichen Anforderungen resultiert und, nicht
                                                                                                                                                         zuletzt, ob die gegenwärtigen personellen Besetzungen
                                                                                                                                                         des CIO bestimmte Typen von Personen mit charak-
                                                                                                                                                                                                                   scheiden.

                                                                                                                                                                                                                  Die erste Gruppe weist im Faktor „strategisch-tech-

                            öffentlichen Sektor – ein Vergleich.                                                                                         teristischen Eigenschaften aufweisen. Beim letzten
                                                                                                                                                         Punkt kann die Differenzierung von Laudon u.a. (2010)
                                                                                                                                                         zwischen IT Top Managern alter und neuer Prägung
                                                                                                                                                                                                                  nische“ Aufgaben eine überdurchschnittliche Ausprä-
                                                                                                                                                                                                                  gung auf. Der Faktor „operativer“ Aufgaben ist ebenfalls
                                                                                                                                                                                                                  leicht überdurchschnittlich ausgebildet und der Faktor
                                                  Univ.-Prof. Dr. Volker Nissen, Technische Universität Ilmenau                                          genutzt werden (Tabelle 1).                                                der „strategisch-ökonomischen“ Auf-
                                                                                                                                                                                               »Die Ergebnisse machen deutlich, gaben ist leicht unterdurchschnittlich
                                                                                                                                                         Diese Fragestellungen wurden dass sich die Aufgabenschwerpunkte ausgeprägt. In der Gesamtinterpreta-
     Über Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Chief                                Anforderungen an CIO                                                 kürzlich vom Fachgebiet Wirt- eines IT-Top-Managers in der ÖV und tion bezeichnen wir Personen dieser
     Information Officers in der Privatwirtschaft und in der                                                                                             schaftsinformatik für Dienstleis­ der Privatwirtschaft heute deutlich Gruppe vor dem Hintergrund ihres
     Öffentlichen Verwaltung war bislang wenig bekannt.                           Die Funktion eines Chief Information Officers (CIO)                    tungen der TU Ilmenau mittels ei- unterscheiden. Sie reichen von der Aufgabenschwerpunkts als „IT-Archi-
     ­Dabei dürfte klar sein, dass unterschiedliche Zielset-                      ist in der Privatwirtschaft seit Jahren fest etabliert.                ner empirischen Studie untersucht. Sicherstellung rein operativer Tätig- tekten mit einem Fokus auf operative
      zungen der jeweiligen Organisation ebenso wie ver-                          Dabei haben sich in den letzten Jahren die Aufgaben                    Für einen Vergleich von CIO der keiten über Anwendungsarchitek- Aufgaben“.
      schiedene regulatorische Rahmenbedingungen sich                             des CIO und dessen Stellung in der Organisation kon-                   öffentlichen Verwaltung mit denen turfragen bis hin zur Vorbereitung
      in Aufgaben, Eigenschaften und Rolle von IT-Top-­                           kretisiert. Was im privatwirtschaftlichen Bereich einen                der Privatwirtschaft erfolgte die und Umsetzung strategisch-geschäft- In der zweiten Gruppe ist der Faktor
      Managern widerspiegeln werden.                                              weitgehend abgeschlossenen Vorgang darstellt, steht                    Stichprobenbeschaffung für den licher Aufgaben.«                           der strategisch-technischen Aufga-
                                                                                  in der Öffentlichen Verwaltung (ÖV) erst am Beginn                     öffentlichen Bereich bei CIOs und                                          ben klar unterdurchschnittlich aus-
     Das Fachgebiet Wirtschaftsinformatik für Dienstleis­                         einer Entwicklung.                                                     IT-Entscheidungsträgern der Bundesregierung und der      geprägt. Hingegen ist der zweite Faktor der operativen
     tungen an der TU Ilmenau ist diesen Fragen anhand                                                                                                   Bundesländer sowie den jeweils zugehörigen Ressorts      Aufgaben ähnlich wie bei der ersten Gruppe leicht
     einer Umfrage unter IT-Führungskräften nachgegangen.                         Dementsprechend variieren bislang auch die Aufgaben                    bzw. Ministerien.                                        überdurchschnittlich ausgeprägt und der dritte Fak-
                                                                                  und die Stellung des CIO in der ÖV. Damit verbunden                                                                             tor der strategisch-ökonomischen Aufgaben liegt im
                                                                                  ist die Frage, ob die gegenwärtigen Aufgabenbereiche                   Anhand der Anzahl der dort erhobenen Datensätze          Durchschnitt. Personen, die dieser Gruppe angehören,
                                                                                  der CIO in der Privatwirtschaft sich von denen der ÖV                  wurde für einen Gruppenvergleich eine etwa gleich        werden somit als „Hands-On-Manager“ mit einem sehr
                                                                                  unterscheiden, ob diese Differenzierung aus eventuell                  hohe Anzahl aus dem privatwirtschaftlichen Bereich       starken Fokus auf operative Tätigkeiten beschrieben.

22   Der CIO im privaten und öffentlichen Sektor – ein Vergleich                                                            PDV NEWS · Ausgabe 02:2015   PDV NEWS · Ausgabe 02:2015                                                Der CIO im privaten und öffentlichen Sektor – ein Vergleich   23
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