EAWAG news dtsch. Ausg - Das Magazin des Wasserforschungs-Instituts des ETH-Bereichs - ETH Zürich

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EAWAG news [dtsch. Ausg.]
Das Magazin des Wasserforschungs-Instituts des
ETH-Bereichs

  Journal Issue

  Publication date:
  1999

  Permanent link:
  https://doi.org/10.3929/ethz-a-000916380

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  Originally published in:
  EAWAG news [dtsch. Ausg.]

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news
                                    EAWAG
     EAWAG

                                    53d April 2002
                                    Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und
                                    Gewässerschutz, eine Forschungsanstalt des ETH-Bereiches • CH-8600 Dübendorf

Risikofaktoren im Wasser

   Umgang mit Risikofaktoren   3

                                                  Klärschlamm:
                                            Dünger oder Abfall?           9

    Arsen im Trinkwasser –
  neuer Brennpunkt Vietnam     12

                                Gefährdet der Benzinzusatz
                                  MTBE das Grundwasser?                18
EAWAG

EAWAG news 53d • April 2002
                                                                                                                      Editorial
Informationsbulletin der EAWAG

Risikofaktoren im                                                                                   in niedrigen Konzentrationen vor, können
                                                                                                    aber trotzdem unerwünschte Effekte haben.
Wasser                                                                                              Unsere Abwasserreinigungsanlagen sind
                                                                     Hans-Peter Kohler ist Leiter
2 Editoral                                                           der Arbeitsgruppe «Umwelt-     nicht darauf ausgelegt, solche «Mikrover-
                                                                     Biochemie» in der Abteilung    unreinigungen» zu eliminieren.
Leitartikel                                                          «Umwelt-Mikrobiologie und
                                                                     Molekulare Ökotoxikologie».    Risikoanalysen von Chemikalien beruhen
3 Umgang mit Risikofaktoren                                                                         unter anderem auf einer Bewertung der
                                                    Im Jahr 1962 prangerte die amerikanische        negativen Effekte auf aquatische Organis-
Forschungsberichte
                                                    Biologin und Schriftstellerin Rachel Carson     men. Es ist jedoch nicht praktikabel, alle
6 Die Strategie der OSPAR-Kommission
  gegen den Eintrag gefährlicher Stoffe             die Verunreinigungen von «Oberflächenge-        möglichen Effekte auf alle Organismen zu
  in die Meere                                      wässern und unterirdischen Fluten» durch        testen. Deshalb gilt es, vernünftige Priori-
9 Klärschlamm: Dünger oder Abfall?                  Schädlingsbekämpfungsmittel als nicht an-       täten zu setzen. Ein weiteres Problem stellt
12 Arsen im Trinkwasser – neuer                     nehmbares Risiko an. Ihr Buch «Der stum-        sich, wenn von 100 getesteten Organismen
   Brennpunkt Vietnam                               me Frühling» wirkte damals als wichtiger        nur ein Organismus, z.B. eine Wasser-
15 Arsen im Trinkwasser – auch ein                  Anstoss für das wachsende Verlangen der         schnecke, die Chemikalienbehandlung nicht
   Schweizer Problem?
                                                    Öffentlichkeit nach sauberem Wasser, reiner     überlebt. Wie soll dieser Sachverhalt ge-
18 Gefährdet der Benzinzusatz
                                                    Luft und unverschmutztem Boden. Dieser          wichtet und beurteilt werden? Bei einer
   Methyl-tert-butylether (MTBE)
   das Grundwasser?                                 Druck führte unter anderem 1970 in den          statistischen Analyse zum Beispiel geht die
21 Antibiotika: Kehrseite der Medaille              USA zur Gründung der Amerikanischen Um-         Schnecke im Fehlerbalken unter, denn 99%
24 Wie wirkt die Pille auf den Fisch?               weltschutzbehörde (EPA). In der Schweiz         der Organismen waren nicht beeinträchtigt.
26 Krankheitserreger im (Trink-)Wasser?             wurde 1971 mit deutlichem Mehr ein Um-          Wo aber legen wir die Grenze, wie gewich-
                                                    weltschutzartikel in die Bundesverfassung       ten wir die Schnecke? Die beiden Beispiele
Forum                                               aufgenommen. Grundlagen für eine um-            zeigen, dass auf der Ebene der Risikoana-
29 Herausforderungen in der ökologischen            fassende staatliche Umweltschutzgesetz-         lyse grosser wissenschaftlicher und politi-
   Risikobeurteilung                                gebung waren geschaffen. Die Qualität der       scher Handlungsbedarf besteht.
                                                    Gewässer konnte seit dieser Zeit durch          Der Schweizerische Nationalfonds hat die
In Kürze
                                                    technische Massnahmen, verschärfte Um-          Situation erkannt und zwei nationale For-
30 Publikationen (2988 – 3021)
                                                    weltschutzgesetzgebung und Publikums-           schungsprogramme1 in die Wege geleitet:
31 Nachruf Hannes Wasmer
                                                    verhalten stark verbessert werden. Viele der    das NFP 49 «Antibiotikaresistenz» und das
32 Vermischte Meldungen
                                                    damals vorherrschenden Umweltprobleme           NFP 50 «Hormonaktive Stoffe: Bedeutung
                                                    wurden weitgehend bewältigt. Trotzdem ist       für Menschen, Tiere und Ökosysteme». In
                                                    die Thematik «Risikofaktoren im Wasser»         beiden Programmen werden Zusammen-
                                                    auch noch 40 Jahre später hoch aktuell.         hänge zwischen Mikroverunreinigungen in
                                                    Heute treten jedoch Probleme auf, die           der Umwelt und unerwünschten Effekten
Herausgeberin Vertrieb und ©:                       schwerer fassbar sind, wie beispielsweise       erforscht sowie geeignete Massnahmen für
EAWAG, Postfach 611, CH-8600 Dübendorf
Tel. +41-1-823 55 11                                die Verweiblichung von männlichen Wasser-       die Risikoverminderung erarbeitet. EAWAG-
Fax +41-1-823 53 75
http://www.eawag.ch
                                                    organismen, die Entwicklung von Antibio-        Forschungsgruppen sind jeweils mit meh-
Redaktion Martina Bauchrowitz, EAWAG                tikaresistenzen und das Auftreten chroni-       reren Projekten beteiligt.
Copyright Abdruck, auch auszugsweise, ist mit       scher Vergiftungen durch arsenbelastetes
Quellenangabe und unter Einsendung von zwei
Belegexemplaren an die Redaktion gestattet.         Trinkwasser. Der EAWAG-Informationstag
Erscheinungsweise dreimal jährlich in Deutsch,      2001 «Risikofaktoren im Wasser» zeigte
Englisch, Französisch
                                                    deutlich, dass die heutige Situation der
Fotos Titelblatt Heinz Müller, Nguyen Viet Thanh,
M. Frei, EAWAG                                      Wasserverunreinigung sehr komplex und
Konzept Inform, 8004 Zürich
                                                    vielschichtig geworden ist. Unsere zivilisa-
Satz, Bild und Layout Peter Nadler, 8700 Küsnacht
                                                    torischen Tätigkeiten bewirken, dass viele
Gedruckt auf rezykliertem Papier
Abonnemente und Adressänderungen                    der von uns verwendeten Chemikalien in die
NeuabonnentInnen willkommen!                        Gewässer gelangen. Dabei gewinnen vor
Bitte Bestelltalon in der Heftmitte beachten.                                                       1   Weitergehende Informationen unter:
                                                    allem Verbindungen wie Medikamente und
                                                                                                        www.snf.ch/NFP/NFP49/Home_d.html
ISSN 1420-3979                                      Hormone an Bedeutung. Sie liegen zwar nur           www.snf.ch/NFP/NFP50/Home_d.html

                                                                                                                                             EAWAG news 53   2
Umgang mit Risikofaktoren

    Die moderne Gesellschaft hängt stark von den verschiedensten                                        Priorisierung diejenigen auswählt, für die
    Chemikalien ab. Dass viele von ihnen schwere Umwelt- und Ge-                                        sofortiger Verbots- oder Reduktionsbedarf
    sundheitsschäden verursachen, wurde jedoch erst in der zweiten                                      besteht, und wie die Umweltschutzpolitik
    Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannt. Erste Massnahmen bestanden                                     die Chemikalienproblematik erfasst.

    darin, das Umweltrisiko für ausgewählte Chemikalien zu über-
                                                                                                        Kategorien von Risikofaktoren
    prüfen, und je nach Ergebnis wurden in verschiedenen Staaten
                                                                                                        Die moderne Zivilisation produziert ca.
    gesetzliche Regelungen eingeführt. Heute ist man sich einig, dass                                   100 000 Chemikalien in unterschiedlich
    prinzipiell alle verwendeten Chemikalien beurteilt werden müssen.                                   grossen Mengen (siehe Kasten). Es ist un-
    Dies ist jedoch aufgrund der grossen Anzahl von Stoffen nicht                                       vermeidlich, dass bei der Herstellung, beim
    möglich. Deshalb wählt man mittels geeigneter Priorisierungsver-                                    Gebrauch und bei der Entsorgung der Zivili-
    fahren die besonders gefährlichen Chemikalien aus und unterzieht                                    sationschemikalien auch Anteile in die Um-
    sie einer umfassenden Risikoanalyse. Seit einigen Jahren werden                                     welt gelangen. Daneben gibt es aber auch
    vermehrt Anstrengungen unternommen, das Schadstoffproblem auf                                       Risikofaktoren, die natürlicherweise in der
    internationaler Ebene zu lösen.                                                                     Umwelt auftreten, wie zum Beispiel Trink-
                                                                                                        wasserverunreinigungen durch Arsen und
    Im Jahr 1775 berichtete der englische Arzt         setzt wurden, die stratosphärische Ozon-         verschiedenste krankheitsauslösende Mik-
    Sir Percival Pott in seinem Buch «Chirur-          schicht schädigen könnten. Im Jahr 1985          roorganismen.
    gische Beobachtungen» über die Häufung             wurde das so genannte «Ozonloch» in der          Tabelle 1 teilt die heute bekannten Umwelt-
    von Hautkrebs bei Londoner Schornstein-            Antarktis erstmals gemessen und bereits          risikofaktoren in 15 Kategorien ein, wobei
    fegern. Er sprach von einer Berufskrankheit,       zwei Jahre später kam es zum weltweiten          einzelne Faktoren oft mehreren Kategorien
    die auf den häufigen Kontakt der Kamin-            Verbot der Freone durch das Protokoll von        zugeordnet werden können. Je nachdem,
    feger mit Russ zurückgeführt werden müs-           Montreal. Seither ist der Montreal-Vertrag       wo und wie die Chemikalien verwendet wer-
    se. Erst anderthalb Jahrhunderte später            mehrmals um andere ozonabbauende                 den, aber auch aufgrund ihrer physikalisch-
    gelang es, den chemischen Risikofaktor im          Stoffe erweitert worden. Crutzen, Molina         chemischen Eigenschaften, sind die Ein-
    Russ als Benz(a)pyren zu identifizieren.           und Rowland erhielten für ihre voraus-           tragswege und das Verhalten in der Umwelt
    Benz(a)pyren gehört zu der Substanzklasse          schauende Umweltrisikobeurteilung 1995           unterschiedlich. Die Auswirkungen von akut
    der polycyclischen aromatischen Kohlen-            den Chemie-Nobelpreis.                           eingetragenen Stoffen infolge von Katastro-
    wasserstoffe.                                      Benz(a)pyren und Freone sind Beispiele für       phen oder Unfällen sind meist besonders
    In den frühen 70er Jahren des vergangenen          Umweltrisikofaktoren, die frühzeitig erkannt     verheerend und offensichtlich. Schwieriger
    Jahrhunderts warnten die Chemiker Crut-            wurden (Tab. 1). Ziel dieses Artikels ist es,    erkennbar sind Umweltschäden, die durch
    zen, Molina und Rowland vor der Verwen-            einen Überblick zum gegenwärtigen Stand          chronische Belastungen verursacht werden.
    dung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen.            der Chemikalienpolitik zu geben. Es wird
    Sie wiesen darauf hin, dass diese auch als         dargestellt, wie das Umweltrisiko einzelner      Beurteilung der Umwelt-
    Freone bezeichneten Substanzen, die vor            Chemikalien beurteilt wird, wie man aus          verträglichkeit und Festlegung
    allem als Treibgase und Kühlmittel einge-          der grossen Menge von Chemikalien durch          von Grenzwerten
                                                                                                        Um das Umweltrisiko von Stoffen abzu-
                                                                                                        schätzen, muss einerseits bekannt sein,
                                                                                                        wie die Stoffe in die Umwelt gelangen und
      Technisch hergestellte chemische Stoffe                                                           wie sie sich dort verhalten. Andererseits
       18 Mio. Stoffe sind in den «Chemical Abstracts» aufgeführt und beschrieben.                     müssen die Effekte auf die verschiedenen
       400 Mio. Tonnen Chemikalien wurden weltweit im Jahr 2000 produziert. Vergleiche mit 1 Mio.
                                                                                                        Organismen beurteilt werden. Man stützt
        Tonne im Jahr 1930.
       100 000 Stoffe waren 1981 in der EU gemeldet und werden als so genannte Altstoffe bezeichnet.   sich dabei auf die Expositionsanalyse und
       2700 Stoffe wurden in der EU seit 1981 neu gemeldet (Neustoffe).                                die Effektbeurteilung (Abb. 1). In der Expo-
       30 000 Stoffe sind in Mengen von mehr als 1 Tonne auf dem Markt.
                                                                                                        sitionsanalyse werden sowohl Art und
       5000 Stoffe werden in Mengen von mehr als 100 Tonnen produziert.
       720 Stoffe wurden zwischen 1988 und 2000 im Rahmen der Schweizerischen Stoffverordnung          Menge möglicher Einträge erfasst als auch
        neu gemeldet.                                                                                   das Umweltverhalten aufgrund chemodyna-
       8700 verschiedene Nahrungsmittelzusätze sind bekannt.
                                                                                                        mischer Stoffeigenschaften abgeschätzt.
       3300 Stoffe werden als Arzneimittel in der Humanmedizin eingesetzt.
                                                                                                        Wichtige in die Expositionsanalyse einflies-

3   EAWAG news 53
Kategorie                              Beispiele: Substanzen, Einträge
                                                                                                                 nahmen zur Risikominderung in Betracht
 I.    Früh erkannte Stoffe             Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK),
                                                                                                                 gezogen werden.
                                        Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW, Freone)
 II.   Akut eingetragene Stoffe         Dioxine (Seveso, 1978), Radioaktivität (Tschernobyl, 1986), Agro-        Die Politik der prioritären
                                        chemikalien (Schweizerhalle/Rhein, 1986), Erdöltankerunfälle (z.B.       Schadstoffe
                                        Torrey Canyon, Amoco Cadiz)
                                                                                                                 Prinzipiell müsste das Gefahrenpotenzial
 III. Stoffe mit erkennbaren            verzweigtkettige Alkylbenzensulfonte, anionische Tenside in
      Effekten bei chronischem          Waschmitteln ( Schaumberge), Waschmittelphosphate                        aller im Gebrauch befindlichen Chemikalien
      Eintrag                           (Gewässereutrophierung)                                                  bestimmt werden. Aufgrund der ausser-
 IV. Stoffe, die sich in biologischen DDT, polychlorierte Biphenyle (PCB), Persistent Organic Pollutants         ordentlich grossen Zahl der potenziellen
     Systemen anreichern              (POP), Schwermetalle (Blei, Cadmium, Quecksilber)                          Schadstoffe ist dies jedoch unmöglich. Des-
 V.    Stoffe für spezifische           Wasch- und Reinigungsmittel (Detergentien), Pestizide, Herbizide,        halb verfolgt man mittelfristig die Strategie,
       Anwendungen                      Betonzusatzmittel, Antifoulings (zinnorganische Verbindungen)
                                                                                                                 aus der Gesamtheit der Stoffe zunächst die
 VI. Ersatzstoffe                       Lineare Alkylbenzensulfonate (LAS), Nitrilotriacetat (NTA), Zeolith A,
                                        Organophosphor-Insektizide                                               wichtigsten auszuwählen und diese gründ-
 VII. Zwischenprodukte des biolo- Methylquecksilber, Nitrosamine, Nonylphenol                                    lich zu beurteilen. Beispielsweise wurde im
      gischen Abbaus (Metaboliten)                                                                               Rahmen der OSPAR-Konvention zum
 VIII. Analytische Nebenresultate       PCB, Perchlorethylen, Clofibrinsäure                                     Schutz von Meeresökosystemen ein Aus-
       («Geisterpeaks»)                                                                                          wahl- und Priorisierungsverfahren ent-
 IX. Produktverunreinigungen            Polychlorierte Dibenzodioxine und Dibenzofurane (Dioxine)
                                                                                                                 wickelt (siehe Artikel von H.-J. Poremski
 X.    Wassertechnologische             Chlorphenole, Trihalomethane, Haloessigsäuren, Nitrosodimethyl-
                                                                                                                 und S. Wiandt auf S. 6).
       Nebenprodukte                    amin (NDMA), Bromat
                                                                                                                 Ein weiteres Priorisierungskonzept wurde
 XI. Spät erkannte Stoffe               Arsen (siehe Artikel von M. Berg auf S. 12 und H.-R. Pfeifer und
                                        J.Zobrist auf S. 15)                                                     von der amerikanischen Wissenschafts-
 XII. Falsch beurteilte Stoffe          Methyl-tert-butylether (MTBE, siehe Artikel von T. Schmidt auf           akademie vorgeschlagen [1]. Darin geht
                                        S. 18), Atrazin                                                          es um die Identifizierung der wichtigsten
 XIII. Schwierig zu beurteilende        Hormonaktive Stoffe (Bisphenol A, β-Estradiol, siehe Artikel von         chemischen und biologischen Verunreini-
       Stoffe                           M. Suter auf S. 24), Arzneimittel
                                                                                                                 gungen im Trinkwasser. In den USA ist die
 XIV. Neu auftauchende Ver-             Antibiotika (siehe Artikel von C. McArdell auf S. 21), bromierte
                                                                                                                 Umweltschutzbehörde vom Gesetz ver-
      unreinigungen («emerging          Flammschutzmittel, fluorierte Sulfonat-Tenside
      contaminants»)                                                                                             pflichtet, alle fünf Jahre eine neue Liste von
 XV. Immer wieder aktuelle              Klärschlamm (siehe Artikel von P. Stadelmann auf S. 9), Krank-           prioritären Trinkwasserverunreinigungen zu
     Risikofaktoren                     heitserreger im Trinkwasser (siehe Artikel von W. Köster auf S. 26)      publizieren (Abb. 2). Im ersten Schritt wer-
Tab. 1: Die 15 Kategorien von Umweltrisikofaktoren.                                                              den potenzielle Verunreinigungen vier ver-
                                                                                                                 schiedenen Stofftypen zugeordnet (Abb. 3)
                                                                                                                 und diejenigen Stoffe, die den Schnitt-
sende Parameter sind die PEC-Werte («pre-                  liche Schadwirkungen einer Substanz in                mengen I – IV angehören, werden in eine
dicted environmental concentrations», vor-                 Abhängigkeit von der Schadstoffkonzent-               provisorische Kandidatenliste aufgenom-
ausgesagte Umweltkonzentrationen) und                      ration zu ermitteln («dose-response assess-           men. In einem zweiten Schritt beurteilt man
die MEC-Werte («measured environmental                     ment»). Daraus wird der sogenannte PNEC-              die Gefährlichkeit der Stoffe und identifiziert
concentrations», gemessene Umweltkon-                      Wert («predicted no effect concentration»)            schliesslich die Verunreinigungen, die in die
zentrationen), die Informationen über zu                   abgeleitet, der als Wirkungsschwellenwert,            endgültige Kandidatenliste aufgenommen
erwartende oder tatsächliche Umweltkon-                    d.h. als niedrigste, noch einen Effekt aus-           werden. Dabei stützt man sich sowohl auf
zentrationen geben. MEC-Werte sind aller-                  lösende Konzentration definiert wird. Für die         ein mathematisches Modell als auch auf
dings oft nur schwer und unter grossem                     Gefahrenabschätzung werden schliesslich               Beurteilungen durch Experten («expert
Aufwand zu bestimmen und liegen deshalb                    PEC- und MEC-Werte mit den PNEC-Werten                judgement»).
nur für eine kleine Anzahl von Chemikalien                 verglichen. Sind die Umweltkonzentrationen
vor. Ziel der Effektbeurteilung ist es, mög-               höher als der PNEC-Wert, so müssen Mass-              Konzertierte Aktionen
                                                                                                                 auf internationalem Niveau
                                                                                                                 In der Vergangenheit war es üblich, dass
                                                                                                                 jedes Land eigene Risikobeurteilungen
                                                                                                                 durchgeführt und eigene Massnahmen zur
                                                                                                                 Regelung des Chemikaliengebrauchs erlas-
          Chemikalien                                PEC-Wert                        MEC-Wert                    sen hat. Beispiele sind die Schweizerische
                                             «predicted environmental          «measured environmental           Verordnung über umweltgefährdende Stoffe
         Expositionsanalyse                       concentration»                   concentration»
                                                                                                                 und die von der amerikanischen Umwelt-
         Umweltverhalten
                                                                                                                 schutzbehörde erstellte Liste der prioritären
         Chemodynamik
                                                                                                                 Trinkwasserverunreinigungen.
                                                              Umweltrisikobeurteilung
                                                                                                                 Angesichts der riesigen Wissenslücken auf
         Effektbeurteilung
                                                                                                                 dem Gebiet der Risikofaktoren und der Tat-
         Gefahrenabschätzung                                                        Risikominderung
                                                    PNEC-Wert                                                    sache, dass Ursache und Auswirkungen
                                                «predicted no effect                                             von Chemikalien zeitlich und örtlich weit
                                                                                      Grenzwerte
                                                  concentration»
                                                                                      Qualitätsziele             auseinander liegen können, sind indes
                                                                                                                 Anstrengungen auf internationaler Ebene
                                                                                                                 unerlässlich. Bereits seit mehr als vierzig
Abb. 1: Umweltrisikobeurteilung von Chemikalien.                                                                 Jahren engagiert sich die OECD im Bereich

                                                                                                                                                  EAWAG news 53    4
Risikobeurteilung und Risikomanagement                  Zukünftige EU-Chemikalienpolitik                nisationen. Neben den naturwissenschaft-
    von Chemikalien. Ein zentrales Anliegen der             Mit dem Ziel, die menschliche Gesundheit        lichen und technischen Aspekten müssen
    OECD ist die Ausarbeitung international                 und die Umwelt zu schützen, veröffentlichte     bis zu einem gewissen Grad auch sozio-
    anerkannter Testmethoden. In der OSPAR-                 die EU im Februar 2001 das Weissbuch –          ökonomische Gesichtspunkte berücksich-
    Kommission setzen sich die Anrainerstaa-                Strategie für eine zukünftige Chemikalien-      tigt werden wie beispielsweise die Verbrau-
    ten des Nordost-Atlantiks gemeinsam für                 politik in der Europäischen Gemeinschaft        cherakzeptanz oder die Wirtschaftlichkeit
    den Schutz der Meere ein. Mit der Konven-               [3]. Das Konzept basiert auf der Absicht, die   von Ersatzstoffen. Aus Umweltschutzsicht
    tion von Sintra (1997) hat sich die OSPAR               gefährlichsten Stoffe – krebserzeugende, im     muss jedoch eine risikobasierte Beurteilung
    das wichtige Ziel gesetzt, den Eintrag von              Körper und in der Umwelt akkumulierende         höchste Priorität haben, und sozio-ökono-
    Schadstoffen in die Nord- und Ostsee inner-             und die Fortpflanzung gefährdende Stoffe        mische Aspekte dürfen nur eine sekundäre
    halb einer Generation zu stoppen.                       – vom Markt zu nehmen und zu ersetzen.          Rolle spielen.
    Auch die Europäische Union ist in den 90er              Als Handlungsgrundlage gilt das Vorsorge-       Übergeordnetes Ziel der Chemikalienpolitik
    Jahren zunehmend aktiv geworden. Bei-                   prinzip. Es geht davon aus, Massnahmen          ist eine nachhaltige Entwicklung, in der die
    spielsweise koordiniert das der EU unter-               bereits dann zu treffen, wenn ein gewisses      negativen Auswirkungen der Verwendung
    stehende Europäische Chemikalienbüro mit                Risiko überschritten ist, auch wenn Ursa-       von Chemikalien auf einem akzeptablen
    Sitz in Ispra, Italien, Datenbanken und Risi-           chen und Wirkungen noch nicht eindeutig         Mass gehalten werden, so dass auch zu-
    kobeurteilungen. Zu Beginn des neuen                    festgelegt werden können. Ein wesentliches      künftige Generationen in einer intakten Um-
    Jahrtausends hat die EU ausserdem zwei                  Element der zukünftigen EU-Chemikalien-         welt leben und gesunde Wasserressourcen
    Schlüsseldokumente vorgelegt: die Wasser-               politik ist der Aufbau eines transparenten      nutzen können. Die momentan laufenden
    Rahmenrichtlinie [2] und das Weissbuch –                Bewertungssystems. Das so genannte              Bemühungen müssen auf verschiedenen
    Strategie für eine zukünftige Chemikalien-              REACH-System setzt sich aus drei Bestand-       Ebenen noch verbessert werden, wobei der
    politik [3]. In der Wasser-Rahmenrichtlinie             teilen zusammen: Registrierung («Registra-      Früherkennung von Problemstoffen eine
    geht es um den länderübergreifenden                     tion»), Bewertung («Evaluation») und Ge-        grosse Bedeutung zukommt. Für einen op-
    Schutz der Binnengewässer. Als Ergänzung                nehmigungspflicht («Authorisation») von         timalen Schutz muss deshalb das Vorsorge-
    der Wasser-Rahmenrichtlinie hat die EU im               Chemikalien.                                    prinzip zur Anwendung kommen. Fataler-
    Januar 2001 eine Liste von 32 prioritären                Bei der Registrierung sollen grundlegende     weise ist dieses Prinzip im Fall der eingangs
    Stoffen vorgelegt, von denen 12 gefährliche             Informationen von rund 30 000 Alt- und Neu-     erwähnten Freone nicht angewandt worden.
    Stoffe schrittweise aus dem Verkehr zu zie-             stoffen, die in Mengen von mehr als 1 Tonne     Der Mensch muss sich wohl der Tatsache
    hen sind.                                               hergestellt werden, in einer zentralen Daten-   stellen, dass es letztlich unmöglich ist, das
                                                            bank erfasst werden.                            Schadstoffrisiko verlässlich und abschlies-
                                                             Die Bewertung des Risikopotenzials wird       send einzuschätzen.
                                                            für alle Stoffe durchgeführt, die in Mengen
                                                            von mehr als 100 Tonnen hergestellt werden
         Gesamtheit                                         oder auch für Stoffe mit niedrigeren Pro-
         aller Stoffe                Stufe I
                                     Auswahlkriterien       duktionsmengen, wenn erhöhter Anlass zur
                                     Expertenbeurteilung                                                                        Walter Giger, Chemiker und
                                                            Besorgnis besteht.                                                  Titularprofessor für Umwelt-
                                                             Die Genehmigungspflicht gilt für Krebs                            chemie an der ETH Zürich und
                          Vorläufige                                                                                            der Universität Karlsruhe, Leiter
                        Kandidatenliste                     erregende, Erbgut gefährdende und fort-                             der Abteilung «Chemische Prob-
                                                            pflanzungsgefährliche Stoffe sowie für per-                         lemstoffe» an der EAWAG.
                                                                                                                                Forschungsgebiet: Auftreten
                     Stufe II                               sistente organische Schadstoffe.                                    und Verhalten chemischer Prob-
        Klassifikations-Tool
       Expertenbeurteilung                 Endgültige
                                                            Als weiteres sehr wichtiges Element fordert     lemstoffe im Abwasser, Gewässer und Trinkwasser.

                                         Kandidatenliste    die EU die Umkehr der Beweislast. Künftig
                                                            soll die Industrie – und nicht die Behörden –
    Abb. 2: Priorisierungsverfahren für Trinkwasserverun-   Informationen über herzustellende oder zu
    reinigungen in den USA [1].                             importierende Stoffe und deren Unschäd-
                                                            lichkeit liefern müssen. Aufgabe der Be-
                                                            hörden wird es sein, die von der Industrie
      Verunreinigungen,...
                                                            vorgelegten Daten und die dabei ange-
                                                            wandten Prüfprogramme zu bewerten und
         ...die                              ...die sich    über weitere Schritte zu entscheiden.
        nachweislich                      nachweislich      In der Schweiz wurde Ende 2000 ein neues
       im Trinkwasser           I          ungünstig auf                                                    [1] National Research Council (2001): Classifying drinking
        vorkommen                        die Gesundheit     Chemikaliengesetz beschlossen, das im               water contaminants. National Academy Press, 113 pp.
                                             auswirken      Jahre 2005 in Kraft gesetzt werden soll. Da-        Bestelladresse: www.nap.edu
                                                            bei wird eine starke Abstimmung mit den         [2] Kommission der Europäischen Gemeinschaften
                   II                       III
                                                                                                                (2000): Wasser-Rahmenrichtlinie. Dokument verfügbar
                                                            Europäischen Gesetzen angestrebt [4].               unter: http://europa.eu.int/comm/environment/water/
       ...die sich                                                                                              water-framework/index_en.html
       möglicherweise           IV                ...die
       ungünstig auf                   möglicherweise       Ganzheitliches Konzept                          [3] Kommission der Europäischen Gemeinschaften
                                                                                                                (2001): WEISSBUCH. Strategie für eine zukünftige
        die Gesundheit                  im Trinkwasser      Eine ganzheitliche Erfassung und Bearbei-           Chemikalienpolitik. Dokument verfügbar unter: http://
           auswirken                     vorkommen
                                                            tung der Schadstoffproblematik ist eine             www.europa.eu.int/comm/environment/chemicals/
                                                            grosse Herausforderung für Wissenschaft,            0188_de.pdf
                                                                                                            [4] Schweizerisches Chemikaliengesetz (2001).
    Abb. 3: Stufe 1 aus dem Priorisierungsverfahren für
                                                            Behörden und chemische Industrie sowie              Dokument verfügbar unter: http://www.bag.admin.ch/
    Trinkwasserverunreinigungen in den USA [1].             für Umweltschutz- und Verbraucherorga-              chemikal/gesetz/d/index.htm

5   EAWAG news 53
Die Strategie der OSPAR-Kommission
gegen den Eintrag gefährlicher Stoffe
in die Meere

Die Vertragsparteien der OSPAR-Konvention zum Schutz des                                                         die Erstellung einer Prioritätenliste für ge-

Nordost-Atlantiks haben 1998 die Strategie gegen den Eintrag ge-                                                fährliche Stoffe,
fährlicher Stoffe in die Meere beschlossen. Sie hat zum Ziel, die                                                die Entwicklung von Bewertungsmetho-

Einträge gefährlicher Stoffe in die Meeresumwelt kontinuierlich                                                 den für gefährliche Stoffe im Meeresbereich,
                                                                                                                 die Erarbeitung von Kriterien und Metho-
zu reduzieren und binnen einer Generation ganz zu unterbinden.
                                                                                                                den zur Identifizierung und Entwicklung von
Hierzu entwickelte die OSPAR-Arbeitsgruppe DYNAMEC, ein trans-
                                                                                                                weniger gefährlichen und umweltverträg-
parentes und methodisch abgesichertes Verfahren zur Auswahl-                                                    lichen Stoffen bzw. Substituten,
und Priorisierung von gefährlichen Stoffen. Auf dieser Grundlage                                                 die Entwicklung geeigneter Beschrän-
beschloss die OSPAR-Kommission bis heute, den Eintrag von                                                       kungsmassnahmen für gefährliche Stoffe
insgesamt 42 prioritär gefährlichen Stoffen in die Meere bis zum                                                und eine Machbarkeitsbeurteilung,
Jahr 2020 zu beenden.                                                                                            eine breite gesellschaftliche Beteiligung
                                                                                                                der involvierten Gruppen und Verbände,
Meeresökosysteme sind Senken für Stoffe,                  Hintergrundwerte und für anthropogene,                 die Umsetzung von Massnahmen und
die über die Atmosphäre und Flüsse heran-                 synthetische Stoffe Umweltkonzentrationen             deren Berichterstattung.
transportiert werden. Dazu gehören auch                   nahe Null erreicht werden. Als gefährliche
zahlreiche gefährliche Stoffe. Sie werden auf             Stoffe werden definiert [2]:                          Das Auswahl- und
ihrem Transport nur sehr langsam abgebaut                  PBT-Stoffe, die sowohl persistent als auch          Priorisierungsverfahren
und sind heute in teilweise beträchtlichen                bioakkumulierbar und toxisch sind;                    Das Verfahren zur Auswahl- und Priorisie-
Mengen in der Meeresumwelt nachweisbar,                    Stoffe, die ein vergleichbares Gefähr-              rung von gefährlichen Stoffen wurde von
insbesondere, wenn sie sich in Organismen                 dungspotential aufweisen, jedoch nur über             der OSPAR Arbeitsgruppe DYNAMEC ent-
bzw. in der Nahrungskette anreichern. Als                 eine oder zwei der drei Eigenschaften der             wickelt und umfasst im wesentlichen drei
Gegenmassnahme vereinbarten die Regie-                    PBT-Stoffe verfügen; dazu gehören z.B.                Schritte [3, 4]:
rungen der Anrainerstaaten des Nordost-                   Schwermetalle und Stoffe, die in das Hor-              eine Erstauswahl,
Atlantiks deshalb 1998 in Sintra (Portugal)               monsystem von Mensch und Tier eingreifen               die Erstellung von Ranglisten für poten-
im Rahmen der OSPAR-Konvention die Stra-                  können, d.h. endokrin wirksame Stoffe.                ziell gefährliche Stoffe und
tegie gegen den Eintrag gefährlicher Stoffe                                                                      die Schlussauswahl der prioritär gefähr-
in die Meere [1, 2]. Bis zum Jahr 2020, also              OSPAR Strategie                                       lichen Stoffe.
binnen einer Generation (ca. 25 Jahre) sol-               Die Strategie umfasst folgende Elemente:              Das Fliessschema in Abbildung 1 charakte-
len Einleitungen, Emissionen und Verluste                  die Entwicklung eines dynamischen Ver-              risiert die wesentlichen Arbeitsschritte in
von gefährlichen Stoffen soweit vermin-                   fahrens zur Auswahl- und Priorisierung von            diesem Prozess.
dert werden, dass für natürliche Stoffe die               gefährlichen Stoffen,
                                                                                                                Erstauswahl gefährlicher Stoffe
                                                                                                                Als Ausgangspunkt für die Auswahl ge-
 Kategorie                                          Angewandte Grenzwerte
                                                                                                                fährlicher Stoffe wurden alle verfügbaren
                     Persistenz                Bioakkumulation           Toxizität
                                                                                                                Stoff-Datenbanken herangezogen. Dazu ge-
 Erstauswahl         Halbwertszeit >50 Tage log KOW ≥ 4 oder             Aquatische Organismen:
                                                                                                                hörten die Nordische Stoffdatenbank mit
                     oder gemessene/ge-     Biokonzentrations-           Akute LC50 oder EC50 ≤1 mg/l,
                     schätzte Biodegrada-   faktor ≥ 500                 NOEC ≤0,1 mg/l                         18 000 registrierten Stoffen, die QSAR-
                     tion                                                Säugetiere: Kanzerogen, mutagen        Datenbank der dänischen Umweltbehörde
                                                                         oder reproduktionstoxisch oder         mit 166 000 Einträgen und die niederlän-
                                                                         chronisch toxisch
                                                                                                                dische BKH/Haskoning Datenbank mit
 Schlussauswahl      nicht biologisch abbau- log KOW 5 oder              Aquatische Organismen:
                                                                                                                180 000 Datensätzen. Basierend auf den
                     bar                     Biokonzentrations-          akute LC50 oder EC50 ≤0,01 mg/l,
                                             faktor ≥ 5000               NOEC ≤0,01 mg/l                        PBT-Selektionskriterien (Tab. 1) konnte eine
                                                                         Säugetiere: gleiche Kriterien wie      vorläufige Liste relevanter Stoffe aufgestellt
                                                                         unter Erstauswahl                      werden [4]. Parallel dazu wurden die Stoffe
                                                                                                                nach dem «Sicherheitsnetz-Verfahren» über-
Tab. 1: Selektionskriterien der Erstauswahl und der Schlussauswahl.
KOW = 1-Octanol/Wasser-Verteilungskoeffizient; LC = lethale Konzentration «lethal concentration»,               prüft, ob sie über gefährliche Eigenschaften
EC = Effekt-Konzentration «effect concentration», Index 50 = 50% der untersuchten Organismen sind betroffen;
                                                                                                                verfügen, die nicht durch die PBT-Kriterien
NOEC = Konzentration, bei der auch nach längerer Expositionszeit keine Effekte beobachtet werden «no observed
effect concentration».                                                                                          abgedeckt sind. Auch die bei diesem Ver-

                                                                                                                                                 EAWAG news 53    6
Priorisierung von Schadstoffen                   Rangergebnisses wird ein Algorithmus ein-
                                                               aufgrund ihrer Gefährlichkeit                    gesetzt, der Gewichtungsfaktoren für Per-
                                                               Ziel der Priorisierung ist es, das relative      sistenz, Bioakkumulation und Ökotoxizität
                                                               Risiko der 400 ausgewählten Stoffe zu be-        berücksichtigt.
                                                               stimmen und eine Rangfolge in Bezug auf          Im Rahmen der OSPAR-Arbeiten wurde das
                                                               das Gefährdungspotenzial festzulegen. Da-        COMMPS-Verfahren so modifiziert, dass
                                                               bei wurde das COMMPS-Verfahren («Com-            spezifische marine Umweltbedingungen bei
                                                               bined modelling and monitoring priority          der Auswahl stoffbezogener Daten und Mo-
                                                               setting») angewandt, das vom Fraunhofer-         dellparameter stärker berücksichtigt wur-
                                                               Institut Schmallenberg im Rahmen der Vor-        den [8, 9]. Beispielsweise wurden bei der
                                                               bereitungsarbeiten zur Wasser-Rahmen-            Modellierung des Expositionsranges, die
                                                               richtlinie (Water Famework Directive) der        Eintragsmengen des Stoffes auf das marine
                                                               Europäischen Union (EU) entwickelt wurde         Gewässer (Wassersäule + Sediment) bezo-
    fahren positiv beurteilten Stoffe wurden in                [5] und nun auf EU-Ebene als akzeptierte         gen. Bei der Berechnung des Effektranges
    die vorläufige Liste aufgenommen [4].                      Methodik eingesetzt wird. Dieses Verfahren       wurden sowohl direkte (Toxizität) als auch
    In einem weiteren Auswertungsschritt prüf-                 umfasst sowohl einen «Modelling»-Ansatz,         indirekte Effekte (Bioakkumulation) auf ma-
    ten Experten die Liste im einzelnen auf ihre               der ursprünglich für die «European Union         rine Organismen berücksichtigt. Verglichen
    Plausibilität und Validität hin und legten als             Risk Ranking»-Methodik (EURAM) ent-              mit limnischen Systemen werden dabei die
    Ergebnis eine vorläufige Auswahlliste von                  wickelt wurde [6, 7] als auch einen «Monito-     indirekten Effekte stärker gewichtet, da die
    ca. 400 potenziell gefährlichen Stoffen vor                ring»-Ansatz mit dem gemessene Daten             Verweil- und Expositionszeit von gefähr-
    (Abb. 1). Zur Durchführung der anschlies-                  statistisch ausgewertet und relative Rang-       lichen Stoffen in marinen Ökosystemen
    senden Priorisierung wurden Datenprofile                   ergebnisse für jeden einzelnen Stoff be-         deutlich höher ist. Eingegangen in die Prio-
    für diese Stoffe erstellt.                                 rechnet werden. Bei der Berechnung des           risierung sind aber auch Effekte so ge-
                                                                                                                nannter CMR-Stoffe (kanzerogen, mutagen,
                                                                                                                reproduktionstoxisch) auf die menschliche
                                                                                                                Gesundheit. CMR-Stoffe können beispiels-
       Erstauswahl                                                                                              weise durch den Konsum kontaminierter
                                                                                                                Meeresfrüchte in den menschlichen Körper
                               Gesamtheit aller natürlichen und synthetischen Stoffe
                                                                                                                gelangen. Weiterhin wurde die Gewichtung
                                                                                                                der Persistenz in der Berechnung der Ge-
                 Auswahl basierend auf PBT-Kriterien             Auswahl mit Sicherheitsnetz-Verfahren          samtrangfolge erhöht und die Differenzie-
                                                                                                                rung des Bioabbaus in der Skalierung ge-
                                                   Vorläufige Liste                                             spreizt.
                                                                                                                Als Ergebnis dieser Berechnungen konnten
                                                 Expertenbeurteilung                                            vier Ranglisten erstellt werden:
                                                                                                                 die Rangliste Wasser I basiert auf gemes-
                                    Liste mit 400 potenziell gefährlichen Stoffen                               senen Umweltkonzentrationen und Effekt-
       Priorisierung                                                                                            daten,
                                                                                                                 die Rangliste Wasser II basiert auf model-
                                                                                                                lierten Daten und Effektdaten,
                              Punkteverteilung                            Punkteverteilung
                       aufgrund von Expositionsdaten:                 aufgrund von Effektdaten                   die Rangliste Sediment I basiert auf ge-
                          z.B. Produktionsumfang,
                             Gebrauchsmuster                                                                    messenen Umweltkonzentrationen und Ef-
                                                                                                                fektdaten,
                                                                                                                 die Rangliste Sediment II basiert auf
                                       4 Ranglisten mit insgesamt 200 Stoffen                                   modellierten Daten und Effektdaten.
              Rangliste Wasser I      basiert auf gemessenen Umweltkonzentrationen und Effektdaten
                                                                                                                Von den insgesamt 400 Substanzen der ers-
              Rangliste Wasser II     basiert auf modellierten Daten und Effektdaten
              Rangliste Sediment I    basiert auf gemessenen Umweltkonzentrationen und Effektdaten             ten Auswahlliste konnten jedoch nur ca. 200
              Rangliste Sediment II   basiert auf modellierten Daten und Effektdaten                           Stoffe in eine der vier Ranglisten aufge-
                                                                                                                nommen werden. Für die verbleibenden
       Schlussauswahl                                                                                           200 Stoffe bestehen erhebliche Lücken bei
                                                 Liste mit 80 Stoffen                                           den Effektdaten, gemessenen Konzentra-
                            Ranghohe Stoffe aus den 4 Ranglisten                                               tionen und Eintragsmengen, sodass eine
                            Stoffe, die die Kriterien der Schlussauswahl erfüllen (Tab. 1)
                                                                                                                Berechnung des relativen Risikos und der
                            Endokrine Stoffe
                                                                                                                Rangfolge nicht möglich war. Sobald die
                                                                                                                Datenlücken geschlossen sind, werden
                                                 Expertenbeurteilung
                                                                                                                diese Stoffe im Rahmen des DYNAMEC-
                                  OSPAR-Liste mit 42 prioritär gefährlichen Stoffen                             Verfahrens berücksichtigt.

                                                                                                                Schlussauswahl
                                 Sofortmassnahmen               Massnahmen bis 2020
                                                                                                                Im Sinne einer praktikablen Vorgehens-
                                                                                                                weise wurde eine weiter reduzierte Liste
    Abb. 1: Ablauf des von der Arbeitsgruppe DYNAMEC entwickelten OSPAR-Verfahrens zur Auswahl und Priorisie-
    rung gefährlicher Stoffe.                                                                                   von maximal 80 Stoffen erstellt. Sie umfasst

7   EAWAG news 53
Greenpeace/Greig

                                                                       Hintergrundwerte erreicht werden sollen,                        OSPAR-Vertragsparteien, aber auch der be-
                                                                       kann die Erarbeitung von Qualitätszielen in                     teiligten gesellschaftlichen Gruppen, Firmen
                                                                       diesen Fällen nur als Zwischenziel ver-                         und Verbände. Deshalb war es vorrangig
                                                                       standen werden.                                                 wichtig, ein hieb- und stichfestes Verfahren
                                                                       Die Umsetzung der Massnahmen kann bei                           zur Auswahl und Priorisierung der gefähr-
                                                                       Punktquellen über weit gehende Einlei-                          lichen Stoffe zu entwickeln. Hier hat die
                                                                       tungsbeschränkungen und bei diffusen                            Arbeitsgruppe DYNAMEC gute Arbeit ge-
                                                                       Quellen über Beschränkungsregelungen im                         leistet, denn sie konnte ein transparentes
                                                                       Rahmen der betreffenden Binnenmarkt-                            und methodisch abgesichertes Verfahren
                                                                       richtlinen erfolgen, wobei für beide Arten                      vorstellen. Dies hatte zur Folge, dass die
OSPAR-Strategie: Einleitungsstopp für gefährliche
Stoffe bis zum Jahr 2020.                                              der Emissionsquellen zunächst die beste                         OSPAR-Liste der prioritär gefährlichen Stof-
                                                                       verfügbare Technik bzw. Praxis («best avail-                    fe von allen beteiligten Parteien akzeptiert
                                                                       able techniques» BAT, «best environmental                       wurde und nun die Umsetzung des OSPAR-
Stoffe mit den höchsten Rangzahlen aus                                 practice» BEP) als Minderungsmassnahme                          Ziels konzertiert erfolgen kann.
den vier Listen sowie Stoffe, die die strin-                           angestrebt wird. Zusammenfassend ist fest-
genten Selektionskriterien der Schluss-                                zustellen, dass die Wasser-Rahmenrichtlinie
auswahl (Tab. 1) erfüllen, und endokrin wirk-                          ein Gesamtkonzept für die marinen Küs-
same Stoffe. Durch eine weitere Experten-                              tengewässer und die limnischen Gewässer
beurteilung wurde die Liste nochmals                                   darstellt und damit auch die Meeresschutz-
revidiert, sodass die OSPAR-Kommission                                 anforderungen für wassergetragene gefähr-                                             Heinz-Jochen Poremski,
schliesslich eine Liste mit insgesamt 42                               liche Stoffe aus landgestützten Quellen                                               Wissenschaftlicher Direktor am
                                                                                                                                                             Umweltbundesamt Berlin mit
prioritär gefährlichen Stoffen beschlossen                             berücksichtigt.                                                                       Fachgebiet Meeresschutz.
hat [10]. Für diese Stoffe werden zunächst
Hintergrunddokumente durch federführen-                                Ausblick
de OSPAR-Mitgliedstaaten erarbeitet, die                               Die OSPAR-Strategie gegen den Eintrag ge-
u.a. die Risikobewertung [11], Stoff- und                              fährlicher Stoffe in die Meere verfolgt das
Anwendungscharakteristika,      Emissions-                             anspruchsvolle Ziel, die Einträge bis zum
                                                                                                                                                             Suzanne Wiandt, Deputy Secre-
quellen sowie Vorschläge für Minderungs-                               Jahr 2020 zu eliminieren [12]. Dies erfordert
                                                                                                                                                             tary bei der OSPAR-Commission
massnahmen und Möglichkeiten der Stoff-                                grosse Anstrengungen von Seiten der                                                   in London.
substitution beinhalten.

Rechtliche Umsetzung der                                               [1] OSPAR Convention: Bundesgesetzblatt 1994, Teil II. S. 1355 ff.
                                                                       [2] OSPAR Commission (1998): OSPAR strategy with regard to hazardous substances. Sintra (Portugal), 22.– 23. July,
Massnahmen                                                                  Annex 34.
Für die EU-Mitgliedsstaaten der OSPAR-                                 [3] DYNAMEC (1998): Development of a dynamic selection and prioritisation mechanism for hazardous substances with
Konvention findet die rechtlich verbindliche                                regard to the marine compartment. Presented by Germany, DYNAMEC 98/4/1, Berlin 14.–16. September.
                                                                       [4] DYNAMEC (1999): Report on the intersessional work on the initial selection presented by the Nordic countries
Umsetzung der OSPAR-Massnahmen im                                           DYNAMEC (2) 99/3/1, Stockholm, 7.–10. September.
Rahmen der einschlägigen EU-Richtlinen                                 [5] Fraunhofer-Institut (1999): Revised proposal for a list of priority substances in the context of the Water Framework
statt. Eine wesentliche Basis ist die Wasser-                               Directive (COMMPS Procedure). Draft Final Report, Declaration ref.: 98/788/3040/DEB/E1. Fraunhofer-Institut, Umwelt-
                                                                            chemie und Ökotoxikologie, Schmallenberg.
Rahmenrichtlinie der EU, die im Dezember                               [6] EU TGD (1996): Technical guidance documents, ECB, Ispra (Italy) 19. April.
2000 in Kraft trat und wie die OPSAR-Stra-                             [7] Hansen B.G., van Haelst A.G., van Leeuwen K., Van der Zandt P. (1999): Priority setting for existing chemicals. The
tegie bis zum Jahr 2020 umgesetzt sein                                      European Union risk ranking method. Environmental Toxicology & Chemistry 18, 772–779.
                                                                       [8] Lepper P. (2000): Draft version of 5 January 2000: Results of the risk-based ranking of substances on the DYNAMEC
soll. Die Wasser-Rahmenrichtlinie listet 32                                 «draft initial list of possible concern». DYNAMEC 00/4/1, Oslo, 2.– 4. February.
prioritäre Stoffe auf. Nach Artikel 16 der                             [9] Moltmann J.F., Küppers K., Knacker T., Klöppfer W., Schmidt E., Renner I. (1999): Development of a concept for the
Wasser-Rahmenrichtlinie sollen für diese                                    evaluation of hazardous substances in the marine environment within the framework of the OSPAR Convention.
                                                                            Research Report no. 297 25 525/01-02 on behalf of the Federal Environmental Agency.
Stoffe Qualitätsziele entwickelt werden.                               [10] OSPAR-Commission: Summary record Copenhagen 2000 and summary record Valencia 2001, OSPAR Commission
Einige dieser Stoffe finden sich auch auf                                   London, website:www.ospar.org
der OSPAR-Liste der «prioritär gefährlichen»                           [11] DYNAMEC (1999): Summary record DYNAMEC (2) 99, Annex 6: Draft framework for a common OSPAR/EC approach
                                                                            on risk assessment methodology for the marine environment. Stockholm, 7.–13. September.
Stoffe. Da für die OSPAR-Stoffe bis zum                                [12] Poremski H-J., Wiandt, S. (2000): OSPAR programmes on hazardous substances – dynamic selection and prioritisation
Jahr 2020 Konzentrationen nahe Null bzw.                                    procedure. GDCh-Monographie, Band 17, p. 55 –70.

                                                                                                                                                                               EAWAG news 53       8
Klärschlamm:
    Dünger oder Abfall?

    Die Verwertung von Klärschlamm als Dünger in der Landwirtschaft
    ist umstritten. Wichtigster Nutzen der Klärschlammdüngung ist
    die Rückführung von wertvollen Pflanzennährstoffen vom Konsum-
    in den Agrarraum. Dagegen steht das Risiko, die im Klärschlamm
    enthaltenen Schadstoffe in die Umwelt einzutragen. Deshalb gilt
    es, Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Kurzfristig sind
    nur noch die qualitativ besten Klärschlämme einzusetzen. Lang-
    fristig sind Systeme und Techniken zu entwickeln, die es erlauben,
    das Nachhaltigkeitsprinzip (Nährstoffrezyklierung) und das Vorsorge-
    prinzip (Umweltschutz) unter einen Hut zu bringen.

    Klärschlamm fällt bei der Reinigung von Ab-     Menschen verbunden ist und damit dem
                                                                                                               Dünger dienen der Pflanzenernährung.
    wässern in zentralen Abwasserreinigungs-        Prinzip der Vorsorge widerspricht. Es gilt
                                                                                                               Man unterscheidet drei Gruppen von
    anlagen (ARA) an und gilt gemäss schweize-      also, Nutzen und Risiken gegeneinander                     Düngern:
    rischer Stoffverordnung (StoV) und Dünger-      abzuwägen.                                                 1. Abfalldünger
    buchverordnung (DüBV) als Abfalldünger                                                                         Klärschlamm: Produkt aus der
                                                                                                                    Abwasserreinigung
    (siehe Kasten). Im Jahr 1999 wurden in den      Nutzen der Klärschlamm-                                        Kompost: verrottetes pflanzliches
    979 ARA der Schweiz insgesamt 209 000 t         verwertung                                                      und tierisches Material
    Trockensubstanz (TS) Klärschlamm produ-         Nährstofflieferant mit Düngerwirkung: Klär-                    unverrottetes pflanzliches Material,
                                                                                                                    z.B. Mostereiabfälle
    ziert, wovon rund 40% in die Landwirtschaft     schlamm-Trockenmasse besteht durch-
                                                                                                                   Erzeugnisse aus mineralischen oder
    gelangten (Tab. 1). Der Hauptanteil des         schnittlich aus 45% organischer Substanz,                       tierischen Abfällen, z.B. Hornspäne
    Klärschlamms wird jedoch thermisch in in-       5,8% Calcium, 4,4% Stickstoff, 2,7% Phos-                       und Ledermehl
    dustriellen Schlammverbrennungsanlagen,         phor, 0,5% Magnesium und 0,3% Kalium.                      2. Hofdünger: z.B. Gülle, Mist, Mistwässer
                                                                                                                  und Silosäfte
    Zementwerken und Kehrichtverbrennungs-          Daneben sind auch Schwefel und Spuren-
                                                                                                               3. Mineraldünger: meist chemisch herge-
    anlagen entsorgt. Bevor im Jahr 2000 das        elemente wie Kobalt, Kupfer, Molybdän,
                                                                                                                  stellte Erzeugnisse
    Deponieverbot für Klärschlamm in Kraft trat,    Nickel und Zink enthalten. Verglichen mit
    wurde zudem ein kleiner Teil in Deponien        den Nährstoffmengen aus Hof- und Mine-
    eingelagert. Die Verwertung bzw. Entsor-        raldüngern (siehe Kasten) ist die Nährstoff-
                                                                                                                                    Nährstofffracht in 1000 t
    gung von Klärschlamm ist kantonal sehr          fracht aus Klärschlamm klein (Tab. 2) und
                                                                                                                                     N          P         K
    verschieden: In den Kantonen JU, GL, FR,        macht bezogen auf die gesamte ausge-
                                                                                                              Hofdünger            128        20,5     162
    TG und UR gelangte 1999 fast der gesamte        brachte Düngermenge lediglich 7,1% des
                                                                                                              Mineraldünger         53          7,4      27
    dort produzierte Klärschlamm in die Land-       Phosphor-, 2 % des Stickstoff- und 0,1%
                                                                                                              Klärschlamm             3,7       2,2       0,25
    wirtschaft, wogegen man in den Kantonen         des Kaliumanteils aus [1]. Betrachtet man
                                                                                                              Kompost                 2,9       0,74      1,8
    GE, BS und AI völlig auf eine Klärschlamm-      jedoch den echten Nährstoff-Input in die
                                                                                                              Übrige Abfälle          1,5       0,57      1,5
    düngung verzichtete.                            Landwirtschaft durch externe Quellen wie
                                                                                                              Total                189        31,4     192
                                                    Deposition, Mineraldünger und Futtermittel,
                                                                                                             Tab. 2: Vergleich der Hauptnährstofffrachten aus
    Klärschlamm enthält Nährstoffe                  lässt also den Hofdünger aus der Bilanz
                                                                                                             verschiedenen Düngern in der Schweiz für das Jahr
    und Schadstoffe                                 heraus, können beachtliche 34% des pro-                  1999.
    Obwohl Klärschlamm in allen europäischen
    Ländern zumindest teilweise als Dünger in
    der Landwirtschaft eingesetzt wird, ist diese
                                                                                                     1974      1980       1984      1989      1994      1999
    Verwendungsart umstritten. Einerseits ent-
                                                     Anzahl kommunale ARA                             430        710       855       930       977        979
    spricht die Rezyklierung der im Klärschlamm
                                                     Angeschlossene Wohnbevölkerung (%)                 46        70        81         88        91        95
    vorhandenen Nährstoffe dem Prinzip der           Klärschlammproduktion total                        90       170       176       213       211        209
    Nachhaltigkeit. Andererseits enthält Klär-       (1000 t Trockensubstanz)
    schlamm viele unerwünschte Stoffe, so dass       Landwirtschaftlich verwendet (%)                   80        65        50         50        55        40
    die Nutzung des Klärschlamms als Dünger
                                                    Tab. 1: Anzahl Abwasserreinigungsanlagen (ARA), angeschlossene Wohnbevölkerung, Produktion und prozentuale
    mit einem Risiko für die Umwelt und den         Anteile der landwirtschaftlich verwendeten Klärschlamm-Menge in der Schweiz.

9   EAWAG news 53
duktiven Phosphor-Outputs und 9% des                                                   510%   338%

                                                                                                                                                                          1975
                                                                                                                                                                          1980
                                                                                                                                                                          1984
                                                                                                                                                                          1989
                                                                                                                                                                          1994
                                                                                                                                                                          1999
                                                                                150
Stickstoff-Outputs aus der Landwirtschaft
(pflanzliche und tierische Nahrungsmittel)

                                                  % des Grenzwertes StoV 1992
durch Klärschlamm gedeckt werden [2, 3].
Schonung der globalen Nährstoffreserven:
                                                                                100
Bereits in etwa 80 Jahren sind die mit heu-
tiger Technik abbaubaren Phosphatlager
(rund 12 Milliarden t Erz) erschöpft. Weitere,
etwa doppelt so gross geschätzte Phos-                                          50
phatreserven liegen im Meeresboden oder
sind mit Schwermetallen belastet und daher
nur begrenzt oder unter grossem finanziel-
len Aufwand abbaubar. Bei den Stickstoff-                                        0
                                                                                      Mo      Cd     Co          Ni          Cr          Cu            Pb            Zn           Hg
reserven ist die Situation weniger kritisch
und auch die mit heutiger Technik abbau-         Abb. 1: Mittlere Auslastung des geltenden Grenzwertes für Schwermetalle im Klärschlamm nach Stoffverordnung
                                                 (StoV 1992) in der Schweiz (nach Külling 2001, zitiert in [1]).
baren Kaliumreserven genügen noch für die
nächsten 300 Jahre [1].
Verbesserung der Bodeneigenschaften:
Dank der Zufuhr von organischer Substanz
und Kalk trägt die Klärschlammdüngung zu         Dünger- bzw. Nährstoffkosten von ca. 7 Mio.                                   Schwermetallgehalte sukzessive zurück.
einer Verbesserung der physikalischen,           Franken eingespart werden. Hinzu kommt,                                       Die Qualität der landwirtschaftlich genutzten
chemischen und biologischen Bodeneigen-          dass der Kostenvorteil der landwirtschaft-                                    Klärschlämme war noch nie so gut wie
schaften bei. Feldversuche ergaben eine          lichen Klärschlammverwertung gegenüber                                        heute, und die Grenzwerte nach StoV wer-
Erhöhung des Humusgehaltes, des pH-              der Verbrennung zur Zeit ca. 34 Mio. Fran-                                    den deutlich unterschritten (Abb. 1). Dies
Wertes, der bodenbiologischen Aktivität          ken pro Jahr beträgt [1].                                                     spiegelt sich auch in verbesserten Schwer-
(Bodenatmung, Stickstoff-Mineralisierung,                                                                                      metall-Nährstoff-Werten (SMN) und Schwer-
enzymatische Aktivität usw.) und der bak-        Risiken der Klärschlamm-                                                      metall-Phosphat-Werten (SMP) wider (Tab.
teriellen Biomasse. Diese Verbesserungen         verwertung                                                                    3). Mit den SMN- und SMP-Werten ist ein
der Bodeneigenschaften wurden in bis zu          Generelle Risiken: Langjährige oder unsach-                                   Qualitätsvergleich   verschiedener    Klär-
1 m tiefen Bodenschichten gefunden [4].          gemässe Klärschlammdüngung kann zu                                            schlämme möglich [1]. Je tiefer die beiden
Der pH-Wert hat zudem Auswirkungen auf           einer Belastung der Oberflächengewässer                                       Werte sind, desto besser ist die Klär-
die Mengen an gebundenen und gelösten            (durch Abschwemmung oder Erosion) so-                                         schlammqualität.
Schwermetallen im Boden: bei pH-Erhö-            wie des Grund- und Quellwassers führen.                                       Organische Schadstoffe: Klärschlamm kann
hung reduziert sich nämlich der Gehalt der       Daneben reichern sich Schadstoffe im                                          eine Vielzahl von organischen Schad- und
gelösten und damit pflanzenverfügbaren           Boden an, so dass langfristig die Boden-                                      Fremdstoffen enthalten, meist im µg/kg TS-
Schwermetalle im Boden, so dass Pflanzen         fruchtbarkeit (Reduktion der Diversität und                                   Bereich (siehe Kasten) [1]. Die organischen
auf klärschlammgedüngten Böden niedri-           Aktivität der Bodenorganismen), die Pflan-                                    Stoffe sind unterschiedlich persistent, lipo-
gere Cadmium- und Nickel-Gehalte als auf         zenqualität und der Pflanzenertrag be-                                        phil, toxisch oder kanzerogen. Persistente
ungedüngten oder mit Gülle gedüngten             einträchtigt werden. Gleichzeitig können                                      Stoffe wie z.B. PCBs können sich in Agrar-
Böden aufweisen können (Stadelmann et al.        Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen                                     ökosystemen und Nahrungsketten anrei-
1988, zitiert in [1]).                           und sich negativ auf die Gesundheit der                                       chern (Abb. 2). Für Pflanzen sind die meis-
Volkswirtschaftlicher Nutzen: Mit der Klär-      Nutztiere und des Menschen auswirken [1].                                     ten organischen Schadstoffe nicht oder nur
schlammdüngung (Stand 1999) können               Schwermetalle: Mit der Klärschlammdün-                                        schwach toxisch und werden von diesen
                                                 gung werden Schwermetalle im Boden                                            kaum aufgenommen und wenn, dann z.T.
                                                 akkumuliert. Ein erhöhter löslicher Gehalt                                    metabolisiert. Problematisch für Tier und
                                                 an Schwermetallen (z.B. Cadmium, Zink,                                        Mensch ist jedoch die Oberflächenkontami-
 Die wichtigsten organischen Schad- und          Kupfer) zieht eine verminderte bodenbio-                                      nation von Weiden, Wiesen und Boden-
 Fremdstoffe im Klärschlamm sind:
                                                 logische Aktivität [5], Ertragseinbussen und                                  oberflächen durch Klärschlammdüngung.
    chlorierte aliphatische und aromatische
     Kohlenwasserstoffe
                                                 Schwermetallanreicherungen in Pflanzen                                        Frisst das Milchvieh oberflächlich kontami-
    Chlorphenole                                nach sich. Die Gefährdung der Nutztiere                                       nierte Pflanzen oder Bodenpartikel, können
    polyzyklische aromatische Kohlen-           und des Menschen durch Schwermetalle                                          die Schadstoffe in die Milch und damit in die
     wasserstoffe (PAK)
    polychlorierte Biphenyle (PCB)
                                                 wird heute aber im Allgemeinen als gering                                     Nahrungskette gelangen. Aus diesen Grün-
    polychlorierte Dibenzodioxine und           eingeschätzt [1]. Seit 1975 gehen die                                         den wurde der Einsatz von Klärschlamm im
     Dibenzofurane (PCDD/F)
    Di(2-ethylhexylphthalat) (DEHP)
    organische Zinnverbindungen (TBT)
    Tenside und Tensidmetaboliten (LAS, NP)
                                                                                                          1975        1980        1984        1989          1994          1999         LW99
    Bisphenol A
    Chlorparaffine                               Summe der Schwermetalle                                 378         653         534         467           375       321          140
    polybromierte Diphenylether (PBCE)           SMN                                                       6,39        4,43        1,99        1,44          1,15         0,96         0,85
    polychlorierte Naphtaline (PCN)
                                                  SMP                                                      21,46       11,78        4,48        4,27          3,26         2,68         2,37
    Organochlor-Pestizide
    Moschusverbindungen und Arzneimittel        Tab. 3: Schwermetallfrachten im Klärschlamm (t/Jahr) sowie Schwermetall-Nährstoff- (SMN) und Schwermetall-
     (inkl. Antibiotika und Hormone)             Phosphor-Werte (SMP) in der Schweiz [1]. LW99: Metallfracht, die im Jahr 1999 über den Klärschlamm in die Land-
                                                 wirtschaft gelangte.

                                                                                                                                                                            EAWAG news 53      10
Sterilität               im Falle eines Verbots (Futterbau vor Acker-
                                                                                                                           bau).
                                                                                         Wanderfalke
                                                                                                                           Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft und Res-
                                                                                      Eule
                                                                                                                           sourcenschonung ist das langfristige Ziel,
                                                                 Falke

                                                                                                                   Biota
                                                                                                                           menschliche Nährstoffausscheidungen und
                                                                 Igel
                                                                                                                           andere verwertbare Nährstoffe zu rezyklie-
                                                Regenwurm von C
                                                                                                                           ren. Deshalb muss die Konzeption alterna-
                        Regenwurm von B
                                                                                                                           tiver (Kanalisations-)Systeme zur Trennung
           Regenwurm von A
                                                                                                                           von häuslichem Abwasser, Industrie/Ge-
                                                   C   mit Kompost behandelt
                                                                                                                           werbeabwasser und Meteorwasser sowie

                                                                                                                   Boden
                                            B    mit Klärschlamm behandelt
                                                                                                                           die Entwicklung technischer Verfahren zur
                           A     unbehandelt                                                                               Nährstoffrückgewinnung aus Abwasser und
       1                    10                  100                     1000             10 000                100 000
                                                                                                                           Klärschlamm vorangetrieben werden.
                                               PCB-Konzentration (µg/kg)
                                                                                                                           Die Natur produziert keinen Abfall, sondern
     Abb. 2: Akkumulation von PCBs in Agrarökosystemen in der Schweiz (nach Tarradellas et al. 1985 und Becker van         wertvolle Nährstoffe, die es zu verwerten
     Slooten 2001, zitiert in [1]). Die PCB-Gehalte in den Bodenproben beziehen sich auf Trockensubstanz, in den Tier-
     proben dagegen auf Nassgewicht.
                                                                                                                           gilt. Ausdrücke wie Abfall, Abwasser und
                                                                                                                           Abwärme sind dabei fehl am Platz. Unser
                                                                                                                           wichtigstes Ziel ist es, die Prinzipien der
                                                                                                                           Nachhaltigkeit und Vorsorge unter einen
     Futterbau in Deutschland, Schweden und                      durch Klärschlamm und 3 kg durch Kom-                     Hut zu bringen.
     Norwegen bereits verboten.                                  post in den Landwirtschaftsboden einge-
     Krankheitserreger: Klärschlamm ist poten-                   tragen [1]. Bei einer groben Gesamtrisiko-
     ziell Träger einer Vielzahl von Krankheits-                 beurteilung mittels Multikriterienanalyse [1],
     erregern wie Bakterien (z.B. Salmonellen),                  bei der die Kriterien Nährstoffverknappung,
     Viren (z.B. Hepatitis B), Protozoen (z.B. Ent-              Bodenstruktur, Schwermetalle, organische
     amöben) und Helminthen (z.B. Ascaris) [1].                  Schadstoffe, Krankheitserreger, BSE, GVO,                                        Franz X. Stadelmann, Natur-
                                                                                                                                                  wissenschaftler, Mitglied der
     Durch Hygienisierung des Klärschlamms,                      Entsorgungskosten, Markt/Image gewichtet                                         Geschäftsleitung und Leiter des
     z.B. mittels Hitzebehandlung, wird die Zahl                 wurden, schnitt Klärschlamm am schlech-                                          Produkts Umweltressourcen/
                                                                                                                                                  landwirtschaftlicher Umwelt-
     der Krankheitserreger stark reduziert. Bei                  testen ab. Es folgten Holzasche, Abfälle aus                                     schutz der Eidgenössischen
     Einsatz von hygienisiertem Klärschlamm als                  der Holzverarbeitung, Hofdünger, Kompost,                                        Forschungsanstalt für Agrar-
                                                                                                                                                  ökologie und Landbau (FAL) in
     Dünger in der Landwirtschaft ist das Risiko                 Abfälle aus der Nahrungsmittelindustrie und                                      Zürich-Reckenholz.
     für die menschliche und tierische Gesund-                   Mineraldünger. Unumstritten ist jedoch,
                                                                                                                           Koautoren:
     heit deshalb äusserst gering.                               dass jeglicher Düngereinsatz mit Risiken                  David Külling, Umweltnaturwissenschaftler, wissen-
     BSE und GVO: Bei guter Schlachttechnik,                     verbunden ist.                                            schaftlicher Mitarbeiter der Abfallgruppe des Teil-
                                                                                                                           produkts Stoffhaushalt/Gewässerschutz der FAL in
     tadelloser Hygiene, vollständigem Sammeln                                                                             Zürich-Reckenholz.
     fester Bestandteile von Risikomaterial so-                  Wo liegt der Handlungsbedarf?                             Ulrich Herter, Agronom, bis Ende August 2001 Leiter
                                                                                                                           der Abfallgruppe des Teilprodukts Stoffhaushalt/
     wie bei Einsatz der Sieb- und Flotations-                   Generell sind Nutzen und Risiken einer Klär-              Gewässerschutz der FAL in Zürich-Reckenholz.
     technik in Schlachtanlagen gelangt nur ein                  schlammdüngung nicht isoliert zu be-
     minimaler Anteil von infektiösem Material                   trachten. Einerseits ist es notwendig, die
     (BSE-Erreger) in das Abwasser, so dass das                  Schadstoffbelastung von Klärschlamm zu
     Kontaminationsrisiko für Klärschlamm ver-                   reduzieren, andererseits muss ein metho-
     nachlässigbar klein ist. Hingegen ist die                   disch verbessertes und leicht in der Praxis
     Ausbreitung von gentechnisch veränderten                    umsetzbares Risikomanagement erarbeitet
     Organismen (GVO) durch Klärschlamm prin-                    werden.                                                   [1] Herter U., Külling D. (Redaktoren) (2001): Risikoanalyse
     zipiell möglich und zwar insbesondere                       Kurz- und mittelfristig sind gezielte Mass-                   zur Abfalldüngerverwertung in der Landwirtschaft.
                                                                                                                               Teil 1: Grobbeurteilung. Bericht der Eidg. Forschungs-
     durch unhygienisierten Klärschlamm [1].                     nahmen zur Risikominiminierung und Nut-                       anstalt für Agrarökologie und Landbau FAL, Zürich-
                                                                 zenoptimierung nötig. Dazu gehören:                           Reckenholz, 271 S.
     Klärschlamm ist nur eine von                                 die Feststoffabscheidung in Schlacht-                       Dokument als pdf-Datei erhältlich unter:
                                                                                                                               www.blw.admin.ch/themen/hstoffe/pbm/d/texte.htm
     mehreren Risikoquellen                                      höfen (BSE-Risiko), eine bessere Hygiene-                 [2] Spiess E. (1999): Nährstoffbilanz der schweizerischen
     Schadstoffe, Krankheitserreger und GVO                      kontrolle und die gezielte Auswahl von Klär-                  Landwirtschaft für die Jahre 1975 bis 1995. Eidg.
     gelangen nicht nur über Klärschlammdün-                     schlämmen mit tiefen SMN- und SMP-                            Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau,
                                                                                                                               Zürich-Reckenholz, Schriftenreihe der FAL 28, 46 S.
     gung in die Umwelt. In der Schweiz werden                   Werten;                                                   [3] Stadelmann F.X. (2000): Landwirtschaftlicher Umwelt-
     lediglich 12% der Schwermetalle durch                        die Verhinderung/Verminderung der Klär-                     schutz – eine spannende Aufgabe: Erfahrungen und
     Klärschlamm in den Boden eingetragen;                       schlammaufnahme durch Nutztiere auf Wei-                      Überlegungen aus schweizerischer Sicht. Veröff.
                                                                                                                               Bundesamt für Agrarbiologie Linz/Donau 22, 13 – 52.
     38% gelangen durch Hofdünger, 25%                           den und anderen Futterflächen;                            [4] Stadelmann F.X., Furrer O.J. (1985): Long-term effects
     durch atmosphärische Deposition, 14%                         die zusätzliche Einführung von DüBV-                        of sewage sludge and pig slurry applications on
     durch Mineraldünger, 6% durch Fungizide,                    Grenzwerten für organische Schadstoffe                        micro-biological and chemical soil properties in field
                                                                                                                               experiments. In: Williams J.H., Guidi G., L’Hermite P.
     4% durch Kompost und 1% durch Holz-                         und die Überprüfung der heutigen Schwer-                      (eds.) Long-term effects of sewage sludge and farm
     asche in den Boden [1]. Dies gilt auch für                  metallgrenzwerte und Aufwandmengen                            slurries applications. Elsevier, London, 136 –145.
     organische Schadstoffe, beispielsweise                      nach StoV;                                                [5] Stadelmann F.X., Gupta S.K., Rudaz A., Santschi-
                                                                                                                               Fuhrimann E. (1984): Die Schwermetallbelastung des
     werden jährlich etwa 1000 kg PCBs durch                      der gestaffelte Ausstieg aus der Klär-
                                                                                                                               Bodens als Gefahr für die Bodenmikroorganismen.
     Deposition, 70 kg durch Hofdünger, 8 kg                     schlammverwertung in der Landwirtschaft                       Schweiz. Landwirtschaftliche Forschung 23, 227– 239.

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