Dpr # 2/2016 digital publishing report

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Dpr # 2/2016 digital publishing report
dpr #2/2016                                     digital publishing report
Das Digitale Magazin für die Verlagsbranche: kuratiert, kommentiert, eingeordnet

                    Mission X und die Generation C
                Bücher statt iPads und Googles Husten
              Themenschwerpunkt Content Marketing
               Audience Development und Storytelling
                   Was bleibt, wenn Onliner sterben
              E-Book-Flatrates, Studien und Statistiken
Dpr # 2/2016 digital publishing report
Ein paar Worte zum Geleit

Es war ein Abenteuer, die erste Ausgabe des DIGITAL       mirdöven, passionierter Fotograf, der diese Ausgabe
PUBLISHING REPORT. In der Konzeption, der Umsetzung.      sozusagen komplett bebildert hat. Und viele andere
Dann das bange Warten auf die erste Resonanz. Die         im Hintergrund mit ihrer Unterstützung und Neu-
ersten E-Mails: „Fazit nach der Lektüre: richtig, rich-   gierde haben das ihre zu diesem Projekt beigetra-
tig toll! – Genau das hat der Branche noch gefehlt“.      gen.
Gespräche auf der Buchmesse, Ideen und Anregun-           Auch dieses mal haben wir einen Themenschwer-
gen für Themen (alle aufgenommen!). Meist auch            punkt: Content Marketing, Audience Development
ein leicht verschämtes „Ich habs mir dann ausge-          und Storytelling. Themen, für die gerade Verlage
druckt“. Vor allem aber ein „Weiter so!“. Nach dem        mehr als prädestiniert sind, mit denen die Branche
Stress der ersten Ausgabe war die positive Reso-          aber dennoch ungerechtfertigt fremdelt. Neben
nanz Balsam. Natürlich gab es auch (berechtigte)          Hard Facts wie dem Bau eines Shops auf Facebook
Kritik – nichts ist so gut, dass man es nicht noch        oder Newsletter-Benchmarking ist der Bogen an-
verbessern könnte. Aber die Befürchtung, völlig ne-       sonsten bewusst weit gespannt und auch einmal
ben dem Interesse der Branchenkolleginnen und             außerhalb des Branchenüblichen. Will heißen:
-kollegen gelegen zu haben, war unbegründet. Da-          spannende Projektberichte aus der Branche, aber
mit ist ein erster Punkt gesetzt, von dem aus es wei-     auch Grundlegendes zum Thema Schule und Digita-
ter geht. Inhaltlich wird noch sehr vieles passieren,     lisierung oder das Thema Digitaler Nachlass. Aber
sicher werden sich Schwerpunkte ausbilden. Eini-          genau das soll der DIGITAL PUBLISHING REPORT sein: einer-
ges (siehe letztes Vorwort) an ständigen Rubriken         seits der Praxis verhaftet, andererseits aber auch
wird nach und nach umgesetzt. Aber es darf auch           den Blick nach links und rechts - und nach vorne.
nicht vergessen werden: der DIGITAL PUBLISHING REPORT     In diesem Sinne hoffentlich Spaß & Erkenntnisse
ist das Werk vieler, deswegen auch hier wieder mein       bei der Lektüre!
Dank an die rührigen, hilfsbereiten, offenen Autorin-
nen und Autoren dieser Ausgabe. Und an Vedat De-          Ihr/euer Steffen Meier

                                                                                                         Seite 2
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Alle Jahre wieder…ist großes Branchenweihnach-
Inhaltsverzeichnis                                   ten auf der Frankfurter Buchmesse. Die Themen
                                                     sind von heimeliger Vertrautheit und Routine: in
Studien, Statistiken & Stuff [6]                     welchen Hotels sei man untergebracht, wer
Carlsen auf Mission X [8]                            schleppt gerade Pest und Cholera über die Messe
                                                     und versucht, die Branche auszulöschen, wie geht
oolipo: Die „Generation C“ will agile Inhalte [10]   es den Kindern und wo ist eigentlich die nächste
Lieber Bücher statt iPads [14]                       Toilette. Natürlich kommen auch die üblichen Bran-
                                                     chenthemen nicht zu kurz, dieses Jahr war es mal
Wenn Google hustet können auch Verlage               wieder, angestachelt durch eine Entscheidung des
Schnupfen bekommen [17]                              Europäischen Gerichtshofs,
Mehr Buchverkäufe mit Audience Develop-              die der Preisbindung für Me-
                                                     dikamente widersprachen.
ment und Content Marketing (Teil 1) [19]             Der Bezug zur Preisbindung
Was ist eigentlich Audience Development? [24]        war durch die oft zitierte Äu-
                                                     ßerung von Achim Wambach,
Grundlagen des Content Marketing [26]                Vorsitzender der Monopol-
Kennzahlen im E-Mail-Marketing [35]                  kommission, gegeben: „Die
Tutorial: Facebook Shop einrichten [36]              Entscheidung des EuGH deu-
                                                     tet darauf hin, dass die ge-
Storytelling: Digital – Multimedial – Social [40]    setzliche Buchpreisbindung
Können wir Verstorbene für uns zurückge-             nicht mehr ohne Weiteres zu
                                                     halten sein dürfte.“ Für viele
winnen – als Chatbot? [43]                           Medien war dann schnell
#RIP: Was bleibt...wenn Onliner sterben?             Vollzug angesagt, etwa bei
Fachkonferenz zum digitalen Nachlass [44]            den „Deutschen Wirtschafts-
                                                     nachrichten“: „Die Buchpreisbindung ist nach dem
Legimi: Polnische E-Book-Flatrate kommt              jüngste EuGH-Urteil kaum zu halten.“ So schnell
nach Deutschland [46]                                schießen nicht einmal die Preußen in Brüssel (so es
                                                     denn dort welche gibt) und bald schon stand Dieter
Das Tuwort von Führung heißt führen [48]             Wallenfels, Preisbindungstreuhänder der deut-
                                                     schen Verlage, parat: „Die jetzt für den Markt der Arz-
                                                     neimittel getroffene Entscheidung ist also nicht auf
                                                     den Buchmarkt übertragbar, insbesondere nicht

   In der ersten Ausgabe des DIGITAL
   PUBLISHING REPORT hatten wir ja
   drei YPS-Hefte zum Thema Vir-
   tual Reality ausgelobt. Die
   Glücksfee zog entsprechend
   die Gewinner: Sarah Nicolin,
   Campus Verlag, Carsten Rai-
   mann, Carlsen Verlag und René
   Kohl, Buchsuite. Beiden Erstge-
   nannten konnte das YPS-Heft
   prompt auf der Buchmesse
   überreicht werden.

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stell ich mich bei der nächsten Buchmesse gerne
                                                         mal hinter einem Eurer Stände und zeige Euch, wie
                                                         das geht....oder Ihr bekommt dafür ein paar unserer
                                                         tollen Mitarbeiter..... Damit wir die Buch-Branche bei
                                                         dieser wichtigen Messe in ein besseres Licht rü-
                                                         cken....“ Das stieß natürlich einigen, um nicht zu sa-
                                                         gen, vielen Kollegen mehr als sauer auf. Kein Grund
                                                         nachzugeben dachte sich dann wohl der Herr Rieth-
                                                         müller und schoss hinterher: „Bei den Kommenta-
                                                         ren wird wieder ein typisches Problem unserer
                                                         Branche deutlich: Während diejenigen, die das am
                                                         Besten beurteilen können, nämlich die Endkunden,
                                                         meinen Eindruck größtenteils bestätigen, wehren
                                                         sich andere Branchenteilnehmer gegen die Kritik
                                                         und wiegeln diese als Vorwürfe ab. Hej liebe Bran-
das Argument des Gerichts, ausländische Versand-         che, endlich aufwachen! Selbstkritisch sein. Auf un-
händler von Arzneimitteln hätten keine Chance auf        sere Kunden hören. Auch bei Osiander ist nicht alles
dem deutschen Markt, wenn sie nicht Standortvor-         perfekt, deshalb lassen wir uns im Bereich Kunden-
teile örtlicher Apotheken durch Preisvorteile wett-      orientierung ja auch von Porsche-Consulting bera-
machen könnten. Buchhändler sind jedoch nicht            ten“. Der halben Branche auf die Füße treten und
mit Apotheken vergleichbar.“ Mal abwarten, ob das        gleich noch Werbung für ein Beratungsunterneh-
EuGH das genauso sieht.                                  men machen, das muss man erstmal hinbekom-
Man hatte jedenfalls wieder ein großes Thema – ne-       men. Chapeau!
ben all den vielen kleinen. Für diesen Gossip hat die    Von merkwürdige Beutel tragenden Menschen zu
Branche ja ihren Messe-Mayer (von dem man sich           anderen Branchenereignissen. Die Buchmessege-
fragt, was er eigentlich so zwischen den Messen          sellschaft ist ja nie um Experimente verlegen, die-
macht), deswegen seien hier nur ein paar kleine          ses Jahr zum Beispiel mit einem Buchmesse-What-
Merkwürdigkeiten erwähnt. Zum Beispiel das flä-          sapp-Channel – der auch gleichzeitig Lehrstück da-
chendeckende Bekleben mit „Ich hasse dieses In-          für war, was passieren kann, wenn die User einen
ternet“-Bappern, die aber nicht das Blut all der Digi-   solchen Kanal übernehmen. Zunächst noch mit net-
talen in Wallung bringen sollten sondern vielmehr        ten Fotos von der Eröffnungsfeier befüllt, kaperten
Reklame für ein (sic!) Buch waren. Anscheinend           bald Blogger und kurz darauf Leser (wobei die Un-
auch ganz unterhaltsam, wie berichtet wurde.             terscheidung beider Gruppen naheliegenderweise
A propos Blut in Wallung – dies hat posthum (meint:      schwer fällt) den Kanal. Die Erheiterung des Fach-
nach der Buchmesse) doch tatsächlich Christian           publikums wich bald leichter Konsterniertheit und
Riethmüller, seines Zeichens Geschäftsführer von         Rückzug, die Whatsapp-eigene Art der Kommunika-
Osiander geschafft, nachdem er auf Facebook em-          tion (50 Emoticons in einer Nachricht sind dann
pört postete: „95 Prozent der Verlagsvertreter haben     doch nicht von schlechten Eltern) trug ihr übriges
sich an ihren Ständen an den beiden Publikumsta-         bei. Dennoch: solche Dinge müssen ausprobiert
gen der Frankfurter Buchmesse am                                         werden, auch wenn Experimente für
Samstag und Sonntag teilnahmslos                                         einige Teilnehmer dabei schiefgehen.
und gelangweilt den vielen interes-                                      Der Autor dieser Zeilen hat sich jeden-
sierten Bücherfreunden präsentiert.                                      falls höllisch amüsiert, auch wenn er
Ein schlechtes Bild und Auftreten un-                                    nur die Hälfte verstanden hat. Als
serer Branche. Und genau diese Verla-                                    dann allerdings der erste Spammer
ge wollen uns dann erzählen, welche                                      Nacktfotos einschleuste war dann
Bücher wir verkaufen müssen und                                          auch gut und Schluss.
wie unsere Kunden ticken? Dass ich                                       Von nackten Tatsachen hin zu The-
nicht lache. Kommt mal bei uns vor-                                      men, die wenig mit der Buchmesse,
bei, in unseren Läden, da zeigen wir                                     viel mit der Buchbranche zu tun ha-
Euch, wie man Bücherfreunde begeis-                                      ben, aber nicht wirklich wahrgenom-
tert. Und wenn das nichts bringt, dann                                   men werden: der Streit um die mögli-

                                                                                                       Seite 4
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che Fusion von W3C und IPDF. Beides sind Standar-       Genug menetekelt und noch schnell drei Lesetipps:
disierungs- und Ständeorganisationen, die einen or-     Wem das alles mit diesen neuen Medien etwas zu-
ganisieren das Internet, die anderen eine Standardi-    viel wird, der kann sich übrigens auch mit dem neu-
sierungsorganisation für das elektronische Publi-       en Erwachsenenhobby „Ausmalbuch“ beschäfti-
zieren. Beide haben ein Zusammengehen ins Auge          gen. Der Münchner GRIN Verlag hat tatsächlich ein
gefasst, da bestimmte Grundtechnologien diesel-         solches für Nerds herausgebracht, „Das Malbuch
ben sind und das Lesen der Zukunft mit sehr hoher       für Nerds“, also „33 Seiten ohne Mandalas und Na-
Wahrscheinlichkeit im Browser stattfindet. Man          turkitsch“. Gibts auch als E-Book. Na denn!
könnte jetzt sagen, dass zusammenwächst, was            Wer es doch etwas ernsthafter mag, der kann auf
zusammengehört, aber es regt sich Widerstand, es        das jetzt erschiene kostenlose E-Book zum diesjäh-
gibt Petitionen und auch durchaus respektable Geg-      rigen Zündfunk Netzkongress 2016 des Bayrischen
ner treten auf den Plan. Wer nun hierzulande mit ei-    Rundfunks zurückgreifen, einer Art bayrischer
nem „so what?“ dieser Sache begegnet, sollte nicht      re:publica unter dem Motto „Mind the Gap“. Gut, um
aus dem Auge verlieren, dass hier Grundlagen für di-    das Digitale einmal aus einer gesamtgesellschaftli-
gitale Produkte gelegt werden, die in 5 bis 10 Jahren   chen Perspektive zu betrachten: http://ow.ly/
zum Mainstream gehören werden. Und es stünde            sijZ305BS12
der Buchbranche schon gut zu Gesicht, sich aktiv an     Und wieder mitten in der Branche ist aktuell erschie-
diesen Diskussionen zu beteiligen und auch mitzu-       nen der Reader zur Electric Book Fair 2016 in Ber-
bestimmen, immerhin sollte man gerade hier wis-         lin, ebenfalls kostenlos erhältlich: http://ow.ly/
sen, wie Inhalte sinnvoll zum Leser kommen, auch        V86t305BS3B
im digitalen Raum.
Nicht nur Internet und Buch, Medien- und
Produktformen wachsen sowieso immer
mehr zusammen. Zu sehen auf der Buch-
messe, mit Virtual Reality-Experimenten,
der Zusammenführung von Buch und Ga-
mes und Film, hier im digital publishing re-
port mit einem Schwerpunkt zum Thema
Content Marketing, also dem Zusammen-
wirken von Produkt und Marketing. Aber
auch an anderen Orten, etwa der „Megafu-
sion 2016“, der Übernahme von Time War-
ner durch den Telekommunikationsrie-
sen AT&T. Und auch wenn die Welt
schreibt: „Der Deal ist ein weiterer Beleg
für den Trend, dass Telekommunikations-
konzerne in Medieninhalte investieren. So
kaufte in den USA der Kabel-Anbieter Com-
cast 2011 NBCUniversal mit der gleichna-
migen NBC-Senderkette und dem Univer-
sal-Filmstudio. Und Verizon, zu dem be-
reits AOL mit Online-Medien wie der „Huf-
fington Post“ gehört, will sich den Inter-
net-Pionier Yahoo einverleiben.“ Dann
klingt dies erst einmal weit weg und nach
Film und überhaupt. Aber das gallische
Dorf „Deutsche Buchbranche“ wird von
diesem Mäandern an der Branchenrän-
dern nicht verschont bleiben können,
zwei aktuelle Beispiele dafür finden sich
mit Carlsen und oolipo ebenfalls in dieser
Ausgabe.

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Studien, Statistiken
       & Stuff

Es gibt ja einige Studien und Prognosen zum Thema           Markt Konkurrenz ausserhalb der Verlage gegenüber.
Buchmarkt und E-Book-Entwicklung hierzulande – der          Und dabei ist, wenn man etwa die E-Book-Studien des
„German Entertainment and Media Outlook“ der Wirt-          Börsenvereins dagegen stellt, der Ausblick noch sehr po-
schaftsprüfer PriceWaterhouseCooper erscheint immer-        sitiv.
hin auch schon seit 2003 und ist durch einen tendentiell    Interessanterweise sieht Werner Ballhaus den Schul-
optimistischeren Ausblick und mutige Prognosen be-          buch-Markt eher verhalten, trotz sich abzeichnender ver-
kannt. Die aktuelle Studie ist am 25.10.2016 erschienen     änderter Rahmenbedingungen (siehe dazu auch letzte
und unter outlook.pwc.de kostenlos bestellbar.              Ausgabe des dpr): „Bei Schul- und Lehrbüchern hängt
Insgesamt sieht man einen Rückgang des Buchmarkts           die Entwicklung nicht von individuellen Kaufentschei-
voraus, aber auch eine teilweise Abfederung durch stei-     den ab, sondern von schulpolitischen Beschlüssen. Ir-
gende E-Book-Erlöse. Dies vor allem im Belletristikbe-      gendwann wird die Politik vermutlich die Entscheidung
reich, so jedenfalls Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs   fällen, die Lehranstalten mit der notwendigen Hardware
Technologie, Medien und Telekommunikation PwC               zur Lektüre von E-Books auszustatten. Dann kommt die
Europe: „Im Bereich Belletristik rechnen wir beispiels-     Umstellung sehr schnell. Unsere diesjährige Markterwar-
weise mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachs-        tung berücksichtigt eine breite Einführung von E-Books
tum von 16,9 Prozent. Statt 380 Millionen Euro (2015)       im deutschen Schulsystem für den Prognosezeitraum
werden dann 830 Millionen Euro (2020) mit dem Ver-          2016–2020 bisher noch nicht. Darum werden Marktan-
kauf von E-Books umgesetzt.“ Interessanterweise kann        teilsgewinne fast ausschließlich aus Hybridprodukten
laut den PWC-Prognosen auch der Fachbuchbereich zu-         kommen – also beispielsweise aus gedruckten Büchern
mindest digital massiv zulegen: „2015 handelte es sich      mit Freischalt-Code für den Online-Zugriff. Laut unserer
bereits bei 17,7 Prozent aller in Deutschland verkauften    Prognose werden wir somit auch 2020 erst einen Markt-
Sach- und Fachbücher um ein E-Book. Unserer Prognose        anteil von 6,2 Prozent erreichen.“ Also kein Kippen des
zufolge werden die Printumsätze in diesem Segment bis       Marktes, wie es der eine oder andere schon prophezeit.
zum Ende des Jahrzehnts von 2,4 Milliarden Euro auf 2,0     Sondern Hybrid-Produkte – spätestens hier zuckt jeder
Milliarden Euro sinken. Demgegenüber steht bei den          Controller im Verlag zusammen aus Angst vor der Ab-
elektronischen Büchern ein Anstieg von 511 Millionen in     rechnung unterschiedlicher Mehrwertsteuersätze. Aber
2015 auf 825 Millionen Euro in 2020. Für 2020 prognos-      das ist ein anderes Thema.
tizieren wir einen Marktanteil von 28,9 Prozent.“ Auf den
ersten Blick also alles nicht dramatisch, wenn digital      Bleiben wir bei E-Book-Markt-Studien. „eBooks are diffe-
Print auffängt. Tatsächlich stehen dem aber höhere Pro-     rent“ heisst das aktuelle Whitepaper von Rüdiger Wi-
zesskosten (zwei Produkte statt einem) und im digitalen     schenbart, Herausgeber des „Global eBook Report“, der

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einen eher internationalen Blickwinkel einnimmt. Im            Sprung in der Internetnutzung, die im Schnitt bei mehr
Whitepaper werden drei europäische Märkte etwas ge-            als 2 Stunden täglich liegt und zwar statistisch über alle
nauer auf Basis der Daten von Bookwire, eDigita, Ingram        Nutzer hinweg – 20 Minuten mehr als im Vorjahr. Wenig
und Readbox unter die Lupe genommen, nämlich                   spüren dabei Smart-TVs, stationäre PCs und Notebooks,
Deutschland, Italien und Spanien. Dabei geht Wischen-          die Steigerung liegt vor allem im mobilen Bereich. Wolf-
bart auch auf die Diskussion um eine mögliche Stagnati-        gang Koch, Leiter der Studie: „Mit einem Zuwachs von 14
on des E-Book-Marktes ein: „Particularly in the US and         Prozentpunkten nutzen nun 66 Prozent der Gesamtbe-
Great Britain, an industry wide debate has been inquiring      völkerung das Internet mit einem Smartphone.“ Und wei-
into how and why ebooks have hit this unexpected cei-          ter: „Die meiste Zeit (55 Minuten oder 39 % der Nutzungs-
ling. One explanation was zooming in on reader sociolo-        zeit täglich) wird im Internet weiterhin mit der Kommuni-
gy, pointing to the fact that the strongest readers of nota-   kation per E-Mail, Chat oder in Apps verbracht. Auch die
bly fiction have adopted ebooks first, and once this           regelmäßige Nutzung von Onlinecommunitys, allen vo-
group had embraced digital reading, the new practice           ran Facebook, hat von 34 auf 40 Prozent zugelegt (min-
had difficulties to further expand. In addition, a sprea-      destens wöchentlich genutzt); die Zunahme erfolgte vor
ding of “digital fatigue” among these readers had been         allem bei der jüngeren und der mittleren Altersgruppe.
diagnosed as a possible cause for the phenomenon.“ Der         Bereits auf hohem Nutzungsniveau erzielten im Ver-
Autor selbst sieht das E-Book dabei in einer Transitions-      gleich zum Vorjahr Audios und Videos sowie Messenger-
phase: „Looking into ebook numbers, by segment, price          Dienste noch einmal zweistellige Zuwachsraten“. Da darf
point, sales channel, or authors and readers, or target        der Hinweis auf den Messenger-/Chatbot-Schwerpunkt
group, is critical for an understanding of how books and       in der letzten Ausgabe des digital publishing report nicht
reading have only started to transforming“. Immerhin           fehlen. Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2016 gibt es zum kos-
sieht der deutsche Markt in der ersten Hälfte des Jahres       tenlosen Download hier: http://ow.ly/58NV305BzFV
2016 auch hier eine Normalisierung des Anstiegs von
E-Book-Verkäufen: „Overall, the first half year of 2016        Der Gap zwischen den Generationen wird in einer Studie
shows revenue growth of 16 % (over the first 6 months of       des Meinungsforschungsinstitutes Forsa deutlich. Die
2015), and an increase in volume of 20 %. This fits to the     Mitteldeutsche Zeitung meint unter der etwas kruden
... drop in average prices.„                                   Überschrift „Smartphone als neues Körperteil des Men-
Das Whitepaper findet sich zum kostenlosen Download            schen“ dazu: „Während zwei Drittel der 14– bis 29-jähri-
hier: www.global-ebook.com                                     gen Nutzer ihr Handy nicht nur zum Telefonieren, son-
                                                               dern auch für Social Media, zum Musik hören und zum
Ein anderer, vor allem für (Fach)Zeitschriften und Zeitun-     Anschauen von Videos nutzen, hängt die Generation 60+
gen signifikanter Markt ist der Werbemarkt, genauer: der       nach: Nur zehn Prozent der Älteren nutzen ihr Handy
Ausgaben für Werbung in einzelnen Medien und Wirt-             auch für Social Media, neun zum Musik hören, gerade
schaftsbereichen. Hier liegt die aktuelle Analyse für die      sieben schauen sich darauf Videos an und nur über-
erste Jahreshälfte 2016 von Media Impact, das „Werbe-          sichtliche fünf Prozent spielen Spiele. Auffällig auch: Et-
Barometer“, vor: http://ow.ly/CujW305BA2f                      wa 13 Prozent der Über-60-Jährigen haben bis heute
Bei den Mediengattungen ist auffällig, dass der traditio-      kein Handy. Bei den 14– bis 19-Jährigen sind es genau
nelle Medienkranz (Zeitschriften, Zeitungen, Hörfunk,          null Prozent.“
Fernsehen, Plakat etc) im Vergleich zum Vorjahr leicht
gestiegen ist, bis auf die Publikumszeitschriften, die ein     Da fällt es dann doch eher in den Bereich Fun Fact, dass
leichtes Minus einführen. Insgesamt sind diese Medien-         Wissenschaftler der Universitäten Würzburg und Not-
gattungen mit dem Werbemarkt an sich mitgewachsen.             tingham in einem Versuch die Beziehung zwischen Nut-
Im Verhältnis dazu hat der Online-Werbemarkt mit minus         zern und ihrem Smartphone untersucht haben – mit ei-
5,5% ordentlich Federn lassen müssen (was wohl kaum            nem eher erschreckenden Ergebnis: „Für 29,4 Prozent
am Einsatz von AdBlockern liegen kann, eher an unat-           der Testpersonen ist das Smartphone heute schon wich-
traktivem Umfeld), während der Mobile Werbemarkt um            tiger als die eigenen Eltern, und mehr als jeder Fünfte
73,2% gestiegen ist.                                           (21,2 Prozent) gibt dem Smartphone sogar den Vorzug
                                                               gegenüber dem eigenen Ehepartner oder Lebensgefähr-
                                                               ten...Für jeden hundertsten Menschen ist sein Handy
Zur Internet- und Hardwarenutzung an sich gibt alljähr-        das Wichtigste im Leben überhaupt.“ Stellen Sie Ihre
lich die ARD/ZDF-Onlinestudie Auskunft. Mit überra-            Kinder also niemals vor die Wahl zwischen sich und ih-
schender Erkenntnis, nämlich einem erklecklichen               ren Smartphones...

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Dpr # 2/2016 digital publishing report
Carlsen auf Mission X

Die letzten Jahre war es etwas still gewor-            Erreichen Verlage diese Zielgruppe mit ihren klas-
den um neue Formen digitalen Contents sei-             sischen Produkten überhaupt noch?
tens der deutschen Verlage. Aber jetzt                 Ich glaube schon, dass wir die Zielgruppe der Ju-
scheint neuer Schwung in das Thema ge-                 gendlichen auch weiterhin mit unseren klassischen
kommen zu sein. Der Hamburger Carlsen                  (Print-)Produkten erreichen, jedoch nicht unbedingt
Verlag nimmt sich dabei des Mediums „Text              auf ihren Smartphones. Hiermit beschäftigen sie
Adventure“ (siehe den Bericht in dpr #1)               sich aber so viel und oft wie möglich (wenn die El-
vor. Zu Hintergründen und Zielsetzungen ei-            tern es erlauben). Aus diesem Grund befassen wir
nige Fragen an Mareike Hermes, verantwort-             uns bei Carlsen bereits seit einiger Zeit mit der The-
lich für die Entwicklung neuer Geschäftsfel-           matik: Wie wollen Jugendliche in Zukunft Geschich-
der.                                                   ten auf mobilen Geräten konsumieren?

Mission X ist der „Mantel“, unter dem Carlsen so-      Passt ein solches Projekt in den programmati-
genannte TextAdventures als App veröffentlichen        schen Rahmen eines Verlags wie Carlsen?
wird. Wer wird denn hier als Zielgruppe angespro-      Absolut. Wir erzählen weiterhin spannende Ge-
chen?                                                  schichten und bieten qualitativ hochwertige Stoffe
Jugendliche, die Lust auf eine Abenteuer-Story ha-     an. In diesem Fall nur gezielt für ein anderes Medi-
ben, in der sie selbst entscheiden, wie es weiter-     um und unter Berücksichtigung der zum Teil ande-
geht. Unsere Tests zeigen aber, dass auch ältere       ren Bedürfnisse.
Zielgruppen Spaß an solchen Geschichten haben.
Geeks, die bereits seit einigen Jahrzehnten Text-Ad-   Werden Text-Adventures zum festen Programmbe-
venture-Games auf dem Computer konsumieren,            standteil von Carlsen?
können ebenso Gefallen an Mission X finden.            Ich hoffe doch, fingers crossed!

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Dpr # 2/2016 digital publishing report
Die App wird in Zusammenarbeit mit Experimental       Thema Internationalisierung: Die App erscheint
Game Studio produziert. Wie gestaltet sich die Zu-    auch im englischen und spanischen Sprachraum.
sammenarbeit zwischen einem Verlag und einem          Oolipo von Bastei startet sogar im englischspra-
Spielstudio, wer übernimmt welchen Teil?              chigen, nicht im heimatlich deutschen Raum. Ist
Experimental Game hat unsere Idee und unsere Vi-      das die Zukunft in einem digital entgrenzten Ver-
sion sofort verstanden. Innerhalb eines motivierten   breitungsgebiet? Negiert das nicht das traditio-
übergreifenden Projektteams wur-                                      nelle Lizenz-Geschäft?
de die Expertise von beiden Seiten                                    Da uns die App Stores ermöglichen,
so gut wie möglich eingesetzt, qua-                                   unsere Apps relativ einfach einer in-
si „Story meets Gaming“. Dabei                                        ternationalen potenziellen Käufer-
geht es nicht darum, zwingend ei-                                     schaft zur Verfügung zu stellen und
ne Vielzahl an Funktionalitäten aus                                   diese Art des Geschichtenerzäh-
dem Game-Bereich einzusetzen,                                         lens auch für weitere Sprach- und
sondern eher gezielt nur die Featu-                                   Kulturräume interessant sein könn-
res auszuwählen, die den Leser                                        te, wollen wir diese Chance auch für
noch stärker in die Geschichte zie-                                   Mission X wahrnehmen.
hen.                                                                  In Hinblick auf den Produkttyp App
                                                                      von einem traditionellen Lizenz-Ge-
Die App soll im November für iOS                                      schäft zu sprechen, finde ich
erscheinen, nächstes Jahr für An-                                     schwierig. Dies bedeutet nicht,
droid. Wäre es bei der Verbreitung                                    dass es für Apps keine Lizenzmo-
von Android (je nach Studie zwischen 70–80%)          delle geben kann, ich glaube nur, dass hierfür zum
nicht sinnvoller, dies genau andersherum zu ma-       Teil neue Ansätze entwickelt werden müssen.
chen?
Aus Sicht der Zielgruppen-Fokussierung auf jeden      Mehr unter https://missionx.de/
Fall. Über dieses Thema haben wir lange intern dis-
kutiert, uns aber unter anderem aufgrund des tech-    Mareike Hermes leitet den Bereich ‚Business Develop-
nischen Workflows für den Start mit iOS entschie-     ment’ im Hamburger Carlsen Verlag. Nach dem Studium
den. Zudem bedeutet diese Vorgehensweise: Die         der Kommunikationswissenschaft, Wirtschaftspolitik
Kernzielgruppe erhält die Text-Adventure-Apps erst,   und Soziologie in Münster und Melbourne folgte das
wenn sie stabil auf allen wichtigen Android-Devices   kaufmännische Traineeprogramm im Carlsen Verlag mit
laufen. Die Generationen Y und Z gehören meiner       dem Schwerpunkt E-Book & neue digitale Produkte. Be-
Meinung nach zu den kritischsten Usern, wenn es       reits seit 2011 arbeitete sie als Projektmanagerin im
um das (Nicht-)Funktionieren von Apps geht: Hat ei-   Business Development des Verlages und beschäftigt
ne App Fehler oder Performance-Probleme, wird sie     sich seitdem mit der Entwicklung neuer Produkte und
sofort gelöscht, denn der freie Speicherplatz auf     Geschäftsfelder.
dem Smartphone ist in der Regel sehr begrenzt.
Dpr # 2/2016 digital publishing report
oolipo
  Die „Generation C“ will agile Inhalte
  Interview

Alles im Fluss: die Generation „C“ oder Youtube         Wann und wie geht oolipo in der End-Version an
will agile Produkte, agile Inhalte, Geschichtener-      den Start?
zählen über viele Kanäle. Und ist damit Lichtjah-       Das ist – nicht ganz überraschend – die wohl am
re von Prozessen und Produkten der Verlage              häufigsten gestellte Frage momentan. Leider lässt
entfernt, die am Ende einer langen Verede-              sie sich nicht so ganz einfach beantworten. oolipo
lungs- und Wertschöpfungskette ein Produkt              ist ein agiles Projekt – und ich spreche dabei nicht
vorweisen können, sei es gedruckt oder digital,         nur von der Softwareentwicklung. Wir entwickeln ein
das meist statisch in dieser Produktform bleibt.        neues Format für eine Zielgruppe, die für die digita-
oolipo, in der Buchbranche neugierig beobach-           len Inhalte der klassischen Verlagsbranche bislang
teter Startup-Abkömmling aus dem Hause Bas-             weitgehend schwer zugänglich ist. Es ist ein Projekt
tei Lübbe, will diesen Weg gehen. Seit August           mit vielen Unbekannten, zu denen wir aber konkrete
2016 in permanent beta auf den mobilen Markt-           Vorstellungen haben. Doch ein Projekt wie unseres
plätzen verfügbar, ist es Zeit, einmal bei Johan-       entwickelt man nicht am Reißbrett. Wir mussten
nes Conrady, COO von oolipo, die aktuelle Ent-          den frühen Kontakt mit dem User suchen, nicht nur
wicklung und strategischen Überlegungen zu              um – wie es mittlerweile gängig ist – die App auf Ba-
erfragen.                                               sis von User-Feedback und Nutzungsdaten zu opti-
                                                        mieren, sondern auch um das Format und die Inhal-
                                                        te selbst weiterzuentwickeln.
Zum Warmwerden: Was ist oolipo?                         Die Frage ist: Was versteht man unter „End-Versi-
oolipo ist eine Plattform für „mobile first Storytel-   on“? Für uns wäre das am ehesten der Moment, an
ling“. Bei uns steht im Zentrum, dass in das Erzählen   dem wir das Gefühl haben, eine User Experience er-
die Möglichkeiten, die die jeweiligen Endgeräte bie-    reicht zu haben, die unserer Vision, ein echtes „mo-
ten, selbst mit eingeschlossen werden. Dabei geht       bile first“ Format zu liefern, gerecht wird. Und das
es nicht ausschließlich um technische Features,         können wir tatsächlich nur mithilfe der Nutzer „da
sondern um die Möglichkeiten von Vernetzung, In-        draußen“ erreichen.
teraktion und serieller Veröffentlichung.

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„Echtes mobile first Format“, was soll man sich da-
runter vorstellen?
Der Ausgangspunkt für die Idee hinter oolipo war die
Überlegung, ob bestehende digitale Formate wie
das eBook tatsächlich die richtige Antwort auf die
Digitalisierung der Branche sind. Wir sind der Mei-
nung, dass das eBook als digitalisierte Variante des
gedruckten Buchs für eine „mobile Zielgruppe“ nicht
weit genug geht. Was unserer Ansicht nach leider oft
noch vernachlässigt wird: die Digitalisierung verän-
dert das Konsumverhalten grundlegend und geht
weit über die Portabilität hinaus. Das Argument,
dass fünfzig eBooks leichter in den Urlaub mitzu-
nehmen sind als fünfzig gedruckte Bücher, ist eben-
so berechtigt wie die Betonung des ideellen Werts
und der Haptik gedruckter Bücher.
Das Problem dieser Diskussion ist, dass sie den
Nutzer dabei Schubladen zuordnet. Entweder man
mag den Geruch von Büchern oder man findet es
praktisch, dass eBooks leicht, direkt verfügbar und
im Dunkeln lesbar sind (über letzteres kann man
sich allerdings trefflich streiten). Aber so funktionie-
ren viele Nutzer nicht, vor allem nicht eine Generati-
on, die es gewohnt ist, Entertainmentprodukte mo-
bil zu nutzen.
Um das in den richtigen Kontext zu setzen: „mobil“
bedeutet nicht (nur), dass Inhalte über das
Smartphone konsumiert werden. Dass Endgeräte
mobil sind, dass jeder heute einen „kleinen Super-
Computer“ in der Hosentasche mit sich trägt, wie es
so oft betont wird, ist Alltag geworden. Die wenigs-
ten zücken heute noch in der U-Bahn ihr Smartpho-          oolipo-Geschichten der Nutzung gängiger digitaler
ne und denken „Oh wow! Was für ein Wunder der              Inhalte (Blogartikel, Tweets, Instagram etc.) ent-
Technik ich doch mit mir herumtrage!“. Schon gar           sprechen oder diese einschließen.
nicht sogenannte Digital Natives.                          Große Marken wie Nike oder adidas haben schon
Was „mobile first“ für uns bedeutet: Der User ist mo-      seit längerem erkannt, dass gutes Storytelling platt-
bil. Medienkonsum findet in den unterschiedlichs-          formübergreifend geschieht. Eine gute Kampagne
ten Lebenslagen statt, und dazu gehört eine ruhige         für ein Produkt erstreckt sich konsistent über die di-
Stunde zuhause genauso wie zehn Minuten an der             gitale und die physische Welt.
Bushaltestelle. „Mobile first“ Inhalte müssen sich         Ein aktuelles, konkretes Beispiel, um die „situati-
dabei auf den User einstellen, nicht mehr der User         onsbedingte“ Aufbereitung von Inhalten etwas wei-
auf das Format.                                            ter aus der Abstraktion zu heben: Videos, die für
Da User in ihrem Medienkonsumverhalten durch               stark mobil frequentierte Social-Media-Kanäle wie
das Smartphone mittlerweile gewohnt sind, auf die          Facebook entwickelt werden, werden immer öfter
technischen Möglichkeiten, die das Endgerät bietet,        mit Untertiteln versehen. Das macht absolut Sinn,
zurückzugreifen, muss „mobile first content“ diese         bedenkt man, dass es viele Situationen gibt, in de-
Möglichkeiten auch einschließen.                           nen diese Inhalte auf dem Smartphone konsumiert
Dazu gehört nicht notwendigerweise, dass jede Ge-          werden und in denen Audio keine Option ist, weil
schichte Video, Audio oder aufwendige Hintergrund-         entweder kein Kopfhörer zur Hand ist, der Umge-
bilder enthalten muss, dass das Smartphone per-            bungslärm die Audiospur unverständlich macht,
manent vibriert oder – bei bestimmten Modellen –           oder man ganz einfach die Musik im Hintergrund
in Rauch aufgeht. Vielmehr muss der Konsum der             nicht unterbrechen will, nur weil man sich gerade

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ein Video von zwei Mi-     mit Multimedia-Inhalten haben (Kate hat bespiel-
                             nuten ansieht. Die Un-     weise die ersten vier Episoden der „digital first“-Se-
                             tertitel stellen sicher,   rie „Inanimate Alice“ geschrieben) und vor allem ein
                             dass die Botschaft des     Verständnis dafür, dass das Format in den Inhalt
                             Videos dennoch über-       eingreift.
                             mittelt wird.
                             Und so gehen wir an        Wer ist denn die Zielgruppe? Die „Generation You-
                             die Content-Entwick-       tube“?
                             lung heran. Was immer      So ist es. Wenn man versteht, wie die „Gen C“ tickt,
                             wir auch anbieten,         hat man ein ganz gutes Bild davon, wie wir unsere
                             muss idealerweise in       Inhalte und unser Format aufziehen wollen. Inhalte
                             möglichst vielen Situa-    auf oolipo sollen keine isolierten Geschichten sein.
                             tionen funktionieren.      Uns ist wichtig, dass sie sich in die vernetzte Welt
                                                        unserer User in spe einweben. Daher ist ein wichti-
                             Das Produkt selbst,        ger Bereich an Features, den wir aktuell entwickeln,
                             auch die Inhalte wer-      dass wir Schnittstellen zu hochfrequentierten Netz-
                             den agil entwickelt,       werken mit in die Geschichten einbeziehen, z.B. Pro-
                             gehen durch perma-         ta-/Antagonisten Instagram-Accounts führen las-
                             nente Iterationen. Wie     sen, die Teil der Story sind und auch in den Content
                             kann man sich das          mit eingearbeitet werden. So kann ein User mit den
                             konkret vorstellen?        Geschichten in Verbindung bleiben, auch wenn die
                             Wir haben einige Pro-      oolipo-App nicht geöffnet ist oder die Zeit nicht
                             jekte, die seit den ers-   reicht, um sich auf die fortschreitende Handlung
                             ten Gehversuchen der       einzulassen.
Software mit dem Produkt und der Rezeption wach-
sen. Beispielsweise arbeiten wir seit mittlerweile      Wie kann man den Markt für diese Art von Content
fast 1,5 Jahren mit der Autorin Kate Pullinger zu-      beziffern?
sammen, und ihre für oolipo entwickelte Geschichte      Grundsätzlich ist der Markt riesig, denn „mobile Nut-
„Jellybone“ hat sich mit der Zeit deutlich verändert.   zer“ sind die Zielgruppe der Zukunft. Es gibt heute
                             Und dabei rede ich         Drittklässler, die jünger sind als das erste iPhone.
                             nicht in erster Linie      Mittzwanziger sind zu großen Teilen bereits in einer
                             von      verschiedenen     Welt aufgewachsen, in der Internetzugang so
                             Hintergrundbildern         selbstverständlich ist, die der Zugang zu Strom und
                             oder      Absatzlängen,    fließend Wasser. Und es wird nicht mehr weniger di-
                             sondern von Produkt-       gital.
                             features, wie Chatdia-     Gleichzeitig ist Storytelling, dass über Plattformen
                             loge, Vibration, Sound,    und Endgeräte hinausgeht, ein wichtiges Element,
                             Szeneneinteilung, etc.,    um Inhalte zu schaffen, die relevant bleiben. Erfolg-
                             die in die Story einge-    reiche Produktionen der letzten Zeit wie „Game of
                             baut wurden. „Einge-       Thrones“ machen es vor. Natürlich ist es im Kern ein
                             baut“ bedeute dabei:       klassisches Produkt, eine „TV“-Serie, doch wie viel
                             die Autorin hat ihren      Zeit verbringen die Fans der Serie mit dem GoT-Uni-
                             Stoff immer wieder auf     versum außerhalb der eigentlichen Serie, also mit
                             das Produkt angepasst      dem Lesen, Schreiben oder Teilen von Fan Theories,
                             und unser Content-         mit Wikis, Memes, interaktiven Karten, Gossip, etc.?
                             Team die Produktions-      Was wir mit oolipo versuchen, ist eine Plattform zu
                             prozesse ebenso.           schaffen, die genau für diese Art von plattformüber-
                             Natürlich ist es dafür     greifender Verbreitung von Geschichten die Werk-
                             erforderlich, dass wir     zeuge bietet, wodurch wir nicht nur für sondern
                             mit Autoren zusam-         auch in Verbindung mit Inhalten in anderen Forma-
                             menarbeiten, die opti-     ten oder Medienformen interessant sind.
                             malerweise Erfahrung

                                                                                                   Seite 12
Ist das die finale Zukunft digitalen                                    dabei die Software- und die Con-
Contents (und das arme alte                                             tent-Entwicklung, die bei einem
eBook stirbt mit der jetzt lesenden                                     technisch anspruchsvollen For-
Generation aus) oder ist es ein                                         mat wie dem unseren natürlich
evolutionärer Seitenarm, der eine                                       eng verzahnt arbeiten.
bestimmte Zielgruppe bespielt,
die mit der linearen Kodex-Form,                                        Zum Schluss: ist oolipo ein Con-
auch digital, nichts mehr anfangen                                      tent-Modell, das auch bei und
kann?                                                                   mit anderen Verlagen funktio-
Ich glaube, die finale Zukunft des                                      nieren könnte? Der initiale In-
digitalen Contents zeichnet sich da-                                    vestitionsaufwand und der
durch aus, dass sie nie final ist.                                      nachfolgende Herstellungsauf-
Wenn wir zehn Jahre in die Zukunft                                      wand ist ja nicht unerheblich.
reisen und uns ansehen, wie die In-                                     Unser Ziel ist, oolipo dauerhaft
halte dann aussehen, zu denen                                           als Plattform zu etablieren. Dafür
man über die oolipo-Plattform Zu-                                       muss das Modell mit anderen In-
gang hat, hätten wir einen miesen                                       halteanbietern funktionieren.
Job gemacht, wenn die Geschich-                                         Der initiale Investitionsaufwand
ten noch so aussehen würden wie                                         erfordert, dass unser Modell
2017.                                                                   skalierbar wird. Nur für eine
Unsere Herangehensweise an die                                          Handvoll Geschichten eines An-
Produktion des „oolipo-Formats“                                         bieters oder aus eigener Produk-
unterscheidet sich dabei aber vom                                       tion lohnt das kaum.
Ansatz der Produktion von eBooks                                        Was trotz der fortlaufenden Ent-
oder gedruckter Bücher. Wir produ-                                      wicklung schon seit einigen Mo-
zieren kein feststehendes Werk                                          naten geschieht, ist eine konti-
sondern ein Set aus unterschiedlichen Assets (Bil-   nuierliche Optimierung der Produktionsprozesse.
der, Sounds, Animationen, Text), Events (die z.B.    Sieht man sich die aktuellen ersten Inhalte in der
Funktionen des Smartphones in Abhängigkeit zum       oolipo-App an, erweckt das vielleicht noch nicht den
Verlauf der Geschichte auf Basis des Fortschritts    Anschein, doch wir sind überzeugt davon, dass man
des Users auslösen), Verweise (Links, APIs, etc.),   Inhalte für dieses Format in einem Aufwandsrah-
und speichern diese modular. Das gibt uns die Mög-   men produzieren kann, der sich auch für größere
lichkeit, mit sich verändern-                                             Mengen an Content eignet.
den Features, Endgeräten                                                  Man darf dabei auch nicht ver-
oder Useransprüchen auch                                                  gessen, dass wir aktuell hohen
die Form der Inhalte anzu-                                                Produktionsaufwand betrei-
passen, ohne sie komplett                                                 ben, um aus den ersten Pro-
neu zu entwickeln.                                                        duktionen und den aktuellen
                                                                          Features das Optimum heraus-
Wie groß ist denn die oolipo-                                             zuholen und gleichzeitig völlig
Mannschaft inzwischen?                                                    neue      Produktionsprozesse
Wir sind mittlerweile tat-                                                starten.
sächlich schon elf Leute, die
an verschiedenen Orten zwi-
schen London und Berlin an                                                Johannes Conrady, bei oolipo
oolipo arbeiten, dazu kom-                                                verantwortlich für das operati-
men noch einige Freelancer,                                               ve Geschäft, baute vor oolipo
die projektbasiert zu uns                                                 als COO die Self-Publishing-
stoßen (und die geografi-                                                 Plattform BookRix mit auf, die
sche Ausdehnung noch                                                      2014 mehrheitlich von Bastei
deutlich erweitern). Die                                                  Lübbe akquiriert wurde.
größte Teamstärke haben

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Lieber Bücher statt iPads
Der Deutsche Lehrerverband verspielt
Deutschlands Zukunft
Christian Spließ

 In der letzten Ausgabe hatten wir über die              schen Lehrerverbandes steht, dem Deutschlandra-
 Initiative des Bundesministerium für Bil-               dio-Kultur ein Interview gegeben. Eines, das damals
 dung und Forschung in Form eines Digital-               heftigst debattiert wurde, weil es einige Äußerun-
 Pakts zwischen Bund und Ländern berichtet.              gen gab, die so gar nicht dem Bild eines zukunfts-
 Die „Bildungsoffensive für die digitale Wis-            trächtigen Landes entsprachen. Josef Kraus sprach
 sensgesellschaft“ will bis 2021 alle 40.000             darunter anderem über die sogenannte „Zwangsdi-
 Schulen bundesweit mit Computern und                    gitalisierung“ in der Schule: „Wogegen ich etwas ha-
 WLAN ausstatten. Von Manfred Spitzer bis                be, das ist die Euphorie, zu glauben, Schule könnte
 zum Deutschen Lehrerverband hagelte es                  nun völlig anders gestaltet werden, völlig umge-
 dafür massive Kritik. Eine Replik.                      krempelt werden, die totale Zwangsdigitalisierung,
                                                         diese Euphorie stört mich. (…) Es hat mir bislang
 Na schön. Sicher. Man kann an den 5 Milliarden, die     noch niemand nachweisen können, dass eine Total-
 vom BUND jetzt für die Länder bereitgestellt werden     digitalisierung des Unterrichts beziehungsweise ei-
 und die Deutschlands Schulen digitaler machen sol-      ne Eins-zu-eins-Computer-und-Tabletversorgungs-
 len sicherlich so einiges bemäkeln. Aber immerhin:      rate für Schüler den Schülern wirklich etwas bringt
 Es gibt endlich einen „DigitalPaktD“ für Deutschland,   und dass die beispielsweise in Leistungstests bes-
 die Bildung, die Schulen – für die Zukunft! Da Bil-     ser abschneiden würden.“ Im Interview nannte
 dung nach wie vor Ländersache ist, ist natürlich die    Kraus allerdings auch keine Studie, die das Gegen-
 Frage inwieweit man damit Erfolg vom Bund aus ha-       teil belegen würde.
 ben wird, aber immerhin: Endlich tut sich mal was!
 Zum Schrecken des Deutschen Lehrerverbands.             Dabei berichtet die ZEIT schon 2013 – das Thema
                                                         Laptop oder iPad und Schule ist halt zeitlos – darü-
 Erinnert sich noch jemand an das Wort von der           ber, dass es zumindest Hinweise darauf gibt, dass
 „Zwangsdigitalisierung“? Im Februar des Jahres          das Lernen mit Tablets oder anderen digitalen Hilfs-
 2015 hat Josef Kraus, der an der Spitze des Deut-       mitteln nicht unbedingt die Schüler verschlechtert.

                                                                                                   Seite 14
„So zeigte eine groß angelegte Studie von der Hum-        puter. Bewerbungen auf Papier gehen immer mehr
boldt-Universität in Berlin, dass sich die Notebook-      zurück, weil Unternehmen online die Daten entge-
Nutzung positiv auf Deutschleistungen und die             gennehmen. Der Brockhaus hat längst ausgedient,
Computerkompetenz auswirke. Eine Studie der Uni-          wir schlagen in der Wikipedia nach. Mehr und mehr
versity of London hat die bisher vorhandenen For-         Deutschen nutzen generell das Internet – 58 Millio-
schungen zu Tablets zusammengefasst und zumin-            nen sind es derzeit, so ARD/ZDF. Wer zwingt uns in
dest Hinweise darauf gefunden, dass die Lernbe-           der Freizeit Videos und Fernsehen übers Netz zu
reitschaft der Schüler steigt. Eltern beobachteten        nutzen auf digitalen Geräten? Oder auf Fernsehern,
demnach, dass ihre Kinder häufiger Hausaufgaben           die nachgerüstet werden weil man dann endlich be-
machten.“ Insofern gibt es schon Hinweise darauf,         quem die Mediatheken nutzen kann? Die Industrie?
dass digitale Hilfsmittel dem Schüler etwas bringen.      Na ja, okay, ein wenig. Aber vor allem doch in erster
Auch wenn Kraus das scheinbar nicht wahrhaben             Linie wir. Und wir machen die Gesellschaft aus. Inso-
möchte.                                                   fern könnte man sagen: Wir zwingen uns selber zur
                                                          Digitalisierung!
Wer zwingt uns zur Digitalisierung?
                                                          Lehrer sind keine Inseln
Kraus stellt das Wort der „Zwangsdigitalisierung“
einfach in den Raum und unterlässt eine wichtige          Diese Erkenntnis ist erstmal so formuliert, dass sie
Nachfrage. Denn wenn wir von einem Zwang reden,           negativ wirkt: Wir selber zwingen uns zu etwas –
dann müssen wir doch fragen: Wer zwingt uns               zwingen – das Wort vermittelt nicht gerade Spaß
denn? Wer hat die Macht, eine Digitalisierung lan-        und Abenteuer. Im Gegenteil: Wir müssen etwas tun,
desweit in Schulen anzuordnen? Zuerstmal: Keiner.         wir werden von etwas genötigt, wir müssen unlieb-
Bildung ist immer noch Landeshoheit und der Bund          same Arbeiten erledigen. Das ist eher im Wort
darf sich in die Gestaltung von Plänen nicht einmi-       Zwang enthalten. Das greift aber etwas zu kurz,
schen. Frau Wonka darf allenfalls die Technologie         denn die Digitalisierung bereitet uns auch jede Men-
liefern, aber auf den Inhalt der Lehrpläne hat sie kei-   ge Vergnügen. Wir können Urlaubsbilder mit den
nen Einfluss. Insofern: Von dieser Seite ist kein         Verwandten teilen ohne diese lästigen Dia-Abende
Zwang zu sehen. Und da der Lehrerverband auch             zu machen, wir können Filme abrufen ohne zur Vi-
definitiv nun keinen Zwang ausüben möchte fällt er        deothek gehen zu müssen, wir lesen auf dem iPad
auch aus der Fragestellung raus.                          Bücher – was Josef Kraus irgendwie nicht mitbe-
Also: Wer zwingt uns denn zu einer Digitalisierung?       kommen hat: Medien sind in erster Linie halt Träger
Wer zwingt die Schüler denn digitale Lehrmittel zu        von Informationen – wir spielen in der Pause eine
nutzen? Vielleicht: Wenn es nicht EINEN oder DEN          Runde Blossom Blast. Bisweilen fühlen wir uns
gibt, der das vermag – vielleicht ist es die Gesell-      auch von der Digitalisierung überfordert und bei
schaft und die Zeit? Da wird immer auf uns einge-         manchen Produkten fragen wir uns auch: Warum
hämmert: Im modernen Job geht nichts ohne Com-            soll das auf einmal digital werden? Und dann dürfen
hier Grundlagen legen kann um die
                                                                           Medienkompetenz zumindest in
                                                                           ihren Grundfundamenten den
                                                                           Schülern beizubringen. Kürzlich
                                                                           großes Thema bei der ARD: Cyberg-
                                                                           rooming. Das hat die Schule noch
                                                                           gar nicht als Aufgabe realisiert, ob-
                                                                           wohl das eigentlich längst Alltag ist
                                                                           bei Schülern. Schülerinnen zu-
                                                                           meist. Wenn der Lehrerverband
                                                                           sich dezidiert auf eine Haltung zu-
                                                                           rückzieht, die besagt, dass das
                                                                           Wissen aus Büchern „beständig“
                                                                           ist, dann können wir alle ja die At-
                                                                           lanten von 1938 hervorkramen, die
                                                                           Geschichtsbücher von 1987 und
                                                                           das Elektrische Kochen von 1968.
                                                                           Wissen ist eben nicht beständig
wir auch eine gerechtfertigte Kritik an Überwa-          und wie die 10 Gebote für alle Zeiten in Stein gemei-
chung, Datenraub, Hackertum und den Auswüchsen           ßelt – wobei Moses ja auch die erste Edition vor Wut
tätigen, die die Digitalisierung mit sich bringt. Nur:   wegen des Goldenen Kalbes zerdepperte und Gott
Digitalien wird nicht von Einsen und Nullen be-          dann nochmal eine neue Version mitgab. Wissen ist
wohnt. (Manchmal möchte ich das mit den Nullen           flüssig. Und dieses flüssige Wissen scheint den
nicht so ganz glauben, aber gut…) Digitalien und         Herren und Damen, die derzeit noch im Lehrerver-
dieses #Neuland wird von uns Menschen bewohnt.           band sitzen unheimlich und nicht zu zähmen zu
Und daher ist die Digitalisierung etwas, was wir         sein. Dass alles das Angst macht, dieses ungewisse
selbst gestalten. Mit allen Vor- und Nachteilen.         und flüssige, dass man nicht mehr Wissen hat, das
Wenn also Josef Kraus eine „Zwangsdigitalisierung“       unveränderlich ist – man fragt sich, wie der Lehrer-
in den Raum stellt, dann müssen wir sagen: Ja, wir       verband dann Forschung als Gebiet einstuft, diese
alle nutzen die moderne Technik zum Guten oder           dürfte es gar nicht geben, weil das Wissen sich be-
zum Schlechten und weil das so ist, darf sich der        sonders in einigen Bereichen der Physik und Che-
Lehrerverband nicht außerhalb der eigenen Gesell-        mie ja dauernd ändert – kurz: Ja, das alles macht
schaft dieses Landes stellen. Und vor allem darf         Angst. Und dann kann man leicht auf eine „Zwangs-
sich der Lehrerverband nicht anmaßen über die Zu-        digitalisierung“ kommen. Und gegen diese sein.
kunft der Schüler zu entscheiden.                        Aber: Wer als Lehrer heutzutage sich gegen die Neu-
                                                         entwicklungen im Digitalen stemmt, den sollten die
Später einmal werden Schüler in ihrem Job mit der        Eltern gehörig den Marsch blasen. Denn solche Leh-
Digitalisierung klarkommen müssen. Dazu gehört           rer verstellen Chancen, Perspektiven und vor allem
nicht nur die Gerätebedienung, dazu gehört auch          stellen sie sich selbstherrlich der Zukunft der Schü-
das Verständnis von Prozessen – daher ist Program-       ler in den Weg, weil sie bestimmten möchten was
mieren zumindest ansatzweise als Schulfach ge-           einzig und allein wahr und richtig ist. Und das ist im
dacht nicht unbedingt schlecht, aber auch keine All-     Zeitalter der Aufklärung – in dem wir uns meines
heillösung. Dazu gehört der Um-                                    Wissens nach noch befinden oder immer
gang mit diesem Digitalen. Die Fra-                                wieder befinden – einfach ein Unding.
ge, ob der Chef als Facebook-Kon-
takt hinzugefügt werden muss                                      Der selbstständige Journalist und Social
klingt zwar banal – aber das ist die                              Media Redakteur Christian Spließ begleitet
Frage ja nicht. Wie man im Netz res-                              Unternehmen und Organisationen bei der
pektvoll miteinander umgeht ler-                                  erfolgreichen Umsetzung von Social Media
nen Schüler mit Sicherheit auch                                   Kampagnen. Christian Spließ ist einer der
später im Leben vielleicht. Besser                                Social Influencer in NRW – vor allem über
ist es aber, wenn die Schule schon                                Twitter und Facebook.

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Wenn Google hustet
  können auch Verlage Schnupfen bekommen
  Google macht den Mobilen Index zum Hauptindex

In der Welt der Websites gab es bisher einen          top-Variante gibt. Der Mobile Index und Mobile SEO
klaren Indikator für die eigene Sichtbarkeit:         werden damit massiv aufgewertet.
den Google Desktop Index, in dem die Zugrif-          Selbst wenn der größte Teil der Umsätze einer Web-
fe von Rechnern, Notebooks, aber auch Tab-            site über die Desktop-Version generiert werden,
lets gemessen wurden. Insofern auch nicht             wird Mobile SEO spätestens jetzt zur absoluten
ganz unwichtig, da Google in Deutschland              Pflicht, da es zukünftig wahrscheinlich einen direk-
das Synonym für digitale Suche ist, den               ten Einfluss auf das Crawling der Desktop-Version
Markt beherrscht und das, was dort nicht ge-          und damit auf die Desktop-Rankings hat.
funden wird, schlicht nicht existiert. Und
zwar möglichst weit oben, nicht umsonst               Mobile Geräte werden für den Nutzer – und damit
gibt es das Bonmot, es gäbe keinen besse-             Google – unstrittig immer wichtiger. Aber warum
ren Platz, eine Leiche zu verstecken, als bei         ein Mobiler Index?
Google auf der zweiten Suchergebnisseite.             Die Mobile-First-Strategie von Google ist konse-
Jetzt wird der gute alte Google Desktop In-           quent. Schon länger werden über 50 Prozent der
dex vom Mobile Index abgelöst. dpr wollte             Suchanfragen bei Google über Mobilgeräte getätigt
von Hanns Kronenberg, SEO-Spezialisten,               werden.
wissen, warum dies auch für Verlage eine              Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Um der
wichtige Information ist.                             Mehrzahl der Google-Nutzer optimale Suchergeb-
                                                      nisse zu präsentieren, ist es zeitgemäß und folge-
Desktop Index, mobiler Index – was genau ist denn     richtig die Mobilen Websites in den Mittelpunkt zu
passiert?                                             stellen.
Google hat auf der Pubcon in Las Vegas angekün-       Für das Verständnis ist wichtig zu wissen, dass Goo-
digt, dass der Mobile Index den Desktop Index als     gle mit Mobilgeräten eigentlich Smartphones meint.
Hauptindex ablösen wird. Zukünftig schaut Google      Tablets betrachtet Google wegen des größeren Bild-
also nicht mehr, ob es zu der Desktop-Version einer   schirms eher wie Desktop Computer. Konsequenter-
Seite auch eine Mobile-Version gibt, sondern umge-    weise könnte man daher besser von einem
kehrt, ob es zu der Mobile-Version auch eine Desk-    Smartphone Index sprechen.

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Was müssen Betreiber von Verlags-Websites jetzt          Wann macht Google den Mobile Index zum Haupt-
beachten?                                                index?
Wenn Google den Mobilen Index über den Desktop           Google will sich noch nicht auf einen genauen Ter-
Index stellt, müssen folgende Punkte sichergestellt      min festlegen lassen, wann sie auf den Mobilen In-
werden:                                                  dex wechseln werden. Sie werden den Wechsel vor-
- Kann die Website überhaupt mit Smartphones ge-         her noch einmal in einem Blogpost ankündigen und
nutzt werden?                                            dann mehr Details mitteilen. Um nicht unvorbereitet
- Sind alle wichtigen Inhalte auch auf der Mobilen       davon getroffen zu werden, sollte man heute damit
Website enthalten?                                       beginnen die sich um die Mobile Website genauso
- Kann Google die Mobile Website problemlos craw-        aufmerksam zu kümmern wie um die Desktop-Vari-
len?                                                     ante – nicht nur für Google, sondern auch für die
- Werden die Inhalte mobilfreundlich dargestellt?        Nutzer.
- Kann Google erkennen, ob eine Inhaltsseite so-
wohl für Smartphones als auch für Desktop Compu-         Hanns Kronenberg
ter angeboten wird und diese problemlos miteinan-        hat Betriebswirt-
der verknüpfen?                                          schaft mit den
                                                         Schwerpunkten
Also die eigene Website mit responsivem Webde-           Marketing und Sta-
sign, sozusagen maximal flexibel für jedes Endge-        tistik in Münster
rät umbauen?                                             studiert. Er be-
Websites mit einem Response Design haben es si-          schäftigt sich seit
cherlich am leichtesten ihre Website für Mobile und      über 10 Jahren mit
Desktop zu optimieren. Grundsätzlich ist es Google       dem Thema Such-
egal, ob man die Mobile Website über Response De-        maschinen. Nach beruflichen Stationen in Lei-
sign, gesonderte URLs oder sogar auf einer anderen       tungsfunktionen bei Unternehmen wie RTL, Deut-
Domain realisiert. Aber eine Website im Responsive       sche Telekom, TOMORROW FOCUS, muenchen.de
Design ist einfach weniger fehleranfällig und leich-     und meinestadt.de arbeitete Hanns bis zu seinem
ter synchron zu halten als andere Lösungen.              Wechsel zu SISTRIX als selbstständiger SEO-Unter-
Problematisch wird es für Websitebetreiber, die nur      nehmensberater. Als erstes und bisher einziges
eine abgespeckte Version ihrer Inhalte mobil anbie-      Tool im Markt bietet SISTRIX neben dem Desktop
ten. Sie könnten in Zukunft Keywords und Rankings        Sichtbarkeitsindex auch einen Smartphone Sicht-
auf dem Desktop verlieren.                               barkeitsindex an.

   Erklärbär: Wer oder was ist eigentlich „Gen C“?

Im Interview mit Johannes Conrady von oolipo fiel        wer than the general population – and 40% more li-
das Stichwort „Generation C“, auch gerne als „Gen C“     kely to be only a light TV viewer.“
abgekürzt. Es ist keine Schande, hierzu nicht sofort     Und natürlich ist die „Generation C“ primär mobil un-
eine klare Vorstellung zu haben, dennoch soll hier       terwegs: „Gen C eats, sleeps, and breathes the inter-
kurz auf Spurensuche gegangen werden.                    net across devices. Literally...91% of Gen C sleeps
Wer Assoziationen zur Generation Youtube hat liegt       next to a smartphone“.
gar nicht einmal so falsch, und so hat auch Google       Man sollte solche Fun Facts aber durchaus ernst
als Mutter von Youtube gleich eine Definition zur        nehmen, immerhin wächst hier eine Generation he-
Hand: „Gen C is a powerful new force in consumer         ran, von der noch nicht klar ist, ob sie mit den tra-
culture. It’s a term we use to describe people who       dierten Medienformen überhaupt noch etwas an-
care deeply about creation, curation, connection,        fangen kann und das gute alte gedruckte Buch nach
and community. It’s not an age group; it’s an attitude   über 500 Jahren das Schicksal des Wähl-Telefons
and mindset.“ Und natürlich alle sehr Bewegtbild-        teilt. Die kleine Studie von Google findet sich jeden-
lastig: „Gen C is twice as likely to be a YouTube vie-   falls hier: http://ow.ly/XqWz305BlDO

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