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Nr.16 | Nov. 2020 Departement Klinische Forschung AKTUELL RC2NB – Basler Forschungszentrum für Multiple Sklerose 10 DKForum DAS M AGA Z I N D E S D E PA RT E M E N T S K L I N I S C H E F O RS C H U N G BAS E L FORSCHUNG IM FOKUS IM ZENTRUM INNOVATION PROTECT-COVID-19 und NFS AntiResist – Forschung gegen Orca – QMS-Lösung für akademische SLIM-Studie Antibiotika-Resistenz klinische Forschung 06 16 22
Inhaltsverzeichnis EDITORIAL | 05 FORSCHUNG IM FOKUS | 06 Die PROTECT-COVID-19 Studie 06 Die SLIM-Studie 08 AKTUELL | 10 RCNB – Etablierte Expertise gepaart mit Innovation Impressum IM ZENTRUM | 16 Berichte: Daniel Hammes, Marilena Mattarelli, Christiane Pauli-Magnus, Barbara Peters NFS AntiResist – Forschung gegen Antibiotika-Resistenz Layout: Annett Fröhlich Fotos: Annett Fröhlich, Universitätsspital Basel, Universitäts-Kinderspital beider Basel INNOVATION | 22 Druck: Kössinger AG Orca – Smarte Lösung für das Ausgabe: Nr.16 | November 2020 Qualitätsmanagement Auflage: 1500 Anschrift: Universität Basel HIGHLIGHTS AUS DER FORSCHUNG | 26 Departement Klinische Forschung c/o Universitätsspital Basel AUSZEICHNUNGEN | 30 Schanzenstrasse 55 CH-4031 Basel WILLKOMMEN IM DKF | 34 dkf.unibas.ch Titelbild: v.l.n.r.: Ludwig Kappos, Johannes Lorscheider, Tobias Derfuss, Silvan Pless, Tim Wölfle, Matthias Mehling, Marcus D'Souza, Pascal Benkert, Jens Kuhle, Sandrine Brouette, Cristina Granziera, Yvonne Naegelin
EDITORIAL | 5 Liebe Kolleginnen und Kollegen Hinter uns allen liegen anstrengende Monate, in de- Abseits dieser zwei nen wir uns den vielfältigen Herausforderungen stellen Leuchttürme wur- mussten, welche die COVID-19 Pandemie an den Wis- den weitere exzel- senschaftsbetrieb gestellt hat. Umso erfreulicher ist es, lente Studien und dass wir Ihnen in dieser Ausgabe eine Reihe von For- Projekte vorange- schungs- und Innovationsprojekten vorstellen können, bracht. Als Beispiele die neben den zahlreichen COVID-19 Studien in diesem aus zwei ganz unter- Jahr auf die Beine gestellt wurden. schiedlichen Diszi- plinen stehen eine Besondere Beachtung verdienen dabei zwei strategi- vom SNF geförderte sche Grossprojekte, die das DKF in den kommenden COVID-19 Therapie- Jahren prägen werden. So fiel der Startschuss für das studie von Michael unter der Leitung von Ludwig Kappos neugegründete Osthoff und eine ran- «Research Center for Clinical Neuroimmunology and domisierte klinische Studie unter der Leitung von Ralph Neuroscience Basel», kurz RC2NB, das zum Ziel hat, Peterli aus der bariatrischen Chirurgie, die wir Ihnen die Forschung speziell im Bereich der Multiplen Sklero- beide in dieser Ausgabe vorstellen. Und zuletzt möch- se auszubauen. Sie erhalten einen ersten Eindruck über ten wir ein besonderes Augenmerk auf die vom DKF die geplanten klinischen Forschungsaktivitäten des entwickelte Webapplikation «orca» richten, einem inno- neuen Zentrums. Zudem stellen wir Ihnen die zahlrei- vativen Qualitätsmanagementinstrument, das ab sofort chen Protagonistinnen und Protagonisten auf Seiten für alle Forschungsgruppen am DKF frei zur Verfügung der Neurologie und des DKF vor, die in diesem Bereich steht. Anhand eines Erfahrungsberichtes aus der Der- zukünftig zusammenarbeiten werden. Ein weiteres matologie erhalten Sie einen ersten Eindruck, wo die- Grossprojekt ist der vom SNF geförderte Nationale For- se Applikation für Ihre Forschung hilfreich sein könnte. schungsschwerpunkt «AntiResist», welcher durch ein besseres Verständnis bakterieller Infektionsprozesse Wir wünschen Ihnen wie immer viel Spass zur Entwicklung neuer Antibiotika beitragen soll. Auch beim Blättern und Lesen. hier sind über die letzten Monate die Grundlagen der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen der Forschungs- gruppe von Nina Khanna und Richard Kühl und den Core Facilities am DKF entstanden sowie erste Projekte auf den Weg gebracht worden. Christiane Pauli-Magnus Mirjam Christ-Crain
6 | FORSCHUNG IM FOKUS |7 MICHAEL OSTHOFF Verhinderung schwerer SPEZIALISIERUNG Studienmethodik Bedeutung der Studie FMH Innere Medizin und FMH Infektiologie PROTECT-COVID-19 ist eine rando- PROTECT-COVID-19 ist die erste FORSCHUNGSGEBIET Verläufe von COVID-19 misierte, nicht-verblindete Interven- tionsstudie, die an drei Schweizer Schweizer randomisierte multizen- trische Studie, die die Wirkung ei- Wirkung einer Blockade des Komplementsystems auf die Organfunktion bei Durchblutungsstörungen; Zentren (Universitätsspital Basel, ner gezielten Blockade mehrerer Optimierung der antibiotischen Therapie im Spital Die PROTECT-COVID-19 Studie: Kann «Conestat alfa» Stadtspital Triemli und Kantonsspital bedeutender Entzündungssysteme (antibiotic stewardship und therapeutic drug moni- den Bedarf an intensivmedizinischen Behandlungen reduzieren? St. Gallen) sowie an mehreren Spi- bei Patientinnen und Patienten mit toring von β-lactam Antibiotika). tälern im Ausland durchgeführt und COVID-19 untersucht. Medikamen- vom Schweizerischen Nationalfonds te, die ein Lungenversagen im Rah- unterstützt wird. Eingeschlossen men einer COVID-19 Erkrankung KLINISCHE TÄTIGKEIT werden Patientinnen und Patienten verhindern, können einen wichtigen Seit 2017 – Leitender Arzt und Leiter Klinische Hintergrund für die Behandlung des hereditären im Alter von 18 - 85 Jahren mit einer Beitrag zur Patientenbehandlung Forschung, Klinik für Innere Medizin Angioödems zugelassen. In einem bestätigten COVID-19 Erkrankung und Bekämpfung der Pandemie bei- Universitätsspital Basel Das SARS-CoV-2 hat sich weltweit Coronavirus-Tiermodell konnte ein mit Lungenbeteiligung und mindes- tragen. Sollte die Wirksamkeit von 2013 - 2016 – Oberarzt, Klinik für Infektiologie & ausgebreitet und eine Pandemie C1-Esterase Inhibitor die überschies- tens einem Risikofaktor für einen Conestat alfa bei COVID-19 Patien- Spitalhygiene, Universitätsspital Basel noch nie bekannten Ausmasses sende Entzündungsreaktion in der schweren Verlauf (z.B. Bluthoch- tinnen und Patienten belegt werden verursacht. Das klinische Spektrum Lunge und die damit verbundene druck). können, würde sich der Bedarf an 2011 - 2013 – Registrar Victorian Infectious Diseases der Erkrankung COVID-19 reicht von Sterblichkeit der Mäuse verringern. intensivmedizinischen Behandlun- Service, Royal Melbourne Hospital, Australien asymptomatischen Trägern bis hin Im April 2020 wurden am USB ins- Nach Randomisierung wird Co- gen und künstlicher Beatmungen 2005 - 2008 – Assistenzarzt bzw. Oberarzt Klinik für zu schwer kranken Patientinnen und gesamt fünf COVID-19 Patientinnen nestat alfa in der einen Gruppe über reduzieren. Dies käme nicht nur Innere Medizin, Universitätsspital Basel Patienten mit Lungenversagen und und Patienten im Rahmen eines in- drei Tage zusätzlich zur Standard- jedem einzelnen Patienten zugute, der Notwendigkeit einer künstlichen dividuellen Therapieversuches mit therapie verabreicht, die zweite sondern wäre vor dem Hintergrund 2004 - 2005 – Assistenzarzt an der Medizinischen Beatmung auf der Intensivstation. Conestat alfa erfolgreich behandelt. Gruppe erhält nur die Standard- begrenzter Beatmungsplätze auch Poliklinik, Klinikum Innenstadt, Ludwig-Maximilians- Für die schwere Lungenerkrankung therapie. Um die Wirksamkeit und von grossem gesellschaftlichen Universität, München (D) PD Dr. Michael Friedrich Osthoff scheint grösstenteils eine über- Verträglichkeit von Conestat alfa Nutzen. Leitender Arzt Innere Medizin, schiessende Entzündungsreaktion genau untersuchen zu können, verantwortlich zu sein. Diese wird Forschungsfrage werden der klinische Verlauf sowie BISHERIGE WISSENSCHAFTLICHE TÄTIGKEIT Klinische Forschung unter anderem durch Entzündungs- die Notwendigkeit einer Beatmung Seit 2018 – Forschungsgruppenleiter DKF Universitätsspital Basel Mitwirkende michael.osthoff@usb.ch systeme wie das Komplementsys- Kann die Gabe von Conestat alfa und das Auftreten unerwünschter Prof. Parham Sendi, Seit 2013 – Wissenschaftlicher Mitarbeiter Labor tem, das Kinin-Kallikrein-System und zusätzlich zur Standardbehandlung Wirkungen über 14 Tage beurteilt. Prof. Marten Trendelenburg, Klinische Immunologie (Prof. Marten Trendelen- das Kontaktaktivierungssystem ver- bei hospitalisierten Patientinnen und Dr. Ingmar Heijnen (USB) burg), Universitätsspital Basel ursacht. Patienten mit COVID-19 Erkrankung Zudem werden Aktivitätsmar- Prof. Lars Huber (Triemli) schwere Verläufe wie zum Beispiel ker der Entzündungssysteme im PD Dr. Werner Albrich (KSSG) 2011 - 2013 – Research Fellowship Infektiologie «Conestat alfa» ist ein künstlich her- die Notwendigkeit einer künstlichen Blut untersucht. Nach vier Wo- (Prof. Damon Eisen), University of Melbourne (AUS) gestelltes Körpereiweiss (Comple- Beatmung oder den Tod verhindern? chen erfolgt eine telefonische DKF Services 2009 - 2011 – Research Fellowship Klinische ment 1 (C1)-Esterase Inhibitor), das Kontaktaufnahme hinsichtlich Ge- Beratung, Data Management, Immunologie (Prof. Marten Trendelenburg), die oben genannten Entzündungs- sundheitszustand und allfällig aufge- Monitoring systeme blockiert. Conestat alfa ist tretener unerwünschter Wirkungen. Universitätsspital Basel 2008 Doktorarbeit – Analyse der T-Zell-Antwort bei Patienten mit hormonrefraktärem Prostatakarzinom vor und nach allogener Tumorzellvakzinierung (Prof. Christian Stief), Ludwig-Maximilians-Universität (D)
8 | FORSCHUNG IM FOKUS |9 RALPH PETERLI Personalisierte SPEZIALISIERUNG vermehrten Mangelerscheinungen. eine Fallzahl von 800 Patientinnen Viszeralchirurgie, Adipositaschirurgie, kolorektale Die Mechanismen der chirurgisch und Patienten angestrebt, um auch Chirurgie induzierten metabolen Verbesserun- Prädiktoren zu definieren und Sub- Magenbypass-Operationen gen sind noch nicht eindeutig geklärt. gruppenanalysen zu ermöglichen. Am Standort Basel werden zudem FORSCHUNGSGEBIET Metabole Chirurgie, Adipositas, Diabetes mellitus, klinische Studien und translationale Forschungs- mechanistische Interventionsstudi- Die SLIM-Studie: Kann der Effekt eines Magenbypasses durch die Verlängerung projekte Forschungsfrage en durchgeführt sowie am Magen- des ausgeschlossenen Dünndarmabschnittes gesteigert werden? bypass- und Knockout-Mausmodell Führt eine Verlängerung der bilio- die Effekte unterschiedlicher Dünn- BISHERIGE KLINISCHE TÄTIGKEIT pankreatischen Schlinge, bei Kennt- darm-Schenkellängen studiert. Seit 2019 – Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie nis der Gesamtdünndarmlänge, zu Clarunis einem besseren Gesamtresultat Hintergrund In einer früheren schweizerischen, des Magenbypasses, ohne dabei Bedeutung der Studie Seit 2017 – Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie randomisierten Multizenter-Studie 1 Kompromisse bei der Sicherheit St. Claraspital Basel Die Prävalenz von Adipositas und und in Kombination mit einer ähnli- des Eingriffs einzugehen? Eine Verbesserung des Effektes Typ 2 Diabetes mellitus nimmt welt- chen Studie aus Finnland 2 konnten des Magenbypasses wird die multi- Seit 2000 – Leitender Arzt Chirurgie weit zu mit enormen sozioökonomi- wir zeigen, dass der Magenbypass modale Therapie der morbiden Adi- St. Claraspital Basel schen Konsequenzen. Bei morbider der immer populärer werdenden Studienmethodik positas und des Typ 2 Diabetes als Adipositas sind chirurgische Metho- Schlauchgastrektomie überlegen ist. chronische Krankheiten beeinflus- 1994 - 2000 – Assistenz- und Oberarzt den den konservativen Therapien Dies in Bezug auf die Gewichtsab- Die SLIM-Studie (Swiss Multicen- sen. Das bessere Verständnis der St. Claraspital Basel deutlich überlegen, insbesondere, nahme und Remission von gewissen tre Randomized Controlled Trial on Wirkmechanismen der metabolen wenn neben einer nachhaltige Ge- Co-Morbiditäten. Der Magenbypass different Limb Lengths in Gastric Chirurgie hat das Potenzial, Targets 1987 - 1994 – Assistenzarzt Pathologie wichtsreduktion auch eine Verbes- wird seit über 50 Jahren durchge- Bypass Surgery) ist eine multizent- zu finden für die Entwicklung neuer Universitätsspital Basel, serung der Co-Morbiditäten, der führt, seit ca. 20 Jahren minimal rische randomisierte klinische Dop- pharmakologischer Behandlungs- Chirurgie Kantonsspital Olten und Lebenserwartung und -qualität invasiv. Der Eingriff ist potenziell re- pelblind-Studie, die an mindestens und Präventionsstrategien der Adi- Kantonsspital Bruderholz sowie die Einsparung von Gesund- versibel und die am häufigsten durch- 14 bariatrischen Referenzzentren in positas- und Diabetes-Pandemie. Prof. Dr. Ralph Peterli heitskosten berücksichtigt wird. Das geführte bariatrische Operation. Es der Schweiz (inklusive vier Univer- BISHERIGE WISSENSCHAFTLICHE TÄTIGKEIT Stv. Chefarzt Viszeralchirurgie, ideale Behandlungskonzept für alle ist aber noch immer unklar, warum sitätsspitälern) durchgeführt wird. Seit 2020 – DKF Forschungsgruppenleiter Patientinnen und Patienten ist noch einige Patientinnen und Patienten Bei allen Patientinnen und Patien- Mitwirkende Leiter Forschung Viszeralchirurgie immer nicht definiert. In der Schweiz weniger gut auf die Methode anspre- ten wird die Gesamtdünndarmlän- Dr. Marko Kraljevic, und bariatrisches Referenzzentrum 2008 – Research Fellowship metabole Chirurgie werden morbid adipöse Patienten chen. Eine mögliche Ursache könnte ge gemessen und entweder eine PD Dr. Tarik Delko, Clarunis – Universitäres (Prof. Jan Hedenbro), Universität Lund (S) entsprechend unseren Richtlinien in der interindividuell stark variieren- bilio-pankreatischen Schlinge von Dr. Romano Schneider (Clarunis) Bauchzentrum Basel interdisziplinär und interprofessionell den Gesamtlänge des Dünndarmes 18 cm und alimentäre Schlinge von Prof. Marco Bueter (USZ) ralph.peterli@clarunis.ch behandelt. Unser Gesundheitssys- liegen (3 - 13 m). Die Verlängerung 80 cm oder umgekehrt (BP 80 cm, PD Dr. Bettina Wölnerhanssen tem erlaubt zudem eine international des von der Nahrungspassage aus- A 180 cm) angelegt. Primärer End- (St. Clara Forschung) 1 Peterli R et al. Effect of Laparoscopic Sleeve Gastrectomy unerreicht hohe Nachkontrollrate, geschlossenen Dünndarmabschnit- punkt ist die Gewichtsabnahme PD Dr. Claudia Cavelti (DBM) vs Laparoscopic Roux-en-Y Gastric Bypass on Weight Loss in Patients With Morbid Obesity: The SM-BOSS Randomized Clinical was für die Beurteilung des Langzeit- tes, der sogenannten bilio-pankrea- nach fünf Jahren, sekundäre End- DKF Services Trial. JAMA. 2018 Jan16;319(3):255-265. verlaufs unverzichtbar ist. tischen Schlinge, hat das Potenzial, punkte sind Effekte auf Co-Morbi- Beratung, Data Management, 2 Wölnerhanssen B et al. Laparoscopic Roux-en-Y-Gastric Bypass versus Laparoscopic Sleeve Gastrectomy: 5-Year Outcomes of den Effekt des Magenbypasses zu ditäten, Früh- und Spätkomplikati- Monitoring Merged Data of Two Randomized Clinical Trials (SLEEVEPASS steigern, birgt aber das Risiko von onen, Lebensqualität etc. Es wird and SM-BOSS). Accepted for publication in BJS 8/2020.
10 | AKTUELL | 11 Etablierte Expertise «Mit den Fortschritten in der Entwicklung neuer Therapien bei MS, ist die Frage nicht ob, sondern womit und wann zu behandeln. Dazu braucht gepaart mit Innovation es eine möglichst vollständige und akkurate Charakterisierung des Krankheitsverlaufs. International anerkannte Expertise und innovative Forschungsprojekte hierzu in Basel zu stärken und mit der Forschung Das neu gegründete Forschungszentrum «RC2NB» koordiniert und intensiviert zu digitalen Biomarkern und mit Methoden der Informationsverarbeitung die Forschung im Bereich Multiple Sklerose und Neuroimmunologie am Standort Basel und Artificial Intelligence zu ergänzen, ist das Ziel des RC2NB.» Prof. Ludwig Kappos RC2NB Gebündelte Kräfte Diagnostik und Therapie. Das For- Forschungsbereiche vorantreiben. schungszentrum soll mit dem neu hin- Diese bleiben zeitgleich intensiv mit- Das Team um Prof. Ludwig Kappos zugekommenen Forschungsgebiet einander vernetzt, um gemeinsam in der Neurologie und am MS-Zen- zu digitalen Biomarkern sowie mit der die Vision des RC2NB zu leben. trum am USB hat seit vielen Jahren Weiterentwicklung von Strukturen zur Das Research Center for Clinical Neu- troffene einerseits an schubförmigen führend zur klinischen Erprobung Verwaltung und Verarbeitung grosser roimmunology and Neuroscience Verschlechterungen, andererseits nahezu aller zugelassenen Medika- Mengen hochkomplexer Daten und Workstream 1: Digitale Zukunft Basel (RC2NB) wird getragen von ei- an langsam zunehmenden körper- mente für MS beigetragen. Mehrere mit dem Einsatz von «cutting edge» ner Non-Profit Stiftung des Universi- lichen Einschränkungen. Die Ursa- kompetitiv geförderte Forschungs- Methoden der künstlichen Intelligenz Die Hauptakteure in diesem noch tätsspital Basel (USB) mit Beteiligung che dieser Erkrankung, die ungefähr gruppen widmen sich der besseren die vorhandene Expertise stärken. jungen Forschungsbereich sind der Universität Basel. Es wurde Ende 15'000 vor allem junge Menschen in klinischen, bildgebenden, biochemi- Das RC2NB ist bestrebt, vorhandene Dr. Yvonne Naegelin, Dr. Johannes 2019 gegründet als konsequente der Schweiz betrifft, ist nicht geklärt. schen, molekularen und zellulären Strukturen des USB und der Univer- Lorscheider und Dr. Marcus D´Souza. Fortsetzung eines jahrzehntelangen Eine Rolle spielen aber genetische Charakterisierung des Krankheits- sität weiterzuentwickeln und damit Das Ziel des Projektes «dreams» Engagements und international und Umwelt-Faktoren, die zu einer prozesses und dem Verständnis der für die Forschung noch besser nutz- ist, Smartphones und sogenannte renommierter, klinisch ausgerichteter überschiessenden Reaktion des Im- Wirkungen und Nebenwirkungen bar zu machen. Die existierenden «Wearables» zu nutzen, um den Forschung für Menschen mit Multip- munsystems führen. Obwohl eine von neu entwickelten Therapien. Forschungsdepartemente und insbe- Verlauf der MS besser zu charakte- ler Sklerose (MS) und anderen neu- Heilung leider noch nicht möglich ist, Als grösstes MS-Zenrum der sondere das Departement Klinische risieren. Die eingebauten Sensoren roimmunologischen Erkrankungen. können die in den letzten 20 Jahren Schweiz mit seinen von hier koor- Forschung (DKF) spielen dabei eine in heutigen Smartphones erlauben mit massgeblicher Beteiligung der dinierten Patientenkohorten und zentrale Rolle. differenzierte Analysen von Bewe- MS ist eine chronisch-entzündliche Basler Neurologie entwickelten Me- der lokalen, nationalen und inter- gungsmustern. Gleichzeitig werden Erkrankung des zentralen Nerven- dikamente nicht nur Schübe verhin- nationalen Vernetzung mit aka- Smartphones täglich genutzt und systems, wobei es durch die Ent- dern, sondern auch die zunehmen- demischen Institutionen und der können somit ein realistischeres zündung und damit zusammenhän- den körperlichen Einschränkungen forschenden Industrie bietet das Drei Workstreams Bild der Aktivitäten wiederspie- genden degenerativen Prozessen aufhalten. Für viele MS-Betroffene RC2NB beste Voraussetzungen geln als halbjährliche oder jährliche zu einem Abbau der Myelinschicht wird so ein weitgehend unbeein- für diese Forschung. Es erlaubt die Die Aktivitäten am RC2NB sind Visiten in der Sprechstunde. Aller- und Schädigung der Nervenzellen trächtigtes und produktives Leben direkte Translation von Forschungs- in drei Workstreams aufgeglie- dings ist es sehr anspruchsvoll, aus selbst kommt. Deshalb leiden Be- ermöglicht. ergebnissen in Fortschritte von dert, welche parallel verschiedene der Vielfalt an verfügbaren Daten
12 | AKTUELL | 13 von der Schweizerischen Agentur für Erfassung von klinischen Sympto- In Kombination mit den neuen digi- Innovationsförderung (Innosuisse) men bei MS-Betroffenen entwickelt. talen Biomarkern aus dreams wol- Dreams – Entwicklung und Validierung von digitalen Biomarkern unterstützt. Derzeit läuft bereits eine Neurostatus-EDSS wurde seitdem len die Forschenden die individuelle Machbarkeitsstudie, die die App in mehr als 200 klinischen Phase-II Verlaufsbeurteilung der MS weiter und die neu entwickelten digitalen und Phase-III-Studien, einschliess- optimieren. Biomarker auf technische Verläss- lich allen Zulassungsstudien für Machbarkeitsstudie (Rekrutierung läuft) lichkeit und Benutzerfreundlichkeit MS-Medikamente, als primärer oder testet. Im nächsten Jahr folgen dann sekundärer klinischer Endpunkt Workstream 2: Innovative Ziel longitudinale Studien in der Schwei- verwendet. In den letzten Jah- Bildgebung und Analyse von Überprüfen von Benutzerfreundlichkeit, Reproduzierbarkeit, zerischen MS-Kohorte und der inter- ren wird zunehmend eine von der Körperflüssigkeiten Sinnhaftigkeit für Patienten nationalen SUMMIT-Kohorte, um die Arbeitsgruppe Neurostatus-UHB Teilnehmende Wertigkeit der digitalen Biomarker entwickelte, digitale Version einge- Die Hauptakteure in diesem Work- 30 Patientinnen/Patienten mit MS und 30 gesunde Kontrollpersonen für die Verlaufsbeurteilung auch im setzt. Dieser Neurostatus-eEDSS® stream sind Frau Prof. Cristina Gran- Ablauf Vergleich zu etablierten Testmetho- kann in Echtzeit Feedback geben ziera und Prof. Jens Kuhle. Cristina Die Teilnehmer werden mit der App über 6 Wochen während den zu untersuchen (siehe Box). Für und ermöglicht eine stufenweise Granziera fokussiert ihre Forschung 5 - 10 Min/Tag an 5 Tagen/Woche eine Auswahl von kleinen Aufgaben diese und zukünftige Studien ist der detaillierte Prüfung der Konsistenz auf innovative bildgebende Techni- («Challenges») durchlaufen. Die über App und Smartwatch erhobenen sichere Transfer, die Aufbereitung der eingegebenen Daten. ken, im Besonderen auf die besse- Daten werden ausserdem auf Reproduzierbarkeit geprüft und mit und Speicherung der generierten re Darstellung der axonalen Schä- konventionellen Tests, die an der Baseline erhoben werden (klinische Daten essenziell. Gemeinsam mit digung und Myelinisierung, beides Untersuchung und Neuropsychologie) verglichen. Am Ende dieser Bram Stieltjes, MD, PhD, Leiter des typische, aber mit konventioneller 6 Wochen geben die Teilnehmer ihr Feedback bezüglich Benutzerfreundlich- Department Research and Analytic Bildgebung bisher nicht zuverläs- keit und Sinnhaftigkeit in einem Fragebogen und einem Interview. Workstream 1 (v.l.n.r.): Dr. Johannes Lorscheider, Services (FAS) der Informatik am sig fassbare pathophysiologische Dauer Silvan Pless, Dr. Tim Wölfle, Dr. Marcus D’Souza, Dr. Yvonne Naegelin und Prof. Ludwig Kappos Universitätsspital Basel, wurde des- Prozesse bei der MS. Neben ihrem 6 Wochen/Teilnehmer halb der Datenfluss in ein neu aufge- eigenen durch eine SNF Professur bautes «Data Warehouse» etabliert. geförderten Projekt koordiniert sie Von hier aus können wiederum in der von ihr gegründeten ThiNk digitale Biomarker zu generieren, anonymisierte Daten anderen Kolla- Basel Gruppe (Translational Ima- Validierungsstudien (geplant ab 2021) also Parameter, die Aussagen über borationspartnern, wie dem univer- ging in Neurology Basel) die Arbeit den Verlauf und die Prognose der Er- sitären sciCORE für aufwendigere mehrere Neuroimaging Forschungs- Ziel krankung erlauben. Dreams bedient Analysen bereitgestellt werden. gruppen der Neurologie. Ziel ist es, Validierung der in der Machbarkeitsstudie als informativ, zuverlässig sich hierfür einer Smartphone-App, Informationen aus innovativen bild- und benutzerfreundlich identifizierte Tests als digitale Biomarker die über Bewegungsanalysen hi- Ein weiteres Projekt in Workstream 1 gebenden Techniken mit klinischen, Teilnehmende naus auch Kognition, Sehfunktion, betrifft die Standardisierung und neurophysiologischen und laborche- 400 bis 500 Patientinnen/Patienten und einige gesunde Kontrollpersonen Stimmung und Lebensqualität er- Digitalisierung der klinischen neu- mischen Parametern zu kombinieren, Ablauf fasst. Die App wurde in Kooperation rologischen Untersuchung. In den um so die pathophysiologischen Pro- Digitale Biomarker werden longitudinal erhoben und mit konventionellen mit der Healios AG mit Sitz in Basel 1990er-Jahren wurde unter der Lei- Die durch die Smartphone-App «dreams» zesse von verschiedenen neurologi- Testverfahren verglichen. Der Stundenplan ist weniger intensiv als in der in Verbindung mit einer Smartwatch entwickelt, die auf Software-Lösun- tung von Ludwig Kappos der Neu- generierten digitalen Biomarker sollen ein schen Erkrankungen zu erforschen. ersten Studie um die längerfristige Adhärenz zu gewährleisten gen im Bereich «Digital Health» spe- rostatus-Expanded Disability Status kontinuierliches Monitoring von Menschen ThiNk Basel ist an das DBE (Depart- Dauer zialisiert ist. Diese Kooperation wird Scale (Neurostatus-EDSS) für die mit MS ermöglichen. ment of Biomedical Engineering mind. 1 Jahr/ Teilnehmer, angestrebt werden 2 - 3 Jahre/Teilnehmer
14 | AKTUELL | 15 Anne-Katrin Pröbstel. Tobias Derfuss Drei Workstreams – eine Vision leitet die neurologische Poliklinik am USB. In der Forschung fokussiert Das RC2NB hat sich zum Ziel ge- seine Arbeitsgruppe auf die Rolle der setzt, die vor Ort bereits vertrete- B-Zellen, insbesondere auf die Iden- ne Expertise für eine umfassende tifizierung neuer Autoantigene und und in die Tiefe gehende Charakte- die Mechanismen der autoimmunen risierung des Krankheitsprozesses Toleranz. zu bündeln und die gemeinsame innovative Forschung bei MS und Es konnte ein neues pathogenes anderen entzündlichen Erkrankun- Prinzip aufgezeigt werden, das den gen des Nervensystems zu stärken. Zusammenhang von Infektionen und Insbesondere die Integration der In- Autoimmunität erklären könnte. Zu- formationen aus den verschiedenen sammen mit Anne-Katrin Pröbstel Workstreams und die Analyse die- konnte er zeigen, dass Antikörper ser multidimensionalen Daten mit gegen MOG (myelin oligodendrocy- innovativen Methoden der Biosta- te glycoprotein) bei einer Subgrup- tistik und der künstlichen Intelligenz pe von MS-Patienten eine zentrale wird eine Kernkompetenz des Zent- Rolle spielen. Anne-Katrin Pröbstel rums sein. Es gewährleistet den in- Workstream 2: Prof. Jens Kuhle und Prof. Cristina Granziera konnte zudem zeigen, wie Darmbak- tensiven Austausch der verschiede- Workstream 3: Prof. Tobias Derfuss und PD Dr. Matthias terien positive und negative Effekte nen Arbeitsgruppen der Neurologie Mehling (PD Dr. Anne-Katrin Pröbstel, nicht im Bild) von B-Zellen im zentralen Nerven- mit weiteren Forschungsgruppen der Universität Basel) angegliedert spezifisch neuroaxonale Schädigung schrittener MR-Messungen für das system beeinflussen. Sie führt am USB, der Universität und der und pflegt Kooperationen mit dem anzeigen und einerseits mit der aktu- gesamte SMSC-Konsortium über- diese Forschung nun in SNF und Life Science Industrie in der Region. DKF und dem DBM (Department of ellen Krankheitsaktivität korrelieren, nommen. Das SMSC-Datenzentrum EU geförderten Projekten weiter. Biomedicine der Universität Basel). andererseits einen prognostischen wurde vom DKF aufgebaut (Leitung Matthias Mehling setzt sich in sei- Das DKF unterstützt das RC2NB Wert haben und Therapieeffekte Pascal Benkert, PhD) und liefert ner ebenfalls vom SNF geförderten dabei als akademischer Partner mit Jens Kuhle leitet das MS-Zentrum erfassen können. Jens Kuhle leitet die Basis für eine Vielzahl von For- Forschung vor allem mit der Wande- seiner langjährigen Erfahrung in den am USB. In seiner Forschung fokus- die Swiss MS Cohort (SMSC), die schungsprojekten, welche ebenfalls rung von Immunzellen bei MS aus- Bereichen Data Analysis/Statistik, siert er auf Biomarker aus Serum er zusammen mit Ludwig Kappos am DKF methodisch und statistisch einander, weil dieser Prozess für die Data Management, Data Science und Liquor und hat in den vergan- und mit Unterstützung der Schwei- geplant und ausgewertet werden. natürliche Überwachung durch das und Regulatorik. genen Jahren massgeblich dazu zer MS Gesellschaft 2012 gründete. Immunsystem, aber auch für die beigetragen, dass Neurofilamente Diese Kohorte hat bisher rund 1500 Entstehung von Autoimmunität bei Weitere Informationen: als erster Labor-Biomarker der MS Schweizer Patienten mit MS ein- Workstream 3: Im Labor die MS und anderen Erkrankungen zen- rc2nb.unibas.ch (im Aufbau) anerkannt werden. Neurofilamente schliessen können. SMSC dokumen- Fehlregelung des Immunsystems tral ist. Von ihm stammen wichtige dkf.unibas.ch/de/rc2nb sind Bestandteile des neuronalen tiert Krankheitsverläufe langfristig erfassen und verstehen Arbeiten zur Wirkung des Medika- Zytoskeletts, die in keinen anderen klinisch, bildgebend und mit Blut- mentes Fingolimod auf Immunzellen DKF Mitarbeitende für das RC2NB (v.l.n.r.): Andrea Zellen des Menschen vorkommen. und Liquorproben in hoher Qualität. Die Hauptakteure im dritten Work- sowie zur Impfreaktion und deren Wiencierz, PhD, Fabrice Helfenstein, PhD, Sabine Schädelin, MSc und Pascal Benkert, PhD (Suvitha Er konnte mit seinem Team zeigen, ThiNk Basel hat die standardisierte stream sind Prof. Tobias Derfuss, Beeinflussung durch Therapien bei Subramaniam, MSc, nicht im Bild) dass Neurofilamente im Serum sehr Analyse konventioneller und fortge- PD Dr. Matthias Mehling und PD Dr. Patienten mit MS.
16 | IM ZENTRUM | 17 «NFS AntiResist» – Forschung die in Frage kommenden Patienten, organisieren die Probengewinnung gegen Antibiotika-Resistenz sowie den Probentransfer und er- fassen alle klinischen Daten, um diese zu analysieren und in den kli- Eine interdisziplinäre Forschungsgruppe schafft mithilfe des DKF die klinische nischen Kontext zu setzen». Datengrundlage für den nationalen Forschungsschwerpunkt AntiResist Dies geschieht im Zusammenspiel mit diversen Disziplinen und Klini- ken am USB. So arbeitet das Team von Nina Khanna für die Identifizie- rung von Patientinnen und Patienten Antimikrobielle Resistenzen sind digmenwechsel in der Infektionsfor- Das USB liefert die klinische und für die Probengewinnung mit weltweit eine grosse Bedrohung für schung verspricht. Mit einem trans- Datengrundlage der Klinik für Orthopädie und Trau- die öffentliche Gesundheit. Es sind lationalen Forschungsansatz sollen matologie, der Intensivstation so- dringend neue, wirksame Antibio- neue Therapien gegen die wichtigs- Der NFS AntiResist setzt den Fokus wie mit der Klinik für Pneumologie tika gefragt, deren Bedarf die der- ten multiresistenten bakteriellen Erre- auf vier bakterielle Krankheitser- zusammen. Prof. Adrian Egli, Leiter zeitige Forschung und Entwicklung ger entwickelt werden: Ungleich der reger, die für die Klinik besonders Klinische Mikrobiologie und Myko- nicht zu decken vermag. Der Bund konventionellen Antibiotikaentwick- relevant sind. Hierfür werden in der logie, und Prof. Katharina Rentsch, und der Schweizerische National- lung, in welcher potenzielle Wirkstof- ersten Phase an den Universitäts- Leiterin Labormedizin, werden ei- fonds haben deshalb der Lancierung fe über Jahre unter künstlichen La- spitälern Basel (USB) und Zürich nen wichtigen Beitrag zur Identifi- des Nationalen Forschungsschwer- borbedingungen untersucht werden, (USZ) Patientenproben entnommen zierung und Charakterisierung der punkts (NFS) «AntiResist» ihre Un- sieht der NFS AntiResist vor, die phy- und analysiert. Führend mit dabei Erreger sowie zur Messung der terstützung zugesprochen. siologischen Zustände der Erreger im ist DKF/DBM Forschungsgruppen- Antibiotikaspiegel leisten. Für die infizierten menschlichen Gewebe zu leiterin Prof. Dr. med. Nina Khanna, Weiterverarbeitung und Analysen AntiResist ist ein interdisziplinäres erforschen, um diese anschliessend Leitende Ärztin Infektiologie & Spi- der Proben soll die bereits etablier- Grossprojekt, welches an der Uni- in neuen experimentellen Modellen talhygiene und Leiterin Transplanta- te und gute Zusammenarbeit der versität Basel als Heiminstitution zu simulieren. Auf diese Weise sollen tionsinfektiologie am USB. Sie trägt Forschungsgruppe mit dem Biozen- angesiedelt ist und durch die Zusam- mögliche Angriffspunkte für neue An- die Verantwortung für die klinischen trum an der Universität Basel ausge- menführung von klinischer und expe- tibiotika entdeckt werden, um in Zu- Studien, welche die infizierten Ge- baut werden, insbesondere mit der Dr. med. Richard Kühl (1980) ist Oberarzt der Klinik für Infektiologie & Spitalhy- rimenteller medizinische Forschung, kunft gemeinsam mit der Pharmain- webeproben und weitere relevante Forschungsgruppe von Infektions- giene am Universitätsspital Basel. Als Mitglied der DKF/DBM Forschungsgruppe Biologie, Chemie, Ingenieurwissen- dustrie entsprechende Medikamente Gesundheitsdaten liefern. Dr. med. biologe Prof. Dirk Bumann. von Prof. Nina Khanna ist Richard Kühl sowohl in der Grundlagenforschung als schaften und Informatik einen Para- zu entwickeln. Richard Kühl, Oberarzt Infektiologie auch in der klinischen Forschung zu Hause. Er beschäftigt sich primär mit Staphy- & Spitalhygiene am USB, unter- Richard Kühl schätzt den interdis- lokokken-Infektionen, insbesondere in Verbindung mit Fremdkörper-assoziierten stützt Nina Khanna an vorderster ziplinären Ideenaustausch und die Infektionen sowie Infektionen des Knochens und der Weichteile. Ziel seiner Arbeit «Das NFS-Leitungsgremium des Biozentrums unter der Führung von Front: «Wir organisieren den klini- gute Zusammenarbeit mit den di- im Labor sowie seiner Forschung mit Patienten und Patientendaten ist das Ver- Prof. Christoph Dehio hat in einem unglaublichen organisatorischen schen Teil des NFS, der die Grund- versen Akteuren. So sei es zum ständnis der pathophysiologischen Vorgänge bei Staphylokokken-Infektionen und Mammutakt ein bisher nie dagewesenes Netzwerk aufgebaut.» lage des AntiResist Programmes Beispiel dem Team von PD Dr. Ma- die Erforschung neuer Therapieansätze. Dr. Richard Kühl ausmacht. Hierfür identifizieren wir rio Morgenstern aus der Klinik für
18 | IM ZENTRUM | 19 logistisch wie auch wissenschaftlich NFS «AntiResist – neue Ansätze zur Bekämpfung «Ein herausragendes Projekt, das die Brücke schlägt zwischen funktionieren kann.» Für PROSA Antibiotika-resistenter Bakterien» Grundlagenforschung und direkter Patientenrelevanz.» wurden Gewebeproben von ortho- Patrick R. Wright, PhD pädischen Patientinnen und Patien- Mit dem Programm «Nationaler Forschungsschwerpunkt (NFS)» för- ten entnommen, die sich unabhän- dert der Bund seit 2001 Netzwerke, die langfristig Grundlagenfor- gig von der Studie einer Operation schung höchster Qualität betreiben. Dabei legt er besonderes Gewicht Orthopädie und Traumatologie zu welche Ende 2017 gestartet ist. unterzogen. Diese Proben wurden auf interdisziplinäre Ansätze, aber auch auf innovative Fragestellungen verdanken, dass eine grosse Anzahl PROSA steht für «PRoteomics Of unmittelbar nach Entnahme tiefge- innerhalb von Disziplinen. Das Programm stärkt nachhaltig die For- an Patientinnen und Patienten ein- Staphylococcus Aureus» und fungiert froren und anschliessend zur Ana- schung und Innovation in strategisch wichtigen Bereichen. geschlossen werden konnte. «Für als Pilotstudie für den klinischen Teil lyse ins Biozentrum weitergeleitet. die kontinuierliche Patientenrekru- des NFS AntiResist. Am Biozentrum wurden die Proben Die Förderung eines NFS erstreckt sich über insgesamt drei Phasen mit tierung ist eine motivierte und gute mittels Massenspektrometrie auf einer Laufzeit von jeweils vier Jahren. Zusammenarbeit mit den entspre- Das Bakterium Staphylococcus au- Proteine von Staphylococcus au- chenden Kliniken zentral», betont reus besitzt eine sehr hohe Virulenz. reus untersucht. Richard Kühl. Ziel der PROSA-Studie ist es, im Der NFS «AntiResist – neue Ansätze zur Bekämpfung Antibiotika-re- Detail zu verstehen, welche Mecha- sistenter Bakterien» setzt in der ersten Phase den Fokus auf die Er- nismen Staphylococcus aureus ein- fassung und Translation der patienten- und erregerbezogenen Daten. setzt, um im menschlichen Körper Weitere Studien mit anderen Die klinische Forschung steht dabei unter der Leitung von Prof. Nina Die PROSA-Studie als zu überleben, eine Infektion auszu- Erregern Khanna vom Universitätsspital Basel. Pilotprojekt lösen und zu erhalten. Bis vor kur- zem war dies mit den zur Verfügung Die aus der PROSA-Studie hervor- Heiminstitution In Kollaboration mit der Forschungs- stehenden technischen Möglichkei- gegangenen klinischen Studienda- Universität Basel (Biozentrum) gruppe von Dirk Bumann befasste ten undenkbar, da die Forschung ten stehen nun als «Pilotdaten» zur sich Richard Kühl bereits vor der nach den herkömmlichen Methoden Verfügung, um die optimale Daten- Leitung Lancierung von AntiResist mit der Er- die Anzucht im Labor vorsieht, be- erfassung aller klinischen Informa- Prof. Christoph Dehio, Prof. Dirk Bumann, Prof. Urs Jenal, Biozentrum, forschung relevanter Erreger, gegen vor ein Bakterium näher untersucht tionen aus NFS AntiResist zu eta- Universität Basel welche die verfügbaren Antibiotika werden kann. Dank hochsensitiver blieren. Diese Aufgabe übernimmt oft ungenügend wirken. Unter ande- Geräte ist es nun am Biozentrum Patrick R. Wright, PhD, Senior Data Partnerinstitutionen rem im Rahmen der PROSA-Studie, möglich, Daten zum physiologi- Scientist am Department Klinische ETH Zürich, EPFL Lausanne, Universität Zürich, Universitätsspital Zü- schen Zustand der Bakterien direkt Forschung (DKF). «Anhand der Da- rich, Universität Lausanne, Ben Gurion Universität (Israel), Universitäts- im Patientenmaterial zu erheben. ten einer kleinen Patientenpopula- spital Basel, Departement Biomedizin, Departement für Biosysteme tion aus der PROSA-Studie ist zu (D-BSSE), Roche, Polyphor und BioVersys «Da PROSA sich bereits mit der erkennen, was bei der Datenerfas- Patrick R. Wright, PhD (1987) verstärkt seit 2017 das DKF Team als Senior Problematik befasste, war sie ein sung optimiert werden kann», so Förderung Data Scientist. Sein Engagement im Rahmen des NFS AntiResist und die wichtiger Bestandteil des NFS-An- Patrick Wright, und weiter: «Zudem Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt den NFS in der Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe von Nina Khanna und Richard Kühl trags», so Richard Kühl. «Sie hat können interessante Tendenzen und ersten Förderphase 2020 bis 2023 mit 17 Millionen Franken. sagt ihm besonders zu. Nicht zuletzt deshalb, weil er sich als Bioinformatiker in gezeigt, dass der neue Ansatz, neue Fragstellungen für die weite- seiner Doktorarbeit mit bakterieller Physiologie befasst hat. das Bakterium im menschlichen ren Studien entdeckt werden». Die Weitere Informationen: Gewebe zu untersuchen, sowohl weiteren Studien, welche in der nccr-antiresist.ch
20 | IM ZENTRUM | 21 sowie bei den statistischen Analy- Prof. Christoph Dehio vom Biozen- Folgende Forschungspartnerinnen und sen der klinischen Daten. Diese sind trum, in einem «organisatorischen -partner unterstützen Prof. Nina Khanna laut Richard Kühl essenziell, um die Mammutakt» aufgebaut hat. Ins- und Dr. Richard Kühl im Rahmen des biologischen Erkenntnisse in den gesamt werden 24 Forschungs- NFS AntiResist richtigen Kontext setzen zu können. gruppen am Projekt mitwirken. Den Kern des NFS bilden dabei Universitätsspital Basel Thomas Zumbrunn, PhD, Leiter des 14 Forschungsgruppen in Basel, die PD Dr. Mario Morgenstern und Clinical Data Centre am DKF, stand an den Departementen Biozentrum PD Dr. Martin Clauss der Forschungsgruppe bei der Aus- und Biomedizin sowie dem Univer- (Orthopädie und Traumatologie) gestaltung ihrer Zusammenarbeit sitätsspital Basel und dem Departe- Prof. Martin Siegemund (Intensivstation) mit dem DKF beratend zur Seite. ment für Biosysteme (D-BSSE) der Prof. Daiana Stolz (Pneumologie) Er sieht das Engagement des DKF ETH Zürich angesiedelt sind. Prof. Adrian Egli im NFS AntiResist als eine nicht zu (Klinische Mikrobiologie/Mykologie) unterschätzende Verantwortung: Der Kampf gegen Resistenzen ist Prof. Katharina Rentsch (Labormedizin) «Nur eine strukturierte Daten- komplex. Richard Kühl ist jedoch zu- Kathrin Ullrich und Mandy Sauermann sammlung, -verwaltung und -ana- versichtlich: Der NFS AntiResist hat (Study Nurse, DBM Infection Biology/ lyse lässt reproduzierbare und aus- nicht nur dem Universitätsspital als DBM Applied Microbiology Research) sagekräftige Schlussfolgerungen Forschungsinstitution, sondern dem zu. Das DKF Team schätzt es, mit gesamten Forschungsstandort Ba- Biozentrum der Universität Basel seiner Unterstützung einen wich- sel durch die ausserordentliche Ver- Die Forschungsgruppe unter der Leitung von «Das DKF trägt eine nicht zu unterschätzende Verantwortung. Denn nur eine strukturierte tigen Beitrag für das Gelingen des netzung und Konzentration unter- Prof. Dirk Bumann (Infektionsbiologie) sowie Datensammlung, -verwaltung und -analyse lässt reproduzierbare und aussagekräftige NFS AntiResist leisten zu können». schiedlichster Expertisen an einem die Facilities Bio Safety Level 3, Quantitative Ort neuen Antrieb verliehen. Zudem Genomics, Imaging Core, Proteomics Core, Schlussfolgerungen zu», erklärt Thomas Zumbrunn, PhD, hier im Bild mit Prof. Nina Khanna. wird dank dem Projekt, aufgezeigt, sciCORE wie sich am USB die Forschungs- Ein interdisziplinäres Netzwerk aktivitäten lokal verknüpfen lassen. Universitätsspital Zürich ersten Phase des NFS AntiResist - Vier Studien der Pneumologie am tensis befasst, der sich im Blut Die Kooperationen können über die Prof. Annelies Zinkernagel (Infektiologie) integriert wurden, folgen demselben USB, in welchen Proben aus Bron- von Mensch und Tier nachweisen Nun gilt es, den Informationsaus- Jahre weiter vertieft werden sowie Forschungsansatz, untersuchen je- choskopie-Flüssigkeiten oder des lässt. Patrick Wright wird für die tausch zwischen den involvierten neue Forschungsgelegenheiten bie- ETH-Zürich doch andere Proben und Erreger. Auswurfs gewonnen werden. Forschungsgruppe von Nina Khan- Forschungsgruppen so zu gestalten, ten. Und nicht zuletzt gewinnt die Prof. Karsten Borgwardt Dazu zählen folgende klinische For- na und Richard Kühl eine validier- dass die jeweiligen Expertinnen und Antibiotikaforschung in der Schweiz (Dep. of Biosystems Science and Engineering) schungsprojekte: - Eine Studie am Universitätsspital te Datenbank implementieren, in Experten die Aufgaben der einzel- neue Impulse. «Es leiden und ster- Prof. Uwe Sauer Zürich, in welcher Proben von infi- der alle klinischen Patientendaten nen Disziplinen verstehen. Nicht nur ben immer noch zu viele Menschen (Institute of Molecular Systems Biology) - Eine Studie auf der Intensivsta- zierten Herzklappen (Endokarditis) gesammelt, verwaltet und mittels zwischen den Akteuren am USB, an bakteriellen Infektionen – auch tion am USB sowie an der Klinik untersucht werden. zentralisiertem Monitoring auf ihre sondern auch innerhalb des weit- bei uns in der Schweiz», so Richard DKF für Neurorehabilitation der REHAB Plausibilität hin überprüft werden. greifenden Netzwerkes diverser Kühl. «Das möchten wir ändern.» Claudia Becherer (Regulatorik) Basel, in welcher sowohl Urin- - Eine Studie der Ben Gurion Uni- Das DKF unterstützt die For- Fachrichtungen aus Klinik, Wissen- Tobias Erlanger, PhD (Data Analysis/Statistik) proben als auch Proben von Lun- versität (Israel), welche sich primär schungsgruppe zusätzlich bei allen schaft und Industrie, welches das Suvitha Subramaniam, PhD gensekreten untersucht werden. mit dem Erreger Brucella meli- regulatorischen Angelegenheiten NFS-Leitungsgremium, namentlich (Centralised Monitoring) Patrick Wright, PhD (Data Science)
22 | INNOVATION | 23 Smarte Lösung für das demischen klinischen Forschungs- gruppe effizient zu handhaben ist. Was ist ein QMS? Qualitätsmanagement Ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) ist ein Steuerungssys- Nach mehrjähriger Entwicklungszeit tem für ein geplantes und systematisches Vorgehen. Es besteht steht nun die validierte Web-Appli- aus Prozessen, Richtlinien und Vorlagen, welche das Vorgehen Die Web-Applikation «orca» des DKF ist ein nutzerfreundliches Tool, mit dem jede kation «orca» zur Verfügung. Die beschreiben und dokumentieren. Für die Durchführung klinischer Abkürzung steht für «orchestrate Versuche ist das Führen eines QMS gesetzlich vorgeschrieben. Forschungsgruppe ein Qualitätsmanagementsystem nach ihren Bedürfnissen gestalten kann your clinical research activities». Diese Applikation ermöglicht die Ein QMS besteht aus folgenden Elementen: Organisation eines Studienteams sowie die gemeinsame Erstellung 1. Quality Manual: Beschreibung der Organisation und und GCP-konforme Freigabe von Ar- Übersicht aller Prozesse Wer klinische Versuche durchführt, beitsprozessen (Standard Operating 2. Standard Operating Procedures (SOPs): Regelung von ist nach den gesetzlichen Vorgaben Procedures, SOPs). Prozessvorla- Arbeitsprozessen und Verantwortlichkeiten verpflichtet ein Qualitätsmanage- gen, Formulare und eine Sammlung 3. Vorlagen: Formulare und Templates für die Erfassung mentsystem (QMS) zu führen. Dies von Informationsmaterialien helfen von Daten und Berichten ist eine zentrale Massnahme, die beim Aufsetzen des QMS in «orca». 4. Nachweis von Trainings und Kompetenzen Patientenschutz und Datenqualität Zudem können Kompetenzen, Ver- garantieren soll, indem relevante antwortlichkeiten und Trainings- studienspezifische Vorgehenswei- nachweise für alle Mitglieder eines sen standardisiert, dokumentiert Studienteams übersichtlich gepflegt und transparent gemacht werden. werden. Was ist «orca»? Ein QMS ist aber nicht nur eine Orca ist eine am DKF entwickelte, validierte Web-Applikation, mit Sammlung von Dokumenten, um der klinische Forschungsgruppen ihr individuelles QMS erstellen sich gegenüber Behörden auswei- und pflegen können. sen zu können. Es kann, durchdacht Ein modernes Tool für die aka- und übersichtlich aufgesetzt, auch demische klinische Forschung Mit «orca» kann man: von grossem Nutzen für das Studi- enteam sein. Zu den Forschungsgruppen, die be- 1. SOPs gemeinsam erstellen und freigeben reits Erfahrungen im Umgang mit 2. Die Organisation des Studienteams abbilden und Mitarbeitende am Departement Kli- «orca» gesammelt haben, zählt jene Verantwortlichkeiten mittels Stellenbeschreibungen nische Forschung (DKF) haben sich von Prof. Alexander Navarini, Chef- klar definieren über einen langen Zeitraum intensiv arzt Dermatologie am Universitäts- 3. SOPs, Schulungsnachweise und Lebensläufe verwalten damit beschäftigt, wie eine QMS spital Basel. Die Forschungsgruppe 4. Dokumentationspflichten gegenüber den Behörden Orca wurde vom Team Applikationsentwicklung (Dr. med. Ramon Saccilotto, Software aussehen soll, die den hatte die Notwendigkeit erkannt, GCP-konform regeln Teamleiter (3.v.re), Applikationsentwickler Vu Duong, Pascal Düblin (2.v.li), Anforderungen von ICH GCP, Ethik- das bestehende QMS zu überarbei- Stefan Karlin (re)) in Zusammenarbeit mit dem Team Quality Affairs kommissionen, Swissmedic und ten, und bei einer Beratung durch Die Nutzung von orca ist für DKF Forschungsgruppen kostenlos. (Roland John, Teamleiter (li), Sandra Kohlmaier, PhD, Beratung & Schulung (3. v. li), Sandra Unfer, PhD, Quality Support (2.v.re)) entwickelt. In die laufende FDA entspricht und dennoch mit das DKF Team Quality Affairs von Die Applikation steht gegen Gebühr auch externen Forschenden Weiterentwicklung der Applikation fliesst das Feedback der Benutzer mit ein. den üblichen Ressourcen einer aka- orca erfahren. zur Verfügung.
24 | INNOVATION | 25 Die Aufgabe, das bestehende Sys- tem zu überarbeiten, um es dann in «orca» zu übertragen, wurde nicht als Hürde empfunden, erzählt Ivana Cvijetic, MSc, Leitende Studienkoor- dinatorin im Team von Prof. Navarini. «Schliesslich legen wir grossen Wert auf die klinische Forschung, die bei uns sehr aktiv betrieben wird. Bei dem geplanten Ausbau un- seres Studienteams und den neu- en Studien, die auf uns zukamen, war uns klar, dass ein System wie «orca» wichtige Vereinfachungen, zum Beispiel bei der Schulung des Teams, bringen würde.» Ivana Cvijetic, die professionelle Systeme aus der Pharmaindustrie kennt, war positiv überrascht, dass das DKF auch für die akademische «Durch die Beratung und Begleitung des DKF fühlt man sich bei der doch klinische Forschung ein modernes grossen Aufgabe ein QMS aufzubauen nicht alleine gelassen», erzählt Tool anbietet, das allen gesetzlichen Vorgaben gerecht wird und intuitiv zu Ivana Cvijetic, MSc, hier mit Sandra Kohlmaier, PhD, Wissenschaftliche bedienen ist. Das Erstellen, Überar- Mitarbeiterin am DKF. beiten und Freigeben von SOPs sei einfach und übersichtlich in «orca», meint Ivana Cvijetic. Ebenso schätzt sie, dass der Schulungsstatus aller Mitglieder des Studienteams doku- handene Prozesse bestätigt und Das Thema Qualitätsmanagement mentiert ist und jederzeit abgerufen doch einige Lücken und Verbesse- ist komplex und vor allem im aka- werden kann. rungsvorschläge zu Tage gebracht. demischen Bereich für klinisch Die vom DKF zur Verfügung gestell- Forschende eine grosse Herausfor- Die Beratungsgespräche mit Sandra ten Prozessvorlagen seien ebenfalls derung. Daher unterstützt das DKF Kohlmaier waren für Ivana Cvijetic hilfreich gewesen, «weil man das seine Forschungsgruppen mit indi- von grossem Nutzen, obwohl sie Rad nicht neu erfinden muss, son- vidueller Beratung sowie standardi- bereits viel Erfahrung im Studien- dern auf Vorhandenem aufbauen sierten Prozessvorlagen. Mit «orca» «Ein gut aufgegleistes QMS ist für ein professionelles Studienteam unumgänglich», management mitbringt. Der Blick und es für die eigene Abteilung an- steht nun eine professionelle und meint Prof. Alexander Navarini, Chefarzt Dermatologie am USB, hier im Bild mit von aussen auf das eigene QMS, passen kann». dennoch einfach zu handhabende Ivana Cvijetic, MSc, Leitende Studienkoordinatorin in seinem Studienteam. hat viele Einschätzungen über vor- Softwarelösung zur Verfügung.
26 | HIGHLIGHTS AUS DER FORSCHUNG | 27 Publikationen Eine Auswahl aktueller Publikationen in renommierten Fachjournalen LANCET ONCOLOGY NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE THE LANCET JAMA NEUROLOGY ________________________________________________________ _______________________________________________________ _______________________________________________________ ________________________________________________________ Knowledge gaps in oncoplastic breast surgery Ofatumumab versus Teriflunomide in Multiple SARS-CoV-2 PCR testing of skin for COVID-19 Continuous vs routine electroencephalogram in Sclerosis diagnostics: a case report critically ill adults with altered consciousness and no recent seizure: a multicenter randomized clinical trial Ziel der Studie Ziel der Studie Ziel der Studie Ziel der Studie Das Ziel des Oncoplastic Breast Consortiums (OPBC) In zwei randomisierten double-blind, double-dummy Pha- Es wurde von einem Fall einer 81-jährigen Patientin mit Der Funktionszustand des Gehirns von Patientinnen und ist es, wichtige Wissenslücken auf dem Gebiet der onko- se-III-Studien wurde die Wirksamkeit von Ofatumumab, Symptomen an der Haut berichtet, welche in der Abteilung Patienten, die im Koma liegen, kann mit einem kontinuier- plastischen brusterhaltenden Chirurgie und der brustwar- einem subkutanen monoklonaler Anti-CD20-Antikörper, Dermatologie am USB behandelt wurde. Es bestand zu- lichen Elektroenzephalogramm (cEEG) eingeschätzt wer- zenschonenden oder hautschonenden Mastektomie mit der zu einer selektiven Verarmung von B-Zellen führt, ge- dem der Verdacht einer Infektion mit SARS-CoV-2. den. Im Vergleich zum Routine EEG ist das kontinuierliche sofortiger Brustrekonstruktion zu identifizieren, und ge- genüber Teriflunomid, einem oralen Inhibitor der Pyrimi- Verfahren jedoch mit einem hohen Aufwand an Apparaten eignete Strategien zur Schliessung dieser Wissenslücken dinsynthese, der die Aktivierung von T-Zellen und B-Zellen Bedeutung der Studie und Personal verbunden. In der vorliegenden Studie wurde zu empfehlen. reduziert, zur Schubprophylaxe bei Multiple Sklerose Pa- Das Ergebnis eines PCR-Tests (Nasen-Rachen-Abstrich) auf untersucht, ob das cEEG im Vergleich zum rEEG mit einer tienten verglichen. SARS-CoV-2 war negativ. Mithilfe einer Biopsie wurde SARS- reduzierten Mortalität assoziiert ist. Bedeutung der Studie CoV-2 allerdings im Hautgewebe nachgewiesen, wobei Zunächst identifizierten über 200 Chirurgen und mehr als Bedeutung der Studie auch ein sechs Wochen später durchgeführter serologischer Bedeutung der Studie 25 Patientenvertreter 15 Wissenslücken im Bereich der Es zeigte sich eine bessere Wirksamkeit von Ofatumumab Antikörpertest negativ war. Dieser Fall zeigt die Fehleranfäl- Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich der hohe onkoplastischen Brustchirurgie. Beim letzten der jährlich gegenüber Teriflunomid, einer häufig verschriebene oralen ligkeit von bestehenden SARS-CoV-2 Testmethoden. Für die Einsatz an Ressourcen nicht lohnt: die Überlebens- stattfindenden Treffen des Konsortiums in Basel mit über Behandlungsform. Ofatumumab ist der erste vollständig Zukunft könnten Hautbiopsien als weiteres diagnostisches chancen von erwachsenen Komapatientinnen und 60 führende Expertinnen und Experten aus aller Welt humane, monoklonale Antikörper gegen B-Zellen, den sich Instrument dienen. Zudem lässt der negative Antikörpertest -patienten ohne Epilepsie verbessern sich nach einem wurden sieben dieser Wissenslücken als Priorität für die Multiple Sklerose Patienten subkutan selbst injizieren kön- vermuten, dass einige Patienten mit COVID-19 keine humo- Langzeit-EEG nicht. Die «CERTA-Studie» (Continuous zukünftige Forschung ausgewählt. Aus dem Treffen gin- nen. rale Immunität aufbauen können. Diese Erkenntnis ist rele- EEG Randomized Trial in Adults) ist die erste ihrer Art gen zudem drei wichtige Empfehlungen für die zukünfti- vant für die weitere Forschung, insbesondere auch für die und wurde vom Schweizerischen Nationalfonds fi- ge Forschung in diesem Bereich hervor. Autoren Entwicklung eines Impfstoffes. nanziert. Die Universitätsspitäler von Lausanne, Ba- Stephen L Hauser, Amit Bar-Or, Jeffrey A Cohen, Giancarlo Comi, sel und Bern sowie das Spital Sitten nahmen daran teil. Autoren Jorge Correale, Patricia K Coyle, Anne H Cross, Jerome de Seze, Autoren Walter P Weber, Monica Morrow, Jana de Boniface, Andrea Pusic, David Leppert, Xavier Montalban, Krzysztof Selmaj, Heinz Wiendl, Dagmar Jamiolkowski, Beda Mühleisen, Simon Müller, Alexander Autoren Giacomo Montagna, Elisabeth A Kappos, Mathilde Ritter, Cecile Kerloeguen, Roman Willi, Bingbing Li, Algirdas Kakarieka, A Navarini, Alexandar Tzankov, Elisabeth Roider Andrea O Rossetti, Kaspar Schindler, Raoul Sutter, Stephan Martin Haug, Christian Kurzeder, Ramon Saccilotto, Alexandra Davorka Tomic, Alexandra Goodyear, Ratnakar Pingili, Dieter A Häring, Rüegg, Frédéric Zubler, Jan Novy, Mauro Oddo, Loane Warpelin- Schulz, John Benson, Florian Fitzal, Zoltan Matrai, Jane Shaw, Krishnan Ramanathan, Martin Merschhemke, Ludwig Kappos, Referenz Decrausaz, Vincent Alvarez Marie-Jeanne Vrancken Peeters, Shelley Potter, Joerg Heil, for the ASCLEPIOS I and ASCLEPIOS II Trial Groups Lancet. 2020 Aug 29;396(10251):598-599. Epub 2020 Aug 13 Oncoplastic Breast Consortium Referenz Referenz JAMA Neurol. 2020 Jul 27. Online ahead of print Referenz N Engl J Med. 2020 Aug 6;383(6):546-557 Lancet Oncol. 2020 Aug;21(8):e375-e385
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