Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein

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Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Dokumentation
          Tech Manual
   Methoden
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Inhaltsverzeichnis

                Vorwort     ............................................................ 5
Dokumentation

                1. Das Konzept    ...................................................... 6
                Die Problemlage und das Projekt „#Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz“
                2. Die Ergebnisse       ................................................. 7
                Zusammenfassung von Entwicklungen und Beobachtungen

                3. Zum Tech Manual      ................................................. 11
Tech Manual

                4. Grundlagen Bild und Medien       ........................................   12
                5. Kamera, Licht und Ton      ..............................................   21
                6. iPads & ihre Programme     ..............................................   24
                7. Was ist wofür geeignet?    ..............................................   26
                8. Zubehör, Dateiformate & Anschlüsse     ..................................   28
                9. Hinweise zum Filmen ....................................................    30
                10. Programme     ..........................................................   32
                11. Weitergabe von Daten      ..............................................   36

                12. Methoden zu Medien ................................................. 37
Methoden

                13. Methoden zu Hate Speech ........................................... 49

                Literatur und Links     ................................................. 63

           4    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Vorwort

    Mit diesem Reader halten sie die Abschlussdoku-       Mitarbeit, ihren Erfahrungsaustausch mit uns und
mentation meines ersten Projektes „#Dislike – Kon-        ihre Anregungen wäre die Durchführung des Projekts

                                                                                                                   Dokumentation
trapunkte gegen Hass im Netz“ in den Händen, das          nicht möglich gewesen. Das Projekt wäre auch ohne
aus den Schlussfolgerungen der vielen Jahre medien-       die Unterstützung meiner Kolleg*innen im Haus und
pädagogischer Arbeit der Jugendbildungsstätte Kurt        der Unterstützung der Kooperationspartner*innen,
Löwenstein erwuchs, die sich der kritischen Haltung       die sich für das Projekt auf die unterschiedlichsten
gegenüber Äußerungen von Medien und Menschen              Weisen eingesetzt haben, nicht möglich gewesen.
in Medien, Vorurteilsbewusstsein und Selbstwirksam-
keit von jungen Menschen verschreibt.                         Da sich die Digitalisierung weiter entwickelt und
                                                          die auftretenden Phänomene mit den technischen
    Das Internet beherbergt unvorstellbar viele           und gesellschaftlichen Änderungen sich stets im
Möglichkeiten von Austausch, Wissenstransfer und          Wandel befinden, gibt es nach wie vor viel zu tun. Ich
Vernetzung. Dabei ist es selbst nur Werkzeug, das         hoffe, mit dem Projekt einen Beitrag zur demokra-
von den Menschen, die es nutzen, geformt wird. Es         tischen Hegemonie im Netz beigetragen zu haben
gibt uns mittlerweile die Möglichkeit innerhalb von       und die vielen jungen Erwachsenen, die uns im Pro-
Sekunden eine Kommunikation zu einer Person auf           jekt begegnet sind, dazu angeregt zu haben, ihre
der anderen Seite der Welt herzustellen und uns           Meinung im Netz und in dieser Gesellschaft auszu-
mit ihr zu verbinden. Leider haben sich wie so oft        sprechen, sich gegen Diskriminierung und für Vielfalt
in der Geschichte einige dieses Werkzeug zu Nutze         einzusetzen.
gemacht, um mit manipulativen und abwertenden
Mitteln ihre Ziele umzusetzen oder eben auch inner-       Marc Rüdiger
halb von Sekunden einer anderen Person auf der
Welt Beleidigungen zukommen zu lassen.

    Neben Fake News und Populismus ist Hate
Speech ein Phänomen des Internets der letzten Jahre
geworden, das nach wie vor existiert, aber sich
gewandelt hat. Es ist perfider geworden und hat das
Netz in seiner Nutzung gewandelt. Verschwörungs-
theorien, Falschmeldungen und menschenverach-
tende Äußerungen in geschlossenen Netzgruppen
tun ihr Übriges, um Hetze und Diskriminierungen im
Internet zu erleichtern und zu befördern.

    Wir wollen mit diesem Reader daher nicht nur
unsere Ergebnisse kurz dokumentieren, sondern vor
allem viele unterschiedliche Handlungsoptionen,
Methoden und Anleitungen mitgeben, die wir nicht
nur im Projekt, sondern innerhalb der gesamten
medienpädagogischen Arbeit über die letzten Jahre
gesammelt, aber nie veröffentlicht haben.

     Mein Dank gilt vor allem dem Bundesministe-
rium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das
Hate Speech als die Gefahr erkannt hat, die es ist
und ohne dessen Förderung im Rahmen des Pro-
gramms „Demokratie leben!“ die Durchführung des
gesamten Projekts nicht möglich geworden wäre.
Mein Dank gilt auch der Regiestelle in Schleife für
ihre Unterstützung bei der Projektumsetzung.
     Danken möchte ich auch der Bundeszentrale für
politische Bildung, die das Projekt zusätzlich finanzi-
ell unterstützt hat.

   Besonderer Dank gilt den zahlreichen
Honorardozent*innen der Jugendbildungsstätte Kurt
Löwenstein, die sich an der Umsetzung des Projekts
und an der Erstellung und der Weiterentwicklung
von Konzepten und Methoden beteiligten. Ohne ihre

                                                #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                         5
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
1. Das Konzept

                   1.Das Konzept
                                                                        tie und gesittete Diskussionen. Die meisten Lösungen
                                                                        richteten sich oft an Unternehmen und Firmen, bei
Dokumentation

                                                                        denen es um die Moderation der Beiträge ging. Unser
                    Problemlage                                         Augenmerk richtete sich allerdings auf Menschen
                    Wir starten in das Programm mit der gleichen        zwischen 16 und 27 Jahre, die laut der Ergebnisse
                Feststellung wie die Shell Studie 2015, dass Jugend-    der im Juni 2016 veröffentlichten Forsa-Umfrage
                liche täglich mit Hassrede konfrontiert sind, aber      „Ethik im Netz - Hate Speech“ tagtäglich mit Hate
                nicht damit umgehen können. Ihnen fehlte sowohl         Speech in Kontakt kamen. Für junge Menschen sind
                das notwendige Wissen, um mit fremdenfeindlichen        die Meinungen in Medien prägend und radikalisie-
                Aussagen umgehen, sie widerlegen oder moderie-          rende Meinungen können vor allem für Jugendliche
                ren zu können. Die damals erarbeiteten Vorschläge       und junge Erwachsene, die aus sogenannten sozial
                zur Bearbeitung, die im Internet Verbreitung fanden,    benachteiligten Familien kommen, sehr attraktiv sein
                richteten sich meist an Unternehmen und Internet-       und zu einem Mitläufereffekt führen, der die Gruppe
                foren mit einem erwachsenen Publikum. Wir sahen         von demokratie- und menschenfeindlichen Personen
                aber junge Menschen, deren Meinung noch nicht           in unserer Gesellschaft vergrößert.
                fest gefügt ist, als Hauptgruppe an, die stillschwei-
                gend solche Äußerungen mitbekommt und deren                 Das Projekt „#Dislike“ und der
                Meinung sich mitunter von den diskriminierenden         digitale „App-Othekerschrank gegen
                Äußerungen beeinflussen lassen.                         Hassrede“
                                                                            Mit dem Projekt „#Dislike – Kontrapunkte gegen
                    Soziale Netzwerke und Kommentarsektionen von        Hass im Netz“ war es unser Ziel, Jugendlichen und
                Internetseiten wurden im Laufe der Jahre mit diskri-    jungen Erwachsenen Kompetenzen zu vermitteln, um
                minierenden Aussagen durchzogen, besonders wenn         sich der Verbreitung und Etablierung von „Hasskul-
                es um politische Zusammenhänge ging. Rechtex-           tur“ im Netz entgegenzustellen. Die Teilnehmenden
                treme Rhetorik hat dabei öffentliche Diskussionen       sollten befähigt werden, fremdenfeindliche Ver-
                beeinflusst und damit beigetragen zu einer Radikali-    schwörungstheorien, rechtspopulistische Aussagen
                sierung der öffentlichen Meinung. Vor allem die unwi-   und weitere Ausformungen gruppenbezogener Men-
                dersprochenen Aussagen menschenfeindlicher Ideo-        schenfeindlichkeit zu erkennen, ihnen argumentativ
                logien und rechtspopulistischer Äußerungen haben        entgegenzutreten, um anschließend selbstwirksam
                das Phänomen Hate Speech befeuert. Hate Speech          Kontrapunkte gegen Hass im Netz zu setzen.
                („Hassrede“) als virtuelle Ausdrucksform von Ideolo-        Wir richteten unsere Arbeit hierbei besonders an
                gien der Ungleichwertigkeit, bzw. als Ausdrucksform     Auszubildende in pädagogischen Berufen, die sich
                gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit reichen          selbst noch in einer Übergangsphase von Jugend-
                über extrem rechte und rechtspopulistische Gruppen      lichkeit zur Verantwortung für die Erziehung einer
                hinaus und erreichen große Bevölkerungskreise, wie      zukünftigen Generation befanden. Wir wollten ihnen
                Untersuchungen, u.a. der Monitorbericht der Ama-        Inhalte und Werkzeuge an die Hand geben, um im
                deu-Antonio-Stiftung von 2016, zeigen. Abwertende       pädagogischen Bereich als Multiplikator*innen wir-
                Narrative über ganze Bevölkerungsgruppen wurden         ken zu können und mit ihnen gemeinsam Mittel zu
                etabliert, der Umgangston in Medien und Alltag          finden, die ihnen zeitlich und stilistisch angemessen
                verschärft, wodurch menschenverachtende Sprüche
                zunehmend gesellschaftsfähig geworden sind. Durch
                das Netz verbreitet sich Hate Speech schnell und ist
                schnell umgesetzt. Grund dafür ist das Fehlen eines
                sozialen Kontextes, der uns eine lebendige Person
                mit Emotionen auf der anderen Seite des Internets
                erahnen lässt. Anonymität, Unsichtbarkeit im Netz
                und das Ausblenden persönlicher Hintergründe bil-
                den die Grundlage für die zunehmende Eskalation.
                Die geschlossenen Gruppen des Internets schaffen
                selbstreferentielle Räume, in denen die Gegen-
                meinung für eine demokratische Diskussion fehlt.
                Dissoziative Wahrnehmung von gesellschaftlichen
                Verhältnissen entstehen und befeuern damit men-
                schenverachtende Einstellungen.

                   Die textbasierten Austauschplattformen wurden
                zu einem Hin-und-Her zwischen organisierten Grup-
                pen wie Reconquista Germanica und #ichbinhier,
                die einen für Populismus, die anderen für Demokra-

           6    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
2. Die Ergebnisse

                                                           2. Die Ergebnisse
erscheinen, um den menschenverachtenden Äuße-
rungen etwas zu entgegnen. Den Veranstaltungen

                                                                                                                 Dokumentation
wollten wir einen präventiven Charakter für die            Im Laufe der Projektlaufzeit haben sich einige
zukünftige Gesellschaftsentwicklung zu geben, bei       Rahmenbedingungen verändert wie bspw. die Ein-
dem die zeitnahe Orientierung an aktuellen Aus-         führung des Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder die
drucksformen des Internets wichtig war und nach wie     EU-Urheberrechtsreform und ob diese zu einer Ver-
vor ist, um die Zielgruppe Jugendliche und junge        besserung geführt haben soll hier nicht geklärt wer-
Erwachsene zu erreichen.                                den. Was sich allerdings daraus aus unseren Semi-
                                                        naren, Projekttagen und Wissenstransfers ergeben
    Die Zielgruppe haben wir hierbei in Offlinesemi-    hat, soll hier zusammengefasst werden. Die Über-
naren sehr gezielt zu schulen versucht, aber auch im    schriften richten sich hierbei nach DigComp 2.1.,
Onlineumfeld voran zu bringen. Dabei ging es nicht      dem Digitalen Kompetenzrahmen für Bürger*innen
nur um die eigene Mediennutzung und Informations-       der EU, da wir uns auch während der Projekts immer
flut, sondern auch um Selbstbestimmung und Ver-         darauf fokussiert haben, unsere Teilnehmenden zu
antwortungsbewusstsein im Internet. Hierfür gingen      digital souveränen Menschen zu machen.
wir auf soziale Medien, Messenger und Algorithmen
ein, klärten die Funktion, Daten, Privatsphäre und          Information und Datenbildung
die möglichen Gefahren. Ausgehend von eigenen               Den meisten jungen Menschen ist bewusst, dass
Erfahrungen haben wir Hassrede als Phänomen auf-        es zu viele Informationen gibt, die sie in ihrem Leben
gezeigt, Lösungsansätze wie Counter-Speech vorge-       und in ihrem Alltag nutzen können oder benötigen
stellt und diese geübt.                                 und nicht gleichzeitig im Kopf behalten können. Der
                                                        Wandel vom Informationsspeicher hin zur Werk-
   Ein weiterer Kerninhalt des Projektes war die Ent-   zeugverwendung ist auch während unserer Seminare
wicklung der Website www.dislike-projekt.de, auf der    deutlich zu merken gewesen. Auffällig war hierbei
Handwerkzeuge und Materialien Jugendlichen als          jedoch, dass trotz der Kenntnisse über das Internet
Tool zur Verfügung stehen, die von den Teilnehmen-      als ultimatives Werkzeug zur Informationsbeschaf-
den des Projektes erstellt wurden. Hierbei ging es      fung wenig Quellenkritik geübt wurde. Viele Infor-
nicht nur um Meinungsäußerungen und Hasskom-            mationen wurden ohne Hinterfragen oder eigene
mentare, sondern auch um Sensibilisierung für Dis-      Bewertung übernommen. Wichtig war daher, deut-
kriminierung und die Auswirkung von Hate Speech in      lich zu machen, dass es für jede Aussage immer
Form von Vlogs, Erklärfilmen und vielen Memes. Die      Belege im Netz zu finden sind, egal ob es sich hierbei
ironischen Antwortmöglichkeiten von Memes sind          um Falschmeldungen oder Verschwörungen handelt.
schnell und jugendgerecht, zielen dabei nicht immer     Wenn nun angeblich bei den sogenannten „Digital
darauf ab, sachlich auf Hasskommentare zu antwor-       Natives“ der Computer und das Internet nicht mehr
ten, sollen aber eben diese als solche markieren und    wegzudenken sind, fehlt vielen sowohl das technische
darauf hinweisen, dass Hass als Meinung nicht in        Verständnis als auch die Implikationen, die mit solch
der Gesellschaft akzeptiert wird.                       einem großen Netzwerk einhergehen. Wir konnten
                                                        mit Aufklärungen, wie Populismus, Fake News und
                                                        Verschwörungstheorien funktionieren zu einem hin-
                                                        terfragenden Verhalten beitragen und mit der Erläu-
U*U (·.·) (≥o≤) (;-;) (>*******
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
2. Die Ergebnisse
                                                                          sehr schnelllebig und müssen immer wieder zeitnah
                                                                          erneuert werden.
Dokumentation

                                                                             Wir haben zunehmend beobachtet, dass junge
                                                                          Menschen keine E-Mailadressen mehr besitzen, son-
                                                                          dern alles mit ihrem Smartphone und der dazugehö-
                                                                          rigen Nummer erledigen, besonders wenn sie nicht
                                                                          über die finanziellen Mittel für Computer verfügen.
                                                                          Dies führt jedoch dazu, dass bestimmte Wissens-
                                                                          und Kollaborationsmöglichkeiten nicht nutzbar sind
                                                                          oder vermieden werden.

                                                                              Auch unser E-Learning-Konzept musste ent-
                                                                          sprechend dieser Feststellung überarbeitet werden.
                                                                          E-Learning/M-Learning (Mobile Learning) richtet sich
                                                                          nach der Ansicht, dass wir zu 70 % durch Erfahrung
                                                                          in der Anwendung, 20 % durch soziale Interaktio-
                                                                          nen und nur 10 % durch formale Lernformate ler-
                                                                          nen. Um den Lernerfolg beim interaktiven Lernen
                                                                          zu steigern, wird auf visuelle und auditive Formate,
                                                                          Wissensabfragen, Micro-Learning (Informationen in
                                                                          kleinen Häppchen) und Storytelling gesetzt. Gängig
                                                                          ist wie üblich die Aufteilung in Theorie (Input), Praxis
                                                                          und Auswertung. Am besten gepaart mit Kommu-
                                                                          nikationsmöglichkeiten für den sozialen Austausch.
                                                                          Die Inputs funktionieren in verschiedenen Formaten:
                                                                          Videos, Artikel, Präsentationen, Audio, Animation
                    Kommunikation und Kollaboration                       und Spiele sind allesamt möglich. Die praktischen
                    Die Welt ist vernetzt und mittels Smartphones         Übungen kommen in Form von Aufgabenstellungen,
                können wir mit Personen am anderen Ende der Welt          Recherchearbeiten und Spielen. Die Auswertungen
                in Kontakt treten. Allerdings findet Kommunikation        erfolgen durch Abfragen, Zuordnungen oder Mul-
                meist in begrenzten Netzwerken statt. Die Strukturen      tiple Choice-Tests. Durch den notwendigen Umfang
                von sozialen Netzwerken bestärken dies nochmals.          für eine E-Learning-Plattform konnten wir leider nur
                Die Wahl der sozialen Netzwerke führt bei Jüngeren        Konzepte erstellen, aber den Ansprüchen der Ziel-
                nun zu Netzwerken mit einer visuellen Ausprägung.         gruppe entsprechend , solch eine Plattform nicht bis
                Textbasierte Social Media, bei denen es auch oft          zum Ende des Projektes umsetzen, wir wollen diese
                zu Diskussionen kommt wie Facebook oder Twitter,          Konzepte aber in unserer zukünftigen Arbeit einset-
                werden mittlerweile meist gemieden, was zu einer          zen.
                hohen Fluktuation führte. Nach SnapChat ist derzeit
                Instagram die angesagte Plattform und viele unserer            Digitale Inhaltserstellung
                Methoden, die wir auf Facebook zugeschnitten hat-              Mit dem Web 2.0 gab es das Versprechen der
                ten, mussten der Situation angepasst werden. Viele        kreativen Beteiligung im Internet, da der Empfänger
                Social Media Plattformen funktionieren ohnehin            auch zum Sender werden konnte. Allerdings werden
                nach ihrem eigenen Prinzipen, mit eigenen Algorith-       Inhalte immer noch vorwiegend konsumiert. Krea-
                men und einem bestimmten Augenmerk.                       tivität fehlt häufig auf Grund fehlender Langeweile.
                                                                          Es herrscht durchaus Kenntnis über Medienproduk-
                     Sehr viel genutzt wird WhatsApp oder Telegram.       tion und viele Teilnehmende hatten auch vor den
                Für verschiedene Zwecke werden Gruppen ange-              Seminarbesuchen bei uns bereits Erfahrungen mit
                legt, aber in vielen herrscht keine Kommunikations-       bestimmten Medien wie Film oder Audio, immerhin
                disziplin oder sie erfüllen nicht ihren intendierten      bieten die eigenen Geräte auch einfache Zugänge
                Zweck, es sei denn dieser ist Unterhaltung. Gruppen,      hierfür. Eine Vertiefung des Wissens mit nötigem Auf-
                in denen sich für Schule oder Ausbildungsrelevan-         wand führt schnell zu einer Ablehnungshaltung. Viele
                tes gegenseitig unterstützt werden soll, bleiben leider   waren überrascht wie aufwändig Vlogs oder andere
                still während Spaßgruppen zur Fundgrube diverser          Formate sein können, die sie tagtäglich auf YouTube
                Netzinhalte werden. Auch hier konnten wir zu einem        konsumieren.
                ressourcenbewussten Umgang anleiten.
                     Wir haben im Bereich der Kommunikation                  Tutorials werden genutzt und sind Ersatz für
                Memes thematisiert und/oder genutzt. Die schnellle-       anderweitigen Wissenstransfer. Diese Möglichkeiten
                bigen, auf Bilder fokussierten Mitteilungen erfreuen      selbst zu schaffen, kam vielen erst nicht in den Sinn.
                sich nach wie vor großer Beliebtheit, sind jedoch         Uns ist jedoch aufgefallen, dass die Beschäftigung

           8    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
2. Die Ergebnisse

mit einem Thema und die Aufarbeitung zur starken           Möglichkeiten fehlt jedoch vielen jungen Menschen,
Verinnerlichung führte. Entsprechend der Ziele der         die nicht gezielt darin geschult werden.

                                                                                                                    Dokumentation
Projektarbeit erfüllen diese also ihre Ziele, jedenfalls
wenn alle wirklich an dem Projekt teilnehmen.                  Für die Zukunft
                                                               Wir haben festgestellt, dass ein Gegenhalten
    Sicherheit                                             eben nur eine Reaktion ist und sich Reaktionen immer
    Wenn es um die Datensicherheit und die eigene          zeitverzögert auf etwas einstellen müssen. Statt eines
Privatsphäre geht, gibt es mittlerweile hauptsächlich      Kontern braucht es vor allem positive Narrative und
zwei Haltungen, die uns begegnen: Entweder ist es          demokratische Werte, die sich auch unter Jüngeren
den Betroffenen egal oder sie haben ein sehr starkes       verbreiten. Hierbei muss deutlich werden, dass der
Bewusstsein und kontrollieren sehr bewusst ihre Ein-       digitale Raum eine Erweiterung des zivilen Handelns
stellungen in den sozialen Netzwerken.                     darstellt.

    In Bezug auf psychische Sicherheit ist festzustel-        Viele junge Menschen benötigen tiefer gehendes
len, dass sich viele aus den textbasierten und damit       Wissen über die Funktion, Möglichkeiten und Gefah-
Diskussionen befördernden Netzwerken zurückgezo-           ren des Digitalen, um damit souverän umgehen zu
gen haben, statt für demokratische Werte einzuste-         können.
hen oder Unbeteiligte zu schützen. Viele haben uns
geschildert, dass sie die organisierten Bemerkungen           Wir brauchen ein breiteres Bewusstsein in der
und die gute Schulung der Diskussionsmanipulato-           Gesellschaft für die Auswirkungen der menschenver-
ren bemerken und dass Gefühl haben, nichts dage-           achtenden Äußerungen, weitere Ansätze für die On-
gen ausrichten zu können. Problem dabei ist, dass          und Offlinearbeit im pädagogischen Bereich und
sie nun mehr Angst haben ihre Meinung im Netz zu           einen besseren Umgang miteinander. Je mehr cou-
äußern, weil sie die Reaktionen der anderen Teilneh-       ragierte Menschen sich den Diskriminierungen und
menden im Netz fürchten.                                   der Menschenverachtung im Internet wie auch im
                                                           analogen Miteinander verweigern oder ihnen trot-
    Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz hat tatsäch-           zen, desto mehr setzen sie ein Zeichen für die demo-
lich dazu geführt, dass Hassrede nach und nach             kratische Kultur gegen die scheinbare Mehrheit, die
verschwindet oder eben nur noch in geschlossenen           durch rechtspopulistische extrem rechte Organisati-
Gruppen verbleibt. Persönliche Anfeindungen blei-          onen im Netz erzeugt wird und bieten denjenigen,
ben jedoch und die Schädigung betroffener Perso-           die unentschlossen die Diskussionen mitverfolgen
nen ebenfalls.                                             oder das Gefühl haben, sie wären mit ihrer Gegen-
                                                           meinung allein, eine Anschlussmöglichkeit.
   Wir konnten in unseren Seminaren ein Bewusst-              Uns ist es daher wichtig, auch in Zukunft Hass-
sein für den diskriminierenden Ton, die Möglich-           rede als gesamtgesellschaftliches Problem konkret
keiten von Counter-Speech und die Notwendigkeit            anzusprechen und junge Menschen, die zunehmend
von Gegenstimmen in öffentlichen Diskussionen              mit sozialen Netzwerken verbunden sind, dabei zu
vermitteln, allerdings wurde auch von den jungen           unterstützen, selbst gegen den Hass vorgehen zu
Erwachsenen selbst bemerkt, dass es eine viel brei-        können.
tere Schulung von mehr Personen bräuchte, die mit
einer digitalen Zivilcourage im Netz unterwegs sind.

    Problemlösung

                                                                                # DIS
    Im Bereich der Problemlösung finden wir eben-
falls zwei Lager. Die einen nutzen trotz aller Informa-
tionen und Wissensstände, die viele junge Menschen
bereits besitzen, diese Ressourcen nicht umfassend,

                                                                                LIKE
um ihre Probleme zu lösen. Sie kennen das Netz und
nutzen es Unterhaltung oder zur Kommunikation in
Freundesgruppen, aber nicht zum Lösen ihrer Pro-
bleme. Die anderen nutzen Tutorials auf YouTube,
gleiches gilt für Hausaufgabenhilfen oder andere
Alltagsproblemen, bei denen sie die Möglichkeit
nutzen, dass bereits jemand anderes vor dem glei-
chen Problem stand wie sie und seinen Lösungsweg
veröffentlicht hat. Viele haben den Umgang mit dem
Internet als problemlösendes Werkzeug schlicht nicht
gelernt. Auch diese Fähigkeit wird „Digital Natives“
oft zugesprochen, die vollständige Ergründung der

                                                 #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                         9
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Tech Manual
Tech Manual

                                                 Tech Manual

        10    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Tech Manual

  3.Zum Tech Manual
  Smartphones und Tablets haben es       Stocken bringen. Dafür wollen wir
mittlerweile für fast alle technisch     praktische Hinweise geben, worauf es
möglich gemacht, in guter Qualität       zu achten gilt, damit ein kompletter
Fotos, Videos und Audioaufnahmen zu      Film zum Schluss nicht unbrauchbar
produzieren. Der Sprung zum Umgang       wird.
mit altbewährten Kameras und Tonauf-
nahmegeräten ist für viele jedoch eine   Für die Bearbeitung des aufgenomme-
große Hürde. Uns ist es daher wich-      nen Materials sollen genau so Grund-
tig, das nötige Grundwissen über die     lagen im Umgang mit den Programmen
Medienproduktion, insbesondere Filme     vermittelt werden, damit diese an die
zu vermitteln, die als Grundlage für     Teilnehmer*innen weitergegeben wer-

                                                                                  Tech Manual
die Anleitung von Teilnehmer*innen       den können.
dienen können. Viele der in modernen
Medien verwendeten Stilmittel sind in      In unseren Seminaren haben wir
der Produktion einerseits aufwändig,     es mit medienaffinen Gruppen zu
fallen uns anderseits gar nicht mehr     tun,   die  tagtäglich   Medien   mit
auf. Es ist daher für das Verständ-      einem leichtgläubigen Blick konsu-
nis, zum Hinterfragen und zur eigenen    mieren. Sie selbst in die Lage der
Anwendung also notwendig, diese Mit-     Medienproduzent*innen   zu   bringen,
tel zu kennen.                           hilft ihnen in der Medienkompetenz,
                                         lässt sie die Medien hinterfragen
Der Bestand der Technik in Jugend-       und ist neben der Möglichkeit der
bildungsstätten gibt die Möglichkeit     Interessenvertretung bei vielen Aus-
für unterschiedliche Einsatzgebiete.     zubildenden für uns auch wichtiger
Diese zu kennen und mit den techni-      Bestandteil   ihrer   Berufsvorberei-
schen Tücken und Möglichkeiten der       tung.
Gerätschaften vertraut zu sein, sind
ein nächster Schwerpunkt.                  Dafür sollen sie selbst ausprobie-
                                         ren, ihre Ergebnisse verbessern wol-
Bei der konkreten Umsetzung gibt es      len und anhand ihrer Fehler und unse-
immer wieder Probleme, die das Fil-      rer Vorschläge lernen.
men erschweren, damit die Stimmung
drücken und die Produktionsphase ins

                                 #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz      11
Dokumentation Methoden - Tech Manual - Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein
Tech Manual

                                                                                  Regie: Entscheidet in den Fällen, in
                                                                                  denen sich die Gruppe uneins ist. Überprüft
                                                                                  die Aufnahmen mit der Kameraperson
                                                                                  zusammen, damit das nicht die komplette
                                                                                  Gruppe macht. Segnet am Ende alles ab.

                                                                                  Aufnahmeleitung: Sorgt für Ruhe
                                                                                  am Set und notiert sich die Einstel-
                                                                                  lungsnummern     der    Einstellungen,
                                                                                  die im Schnitt verwendet werden sol-
                                                                                  len. Entscheidet über den sinnvollen
                                                                                  Ablauf der Aufnahmen. Sorgt dafür,
                                                                                  dass das Team im Zeitplan bleibt.
Tech Manual

                                                                                  Drehbuch: Für Entwicklung des Story-
                                                                                  boards, daher für Inhalt mitverantwort-
                                                                                  lich.

                                                                                  Kamera: Bedient die Kamera und über-
                                                                                  prüft das Bild mit der Regie nach den Auf-

              4. Grundlagen Bild und Medien
                                                                                  nahmen.

                                                                        Ton: Nimmt Ton auf und überprüft die Tonauf-
                  Film                                                  nahme.
                  Wir sind mit der Art, wie Film und Fernsehen der-
              zeit funktionieren, derart vertraut, dass uns selbst      Musik: Recherchiert passende CC-Musik für den
              kleinste Abweichungen auffallen. Jugendliche sind         Film.
              meist das Unterhaltungsfernsehen gewöhnt, dass
              mit vielen schnellen Schnitten sich sehr auf actionrei-   Schnitt: Schneidet Film und entscheidet mit Regie
              che Handlung konzentriert. Das ist eine erstaunlich       über Besonderheiten beim Schnitt.
              große Menge Arbeit bei der Umsetzung und benötigt
              viel Planung.                                             Darsteller*in: Steht vor der Kamera.
                  Ein häufiger und wichtiger Verstehensprozess ist
              daher, dass die eigenständige Annäherung an die             Themenwahl
              selbst konsumierten Formate sehr aufwändig ist und            Das Setting bei den Medienprodukten sollte
              damit auch ein gewisser Respekt für die Leistungen        frei gewählt werden dürfen, aber sich den-
              der Medienmacher*innen entsteht.                          noch am Seminarthema orientieren. Horror-
                  Die Möglichkeiten der filmischen Mittel gestatten     filme sind nicht immer das geeignetste Genre
              es, den Film so zu gestalten, dass die Zuschauer*innen    für die Bearbeitung unserer Seminarthemen.
              nachvollziehen können, was die Filmemacher*innen          Die Teilnehmer*innen können sich gerne paro-
              sich gedacht haben. Dazu sind gewisse Formen der          distisch diverser Filmelemente unterschiedlicher
              medialen Manipulation notwendig. Um den Inhalt            Genres bedienen, dabei sowohl am Semin-
              zu verstehen, braucht es geeignete Bilder und Zeit.       arthema bleiben wie auch dem pädagogischen
              Anhand der Kameraposition und -bewegung, dem              Leitbild des Hauses getreu bleiben.
              Bildaufbau und anderen gestalterischen Mitteln lässt
              sich das Bild so gestalten, dass der richtige Eindruck      „Kill your Darlings“
              entsteht.                                                    Beim Film und vielen anderen Medien gibt es
                  Dabei gilt es von der ersten Idee bis zur Nachbe-     Szenen, Dialoge und Ideen, die krampfhaft ver-
              arbeitung einiges zu beachten:                            folgt werden, obwohl sie entweder nicht in die
                                                                        Geschichte oder in unser pädagogisches Leitbild
                  Aufgabenverteilung                                    passen, zu kompliziert oder aufwendig sind. Bei
                  Personen, die sich etwas nicht zutrauen, sollten      solchen Elementen ist es wichtig, frühzeitig dar-
              besonders motiviert werden, sich auszuprobieren           auf hinzuweisen, dass sie möglicherweise später
              und eine Aufgabe zu übernehmen. Je nach Grup-             dem Schnitt oder der Planung zum Opfer fallen.
              pengröße gibt es Überschneidungen bei den Aufga-          Da diese Elemente gern zu den Lieblingen der
              ben, zudem kann es zu Wechseln kommen, sodass             Ideen zählen, nennt man das Loswerden auch
              alle sich an den verschiedenen Techniken ausprobie-       „Kill your darling“ und gehört zum medienschaf-
              ren können.                                               fenden Bereich dazu.
                  Typische Aufgaben beim Film sind:

        12    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

          Ohne Idee keine Umsetzung:
          Bevor die Technik ausgehändigt wird, ist es wich-
      tig, die Idee und Konzeption zu überprüfen. Ohne
      Storyboard sollte keine Gruppe anfangen, etwas zu
      drehen, da sonst später möglicherweise Fehler auf-
      tauchen, die für die Gruppe den Film ruinieren.
          Beim Schreiben des Storyboards ist es wichtig,
      sich die Geschichte bereits in Bildern vorzustellen,
      also nicht konzeptionell zu bleiben („eine Person
      geht in den Laden“), sondern direkt mit Vorstellun-
      gen zu arbeiten („ganz lässig schwingt Tom die Tür
      vom heruntergekommenen Laden auf“). Je bildlicher
      die verwendeten Worte, desto besser. Aus den Bil-
      dern lassen sich auch eher die benötigten Drehorte,

                                                                 Tech Manual
      Requisiten und Schauspieler*innen ableiten.
          Nicht alle Details können geplant werden, aber
      es hilft, nicht erst beim Dreh festzustellen, was
      alles gebraucht wird (auch für unsere Planung).
      Grundsätzlich sollte anhand der Szenen deutlich
      werden, wo und wann es spielt und wer die handeln-
      den Rollen sind.

          Der Film sollte lieber zu kurz als zu lang sein:
          Qualität besteht bei Filmen nicht in der Länge. Es
      müssen nicht überragend viele Szenen sein, sondern
      gut durchdachte. Ebenfalls für den Schnitt ist es hilf-
      reich, wenn nicht zu viel Filmmaterial entsteht, da es
      erst mal angesehen werden muss. So empfiehlt es
      sich sowohl für die Übungen als auch den fertigen
      Film eine Limitierung von 3-5 Minuten zu geben.

          Dialoge auf Realismus prüfen:
          Viele der Dialoge wirken sehr gekünstelt, weil ent-
      weder zu sehr überlegt wird wie filmische Dialoge
      sein sollen oder Filmdialoge geklaut werden. Beides
      ist keine gute Idee. Dialoge funktionieren am bes-
      ten, wenn sie nach der Devise „Show, don‘t tell“ nur
      indirekt wiedergeben, was in der Figur vor sich geht.

#Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                      13
Tech Manual
                  Perspektiven
                  Für gewöhnlich wird zwischen drei Perspektiven
              unterschieden:
                  Normal-, Vogel- und Froschperspektive. Beim
              Film findet sich auch noch die Untersicht, Aufsicht,
              Top Shot, Amerikanisch, Schrägsicht und Egoper-
              spektive/Point of View. Für die bildliche Verdeut-
              lichung und unsere Arbeit reichen die ersten drei
              Perspektiven meist aus, da die anderen Perspektiven
              auch nur als seltenes Mittel eingesetzt werden sollten.
              Wichtig ist die Verwendung der Perspektiven, um
              einen gewissen Eindruck vom Gezeigten zu erzeu-
              gen. Je tiefer die Kamera rückt, desto gewichtiger
              und größer wirkt das Gezeigte (Froschperspektive),
Tech Manual

              während eine höhere Kamera das Gezeigte unwich-
              tiger erscheinen lässt (Vogelpersepktive).

              Einstellungsgrößen
                 Je näher wir an den Gesichtern der Personen
              dran sind, desto stärker liegt der Fokus auf den Emo-
              tionen. Je weiter weg wir sind, desto mehr liegt der
              Fokus auf den Handlungsort.

                 Supertotale (Weite/Panorama): Die
              Landschaft und Umgebung sind im Fokus. Menschen
              wirken klein und unbedeutend. Die Tiefe oder Weite
              des Raumes soll erfahrbar gemacht werden.

                                                                           Totale: Es wird die Landschaft oder das
                                                                        Gebäude gezeigt, die als Handlungsorte dienen, oft
                                                                        auch mit mehreren Personen. Gibt einen Überblick
                                                                        und räumliche Orientierung. Die Einstellung sollte
                                                                        länger dauern, damit der Ort auch tatsächlich wahr-
                                                                        genommen werden kann.

                                                                           Halbtotale: Zeigt die eigentliche Szene und
                                                                        Personen im Ganzen. Gut zu nutzen, um in Einstel-
                                                                        lungen Gruppen zu etablieren.

                                                                           „Amputationseinstellung“: Die Einstel-
                                                                        lung, die es 100%-ig gilt zu vermeiden. Hierbei wird
                                                                        unterhalb des Knies oder unterhalb des Haaransat-
                                                                        zes abgeschnitten, obwohl die restliche Person kom-
                                                                        plett zu sehen ist.

                                                                           Halbnahaufnahme: Personen vom Kopf bis
                                                                        zu den Knien. Ebenfalls als Gruppeneinstellung, z.B.
                                                                        Zweier oder Dreier zu verwenden.

                                                                           Amerikanische: Wurde vor alledem in Wes-
                                                                        tern verwendet, um auch den Holster zu zeigen.
                                                                        Hauptsächlich für Anspielung oder Showdown zu
                                                                        verwenden.

        14    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

   Nahaufnahme: Personen von Kopf bis

                                                                                                                   Dokumentation
zu Schultern, maximal Bauchnabel. Die Per-
son   steht  jetzt deutlich im   Mittelpunkt.

   Großaufnahme: Gesicht oder Objekt füllen
das Bild aus, rückt Emotionen in den Vordergrund
oder steigert die Bedeutung eines Gegenstandes.

   Detail: Nur ein Ausschnitt wird gezeigt, z.B.
Augen, aber auch gern Hände. Vermittelt Intimität
vermitteln, bei Gegenständen wird hierüber Informa-
tion vermittelt.

                                                                                                                   Tech Manual
   Länge der Einstellungen
      • Bei Action: kurze Stücke, etwa 1-3 Sekunden.
      • Normal: ein Schnitt sollte hierbei etwa alle 5       Bildaufteilung: Der Wunsch nach einem
Sekunden erfolgen.                                       harmonischen Bild hat zu den unterschiedlichsten
      • Bei vielen Details: 8-10 Sekunden, alles dar-    mathematischen Berechnungen geführt. Beson-
über wirkt bereits als Standbild (Ausgenommen hier-      ders bekannt ist der Goldene Schnitt. Mittlerweile
von sind z.B. Interviews, bei denen Aussagen länger      ist unklar, ob diese natürliche Harmonie tatsächlich
sind)                                                    natürlich ist oder anerzogen. Trotzdem oder gerade
                                                         deshalb gilt bei der Bildaufteilung mittlerweile fol-
                                                         gende Regel: Soll das Bild harmonisch sein und der
                                                         Fokus auf einer Sache liegen, wird es 1:1 geteilt. Bei
                                                         den meisten Einstellungen gilt dies aber als zu har-
                                                         monisch, mit anderen Worten: langweilig.
                                                             Soll eine gewisse Spannung entstehen, wird 1:2
                                                         geteilt. Diese Drittel-Regel lehnt sich an den golde-
                                                         nen Schnitt an und viele Kameras haben ein ein-
                                                         stellbares Overlay hierfür. Werden 2/3 Landschaft
                                                         gezeigt, rückt diese (auch von der Bedeutung) in den
                                                         Vordergrund. Wird 2/3 Himmel gezeigt, kann das je
                                                         nach Wetter sehr eindrucksvoll aussehen.
                                                             Hilfreich ist es auch, auf Ebenen zu achten. Ein
                                                         Vordergrund wie ein Baum, ein Strauch, Zweige oder
                                                         versetzte Personen geben einen dreidimensionalen
                                                         Eindruck wieder. Ebenso Linien und Flächen, die den
                                                         Raum gestalten, z.B. Zäune und Geländer bilden
                                                         Linien, die „in die Tiefe führen“ und somit das Bild
                                                         räumlicher machen. Leicht zu merken mit „Vorder-
                                                         grund macht Bild gesund“
   Establishing Shot: Zu Beginn einer Szene                  Gitter, Säulen, Torbögen können ebenfalls als
wird häufig der Handlungsort (falls im Bild, auch die    Rahmen verwendet werden. Häufig bilden sie so
wichtigsten handelnden Personen) gezeigt, um den         einen schmückenden, räumlichen Rahmen, der
Zuschauer*innen ein besseres Gefühl von der Szene        sogar einen gewissen Eindruck vermitteln kann (His-
zu vermitteln, meist in der Totale.                      torizität, Romantik, Heimlichtuerei).

    One Shots: Es gibt Filme, in denen werden alle
Aufnahmen ohne sichtbaren Schnitt an einem Stück
aneinandergereiht. Ein solcher One Shot ist eine
gewagte Plansequenz, die bei jedem kleinsten Fehler
neu gedreht werden muss. Schnitte und Unterbre-
chungen werden an möglichst dunklen Bildern plat-
ziert, damit die Sequenz unterbrochen werden kann.

                                               #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                         15
Tech Manual
                 Schuss & Gegenschuss: Entsprechend der
              Drittelaufteilung wird bei Dialogen mit zwei Perso-
              nen gern so gearbeitet, dass sie aus spiegelgleichen
              Winkeln gefilmt und auf die entsprechenden Drittel
              gesetzt werden.

                  Overshoulder: Wird so (über die Schulter)
              gefilmt, dass die Person noch am Bildrand zu sehen
              ist, wird dies Overshoulder genannt.

                 Achsensprung
                 Wenn sich eine Person auf etwas zubewegt, hin-
              schaut oder im Gespräch ist, entsteht so eine Hand-
              lungsachse (eine gedachte Linie). An der Handlungs-
Tech Manual

              achse kann die Kamera sich 180° zum Geschehen
              drehen. Wenn sie auf die andere Seite springt, kann
              das einen merkwürdigen, distanzierten Eindruck
              machen und es wirkt extrem irritierend. Anfänglich
              kann beim Dreh so etwas passieren und es wirkt
              merkwürdig im Schnitt. Wenn man Achsensprünge
              nicht kennt, mag es verwunderlich wirken und man
              weiß nicht, warum.
                 Beim Interview gilt: je weiter wir im 90°-Winkel
              zum Geschehen stehen, desto distanzierter sind wir.

                  Beleuchtung: In den größeren Filmen wird mit
              einem gleichmäßigen, nahezu schleierhaften Licht
              gearbeitet, wofür eine Menge Softboxen nötig sind,
              die Darsteller*innen dadurch aber auch „traumhaft“
              aussehen. Wenn diese Lichttechnik nicht vorhanden
              ist, kommt es auch gern zur Verwendung des natür-
              lich vorhandenen Lichtes oder Lichtquellen (availa-
              ble light). Dabei muss beachtet werden, dass dieses
              jedoch auch gleichmäßig ist und sich nicht ständig
              ändert (z.B. plötzlicher Wolkenbruch). Für beson-
              ders kontrastreiche Bilder muss bei Sonnenaufgang
              oder -untergang gedreht werden. Gleichmäßiges
              Licht gibt es bei trübem Wetter, im Schatten oder in
              geschlossenen Räumen bei künstlichem Licht (Studio).
              Wenn eine Person ausgeleuchtet wird, gibt es meist
              ein Führungslicht. Dies beleuchtet die Person von           Musik: Für die Filmmusik sollte mindestens
              schräg vorn. Da sie dadurch aber häufig einen            eine Person schon während des Drehs beginnen, auf
              Schlagschatten bekommt, wird ein Aufhelllicht/Füll-      Creative Commons-Musikseiten nach passenden
              licht verwendet, um den Schatten des Führungslichts      Stücken zu suchen, um später Zeit zu ersparen.
              aufzuhellen. Dieses Licht muss nicht so stark sein wie
              das Führungslicht. Je dunkler der Schatten vom Füh-         Schnitt: Bei all dem Aufnahmedurcheinan-
              rungslicht, desto mysteriöser wirkt die Person. Ohne     der ist es bei uns häufig der Schnitt, der unter dem
              Schatten wirkt das Bild allerdings auch platt.           Zeitdruck leidet und eigentlich einen großen Teil
                  Mit Hilfe eines Spitzlichts kann die Person von      der Filmproduktion ausmacht. Einige Schnittarten
              hinten beleuchtet werden. Das hebt die Person vom        müssen beim Dreh im Kopf behalten werden, da
              Hintergrund ab.                                          die benötigten Einstellungen dafür gedreht werden
                  Die Lichtquellen müssen keineswegs Scheinwer-        müssen. Beim Schneiden kann sogar ein völlig neuer
              fer sein, sondern können auch Fenster oder Lam-          Film entstehen, je nachdem wie mit dem Material
              pen sein. Bei Scheinwerfern hilft es, das Blenden        umgegangen wird. Wenn sich eine Person aus der
              der Darsteller*innen zu vermeiden, indem mit dem         Gruppe findet, die sich für den Schnitt verantwortlich
              Scheinwerfer die Decke angeleuchtet wird.                zeigt, ist es gut, diese frühzeitig einzuweisen und ihr
                  Gibt es ein Fülllicht in der Kameraachse, bekommt    entstandene Einstellungen aus einer Seminareinheit
              die Person Lichtreflexe in den Augen , ein sogenann-     bereits zu geben, sodass nicht erst zum Schluss (und
              tes Augenlicht.                                          damit viel zu spät) geschnitten werden muss.

        16    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

                                                                                                                  Tech Manual
   Schnittarten:                                           Parallelschnitt:            Zwei oder mehrere
   Harter Schnitt: Klassische Pause zwischen            Handlungen werden so aneinander geschnitten,
zwei Einstellungen.                                     dass sie Gleichzeitigkeit suggerieren. Gern in immer
                                                        abwechselnden Einstellungen.
    (Auf- und Ab-)Blende: Übergang von
oder zu weißem oder schwarzen Bild. Auch als effek-         Match Cut: Wenn die Teilnehmer*innen beson-
treicher Übergang wie bei Star Wars möglich. Sollte     ders pfiffig sind, bekommen sie einen Matchcut hin,
extrem sparsam eingesetzt werden, auch wenn die         bei dem es einen Übergang von zwei gleichen Bil-
Programme sehr viele davon hergeben. Weißblen-          dern gibt, z.B. wir sehen eine Person, die ein Buch
den werden häufig bei kurzen Zeitsprüngen verwen-       aus dem Regal nimmt und aus dem Bild geht. Dann
det, um Jump Cuts zu vermeiden (z.B. bei Interviews),   nur ein Buch, das auf den Tisch gelegt wird (aber es
Schwarzblenden wie andere Blenden um einen län-         ist schon eine neue Szene). Dann die Person in der
geren Zeitraum, der übersprungen wird, anzudeuten.      neuen Szene, die das Buch liest. Wichtig ist hier eine
                                                        Bewegung in eine gemeinsame Richtung.
   Überblende: Ein Bild blendet in das nächste
über. Ebenfalls sehr sparsam verwenden. Wird                Wenn eine Person schneidet, hat sie häufig einen
genutzt, um Raum oder Zeit zu überbrücken, obwohl       Wiederholungseffekt. Das heißt, sie denkt, eine Ein-
beide Szenen in einer Verbindung stehen.                stellung wäre lang genug, weil sie schon alles gese-
                                                        hen und verstanden hat. Klar, sie hat die Einstel-
    Jump Cuts: Hier werden aus einer kontinuier-        lung wahrscheinlich schon so einige Male gesehen.
lichen Einstellung Teile herausgeschnitten, um eine     Daher sollte immer eine zweite Person beurteilen, ob
Zeitraffer zu bewirken. Erzeugt ebenfalls Hektik.       die Einstellung wirklich lang genug war, um alles zu
Kann (absichtlich) verwirrend sein, wenn Personen       erfassen.
den Ort im Raum wechseln.

    Blickschnitt: Wir sehen eine Person, die
etwas betrachtet. Der Schnitt springt dann auf ein
Bild, bei dem wir oft annehmen, das zu sehen, was
die Person sieht.

   Assoziativer Schnitt: Aneinanderrei-
hung mehrerer Einstellung, die inhaltlich miteinander
zu tun haben, um einen emotionalen Effekt auszulö-
sen.

                                              #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                         17
Tech Manual
                                                                                                  nimmt, dafür aber umso
                                                                                                  genauer ausgerichtet wer-
                                                                                                  den muss.

                                                                                                       Headsets können hilf-
                                                                                                   reich sein, da sie ein
                                                                                                   Mikrofon mit einer ent-
                                                                                                   sprechenden Charakte-
                                                                                                   ristik verbaut haben und
                                                                                                   bei Bewegungen nicht
                                                                                                   die Distanz zum Mund
                                                                                                   erhöhen. Sollte aber mal
                                                                                                   jemand laut werden, führt
                                                                                                   es garantiert zu Übersteu-
Tech Manual

                                                                                                   erungen.
                                                                                                       IRigs können auch für
                                                                                                   Aufnahmen genutzt wer-
                                                                                                   den, indem sie direkt an
                                                                                                   einen Mac angeschlossen
                                                                                                   werden. Das hat den Vor-
                 Radio/Podcast                                         teil, dass das akustische Signal gleich am finalen Ort
                 Podcast entstand als Wortmischung aus iPods           gespeichert wird, allerdings limitiert es die Aufnahme
              und Broadcast und bezeichnet eigentlich ein regel-       auf ein Mikrofon.
              mäßiges Format, das als Weiterentwicklung von
              Gesprächssendungen im Radio angesehen werden                 Mischpulte sind bei Aufnahmen mit mehreren Mik-
              kann. Beim Radio wie auch dem Podcast ist die            rofonen wichtig, da es ein Endsignal gibt, das aufge-
              große Herausforderung, dass die visuelle Kompo-          nommen werden kann. Hierbei haben die Kanäle alle
              nente nicht vorhanden ist. Alle Information, die sonst   einen Equalizer, der es erlaubt, das Klangbild anzu-
              visuell erfasst wird, muss in Stimme und Geräuschen      passen (was meist nicht nötig ist). Die Kanäle besitzen
              vermittelt werden.                                       oft einen Gain, eine Verstärkung, die allerdings auch
                                                                       Hintergrundrauschen erzeugen kann. Vorsicht damit.
                 Bei der Aufnahme ist besonders wichtig, welches       Bei Kondensatormikrofonen erstmal schauen, ob
              Mikrofon verwendet wird. Denn es überträgt die           es Phantomspannung braucht und nicht gleich den
              Schallwellen in ein elektrisches Signal.                 Gain (die Empfindlichkeit) voll aufdrehen.
                 Dynamische Mikrofone (typische Gesangsmikro-
              fone) nehmen nur auf, was sich nah am Mikrofon
              befindet. Sie sind unempfindlich gegen Hintergrund-
              geräusche, aber leise und feine Geräusche sowie
              Stimmen gehen unter.
                 Kondensatormikrofone nehmen Stimmen realisti-
              scher auf und erfassen auch Nuancen. Das macht
              sie allerdings anfällig für Umgebungsgeräusche.
              Außerdem benötigen sie eine Phantomspannung
              von 48V, die über eine Batterie oder ein Mischpult
              eingespeist werden muss.
                 Kommen mehrere Mikrofone gleichzeitig zum
              Einsatz, kann es zum Übersprechen kommen. Ein
              Mikrofon nimmt dann auch auf, was eigentlich nur
              im anderen landen soll.

                  Mikrofoncharakteristik:
                  Mikrofone haben einen bestimmten Aufnahmebe-
              reich, in dem sie besonders gut aufnehmen. Es gibt
              kugelförmige Charakteristika, die alles rundherum
              aufnahmen, was besonders gut für Raumaufnahmen
              ist. Bei der „Niere“ handelt es sich um eine typi-
              sche Sprechaufnahmecharakteristik. Richtmikrofone
              haben eine sehr eng gefasste „Niere“, was auf der
              einen Seite Nebengeräusche so gut wie nicht auf-

        18    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

                                                             Creative Commons
                                                             Die meisten Medien stehen unter dem Urheber-
                                                         schutz und dürfen ohne eine schriftliche Genehmi-
                                                         gung nicht in anderen Medien verwendet werden.
                                                         Es ist also nicht möglich, das aktuelle Charthits in
                                                         den Videos auftauchen, weil schon die öffentliche
                                                         Vorführung eines solchen Mediums abgabepflichtig
                                                         wäre.
                                                             Ausgenommen von dieser Regelung sind viele
                                                         Medien unter der Creative Commons-Lizenz, die
                                                         frei in anderen Medien verwendet werden dürfen.
                                                         Zu beachten gilt es hier, die genauen Freigaben
                                                         zu beachten (darf das Medium in einem anderen
                                                         Medium auftauchen, verändert werden, etc.)

                                                                                                                    Tech Manual
                                                            Zugriff auf die große Suchplatfform JAMANDO
                                                         gibt es über den Bildungsstättenaccount.

    Bei Tonaufnahmen ist die Umgebung von gro-           Weitere      Internetseiten     mit        CC-Musik:
ßer Bedeutung. Je kleiner der Raum, desto geringer       Freemusicarchive.org
der Hall. Aber auch kleine Räume können hallen.             http://www.hartwigmedia.de/
Je voller der Raum ist, desto geringer wird der Hall.       https://www.free-intro-music.com/
Glatte Oberflächen erzeugen viel Hall und unebene           http://www.linorise.com/
weniger. Bei Interviews ist daher auch das Bücherre-
gal ein beliebter Hintergrund, weil es ein natürlicher
Raum mit unebenen Oberflächen (Bücherrücken) ist.           Fotografie
Wenn die Mikrofone in Kontakt mit etwas stehen,             Grundunterschieden wird zwischen der analogen
erzeugt jede Bewegung daran ein Geräusch. Auf            und digitalen Fotografie. Während die analoge Foto-
einem Tisch ergibt das eine Art Klopfen. Einige Mik-     grafie auf Filme zurückgreift und diese erst entwickelt
rofone kommen daher mit einer „Spinne“, einer Vor-       werden müssen, speichern digitale Kameras alle
richtung, die diese Bewegungen abdämpfen soll.           Daten auf einem Speicher. Bei den uns zur Verfügung
                                                         stehenden Kameras gibt es allerdings zwei Speicher-
    Achtung bei der Verwendung von                       möglichkeiten. Die Bilder können unter SYSTEM >
Musik! Creative Commons!                                 FORMAT entweder in RAW, JPG oder Raw und JPG
    Viele haben beim ersten Mal hören Probleme mit       (gleichzeitig) gespeichert werden. RAW-Daten ent-
ihrer Stimme. Wenn es eine direkte Wiedergabe des        sprechen einem negativ müssen mit Programmen wie
Aufgenommenen gibt (Monitor), dann sollte dar-           Lightroom oder Photoshop erst bearbeitet werden,
auf geachtet werden, dass die Verzögerung (Latenz)       bevor sie weiter genutzt werden können. Für die ein-
möglichst klein ist, weil diese ansonsten sehr störend   fache Benutzung reicht das JPG-Format völlig aus.
ist. Das wird erreicht, indem das Signal direkt an die   Vor der Benutzung sollte diese Einstellung überprüft
Kopfhörer geht und nicht erst durch viele digitale       werden, da die reine Verwendung von RAW-Dateien
Schaltstellen (z.B. Computer) geht.                      den Seminarprozess sehr verlangsamen kann, wenn
                                                         kein Fokus auf Bildbearbeitung liegt.

                                                            Haltung: Wenn für die Fotos keine Stative
                                                         benutzt werden und eine kurze Belichtungszeit ein-
                                                         gestellt ist, bietet es sich an, die Kamera so nah wie
                                                         möglich am Körper zu halten, um Verwackelungen
                                                         vorzubeugen.

                                               #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                          19
Tech Manual
                 Geräte und Technik
                 Bedienungsanleitungen für alle Geräte befinden
              sich in der Technikabteilung, im jeweiligen Register-
              fach unterm Schreibtisch.

                     Wichtige Hinweise:
                  Alle Schnittrechner und die beiden Lenovos sind
              mit Schnittprogramm Adobe Premiere und dem Gra-
              fikprogramm Photoshop ausgestattet.

                  Mit Apple-TV könnt Ihr alle Inhalte von den IPad
              und Macs ohne Kabel bei der Präsentation streamen
              (siehe AppleTV).
Tech Manual

                 Solltet Ihr etwas nicht finden oder nicht wissen wie
              es funktioniert, wendet Euch bitte an Frank.

                 Alle Geräte müssen ordentlich behandelt werden.
              Das heißt keine Funktion funktioniert mit Gewalt,
              sondern es steht ein Mechanismus dahinter (Wer
              möchte, bekommt von Frank eine Einweisung).

                 Alle Geräte sind nach dem Betrieb auszuschal-
              ten (Computer herunterfahren) und alle Daten vom
              Seminar zu löschen. Sicherungen der Seminarer-
              gebnisse sind mit dem jeweiligen Hauptamtlichen zu
              besprechen.

                 Updates für die Geräte bzw. Treiber oder Pro-
              gramme werden nicht oder nur nach Absprache mit
              Frank installiert.

                 Jegliche Beschädigungen und Defekte sind nach
              dem Seminar für alle Geräte aus dem Technikraum
              bei Sabrina oder den Freiwilligen und für alle ande-
              ren Geräte bei Frank zu melden. Bitte mit einer Haft-
              notiz die genaue Problematik auf dem betroffenen
              Gerät vermerken.

                 WLAN der IPads immer ausschalten, wenn es
              nicht benötigt wird.

                 Beim Laden der IPads als erstes das Ladekabel
              anstecken, dann das Gerät ausschalten, da es sich
              anders herum automatisch wieder anschaltet.

        20    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

   5. Kamera, Licht und Ton
   WICHTIG

    Automatik: Natürlich gibt es immer die Mög-
lichkeit, die Kamera alle Werte automatisch auswäh-
len zu lassen, allerdings entfällt damit der ganze Reiz
für den Kameramenschen und die Kamera wählt
auch nicht immer das geeignetste Bild für die Auf-
nahme.

    Display: Mit Hilfe der Taste wird zwischen den
Displays gewechselt (Achtung, die Kameras verste-

                                                                                                                     Tech Manual
hen auch den Sucher als Display!), oft wird neben
dem Umschalten auch beim zweiten Drücken zusätz-
liche Information auf dem Display angezeigt, die fürs
Filmen sehr hilfreich ist.

   REC-Button: Es reicht, den Knopf zum Start
der Aufnahme kurz zu drücken und später erneut
zum Beenden.                                                  Bildrate: Wir nehmen in 25 Bildern pro
                                                          Sekunde auf, da unser Stromnetz 50Hz besitzt. Bei
   Speicherkarten: Wenn die Speicherkarten                einer Abweichung sehen wir ein Bildflackern, beson-
eingelegt sind, wird im Display eine Restzeit oder die    ders bei der Verwendung von Lampen. 25p ist besser
Anzahl der Restbilder angezeigt. !Achtung: Karten         für digitale Medien, da progressiv Vollbilder berech-
niemals während des Kamerabetriebs herausneh-             net werden. 25i für „Interlaced“ wurde für Kabelfern-
men oder Kamera während Aufnahme oder Wieder-             sehen gebraucht und erzeugt häufig Bildfehler.
gabe abrupt ausschalten, es kann zur Beschädigung
der Speicherkarten kommen.
   Vor dem Aufnehmen überprüfen, ob alle Spei-
cherkarten geleert sind.

   EXPERT*INNENWISSEN

    Auflösung: Mittlerweile wird am häufigsten
das HD-Format 1920x1080 Pixel verwendet. Die
kleinere HD-Auflösung ist 1280x720 Pixel. 720p
erlaubt es, mehr Bilder pro Sekunde aufzunehmen
(z.B. für Zeitlupenaufnahmen), aber die Umwand-
lung in das größere Format wird immer zu einem
Qualitätsverlust.

    Belichtungszeit/Verschlusszeit: Je
höher die Belichtungszeit, desto heller natürlich das
Bild. Aber auch schärfer. Der Standard bei Filmka-
meras ist 1/50, bei einem niedrigeren Wert werden
die Bewegungen unscharf und verschwimmen (was
aber auch ein gewollter Effekt sein kann).
    Neonröhren können ein Flackern verursachen,
welches über die Verschlusszeit verhindert werden             Blende: Über die Blende wir die Bildhelligkeit
kann.                                                     eingestellt. Je offener die Blende ist (kleinere Zahl),
                                                          desto heller ist das Bild und geringer die Schärfen-
                                                          tiefe.

                                                #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                          21
Tech Manual
Tech Manual

                  Brennweite: Die Brennweite wird in Mil-                 Kamerahandling:               Der          Haupt-
              limetern angegeben, da sie die Entfernung zwi-          schalter    besitzt    meist    drei   Einstellungen.
              schen Aufnahmeebene und Objektiv-Hauptebene             OFF          –         Kamera          ist        aus
              angibt. Durch die veränderten Bauweisen von Lin-        ON/STANDBY              –         Die        Kamera
              sen, Objektiven und Aufnahmechips werden alle           ist      an       oder       im      Standby-Modus.
              Angaben immer ins Kleinbildformat umgerechnet.          MEDIA – Wiedergabe-Modus zum Anzeigen der Auf-
              Damit gilt im Allgemeinen: Je größer die Brennweite,    nahmen.
              desto enger wird der Bildwinkel und somit auch der
              Bildausschnitt. Ein 50-mm-Objektiv gilt als Normal-        ND-Filter: Der neutrale Dichte-Filter senkt als
              objektiv, es entspricht ungefähr dem menschlichen       Graufilter die allgemeine Helligkeit des Bildes. Wenn
              Auge (46°). Unterhalb von 50mm werden Objektive         sich die Blende bei der Kamera nicht weiter schlie-
              als Weitwinkelobjektive bezeichnet. Über 50mm als       ßen lässt oder schließen soll, kann mit dem ND-Filter
              Teleobjektive.                                          der Kamera eine „Sonnenbrille“ aufgesetzt werden.
                  Durch Zoomen bei Kameras wird auch die Brenn-
              weite verändert, wodurch auch Verzerrungen ent-
              stehen können, daher lieber näher ans Objekt ran            Sensorempfindlichkeit/ISO: Die Sen-
              gehen, wenn möglich.                                    sorempfindlichkeit bestimmt über die Menge des
                                                                      einfallenden Lichts. Je höher der Wert, desto emp-
                Dateiformat: Bezeichnet einen Container, in           findlicher und heller wird das Bild, allerdings auch
              dem Daten aufgezeichnet werden.                         anfälliger für Grain (weiße Bildpunkte/Rauschen).
                (Siehe 3.5 Dateiformate)
                                                                         Tiefenschärfe:               Als       Tiefenschärfe
                 Fokus: Der Fokus stellt das Bild scharf. In den      bezeichnet man die Ausdehnung des schar-
              meisten Fällen wird dies der Kamera im automati-        fen Bereichs im Bild. Sie hängt dabei von der
              schen Modus überlassen. Wenn sich ein Objekt            Blende, der Brennweite und Sensorgröße ab.
              durch das Bild bewegt, kann es sein, dass die Auto-     Je kleiner die Blendenöffnung ist (hoher Blenden-
              matik der Kamera das Objekt nicht schnell genug         wert, z.B. f16), desto größer ist der Schärfebereich.
              scharf stellt. Mit dem manuellen Fokus (MF) kann        Das wird vor alledem für Landschaftsaufnahmen
              das per Hand übernommen werden. Auch Kunstef-           gemacht. Umso größer die Blende (kleiner Blenden-
              fekte und -blenden lassen sich mit dem manuellen        wert, z.B. f2.8), desto kleiner ist der Schärfebereich.
              Fokus erzeugen.                                         Umso kürzer die Brennweite (kleiner Wert, z.B. 25mm),
                                                                      desto größer ist der Schärfebereich. Ums länger die
                 Gain: Bei Videokameras wird nicht mit der Sen-       Brennweite, desto kürzer ist der Schärfebereich. Je
              sorempfindlichkeit gearbeitet, sondern mit einer Ver-   kleiner der Bildsensor, desto mehr Tiefenschärfe.
              stärkung des Videosignals. Diese Verstärkung wird in    Tiefenschärfe entspricht einem Fokus, d.h. die Auf-
              dB gemessen und sollte einen Wert von 9dB nicht         merksamkeit der betrachtenden Person lässt sich
              überschreiten, da es ansonsten zu einem Rauschen        durch den scharfen Bereich des Bildes lenken.
              kommen kann.

        22    #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz
Tech Manual

   Time Code (TC): Free Run speichert auch                automatisch berechnet, um so ein neutrales Bild zu
nicht gebrauchte Zeit. TC ist sehr hilfreich bei der      erzeugen.
Verwendung mehrerer Kameras, um sie für den
Schnitt auf die gleiche Zeit einzustellen.                    Zebra: Einige Kameras besitzen eine Hilfs-
                                                          funktion, bei der ein bestimmter Belichtungsbe-
   Toneinstellungen: Beim automatischen                   reich mit einem Streifenmuster (Zebra) angezeigt
Aufnahmepegel schneidet die Kamera Spitzen her-           wird, das hilft Überbelichtungen zu vermeiden.
aus, wenn es zu laut wird. Ist es allgemein sehr leise,   Normalwert: TOP: 95% BOTTOM: 70%, damit
verstärkt sie das Tonsignal, was zu einem Rauschen        jegliche Überbelichtungen vermieden werden.
führen kann. Beim manuellen Aufnahmepegel kann            Diese Hilfsfunktion kann auch verwendet werden, um
das Rauschen verhindert werden, es sollte dann bei        in Interviews einen optimalen Wert zu bekommen,
plötzlichen lauten Geräuschquellen auf die Über-          hierfür gelten die Einstellungen TOP: 75% BOTTOM:
steuerung geachtet werden. Wird der Ton in der Post-      70%. Die Belichtung auf der Zielperson sollte knapp
produktion verstärkt/lauter gemacht, kommt es meist       unter dem Einblenden des Zebras liegen, um ein

                                                                                                                 Tech Manual
auch zu einem Rauschen.                                   neutrales Bild zu garantieren.

    Weißabgleich: Licht besitzt je nach Licht-
quelle (Tages- oder Kunstlicht) eine unterschiedliche
Farbtemperatur. Während unser Auge diese Unter-
schiede schnell umrechnet, sehen wir bei der Kamera
die Farbtemperatur am Bild (z.B. durch Grün- oder
Blaustiche) und müssen diese entsprechend ein-
stellen. Hierfür kann der Weißabgleich eingestellt
werden. Entweder durch Lichtpresets (5600K Tages-
licht, 3200K Kunstlicht) oder durch einen manuellen
Weißabgleich. Dafür sollte ein weißes Blatt möglichst
bildfüllend in der entsprechenden Lichtumgebung
von der Kamera aufgenommen werden. Die Kame-
ras besitzen eine Funktion namens AWB (Auto White
Balancing), mit der die Kamera die Farbtemperatur

                                                #Dislike - Kontrapunkte gegen Hass im Netz                      23
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