NACHHALTIGKEIT - JULI 2021 - Sparkassenzeitung
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JULI 2021 seit 1906 NACHHALTIGKEIT SEITE 6: +2 GRAD – KAMPF DEM KLIMAWANDEL | SEITE 10: INTERVIEW BERND SPALT, CEO ERSTE GROUP | SEITE 24: JUNG, INNOVATIV UND NACHHALTIG
Eine geschichtsträchtige Zeitung. IM DIENSTE DER SPARKASSEN. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1906 nimmt die Österreichische Sparkassenzeitung die Rolle als Gedächtnis der Sparkassen ein. Sie ist zugleich ein unerschöpfliches Archiv an Artikeln und Meinungen und – mit kurzen zeitlichen Abständen, in denen sie nicht erschien – immer ein wichtiges Kommunika- tionsmittel zur Identitätsstiftung, zur Vermittlung wirtschaftlichen Wissens und recht- licher Informationen gewesen. IMPRESSUM UND OFFENLEGUNG GEMÄSS MEDIENGESETZ: Bezeichnung des Mediums: Österreichische Sparkassenzeitung; Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Österreichischer Sparkassenverband, Am Belvedere 1, 1100 Wien, E-Mail: info@sv.sparkasse.at; Generalsekretär: Franz Portisch; Präsident: Gerhard Fabisch; Chefredakteur: Markus Nepf; Stv. Chefredakteur: Kai Schubert; MitarbeiterInnen: Stephan Scoppetta, Herta Scheidinger (CvD), Helene Tuma, Sandra Wobrazek, Amrit Rescheneder; Redaktionsbeirat: Karin Berger, Christian Hromatka; Fotos des Covers und der Rückseite: istock.com; Art Direktion/Gestaltung/Produktionsleitung: Dina Gerersdorfer, www.dinagerersdorfer.com; Bilanzenproduktion: Bernsteiner Media GmbH; Redaktionsleitung: Stephan Scoppetta, Herta Scheidinger (www.feuereifer.at); Lektorat: Gudrun Puhr. Die abgebildeten Fotos sind zum Teil vor der Corona-Pandemie entstanden bzw. wurden nach den zum Zeitpunkt ihrer Entstehung geltenden Hygieneregeln angefertigt. Produktion/Litho/Druck: Bernsteiner Media GmbH, Ursula Preiss, Goldschlagstraße 172/1/OG 4/2, 1140 Wien, www.bernsteiner.at; Offenlegung gemäß § 5 ECG und gemäß § 25 Mediengesetz: http://www.sparkassenverband.at/de/ueber-uns/impressum Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, UW-Nr. 785. Die Sparkassenzeitung ist zudem PEFC-zertifiziert und unterstützt ein internationales Waldschutzprogramm von ClimatePartner/Klimaneutral. 785 Sollten Sie eine Ausgabe erhalten haben, in der die beiliegenden Bilanzen nicht mehr enthalten sind, können Sie diese online unter www.sparkassenzeitung.at oder unter der Telefonnummer +43 (0) 50100 28425 nachbestellen. ['∫pa:rkassәn] 2
Ausgabe 3/2021 ['∫pa:rkassәn] INHALT 10 Foto: Daniel Hinterramskogler für Erste Group Zeichnung: Dina Gerersdorfer 6 26 Foto: Haselsteiner/Singer 24 Foto: AgroBiogel I M FOKUS 14 LAND & MÄRKTE 4 Wir haben es selbst in der Hand 24 Editorial und Kurznachrichten Der Zustand unserer Erde in Zahlen Jung, innovativ und nachhaltig Die österreichische Start-up-Szene ECONOMY 16 punktet mit schlauen Ideen beim 6 Wir glauben an morgen Das Nachhaltigkeitsprogramm Umweltschutz +2 Grad – Kampf dem Klimawandel der Steiermärkischen Sparkasse Erste Group und Sparkassengruppe WERTE setzen ein starkes Zeichen für mehr Umweltschutz 18 26 Nachhaltigkeit als Die fleißigen Mitarbeiterinnen 8 wertvolles Geschäftsprinzip auf dem Dach ImkerInnen Heidrun Singer und „Jeder Einzelne muss Druck Die XAL GmbH produziert innovative Lichtsysteme und setzt Friedrich Haselsteiner haben am Erste auf die Politik ausüben“ sich aktiv für den Klimaschutz ein Campus 40.000 Bienen angesiedelt Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb fordert mehr Nachdruck bei Klima- schutz und Nachhaltigkeit 20 FINALE 9 Spektrum Sparkasse Die aktuellsten News 30 Fünf Fragen an … Wohnbaustudie 2021 aus Brüssel und Österreich Andreas Jäger, Meteorologe, Immer weniger Menschen können sich Eigentum leisten 22 TV-Moderator und Buchautor „Jeder sollte im Rahmen 10 seiner Möglichkeiten Klima „Nur dort, wo es Perspektiven und Umwelt schützen“ gibt, kann man auch Wachstum Manfred Bartalszky, Vorstand der generieren“ Wiener Städtischen, stellt nachhaltige Bernd Spalt, CEO der Erste Group, Versicherungslösungen vor über die grüne Wende als Chance für Österreich ['∫pa:rkassәn] 3
IM FOKUS FORUM ERSTE GROUP TRITT DEM GREEN CONSUMPTION PLEDGE DER EU-KOMMISSION BEI Bild: European Commission Die Erste Group hat sich als erstes österreichisches Un- ternehmen der EU-Nachhaltigkeits-Initiative „Green Consumption Pledge“ angeschlossen und verpflichtet sich damit, die Anzahl und den Verkauf von Fonds mit Öko-Label zu erhöhen sowie die nachhaltige Bericht- erstattung und die Kundeninformation zu nachhaltigen Finanzprodukten zu stärken. Die Verpflichtungen werden von der Erste Asset Managemet (EAM) – der Tochtergesellschaft für Fonds- und Portfoliomanagement – umgesetzt. „Die Klimakrise erfordert aktives Handeln. Diese Selbstverpflichtung ist daher für die Erste ein weiteres klares Bekenntnis, ESG (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) als eine unserer zukünftigen strategischen Säulen zu stärken“, betont Bernd Spalt, CEO der Erste Group. Als Teil des europäischen Klimapakts ist der Green Consumption Pledge eine von mehreren Initiativen der Europäi- schen Kommission, die VerbraucherInnen zu nachhaltigeren Entscheidungen ermutigen soll. Die EU-weite Initiative soll Menschen, Gemeinden und Organisationen dazu ermutigen, sich für den Klimaschutz zu engagieren, indem sie sich verpflichten ihren Beitrag zu einem grünen Wandel zu leisten, um ein grüneres Europa zu schaffen. PILOTPROJEKT: ÖSPV UND SPARKASSE KORNEUBURG ERMITTELN IHREN AKTUELLEN CO2-FUSSABDRUCK Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist es wesentlich zu wissen, von welcher Ausgangssituation man ausgeht. Das Maß der Dinge ist hier der CO2-Fußab- druck – in unserem Fall also die Menge an Treibhausgasen, die durch unser Wir- ken und unsere Geschäftsprozesse freigesetzt werden. In Kooperation mit dem Bild: Pixabay Elisa Riva Umweltbundesamt und der Sparkasse Korneuburg werden wir den aktuellen CO2-Fußabdruck für den Österreichischen Sparkassenverband und die teilneh- mende Pilot-Sparkasse berechnen lassen. Auf Basis dieser Berechnung lassen sich anschließend die nächsten Schritte für eine bessere CO2-Bilanz definieren. Dazu gehört zum Beispiel die Umstellung auf 100 Prozent Öko-Strom, schließlich stammt ein Großteil der in Österreich erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen. Schon jetzt produzieren viele Spar- kassen mittels Photovoltaik-Anlagen ihren eigenen Strom und tragen so dazu bei, ihren CO2-Footprint deutlich zu reduzieren. Auch am Erste Campus gene- riert seit diesem Jahr eine solche Anlage Strom für den Eigenverbrauch. ['∫pa:rkassәn] 4
IM FOKUS GESETZESENTWURF FÜR KLIMANEUTRALITÄT VORGESTELLT Europa hat einen Klima-Deal: Die EU-Kommission hat ein Gesetz vorgestellt, das ein Emis- sionsreduktionsziel bis 2030 von 40 auf mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 festlegt. Bis 2050 soll Europa als erster Kontinent überhaupt klimaneutral werden – ab dann strebt die EU negative Emissionen an. Durch das neue Gesetz wird den BürgerInnen und Unternehmen jene Rechtssicherheit und Planbarkeit gegeben, die sie benötigen, um den Übergang zur Klima- neutralität zu gestalten. Foto: European Union 2021 EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigte sich erfreut über die Einigung: „Unser politisches Versprechen, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden, ist nun auch eine rechtliche Verpflichtung. Das Klimagesetz bringt die EU auf einen grünen Weg und ist ein verbindliches Versprechen für die kommenden Generationen.“ Liebe Leserinnen, liebe Leser! EDITORIAL In jeder Krise stecken viele Chancen und die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass sie ein Katalysator für mehr Nach- haltigkeit ist. Klima- und Umweltschutz sind noch stärker in den Fokus gerückt und gewinnen aufgrund ihrer Dringlich- keit immens an politischer Bedeutung – sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. In diesem Transforma- tionsprozess kommt der österreichischen Sparkassengruppe eine besondere Aufgabe zu: Unser Zweck – Wohlstand für alle Menschen in ihrem Lebensbereich zu generieren – bedeutet ebenfalls, dass wir Sparkassen mit unseren Bank- und Finanzprodukten sowie unseren betrieblichen Prozessen zu einer gesunden Umwelt und zur Sicherung einer regionalen Lebensqualität beitragen wollen. Nicht zuletzt haben Wetterextreme wie in Schrattenberg gezeigt, dass der menschengemachte Klimawandel uns immer stär- ker und vor allem in immer kürzeren Abständen trifft. Wenn es der Menschheit jedoch gelingt, den Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten, können zumindest die schlimmsten Folgen des Klimawandels abgewendet werden. Hier sind wir alle gefragt: Denn wir können nicht nur durch die Vermeidung von Plastikmüll, sondern vor allem auch durch eine nachhaltige Geldanlage einen wesentlichen Hebel für mehr Klimaschutz setzen (ab Seite 6). Warum wir also vor allem bei uns selbst ansetzen müssen, erläutert auch die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb (Seite 8). Bernd Spalt, CEO der Erste Group, sieht in der Grünen Wende eine große Chance für Österreich auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft. Bei Erste Bank und Sparkassen wurde der Grundstein dafür schon vor über 200 Jahren ge- legt, denn bereits in der Gründungsurkunde wurde verankert, dass wir in unserer Region Wohlstand fördern und Armut bekämpfen. Die Themen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung (ESG) sind also Teil unserer Gründungsidee. Welche konkreten Maßnahmen die Erste Group dafür setzt, erfahren Sie ab Seite 10. Auch bei der Stei- ermärkischen Sparkasse glaubt man an ein besseres Morgen und bindet die Kundinnen und Kunden sowie Stakeholder aktiv in den Transformationsprozess ein, um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu verankern. Gerhard Fabisch, Vorstandsvorsitzender der Steiermärkischen Sparkasse und Präsident des Österreichischen Sparkassenverbandes, weiß um die große Verantwortung für die Gesellschaft und das Potenzial, welches eine verantwortungsvolle Unternehmensführung bietet. Langjährige Partnerschaften wie mit der XAL GmbH sind gelungene Beispiele dafür, wie Kundinnen und Kunden bei ihrer nachhaltigen Entwicklung unterstützt werden können (ab Seite 16). An nachhaltigen Ideen made in Austria mangelt es jedenfalls nicht – das beweist die heimische Start-up-Szene immer wieder aufs Neue. Auf den Seiten 24 und 25 stellen wir Ihnen vier junge, innovative Unternehmen vor, die mit ihren Geschäftsmodellen den Fokus auf Umwelt- und Klimaschutz legen. Die Honigbiene ziert nicht nur als gut sichtbares Symbol für Leben und Wachstum den Erste Campus und viele weitere Sparkassen-Gebäude, sondern sie repräsentiert auch eine intakte Natur und den Nachhaltigkeitsgedanken. Auf dem Dach des Erste Campus in Wien befinden sich gleich zwei Bienenstöcke. Lesen Sie ab Seite 26, wie die Bienen zu uns gekommen sind und wie bei uns eigener Honig produziert wird. Liebe Leserinnen, liebe Leser: Die Trendumkehr zu einer nachhaltigeren Welt und einem Foto: Ann-Kathrin Wuttke Co2-neutralen Österreich findet bereits statt, aber es liegt noch ein weiter Weg vor uns, den wir nur gemeinsam bestreiten können. Der gewissenhafte Umgang mit unseren Ressourcen steht hier an allererster Stelle, um unseren Kindern ein noch lebenswerteres Land hinterlassen zu können. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen unserer Sommerausgabe und viel Inspiration für einen besseren Umgang mit unserer Erde. FRANZ PORTISCH, GENERALSEKRETÄR DES ÖSTERREICHISCHEN SPARKASSENVERBANDES ['∫pa:rkassәn] 5
ECONOMY VO N S T E P H A N S C O P P E T TA +2 GRAD – KAMPF DEM KLIMAWANDEL DER KLIMAWANDEL IST NICHT LÄNGER ZU LEUGNEN. DABEI GEHT ES UM NICHTS WENIGER ALS UM DIE ZUKUNFT DER MENSCHHEIT. ERSTE BANK UND SPARKASSENGRUPPE SEHEN SICH HIER ALS EIN WICHTIGER MULTIPLIKATOR DER WIRTSCHAFT. MEHR NOCH, DENN JEDE UND JEDER EINZELNE KANN MIT DEM EIGENEN ERSPARTEN EIN STARKES ZEICHEN BEIM KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ SETZEN. Zeichnung: Dina Gerersdorfer ['∫pa:rkassәn] 6
ECONOMY Hitzesommer, Tornados, Starkregen und schmelzende ERSTE GROUP HANDELT Gletscher – die Folgen der Klimakrise sind fast schon je- Die Erste Group reagiert auf die erhöhte Gefahr steigender den Tag am eigenen Leibe spürbar, und die ExpertInnen globaler Temperaturen und verschärfte umgehend ihre Fi- sind sich einig: Die Lage ist ernst. Im 20. Jahrhundert ist nanzierungsparameter für Aktivitäten im Zusammenhang die globale Durchschnittstemperatur um 0,74 Grad Cel- mit Kraftwerkskohle. Bernd Spalt, CEO der Erste Group sius gestiegen. Ab einer Erwärmung um zwei Grad Cel- (siehe Interview Seite 10): „Die Corona-Pandemie ist eine sius berechnen ExpertInnen katastrophale Folgen. Zum offensichtliche Chance für einen ökologischen Umschwung Beispiel würde der Meeresspiegel um rund 50 Zentimeter der gesamten Wirtschaft. Ich bin der Überzeugung, dass ansteigen und Küstenregionen sowie flache Inseln wie die zukünftiges Wachstum aus nachhaltigen Projekten kom- Fidschis würden überschwemmt. Das wiederum würde men muss.“ Deshalb verpflichtet sich die Erste Group, ihre Hungersnöte auslösen, was Millionen von Klimaflücht- Finanzierungen für die Sektoren Kraftwerkskohleabbau lingen zur Folge hätte. Schafft es die Menschheit, den und Kohleverstromung schrittweise zu reduzieren. Ziel ist, Temperaturanstieg unter zwei Grad zu halten, können das Netto-Engagement bis 2030 auf null zu reduzieren. Als zumindest die schlimmsten Folgen des Klimawandels ab- Ergebnis der aktualisierten Richtlinie sind neue Direkt- gewendet werden. finanzierungen von kohlespezifischen Investitionen oder Cashflows im Zusammenhang mit dem Kohleabbau, der POLITIK ERKENNT NOTWENDIGKEIT Kohleverarbeitung, der Koksverarbeitung und der kohle- Die politischen Eliten haben erkannt, dass gehandelt wer- basierten Energieerzeugung nicht mehr zulässig. Ausge- den muss. Bereits 2019 präsentierte die EU-Kommission schlossen werden zudem Förderungen zur Erweiterung, den Green Deal und die USA sind zurück auf der interna- Modernisierung und Wartung bestehender Anlagen sowie tionalen Klimabühne. 40 Staats- und Regierungschefs folg- die Finanzierung von Lieferketten, die sich direkt der Er- ten im Frühjahr der Einladung Joe Bidens zum virtuellen stellung von Anlagen des Kohlebergbaus oder kohlebasier- Klimagipfel, wo man sich hochgesteckte Ziele setzte. Unter ter Kraftwerke widmen. Darüber hinaus werden Unterneh- anderem will Biden die Emissionen der USA bis 2030 auf men oder Unternehmensgruppen, die ihre (installierten) die Hälfte des Niveaus von 2005 drücken. Andere folgten Kapazitäten im Bereich des Kohlebergbaus oder der Kohle- der Vorgabe, teils unter dem Druck der Gruppe. Das ohne- verstromung erweitern, sowie Unternehmen, die mehr als hin ehrgeizige Großbritannien hat für 2035 ein neues Ziel 25 Prozent ihrer Einnahmen aus dem Kohlesektor erzielen, verkündet, während sich die EU gerade noch rechtzeitig auf nicht mehr finanziert. Auch der Handel mit Kohle als Roh- 55 Prozent bis 2030 einigen konnte. Japan hat sein zuvor stoff sowie die Lagerung und Verarbeitung von Kohle wer- sehr schwaches Ziel für 2030 annähernd verdoppelt, Kana- den künftig nicht mehr durch die Erste Group finanziert. da hat ebenfalls nachgebessert und Südkorea hat ein neues Ziel angekündigt. Selbst aus China kam immerhin die et- GELDANLAGE WICHTIGER HEBEL was kryptische Aussage, man wolle den Zuwachs des Koh- KonsumentInnen können nicht nur mit dem Kauf von leverbrauchs „strikt begrenzen“. Bio-Eiern oder der Plastiksackerl-Vermeidung einen Bei- trag für den Klimaschutz leisten. In der Geldanlage steckt LANGER WEG ein großer Hebel und viel Potenzial. Von Jahr zu Jahr flie- Doch viele ExpertInnen und UmweltschützerInnen fordern ßen immer größere Geldmittel in nachhaltige Finanzpro- noch rigidere Ziele. Ihrer Meinung nach braucht es tiefgrei- dukte. Unternehmen, die die strengen Vorgaben nicht er- fendere Maßnahmen, soll die Erderwärmung bis 2030 unter füllen, fallen bei den nachhaltigen Investoren durch. Das den angepeilten zwei Grad gehalten werden. Denn schon bringt zum Beispiel Kohle-, Waffen- und Auto-Konzerne jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen zunehmend unter Druck und zum Umdenken. Laut ak- Zeit um rund 1,2 Grad Celsius erhitzt. Der US-Klimabe- tueller Studie des Forums Nachhaltige Geldanlage (FNG) auftragte John Kerry betonte: „Niemand wird darum gebe- haben 2020 PrivatanlegerInnen ihr Engagement im Bereich ten, ein Opfer zu erbringen.“ Vielmehr biete entschlossenes der nachhaltigen Geldanlage deutlich gesteigert. Insgesamt Handeln gegen die Klimakrise die Möglichkeit, Bereiche flossen 2020 zwölf Milliarden Euro in grüne Fonds. Das wie Gesundheit, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Sicherheit sind um 5,25 Milliarden Euro mehr als zum Jahresende zu verbessern. Das steigende Engagement der Staaten für 2019. Ein Pionier der Branche ist die Erste Asset Manage- das Klima soll nicht nur den Globus retten, sondern auch ment. Von den 72 Milliarden Euro, die die Fondstochter der ein neuer Motor für die Wirtschaft werden. US-Präsident Erste Group für ihre KundInnen verwaltet, stecken heute Biden sieht im Kampf gegen die drohende Klimakatastro- bereits fünf Prozent in Fonds, die mit dem Österreichischen phe große wirtschaftliche Chancen. Beim Online-Klima- Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Eine Veranlagung von gipfel meinte er, dass der Kampf gegen die Erderhitzung Vermögen in nachhaltige Fonds bietet nicht nur die Chan- eine Gelegenheit sei, Millionen gut bezahlter Jobs rund um ce, den Wert seines Geldes zu erhalten oder sogar zu ver- den Erdball zu schaffen – etwa durch den Ausbau von Elek- mehren, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag für tromobilität oder erneuerbaren Energien. den Umwelt- und Klimaschutz. ['∫pa:rkassәn] 7
ECONOMY INTERVIEW I N T E R V I E W VO N S A N D R A WO B R A Z E K „Jeder Einzelne muss Druck auf Foto: Mitja Kobal/Greenpeace die Politik ausüben“ KLIMAFORSCHERIN HELGA KROMP-KOLB IM INTERVIEW ÜBER DEN KLIMAWANDEL, SEINE FOLGEN FÜR ÖSTERREICH UND MÖGLICHE CHANCEN DURCH DIE CORONA-PANDEMIE. Immer, wenn es um das Klima, seinen Wandel und die Folgen der Klimaerwärmung geht, ist eine Wissenschaftlerin in Österreich besonders gefragt: Helga Kromp-Kolb. Die Meteorologin ist nicht nur Klimaforscherin an der Universität für Bodenkultur in Wien, sie ist auch Obfrau des Climate Change Centre Austria (CCCA), das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Netzwerkagent und Sprachrohr der österreichischen Klima- und Klimafolgenforschung zu sein. Was muss Ihrer Meinung nach in Sachen Klimaschutz gibt es inzwischen die notwendige Infrastruktur dafür – rasch angepackt werden? auch deshalb bin ich überzeugt, dass sich in diesem Bereich Helga Kromp-Kolb: Bei einer Diskussion mit der Stadt sicher etwas ändern wird. Wien ist es einmal darum gegangen, dass wir CO2 ein- sparen und die Elektromobilität forcieren müssen. Aber Wer ist beim Klimaschutz der wichtigste Protagonist? wenn man einfach auf ein anderes Verkehrssystem umstei- Die Politik, die Wirtschaft oder doch das Individuum? gen würde, wo die Wege kürzer sind, man zu Fuß gehen, Rad Kromp-Kolb: So, wie wir derzeit aufgestellt sind, kommt fahren und öffentlichen Verkehr nutzen kann, dann spart den Einzelnen die ganz große Rolle zu, dass sie Druck auf das auch CO2, fördert aber auch gleichzeitig die Gesund- die Politik machen müssen. Denn die Politik muss die heit und macht die Städte lärmärmer und schadstofffreier. Rahmenbedingungen schaffen, damit das Individuum so handeln kann, wie es auch richtig ist. Wenn jemand mit Wie sieht es mit dem Bewusstsein der Menschen dem Zug fahren will, es ihm aber schwer gemacht wird, für Klimaschutz aus? weil der Bahnhof zehn Kilometer weit weg ist, und er dann Kromp-Kolb: Hier muss noch viel getan werden. Aber es gleich mit dem Auto fährt, ist das schlecht. Die größten muss sich natürlich auch etwas beim Bewusstsein der Po- Bremser sind nicht in der Wirtschaft zu finden, sondern litikerinnen und Politiker und bei den Funktionärinnen in den Strukturen. Das heißt in der Landwirtschafts- und und Funktionären tun. Man hört dann oft: „Ich habe eh bei der Wirtschaftskammer und in der Industriellenvereini- mir zuhause alle Lampen ausgetauscht, esse wenig Fleisch gung, denn sie sind weniger weit wie ihre Mitglieder. und fahre kaum mit dem Auto.“ Aber dass sie auch syste- misch etwas verändern müssen, haben viele immer noch Wie lässt sich mehr nachhaltiges Handeln erreichen? nicht am Radar. Kromp-Kolb: Das Grundlegende ist, dass Rahmenbedin- gungen geschaffen werden. Das Zweite ist Bildung in allen Stellt die Corona-Krise eine Chance für den Klimaschutz dar? Bereichen – von Schule über Lehrlingsausbildung bis zu Kromp-Kolb: Ich glaube, dass manches bleiben wird. In der den Universitäten. Es gibt etwa immer noch Schulbücher, Wirtschaft wird die Angewohnheit, für ein Businessmee- die Kohle als eine der zentralen Energieformen darstellen. ting überall hinzufliegen, nicht mehr wiederkommen, denn Und letztendlich sollte in den Verwaltungsakademien et- virtuelle Konferenzen sparen Zeit und Geld und werden was getan werden – damit in den Verwaltungen auf Landes- zukünftig in verstärktem Maß vorhanden sein. Immerhin und Bundesebene anders agiert wird. ['∫pa:rkassәn] 8
ECONOMY VO N S T E P H A N S C O P P E T TA WOHNBAUSTUDIE 2021: IMMER WENIGER KÖNNEN SICH EIGENTUM LEISTEN 72 PROZENT DER ÖSTERREICHER_INNEN SIND ZUFRIEDEN MIT IHRER AKTUELLEN WOHNSITUATION. 55 PROZENT DER ÖSTERREICHER_INNEN WOHNEN IM EIGENTUM, ABER 39 PROZENT WOLLEN EIGENTUM ERWERBEN. DAS SIND 10 PROZENT WENIGER ALS NOCH 2019. Die Wohnstudie von IMAS International im Auftrag der vorstand der Erste Bank: „Die Wohnstudie 2021 liefert hier Erste Bank, Sparkassen und s Bausparkasse im Frühjahr eine klare Antwort für diesen deutlichen Rückgang: Fast 2021 mit 1.350 Befragten gibt ein klares Bild über die ak- die Hälfte (49 Prozent) der Befragten gibt an, dass sie zwar tuelle Wohnsituation in Österreich. Obwohl die Österrei- gerne Eigentum erwerben möchten, sich dieses aber nicht cherInnen in den vergangenen Monaten sehr viel Zeit in leisten können.“ Besonders davon betroffen ist die Alters- den eigenen vier Wänden verbracht haben, ist die Zufrie- gruppe der 18-bis-35-Jährigen (54 Prozent), also genau jene denheit mit der eigenen Wohnsituation deutlich gestie- Zielgruppe, die sich ersten Wohnraum schaffen möchte. gen. Heute sind 72 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ mit ihrer Wohnsituation. 2020 waren es nur 66 Prozent. Christian Reingruber, Vorstandsvorsitzender der s Bau- sparkasse, dazu: „Aber in den vergangenen Monaten spielte das Thema Wohnen nur eine untergeordnete Rolle. Die Themen Gesundheit und Jobsicherheit waren sicher die dominierenderen Themen bei den Österreicherinnen und Österreichern.“ DER WUNSCH NACH MEHR PLATZ Was sich aber deutlich zeigt, ist, dass EigentümerInnen we- sentlich zufriedener (plus 20 Prozent) mit ihrer Wohnsitua- tion sind als MieterInnen. Reingruber: „Ein Unterschied in der Zufriedenheit zwischen Mieterinnen und Mietern und Eigentümerinnen und Eigentümern hat zwar schon im- mer bestanden, aber 2021 ist dieser weiter gestiegen.“ Aus der aktuellen Wohnstudie geht klar hervor, dass sich jeder fünfte Befragte (21 Prozent) mehr Platz wünschen würde. 72 PROZENT AM LAND WOHNEN IM EIGENTUM Christian Reingruber: „Gerade in Zeiten von Lockdowns, Beim Verhältnis von Eigentum und Miete gibt es in Homeoffice und Homeschooling konnte es in einer Woh- Österreich besonders zwischen Stadt und Land große Un- nung sehr schnell eng werden.“ Besonders junge Erwach- terschiede. Während am Land 72 Prozent der Personen sene zwischen 18 und 34 Jahren (37 Prozent), MieterInnen in ihrem eigenen Heim wohnen, sind es in Wien nur (33 Prozent) und Mehrpersonenhaushalte (33 Prozent) hät- 25 Prozent der Befragten. Neben dem allgemeinen ten derzeit das Bedürfnis nach mehr Wohnfläche. Stadt-Land-Gefälle spielt hier im Speziellen ebenso die traditionelle Versorgung mit gemeinnützigen bzw. geför- EIGENTUMSERWERB WIRD SCHWIERIGER derten Wohnungen eine Rolle. Christian Reingruber: „Der 39 Prozent aller MieterInnen geben an, in den nächsten Jah- niedrige Eigentumsanteil im urbanen Raum hängt unmit- ren Eigentum erwerben zu wollen. Setzt man diesen Wert telbar mit der Preissituation zusammen. Überall dort, wo allerdings in Relation zu den Befragungsergebnissen von Immobilien noch günstig zu haben sind, wird gekauft und vor drei Jahren, zeichnet sich eine traurige Tendenz ab: 2018 nicht gemietet. Im derzeit vergleichbar günstigen Burgen- wollten noch 49 Prozent Eigentum erwerben, heute sind es land ist zum Beispiel der Eigentumsanteil mit 77 Prozent um 10 Prozent weniger. Thomas Schaufler, Privatkunden- am höchsten in Österreich.“ ['∫pa:rkassәn] 9
ECONOMY I N T E R V I E W : S T E P H A N S C O P P E T TA „NUR DORT, WO ES PERSPEKTIVEN GIBT, KANN MAN AUCH WACHSTUM GENERIEREN“ Foto: Daniel Hinterramskogler für Erste Group ['∫pa:rkassәn] 10
ECONOMY BERND SPALT, CEO DER ERSTE GROUP, ÜBER DIE GRÜNE WENDE ALS CHANCE FÜR ÖSTERREICH, DEN GROSSEN HEBEL DER BANKEN UND DAS NEUE KONJUNKTURPROGRAMM NEXTGENERATIONEU, BEI DEM DIE ERSTE GROUP EINE ZENTRALE ROLLE SPIELEN WIRD. Mit der Pandemie kommt die große Transformation. Um- Denken Sie, dass das Engagement der Erste Group von welt- und Klimaschutz sind ins Zentrum des wirtschaft- den Kundinnen und Kunden honoriert wird und Ihnen lichen Handelns gerückt. Bernd Spalt, CEO der Erste wirtschaftliche Vorteile bringen wird? Group, spricht im Interview über das Nachhaltigkeitsen- Spalt: Grundsätzlich haben Banken auch eine gesellschaft- gagement der Bankengruppe, den Kohleausstieg und nach- liche Verantwortung, der monetäre Aspekt steht dabei haltige Geldanlage. nicht immer im Vordergrund. Wir stehen aber im Zentrum der Wirtschaft und haben daher einen großen Hebel für Die Pandemie hat letztendlich auch dazu geführt, Veränderungen und können mitgestalten. Aber zunächst dass weltweit die Grüne Wende eingeläutet wird. ist die Politik gefordert, die entsprechenden Rahmenbedin- Wird dies auch bei der Erste Group zu einem großen gungen zu schaffen. Ist das geschehen, müssen die Unter- Schwenk führen? nehmen ihren Beitrag zur Veränderung leisten. Bernd Spalt: Ganz im Gegenteil, wir fühlen uns in un- serem Weg bestärkt. Schon vor 200 Jahren wurde bei der Trotzdem stöhnen die Unternehmen nun nach der fast Gründung der Erste Bank und Sparkassen in der Grün- überstandenen Pandemie unter der Last zusätzlicher dungsurkunde verankert, dass wir in unserer Region großer Umwälzungen. Wohlstand fördern und Armut bekämpfen. Die Themen Spalt: Jede Veränderung ist unbequem und kostet Geld, Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unterneh- aber gerade hier ist nun die Politik gefordert, zu unterstüt- mensführung (ESG) sind also Teil unseres Gründungs- zen. Grüne Innovationen und der Umstieg auf nachhaltige- gedankens. Nachdem in der Vergangenheit die Themen re Technologien müssen gefördert werden, damit die Un- Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung ternehmen diesen Wandel mittragen können. Zudem muss verstärkt im Fokus standen, rückt nun auch das Thema uns klar sein, dass es eine Rückkehr zu einer Zeit wie vor Umwelt in den Mittelpunkt. der Pandemie nicht geben wird. Wir können uns nun ent- scheiden, ob wir Zaungäste der Transformation sein wollen Das heißt, im Bereich Umwelt haben Sie bisher oder ob wir diesen Wandel als Land, aber auch als große wenige Akzente gesetzt? heimische Bankengruppe mitgestalten wollen. Spalt: Schon vor Jahren haben wir Umweltschutz und Res- sourcenschonung als wichtige Ziele definiert. Nachhal- tigkeit beginnt immer vor der eigenen Haustür und hier „JEDE VERÄNDERUNG haben wir uns bemüht, viele Hausaufgaben zu erledigen. IST UNBEQUEM UND Nun treten wir auch mit unseren Kundinnen und Kunden KOSTET GELD, ABER in einen intensiven Dialog. GERADE HIER IST NUN Foto: Daniel Hinterramskogler DIE POLITIK GEFORDERT, Welche konkreten Maßnahmen hat ZU UNTERSTÜTZEN.“ die Erste Group gesetzt? für Erste Group Spalt: Zum Beispiel haben wir 2020 unsere eigenen Bernd Spalt, CO2e-Emissionen um 7.500 Tonnen, also um knapp zwölf CEO der Erste Group Prozent, reduziert. Mittlerweile nutzen wir im Unterneh- men zu 90 Prozent Recycling-Papier. Gleichzeitig haben wir den Papierverbrauch 2020 um weitere 20 Prozent ge- Die Europäische Union pumpt Milliarden Euro senkt. Unsere Zentrale nutzt 100 Prozent Öko-Strom und in die Grüne Wende. Wird von diesem Geld auch für Erledigungen stellen wir unseren Mitarbeiterinnen und etwas in Österreich ankommen? Mitarbeitern kostenlose E-Bikes zur Verfügung. Besonders Spalt: Anfang Juni wurde bekannt, dass die Erste Group als stolz sind wir, dass wir gemeinsam mit der App „Too Good einzige österreichische Bank Mitglied des neu gegründe- To Go“ einer Lebensmittelverschwendung in unserem ten „Primary Dealer Networks“ der Europäischen Union Unternehmen vorbeugen können. Das sind natürlich alles wird. Gemeinsam mit anderen führenden europäischen nur Puzzlesteine und wir haben hier noch einen langen Finanzinstituten wird die Erste Group in den nächsten Weg vor uns. Jahren eines der größten Konjunkturprogramme der EU ['∫pa:rkassәn] 11
ECONOMY zum Laufen bringen. Die EU plant, durchschnittlich rund ligen Unternehmen in Osteuropa wissen, dass Handlungs- 150 Milliarden Euro pro Jahr über NextGenerationEU auf- bedarf besteht. Gleichzeitig braucht eine Wende in dieser zunehmen, um die wirtschaftliche Erholung in Europa zu Dimension aber auch seine Zeit. Gerade in Osteuropa ist die finanzieren. Davon wird auch die heimische Wirtschaft Abhängigkeit von Kohle bei der Energiegewinnung noch profitieren, und es werden tausende neue Arbeitsplätze sehr groß. Hier braucht es eine auf die Infrastruktur des je- geschaffen werden. weiligen Landes abgestimmte Vorgehensweise. Die Transformation schafft also Wachstum? Fürchten Sie bei einem Kohleausstieg für die Erste Group Spalt: Nur dort, wo es eine Perspektive gibt, kann man geschäftliche Einbußen? Wachstum generieren, und der Umbau in Richtung grüne Spalt: Nein, zum Beispiel beträgt innerhalb der Erste Wirtschaft ist hier ein echter Wachstumsturbo. Man soll- Group im Bereich Kohle der Anteil der Kreditfinan- te sich nicht immer vor Veränderungen fürchten, weil der zierung nicht mal ein halbes Prozent. Insgesamt bin Blick auf die Kosten gerichtet ist, sondern die Chancen se- ich davon überzeugt, dass wir durch unsere klare Hal- hen, die sich uns und langfristig auch den nachfolgenden tung mehr Chancen als Einbußen haben werden. Denn Generationen bieten. der Umstieg braucht Know-how und Geld. Mit beidem können wir dienen. Vor Kurzem hat die Erste Group den Kohleausstieg angekündigt. Wie gut kommt das bei Ihren Kundinnen Österreich ist ein sehr kleines Land, und unsere und Kunden in Osteuropa an? Umweltaktivitäten haben nahezu keine Auswirkungen Spalt: Natürlich ist das Thema in Österreich deutlich leich- auf das globale Klima. Bringt es überhaupt etwas, ter zu bewerkstelligen als in manchem osteuropäischen wenn wir die Umweltregeln verschärfen? Land, wo bei der Energieversorgung noch immer eine gro- Spalt: Reden wir unser Land nicht kleiner als es ist. Wir ße Abhängigkeit von Kohle und Atomkraft besteht. Aber sind ein reiches, modernes und wirtschaftlich sehr erfolg- auch dort ist allen Beteiligten klar, dass ein solcher Schritt reiches Land. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir uns in für unser Klima notwendig ist, und sie kennen auch den der Vergangenheit immer wieder großen Herausforderun- Weg dorthin. Das ist natürlich kein einfacher Weg. Es wird gen gestellt haben. Gerade beim Thema Umwelt können Jahrzehnte brauchen, aber wir werden unsere Kundinnen wir mit unserem Wissen und unseren Unternehmen schon und Kunden dabei begleiten. Darüber hinaus ist beim The- heute am Weltmarkt reüssieren, aber diese Position lässt ma Kernkraft ein politischer Konsens auf europäischer sich natürlich noch ausbauen. Ebene notwendig und den werden wir sicherlich in nicht so ferner Zukunft schaffen. Auch Anlegerinnen und Anleger sind immer mehr daran interessiert, ihr Geld nachhaltig zu veranlagen. Werden mit dieser Linie gegen Kohle und Atomkraft Die Erste Asset Management ist ja ein Pionier der Branche. nicht auch Industrien stigmatisiert? Wie wollen Sie dieses Angebot in den nächsten Jahren Spalt: Hier sollte man nicht vorschnell urteilen und in weiter ausbauen? Gut und Böse einteilen. In vielen Ländern in Osteuropa Spalt: Mittlerweile verwalten wir für unsere Kundinnen hat das auch sehr viel mit der Geschichte der jeweiligen und Kunden in unseren Fonds bereits 72 Milliarden Euro. Länder zu tun. Unsere Aufgabe ist es nun, gemeinsame Rund fünf Prozent dieses Volumens steckt in Fonds, die mit Lösungen zu finden und nicht zu verurteilen. Es geht hier dem Österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet sind. nicht um eine moralische Wertung, sondern darum, für Bereits in den vergangenen zwei Jahren stieg das Volumen uns alle eine gemeinsame und lebenswerte Zukunft zu rasant an, und der Anteil der nachhaltigen Geldanlage wird schaffen. Hier sind die hoch industrialisierten und tech- auch weiterhin deutlich wachsen. Im Gegenzug wirft Geld nologisch sehr fortschrittlichen Länder in der Verant- auf Sparbüchern keine Zinsen mehr ab. Wer heute nicht wortung, jene Länder auf diese lange Reise in eine nach- in Wertpapiere veranlagt, kann langfristig kein Vermö- haltige Zukunft mitzunehmen. Das hilft nicht nur vor gen aufbauen. Eine Veranlagung in nachhaltige Fonds gibt Ort, sondern auch uns selbst, denn Umwelt- und Klima- nicht nur die Chance, den Wert seines Geldes zu erhalten schutz kennt keine Landesgrenzen. oder sogar zu vermehren, sondern leistet auch einen posi- tiven Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz. Führen Sie bereits Gespräche mit betroffenen Kundinnen und Kunden? Wie nehmen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Spalt: Jeden Tag führen wir Gespräche und es ist ein sehr mit auf diese große Reise? gleichberechtigter Dialog zwischen Banken und Kundinnen Spalt: Wir sind in diesem Bereich schon ausgezeichnet auf- und Kunden. Da läuft alles sehr professionell und die jewei- gestellt. Aber natürlich gilt es, noch zusätzliches Wissen ['∫pa:rkassәn] 12
ECONOMY aufzubauen. Laufend schulen wir unsere Mitarbeiterinnen sind erfolgreicher und Vielfalt ist gerade in einer komple- Foto: Daniel Hinterramskogler für Erste Group und Mitarbeiter auch im Bereich der Zukunftstechnolo- xen Welt, wie wir sie heute erleben, ein echter Erfolgsfaktor, gien. Darüber hinaus haben wir uns in den vergangenen da wir in der Zusammenarbeit aus den Erfahrungen unter- Jahren als sehr attraktiver Arbeitgeber positioniert und zie- schiedlichster Kulturen lernen. hen damit viele junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, die mit ihrem Wissen und Engagement im Bereich Nach- Trotz Ihrem großen Engagement im ESG-Bereich fordern haltigkeit für unser Unternehmen eine große Bereicherung NGOs noch härtere Einschnitte, darunter auch von Ihnen. sind. Wir von der Erste Group bieten mehr als nur einen Wie gehen Sie mit dieser Kritik um? Bank-Job. Mit uns gemeinsam lässt sich ein Beitrag für die Spalt: Ich stelle mich gerne dieser Kritik und trete regelmä- Klimawende leisten, und das kommt gut an. ßig mit den unterschiedlichsten NGOs in den Dialog. Das sind ernstzunehmende Gruppen, die mit viel Intelligenz, Heute liegt der Fokus verstärkt auf dem Bereich Umwelt- Kraft und Engagement gesellschaftlichen Druck aufbauen, und Klimaschutz. Gerät dadurch das soziale Engagement damit sich etwas verändert. Systeme haben ein ausgepräg- der Erste Group nicht ins Hintertreffen? tes Beharrungsvermögen, und hier braucht es manchmal Spalt: Nein, bereits in unserem „Statement of Purpose“ eine Sicht von außen, die aufzeigt, was man noch besser steht geschrieben, dass wir Wohlstand für alle verbreiten machen könnte. Es sind die Idealisten und Visionäre, die und sichern wollen. Aber Umwelt- und Klimaschutz hat unsere Welt immer wieder aus den Angeln heben und gro- auch sehr viel mit sozialer Verantwortung zu tun. Exper- ße Veränderungen einleiten. tinnen und Experten befürchten bis 2040 weltweit über 200 Millionen Klimaflüchtlinge, wenn wir so weiterwirtschaf- Warum ist Ihnen das Thema persönlich so wichtig? ten wie bisher. Mit unserem verstärkten Engagement beim Spalt: Ich denke viel darüber nach, in welcher Welt unsere Thema Nachhaltigkeit setzen wir unseren Weg konsequent Kinder und Enkelkinder leben wollen. Wir sind ein großes fort. Darüber hinaus sind uns aber auch Themen wie Di- Haus, das hier eine entsprechende Verantwortung trägt, die versität und Gleichberechtigung wichtig. Diverse Teams Veränderungen zu begleiten. ['∫pa:rkassәn] 13
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ECONOMY VO N H E L E N E T U M A Foto: Steiermärkische Sparkasse/Margit Kundigraber WIR GLAUBEN AN MORGEN DIE STEIERMÄRKISCHE SPARKASSE LEISTET EINEN WICHTIGEN BEITRAG FÜR EINE NACHHALTIGE, STABILE WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT. UM DIE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG VORANZUTREIBEN, FINDET EIN REGELMÄSSIGER AUSTAUSCH MIT DEN STAKEHOLDERN STATT. Die strategische Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit unterzeichnete, ausgewählte Social Development Goals und Klimaschutz wird sowohl für Banken als auch für de- verstärkt verfolgt und sich zum European Green Deal be- ren KundInnen immer relevanter. Deshalb richten Bank- kennt, kommt sie dieser Verantwortung explizit nach. institute ihre Geschäftsstrategie immer mehr auf die Be- wältigung der Klimakrise und die nachhaltigen Ziele der UNTERNEHMERISCHE VERANTWORTUNG Gesellschaft aus. Einen wertvollen Beitrag für eine stabile „Unser Nachhaltigkeitsmanagement beinhaltet klare Ziele Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten und Verantwortung und Maßnahmen, zu denen wir uns unter dem Leitmotto für Menschen in der Region zu übernehmen, ist für die ‚Wir glauben an morgen‘ bekennen. Durch unsere zeitge- Steiermärkische Sparkasse seit knapp 200 Jahren gelebte mäße unternehmerische Verantwortung schaffen wir die Realität. „Unser großes Ziel ist es, als steirisches Finanzin- Balance zwischen ökonomischen, sozialen und ökologi- stitut einen wichtigen Beitrag zu leisten, um eine nachhal- schen Zielen“, so Fabisch und weiter: „Wir verstehen un- tige Entwicklung im Land und darüber hinaus zu fördern. ser Bekenntnis zur nachhaltigen Entwicklung als einen Es ist im Sinne unseres Gründungsauftrags unsere Aufgabe, Prozess, der einer ständigen Weiterentwicklung bedarf. die nachhaltige Entwicklung voranzutreiben“, erklärt Gerhard Speziell durch den regelmäßigen Austausch mit unseren Fabisch, Vorstandsvorsitzender Steiermärkische Bank und Stakeholdern erhalten wir wertvolles Feedback für unsere Sparkassen AG. Indem die Steiermärkische Sparkasse die zukünftige strategische Ausrichtung.“ UN-Prinzipien für verantwortungsbewusstes Bankwesen unterstützt, die der Österreichische Sparkassenverband Als wichtiges Element der Erarbeitung der Nachhaltigkeits- (ÖSPV) stellvertretend für alle Bundesländer-Sparkassen analyse wurde im letzten Quartal 2020 eine breit angelegte ['∫pa:rkassәn] 16
ECONOMY Stakeholder-Befragung in der Steiermärkischen Sparkasse werden seit 2001 nachhaltige Publikumsfonds verwaltet. durchgeführt. Neben allen MitarbeiterInnen des Unterneh- Mittlerweile umfasst die Palette über 50 Fonds, die um- mens wurden exemplarisch insgesamt über 3.000 KundIn- fangreichen ökologischen sowie sozialen Anforderungen nen aus dem Kommerz- und Privatkundenbereich sowie gerecht werden. Verantwortliches Wirtschaften in der Re- Private Banking zu ihrer Meinung, Wahrnehmung und Er- gion und die Zufriedenheit von KundInnen werden als wartungshaltung gegenüber der Steiermärkischen Sparkas- langfristige Ziele gesehen. se zum Thema Nachhaltigkeit befragt. Zusätzlich wurden Organmitglieder sowie ausgewählte LieferantInnen und Verantwortung für MitarbeiterInnen: Der unverzichtbare DienstleisterInnen befragt. Nährboden des Erfolgs ist die langfristige Bindung zwi- schen den MitarbeiterInnen und der Steiermärkischen VIER WICHTIGE HANDLUNGSFELDER Sparkasse, die eine wichtige und stabile Arbeitgeberin in Um eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu ver- der Region ist. Um diesen Status beizubehalten, werden fle- ankern, ist das Nachhaltigkeitsprogramm der Steier- xible Arbeitsmodelle, Vereinbarkeit von Karriere und Pri- märkischen Sparkasse auf drei Säulen des nachhaltigen vatleben und systematische Aus- und Weiterbildungsmög- Handelns aufgebaut: Ökonomie, Ökologie und Soziales. lichkeiten mit der Möglichkeit der Weiterentwicklung im Sie finden sich auch in den vier Handlungsfeldern wie- regionalen und/oder internationalen Umfeld ermöglicht. der, die als wichtiger Output der Stakeholder-Befragung Um die Motivation und Leistungsfähigkeit langfristig zu identifiziert wurden. Die aktuellen Nachhaltigkeitsthe- erhalten, bietet die Steiermärkische Sparkasse als zusätzli- men sind in diesen vier Handlungsfeldern verankert chen Beitrag zum staatlichen Gesundheitswesen ganzheit- und werden durch Maßnahmen und Aktivitäten von den liche Gesundheitsförderprogramme an, die weit über das jeweils zuständigen Fachverantwortlichen in geteilter gesetzliche Ausmaß an betrieblicher Gesundheitspräven- Verantwortung vorangetrieben. tion hinausgehen. Ein wertschätzender und respektvoller Umgang mit den vielfältigen MitarbeiterInnen hat einen Verantwortung für Gesellschaft und Governance: Seit ih- hohen Stellenwert im Unternehmen. Durch die Sicher- rer Gründung im Jahr 1825 bedeutet nachhaltiges Wirt- stellung Vielfalts-orientierter Rahmenbedingungen ergibt schaften für die Steiermärkische Sparkasse umfassend sich eine Vielzahl an Chancen für junge Menschen und Verantwortung für die Gesellschaft und das Gemeinwesen langjährige MitarbeiterInnen. in der Steiermark zu übernehmen. Seit 1990 auch in der Westbalkan-Region. Ein Teil des wirtschaftlichen Gewinns „UNSER NACHHALTIGKEITS- wird deshalb in Projekte für die Allgemeinheit investiert. MANAGEMENT BEINHALTET KLARE Für die Steiermärkische Sparkasse ist gesellschaftliche ZIELE UND MASSNAHMEN, ZU DENEN Verantwortung, Corporate Social Responsibility (CSR), Foto: Steiermärkische Sparkasse/ WIR UNS UNTER DEM LEITMOTTO essenzieller Baustein ihrer DNA. Eine gute Corporate ‚WIR GLAUBEN AN MORGEN‘ Governance ist die Basis der unternehmerischen Verant- BEKENNEN.“ wortung und beinhaltet für die Steiermärkische Sparkasse Christa Strobl eine transparente Unternehmensentwicklung nach innen Gerhard Fabisch, und außen, eine regelmäßige Stakeholder-Einbindung, Vorstandsvorsitzender durchgängige Arbeit im Einklang mit dem Verhaltens- Steiermärkische Bank und Sparkassen kodex, dem Code of Conduct der Sparkassen, sowie die dauerhafte Sicherstellung der Einhaltung rechtlicher und Verantwortung für die Umwelt: Mit der Einführung eines regulatorischer Anforderungen. zertifizierten Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 und die dazugehörige Umweltpolitik im Jahr 2015 setzte Verantwortung für KundInnen: Die Kundenbeziehungen die Steiermärkische Sparkasse firmenintern einen großen in der Steiermärkischen Sparkasse zeichnen sich durch umweltpolitischen Schritt. Als eine der ersten Banken in Langfristigkeit und gegenseitiges Vertrauen aus. Es wer- Österreich sensibilisierte die Steiermärkische Sparkasse mit den vertrauensvolle Partnerschaften mit KundInnen ge- den damit verbundenen Maßnahmen neben den eigenen pflegt, die oftmals über Generationen in finanziellen An- MitarbeiterInnen auch die Öffentlichkeit für ein nachhal- gelegenheiten beraten werden. Mit über 150 Standorten ist tiges, umweltschonendes Handeln. Durch die definierten die Steiermärkische Sparkasse in der gesamten Steiermark Ziele des Umweltmanagementsystems wird danach ge- umfassend vertreten und verfolgt seit knapp 200 Jahren ein strebt, den ökologischen Fußabdruck des Bankbetriebs erfolgreiches und langfristiges Geschäftsmodell. Das regio- konsequent zu messen und langfristig zu minimieren. So nale Finanzinstitut legt großen Wert auf eine nachhaltige soll ein aktiver Beitrag zur Reduktion des österreichischen Produktpalette. Gemeinsam mit der Erste Asset Manage- CO2-Fußabdrucks geleistet werden. Außerdem wird bereits ment, der Partnerin der Steiermärkischen Sparkasse im beim Einkauf von Produkten oder Dienstleistungen großer Bereich Vermögensverwaltung und Asset Management, Wert auf eine nachhaltige und regionale Beschaffung gelegt. ['∫pa:rkassәn] 17
ECONOMY VO N H E L E N E T U M A Fotos: Steiermärkische Sparkasse NACHHALTIGKEIT ALS WERTVOLLES GESCHÄFTSPRINZIP DAS GRAZER UNTERNEHMEN XAL IST SPEZIALIST FÜR LEUCHTEN UND LICHTSYSTEME. NEBEN DEN THEMEN KLIMASCHUTZ UND NACHHALTIGKEIT SPIELT BESONDERS DIE LANGJÄHRIGE GESCHÄFTSBEZIEHUNG ZUR STEIERMÄRKISCHEN SPARKASSE EINE WICHTIGE ROLLE FÜR SEINEN ERFOLG. Außergewöhnliche Ideen und die Leidenschaft für Licht, STARKER PARTNER dafür steht die XAL GmbH, denn das Grazer Unternehmen Seit 1989 ist die XAL GmbH Kunde der Steiermärkischen stellt Leuchten und Lichtsysteme für Shop-, Büro-, Hotel- Sparkasse. „Die Verbindung zu XAL besteht seit über drei- und Wohnraumbeleuchtung her. Das Hauptaugenmerk ßig Jahren, diese Langfristigkeit bestätigt nicht nur eine liegt dabei auf Energieeffizienz, Funktionalität und Ästhe- vertrauensvolle und wertschätzende Geschäftsbeziehung, tik. XAL ist ein globales Unternehmen mit rund 1.300 Mit- sondern auch eine ähnliche Wertvorstellung in Zukunfts- arbeiterInnen, fünf Produktions- und über 30 Vertriebs- themen, wie zum Beispiel im Bereich der Nachhaltigkeit“, standorten und einem Partnernetzwerk, das sich über fünf so Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Spar- Kontinente erstreckt. XAL-Beleuchtungssysteme werden in kasse. „Uns verbindet eine nachhaltige Geschäftsbeziehung, mehr als 80 Länder weltweit geliefert. Die Exportquote be- die manchmal intensiver, manchmal weniger intensiv ist, trägt über 80 Prozent. aber extrem dauerhaft. Die Steiermärkische Sparkasse hat ['∫pa:rkassәn] 18
ECONOMY in der Gründungsphase sehr stark an den Erfolg des Un- wesentlichen Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung ternehmers Andreas Hierzer geglaubt und hat ihn massiv sieht man bei XAL die Investition in die MitarbeiterInnen. unterstützt. So wurde erst die Möglichkeit geschaffen, das Besonders stolz ist man auf den im Corona-Krisenjahr Unternehmen aufzubauen. „Nach dieser ersten Phase, die 2020 erbauten Betriebskindergarten. „Das Projekt war uns ungefähr zehn bis zwölf Jahre gedauert hat, in der das Un- so wichtig, dass wir gesagt haben, wir machen das auch in ternehmen sich etabliert und auch eine breite Kundenbasis der Coronakrise. Wir werden mit einer Tagesstätte mit acht aufgebaut hat, kam dann eine Internationalisierungsphase, Kindern starten. In einer zweiten Ausbauphase soll sich die in der wir gesehen haben, Österreich als Markt alleine ist Kinderanzahl auf 16 bis 20 erhöhen. Der Betriebskinder- zu wenig“, erklärt Michael Engel, Geschäftsführer von XAL garten stellt für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weiter: „Wir haben dann als sehr kleines Unternehmen einen großen Mehrwert dar. Es ist natürlich ökonomisch einen sehr massiven Internationalisierungs-Schub gestar- überhaupt nicht vertretbar, aber dadurch, dass die öffent- tet, haben viele Töchter gegründet und uns sehr viele inter- liche Hand zu langsam ist, und da kann man durchaus Kri- nationale Vertriebspartner gesucht, Produktionsstandorte tik anbringen, haben wir gesagt: Auch wenn uns das sehr aufgebaut, auch im Ausland. Da war es natürlich genauso viel kostet, das machen wir. Ich bin gespannt und freue wichtig, dass wir mit der Steiermärkischen Sparkasse wie- mich auf September, wenn die ersten Kids im neuen Ge- der einen starken Partner gehabt haben, der an diese Stra- bäude herumwuseln“, erklärt Michael Engel. tegie glaubt und uns unterstützt. In der Phase, in der wir jetzt sind, in der wir schon sehr stabil sind und wo es darum Auch was den Klimaschutz betrifft, ist XAL sehr engagiert. geht, das Unternehmen als einen der führenden Player in „Wir haben uns die Frage gestellt, kann die Coronakrise Europa weiterzuentwickeln, brauchen wir auch einen star- unsere Entscheidungen, im Bereich Nachhaltigkeit aktiv zu ken Partner. Und wieder ist die Steiermärkische Sparkasse sein, beeinflussen. Und das Ergebnis war: nein. In dem Sinn da, wenn man sie braucht. Diese Kontinuität und diese haben wir die allermeisten Maßnahmen fortgeführt. So wur- Nachhaltigkeit, auch bei den handelnden Akteurinnen und den eine Elektroautoflotte mit 28 Fahrzeugen angeschafft Akteuren, das ist schon etwas sehr Wertvolles, weil darauf und 20 Ladestationen dazu errichtet. „Wir stellen jetzt mit natürlich auch das Vertrauen beruht.“ Martin Tonweber, einem Schlag ein gutes Drittel der ganzen Flotte auf Elektro Großkundenbetreuer Steiermärkische Sparkasse begleitet um und werden dann in relativ kurzer Zeit die ganze Flotte XAL seit 2019: „Die unkomplizierte und gute Zusammen- umgestellt haben“, so Engel. XAL produziert in Europa und arbeit macht eine sehr partnerschaftliche Beziehung mög- den USA, da dort die Hauptmärkte liegen. Damit werden lich und zeichnet für mich persönlich auch eine nachhalti- Lieferzeiten und Transportwege verkürzt. Das Headquarter ge Kundenbeziehung aus“, so Tonweber. in Graz wird mit schadstofffreier Erdwärme beheizt und bei der Gebäudebeleuchtung setzt XAL ganzheitlich auf LEDs. FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG Außerdem plant das Unternehmen in Österreich und Foto: Steiermärkische Sparkasse Das Unternehmen ruht sich jedoch nicht auf seinem Erfolg Belgien auf den Dächern der großen Hallen Photovoltaik- aus, sondern setzt weiterhin auf Innovationen. Im hausei- anlagen zu errichten. genen Forschungs- und Entwicklungslabor in Graz wurde zum Beispiel eine Leuchte für Intensiv-, Pflege- und Kran- kenhausstationen entwickelt, mit der ein Tag-Nacht-Rhyth- Von links: Martin Tonweber, Großkundenbetreuer Steiermärkische Sparkasse, mus simuliert wird. „Wir haben zeigen können, dass das auf Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse und Michael Engel, GF XAL den Genesungsprozess einen nicht unmaßgeblichen Ein- fluss hat. Gemeinsam mit der Uni Graz arbeiten wir gerade an einem Forschungsprojekt, bei dem es um Beleuchtung in Verhandlungssituationen geht. Das ist wirklich hoch- interessant. Ein Beispiel: Sonnenlicht ermöglicht es uns, feinste Veränderungen am Gegenüber, auch unbewusst, wahrzunehmen. Wenn man zum Beispiel etwas sagt, das das Gegenüber verärgert und er errötet leicht, aber wirk- lich unmerklich, sehen Sie das unbewusst mit gutem Licht mit hohem Farbwiedergabewert und reagieren darauf – bei schlechtem Licht sehen Sie das nicht und reagieren auch nicht darauf und der Konflikt eskaliert“, so Engel. AKTIV BEIM KLIMASCHUTZ Im Unternehmen spielen die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine wichtige Rolle. 2020 ist XAL der UN Global Compact Initiative beigetreten, außerdem ist das Unternehmen EcoVadis- und ISO-14001-zertifiziert. Als ['∫pa:rkassәn] 19
ECONOMY SPEKTRUM SPARKASSE Immer am Puls der Zeit: Der österreichische Sparkassenverband ist dran an den wichtigsten Themen, die unsere Gruppe beschäftigen, um stets über wesentliche Entscheidungen, Entwicklungen und Erfolge informieren zu können. Hier sind die brandaktuellen Themen aus Brüssel und Österreich. VO M A M R I T R E S C H E N E D E R INSIGHT BRÜSSEL NEUE EU-INITIATIVE EU-Kommission Ände- ZUR STÄRKUNG DER rungen an der Richtlinie FINANZBILDUNG über die Nichtfinanzielle Die EU-Kommission überlegt Berichterstattung vorge- ständig, wie sie die Finanz- legt. Die Kommission will kompetenz ihrer BürgerInnen nicht nur den Namen in schärfen kann. Die österrei- „Richtlinie über die Nach- chischen Sparkassen nehmen haltigkeitsberichterstattung in der EU eine Vorreiterrolle von Unternehmen“ ändern, im Bereich Finanzbildung ein. sondern vor allem den An- Foto: Shutterstock So wundert es nicht, dass bei wendungsbereich deutlich zahlreichen Gelegenheiten ausdehnen. Künftig sollen unsere VertreterInnen auf alle Unternehmen mit mehr EU-Konferenzen vom österreichischen Beispiel berichten. als 250 MitarbeiterInnen und nicht nur börsennotierte dar- Endlich hat nun die EU den Entschluss gefasst, in diesem über berichten, wie sich die Aktivitäten des Unternehmens Bereich mehr zu tun. Dank der Erfahrung der OECD im auf Nachhaltigkeitsbelange (ESG-Faktoren) auswirken so- Bereich Bildung (Stichwort: Pisa-Tests) wird die Kommis- wie auch darüber, welche Folgen die Nachhaltigkeitsfak- sion gemeinsam mit der OECD bzw. ihrem Internatio- toren auf das Unternehmen selbst haben. Aus Sicht der nalen Netzwerk für Finanzbildung (INFE) einen Rahmen Finanzmarktteilnehmer, die durch Spezialgesetzgebung für Finanzbildung erarbeiten. Es geht darum, Standards zu ohnedies bereits zu mehr ESG-Transparenz verpflichtet schaffen, die in der gesamten EU verwendet und anerkannt sind, wird es künftig leichter sein, zu den erforderlichen werden. So soll der Finanzbildungskompetenzrahmen zum Daten zu kommen, was insbesondere für klimabedingte fi- Beispiel mit dem europäischen Sprachkompetenzrahmen nanzielle Risiken gilt. Das steigende Interesse an Nachhal- verglichen werden können, bei dem AnfängerInnen mit tigkeitsinformationen, die etwa für Anlageprodukte nötig einem A1-Niveau beginnen und fließende SprecherInnen sind und die die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards ein C2-Niveau haben. In ähnlicher Weise wird der Rahmen anstreben, wird besser bedienbar sein. Den Vorschlag der für finanzielle Kompetenz die Kenntnisse, Fähigkeiten und Kommission kann man daher durchaus als hilfreich für die Einstellungen beschreiben, die jemand entwickeln muss, Finanzwirtschaft bewerten. Die finale Ausgestaltung des um sein finanzielles Wohlergehen während seines gesam- Änderungsvorschlages ist aber noch nicht absehbar. Wie ten Lebens zu unterstützen. Obwohl die EU-Verbraucher- mittlerweile üblich, wird die Kommission die Details, wie schützerInnen den positiven Effekt der Finanzbildung konkret über ESG-Faktoren zu berichten ist, in sogenann- bezweifeln, ist die zuständige EU-Kommissarin Mairead ten Delegierten Rechtsakten festlegen. Diese sollen bis 31. McGuinness vom Nutzen der neuen EU-Initiative über- Oktober 2022 und 31. Oktober 2023 vorgelegt werden. zeugt: „Finanziell gebildete Menschen sind besser in der Vorab werden entsprechende Konsultationen der Markt- Lage, Risiken zu diversifizieren. Sie neigen weniger dazu, teilnehmer durchgeführt werden, was ermöglichen wird, sich übermäßig zu verschulden und erkennen darüber hi- Verbesserungsvorschläge zu den Details an die Kommis- naus leichter Betrug und Schwindel.“ Um sicherzustellen, sion zu übermitteln. Besonders wird darauf hinzuwirken dass der Referenzrahmen auch für die Privatwirtschaft sein, dass ein kohärenter Rechtsrahmen entsteht und ein nützlich ist, arbeiten wir eng mit Kommission und OECD Wildwuchs an Definitionen und widersprüchlichen Ver- zusammen. Die Idee, unseren FLiP2Go-Bus nach Brüssel pflichtungen vermieden wird. Die Kommission schlägt zu bringen, um unser Beispiel zu veranschaulichen, ist für vor, dass die neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten zum die Zeit nach Corona fix eingeplant. ersten Mal für das Finanzjahr 2023 (also im Jahr 2024) erfüllt werden sollen. Der Österreichische Sparkassenver- ESG-BERICHTSPFLICHTEN AUCH band appelliert hier vor allem an die EU-Gesetzgeber für FÜR NICHT-BANKEN realistische Fristen zu sorgen, damit den Normunterworfe- Als weiteren Teil ihres Nachhaltigkeitspaketes hat die nen Unklarheiten in der Anwendung erspart bleiben. ['∫pa:rkassәn] 20
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