DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen

Die Seite wird erstellt Diana Böhm
 
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DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
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U BREMEN

                           Das Magazin der Universität Bremen                                 WINTERSEMESTER 2020

  26 / Forschungsprojekt         46 / Rettung für Verlierer   50 / Biodiversität an der Uni
  Modernisierungs­blockaden      Das Uni-Startup Patavinus    Warum ist die Wiese nicht
  in der DDR                     und seine Idee               gemäht?

                           DIGITALISIERUNG
                           MIT AUGENMAẞ
                                      Die Corona-Pandemie hat
                                  die Digitalisierung der Universität
                                         enorm beschleunigt
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editorial

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   up2date.uni-bremen.de

                                      Liebe Leserinnen
                                      und Leser,
                             nach wie vor wird unser Leben durch die Corona-Pandemie              Professor Andreas Dotzauer. Ihm wurden förmlich „Löcher in
                             beeinflusst. Bei der Bewältigung der Krise kommt es ganz             den Bauch gefragt“. Im Interview mit ihm lesen Sie, welch
                             besonders auch auf die Wissenschaften an. Forschung und              besondere Erfahrung es für Andreas Dotzauer war, plötzlich so
                             Entwicklung arbeiten fieberhaft an einem Impfstoff, und              stark im Mittelpunkt des Interesses zu stehen.
                             praktisch jede gesellschaftliche Ebene ist von den Auswirkungen                  Doch Corona ist nicht alles! Sie finden in dieser
                             der Virusepidemie betroffen. Wissenschaftlerinnen und                Ausgabe auch zahlreiche „virenfreie“ Geschichten. Lesen Sie,
                            ­Wissenschaftler der Universität Bremen sind mit ihrer Expertise      wie ein volkswirtschaftliches Forschungsprojekt heraus­
                             gefragt, um die Auswirkungen von Corona auf die verschie­            finden will, welche „Modernisierungsblockaden“ die ehemalige
                             denen Lebensbereiche zu erforschen und zu erklären. Durch            DDR am Erfolg hinderten — und wie diese Blockaden bis
                             fundierte Politikberatung helfen unsere Forscherinnen und            heute in Ostdeutschland nachwirken. In einem anderen Text
                             Forscher aktiv mit, diese Herausforderung für unser Gemein-          erfahren Sie, wie der Soziologe Uwe Engel die Akzeptanz
                             wesen erfolgreich zu bewältigen.                                     von künstlicher Intelligenz in der Gesellschaft erforscht. Inter-
                                         Natürlich war auch die Universität Bremen selbst         essant ist auch die enge Zusammenarbeit mit einer Uni­ver­
                             von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Innerhalb               sität in Kamerun auf dem Gebiet der Bienenforschung. Dort ist
                             kürzester Zeit musste der Lehrbetrieb auf „digitale Füße“            Honig ein wichtiges Gut, und die Bremer Uni hilft bei
                             gestellt werden — Präsenzveranstaltungen waren erst in den           der Ausbildung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
                             letzten Wochen des Semesters wieder möglich und blieben              lern aus diesem Land.
                             vorwiegend auf den Bereich von Prüfungen beschränkt.
                             In unserer Titelgeschichte lesen Sie, wie die Universität eine                  Mehr in up2date.
                           „Digitalisierung mit Augenmaß“ vorantreibt: Schnell muss es            Wenn Sie unsere Artikel und Geschichten interessant finden,
                             gehen und trotzdem auch nachhaltig, um möglichst viele               können Sie sich auch mehrmals im Monat ein „update“ im Web
                             Menschen aus der „Kleinstadt Universität“ bei diesem Wandel          holen. Denn mit unserer Online-Ausgabe up2date. sind wir
                             mitzunehmen. Das gilt besonders für die Studierenden,                immer aktuell. Klicken Sie rein: www.up2date.uni-bremen.de

                             aber auch für die Forschenden sowie die Mitarbeiterinnen
                             und Mitarbeiter.                                                                Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
                                         Wie wichtig in solchen Zeiten wissenschaftlich                      Die Redaktion
                             fundierter Rat sein kann, zeigt das Beispiel „unseres“ V
                                                                                    ­ iro­logen

                                                                                                                                                     3
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
inhalt                                                                                                                                                                    44                                                                                                                6    kurz & knapp

                                                                                                                                                                                                                                                                                                titel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                

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                                                                                                                                                                                                                                                                                            8   Digitalisierung mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Augenmaß – Die Corona-Pandemie hat die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Digitalisierung der Universität Bremen enorm beschleunigt

                                                                                                                                                                                                                                                                                           14   Vorausschauende Uni – Bereits in den 1990er-Jahren

                                                                                                                                                                                                                                                Fotos: Kai Uwe Bohn / Universität Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                legte sie für Forschungs­daten erste digitale Archive an

                                                                                                                                                                                                                                                                                           16   Interview mit Professorin Gudrun Oevel

                                                                              TItelfoto: Matej Meza / ­Universität Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                „Ziel ist es, mit der Zeit immer ein Stück besser zu werden“

                                                                                                                                                                                                                                                                                                forschung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                
                                                                                                                                                                                                                                                                                           18   Der tiefe Blick ins Innere – Hochauflösendes
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Röntgenmikroskop in der Materialwissenschaft

                                                                                                                                                                                                                                                                                           22   Das Spiel mit der Sucht
                                                                                                                                                                          uni & gesellschaft                                                                                                    Psychologinnen und Psychologen der Universität forschen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                rund ums Glücksspiel
                                                                                                                                                                          „Manchmal drei oder vier                                                                                         26   Modernisierungsblockaden in Wirtschaft und
                                                                                                                                                                          Interviews am Tag“                                                                                                    Wissenschaft der DDR
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Ein volkswirtschaftliches Forschungsprojekt
                                                                                                                                                                          Virologe Professor Andreas Dotzauer ist der gefragteste Experte der
                                                                                                                                                                          Uni-Geschichte                                                                                                   34   „Was nützt der beste Roboter, wenn ihn keiner
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 haben will?“ – Soziologe Uwe Engel über die Akzeptanz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                von künstlicher Intelligenz in der Gesellschaft

                                                                                                                                                                                                                                                                                           39   Honig ist ein wichtiges Gut in Kamerun
     titel                                                                                                                                                                                                                                                                                      Gemeinsame Bienenforschung seit mehr als 20 Jahren

                                                                                                                                                                                                                       48
     Digitalisierung mit                                                                                                                                                                                                                                                                        lehre & studium
                                                                                                                                                                                                                                                                                                

     Augenmaß                                                                                                                                                                                                                                                                              42   Gesünder leben, essen, trinken und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                kommunizieren – Studentisches Projekt stärkt die
     Die Digitalisierung ist ein wichtiges Ziel der Universität Bremen und                                                                                                                                                                                                                      Widerstandsfähigkeit im Homeoffice
     Teil ihrer Strategie 2018–2028. Die Corona-Pandemie hat den Prozess
     jetzt erheblich beschleunigt                                                                                                                                                                                                                                                               uni & gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                
                                                                                                                                                                                                                                                                                           44   „Manchmal drei oder vier Interviews am Tag“
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Virologe Professor Andreas Dotzauer ist der gefragteste
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Experte der Uni-Geschichte

                                                                                                                                                                                                                                                Foto: Matej Meza / ­Universität Bremen
                                                                                                                                                                                                                                                                                           46   Die Rettung für Verlierer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Das Uni-Startup Patavinus und seine Idee

                                                                                                                                                                                                                                                                                                campusleben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                
                                                                                                                                         Foto: Adobe Stock / VTT Studio

                                                                                                                                                                                                                                                                                           48   „Voll mein Ding“ – Ein Porträt der Raummanagerin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Heike Hemmersbach

              34
                                                                                                                                                                                                                                                                                           50   Jedes Kräutlein und jeder Käfer ist wichtig
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Biodiversität an der Uni
                                                                                                                                                                          campusleben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                hochschulpolitik
                                                                                                                                                                          „Voll mein Ding“                                                                                                      
                                                                                                                                                                                                                                                                                           54   YUFE Übersicht – Wer sind die Ansprechpartnerinnen
                                   forschung                                                                                                                              Ein Porträt der Raummanagerin Heike Hemmersbach
                                                                                                                                                                                                                                                                                                für YUFE an der Universität Bremen?

                                  „Was nützt der beste Roboter,                                                                                                                                                                                                                                 damals
                                  wenn ihn keiner haben will?“                                                                                                                                                                                                                                  
                                                                                                                                                                                                                                                                                           56   Kein Seemannsgarn – Mit der Universität auf hoher See
                                   Soziologe Uwe Engel über die Akzeptanz von künstlicher
                                   Intelligenz in der Gesellschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                           58   menschen
                                                                                                                                                                                                                                                                                           62   impressum

4                                                                                                                           update. 04                                                                                                                                                                                                        5
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
kurz & knapp                                                                                        Bremen forscht
                                                                                                                 für FunKI
                                                                                                                  Forschung für den Mobilfunk
                                                                                                                 der neuesten Generation:
                                                                                                                  Die Arbeits­gruppe Nachrichten-
                                                                                                                  technik im Fachbereich Physik/
                                                                                                                  Elek­tro­technik der Universität
                                                                                                                  Bremen koordiniert das vom
                                                                                                                  Bundes­ministerium für Bildung
Neues Institut                        Doktorandinnen der Geistes- und        richtige, mit dem Menschen           und Forschung (BMBF ) geför-
nimmt Arbeit auf                      Sozialwissenschaften an. Jetzt         vergleichbare Fahrentscheidun-      derte ­Verbundprojekt „Funk­
                                      wird das Angebot auch auf den          gen ableiten.                        kommu­ni­kation mit Künstlicher
Das neue Forschungsinstitut            MINT-Bereich ausgeweitet. Damit          http://unihb.eu/steuern           Intelligenz“ (FunKI). Dabei
Gesellschaftlicher Zusammenhalt       soll Absolventinnen der Weg zur                                            geht es um den Einsatz Künst­
 hat seine Arbeit aufgenommen.         Promotion erleichtert werden.                                              licher Intelligenz in den 5G- und
 Es wird vom Bundesministerium        Zahlreiche Untersuchungen bele-        Korallensterben                     6G-Netzen der Zukunft.
für Bildung und Forschung             gen die geschlechtsspezifische         in Mexiko                           Von den mehr als 6,5 Millionen
 mit 40 Millionen Euro gefördert.     ­Benachteiligung von Frauen in der                                          Euro für dieses Vorhaben gehen
Gemeinsam mit den Universi­           Wissenschaft, deshalb ist das preis-    Ein Forschungsteam unter            rund 800.000 Euro nach
 täten Frankfurt und Leipzig koor-    gekrönte Programm so wichtig.          L­ eitung der Universität Bremen    ­Bremen.                                                                                                                                                             Das Programm
dinieren die Sozialwissenschaften        http://unihb.eu/promotion            hat ökologische Veränderungen                                                                                                                                                                           „perspektive promotion“
                                                                                                                                                                                                                                                                                      stärkt ­Promovendinnen.
der Universität Bremen die wis-                                               in mexikanischen Karibikriffen                                                                                                                                                                          Foto: Matej Meza /
senschaftliche Arbeit von elf teil-                                           in den letzten 40 Jahren er­mit-   Familiengerechte                                                                                                                                                     Universität Bremen
 nehmenden Hochschul- und             Künstliche Intelligenz                  telt. Das Fazit: Nur noch wenige   Hochschule
­Forschungsinstituten. In Bremen      steuert durch Städte                   Riffe werden aktuell durch
wird ein interdisziplinäres Team                                             Korallen dominiert. Die Studie       Die Universität Bremen ist er-
die Rolle der Mittelschichten in      Gemeinsam mit zwei anderen             zeigt deren drastischen Rück-          neut für ihre Maßnahmen zur
den Fokus nehmen.                     Universitäten und dem Techno­          gang zwischen den späten             ­Förderung von mehr Familien­
   http://unihb.eu/zusammenhalt       logie­unternehmen Continental          1970 er-­Jahren und dem Beginn      gerechtigkeit mit dem „audit
                                      forscht die Universität Bremen         des Jahrtausends. Trotz einer       ­familiengerechte hochschule“
                                      zum automatisierten Fahren.            aktuellen langsamen Erholung         ausgezeichnet worden. Das
Sicherheitslücken im                  In dem Projekt PRORETA geht            der Korallen­bedeckung steigt         ­Besondere: Nach einer mehrjäh-
Smarthome schließen                   es um das Erkennen komplexer           die Zuwachsrate der Makro­             rigen Aufbau- und Begutach-       angeboten profitieren. Dazu           Zwei Programme                        tionsforschung (ZemKI) gemein-         internen Abläufe des Autotermi-
                                      Verkehrssituationen in Innen­          algen. Wichtige Funktionen von         tungsphase darf sie dieses        gehören B­ eratungen, Kinder­         von DFG genehmigt                     sam mit Partnern entwickelte          nals diesbezüglich untersucht. Das
Ein Verbund unter Leitung des         städten. Ziel des Forschungspro-        Riffen, wie der Küstenschutz       Qualitäts­siegel jetzt dauerhaft     betreu­ungen — auch im Not-                                                 kostenlose Nachrichten-App            Anschlussprojekt Isabella 2.0
Technologie-Zentrums Informa-         jektes, das bis 2022 dauern soll,       und der Fischereiertrag, werden     führen. Rund 3.500 Beschäf-         fall — oder familien­gerechte          Bremen ist bei der Auswahl neuer     molo.news ist jetzt online gegan-     ­betrachtet jetzt auch die externen
tik und Informationstechnik der       ist die Entwicklung von Algorith-      dadurch beeinträchtigt.                tigte und knapp 20.000 Studie-    Orte auf dem Campus.                  Schwerpunktprogramme durch            gen. Die Plattform für alle           Verkehrsträger Zug, Schiff
Universität Bremen entwickelt         men. Sie sollen aus Sensordaten           http://unihb.eu/korallen            rende können von den Service-        http://unihb.eu/familiengerecht    die Deutsche Forschungsge-            Informatio­nen aus Bremen und         und LKW. Es hat einen Umfang
Lösungen, um Sicherheitslücken                                                                                                                                                               meinschaft (DFG) gleich zweimal      umzu will städtischen Gemein-         von 3,6 Millionen Euro.
in Smarthome-Systemen zu                                                                                                                                                                    ver­treten. Die Fachbereiche          sinn fördern. Bei molo.news kön-         http://unihb.eu/autoumschlag
schließen. Das Projekt soll Wege                                                                                                                      OP-Beleuchtung                        Geo­wissenschaften und Pro­duk­       nen Nutzerinnen und Nutzer sich
aufzeigen, wie sich die Nutzung                                                                                                                       denkt mit                              tionstechnik gehören dazu. Das       ihren Newsfeed selbst zusam-
digitaler Technologien mit dem                                                                                                                                                               Programm „Tropische Klima­           menstellen: Aus aktuellen Nach-
Wunsch nach Datenschutz und                                                                                                                            Ein Konsortium aus Wissenschaft      variabilität und Korallenriffe. Ein   richten diverser lokaler
Privatsphäre in Einklang bringen                                                                                                                       und Medizintechnik entwickelt         Blick auf ­aktuelle Änderungsraten   Medienanbieter, kultureller Ein-
lässt. Anwender von vernetzten                                                                                                                        ein technisches System, das im         in ultra­hoher Auflösung“ wird von   richtungen, Vereinen und Stadt-
Geräten zur Hausautoma­                                                                                                                               Operationssaal automatisch             Dr. Thomas Felis vom M ­ ARUM        teilinitiativen. Unterstützt wird
tisierung sind sich meist nicht                                                                                                                        für optimale Beleuchtung sorgt.      Zentrum für Marine Umweltwis-         die Plattform von zahlreichen
bewusst, welche Risiken sie                                                                                                                            Es kompensiert Schattenwürfe,        senschaften der Universität           Lokal- und Regionalmedien Bre-
in Fragen des Datenschutzes                                                                                                                           die durch Bewegungen des              ­Bremen koordiniert. „Gestaltung      mens.
eingehen. Es geht nun um                                                                                                                              OP-Teams entstehen, und lässt         von Synergien in maßgeschneider-         http://unihb.eu/molonews
leicht verständliche und einfach                                                                                                                       sich gezielt über Gesten und          ten Mischungen heterogener Pul-
be­dien­bare Lösungen.                                                                                                                                 Sprache steuern. Die Arbeits-        ver“, das zweite Bremer Schwer-
   http://unihb.eu/sicherheit                                                                                                                         gruppe „Computergrafik und             punktprogramm, koordinieren die      Autoumschlag wird
                                                                                                                                                      Virtuelle Realität“ des TZI liefert    Professoren Lutz Mädler und Udo      intelligenter
                                                                                                                                                      die Software dazu. „Eine Heraus-       Fritsching aus dem Leibniz-IWT.
 Zehn Jahre                                                                                                                                            forderung liegt in der optimalen        http://unihb.eu/programme          Tests auf einem der weltgrößten
„perspektive promotion“                                                                                                                               Anordnung und Koordination                                                  Autoterminals in Bremerhaven
                                                                                                                                                      einer Vielzahl kleiner Leuchten,                                            zeigen: Ein intelligentes Planungs-
In diesem Jahr feiert „perspektive                                                                                                                    die anstelle der bisherigen           Bremer Nachrichten                    und Steuerungssystem kann
promotion“ zehnten Geburtstag.        Mithilfe von Algorithmen                                                                                        ­großen Lampen zum Einsatz            gehen online                          die Effizienz des Autoumschlags
Mit dem Programm bietet die           soll die KI relevante                                                                                            kommen sollen“, sagt Professor                                             erhöhen. Gemeinsam mit Part-
                                      Objekte im Innenstadt­
Arbeitsstelle Chancengleichheit       verkehr interpretieren.                                                                                         Gabriel Zachmann.                     Die vom Zentrum für Medien-,          nern hat BIBA, das Bremer Insti-
Workshops und Beratung für            Foto: Continental                                                                                                  http://unihb.eu/beleuchtung        Kommunikations- und Informa­          tut für Produktion und Logistik,

               6                                                                                                                        update. 04                                                                                                                                             7
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
titel

                 Digitalisierung
                 mit Augenmaß

                 Die Digitalisierung in Forschung,
                 Lehre und Verwaltung ist für die
                 Universität Bremen ein wichtiges Ziel –
                 und Teil ihrer Strategie 2018–2028.
                 Die Corona-Pandemie hat den Prozess
                 enorm beschleunigt
                 Von Meike Mossig

8   update. 04                                             9
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
titel

Diese Zeit werden viele an der Universität nicht
­vergessen: Als durch die Pandemie das erste digitale
 Semester startete, mussten die Uni-Leitung und
 Service­einrichtungen auf dem Campus im Sommer
 quasi ständig Feuerwehr spielen. Zentrale Infra­
 strukturkomponenten, wie die Lehr- und Lernplatt-
 form Stud.IP, wurden zum Beispiel in kürzester Zeit
 aus­gebaut und weitere Lizenzen für die Video­
 plattformen StarLeaf und Zoom gekauft. Schließlich
 fanden fast alle Lehrveranstaltungen und Meetings
 der Universität auf einmal online statt. Das Engage-                                                                                                                       Wissensvermittlung per Video statt
                                                                                                                                                                            im Hörsaal: Student Louis Kniefs ­
                                                                                                                                                                            (linkes Bild) hat bei dem Format der
 ment, möglichst viele Angebote und Serviceleistungen                                                                                                                       Professorin Anna Förster (oben) als
                                                                                                                                                                            Tutor mitgearbeitet.

 in Lehre und Verwaltung digital anzubieten, war bei                                                                                                                        Screenshot: oblik

 allen Mitarbeitenden enorm. Jetzt gilt es, die Erfahrungen                                                „Ich finde digitale Lehr­an­
                                                                                                             gebote sehr sinnvoll,
 aus der Krise zu nutzen, um die Stärken von Online-                                                         man muss aber immer genau
                                                                                                             schauen, wo es passt.“          nehmen sonst vor allem Interessierte aus der Region teil. Der
 und analogen Angeboten in Zukunft zu ver­binden.                                                            Bachelorstudent Louis Kniefs.
                                                                                                             Foto: Matej Meza /
                                                                                                                                             hohe Aufwand hat sich also gelohnt.
                                                                                                            ­Universität Bremen
                                                                                                                                                       Meinung von Studierenden gefragt
                                                                                                                                             Und wie wichtig ist die reale Begegnung zu Beginn eines
                                                                                                                                             Studiums? „Besonders in dieser Phase finde ich Präsenzveran-
                                                                                                                                             staltungen sehr wichtig, um sich besser kennenzulernen“,
                                                                                                                                             sagt der Bachelorstudent Louis Kniefs. „Ansonsten geht ein
                           Keine Frage: Für den
                                                                                                                                             Großteil der Studienqualität verloren.“ Kenne man seine
                           direkten Austausch und                                                                                            Leute, könne man auch gut digitale Lehrangebote nutzen.
                           Diskussionen sind Präsenz-
                           veranstaltungen unersetzbar.
                                                                                                                                            „Und die finde ich sehr sinnvoll“, betont der 24-jährige Stu-
                           Die Bilder entstanden vor                                                                                         dent für Elektro- und Informationstechnik. Kniefs hat selbst
                           der Pandemie.
                           Foto: Michael Ihle /
                                                                              Jedes Sommersemester steht an der Universität Bremen           als Tutor in einem digitalen Format der Informatikprofessorin
                          ­Universität Bremen                              der Informationstag für Studieninteressierte (isi) auf dem        Anna Förster mitgearbeitet. Das Konzept „Inverted Class-
                                                                           Programm. Er bietet die Möglichkeit, sich auf dem Campus           room“ vermittelt Faktenwissen per Video und vertieft es in
                                                                           mit Studierenden und Lehrenden auszutauschen. Das Ange-           Tutorien, die als Präsenzveranstaltungen angeboten werden.
                                                                           bot lebt also vom persönlichen Austausch. Als klar war, dass      Das Format ersetzt also die klassische Vorlesung im Hörsaal.
                                                                           isi wegen der Coronakrise nicht in Präsenz stattfinden konnte, Bleiben da nicht die sozialen Kontakte auf der Strecke —
                                                                           organisierte die Zentrale Studienberatung mit Lehrenden           zum Beispiel der gemeinsame Kaffee nach der Veranstaltung?
                                                                           eine Alternative: Die Virtuelle Infowoche für Studieninteres- „Man trifft sich dann woanders und kann sich die digitalen
                                                                           sierte (VISi). Hinzu kamen zahlreiche weitere virtuelle Ange-     Formate gemeinsam ansehen und besprechen“, sagt Kniefs.
                                                                           bote. Die Premiere war erfolgreich: Knapp 2.000 Studien­          Zum Beispiel an Lernorten, wie sie die Staats- und Universi-
                                                                           interessierte haben sich über mehrere Wochen in rund 120          tätsbibliothek (SuUB) und einige Uni-Gebäude bieten. Insge-
                                                                           Online-Veranstaltungen über Studienangebote informiert.           samt  plädiert Kniefs für eine Digitalisierung mit Augenmaß.
                                                                           Die Erfahrungen waren so gut, dass es die Idee gibt, VISi im     „Man muss immer genau schauen, wo es passt.“
                                                                           Jahr 2021 zu wiederholen. „Und zwar in Kombination mit                        Seine Meinung ist auch in der Uni-Verwaltung
                                                                           Präsenzveranstaltungen, wenn diese wieder möglich sind“,          gefragt. Kniefs gehört zu einer Gruppe von Studierenden aus
                                                                           sagt Stephan Determann, Leiter der Zentralen Studien­              mehreren Fachbereichen, die sich immer wieder mit dem
                                                                           beratung. Zwar hätten weniger Personen teilgenommen als           Referat Lehre und Studium sowie dem Chief Digital Officer
                                                                           beim isi. „Das war aber nicht schlimm“, sagt er, „da es die­      (CDO), Professor Andreas Breiter, austauschen. Dieser
                                                                           jenigen, die dabei waren, auch wirklich interessiert hat.“ Viele  ­koordiniert die vielfältigen Prozesse der Digitalisierung der
                                                                           seien weiterhin in Kontakt mit der Uni. Zudem wurden auch         Universität  gemeinsam mit dem Kanzler, dem Konrektor
                                                                           Menschen erreicht, die weiter weg wohnen. Sie konnten sich        für Lehre und Studium und den Serviceeinrichtungen auf dem
                                                                           einfach online zuschalten und mussten nicht anreisen. Bei isi     Campus. „Der Austausch in der Studierendengruppe über

      10                                                      update. 04                                                                                                                            11
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
titel

                                                                                                                                               Den digitalen Wandel gestalten
                                                                                                                                     In ihrer Strategie 2018–2028 setzt sich die Universität
                                                                                                                                     Bremen das Ziel, den digitalen Wandel in all seinen
                                                                                                                                     Handlungsfeldern aktiv zu gestalten. Dafür baut sie si-
                                                                                                                                     chere Informations- und Kommunikationsinfrastruktu-
                                                                   Professorin Kerstin                                               ren auf. Forschungsdaten werden gesichert und offen
                                                                   ­Radde-Antweiler (oben Mitte)
                                                                    bei einem Zoom-­Meeting mit                                      zugänglich gemacht. Um die relevanten Prozesse in Ver-
                                                                    Studierenden.                                                    waltung und Management zu unterstützen und qualitativ
                                                                    Screenshot:
                                                                    Paul Niklas Antweiler                                            zu verbessern, baut sie digitale Informationssysteme aus.
                                                                                                                                     Insgesamt begreift die Universität Digitalisierung auch
                                                                                                                                     als Wegbereiter für organisatorischen Wandel und ge-
                                                                                                                                     staltet die Ausrichtung der IT-Dienste als strategische
                                                                                                                                     Dimension der Universitätsentwicklung.

                                                                                                                                        www.uni-bremen.de/universitaet/profil/strategie-2018-2028

                                                                                                                                                                                                     „Ich hoffe, dass langfristig
                                                                                                                                                                                                      digitale und Präsenzlehre
                                                                   Professorin Kerstin Radde-Antweiler. Viele technische Instru-
                                                                   mente, die die Universität bereitgestellt hat, erleichtern
                                                                                                                                                                                                      nicht mehr alternativ
                                                                   der Religionswissenschaftlerin die Kommunikation mit den                                                                           gedacht werden, sondern
                                                                   Studierenden. „Tools zum Kommunizieren, wie Rocket.Chat
                                                                   und digitale Sprechstunden sind gut, wenn zum Beispiel                                                                             wir eine gute Kombination
 Fächergrenzen hinweg ist sehr interessant“, sagt Kniefs. Man
 merke, wie andere Disziplinen „ticken“ und könne vonein­
                                                                   Studierende eine lange Anfahrt zur Universität haben oder
                                                                   auch neben dem Studium arbeiten“, sagt sie. In der Lehre
                                                                                                                                                                                                      von digitalen Lehrtools und
 ander lernen. Von der Verwaltung werden die Studierenden          ist für die Wissenschaftlerin das sogenannte Blended Learning   wird an der Universität. „Natürlich waren viele von uns zu         analoger Lehre entwickeln.“
 ernstgenommen: „Uns sind die Meinung und Ideen der Stu-           eine gute Möglichkeit, digitale und Präsenzlehre zu kombi­      Beginn des digitalen Semesters stark beansprucht und am
 dierenden wichtig“, sagt Franziska Richter vom Referat Lehre      nieren. Das Konzept sieht einen Wechsel von Face-to-Face-­      Ende des Semesters erschöpft.“ Die, die noch wenig Erfah-         Professorin Kerstin Radde-Antweiler,
 und Studium, die die Gruppe betreut. Deren Einschätzungen         Veranstaltungen, Selbstlernphasen und den direkten Aus-         rungen mit digitaler Lehre gehabt haben, erlebten quasi einen     Universität Bremen
 hätten im vergangenen Sommersemester sehr geholfen,               tausch mit Dozierenden und Studierenden vor. So könne man       Sprung ins kalte Wasser. „Ich hoffe aber, dass langfristig
 als im Eiltempo Entscheidungen getroffen werden mussten,          in Seminaren das Faktenwissen gut über Erklärvideos oder        digitale und Präsenzlehre nicht mehr alternativ gedacht werden,
 um digital gestütztes Lernen und Lehren zu unterstützen.          Podcasts vermitteln. Davon habe sie viele seit Beginn der       sondern wir eine gute Kombination von digitalen Lehrtools
„Die Situation im Sommer war natürlich für alle herausfordernd“,   Pandemie erstellt. „Die werde ich auch weiterhin nutzen.“ In    und analoger Lehre entwickeln.“
 so Kniefs. „Aber so ein Feuerwehrcharakter beschleunigt die       der Präsenzlehre habe man dann mehr Zeit für Diskussionen                   Das kann der Konrektor für Lehre und Studium,
 Digitalisierung.“                                                 über den Stoff. „Diesen direkten Austausch können und           Professor Thomas Hoffmeister nur unterstützen: „Wir wollen
                                                                   wollen wir bislang nicht mit digitalen Formaten ersetzen“,      langfristig gemeinsam daran arbeiten, um die Vorteile
            Sommersemester für viele                               sagt sie. Den persönlichen wissenschaftlichen Diskurs           der Verbindung von analogen und digital basierten Lehr- und
            Spru­ng ins kalte Wasser                               hält Radde-Antweiler für essentiell, um bei Studierenden das    Lernformaten möglichst gut auszuschöpfen.“ So könne es
„Ich hoffe sehr, dass wir viele digitale Tools auch nach der       kritische Denken zu fördern. Die Wissenschaftlerin hofft,       gelingen, die Lehre zu verbessern und studierendenzentrier-
 Coronazeit noch an der Universität nutzen werden“, sagt           dass die Haltung gegenüber digitaler Lehre insgesamt offener    ter zu gestalten.

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DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
titel

           Das Thema Digitalisierung spielt in der Forschung eine wichtige Rolle:                                                           Zentrum für Polar- und Meeresforschung
           Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammeln riesige Daten-                                                                  (AWI) entwickelt. Bis heute wird es ge-     Der langjährige Leiter von
                                                                                                                                                                                        PANGAEA, Dr. Michael
           mengen, die meist sehr komplex und umfangreich sind. Diese zu                                                                     meinschaftlich mit dem MARUM — Zent-       Diepenbroek, (links) und
                                                                                                                                             rum für Marine Umweltwissenschaften der    sein Nachfolger Professor
           archivieren und für andere Forschende zugänglich zu machen ist von                                                                                                           Frank Oliver Glöckner.
                                                                                                                                            Universität Bremen betrieben. Heute ist
           großer Bedeutung. Möglich ist das durch die Digitalisierung.                                                                      PANGAEA eine der weltweit führenden
                                                                                                                                                                                        Foto: privat

                                                                                                                                            Einrichtungen, in der Daten aus den Erd-
                                                                                                                                             und Umweltwissenschaften archiviert
                                                                                                                                             und publiziert werden. Darüber hinaus
                                                                                                                                             ist es ein zertifiziertes World Data
                                                                                                                                            ­Center, welches Daten von Tausenden
                                                                                                                                            von wissenschaftlichen Projekten ge-
                                                                                                                                             sammelt hat. „Zum jetzigen Zeitpunkt
                                                                                                                                             können über die Webseite fast 400.000        entwicklung auf nationaler und internati-   Glöckner und Co-Sprecher Diepen-
                                                                                                                                            Datensätze gefunden, heruntergeladen          onaler Ebene bereichert“, sagt Glöckner.    broek. Hinter Biodiversität verbirgt sich
                                                                                                                                             und für weiterführende Arbeiten ge-                     Mit ihrer Expertise für For-     allerdings mehr als „nur“ die Vielfalt
                                                                                                                                             nutzt werden. Und dabei beschränken         schungsdatenbanken sind die Bremer           der Arten. Biodiversität umfasst hier auch
                                                                                                                                             sich die Aufgaben von PANGAEA nicht          auch deutschlandweit gefragt: So            die genetische Vielfalt, die funktionelle
                                                                                                                                             nur auf das Aufbewahren von Daten“,         ­übernimmt das MARUM eine wichtige           Vielfalt, die Interaktionen und die Viel-
                                                                                                                                             sagt der Leiter Dr. Michael Diepenbroek.    Rolle beim Aufbau der Nationalen             falt ganzer Ökosysteme. „In Zeiten, in

          Führend in der
                                                                                                                                            Unter seiner Führung hat PANGAEA in         ­Forschungsdateninfrastruktur (NFDI).         denen eine Million Arten vom Ausster-
                                                                                                                                             den vergangenen 25 Jahren maßgeblich        Diese stellt perspektivisch die Basis        ben bedroht sind, ist der Zugang zu um-
                                                                                                                                             die Entwicklung von Forschungsdaten­         des Forschungsdatenmanagements in           fangreichen, qualitätsgesicherten For-
                                                                                                                                             infrastrukturen vorangetrieben. Aktuell     Deutschland dar. Ziel des Aufbaus der        schungsdaten entscheidend für die jetzt

          ­Digitalisierung von                                                                                                              findet in PANGAEA ein Generationen-
                                                                                                                                            wechsel statt, da Diepenbroek Ende 2020
                                                                                                                                             in den Ruhestand geht. Professor Frank
                                                                                                                                                                                         NFDI ist es, Datenbestände von Wissen-
                                                                                                                                                                                         schaft und Forschung systematisch zu
                                                                                                                                                                                          erschließen, nachhaltig zu sichern und
                                                                                                                                                                                                                                      anstehenden Entscheidungen in Politik
                                                                                                                                                                                                                                      und Gesellschaft“, sagt Glöckner. „Zusam-
                                                                                                                                                                                                                                      men mit den drei ebenfalls erfolgreichen

           Forschungs­daten
                                                                                                                                            Oliver Glöckner wird sein Nachfolger.       zugänglich zu machen sowie weltweit           Konsortien mit Bremer Beteiligung in
                                                                                                                                            Er wurde vor kurzem als Gesamtleiter        zu vernetzen. Diese Infrastruktur besteht     den Gesundheits-, Ingenieur- und Sozial-
                                                                                                                                            von PANGAEA an der Universität Bremen         aus verschiedenen spezialisierten Kno-      wissenschaften ist Bremen auf dem Weg
                                                                                                                                             und dem AWI berufen. „Ich bin dankbar,     tenpunkten — einzelnen Konsortien. Das        ein nationales und internationales Kompe-
                                                                                                                                             dass Michael Diepenbroek das Team nach      Konsortium NFDI4BioDiversity wird            tenzzentrum im Bereich Forschungs­
                                  Die Universität Bremen war vor knapp 30 Jahren                                                            wie vor mit kreativen Ideen zur Weiter-       am MARUM koordiniert. Sprecher ist          daten­management zu werden.“
                                  sehr vorausschauend: Bereits in den 1990er-Jahren legte
                                  sie für Forschungsdaten erste digitale Archive an
                                  Von Meike Mossig

   Zwei Beispiele: Im Jahr 1988 startete       „living archive“ unterstützt Qualiservice        datenzentrum ist bundesweit einmalig und
der erste sozialwissenschaftliche Sonder-      Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler         soll eine zentrale Anlaufstelle für alle
forschungsbereich (SFB) „Statuspassagen        in ihren Projekten dabei, ihre Arbeit zu         ­Forschenden in Deutschland werden, wenn
und Risikolagen im Lebensverlauf" der          ­dokumentieren. Ziel ist es, die Forschungs­     es um Daten zur qualitativen Forschung
Universität Bremen. Die Beteiligten be-         daten, die in den Projekten entstehen, für      geht. Dabei arbeitet Qualiservice eng mit
gannen bereits in den 1990er-Jahren ein         die Arbeit anderer Kolleginnen und Kolle-       der Staats- und Universitätsbibliothek
digitales Archiv aufzubauen. „Dieser SFB        gen bereitzustellen. Besonders interessant      (SuUB) sowie dem international renom-
                                                                                                                                                                                                                                                            Über die Webseite von
war für mich auch deshalb immer ein wich-       ist, dass es damit zukünftig möglich wird,       mierten Infor­mationssystem PANGAEA                                                                                                                        ­PANGAEA können fast
tiger Bezugspunkt für meine Forschun-           über lange Zeitspannen hinweg Themen           ­zusammen. „Die Universität Bremen war                                                                                                                       400.000 Datensätze gefun-
                                                                                                                                                                                                                                                             den, heruntergeladen und
gen“, sagt Professorin Betina Hollstein, die    aus der Sozialforschung zu untersuchen           hier sehr ­vorausschauend, davon profi-                                                                                                                    für weiterführende Arbeiten
damals an der Freien Universität Berlin         und zu vergleichen. Qualitative For-             tieren wir Forschenden heutzutage                                                                                                                           genutzt werden.
                                                                                                                                                                                                                                                            Screenshot: PANGAEA
war. Im Jahr 2014 bekam sie einen Ruf an        schungsmaterialien, die Qualiservice be-         enorm“, sagt Hollstein anerkennend.
die Universität Bremen. Heute leitet            reitstellt, dokumentieren beispielsweise                     PANGAEA — „Data Publisher
­Hollstein den Aufbau des digitalen For-        Interviews oder Beobachtungen. Sie             for Earth and Environmental Science“ —
schungsdatenzentrums Qualiservice am            ­können in Schriftform als Protokoll oder      wurde ebenfalls bereits Anfang der
SOCIUM — Forschungszentrum Ungleich-             Transkript vorliegen, aber auch als Audio-,   1990er-­Jahre von Forschenden am
heit und Sozialpolitik der Universität. Als      Bild- oder Videodatei. Das Forschungs­        Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-­

           14                                                                                                                 update. 04                                                                                                                            15
DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
titel

            Professorin Dr. Gudrun Oevel ist Chief Information Officer der                    Wie lange dauert so ein Digitalisierungsprozess etwa?
           ­Universität Paderborn und bundesweit eine gefragte Expertin, wenn                 Der Prozess hört niemals auf, er orientiert sich an iterativen
            es um die Digitalisierung von Hochschulen geht. In dieser Funktion                – also sich wiederholenden — Schleifen. Ziel ist es, mit der Zeit
                                                                                              immer ein Stück besser zu werden. Da auch die Technik eine                             „Es braucht Menschen,
            hat sie auch die Universität Bremen beraten. Im Februar 2020 war
           Oevel als Fachfrau bei der Peer-to-Peer-Beratung durch das
                                                                                              Rolle spielt, ist es sogar noch etwas kritischer. Denn die Techno-
                                                                                              logien ändern sich in der Regel viel schneller als Organisatio-
                                                                                                                                                                                      die den Prozess immer
            Hochschul­forum Digitalisierung involviert. Das Verfahren bietet                  nen wie Hochschulen sie in der Breite einsetzen und adaptieren                          wieder weitertreiben —
            Hochschulen die Möglichkeit, sich bei der Erarbeitung und nachhal-
            tigen Ver­ankerung ihrer Digitalisierungsstrategie für Studium
                                                                                              können.
                                                                                                                                                                                      und zwar auf jeder Ebene.“
            und Lehre durch Expertinnen und Experten unterstützen zu lassen.                  Sie haben durch Ihre Beratungsfunktion beim Hochschul­forum
                                                                                              Digitalisierung Einblicke in mehrere Hochschulen ­erhalten.                              Professorin Gudrun ­Oevel, Universität Paderborn
            Für diese Peer-to-Peer Beratung hatte sich die Universität Bremen
                                                                                              Wie steht die Universität Bremen im Vergleich dazu da?
            erfolgreich beworben. Im Interview erzählt Oevel, wie man alle                    Wir haben in der Peer-to-Peer-Beratung intensiv auf Lehre und
            Beteiligten mitnehmen kann, welche Stärken die Universität Bremen                 Studium und deren Management sowie notwendige Vorausset-
            hat und was sie Lehrenden sagt, die befürchten, dass                              zungen und Kompetenzen geschaut — zum Beispiel auf Räume,
            die Digitalisierung die Präsenzlehre verdrängen könnte.                           Prüfungen und Veranstaltungen. Beeindruckend war es, den
                                                                                              „Bremer Spirit“ vor Ort zu erfahren — zu spüren, wie viele Per-             dann nicht extra an die Uni fahren muss. Bei unseren Studie-
                                                                                              sonen sich sehr tiefgehende und konstruktive Gedanken                       renden und Lehrenden werden auch digitale Test- und
                                                                                              ­machen und den Willen zur Gestaltung haben. Das ist ein Pfund,             ­Feedbacksysteme sehr geschätzt, um zu wissen, was eigentlich
                                                                                               was ­andere Universitäten nicht immer haben. Auch der gelebte               an Wissen schon erworben wurde.

       „Ziel ist es,
                                                                                               parti­zipative Ansatz hat mich überzeugt — also das Prinzip der
                                                                                               möglichst breiten Einbeziehung von Akteurinnen und Akteuren.     Eine Universität ist ein sehr komplexes System in Forschung,
                                                                                               Hier hat die Universität Bremen ganz eindeutig ihre Stärken.     Lehre und Verwaltung. Die Heterogenität der Akteurinnen
                                                                                               Und hier sind ja auch schon viele Schritte passiert.             und Akteure ist immens. Wie kann man alle Beteiligten mit-

         mit der Zeit                                                                                                                                           nehmen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der
                                                                                              Manche Lehrende stehen der Digitalisierung kritisch gegen- ­Bereiche eingehen?
                                                                                              über. Sie befürchten, dass sie die Präsenzlehre langfristig       Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den Sie benennen. Aus meiner

         immer ein Stück
                                                                                              verdrängen könnte. Was sagen Sie denen?                           Erfahrung — und wir hatten dazu auch ein spannendes For-
                                                                                              In dieser Pandemie haben wir aus meiner Sicht sehr gut erfah- schungsprojekt — ist es wichtig, sich hochschulweit auf einen
                                                                                              ren, was mehr Digitalität bringt: andere Themen, andere Me-       strategischen Rahmen, also wichtige Eckpunkte, zu einigen.

        ­besser zu werden“
                                                                                              dien, Tools, andere Formate, mehr Flexibilität bezogen auf Zeit Dann sollte man Freiräume und Ressourcen gewähren, dass der
                                                                                              und Ort, insgesamt eine andere Vielfalt. Aber wir alle vermissen Rahmen fachspezifisch mit möglichst vielen Personen, ins­
                                                                                              die persönlichen Begegnungen und den sozialen Raum für            besondere auch den Studierenden, ausgestaltet werden kann.
                                                                                              ­Kreativität, Spontanität und intensive Auseinandersetzung. Und Wichtig ist es, auch Austauschmöglichkeiten zu den Erfahrun-
                                                                                               ich glaube, eine Präsenzhochschule wird sich bewusst auf die     gen zu bieten, um die erfolgreichen Dinge zusammenzubringen —
                                 Die Digitalisierung einer Hochschule                          Präsenzlehre mit ihren Vorteilen konzentrieren, aber die positi- beispielsweise an einem Tag der Lehre oder digital auf einer
                                 ist komplex. Das weiß auch Professorin                        ven digitalen Erfahrungen einfach weiter vorantreiben. Denn      Webseite. Es braucht auch Menschen, die den Prozess immer
                                 Gudrun Oevel. Sie hat die Universität                         auch diese haben eben ihre Vorteile.                             wieder weitertreiben — und zwar auf jeder Ebene.
                                 Bremen beraten
                                                                                              Wie kann man digitale Lehre und Präsenzlehre gut mitein­                    Stichwort Datenschutz in der Universitätsverwaltung:
                                 Interview: Meike Mossig                                      ander verbinden? Können Sie konkrete Beispiele nennen?                      ­Einige Prozesse dürfen laut Gesetz nicht digital erfolgen,
                                                                                              Ich finde zum Beispiel das Flipped Classroom-Konzept wunder-                 ­damit der Schutz persönlicher Daten gewährleistet ist.
                                                                                              bar, bei dem sich meist digital im Selbststudium zu Hause                     ­Manche Prozesse sind dadurch recht aufwändig. Wie geht
                                                                                              ­vorbereitet wird und in Präsenz die Materialien vertieft und                  man damit um, wenn man den Digitalisierungsprozess in
                                                                                               ­diskutiert werden. Wunderbar sind auch digitale Simulations­                 der Verwaltung voranbringen will?
Frau Oevel, durch die Corona-Pandemie haben Universitäten                                       umgebungen für beispielsweise Experimente oder Übungen —                     Ich halte den Schutz personenbezogener Daten und das Recht
einen enormen Digitalisierungsschub erhalten. Dies betrifft                                     da kann man als Student oder Studentin nichts kaputt machen,                 auf informationelle Selbstbestimmung für ein hohes Gut.
besonders die digitale Infrastruktur. Sie musste im Eiltempo                                    sondern bewusst forschend an Dinge herangehen. Oder eine                     Manchmal stehen die gesetzlichen Bestimmungen aber auch im
ausgebaut werden, damit das Sommersemester online statt-                                        virtuelle Sprechstunde in der vorlesungsfreien Zeit, in der man              Weg. Aus meiner Sicht muss man hier ernsthaft immer um gute
finden konnte. Das ist aber nur die technische Seite. Was                                                                                                                    Lösungen ringen und sich wirklich Mühe geben. Eine offene,
braucht es noch für einen erfolgreichen digitalen Wandel an                                                                                                                  transparente aber auch wertschätzende harte Auseinanderset-
einer Universität?                                                                                                                                                           zung um Fakten ist meines Erachtens die einzige Möglichkeit.
Gudrun ­Oevel: Es braucht die Menschen, die den Wandel mit                                                                                                                   Manchmal hilft aber auch der Blick auf andere Universitäten.
­ihrem Engagement ausgestalten. Dies passiert ja nicht von allein                                                                                                            Da haben vielleicht andere schon gute Lösungen gefunden, die
 oder durch Technik. Sie gibt Möglichkeiten. Die handelnden                                                         Ein eher ungewöhnliches Bild:
                                                                                                                                                                             adaptiert werden können.
 ­Personen machen damit gute Lehre, haben andere Lernmöglich-                                                       Professorin Gudrun O­ evel jongliert mit Zauber­
                                                                                                                    würfeln. Auch in einem Digitalisierungsprozess muss
  keiten oder können Herausforderungen wie beispielsweise der                                                       man viele „Bälle“ gleichzeitig in der Luft halten.
  Pandemie anders begegnen.                                                                                         Foto: Adelheid Rutenburges / Universität Paderborn      https://hochschulforumdigitalisierung.de/de/peer-peer-strategieberatung

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DIGITALISIERUNG MIT AUGENMAẞ - Das Magazin der Universität Bremen 04WINTERSEMESTER 2020 - Universität Bremen
rubrik

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                                     Es ist ein Gerät, auf das das MAPEX Center for Materials and Processes
                                     an der Universität Bremen sehr stolz ist: das ZEISS Xradia 520 Versa.
                                     Was Laien nichts sagt, lässt Fachleute mit der Zunge schnalzen —
                                     denn dieses Gerät ist ein Röntgenmikroskop der neuesten Generation,
                                     mit dem in winzige Dimensionen geschaut werden kann. Durch diverse
                                     Erweiterungen ist es in Bremen für Forschungszwecke sogar noch
                                     leistungsfähiger gemacht geworden. Den Materialwissenschaften in
                                     der Hansestadt eröffnet es ganz neue Möglichkeiten, wenn es um die
                                     Entwicklung neuer Werkstoffe geht.

                      Sieht aus wie Kunst, ist aber
                      Wissenschaft: Die hohe Kont-
                      rastfähigkeit des Röntgenmik-
                      roskops macht die einzelnen
                      Naturfasern in einem Vliesstoff
                      sichtbar. Die räumliche
                      ­Orientierung der Faser ist farb-
                       lich kodiert dargestellt.
                       Foto: Faserinstitut Bremen e. V.

                                                              Der tiefe Blick
                                                              ins Innere
                                                                                     Die Materialforschung in und an der Universität
                                                                                     arbeitet mit einem hochauflösenden
                                                                                     Röntgenmikroskop der neuesten Generation
                                                                                     Von Kai Uwe Bohn

                          Dr. Wolf-Achim Kahl ist begeistert. Nach vielen Jahren
                      Arbeit mit einem Computertomographen im Fachbereich
                      Geowissenschaften ist er seit einigen Monaten der ver­
                      antwortliche Labormanager für das 3D -Röntgenmikroskop         das ein Traum, weil man einfach wesentlich präzisere Ergeb-
                      des MAPEX-Forschungsverbundes. Ein Großgerät, das              nisse bekommt und mit viel detaillierteren Fragestellungen
                      die Universität Bremen Anfang 2017 erfolgreich im Rahmen       forschen kann“, so Kahl.
                      einer Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft
                      (DFG) akquiriert hatte und das nun ganz neue Möglichkeiten               Die hoch belastbaren Beine
                      bei der Untersuchung der inneren Strukturen von Materia-                 der ­Heuschrecke
                      lien aller Art ermöglicht. „Wir können damit zerstörungsfrei   Was für Wolf-Achim Kahl noch relativ neu ist, hat der
                      in ­Keramiken, Faserverbundwerkstoffe, metallische oder        ­Diplom-Physiker Oliver Focke vom Faserinstitut Bremen e. V.
                      biologische Materialien und vieles mehr schauen, und das bis    schon öfters erlebt: das Staunen über die Leistungsfähigkeit
                      zu einer Größenordnung von weniger als einem tausendstel        des neuartigen Großgeräts. Focke hat den Betrieb des XRM
                      Millimeter“, sagt Kahl.                                         seit 2017 aufgebaut und bereits zahlreiche Messungen unter-
                                  Noch detaillierter, noch genauer, noch aussage-     schiedlichster Art vorgenommen. „Eines der ersten Projekte
                      kräftiger sind die Einblicke, die man mit dem XRM — so          kam aus der Bionik. In Zusammenarbeit mit dem Bionik-­
                      die englische Abkürzung für „X-ray microscope“ — bekommt.       Innovationszentrum B-I-C der Hochschule Bremen haben wir
                      „Für Materialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ist      Exoskelette von Insekten untersucht.“ ­Oliver Focke erinnert

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forschung

                                                                                                                                                                  Zwei Männer — ein Gerät:
                                                                                                                                                                  Dr. Wolf-Achim Kahl
                                                                                                                                                                  (MAPEX Core Facility,
                                                                                                                                                                  links) und Oliver Focke
                                                                                                                                                                  (Faserinstitut Bremen e. V.)
                                                                                                                                                                  sind Spezialisten für das
                                                                                                                                                                  3D-Röntgenmikroskop
                                                                                                                                                                  ZEISS Xradia 520 Versa.
                                                                                                                                                                  Fotos: Matej Meza /
                                                                                                                                                                 ­Universität Bremen

                                                                                                                                           hen — die Umgebung des Risses, die Strukturen, die Bereiche,       wandte Materialforschung (IFAM) wurde zuletzt daran
                                                                                                                                           wo vielleicht eine Klebung nicht gehalten hat, und vieles          geforscht, welchen Einfluss Regentropfen, Sand und Eis auf
                                                                                                                Das 3D Röntgenmikroskop
                                                                                                                ZEISS Xradia 520 Versa
                                                                                                                                           mehr“, so Wolf-Achim Kahl. Das sei früher nicht möglich            die Vorderkanten eines Windrad-Flügels haben. Moment
                                                                                                                der MAPEX Core Facility.   gewesen: „Da musste man Schadstellen oft ausschneiden oder         mal: Einfache Regentropfen sollen einem modernen Windrad
                                                                                                                Foto: Matej Meza /
                                                                                                               ­Universität Bremen
                                                                                                                                           freilegen, um sie mikroskopisch zu untersuchen. Nur haben          etwas anhaben? „Man unterschätzt das. Diese Windräder
                                                                                                                                           diese Schnitte schon wieder zu einer Veränderung und Beein-        haben an ihren Enden sehr hohe Geschwindigkeiten. Wer mal
                                                                                                                                           flussung der eigentlichen Schadstelle geführt.“ Zerstörungs-       sein Gesicht bei einer Autofahrt im Regen aus dem Fenster
                                                                                                                                           freie Prüfung ist ein hochinteressantes Forschungsthema,           gehalten hat, weiß um die Kraft der Regentropfen“, so Oliver

                                                                             „Beim Blick in die                                            denn die Industrie träumt von der Massenproduktion ohne
                                                                                                                                           jegliche Ausfälle. „Die fänden es natürlich toll, wenn direkt in
                                                                                                                                                                                                              Focke. Hochleistungsmaterialien sind teuer und müssen daher
                                                                                                                                                                                                              so ausgelegt werden, dass sie möglichst lange halten — die
                                                                              innersten Strukturen                                         der Produktion eine Qualitätsüberwachung stattfinden
                                                                                                                                           könnte“, weiß Focke. Von daher ist auch die Integration von
                                                                                                                                                                                                              Forschung, auch im MAPEX-Verbund, hilft dabei.
                                                                                                                                                                                                                         Das Röntgenmikroskop ist indes nicht isoliert zu
                                                                              eines Seesterns fühlte                                       Mess­methoden in die Produktion immer wieder ein Thema im          sehen, sondern im Zusammenspiel mit weiteren leistungs­

                                                                              ich mich plötzlich                                           MAPEX-Verbund.
                                                                                                                                                       Mit dem hochauflösenden Bremer Mikroskop kann
                                                                                                                                                                                                              fähigen Analysegeräten innerhalb des Forschungsnetzes. „Viele
                                                                                                                                                                                                              Forschende wissen gar nicht, was für tolle Geräte und Mög-

sich noch genau an die Röntgenmikroskopie von Heuschre-
                                                                              an die Strukturen von                                        man praktisch alle Materialien — auch die Umgebung von
                                                                                                                                           Pflanzenwurzeln in Bodensubstraten — zerstörungsfrei prüfen
                                                                                                                                                                                                              lichkeiten wir auf dem Campus haben. Ich freue mich jedes
                                                                                                                                                                                                              Mal riesig, wenn ich einen Kontakt vermitteln und damit ein
cken-Beinen. „Diese Beine sind sehr filigran, halten aber                     Keramik erinnert.“                                           und die Details sichtbar machen. „Biologinnen und Biologen         bisschen zum Erfolg einer Arbeit beitragen kann. Oft habe
in der Natur sehr große Belastungen — das Mehrfache ihres                                                                                  interessieren sich beispielsweise dafür, wie sich verschiedene     ich schon erlebt, dass aus einer Anfrage für eine einzelne
Körpergewichts — aus“, so Focke. Derzeit werden dazu im                       Oliver Focke, Faserinstitut Bremen                           Mikroben um eine Pflanzenwurzel ansiedeln“, erläutert Wolf-        Messung am Ende ein neues gemeinsames Forschungsprojekt
DFG -Projekt „Einfluss von mechanischer Belastung auf Exo­                                                                                 Achim Kahl. Mit dem XRM wurde in Zusammenarbeit mit dem            entstanden ist“, sagt Dr. Hanna Lührs, Wissenschaftsmanage-
skelette von Insekten“ die Heuschrecken-Beine auf ihre                                                                                     Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven aber auch              rin des MAPEX. Gute Beispiele dafür seien die oben beschrie-
Anpassungsfähigkeit gegenüber mechanischer Belastung unter                                                                                 schon mal ein ganz anderes Objekt untersucht: ein durch ein        benen Kooperationen mit der Bionik und dem Deutschen
mehrfacher Erdbeschleunigung untersucht. „Es geht darum,           Automobilindustrie und Schienenverkehr, bei Windkraftan­                Uhrwerk angetriebenes Spielzeug-U-Boot von 1915. „Die              Schifffahrtsmuseum. „Wir haben in den vergangenen Jahren
mögliche Unterschiede in der Bauweise wie auch die Geometrie       lagen, aber auch in Nischengebieten. Um für die verschiedens-           Forschenden wollten — natürlich zerstörungsfrei — reinschauen      mehrfach durch gemeinsame Anstrengungen Fördergelder
der Beine so genau wie möglich zu erfassen. Wir wollen wis-        ten Anwendungen die besten Materialien zu entwickeln,                   und wissen, wie genau das Uhrwerk aufgebaut ist und funk­          der DFG für neue Großgeräte eingeworben. Neben dem
sen, was sie so widerstandsfähig und flexibel, aber gleichzeitig   muss man einen tiefen Blick ins Innere werfen: Wie liegen die           tioniert“, so Oliver Focke. Ein anderes „Aha-Erlebnis“ hatte er,   Röntgenmikroskop werden unsere Forschenden künftig auch
auch leicht macht. Die Natur ist oft Vorbild für technologische    Fasern, wo gibt es Risse, Poren oder Verschmutzungen,                   als er einen Seestern aus der Nordsee im Röntgenmikroskop          eine hochmoderne Anlage für das dreidimensionale
Entwicklungen.“                                                    wo klebt etwas nicht richtig? „Alles, was die Kolleginnen und           betrachtete und sich die beeindruckenden Details anschaute:        Laser-Auftragsschweissen sowie ein Transmissionselektronen-
Das zeigt auch das Beispiel der Faserverbundwerkstoffe, die        Kollegen so herstellen, gucken wir uns an“, schmunzelt Oliver           „Ich fühlte mich plötzlich an die Strukturen von Keramik           mikroskop der neuesten Generation nutzen können.“
eine der wichtigsten Entwicklungen der vergangenen Jahr-           Focke. „Wir erzeugen tausende von Schnittbildern, die in ihrer          erinnert, und tatsächlich gab es da verblüffende Parallelen. Es               Ziel sei ein überregional bedeutsames Großgeräte-
zehnte sind. Sie gehören zu den häufig untersuchten Materia-       Menge dann auch einen dreidimensionalen Blick erlauben.“                ist immer wieder bemerkenswert, welche Lösungen die Natur          zentrum für die Materialanalytik. Mit dem Projekt „MAPEX
lien im Bremer Röntgenmikroskop. Die Verbindung zwischen                                                                                   hervorbringt.“                                                     Core Facility for Materials Analytics“ unterstützt die DFG die
leichten, aber äußerst robusten Kunststofffasern mit den                      Prüfen, ohne zu zerstören                                                                                                       Universität Bremen in den nächsten fünf Jahren auf dem
Füll- und Klebstoffen dazwischen hat Materialien geschaffen,       Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Arbeit mit dem Röntgen­                          Wie wirken Regentropfen auf                             Weg dahin.
durch die viele aktuelle Anwendungen erst möglich wurden.          mikroskop ist das zerstörungsfreie Prüfen, kurz ZfP. „Für                          ein ­Windrad?
Leicht, fest, steif: Faserverstärkte Kunststoffe haben Leicht-     Material­wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler ist das oft          In Zusammenarbeit mit dem Bremer Institut für Messtechnik,         Weitere Informationen:
metalle wie Aluminium abgelöst und kommen heute in vielen          sehr wichtig. Wenn zum Beispiel in einem Material ein Riss ist,         Automatisierung und Qualitätswissenschaft (BIMAQ)                     www.uni-bremen.de/mapex
Industrien zum Einsatz — beispielsweise Luft- und Raumfahrt,       kann man sich das mit dem XRM jetzt ganz genau anse-                    und dem Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und Ange-           www.uni-bremen.de/mapex-cf

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forschung

             Glücksspiel — so freundlich der Begriff erst einmal klingt,                                         Die Branche ist kreativ.
                                                                                                                 Die Automaten werden
              umso ­härter können die Folgen sein, wenn aus einem                                                immer ausgefeilter.

            ­Spiel­anreiz eine Sucht wird. Ob im Casino, in der Spielhalle                                       Foto: powersky / AdobeStock

              oder zuhause im Internet: Wenn die Suche nach dem
             Kick aus­ufert, steht womöglich die gesamte Existenz auf
              dem Spiel. Wie viele Menschen als glücksspielsüchtig
             ­gelten, lässt sich nicht genau sagen. Die Bundeszentrale für
              gesundheitliche Aufklärung schätzt, dass in Deutschland
              etwa 430.000 Menschen von glücksspielbezogenen Proble-
              men betroffen sind.

          Das Spiel mit
          der Sucht
            An der Universität Bremen erforschen
            Psychologinnen und Psychologen die Glücksspielsucht
            Von Christina Selzer

     Der Bremer Glücksspielforscher            süchtig“, betont Hayer. „Aber die Spiele     Suchtforschung. In den Forschungspro-
 ­ obias Hayer beschäftigt sich mit dem
 T                                             sind so aufgebaut, dass sie die Teil­        jekten geht es zum Beispiel darum, wer
  Phänomen, warum Menschen glücks-             nehmenden binden wollen und langfristig      besonders gefährdet ist, welche Glücks-
  spielsüchtig werden. Der promovierte         eine Sucht auslösen können.“                 spiele besonders süchtig machen können
  Psychologe berichtet, dass besonders                                                      und was beim „Zocken“ in Gehirnen ab-
   männliche Jugendliche suchtgefährdet                    Forschung mit                    läuft. „Unser Anspruch ist, dass wir mehr
  sind. Warum gerade sie? „Jüngere sind                   ­Praxisbezug                      als reine Wissenschaft betreiben“, betont
  erst einmal risikobereiter als Ältere.       Zu der Arbeitseinheit Glücksspielfor-        Hayer, der in verschiedenen bundes­
  Sie springen eher auf neue Reize an und      schung gehört die Bremer Fachstelle          weiten Gremien auch die Politik berät.
  testen Grenzen aus. Außerdem fehlt           Glücksspielsucht, die aus zwei Teilen be-   „Wir machen Forschung mit Praxisbezug
  ­ihnen oft die Kompetenz, vernünftig mit     steht. Auf dem Campus der Universität        und wollen mitliefern, was aus den Be-
  Geld umzugehen.“ Tobias Hayer hat in         Bremen forschen Psychologinnen und           funden folgen muss.“
  seinen Studien verschiedene Risikogrup-      Psychologen. Die Beratungsstelle in der                  Die Bremer Fachstelle Glücks­
   pen in den Fokus gerückt. Er fand da-       Innenstadt ist zugleich Anlaufstelle für     spielsucht führt Experimente durch,
   bei auch heraus, dass viele Betroffene in   Betroffene und Angehörige und bietet         greift auf qualitative Forschungsansätze
  Sportvereinen aktiv sind oder einen          außerdem Fortbildungen für bestimmte         zurück und arbeitet mit großen quanti­
  Migrationshintergrund aufweisen.             Zielgruppen an. Damit ist sie ein wichti-    tativen Datensätzen. Zu den Forschungs-
­„Natürlich wird nicht jeder oder jede         ges Bindeglied zwischen Suchthilfe und       methoden gehören auch Testkäufe mit

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forschung

                                                                                                                                                              „Es ist ein weit ver­b reiteter
                                                                                                                                                                Irrtum, dass man den
                                                                                                                                                               ­Ausgang eines Spiels am
                                                                                                                                                                Automaten durch gezieltes                                           spielsüchtige können sich in allen Spiel-
                                                                                                                                                                                                                                    hallen im Land sperren lassen. „Wir
                                                                                                                                                                Drücken von Knöpfen                                                 haben festgestellt, dass viele Betroffene
                                                                                                                                                                                                                                    davon Gebrauch gemacht haben“, so
                                                                                                                                                                beein­f lussen kann.“                                               Gerhard Meyer. Allerdings zeigte sich
                                                                                                                                                                                                                                    auch etwas Alarmierendes: Obwohl das
                                                                                                                                                                Professor Gerhard Meyer                                             Personal dazu verpflichtet ist, bei Ver-
                                                                                                                                                                                                                                    dacht auf Glücksspielsucht einzugreifen,
            Tobias Hayer beschäftigt sich               Die Bremer Forscher ­beraten                                                                                                                                                fand das in den untersuchten Fällen
            mit dem Phänomen, warum                     auch die Politik
            Menschen glücksspielsüchtig                 Foto: Matej Meza / ­Universität
                                                                                                                                                                                                                                    kaum statt. „Die Interessenskonflikte lie-
            werden.                                     Bremen                                                                           gespielt und somit 2 Euro eingesetzt.        48 von 63 Studien wird ein erhöhtes           gen auf der Hand. 60 bis 80 Prozent
            Foto: Matej Meza / ­
            Universität Bremen
                                                                                                                                         Das ist ein Nettoverlust von 50 Cent.        Gefährdungspotenzial nachgewiesen.            der Umsätze stammen von Süchtigen.
                                                                                                                                        Aber Sie nehmen es als Gewinnerlebnis         Als Fazit fordert Tobias Hayer eine           Die Spielhallenbetreiber haben also
                                                                                                                                         wahr, weil der Automat das anzeigt und       strenge Regulierung. „Aus unserer Sicht       keine Motivation, einen Süchtigen vom
                                                                                                                                         diesen Gewinn untermalt. Eine Spielerin      rechtfertigt die wissenschaftliche            Spielen abzuhalten.“
Studierenden in der Spielhalle mit dem       die blinkenden Automaten und reden             len.“ Gerhard Meyer weiß: Es werden zu-      hat das mal sehr treffend beschrieben:       Befundlage grundsätzlich spürbare
Ziel der Überprüfung, unter welchen          sich ein, dass es bestimmt beim nächsten dem Elemente eingebaut, mit denen                 ‚Sie gewinnen Ihr Portemonnaie leer‘“.        Eingriffe des Staates bei der Regulie-                       Wie gefährdet sind
­Bedingungen der Jugend- und Spieler-        Einsatz klappt.                                Spielende aktiv eingebunden werden:                                                       rung des Online-Glücksspiels, die sogar                      ältere Menschen?
 schutz in der Praxis funktioniert. In der               Der Doktorvater von Tobias        „Die Automaten verfügen über                            Online-Glücksspiele                Verbote bestimmter Spielseg-                  Das nächste Projekt der Arbeitsgruppe
Beratungsstelle sind die Fachleute dicht     Hayer ist Professor Gerhard Meyer.             Stopp-Tasten. Das suggeriert: Wenn Du                  besonders gefährlich               mente — zum Beispiel Online-Casino­           steht schon in den Startlöchern und
 dran an Menschen mit Glücksspielsucht,      Er leitet die Bremer Fachstelle Glücks-        nur den richtigen Zeitpunkt erwischst,      Bisher war Online-Glücksspiel mit Aus-        spiele — umfassen können“.                     ­beschäftigt sich mit der Glücksspielsucht
 die in Gesprächen viel über ihre Moti­      spielsucht seit zwölf Jahren und gehörte       kannst du auf den Spielablauf Einfluss        nahme von Schleswig-Holstein nicht                                                          bei älteren Menschen. Aufgrund der
vation und die Negativfolgen erzählen.       zu den ersten Fachleuten, die bereits          nehmen.“ Eine tückische Illusion. Da-       ­legal. Die Länder haben beschlossen,                   Studie in Hessen:                   ­demografischen Entwicklung sind Sucht-
Das sind ebenfalls wertvolle Daten für       in den 1980er-Jahren vor den Suchtge-          durch wird das Belohnungssystem im           dass es ab Juli 2021 bundesweit erlaubt                Spieler lassen sich                   phänomene im Alter generell ein großes
 die Forschung.                              fahren durch Spielautomaten gewarnt            Gehirn aktiviert. Es will mehr davon.         ist. Die Befürworter erhoffen sich                    freiwillig sperren                  Thema, wobei hier bislang in erster Linie
                                             haben. Der Professor für Psychologie an                                                     ­davon, dass sich der Markt dann nicht       Gerhard Meyer und Tobias Hayer haben          Alkohol und Medikamente im Vorder-
           Glücksspielmythen                 der Universität Bremen erkannte schon                      Spielautomaten                    mehr im Verborgenen entwickelt, son-        im Auftrag des Hessischen Sozialminis-         grund standen. Ob die ältere Generation
 Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass   früh das hohe Suchtpotential. „Die Auto-                   immer ausgefeilter                dern unter staatlicher Aufsicht reguliert   teriums eine weitere Forschungsstudie         auch zur Risikogruppe im Bereich
 man den Ausgang eines Spiels am             maten wurden immer raffinierter auf­           Das Bremer Forscherteam probiert auch       wird. Dennoch: Der bequeme Zugang             durchgeführt. Hessen hatte 2014 als           Glücksspiel zählt, soll diese vom Bundes-
­Automaten durch gezieltes Drücken von       gerüstet. Wir stellten fest, dass sie sucht­­ selbst Glücksspiele aus, schaut sich zum     vom heimischen Sofa aus macht die On-         erstes Bundesland eine Sperre in Spiel-        gesundheitsministerium geförderte For-
 Knöpfen beeinflussen und damit auf          ähnliche Phänomene auslösten, nicht            Beispiel neue Automatentypen an. „Ich        line-Glücksspiele besonders gefährlich.      hallen eingeführt. Das bedeutet, Glücks-      schungsstudie zeigen.
 lange Sicht gegen den Automaten ge-         zuletzt durch die Umgehung gesetzlicher muss ja verstehen, wie es wirkt“, erklärt          Die Suchtgefahr ist hoch, warnt auch
 winnen kann. Denn Automatenspiele           Vorgaben. Statt des festgelegten              Tobias Hayer. „Wenn ich in eine Spielhalle   Tobias Hayer. „Das Spiel ist immer ver-
 oder Roulette funktionieren rein zufalls-   Höchstgewinns pro Spiel von 2 Euro lassen gehe, möchte ich ein Gefühl dafür be-            fügbar, Sie spielen anonym, ohne soziale                                      Professor Gerhard Meyer gehörte zu den
                                                                                                                                                                                                                      ersten Fach­leuten, die vor den Sucht­gefahren
 basiert. Doch gerade solche Mythen          sich inzwischen über die Verlagerung           kommen, welche Spielanreize von den         Kontrollmöglichkeiten, bargeldlos.                                            durch Spiel­automaten gewarnt haben.
 ­halten Spielerinnen und Spieler bei der    von der Geld- auf eine Punkteebene und Automaten und dem Ambiente ausge-                   Wenn Sie in der Spielhalle sind, müssen                                       Foto: Matej Meza / Universität Bremen
 Stange. Sie stecken Euro um Euro in         zurück Gewinne bis zu 4.500 Euro erzie- hen, damit ich weiß, welcher Persönlich-           Sie ihr Portemonnaie aufmachen und
                                                                                            keitstyp darauf anspringen könnte.“         Geld rausnehmen und wenn das leer ist,
                                                                                                        Die Branche ist kreativ, die      müssen sie losgehen und Geld holen.
                                                                                            Automaten werden immer ausgefeilter.        Zocken Sie online, können Sie ihre Kredit-
                                                                                            Alles dreht sich darum, den Spieler, die      karte im Sekundentakt belasten, so
         „Aus unserer Sicht rechtfertigt                                                    Spielerin zu manipulieren. Mittlerweile
                                                                                            gibt es Computerprogramme, bei denen
                                                                                                                                         dass Sie nicht merken, wie viel auf dem
                                                                                                                                        Spiel steht und wie viel sie schon ver­
          die wissenschaftliche Befundlage                                                  man bis zu 20 Gewinnlinien spielen          loren haben.“

          grundsätzlich spürbare Eingriffe                                                  kann. Der Automat bimmelt und blinkt
                                                                                            bei jedem kleinen Gewinn. Das übt eine
                                                                                                                                                      Das belegt auch eine Litera-
                                                                                                                                        turanalyse zu den besonderen Risiken
          des Staates bei der Regulierung                                                   so große Faszination aus, dass man gar
                                                                                            nicht merkt, dass gerade Geld verloren
                                                                                                                                         des Online-Glücksspiels, die Hayer mit
                                                                                                                                         der Arbeitseinheit Glücksspielforschung
          des Online-Glücksspiels.“                                                         wird. „Sie freuen sich über einen Gewinn    zusammen mit dem Institut für Inter­
                                                                                            von 1 Euro 50. Was ist faktisch passiert?    disziplinäre Sucht- und Drogenforschung
           Tobias Hayer                                                                     Sie haben 20 Gewinnlinien je 10 Cent        (ISD) in Hamburg durchgeführt hat. In

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