Ausgabe 1/2017 - Affen weltweit vom Aussterben bedroht 10 Jahre - Deutsches Primatenzentrum
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Affen weltweit vom 10 Jahre DPZ bei der Aussterben bedroht Feldstation Simenti Nacht des Wissens Z DP e hr Ja 40 Ausgabe 1/2017
Editorial Liebe Leserinnen Inhalt und Leser, Fast 40 Jahre ist es nun her, Highlights aus der Forschung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 dass der Gesellschaftsver- Aus dem Freiland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 trag unterzeichnet und da- Wissenschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 mit das DPZ gegründet wur- de. Es ist einigen engagierten Kongresse und Workshops . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Wissenschaftlern zu verdan- Veranstaltungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 ken, dass es trotz großer Widrigkeiten überhaupt zu einem deutschen Primatenzentrum gekommen ist, Jubiläum: 40 Jahre DPZ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 die Vorbehalte seitens Politik und Öffentlichkeit wa- Im Portrait . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 ren in der Anfangsphase groß: Könnten die Affen aus- DPZ intern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 brechen und Krankheiten auf Anwohner übertragen? Oder mit ihren Ausscheidungen das Grundwasser ver- Preise und Auszeichnungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 derben? Oder Fliegen anlocken? Hinzu kamen Fragen Abschlüsse und Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 nach der ethischen Vertretbarkeit von Tierversuchen mit Affen, radikale Tierversuchsgegner schreckten Aus der Leibniz-Gemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 auch vor Brandanschlägen auf den Neubau nicht zu- Termine. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 rück. Wie das DPZ diese Anfangshürden genommen und sich über vier Jahrzehnte entwickelt hat, werden wir Ihnen in den vier Ausgaben des Jahres 2017 erzäh- len. Freuen Sie sich auf Berichte aus der DPZ-Chronik, Interviews und interessante Geschichten aus unserer Rubrik „Randnotizen“. Auf unserer Website unter www.dpz.eu/jubilaeum finden Sie alle Informationen über unsere Veranstal- tungen im Jubiläumsjahr: Vorträge renommierter Wissenschaftler, Führungen für die Öffentlichkeit und die Ausstellung „Primaten“. In der Rubrik „Heute vor...“ schauen wir auf die wissenschaftlichen Highlights und kuriosen Ereignisse in der 40-jährigen Geschichte des DPZ. Ein weiteres Jubiläum wurde bereits im Januar 2017 Am 21. Januar 2017 präsentierte sich das DPZ gefeiert: Das 10-jährige Bestehen der Forschungs- bei der „Nacht des Wissens“ und informierte station Simenti im Senegal. Den Forschern ist es dort die zahlreichen Gäste über Infektionsforschung, gelungen, eine Gruppe von Guineapavianen an den Primatenbiologie und Neurowissenschaften. Menschen zu gewöhnen, so dass sie nun das Verhal- Mit dem elektromagnetischen Datenhand- ten der Tiere und ihre Rolle im Ökosystem erforschen schuh demonstrierten die Wissenschaftler, wie können. Dies werden sie auch in Zukunft tun, eine verschiedene Grifftypen analysiert werden und Verlängerung des Kooperationsvertrages mit der se- wie eine Hand im virtuellen Raum agiert. On negalesischen Nationalparkverwaltung wurde bereits January 21, 2017, the DPZ presented itself at the unterzeichnet. “Nacht des Wissens” and informed the numerous visitors about infection research, primate biology Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. and neurosciences. With an electromagnetic data Ihre Susanne Diederich glove the scientists showed how different grip ty- pes are analyzed and how a hand operates in the virtual space. Photo: Luzie J. Almenräder
Highlights aus der Forschung Der in China und Myanmar lebende Skywalker-Gibbon (Hoolock tianxing) wurde erst 2017 beschrieben und ist bereits vom Aus- sterben bedroht. The Skywalker-Gibbon (Hoolock tianxing), a new primate species from China and Myanmar, was only described in 2017 and is already threatened with extinction. Photo: P.-F. Fan Weltweite Bedrohung von Primaten betrifft uns alle DPZ-Wissenschaftler fordern zusammen mit einem internationalen Expertenteam sofortige Maßnahmen zum Schutz von Primaten Weltweit sind 60 Prozent der derzeit rund 500 bekann- der Primaten sollten auf Erhaltung und Nachhaltig- ten Primatenarten vom Aussterben bedroht. Primaten keit ausgerichtet sein. leben in tropischen und subtropischen Gebieten der Erde und sind vor allem in Regionen Afrikas, Südame- Goldstumpfnasen, Kattas, Java-Plumploris oder Rot- rikas, Madagaskars und Asiens verbreitet. Dennoch ist kehl-Nachtaffen – noch ist die Artenvielfalt von Pri- das Artensterben ein globales Problem. Ein internatio- maten groß. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der nales Forscherteam, dem auch zwei Wissenschaftler tropischen Biodiversität, tragen zur natürlichen Rege- des Deutschen Primatenzentrums angehören, bewer- neration und damit zum Funktionieren tropischer Le- teten in ihrer Studie die wirtschaftliche, soziale, kul- bensräume bei und sind integraler Bestandteil vieler turelle, ökologische und wissenschaftliche Bedeutung Kulturen und Religionen. Weltweit stehen über die von Primaten und die globalen Konsequenzen des Ar- Hälfte aller Primatenarten vor dem Aussterben. Um ab- tensterbens. Sie rufen dazu auf, das Bewusstsein für schätzen zu können, wie stark der Mensch das Artster- die bevorstehenden Aussterbeereignisse zu stärken ben beeinflusst, kombinierte das Forscherteam Daten und umzudenken. Sofortige Maßnahmen zum Schutz der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzor- DPZ aktuell, Februar 2017 3
Highlights aus der Forschung Nachhaltige Flächennutzungspläne sollten entwickelt werden, um traditionelle Lebensgrundlagen zu erhal- ten, die zur Ernährungssicherheit und zum Umwelt- schutz beitragen. „Die Lebens- und Wirtschaftsweise in den industrialisierten Ländern trägt zur Bedrohung von Primaten bei. Viele der Ressourcen und Produkte, zu de- ren Gewinnung Lebensräume von Primaten vernichtet werden, wie beispielsweise Bodenschätze, Rindfleisch, Palmöl und Soja, werden letztlich in den industriali- sierten Ländern verbraucht“, sagt DPZ-Wissenschaftler Eckhard W. Heymann, ebenfalls Co-Autor der Studie. Das Expertenteam ruft Regierungsverantwortliche, Wissenschaftler, internationale Organisationen, Nicht- regierungsorganisationen, die Wirtschaft und Bürger dazu auf, das Bewusstsein für die Aussterbeereignisse zu stärken und sich der Konsequenzen für den Men- schen bewusst zu werden. „Arterhaltung ist eine öko- logische, kulturelle und soziale Notwendigkeit. Wenn unsere nächsten Verwandten, die nicht-menschlichen Primaten, aussterben, ist dies ein Alarmsignal, dass Auf vielen Märkten wird illegal mit Affen gehandelt. Sie werden sich die Lebensbedingungen auch für Menschen sehr als Haustiere oder für traditionelle Medizin verwendet. On bald dramatisch verschlechtern“, so Heymann. many markets, monkeys are illegally traded. They are used as pets or for traditional medicine. Photo: V. Nijman Global threat to primates concerns us all ganisation IUCN (International Union for the Conserva- tion of Nature) mit Daten aus der Datenbank der Ver- In cooperation with an international team of experts, einten Nationen (United Nations). Für die nächsten 50 scientists from the German Primate Center demand im- Jahre sagen die Wissenschaftler Aussterbeereignisse mediate measures to protect primates vieler Arten voraus. „Der Mensch greift immer stärker in den Lebensraum der Primaten ein und beutet die na- Worldwide, around 60 per cent of the 500 known pri- türlichen Ressourcen aus“, erklärt Christian Roos, Wis- mate species are threatened with extinction. Primates senschaftler am DPZ und Co-Autor der Studie. live in tropical and subtropical areas and are mainly found in regions of Africa, South America, Madagascar Primaten leben meist in Regionen, in denen große Ar- and Asia. However, the extinction of a species must be mut und mangelnde Bildung herrscht. Diese Bedin- considered a global problem. An international research gungen zwingen die Bevölkerung dazu, Raubbau an team that includes two scientists from the German Pri- den Umweltressourcen zuzulassen. Umfangreiche mate Center evaluated the economic, social, cultural, Waldregionen werden abgeholzt und gerodet, um freie ecological and scientific importance of primates and Flächen zum Beispiel für Landwirtschaft nutzen zu the global consequences of species extinctions. They können. Für den Transport und Export der Güter wer- call for a strengthening of awareness and a rethinking den Straßennetze durch die Wälder gebaut. Rund 76 of the impending extinction events. In order to protect Prozent der Arten haben durch Landwirtschaft große primates, immediate action must be focused on conser- Teile ihrer Lebensräume verloren. Das Artensterben vation and sustainability. wird auch direkt durch illegale Jagd und Handel mit Primaten in großem Maßstab beeinflusst. In manchen Golden snub-nosed monkey, ring-tailed lemur, Ja- Regionen sind bis zu 90 Prozent der Arten betroffen. van slow loris, Azara’s night monkey – we still have a Sofortmaßnahmen in diesen Regionen sollten darauf large diversity of primates. They are an essential part ausgerichtet sein, die Gesundheit und den Zugang zu of tropical biodiversity, contribute to natural regenera- Bildung für die regionale Bevölkerung zu verbessern. tion and thus to the functioning of tropical habitats 4 DPZ aktuell, Februar 2017
Highlights aus der Forschung and are an integral part of many cultures and religions. contribute to food security and environmental protec- Worldwide, more than half of all primate species are tion, sustainable land-use initiatives must be developed. threatened with extinction. In order to evaluate the “The lifestyle and the economy in the industrialized role of human-induced threats to primate survival, the countries contribute to the threat for primates. Many researchers combined data from the international Red of the resources and products such as mineral resources, List of the International Union for the Conservation of beef, palm oil and soya that are destroying the habitats Nature (IUCN) with data from the United Nations (UN) of primates are ultimately consumed in industrialized database. For the next 50 years the scientists predict ex- countries,” says Eckhard W. Heymann, a scientist at the tinction events for many primate species. “Humans in- DPZ and a co-author of the study. creasingly encroach primate habitats and exploit natu- ral resources,” explains Christian Roos, a scientist at the The team of experts calls on government officials, aca- German Primate Center and a co-author of the study. demics, international organizations, non-governmental organizations, the business community and citizens to The natural habitat of primates is mostly found in re- strengthen the awareness of the extinction events and gions with high levels of poverty and a lack of education. the immediate consequences for humans. “Conserva- These conditions lead to the exploitation of natural re- tion is an ecological, cultural and social necessity. When sources. Deforestation for agricultural land-use has be- our closest relatives, the non-human primates, become come widespread. Road networks are built for the trans- extinct, this will send a warning signal that the living portation and the export of goods. Around 76 per cent of conditions for humans will soon deteriorate dramati- the species have lost large parts of their habitat because cally,” says Heymann. of agricultural expansion. Another major threat is illegal hunting and the primate trade. In some regions, up to Original publication 90 per cent of species are affected. Immediate action in these regions should be aimed at improving health and Estrada, A. et al. (2017): Impending extinction crisis of providing access to education for the local populations. the world’s primates: why primates matter. Sci. Adv. In order to preserve the traditional livelihoods that will 2017, 3: e1600946 Großflächige Abholzung und Lebensraumzerschneidung bedrohen viele Primatenarten. Large-scale deforestation and habitat fragmentation are major threats for many primate species. Photo: W. F. Laurance DPZ aktuell, Februar 2017 5
Aus dem Freiland Andenspringaffe beim Verzehr von Früchten eines Schwarzmundbaumes (Miconia, Melastomataceae). Foto: Eckhard W. Heymann Zu Besuch bei den Andenspringaffen DPZ-Verhaltensökologe Eckhard W. Heymann besichtigte in Peru eine Organi- sation zum Schutz von Andenspringaffen Andenspringaffen (Plecturocebus oenanthe) gehö- in der kleinen Stadt Moyobamba und lebt in erster ren zu den weltweit am stärksten vom Aussterben Linie von dem starken Engagement junger perua- bedrohten Primatenarten. Ursache dieser starken nischer Biologinnen und Biologen. Aber auch aus- Gefährdung ist in erster Linie die extreme Zerstö- wärtige Studierende sowie Praktikantinnen und rung ihres Lebensraumes – den Regenwäldern an Praktikanten wirken bei der Erforschung, Entwick- den Ostabhängen der Anden im Department San lung und Durchführung von Schutzmaßnahmen mit. Martín in Peru. Zudem werden die Tiere häufig Um die Bemühungen des PMT zu unterstützen, habe gejagt, um entweder an ihr Fleisch oder an junge ich zwischen 2014 und 2016 als externer Betreuer Springaffen zu gelangen, die dann als Haustiere ge- drei peruanische Studierende bei der Konzeption und halten werden. Durchführung von Bachelorarbeiten zur Nahrungs- ökologie der Andenspringaffen beraten. Während Um die prekäre Situation der Andenspringaffen zu meiner Dienstreise nach Peru im September und erforschen und Maßnahmen zu ihrem Schutz zu er- Oktober 2016 nutzte ich daher die Gelegenheit, das greifen, wurde 2009 das Proyecto Mono Tocón (PMT) PMT in Moyobamba zu besuchen und mir einen per- von dem holländischen Biologen und Tiergärtner Jan sönlichen Eindruck von den Andenspringaffen und Vermeer ins Leben gerufen. Das PMT hat seinen Sitz ihrem Lebensraum zu verschaffen. 6 DPZ aktuell, Februar 2017
Aus dem Freiland Um zum PMT zu kommen, flog ich von Iquitos nach Tarapoto und fuhr von dort mit einem Taxi nach Mo- yobamba. Schon während dieser Fahrt war die Lebens- raumzerstörung und -fragmentierung überall sichtbar. In Anbetracht dieser Situation ist es erstaunlich, dass die Tiere überhaupt noch existieren können. Manche Waldgebiete sind kaum größer als ein Hektar, beher- bergen aber trotzdem noch Andenspringaffen. Diese offenbare Anpassungsfähigkeit gibt Anlass zur Hoff- nung, dass durch Schutz von Fragmenten und Schaf- fung von bewaldeten Korridoren, die eine Verbindung zwischen den Waldstücken herstellen, die Situation der Andenspringaffen zumindest stabilisiert werden kann. Notwendig sind aber auch weitere Studien, um die ökologische Einnischung und das Ausmaß der Anpassungsfähigkeit zu verstehen. Während meines Besuchs beim PMT wurde daher eine weitere Zusam- Prof. Dr. Eckhard W. Heymann mit Mitarbeitern und Praktikanten menarbeit vereinbart. Insbesondere werden vertiefte vor dem Sitz des Proyecto Mono Tocón in Moyobamba. ökologische und verhaltensbiologische Studien und Foto: Eckhard W. Heymann Untersuchungen zur Auswirkung der Fragmentierung auf die genetische Diversität der Andenspringaffen Weitere Informationen zum Proyecto angestrebt. Mono Tocón finden Sie auf folgender Eckhard W. Heymann Website: www.monotocon.org Der natürliche Lebensraum der Andensprinaffen ist durch die Entwaldung extrem fragmentiert. Foto: Eckhard W. Heymann DPZ aktuell, Februar 2017 7
Aus dem Freiland Luftbildaufnahme der DPZ-Forschungsstation CRP Simenti im Niokolo-Koba-Nationalpark, aufgenommen mit einer Forschungs- drohne des Projektes. Foto: Ludwig Ehrenreich Zehn Jahre Feldstation Simenti Anlässlich des Jubiläums organisierte die Abteilung Kognitive Ethologie ein Symposium Im Jahr des 40-jährigen Bestehens des DPZ gibt es Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Feldstation ein weiteres Jubiläum zu feiern: Die DPZ-Feldstation organisierte die Abteilung Kognitive Ethologie ein Simenti wurde im Januar zehn Jahre alt. Die Stati- Symposium in Tambacounda, der Provinzhauptstadt on liegt im Nationalpark Niokolo-Koba im Südos- mit Sitz der Nationalparkverwaltung. Ziel des Sym- ten Senegals, einem der größten Nationalparks in posiums war es, die Nationalparkverwaltung, Öffent- Westafrika. Im Januar 2007 wurde zwischen der lichkeit und Politiker über die Arbeit des DPZ im Se- Abteilung Kognitive Ethologie und der Direction negal zu informieren und den Kooperationsvertag zu des Parcs Nationaux der Vertrag zur Errichtung des verlängern. Das Symposium fand am 9. Januar 2017 Centre de Recherche de Primatologie Simenti (CRP statt und war in erster Linie durch die Stationsma- Simenti) geschlossen. An der Station wird vor allem nagerin des CRP, Sonia Domínguez Alba, vorbereitet das Verhalten und die Ökologie der Guineapaviane worden. Sie leistete hier ausgezeichnete Arbeit und (Papio papio) untersucht, aber auch die Kommunika- hatte nicht nur das Symposium, sondern auch ein tion und die kognitiven Fähigkeiten der westafrika- feierliches Abendessen am Vorabend hervorragend nischen Grünen Meerkatzen (Chlorocebus sabaeus) vorbereitet. werden vor Ort erforscht. Neben den Pavianen kom- men im Gebiet der Feldstation noch Husarenaffen Insgesamt nahmen etwa 50 Personen an der Veran- (Erythrocebus patas), Temminck-Stummelaffen (Pilio- staltung teil. Der Direktor der senegalesischen Na- colobus temminckii) und Senegal-Buschbabies (Gala- tionalparks, Colonel Souleye Ndiaye, der Conserva- go senegalensis) vor. teur des Niokolo-Koba-Nationalparks, Capitaine Mal- 8 DPZ aktuell, Februar 2017
Aus dem Freiland lé Gueye, der Vertreter des Bürger- meisters von Tambacounda, der Chef des Départements Tambacounda und der Gouverneur der Region Tam- bacounda würdigten in ihren Gruß- worten das Engagement des DPZ in der Region und zeigten sich über die Arbeit des DPZ vor Ort bereits bes- tens informiert. Regionale Fernseh- und Radiosender berichteten über das Symposium, so dass auch die breite Öffentlichkeit über die Arbei- ten des DPZ informiert wurde. Prof. Dr. Julia Fischer und der Direktor der Nationalparks im Senegal, Colonel Sou- Von Seiten der Nationalparkverwal- leye Ndiaye, bei der Unterzeichnung der Verlängerung des Kooperationsvertrags. tung gab Sous-Lieutenant Amy Samb Foto: Ludwig Ehrenreich eine Einführung in die Ökologie und die Probleme des Nationalparks. Julia Fischer, Leiterin der Abteilung Kogni- tive Ethologie am DPZ, präsentierte eine Übersicht über die Entwicklung des Projekts sowie die wichtigsten Einsichten in das Sozialsystem der Guineapaviane, während Dietmar Zinner, ebenfalls Wissenschaftler in der Abteilung Kognitive Ethologie, die vorliegenden Ergebnisse zur Po- pulationsgenetik und Ökologie der Tiere vorstellte. Im Anschluss daran berichteten die Doktoranden Fede- rica Dal Pesco, Lauriane Faraut, Fili- pa Paciencia und Davide Montanari Das DPZ-Team in der Forschungsstation Simenti. Foto: Ludwig Ehrenreich vom Fortschritt ihrer Arbeiten in kur- zen Beiträgen. Zur technischen Un- terstützung war Ludwig Ehrenreich mit in den Senegal gekommen, der sich im Anschluss an das Symposium einer Überprüfung des Equipments auf der Station widmete. Das Sym- posium schloss mit der feierlichen Unterzeichnung der Verlängerung des Kooperationsvertrages durch Colonel Souleye Ndiaye und Julia Fi- scher. Dietmar Zinner Weitere Information Guineapaviane im Niokolo-Koba-Nationalpark. Ein Teil der DPZ-Studiengruppe zur Station finden Sie ruht nach einer relativ kalten Nacht auf einem Weg in der Region Simenti, bevor es auf der Webseite der zur Nahrungsaufnahme in den umliegenden Wald geht. Foto: Ludwig Ehrenreich Forschungsstation. DPZ aktuell, Februar 2017 9
Wissenschaftspolitik Prof. Dr. Stefan Treue (links), Direktor des DPZ, und Theresia Bauer (rechts), Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, disku- tierten am 7. November 2016 im Rahmen der Veranstaltung „Leibniz debattiert“ über Tierversuche in der Forschung. Moderiert wurde die Debatte von Kathrin Zinkant (Mitte), Redakteurin im Ressort Wissen der Süddeutschen Zeitung. Foto: Peter Himsel/Leibniz-Gemeinschaft „Die offene Diskussion ist unsere gesellschaftliche Verantwortung“ Bei der Veranstaltung „Leibniz debattiert“ diskutierten Stefan Treue und Theresia Bauer über Tierversuche in der Forschung Tierversuche sind in der Grundlagenforschung nach diskutierten im Rahmen der Veranstaltung „Leibniz wie vor unverzichtbar. Mit den Experimenten unter- debattiert“ am 7. November 2016 in Berlin über die- suchen Wissenschaftler komplexe biologische Pro- ses Thema. Am Ende des Abends blieb die Erkenntnis, zesse in Tieren, um den menschlichen Organismus dass diese ethische Frage nicht mit einem einfachen und seine Funktionsweise besser zu verstehen. Auch Ja oder Nein zu beantworten ist. Der Wissenschaft in der Medizin spielen Tierversuche eine entschei- und auch der Politik obliegt jedoch die Verantwor- dende Rolle, etwa bei der Entwicklung neuer Medi- tung, mit der Öffentlichkeit darüber in einen offenen kamente und Therapieverfahren. Dennoch kritisie- und sachlichen Dialog zu treten. ren Tierversuchsgegner, dass Wissenschaftler auf existierende Alternativmethoden umsteigen sollten. Moderiert wurde die Debatte von Kathrin Zinkant, Sie fordern die Abschaffung der Experimente. Sind Redakteurin im Ressort Wissen der Süddeutschen Zei- Tierversuche für die Forschung notwendig? DPZ- tung, die die Diskussion souverän durch alle relevan- Direktor Stefan Treue und Theresia Bauer, Wissen- ten Themenbereiche führte. So kamen das 3R-Prinzip, schaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Möglichkeiten und Grenzen von Alternativmethoden 10 DPZ aktuell, Februar 2017
Wissenschaftspolitik und die gesetzliche Kontrolle von Tierversuchen ge- Theresia Bauer: „Bei der Umsetzung des 3R-Prin- nauso zur Sprache wie die Chancen und Risiken der zips bezüglich alternativer Methoden ist noch Luft Gentechnik, die Übertragbarkeit von Tierversuchen nach oben.“ auf den Menschen und natürlich die Kommunikation mit der Öffentlichkeit. „Alternativmethoden haben in vielen Bereichen schon eine sehr vielversprechende Entwicklung erfahren“, Theresia Bauer: „Es ist unstreitig, dass wir in abseh- erklärte Stefan Treue. „Allerdings können sie Tierver- barer Zeit nicht auf Tierversuche in der Forschung suche noch nicht vollständig ersetzen. Mit einer Zell- verzichten können. Deshalb müssen wir über die Rah- kultur beispielsweise, kann man Giftigkeitsprüfungen menbedingungen reden, welche Möglichkeiten es an einzelnen Zellen vornehmen. Wenn man allerdings gibt, diese einzugrenzen und Alternativen zu stärken.“ wissen will, wie das gesamte Immunsystem auf die- se Substanz reagiert, ist das in einer reinen Zellkultur Gleich zu Beginn der Podiumsdiskussion warf Zin- nicht mehr möglich.“ Die Zellkulturen, Computermo- kant die Einstiegsfrage nach der Notwendigkeit von delle und bildgebenden Verfahren seien aber sehr Tierversuchen in den Raum. Sowohl Stefan Treue als wichtige Ergänzungsmethoden in der Forschung, füg- auch Theresia Bauer bestätigten, dass Forschung zu- te Treue hinzu. mindest in den nächsten zehn Jahren noch nicht auf Tierversuche verzichten könne. Allerdings müsse man Stefan Treue: „Alternativmethoden sind gute Ergän- über die Rahmenbedingungen reden und die Möglich- zungsmethoden. Sie können Tierversuche jedoch noch keiten ausloten, Tierversuche zu begrenzen und durch nicht vollständig ersetzen.“ Alternativmethoden zu ersetzen, so Bauer. Stefan Treue argumentierte mit der Verantwortung, die die Von Alternativmethoden ging die Debatte über zur Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft habe, durch Übertragbarkeit von Tierversuchen, ein Thema, das Forschung Therapien gegen Krankheiten zu finden viele Tierversuchsgegner immer wieder als Grund für und damit Patienten zu helfen. „Ohne Tierversuche die angebliche Sinnlosigkeit von Tierversuchen an- kommen wir da leider in den nächsten Jahren nicht prangern. Stefan Treue machte hier sehr klar, dass die aus“, sagte Treue. Wissenschaft immer eine Forschung an Modellen ist, mit deren Hilfe, die Wirklichkeit abgebildet werden Stefan Treue: „Wir brauchen Tierversuche in der For- soll. Dabei könne der Sprung zur Anwendung größer schung. Das heißt nicht, dass wir Tierversuche wollen. (wie zum Beispiel von der Maus zum Menschen) oder Auch als Forscher versuchen wir, wo es geht, Tierversu- kleiner (wie vom Affen zum Menschen) sein, es bliebe che zu vermeiden und zu reduzieren.“ aber ein Modell, so Treue. „Keines der Modelle, die wir anwenden, kann abschließende Sicherheit geben. Die Ein wichtiger Leitgedanke bei der Arbeit mit Versuchs- Kombination verschiedener Methoden, kann aber hel- tieren sei das 3R-Prinzip, dass Wissenschaftler anwen- fen, der Wahrheit ein Stück näher zu kommen“, fasste deten und das als ethischer Grundsatz auch in die EU- Treue zusammen. Richtlinie zu Tierversuchen aufgenommen wurde, so Treue weiter. Die drei Grundregeln „Reduce“ (Verringe- Ein ganz besonderes Anliegen beider Gäste war es, die rung der Versuchstierzahlen), „Replace“ (Anwendung Bedeutung der Kommunikation über Tierversuche mit von Ersatzmethoden) und „Refine“ (Verbesserung der der Öffentlichkeit hervorzuheben. „Die Wissenschaft Untersuchungsmethoden zum Wohl des Tieres) sollen ist jahrelang den einfachen Weg gegangen und hat dazu beitragen, den Einsatz und die Belastung von über dieses schwierige Thema zu wenig kommuni- Versuchstieren zu reduzieren. Theresia Bauer meinte ziert“, sagte Stefan Treue. „Wir brauchen aber Trans- dagegen, dass auch wenn schon erhebliche Fortschrit- parenz und Information. Wir müssen den Leuten er- te bezüglich des Tierwohls erreicht wurden, man Al- klären, was Tierversuche sind, wie sie durchgeführt ternativmethoden noch stärker fördern müsse. Das werden und warum wir sie in der Forschung brauchen. Land Baden-Württemberg ist ein Vorreiter, was die Als Wissenschaftler haben wir da eine wichtige ge- Unterstützung alternativer Projekte angeht. Im Sep- sellschaftliche Verantwortung.“ Eine verständliche In- tember 2016 gab die Landesregierung bekannt, mit formation für die Öffentlichkeit zu diesem Thema ist rund 400.000 Euro die Entwicklung von Ersatzmetho- auch Theresia Bauer ein wichtiges Anliegen. Die De- den fördern zu wollen. batte um Tierversuche, das „Ringen und Streiten um DPZ aktuell, Februar 2017 11
Wissenschaftspolitik Theresia Bauer ist seit 2011 Ministerin für Wissenschaft, For- Prof. Dr. Stefan Treue ist Direktor des Deutschen Primatenzen- schung und Kunst des Landes Baden-Württemberg. Im Septem- trums, Präsidiumsbeauftragter der Leibniz-Gemeinschaft in ber 2016 gab die baden-württembergische Landesregierung Tierschutzfragen sowie Sprecher der Initiative „Tierversuche bekannt, mit rund 400.000 Euro alternative Projekte zu Tierver- verstehen“ der Allianz der Wissenschaftsorganisationen in suchen fördern zu wollen. Deutschland. Foto: Peter Himsel/Leibniz-Gemeinschaft Foto: Peter Himsel/Leibniz-Gemeinschaft den richtigen Weg“ sei von großer Relevanz und müs- se von den einzelnen Wissenschaftlern an den Stand- Offene Online-Debatte zu orten geführt werden. Tierversuchen Auf dem Online-Diskussionsportal des Tages- Stefan Treue: „Ohne Information kann man keine spiegel-Verlags „Open Debate“ führt die Leibniz- sachgerechte Diskussion führen.“ Gemeinschaft derzeit die Debatte zum Thema „Braucht Forschung Tierversuche?“ im Netz fort. Theresia Bauer: „Verständliche Information muss Dabei kommen namhafte Expertinnen und Exper- mehr sein als glattgebügelte Wissenschafts-PR.“ ten zu Wort, die in unterschiedlichen Kontexten mit Tierversuchen zu tun haben. Weil sie selbst Nach einer einstündigen Podiumsdiskussion wurde die Tierversuche in ihrer Forschung einsetzen, weil Debatte auch für das Auditorium geöffnet und sowohl sie Tierversuche für ersetzbar halten oder weil sie Stefan Treue als auch Theresia Bauer stellten sich ab- sich dem ethischen Dilemma widmen, vor das uns schließend den Fragen aus dem Publikum. Am Ende des Tierversuche stellen. Die Online-Debatte soll ein Abends wurde klar, dass die sensible Frage nach dem Beitrag für eine fundierte und sachliche Diskussion Einsatz von Tieren in der Forschung keine einfachen Ant- über Tierversuche sein und die unterschiedlichen worten zulässt, dass sowohl Wissenschaft als auch die Argumente transparent machen. Auf der Website Politik transparenter darüber kommunizieren müssen. können Interessierte die Beiträge der Experten le- sen, erhalten einen Überblick über alle Argumen- Die gesamte Debatte können Sie sich auf der Websi- te und Gegenargumente und können selbst Kom- te der Leibniz-Gemeinschaft ansehen mentare zu den einzelnen Artikeln verfassen. unter: www.leibniz-gemeinschaft.de/ medien/mediathek/ Die Leibniz-Online-Debatte zu Tier- versuchen finden Sie hier: 12 DPZ aktuell, Februar 2017
Kongresse und Workshops DPZ-Neurowissenschaftlerin Dr. Cliodhna Quigley (zweite von links) und Wendy Jarret (links) von der Organisation „Understanding Animal Research“ sowie DPZ-Direktor Prof. Dr. Stefan Treue (rechts) im Gespräch mit einem Besucher am Informationsstand zum Thema „Tierversuche kommunizieren“. Foto: Valeska Stephan Wissenschaftler sprechen über Tierversuche Bei der Neuroscience-Tagung organisierten DPZ-Wissenschaftler mit interna- tionalen Organisationen einen Stand zum Thema „Tierversuche kommunizieren“ Jährlich findet in den USA die größte Konferenz zum in der Allianz der Wissenschaftsorganisationen feder- Thema Neurowissenschaften statt – dieses Mal im führenden Nationalen Akademie der Wissenschaften sonnigen San Diego. Mit rund 30.000 Teilnehmern Leopoldina, bei der Vorstellung der Initiative im Wissen- ist das Meeting der Society of Neuroscience eine der schaftsForum Berlin. Hacker unterstrich den Anspruch größten Veranstaltungen in der südkalifornischen und die Bereitschaft der Wissenschaft, auch zu kontro- Stadt. Bei der Konferenz, die vom 12. bis zum 16. No- versen und häufig emotional diskutierten Themen wie vember 2016 stattfand, gab es zudem eine Premie- dem Einsatz von Versuchstieren offen über ihre Arbeit re. Unter der Federführung von DPZ-Direktor Stefan zu informieren und Hintergründe transparent zu ma- Treue und der Informationsinitiative „Tierversuche chen. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder verstehen“ hatten sich zum ersten Mal verschiedene festgestellt, dass sich festgefügte Positionen zu Tierver- internationale Organisationen zusammengeschlos- suchen bewegen und Vorurteile auflösen, wenn wir mit sen und einen Stand zum Thema Tierversuchskommu- Öffentlichkeit und Medien einen aktiven Dialog führen“, nikation organisiert. so Hacker. „Dies wollen wir nun noch intensiver tun.“ „Wir betrachten es als unsere gesellschaftliche Verant- Neben „Tierversuche verstehen“ hatten sich aus Eu- wortung, nicht nur die biomedizinische Forschung ropa die Organisationen „Understanding Animal Re- selbst zu fördern, sondern auch die Kommunikation dar- search“, „European Association for Animal Research“, über“, sagte Jörg Hacker, der Präsident der in diesem Jahr „Basel Declaration Society“, „Gicor“ und „FENS“ ange- DPZ aktuell, Februar 2017 13
Kongresse und Workshops vorgetragen, wie man einen Dialog mit der Öffentlichkeit in die Wege leiten kann. Im Blickpunkt standen dabei einerseits die Institute selbst, die dazu aufgefordert wurden, öf- fentlich und proaktiv über die Arbeit mit Tieren an ihrem Institut zu spre- chen, andererseits wurde jeder ein- zelne Wissenschaftler dazu aufge- fordert, sich aktiv an Diskussionen zum Thema zu beteiligen, sei es im lokalen, eigenen Umfeld oder auch in den sozialen Medien. Sowohl der Stand, als auch das Am Informationsstand konnten die Kongressteilnehmer ihre Meinungen und State- Seminar waren gut besucht und ments zur Arbeit mit Versuchstieren in den Neurowissenschaften auf vorgedruckte machten deutlich, dass von Seiten Zettel schreiben. Diese wurden dann am Stand ausgehängt. Foto: Valeska Stephan der wissenschaftlichen Gemein- schaft ein großer Bedarf zum The- schlossen. Die USA waren vertreten mit den Organisa- ma „Tierversuche kommunizieren“ besteht. Dem- tionen „Americans for Medical Progress“, „Speaking of entsprechend wird es wohl auch bei der nächsten Research“ und „Foundation for Biomedical Research“. Konferenz, die in diesem Jahr in Washington statt- findet, einen Stand und ein Diskussionsforum zu die- Der Schwerpunkt des Stands lag vor allem auf dem sem Schwerpunkt geben. Thema „Tierversuche kommunizieren“. Dazu hielten die Organisationen nicht nur Informationsmaterial in Valeska Stephan Form von Flyern oder Webseiten bereit, sondern luden auch Wissenschaftler und andere Gäste des Meetings an den Stand ein, um über ihre Arbeit und Erfahrun- gen zum Thema Tierversuche zu sprechen und sich auszutauschen. Begleitet wurde die Initiative mit ei- nem Twitter-Feed unter dem Kennwort @AR_Consor- tium, der nicht nur über die Arbeit der Organisationen informierte, sondern insbesondere die Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler zu Wort kommen ließ. Mit einem Bild und einem Satz zu ihrer Arbeit konnten sich hier die Konferenzteilnehmer verewigen und da- mit direkt etwas zum Thema „Tierversuche kommuni- zieren“ beitragen. Die Kommunikation über Tierversuche war ebenfalls Thema im „Animal Research Panel“, welches von der Society of Neuroscience organisiert worden war. Dort berichteten Wissenschaftler und Vertreter verschiede- ner Organisationen über ihre Erfahrungen und Strate- gien im Bereich der Tierversuchskommunikation. Eine der wichtigsten Aussagen des Forums war der Aufruf an die wissenschaftliche Gemeinschaft, offen über Zwei Kongressteilnehmerinnen präsentieren ihr Statement ihre Arbeit zu sprechen. Dazu wurden von Teilneh- zum verantwortungsvollen Umgang mit Versuchstieren. Vie- mern unter anderem Beispiele aus dem persönlichen le solcher Aufnahmen wurden auch per Twitter versendet. Umfeld genannt, aber auch ganz konkrete Vorschläge Foto: Valeska Stephan 14 DPZ aktuell, Februar 2017
Kongresse und Workshops Die Teilnehmerinnen des Berufundfamilie-Netzwerktreffens der Leibniz-Gemeinschaft am 5. und 6. Dezember 2016 am DPZ. Foto: Karin Tilch Von Instituts-Kita bis Homeoffice Beim Netzwerktreffen zum Audit „berufundfamilie“ diskutierten 23 Mitarbeiterin- nen von Leibniz-Instituten über aktuelle Maßnahmen zur Familienfreundlichkeit Ob flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuungsangebo- Michael Lankeit, Administrativer Geschäftsführer, te, mobile Heimarbeit oder Weiterbildungen zur fa- begrüßte alle Gäste und gab zu Beginn des Meet- milienbewussten Personalführung – die Maßnahmen ings eine kurze Einführung zu Organisation und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind Forschungsarbeit am DPZ. Dabei ging er auch auf vielfältig und mittlerweile fester Bestandteil der Per- die Bedeutung des Audits „berufundfamilie“ für das sonalpolitik vieler Unternehmen und Institutionen. Institut ein. „Das DPZ arbeitet aus Überzeugung an Das DPZ ist seit 2010 „berufundfamilie“-zertifiziert der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, nicht, weil und hat sich damit verpflichtet, Familienfreundlich- es eine Anforderung der Leibniz-Gemeinschaft an keit im Institut zu leben und Maßnahmen diesbe- ihre Mitglieder ist“, sagte er. Besonders junge Leute züglich kontinuierlich auszubauen. Damit ist das DPZ stellten heute höhere Anforderungen an Familien- eines von derzeit 42 Leibniz-Instituten, die das Audit freundlichkeit am Arbeitsplatz. Ein Arbeitgeber, der „berufundfamilie“ führen. Einmal im Jahr treffen sich sich darauf nicht einstelle, habe zukünftig erhebliche die verantwortlichen Vertreterinnen und Vertreter der Wettbewerbsnachteile, so Lankeit. Einrichtungen zum „berufundfamilie“-Netzwerktref- fen, um sich über eigene Erfahrungen, neue Ideen und Anschließend präsentierte Andrea Wagner, Audito- aktuelle Entwicklungen zur Vereinbarkeit von Beruf rin der berufundfamilie Service GmbH, verschiedene und Familie auszutauschen. Am 5. und 6. Dezember Tools für Arbeitgeber, wie die Notfallmappe für Be- 2016 fand das Treffen bereits zum fünften Mal in Fol- schäftigte oder die Mitarbeiterbefragung zur Arbeit- ge statt – dieses Mal im DPZ. geberattraktivität. Außerdem stellte sie verschiede- DPZ aktuell, Februar 2017 15
Kongresse und Workshops ne Studien zum Thema Familienfreundlichkeit und die kombinierte Nutzung des Zimmers als Ruheraum kommende Veranstaltungen der Akademie vor. Im und Betreuungsort bis hin zum Eltern-Kind-Arbeits- zweiten Teil ihres Vortrages ging Andrea Wagner auf zimmer mit PC-Arbeitsplatz reichen. Kinderbetreu- das Dialogverfahren für mehrfach auditierte Insti- ungseinrichtungen sind dagegen an den Instituten tutionen ein. Dieses neue Verfahren ermöglicht eine seltener. Erfahrungsberichte zeigten aber, dass man dauerhafte Bestätigung des Audits „berufundfami- bezüglich der Kinderanzahl und Betreuungszeiten lie“ bei Unternehmen, die bereits neun Jahre Zertifi- klein anfangen sollte. Wichtig sind auch geeignete katsträger sind. Das Konzept sieht kein Prüfverfahren Kooperationspartner und Träger, die die Kita bewirt- mehr vor und ist eine verschlankte Version des bis- schaften. Die Qualität der Betreuung und die Aus- herigen aufwändigen Re-Auditierungsverfahrens. wahl des Trägers sind für neue Mitarbeiter und für „Oberstes Gebot ist allerdings die Sicherung der Qua- den frühen Wiedereinstieg nach der Elternzeit ent- lität“, betonte Andrea Wagner. „Der Status quo eines scheidende Kriterien. Institutes hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie muss gehalten werden. Andernfalls kann Ein letztes großes Thema des Treffens war die Digita- das Zertifikat auch wieder entzogen werden.“ lisierung zur Förderung von Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Die Weiterentwick- lung der Technologie führt zu mehr Flexibilität in der Arbeits- welt und damit zur Einführung von mobilen Arbeitsmodellen. Immer mehr Arbeitgeber be- fürworten deshalb die zeitwei- se Arbeit von zuhause. Andrea Wagner hielt dazu einen Vortrag und erläuterte, was unter den verschiedenen Arbeitsmodellen, wie beispielsweise Teleheimar- beit, alternierende Teleheimar- beit oder mobile Telearbeit zu verstehen ist. Die Vielfalt ist groß und kann auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter besonders im Hin- Kinder im Spielzimmer am DPZ. Der Betreuungsraum kann bei Veranstaltungen gebucht blick auf Familienfreundlichkeit werden, um Eltern die Teilnahme zu ermöglichen. Foto: Karin Tilch zugeschnitten werden. „Voraus- setzung für mobiles Arbeiten ist allerdings eine Vertrauenskultur im Unternehmen“, Viel Diskussionsstoff lieferte anschließend das sagte Andrea Wagner. Auch würde mobiles Arbeiten in Schwerpunktthema Kinderbetreuung. Susanne Die- vielen Instituten noch zu wenig befürwortet, weil es derich, Leiterin der Abteilung Kommunikation am nicht für alle Mitarbeiter gleichermaßen umsetzbar sei. DPZ, präsentierte den Teilnehmern zunächst die Er- „Dort wo man diese Möglichkeiten schaffen kann, soll- gebnisse der Bedarfsanalyse für eine DPZ-eigene ten sie aber auch angeboten werden“, fügte sie hinzu. Kita, die im Sommer 2016 durchgeführt wurde, und stellte das Kinderbetreuungszimmer und die regel- Das Treffen bot insgesamt viele interessante Themen mäßige Ferienbetreuung als Maßnahmen des DPZ und ließ den Teilnehmern viel Raum für Diskussionen vor. Im Anschluss wurden Erfahrungen und Ideen und Erfahrungsaustausch. Das nächste Leibniz-Netz- zur Kinderbetreuung aus anderen Leibniz-Instituten werktreffen „berufundfamilie“ findet im November ausgetauscht. Dabei wurde schnell klar, dass Kin- 2017 im Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bio- derbetreuungszimmer in nahezu allen Leibniz-Ins- ökonomie (ATB) in Potsdam statt. Dann soll es unter tituten vorhanden sind. Unterschiede gibt es nur in anderem um die Sensibilisierung von Führungskräf- der Ausstattung und Nutzung der Zimmer, die von ten für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und stundenweiser Betreuung bei Veranstaltungen über individualisierte Personalentwicklung gehen. 16 DPZ aktuell, Februar 2017
Kongresse und Workshops Das Führungskräftetraining zeichnete sich durch dynamische Elemente in der Präsentation, Diskussion und Arbeit in wechselnden Kleingruppen aus. Foto: Thomas Ziegler Man kann nicht nicht kommunizieren Seminar vermittelt Wissenswertes zur Rolle und Verantwortung als Führungskraft Insgesamt neun DPZ-Mitarbeiter aus verschiedenen praktischen Gruppenarbeiten zum „aktiven Zuhören“ wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Or- und zum „Kritikgespräch zwischen Vorgesetztem und ganisationseinheiten trafen sich am 25. und 26. Januar Mitarbeiter“ für besondere, mitunter auch emotionale 2017 zu einem zweitägigen Führungskräfteseminar, Aha-Erlebnisse. Eine fundamentale Erkenntnis hierbei das von der Agentur „Lightwings Consulting“ am In- war, dass es wichtig ist, sowohl die eigenen als auch stitut durchgeführt wurde. Das Seminar richtete sich die Persönlichkeitsmerkmale des Gesprächspartners speziell an jene Kollegen, die nur wenig Erfahrung als zu kennen, um sie bei der Gestaltung und Führung des Führungskraft in ihren Leitungspositionen mitbringen Gesprächs entsprechend einzubeziehen. oder ihre Fähigkeiten in der Führung von Mitarbeitern erweitern wollten. Der Kurs vermittelte aber nicht nur „Das hätte ich so nie versucht“, „Das höre ich zum ers- allgemeine Grundkenntnisse in der Kommunikation ten Mal“ oder „Hätte nicht gedacht, dass das so funktio- und Mitarbeiterführung. Bereits im Vorfeld wurden niert“, war immer wieder aus der Runde der Teilnehmer die Seminarinhalte durch persönliche Vorgespräche zu hören, deren Aufmerksamkeit sich die Referentin mit der Referentin über Skype auf den individuellen von der ersten Minute an sicher sein konnte. Bedarf der Teilnehmer angepasst. Auch der Austausch vorhandener Erfahrungen der Durch wiederholtes Arbeiten in kleinen Gruppen wur- Teilnehmer, die im Kurs direkt professionell analy- de zudem sichergestellt, dass die Teilnehmer das neu siert wurden, trug maßgeblich zum Erkenntnisge- erworbene theoretische Wissen auch in die Praxis um- winn für alle bei. setzen können. Dadurch wurde für jedes angesproche- ne Themenfeld auch ein enger Bezug zum beruflichen Durch die knapp bemessene Zeit von nur zwei Tagen Alltag geschaffen. konnten leider nicht alle wichtigen Elemente der Mit- arbeiterführung so umfänglich vermittelt werden, wie Im Fokus der Fortbildung stand wichtiges Grundlagen- sich dies die Teilnehmer im laufenden Kurs wünsch- wissen unter anderem zum Führungskräfteleitbild, ten. Das Feedback der Fortzubildenden war jedoch den unterschiedlichen Führungsstilen, der Kommu- schon am Ende des ersten Tages so positiv, dass es si- nikation, des Führens eines Kritik- oder Krisengesprä- cher eine Fortsetzung dieses Führungskräftetrainings ches sowie zur Delegation von Aufgaben und zu ge- geben wird. meinsamen Zielvereinbarungen. Dabei sorgten die Thomas Ziegler DPZ aktuell, Februar 2017 17
Veranstaltungen Was gibt es da zu sehen? Jungforscher bei der Nacht des Wissens 2017 staunen beim Blick durch das Mikroskop. Foto: Luzie J. Almenräder „Wissen begeisterte“ hunderte Besucher am Stand des DPZ Mit dem Forscherpass ging es auf Entdeckungsreise durch die Primatenfor- schung bei der dritten Nacht des Wissens Kann man dem Gehirn beim Denken zusehen? Wie kop. Die Infektionsbiologen erklärten den Besuchern, breiten sich Viren im Körper aus? Warum singen Gib- wie sich Viren ausbreiten und wie sie den Eintritt von bons lange Duette? Die wissbegierigen Besucher Viren in die Zelle verhindern wollen. Aber wie geht hatten viele spannende Fragen an die DPZ-Wissen- man vor, wenn eine Viruserkrankung bereits ausge- schaftler. Von 17 Uhr bis Mitternacht zog die dritte brochen ist? Dann ist eine schnelle und zuverlässige Göttinger Nacht des Wissens rund 25.000 Besucher zu Diagnose wichtig. In schwer zugänglichen Gebieten, den fünf Veranstaltungsorten. Dieses Jahr informierte wie zum Beispiel in abgelegenen Dörfern in Afrika, ist das DPZ die interessierten Besucher im zentralen Hör- für eine Diagnose das Kofferlabor von Ahmed Abd El saalgebäude am Zentralcampus über Primatenbiolo- Wahed gefragt. Das Labor im Koffer enthält alles was gie, Neurowissenschaften und Infektionsforschung. man braucht um eine Infektion mit Ebola- oder Zika- Viele Mitmachaktionen und Vorführungen boten den viren in wenigen Minuten zuverlässig nachweisen zu kleinen und großen Besuchern ein abwechslungsrei- können. „Wie werden die Elektrogeräte betrieben? In ches Programm. den Dörfern gibt es wahrscheinlich keinen Strom“, fragt Julia, 30 Jahre alt, die für die Nacht des Wissens Zahlreiche „Jungforscher“ übten am DPZ-Stand der aus Bremen angereist ist. Ahmed Abd El Wahed er- Infektionsforscher Pipettieren in echter Sicherheits- klärte ihr wie das Labor im Koffer bis zu 16 Stunden kleidung und staunten beim Blick durch das Mikros- mit Solarstrom auskommt. 18 DPZ aktuell, Februar 2017
Veranstaltungen Das außergewöhnliche MRT-Quiz brachte so man- können. Die Nacht des Wissens ist deshalb ein wun- chen Besucher ins Grübeln: Handelt es sich auf den derbares Konzept, die Öffentlichkeit anzusprechen.“ Bildern wirklich um ein menschliches Gehirn oder doch eher um eine Walnuss? Die Wissenschaftler der Abteilung Funktionelle Bildgebung erklärten den Besuchern, wie die Methode der Magnetreso- nanztomografie funktioniert und wie sie mit Hilfe dieses Verfahrens die Funktion von Organen unter- suchen. Wer brüllt denn da so laut? Beim Affenstimmen- quiz lernten die Besucher die Lautäußerungen unserer nächsten Verwandten kennen. Ob es sich nun um den Duettgesang von Gibbons in den frü- hen Morgenstunden handelt oder um die Warnrufe von Grünen Meerkatzen, die Besucher waren von Mit Kind und Kegel bei der dritten Nacht des Wissens. Beim der Bandbreite an Lautäußerungen fasziniert. Am MRT-Quiz kam so mancher Besucher ins Grübeln. Stand der Primatenbiologen gab es nicht nur etwas Foto: Luzie J. Almenräder zu hören. Die Besucher konnten außerdem erfah- ren, wieso wir bekannte Gesichter auch nach vielen Jahren und mit kleineren Veränderungen immer (wieder)erkennen. Bei den Neurowissenschaftlern testeten die Besu- cher, ob sie ihren Augen wirklich trauen konnten und wie spielerisches Lernen funktioniert. Mit einem elektromagnetischen Datenhandschuh, der alle Fin- ger- und Handbewegungen am Computer aufzeich- net, konnten Besucher herausfinden, wie verschiede- ne Grifftypen analysiert werden und wie eine Hand im virtuellen Raum agiert. „Es gibt so tolle Mitmachaktionen hier am DPZ, da ist Hier gab es was auf die Ohren: Besucher rätseln beim Affenstim- ein Abend eigentlich zu kurz um alles einmal auszu- menquiz, welcher Affe so schön singen kann. Foto: Susanne Diederich probieren“, sagt Tanja (41) aus Dransfeld. „Mit dem Forscherpass hatte nicht nur meine Tochter Spaß“, fügt Tanja hinzu. Wer Lust hatte, konnte einen For- scherpass machen. An den DPZ-Ständen haben die Besucher wissenschaftliche Fragen beantwortet, Stempel gesammelt und anschließend ein Erinne- rungsfoto in der DPZ-Fotobox gemacht. Die Stim- mung war sowohl bei den Gästen als auch allen DPZ- Mitarbeitern großartig. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir so viele Besu- cher an unseren DPZ-Stationen begrüßen durften“, fasste Stefan Treue die Resonanz am Ende des Abends zusammen. „Von Familien mit kleinen Kindern, über Jugendliche und Studenten bis hin zu Erwachsenen Gute Stimmung herschte bei der Nacht des Wissens. Mit konnten wir viele interessierte Leute erreichen. Das „Henry“ demonstrierten die Infektionsforscher, wie Sicherheits- zeigt, dass wir Wissen auch für Laien greifbar machen kleidung im S3-Labor aussieht. Foto: Susanne Diederich DPZ aktuell, Februar 2017 19
Warum werden Tierversuche notwendig? Veranstaltungen Schutz von Mensch und Tier Erforschung Überprüfung von von Körper- Wirkstoffen auf funktionen Unbedenklichkeit Erforschung von Krankheiten Aus- und und Verbesserung Weiterbildung der Behandlung Die Grafik zeigt, für welche Fragestellungen Tierversuche notwenig sind. Grafik: Tierversuche verstehen, www.tierversuche-verstehen.de Tierversuche im Fokus Rund 100 Studierende der Göttinger Universität diskutierten mit DPZ-Direktor Stefan Treue über Tierversuche Warum sind Tierversuche für den medizinischen suche – Sackgasse oder notwendiger Weg des medi- Fortschritt immer noch notwendig? Kann man sie ir- zinischen Fortschritts?“ ein. Die Vereinigung, die die gendwann vollständig durch Alternativen ersetzen? Interessen aller Studierenden der Universität Göttin- Welche Rückschlüsse können wir überhaupt durch gen vertritt, wollte damit eine Diskussion zu diesem Tierversuche auf die Funktionsweise des menschli- wichtigen, aber kontroversen Thema anregen. Das chen Körpers ziehen? Und wiegen diese Erkenntnis- Deutsche Primatenzentrum beteiligte sich an der se das mögliche Leid der Tiere auf? Wenn es um das Veranstaltungsreihe und lud die Studenten zu einer schwierige Thema Tierversuche geht, gibt es seitens Führung mit anschließender Diskussion in das Insti- der Öffentlichkeit meist viele Fragen aber oft nur we- tut ein. nig sachliche Antworten. Auch in der „Wissenschafts- stadt“ Göttingen werden in einzelnen außeruniver- Rund 100 Studierende folgten der Einladung, die die sitären Instituten und an einigen Einrichtungen der Organisatoren des AStA auf ihrer Homepage, über Universität, Tiere für wichtige Forschungsfragen Facebook und mit Plakaten veröffentlicht hatten, und verwendet. Grund genug, dieses Thema auch einmal kamen am 13. Januar 2017 ans DPZ. Im vollen Hörsaal innerhalb der Studierendenschaft der Göttinger Uni- gab Sylvia Siersleben, Mitarbeiterin der Stabsstel- versität zu diskutieren. Im November 2016 lud der le Kommunikation, zunächst einen Überblick über Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) deshalb die Forschung am Deutschen Primatenzentrum und zu einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Tierver- nannte wichtige Zahlen und Fakten zu Tierversuchen 20 DPZ aktuell, Februar 2017
Veranstaltungen in Deutschland, die schon für erste Aha-Momente bei Vor der Führung und Diskussion am DPZ wurden den Besuchern sorgten. zwei Dokumentarfilme („Im Namen der Tiere“, 2015 und „Earthlings“, 2005) gezeigt, die das Für und Wi- „Das Tierversuche für die Entwicklung von Kosmetika der verschiedener Aspekte der menschlichen Tiernut- verboten sind, wusste ich bis heute nicht“, meinte ein zung wie Massentierhaltung, Tierzucht, Tierheime, Student nach dem Vortrag sichtlich erstaunt. Susanne Leder- und Pelzproduktion sowie medizinische und Diederich, Leiterin der Stabsstelle Kommunikation, wissenschaftliche Verwendung thematisierten. Am erklärte, dass Tierversuche für Kosmetika in Deutsch- 8. Dezember 2016 war Eva Katharina Kühner, Mitar- land schon seit 1986 verboten sind und seit 2013 auch beiterin der Organisation „Ärzte gegen Tierversuche“, keine im Ausland an Tieren getesteten Kosmetikpro- zu Gast in Göttingen und hielt am Universitätsklini- dukte mehr in der EU verkauft werden dürfen. kum einen Vortrag mit dem Titel „Sackgasse Tierver- such“, in dem sie für die Abschaffung aller Tierversu- Nach dem Vortrag ging es zur Führung in zwei Gruppen che plädierte. durch die Außenanlagen des DPZ. Auch hier hatten die Studierenden viele Fragen zur Zucht und Haltung der Affen, die Uwe Schönmann, Koloniemanager am DPZ, und Susanne Diederich geduldig beantworteten. Dass das Interesse der Besucher danach noch nicht erschöpft war, zeigte die über einstündige Diskussi- on im Anschluss an die Führung. DPZ-Direktor Stefan Treue nahm sich für die Studierenden viel Zeit, beant- wortete auch kritische Fragen zu Tierversuchen und informierte über die Art der Versuche am DPZ, ge- Führungen zum Jubiläum setzliche Bestimmungen, interne Kontrollmechanis- men und die Verantwortung der Wissenschaftler für Anlässlich unseres Jubiläumsjahres bietet das DPZ das Wohlergehen der Tiere. Darüber hinaus betonte von Ende August bis Ende September 2017 Besu- er, dass Primaten für die biomedizinische Forschung cherführungen an, zu denen sich auch Einzelperso- aufgrund ihrer Ähnlichkeit zum Menschen von gro- nen anmelden können. Die Führungen richten sich ßer Bedeutung sind, jedoch nur einen sehr geringen an Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren und Anteil aller Tierversuche ausmachen. dauern anderthalb bis zwei Stunden. Sie umfassen einen Vortrag über die Forschung am DPZ sowie So viel Transparenz kam auch beim Auditorium gut eine Tour durch die Außenanlagen der Primaten- an. „Herr Treue, sie machen hier einen guten Job!“, haltung. kommentierte ein Zuhörer die offene Diskussion. Termine für die Führungen können dem Ver- „Dass sich so viele Studenten freitagnachmittags anstaltungskalender auf der DPZ-Website drei Stunden Zeit nehmen, um über Tierversuche zu entnommen werden unter: diskutieren, zeigt die Relevanz der Debatte und den www.dpz.eu/veranstaltungen. vorherrschenden Redebedarf“, sagte Stefan Treue im Anmeldungen werden ebenfalls Anschluss an die Diskussion. „Ich persönlich habe über den Kalender erbeten. mich über die große Resonanz der Veranstaltung sehr gefreut. Die Fragen der Studenten waren nicht oberflächlich oder einseitig motiviert, sondern sehr gut durchdacht und zeugten von ehrlichem Inter- esse. Das DPZ ist ein offenes Zentrum. Transparenz, gerade bei dem schwierigen Thema Tierversuche, ist uns wichtig.“ Die Veranstaltungsreihe des AStA zum Thema Tier- versuche lief von November 2016 bis Januar 2017. DPZ aktuell, Februar 2017 21
Sie können auch lesen