Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH

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Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
Ausgabe 3/2013

Zeitschrift des Mietervereins zu Hamburg von 1890 r. V. · Landesverband im Deutschen Mieterbund · C 11622 F

Damoklesschwert
Eigenbedarf
Mieter in Angst um
ihre Wohnungen

Interview: Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zum Netze-Rückkauf
Eidelstedt: Ein Stadtteil im Aufbruch
Umfrage: Die Parteien zur Wohnungspolitik
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
mit Rückforderung eines Teils der gezahl-                          immer wieder dieselben Wohnungen auf-                           vorgehen kann, mein Geld wiederzube-
     ten Beträge oder des ganzen Betrages bei                           tauchen. Viele der Wimmo teuer bezahlten                        kommen“, schreibt Korbinian F. Auch Han-
     Erfolglosigkeit der Listenzusendung bestand                        Informationen sind zudem im Internet frei                       nes W. hakte die „Wimmo-Erfahrung“ bald

                                           EDITORIAL
                                                  -FACHBETRIEB
      Flexibilität,
       Flexibilität,
      Schnelligkeit,
                                 IHRMÖBELTRANSPORT
                                 IHR UMZUGS-FACHBETRIEB                                                                                                              Heft 2 / 15. Juni 2009
       Schnelligkeit,
      scharf                     UNSERE LEISTUNGEN:
                                 UNSERE LEISTUNGEN:
       scharf
      kalkulierter   Preis!                                                                                                             Wimmo muss Gebühren
       kalkulierter Preis!         Seniorenumzüge inkl. Ein- und Auspack-
      Unsere                      Transporte    und Umzüge aller Art
                                   service, Handwerkergestellung    Tischler,                                                           zurückzahlen, entschied
      Top-Bewertung                Elektriker,
                                  Verkauf   undKlempner,   Malermeister
                                                 Verleih von Umzugsbedarf
      finden Sie unter             für Renovierungen                                                                                    das Landgericht
                                  Bilderschienensysteme für Privat +
      www.qype.com   Liebe    Mitglieder
                                   Umzüge und
                                  Gewerbe,   im     MIETERVEREIN
                                                  Transporte
                                               Verkauf       aller Art
                                                        + Montage             ZU
                                                                             HAMBURG,                                                   Hamburg.
                                                     liebe Leserinnen Bewernick
                                                                             und Leser,
                                     Umweltfreundlicher Entsorgungsservice Benjamin
                                                                            Bewernick
                                                                           Helmut
                                    Unverbindliche Besichtigung und                Disponent
                                                                                   Geschäftsführer
                                    Kostenvoranschlag sind selbstverständlich
                                    Abrechnung auch über Sozialamt,                                   Michael
     Wohnungsbau ist eine           Zukunftsaufgabe.
                                    Arbeitgeber und
                                    Arbeitgeber und BundeswehrWie burg
                                                     Bundeswehr hinke Bewernick
                                                                        der                            Geschäftsführer
                                                                                                       Geschäftsführer

                                    Verkauf und Verleih von Umzugsbedarf
           wie teuer, welche Qualität? – diese Wohnungsneubau
     viel, Europaweit!
                            Fuhlsbüttler Str. 248 –250 · 22307 Hamburg                                      INHALT

                                 040/691 5151
                                            51
     Fragen   stellen sich, Fuhlsbüttler
          Europaweit!       wenn man anStr.      Ver- dem
                                           die248-250          Bedarf
                                                          · 22307      hin-
                                                                    Hamburg                                Wimmo muss zahlen . . . . . . . . . . . Seiten 3-5

     auch ein Blick in dieund
                                 040/691 51
     sorgung der Hamburger Bürgerinnen und terher. Er erklärte,
     Bürger mit Wohnraum denkt. Manchmal hilft „Wohnungen wer-
                                 040/691
                                 040/691 51
                             Historie:
                            und            51 0101 ·· Fax:
                                                        den040/697
                                                      Fax:             91
                                                                        91 323
                                                              auf 100 Jahre
                                                            040/697
                                                                                        Dr. Eckard Pahlke,
                                                                                                           Der Markt ist leergefegt . . . . . . . . . . . Seite 5
                                                                                                           Neuvermietungsmieten steigen weiter . Seite 6
                                                                            323 Vorsitzender im MIETER- St. Georg – bald unbezahlbar . . . . . Seiten 6-9
         Ständig war der MIETERVEREIN     ZU–– KOSTENLOSE
                            7TAGE DIE WOCHE    HAM- gebaut.       Da Ham-
                                                            RUNDUM-BERATUNG!        VEREIN ZU HAMBURG      Serie (3): Miete historisch . . . . . . Seiten 10-11
                                                                                                           Energetischer Mietenspiegel . . . . . . . Seite 10
     BURG   der „Mahner in der Wüste“, so im Mie- burg 850.000 Wohnungen hat, müssten nach
     Mieterverein zu Hamburg einen Nachlass von 10 % auf den Umzugspreis, wenn vorher der Mitgliedsausweis       vorlegt wird!
                                                                                                           BGH-Urteile   . . . . . . . . . . . Seiten 11-12 und 26
     terJournal von Juni 1992: „Mit Volldampf Adam Riese allein deshalb jährlich minde- Die Urteilsseiten . . . . . . . . . . . . . Seiten 13-16

                                 Preisnachlass für Wohnungsumzüge!
                                                                                                                      2/2009 MieterJournal                       (31) 3
     zurück – Wohnungsbau in Hamburg“. Oder stens 8.000 Wohnungen nachgebaut wer- Kostenloses Heizgutachten . . . . . . . . . . Seite I
     Juni 1997: „Hamburgs Woh-                                          den“. (Legendär war die Sen- Merkblatt: Energieausweis . . . . . . . . . Seite II
     nungsmarkt: Nur die Mieten
                                         „Hamburg braucht dung, weil ich der seinerzeiti- Beitrittsformulare . . . . . . . . . . . . . . . . Seite III
     sind Spitze“. Und Die Dezember
                                        jährlich
                                 auf dieser          8.000
                                                  Seite        neue gen Wohnungsbauministerin
                                                            genannten            Umzugsunternehmen         Mitgliedergewähren
                                                                                                                       werben Mitglieder . . . . . . . Seite IV
     2002: Mitgliedern
                                            Wohnungen.“                                                    Verbraucherfragen      . . . . . . . . . . . . . . . Seite 17
             „Boom-Town Hamburg: des Mietervereins zu Hamburg                          einen Nachlass
                                                                        Irmgard Schwaetzer        – jetzt
                                                                                                           Ver.divon    zehn
                                                                                                                  verkauft           Prozent auf
                                                                                                                            DAWAG-Wohnungen               . . . Seite 17
     Bricht der Wohnungsmarkt weg?“. Jetzt mah- Adam-Schwaetzer – einen Briefbogen ihres
                       den    Umzugspreis,            wenn      vorher        der  Mitgliedsausweis        Aus  vorgelegt
                                                                                                                der MieterZeitung      wird!
                                                                                                                                        . . . . . . . . . Seiten 18-22
     nen wir wieder: Hamburg braucht jährlich Ministeriums vor die Nase hielt, mit dem sie Auszeichnung für DMB-Präsident . . . . Seite 23

        Mitglied werden, Mitglieder werben – es lohnt sich!
     8.000 neue Wohnungen!                              ihren Mieter wegen Eigenbedarfes aus ihrer Gefordert: „Wohnpakt 2020“ . . . . . . . Seite 23
         Da erinnere ich mich an eine legendäre Privatwohnung gekündigt hatte; sie kün- Fortress zeigt wahres Gesicht . . . . . . Seite 23
     Fernsehsendung bei SAT 1 am 10.1.1993 in digte eine Strafklage gegen mich an, auf die Bioabfall-Verwertung . . . . . . . . . . . . Seite 24
                                                                                                           Buchtipp: Innenansichten der Armut . . Seite 24
            Genießen Sie die Vorteile einer starken Gemeinschaft undDasfreuen
     Berlin. Live bei Erich Böhmes „Talk im Turm“ ich bis heute warte!).
                                                                                                                           Sie sich
                                                                                                                Porträt: Wolfgang       Curillaauf. . . .eine
                                                                                                                                                          . . . Seite 25
     unterstützte mich der kürzlich verstorbene              Lesen Sie bitte den Artikel „Der Markt
                       Prämie     als  Dankeschön              für  jedes
     Hamburger „Immobilientycoon“ Robert Vogel ist leergefegt“ auf Seite 5.     neue    Mitglied.       Coupon        auf
                                                                                                           Kündigungskalender  Seite  . . . . 13
                                                                                                                                              . . . . . . . . . Seite 25
                                                                                                           Leserbrief . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 27
     auf meinen Vorhalt, insbesondere in Ham-                                     Ihr Dr. Eckard Pahlke Rätsel / Miete-Witz / Impressum . . . . Seite 27

                                                                                    Umzüge
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                                                                                                                                                                           Di
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                                                                                        Bauerr G
                                                                                               GmbH
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                                                                                                                         Tel  040 / 6 77 14 69            TTonndorfer
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                                                                                                                                                                  f r Weg
                                                                                                                                                                      W 2121-23
                                                                                                                                                                             23
                                                                           Allgemeiner Allround-                         Fax 040 / 66 21 81                22149 Hamburg
                22089 Hamburg                                              umzugsservice                                 E-Mail: info@bauerumzug.de        Deutschland
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                                       Preisnachlass für Wohnungsumzüge! Die auf den Seiten 2 und 3 genannten Umzugsunternehmen gewähren Mitgliedern des

2 · MieterJournal
     2 (30)     MieterJournal
                  3/2013                   2/2009
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
Editorial / Inhalt

                                                                                                 In eigener Sache
                                                                                              3 Editorial
                                                                                              4	ESSO-Häuser: Einstürzende
                                                                                                 Altbauten; Leserbrief
                                                                                             13 Beitrittserklärung

                                                                                                 Reportagen
                                                                                              5	Eidelstedt: Ein grauer Stadtteil
                                                                                                 im Aufbruch
                                                                                              6	Mieter in Angst um ihre
                                                                                                 Wohnungen: Kündigungen
                                                                                                 wegen Eigenbedarfs
Liebe Mitglieder im Mieterverein zu Hamburg,                                                  8	Interview: Marielle Eifler
liebe Leserinnen und Leser,                                                                      zum Titelthema
                                                                                             23	Interview: Bürgermeister
                                                                                                 Olaf Scholz zum Netze-Rückkauf
     beim Schreiben der Titelgeschichte             Ähnliches ist auch in dem Haus Hoch­     24	Wahlprüfsteine: Fragen an die
„Damoklesschwert Eigenbedarf “ häuften          allee 20 im attraktiven Stadtteil Rother­        Hamburger Bundestags-Kandidaten
sich die Akten mit teils skandalösen Fäl­       baum zu beobachten. Nach einer Eigen­
len von Wohnungskündigungen auf mei­            bedarfskündigung zogen Mieter Ende
                                                                                                 Rechtsprechung
nem Tisch. Skandale offenbaren sich auch,       Oktober 2010 aus. Als nach über einem
wenn man sich lange abgeschlossene Fälle        Jahr nicht einmal Möbel in der von den       11 BGH-Urteile, Folge 41
ansieht – beispielsweise den in der Titelge­    Mietern verlassenen Wohnung standen,         15 Urteilseiten zum Herausnehmen
schichte geschilderten „Eigenbedarf “ für       stellte der Mieterverein Strafanzeige.
den „obdachlosen Australienbruder“, der         Andere Wohnungen waren gleichermaßen
                                                                                                 Aus der Mieterzeitung des DMB
lange zurückreicht:                             entmietet worden. Wie üblich wurde das
     Vier Familien im Haus Harvestehu­          Strafverfahren gegen die „Eigenbedarfs­      19	Kolumne: Lukas Siebenkotten
der Weg 38 erhielten im Jahr 2000 Kün­          vermieter“ eingestellt. Der Generalstaats­       zur Bundestagswahl
digungen. Deren Wohnungen benötigten            anwalt schreibt dem Mieterverein am 13.      20	Annington, Gagfah:
angeblich nicht nur sein Bruder, sondern        März 2013: „Eine für einen Betrug erfor­         Investoren steigen aus
auch der Vermieter selbst und weitere           derliche Täuschung … ist den Beschul­        21	Quotenklausel –
Angehörige. Die                                                      digten (Vermietern)         Nachgefragt bei Ulrich Ropertz
Mieter wehrten sich,                                                 auch im Falle eines
wurden aber durch            Eigenbedarfs­                           tatsächlichen länge­
                                                                                                 Serien
überlautes Schlag­
zeugspielen und              kündigungen                             ren Leerstandes der
                                                                     fraglichen Wohnung       9	Hamburger Quartiere (10) –
Techno-Musik aus
einer bereits freien
                            nehmen stark zu                          nicht … nachzuwei­
                                                                     sen“ – auch nicht bei
                                                                                                 Hohenhorst
                                                                                             22	Wie würden Sie entscheiden:
Wohnung heraus ter­                                                  einem Leerstand von         Kritik am Vermieter – die
rorisiert. So half der lärmende Vermieter­      über einem Jahr? Wir werden beobachten,          juristischen Folgen
sohn seinem Vater bei der Vertreibung der       was mit dem Haus passiert.                   26	Das Porträt: Joachim Reinig, Architekt
Mieter, die Mitte 2002 das Feld räumten.            Die Juristinnen und Juristen des
Anschließend stand das Haus offenbar leer       Mietervereins bestätigten, dass Eigenbe­
                                                                                                 Vermischtes
– Eigenbedarf?                                  darfskündigungen, insbesondere die mit
     Elf Jahre später lese ich am 24. Februar   vermutlich vorgetäuschtem Eigenbedarf,       27	Leserbriefe
2013 in der Hamburger Morgenpost:               stark zunehmen. Ein Mieteranwalt: „Woh­      28	Der Stadtpark wird 100; Recycling-
     „Star-Architekt baut Alster-Villa –        nungsknappheit und die daraus entste­            Offensive der Stadtreinigung
David Chipperfield entwirft Luxus-Gebäu-        hende Aussicht auf hohe Rendite bei der      29	Kündigungskalender;
de am Harvestehuder Weg 38.“                    Vermarktung einer mieterfreien Wohnung           Zahl: gebaute Wohnungen 2012
     Dieses mit Eigenbedarf geräumte wun­       veranlassen immer mehr Vermieter, ihre       30	Buchtipp: Chancen und Erfahrungen
derschöne Haus soll nach Abriss einem           Mieter mit oft unlauteren Mitteln loszu­         der Rekommunalisierung;
Neubau „mit acht Luxuswohnungen für             werden.“ Solange die Gesetze zulassen,           „Meine Meinung“: Dr. Eckard
je mehr als zwei Millionen Euro“ weichen.       dass vermietete Wohnungen mit der Folge          Pahlke zum Volksentscheid
Da verschlägt es einem die Sprache, und         von Mieterverdrängungen in Wohneigen­
es treten Fragen auf. Wie fühlt sich zum        tum umgewandelt oder mit hoher Miete
                                                                                                 die letzte Seite
Beispiel die Belegschaft im renommier­          ohne jedwede Begrenzung weiter vermie­
ten Hamburger Anwaltsbüro, das seiner­          tet werden können, wird sich daran nichts    31 Rätsel; Miete-Witz; Impressum
zeit den schon erkennbar vorgetäuschten         ändern. Deshalb kämpft der Mieterbund
Eigenbedarf massiv vertreten hatte? Wurde       weiter für vernünftige Mietobergrenzen
der Betrug an den Mietern geahndet? Und         bei Neuvermietungen – für bestehende
                                                                                                 TitelBild
ist den Behörden der Leerstand von inzwi­       Mietverhältnisse wurden Mietbegrenzun­
schen über einem Jahrzehnt aufgefallen,         gen schon erreicht.                            Eigenbedarf wird
wurde dieser genehmigt – ein Wohnungs­                                                         zu Spekulations­
leerstand von über drei Monaten wäre               Ihr Dr. Eckard Pahlke                        zwecken miss-
nämlich ordnungswidrig? Darf der schöne            Vorsitzender MIETERVEREIN ZU HAMBURG                braucht.
Altbau einfach „plattgemacht“ werden?              Vizepräsident DEUTSCHER MIETERBUND               Foto: iStock

                                                                                                                     MieterJournal 3/2013 · 3
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
In eigener Sache

                                                                                                                      dem hätten die Mieter sich ja auch nicht
                        ESSO-Häuser: Einstürzende Altbauten                                                           besonders um die Mängel gekümmert.
                                                                                                                          Was lehrt uns dies? Engagierte Mieter
                                                                                   Häuser, Spielbudenplatz 5 und      müssen sich aktiv darum sorgen, dass die
Foto: stahlpress

                                                                                   Kastanienallee 13, vorlegte:       von ihnen bewohnten Gebäude nicht so
                                                                                   Insbesondere im Bereich der        sehr vernachlässigt werden, dass am Ende
                                                                                   zweigeschossigen Tiefgarage        ein Abriss vom Eigentümer geplant und
                                                                                   seien die tragenden Betontei­      durch ein vernichtendes Gutachten auch
                                                                                   le so marode, dass die darauf      noch gestützt wird. Die Rechte des Mieters
                                                                                   ruhenden Häuserblöcke vom          auf Mängelbeseitigung enden nicht an den
                                                                                   Einsturz bedroht seien. Der        Wänden der eigenen Wohnung, sondern
                                                                                   Bezirk Hamburg-Mitte lud am        umfassen das gesamte Haus – vom Keller
                                                                                   15. August zu einer öffentli­      bis zum Dach. Neben Mängelbeseitigung
                                                                                   chen Diskussion ein.               hat der Mieter auch Anspruch auf Instand­
                                                                                       Im Rahmen der Debatte          haltung, also dass der Vermieter verhindert,
                                                                                   ging es unter anderem darum,       dass Mängel überhaupt entstehen. Auch
                                                                                   wie es überhaupt so weit kom­      Gerichte müssen sich mit dieser Situati­
                                                                                   men konnte, dass die Eigen­        on auseinandersetzen und erkennen, dass
                                                                                   tümer in den vergangenen 50        es nicht genügt, wenn Mieter heute warm
                                                                                   Jahren ihre Instandhaltungs­       und trocken wohnen, sondern auch darauf
                        Von Dr. Rolf Bosse                            pflichten so sehr vernachlässigen konnten,      achten, dass die Bausubstanz so instand­
                                                                      dass nun offenbar keine Alternative zum         gehalten wird, dass dies auch noch in den
                        Was sagt uns das? Die Esso-Häuser             Abriss bliebe. Der Bezirksamtsleiter Mitte,     nächsten fünf Jahren so ist. Mängelrügen
                        stürzen ein und keiner will es bemerkt        Andy Grote (SPD), wies darauf hin, dass         werden damit umfassender und können
                        haben!                                        sein Amt für Wohnraumschutz keine Gara­         künftig nur noch mithilfe von Sachver­
                                                                      gen überprüfe und ohnehin mit 1,5 Mitar­        ständigen umfassend formuliert werden.
                             rstaunliches kam zutage, als das         beiterstellen zu gering ausgestattet sei, um    Kurzum: Der Mieter ist Mädchen für alles!
                             Büro Dittert und Reumschüssel im         allen Problemen nachzugehen. Einen TÜV          Vielleicht wäre ein TÜV für Gebäude doch
                             Juni sein Gutachten über die Esso-       für Wohnraum gebe es nicht. Und außer­          ganz gut … �

                        Endlich meins!
                        Unser Leser Reinhold P. hat dieses Foto
                        geschickt mit der Bemerkung:

                            „Bis heute hat der SPD Senat, entgegen
                        der Zusage, den Ausverkauf der ehemali­
                        gen Sozialwohnungen mit Hilfe der Immo­
                        bilienfirma Alt und Kelber nicht beendet.
                        Das Foto entstand in Lurup am Fahrenort
                        Ecke Sprützweg.“ �

                                                                       erstaunt. Sollte die Statistik für den Mie­
                           Leserbrief                                  tenspiegel die Randbedingung haben,
                                                                                                                        Antwort des Mietervereins:

                                                                       dass Mieten, die nicht erhöht worden              Sie haben völlig Recht, Frau Bendler.
                               Sehr geehrte Damen und Herren,          sind, nicht einfließen, müsste man ja von     Leider steht im Gesetz, dass nur die in
                                                                       einem Mieterhöhungsspiegel sprechen.          den vergangenen vier Jahren veränder­
                               im März diesen Jahres wurde ich         Dieser müsste zwangsläufig Jahr für Jahr      ten Mieten in die nächsten Mietenspiegel
                           angeschrieben, bei der Erhebung der         höhere Werte liefern und den Vermietern       einfließen. Dagegen kämpfen Mieter­
                           Daten für den neuen Mietenspiegel 2013      in der Tat eine gute Grundlage für Miet­      bund und unser Verein – bislang ohne
                           mitzuwirken. Im Juni nahm eine Inter­       erhöhungen bieten. Ich hoffe, dass hier       Gehör beim Gesetzgeber zu finden! Mit
                           viewerin Kontakt mit mir auf. Bei dem       ein Missverständnis vorliegt und bitte Sie    Dank für Ihre Mitgliedschaft und Ihr
                           Telefonat erfuhr ich dann, dass meine       um eine Erläuterung.                          Interesse,
                           Daten nicht berücksichtigt werden kön­
                           nen, da in den letzten vier Jahren keine       Vielen Dank im Voraus                         Ihr Dr. Eckard Pahlke �
                           Mieterhöhung vorlag. Das hat mich sehr         Ina Bendler

                   4 · MieterJournal 3/2013
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
Reportage

                                                                                                    Impressionen aus Eidelstedt: Vom idylli-
                                                                                                    schen Garten bis zum tristen Klinkerbau
                                                                                                     – der Stadtteil hat viel Abwechslung zu
                                                                                                                       bieten. Fotos: Kreuzer

Ein grauer Stadtteil im Aufbruch
EIDELSTEDT: BOOMENDER WOHNUNGSBAU IN LÄNDLICHER IDYLLE

Von Dr. Rainer Kreuzer                        mögliche Flächen aufgelistet, auf denen       siedlung, 1950 für Bahnangestellte erbaut,
                                              insgesamt bis zu 645 neue Wohnungen in        gehöre jetzt der Gagfah, die die Woh­
       lbgaustraße heißt der zentrale         den kommenden Jahren entstehen könn­          nungen den Mietern zum Kauf anbiete,
       S-Bahnhof, der Eidelstedt in nur       ten. Ehrgeizige Pläne, über die sogar die     erzählt Lorenz.
       wenigen Minuten mit der Innenstadt     Linke im Stadtteil nicht meckern will. „Wir       Der Informatiker Pablo Stapff hat
verbindet. Hier drängen sich die Pend­        liegen beim Wohnungsbau ganz gut“, sagt       gekauft, gleich ein ganzes Einfamilienhaus.
ler auf der schmalen Treppe zum grauen        die Eidelstedter Bezirksabgeordnete Astrid    Das liegt aber nördlicher, dort wo ganze
Vorplatz. Die dichtbefahrene Elbgaustraße     Dahaba.                                       Straßen mit korrekt geschnittenen Hecken­
führt aus Lurup unter den Gleisen hin­            Ihr Kollege Peter Schreiber von der       zäunen, Gartenzwergen und Rasenmäher­
durch und zerschneidet Eidelstedt entlang     SPD ergänzt: „Nach meiner Wahrneh­            vorgärten dekoriert sind. „Eidelstedt ist
seiner Ost-West-Achse. Lkw, Busse und         mung bleibt der Stadtteil sozial ausge­       sehr grün“, begründet der Ex-Barmbeker
endlose Autokolonnen drängen sich an          wogen. Verdrängungsprozesse wie in            seinen Umzug vor fünf Jahren: „Der Kauf­
vergilbten Häuserfassaden, verlassenen        St. Pauli, St. Georg oder auch in guten       preis war günstig.“ Und die Nachbarschaft
Läden und verhangenen Fenstern hin zum        Eimsbütteler Lagen gibt es hier nicht.“       sei nett. Meist wohnten Handwerker und
Eidelstedter Platz, dem nächsten Verkehrs­    Die aktuellen Mietangebote liegen mit         Senioren in den typischen 1960er-Jahre-
knotenpunkt. Ohrenbetäubender Lärm, ein       neun bis zehn Euro Kaltmiete pro Qua­         Bauten, neben denen nur wenige Meter
grauer Busbahnhof, ein tristes Einkaufs­      dratmeter im Hamburger Durchschnitt.          entfernt graue Betonwohnblöcke die Har­
zentrum, Kreuzungen und immer wieder          Annegret und Hans-Joachim Singert im          monie durchbrechen.
Verkehr, so weit das Auge blickt.             Zugführerweg haben gerade erst eine               Es ist die typische Eidelstedter Misch­
     Doch hier wird der Aufbruch des Stadt­   Mieterhöhung von 18 Euro erhalten. Für        ung, die sich an allen Ecken des Stadt­teils
teils sichtbar. Direkt gegenüber dem Eidel­   ihre sanierte 64-Quadratmeter-Woh­            wiederfindet: Dörfliche Einfamilienhäuser
stedt Center ragen Baukräne in den Him­       nung zahlt das Paar nun 552 Euro warm         wechseln sich mit öden Mietskasernen ab.
mel, Handwerker bohren und hämmern. Sie       und lebt schon seit über 30 Jahren dort.      „Weit­läufige Grünflächen wie die Feldmark
errichten die Gemäuer von 66 Sozialwohn­      „Wenn ich hier in meinem Garten bin,          und der Sola-Bona-Park, der Wanderweg
ungen. Nur wenige hundert Meter nörd­         dann ist die Welt in Ordnung“, schwärmt       entlang der Mühlenau laden zu Spazier­
lich werden an der Pinneberger Chaussee       die 61-jährige Mieterin. Ihre Nachbarin       gängen ein“, schwärmt SPD-Ortschef
35 Eigentumswohnungen errichtet: Etwas        Angelika Lorenz ergänzt: „Das ist hier        Schreiber. „Eidelstedt ist gut aufgestellt,
südlicher, neben dem Furtweg, haben sich      sehr zentral gelegen, die S-Bahn ist vor      sollte aber noch an seinem Image arbei­
die ersten Mieter im neuen Wohnquartier       der Tür.“ Ihr Arbeitsplatz am Bahnhof         ten.“ Urbane Szene, ausgefallene Läden
Lüttwisch gerade frisch eingerichtet, und     Altona, wo sie per Lautsprecher die Züge      und Party­highlights fehlten bislang kom­
schon stehen die Baukräne für die nächs­      ankündigt, liegt nur elf S-Bahn-Minuten       plett. �
ten Mietshäuser nebenan. Insgesamt 106        entfernt. Das kleine, bunte Idyll hinter
Wohn­ungen sollen hier entstehen.             der grauen Elbgaustraße wirkt malerisch          Außenstelle in Eidelstedt:
     Der Bezirk Eimsbüttel hat in seinem      verträumt. Kleine Gärten, kleine Häuser,         Alte Elbgaustraße 12, Bürgerhaus,
Wohnungsbauprogramm für Eidelstedt            gelb angestrichen und frisch. Eine Bahn­         Raum „Treff“, Mo 14 - 17.30 Uhr

                                                                                                                       MieterJournal 3/2013 · 5
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
TITELGESCHICHTE

                                                                       Oben: Lothar Paschellis musste wegen angeblichem Eigenbedarf ausziehen.
     Damoklesschwert Eigenbedarf                                      Rechte Seite: Renate Maslo kämpft noch um ihre Wohnung. Fotos: stahlpress

     Mieter in Angst um ihr Zuhause
     Von Dr. Eckard Pahlke und Volker Stahl        min eingebaut, die Terrasse erweitert, den 31. Mai 2012 wegen Eigenbedarfs gekün­
                                                   Fußboden saniert, die Wege des zum Kanal digt. Begründung: Sie habe sich von ihrer
     „… denn im Wohnen, so vieldeutig die­         gelegenen Gartens mit weißen Steinen aus­ Lebenspartnerin, mit der sie ein Einfa­
     ses Wort eben ist, liegt doch das gan­        gelegt. Der besorgte Anruf kam, weil der milienhaus in Glückstadt bewohnt habe,
     ze Leben beschlossen“, so hebt der            Neffe als Erbe der verstorbenen Eigentü­ getrennt, wolle ihren Lebensschwerpunkt
     Büchner-Preisträger Martin Mosebach           merin die Wohnung besichtigt und mit wieder nach Hamburg verlagern und zu
     in „Der Mond und das Mädchen“ die             begehrlichen Bli­                                                  diesem Zweck ihre
     Bedeutung des Wohnens hervor. Für vie-        cken den Wunsch                Bundesrichter stützen               Wohnung bezie­
     le Mieterinnen und Mieter verändert sich      geäußer t hatte,           Eigenbedarfskündigungen                 hen. Nur: Dazu
     deshalb das Leben dramatisch, wenn ihr        selbst in die Woh­                                                 kam es nie. Eine
     Wohnen und die Wohnung bedroht sind.          nung einzuziehen. Prompt kam die Kün­ Familie zog in die 2,5-Zimmer-Wohnung
     Und viele Menschen, die ins Eigentum          digung. Die Mieterin wendete ihre riesi­ ein. Die Paschellis traten mit Unterstüt­
     wollen, missachten den Wert des Woh-          gen Aufwendungen ein, sie habe alles im zung des Mietervereins an ihre alte Ver­
     nens und die Not der Mieter, die sie mit      Einvernehmen mit der alten Eigentümerin mieterin heran und verlangten Auskunft.
     Eigenbedarf bedrängen, statt sich eine        eingerichtet, mit der sie oft auf der eigen­ Die erteilte der Rechtsanwalt von Elke S.
     mieterfreie Wohnung zu kaufen.                mächtig umgebauten Terrasse gesessen und „Aus unvorhergesehenen Gründen ist der
                                                   ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt Bezug der Räumlichkeiten gescheitert“,

     W
               ie lange kann ich noch in meiner    hatte. Nichts davon interessierte den Nef­ heißt es in dem Schreiben lapidar. Zwar
               Wohnung wohnen, die Wohnung         fen. Er drohte sogar seinen mietrechtlichen bekamen die Paschellis mithilfe des Mie­
               wurde verkauft?“ In diesen häufi­   Anspruch auf Rückbau der Wohnung in tervereins im Rahmen eines Vergleichs­
     gen Anfragen an den Mieterverein äußern       den ursprünglichen Zustand an, es gebe schlusses 4.500 Euro von der Vermieterin
     sich die Sorgen von Tausenden von Mie­        keine schriftliche Erlaubnis der Umbauten. überwiesen – doch ihre geliebte Parterre-
     tern, die eine Eigentumswohnung gemie­        Leider hatte er Recht. Allerdings konnte Wohnung waren sie los. Jetzt wohnen sie in
     tet haben oder deren Wohnung gerade in        er seinen Eigenbedarf erst nach mehreren Pinneberg im ersten Stock und zahlen 70
     Wohnungseigentum umgewandelt wurde.           Jahren und dann mit einem für die Mie­ Euro mehr Miete – bitter besonders für den
     So rief eine Mieterin vor Jahren aufgeregt    terin vorteilhaften Räumungsvergleich lungenkranken, auf externe Sauerstoffver­
     im Mieterverein an. Mit viel Elan, aber       durchsetzen.                                 sorgung angewiesenen Lothar Paschellis:
     juristisch naiv hatte sie ihre wunderschö­        Auch Angelika und Lothar Paschellis „Ich bin Hamburger und habe mich dort
     ne Altbauwohnung in der Blumenstraße          mussten ihre Mietwohnung am Pflug­ sehr wohlgefühlt, musste außerdem keine
     (Winterhude) nach ihrem Geschmack             acker in Eidelstedt verlassen. Die Eigen­ Treppen steigen.“ Weil er 5.000 Euro in die
     eingerichtet. Sie hatte einen Marmorka­       tümerin Elke S. hatte dem Ehepaar zum Ausstattung der neuen Wohnung stecken

6 · MieterJournal 3/2013
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
TITELGESCHICHTE

musste, sei der vorgetäuschte Eigenbedarf Jahre einforderten, dass der Vermieter die Wohnung in der Bornstraße frei gewor­
für den 58-Jährigen zudem finanziell ein Wohnung „für sich, seine Familienange­ den. Diese hätte sie dem Mieter anbieten
„Minusgeschäft“.                               hörigen oder Angehörige seines Haushal­ müssen, anstatt die Wohnung anderweitig
     Der Fall Paschellis sei kein Einzelfall, tes benötigt“, also begrifflich eine gewisse zu vermieten. Es bleibt abzuwarten, ob die
betont Rechtsanwalt Martin Steins: „Die Not der derzeitigen Unterkunft Grund des Vermieterin Berufung einlegt, die Chancen
derzeitige Wohnungsmarktlage führt zu Eigenbedarfs sein sollte, wie das Gesetz es für den Mieter auf Behalt seiner Wohnung
einer Steigerung der Eigenbedarfskündi­ eigentlich vorsieht, reicht heute ein „ver­ stehen aber gut.
gungen und damit wohl auch zur Steige­ nünftiges Erlangungsinteresse“. Inzwi­
rung der Missbrauchsfälle.“ Mit welchen schen sei nach Richtermeinung Eigenbe­
absurden Begründungen Eigentümer Mie­ darf „vernünftig“, auch wenn er sich auf
ter aus ihren Wohnungen herausbekommen einen ex­trem ausgeweiteten Personenkreis
wollen, zeigt ein Fall in Glinde. Die Mieterin bezieht, zum Beispiel auf die Unterbrin­
Renate Maslo wohnt seit fast 40 Jahren am gung eines Kindermädchens oder auf die
Sandweg in einer                                                      Einrichtung einer
Anlage mit rund                    Mieterschutz auch                  Rechtsanwalts­
180 Wohnungen.                       bei Eigenbedarf                  praxis, die die Ehe­
Im September 2011                                                     frau des Vermieters
erhielt sie die Kündigung von dem eben­ in der Wohnung des gekündigten Mieters
falls in der Anlage lebenden Eigentümer. einrichten will.
Sie soll aus ihrer günstigen und attraktiven       Viele Mieter fühlen sich deshalb in
Wohnung mit Dachterrasse ausziehen, weil ihren Wohnungen nicht mehr sicher. Sie
Eigentümer Edgar H. die Wohnung an seine haben ein Gefühl wie Damokles, über
gehbehinderte 87-jährige Mutter, die eben­ dessen Haupt das Schwert des Tyrannen
falls bereits in der Anlage wohnt, vergeben Dionysios – nur an einem Rosshaar hän­             Gleichermaßen hat ein Richter des
möchte. Er begründet den Eigenbedarf wie gend – zu fallen drohte. Der Mieterverein Amtsgerichts Tostedt eine Eigenbedarfs­
folgt: „Sie soll den Luxus erhalten, eine rät, nicht in Panik zu verfallen oder die kündigung abgewiesen. Der Vermieter
gleichwertige Wohnung mit einer Dachter­ Wohnung vorschnell aufzugeben. Zwar hatte die Wohnung für seinen Sohn gekün­
rasse zu bewohnen, ohne ihre sozialen Kon­ sind die Ängste berechtigt, da unser „sozi­ digt: Dieser wolle mit seiner Verlobten dort
takte zu verlieren.“ Und: „Weiterhin kann aler Rechtsstaat“ es zulässt, dass Mitbür­ einziehen, eigentlich ein vernünftiger und
sie von der Dachterrasse, über die Bäume ger eine Wohnung kaufen und den Mieter nachvollziehbarer Eigenbedarf. Die gekün­
hinweg, die Turmspitze der Friedhofska­ hinaussetzen, um dort selbst einzuziehen. digten Mieter kannten allerdings den Sohn
pelle sehen, neben der mein Vater beerdigt Die Mieter haben aber mehr Rechte, als sie und stellten infrage, ob dieser überhaupt
ist.“ Weil sie wegen körperlicher Einschrän­ denken (siehe Interview auf Seite 8).         einen eigenen Haushalt führen könne.
kungen den Friedhof nicht besuchen könne,          Es gibt deshalb auch Hoffnung: Auch Schon gar nicht, so ihr Einwand, habe er
werde ihr so ermöglicht, „visuell mit ihrem gegen Eigenbedarf können sich betroffene eine Verlobte. Auf Frage des Richters nach
verstorbenen Mann in Verbindung zu blei­ Mieter erfolgreich mit Behalt ihrer Woh­ dem Namen seiner Verlobten wandte sich
ben“, fabuliert der fürsorgliche Sohn weiter. nungen durchsetzen, was folgende Beispie­ der als Zeuge geladene Sohn an seinen
Renate Maslo kann trotz der Absurdität le belegen:                                         Vater, um diesen nach dem Namen der
dieser Aussage nicht lachen. Sie fürchtet          Ein Mieter – ehrenamtlich und sozial Verlobten zu fragen. Der Eigenbedarf war
um ihr Zuhause, ist verzweifelt: „Ich bin sehr engagiert bei der „Hamburger Tafel“ also offensichtlich nur vorgeschoben, was
total durcheinander, weil die Sache mich so und der Betreuung von schwerbehinderten der Richter auch so erkannte.
belastet.“ Sie sehe sich wegen ihrer geringen Nachbarn – soll nach 33 Jahren aus seiner        Besondere Vorsicht bei Eigenbedarfs­
Rente schon einen Einkaufswagen um die Wohnung in der Bornstraße ausziehen. kündigungen ist immer dann gegeben,
Alster schieben, sagt die 67-Jährige. Die jet­ Nachdem der Mieter Schimmel und Feuch­ wenn ein Mietstreit vorangegangen ist oder
zige Wohnung sei wegen des Fahrstuhls und tigkeit angezeigt und deshalb die Miete wenn der Vermieter – wie es die Regel ist
der Lage fürs Alter ideal: „Ich fühle mich gemindert hatte, kam die Eigenbedarfs­ – erwarten kann, dass die frei gewordene
hier bestens aufgehoben.“ Von ihrer kleinen kündigung. Die eigene Wohnung der Ver­ Wohnung teuer neu vermietet oder sogar
Rente könne sich die Seniorenwohnanlage mieterin sei „extrem dunkel“ und befinde mit großem Gewinn verkauft werden
Rosenhof nicht leisten.                        sich in einer „sehr                                                 kann. So kündigte
     Eine Mieterin in Öjendorf musste aus­ lauten Wohnge­                         Eigenbedarf oft                  ein Vermieter sei­
ziehen, weil die Vermieterin mit ihrem gend“ mit Schmutz                           vorgetäuscht                    nem Mieterehepaar
Lebensgefährten und ihrer Mutter den und Abgasen von                                                               eine Wohnung am
Wohnraum beansprucht hatte. Außerdem der Straße. Sie wolle mit der Wohnung des Harvestehuder Weg mit der Begründung,
sei Familienzuwachs geplant. „Eingezogen“ verklagten Mieters „den Stadtteil Rother­ sein Bruder lebe obdachlos auf einem Boot
ist jemand anderes: Auf dem Briefkasten baum genießen, ebenfalls die kulturellen an Australiens Küste. Die cleveren Mieter
befindet sich jetzt das Schild einer Gebäu­ Angebote in der Nähe“. Das Amtsgericht fanden diesen Bruder im Internet unter
dereinigungsfirma. „Es ist schon dreist, mit Hamburg hat die Klage abgewiesen. In die­ „Attraktive Charterfahrten mit neuem
welchen fadenscheinigen Begründungen sem Falle habe „die Sozialpflichtigkeit des Boot am Barrier Reef Australien“. Auch
sich Vermieter versuchen herauszureden, Eigentums Vorrang vor dem Schutz der hier war der Eigenbedarf also vorgescho­
wenn sie den behaupteten Eigenbedarf rea­ freien Nutzbarkeit des Eigentums“, und der ben, und als derselbe Vermieter dann mit
lisieren wollen“, kommentiert Rechtsanwalt Eigenbedarfsgrund sei „nicht zweifelsfrei“ seiner hochbetagten Mutter Eigenbedarf
Stein.                                         gegeben. Der Wunsch der Vermieterin, anmeldete, konnte er nicht mehr ernst
     Heute können Räumungen wesent­ in eine „bessere Wohnung“ zu ziehen, sei genommen werden. Mit der Gegendro­
lich schneller durchgesetzt werden, da die nicht nachvollziehbar, weil „die Klägerin hung, die Mutter als Zeugin zu laden, lief
hohen Richter des Bundesgerichtshofs selbst vor circa dreieinhalb Jahren aus dem die Kündigung ins Leere.
(BGH) die Voraussetzungen des Eigenbe­ streitgegenständlichen Objekt ausgezo­                  Die Fälle sind vielfältig, in denen Mie­
darfs erheblich erleichtert haben. Während gen ist“. Auch war zur Zeit der Kündigung ter wegen eines zunächst nachvollziehbaren
die Mietgerichte noch bis in die 1990er- eine andere der Vermieterin gehörende Eigenbedarfs – meist für die Ehefrau, mit

                                                                                                                     MieterJournal 3/2013 · 7
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
TITELGESCHICHTE

     der man in Trennung lebe – ihre Wohnung gung gegen Vermieter findet nicht statt. In        der Nachbarn interessieren offenbar nicht.
     verlassen müssen. In den meisten Fällen einem Fall mussten Mieter ihre Wohnung                  Mieter sind also in vielfältiger Weise
     werden die Wohnungen anschließend teuer aus dem Edwin-Scharff-Ring in Steilshoop           durch das Damoklesschwert des Eigen­
     anderweitig vermietet oder verkauft. Scha­ aufgeben, weil die Vermieterin mit ihrem        bedarfs in ihren Wohnungen bedroht. Sie
     densersatzansprüche der betrogenen Mie­ Sohn in die Wohnung wollte. Ein Jahr nach          haben aber mehr Rechte als sie glauben, sie
     ter sind nicht zu realisieren, weil die Ver­ Auszug der Mieter stand die Wohnung aber      müssen sie nur durchzusetzen versuchen.
     mieter gewitzt argumentieren, man habe immer noch leer, wie Nachbarn bestätigten           Mit der Hilfe des Mietervereins können
     sich nach Wegzug des Mieters ausgesöhnt. und der nicht vorhandene Stromverbrauch           trotz Eigenbedarfs viele Wohnungen dau­
     In anderen Fällen verweisen die Vermieter belegte. Die staatsanwaltlichen „Ermitt­         erhaft erhalten bleiben, die Mieter müssen
     auf die höchstrich­                                                lun­g en“ gingen        sich nur zur Wehr setzen. Oft können auch
     terliche Rechtspre­            Staatsanwaltschaften                immerhin so weit,       Räumungsvergleiche geschlossen werden,
     chung. D anach                lassen Mieter im Stich               dass die Polizei zur    mit denen Mieter durch oft nicht unerhebli­
     komme es für die                                                   Wohnung geschickt       che finanzielle Abfindungen anderweitigen
     Berechtigung einer Eigenbedarfskündi­ wurde. Die Staatsanwaltschaft am 12. Juli            Wohnraum finden und anmieten können.
     gung nur darauf an, ob der Eigenbedarfs­ 2013 wörtlich an den Mieterverein: „Dar­               Zum Schluss noch ein Zitat aus Carl
     grund bei Ablauf der vom Vermieter vor­ aus ist der Schluss zu ziehen, dass zumin­         Zuckmayers Autobiografie „Als wär´s ein
     gegebenen Kündigungsfrist vorlag. Dass dest der Sohn (der Eigentümerin, die Red.)          Stück von mir“: „… die Wohnung ist eine
     trotz weiterer Miete der Eigenbedarfsgrund in der streitbefangenen Wohnung wohnt.          Seelenhülle, ein magisches Gespinst, das
     später weggefallen war, muss den Mietern Dies lässt sich mit den Feststellungen der        der Not, auch dem Mitleid, verbietet, dem
     nicht mitgeteilt werden, gehe sie auch Polizei vor Ort, vor der Wohnungsein­               Menschen zu nahe zu kommen, und ihm
     nichts an – ein weiteres Beispiel für die gangstür stünden drei Paar Herrenschu­           hilft, seinen Stolz zu bewahren“. Dies soll­
     zunehmend mieterfeindliche Rechtspre­ he, der Briefkasten sei geleert, mühelos in          ten unsere „gutbetuchten“ Mitbürgerinnen
     chung des BGH.                                Einklang zu bringen“ (Der grammatische       und -bürger beherzigen, die – statt sich für
         Auch Strafanzeigen nach offensichtlich Fehler stammt ebenfalls vom Oberstaatsan­       ihren Bedarf eine mietfreie Wohnung zu
     vorgetäuschtem Eigenbedarf helfen nicht walt. Ein Beispiel für die Sorgfalt, mit der       kaufen –, Mieterfamilien aus ihren Woh­
     weiter. Die Staatsanwaltschaften stellen die Mieteranliegen behandelt werden?). Der        nungen vertreiben, weil deren Wohnungen
     Verfahren in der Regel ein, eine Strafverfol­ fehlende Stromverbrauch und die Aussagen     billiger zu haben sind. �

        INTERVIEW: MARIELLE EIFLER
        „Keine Kündigung ungeprüft hinnehmen“

                                                                                                                                        Foto: Typke
        MJ-Redakteur Volker Stahl sprach mit Marielle Eifler, Rechtsberaterin im Mie-
        terverein zu Hamburg, über das brisante Thema Eigenbedarf.

           Müssen alle Mieter Angst vor Kündi-          Nur bedingt. Es können zwar Här­
        gungen wegen Eigenbedarfs haben?            tegründe auch gegen Eigenbedarfs­
           Nein, allenfalls Mieter von Eigen­       kündigungen angeführt werden; deren
        tumswohnungen oder Wohnungen, die           Gewichtung fällt aber wegen der ver­
        in Wohnungseigentum umgewandelt             schärften Rechtsprechung des Bundes­
        werden können. Mieter von preisge­          gerichtshofs zum Eigenbedarf immer
        bundenem Wohnraum und Genossen­             geringer aus. Ich zitiere sinngemäß das
        schaftswohnungen sind dagegen sicher.       Amtsgericht Pinneberg, Aktenzeichen
                                                    82 C 86/12: „Hinsichtlich der von den
            Wie sollten sich Mieter bei Besichti-   Mietern angeführten Härte geht das
        gungen ihrer Wohnungen durch Eigenbe-       Gericht nicht davon aus, dass krank­
        darfsaspiranten verhalten?                  heitsbedingt ein Umzug unzumutbar
            Eigenbedarf kündigt sich meist durch    und deshalb nicht zu bewerkstelligen
        Wohnungsbesichtigungen an. Hier kann        wäre.“ Und das, obwohl der erblindete
        der Mieter die Termine mitbestimmen,        Mieter mit Asbestlunge und künstlichem
        ablehnen kann er sie nicht. Er darf die     Knie nach einer Bandscheibenoperation
        Wohnung aber „schlechtreden“, zum Bei­      zu hundert Prozent schwerbehindert ist,                                 Marielle Eifler,
        spiel auf Mängel hinweisen, auch darauf,    seine Frau mit Krebserkrankung und         Rechtsberaterin im Mieterverein zu Hamburg
        dass er sich mithilfe des Mietervereins     Rheuma ebenfalls nach einer Bandschei­
        und dessen Rechtsschutzversicherung         benoperation den Grad von achtzig Pro­
        zur Wehr setzen würde. Er kann ver­         zent Schwerbehinderung hat. Hier ist die   tig zum Mieterverein kommen, damit
        langen, dass sich Besucher mit Namen        Rechtsprechung geradezu menschenver­       die sehr hohen Kosten eines eventuel­
        ankündigen, sich vor der Tür ausweisen,     achtend!                                   len Räumungsprozesses durch dessen
        ihre Schuhe ausziehen und die Wohnräu­                                                 Rechtsschutzversicherung zum Großteil
        me nur vom Flur aus ansehen. Fotos darf         Wie verhalten sich Mieter nach         gedeckt sind. Es gilt zunächst, Ruhe zu
        er ablehnen.                                Zugang einer Eigenbedarfskündigung         bewahren. Vor allem sollte keine Kün­
                                                    richtig?                                   digung ungeprüft hingenommen oder
            Genießen ältere oder kranke Mieter          Mieter von durch Eigenbedarf           gar vorschnell eine Unterschrift geleistet
        besonderen Schutz vor Eigenbedarf?          bedrohten Wohnungen sollten rechtzei­      werden. �

8 · MieterJournal 3/2013
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
Serie

Hamburger Quartiere (10):
Hohenhorst
EINE MUSTERSIEDLUNG DER 1960ER-JAHRE ERNEUERT SICH

                                                                                   Das „Haus am See“ – Treffpunkt im Grünen. Foto: Sanmann

Von Klaus Sanmann                             Die Feldmark an der Grenze zu Schleswig-       Aufwertung des Wohnumfelds sind für die
                                              Holstein bietet ideale Voraussetzungen. Die    meisten Eigentümer ein wichtiges Thema.
„Hohenhorst, wo liegt denn das?“ Eine         endgültigen Baupläne entstehen 1959. Ein       So hat die SAGA GWG zwischen 1999 bis
typische Reaktion von Hamburgern, die         Jahr später erfolgt die Grundsteinlegung.      2012 bereits rund 60 Millionen Euro in
nicht mit dem Osten der Stadt vertraut        1964 ist die Siedlung samt Infrastruktur       ihren Bestand investiert. In diesen Wochen
sind. Hohenhorst ist eine Siedlung mit        und Folgeeinrichtungen wie Schulen, Kin­       erhalten die Häuser im Dahlemer Ring eine
rund 5.700 Wohnungen und etwa 12.000          dergärten, Einkaufszentrum, Jugendein­         neue Wärmedämmfassade, weitere Maß­
Einwohnern aus über 30 Nationen. Gele-        richtungen und Gemeindezentrum nahezu          nahmen werden folgen.
gen im Osten des Bezirks Wandsbek an          fertig.                                             Aber nicht nur an den Gebäuden tut
der Grenze zu Barsbüttel; der westliche           Die Bewohner sind mit ihrem Stadtteil      sich etwas: Spielplätze werden erneuert,
Bereich liegt noch in Jenfeld, der östli-     und den Wohnungen zufrieden, auch wenn         auch der öffentliche Grünzug, der sich von
che bereits in Rahlstedt. Die Bauweise        sich die Lebenspraxis nicht in allen Punk­     Nord nach Süd durch das Quartier zieht,
ist aufgelockert und weiträumig, zwi-         ten mit den Planungen der Architekten          befindet sich in der Umgestaltung. Es sind
schen Köpenicker Straße und Grune-            deckt. Insgesamt ist der Entwurf stimmig,      die deutlich sichtbaren Ergebnisse des
waldstraße wechseln sich Einfamilien-         es gibt keine nennenswerten Konflikte und      öffentlich geförderten „integrierten Ent­
häuser, Doppel- oder Reihenhäuser und         so kann sich das Quartier unbemerkt von        wicklungskonzepts“ für Hohenhorst.
Mehrfamilienhäuser mit drei bis neun          einer breiten Öffentlichkeit über die Jahr­         Frei nach dem Motto, „wer nicht auf­
Geschossen auf ansprechende Weise ab.         zehnte stetig entwickeln.                      fällig ist, der wird auch nicht beachtet“,
                                                  Ein kritischer Punkt ist damals – und in   nimmt man in der Politik erst seit Mitte des
      s ist Nachmittag an einem warmen        Teilen noch heute – die Anbindung an den       vorigen Jahrzehnts wahr, dass auch Hohen­
      Tag im August. Auf dem Weg ent­         öffentlichen Nahverkehr. Nach Wandsbek-        horst ein Quartier ist, das der öffentlichen
      lang der Schöneberger Straße, der       Markt oder zum Einkaufszentrum Billstedt       Aufmerksamkeit und Förderung bedarf.
zentralen Achse durch das Gebiet, fällt der   dauert die Fahrt mit dem Bus 20 Minuten,       Es sind nicht nur die großen Grünanlagen,
Blick sofort auf das Haus am See, das neue    der Hauptbahnhof lässt sich in 26 Minuten      die Spielplätze und der bauliche Zustand
Gemeinschaftshaus. Das Café im Erdge­         erreichen. Das sind akzeptable Fahrzei­        mancher öffentlichen Einrichtung, die
schoss mit seiner Terrasse unmittelbar am     ten, bemängelt werden jedoch die Takt­         entschiedenes Handeln verlangen. In den
Wasser lädt zum Verweilen ein. Überall im     frequenzen in den Abendstunden und am          vergangenen Jahrzehnten hat Hohenhorst
Gebiet befinden sich alter Baumbestand        Wochenende.                                    Menschen aus vielen Teilen der Welt auf­
und weitläufige Grünanlagen. Es wirkt             Von den fast 5.800 Wohnungen gehö­         genommen, so dass seine Einwohnerschaft
aufgeräumt, sauber, die Stimmung ist ent­     ren knapp 4.000 der SAGA GWG und etwa          heute durch eine große kulturelle Vielfalt
spannt.                                       900 drei Hamburger Genossenschaften.           gekennzeichnet ist. Wie die Erfahrung
    Ein Blick zurück: Großsiedlungen sind     Die übrigen 900 Wohneinheiten verteilen        zeigt, kann gute Nachbarschaft auch unter
Ende der 1950er-Jahre das Gebot der Stun­     sich auf private Wohnungsunternehmen,          diesen Bedingungen gelingen, wenn es
de, der Aufbauplan von 1960 geht noch von     die Eigentümer von Einzel- und Reihen­         Möglichkeiten gibt, sich zu begegnen und
einer zu erwartenden Einwohnerzahl von        häusern sowie von Eigentumswohnungen.          gegenseitig kennen zu lernen.
2,2 Millionen Menschen aus. Bevorzugt         Beim Rundgang durch die Siedlung ist es             Als die Lawaetz-Stiftung 2007 vom
sind Flächen, die bisher nicht bebaut sind.   überall zu sehen: Wärmedämmung und die         Bezirksamt Wandsbek mit der Gebiets­

                                                                                                                       MieterJournal 3/2013 · 9
Eigenbedarf Damoklesschwert - epub @ SUB HH
Serie

                                                                              Links und oben: Eindrücke
                                                                                   aus der Hohenhorster
                                                                                                Siedlung.
                                                                                     Rechts: Teilnehmer
                                                                                  des Stadtteilfestes der
                                                                                        Lawaetz-Stiftung
                                                                                         Fotos: Sanmann

                entwicklung in Hohenhorst beauftragt wird,          chen Maßnahmen angeschoben worden,              und sich die Nachbarschaft weiter festigt.
                geht es zunächst darum, die Beteiligung der         die das Leben im Stadtteil nachhaltig ver­      Mitstreiter sind herzlich willkommen.
                Bewohner zu organisieren und Eigenini­              bessert haben. Besonders stolz sind die             Wer sich im Quartier umhört und die
                tiative zu fördern. Hilfreich sind dabei die        Bewohner auf das „Haus am See“, in dem          Stadtteilzeitung liest, erkennt schnell, dass
                vielen Bewohner aus der ersten Generation.          viele Einrichtungen ihren Platz gefunden        die Bewohner zu ihrem Quartier stehen.
                Bei der SAGA GWG gehören noch etwa 20               haben. Vor allem bietet es endlich einen        Viele Kinder möchten nach dem Abschluss
                Prozent der Mieter zu dieser Gruppe. Sie            Raum für Feste, Versammlungen und viel­         ihrer Ausbildung in Hohenhorst bleiben,
                sind jetzt Rentner, haben oft genügend Zeit,        fältige ehrenamtliche Arbeit.                   wenn sie selbst eine Familie gründen. Aber
                verfügen über vielfache Kompetenzen und                  Nach der derzeitigen Planung sollen        wer eine Wohnung sucht, muss warten. Die
                fühlen sich für das Quartier verantwortlich.        Ende 2014 mit der Neugestaltung des Grün­       Nachfrage liegt über dem Angebot. Kein
                     Wichtigstes Gremium für den Erneu­             gürtels alle Projekte abgeschlossen sein. Da    Wunder bei den gut geschnittenen Woh­
                erungsprozess wird der 2008 erstmals                dann auch das Stadtteilbüro und der Bei­        nungen und Mietpreisen zwischen 4,77 bis
                einberufene Stadtteilbeirat. Unter den 25           rat ihre Arbeit beenden, haben Bewohner         zu 7,85 Euro in der Spitze. �
                Mitgliedern sind 13 Bewohner von Hohen­             den „Förderverein Aktives Hohenhorst“
                horst. In Laufe der vergangenen fünf Jahre          gegründet. Sie wollen sich dafür einsetzen,         er mehr über die Siedlung wissen
                                                                                                                       W
                sind eine Vielzahl von sozialen und bauli­          dass die positive Entwicklung Bestand hat          möchte: hohenhorst-hamburg.de

                                                                                                    Als vor gut    Schon mein Vater war vor dem Zweiten
                                      Aktiv für Hohenhorst
Foto: Sanmann

                                                                                               fünf Jahren         Weltkrieg überzeugter Sozialdemokrat
                                                                                               unser Quartier      und hat unter den Nazis dafür büßen
                                      Von Dieter Westphal            in das Programm der integrierten Stadt-       müssen. Vor 60 Jahren bin ich seine Fuß-
                                                                     teilentwicklung aufgenommen wurde,            stapfen getreten.

                                      A
                                           ls wir in den             habe ich die Chance gesehen, aktiv an              Die Aufgaben im Stadtteil sind viel-
                                           1 9 6 0 e r- Ja h re n    der Bestandsaufnahme und Neubewer-            fältig, aber sie sind nur zu erfüllen, wenn
                                           nach Hohenhorst           tung der vorhandenen Ressourcen mit-          man auch die Bürger mitnimmt. Dass
                                     zogen, hatten wir zuvor         zuwirken: Welche der im Laufe der Jahre       es gelungen ist, das „Haus am See“ trotz
                                     schon in einer Vielzahl         geschlossenen Einrichtungen lassen sich       aller Widrigkeiten Wirklichkeit werden
                   anderer Städte gewohnt, endgültig sess-           neu zum Leben erwecken oder durch             zu lassen, ist ein großer Gewinn für alle
                   haft geworden sind wir allerdings hier.           zeitgemäße Angebote ergänzen, wie lässt       im Stadtteil. Es wäre schön, wenn sich
                   Der Stadtteil war gerade dabei, sich neu          sich das Miteinander der inzwischen           noch mehr Bewohner an der Stadtteilar-
                   zu entwickeln. Eine große Anzahl Bau-             multikultureller gewordenen Bewohner-         beit und an dem Förderverein beteiligen
                   stellen, unfertige Straßen und teilweise          schaft noch besser fördern? Meine über        würden, denn nur gemeinsam können
                   ländliche Idylle prägten damals das Aus-          20-jährige Tätigkeit als Abgeordneter         wir etwas bewegen! �
                   sehen. Aber gerade das empfanden wir              war und ist dabei sicher hilfreich.
                   als eine große Chance – und wir haben                 Mich einzubringen und mitzuge-                      Der Autor ist langjähriges Mitglied
                   uns nicht getäuscht.                              stalten entspricht einer alten Tradition.                                 im Stadtteilbeirat

 10 · MieterJournal 3/2013
Rechtsprechung

                                                                                              rin sowohl bei dem Amtsgericht als auch
                                                                                              bei dem Landgericht nicht durchsetzen.
                                                                                              Auch die Revision blieb ohne Erfolg.
BGH-Urteile (41)                                                                              Der Bundesgerichtshof hat entschieden,
                                                                                              dass bei der Abrechnung einer durch die
Der Bundesgerichtshof (BGH) produziert fleißig                                                Gemeinde für die einzelne Wohnung fest­
mietrechtliche Urteile und trägt damit zur Klärung                                            gesetzte Grundsteuer in den Betriebskos­
strittiger Auslegungsfragen und zur Vereinheitli-                                             ten kein Raum für die Anwendung eines
chung der Rechtsprechung bei. Siegmund Chychla                                                vertraglich vereinbarten Umlagemaßstabs
stellt wieder einige neue Grundsatzurteile vor und                                            gegeben ist. Dies ergäbe sich daraus, dass
erläutert kritisch, welche praktische Bedeutung sie                                           die durch die Gemeinde speziell für die
für Mieter und Vermieter haben.                                                               einzelne Wohnung erhobene Grundsteu­
                                                                                              er an die Mieter in der Betriebskosten­
                                                                                              abrechnung einfach „weiterzuleiten“ ist.
                     Siegmund Chychla, Geschäftsführer und                                    Soweit sich aus einer früheren Entschei­
Stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg                                   dung etwas anderes ergeben sollte, hält der
                                                                                              Senat daran nicht fest.

                                                                                              Kommentar: Mit dieser Entscheidung
                                                                                              rücken die Bundesrichter endgültig von
                                                                                              der ursprünglichen aus dem Jahre 2004
    UNBEGRENZTE MIETSICHERHEIT                   de Begrenzung der Höhe der Mietsicher­       stammenden Rechtsprechung ab. Der Bun­
                                                 heit die Kündigung des Mietverhältnisses     desgerichtshof bekräftigt die sich seit 2011
Urteil vom 10. April 2013 – VIII ZR 379/12       herbeiführen und sich zum Nachteil des       abzeichnenden Tendenz in seiner Recht­
                                                 Mieters auswirken.                           sprechung, wonach unabhängig von dem
Der Bruder der Beklagten hatte eine Woh­                                                      vertraglich festgelegten Umlageschlüssel
nung des Klägers in Mannheim gemietet.           Kommentar: Bereits in der Vergangen­         für die Betriebskosten die Grundsteuer
Die monatliche Miete betrug 350 Euro             heit hat der Bundesgerichtshof zugelassen,   entsprechend dem Grundsteuerbescheid
zuzüglich 95 Euro Nebenkosten. Nachdem           dass Vermieter eine die drei Monatsmieten    der Gemeinde an den Mieter weiterzulei­
der Bruder der Beklagten die Mieten für          übersteigende oder unbegrenzte Eltern­       ten ist. Gegen diese Vorgehensweise ist in
Juli und August 2007 nicht gezahlt hatte,        bürgschaft annehmen dürfen, wenn diese       den Fällen, in denen der Mieter eine Eigen­
drohte ihm die Kündigung des Mietver­            ihnen „aufgedrängt“ wird. Mit der aktuel­    tumswohnung anmietet und der Grund­
hältnisses. Auf Bitten der Beklagten war         len Entscheidung wird von den Karlsruher     steuerbescheid sich auf die tatsächlich
der Kläger bereit, von der Kündigung             Richtern die eigentlich eindeutige Rechts­   angemietete Fläche erstreckt, nichts einzu­
abzusehen und den Mietrückstand von              lage weiter aufgeweicht. Damit wird der      wenden. Probleme können sich aber dann
Kaution zu Sparbuch unter der Vorausset­         Vermieterseite unnötiger Weise weiterer      ergeben, wenn die Wohnung während des
zung zu entnehmen, dass ihm eine ande­           Spielraum eröffnet, zusätzliche oder auch    Mietverhältnisses umgewandelt wird und
re Mietsicherheit gestellt werden würde.         höhere Sicherheiten entgegenzunehmen,        der folgende von der Gemeinde erlassene
Daraufhin gab die Beklagte eine Bürg­            was die Rechtssicherheit nicht fördern       Grundsteuerbescheid Wohnflächen oder
schaftserklärung ab, mit der sie sich für        wird.                                        Miteigentumsanteile erfasst, die mit der
die Mietzahlung ihres Bruders aus dem                                                         angemieteten Wohnung nicht deckungs­
Mietverhältnis mit dem Kläger verbürg­                                                        gleich sind.
te. Nachdem der Bruder der Beklagten                       GRUNDSTEUER /
danach erneut in Zahlungsrückstand gera­           VERMIETETE EIGENTUMSWOHNUNG /
ten war, wurde er nach fristloser Kündi­                  UMLAGESCHLÜSSEL                          ANFORDERUNGEN AN DEN
gung der Wohnung durch den Kläger zur                                                           SCHALLSCHUTZ / UMBAUARBEITEN
Räumung und zur Zahlung der Mietschul­           Urteil vom 17. April 2013 – VIII ZR 252/12           AM WOHNGEBÄUDE
den in Höhe von 6.500 Euro zuzüglich
Zinsen verurteilt. Weil die Beklagte aus der     Die Klägerin ist Zwangsverwalterin einer     Urteil vom 5. Juni 2013 – VIII ZR 287/12
Bürgschaftsurkunde lediglich zur Zahlung         an die Beklagte vermieteten Eigentums­
von drei Monatsmieten in Höhe von 1.050          wohnung in Oranienburg. Sie nimmt die        Der Kläger ist seit 1985 Mieter einer
Euro bereit war, hat der Kläger Zahlungs­        beklagte Mieterin auf Nachzahlung von        Wohnung des Beklagten in Mannheim.
klage erhoben. Sowohl das Landgericht            Betriebskosten aus den Abrechnungen          Es handelt sich um ein nach dem Zweiten
Mannheim als auch das Oberlandesgericht          für die Jahre 2005 bis 2007 in Anspruch.     Weltkrieg im Jahre 1952 wieder aufge­
Karlsruhe haben der Klage in voller Höhe         Nachdem die Zahlungsklage vor dem            bautes Wohngebäude. Im Jahre 2003 ließ
stattgegeben. Die dagegen gerichtete Revi­       Amtsgericht Oranienburg und dem              der Vermieter in der über der Wohnung
sion der Beklagten hatte keinen Erfolg. Der      Landgericht Neuruppin teilweise erfolg­      des Mieters liegenden Dachgeschosswoh­
Bundesgerichtshof hat entschieden, dass          reich gewesen ist, streiten die Parteien     nung Bauarbeiten ausführen, wodurch
die gesetzliche Bestimmung, wonach die           nur noch über die in Rechnung gestellte      zwei Wohnungen entstanden. Der Estrich
Höhe der Mietsicherheit auf drei Monats­         Grundsteuer von insgesamt 433,90 Euro.       wurde auf zwölf Prozent der Gesamtfläche
mieten begrenzt ist, nicht zur Anwendung         Die Mieterin meint, dass die Grundsteu­      entfernt und erneuert und im restlichen
gelangt, wenn die Mietsicherheit von             er für die Mietwohnung nicht entspre­        Bereich für die Verlegung eines neuen
einem Dritten geleistet wird, um eine dem        chend dem Steuerbescheid der Gemeinde        Bodenbelags abgeschliffen und verspach­
Mieter wegen Zahlungsverzugs drohende            den Betriebskosten einfach zugeschlagen      telt. Der Mieter beanstandete im Jahre
Kündigung abzuwenden. Wäre es in diesen          werden darf, sondern nach dem für die        2008 neben anderen Mängeln eine unzu­
Fällen verboten, eine drei Monatsmieten          Betriebskosten vertraglich vereinbarten      reichende Schallisolierung seiner Woh­
übersteigende Sicherheit zu vereinbaren,         Wohnflächenanteil vorzunehmen ist. Mit       nung zu den Dachgeschosswohnungen. Er
würde die dem Schutz des Mieters dienen­         dieser Auffassung konnte sich die Miete­     ist der Ansicht, dass die Schallisolierung

                                                                                                                      MieterJournal 3/2013 · 11
Rechtsprechung

                                                                                               Arbeiten geltenden              nommen wurden, ist in den seltensten Fäl­
                                                                                               Schallschutzwerte               len davon auszugehen, dass der ursprüng­
                                                                                               abzustellen. Denn               lich verbaute Schallschutz keinen Schaden
                                                                                               die Maßnahme ist                genommen hat.
                                                                                               von der Intensität
                                                                                               des Eingriffs in die
                                                                                               Gebäudesubstanz                       UNWIRKSAME BEFRISTUNG
                                                                                               mit einem Neubau                        DES MIETVERTRAGS /
                                                                                               oder einer grund­                      KÜNDIGUNGSVERZICHT
                                                                                               legenden Verände­
                                                                                               rung des Gebäudes               Urteil vom 10. Juli 2013 – VIII ZR 117/13
                                                                                               nicht vergleichbar.
                                                                                               Ein Mieter kann                 Der Beklagte mietete von dem Kläger ab
                                                                                               nicht er warten,                dem 1. November 2004 eine Wohnung
                                                                                               dass eine Baumaß­               in Waldshut-Tiengen. Auf Verlangen des
                                                                                               nahme so ausge­                 Mieters vereinbarten die Parteien des
                                                                                               führt wird, dass                Mietvertrags, dass das Mietverhältnis auf
                                                                                               der Schallschutz                bestimmte Zeit geschlossen wird – bis zum
                                                                                               ausreichend den                 31. Oktober 2011 mit einer Verlängerungs­
                                                                                               höheren Anfor­                  option von zweimal drei Jahren. Der Ver­
                                                                                               derungen der zur                mieter kündigte das Mietverhältnis wegen
                                                                                               Zeit der Durchfüh­              Eigenbedarfs zum 31. August 2011 mit
                                                                                               rung der Arbeiten               Hinweis darauf, dass die im Mietvertrag
                                                                                               geltenden DIN-                  geschlossene Befristung unwirksam ist.
                                                                                               Norm­e n genügt.                Sowohl das Amtsgericht als auch das Land­
                                                                                               Die Miet­m in­d e­              gericht Waldshut-Tiengen haben der Räu­
                                                                 Zeichnung: Peter Löwenhagen

                                                                                               r­u ng des Mieters              mungsklage des Vermieters stattgegeben.
                                                                                               ist deshalb nicht               Die Revision des Mieters hatte Erfolg. Der
                                                                                               g e­r e c h t­f e r t i g t ,   Bundesgerichtshof hat entschieden, dass
                                                                                               weil der Tritt- und             für die Dauer der unwirksamen Befristung
                                                                                               Luf t­s chall­s chutz           im Wege einer ergänzenden Vertragsaus­
                                                                                               der Wohn­u ng als               legung ein beiderseitiger Kündigungsver­
                                                                                               aus­r eich­e nd und             zicht der Parteien des Mietvertrags anzu­
                                                                                               vertrags­g emäß zu              nehmen ist. Zu berücksichtigen war, was
                                                                                               be­werten ist.                  die Parteien redlicher Weise vereinbart
                                                                                                                               hätten, wenn ihnen die Unwirksamkeit
                                                                      Kommentar: Auch                                          der Vertragsbestimmung bekannt gewesen
                                                                      mit dieser Ent­                                          wäre. Da das verfolgte Ziel einer langfris­
                                                                      scheidung setzt der                                      tigen Bindung an einen Mietvertrag durch
                                                                      Bundes­gerichtshof                                       einen beiderseitigen Kündigungsverzicht
                                                                      s eine bisher ige                                        erreicht werden kann, ist ein solcher Aus­
        „Mensch, heute kann ich Herrn Maier ja gar nicht hören.“      R e c ht­s p r e c h­u n g                               schluss der ordentlichen Kündigung für
                                                                      fort, wonach ein                                         die Dauer der Befristung anzunehmen.
                                                                      Ver­mieter zu einer                                      Die während der Dauer des Kündigungs­
     weder dem im Jahr 1952 noch dem im nach­träglichen Verbesserung des Schall­                                               ausschlusses ausgesprochene Kündigung
     Jahr 2003 geltenden Stand entspräche und schutzes nur dann verpflichtet ist, wenn                                         des Mietvertrags durch den Vermieter ist
     zahlte die Miete mit einem Minderungs­ er neu baut und das Gebäude grundlegend                                            daher unwirksam.
     vorbehalt von 20 Prozent. Mit seiner Klage verändert. Danach haben die Mieter ledig­
     gegen den Vermieter auf Rückzahlung von lich Anspruch auf den Schallschutz ihrer                                          Kommentar: Die für den Mieter vorteil­
     20 Prozent der in der Zeit von September Wohnung, der bei Errichtung des Wohnge­                                          hafte Entscheidung ist im Ergebnis rich­
     2007 bis April 2009 gezahlten Miete hatte bäudes galt. Der oft gegebene Rat, dass der                                     tig. Der Bundesgerichtshof orientiert sich
     der Mieter sowohl vor dem Amtsgericht Mieter mit dem Vermieter auch bei älteren                                           im Wege der ergänzenden Vertragsausle­
     als auch vor dem Landgericht Mannheim Wohngebäuden einen aktuell geltenden                                                gung an dem, was Mieter und Vermieter
     Erfolg. Auf die Revision des Vermieters höheren Schallschutz vertraglich vereinba­                                        bei Abschluss eines Mietvertrags tatsäch­
     hat der Bundesgerichtshof die Entschei­ ren kann, ist insbesondere in Regionen mit                                        lich gewollt hatten. Wenn somit eine feste
     dungen der Vorinstanzen aufgehoben. angespannten Wohnungsmärkten wenig                                                    Mietzeit vereinbart wird, in der die Kün­
     Haben Mieter und Vermieter keine kon­ hilfreich. Viel interessanter dürfte hier die                                       digung ausgeschlossen sein soll, so muss
     kreten Vereinbarungen zum Schallschutz Erkenntnis sein, dass schon geringfügige                                           das auch für den Eigenbedarf der Vermie­
     getroffen, gilt der Schallschutz als ver­ unsachgemäße Eingriffe in die Bausub­                                           terseite gelten. Es ist aber auch zu beden­
     tragsgemäß, der den technischen Nor­ stanz eines Wohngebäudes dazu führen,                                                ken, dass nichts anderes in dem umge­
     men entspricht, die bei der Errichtung dass der zum Zeitpunkt des Erbauens des                                            kehrten Fall gelten dürfte. Wenn nämlich
     des Gebäudes im Jahr 1952 galten, so die Gebäudes geschaffene Schallschutz unter­                                         der Mieter in vergleichbaren Fällen den
     Karlsruher Richter. Der Umstand, dass schritten wird. Zu denken ist dabei an den                                          Wunsch verspüren sollte, das Mietverhält­
     der Vermieter den Estrich abgeschlif­ gesamten vor 1945 erbauten Gebäudebe­                                               nis vor Ablauf der unwirksamen zeitlichen
     fen und verspachtelt und ihn lediglich stand. Unter Berücksichtigung der diver­                                           Befristung zu beenden, wird er sich unter
     auf zwölf Prozent der Gesamtfläche ent­ sen Substanzeingriffe, die seit Anfang des                                        Zugrundelegung der Erwägungen der
     fernt und erneuert hat, rechtfertigt nicht, 20. Jahrhunderts und während der Welt­                                        Karlsruher Richter ebenfalls an die Dauer
     auf die zur Zeit der Durchführung der kriege in diesen Gebäudebestand vorge­                                              der Befristung binden lassen müssen. �

12 · MieterJournal 3/2013
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