EAA.ENERGIE INSIDE - EnergieAllianz Austria
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EAA. INSIDE ENERGIE NOV | 2015 Was bringt uns die ENERGIEWENDE? Sichtbare Willkommen im Energieeffizienz Energiewende freien Markt ante portas Veränderte Rahmenbedingungen Die Marktöffnung hat Konsumenten und Energieeffizienz ist wichtig, deren am österreichischen Strommarkt. Wirtschaft Vorteile gebracht. Umsetzung aber noch schwerfällig.
Um 1,46 Euro täglich erhalten Sie Energie für ... ❄ + + + 24 Stunden 6 Stunden 6 Stunden Kühlen Fernsehen Internet + + + 6 Stunden 2 Stunden 1 Stunde Beleuchtung Wäschewaschen Kochen + + + 22 Minuten 18 Minuten 12 Minuten 8 Minuten Bügeln Staubsaugen Duschen Föhnen 2 ENERGIE INSIDE NOV/15 Quelle: DENA, stromverbrauchinfo.de
INHALT Zum Geleit 04 kurz und bündig EAA-Energie Inside ist das neue Unternehmensmagazin der EAA-EnergieAllianz Aus- tria, das Sie in Zukunft regelmäßig über aktuelle Themen der Energiewirtschaft informieren 07 N eue Perspektiven wird. EAA-Energie Inside berichtet über aktuelle Marktentwicklungen und setzt sich kri- für den Energiemarkt tisch mit den Rahmenbedingungen und Plänen der Energiepolitik auseinander. Wir berich- ten über Hintergrundinformationen sowie Entscheidungen und Entwicklungen, die für uns 08 Wir sind EAA als größte Vertriebsgesellschaft für Strom und Erdgas und als bedeutendes Handelshaus in Österreich eine wichtige Rolle spielen. 10 E nergieAllianz Austria und e&t rücken zusammen Auf den Punkt gebracht In der vorliegenden ersten Ausgabe hat EAA-Energie Inside für Sie einen spannen- 12 Sichtbare Energiewende den Mix zusammengestellt: Dieser reicht von der aktuellen Diskussion um die Einführung von Preiszonen in Deutschland über die Auswirkungen des Energieeffizienzgesetzes bis 14 D er Kampf um den hin zu einem Faktencheck des Wettbewerbs in Österreich. Sie finden im Magazin auch gemeinsamen Strommarkt ein Interview mit Univ.-Prof. Reinhard Haas zum Thema Energiemarktliberalisierung und Regelenergiemarkt. Außerdem entführen wir Sie zum aktuellen EAA-Energie Talk und be- 18 S teuern wir auf eine richten Ihnen gleich zu Beginn die Hintergründe zur neuesten Veränderungen in unserem Planwirtschaft zu? Unternehmen – der Verschmelzung der beiden Schwesterunternehmen EnergieAllianz Interview mit Energie- Austria GmbH mit e&t Energiehandelsgesellschaft m.b.H. zur neuen EAA-EnergieAllianz forscher Reinhard Haas Austria GmbH. 20 Mythen zum Energiemarkt Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit Einblicken hinter die Kulissen der Faktencheck Energiebranche – auf den Punkt gebracht von Ihrem EAA-Team. 22 W illkommen im Ihr EAA-Team freien Markt 24 M arktöffnung bringt Vorteile für Konsumenten 26 Wirtschaftsfaktor Energie 28 E nergieeffizienz ante portas 30 E nergieeffizienz trotz Effizienzgesetz 32 H and in Hand mit unserem Kunden Scania 34 EAA-Veranstaltungen Die EAA-EnergieAllianz Austria legt großen Wert auf Gleichbehandlung. Der Text des Magazins folgt ausschließlich dem Ziel, Information in gut lesbarer Form zu vermitteln. Aus diesem Grund haben wir bewusst auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet und entweder die maskuline oder feminine Bezeichnung gewählt. Im gesamten Magazin sprechen wir Frauen und Männer völlig gleichwertig an. Impressum: Das Unternehmensmagazin der EAA-EnergieAllianz Austria Medieninhaber, Verleger, Herausgeber und Eigentümer: EnergieAllianz Austria GmbH, Vienna Twin Tower, Wienerbergstraße 11, A-1100 Wien, Tel.: +43 1 904 10-0, E-Mail: office@energieallianz.at Geschäftsführung: Mag. Markus Felder, MSc; Mag. Jörg Sollfelner; Ing. Mag. Christian Foto: EAA / Ehm Wojta, MBA Presse & Kommunikation: Mag. Peter Koller Redaktion: Foggensteiner Public Relations GmbH Fotos: Ian Ehm Grafik: Beatrice Bognar, OFFBEAT Graphik & Design Druck: Druckerei Lischkar Grundlegende Richtung: Unternehmensmagazin mit Energieschwerpunkt Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach dem Mediengesetz: EAA-EnergieAllianz Austria GmbH ENERGIE INSIDE NOV/15 3
kurz und bündig Strom und Erdgas Jörg Sollfelner wurde EAA-Geschäftsführer wird für Ostösterreich Mag. Jörg Sollfelner, 41, wurde per 1. Oktober 2015 zum Geschäftsführer der EAA-EnergieAl- wieder billiger lianz Austria GmbH bestellt. Er folgt DI Werner Perz nach, der nach zwölf Jahren an der Spitze Haushaltskunden in Ostösterreich können der EAA am 30. September seinen Ruhestand angetreten hat. Jörg Sollfelner führt nun gemein- sich nach der Preissenkung im Vorjahr auf sam mit den beiden bisherigen Geschäftsführern Ing. Mag. Christian Wojta, MBA und Mag. noch günstigere Strom- und Erdgaspreise Markus Felder, MSc die Geschäfte der EAA. Jörg Sollfelner ist gebürtiger Kärntner, verheiratet, einstellen. Die EAA-EnergieAllianz Austria, Vater zweier Kinder und absolvierte ein Studium der Volkswirtschaft an der Wirtschaftsuni- ENERGIE BURGENLAND, EVN und WIEN versität Wien. Der ausgewiesene Energieexperte war seit 2003 in verschiedenen Positionen ENERGIE senkten per 1. Oktober die Ener- bei der EVN AG tätig. 2006 übernahm er die kaufmännische Führung der Beteiligungen der giepreise für Strom und Erdgas um rund EVN in Bulgarien sowie die Projektleitung bei verschiedenen Umstrukturierungsmaßnahmen. fünf Prozent. Damit werden die Einkaufs- Als CEO und Country Manager war Sollfelner fünf Jahre lang für die gesamte EVN Bulgaria vorteile aus den gesunkenen Börsenprei- Gruppe verantwortlich. Zuletzt war er als Prokurist bei der EVN Energievertrieb GmbH & Co KG sen an rund drei Millionen Privatkunden maßgeblich an der Projektkoordination bei der Fusion von EAA und e&t beteiligt. weitergegeben. Bei der EAA zeichnet Sollfelner nun für die Bereiche Energiehandel, Energiewirtschaftliche Dienste sowie IT verantwortlich. Die Bestellung zum Geschäftsführer bezeichnet er als gro- ße Auszeichnung: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe und darauf, meine langjäh- rigen Erfahrungen aus verschiedensten Bereichen in die erfolgreiche Weiterent- wicklung der EAA einbringen zu können.“ Werner Perz hatte als EAA-Geschäfts- führer in den vergangenen zwölf Jahren die erfolgreiche und kontinuierliche nati- onale und internationale Entwicklung der EAA mitbestimmt. Wojta bedankte sich Jörg Sollfelner (links) hat Werner Perz (rechts) in bei Werner Perz „für die gute Zusammen- der Geschäftsführung der EAA abgelöst arbeit in all den vielen Jahren". Bundesenergieeffizienzgesetz – Meldung EU will CO2-Handel reformieren Gemäß Bundesenergieeffizienzgesetz sind große Unternehmen – Die EU-Kommission will den CO2-Handel reformieren. Da der Preis mit mindestens 250 Mitarbeitern oder mehr als 50 Millionen Euro je Tonne CO2 derart niedrig ist, fehlen Anreize zum Sparen. Daher Umsatz (bzw. mehr als 43 Millionen Euro Bilanzsumme) – verpflich- will die EU-Kommission die Regeln ab 2020 verschärfen. Konkrete tet, bis spätestens 30. November die Durchführung eines Energie- Pläne dazu wurden am 15. Juli in Brüssel vorgestellt. So soll die Zahl audits oder die Einführung eines zertifizierten Managementsystems der verfügbaren Verschmutzungsrechte ab 2021 jedes Jahr stärker zu melden. Wenn Sie Informationen zum Thema Energieeffizienz als geplant sinken. Das Europaparlament und die EU-Staaten müs- benötigen, nehmen Sie bitte Kontakt mit der EAA auf: sen nun über die Vorschläge beraten. Ein erster Reformschritt zur energieeffizienz@energieallianz.at Stabilisierung des CO2-Preises wurde vom EU-Parlament bereits am 8. Juli beschlossen. Dabei sollen etwa 1,5 Milliarden CO2-Rechte ab 2019 als Marktstabilitätsreserve verschoben werden, wo sie dem Zwischenbilanz zum Energieeffizienzgesetz Markt auf lange Sicht entzogen wären. Die Wirtschaftskammer Österreich hat eine Zwischenbilanz zum seit Jahresbeginn in Kraft getretenen Energieeffizienzgesetz gezogen: „Ernüchternd" sieht WKÖ-Experte Stephan Schwarzer die bisheri- ge Umsetzung. Noch immer fehle die Richtlinienverordnung über Fotos: EAA / Pröll; istock die Anrechenbarkeit und den Wert der möglichen Sparmaßnah- men. Es gebe keine Rechtssicherheit, insbesondere für innovative Maßnahmen zum Energiesparen. Der Handel mit energiesparenden Maßnahmen sei minimal. 4 ENERGIE INSIDE NOV/15
EAA forciert Wettbewerb Die EAA intensiviert ihre österreichweiten Vertriebsaktivitäten. Speziell in den Bundesländern Steiermark, Kärnten und Salzburg profitieren bereits 500 Neukunden von den speziellen Energie- preisen bei Strom und Gas. Die derzeit gute Marktsituation gibt der EAA die Möglichkeit, vor allem Gewerbe- und Produktionsbetriebe mit einem hohen Energieverbrauch von ihren attraktiven Angeboten zu überzeugen. Mit einem kreativen und sympathischen Kunden- mailing unter dem Motto „Bringen Sie ihren Energietarif ins Trocke- ne“ konnte die EAA bei Gewerbekunden ebenso wie bei Groß- und Industrieunternehmen punkten. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer (Mitte) und der Präsident des Gemeindebundes Helmut Mödlhammer (2.v.r.) am EAA-Messestand EAA-Energiemanagement EAA auf der Kommunalmesse in Wien Die im September 2013 gestarteten EAA-Energie-Seminare zum Die EnergieAllianz Austria präsentierte sich von 9. bis 11. September Thema Energieeffizienz wurden in Summe von über 300 Kunden be- auf der Kommunalmesse in Wien. Interessierte konnten sich drei sucht. Im November 2014 fanden die ersten Termine der EAA-Work- Tage lang beim Messestand über die Leistungen der EAA informie- shopreihen zum Thema Energiemanagement 50001 statt. Knapp ein ren. Auch Bundespräsident Heinz Fischer mischte sich unter die Be- Jahr später, am 9. und am 16. September 2015, freuen wir uns ge- sucher und zeigte großes Interesse am EAA-Stand. Als Marktführer meinsam mit unseren Kunden, nach Abschluss der letzten Einzelter- begleitet die EAA drei Landeshauptstädte, fünf Statutarstädte, 88 mine die ersten zertifizierten Energiemanager aus dem Hause EAA Stadtgemeinden sowie 656 Gemeinden durch die Herausforderun- begrüßen zu dürfen. Gratulation an alle erfolgreichen Teilnehmer! gen der Energiewende. Darüber hinaus versorgt das Unternehmen mehr als 100 weitere Liegenschaften der Öffentlichen Verwaltung in ganz Österreich mit Strom und Erdgas. Russland und Ukraine legen Gasstreit bei Trotz schwerwiegender politischer Differenzen haben sich die Ukrai- ne und Russland auf die Gasversorgung für den kommenden Winter verständigt. Der für Energie zuständige Vizepräsident der EU-Kom- mission, Maros Sefcovic, hatte zwischen beiden Seiten vermittelt. Unterzeichnet sind die nötigen Dokumente allerdings noch nicht. Sefcovic sagte nach der Einigung: „Dies ist ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass die Ukraine im kommenden Winter ausreichende Gaslieferungen hat.“ Das sei laut Sefcovic für einen Die ersten von der EAA ausgebildeten Energiemanager mit Zertifikaten „anhaltenden, sicheren und verlässlichen Gastransit aus Russland in die Europäische Union“ auch nötig. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland für russisches Gas in die EU. Die Vereinbarungen betref- Ergebnissprung bei switch fen den Zeitraum von 1. Oktober 2015 bis Ende März 2016. Der Energielieferant switch, eine Tochter der EnergieAllianz Aust- Im Oktober solle die Ukraine zwei Milliarden Kubikmeter vom ria, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 ein deutliches Ge- russischen Energiekonzern Gazprom für ihre unterirdischen Lager winnplus verzeichnet. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstä- kaufen. Die Ukraine benötigt für den kommenden Winter mindes- tigkeit (EGT) hat sich von knapp 900.000 Euro auf 2,2 Millionen Euro tens noch zwei weitere Milliarden Kubikmeter Erdgas. mehr als verdoppelt. Fotos: EAA / APA-Schedl; EAA / Pressedienst HBF; E-Control; istock switch erwartet auch im neuen Geschäftsjahr ein gutes Er- gebnis und geht von einem moderaten Kundenwachstum aus, so Geschäftsführer René Huber. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr von 46,7 auf 47,4 Millionen Euro. Von den etwa 55.000 Kunden entfielen 35.000 auf Deutschland und 20.000 auf Österreich. ENERGIE INSIDE NOV/15 5
Wussten Sie, dass die EAA ... ... ab 1. Oktober mit mehr als 170 rund 2,2 Milliarden u umsetzen wird? Das Unternehmen beliefert 3,191.245 Millionen in 9 und 16 Bundesländern an 5 Vertriebsstandorten mit 56 . In Summe lieferte die EAA 18,5 Terawattstunden sowie 14,6 Terawattstunden . Mehr als die davon geht an Unternehmens- und Industrie- betriebe. Übrigens haben etwa 15% unserer eines unserer vielen ressourcenschonenden – ausgewählt – der zuliebe. Mit einem -volumen von 64 Terawattstunden bilden wir innerhalb der EAA- Gruppe die zentrale Schnittstelle zwischen Erzeugung, Vertrieb und Großhandelsmarkt. 6 ENERGIE INSIDE NOV/15
Neue Perspektiven für den Energiemarkt Die Fusion von Energievertrieb und Energiehandel – Ziele und Perspektiven Sehr geehrte zu Preisen von mehreren hundert Euro kom- Durch den gestaffelten Start eines Un- Leserinnen und Leser, men. Aufgrund der Marktveränderungen hat ternehmens können unerwünschte Ver- die beiden Schwesterunternehmen EAA- die EAA ihre Organisationsstruktur optimiert. brauchsspitzen vermieden werden. Daraus EnergieAllianz Austria und e&t wurden per Damit rücken die Experten des Stromein- entstehen für die EAA neue Geschäftsfelder, 1. Oktober zur neuen EnergieAllianz Austria kaufs noch enger mit jenen des Vertriebs wie der Regelenergiemarkt. Ein weiterer fusioniert. Damit sind Energievertrieb und zusammen. Vorteil: Innerhalb kürzester Zeit Pluspunkt der Fusion: In der vergrößerten -handel ab sofort unter einem Dach. Un- können richtige Marktentscheidungen im EAA können wir Synergien besser nutzen. sere Eigentümer WIEN ENERGIE, EVN und Sinne unserer Kunden getroffen werden. Etwa im Energiehandel, in der Vertriebs- ENERGIE BURGENLAND haben sich zu die- sem Schritt entschlossen, weil sich durch die Integration der erneuerbaren Energie in den Markt die Energiewirtschaft verändert hat. Bis vor einigen Jahren haben vor allem heimische Lauf- und Wasserkraftwerke so- wie thermische Kraftwerke den Energiebe- darf in Österreich gedeckt. Es gab Stromim- porte in einem geordneten Ausmaß und zu den Verbrauchsspitzen wurde Spitzenstrom nach Deutschland exportiert. Nach der Re- aktorkatastrophe in Fukushima beschloss die deutsche Bundesregierung 2011 den Atomausstieg Deutschlands bis 2022. Erneu- erbare Energie wurde vermehrt produziert und gleichzeitig wurde damit begonnen, Atomkraftwerke abzuschalten. Durch den Ausbau und die Subventionierung von Pho- tovoltaik und Windkraft verringerte sich die Rentabilität herkömmlicher Kraftwerke. Vor allem die an Emissionswerten gemessenen sauberen Gaskraftwerke konnten mit der billigeren Braunkohle nicht mehr mithalten. Sie wurden zum größten Teil abgeschrie- EAA-Geschäftsführer: Christian Wojta, ben. Trotz laufender Abschaltungen weiterer Jörg Sollfelner und Markus Felder (v.l.n.r.) thermischer Kraftwerke werden die Über- schüsse beim Stromangebot nach wie vor nicht kleiner: Das spiegelt sich auch in den Neue Geschäftsfelder steuerung, im Rechts- oder im IT-Bereich. hochvolatilen Börsenpreisen für elektrische Durch das Verschmelzen von Handel Mit mehr als 170 motivierten Mitarbeitern Energie wider. Diese Effekte sind für die eu- und Vertrieb ergeben sich neue Geschäfts- haben wir eine sehr gute Voraussetzung, um ropäischen Energieversorger herausfordernd. felder: Mit der Laststeuerung können bei weiterhin erfolgreich auf den nationalen und Denn es gibt Tage, an denen Strom an der Engpässen in der Stromerzeugung oder bei internationalen Märkten aktiv zu sein und Börse nichts oder fast nichts mehr kostet. großem Bedarf an Energie elektrizitätver- unsere energiewirtschaftliche Kernkompe- An anderen Tagen, an denen kein Wind bläst brauchende Geräte ab- und wieder zuge- tenz weiter auszubauen. Davon sollen vor Foto: EAA / Pröll und Wolken die Sonne verdecken, kann es für schaltet werden. Der Energiebedarf wird allem unsere Kunden und Geschäftspartner eine Megawattstunde an den Spotmärkten somit den Verbrauchsspitzen angepasst. profitieren. ENERGIE INSIDE NOV/15 7
Unter dem Dach der EAA fusionieren Österreichs größter Energievertrieb und das Energiehandelshaus e&t. Das neue Unternehmen wird ab Oktober 2015 mit mehr als 170 Mitarbeitern rund 2,2 Milliarden Euro umsetzen und insgesamt 3,2 Millionen Kunden mit Strom und Erdgas versorgen. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 10. Foto: EAA / Ehm ENERGIE INSIDE NOV/15 9
EnergieAllianz Austria Aufgrund der veränderten Marktbedingungen in der Energiewirt- EAA schaft wurden die EAA-EnergieAllianz Austria und der Energie- großhändler e&t unter dem Dach der EAA fusioniert. Das neue Un- ternehmen wird mit 3,2 Millionen Kunden rund 2,2 Milliarden Euro umsetzen und mehr als 170 Mitarbeiter beschäftigen. Die EAA, Öster- reichs größter Energievertrieb für Strom und Erdgas, und ihr Schwes- terunternehmen, die e&t Handelsgesellschaft m.b.H., wurden per 1. Oktober zu einem gemeinsamen Unternehmen fusioniert. Das neue Unternehmen wird künftig unter dem Namen EAA-EnergieAllianz Austria die europäischen Energiemärkte bearbeiten. Dem Unterneh- men stehen die bisherigen Geschäftsführer Ing. Mag. Christian Wojta, MBA und Mag. Markus Felder, MSc sowie der neu bestellte Mag. Jörg Sollfelner vor, der zuletzt sowohl Prokurist der e&t Handelsgesell- schaft m.b.H. als auch der EVN Energievertriebs-GmbH & Co KG war. Veränderungen auf dem Energiemarkt Hauptursachen für die Fusion von Handel und Vertrieb waren die verschärften Marktbedingungen, die verstärkte Marktintegrati- on erneuerbarer Energieträger als auch das Nutzen von Synergien zur optimalen Servicierung der Kunden. Aufgrund der klimatischen Veränderungen kommt es auch in Österreich immer öfter zu her- ausfordernden Situationen auf dem Markt. Wenn Photovoltaik und beteiligt und hat die Berechtigung zum Energiehandel in Österreich, Windparks für ein Überangebot am Markt sorgen, führt das regelmä- Deutschland, Tschechien, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Mazedo- ßig zu negativen Preisen auf dem Markt. Gleichzeitig führen Flaute nien und Ungarn. Dank des großen Kraftwerksparks, den die EAA- und Schlechtwetter zu akuter Energieknappheit und besonders ho- Gesellschafter besitzen, kann die EAA auf alle Marktsituationen fle- hen Preisen. Christian Wojta: „Unsere Organisation wurde jetzt den xibel reagieren: Der optimierte Einsatz des Gas-, Öl-, Kohle- und Hy- Erfordernissen des Marktes angepasst. Damit sind die Kommunikati- drokraftwerksparks samt Pumpspeicher- und Laufkraftwerken ist ein onswege zwischen unseren Handels- und Vertriebsprofis noch kürzer wichtiger Bestandteil für eine sichere Energieversorgung im Interesse geworden.“ der Kunden. Zusätzlich bietet die EAA als führender Energiehändler in Für die EAA stehen bei der Belieferung der Kunden mit Strom Mitteleuropa umfangreiche Dienstleistungen an, die im Zusammen- und Erdgas vor allem Stabilität und Versorgungssicherheit im Mittel hang mit dem Energiehandel stehen. Dazu gehören unter anderem punkt. „Mit der Fusion von Österreichs größtem Energievertrieb mit strukturiertes Beschaffungs- und Vertriebsmanagement, Spot- und dem Handelshaus e&t sorgen wir für Stabilität und unterstützen die Terminhandel, Marktinformation sowie Fahrplan-, Portfolio- und Ri- Weiterentwicklung zur Integration der europäischen Energiemärkte", sikomanagement. sagt Wojta. Kerngeschäft Vertrieb Neues Geschäftsfeld Energiehandel Die EAA führt von Wien aus ihre Vertriebsniederlassungen in Linz Von der Zentrale im Vienna Twin Tower handelt die EAA bilateral und Essen sowie die Vertriebsbüros in Berlin und München. Mit dieser an allen wichtigen europäischen Energiebörsen in Wien (EXAA, CEGH), kundennahen Unternehmensstruktur ist die EAA in der Lage, ihre Leipzig (EEX), Paris (EPEX), London (ICE), Rom (IPEX), Prag (OTE), Buka- zielgruppengerechte Marktbearbeitung konsequent umzusetzen. rest (OPCOM) sowie an der europäischen Klimabörse ECX und an den Industrie-, Groß- und Gewerbekunden im In- und Ausland werden OTC-Märkten. Dabei kauft die EAA an den internationalen Handelsplät- unter der Qualitätsmarke EAA angesprochen und beliefert. Preis- zen die von den Kunden benötigte Energiemenge zum bestmöglichen sensible Privatkunden und kleine Gewerbekunden werden über die Preis. Ebenso werden Handels- und Terminprodukte, Emissionszer- Wechselmarke switch und Umweltbewusste über die Ökostrommarke tifikate und Herkunftsnachweise an den Börsen ein- und verkauft. Naturkraft angesprochen. Neben dem reinen Energievertrieb ste- Die EAA ist an den Energiebörsen EEX in Leipzig und EXAA in Wien hen für die EAA immer mehr auch umfassenden Dienstleistungen 10 ENERGIE INSIDE NOV/15
und e&t rücken zusammen Energievertrieb und -handel nun unter einem Dach EAA in Kürze Hinter dem Namen EAA-EnergieAllianz Austria stehen als Eigentümer die Energiekonzerne WIEN ENERGIE, EVN und ENERGIE BURGENLAND. Die EAA ist die gemeinsame Energievertriebs- und Dienstleistungsgesell- schaft der Eigentümer. Seit 1. Oktober 2015 beschäftigt das Unternehmen mehr als 170 Mitarbeiter. Obwohl die EAA ein relativ junges Unterneh- men ist, verfügen die einzelnen Gesellschafter über mehr als hundert Jahre Erfahrung. Diese Markterfahrung und die bereits erzielten Erfolge am österreichischen und deutschen Markt haben die EAA zu einem der führenden Vertriebs-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen für Strom und Erdgas in Mitteleuropa gemacht. Insgesamt versorgt die EAA 3,2 Millionen Kundenanlagen mit Strom, Erdgas und energienahen Dienstleistungen. und Services im Mittelpunkt der Marktbearbeitung: von der in- dividuellen Beratung in allen Bereichen der Energienutzung bis hin zur Effizienzberatung für Unternehmen und Privatpersonen. Hier bündelt die EAA auch das Wissen und Know-how von EVN, WIEN ENERGIE und ENERGIE BURGENLAND: Vertrieb, Handel, Marke- ting und IT werden zentral gesteuert – und führen zu einem umfas- senden Produktportfolio, das die Bedürfnisse aller Zielgruppen ab- deckt. Durch die Größenvorteile konnte sich die EAA ihre Position auf dem Strom- und Erdgasmarkt in den vergangenen Jahren nicht nur sichern, sondern auch entsprechend ausbauen. Optimale Unterstützung von Kunden und Mitarbeitern Zusätzlich bietet die dezentrale Organisation der EAA viele Vorteile: außergewöhnliche Kundennähe und aktive Präsenz vor Ort sowie optimale Beratung und individuelle Lösungen. Auch die Mitar- beiter der EAA profitieren von der permanenten Weiterentwicklung des Unternehmens: In der eigens aufgebauten EAAkademie wer- den sie durch spezielle Seminare und Vorträge in ihrer persönlichen und beruflichen Weiterbildung unterstützt. Ein weiterer Pluspunkt der EAA: Ein bedeutender Teil der von der EAA verkauften Elektri- zität entstammt erneuerbaren Energiequellen. Es ist ein besonde- res Anliegen des Unternehmens, ressourcenschonende Energien Foto: EAA / Ehm sowie neueste Technologien zu nutzen, um Emissionen zu reduzieren und die Umwelt zu schützen. ENERGIE INSIDE NOV/15 11
Sichtbare Energiewende Eine Entdeckungsreise durch Österreichs neue Energiewelt: Vater Wolfgang und sein elfjähriger Sohn Lukas haben auf ihrer Radtour drei Bundesländer bereist und drei unter- schiedliche Kraftwerke in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland entdeckt. Dort erfahren die beiden, wie Strom aus den erneuerbaren Energieträgern Wind, Wasser und Sonne erzeugt wird. 12 ENERGIE INSIDE NOV/15
Samstag, 26. September, 09:13 Uhr Windpark Andau, Burgenland Die erste Station der gemeinsamen Reise ist der burgenländische Windpark Andau/Halb- turn. Er ist mit 79 Windkraftanlagen und einer installierten Leistung von 237 Megawatt der größte Windpark Mitteleuropas. Lukas ist von den 186 Meter hohen, modernen Stromtitanen begeistert: „Die sind ja unglaublich riesig!" Ihre Leistung ist ebenfalls beachtlich: Die Anlagen decken den Jahresstrombedarf von 155.000 Haushalten. Foto: EAA / Ehm ENERGIE INSIDE NOV/15 13
Der Kampf Seit 2002 besteht zwischen Deutschland und Österreich ein gemeinsamer freier Energiemarkt. um Doch der könnte bald Geschichte sein. Denn derzeit prüft die EU-Behörde ACER, ob es in dem gemeinsamen Marktgebiet zu Übertragungsengpässen kommt. Das Worst-Case-Szenario sind zwei Preiszonen und Mehrkosten von bis zu 275 Millionen Euro – für Bayern und Österreich. In Wien und München herrschen Verstimmung und Unverständnis Das hätte teure Folgen – vor allem auch für Österreich. Schwarzer: über die aktuelle Entwicklung auf dem europäischen Strommarkt. „Anstatt über die Teilung des bestehenden Strommarktes nachzuden- Polen hat die Angelegenheit mit einer Klage ins Rollen gebracht. Aber ken, sollte es vielmehr darum gehen, wie die Vorteile der gemeinsamen schon 2012 forderten die Netzbetreiber in Polen, Tschechien, der Slo- Preiszone noch besser genutzt werden können.“ wakei und Ungarn von Deutschland, den gemeinsamen Strommarkt mit Österreich aufzukündigen und mindestens zwei Preiszonen in Bis zu 275 Millionen Euro Mehrkosten Deutschland einzuführen. Dr.-Ing. Christian Zimmer, Senior Consultant der Beratungsge- Die Vorgeschichte: Im Norden Deutschlands wird in Offshore- sellschaft Consentec, hat im Auftrag der Strombörsen EEX und EPEX Windparks vergleichsweise viel erneuerbare Energie erzeugt. Der SPOT die wirtschaftlichen Effekte von Preiszonen in Mitteleuropa Strom wird vor allem im Süden Deutschlands benötigt. Doch die untersucht: „Preiszonen zu verkleinern, ist wirtschaftlich nicht sinn- innerdeutschen Stromnetze stoßen kapazitätsmäßig regelmäßig an ihre Grenzen. Die Energie sucht sich aufgrund von physikalischen Gesetzen den Weg des geringsten Widerstands und weicht regelmä- ßig nach Polen, Tschechien, in die Slowakei, Ungarn und auch nach „Kleinere Preiszonen bedeuten Österreich aus. Die jeweiligen Netzbetreiber haben alle Hände voll zu Nachteile für die europäische tun, um das Thema technisch in den Griff zu bekommen – obendrein Volkswirtschaft“ ist es kostspielig. Christian Zimmer Senior Consultant, Zur technischen Komponente kommt also auch noch ein wirt- Beratungsgesellschaft Consentec schaftlicher Aspekt: 2002 haben sich Deutschland, Österreich und Luxemburg dazu entschieden, ein gemeinsames Strommarktgebiet voll“, sagt er, „weil es dadurch zu einem Eingriff in den freien Strom- einzurichten. Seit zwölf Jahren gibt es einen gemeinsamen deutsch-ös- markt kommt.“ Das Aufteilen der bislang gemeinsamen Preiszone von terreichisch-luxemburgischen Strommarkt mit einheitlichen Preisen. Deutschland und Österreich führe zu erheblichen Zusatzkosten für Der Markt funktioniert nicht nur, sondern ist laut Univ-Doz. Dr. Mag. die Stromkunden in Mitteleuropa. Diese resultierten einerseits aus Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energie- der Schwierigkeit, „richtige“ und dennoch stabile Zonengrenzen zu politik der Wirtschaftskammer Österreich „ganz klar ein Erfolgsmo- finden, und andererseits aus der Vielzahl von Folgewirkungen, von dell.“ Nun will Polen mit seiner Klage bei der ACER überprüfen lassen, reduzierter Marktliquidität bis hin zur notwendigen IT-Umstellung bei ob die „Engpassbewirtschaftung dem europäischen Recht entspricht“, den Energieversorgern. wie das ein EU-Experte für den Strommarkt in Brüssel formuliert. Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Frühjahr eine Studie vorgelegt. Es hat Preisunterschiede Fotos: Schwarzer / WKO; Zimmer / Consentec „Die Preiszone mit von 1,70 Euro/MWh zwischen den fiktiven Preiszonen errechnet. Deutschland ist ganz klar ein „Konsumenten in der südlichen Preiszone“, zu der dann auch Öster- Erfolgsmodell“ reich gehören würde, müssten laut der Modellrechnung für Strom sogar um „275 Millionen Euro pro Jahr mehr zahlen“. Andere Unter- Stephan Schwarzer suchungen, die APG-Vorstand DI Mag. (FH) Gerhard Christiner beim Leiter der Abteilung für Umwelt- und EAA-Energie Talk erwähnt hat, sprechen von Mehrbelastungen von Energiepolitik der Wirtschaftskammer Österreich 300 bis 400 Millionen Euro für österreichische Verbraucher pro Jahr. 14 ENERGIE INSIDE NOV/15
den gemeinsamen Strommarkt Neben den Gegnern gibt es auch wenige Befürworter für die Ein- führung von Preiszonen. Zu ihnen zählt der deutsche Volkswirt Prof. Dr. Marc Oliver Bettzüge vom Energiewirtschaftlichen Institut der Universität Köln. Er sah Preiszonen in einem Kommentar für die Ta- geszeitung „Handelsblatt“ als „Beitrag zur Versorgungssicherheit in Süddeutschland“, weil „durch zwei Preiszonen würde der ökono- mische Mehrwert von süddeutschen Kraftwerken in Engpass- situationen transparent“. Ausbau der Netze Die DIW-Experten, allen voran der Forschungs- leiter Prof. Dr. Christian von Hirschhausen, lehnen jedenfalls Preiszonen ab, weil sie keinen „wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Netznutzung“ leisten und letztlich zu einer „geringeren Marktliquidität“ führen. Christian Zimmer sieht in kleineren Preiszonen „Nachteile für die europäische Volkswirt- schaft“. Er plädiert daher für den Ausbau der Netze und bricht für größere Preiszonen in Europa eine Lanze: „Wenn es weniger Preiszonengren- zen gibt, gibt es auch weniger Limits für den Strommarkt, dann können mehr Teilneh- mer an einem Marktplatz zusammenkommen.“ Eine Verkleinerung der Preiszonen ist für ihn nur als letzter Ausweg denkbar, wenn der Netzausbau nicht rechtzeitig erfolgt. Behebung der Engpässe Österreichs Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner äußerte sich im Sommer vehement gegen Preiszonen. Er forderte seinen deutschen Ressortkollegen Dr. Sigmar Gabriel in einem Brief auf, gegen diese Teilung des Strommarktes aufzutreten. Auch die deutsche Strompolitik und die Foto: istock deutsche Bundesnetzagentur lehnen bisher eine Auf- teilung der deutsch-österreichischen Preiszone ab. > ENERGIE INSIDE NOV/15 15
Satellitenbild: Europa bei Nacht Foto: istock 16 ENERGIE INSIDE NOV/15
Als Gründe nennen sie die „Verringerung der Liquidität und die zumindest Deutschlands Wirtschaftsminis- Gefahr der Ausübung der Marktmacht“. In Deutschland wird un- ter Sigmar Gabriel. Er besteht auf den Bau terdessen akribisch daran gearbeitet, die Ursachen für die Überbe- von weiteren Starkstromtrassen vom Nor- anspruchung der Netze zu beheben: Unter dem Stichwort Redes- den und Osten Deutschlands nach Bayern patching werden die Stromproduzenten in Norddeutschland immer bis 2024. Das sorgte im Freistaat für poli- öfter angewiesen, weniger Elektrizität ins Netz einzuspeisen, um Eng- tischen Wirbel und Widerspruch. Gabriel pässe in den Leitungen von Norddeutschland zu überwinden. Gleich- drohte den Bayern zuletzt sogar mit Preis- zeitig werden Stromproduzenten in Süddeutschland aufgefordert, zonen – mit dem Effekt, dass nun die politi- ihre Produktion anzukurbeln. Etwas langfristiger, aber umso nach- schen Akteure wieder an einem Tisch sitzen, Sigmar Gabriel haltiger ist der Ausbau der Netze bei unserem nördlichen Nachbarn. um an einer Lösung zu arbeiten. Bundeswirtschafts- Aktuell wird zwischen Thüringen und Bayern eine Starkstromleitung minister Deutschland gebaut. Sie soll die Stromversorgung in Nordbayern sichern, wo ein Prüfung durch Behörden Kernkraftwerk abgeschaltet werden soll, und damit auch helfen, die Unterdessen sind Beamte der Agentur für die Kooperation der Probleme mit Polen, Tschechien und der Slowakei zu lindern. Energieregulatoren in Europa (ACER) mit Sitz im slowenischen Laibach Diese Leitung sollte 2016 fertig werden, und das wäre auch für zu einem Ergebnis gekommen: Sie haben Ende September deutsche Österreich gut – jedoch in Wirklichkeit nur ein Tropfen auf dem hei- und österreichische Regulierungs- sowie Übertragungsnetzbetreiber ßen Stein. Besser wären noch mehr innerdeutsche Leitungen, meint dazu aufgefordert, sich zur Einführung eines Engpassmanagements zu verpflichten und einen Zeitplan vorzulegen. Regulator Martin Graf kommentiert das Ergebnis von ACER als „eine Meinung, die eine Netz- situation in der Vergangenheit behandelt. Uns geht es aber um die Zukunft. Wir sollten daher vor allem über Alternativen nachdenken, die volkswirtschaftlich sowohl für Österreich als auch Deutschland positive Effekte haben und somit kostengünstiger und effektiver sind als das Einrichten des künstlichen Engpasses.“ Klar ist, dass die Ge- Der Rechtsweg spräche zwischen Deutschland und Österreich nun auf Hochtouren Das von Polen bei der Agentur für die laufen. Offen ist das Ergebnis. Und auf das wartet nicht nur die Ener- Kooperation der Energieregulatoren in Europa giewirtschaft mit großer Spannung. ACER angestoßene Verfahren war bei Redaktionsschluss noch anhängig. Die weitere Vorgangsweise ist in der EU „vorgezeichnet“, wie ein hochrangiger EU-Beamter gegenüber EAA-Energie Inside erklärt: „Die ACER wird zunächst eine nicht Preis- verbindliche Stellungnahme abgeben. Binnen vier Monaten müssen zonen in Europa die Parteien reagieren. Wenn das nicht geschieht, wird die ACER das Österreich und Deutschland sind eine der EU-Kommission mitteilen. Und dann liegt es an der Kommission, Preis- oder Biddingzone, weil es keine Engpässe an zu reagieren“, also soweit erforderlich ein Vertragsverletzungsverfah- den Grenzen gibt. An den Grenzen anderer europäischer ren einzuleiten. Parallel dazu liegen seit Mitte August EU-Regeln zu Länder, aber auch innerhalb von Nationalstaaten, kommt es Preiszonen vor. Laut EU-Kreisen wird zunächst eine Studie der bei der Stromversorgung hingegen immer wieder zu Engpässen. So europäischen Übertragungsnetzbetreiber zu Preiszonen gestartet. zum Beispiel zwischen Spanien und Portugal, die fallweise auch eine Die Empfehlung von ACER können die Mitgliedsstaaten dann gemeinsame Preiszone sind. Aber sobald die Übertragungskapazitäten laut dem EU-Beamten „umsetzen oder auch nicht. In nicht funktionieren, sind die Länder getrennt. Auf nationaler Ebene gibt es der Verordnung ist das jedenfalls nicht geregelt.“ Systeme mit Preiszonen seit 2001 in Norwegen und seit 2011 in Schweden Hier sind also kurzfristig keine Ergeb- und Italien. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) lag nisse zu erwarten. der Preisunterschied zwischen den Zonen in Schweden in den vergangenen Jahren bei zwei Euro je MWh. Laut dem DIW-Bericht wurden „die grundle- genden Probleme der schwedischen Stromwirtschaft – Nutzung der Win- dressourcen im Norden und die zukünftige Rolle der Atomkraft – durch Foto: Bundeswirtschaftsministerium Deutschland die Preiszonen nicht wesentlich gemildert“. Gescheitert ist das Eng- passmanagement laut DIW zum Beispiel in den USA zwischen Pennsylvania, New Jersey und Maryland. Aufgrund von erratischen Preisvariationen sagte der Regulator das System binnen weniger Monate wieder ab. ENERGIE INSIDE NOV/15 17
Steuern wir auf eine Planwirtschaft zu? Im Interview mit EAA-Energie Inside spricht Univ.-Prof. DI Dr. Reinhard Haas über den Energiemarkt, die Liberalisierung und von Fehlern der Europäischen Union (EU). Sie aktualisieren für Ihre Hier hat die Europäische Union in dem Sinn Vorlesungen und Seminare versagt, dass sie die falschen Ziele gesetzt laufend die Inhalte. Was steht hat. Wenn ich die Reduktionsziele so niedrig im Wintersemester auf dem ansetze, wie sie angesetzt wurden, dann darf Programm? ich mich nicht wundern, dass kein Anreiz Es sind vor allem die geopolitischen mehr darin besteht, die Emissionen weiter zu Entwicklungen rund um Ölpreise und Flüs- verringern. Strom aus schmutziger Kohle ist sigerdgas, die internationalen Diskussionen heute wesentlich billiger als aus sauberem um Kapazitätsmärkte versus Energy Only Gas. Märkte sowie die Integration erneuerbarer Energieträger in das Stromsystem. Aber auch Das heißt, der Preis für eine das Thema Nuklearenergie rund um das in Tonne Kohlendioxid ist zu nied- Planung befindliche britische Kernkraftwerk rig. Was wäre Ihrer Meinung so sinnvoll, wie Ananas züchten in Alaska." Hinkley Point. Energie-Förderungen stehen nach ein besserer CO2-Preis? Für diese Arroganz zahlen seine Nachfolger ebenfalls auf dem Programm, insbesondere Ein Preis von mehr als 30 Euro je Tonne jetzt den Preis. die Förderung der Kernenergie. Wenn wir wäre das richtige Signal. Auf diesem Niveau erneuerbare Energie, Atomkraft und auch waren wir schon einmal und dieses Niveau Sie haben vorhin von Plan- Erdgas subventionieren, dann stellt sich die ist verträglich. Wenn wir allerdings einen wirtschaft gesprochen – Fakt Frage, ob wir nicht wieder auf eine absolute Preis von 50 Euro je Tonne hätten – und das ist: Die Freiheit der Energie- Planwirtschaft zusteuern. wäre bis 2020 durchaus akzeptabel gewe- versorger wird laufend einge- sen – würde das die Treibhausgasemissionen schränkt. entsprechend stärker reduzieren. Ja, richtig, aber diese tragen teilweise auch selbst dazu bei, etwa mit der Forderung Glauben Sie, dass 50 Euro nach Kapazitätszahlungen. Meiner Meinung durchsetzbar wären? nach steht der Strommarkt europaweit auf Eine Steigerung auf 50 Euro je Tonne CO2 der Kippe: Geht es mehr in Richtung Markt- wäre vertretbar. Aber es ginge nicht von heu- orientierung – das würde auch die Verbrau- te auf morgen und würde von der internatio- cherseite, beispielsweise durch Demand-Side nalen Seriosität in Bezug auf Vereinbarungen Management, stärker einbeziehen – oder geht abhängen. es vor allem auch mit den Kapazitätszahlun- gen wieder in Richtung Planwirtschaft? Was sagen Sie zur Bewegung auf dem deutschen Markt? In welche Richtung wird es Da drängt sich eine Frage auf: Viele Unternehmen waren lange der Ihrer Meinung nach gehen? Ist die Restrukturierung des Meinung, dass sie die Energiewende nicht Das ist zum Beispiel bei Infrastrukturin- Strommarkts gescheitert? betrifft. Der frühere Vorstandsvorsitzende vestitionen unerheblich, weil sich an dem Nein! Aber sagen wir es so: Es haben der RWE, Jürgen Großmann, hat zum Bei- folgenden Grundprinzip nichts ändern wird: Fotos: EAA / Schedl nicht alle marktwirtschaftlichen Instrumen- spiel einmal gesagt: „Unter einer Million Wenn Investitionen in Netze oder Kraftwerke te das gebracht, was man von ihnen erwar- rühre ich keinen Finger bei einer Investition." notwendig sind, dann werden das die Verbrau- tet hat. Zum Beispiel der Emissionshandel: Er meinte: „In Photovoltaik zu investieren, sei cher bezahlen – egal ob die Stromversorgung 18 ENERGIE INSIDE NOV/15
wieder zum Monopol wird oder der Markt Das heißt? Das heißt im umkämpft bleibt. Wenn sie sehen, Energie wird knapp und Regelenergiebereich wir haben Verbrauchsspitzen, aber ange- beginnt der Wettbewerb. Zum Wettbewerb: Wo am botsseitig schaut es schlecht aus, reagieren Ja. In verschiedenen Ländern gibt es Markt sehen Sie aktuell sie flexibel. Sie reduzieren in ihren 30 ag- hier Wettbewerb und der wird durchaus Wettbewerb? gregierten Bürogebäuden die Leistung ent- intensiver werden. Hier gibt es schon etliche Wenn wir uns den Markt für Regelener- sprechend, um aus den Einnahmen aus dem Player, die auf attraktive Preissignale warten, gie anschauen, gibt es dort Wettbewerb (der Regelenergiemarkt zu profitieren. um sich dann an dem Markt zu beteiligen. in Österreich am Anfang steht. Anm. d. Red). Mit der Regelenergie werden kurzfristige Wie machen sie das? Wird der Energiemarkt in Schwankungen ausgeglichen. Da gibt es eine Dazu werden etwa die vorhandenen Zukunft anders aussehen Vielzahl von Interessenten, die hier mitspie- Speicherressourcen ausgeschöpft. Auch die als heute? len und die vor allem auf der Verbraucherseite Stromanwendungen für Temperieren, Kühlen Ja, sehr wohl. Bis vor ein paar Jahren Flexibilität einbringen. oder Beleuchtung müssen in der Regel nie waren die Erzeuger das zentrale Glied in alle gleichzeitig mit voller Leistung laufen. einer Versorgung. Aber die reinen Erzeuger Gibt es dafür ein konkretes Sie können mit Hilfe von Lastenmanagement verlieren zunehmend an Bedeutung. Beispiel? entsprechend gesteuert werden. Dadurch Ja, die slowenische Telekom. Die aggre- lassen sich die Spitzen verschieben. Und wer gewinnt? giert Bürogebäude. Sie nimmt zum Beispiel Heute stehen die Versorger im Mittel- 30 Bürogebäude unter Vertrag und nützt das Das heißt: Man spart, wenn punkt. Sie müssen schauen und mussten Stromverbrauchsverhalten dieses Gebäude- der Strom teuer ist, und ver- das schon immer, woher sie den Strom be- Foto: TU Wien parks, um auf dem Regelenergiemarkt mit- braucht, wenn er günstig ist. kommen, den sie ihren Kunden liefern. Von zuspielen. Ja – wenn es auf dem Strommarkt Über- ihren Kunden können sie auch ein bisschen schüsse gibt und der Strom günstig ist, kön- Flexibilität verlangen. nen sie mit der vollen Leistung hineinfahren und zum Beispiel ihre Heizungsspeicher wie- Was meinen Sie mit der vollkommen füllen. Und wenn die Ener- Flexibilität? giepreise hoch sind, schöpfen sie die Mög- Es gibt auch unter dem Aspekt der lichkeiten ihrer Speicher aus und verschieben Photovoltaikeigenversorger für Kunden die Spitzen. Es geht dabei um technisches zwei Tarifkomponenten: eine Leistungskom- Demand-Management, das von Preisen auf ponete, die sagt, was ich pro maximaler einem bestimmten Markt abhängt. Leistung, die ich einspeise oder entnehme, bezahle und einen Arbeitspreis für die Kilo- Sie sehen hier Chancen. wattstunde. Wenn ich Sicherheitsstrom in Über Univ.-Prof. DI. Dr. Es gibt auf der Nachfrageseite viele beliebigem Ausmaß rund um die Uhr haben Reinhard Haas: Möglichkeiten, flexibel zu sein. Aber viele möchte, bezahle ich einen höheren Tarif als Reinhard Haas ist außerordentlicher Uni- Unternehmen kennen sie noch nicht. Die wenn ich mit mehr Flexibilität einverstanden versitätsprofessor am Institut für Elektri- Preiskurven waren in den vergangenen Jah- bin. sche Anlagen und Energiewirtschaft der ren so flach, dass sich das kaum ausgezahlt TU Wien und seit 1996 stellvertretender hat. Aber im Regelenergiemarkt gibt es er- Letzte Frage: Institutsvorstand. Er hält Vorlesungen zu hebliche Anreize. Die Potenziale solcher ver- Erneuerbare Energie hat die den Themen Energiewirtschaft, Regulie- braucherseitiger Optionen sind interessant. Versorgung nicht unbedingt rung und Markt in der Energiewirtschaft stabiler gemacht. Sehen Sie sowie Energiemodelle. Derzeitige For- da Gefahren? schungsschwerpunkte von Prof. Haas sind Die Angst vor großflächigen Stromaus- erneuerbare Energieträger, Liberalisierung fällen ist sicher übertrieben. Es gibt zwar versus Regulierung von Energiemärkten potentielle Risiken aufgrund von höherer sowie Energiemodelle und Prognosen. Seit Gewalt, aber die gab es auch schon vor 50 mehr als zehn Jahren arbeitet er in diesen Jahren. Was heute neu dazu gekommen ist, Gebieten und publizierte dazu mehr als ist die Cyberkriminalität. Aber hier wird auf 50 Beiträge in Büchern und Zeitschriften. einer anderen Ebene Vorsorge zu treffen Weiters leitete Prof. Haas eine Reihe von sein, nicht auf der energietechnischen. Projekten im Auftrag nationaler Ministerien und der EU. Danke für das Gespräch! ENERGIE INSIDE NOV/15 19
Mythen zum EnergieMarkt FAKTENCHECK Mehr Wettbewerb und Transparenz Mythos 2: auf Österreichs Energiemarkt Viel zu niedrige Wechselrate Sowohl Gesetzgeber, Sozialpartner als auch Bundesaufsichtsbe- und komplizierter Wechselprozess hörden kritisierten in der Vergangenheit Wettbewerbsdefizite am Seit 2001 kann jeder Stromkunde und seit 2002 jeder Gaskunde heimischen Strom- und Gasmarkt und unterstellten den Konsumen- in Österreich seinen Energieanbieter frei wählen. Diese freie Wahl des ten, sich wenig zu bemühen, um den Anbieter zu wechseln. Doch die Energieanbieters haben seit der Liberalisierung der Energiemärkte be- von der E-Control lang gepflegten und von den Medien gerne ver- reits mehr als 1,5 Millionen Österreicher – vom Haushaltskunden bis öffentlichten Mythen eines schwach ausgeprägten österreichischen zum Industriekunden – in Anspruch genommen. Im Detail haben seit Energiemarktes mit wenig Wettbewerb bekommen nun Risse. Am 9. der Marktöffnung 18 Prozent aller Haushaltskunden und 29 Prozent Juni erörterte der Wirtschaftsausschuss des Österreichischen Parla- aller Unternehmenskunden ihren Energieanbieter gewechselt. Die ments den Tätigkeitsbericht (III-165 d.B.) der E-Control zum Thema Wechselaktivität der Industriekunden (lastganggemessene Kunden) Energiepolitik unter dem Titel „Mehr Wettbewerb und Transparenz auf ist noch höher. Mit 89 Prozent haben fast alle Groß- und Industrie- Österreichs Energiemarkt“. Der von den beiden Vorständen DI Walter kunden zumindest einmal ihren Energielieferanten gewechselt und Boltz und DI (FH) Mag. (FH) Martin Graf, MBA präsentierte Bericht repräsentieren einen höchst kompetitiven Wettbewerbsmarkt. Fast alle bescheinigt den Konsumenten zunehmende Bereitschaft, ihren An- heimischen Strom- und Gasanbieter bieten Kunden und Interessen- bieter zu wechseln, und belegt damit auch das Vordringen des Wett- ten einen einfachen Online-Anbieterwechsel ohne Unterschrift. Bei 80 bewerbs auf dem heimischen Energiemarkt. Im Detail wurde festge- Prozent der Stromanbieter und bei 95 Prozent der Gasanbieter wird halten, dass der heimische Energiesektor zunehmend von Wettbewerb ein prompter Online-Anbieterwechsel angeboten. Der im Handel oder und Transparenz geprägt ist. Neben der starken Zunahme des Ökostro- anderen Branchen übliche Standard von Online-Shoppingportalen manteils wurde auch ein deutlicher Anstieg beim Versorgerwechsel ist auch am Energiemarkt „State of the Art“. 83 Prozent der Kunden dokumentiert. Dennoch hat sich der Ton der Beiträge zum Thema gaben bei einer Studie im Auftrag der E-Control an, mit der Einfachheit Wettbewerb am Energiemarkt in den Medien auch im Jahr 2015 kaum des Wechsels sehr zufrieden oder zufrieden gewesen zu sein. verändert: Wir wollen daher im nachfolgenden Faktencheck die nach wie vor bestehenden Mythen eines geringen Wettbewerbs am Strom- und Gasmarkt aufzeigen und klarstellen, wie es nun wirklich um den Mythos 3: österreichischen Strom- und Gasmarkt bestellt ist. Kaum Wettbewerb und zu wenig Service Österreichs Strom- und Gasmarkt wird seit Jahren fehlender Mythos 1: Wettbewerb nachgesagt. Wahr ist, dass den Wettbewerb in Österreich Zu wenig Energieanbieter und zu wenig Auswahl heute niemand mehr leugnen kann. Der Wechsel des Energieanbie- Die Zahl der am Markt tätigen Anbieter hat sich seit dem Jahr ters dauert 15 Minuten und ist mittlerweile genauso einfach wie der 2001 um 44 Prozent auf 173 Unternehmen erhöht. In Österreich Wechsel des Mobilfunkbetreibers. Die bereits erwähnte Tatsache, dass gibt es heute so viele Anbieter und Produkte wie noch nie: Kunden 18 Prozent aller Haushaltskunden und 29 Prozent aller Unternehmen in Österreich können unter 140 unterschiedlichen Stromanbietern in Österreich ihren Energieanbieter zumindest einmal gewechselt ha- auswählen, 30 davon sind österreichweit tätig. Aus wie vielen Ange- ben, zeigt, dass die Markt- und Wettbewerbsstrukturen in Österreich boten ein Kunde wählen kann, ist vom Wohnort abhängig. Ein Kunde bestens funktionieren. Allerdings steht in einem Wettbewerbsmarkt in Wien etwa kann zwischen 34 verschiedenen Stromlieferanten und neben der Kundengewinnung natürlich auch die Kundenbindung an 64 unterschiedlichen Stromprodukten wählen. Am Gasmarkt gibt es vorderster Stelle. Sowohl die EU als auch die Bundesnetzagentur in insgesamt 33 verschiedene Unternehmen, die über 40 unterschiedli- Deutschland haben festgehalten, dass die Wechselquote kein alleiniger che Gasprodukte anbieten. Neben der Zahl der Energieanbieter steigt Indikator für das Funktionieren des Wettbewerbs ist. Der liberalisier- auch die Menge der erhältlichen Strom- und Gasprodukte rasant. Die te Energiemarkt mit einem ausgeprägtem Wettbewerb zeichnet sich Energieunternehmer passen ihre Produkte immer besser an die Wün- dadurch aus, dass sämtliche Marktteilnehmer einen fairen Kampf um sche der Konsumenten an. Alleine in der ersten Hälfte des heurigen den Kunden führen. Anbieterwechsel finden in alle Richtungen statt. Foto: istock Jahres hat sich die Zahl der erhältlichen Produkte um 30 Prozent Doch das Credo der Medien lautet im Sinne der Schnäppchenjäger: erhöht. weg vom Qualitätsanbieter – hin zu einem alternativen Diskonter. 20 ENERGIE INSIDE NOV/15
Bunte Vielfalt am Energiemarkt: Österreichs Konsumenten können heute zwischen so vielen Strom- und Gasanbietern wählen wie noch nie. Gleichzeitig wird aber konsequent verschwiegen, welche Vorteile über die Vorbereitungsarbeiten zur thermischen Sanierung bis hin zum Er- man aus einem Wechsel in die andere Richtung – also vom alterna- stellen individueller und regional regionalspezifischer Energiekonzepte. tiven Diskonter wieder zurück zum Qualitätsanbieter – hat. Quali- Denn es ist der Konsument, der letztendlich durch seine Nachfrage tätsanbieter forcieren im Gegensatz zu Diskontanbietern laufend ihre entscheidet, welche Produkte und Dienstleistungen erfolgreich sein Kernkompetenzen im Bereich der Servicequalität, der technischen werden. Lösungskompetenz und der Energieberatung. Neben effektiven Stro- munfall-Versicherungen und Bonuspunkteprogrammen stehen vor Fazit zum Faktencheck allem Gratis-Energieberatungen zu Energieeffizienz-Themen im Mit- Die Liberalisierung des Energiemarkts in Österreich ist aus Sicht telpunkt der Servicepakete von Qualitätsanbietern. Die „nackten Ki- der Kunden eine Erfolgsgeschichte. Der seit 14 Jahren bestehende lowattstunden“ der Diskontanbieter werden nicht die Produkte der Wettbewerb in Österreich brachte den Konsumenten in allen Bundes- Zukunft sein. Mehr als ein Drittel der Konsumenten will wissen, was ländern klare Vorteile. Von der Liberalisierung haben alle Kundengrup- sie für einen effizienteren Umgang mit Energie konkret tun können. pen profitiert. In Summe haben sich die Kunden seit 2001 rund 80 Die Bandbreite der Qualitätsanbieter reicht von einfachen, aber un- Millionen Euro erspart: 49 Millionen Euro bei Strom und 31 Millionen verzichtbaren Beratungsgesprächen zum Thema Wärmedämmung Euro bei Gas. ENERGIE INSIDE NOV/15 21
freien Willk mmen im Markt 22 ENERGIE INSIDE NOV/15
Samstag, 26. September, 16:35 Uhr Laufkraftwerk Freudenau, Wien Die Entdeckungstour mit dem Fahrrad und der Bahn geht weiter: Vater Wolfgang und sein Sohn Lukas erreichen das Kraftwerk Freudenau an der Donau in Wien. Mit einem Laufrad-Durchmesser von siebenein- halb Meter zählen die Turbinen des Flusskraftwerks Freudenau zu den größten in Europa. Hier werden aus Wasserkraft 1.052 Gigawattstunden Strom pro Jahr produziert. Besonders neugierig macht den elfjährigen Lukas die Fischaufstiegshilfe, denn Sie hilft mehr als 40 Fischarten beim Überwinden der Staustufe. Foto: EAA / Ehm ENERGIE INSIDE NOV/15 23
Marktöffnung bringt Vorteile für Konsumenten Am 1. Oktober 2001 wurde Österreichs Strommarkt und ein Jahr später am 1. Oktober 2002 wurde Österreichs Gasmarkt vollständig liberalisiert. Alle Kunden – von privaten Haushalten bis zur Groß- industrie – können seither zwischen grüner, sauberer, günstiger oder einfach sicherer Energie wählen. Durch die Öffnung der Energiemärkte in Beispiel und verabschiedete in den Jahren In Österreich etwa haben bis dato rund Österreich wurden aus den No-Name- 1996, 2004 und 2009 drei Reformpakete, 20 Prozent der Kunden zumindest einmal Commodities Elektrizität und Erdgas vielfäl- um einen europäischen Binnenmarkt im ihren Energieanbieter gewechselt. Damit tige Produktportfolios mit eigenständigen Gas- und Stromsektor zu etablieren. Dabei liegt man im guten europäischen Mittel- Markenimages für einzelne Zielgruppen ent- stand – neben der Einführung eines diskri- feld. Dabei ist zu beachten, dass niedrige wickelt. Ziel war und ist es, den unterschied- minierungsfreien Zugangs zu den Stromnet- Wechselraten nicht per se auf eine schwa- lichen Kundenwünschen und Ansprüchen zen – zunächst die schrittweise Öffnung des che Wettbewerbsintensität hinweisen. Sie am Markt gerecht zu werden. Die Angebots- Strommarktes für Großverbraucher im Mit- können auch durch eine kompetitive Preis- vielfalt für Konsumenten bei der Auswahl telpunkt. Seit 2007 haben auch Kleinkunden setzung der Marktteilnehmer oder eine des für sie besten Angebots ist heute ganz innerhalb der EU das Recht, ihre Lieferanten hohe Kundenzufriedenheit begründet sein. selbstverständlich. Der Wechsel eines Strom- frei zu wählen. Die europäischen Konsumen- Wie die EU-Kommission bereits festgestellt oder Gasprodukts ist mittlerweile genauso ten reagieren in den einzelnen Ländern bis- hat, sind etwa der Faktor Marktkonzentra- einfach wie der Wechsel eines Telefon- oder lang mit unterschiedlicher Nachfrageintensi- tion oder die Anzahl der Marktteilnehmer, Internetprodukts. Für private Haushalte, tät auf die neuen Marktbedingungen. Außer die Vielfalt der am Markt angebotenen landwirtschaftliche Betriebe, Gewerbe- oder in Großbritannien ist nach wie vor mehr als Produkte und Dienstleistungen oder die Großkunden ist 14 Jahre nach dem Beginn die Hälfte aller Haushalte in den einzelnen Preisregulierung ein viel entscheidenderes der Energiemarktliberalisierung die Auswahl europäischen Ländern ihrem angestamm- Indiz für das Funktionieren der Märkte im des besten Angebots zur Routine geworden. ten Energielieferanten treu geblieben. Energiebereich. Die Entscheidung zur Öffnung des Strom- und Gasmarkts war eine Folge des Beitritts Österreichs zur Europäischen Union (EU) und des Energie-Binnenmarktpakets der EU. Die Ziele der Liberalisierung waren: Mehr Wett- bewerb sicherzustellen, die Ökologisierung voranzutreiben sowie Energieeffizienz und Versorgungssicherheit innerhalb der EU zu verbessern. Durch den freien Wettbewerb der Energiemärkte werden die Konsumen- Hohe Wechselraten allein ten heute zu den günstigsten Konditionen sind kein Indiz für einen markt- und kundengerecht mit elektrischer funktionierenden Wettbewerb. Energie und Erdgas versorgt. Die Wechselquote zeigt nur einen Ausschnitt der Wett- Energiemarktöffnung in Europa bewerbsintensität. Das haben die EU sowie die Bundesnetz- Großbritannien initiierte 1990 als ers- agentur in Deutschland bereits bestätigt. Die Einbeziehung des ter europäischer Staat die Öffnung seines Wechsels zu anderen Produkten des bisherigen Versorgers in die Stromsektors. Mit der Absicht, die Effizienz Beurteilung des Wettbewerbs ist daher zwingend. Kundenbin- zu steigern, wurde der staatliche, vertikal dungsmaßnahmen und Alternativangebote an die eigenen Kun- integrierte Energieversorger entflochten und den sind als Elemente des Wettbewerbs anerkannt, senken aber der Markt für neue Produzenten, Händler tendenziell die Wechselbereitschaft und in weiterer Folge und Lieferanten geöffnet. Die EU folgte dem die Wechselquote. Solche Angebote sind Alternativen zu einem Anbieterwechsel und die Reaktion auf intensiven Wettbewerb. 24 ENERGIE INSIDE NOV/15
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